Freitag, 15. November 2019

Eaglemoss Shuttle Nr.7: Typ 7 "Hawking"

Einleitung

Das elegant und doch etwas bullig wirkende Typ 7-Shuttle erschien häufig in den ersten vier Staffeln von TNG und wurde schließlich ersetzt, nachdem der Typ 6 entworfen wurde. Da die Innenraumkulisse später für dieses einfach weiterverwendet wurde, gibt es keinerlei Besonderheiten was die Einrichtung angeht. Das etwa neun Meter lange Shuttle ist für Langsteckenflüge geeignet und verfügt über ein leistungsstarkes Impulstriebwerk am Heck und auch über einen Warpantrieb. Die Warpgondeln sind vom gleichen Design wie die der Sternenflottenschiffe dieser Epoche.
Bis das Typ 7-Shuttle aus der Serie entfernt wurde, gab es einige denkwürdige Auftritte dieses Shuttles. Zum ersten mal war es in der Folge "Prüfungen" zu sehen, wofür auch ein Studiomodell gebaut wurde das noch ganz anders aussah, als es dann in der Episode auftauchte. Am Anfang hatte es noch ein Fensterband, das fast bis zum Heck reichte. Bevor das Modell gefilmt wurde, wurde es dahingehend noch mal überarbeitet und die Fenster wurden verkürzt. In der Episode entwendet ein junger Mann, der die Aufnahme in die Sternenflottenakademie nicht geschafft hat, das Shuttle Copernicus aus dem Hangar der Enterprise um abzuhauen. Dabei begeht er einen Bedienungsfehler, wodurch er die Kontrolle verliert und droht, auf einem Planeten abzustürzen. Nur durch das überlegte Handeln von Captain Picard wird ein Unfall verhindert. An Bord der Sakharov untersucht Dr. Pulaski einen genetisch veränderten Menschen, der dadurch eine Krankheit überträgt ("Die jungen Greise"). Im Jahr 2365 entführt Q Picard auf die Ansel Adams, um sein Versprechen zu halten, die Enterprise nicht zu betreten. Diese Begegnung führte schließlich zum ersten Kontakt mit den Borg ("Zeitsprung mit Q"). Als diese schließlich die Föderation angreifen, wird der assimilierte Picard mit einem namentlich unbekannten Typ-7 vom Borg-Kubus gerettet ("Angriffsziel Erde"). Die Hawking war in der Episode "Odan, der Sonderbotschafter" zu sehen, mit der Commander Riker Botschafter Odan zur Enterprise bringt. 



Das Originalmodell des Typ-7...

...das schließlich noch mal überarbeitet wurde (Bilder: ex-astris-scienta.org und Memory Alpha).


Das Modell

Ja was denn nun? Eine gute Frage, die ich im Fall dieses Modells mal direkt an Eaglemoss stellen würde. Deren Modell ist eine Mischung aus dem ersten Modellentwurf und dem finalen, das ausschließlich in den entsprechenden Episoden zu sehen war. Alles am Modell passt einfach nicht zusammen und ist ein schwerer Fehler von Eaglemoss.
Aber man muss auch sagen, das sie sich immerhin viel Mühe mit der Detaillierung gegeben hat. Das kleine Shuttle wurde anständig mit der Registrierung seines Mutterschiffes und dem Sternenflottenlogo bedruckt. Am Heck findet man den bemalten Impulsantrieb und auch die Warpgondeln haben blaue und rote Klarteile bekommen.



Das Modell wurde anständig und detailliert bedruckt.

Am Heck findet man den bemalten Impulsantrieb und Positionslichter.

Die Warpgondeln sind mit Klarteilen ausgestattet.


Die Halterung

Das übliche kleine Tischlein.

Begleitheft

Warum lässt Eaglemoss überhaupt eines drucken? Die Hefte zu den Shuttles sind und bleiben ein desinteressiertes Armutszeugnis und die sieben Seiten erzählen kurz, wo das Shuttle auftauchte und am Ende gibt es eine größere Version des Okudagrams. Wenn so eines sowieso im Heft erscheint, dann sollte Eaglemoss sich die Produktion des kleineren aus Plastik sparen. Hintergrundinfos gibt es mal wieder nicht und von daher habe ich das an dieser Stelle einmal übernommen:
Das Typ 7-Shuttle wurde 1986 von Andrew Probert entworfen, der ja auch die Enterprise-D designte. Der Grundgedanke war der, das die neue Enterprise über ein modernes Shuttle verfügt, das auch zu ihr passen sollte. Doch das Design war für die damaligen Bühnenbauer ein großes Problem, denn tatsächlich gestaltete es sich sehr schwierig ein kostengünstiges, glaubhaftes Modell im Maßstab 1:1 zu bauen, was an den gekrümmten Oberflächenstrukturen des Shuttles lag. Tatsächlich wurde, im Gegensatz zum Typ 6, nie ein Modell in Originalgröße gebaut und sämtliche Szenen wurden mit einem Miniaturmodell gefilmt. Schließlich tauchte das Typ 7-Shuttle immer seltener auf und wurde nach der vierten Staffel überhaupt nicht mehr verwendet.


Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 78 mm x 55 mm
Höhe mit Stand: ca. 59 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Obwohl das Modell optisch gut gelungen ist und an die Anfangszeit von TNG erinnert, ist es auch ein Zeichen von Unfähigkeit des Modelldesigners, der die Miniatur entworfen hat. Hätte dieser sich auch nur eine der von mir erwähnten Folgen angesehen, dann hätte er ein vorbildgerechteres Produkt abgeliefert.


Freitag, 8. November 2019

Eaglemoss Nr.121: Die S.S. Xhosa

 

Einleitung

Egal ob in der Gegenwart oder in der fernen Zukunft, sobald riesige Mengen Güter transportiert werden müssen, gibt es nur einen Schiffstyp für diese Aufgaben und das ist der Frachter. Für die irdische Raumfahrt haben Frachtschiffe sogar eine kleine Tradition, den es waren die Frachterbesatzungen, die sich noch vor der Gründung der Sternenflotte in die Tiefen des Weltalls wagten. Im 23. Jahrhundert werden die Frachter der Antares-Klasse in Dienst gestellt, die so zuverlässig sind, dass etliche von ihnen bis zu hundert Jahre im Gebrauch sind. Das mag wohl aber auch damit zusammenhängen, dass die Schiffe nur von zivilen Organisationen oder unabhängigen Crews betrieben werden und denen ist das Alter ihrer Schiffe ziemlich egal - Hauptsache sie fliegen. Zu diesen Schiffen gehört die S.S. Xhosa und ihre Kapitänin Kasidy Yates, die als freie und unabhängige Händlerin arbeitet. Das Schiff wurde nach einem Stamm südafrikanischer Ureinwohner benannt und wahrscheinlich in den 2250ern in der Luna-Schiffswerft gebaut.
 Ab 2371 arbeitet Captain Yates und ihre Crew für das bajoranische Handelsministerium und die Xhosa transportiert fortan diverse Güter von und zu den Kolonien der Bajoraner. Dabei besucht das alte Schiff auch des öfteren Deep Space Nine, wo der Frachter von den dortigen Dockarbeitern nur ungern gesehen wird. Das liegt schlicht und ergreifend am Alter dieses Schiffes, das noch nie modernisiert wurde und deren Transporter nicht mit instabiler Biomaterie zurechtkommen. Oder anders ausgedrückt: verderbliche Waren werden von ihm gegrillt. Deswegen muss die Xhosa von Hand be- und entladen werden, was sehr zeitaufwändig sein kann. Um zu erfahren aus welcher Zeit der Frachter stammt, genügt schon ein Blick auf seine Brücke. Die Computerkonsolen stammen noch aus der Ära Captain Kirks. 


Zuverlässig verrichtet der alternde Frachter seine Aufgaben.
Die Xhosa von Achtern gesehen.
Die Brücke der Xhosa.
Das Schiff dockt oft an DS9 an (Bilder: Memory Alpha).

Das Modell

Das Modell des Schiffes kommt mit einem beeindruckenden Detailreichtum daher. Die vielen Oberflächendetails und Strukturen wurden allesamt nachgebildet und in diesen Punkten spricht das Modell für sich. Zu kritisieren gibt es eigentlich nur, dass Eaglemoss schlicht und ergreifend die bullaugenförmigen Fenster am Bug und am Rumpf vergessen hat. Die Antriebsdüsen sind zwar auch detailliert, aber die Umsetzung des orangen Leuchtens hätte man mit Farbe in den entsprechenden Öffnungen vorbildgerechter darstellen können. Die Wahl von Eaglemoss besteht hingegen darin, dass man das Antriebsglühen zwar mit einen Hauch roter Farbe andeuten wollte, was allerdings nicht gerade sehr schick aussieht.


Am Bug fehlen die Fenster.

Das Modell ist sehr detailliert ausgefallen.

Detaillierte Düsen, aber farblich etwas zu schlicht dargestellt.


Die Halterung


 

Begleitheft

Nach dem üblichen Schiffsprofil wird auf zwei Seiten gezeigt, wie oft und in wie vielen Rollen das Modell, das für die Xhosa verwendet wurde, noch zu sehen war (dazu wird mal in einer anderen Ausgabe weiter eingegangen). Den letzten Artikel fand ich sehr interessant, denn er erläutert, wie John Eaves die Waffensysteme für Deep Space Nine, die in der Doppelfolge "Der Weg des Kriegers" zum ersten mal zu sehen waren produziert wurden. Diese Folge zählt mit zu den besten Star Trek-Episoden die je erschaffen wurden, waas nicht nur an der Geschichte liegt die hier erzählt wird, sondern auch an der Action. Denn die Raumschlacht, die die Produzenten inszenierten, war die erste Massenschlacht in Star Trek und bot schon damals eine optische Augenweide. Die Station, die aus allen Rohren feuerte und die Klingonenschiffe, die um die Station wuselten... Man bedenke den Aufwand, denn zu der Zeit wurde das noch mit richtigen Modellen gedreht und die Schiffe, die zerstört wurden waren Glasschmuck für Weihnachtsbäume, die neu bemalt und massenhaft kaputt gemacht werden konnten. Damals musste die Bühnenbildner noch kreativ sein, um so ein Spektakel zu inszenieren während man so etwas heute nur noch am Computer macht. 



Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca.139 mm x 47 mm
Höhe mit Stand: ca. 85 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019



Bewertung und Fazit

Ein schönes Modell des Frachters Xhosa.


Montag, 4. November 2019

Eaglemoss Sonderausgabe Nr.18: Remanischer Warbird Scimitar

 

Einleitung

Um die Sternenflotte zu infiltrieren, hecken die Romulaner einen perfiden Plan aus und stehlen etwas genetisches Material von Captain Jean-Luc Picard, um so einen Klon vom ihm zu erzeugen. Der Plan wird schließlich aufgegeben und der Klon in die Dilithium-Minen auf Remus geschickt, wo er sich zu Tode arbeiten soll. Doch die Remaner nehmen sich des Jungen an, der sich Rachegedanken hingibt und geben ihm den Namen Shinzon. Im Jahr 2379 ermorden Shinzon und seine Anhänger den romulanischen Senat mit einer Thalaronwaffe, die organische Lebensformen innerhalb weniger Minuten zersetzt. Unterstützt durch hochrangige Offiziere des romulanischen Militärs findet ein weitreichender Putsch statt und Shinzon übernimmt die Macht. Doch das reicht nocht nicht, denn Shinzon hat den romulanischen Putschisten nämlich den Sieg über die Föderation versprochen. Dazu nimmt er mit dieser Kontakt auf und die U.S.S. Enterprise NCC-1701-E wird nach Romulus geschickt, um Gespräche aufzunehmen. Im Orbit des Planeten enttarnt sich schießlich ein gewaltiges Kriegsschiff, das fast doppelt so groß ist wie das Schiff der Sovereign-Klasse und ein erster Scan enthüllt, wie das Schiff ausgerüstet ist. Das Schiff kombiniert das Design von romulanischen Schiffen und dem Dominion-Schlachtkreuzer und ist mit 52 Disruptorbänken und 27 Torpedokatapulten bewaffnet. Zusätzlich verfügt es noch über einen riesigen Hangar, in dem hunderte Angriffsjäger der Skorpion-Klasse mitgeführt werden. Doch das ist noch nicht alles, denn das wahrhaft Gefährliche an diesem Schiff ist seine Tarnvorrichtung, denn es konnte sich der Enterprise nähern, ohne das ihre Sensoren es bemerkten. Dieses Schiff trägt den Namen "Scimitar" und wurde heimlich in einer Werft auf Remus gebaut.
Auf Romulus trifft sich Picard mit Shinzon, dessen Absichten der Captain durchschaut und als auch noch erkannt wird, dass die Scimitar eine übergroße Thalaronwaffe besitzt, wird endgültig klar, das Shinzon die Erde angreifen will. Die Enterprise verlässt daraufhin Romulus und geht auf maximale Warpgeschwindigkeit, um sich in der neutralen Zone mit der Omega-Kampfgruppe zu treffen, die die Scimitar abfangen soll. Doch diese verfügt zu allem Überfluss auch noch über einen Warpantrieb, der dem der Enterprise überlegen ist und im Bassen-Graben schießt die getarnte Scimitar auf ihren Warpantrieb und die beiden Schiffe fangen einen gnadenlosen Kampf an, bei dem die Enterprise Treffer um Treffer einstecken muss, da die Scimitar durch ihre Tarnung feuern kann. Das Sternenflottenschiff ist gezwungen, blind mit seinen Phasern umher zu feuern und nur wenige Glückstreffer erwischen die Scimitar, die problemlos den nachgesetzten Photonentorpedos ausweicht. Als die Situation immer verworrener wird, trifft plötzlich die I.R.W. Valdore mit einem Schwesterschiff ein, aber diese wollen der Enterprise im Kampf helfen, denn die Romulaner haben eingesehen, auf was sie sich mit Shinzon eingelassen haben und möchten mit einem Völkermord nichts zu tun haben. Gemeinsam bringen die drei Schiffe die Scimitar zwar in Bedrängnis, aber Shinzon ist ein intelligenter Taktiker, der das eine romulanischen Schiff zerstört und die Valdore schließlich kampfunfähig schießen kann. Dafür landet die Enterprise aber mit ihren Quantentorpedos einige direkte Treffer, die die Tarnung endlich zerstören. Nun feuert die Enterprise aus allen Rohren und kann erheblichen Schaden an der Scimitar verursachen, die aber immer noch nicht besiegt ist und schließlich zu einem Gegenschlag ausholt. Sie fügt der Enterprise so schwere Schäden zu, dass die Schutzschilde kollabieren und ein verirrter Disruptorimpuls die Brücke trifft und ein großes Loch in die Hülle reißt, wodurch ein Besatzungsmitglied stirbt und das Kontrollzentrum fast unbenutzbar wird. 
Schließlich ist die Enterprise am Ende: Ohne Schutzschilde, die Phaserernergie aufgebraucht und die Torpedorampen reagieren nicht mehr. Shinzon, der sich seines Sieges zu gewiss ist, macht jetzt einen entscheidenen Fehler und positioniert sein Raumschiff direkt vor den Bug der Enterprise, die ihre restliche Energie in den Impulsantrieb leitet und mit voller Kraft die Scimitar rammt. Beide Schiffe sind danach schwer beschädigt und kampfunfähig, aber Shinzon will nicht aufgeben. Er lässt die Thalaronwaffe aufladen, um die Crew der Enterprise zu töten und um das zu verhindern, beamen Picard und Data auf die Scimitar. Als letzten Ausweg lässt Data seinen Captain zurückbeamen und feuert mit seinem Handphaser auf den Hauptreaktor, wodurch das riesige Kriegsschiff in einem gewaltigen Feuerball explodiert. 


Die Scimitar überrascht die Enterprise im Orbit von Romulus.

Im Bassen-Graben führen beide Schiffe einen erbitterten Kampf.

Um die Scimitar zu besiegen, rammt Picard sein Schiff in sie hinein.
Die Scimitar bereitet ihre Thalaronwaffe vor, um die Crew der Enterprise zu eliminieren.
Aber am Ende wird das remanische Kriegsschiff vollständig vernichtet (Bilder: Memory Alpha).

Das Modell

Nun sehen wir uns mal die Nachbildung von Eaglemoss genau an und was als erstes auffällt, ist der hübsche metallische Farbton, in dem das Modell lackiert wurde. Die Oberfläche der Hülle wurde mit etlichen Details versehen, die das Modell auf den ersten Blick als eine gelungene Umsetzung erscheinen lassen. Aber eben im Detail steckt der Teufel und beim genauen Hinsehen zeigt das Schiff seine Schwächen. Als erstes fällt auf, dass die Flügel aus einem so weichen Kunststoff bestehen, dass man aufpassen muss, dass diese nicht abbrechen. Etliche Details wurden von Eaglemoss weggelassen, wie zum Beispiel die Fensterreihen und die Stellen, an der wie bei der Vorlage das bläuliche Schimmern des Antriebes eigentlich zu erkennen sein sollte.





Die Oberfläche des Modells wurde detailliert nachgestellt.

Auch am Bug erkennt man einige feine Details.

Vieles wurde aber nicht umgesetzt, so ist z.B. der Antrieb nur spärlich bedacht worden.

Die Halterung

 

Begleitheft

Die achtzehn Seiten befassen sich, wie es für eine Sonderausgabe üblich ist, hauptsächlich mit der Entwicklung des remanischen Kriegsschiffes für den Film "Star Trek - Nemesis". Die Scimitar wurde vom erfahrenen Star Trek-Schiffsdesigner John Eaves entworfen, dem seinerzeit vorschwebte, ein atemberaubendes und noch nie gesehenes Kriegsschiff zu entwerfen. Das Innere und Äußere sollte sich am Stil des deutschen Expressionismus der 1920er Jahre orientieren, was als primitiv und  bedrohlich angesehen wird. Das bedrohliche Aussehen sollte auch ein Ausdruck von Shinzons Charakter wiederspiegeln und die ersten Entwürfe zeigten noch ein großes, aber sehr bulliges Schiff, das einfach noch nicht so recht passen wollte. Eine Zeit lang plante Eaves, das die Scimitar spinnenähnliche Greifarme ausfahren sollte, damit die Enterprise umfasst und sie so mit dem Thalaronfeld bestrahlen soll. Das ganze wurde schließlich verworfen und Eaves gestaltete das Schiff komplett neu, bis es die finale Form angenommen hat.



Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 134 mm x 195 mm
Höhe mit Stand: ca. 100 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Trotz der Detailvielfalt fehlen eben etliche Details, sodass das Modell nicht gänzlich als gelungen zu bezeichnen ist.

 

Samstag, 2. November 2019

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 10: Susan Denberg

Einleitung.
In Deutschland werden 2019 dreißig Jahre Mauerfall gefeiert und auch die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam Babelsberg möchte diesem Ereignis mit einer ganz besonderen Reihe Tribut zollen, in der - inspieriert vom Leben des kürzlich verstorbenen David Hurst - Deutsche bei Star Trek näher beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um Personen wie Levar Burton oder Jeri Ryan, die im Zuge von Militärstationierungen im amerikanischen Sektor Deutschlands das Licht der Welt erblickten. Oder Schauspieler wie Mark Allen Shephard oder Nancy Kovack, die mittlerweile in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Selbst deutsche Charaktere wie Keyla Detmer oder Carl Jaeger finden hier keine Erwähnung.
Stattdessen erzählen wir zwischen dem 3. Oktober und dem 9. November 2019 zwölf Geschichten über zu Unrecht hierzulande weniger bekannte Darsteller, Regisseure und anderweitig mit Film und Fernsehen verbundene Personen und deren Beziehung zu Deutschland und Star Trek. Dabei wollen wir zeigen, dass Deutsche stets entscheidend dabei halfen, Star Trek zu dem Kultobjekt zu formen, das es heute ist.


Einleitung.
Auf den ersten Blick offenbart die Biografie von Susan Denberg vor allen in jungen Jahren einige augenscheinliche Parallelen zu der Barbara Bouchets. Beide flüchteten in jungen Jahren aus ihren Geburtsorten, beide feierten als Playmates Erfolge und beide sind eher unter ihren Künstlernamen bekannt. Doch im Leben Susan Denbergs gab es die ein oder andere Wendung, die verhinderte, dass sie zurück in Europa zu einem Filmstar eigenen Kalibers werden konnte.


Susan Denberg.
Noch heute ist Połczyn Zdrój ein verschlafenes kleines Städtchen inmitten des polnischen Pommerns. Das war auch vor fünfundsiebzig Jahren so, als der Ort noch Bad Polzin hieß und in dem lag, was vom Dritten Reich noch übriggeblieben war. Doch die Front rückte näher und näher, als dort am 2. August 1944 Dientlinde Zechner das Licht der Welt erblickte. Spätestens, als die Rote Armee am 5. März 1945 in den Ort einmarschierte, begann auch die deutsche Bevölkerung der Kleinstadt ihre Heimat - zumeist gegen ihren Willen - verlassen.
Dietlinde Zechner fand eine neue Heimat, allerdings nicht irgendwo in der späteren DDR oder der westdeutschen Bundesrepublik, sondern in Österreich, wo sich die Familie in kärntischen Klagenfurt ansiedelte. Doch das Leben im provinziellen Nachkriegsösterreich war der jungen Frau nicht genug, sodass sie sobald sie volljährig wurde als Aupair-Mädchen nach London ging. Im Anschluss schlug sie sich als Tänzerin in der Millionenstadt durch.


Alles sollte sich ändern, als ihre Tanztruppe "Bluebell Girls" für Auftritte in Las Vegas rekrutiert wurde und die junge Frau schließlich ihren Wohnsitz nach Los Angeles verlegte. Sie begann nach einem Workshop in den Desilu-Studios erste Einblicke ins Schauspielgeschäft zu bekommen, aber machte sich vor allem einen Namen als Playboy-Modell.
Kleinere Film- und Fernsehauftritte folgten unmittelbar darauf. Bei einem Preisausschreiben von Warner Bros., bei dem ein passender Künstlername für die hoffnungsvolle Darstellerin gesucht wurde, gewann ein Name, der der jungen Frau nicht zusagte. So entschloss sich Zechner, stattdessen ihre eigene Kreation Susan Denberg zu verwenden.

Susan Denberg mit Peter Cushing
Einer ihrer größten Erfolge war auch gleichzeitig ein Rückschlag. Zwar gelang es ihr, eine Rolle im britischen Horrorfilm "Frankenstein schuf ein Weib" (1967) an der Seite Peter Cushings zu ergattern, doch aufgrund ihres zu starken deutschen Akzents musste ihre Rolle durch Jane Hands synchronisiert werden. So blieb einer ihrer bekanntesten Auftritte bis heute jener in der Star-Trek-Episode "Die Frauen des Mr. Mudd".


Zwischen dem 24. Mai und dem 1. Juni 1966 liefen die Dreharbeiten zu der Folge, in der Denberg Magda Kovacs, eine der drei heiratswillige Frauen spielte, die vom Tagedieb Harcourt Fenton Mudd mit der Venus-Droge aufgepäppelt wurden. Dabei gelang es ihr, bei dem ein oder anderen Darsteller Eindruck zu schinden. So erinnerte sich der Scotty-Darsteller James Doohan ausgesprochen gern an den Dreh zurück:
"Susan Denberg war zuvor als Mädchen auf dem Titelblatt des Playboys erschienen. Als wir schließlich jene Szenen spielten, in denen wir verrückt nach den Frauen sein sollten, empfand ich diese Vorgabe jedenfalls nicht als sonderlich große schauspielerische Herausforderung. Hui!"
Die Folge selbst war allerdings von vielen Beteiligten kritisch gesehen. Der Fernsehsender NBC zeigte sich nur wenig begeistert von der Idee und selbst der Produzent Herbert F. Solow sprach offen von "[…] drei hübsche Nutten, die galaxisweit ihre Körper verkauften." Unter den Fans aber erfreute sich die Folge großer Popularität, nicht zuletzt, weil die drei Frauen einen der beliebtesten Star-Trek-Bösewichte im Schlepptau hatten: Den charmanten Taugenichts Harry Mudd.


Denberg hinterließ also einen bleibenden Eindruck und es ging das Gerücht um, dass das "It-Girl" mit vielen Männern in Hollywood ausging, unter ihnen Hugh Hefner, Sammy Davis Jr. Oder Stuart Whitman. Zum Ärger Frank Sinatras strippte sie angeblich auch ungefragt bei einer seiner Partys. Sie experimentierte mit Drogen und war für drei Jahre mit dem Schauspieler Tony Scotti (den sie auf einer Party von Elvis Presley) verheiratet, doch es gelang ihr letztendlich nicht, in Hollywood Fuß zu fassen.


So kehrte sie in ihre österreichische Heimat zurück, ohne dass der Erfolg sie begleitete. Nach einigen Auftritten als Tänzerin folgten schwierige Jahre in denen sie in Nervenheilanstalten eingelieferte wurde, sich öffentlich mit ihrer Familie stritt und gar Selbstmordversuche unternahm. Doch Denberg schaffte es schließlich, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Dabei kehrte sie sich gänzlich von der Bühne, dem Rotlichtgeschäft oder der Aktfotografie ab und begann ein ganz normales Leben. So ist es mittlerweile still geworden um die frühere Star-Trek-Schauspielerin, die mittlerweile in der österreichischen Hauptstadt Wien lebt. Ihre Rolle in Star Trek aber blieb nicht nur James Doohan in Erinnerung. Noch heute ist ihr Auftritt in "Die Frauen des Mr. Mudd", der sie auf dem Höhepunkt ihrer viel zu kurzen Karriere zeigte, dem Großteil der Fans noch immer bestens bekannt. Der Auftritt ist besonders dann denkwürdig, wenn man sich vor Augen hält, dass im Moment, in dem Mudd das erste mal an Bord der Enterprise sein Unwesen trieb, eine Deutsche an seiner Seite stand...


Quellen.
Cushman, Marc; Osborn, Susan: These Are the Voyages. TOS Season One, San Diego 2013, S. 159f.
Glamour Girls of the Silver Screen (Hrsg.): Susan Denberg, Website hier. [2. November 2019]
Lisanti, Tom: Glamour Girls of the Sicties. Seventy-Five Profiles. Jefferson, 2008, S. 72ff.
Solow, Yvonne F.; Solow, Herbert F.: Star Trek Sketchbook. The Original Series, New York, 1997, S. 88.

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 09: Shimon Wincelberg


Einleitung.
In Deutschland werden 2019 dreißig Jahre Mauerfall gefeiert und auch die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam Babelsberg möchte diesem Ereignis mit einer ganz besonderen Reihe Tribut zollen, in der - inspieriert vom Leben des kürzlich verstorbenen David Hurst - Deutsche bei Star Trek näher beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um Personen wie Levar Burton oder Jeri Ryan, die im Zuge von Militärstationierungen im amerikanischen Sektor Deutschlands das Licht der Welt erblickten. Oder Schauspieler wie Mark Allen Shephard oder Nancy Kovack, die mittlerweile in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Selbst deutsche Charaktere wie Keyla Detmer oder Carl Jaeger finden hier keine Erwähnung.
Stattdessen erzählen wir zwischen dem 3. Oktober und dem 9. November 2019 zwölf Geschichten über zu Unrecht hierzulande weniger bekannte Darsteller, Regisseure und anderweitig mit Film und Fernsehen verbundene Personen und deren Beziehung zu Deutschland und Star Trek. Dabei wollen wir zeigen, dass Deutsche stets entscheidend dabei halfen, Star Trek zu dem Kultobjekt zu formen, das es heute ist.



Einleitung.
Die Geschichte von Deutschen, die an Star Trek mitwirkten, ist auch stets ein Spiegelbild der turbulenten deutschen Geschichte selbst. Häufig erzählt sie vom zweiten Weltkrieg und dessen Vorgeschichte, Umständen oder Nachwirkungen. Besonders schwierig wird es, wenn deutsche Juden wie David Hurst oder Gerd Oswald zum Gegenstand der Betrachtungen werden, denn ihre Biografien zeigen deutlich, dass der Grund für ihre Beteiligungen an der Science-Fiction-Serie zuweilen keineswegs etwas ist, worauf man hierzulande wirklich stolz sein kann. Einige Personen brachen gar aus nachvollziehbaren Gründen völlig mit ihrer deutschen Herkunft und wären sicherlich nicht sehr glücklich darüber, ihren Namen in einer Auflistung namens "Star Trek, Deine Deutschen" zu finden.
In diesem Teil stellen wir einen Drehbuchautoren vor, der allen Grund hätte, seinem Geburtsland gegenüber einen nur allzu verständlichen Groll zu hegen.


Shimon Wincelberg.
Shimon Wincelberg erblickte am 26. September 1924 in der Hansestadt Kiel das Licht der Welt. Seine Eltern, aus Polen eingewanderte Juden, konnten im ihrer Jugend keinen Beruf erlernen und hielten sich mit dem Betrieb eines kleinen Gemischtwarenladens (in dem die Regale aus Geldmangel oft zu zwei Dritteln leer blieben) mehr schlecht als recht über Wasser und konnten ihrem Sohn und ihren beiden Töchtern keinesfalls ein glamouröses Leben bieten. Und doch verband Wincelberg mit der Stadt, in der er seine Kindertage und ersten Schuljahre verbrachte, stets angenehme Erinnerungen, auch wenn er früh mit Antisemitismus in Berührung kam.
Doch sein Leben sollte eine dramatische Wendung erleben, als seine Familie im Frühjahr 1930 in die deutsche Hauptstadt Berlin umzog, weil sich der Vater dort eine bessere wirtschaftliche Grundlage für seine Familie erhoffte. Doch die Spreemetropole bot noch viel mehr: Im Vergleich zum eher provinziellen Kiel, wo sich die etwa fünfhundert gläubigen Juden gerade einmal eine Mikwe gab, gab es in Berlin eine Vielzahl unterschiedlicher Synagogen unterschiedlichster Ausprägungen. Das Berlin der ausgehenden Zwanziger Jahre war eine pulsierende Stätte des Lebens, ein Hort des Luxus' und ein Mekka für Glücksritter, die hier ihrem Leben eine neue Richtung geben wollten.
Der junge Shimon besuchte – in Kiel undenkbar – die jüdische Grundschule in der Kaiserstraße (heute Jacobystraße), feierte hier seine Bar Mitzwa und war Teil des Ringer-Teams des örtlichen Makkabi-Sportklubs. Doch auch wenn die Familie nun materiell besser gestellt war (der Vater betrieb zunächst einen florierenden Marktstand und später einen Laden in seiner Wohnung), wohnte sie dennoch in der Nähe des Alexanderplatzes zwischen Polizeihauptwache und Rotlichtviertel in einer der weniger feinen Wohngegenden der Hauptstadt. Vor allem aber begann spätestens mit der Machtergreifung Adolf Hitlers die Stimmung in Deutschland zu kippen. Juden im Allgemeinen und osteuropäische Juden wie Shimon und seine Familie im Speziellen wurden mehr und mehr zur Zielscheibe öffentlicher Anfeindungen.



Dabei versuchte man zunächst, dem Aufstieg des Diktators mit Humor zu begegnen, doch im Laufe der Jahre verschlechterte sich die Situation zunehmend, so dass das Lachen häufig im Halse stecken blieb. Als Kind musste Wincelberg mitansehen, wie ein jüdischer Mann von SA-Männern zu Tode geprügelt wurde, erlebte Angriffe auf Synagogen mit und ertrug Tag für Tag die vielen Erniedrigungen, Repressalien und Verbote mit, die das jüdische Leben in der Stadt mehr und mehr zu dominieren begannen. Seine eigene Familie blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. So fanden sich nicht nur antisemitische Graffitis auf der Hauswand ihrer Wohnung wieder; Wincelbergs Vater wurde darüber hinaus von bewaffneten SA-Schergen auf offener Straße krankenhausreif geschlagen. In eine weiterführende oder gar religiös geprägte Schule konnte Shimon nur gehen weil ein paar ehemalige jüdische Lehrer heimlich eine Wohnung umfunktioniert hatten. Erst als 1936 die Olympischen Spiele in Berlin eine zeitlich begrenzte Verschnaufpause boten, um der Weltöffentlichkeit vorgaukeln zu können, was für ein tolerantes Land Deutschland unter den Nazis sei, erkannten Shimons Eltern, dass sie ihr Heil in der Flucht suchen mussten.

Doch der Weg aus Deutschland hinaus war schwierig. Fieberhaft suchte man nach Möglichkeiten den Verhältnissen im Dritten Reich zu entfliehen, doch sämtliche Optionen von Ungarn, über Dänemark bis hin nach Brasilien oder Kuba lagen außerhalb der Reichweite der Familiengemeinschaft. Schließlich beschlossen beide Eltern, ihr Glück in Amerika zu versuchen. Doch für eine Ausreise benötigte man nicht nur eine Genehmigung der Nazi-Behörden, sondern musste den Mitarbeitern des amerikanischen Hauptstadtkonsulats auch nachweisen, dass man über Geldmittel im Ausland verfügte. Das wiederum war jedoch unmöglich, weil das deutsche Recht Juden jegliche Konten im Ausland versagte und die Sicherheitsorgane mit Vorliebe entsprechende Sparbücher beschlagnahmte.
So legte die Familie nach eindringlichen Diskussionen ihr Schicksal in die Hände eines Schmugglers, der Juden in der Hauptstadt gegen eine Provision anbot, nach Antwerpen zu fahren, um dort ein Konto mit einem Guthaben von etwa 1500$ zu eröffnen. Nach langer Zeit des Wartens kam der Mittelsmann auch tatsächlich mit allen notwendigen Papieren wieder und auch wenn der amerikanische Botschaftsangestellte seinen Argwohn ausdrückte, dass so viele Juden den gleichen Geldbetrag bei der gleichen Bank nachweisen konnte, erhielt die Familie weniger Tage ein Visum und damit die Möglichkeit, dem sicheren Tod zu entfliehen. Denn während Shimon Wincelberg am 3. August 1938 unversehrt in New York ankam, verschlechterte sich die Situation in Europa. Nach der Reichskristallnacht und dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges war an eine geregelte Ausreise nicht mehr zu denken und ein Großteil der Verwandtschaft der Wincelbergs fand unter den Nationalsozialisten den Tod.

Obwohl der junge Shimon früh beschloss, entweder Schriftsteller oder Künstler zu werden, wurde er zunächst in die Armee eingezogen. Er brannte in seinem jugendlichen Leichtsinn darauf, den Deutschen auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen zu können, doch die US-amerikanischen Militärführer zögerten, in Deutschland geborene Soldaten in Europa einzusetzen. So fand sich der junge Wehrdienstleistende urplötzlich am anderen Ende der Welt wieder: Dem Pazifik.
Nach dem Ende des Krieges begann der ehemalige Soldat einer Aufklärungseinheit, in Japan Einheimischen in die Prinzipien amerikanischer Werte zu vermitteln und im Laufe dieser Seminare entwickelte er eine Faszination für die japanische Kultur, die ihn fortan in seinem Leben begleitete.

Wincelberg und seine Frau Anita bei ihrer Hochzeit
Zurück in den USA begann er, Kurzgeschichten zu schreiben, doch den größten Erfolg erlangte er schnell damit, Drehbücher für Fernsehserien zu entwickeln. So finden sich in seiner Vita unzählige Nennungen als Autor verschiedener Episoden zu Serien wie "Time Tunnel" (1969), "Rauchende Colts" (1964-1974), "Planet der Affen" (1974), "Logan's Run" (1977), "TrapperJohn M.D." (1979) oder "Der Denver-Clan" (1982), obwohl er selbst seine Arbeit für das Fernsehen eher als Mittel zum Zweck verstand: Durch das vergleichsweise leicht verdiente Geld konnte er sich darauf konzentrieren, Theaterstücke und Bücher zu schreiben, die ihm am Herzen lagen.



Als Shimon Wincelberg schließlich Mitte März 1966 sein erstes Star-Trek-Drehbuch ablieferte, war er beileibe kein unbekannter Neuling im Geschäft. Neben seinen Drehbüchern für die Serie "Have Gun, Will Travel", an der GeneRoddenberry ebenfalls als Autor tätig war, hatte er einen zentralen Einfluss auf die andere große Science-Fiction-Serie der Sechziger, "Lost in Space", für die er am Pilotfilm und mehreren anderen Folgen beteiligt war. Auf wenn die Legende umgeht, dass D.C. Fontana bei seinem Vorstellungsgespräch den Satz "Einige Agenten trauen sich tatsächlich, uns Autoren abzubieten, die für Lost in Space gearbeitet haben!" fallen gelassen haben soll, waren seine Referenzen so makellos wie sein Ruf und Gene Roddenberry benötigte verzweifelt gute Drehbuchautoren für sein Projekt.
Wincelberg sah sich zunächst den ersten Pilotfilm "Der Käfig", als auch den zweiten "Die Spitze des Eisbergs" an und begann schließlich, ein opulentes Drehbuch unter dem an Shakespeare angelehnte Titel "Dagger oft theMind" zu schreiben. Doch obwohl sich alle Beteiligten einig waren, dass es sich um eine gute Grundidee handelte, waren zu viele seiner Ideen mit zu hohen Kosten verbunden. Immerhin nahm er sich die konstruktive Kritik der Produzenten zu Herzen und überarbeitete seinen Entwurf insgesamt vier Mal und passte es mehrfach den Wünschen der Produzenten an, bevor er schließlich grünes Licht erhielt und für seine Arbeit entlohnt wurde. Doch sein Script wurde ohne sein Wissen weiterbearbeitet. Zum einen wurden Elemente wie die erste vulkanische Gedankenverschmelzung der Serie hineingeschrieben, während man Grace Lee Whitneys Janice Rand kurzerhand durch Marianne Hills Dr. Helen Noel ersetzte. Schließlich setzte Gene Roddenberry aber auch inhaltlich den Rotstift an, um einerseits einen inhaltlichen roten Star-Trek-Faden zu bewahren, aber andererseits auch, um etwas unsensibel ein übertrieben positives Bild der Menschheit in der Zukunft zu zeichnen. Dadurch ging unter anderem die Motivation des Widersachers Dr. Tristan Adams' verloren, der seinen "Zentralnervensystemmanipulator" in Wincelbergs Version vor allem aus Machthunger entwickelte. Als Wincelberg, der gerade für Roddenberry das Script zu "Notlandung auf Galileo 7" überarbeitete, von den eigenmächtigen Änderungen erfuhr, reagierte er erbost. Er strafte Roddenberry mit dem mächtigsten Werkzeug ab, dass einem gekränkten Autor zur Verfügung stand. Wie HarlanEllison oder Gene L. Coon auch bestand er darauf, dass sein Name nicht im Abspann genannt werden würde. Stattdessen wählte er das Pseudonym S. Bar-David ("S." für Shimon, "Bar-David" ist hebräisch für "Sohn Gottes"), um zu verhindern, dass sich die Autoren mit seinen Federn schmücken konnten. Roddenberry reagierte noch Jahre später verstimmt.
"Star Trek bot Autoren die Möglichkeit, etwas Größeres zu schaffen. Einige waren der Herausforderung gewachsen, andere nicht. Ein paar Leute fühlten sich dadurch gar bedroht und gingen zurück zu 'Lost in Space'."
Doch so groß kann der angerichtete Schaden nicht gewesen sein. Für Gene Roddenberrys geplante, aber nie umgesetzte Phase-II-Star-Trek-Serie verfasste Wincelberg abermals ein Drehbuch. Auch der Entwurf mit dem Titel "Lord Bobby", in dem die Crew der USS Enterprise einem Wesen begegnet das stark an Trelane aus "Tödliche Spiele auf Gothos" erinnerte, musste abermals überarbeitet werden, fand aber zunächst Gene Roddenberrys Zustimmung, so dass die Story in die Planungen für die Serie mitaufgenommen wurde, auch wenn "PhaseII" zugunsten eines Kinofilms nie verwirklicht wurde.

Privat blieb Wincelberg den orthodoxen Glaubensgrundsätzen, die ihm seine Eltern bereits in seiner Jugend vermittelt hatten treu. Er betreute nicht nur zahlreiche andere Juden in Hollywood spirituell, sondern war stolz darauf, dass eines seiner drei Kinder den Beruf eines Rabbis annahm. Er starb am 29. November 2004 im Alter von achtzig Jahren in einem Pflegeheim nach langer Krankheit.


Trotz der Erfahrungen seiner Jugend und den Morden an vielen seiner Familienmitglieder, hegte Wincelberg keinen allgemeinen Groll gegen Deutsche. Stattdessen wehrte er sich gegen derartige Generalisierungen. In seinen Augen waren nicht alle Deutschen und noch nicht einmal alle Nationalsozialisten schlechte Menschen.
Um das zu untermauern, erzählte er mehrfach die Geschichte von Herr Klausen, seinem Grundschullehrer in Kiel, der mehr als einmal die jüdischen Kinder vor den Mitschülern verteidigte und ihm als gerechter Mann in Erinnerung blieb. Als der Pädagoge nach den Sommerferien mit einem Hakenkreuz am Revers erschien, befürchtete der junge Shimon Wincelberg Schlimmstes, doch tatsächlich blieb Herr Klausen seiner Fairness treu und weigerte sich, die jüdischen Kinder seiner Klasse anders zu behandeln als die deutschen.
Dennoch war er auch Realist. Auf die Frage, ob der Holocaust das Denken der Menschheit verändert habe, schränkt er ein, dass es das Denken einiger Menschen verändert habe, leider aber nicht das Denken aller Menschen.
Eine traurige Wahrheit, die heute wieder aktueller scheint, als sie eigentlich sein sollte.

Vorschau.
Im nächsten Teil der Reihe geht es um ein weiteres Playmate, dass es schaffte, eine Rolle bei Star Trek zu landen. Allerdings blieb ihr Ruhm flüchtig, zumal sie für einen ihrer größten Erfolge wegen ihres starken deutschen Akzents synchronisiert werden musste…

Quellen.Altman, Mark A.; Gross, Edward: Lost Voyages of Trek and the Next Generation. London, 1995, S. 35ff.
Clark, Mike: Misplaced Among the Stars. Just Outside the Solar System Shimon Wincelberg Founds Himself 'Lost in Space'. In: Starlog #159, Oktober 1990, S. 68ff.
Cushman, Marc; Osborn, Susan: These Are the Voyages. TOS, Season One. San Diego, 2013.
Justman, Robert; Solow, Herbert F.: Star Trek. Die wahre Geschichte, New York, 1996, S. 267ff.
USC Shoah Foundation Institute (Hrsg.): Testimony of Shimon Wincelberg.

Weiterführende Leseliste.

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 00: David Hurst.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 01: Franz Bachelin.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 02: Walter Gotell.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 03: Jesco von Putkamer.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 04: Barbara Bouchet.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 05: Winrich Kolbe.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 06: Reiner Schöne.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 07: Gerd Oswald.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 08: Harry Groener.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 09: Shimon Wincelberg.