Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Karten und Legenden", der zweiten Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und die vorherige Episode bereits gesehen hat.
Einleitung.
Nach der Erstausstrahlung von "Star Trek: Picard" schien es bei den Meinungsbekundungen im Internet nur zwei Extreme zu geben: Die einen, die völlig euphorisiert waren und die anderen, denen es fragwürdig schien, ob die Serie mit seinem weitreichenden Rückbezügen irgendwo zwischen Nostalgie und Fanservice wirklich in der Lage sein würde, erfolgreich zu sein.
Natürlich ist es etwas schwierig, nach nur einer Folge - die wie in der letzten Rezension erwähnt nur schwer von dieser zu trennen ist - wirkliche eine Aussage treffen zu können…
Story.
Nachdem Jean-Luc Picard herausgefunden hat, dass die totgeglaubte Tochter Datas eine unbekannte Zwillingsschwester hat, beginnt er plötzlich, sich von seinem beschaulichen Ruhestand zu verabschieden. Er lässt sich diensttauglich schreiben und stattet dem Sternenflottenhauptquartier in der Hoffnung, das Kommando über ein kleines Schiff zu erhalten, einen längst überfälligen Besuch ab. Doch seine Bitte wird schroff abgewiesen, nicht zuletzt, weil sich Picard bei seinem früheren Arbeitgeber durch einen unvorteilhaften Gefühlsausbruch in einem Interview unbeliebt gemacht hat. Doch während der Admiral im Ruhestand nach alternativen Reisemöglichkeiten sucht, schlägt seine offizelle Anfrage ungeahnte Wellen und erregt die Aufmerksamkeit zwielichtiger Gestalten…
Lobenswerte Aspekte.
Besetzung.
Als Patrick Stewart 2019 bei seinem Panel auf der Star Trek Destination in Birmingham erzählte, er hätte während seiner Zeit am Set von TNG in den USA den Trend zum Zweit-Teebeutel eingeführt, weil ihm die dortigen Heißgetränke geschmacklich nicht intensiv genug gewesen sein, hielt ich das noch für eine dieser mehr oder weniger unterhaltsamen Anekdoten, die Briten ihren Landsleuten erzählen um sie davon zu überzeugen, wie weit sie von ihren amerikanischen Cousin kulturell überlegen wären. Wenn man aber nun in dieser Episode sieht, wie Picard in seiner französischen Einsiedlerei genau das Gleiche tut, erhält man einen Eindruck davon, wie viel von seiner eigenen Person und Geschichte Stewart in diese Serie miteinfließen ließ. Sein ironischer Kommentar zur Science Fiction (Vgl. Denkwürdige Zitate) schlägt in eine ähnliche Kerbe.
Vor allem die Szenen mit seiner Beteiligung zählen trotz oder vielleicht sogar wegen seines hohen Alters zu den qualitativ besten.
Was aber nicht bedeutet, dass der Rest der Hauptdarstellerriege ein Totalausfall wäre.
So gelingt es Isa Briones in der Rolle der Zwillingsschwester Soji mehrere - sehr menschlich-emotionale - Ausrufezeichen zu setzen. Dabei sollte erwähnt werden, dass sie kurzzeitig in Unterwäsche zu sehen ist, aber im Gegensatz zu ähnlichen Szenen in den Filmen J.J. Abrams dabei keineswegs der Verdacht der Fleischbeschau aufkommt, auch wenn sie kurz zuvor mit ihrem Geliebten dem gemeinsamen Bett entsteigt.
Die anderen Mitglieder des zukünftigen Main Casts geraten noch vergleichsweise wenig ins Rampenlicht.
Alison Pill als Dr. Agnes Jurati hat jene nette Szene beim Doppelteebeuteltreff mit Picard, setzt aber noch keine größeren Ausrufezeichen.
Ähnlich geht es Michelle Hurd (von deren Präsenz ich bei der Premiere in Berlin völlig verzaubert war), die in ihrer kurzen Vorstellung bestenfalls andeuten kann, welches Potential in ihr schlummert.
Dagegen gelingt es Orla Brady als Laris gleich mehrfach, die Handlung entscheidend voranzutreiben und gleichermaßen als fürsorgliche Haushälterin, als auch als ehemalige Tal-Shiar-Agentin zu überzeugen. Jamie McShane als Zhaban wirkt im Vergleich dazu sicherlich sympathisch, bleibt aber eher in der zweiten Reihe zurück.
Eine angenehme Überraschung bildet der kurze, aber bedeutungsschwangere Gastauftritt des TV-Veteranen David Paymer, der von "Hart aber herzlich" bis "Brooklyn Nine-Nine" in unzähligen amerikanischen Fernsehserien zu sehen war. Als ehemaliger Schiffsarzt der USS Stargazer bleibt die einzige mit ihm verbundene Frage die, warum Picard sich nicht an Beverly Crusher wandte, um einen Tauglichkeitsbescheinigung für den Sternenflottendienst zu erhalten. Dafür wird man mit einem Auftritt entlohnt, der in manchen Momenten ein wenig an Leonard "Pille" McCoy erinnerte.
Das Sternenflottenpersonal blieb hingegen größtenteils glanzlos.
Das Auffälligste an Ann Magnuson als Admiral Clancy war noch ihr Lippenstift, während der Auftritt ihrer Kollegin Tamlyn Tomita als Commodore Oh nicht minder farblos war. Aber bei Lichte besehen passt das perfekt zu ihren Charakteren, denn sowohl die störrische, verbitterte Beamtin als auch die gefühlslose, vulkanische Sicherheitschefin wirkten genau dadurch schlüssiger.
Endlich genug Platz zur Entfaltung bot sich dieses Mal für Harry Treadaway als Narek, der einen so tollen wie glaubwürdigen Romulaner abgab. Vielleicht können die vielen verwirrten Zuschauer nun über seinen Bart und der damit verbundenen oberflächlichen Ähnlichkeit zu Ethan Pecks Spock in "Discovery" hinwegsehen.
Am meisten mochte ich allerdings die verschlagene Nachwuchsagentin Narissa Rizzo mit ihrer gefühlskalten, aber gleichsam hasserfüllten Aura. Peyton List mimt eine eiskalte Agentin der man abnimmt, über Leichen zu gehen.
Von wegen Schall und Rauch.
Auch wenn ihr Name eher an einen Charakter aus den Muppets erinnert: Rizzo, die Ratte.
Und das vor allem deswegen, weil der italienische Nachname nichts anderes als "Ratte" bedeutet.
Hier zeigt sich ein gutes Händchen der Autoren, die ihre Charaktere mit realen, aber dennoch verräterischen Namen versehen haben. Die romulanische Agentin im Menschengewand ist damit treffend gewählt.
Auch die Reporterin, die sich anschickte, sich im ersten Teil als Henker Picards aufzuspielen, trug den deutschen Nachnamen Richter. Der Vorname Admiral Clancys deckt sich wohl nicht ohne Grund mit dem der Autorin Kirsten Beyer.
Vor allem aber finden die Namen Soji und Dahj in Indien weite Verbreitung, was insofern nicht verwundert, weil auch Datas Tochter Lal in "Datas Nachkomme" einen ähnlich exotischen Namen trug, der dem Subkontinent entstammte.
Der Nachname jedoch markiert die Krone dieser Sorgfalt, denn "Asha" bedeutet in Sanskrit nichts anderes als "Hoffnung".
Ein weiterer subtiler Hinweis darauf, warum die beiden Zwillinge erbaut wurden?
Direkt schade, dass die doppelzüngige Sternenflottensicherheitschefin im Angesicht dieses Trends mit einem fantasielosen 'Oh' abgefrühstückt wurde…
Moral.
Gleich die Anfangsszene spricht Bände. Wir sehen alles, für das Data und seine Freunde eingetreten sind, in Scherben daniederliegen. Synthetische Lebensformen sind eine Sklavenrasse, die des Nachts in einer Abstellkammer der lebhaften Sternenflottenschiffswerften auf dem Mars untergebracht werden. Ihnen schlägt offen Gleichgültigkeit, Abscheu, Verachtung und gar Ablehnung entgegen, was nur unschwer Parallelen in unsere heutige Zeit, aber auch in ein klassisches Sujet der Science Fiction erkennen lässt.
Davon ab gebührt allerdings ganz anderen Ausführungen eine gewisse Tagesaktualität:
"Die Romulaner waren unsere Feinde und wir haben ihnen geholfen, solange wir konnten. Aber selbst vor dem Angriff der Androiden auf den Mars haben vierzehn Spezies in der Föderation gesagt 'Überlasst den Romulanern sich selbst oder wir sind raus'. Wir mussten uns entscheiden; die Zukunft der Föderation riskieren, oder die Romulaner zurückweisen. […] Tausende andere Spezies sind darauf angewiesen, dass wir für Einheit sorgen; für Zusammenhalt."
Just an jenem Tag, an dem die Briten vor lauter Überfremdungsangst den Ausstieg aus der Europäischen Union vollziehen, wirken Statements wie dieser auf gruselige Weise zeitlos, aber es bietet auch einen interessanten Querverweis auf James T. Kirks kreative Interpretation des utilitaristischen Prinzips ("Das Wohl des Einzelnen wiegt manchmal schwerer als das Wohl von vielen") und stülpt es Picard über: Der TNG-Captain wendet es dabei nicht nur auf seinen ehemaligen Offizier Data an, sondern auch auf das ganze Volk der Romulaner, deren Fortbestand als Spezies er über die Einheit der Föderation zu stellen gewillt scheint.
Damit in Zusammenhang steht schließlich einer der spannendsten Brüche mit TNG.
War Jean-Luc Picard dort noch der unfehlbare Captain und moralische Leuchtturm, wird er hier von mehreren Seiten (Admiral Clancy, Raffi Musiker, Reportern) in seiner Autorität angezweifelt. Er wird zu einem isolierten Eigenbrötler, dessen Werte aus der Zeit gefallen scheinen. Picard ist nicht mehr, wer er mal war, aber das Gleiche lässt sich auch von der Sternenflotte und der Föderation sagen.
Kritikwürdige Aspekte.
Kein Einzelkämpfer.
In dieser Episode findet der Zuschauer im Unterschied zur letzten keinerlei Traumsequenzen, keinen Fanservice mit dem Holzhammer und kaum Nostalgiemomente wieder (wenn man einmal von den Enterprise-Simulationen im Sternenflottenhauptquartier absieht).
Stattdessen scheint das Anliegen dieser Folge darin zu liegen, weiterführende Details zu vermitteln, die zuvor nur in schwammigen Randbemerkungen angedeutet wurden. Dazu wurden ein paar Bösewichte eingeführt, deren wahre Qualität sich allerdings in späteren Folgen erst noch unter Beweis stellen muss.
Trotz dieses Anspruchs verfällt "Karten und Legenden" beim Erzählen keineswegs in falsche Hektik. Viel eher scheint Entschleunigung ist das neue Credo zu sein und man kann Picard schon einmal beim Blumenzupfen zuschauen, bei Aufräumen von zerbrochener Keramik oder gar beim gemütlichen Herabfahren von Rolltreppen. Die Szenen auf dem Mars Beginn zu der Episode bieten schon das Maximum an Action, dass sich in dieser Dreiviertelstunde offenbart.
Stattdessen wird der rote Faden hauptsächlich von gezielten Dialogen und überschaubaren Entwicklungen getragen, die man natürlich auch als mangelndes Erzähltempo auslegen könnte.
Doch weil das ein ungerechter Vorwurf wäre, bleibt das Manko (neben der Rückkehr von Lens Flares) viel mehr, dass die Episode von ihrem Vorgänger getrennt wurde. Denn schließlich lassen die Kontinuität auf dem Stuhl des Regisseurs (Hanell Culpepper leistet konstant gute Arbeit), der Mangel an neuen Handlungsorten und die fortgeführte Etablierung der Rahmenhandlung viel eher den Schluss zu, dass es sich um eine zusammenhängende Story handelt, die vor allem aus Marketing-Gründen auseinandergerissen wurde, weil sich zwei einzelne Folge einfach viel besser verkaufen als nur eine.
Kanonbrüche und Logiklöcher.
Zunächst bleibt einmal festzuhalten, dass es eine Reihe netter Kanonbezüge gibt. Auf dem Borg-Kubus und beim Sternenflottenhauptquartier herrscht ein kosmopolitisches Flair mit einer ganzen Reihe bekannter und unbekannter Wesen, die dem Ort ein passendes Star-Trek-Feeling verleihen. Zusammen mit der Erwähnungen alter Kameraden (Riker, Worf, La Forge) und früherer Gegner (Klingonen, Gorn), der prominenten Zurschaustellung der traditionsreichen Vasquez Rocks, einer stilvollen Referenz auf den Roddenberry-Freund Isaac Asimov und dem ersten Commodore seit Äonen ergibt sich ein bunter Flickenteppich aus Querverweisen, die aber nicht allzu störend für Neueinsteiger wirken dürften.
Auch über kleinere Merkwürdigkeiten kann man mühelos hinwegsehen.
So waren Trill-Namen bislang vergleichsweise simpel gehalten und reichten von Jadzia Dax über Lenara Kahn bis hin zu Ezri Tigan. Nun wird dieser erlauchte Kreis um den etwas sperrigen Zungenbrecher Naáshala Kunamadéstifee erweitert, aber eigentlich ist das weniger ein Kanonbruch, sondern eher eine kuriose Erweiterung des selbigen.
Als ungleich problematischer empfinde ich daher eher die Etablierung der Zhat Vash. Nicht, dass ich darin eine so eklatante Parallele zur Sektion 31 sehen würde, aber dieses Kaninchen, dass da aus dem Hut gezaubert wird, hinkt auf seinen Hinterläufen.
So konstruiert Laris in Hörreichweite Picards einen interessanten Entwurf der romulanischen Gesellschaft bis dato, dem auf den ersten Blick eigentlich kaum etwas entgegenzusetzen ist:
"Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass keinerlei künstliches Leben in der romulanischen Kultur existiert? Wir haben keine Androiden und forschen weder in KI noch in Kybernetik. Unsere Computer sind auf rein numerische Funktionen begrenzt."
Kaum etwas bis auf den Satz aus dem Munde des romulanischen Admirals Alidar Jaroks, der in "Der Überläufer" Data gegenüber verlauten lässt:
"Sie sind der Android! Ich kenne eine Menge romulanischer Kybernetiker, die Ihnen gerne so nahe wären wie ich es jetzt bin."
Nicht minder merkwürdig als Schrödingers Kybernetiker auf Romulus erscheint die forensische Zaubertechnologie, mit der Laris und Picard versuchen, den Entführungsversuch Dahjs zu rekonstruieren. Ich kann mich mit einiger Fantasie ja noch darauf einlassen, dass man die "romulanische Methode der Molekularrekonstruktion" entsprechend einsetzt, aber dass man auf diese Weise sogar 'Audio-Moleküle' wiederherstellt, ist doch etwas bemüht.
Auch auf dem Mars läuft einiges schief.
Der First-Contact-Day wird zwar als Feiertag, an dem der Rest der Föderation frei hat gehandelt, aber im Short Trek "Children of Mars" müssen wir mitansehen, wie ein paar arme Schulkinder just an diesem Tag unterrichtet werden.
Und warum schlafen die syntetischen Androiden überhaupt?
Wäre es nicht viel sinnvoller, sie Tag und Nacht laufen zu lassen wenn man unter Zeitdruck eine ganze Evakuierungsarmada aus dem roten Wüstensand stampfen muss?
Schlussendlich wirkte eine Einstellung besonders dick aufgetragen.
War es wirklich nötig, dass sich der Android selbst in den Kopf schießt, wenn die Oberfläche des Planeten noch vierzehn Jahre später lichterloh brennt?
Verschwörungstheorien.
Im Folgenden sollte nur weitergelesen werden, wenn man bereit ist, sich die Überraschung verderben zu lassen, denn an dieser Stelle folgen einige Überlegungen zu möglichen Richtungen, in die sich die Serie bewegen wird.
Also: Absolute Spoilerwarnung!
Die erste Theorie betrifft die Romulaner. Wir wissen, dass ein Großteil des Reiches einer verheerenden Supernova zum Opfer fiel, während die Ressourcen durch den Vorfall auf dem Mars nicht ausreichten, 900 Millionen Bürger des Sternenimperiums zu evakuieren. Dennoch bleiben die Romulaner ein regionaler Machtfaktor, wenn auch als einflussärmerer "Freistaat".
Grund dafür sind Deviseneinnahmen über einen inaktiven Borgkubus, dessen Wrack sich im Staatsgebiet des Restreiches befindet. Durch die Bergung von Technologie und die Erforschung der kybernetischen Lebensformen hält sich der gebeutelte Staat über Wasser.
Allerdings gibt es noch immer konservative Kräfte, die die Politik mitbestimmen. Ein radikaler Sprengel des Tal Shiars etwa, der sich der antikybernetischen Hysterie des Zhat Vash verschrieben hat, macht gemeinsame Sache mit einem der ältesten Feinde der Romulaner:
Der Föderation.
Um den umstrittenen kybernetischen Machenschaften des Erzfeindes ein Ende zu setzen, sind die Führungskräfte des Zhat Vash sogar bereit, einen Genozid an der eigenen Bevölkerung in Kauf zu nehmen, in dem sie in Kooperation mit ähnlich gesinnten Teilen der Sternenflotte die Schiffswerften auf dem Mars und damit die Evakuierungsflotte ausschalten. Oder um es in Anlehnung an den sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" zu sagen: "Die haben mit uns konspiriert um ihre eigenen Leute zu töten…"
Meine zweite Theorie betrifft Picards Rolle in der nach ihm benannten Serie. Die bisherigen Anzeichen deuten auf ein epochales Ereignis hin: Picard wird sterben.
Erinnern wir uns an die Aussage seines Hausarztes, der auf das in "Gestern, Heute, Morgen" angesprochene irumodische Syndrom anspielt.
"Es kommen einige Syndrome in Frage, die sich stark ähneln. […] Ein paar sind behandelbar, aber sie enden letztendlich gleich. Einige früher, einige später."
Dann führt er weiter aus:
"Ich weiß nicht, in welche Schwierigkeiten Sie sich da bringen wollen, aber vielleicht haben Sie ja Glück und sterben noch vorher."
Machen wir uns nichts vor: Auch Patrick Stewart ist nicht mehr der jüngste. Das Damoklesschwert eines verfrühten Todes schwebt beständig über der Produktion (auch wenn wir das alle nicht hoffen wollen!).
Was gibt es da besseres, als die eigene epochale Rolle mit einem Knall zu beenden (vgl. dazu Stewarts Auftritt in "Logan")?
Und was gäbe es für einen größeren Knall als Jean-Luc Picard in Erfüllung seiner Pflicht das Zeitliche segnen zu sehen?
Bleibt nur zu hoffen, dass sein Abtritt stilvoller ausfällt als der Tasha Yars, James Kirks oder Trip Tuckers.
Die letzte Theorie betrifft schließlich die Traumsequenzen mit Data.
Es ist extrem auffällig, wie sehr diese Schlüssel zur Lösung des Rätsels erhalten, als wären sie gelenkt.
Hinzu kommt, dass Data im ersten Traum fünf Herzdamen auf den Tisch legt - also fünfmal Q.
Wer weiß schon genau, was das bedeutet; aber ich halte es nicht für abwegig, dass hier im Angesicht der Borg, Datas und des Todes Picards eine höhere Macht die Finger im Spiel hat - eine Macht die den Zuschauern und dem legendären Sternenflottencaptain nur allzu gut bekannt ist.
Synchronisation.
Da gibt es eigentlich immer etwas zu schimpfen, denn schon allein der Umstand, dass Picard mit seinem langjährigen Freund, Kupferstecher und Hausarzt ins Siezen verfällt, während Soji eine wildfremde Frau spontan duzt, wirkt sehr deplatziert. Auch die Übersetzung des Witzes mit "Brauner Kleber" ist in etwa so witzig wie Deutsche Synchronisation im Allgemeinen.
Doch halt, hier gilt es eine Lanze zu brechen!
Das Original des Witzes ist keinen Deut besser, weswegen es durchaus legitim ist, hier zum Wohle der Verständlichkeit eine entsprechende Eigeninitiative zu zeigen.
Natürlich könnte man sich ferner darüber ärgern, dass die Androiden "kompromittiert" werden, aber andererseits sollte an dieser Stelle Erwähnung finden, dass mit "Indizes" der korrekte Plural von "Index" gebildet wurde.
Vor allem aber bin ich der deutschen Sprachspur dankbar, dass die absolut unnötige Verwendung des Wortes "Fucking" in der Originalversion angenehmerweise fehlt und einem deutlich sachlicheren Sprachstil Admiral Clancys gewichen ist.
Fazit.
"Karten und Legenden" bemüht sich, die angestoßenen Entwicklungen der ersten Folge mit Leben zu füllen. Erste zarte Umrisse von Gegenspielern erscheinen vielversprechend auf dem Handlungsbogen, der vorrangig von Dialogen getragen wird und verhältnismäßig wenig Raum für Action bietet. Vor allem von der Präsenz Stewarts getragen bleibt das größte Manko der Episode, dass sie von ihrem Vorgänger getrennt wurde und nur schwer als eingeständige Folge zu funktionieren scheint.
Bewertung.
Eine wichtige Ergänzung zur ersten Folge.
Schluss.
Eigentlich würden die Zahlen für sich sprechen - wenn CBS sie denn veröffentlichen würde. Stattdessen spricht man in der noch jungen Streaming-Sparte des US-amerikanischen TV-Senders optimistisch von einem Rekord-Monat, der eine erhebliche Anzahl von Neu-Abonnements aufweist. Daran mag sicherlich auch der Umstand nicht ganz unschuldig sein, dass auch die Übertragung von NFL-Spielen und der Grammy-Verleihung hier einen guten Teil der Neukunden zum Erwerb bewegen konnte.
Amazon Prime Video hingegen, das außerhalb von Nordamerika die Übertragungsrechte für "Star Trek: Picard" sichern konnte, ist ähnlich schweigsam, wenn es um die Veröffentlichung von derartigen Umsatzzahlen geht.
Doch die Anzeichen sprechen eine deutliche Sprache.
Bereits vor dem Start der Serie erhielt sie eine zweite Staffel, die mediale Aufmerksamkeit ist ungebremst und die Kommentarspalten von Star-Trek-Seiten deuten auf eine breite Zuschauerschaft hin.
in der Tat zeigt "Picard" deutlich, dass man mit einem Hausnamen und der Fortführung altbekannter Geschichten einen so erfolgreichen wie einträglichen Weg abseits von Prequels oder Reboots einschlagen kann, der dennoch den Ansprüchen der Zeit genügen kann.
Und wer weiß, vielleicht öffnen die positiven Verkaufszahlen ja Tür und Tor für ähnliche Projekte, in denen neben gänzlich neuen Star-Trek-Serien auch verdiente Star-Trek-Veteranen wie Worf, Khan oder Janeway eine erzählerische Renaissance erleben…
Denkwürdige Zitate.
"Guten Morgen, Plastikmenschen!"
Mr. Pincus
"Darf ich Dich was fragen?"
"Na klar! Solange Du keine Antwort erwartest…"
"Dürfen wir miteinander schlafen oder ist das ein Geheimnis?"
"Definitiv letzteres."
"Ist alles, was Romulaner tun geheim?"
"Oh, darüber darf ich leider keine Auskunft geben."
"Ist Dein Name wirklich Narek?"
"Einer davon…"
"Gibt es denn irgendwas, was Du mir über Dich erzählen kannst?"
"Ja! Ich bin eine sehr verschwiegene Person."
Soji und Narek
"Für ein Relikt sind Sie in exzellenter Form."
Dr. Moritz Benayoun
"This facility has gone 5843 days without an assimilation."
Schild an Bord des Artefakts
"Romulaner stehen auf Drama."
Soji
"Aus der Sicht des Kollektivs ist das hier nichts weiter als ein Friedhof."
"Und was sind wir dann?"
"Das was man auf jedem Friedhof findet. Einige zehren von den Toten, manche sind Geister und wieder andere wie Sie Dr. Asha spenden die Wiederauferstehung."
Narek und Soji
"Ich habe mich nie richtig für Science Fiction interessiert. Irgendwie finde ich keinen Bezug dazu."
Jean-Luc Picard
"Okay, Sie brauchen jemanden der Sie hasst und der nichts zu verlieren hat."
"Ich habe sie bereits kontaktiert…"
Zhaban und Picard
"Ist das 'nen Sechsundachtziger?"
Raffi Musiker
Weiterführende Leseliste.
01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
10. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"