Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Unbedingte Offenheit", die vierte Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und vorherige Episoden bereits gesehen hat.
Einleitung.
Die Goldenen Zeiten von Star Trek sind vorbei.
Damals, in den Neunzigern, als vom Erfolg einer Sendung namens "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert" beflügelt, Nachfolgeserien wie "Deep Space Nine" und "Voyager" ausgestrahlt wurden, erreichte die Franchise völlig neue Zuschauerschichten, unter denen es schon damals unterschiedliche Ansichten gab, welche Serie die beste sei.
Nach einigen traurigen Jahren des Stillstand ist nun wieder Bewegung in die verstaubte Kiste geraten. Sowohl "Discovery" als auch "Picard" sind auf Streaming-Diensten für die Fans hierzulande verfügbar und mit anderen Projekten wie "Lower Decks", einer weiteren Trickfilmserie oder einer Serie über die Sektion 31 sind weitere Angebote in Produktion.
Im Moment können sich Star-Trek-Anhänger ihren Favoriten aus acht (!) verschiedenen Serien aussuchen und dennoch schlägt den jüngeren Star-Trek-Ablegern streckenweise ungeahnter Hass entgegen.
Doch was hat es damit auf sich?
Bleibt "Picard" so sehr hinter den Erwartungen zurück?
Ist es andererseits gerechtfertigt, Picard zu einer Lichtgestalt zu erheben, die über Kritik erhaben ist?
Story.
Der junge Romulanerknabe Elnor ist der Freund eines älteren Menschen, der den Waisenjungen des Öfteren in seiner neuen Heimat Vashti besuchen kommt und ihm gar Geschenke mitbringt. Von ihm lernt er Fechten, erhält eine männliche Bezugsperson und sogar so etwas wie eine Vaterfigur in einem primär weiblich geprägten Umfeld. Doch eines Tages verlässt ihn der hochangesehene Sternenflottenadmiral aufgrund einer tragischen Nachricht den Planeten, auf dem sich die Verhältnisse schon bald nach seinem Abschied rasant ändern: Verbrechen, Armut und Fremdenfeindlichkeit greifen um sich, so dass selbst der Qowat-Milat-Orden nur oberflächlich für die Sicherheit sorgen kann.
Elnor absolviert eine Ausbildung und reift zu einem formidablen Kämpfer heran, auch wenn ihm eine Karriere im Nonnenorden letztendlich verwehrt bleibt.
Doch gerade, als sein Schicksal in einer Sackgasse zu enden scheint, trifft er jenen Menschen aus seinen Kindertagen wieder: Jean-Luc Picard, der dieses Mal ein verlockendes Angebot im Gepäck hat…
Lobenswerte Aspekte.
Feinschliff.
Jonathan Frakes ist wieder da! Der TNG-Darsteller auf dem Regiestuhl wirkt wie die perfekte Wahl für diesen Job in dieser Serie, zumal er mit seiner Aufsicht über Folgen und Filme wie "Datas Nachkomme", "Datas Hypothese" oder "Star Trek: Der erste Kontakt" über eine unabstreitbare Einsicht in die Materie der aktuellen Star-Trek-Serie verfügt, die wohl kaum ein anderer Kollege vorweisen können dürfte.
Umso erstaunlicher, dass die Folge stilistisch nicht schlechter oder bedeutend besser ausfällt als die seiner Vorgängerin Hanelle M. Culpepper. Zwar liefert auch Frakes eine handwerklich gut in Szene gesetzte Episode ab, die mit großartigen Aufnahmen, einem tollen Soundtrack und einer stringent erzählten Handlung glänzt, aber auch er setzt munter auf den großzügigen Einsatz unbeliebten Lens Flares, die Star Trek seit dem Abrams-Reboot nicht mehr abzuschütteln weiß.
Da die Regiearbeit also eher von Kontinuität geprägt ist, gilt es an dieser Stelle der Handlung einmal größere Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Story aus der Feder des Pulitzer-Preisträgers Michael Chabon ist der eigentliche Star dieser außergewöhnlichen Folge und immer dann besonders stark, wenn das in Scherben darniederliegende romulanische Reich zentriert wird. Dabei ist die Idee mitnichten neu oder dem genialen Geist Chabons entsprungen, sondern eine Wiederbelebung eines für Star-Trek-Verhältnisse vergleichsweise historischen Konzeptes: Bereits im Zusammenhang mit dem ersten Auftauchen der Romulaner in der TNG-Episode "Die Neutrale Zone" entwickelte man die Vision, das romulanische Reich unter den Angriffen durch das Borg-Kollektiv zusammenbrechen zu lassen, um den Bedrohungsgrad durch den neuen Feind mehr Gewicht zu verleihen. Doch Personalwechsel und vor allem der Autorenstreik in der zweiten Staffel TNG setzten diesen Planspielen ein jähes Ende, so dass nach nunmehr dreißig Jahren dieser verlorenen geglaubte rote Faden wieder aufgegriffen werden kann.
Das revolutionär Neue an Chabons Skript bleibt also eher, dass es sich detailreich mit den multiplen Auswirkungen der Evakuierung einer ganzen Zivilisation auseinandersetzt, ohne den Zeigefinger zu erheben. Dabei gibt es - im Gegensatz zu ähnlichen Ansätzen bei "Enterprise" - kein schwarz oder weiß; das Vorgehen, die Motivation und die Vorbehalte jeder Seite sind in diesem Zusammenhang verständlich und nachvollziehbar, so dass es schwerfällt, einer bestimmten Seite die moralische Oberhand zuzubilligen. Deutlich zeigt Chabon an dieser Stelle, dass 'gut gemeint' nur allzu oft das Gegenteil von 'gut gemacht' bedeutet und darin liegt der große Wert dieser Folge, die damit auch einen überdeutlichen tagesaktuellen Bezug zu unserer eigenen Lebenswelt aufweist. Die Flüchtlingskrisen Europas und Amerikas und ihre unterschiedliche Wahrnehmung fallen perfekt in dieses Erzählmuster und dass die romulanische Wiedergeburtsbewegung auf menschliche Standards umgemünzt auch mit "Make America Great Again" oder dem generellen Erstarken des rechten Randes auf der Welt gleichgesetzt werden kann, ist keineswegs ein Zufall, sondern dem löbliche Ziel geschuldet, Star Trek endlich wieder zu einer Science-Fiction-Franchise mit Anspruch und Moral zu machen.
Make Romulus Great Again! |
Der Nebeneffekt dieser Prämisse ist auch eine Neuausrichtung der Romulaner, die über die Folgen der Evakuierung hinausreicht und weit in die Vergangenheit greift. Die Qowat Milat als Haufen schwertschwingender Ninja-Nonnen wirkt im ersten Moment ein wenig überambitioniert und wirft eine Menge Fragen auf.
Warum hat man zuvor nie von ihnen gehört?
Ist das nicht ein Widerspruch zu allem, was man bislang über die Romulaner weiß?
Und wo etwa waren die Kampf-Klosterfrauen, als Spock auf Romulus seine vulkanisch-romulanische Widervereinigungsbewegung betrieb?
Diesen Fragen muss ich an dieser Stelle entgegenhalten, dass in einem totalitären Staat wie dem romulanischen Sternenimperium nach außen hin nur selten oppositionelle Strömungen bekannt werden, dass wir bislang fast ausschließlich Einblicke in militärische Gesellschaftsaspekte erhalten haben und dass die Wiedervereinigungsbewegung nicht unbedingt eine große Deckungsgleichheit mit der explizit romulanisch-geprägten Glaubensgemeinschaft aufweist, in der Gefühle eine zentrale Rolle spielen.
Zudem ist die Qowat Milat eine geniale Erfindung, die viele Aspekte der bislang bekannten romulanischen Kultur ins Gegenteil verkehrt. Statt Geheimniskrämerei gilt hier unbedingte Offenheit und statt einer Welt, in der männliche Prätoren das Sagen haben, entwirft Chabon hier einen elitären Frauenclub, der Männer diskriminiert, um das Thema Feminismus aus einem ähnlich gespiegelten Blickwinkel zu betrachten.
Der große Gewinner des Ganzen ist die bislang doch eher einseitig proträtierte romulanische Gesellschaft, die plötzlich an Tiefe gewinnt. Und auch hier gilt, dass dieser plötzliche Richtungswechsel keineswegs ohne Präzedenzfall ist: Wie etwa die Entwicklung der Ferengi (von einem der imperialistischen Hauptwidersacher in TNG zu einer harmlosen Händlerspezies bei DS9), der Cardassianer (von einer plumpen militaristischen Mittelmacht in TNG zu einer vielschichtigen Supermacht bei DS9) und vor allem der Klingonen (von einer intriganten Militärmacht in TOS zu einer Kriegerrasse ab den frühen Kinofilmen) zeigt, ist das Vertiefen kultureller Aspekte und der Wahrnehmung von Gesellschaften ein beständiges Thema bei Star Trek.
Diese zentralen Merkmale Star Treks hat Chabon bislang besser verstanden als alle anderen Schreiber bei "Discovery" und auch "Picard" und nicht zuletzt deswegen fühlt sich diese Folge inhaltlich mehr in einer Traditionslinie mit TNG als jeder andere Star-Trek-Erzählansatz der letzten elf Jahre.
Besetzung.
Konflikte, Konflikte, Konflikte!
Das neue Credo der Figurenzeichnung erhält in dieser Folge mehr denn je Gewicht: Elnor kann nicht mit Picard, Rios nicht mit Jurati, Raffi nicht mit Picard, Narek nicht mit Rizzo und so ziemlich alle Romulaner nicht mit Picard.
Alles zentriert sich abermals auf den namens- und tonangebenden Sternenflottenadmiral im Ruhestand Jean-Luc Picard. Der kämpft aber nicht nur mit dem massiven Gegenwind, der ihm auf persönlicher Seite entgegenschlägt, sondern darüber hinaus auch mit dem Instinkt ein Schiff zu führen und natürlich dem Alter. Abermals bietet Patrick Stewart eine mehr als stabile Performance, deren starker Kontrast bei seinen Auftritten im Rückblick und dem aktuellen Zeitrahmen seine Fähigkeiten selbst im fortgeschrittenen Alter nochmals unterstreicht.
Seine frühere Nummer Eins Raffi Musiker bleibt zwar betont streitlustig, aber Michelle Hurd verfügt nicht mehr über den Freiraum der letzten Episode und muss sich verstärkt in einem personell anschwellenden Team unterordnen, in dem ihr nur vereinzelte Ausrufezeichen gelingen.
Dr Agnes Jurati hat hingegen einige tolle Szenen mit Cristobal Rios und entpuppt sich mehr und mehr als eine zweite (bessere) Sylvia Tilly, deren Einwürfe vor allem wichtig für die Verständnisfragen des Zuschauers bleiben. Allison Pills Rolle auf dem Schiff bleibt ihm aber bislang ähnlich unklar wie ihr selbst.
Drei weitere Ausrufezeichen setzt Santiago Cabreras als Cristobal Rios. Einmal als Gastfreundschafts-Hologramm, ein zweites als taktisches Notfall-Hologramm Emmet und schließlich als Pilot, der seine Eignung in einer kleineren Raumschlacht unter Beweis stellen kann.
Der Star neben Picard bleibt in dieser Episode allerdings Elnor. Sowohl Ian Nunney als auch Evan Evagora wirken arg elfengleich, sodass der Vorab-Vergleich zum "Space-Legolas" nur umso zutreffender wirkt, wenn man die Folge erst einmal gesehen hat. Er beschert der Franchise die grausamste Todesszene seit dem Ableben Dexter Remmicks und ob ein Schwert in einer Welt, in der Disruptoren über keine Betäubungseinstellung verfügen eine gute Waffenwahl darstellen, bleibt in kommenden Folgen zu beweisen. Das Gleiche gilt für die erwachsene Version des Kampfknaben, der bislang eher an einen wankelmütigen Teenager erinnert, als an einen Bodyguard. Darin liegt das Potenzial des Charakters, der in dieser Folge in erster Linie durch seinem Kinderdarsteller zu überzeugen wusste (auch wenn mich die Situation, in der er mit den Worten "Er kommt! Er kommt!" zu seinen Nonnen rannte, ein wenig an die Rügenwalder-Mühlenwurst-Werbung erinnerte).
Rechtzeitig zum Valentinstag erhält auch Soji Asha einige private Momente, zu denen an dieser Stelle einmal eine Lanze gebrochen werden muss:
Die Szene, in denen sie und Narek barfuß über das Deck schlittern, scheinen bei vielen Fans unpopulär zu sein, aber sie bieten der Wissenschaftlerin einen willkommenen Ausbruch aus einer Arbeitswelt, die vom Schrecken der Borg geprägt ist. Isa Briones setzt in diesem Zusammenhang mehrere Ausrufezeichen, unter denen die dezente Kopfbewegung (die arg an Lal und Data erinnert) eines der stilvollsten bleibt.
Nareks Professionalität als Spion ist in dieser Folge deutlich zu erkennen, auch wenn seine offene Abneigung gegen Rizzo mehr und mehr offensichtlich wird und mehr und mehr einen Seitenwechsel des Agenten heraufbeschwört. Dieser Schwebezustand wird von Harry Treadaway recht gut vermittelt, auch wenn die ersten Einblicke in seine Motivation nur weiter zur Ambivalenz seiner Rolle beitragen.
An Rizzo werden sich auch weiterhin die Geister scheiden.
Als Romulanerin wirkt Peyton List fraglos angemessen fanatisch, aber ihre sexuellen Avancen ihrem vermeintlichen 'Bruder' gegenüber genauso dick aufgetragen, wie die eher symbolisch gemeinte Würgeszene, die dem ganzen Motiv zusätzliches Unbehagen verlieh.
Der Rest der Besetzung glänzt abermals durch gutes Casting. Während Rebecca Wisockys Rhamda immerhin ein paar wichtige Andeutungen auf kommende Ereignisse gibt, können die Neulinge Amirah Vann (als Äbtissin Zani) und Evan Parke (als ehemaliger romulanischer Senator Tenqem Adrev) kurze, aber eindrucksvolle Gastauftritte hinlegen.
Allein Seven of Nines so grandioser wie überschaubarer Auftritt hätte mehr Sprengkraft gehabt, wenn Jeri Ryan nicht im Vorspann so prominent erwähnt worden wäre…
Neue Serienstil.
Mit dem Fan-Feuerwerk am Ende der Episode offenbart "Star Trek: Picard" in seiner vierten Folge schließlich ein Muster, der an diesem besonderen Gastauftritt festgemacht werden kann.
Die Serie verknüpft das reichhaltige Star-Trek-Universum nahtlos mit der eigenen Handlung und baut beständig serienübergreifende Informationen, Inhalte und Charaktere ein, um aus etablierten Erzählgegenständen eine völlig neue, eigenständige Handlung im größeren Rahmen zuvor etablierter Ereignisse zusammenzuzimmern.
Da kann es schonmal passieren, dass neben scheinbar beiläufig eingestreuten Kanon-Bezügen (wie etwa Picards Abneigung Kindern gegenüber, einer dezent auf dem Tisch platzierten Flasche romulanischem Ales aus dem zweiten Kinofilm oder der Erwähnung klingonischer Opern) ein romulanischer Bird of Prey aus der Originalserie auftaucht und Gastauftritte von Data, Hugh oder Seven of Nine Brücken zu anderen Star-Trek-Serien schlagen.
Natürlich kamen solcherlei Momente vereinzelt auch in diversen Einzelepisoden anderer Serien zum Tragen ("Besuch von der alten Enterprise", "Tuvoks Flashback" oder "Die dunkle Seite des Spiegels"), aber sie zum Gerüst einer ganzen Serie zu machen, war bislang allein dem Star-Trek-Bücheruniversum vorbehalten und in den Serien und Filmen eher die Ausnahme als die Regel.
Nun aber schickt sich erstmals eine Serie an, den reichhaltigen Kanon als einmalige Chance zu verstehen, viel tiefere Geschichten erzählen zu können, statt ihn als Stolperfalle oder Fortschritt-verhindernde Altlast zu behandeln.
Dieser völlig neue Ansatz ist natürlich nur in einer geschichtsträchtigen Franchise wie Star Trek möglich, in der acht Serien und dreizehn Kinofilme für genug Material sorgen, um derartige Geschichten zu erzählen. Und vor allem ist sie nur mit Personen möglich, die die grandiosen Ideen eines Michael Chabons mit dem reichhaltigen Fundus vergangener Serien und Filme zu verbinden.
Hier zeigt sich in erster Linie der Einfluss Kirsten Beyers, die hier die Fäden zieht. Als Buchautorin ist sie selbst bestens mit den herausfordernden Parametern einer solchen Erzählweise vertraut und bislang kommt man nicht umhin, ihr eine gute Arbeit zu bescheinigen.
Beyer (links im Bild) bei einem Gastauftritt? |
Kritikwürdige Aspekte.
Tempo, Tempo.
Auch wenn "Unbedingte Offenheit" durchaus spannend ist, hat sich am vergleichsweise gemächlichen Erzählempo nicht viel geändert. Eine weitere Actionszene erhält Gesellschaft von einer kleineren Raumschlacht und es wird abermals deutlich, dass der Fokus eher inhaltlicher Natur ist, statt auf Action als lenkendes Element zu setzen. Es wird sogar mit jeder weiteren Folge deutlich, dass "Picard" tempotechnisch eher in der Erzähltradition TNGs steht, was im Hinblick auf den namengebenden Hauptcharakter (und dessen fortgeschrittenem Alter) durchaus Sinn ergibt.
Und dennoch gibt die mäßige Geschwindigkeit auch Anlass zur Sorge. Bei gerade einmal zehn Folgen innerhalb der ersten Staffel bedeutet das auch, dass bereits nächste Woche Halbzeit ist und die Anzahl der verbleibenden Episoden äußerst überschaubar erscheint.
Stellt man dem aber gegenüber, dass Jean-Luc Picard nun gerade einmal die Crew zusammengestellt hat, mit der er seine ungewisse Suche nach Datas Tochter bewerkstelligen will, wird das Damokles-Schwert sichtbar, das drohend über der Handlung schwebt: Denn entweder überschlagen sich die Ereignisse in den nächsten Episoden, um in einem weiteren überhasteten Ende zu kulminieren oder die Serie plätschert vor sich her um in einem gigantischen Cliffhanger zu enden.
Da "Star Trek: Picard" unmittelbar vor dem Ausstrahlungsbeginn um eine weitere Staffelbestellung erweitert wurde und diverse Stimmen von einer drei Seasons umfassenden Handlung sprechen, scheint alles auf letztere Möglichkeit hinzudeuten.
Doch dabei bleibt einiges Potential auf der Strecke.
So leiden etwa die Szenen auf dem Artefakt massiv unter den Abwesenheit Stewarts und bilden auch inhaltlich momentan eher Lückenbüßer für eine größere Entwicklung, auf die der Zuschauer noch immer wartet. Die Crew ist zwar zusammengestellt, weiß aber noch nicht allzu viel mit sich anzufangen. Und entscheidende Elemente wie die Ankunft auf Freecloud, der verhinderte Abschied Raffis oder der Besuch bei den Rikers stehen noch immer aus.
Es bleibt daher abzuwarten, ob das Tempo der Serie wirklich angemessen ist oder ob die Zeit, die man sich bislang herausgenommen hat, um die Geschichte zu erzählen, den Verantwortlichen am Ende des Tages auf die Füße fallen wird.Kanonbrüche und Logiklöcher.
Dass Kirsten Beyer gute Arbeit leistet, zeigt sich auch mit den vergleichsweise überschaubaren Konflikten mit dem Kanon. Im Gegenteil; wenn man Picard munter fechten sieht, von Datas Katze Spot hört oder die stark an die Raumstation Deep Space 9 erinnernden Windturbinen auf Vashti entdeckt, freut man sich eher über die Sorgfalt, mit der hier gearbeitet wurde.
Zudem lassen sich viele offene Fragen auch leicht selbst beantworten.
Warum wird abermals Geld erwähnt?
Weil es sich bei Vashti um einen romulanischen Planeten handelt, der kaum mit der Föderation zu tun hat.
Warum gibt es trotz der positiven Star-Trek-Zukunftsvision derartige Armut auf Vashti?
Weil es sich bei Vashti um einen romulanischen Planeten handelt, der kaum mit der Föderation zu tun hat.
Warum hat man dieses praktische planetare Verteidigungssystem niemals zuvor in Star Trek gesehen?
Weil es sich bei Vashti um einen romulanischen Planeten handelt, der kaum mit der Föderation zu tun hat.
Das könnte man ewig so weiter spinnen.
So sind die Remaner nirgends zu sehen, weil sie sicherlich besseres zu tun haben, als mit ihren ehemaligen Unterdrückern auf einem Planeten zu siedeln (wenn sie überhaupt evakuiert wurden). Das Schild mit der Aufschrift "Romulans Only" ist auf einer romulanischen Welt vor allem deshalb auf Englisch gehalten, dass es Nicht-Romulaner auch verstehen können (es soll den Äußerungen von Zani zufolge auch noch Menschen auf dem Planeten geben und die anderen menschlichen Beschriftungen am Restaurant sind aus ähnlichen Motiven gar absichtlich beschädigt worden). Und Picard wirkt zu Beginn der Folge vor allem deshalb dem jungen Elnor so offen gegenüber, weil seiner Kinderphobie in Folgen wie "Das zweite Leben", "Katastrophe auf der Enterprise" oder "Erwachsene Kinder" genug Zeit zum Abkühlen gegeben wurde.
Dennoch wirkt Picard ein wenig von der Rolle.
Sein weißer Dress mag seine Unschuld repräsentieren, aber er lässt ihn auch wie einen Kolonialherren wirken, der den primitiven Eingeborenen kulturelle Errungenschaften wie Bücher bringt (auch der spannende Vergleich mit Klaus Kinskis Auftritt in Werner Herzogs "Fitzcarraldo" von dem ich irgendwo gelesen habe, gereicht Picard nicht unbedingt zum Besten).
Vor allem aber verstehe ich immer weniger die vierzehnjährige Selbstisolation Picards auf seinem Weingut. Wie kann er noch immer Data hinterhertrauern, aber dem Schicksal Elnors oder Raffi Musikers mit derartiger Gleichgültigkeit begegnen?
Da sehe ich noch klärenden Handlungsbedarf, denn es passt nicht zum Charakter der Sternenflottenlegende, derartig das Handtuch zu werfen und seinen Kopf im Sand zu vergraben.
Vier weitere Szenen lassen den Zuschauer aber verwundert zurück:
In jenem Moment, in dem Picard sein Holo-Programm pausiert, bleiben zwar die Vögel in der Luft stehen, aber das Feuer in seinem Haus brennt munter weiter.
Auf Vashti wirft Picard das "Romulans Only" Schild mit der Schriftseite zu Boden, aber als er darauf herumtritt, ist das Schild wie von Zauberhand gedreht.
Als wenige Szenen später Raffi Picard hochbeamt, scheint sie instinktiv zu wissen, dass sie auch Elnor mithochbeamen muss, obwohl bei der Kommunikation mit Rios' Schiff weder dessen Name fällt, noch ein Kommunikator seine Position verrät.
Und auch Seven of Nines fulminanten Auftritt plagt ein entsprechendes Manko.
Die La Sirena befindet sich nämlich zu diesem Zeitpunkt noch immer in Kampfhandlungen mit einem romulanischen Bird of Prey und sollte eigentlich ihre Schilde aktiviert haben…
Verschwörungstheorien.
Im
Folgenden sollte nur weitergelesen werden, wenn man bereit ist, sich
die Überraschung verderben zu lassen, denn an dieser Stelle folgen
einige Überlegungen zu möglichen Richtungen, in die sich die Serie
bewegen wird.
Also: Absolute Spoilerwarnung!
Auch in dieser Episode gibt es eine weitere Todesandeutung Picards und auch Juratis Rolle bleibt weiter unklar, zumal nichts darauf hindeutet, dass Commodore Oh irgendwelche Anstalten machen würde, die Umtriebe Picards im Auge zu behalten oder zu unterbinden.
Doch die Verschwörungstheorie dieser Woche dreht sich um den Last-Minute-Gast an Bord der La Sirena:
Seven of Nine.
Zwar versucht die Folge den Anschein zu erwecken, als hätte Picard den Umweg eingelegt, um Elnor für seine Sache zu rekrutieren, doch es ist erstaunlich, wie gut er über die Fenris-Ranger unterrichtet ist, die in der Gegend unterwegs sind.
Bei der Berliner Premiere der Serie (ich bitte um Verzeihung, dass ich sie an dieser Stelle abermals erwähne) erzählte mir Jeri Ryan nämlich bereits, dass ihr Charakter zu dieser Gruppe gehören würde.
Mit dieser Information in Kombination mit dem Umstand, dass Picard sofort erkannte, wer der Pilot des fremden Schiffs war, lässt dies den Schluss zu, dass er nicht nur Elnor in seiner Mannschaft haben wollte. Ihm war bewusst, dass er für eine Operation in romulanischem Territorium auf die Hilfe von Experten angewiesen sein würde - eine Rolle, die Seven of Nine nun innerhalb der Serie problemlos bekleiden kann.
Synchronisation.
Sieht man vom obligatorischen Siezen ab, das sich auch in dieser Episode hartnäckig hält, bleibt die deutsche Synchronisation auf einem stabilen Level. Nachdem Ernst Meincke bereits als Synchronstimme Picards verpflichtet wurde, gelang es auch Anke Reitzenstein für die Rolle Seven of Nines zu gewinnen.
Desweiteren fällt das unnötige "fucking" aus dem englischen Original weg (auch wenn es durch ein unwesentlich abgeschwächtes "Scheiß" ersetzt wurde, vgl. Denkwürdige Zitate) und auch der sanfte Hinweis Picards, der Datas Tochter nach dem englischen Titel der entsprechenden Folge als "Offspring" bezeichnet, wird mit einem passenden "Nachkomme" geglückt ins Deutsche übertragen.
Fazit.
In einer Folge, die sich größtenteils um Jean-Luc Picard und den jungen Romulaner Elnor dreht, gelingt es "Star Trek: Picard" vor allem, durch ein Drehbuch zu glänzen, das sich mit den Folgen des Zusammenbruchs des romulanischen Imperiums auf eine nie zuvor gezeigte Weise nähert. Auch wenn andere Handlungsaspekte sehr kurz kommen, gelingt damit eine eindrucksvolle Episode, die darüber hinaus zeigt, dass "Picard" ein völlig neues Serienkonzept zugrunde liegt, das nicht nur bloßen Fanservice betreibt, sondern die Möglichkeiten, die sich bei Star Trek bieten, erstmals ausschöpft, um eine Geschichte zu erzählen, die seinesgleichen sucht.
Bewertung.
Gut gemacht.
Schluss.
Die Goldenen Zeiten Star Trek kehren trotz des momentanen Booms an verschiedenen Serien nicht wieder. Vor allem, weil sich eine Zivilisationserrungenschaft in den Weg geschlichen hat, die es zum Start von TNG noch nicht gegeben hat: Das Internet.
Zwar hat diese Erfindung viel Gutes geleistet, doch längst hat sich das Gewicht von Wissensvermittlung hin zu Statusmeldungen verschoben. Es ist einfacher geworden, etwas im Internet mit hundertachtzig Zeichen herunterzuputzen (und noch Platz zu lassen), als sich wirklich mit einem Thema auseinanderzusetzen und fundierte Kritik zu üben.
Und wer weiß heute schon noch, dass TNG beim Fernsehstart im Jahre 1987 von vielen Originalserien-Fans vehement abgelehnt wurde?
Dass die Filme J.J. Abrams' bei den älteren Fans hingegen abgelehnt werden, gehört hingegen längst zum Grundwissenstand eines jeden Star-Trek-Anhängers.
Seitdem hat es jede neue Serie schwer.
Und obwohl Star-Trek-Anhänger dieser Tage die einzigartige Gelegenheit haben, aus acht (!) verschiedenen Serien ihren Favoriten zu wählen, verbringen viel zu viele Internetkommentoren ihre Zeit noch immer damit, mit flüchtigen Unmutsbekundungen eine moralische Oberhoheit ihrer Lieblingsserie und vor allem ihrer Sichtweise zu beanspruchen.
Dabei könnten die Meinungen nicht noch weiter auseinandergehen: Während die einen sich noch mehr Treffen mit altbekannten Charakteren herbeisehnen, beschwören die anderen ein Übermaß an Fanservice.
So wird bestenfalls deutlich, welch immensen Spagat die Produzenten leisten müssen und wie schwierig es heutzutage ist eine Serie zu schaffen, die ein möglichst breites Publikum anspricht. Kritik, die früher nur selten an das Ohr von Produzenten gelangte, schlägt heute hohe Wellen in einer Welt, die eng miteinander vernetzt ist und in der ein kurzer, hasserfüllter Tweet mehr Personen erreicht als seitenlange Analysen.
Meinungen werden in der Hektik unserer Zeit vor allem schnell gefasst, obwohl gerade der Umstand, dass es Star Trek seit mehr als fünfzig Jahren gibt, davon zeugt, dass etwas an Star Trek diesem Trend seit Jahrzehnten entgegenwirkt.
Wer will, findet das auch in "Picard".
Aber man muss es eben wollen wollen.
Denkwürdige Zitate.
"Versprechen sind ein Gefängnis, Elnor. Leg Dich niemals selbst in Ketten."
Zani
"Tja, der Weltraum ist echt superlangweilig. Wer hätte das gedacht?"
"Was haben Sie denn erwartet?"
"Keine Ahnung. Es ist so… so leer. Ich meine, ist ja auch klar, das steckt ja schon im Namen 'Weltraum'; es heißt ja schließlich nicht 'gewaltige Mengen an etwas'. Obwohl, wenn man darüber nachdenkt, es gibt mehr als drei Milliarden Sterne nur in unserer Galaxis und davon gibt's zwei Billionen und eine Septillion bekannter Planeten. Das sollte doch 'gewaltige Mengen an etwas' heißen. Immer dieser Fokus auf's Negative…"
Dr. Agnes Jurati und Cristobal Rios
"Ich hasse dieses Scheiß Gastfreundschaftshologramm!"
Rios
"Hören Sie, ich will ganz offen zu Ihnen sein…"
"Oh, das wäre eine erfrischende Abwechslung!"
Raffi Musiker und Jean-Luc Picard
"Außerdem ist Vashti eine Brutstätte für die romulanische Wiedergeburtsbewegung. Aber Sie wollen mal kurz 'Hallo' sagen und sich fix 'ne Nonne aussuchen!"
"Oh, okay, also jetzt muss mir irgendwer erklären worüber wir hier sprechen…"
"JL will einen Attentäter anheuern…"
"Sie sind keine Attentäter! Und anheuern kann man sie auch nicht! Die Qowat Milat wählen selbst aus, wem sie folgen."
"Romulanische Krieger-Nonnen."
"Gibt's so was wirklich? Ist ja abgefahren…"
Raffi, Jurati, Picard und Rios
"Wissen Sie noch, wie damals unser Leitspruch war?"
"Immer ein Ding der Unmöglichkeit nach dem anderen."
Raffi und Picard
"Findet noch irgendwer, dass der 'Weg der unbedingten Offenheit' potentiell nervig klingt?"
Jurati
"Mit 'nem Geldgeschenk macht man nie was verkehrt…"
Rios
"Keine Uniform, kein Abzeichen, kein Rang. Du kannst Dich überall auf dem Artefakt frei bewegen und Du weißt gewisse Dinge. Gehörst Du zum Tal Shiar?"
"Nein!"
"Und wenn doch, wäre die Antwort dann trotzdem 'nein'?"
"Ja."
Soji Asha und Narek
"Terranische Paasagierlisten sind öffentlich zugänglich, was geradezu schockierend für romulanische Verhältnisse ist."
Narek
"Was machst Du hier, Narek?"
"Das Gleiche wie Du. Ich folge einer unstillbaren Neugier."
Soji und Narek
"Weil Sie nicht in der Lage waren alle zu retten, haben Sie keinen gerettet."
"Richtig, ich habe zugelassen, dass Perfektion der richtigen Sache im Weg stand."
Zani und Picard
"Sie haben mir von Data erzählt. Er hatte eine Katze namens Spot."
"Ja, ganz genau."
"Ich habe noch nie eine gesehen…"
"Also wenn Du uns begleitest, läufst Du vielleicht einer über den Weg."
Elnor und Picard
"Bitte, mein Freund, wähle das Leben."
Elnor
"Ich bedauere Deine Wahl."
Elnor
"Ich gebe Dir und Deinem Samen noch eine Woche. Wenn Wir dann den Aufenthaltsort nicht kennen, gibt es wieder wie früher Schmerz und Gewalt."
Narissa Rizzo
"Sie schulden mir ein Schiff, Picard…"
Seven of Nine
Weiterführende Leseliste.
01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
10. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"
Eine Rezension in Rekordzeit und dann auch noch um 17:01 Uhr!! Wow und dann auch noch so tiefgreifend...hast du mal überlegt mit Björn Sülter zusammen das nächste Sachbuch zu Star Trek zu schreiben?? :-)
AntwortenLöschenSo und jetzt wie gewohnt mein Senf, in nicht ganz so gut gewählten Sätzen und erzählerischem Stil:
Ich gebe der Folge nicht 4 von 5 sondern lediglich 3 von 5 Punkten und die drei Punkte beziehen sich voll und ganz auf die Handlung und Charakterentwicklung. Die zwei Punkte abzug gibt es beim Punkt Setting und Umsetzung.
Mir gehen diese verdammten (fucking) Lensflares auf den Sack! In den letzten Episoden noch enigermaßend zurückhalten sind sie in dieser Episode wieder extrem. Hier hat Jonathan Frakes sich zu sehr von den Vorgaben der Produzenten leiten lassen. Das er es besser kann, hat er bei der Umsetzung diverser Discovery Folgen schon bewiesen!
Zur Handlung:
Picard Story:
Mir gefällt die Art und Weise wie hier die Crew zusammengestellt wird, es wird sich Zeit genommen die Charaktere ordentlich einzuführen, einigermaßen die Motivationen darzulegen. Das ist guter Erzählstil! Was die einzelnen Charaktere angeht, scheint es wirklich ein Kind unserer Zeit zu sein, dass sich in Film und TV (Stream) sich wohl alle irgendwie nicht leiden können. Aber ich kann damit Leben! Sehr gut hat mir gefallen wie Picard doch noch am Captainschair hängt. Sehen wir ihn eventuell doch nochmal auf dem Stuhl?
So süß Dr. Jurati auch ist, warum machen die Autoren sie unbedingt zu einer zweiten Tilly? Das ist doch gar nicht nötig und schmälert den Gesamteindruck ein bisscchen.
Rios, für mich der bisher bester Charakter in der neuen Serie, auf den ersten Blick ein Han Solo Typ aber im Endeffekt doch jemand mit ordentlich einem an der Klatsche! Siegmund Freud hätte seinen Spaß mit ihm auf dem Sofa. Soviele gespaltene Persönlichkeiten welche er in verschiedene Holofiguren gesteckt hat. Würde gern mehr von den Holo-Rios sehen wollen. Das Taktische Notfallprogramm, war zwar leicht überzeichnet..hat aber Spaß gemaht!
Die Borgkubus Szenen:
Hier auch zu beginn gleich ein kleiner negativer Eindruck meinerseits, die Story auf dem Kubus wirkt wie ein Platzfüller! Die Story schreitet nicht wirklich voran, dafür sind es auch zu wenig und vom Stil wirken sie auch leicht wie ein Fremdkörper. Jedes Mal wenn auf den Kubus geschnitten wird habe ich das Gefühl, dass es gerade nicht reinpasst und ich wissen will wie es bei Picard weiter geht und nicht auf dem Kubus. (Aber das ist wohl nur ein Problem von mir! :-D)
Erzähltempo:
Ja dieser ist ziemlich langsam und man kann Angst bekommen, dass die Story gen Ende durchgepeitscht wird und in einem hektischen Erzähl- und Actionfeuerwerk mit noch mehr Lensflares endet.
Allerdings hoffe ich, da die Serie auf eine zweite Staffel verlängert wurde, dass die Geschicht um Data, Soji, Romulaner und co auch in der zweiten Staffel weiter geht und uns am Ende der ersten nur ein gewaltiger Cliffhanger erwarten wird! Das wäre m. E. die opitimale Lösung um die Geschwindigkeit der Serie moderat zu entwickeln.
Großartige Folge mit wirklichem TNG Feeling!!
AntwortenLöschenIch lese den Blog schon sehr viele Jahre und finde die Rezensionen genial, tausend Dank.
Bei der Discovery-Premiere damals in Neukölln war ich dabei :) und bedauere immer, wenn du hier jetzt davon schreibst, selber die Picard-Premiere nicht miterlebt zu haben.
Eins gefiel mir an der Rezension oben aber nicht: dass du gespoilert hast, zu welcher Fraktion Seven gehört ... das hätte ich jetzt lieber nicht gewusst ;) da hätte Jeri Ryan im Zoopalast lieber mal ihren hübschen Mund gehalten. :D
Ansonsten Turon, mach bitte weiter so. Und verfolg doch mal Kanars Idee mit dem Sülter-Buch! Ich kauf eure Koproduktion sofort.
Ein Wort noch zu der Folge: Also mir gefallen ja gerade die Szenen auf dem Borgartefakt. Auch die, wo man nur über'n Flur schliddert. Ich finde auch weder, dass diese Szenen ein Fremdkörper sind, noch, dass Picards Anwesenheit fehlt. (Keine Sorge, die finden schon alle zusammen!)
Ich möchte gerne viel mehr davon. Mehr Soji, mehr Hugh, mehr grüne Beleuchtung (nur nicht als lens flare)!
Und das Erzähltempo muss meinetwegen nicht anziehen, ich fühl mich wohl. Es wird auch Patrick Stewarts Alter gerecht. Mir war Discovery nämlich bislang oft zu schnell.
Hallo Christian,
LöschenEs tut mir aufrichtig leid, dass ich Dich gespoilert habe! Ich hab mir eigentlich fest vorgenommen, den Teil 'Verschwörungstheorien' stets mit einer Spoilerwarnung einzuleiten, aber ausgerechnet dieses Mal habe ich es dummerweise vergessen (und nun - wenn auch ein wenig spät - reumütig nachgeholt). In folgenden Rezensionen gelobe ich Besserung!
Vielen Dank für Deine ansonsten sehr wohlwollenden Worte! Ich sehe anhand Deiner Anmerkungen, dass wir auf einer Wellenlänge schweben, was diese Serie anbelangt. Und falls ich tatsächlich irgendwann einmal die Zeit hätte, ein Buch zu schreiben, lass ich es Euch hier wissen...
;)
Hi Turon,
AntwortenLöschenich schließe mich denen an, die beiderseits Deine Schnelligkeit und auch Sorgfalt bewundern, was das Schreiben der Rezensionen angeht! Es ist immer wieder ein Genuss Deinen Gedankengängen zu folgen, wenn Du in die Materie eintauchst. Ich war mir z.B. des frühen Planes, die Borg den Romulanern bereits zu TNG-Tagen das Reich zerstören zu lassen, gar nicht bewusst. Ich kann mich (beinahe*) voll und ganz hinter Deine Rezension stellen, und bin mit Dir was Inhalt und Machweise der Folge angeht mal wieder einer Meinung!
*Die Kleinigkeit die ich anzumerken habe, hat lediglich wieder mit ein wenig Klugscheißerei zu tun: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du seit Jahren das falsche "Franchise" verwendest! Und ich meine damit natürlich nicht, dass Du statt über Star Trek zu sinnieren, hier den Stoff mit Star Wars, Stargate oder gar The Orville verwechselst (obwohl, Deine Meinung zur letzteren Serie wäre hier auch spannend zu erfahren!). Nein, Franchise und Franchise haben zwar die gleiche Schreibweise, aber der vorangeführte Artikel ist hier der Knackpunkt. Du schreibst immer über "die Franchise", meinst aber eigentlich "das Franchise" (beides gibt es zwar, aber es kommt auf den Kontext an)!
Hier eben die Duden.de Definitionen für die UNTERSCHIEDLICHEN Substantive (auch wenn sie natürlich gleichen Ursprungs sind):
Franchise, die (Substantiv, FEMININ --- Aussprache FRANZÖSISCH "fronschiese"!)
Bedeutungen:
1. Freiheit, Freimütigkeit (Gebrauch veraltet)
2. Abgaben-, Zollfreiheit
3. Freibetrag, für den die Versicherung [bei Bagatellschäden] nicht eintritt
[ https://www.duden.de/rechtschreibung/Franchise_Freiheit_Selbstbeteiligung ]
Franchise, das (Substantiv, NEUTRUM --- Aussprache ENGLISCH "fränscheis"!)
Bedeutung:
Vertriebsform im Einzelhandel, bei der ein Unternehmen seine Produkte durch Einzelhändler[innen] in Lizenz verkaufen lässt
[ https://www.duden.de/rechtschreibung/Franchise_Geschaeftsmodell ]
Star Trek ist zweifelsohne ein Franchise, nicht eine Franchise! Ich bin mir bewusst dass es für Dich vermutlich eine Umstellung wäre, und wahrscheinlich erst einmal völlig falsch klingen würde die korrekte Variante zu verwenden, aber ich würde mich schon sehr drüber freuen. Das Wort bildet für mich immer wieder einen großen Stolperstein in Deinen ansonsten wirklich formidablen Artikeln! Vielen Dank für Deine Geduld an meiner Klugscheißerei! ;-P
Hallo El,
LöschenEigentlich hast Du das Problem bereits selbst erkannt. Mit "Franchise" habe ich eine Begrifflichkeit aus dem englischsprachigen Star-Trek-Fandom übernommen, für den es noch keinen deutsche Entsprechung gibt und der (in grober Anlehnung an finanzielle Franchises) den Begriff auf Star Trek abstrahiert, wo mit "Star-Trek-Franchise" als ein Dachbegriff für die verschiedenen unter diesem Namen vereinten Filme und Serien zu verstehen ist (in etwa wie bei amerikanischen Sport-Franchises).
Das ich einen weiblichen Artikel benutze ist schlichtweg dem Umstand geschuldet, dass es für diesen Begriff mit dieser Bedeutung noch gar keinen festgelegten Artikel gibt und ich mich deshalb für meine Rezensionen am Sportterminus angelehnt habe, der im Regelfall tatsächlich mit einem weiblichen Artikel im Deutschen erscheint, z.B. hier
https://www.ran.de/us-sport/nfl/nfl-news/franchise-verkauf-in-der-nfl-die-wichtigsten-fragen-und-antworten-120774
Hi Turon!
LöschenAber es gibt eben doch die deutsche Entsprechung für das englische "the Franchise" über das Du schreibst, und das ist halt "das Franchise", immer wieder seit Jahrzehnten als Neutrum korrekt verwendet, daher ja auch im Duden so geführt. Finanzielle Franchises und IP-Lizenz Franchises sind in diesem Falle gleich zu verstehen. Man spricht ebenso bei McDonald's Restaurants als auch bei Marvel, Star Wars, und anderen Disney IPs von "einem Franchise", und nicht von "einer Franchise"! Dasselbe gilt seit jeher auch für Star Trek.
Hier nur einige wenige Beispiele:
1) "Star Trek (deutsch etwa: „Sternenreise“, „Sternentreck“, „Reise durchs All“) ist ein langlebiges US-amerikanisches Science-Fiction-Franchise, das der Filmproduktionsgesellschaft Paramount Pictures bzw. deren Mutterkonzern Viacom gehört." [ https://de.wikipedia.org/wiki/Star_Trek ]
2) "Über die Jahrzehnte hat das Star-Trek-Franchise einen Kult-Status erlangt" [ https://memory-alpha.fandom.com/de/wiki/Star-Trek-Franchise ]
3) "Kommentar: Kann „Picard“ das „Star Trek“-Franchise retten?" [ https://www.digitalfernsehen.de/top-news/kommentar-kann-picard-das-star-trek-franchise-retten-552271/ ]
4) "Das Star Trek-Franchise muss Abschied nehmen von der Drehbuchautorin, Dramaturgin und Produzentin Dorothy Catherine Fontana." [ https://wp.trekzone.de/index.php/2019/12/05/star-trek-franchise-trauert-um-d-c-fontana-ein-nachruf/ ]
Der Autor des verlinkten Sportartikels hat offensichtlich (siehe Duden-Definitionen) die beiden Worte verdreht, denn die Idee einer Lizenz ist hierbei klar ausschlaggebend!
Ich bin wirklich Fan Deiner Beiträge, aber die Bezeichnung "einer" Franchise ist leider verkehrt; und beim Lesen jedes mal in etwa so als ob man sich gemütlich 'ne Folge TNG ansieht, nur um feststellen zu müssen dass Marina Sirtis plötzlich von Marianne Wischmann (Miss Piggy) nachsynchronisiert wurde. X^D
Sorry, auch wenn Du meine Verwendung für falsch hälst, ich sehe sehr wohl einen deutlichen Unterschied in der Verwendung des englischen Fremdwortes 'Franchise':
LöschenEs gibt eine inhaltliche Franchise (z.B. Star Trek) und ein betriebswirtschaftliches (z.B. Starbucks).
Wenn ich meine Rezensionen schreibe, meine ich nicht das betriebswirtschaftliche, auch wenn das seit der Rückkehr von Viacom unter dem Dach von CBS ein Thema sein könnte. Um also beide Begrifflichkeiten voneinander zu trennen, habe ich mich - wie bereits hinlänglich ausgeführt - dafür entschieden, beide Begriffe durch unterschiedliche Artikel auch inhaltlich voneinander zu trennen, weil ich eben nicht denke, dass bereits eine Entsprechung existiert, die genau umreißt, dass es sich um eine inhaltliche Nähe handelt (und da kein Dudeneintrag für eine Verwendung von Franchise in diesem Rahmen existiert, halte ich das wie gesagt für vertretbar).
Um Dein Gleichnis aufzugreifen: Darauf zu bestehen, dass ich eine ältere und unzutreffende Definition verwenden muss, wäre in etwa so, als würde ich behaupten, dass in der deutschen Synchronisation nur die Stimme von Herbert Stass für Captain Kirk die richtige sei, weil er William Shatner als so ziemlich erster bereits in "Die Brüder Karamassow" eingesprochen hat und alle anderen nicht die Legitimität hätten, es ihm gleichzutun.