Wo Licht fällt, gibt es für
gewöhnlich auch immer eine ordentliche Portion Schatten, um die
flüchtigen Momente des Glücks bei Aufkeimen sofort wieder
unterdrücken zu können. Die guten und schlechten Nachrichten
betreffen im Moment gleichermaßen J.J. Abrams, dessen
Wiederauferstehungshilfe für die totgeglaubte Franchise Star Trek
nun auch dem Lokalrivalen Star Wars zugute kommt, für dessen mit
allgemeiner Spannung erwarteten siebenten Streich er ja bekanntlich
die Regie führen wird (die Tafelrunde berichtete).
Aber während im unter allgemeinem
Trommelwirbel die Augen der Medien, Fans und restlichen Welt auf die Bekanntgabe der Neuverpflichtungen für die noch namenlose "Episode VII" gerichtet waren, rückte eine andere Ankündigung in den
Hintergrund und erreichte ob des heiteren Trubels erst mit einiger
Verspätung die einschlägigen Internetportale.
Die Hiobsbotschaft betrifft die
Fernsehserie "Almost Human", für die Abrams' Name aus
irgend einem Grund auf der Produzentenlohnrolle steht. Als Hauptstar
der Science-Fiction-Serie irgendwo zwischen "Blade Runner", Google Glasses und "T.J. Hooker" wurde immerhin niemand geringeres als Karl Urban verpflichtet (Dr. Leonard "Pille" McCoy in den
aktuellen Reboot-Filmen und kürzlicher Star der Star Trek Destination Germany), der nun wieder frei für andere Projekte
sein dürfte. Diese Serie wurde vom US-Fernsehsender nicht verlängert
und ist somit abgesetzt.
In "Almost Human" verkörperte
Urban den kantigen Cop John Kennex, der im Jahr 2048 zusammen mit
seinem Data-ähnlichen Androidenpartner Dorian (Michael Ealy) auf Verbrecherjagd
geht (die Tafelrunde berichtete). Doch trotz einiger
vielversprechender Ansätze gelang es der Serie nicht, an Abrams'
vorherige Serieerfolge wie "Alias", "Lost" oder "Fringe" anzuknüpfen.
Abrams und Urban waren allerdings
nicht die einzigen Star-Trek-Veteranen, die an diesem Projekt
mitwirkten. Auch der durch seine Arbeit bei TNG bekannte Produzent
Naren Shankar war an der Konzeption der Serie beteiligt, bevor er
wegen 'kreativer Differenzen' vorzeitig das Entwicklerteam verließ.
Im Laufe der Serie deutet sich an, dass dieser Verlust tatsächlich
größer war als gedacht, denn die Quoten der lediglich dreizehn
Episoden sanken von beinahe zehn Millionen Zuschauern rasch auf unter
sechs. Wer die Serie verfolgen konnte, wird denn auch zugeben müssen,
dass deutliches Potential nach oben bestand und die Serie zwar
sehenswert, aber mitnichten außergewöhnlich einzustufen war.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Fernsehsender drastisch in die
eigentlich geplante Ausstrahlungsreihenfolge eingriff, bereits im
Vorfeld die den ursprünglich angesetzten Sendestart verlegte und mit
"Intelligence" ein recht ähnliches Konzept bei der
Konkurrenz unter Vertrag steht.
Mit der gestern verkündeten Absetzung
unterstrich der verantwortliche US-Fernsehsender FOX nochmals seinen
schlechten Ruf als Seriengrab, den bereits ähnlich kurzlebige
Science-Fiction-Projekte wie "Firefly", "Terra Nova" oder "Dollhouse" am
eigenen Leib erfahren mussten. Ein schlechtes Omen für zukünftige
Produktionen wie etwa einer potentiellen Star-Trek-Fernsehserie (die
den Schwung der Abramsfilme ausnutzt), denn damit wird auch der
irrige Eindruck geweckt, dass beim Publikum im Moment kein Interesse
an SciFi auf dem Fernsehschirm bestehen würde. Kein Wunder also,
dass die Entscheidungsgremien der US-Fernsehanstalten heiße Eisen
wie dem entsprechende Projekte meiden, da ihnen das Risiko für
vergleichsweise teure Weltallserien zu groß erscheint. Dass
bisherige Produktionen jedoch durch die Bank weit hinter ihren
Erwartungen zurückblieben oder zu Unrecht geopfert wurden, bleibt
bei dieser Betrachtungsweise allerdings gern außen vor.
Ob "Almost Human" jemals für
den deutschen Fernsehzuschauer ausgestrahlt wird, erscheint nach
diesem absehbaren Fehlstart als vergleichsweise unwahrscheinlich.
Scheinbar bleibt Science Fiction in den kommenden Jahren erst einmal
auf die große Kinoleinwand beschränkt, wie der Medienhype über die
Besetzung des kommenden Star-Wars-Films nahelegt. Bei aller Freude
der Genre-Fans über den Fortschritt an der siebenten
Krieg-der-Sterne-Episode bleibt dieser Tag damit aber auch das Datum,
mit dem eine mögliche Star-Trek-Fernsehserie noch mehr in weite
Ferne gerückt wurde.
Heute war es wieder soweit, das "Eddington " rief und alle kamen...nun, nicht wirklich alle, aber doch einige interessante Aussteller und vor allem auch Comicmacher waren bei der Jubiläumsveranstaltung, die Comicbörse im Eddington wurde 10, vor Ort. Und auch ein einsames Tafelrundenmitglied hat sich mal wieder in die Nürnberger Strasse verirrt.
Popkultur im Keller des Ellington Hotels
Tim Wöhrle bei seinem Panel über die Entstehung des Comics ERIDANI
Unglaublich: Panini Sammelalbum komplett für 99 EURONEN - stolzer Preis!
Star Trek Actionfiguren umrahmen hie das andere star
Nun muss man sagen, dass ich nicht zu den frühen Vögeln gehöre und deshalb schlug ich erst gegen 14:00Uhr am Veranstaltungsort auf. Wenn man aber Schnäppchen machen will, sollte man schon früh aufstehen. Allerdings bin ich dieses Mal aus eher nostalgischen Gründen zur "Comic Con" von Berlin gefahren; es dürfte ungefähr das achte Mal für mich gewesen sein.
Und welche Entwicklung hat die Veranstaltung genommen - man kann nur staunen! Vom Comic-Ramsch-Basar mit Flohmarkt-Charakter mausert sich die Comic Börse, so noch der offizielle Name, zu einem echten Geheimtipp für den gemeinen Fan der Heftchen mit den bunten Bildern. Und nicht nur das, dem aufmerksamen Besucher wird nicht entgangen sein, dass die Veranstaltung sich verändert. Sicher, der Händlerraum bildet nach wie vor das Herzstück. Warum auch nicht? Schließlich ist das Comic ja der wirkliche Stargast auf der Veranstaltung.
Nein, ganz still und heimlich etabliert sich auf der Messe ein "Rahmenprogramm". Waren es bei einer der letzten Messen zum Beispiel die Macher des Comics "RIA" mit einem eigenen Stand vor der Messehalle die mich begeisterten, gab es dieses mal Performancemäßig noch eine Steigerung. Auf zwei Panels, hier liebevoll "Aktionsraum" genannt, präsentierte sich das ebenfalls aus Berlin stammende kleine Comicprojekt "ERIDANI". Genau wie "Ria" entsteht dieser Comic ausschließlich in Berliner Wohnzimmern...und kann sich wirklich sehen lassen.
Tim Wöhrle und Sascha Bragulla mit den ersten beiden Bänden von Eridani
Eridani spielt im Jahr 2143 auf einer menschlichen Ansiedlung auf Epsilon Eridani. Der geneigte Star Trek Fan wird sich hier sofort an 40 Eridani erinnert fühlen, dem System, dem sich der Planet Vulkan zugehörig fühlt. Aber damit nicht genug, in diesem "fotorealistischen" Comic wird die Geschichte der Menschheit bei ihrem zukünftigen Trek in die Weiten des Weltraums erzählt. Und natürlich spielt auch hier wie in Star Trek ein Schiff die Hauptrolle, die Aashwaasaan.
Das Ganze ist so spannend gemacht und wunderschön erzählt, dass die Tafelrunde darüber demnächst hier im Rahmen ihrer Reihe Star Trek in Berlin und Brandenburg noch ausführlicher berichten wird.
Ein zweites Panel (hier Podiumsgespräch) gab es übrigens mit dem Zeichner Hermann Huppen, das sogar in englisch!
Und das war noch nicht alles. Natürlich präsentierten sich wieder einige namhafte Zeichner mit ihren Werken und signierten Hefte und gaben Kostproben ihres zeichnerischen Talents für lau preis.
Zugegen waren dieses Mal:
Hermann (Andy Margan, Jeremiah, Comanche u.v.m.) Jean-Marc Rochette (die Schneekreuzer) Marc Bourgne (Frank Lincoln) Edward Winokan (Kinder der Dämmerung) Robert Heracles (Nam-Tech) Tim Wöhrle (Eridani) Jan Suski (Luzian Engelhardt) Tomppa (Engel) Thorsten Kiecker (RIA) Dörte Dettlaff (Blood Baptism) Rainer Engel (Horrorschocker, Geister-Schocker)
Fazit: Die Comic Messe mausert sich, auch wenn sie bei weitem noch nicht die Ausmasse anderer Veranstaltungen dieser Art hat. Aber mit der Einführung von Podiumsgesprächen im Eventraum eröffnen sich hier ganz neue Möglichkeiten. Und wer weiß, vielleicht kann man in einigen Jahren, wenn die Messe dann wirklich Berlin ComicCon heißt und die Besucher in Scharen herbeiströmen, sagen: "Ich war damals dabei gewesen"!
Und natürlich habe ich mir als leidenschaftlicher Sammler neben Band 1 von Eridani wieder eine Kleinigkeit mitgebracht:
Vor nicht allzu langer Zeit begab sich eine kleine Abordnung der Star-Trek-Tafelrunde auf eine gewagte Außenmission in die Metropole des Hessen, pardon, der Hessen, nach Frankfurt/ Main. Der aufmerksame Leser des Blogs wird sich noch an die Berichterstattung aus berufenen Munde erinnern können, wenn nicht, kann man hier die Beiträge von Turon, Rok, Mirima und K'olbasa noch einmal nachlesen.
Technisch gesehen war die die Reise eine echte Entdeckungsreise, und damit meinen wir jetzt nicht das futuristische aussehen der Messehalle selbst. Neben beeindruckenden Spielereien, wie dem auf einem Emotionschip á la Data basierenden "Zentralnervensystemmanipulators", mit dessen Hilfe man mittels purer Gedankenkraft nicht nur ganz putzige Ohren bewegen sondern sogar eine Drohne steuern konnte.
Das besondere Highlight der Destination Star Trek war für uns alle zweifelsohne der Stand einer kleinen britischen Firma mit dem klangvollen Namen LEVAVO. (Laut Turon sogar einer der heimlichen Höhepunkte).
Anhand der letztgenannten Person wollen wir hier nun die Entstehungsgeschichte solch einer Figur nachzeichnen.
Nicht weniger als 64, auf drei Ebenen im Kreis angeordneten digitale Spiegelreflexkameras schossen dort gleichzeitig ein Bild von der jeweiligen Person.
All diese Informationen wurden dann zu einem 3D-Bild zusammengefügt.
Dies wiederum war die Matritze für einen Hochleistungscomputer, welcher aus diesen Daten auf wundersame Art und Weise ein Replikationsgerät beauftragte, ein maßstabsgetreues Abbild jener Person zu erschaffen.
Je nach Geschmack und Finanzlage konnte man nun aus drei verschiedenen Größen auswählen: Fünfzehn Zentimeter für 120 Pfund, zwanzig Zentimeter für 175 Pfund oder fünfundzwanzig Zentimeter für 250 Pfund. In diesem Fall fiel die Wahl auf das günstigste Angebot.
Vierzehn Tage später klingelt dann der Postbote zu Hause an der Tür und übergibt ein kleines Päckchen mit dem fertigen Endprodukt. Und das kann sich wirklich sehen lassen:
Die Figur ist sehr leicht und besticht durch einen hohen Detailgrad. Angefangen bei der beim Rasieren übersehenen unterschiedlichen Länge der Koteletten (wirklich!) bis hin zur TWOK-Gürtelschnalle -alles, bis hin zu den Ohrmuscheln ist genau zu erkennen! Selbst das Gesicht wird von einer handelsüblichen Sony-Kamera mühelos erkannt. Unglaublich, Fotos gehören wohl bald der Vergangenheit an; der Trend geht zur eigenen Plastik!
Wer also möchte, kann problemlos die Big-Bang-Theory-Episode "Willkommen in der Donnerkuppel" in seinem eigenen Heim nachspielen und ohne zuviel verraten zu wollen: Die stilvolle Levavo-Figur überflügelt das seelenlose Howard-Wolowitz-Püppchen um Längen. Ein ideales Geschenk für den Sammler, der schon alles zu haben glaubt...
Heute vor vierhundertfünfzig Jahren wurde ein Mann getauft (wann genau er geboren wurde, ist umstritten),
ohne den Star Trek nicht das wäre, was es heute ausmacht.
Unmittelbar nach dem Namen Roddenberrys sollte eigentlich der Name
dieses Universalgenies stehen. Und lägen nicht ebenjene
vierhundertundfünfzig Jahre dazwischen, so würden sich einige
ältere Helden im englischen Original wohl so anhören (die
Wortbeiträge entstammen dieser sehr lesenswerten Quelle):
Die
Rede ist natürlich von niemand geringerem als William Shakespeare.
Der Autor aus dem beschaulichen Avon-Städtchen Stratford war für
die englische Sprache in etwa das, was Martin Luther für die
deutsche war: Ein Leuchtfeuer, das bis in die sprachliche Gegenwart
scheint.
Und als ob das noch nicht genug wäre,
sind Shakespeare-Dramen, -Tragödien und -Lustspiele bis heute so
etwas wie die Königsdisziplin anglophoner Schauspieler, darunter
natürlich auch verdiente Star-Trek-Veteranen wie etwa dem Briten Sir
Patrick Stewart, der kürzlich zu Protokoll gab, dass er zwischen
beiden Metiers gar nur geringe Qualitätsunterschiede ausmachen kann:
"It is as valid as Shakespeare. I
don't distinguish one from the other."
Meine sehr freie Übersetzung:
"Es ist ebenso angemessen wie
Shakespeare. Ich unterscheide das eine nicht vom anderen."
"I think that the
experience that we get in making a fourhundred-year-old text work is
exactly what you need for giving credibility and believability to
fantasy, science fiction, and the like. I think that's why I was so
good at it!"
Meine wiederum sehr freie Übersetzung
dazu:
"Ich glaube, dass die Erfahrung die wir darin
sammeln, einen vierhundert Jahre alten Text zum Leben zu erwecken, genau das beinhaltet, was man benötigt, um Glaubwürdigkeit und
Überzeugungskraft in Fantasy, Science Fiction und ähnlichen Genres
unterzubringen. Ich denke, das ist der Grund, warum ich so gut
darin bin!"
Neben der Fähigkeit, sich besser in
eine Serie wie Star Trek hineinversetzen zu können, bietet das Erbe
Shakespeares einen reichhaltigen Fundus, den die Fans rund um den
Erdball zur Genüge kennen. Ich denke nicht, dass ich an dieser
Stelle noch einmal auf den Hamlet in klingonischer Sprache hinweisen
muss, den es mittlerweile für ein paar Darseks zu kaufen gibt. Ich
muss wohl auch nicht noch einmal auf die zeitlosen Kommentare des
Spiegeluniversums-Phlox hinweisen, der im Enterprise-Zweiteiler "Die dunkle Seite des Spiegels" feststellte,
dass Shakespeares Werke in beiden Wirklichkeiten gleichermaßen eine
der wenigen – wenn auch sehr düsteren - Konstanten bot. Und ganz
sicherlich muss ich nicht noch einmal auf die TOS-Folge "Kodos der Henker" oder den sechsten Star-Trek-Kinofilm "Das unentdeckte Land" verweisen, die vor Zitaten und Auszügen nur
so triefen.
Aus diesem Grund wollen wir aus
gegebenem Anlass einmal versuchen, zehn andere, eher unbekannte
Fakten zu finden, die noch nicht so öffentlich breit getreten wurden
wie die eingangs erwähnten Beispiele. Damit möchten wir
verdeutlichen, wie eng Star Trek in seinem Kern mit Shakespeare
verbunden ist und wie groß der Einfluss des legendären Dramatikers
auf die Science-Fiction-Franchise tatsächlich ausfiel.
Also frei nach Woody Allen: Die
Tafelrunde präsentiert - Was sie schon immer über Star Trek und
Shakespeare wissen wollten und sich nicht zu fragen trauten!
Fakt #02. In der TOS-Episode "Brot und Spiele" ist sogar ein Stück Shakespeare zu sehen. Obwohl das Geschehen eine Parallelentwicklung zum alten Rom nahelegt, trägt Prokonsul Claudius Marcus ein Wappen auf der Brust, das zufälligerweise mit dem William Shakespeares identisch ist. Warum dieses Wappen Verwendung fand (vielleicht eine Anspielung auf dessen Werk "Julius Caesar"?) wird wohl ebenso ein Rätsel bleiben wie die Verwendung dänischer Maschinengewehre in der selben Episode.
Fakt #03. Nicht nur für Folgentitelinspirationen bedienten
sich die Drehbuchautoren bei Shakespeare. Auch in den Inhalten
orientierte man sich großzügig am literarischen Vorbild. So wurde
die Handlung ganzer Episoden wie "Planet der Unsterblichen" oder "Brautschiff Enterprise" einfach
übernommen, während in anderen Folgen wie "Das Spukschloss im Weltall", "Der Blutschwur"
oder "Neue Intelligenz" zumindest Handlungselemente 'ausgeborgt' wurden.
Allerdings ist diese Vorgehensweise schon damals nichts Verwerfliches
gewesen: Bereits die heimliche Inspiration für Star Trek, der
Fünfziger-Jahre-Sci-Fi-Streifen "Alarm im Weltall" ging in
Gänze auf ein Shakespeare-Werk zurück.
Fakt #04. Der als leidenschaftliche
Shakespeare-Fan bekannte Patrick Stewart ließ sich in "Der Überläufer" nicht die Chance entgehen, selbst in den Genuss zu
kommen, an der kurzen Inszenierung von "König Heinrich der Fünfte" am
Anfang der Folge teilzuhaben. Mit schwerer Maske unkenntlich gemacht
spielte er eine kleinere Nebenrolle. Daher ist in dieser Szene
zweimal Patrick Stewart zu sehen: Einmal als Captain Jean-Luc Picard, der Data beim
Schauspielern begutachtet und einmal als Michael Williams, der den Kommandanten der USS Enterprise am Ende als unwillkommenen Eindringling wahrnimmt.
Fakt #05. Wer sich auch nach der zehnten
Wiederholung noch immer fragt, wieso Kanzler Gorkon in Star Trek VI:
"Das unentdeckte Land" eigentlich allen Ernstes behauptet,
"Sie werden Shakespeare erst richtig genießen, wenn Sie ihn im
klingonischen Original lesen." obwohl der Mann ja nun eindeutig
ein Mensch war, dem sei dies gesagt:
Im Film diente die Verwandlung des
menschlichen Dramatikers in einen klingonischen Autor um als
Gleichnis auf Versuche Nazi-Deutschlands, den Nationaldichter
Großbritanniens für sich zu vereinnahmen. Dementsprechend kann man
im (englischsprachigen) Vorwort des klingonischen Hamlets auch von den
Propaganda-Versuchen der Föderation lesen, Wil'yam Shex'pir
widerrechtlich für sich zu beanspruchen. Allerdings streut bereits
die TOS-Episode "Fast unsterblich" deutliche Indizien für
eine ganz andere Identität des Engländers: Der Fund eines
unveröffentlichten Originalscripts Shakespeares auf Holberg 917G
legt die Vermutung nahe, dass auch Shakespeare tatsächlich nur ein
Alter Ego des unsterblichen Flints war.
Auf jeden Fall spielen sämtliche dieser Theorien auf die streckenweise sehr dürftigen Informationen über das Leben und Wirken des Mannes an, die uns heute überliefert sind und damit eine Vielzahl kruder Verschwörungstheorien befeuerte.
Fakt #06. Auch eine Vielzahl an Schiffen geht
direkt auf William Shakespeares Vorlagen zurück. Der Name der USS Horatio in "Die Verschwörung" etwa geht weniger auf
Horatio Hornblower zurück (sonst wäre es wohl eher die USS
Hornblower), sondern eher auf den Charakter aus "Hamlet".
Auch die USS Hathaway fußt in ihrer Bezeichnung wohl auf dem Mädchennamen der Ehefrau Shakespeares und selbst die
Miranda-Klasse kann ihre Wurzeln in "Der Sturm" wiederfinden. Zudem kann man selbst auf der Widmungsplakette
der USS Prometheus einen Ausspruch des großen Dramatikers als
Leitmotiv finden.
Fakt #07. Eine der bekanntesten Einrichtungen
zur Pflege des Erbes William Shakespeares ist heutzutage die
renommierte "Royal Shakespeare Company". Schauspieler wie
Ian McKellen, David Tennant oder Ian Holm, die in ihren Produktionen
mitwirkten, umgibt eine gewisse Aura des Darsteller-Adels. Insgesamt sechs
Schauspielern aus dem Star-Trek-Universum gelang es, ebenfalls auf
den Lohnzettel dieser Einrichtung zu gelangen. Neben Sir Patrick
Stewart waren dies David Warner, Malcolm McDowell, Christopher Plummer und William Morgan Sheppard. Als einziger Frau in dieser illustren Runde gelang auch
Alice Krige dieser Coup.
Fakt #08.William Shakespeare kann man
übrigens auch bei Star Trek Online begegnen. Allerdings nicht
leibhaftig, doch immerhin als (lila) Hologramm, das auf dem eigenen
Schiff die Position des Doff-Quartiermeisters übernimmt. Alles was
man für den Erwerb tun muss, ist den Zwanzig-Stunden-Auftrag eine Aufführung von Hamlet auf dem Holodeck mit einem "Critical
Success" abzuschließen (allerdings hat man nur einmal die
Chance dazu). Natürlich gibt es diesen Auftrag auch für die
klingonische Fraktion; hier winkt als Belohnung das rein klingonische
Hologramm Wil'yum Sheks'per [sic!]. Wahrhaft episch!
Fakt #09. Dass in Picards Bereitschaftsraum
mindestens eine Shakespeare-Ausgabe herumliegt, gehört fraglos zum
Star-Trek-Grundwissen. Allerdings lag das Buch nicht nur dekorativ im
Raum herum, wie eine Analyse von Jörg Hillenbrand und Bernd
Schneider auf Ex Astris Scientia beweist: In mühsamer Detektivarbeit
ist ihnen gelungen nachzuweisen, welches Werk gerade die
Aufmerksamkeit des Captains oder seiner Besucher in welcher Episode
beanspruchte. Eine absolut lesenswerte Zusammenstellung!
Fakt #10. Schließlich kann sogar eines der am
häufigsten mit Star Trek verbundenen Markenzeichen zur Hälfte auf
Shakespeare zurückgeführt werden. Zwar ist die Fingerstellung des
Vulkanischen Grußes ohne Frage durch Leonard Nimoy höchstpersönlich
von einem jüdischen Segenszeichen abgeleitet, doch die dazugehörige
Formel "Live long and prosper." lässt sich ebenfalls mit
einem Zitat aus "Romeo und Julia" in Verbindung bringen:
In diesem Sinne wünscht auch die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam Babelsberg ein angenehmes Wochenende und schließt mit einem Zitat ab, das beweist, dass die Beziehung zwischen Star Trek und Shakespeare keineswegs so einseitig gewesen ist, wie es die lineare Zeitbewältigung vermuten lässt und sogar über eine gewisse tagesaktuelle Brisanz verfügt:
Es ist zwar nur noch ein Tag, aber vielleicht hat ja doch noch jemand Interesse an Berlins größter Comicbörse und weiß noch nicht, was er oder sie am kommenden Sonntag vorhat. Hier der Veranstaltungstipp fürs Wochenende!
Unter amerikanischen Serienliebhabern
kursiert eines der schrecklichsten Schimpfwörter, die ein
Serienproduzent sich vorstellen kann. Es heißt "Jumping the
Shark" und beschreibt den Moment, in der eine Serie den Zenit
ihrer Kreativität überschreitet und beginnt, sein Publikum immer zu
weniger zu interessieren, so dass es allmählich das Interesse daran
verliert, ihr weiter zu folgen.
Der Ausdruck stammt ursprünglich aus
einer der erfolgreichsten Fernsehproduktionen überhaupt. Sie hieß
"Happy Days" und glorifizierte das Leben in der USA um die
Fünfziger und Sechziger Jahre. Die älteren Leser unseres Blogs
werden sich eventuell erinnern, dass "Happy Days" 1985 auch
auf dem damals noch jungen Sender Sat.1 lief; den jüngeren könnte
das Format aus der ein oder anderen Wiederholungswelle auf Kabel Eins
bekannt sein.
Zuerst als heimlicher Antiheld, mit
weiterem Verlauf der Serie immer mehr als Hauptstar der Serie
gefeiert wurde der von Henry Winkler verkörperte Arthur Herbert
"Fonzie" Fonzarelli. Als der populäre und unglaublich
coole Charakter mit Lederjackenfetisch in Staffel fünf (von
insgesamt elf) auf Wasserski den todesmutigen Sprung über einen
eingesperrten Hai sprang, kreierte er damit, ohne es zu wissen, einen
eingängigen Fachterminus. Der Internetkolumnist Jon Hein prägte mit
einem Studienfreund die Phrase "Jumping the Shark" in Bezug
auf den langsam einsetzenden Niedergang einer Fernsehserie und
eröffneten eine gleichnamige Website, die verschiedene Serie unter
diesem Aspekt betrachtete und dem Begriff daraufhin eine weite
Verbreitung bescherte. Nachdem der Betreiber jedoch die erfolgreiche
Seite verkaufte, geriet sie ihrerseits ebenfalls auf einen
absteigenden Ast. Mittlerweile wird der Begriff nicht nur auf
Fernsehserien, sondern auch auf Websites, Personen, Computerspiele,
technische Geräte oder Marken übertragen.
Doch bei aller Eingänglichkeit des
Begriffs zieht er auch einige Kritik auf sich. Die Episode "Fonzie
in Hollywood, Teil III" ("Hollywood: Part 3") war mit
knapp 30 Millionen Zuschauern nicht nur eine der erfolgreichsten
Shows bis dato, sondern "Happy Days" büßte auch bis weit
über die Folge hinaus nichts an seiner Popularität ein. Fred Fox Junior, der Autor von "Fonzie in Hollywood" wehrte sich entschieden dagegen, dass ausgerechnet das von ihm verfasste Script
zum Ausgangspunkt einer solchen Einteilung herangezogen wurde.
Aus diesem Grund hatten bereits Jon
Hein und andere Autoren mehrere augenscheinliche Merkmale
zusammengefasst, an denen sich punktuell festmachen lässt, wann eine
Serie erste Symptome dafür zeigt, diesen knorpelfischverseuchten
Rubikon zu überschreiten. Nach einer Auflistung der zu dieser Thematik besonders empfehlenswerten Webpräsenz von "TV Tropes"
(und natürlich aus der in Jon Heins Buch "Jumping the Shark")
wollen wir an dieser Stelle einmal einen genaueren Blick auf diese
Kennzeichen werfen, die nach Besetzungswechsel, Charakterentwicklung,
Handlungsentwicklung, Kunstgriffe und Produktionsentwicklungen
sortiert werden können (die genauen Bezeichnungen für jeden Punkt sind allerdings von mir
persönlich frei erfunden, um damit in den kommenden Wochen besser arbeiten zu können).
1. Besetzungswechsel
Rauswurf eines Hauptcharakters. Ein
beliebter Charakter wird aus der Serie entfernt. Besonders, wenn es
zu einem herzlosen, unbefriedigenden oder kaum nachvollziehbaren
Ausstieg kommt, fehlt dem Zuschauer dafür zuweilen der Zugang.
Häufig wird dabei ein ruhiger, friedvoller und introvertierter
Frauen-Charakter abgesäbelt, den die Produzenten durch eine
attraktivere Person mit mehr Sex-Appeal austauschen wollen. Manchmal
liegen die Gründe auch darin, einen Charakter mit besseren
Erzählmöglichkeiten auszustatten oder durch jemanden zu ersetzen,
dessen schauspielerisches Potential höher ist.
Die große Lücke. Die Produzenten
haben einen Charakter als Nachfolger installiert, der dem Anspruch,
der Qualität oder den Leistungen seines Vorgängers
hinterherhinkt.
New Kid. Ein neuer Charakter
wird in der Serie untergebracht, der – aus welchen Gründen auch
immer – den Hass der Fans auf sich zieht. Manchmal wird aber auch
einfach nur auf Biegen und Brechen versucht, einen weiteren
Darsteller in der Schauspielerriege unterzubringen, ohne dass allzu
viel Rücksicht auf Glaubwürdigkeit, bestehende
Figurenkonstellationen oder gar Notwendigkeit für diesen Schritt
geübt wird.
Pubertät. Einer der jungen
Hauptdarsteller, beginnt plötzlich erwachsen zu werden. Symptome für
diese Entwicklung sind u. a. Stimmbruch, plötzliches Absinken des
Niedlichkeitsfaktors oder Installation eines neuen, jüngeren
Darstellers, der das entsprechende Zielpublikum bei der Stange halten
soll.
Zuwachs. Die Geburt eines Kindes
stellt die Chemie einer Serie auf den Kopf und führt mitunter in
eine völlig neue Richtung. Nicht selten gelangt der Nachwuchs auch
ohne die unmittelbare Kenntnisse der Erzeuger in die Serie oder stößt
erst dann zur Hauptbesetzung, wenn keiner mehr mit ihm rechnet.
Richtungswechsel. Ein Charakter, der
für die Chemie der Serie eine zentrale Rolle spielt, wird entfernt,
woraufhin sich der Fokus der Serie verlagert.
Das zweite
Gesicht. Obwohl der Darsteller wechselt, bleibt die Rolle allen
Unähnlichkeiten zum Trotz die selbe. Zuweilen wird dieses Thema aber
auch aufgeweicht, indem es zwar unterschiedliche Darsteller und
Charaktere gibt, aber die Anlage der Charaktere auffällige
Ähnlichkeiten birgt.
2. Charakterentwicklung
Autorenliebling. Verhasste
Charaktere bekommen zusätzliche Aufmerksamkeit und auch wenn es
zuweilen hilfreich scheint, die ein oder andere Facette zur Rolle
hinzuzufügen, enden die Versuche meist damit, das er nur umso mehr
zu einem Spielzeug der Drehbuchschreiber mutiert.
Substanzverlust.
Die Tiefe eines bereits etablierten Charakters verflacht zusehends,
so dass alle zuvor gewonnenen Errungenschaften des selben hinfällig
erscheinen. Die kann zur Folge haben, dass sich die Fans von diesem
abwenden.
Beziehungsschwierigkeiten. Das
offizielle Pärchen der Serie löst die vorhandenen sexuellen
Spannungen zu früh auf und vergrault damit Zuschauer, die eigentlich
durch dieses Spannungselement bei Laune gehalten wurden.
3.
Handlungsentwicklung
Plötzlicher Richtungswechsel. Die
Rahmenbedingungen einer Serie werden urplötzlich durch einen Umzug
oder einen Berufswechsel radikal geändert.
Durststrecken.
Eine Serie läuft zu lange vor sich hin, ohne irgend eine Form von
Fortschritt, Entwicklung oder Auflösung gibt. Das kann darin liegen,
dass die Serien Lückenfüller einfügt oder zu offensichtlich wird,
dass zu große Schritte in der Handlung dem Ende der Serie zu weit
vorgreifen würden. Es kann beim Zuschauer zunehmend das
frustrierende Gefühl entstehen, dass die Drehbuchautoren hier eine
unabsehbar lange Hinhaltetaktik betreiben, so dass sie das Interesse
verlieren und einfach umschalten.
Achterbahn. Die Show wird
von einer unheimlichen Bandbreite der Gefühle beherrscht, die meist
aus dem Eingreifen von Geldgebern resultieren, die Serie kantiger und
dunkler oder weicher und positiver zu gestalten. Das Resultat ist
eine wilde Achterbahnfahrt auf der emotionalen Skala und
unterschiedlichsten Schattierungen von Antagonisten.
Erhobener Zeigefinger. Einige der
Schreiber bringen zu viel aus ihrer eigenen Persönlichkeit innerhalb
der Serie unter. So können Episoden missbraucht werden, um die
eigenen religiösen, politischen oder philosophischen Ansichten
breitzutreten, ohne dass die Haupthandlung daraus irgendwelche
Vorteile ziehen kann.
Wildwuchs. Die Handlung wird mit
zu vielen unerwarteten Wendungen versalzen, die der Hauptstory
widersprechen, schlecht umgesetzt wurden und/ oder schlichtweg
dämlich sind.
Messlattenhoch. Die Serie erlebt
einen so außergewöhnlich ikonografischen Moment, so dass alles was
folgt, darin scheitert, diesem Qualitätszustand zu
genügen.
Hochzeit. Die endgültige Zementierung einer
Beziehung entfernt die Spannung unwiederbringlich aus der Serie oder
verbaut anderen (attraktiveren) Kombinationen den
Weg.
Trennungsschwierigkeiten. Das offizielle Pärchen (oder
das Nebenpärchen) trennt sich ständig voneinander, nur um schon
bald wieder zusammen zu kommen. Das verschärft nicht nur bei dem
Paar auf unnötige Weise die Konflikte, sondern auch beim
Zuschauer.
Schema F. Die Haupt- und/ oder Nebenhandlungen
beginnen immer mehr vorhersehbar und berechenbar zu werden.
Jumping
the Shark. Die Handlungsstränge und Charakterentwicklungen beginnen
soweit hergeholt zu wirken, dass sie den Zuschauer über dessen
Grenzen der Akzeptanz für Außergewöhnliches beanspruchen und daher
unglaubwürdig wirken.
Schwarzmalerei. Die Überdosis an
dunklen Elementen und nur wenigen Lichtblicken kann dem Zuschauer die
Identifikationsbasis mit den Hauptcharakteren genommen werden,
wodurch sie ebenfalls die Lust an einer Serie verlieren können.
4. Kunstgriffe
Gaststarinflation. Die Serie
beginnt zu sehr, auf attraktive Gastauftritte zu setzen, die jedoch
an der Plausibilität der Serie zerren.
Michael-Bay-Syndrom. Grafische
Spielereien (etwa der extensive Einsatz von 3D, Action und
Explosionen) werden vermehrt genutzt, um von anderen Probleme (etwa
bei der Charakterentwicklung) abzulenken.
Verfrühter Filmeinschub. Der Film
zur Serie wird veröffentlicht, wodurch das Kreativlevel der Serie
ins Wanken gerät. Da clevere Führungskräfte überwachen die
Beliebtheit einer Serie oder Franchise und lassen den Film just in
dem Moment einsetzen, zu dem die Serie ihren absoluten Höhepunkt
erreicht. Dadurch kann man ihn häufig als sicheres Zeichen dafür
werten, dass es von nun an bergab geht.
Jojo-Gefühl. Ein
Haupthandlungsstrang wird aufgelöst, nur um unmittelbar danach
wieder aufgemacht zu werden. Der Zuschauer verliert das Interesse und
die Übersicht – ganz besonders, wenn es wieder und wieder
geschieht.
Urlaub. Manchmal genügt schon eine Ferienreise,
um eine Fernsehproduktion umzukrempeln. Entweder sind sie das
Armutszeugnis einer Drehbuchautorenriege, die keine Ideen mehr hat
oder ein Wendepunkt für den ein oder anderen Charakter.
Heiße
Kartoffeln. Eine bestimmte Idee oder ein ständig wieder
aufgegriffener Witz, die sich beim Publikum großer Beliebtheit
erfreuen, werden zuweilen ohne Erklärung aufgegeben.
Fragwürdige Beförderung. In der Serie
wird ständig betont, wie großartig etwas ist, wobei dann
schließlich nicht deutlich wird, warum dies eigentlich der Fall sein
soll. Zum Beispiel können Charaktere in höhere Ränge befördert
werden, nur um anschließend weniger Spezialausrüstung zu erhalten
und gegen schwächere Gegner zu kämpfen.
Faule Eier. Man
produziert einen Musical-Episode, oder noch schlimmer, eine
Clip-Show.
Unangemessener Aktualitätseifer. Die Serie
versucht auf Biegen und Brechen tagesaktuell zu bleiben, obgleich es
offensichtlich ist, dass die Drehbuchautoren ihrer Zeit mindestens
zwei Jahrzehnte hinterherhinken.
Haarteil. Mit einer grundlegenden
Veränderung im Aussehen eines Hauptdarstellers oder einer
Hauptdarstellerin wird versucht, neue Zuschauerschichten
(üblicherweise im Segment der 14- bis 20-Jährigen) zu
erschließen.
Abkehr von der Nischenunterhaltung. Eine Serie
versucht, massenkompatibler zu werden oder verliert ihren Fokus
dadurch, zu viele Zuschauerschichten gleichzeitig glücklich zu
machen.
Augenwischerei. Eine Show verlässt sich zu sehr auf
vermeintlich quotenbringende Elemente, die allerdings für jeden
erkennbar dazu dienen sollen, die offensichtlichen Defizite der Serie
zu übertünchen. So häufen sich spärlich bekleidete
Hauptcharaktere, um dafür Belohnungszuschauer zu erhalten, oder die
Intensität von Vulgärhumor steigt rapide an.
Schoßtierchen.
Um Defizite in der Hauptbesetzung auszugleichen oder die Abwesenheit
von sympathietragenden Kindern zu übertünchen, müssen zuweilen
Haustiere herhalten, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.
Besonders deutliches Anzeichen für den Niedergang einer Serie war
der Einsatz eines Schimpansen.
5. Produktionsentwicklungen
Charlie-Sheen-Syndrom. Einer der
Hauptdarsteller wird in einen handfesten Skandal verwickelt, was mit
der Zeit interessanter wird, als die Serie in der er
mitspielt.
Zeitumstellung. Die Serie wird im amerikanischen
Fernsehen auf eine traditionelle Familienfernsehzeit gelegt, was zur
Folge hat, dass umfangreiche Zensurmaßnahmen die Handlung
beschränken.
Erschöpfter Schöpfer. Der Urheber
einer Serie wird befördert oder verkauft sich zu sehr, was zur Folge
hat, dass er nicht mehr in der Lage ist, seine eigene Schöpfung
angemessen zu beaufsichtigen. Häufig wird dieser Zeitpunkt von
anderen genutzt, um ihre eigenen Visionen zu
verwirklichen.
Absolutismus. Ein Hauptdarsteller wird entweder
zum ausführenden Produzenten der Serie oder gar zum Produzenten
selbst. Zum Leidwesen der restlichen Darsteller wird es dadurch
häufig zu "seiner Serie", was man auf der Mattscheibe auch
gut erkennen kann.
Vitamin B. Eine wichtige Rolle wird mit
einem Verwandten, Bekannten oder Bettgefährten eines Strippenziehers
hinter der Kamera besetzt, ohne darauf zu achten, wie geeignet oder
ungeeignet die Person für diese Rolle eigentlich ist.
Kreativer Burn-Out. Der Schöpfer einer Serie
ist mit seiner Situation so unzufrieden, dass er absichtlich beginnt,
sein Werk zu sabotieren. Dies kann am ausufernden Fantum, dem zu
starken Eingriff von außen oder privaten Sphären begründet
sein.
Sendeunzeit. Die Serie wird im US-TV-Programm auf eine
Zeit gelegt, die weitaus weniger attraktiv für die Zuschauer ist und
somit weitere Quoteneinbußen vorprogrammiert sind. Manchmal wird
eine Show sogar auf einen anderen, weniger beliebten Sender
verschoben.
Musikalischer Neustart. Um einen
dynamischeren Eindruck zu hinterlassen, wird auch gern das Intro
einer Serie überarbeitet, um peppiger, aufregender oder gefälliger
zu wirken.
Anhand dieser Kriterien wollen
wir in der Folge jeden Donnerstag einmal gemeinsam untersuchen,
welche Anzeichen bereits sichtbar waren und ab welchem Zeitpunkt die
einzelnen Star-Trek-Serien den legendären Hai übersprungen haben.
Allerdings wollen wir den Moment des Hai-Sprungs lieber an einer
Folge festmachen, denn wie Hein in seinem Buch "Jumping the
Shark" deutlich beweist, wirkt die alternativlose Suche nach
einem ikonografischen Moment meist zu bemüht um glaubwürdig zu
bleiben.
Den Anfang machen wir nächste Woche
mit der Originalserie. Die einzige Serie, die aus den Betrachtungen
ausgeklammert wird, ist allerdings die animierte Serie (TAS), obwohl
sie bis dato die einzige ist, die jemals einen der begehrten Emmys
ergattern konnte. Dennoch habe ich mich aufgrund des abweichenden
Formats und der fehlenden Qualität für einen Totalverzicht
entschieden – zumal Auszeichnungen wie Emmys oder Oscars
bekanntermaßen nichts mit der Qualität von Serien, Filmen oder
Schauspielern zu tun haben.
Doch bevor wir uns Kirk, Spock und
Pille widmen, sollten wir vielleicht einleitend erst einmal eine
Frage klären, die immer wieder aufs Neue die Fanseele
beschäftigt:
Wann begann das allgemeine Zuschauerinteresse an
der Franchise selbst zu schwinden?
Niemand wird schließlich
bestreiten können, dass die Goldenen Jahre Star Treks mittlerweile
der Vergangenheit angehören und dass es irgendwo einen Punkt gab, ab
dem die immense Popularität abzuflauen begann. Doch wann genau dies
geschah, ist ein allgemeiner Gegenstand einer anhaltenden Diskussion
unter Trekkies.
Der Moment des Hai-Sprungs: "Star
Trek VIII: Der Erste Kontakt".
Nach meiner Ansicht war das
entscheidende Jahr in der Star-Trek-Geschichte 1996. In diesem Jahr
liefen zwei verschiedene Star-Trek-Serien über den Bildschirm, doch
während der überaus erfolgreiche Reboot "The Next Generation"
bereits ausgelaufen war, kämpften "Deep Space Nine" und
"Voyager" gleichzeitig und in Konkurrenz zueinander gegen
sinkende Quoten. Während "Deep Space Nine" mit der
Integration Michael Dorns, einer überarbeiteten Titelmelodie und der
Konzentration auf den telegenen Dominion-Krieg die Kurve kriegte,
dümpelte Voyager in seiner zweiten Staffel antriebslos vor sich hin
und durchlebte eine längere Durststrecke, in der ansprechende
Drehbücher die Ausnahme bildeten und statt dessen Folgen wie
"Prototyp", "Die Schwelle" oder "Das Ultimatum" die Sympathien der Zuschauer auf eine harte Probe
stellten.
Und als wäre diese Belastungsprobe
nicht bereits genug, markierte 1996 auch das Jahr, in dem der
erfolgreichste TNG-Kinofilm überhaupt seine Premiere feierte. Der
von Kritikern wie Fans gepriesene Streifen "Der Erste Kontakt"
ließ nicht nur sämtliche folgenden TNG-Kinofilme alt aussehen,
sondern grub als dritte treibende Kraft innerhalb der Franchise auch
den beiden aktuell laufenden Serien das Wasser ab. Im Zuge dieser
Dreifachbeanspruchung stellte es eine ziemlich Herausforderung dar,
weiterhin den Überblick zu behalten und das Überangebot begann
zusammen mit der sinkenden Qualität vieler Episoden den
schleichenden Niedergang einzuleiten.
Alternative Hai-Sprünge. Allerdings
kann man auch andere Fixpunkte ins Rennen schicken. Anhand eigener
Überlegungen, externen Forenbeiträgen zum Thema und Befragungen von
Mitgliedern der Tafelrunde kämen auch folgende Episoden als
Hai-Sprung-Momente in Frage.
"Die Suche, Teil I"/ "Der
Fürsorger". Nach sieben erfolgreichen Staffeln wurde die
Erfolgsserie TNG 1994 eingestellt. Dennoch bedeutete dies mitnichten
das Ende von Star Trek, denn mit der ersten Folge der dritten Staffel
"Deep Space Nine" stand bereits längst ein Nachfolger in
den Startlöchern. Doch quotentechnisch konnte der Ableger mit dem
gefeierten Vorgänger nicht mithalten (sie sanken von knapp elf
Millionen in der ersten Staffel auf unter fünf Millionen in der
siebenten).
Deep Space Nine begann auch umgehend,
mit den zuvor zart geknüpften Banden zur "Next Generation"
(z.B. die Auftritte Picards, der Duras-Schwestern oder Qs) radikal zu
brechen und seinen eigenen Weg zu finden. Doch der führte über
einen Krieg, die Thematisierung von Religion und die unablässige
Zentrierung auf eine Raumstation in Sphären hinab, die mehr und mehr
der Leitidee des Star-Trek-Patrons Gene Roddenberrys widersprachen.
Auch der zunehmend folgenübergreifende Erzählstil bildete einen
radikalen Bruch mit den vorherigen Star-Trek-Sehgewohnheiten, die auf
allein stehende Einzelepisoden ausgerichtet waren und trug ebenfalls
dazu bei, dass viele Zuschauer den Anschluss verloren und sich von
der Franchise und ihrer Entwicklung abwendeten.
Ein völlig anderes Bild bot sich mit
dem Voyager-Pilotfilm "Der Fürsorger". Die Produzenten
setzten deutlich auf Kontinuität, die sich in Themen,
Handlungselementen und Mitarbeiterstab niederschlugen. Den
Episodencharakter behielten sie ebenso bei wie die den beweglichen
Handlungsort eines umherfliegenden Raumschiffes. Als TNG abgesetzt
wurde, empfanden viele Fans Voyager als nahtlosen Übergang und
bezeichneten die Serie daher zuweilen scherzhalft als "TNG,
Staffel acht bis vierzehn".
Doch auch Voyager kämpfte verzweifelt
gegen den Quotenteufel an. Dem Pilotfilm folgte eine lange
Durststrecke an wenig kreativen oder aufgewärmten Inhalten, die
Glaubwürdigkeit litt mit jeder weiteren Episode (keine Verluste
innerhalb des Main Casts, kaum Versorgungsprobleme, drastisch
verkürzte Reisezeit) und im direkten Vergleich zu DS9 war Voyager
beinahe steril und konfliktarm.
Das Überangebot und der Mangel an
wirklich frischen Ideen führte zu einer zunehmenden Ermüdung bei
der Zuschauerschaft. Zusammen mit der einsetzenden TNG-Kinofilmreihe
begann eine Abwärtsspirale, deren Quittung schließlich der letzten
Star-Trek-Serie "Enterprise" ausgestellt wurde.
Keiner der beiden Nachfolger schaffte
es also, einen adäquaten Ersatz für TNG zu bieten und Star Trek war
ab diesem Punkt vielleicht noch lebendig, doch bereits auf einem
absteigendem Ast.
"Zurück in die Gegenwart". Der vierte Star-Trek-Kinofilm aus dem Jahr 1986 war insbesondere für
eine Reihe älterer Trekkies der Moment, an dem Star Trek
unwiederbringlich kippte. Nie zuvor begleitete Merchandise in diesem
Umfang einen Star-Trek-Streifen und nie zuvor war ein Film von Beginn
an auf ein Massenpublikum ausgerichtet.
Anschließend sollte nichts mehr sein
wie es war. Auf den Höhepunkt des Erfolges folgte bereits ein Jahr
später der Fernsehstart von TNG, der Star Trek komplett umkrempeln
sollte. Von nun an musste sich die liebgewonnene Originalcrew den
Platz an der Sonne mit einer weiteren Besatzung teilen und die erste
Staffel der neuen Serie "The Next Generation" war auch
nicht unbedingt in der Lage, höheren Qualitätsansprüchen zu
genügen. Danach folgte eine neue Serie auf Serie, die sich
insbesondere nach dem Tod des Star-Trek-Urvaters mehr und mehr von
den Idealen der ursprünglichen Serie entfernten.
Das Star Trek, wie Fans es bis dahin
kannten, war mit der Reise "Zurück in die Gegenwart"
endgültig zu Grabe getragen worden und für all jene, die mit der
Neuauflage nichts anfagen konnten, war die Franchise damit gestorben. Allerdings müsste man das Ganze in diesem Fall wohl eher "Star Trek Jumped the Whale" nennen...
Wie man an diesem scheinbar harmlosen
Einleitungsbeispiel sehen kann, kann man dieses Thema durchaus
kontrovers diskutieren. Wer also meine Sichtweise teilt, ihr
widersprechen möchte oder gar ein viel besseres Beispiel parat hat,
kann dies gern in den Kommentaren kundtun. Vielleicht hat bereits jetzt schon jemand konkrete Vorstellungen, wann welche Star-Trek-Serie ihren Zenit überschritten hat.
In einer Woche gibt es
jedenfalls meine Gedanken darüber zu lesen, wann die Originalserie
über den legendären Hai sprang. Und keine Angst: Die kommenden Artikel werden etwas umfangärmer...