Wenn man an die Epizentren deutscher Star-Trek-Fankultur denkt, so drängen sich gleich mehrere Adressen auf. Die Filmstadt Potsdam zum Beispiel,
wo die Star-Trek-Ausstellung 2011 ihre Tore öffnete und eine bekannte Fangruppe ihren Hauptsitz hat. Berlin natürlich,
wo die Premiere von "Star Trek: Into Darkness" stattfand und traditionell
einer breiten Fanbasis ein Zuhause bietet, die hierzulande ihresgleichen sucht. Man könnte zur Not auch Düsseldorf (
FedCon), Frankfurt am Main (
Star Trek Destination Germany) oder Zweibrücken (
Hubert Zitt) in diese Auflistung aufnehmen.
Aber Eberswalde?
Bei aller Ehrlichkeit hat der ehemalige Industriestandort seine besten Zeiten längst hinter sich. Längst sind Höhepunkte wie die
Landesgartenschau vorbei, das
Schiffshebewerk kaum mehr ausgelastet und selbst die
Eberswalder Würstchen haben viel von ihrem früheren Ruhm eingebüßt. Der
legendäre Goldschatz versauert momentan in Moskau, die
O-Busse führen in erster Linie zu nostalgischen Gefühlen vorbeifahrender Autofahrer und mit dem Namen der berühmtesten Tochter der Stadt,
Dagmar Frederic, kann heutzutage nicht jeder mehr etwas anfangen.
Dass Eberswalde trotz dieses Niedergangs einen festen Platz auf der Deutschlandkarte engagierter Star-Trek-Anhänger inne hat,
liegt vor allem an einem Mann:
Benjamin Stöwe.
Während die älteren Leser sein Gesicht
eventuell aus dem ZDF-Morgenmagazin (oder vom RBB) kennen, weckt bei jüngeren Rezipienten eventuell die Stimme die Erinnerung. Zum einen ist
er als Synchronsprecher in verschiedenen Produktionen tätig (zum Beispiel hatte er auch eine kleinere Rolle in Into Darkness übernommen), und zum anderen ist er hauptverantwortlich für das beliebte Hörspiel "
Raumschiff Eberswalde", dass in diesem Jahr nach sieben Staffeln beendet wurde. Im Zuge dieses Projektes gelang es ihm bereits im Jahr 2011, eine zeitlich begrenzte Sonderausstellung unter dem Titel "
Spitze Ohren – Spitze Typen" in der Barnimer Kreisstadt zu organisieren. Als diese nach einem kurzen Ausflug in die
Deutsche Raumfahrtausstellung nach Morgenröthe-Rauthenkranz ihre Pforten schloss, blieb Fans der Zugang zu diesen liebevoll präsentierten Sammelstücken jahrelang verwehrt.
Doch damit ist jetzt Schluss, denn der leidenschaftliche Sammler hat für Trekkies, Sammler und nicht zuletzt sich selbst ein Refugium der ganz besonderen Sorte geschaffen. Die mit 17,01m² laut eigener Auskunft "
kleinste Star-Trek-Ausstellung der Welt" hat er im elterlichen Wohnhaus inmitten des Altstadtkerns unterbringen können. Im Rahmen von Besuchertagen ist dieses Kleinod auch wieder für den Publikumsverkehr zugänglich. Das ließ sich auch eine Delegation der Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" nicht entgehen und machte sich auf die Reise ins Nordbrandenburgische.
Doch wir waren beileibe nicht die Einzigen, die diesem Aufruf gefolgt waren. Neben einem überraschenden Wiedersehen mit unseren geschätzten
Euderion-Kollegen hatte sich am Vormittag auch das
Deutschlandradio mit einigen Schwergewichten im engen Ausstellungsraum breitgemacht: Für die "
Wissen"-Rubrik fanden sich
Karlheinz Steinmüller,
Alexander Mankowsky und Moderatorin
Judith Eberth in Eberswalde ein.
Aber auch für seine weniger namhaften Gäste nahm sich Benjamin Stöwe ausgiebig Zeit. Geduldig beantwortete er viele unterschiedliche Fragen wie "
Woher hast Du das?", "Wo bekommt man sowas her?" oder "
Auf welchen Internetseiten findest Du so etwas immer?". Daneben konnte er mit beeindruckenden Anekdoten zu seinen Ausstellungsstücken punkten: Egal ob zu seiner Original-Klappe aus dem zweiten Star-Trek-Kinofilm "
Der Zorn des Khan", dem Sternenhimmelvorhangsfetzen aus
Zehn Vorne oder gar der Teekanne, die es bis in die TNG-Episode "
Die Überlebenden von Rana IV" schaffte – zu jedem Ausstellungsstück gab Stöwe bereitwillig Auskunft.
Seine Ausstellung ist dabei auch viel mehr als nur eine Fansammlung, die in Kisten, Kartons oder hinter verschlossenen Türen vor sich hinvegetiert. Hier wird Sammlerleidenschaft lebendig und erlebbar. Auch wenn es nur 17,01m² sein mögen, erwartet den Besucher eine beeindruckende Konzentration an Objekten. Selbst wenn man drei oder vier Mal den schmalen Gang entlang gegangen ist, entdeckt man immer wieder neue Details. Hinter Plexiglas verstaut bleiben die Exponate dabei jedoch erfassbar und geschickt gruppiert.
Besonders bemerkenswert ist damit neben der Präsentation vor allem die Selektion, denn es versteht sich von selbst, dass Stöwe genau auswählen musste, was er seinen Gästen präsentiert. Schon allein die ausschließliche Nutzung von Picard-Figuren als Symbol für den unerwarteten Merchandise-Erfolg der Franchise zeugt vom gewissen Augenzwinkern, mit dem der Fan seine eigene Sammlerwut einzuordnen weiß.
So ist die "kleinste Star-Trek-Ausstellung der Welt" nicht nur ein lohnenswertes Ausflugsziel für Fans, die Original-Props und Liebhaberstücke betrachten wollen, sondern auch eine Inspiration für andere Sammler, ihre eigenen Schätze aus dem Dunkel von Pappkartons zu holen und denen zu präsentieren, die ihren Wert noch zu erfassen wissen – anderen Fans. Insofern setzt Stöwe eine Tradition fort, die er bereits mit dem Hörspiel "Raumschiff Eberswalde" begonnen hat: Er zeigt mit einem beeindruckenden Beispiel über welches Potential Star-Trek-Anhänger auch hierzulande verfügen und wie einfach es sein kann, dieses Potential auch mit simplen Ideen auszuleben. Ohne Frage setzt seine Professionalität bei der Umsetzung hohe Maßstäbe doch genau diese macht seine kostenfreie Ausstellung im brandenburgischen Eberswalde zu einem Fixpunkt auf der deutschen Star-Trek-Landkarte, dem jeder Fan durchaus einmal einen Besuch abstatten sollte, um sich davon eine dicke Scheibe abzuschneiden.
Bewertung:
Nachtrag: Und darüber haben wir natürlich auch noch reden müssen: