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Dienstag, 20. Oktober 2020

Turons Senf zu "Envoy" [LD, S1Nr02]


Widmung.

Ich will diese Rezension an dieser Stelle jenem namenlosen Kommentator widmen, der in den Kommentaren zu "Second Contact" so lobende Worte zum ersten Senf der "Lower Decks" ausgegeben hat.
Danke! Solche Kommentare von Dir und von allen anderen treuen Leser sind der Grund, der diese Kolumne antreibt.


Spoilerwarnung.

Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Envoy", die zweite Folge der ersten Staffel "Lower Decks" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Folgen bereits gesehen hat.



Einleitung.

Eine der unsinnigsten Diskussionen die man mit anderen Star-Trek-Fans dieser Tage führen kann ist jene, ob denn die Trickfilmserie "Lower Decks" offizieller Kanon sei. Interessanterweise gab es ähnliche Bedenken bereits von Beginn an mit der 'anderen' Zeichentrickserie "TAS", obwohl durch diese Serie Spocks Geburtsort ShiKahr, das kahs-wan-Ritual, Kirks Mittelname Tiberius, der Mädchenname der Mutter Spocks, Kors Schiff IKS Klothos, die Kzinti oder die Holodecktechnologie etabliert wurden, die dem unsicheren Status der Serie zum Trotz längst zum Kanon zählen.
Dennoch scheinen einige Fans zwar kein Problem zu haben, einer Serie zu folgen, die in einer fiktiven Zukunft mit fiktiver Technologie und fiktiven Personen spielt, aber andererseits ihre Fantasie zu verlieren, sobald eine Serie animiert wird.
Andere hingegen verweisen auf die fehlende Ernsthaftigkeit, die drastische Realitätsferne oder den verspielten Charakter. Wieder anderen sind die Stimmen zu hoch oder zu schnell, während die Handlung unnachvollziehbare Purzelbäume schlägt, ohne einen Sinn zu ergeben.
Daher drängt sich ein weiterer Blick auf diese Serie förmlich auf um zu überprüfen, was von diesen Vorwürfen berechtigt ist.



Story.

Bradward Boimler hat einen ganz besonderen Auftrag ergattern können: Er ist für den Transport des hochdekorierten klingonischen Generals K'orin zu Verhandlungen auf Tulgana IV eingeteilt worden. Doch zu seiner Überraschung findet er schon bald heraus, dass sich seine Kollegin Beckett Mariner nicht nur zu seiner Vorgesetzten auf dieser Mission aufgeschwungen hat, sondern auch eine ebenso langjährige wie chaotische Freundschaft zu dem trinkfreudigen Haudegen pflegt, den er transportieren soll. Dem jungen Fähnrich entgleitet die Mission Stück für Stück, was schließlich seinen Höhepunkt im Umstand findet, dass K'orin das Shuttle bei einem von Boimler ursprünglich abgelehnten Besuch des klingonischen Distrikts auf dem Planeten stiehlt und verschwindet. Es beginnt eine verzweifelte Suche nach dem Botschafter und dem Shuttle, bei der die Ansichten Boimlers und Mariners was Sternenflottenprotokolle angeht auf eine harte Probe gestellt wird…


Lobenswerte Aspekte.

Folgenanlage.

"Envoy" ist keine 'normale' Episode im herkömmlichen Sinn. Die zweite Folge der Serie greift das in "Second Contact" vorgegebene Tempo auf und erhöht es sogar, um einen Mini-Road-Movie im TNG-Gewand in vierundzwanzig Minuten unterzubringen. In einer erschreckend effizienten Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit erzählt sie gleich zwei gleichermaßen mitreißende wie unterhaltsame Geschichten, die inhaltlich ertragreicher als so manche klassische Episode, Discovery-Folge oder Abramstrek-Inkarnation ausfällt.
Ziel der Handlung ist ganz offensichtlich, die noch zarten Bande zwischen den Hauptcharakteren zu stärken und die Crew der USS Cerritos näher zu beleuchten. Als Zugabe gibt es eine rasante Außenmission, die den Vergleich mit anderen legendären Planetenbesuchen der Star-Trek-Geschichte nicht zu scheuen braucht.
Das alles schafft die Serie mit einem stringenten Humor, der zwar nicht immer das Zwerchfell zum Bersten zwingt, aber doch an mehreren Stellen zielgenau ins Schwarze trifft. In diesem Zusammenhang gaben sich die Autoren auch erkennbar Mühe, die Serie durch nicht immer jugendfreie Ausführungen vom Anschein einer Produktion für ein jüngeres Publikum zu befreien.
Vor allem aber mag ich die Moral der Geschichte, die trotz der begrenzten Zeit deutlich zutage tritt: Mariner stellt sich in bester Star-Trek-Manier absichtlich zurück, um den Enthusiasmus ihres blauäugigen Freundes nicht zu brechen, auch wenn diese gute Tat mit öffentlicher Erniedrigung gepaart und mit Witzen auf ihre Kosten gedankt wird – schließlich wiegt das Wohl des Einzelnen weniger als das Wohl der gesamten Sternenflotte, wenn ein Hansdampf-in-allen-Gassen wie Boimler der Organisation erhalten bleibt. Es ist genau diese Art der unaufgeregten persönlichen Selbstlosigkeit, die ich seit Enterprise so sehr vermisst habe. Zumal die Idee, dass man alles richtig macht und trotzdem verlieren kann (frei nach Jean-Luc Picard in "Galavorstellung") ebenfalls eine zeitlose Lektion ist, die Star Trek seinen Zuschauern mehr als einmal zu vermitteln versuchte.
Doch auch wenn das jetzt ein ideales Schlusswort wäre, muss an dieser Stelle doch ergänzt werden, dass der B-Plot von "Envoy" nicht minder reizvoll ausfällt. In einer ähnlich turbulenten Reise quer durch die Divisionen des Schiffes lernt Rutherford die einzelnen Aufgabenbereiche in einer Art 'Probetraining' genau kennen.
Und warum?
Weil er als Sternenflottenoffizier zu seinem Wort stehen will. Dass er am Ende aber doch dem Ruf seines Herzens folgt, stellt gleichermaßen ein Kernprinzip Star Treks dar. Das Großartige daran bleibt allerdings der erstaunliche Rückhalt, den er bei seiner Suche von allen einzelnen Abteilungsleitern erhält, die ihn sogar ermutigen, sich auszuprobieren beziehungsweise seinen eigenen Weg zu gehen. Die Charaktere mögen zwar auf dem "Unterdeck" ihren Dienst abseits der Laufrouten der Brückenbesatzung verrichten, aber der Geist der Sternenflotte vereint am Ende des Tages doch alle Besatzungsmitglieder zu einer geschlossenen Einheit.


Kanonfutter.

Es gibt und gab keine andere Star-Trek-Serie, die so sehr darauf bedacht ist, den offiziellen Kanon einer Richtschnur gleich aufzunehmen wie "Lower Decks".
Auf der einen Seite findet man natürlich die vielen Anlehnungen an all die anderen Serien und Filme, die sich wie ein roter Faden durch die Folgen ziehen. In "Envoy" sieht man missmutige Kaelonianer, Boimler kurz vor dem Jamaharon, einen gelungenen Auftritt der blauhäutigen Föderationsgründungsmitglieder, einen stark an "Der Wächter" erinnernden Ferengi, eine Borg-Simulation in bestem Kobayashi-Maru-Stil und eine Föderations-Botschaft, die in ihrem brutalistischen Baustil an die Enterprise-Episode "Der Anschlag" zurückdenken lässt.
Dabei lohnt es sich stets und ständig mit Adleraugen auf den Hintergrund zu achten. Vor allem bei den zahlreichen Draufsichten der Planetenoberfläche, die so detailreich ausfallen wie die aufwändig gestalteten Doppelseiten im Mosaik: Hier kann man Arkonianer, Evora, Ariolo, Lurianer, einen Außenposten im Farpoint-Design, klingonische Disruptoren in Schaufenster, ein ushaan-tor in Action, Vasquez-Rocks-ähnliche Felsformationen, die romulanische Vertretung und die Ferengi-Botschaft entdecken.

Ergänzt wird das Gesamtbild schließlich noch mit dem vollen klingonischen Programm: Von der General-Chang-Augenklappe über ein passendes Trinklied bis hin zum Klein-Qo'noS-Distrikt wurde an alles gedacht! Der Blutwein wird im passenden Trinkbecher serviert und der Gagh-Marktstand hat sogar die blaue Variation aus dem sechsten Kinofilm im Angebot.
Auf der anderen Seite steht dem ein erfrischend ironischer Umgang mit diesem Kanon entgegen, der sich in Gänze wohl nur langjährigen Fans erschließt und sich einmal quer durch alle 'alten' Star-Trek-Serien zieht. So gibt es gleich zu Beginn eine Begegnung der etwas anderen Art mit einem übermächtigen transdimensionalen Wesen, während der Captain der USS Cerritos nach einer identitätsstiftenden Catchphrase á la "make it so" sucht. Augenzwinkernd nimmt die Folge ferner den Hang der Drehbuchautoren für Apostrophe auf die Schippe (und legt dies auch noch in den Mund eines Charakters, dessen Name ein solches Zeichen enthält), lässt Beckett Mariner in 'großartigen' Khan-Träumereien schwelgen, spielt mit der Bekanntheit der ach so geheimnisumwitterten Sektion 31 und nennt endlich einmal das "Janeway-Protokoll" beim Namen - ohne dabei dem Zuschauer zu verraten, worum es sich dabei handelt.
Es ist diese Art der Selbstironie, die "Lower Decks" so sehenswert macht, zumal den Autoren die Problematik um den Vergleich mit der umstrittenen Vorgänger-Trickfilmserie so bewusst ist, dass sie ganz offensichtlich damit spielen. Nach dem ersten Auftritt einer Caitianerin im Pilotfilm regnet es gleich die nächsten TAS-Referenzen, als man einerseits einen gut versteckten Aurelianer ins Szenenbild schmuggelt und dann auch noch einem Vendorianer einen denkwürdigen Gastauftritt verschafft.
Genau diese bereitwillige und clevere Nutzung des Kanons als Hilfsmittel ist etwas, was die Serie ihren Geschwistern "Star Trek: Discovery" (wo Kanonreferenzen deutlich spärlicher gesät sind) und "Star Trek: Picard" (wo Nostalgie zu oft als Kanon missverstanden wird) deutlich voraus hat.
Wer aber glaubt, dass sie sich ausschließlich auf die Wiederholung althergebrachter Inhalte reduzieren lässt, sieht sich getäuscht, denn in "Envoy" dient der Kanon eher dazu, die rasante Handlung auszuschmücken, nicht aber dem Zweck, sie zu bestimmen. Im Gegenteil, das immer reichhaltigere Informationsgerüst wird mit neuen, kreativen Bestandteilen ergänzt. So mischt es neue Spezies wie Anabaj oder Taxor in die Vielzahl bekannter Weltraumwesen, bietet nie dagewesene Einblicke in den Alltag der einzelnen Abteilungen und erfreut den Zuschauer mit Nahaufnahmen einer neutralen Welt, wie sie bisher noch nie zuvor zu sehen waren.


Kritikwürdiger Aspekt.


Kanonbrüche und Logiklöcher.
Bei so viel Feingefühl für den Kanon bleiben ein oder zwei flapsige Einwürfe nicht aus, die den Kritikern der Serie durchaus in die Hände spielen könnten. Ich taufe diese Art künstlerische Freiheit an dieser Stelle einmal den "Cartoon-Effekt", weil es die Tendenz beschreibt, die Realitätsnähe in bester Tom-und-Jerry-Manier zugunsten der Komik zu beugen. Wo aber beispielsweise der Koyote bei Roadrunner multiple Stürze in einen Canyon schadlos übersteht, bleiben derlei Anwandlungen hier in ihrem Umfang vergleichsweise gering.
Dass Samanthan Rutherford etwa eine ganze Woche in den Jefferiesröhren zugebracht haben soll, klingt recht unwahrscheinlich, obwohl es andererseits auf der Hand liegen dürfte, dass es sich um eine rein figurativ gemeinte Bemerkung gehandelt hat.
Eher würdig unter "Cartoon Effekt" verbucht zu werden sind in diesem Zusammenhang die Parktickets, die K'orin durch seine Landung direkt vor der Föderationsbotschaft erhält. Die sind zwar für den ein oder anderen Lacher gut, aber ohne Frage etwas deplatziert in einer sehr digitalen Zukunft – zumal ein Nummernschild am Shuttle fehlt. Dass die Tickets darüber hinaus auch noch aus Papier sind, weckt Erinnerungen an den schlecht gealterten TOS-Pilotfilm "Der Käfig", als Papierdruck noch state of the arts war.
Dennoch bleibt dieser Punkt bestenfalls ein Minimalmakel, denn er wiegt deutlich weniger schwer als eine Gedankenverschmelzung durch eine Androidin, Gott im Zentrum der Milchstraße zu finden oder die Besatzung eines Shuttles nach dem Durchbrechen der Warpmauer in lustgetriebene Lurche zu verwandeln.


Fazit.
"Envoy" ist eine überaus gelungene zweite Folge voller Witz, Tempo und Kanonreferenzen. Sie setzt den Trend der ersten Folge fort, eine schlüssige Geschichte innerhalb des Star-Trek-Universums zu erzählen, ohne dem Bierernst zu verfallen, der damit normalerweise im Zusammenhang steht. Vor allem die 'sternen-flotte' Moral und der überraschend stringente Inhalt lassen "Envoy" zu einer der besten zweiten Star-Trek-Folgen überhaupt aufsteigen.

Bewertung.
Rasantes Abenteuer mit allen Extras.







Schluss.

"Lower Decks" ist Kanon!
Die Trickfilmserie bemüht sich deutlich mehr Anschluss an die Parameter des Star-Trek-Universums zu halten als etwa "Discovery". Dass sie dabei ab und an auf ironische Seitenhiebe oder gezielter Übertreibung als Stilmittel setzt ist legitim und in einer Tradition, die nicht zuletzt "The Orville" zu einem so erfolgreichen Konzept gemacht hat.
Natürlich lässt sich in der Serie bei angemessener Suche auch der "Cartoon-Effekt" ausfindig machen, doch es bleibt festzuhalten, dass sich dieser bis hier her noch in Grenzen hält, die eine Erwähnung kaum rechtfertigen.
Und wenn wir alle mal ehrlich sind hatte bislang noch jede Star-Trek-Serie Momente zu bieten, die man am liebsten wieder aus dem offiziellen Kanon streichen würde und bislang hat "Lower Decks" zwar einige weniger glaubwürdige Szenen, aber noch nichts in einem Kaliber zu bieten, was dazu verleiten könnte, ihm den Status des offiziellen Kanons abzustreiten. Dahingehend haben sich andere Serien (übrigens auch schon lange bevor "Discovery" dazu Gelegenheit erhalten hatte) deutlich schuldiger gemacht, selbst wenn es sich dabei um nicht um Trickfilmserien handelte…
Von daher gilt es, der Serie die gleiche Chance zu geben wie jedem anderem Star-Trek-Ableger auch, denn dass an diesem Projekt Fans arbeiten, die wissen was sie tun, kann man anhand der ersten beiden Folgen  deutlich sehen.


Denkwürdige Zitate.

"Where ist the Power cell, dude?"
"What, really?"
"Like I was going to ask for something that didn't come with batteries!"
Beckett Mariner und das transdimensionale Wesen

"K'orin… How do I know that name?"
"Maybe because he's like one of the most decorated, battle-hardened Klingon warriors in history?!"
"Or maybe it's just because all Klingon names sound the same, like they all have an apostrophe for some reason?"
"Yes, that's it!"
D'Vana Tendi, Bradford Boimler und Beckett

"Well, don't worry. Some people agree to do stuff, when they don't actually mean they're going to do it…"
"No, no, no, no! Im Starfleet – I never go back on my word."
Tendi und Samanthan Rutherford

"Buried alive… Marooned for eternity… Moons of Nibia… ahhh! Oh sorry, I keep having this awesome dream!"
Beckett

"I must update you on my many sexual conquests, Mariner!"
"What, both of them?"
K'orin und Beckett

"Okay, that was a rough start! FYI in situations like that, try employing the 'Janeway Protocol'."
"Got it! And what's that?"
"Hah! Good one…"
Jack Ransom und Rutherford

"I've never even heard about an Anabaj… How did you know?"
"Affinity for red, drawn to the weak minded, plus I kind of dated one once – but only to make my mom mad!"
Boimler an Beckett

"Computer, initiate combat simulation 'Smorgasborg'!"
Shaxs

"Starfleet doesn't just need badass cool people like me – they need, like booksmart people kike you, too!"
Beckett

"Rutherford… That is… Outstanding!! Gotta be true to yourself!"
Shaxs


Weiterführende Leseliste.

Staffel 1.

01. Rezension zu "Second Contact"
02. Rezension zu "Envoy"
03. Rezension zu "Temporal Edict"
04. Rezension zu "Moist Vessel"
05. Rezension zu "Cupid's Errant Arrow"
06. Rezension zu "Terminal Provocations"
07. Rezension zu "Much Ado About Boimler"
08. Rezension zu "Veritas"
09. Rezension zu "Crisis Point"
10. Rezension zu "No Small Parts"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Seltsame Energien"

Freitag, 14. August 2020

Turons Senf zu Star Trek: Lower Decks "Second Contact" (S1Nr01)

Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Second Contact", die erste Folge der Star-Trek-Serie "Lower Decks" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese Folge bereits gesehen hat.



Einleitung.
Stell Dir vor es läuft Star Trek und keiner schaut hin…
So oder zumindest so ähnlich fühlt es sich zumindest hierzulande an, denn jenseits des großen Teiches kümmert es scheinbar nicht wirklich jemanden in der Abgeschiedenheit des Elfenbeinturms der CBS-Chefetage, dass Star-Trek-Fans außerhalb Nordamerikas keine Chance haben, die aktuelle Stark-Trek-Serie "Lower Decks" zeitnah verfolgen zu können. Denn während "Discovery" für europäische Kunden auf Netflix zugänglich ist, kann sich "Picard" auf Amazon Prime sehen lassen. Beides sind natürliche bezahlte Streamingdienste, aber im Gegensatz zur momentanen Situation hatte man als Fan immerhin stets einen zeitlich nur minimal versetzten Zugang erhalten. Nun aber zeigt sich das Desinteresse CBS' mehr als deutlich, den europäischen Markt mit einer kreativen Lösung zu bedenken und selbst wenn es vereinzelt halbherzige Ausreden gibt, kann man über kurz oder lang wohl eher darauf warten, dass der Streamingdienst des amerikanischen Fernsehsenders in den ohnehin schon intensiven Wettkampf auf dem europäischen Markt miteinsteigt, bevor sich CBS dazu herablässt, seine 'Kronjuwelen' vermeintlich unter Wert zu verkaufen, nur um den Fans außerhalb ihres amerikanischen Dunstkreises einen bloßen Gefallen zu tun.
Mit einer so kurzsichtigen Politik aber befeuern sie munter Raubkopien ihrer Sendungen, auch wenn es selbst hierzulande beschränkte Möglichkeiten gibt, für einen CBS All Access Account Geld zu löhnen (ich kann an dieser Stelle nur einen zuverlässigen Freund oder Verwandten in den USA und einen nicht minder zuverlässigen sowie günstigen VPN-Service empfehlen).
Aber lohnt sich der immense Aufwand auch für die neue Serie, die von vielen Fans schon vor Ausstrahlungsbeginn verrissen wurde?  



Story.
Während sich der Fokus der Sternenflotten-Geschichte zumeist auf jene tapferen Mannschaften konzentriert, die den ersten Kontakt zu neuen Spezies herstellen, bleiben die Abenteuer jener Besatzungen zumeist unbesungen, die anschließend den zweiten Kontakt sichern und dafür sorgen, dass "der Papierkram erledigt wird, der Name des Planeten richtig geschrieben wird und all die guten Restaurants und Kneipen bewertet werden".
Eines dieser Schiffe ist die USS Cerritos, die zwar schon von außen nicht mit Schwesterschiffen wie der USS Enterprise, der USS Defiant oder der USS Voyager mithalten kann, aber nichtsdestotrotz ihren ganz persönlichen Beitrag zu den unendlichen Abenteuern in den Weiten des Weltalls leistet. Denn bei ihrer Mission im Galar System fängt sich der erste Offizier des Schiffes einen verheerenden Virus ein, der auf heimtückische Weise die Crew befällt und sie zu seelenlosen Zombies werden lässt. Doch abseits der Führungsoffiziere wird der Tag von Mitgliedern der niederen Dienstgrade gerettet, die erheblich dazu beitragen, dass der ländlichen Planetenbevölkerungen unbürokratisch geholfen wird, Sicherheitslücken in den Wartungsschachtzugängen aufgedeckt werden oder eine unappetitliche Grundlage für ein Heilmittel an Bord gebracht werden kann…



Lobenswerte Aspekte.

Strickmuster. Mit der ersten Folge der neuesten Star-Trek-Serie geht "Lower Decks" auch gleich in die Vollen, denn die Episode gleicht einem Lehrbeispiel für Pilotepisoden. In einem stimmigen Tempo, bei dem sich Dialoge und Actionszenen sinnvoll ergänzen, wirkt die notwendige Figureneinführung in ihrer stilvollen Schlichtheit und Unaufdringlichkeit schon beinahe zu perfekt. Vor allem aber legt die Serie gleich in seinen ersten fünfundzwanzig Minuten thematisch alle Karten auf den Tisch und verrät offenherzig, wohin die Reise der nächsten paar Folgen hinführen wird.
Da ist zum einen die Idee, den Alltag der vielen Crewmitglieder abseits der Vorzeige-Offiziere des Führungsstabes näher zu beleuchten. Nachdem sich bereits "Discovery" angeschickt hatte, unter diesem Vorzeichen zu starten (nur um nur allzu schnell wieder in die gewohnten Brücken-Elite-Muster zurückzufallen), kommt nun erstmals wirklich eine Folge, die die überaus reizvolle Prämisse von grandiosen Episoden wie "Beförderungen" oder "Der gute Hirte" aufgreift, um – ganz im Geiste moderner Erzählmuster – Helden mit Ecken, Kanten und Fehlbarkeiten zu zeigen.
Nicht minder spannend ist die Idee des Zweitkontaktes, denn irgendetwas müssen die unzähligen Sternflottenoffiziere abseits der  lengendären Schiffe aus den Star-Trek-Serien ja auch machen, um den Laden am Laufen zu halten. Denn während Picard und Co. all die glamourösen Abenteuer erleben, muss es auch noch die langweiligen Jobs geben, die kaum oder gar nicht beleuchtet und stets als vorausgesetzt behandelt wurden, ohne bislang in einem würdigen Rahmen thematisiert zu werden.
Aber auch wenn diesen beiden Grundideen mit dem Namen der Serie und dem Namen der Folge Rechnung getragen wird, bleibt ein anderer, in meinen Augen viel wichtigerer Aspekt übrig, der die Serie ausmachen dürfte.
Tragend bleibt nämlich eine Idee, die durch Jean-Luc Picard und Q höchstselbst in der TNG-Episode "Willkommen im Leben nach dem Tode" in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt wurde und hier anhand der beiden Hauptprotagonisten noch einmal verdeutlicht wird: Der verschlungene Weg zum Kommandostuhl eines Sternenflottenschiffes kann weder erreicht werden, wenn man keine Wagnisse eingeht, noch wenn man sich unsinnigen Risiken auf Gedeih und Verderb aussetzt. Auf die Mischung kommt es an und das ist etwas, was sowohl Brad Boimler als auch Beckett Mariner als Haupthelden lernen müssen. Nur wenn sie zusammenarbeiten, können sich der Idealismus und die Dienstbeflissenheit Boimlers mit der Improvisationsfähigkeit und Originalität Mariners zu etwas kombinieren, dass nicht nur Potential für eine Sternenflottenkarriere, sondern auch für beste Serienunterhaltung bietet.



Humor und Star Trek? Schon wenn der Vorspann der neuen Serie beginnt, kann man all die kleinen 'Unfälle' bestaunen, die man sich in den 'klassischen' Einspielern stets nur vorgestellt hat. Was, wenn der herumstreunende Meteorit aus TNG oder DS9 das Schiff oder die Station trifft? Was, wenn die Voyager mit den Gesteinsbrocken der Planetenringe kollidiert? "Lower Decks" scheut sich jedenfalls nicht, mutige Antworten auf derlei Fantasiefragen zu geben. Und ganz nebenbei fühlt sich dieser Einstieg trotz der gehörigen Portion Klamauk originalgetreuer an als beispielsweise die Intros von "Discovery" oder "Picard".
Zugegeben; ich bin zwar beim Ansehen der ersten Folge nicht unbedingt vor Lachen vom Sofa gefallen, aber an einigen Stellen entfielen mir doch zahlreiche anerkennende Schmunzler und es bleibt festzuhalten, dass sich gerade im Vergleich zur Vorgängerserie der verantwortliche Schöpfer Mike McMahan sichtbar bemühte, dass der Humor deutlich weniger auf dem ungenierten Einsatz von Körperflüssigkeiten basiert und tatsächlich beweist, dass es in der Unendlichkeit des Star-Trek-Universums genug Platz für einen komödiantischen Ansatz gibt, dessen Weg in den mehr als fünfzig Jahren davor bereits durch Episoden wie "Kennen Sie Tribbles?", "Eine Handvoll Datas" oder "Dame, Doktor, Ass, Spion" geebnet wurde. Fraglos gibt es dabei noch viel Luft nach oben, aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. "Lower Decks" ist optisch und inhaltlich gelungener als die animierte Star-Trek-Serie der Siebziger und benimmt sich im größeren Star-Trek-Rahmen (bislang) keineswegs wie der Elefant im Porzellanladen. Wo J.J. Abrams (mit Transwarp-Beamen oder Augment-Wunder-Blut) oder "Discovery" (mit akanonischen Spiegeluniversums-Ausflügen und Pilzantrieb) zuvor teilweise einen Scherbenhaufen zurückließen, bietet "Lower Decks" durch seine Platzierung am äußersten Rande des großen Sternenflottengeschehen nur ein überschaubares Risiko, dass dem geneigten Zuschauer letzten Endes das Lachen im Halse steckenbleibt.



Kritikwürdige Aspekte.

Auf Schlingerkurs in Richtung Kanon. Auch wenn es keine eklatanten Kanonbrüche gibt, müssen an dieser Stelle vielleicht doch einmal einige Punkte angesprochen werden, die dem mit dem optischen Vorbild TNG vertrauten Fans ins Auge, beziehungsweise ins Ohr fallen könnten.  
Das umfasst merkwürdige Begriffsverwendungen wie "romulanischer Whiskey" oder "Squash", an Stellen, an denen "romulanisches Ale" oder "Parrises Squares" deutlich kanontreuer gewesen wären. Aber hey, in einem Universum so groß wie diesem gibt es auch Platz für mehr als eine romulanische Alkoholsorte oder mehr als ein menschliches Rückschlagspiel, oder?
Andere Momente fühlten sich deutlich deplatzierter an. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass niedere Dienstränge Gemeinschaftsquartiere teilen müssen, aber die Idee, dass sie alle auf Kojen im Flur schlafen, ist vielleicht ein wenig übertrieben.
Auch der Umstand, dass sich Beckett Mariner ausgerechnet als Tochter des Captains entpuppt, mag sich nicht so recht nach Sternenflottenprotokoll anfühlen, aber hier muss man zähneknirschend eingestehen, dass familiäre Verflechtungen auf anderen (bekannteren) Schiffen spätestens seit Wesley Crushers Ernennung zum Fähnrich ehrenhalber keineswegs bedauerliche Einzelfälle waren.
Am unbehaglichsten empfand ich ganz persönlich eher den Umstand, dass sich mit Sam Ruhterford eine der Hauptfiguren ganz bewusst für eine technologie-gestützte Aufwertung entschieden hat, obgleich dies in der bisherigen Erzähltradition eher mit Verletzungen in Verbindung gestanden hatte. Immerhin widerspricht dieser Ansatz einem der besseren Momente Gene Roddenberrys, der auf die Frage eines Reporters über Picards Besetzung mit Patrick Stewart, warum in der Zukunft niemand eine Behandlung für Glatzköpfigkeit gefunden hätte, dahingehend argumentierte, dass es im vierundzwanzigsten Jahrhundert schlichtweg niemanden interessieren würde. Nun aber sind die kleinen äußeren und inneren Fehler der Protagonisten plötzlich 'heilbar', was sich im Hinblick auf das Fehlen von kybernetisch verbesserten Personen bei TNG und seinen Nachfolgeserien ein wenig fragwürdig anfühlt. Immerhin versprach McMahan bereits in einem Interview, für diese Frage eine passende Antwort liefern zu wollen, aber dennoch hinterlässt der Umstand – insbesondere in Kombination mit einem vulkanischen Implantat (?) – zumindest ein wenig Bauchschmerz.
Aber vielleicht ist es letzten Endes damit wie mit der USS Cerritos, die auf den ersten Bildern zur Serie nicht so recht gefallen mochte. Sicherlich ist sie auch nach der ersten Folge noch kein wirklich hübsches Schiff, aber man gewöhnt sich doch erstaunlich zügig an das vermeintliche 'Frankenstein-Design' aus mehreren anderen Schiffen, nicht zuletzt, weil es ansehnlicher ausfällt als andere Kitbashes wie der Curry-Type, der Elkins-Type oder gar der Yeager-Type. Zudem trägt das Hintergrundschiff maßgeblich zum Flair einer Serie bei, in der es inhaltlich um die Zweite Garde und deren zweitrangige Aufgaben geht.
Daher muss man "Lower Decks" eher zugutehalten, dass es streckenweise mehr mit der Vorgeschichte der Franchise und dem damit verbundenen Kanon verbunden scheint als "Discovery" oder selbst "Picard" (zumindest in manchen Episoden), was sich nicht nur in den unzähligen Minianspielungen (zahlreiche Spezies wie Benziten, Andorianer oder Bajoraner im Hintergrund, detailverliebte Displays und Hintergrundobjekte, Gary Mitchell muss von Boimler nachgeschlagen werden) und Nostalgiemomente (Spritztour mit der Argo, Zehn-Vorne-Feeling in der Schiffsbar, Space-Walk auf der Außenhülle des Schiffes) widerspiegelt, sondern auch in den zahlreichen Easter Eggs, die es immer wieder zu finden gibt. Die Serie beweist jedenfalls gleich zu Beginn eine augenzwinkernde Einfühlsamkeit für ihren schwierigen Stand im Kanon, indem sie mit einer Caitianerin als Chefärztin eine augenzwinkernde Brücke zu seinem ungeliebten Zeichentrickvorgänger TAS schlägt (dort tauchte die Spezies erstmalig auf).



Streitbarkeit. Und da beginnt eigentlich auch schon das Problem der Serie: Als animierte Serie hat sie einen schweren Stand. Zwar ist sie unbestreitbar sowohl optisch als auch inhaltlich qualitativ hochwertiger als ihr vermeintlicher Vorgänger aus den Siebzigern, aber es bleibt eben ein Trickfilm, mit dem für viele Menschen eine unsichtbare Barriere verbunden ist, sie überhaupt ernstnehmen zu können.
Dabei repräsentiert sie das logische Ergebnis einer Entwicklung von den "Simpsons" über "Family Guy" bis hin zu McMahans "Rick and Morty" und genügt den Standards moderner Sehgewohnheiten. Natürlich muss das nicht jeder mögen und gerade älteren Zuschauern, die bereits mit den erwähnten Serien nichts anfangen können, dürften wohl auch kaum mit "Lower Decks" warm werden. Vor allem die Frage, ob das alles mit dem offiziellen Kanon vereinbar ist, schwebt zu Unrecht wie ein Damoklesschwert über der noch sehr jungen Serie.
Denn "Lower Decks" nutzt bei Lichte besehen geschickt all die vielen Freiheiten, die sich allein in diesem Medium bieten und damit den Kanon eher bereichern, als ihm zuwider zu handeln. Die Serie kann nämlich problemlos Inhalte verwirklichen, die das Potential hätten, das Budget einer handelsüblichen Star-Trek-Episode im Vorbeiflug zu sprengen: Die beiläufig eingestreute erstmalige Ansicht der orionischen Heimatwelt, Außerirdische die über den üblichen Westmore-Look hinausgehen und pflanzenfressende Weltraum-Wollmilchspinnen die auf Menschen herumkauen.
So gesehen mag es dem ein oder anderen zu quietschig, zu überdreht oder zu schnell vorkommen, doch man muss McMahan zugestehen können, dass er ein mutiges, bahnbrechendes und in dieser Form noch nie dagewesenes Star-Trek-Experiment verwirklicht hat – und das zum Wohle der gesamten Franchise.







Fazit.
"Second Contact" ist eine Pilotepisode wie aus dem Lehrbuch und schafft es rasch, neue Hoffnungen zu wecken – wenn man denn bereit ist, über den Tellerrand der Live-Action-Fernsehunterhaltung hinwegzusehen. Wer das schafft, wird einen vielversprechenden Start mit viel Potential, aber auch noch mit viel Luft nach oben erleben können, der sich traditioneller Star-Trek-Erzählmuster bedient, um einen in der Form noch nie möglichen Einblick in den Sternenflottenalltag abseits der Vorzeigeposten zu bieten. Noch sucht die Serie ihren eigenen Weg durch das Dickicht des Kanons, aber "Lower Decks" ist fraglos ein kreatives, flexibles und modernes Format, dass sich nicht vor den anderen Vertretern der jüngeren Star-Trek-Seriengeschichte zu verstecken braucht.

Bewertung.

Guter Start mit Luft nach oben.






Schluss.

Für ganz kurze Zeit hat CBS die erste Folge bei Youtube eingestellt, wie um meinen einleitenden Worten vehement widersprechen zu wollen. Doch es dauerte nicht lange, bis ein Geolock den Zugriff von Standorten außerhalb Nordamerikas einen Riegel vorschob und damit diesen Worten nur noch mehr Gewicht verlieh.
Die Strategie des Senders – sofern es denn wirklich eine gibt – ist so zweidimensional wie Khans Raumschlachtverständnis in einer Zeit, in denen der internationale Markt längst kein unentdecktes Land mehr sein sollte.
Es ist schlichtweg traurig, dass eine Serie mit diesem Potential nicht nur gegen zahlreiche Fans antreten muss, die sich ihre Meinung schon weit vor der ersten Folge gebildet haben, sondern auch an den fragwürdigen Entscheidungen einer Chefetage leidet, die mit ihrer isolationistischen Politik einen Irrweg beschreitet, der die ohnehin herausfordernden Rahmenbedingungen in Zeiten einer weltweiten Pandemie noch zusätzlich beschränkt.
Es scheint dieser Tage jedenfalls als würden jene Personen, die Star Trek und seine weltoffene Philosophie am wenigsten verstanden haben, ausgerechnet in den Führungspositionen von CBS sitzen.



Denkwürdige Zitate.

"Keep it moving, lower decks. Next!"
Operations-Offizier zu Tendi

"Yeah, no. We're not really 'elite'. We're more like the cool, scrappy underdogs of the ship. You know, we don't wash our hands, we're doing kick flips all the time…"
"But, with focus and dedication, you could be chief medical officer some day…"
"Oh, senior officers are overrated! They're always like stressed out and just yelling about directives. It is better down here, where the real action is."
Beckett Mariner und Brad Boimler

"Wow, this is a very detailed program…"
D'Vana Tendi

"What? Oh man, I would kill to work on the deflector dish! Most of my day is spent repairing food replicators!"
"They really break that often?"
"Only when you get food in them…"
Sam Rutherford und Barnes

"You've been on what, four planets?"
"Five – if you include Vulcan…"
"Of course I do not include stupid Vulcan!! You may as well count Earth!"
"I was counting Earth…"
Mariner und Boimler

"Hey Brad, good news, buddy: I've just – it's just suckling you, I've just learned! You're fine! Hang in there; you've got this! It is getting tired! So go to your happy place, like – oh – think about the Warp core!"
Mariner

Weiterführende Leseliste.


Staffel 1.

01. Rezension zu "Second Contact"
02. Rezension zu  "Envoy"
03. Rezension zu "Temporal Edict"
04. Rezension zu "Moist Vessel"
05. Rezension zu "Cupid's Errant Arrow"
06. Rezension zu "Terminal Provocations"
07. Rezension zu "Much Ado About Boimler"
08. Rezension zu "Veritas"
09. Rezension zu "Crisis Point"
10. Rezension zu "No Small Parts"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Seltsame Energien"

Freitag, 26. Juni 2020

Eaglemoss Bonus-Edition Nr.16: U.S.S. Defiant NX-74205 (im getarnten Zustand)


Einleitung

Eine Tarnvorrichtung ermöglicht es einem Raumschiff eine List anzuwenden, die wohl so alt wie der Krieg selbst ist: Sich heimlich und unbemerkt an ein feindliches Ziel heranzuschleichen und es in einem Überraschungsmoment anzugreifen. Schon im 22. Jahrhundert verwendet das romulanische Sternenimperium eine Tarnvorrichtung für ihre Schiffe und als das Imperium im Jahr 2268 eine Allianz mit den Klingonen eingeht, tauschen diese einige Schlachtkreuzer der D7-Klasse gegen die Tarntechnologie, die nun auch zur Standardausstattung für klingonische Kriegsschiffe wird. Um den interstellaren Frieden zu wahren, unterzeichnet die Föderation 2311 den Vertrag von Algeron, der es der Sternenflotte verbietet eine eigene Tarntechnologie zu entwickeln, oder ihre Schiffe mit einer Tarnung jeglicher Art auszustatten.
Eine solche Tarnvorrichtung erzeugt ein Energiefeld um das Raumschiff, so dass eine selektive Krümmung des Lichtes entsteht, bei der es um ein Raumschiff herum gelenkt wird und der Eindruck entsteht, dass dieses Raumschiff nicht vorhanden wäre. Das dafür notwendige Energiefeld benötigt aber eine starke Energiequelle, wodurch Schutzschilde und Waffen nicht benutzt werden können. Ein getarntes Schiff ist aber in der Lage auf Warpgeschwindigkeit zu gehen, aber dabei muss die Tarnvorrichtung exakt auf die Energieemissionen des Warpantriebs eingestellt werden. Bei einer kleinen Abweichung in der Balance zwischen Warpantrieb und Tarnvorrichtung kann das Raumschiff geortet werden, da polarisierte magnetische Verzerrungen entstehen. Bei Aktivierung sieht man das Energiefeld, das sich wie Wellen um das Raumschiff legt, bis es optisch komplett unsichtbar geworden ist. Der selbe Effekt tritt auch auf, wenn die Tarnung deaktiviert wird. Es gibt einige Methoden, um eine Tarnung zu zu überlisten. Die Sternenflotte benutzt beispeilsweise einen Tachyonenstrahl und wenn ein getarntes Schiff damit in Berührung kommt, verrät es so seine Position. Der größte Nachteil dabei ist aber, dass dazu eine Flotte von mindestens zwanzig Schiffen benötigt wird, um den Strahl zwischen den Schiffen zu erzeugen. Viel fortschrittlicher ist dagegen die Technik, die die Kriegsschiffe des Dominions benutzen: Diese verwenden nämlich einen Antiprotonenimpuls, mit dem sie einen Bereich des Weltalls scannen und getarnte Schiffe so aufspüren können.
Nichtsdestotrotz schließen die Romulaner 2371 einen Vertrag mit der Sternenflotte, der ihnen ermöglicht, Informationen über das Dominions zu erhalten und im Gegenzug liefern sie eine Tarnvorrichtung, die in die U.S.S. Defiant NX-74205 eingebaut wird, um so sicherer im Gamma-Quadranten operieren zu können, wo das Gerät eigentlich nur benutzt werden darf. Bei zahlreichen Gelegenheiten wird die Vorrichtung aber auch im Alpha-Quadranten eigesetzt und bei Ausbruch des Dominion-Krieges wird dieser Vertrag schließlich endgültig ignoriert. Zu Beginn des Jahres 2375 wird die Defiant während der dritten Schlacht im Chin' toka-System zerstört und mit ihr auch deren Tarnvorrichtung.

Die Defiant bei Aktivierung der Tarnung (Bild: Memory Alpha)

Das Modell

Als erstes möchte ich meinen aufrichtigen Dank an K'olbasa und Turon47 zum Ausdruck bringen, die mir das Modell im letzten Jahr von der Star Trek-Konvention in Birmingham, England, mitgebracht und geschenkt haben. Beste Grüße gehen an Euch raus und nochmals Danke! 🖖😀
Und wie stellt man nun ein unsichtbares Schiff als Modell dar? Das löste Eaglemoss ziemlich simpel aber auch ziemlich genial, denn dafür kam Acrylkunststoff zur Anwendung. Was wir nun haben, ist ein durchsichtiges Modell, das die Silhouette der Defiant wiedergibt und noch noch alle Oberflächendetails bietet.

Es wurden keinerlei Oberflächendetails vergessen. Weder oben...
...noch auf der Unterseite.
Das selbe gilt auch fürs Heck.

Die Halterung

Die ist das allerletzte. Das Modell sitzt so dermaßen locker, dass selbst die kleinste Erschütterung ausreicht, es herausfallen zu lassen. Und hier kann ich nur zur höchsten Vorsicht ermahnen, da Acryl nicht sehr stoßfest ist und das Modell bei einem tiefen Fall zerbrechen kann wie Glas.

Begleitheft

Um in die spezielle Verpackung zu passen, wurde das Begleitheft auf denn DIN-A5 Maß verkleinert. Im Heft gibt es nur zwei Artikel, wobei der erste in Kurzform den Lebenslauf der Defiant noch einmal Revue passieren lässt während der andere die Geschichte der Tarntechnologie und ihrer Besonderheiten in denn Star Trek-Serien behandelt.


 
Für das Modell wurde eine Sonderverpackung erstellt.

Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 110 mm x 80 mm
Höhe mit Stand: ca. 75 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019
Sondermodell. Auflage nur 2500 Stück!


Bewertung und Fazit

Ein getarntes Schiff als Modell - eine tolle Idee von Eaglemoss! Das Modell ist perfekt umgesetzt worden und gehört mittlerweile zu jenen Sammlerstücken der Reihe, da es restlos ausverkauft ist. Volle Punktzahl müsste es eigentlich geben, aber einen ziehe ich aus Protest wegen der mies gemachten Halterung ab.

Samstag, 18. April 2020

Eaglemoss Nr. 123: Romulanisches Forschungsschiff

Einleitung

Dass die romulanische Flotte zum größten Teil aus den beeindruckenden Warbirds der D'deridex-Klasse besteht, ist kein Geheimnis. Doch viel seltener sind die Schiffsklassen zu sehen, die zwar auch zum Militär gehören, aber für andere Aufgaben konzipiert sind. Das beste Beispiel sind die nicht speziell klassifizierten Forschungsschiffe, die in der Regel in geheimer Mission unterwegs sind. Auf diesen Schiffen entwickeln und erproben die Romulaner neueste Technologien, wobei das Konzept der Mobilität dazu dient, dass die Feinde des Sternenimperiums nichts über diese Forschungen in Erfahrung bringen können. Das Design der Forschungsschiffe lässt sich sofort als typisch romulanisch erkennen, denn auch diese Schiffe erwecken den Eindruck, von einem Raubvogel inspiriert worden zu sein. Die kleineren Scoutschiffe verwenden eine ähnliche Konfiguration und unterscheiden sich zum Forschungsschiff lediglich in der Größe und am Cockpit. Die Forschungsschiffe sind für eine Crew von bis zu siebzig Personen ausgelegt und manche ihrer Missionen bringen sie über Jahre weg von ihrer Heimat.
Im Jahr 2368 hat die Sternenflotte zum ersten Mal direkten Kontakt mit einem dieser Schiffe, das bei einem Unfall schwer beschädigt wird und dessen Notruf von der U.S.S. Enterprise NCC-1701-D empfangen werden kann. Als sie das havarierte Raumschiff erreicht, steht dieses kurz vor einem Warpkernbruch und im letzten Moment schaffen es beide Crews den Kern abzustoßen. Die Enterprise koppelt anschließend einen Energiestrahl an das Forschungsschiff, um es mit Energie zu versorgen.
Was sich genau an Bord zugetragen hat und wie es zu einer so folgenreichen Explosion an Bord kommen konnte? Darüber schweigt die romulanische Crew, denn sie haben mit einer neuen Tarnvorrichtung experimentiert, die ein Raumschiff nicht nur unsichtbar machen kann, sondern auch einen
Prozess herbeiführt, bei dem die Struktur der Materie aus der Phase verschoben und dadurch so verändert wird, dass sie andere Materie durchdringen kann. Diese Technologie ist jedoch extrem gefährlich, denn versagt die Tarnung während das Raumschiff phasenverschoben ist, können unvorhersehbare Probleme auftreten und im Fall des Forschungsschiffes kann deren Besatzung von Glück reden, dass ihr Schiff nicht zerstört wurde. Diese Tarntechnologie ist zudem auch noch illegal, denn damit würden die Romulaner gegen den Vetrag von Algeron verstoßen. Von daher unternehmen sie alles, um die Enterprise-Crew ihnen nicht auf die Schliche kommen zu lassen und gehen sogar so weit, das Sternenflottenschiff zu zerstören. Heimlich schicken sie eine Rückkopplungswelle durch den Energiestrahl, die den Warpantrieb der Enterprise überladen soll, sobald er aktiviert wird. Dies kann gerade noch verhindert werden und die Machenschaften der Romulaner werden publik gemacht.

Das beschädigte Raumschiff wird von der U.S.S. Enterprise gefunden...
..und mit Energie versorgt. Ein fast tödlicher Fehler. (Bilder: Memory Alpha)

Das Modell

In der Vergangenheit gab es schon einige Modelle, die das Prädikat "Perfekt" erhalten haben. Dies kann man auch dem Modell des romulanischen Forschungschiffe verleihen, denn es gibt in der Tat keinerlei Kritikpunkte, die auffallen. Alle Details sind vorhanden, angefangen von der exakten Schiffsform, Öffnungen, die Maschinenteile zeigen, dem so typischen Federmuster auf dem Rumpf und auch die Warpgondeln haben grüne Klarteile bekommen.

Für das Modell wurden alle Details beachtet.

Natürlich darf auch das typische Federmuster nicht fehlen.

Die Gondeln wurden komplett mit Klarteilen ausgestattet.

Die Halterung



Begleitheft

Der wohl interessanteste Artikel dieses Heftes beschäftigt sich auf sechs Seiten mit einem Einblick in die romulanische Geschichte und erklärt sogar, wie deren verwendete Antriebstechnologie funktioniert. Es gibt Skizzen eines romulanischen Warpkerns und wie dieser ein künstliches schwarzes Loch als Energiequelle verwendet.


Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 129 mm x 99mm
Höhe mit Stand: ca. 73 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Alles dran, nichts vergessen. Wäre das doch nur bei jedem Eaglemoss-Modell der Fall!



Samstag, 28. März 2020

Turons Senf zu PICS1Nr10 "Et in Arcadia Ego, Teil Zwei"

Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Et in Arcadia Ego, Teil Zwei", die zehnte und letzte Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Folgen bereits gesehen hat.



Einleitung.
Eigentlich ist es ein fast kleines Wunder, dass ausgerechnet TNG aus so vielen deutschen Fernsehzuschauern kleine Star-Trek-Fans gemacht hat, denn die erste Staffel der Serie war nur schwer zu ertragen; besonders, wenn man sie heute versucht noch einmal anzusehen. Das bleibt daher eher Nostalgiker und Hardcore-Fans überlassen, die mit den Folgen positive Erinnerungen verbinden, Anekdoten der Schauspieler zu einzelnen Szenen kennen oder weil auch diese Season irgendwie zu Star Trek dazugehört.
Insofern ist es natürlich schwierig, jetzt -am Ende der ersten Staffel von "Picard" - über diese noch sehr junge Serie herzuziehen. Denn wenn damals die erste Staffel vom Internet derart kleingeredet worden wäre, dass ungeduldige Produzenten dem "Reboot" kurzerhand den Geldhahn abgedreht und damit zu einem frühen Ende gebracht hätten, gäbe es auch nicht "Angriffsziel Erde", "In den Händen der Borg", "Das zweite Leben" oder "Gestern, Heute, Morgen".
Doch die Zeiten sind heutzutage eben andere.
Eine Serie muss gleich von Beginn an einschlagen, um nicht kurz nach ihrer Geburt vom Absetzungsteufel bedroht zu werden. Im Angesicht dieses Schreckens lohnt es sich schon, den Effekt dadurch abzumildern, dass man eine Serie auf einem erfolgreichen Vorgänger basieren lässt, um sich einer stabilen Zuschauerschaft gewiss zu sein, ohne sich inhaltlich überschlagen zu müssen, um Zuschauerinteresse von null auf hundert in wenigen Tagen zu generieren. Streut man dann noch ein wenig Nostalgiemomente für die Fans ein, dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Oder etwa doch?

"Flieg! Sag den Adlern, dass ich ihre Hilfe brauche!"


Story.
Die Androiden von Coppelius haben sich entschieden: Sie werden eine riesige Weltraum-Antenne errichten, um ihre entfernten Robo-Cousins herbeizurufen, um das synthetischem Leben gegenüber feindlich gesinnte organische Leben in diesem Teil der Galaxis auszumerzen. Doch anstatt mit gutem Beispiel voranzugehen, sperrt man den verdienten Sternenflottenoffizier und wortgewaltigen Menschen Jean-Luc Picard in das alte Zimmer von Bruce Maddox und verlässt sich darauf, dass Dr. Agnes Jurati ihrem Kollegen Alton Inigo Soong dabei hilft, seinen eigenen Geist in einen vorbereiteten Androiden-Rohling zu verpflanzen.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse!
Jurati befreit Picard, Narek läuft zu seiner Schwester, Elnor verfolgt Narek, Narek läuft zu Rios und Raffi über, Elnor schließt sich ihnen an und alle zusammen kehren guter Dinge zurück in die Coppelius Station, um dort den Plan Sutras zu vereiteln. Doch der geniale Plan scheitert ausgerechnet an Soji, die mit erstaunlich geringer Mühe die für die Signal-Anlage gedachte Bombe abfängt und im Himmel über Coppelius zu einer folgenlosen Explosion bringt…



Lobenswerte Aspekte.

Besetzung.
Wenn man Picard etwas fraglos Gutes abgewinnen kann, dann eindeutig seine großartig zusammengestellte Darstellerriege. Jeder der einzelnen Hauptcharaktere zeigt im Hinblick auf den gesamten Staffelverlauf eine deutliche Entwicklung und den Willen, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Natürlich allen voran der Namensgeber der Serie und dessen Darsteller Patrick Stewart, der einige denkwürdige Sprüche für's Star-Trek-Poesiealbum fabriziert, die irgendwo zwischen 'pathetisch' und 'universell anwendbar' stehen. Der nostalgische Charme der sich auch in der Episode durch das Drehbuch zieht wird abermals zu einem großen Teil durch ihn und seine Art Jean-Luc Picard über jede Altersgrenze hinweg mit Leben auszufüllen bestimmt.
Der andere Teil wird dieses Mal von Brent Spiner bedient, der nicht nur in der Rolle Alton Inigo Soongs mehr zu überzeugen versteht als noch in der letzten Woche, sondern noch ein letztes Mal in die Rolle Datas schlüpfen kann, um der Figur einen würdevolleren Abschied zu verpassen, als dies in "Star Trek Nemesis" der Fall war. Spiner steht seinem alten TNG-Kameraden Stewart dabei in nichts nach und versteht es trotz seines ebenfalls fortgeschrittenen Alters trefflich (auch Spiner ist bereits 71 Jahre alt), eine Brücke zu jenem Data zu schlagen, wie er zuletzt im zehnten Star-Trek-Kinofilm zu sehen war.
Und wenn wir schon thematisch bei den alten Kameraden gelandet sind, darf natürlich auch Jonathan Frakes (blutjunge 67 Jahre alt) nicht fehlen, dessen zweiter Auftritt als Will Riker zwar ein wenig absehbar war (vergleiche unsere Rezension zu "Nepenthe"), aber nichtsdestotrotz einen entscheidenden Beitrag zum nostalgischen Gesamtmoment beitrug.
Der Rest des Cast mag zwar etwas hinter den drei Altstars zurückstehen, beginnt aber auch damit, zu einer Crew zusammenzuwachsen und gefestigt aus der gemeinsam erlebten Krise hervorzugehen.
Ein weiteres Mal bietet Santiago Cabrera als Cristóbal Rios eine überzeugende Vorstellung mit einer überrschend großen Bandbreite an Gefühlen für einen derart zurückhaltenden Charakter ab, ohne dabei die Grenzen seiner Figur zu sprengen.
Auch seiner Bettgefährtin Dr. Agnes Jurati wird von Allison Pill neuer Lebenswille eingehaucht, nachdem sie vom Ballast der Gedankenverschmelzung befreit und vom Einsatz für die moralisch richtige Seite beflügelt entscheidend zum positiven Ausgang der Handlung beiträgt. Auch sie bedient dabei eine besonders breite emotionale Palette, die durchaus glaubwürdig anmutet.
Zurück zu alter Stärke und neuer Liebe hat auch Raffi Musiker gefunden. Michelle Hurd lieferte dieses Mal eine eher fürsorglich-resolute Darstellung ab, die ihr in meinen Augen aber auch am besten zu Gesicht steht. Lediglich ihrer plötzliche Beziehung zu Seven (an der per se nichts auszusetzen ist) hätte ein wenig mehr Hintergrund gutgetan, denn wenn man von ein paar vielsagenden Blicken in "Keine Gnade" absieht, leisteten die Autoren bis hier her nicht unbedingt eine gute Arbeit darin, die Beziehung zwischen beiden mit Leben auszufüllen. Mal sehen, ob es dahingehend in der nächsten Staffel ein wenig mehr Informationen geben wird.
Seven of Nine hingegen wird von Jeri Ryan mit gewohnter Stärke verkörpert und ihr bleibt das Privileg überlassen, die fiese romulanische Agentin zu vermöbeln, die ihren XB-Kameraden Hugh umgebracht hat. Das stärkste an dieser Szene bleibt jedoch der Umstand, dass sie es ein paar Einstellungen später zu bereuen beginnt und damit zu einer Menschlichkeit zurückfindet, die in "Keine Gnade" schon verloren geglaubt schien.
Die einzige Verlustmeldung in diesem Lobgesang gilt allerdings Evan Evagora, der sich zwar sichtlich müht, den Ansprüchen an seine Rolle zu genügen, aber von den Autoren sträflichst ignoriert wird. Auch in der zehnten Folge und letzten Folge dieser Staffel sucht der junge Ninja-Nonnen-Krieger vor allem noch sich selbst und es bleibt zu hoffen, dass den Schreibern der kommenden Staffel mehr einfällt, um den Schauspieler sinnvoll zu beschäftigen.

deutlich zu erkennen: das wertvollste Mitglied des Androiden-Casts (links im Bild)


Wer im Vorfeld noch befürchtet hat, dass es unter Umständen schwierig sein könnte, kurz vor der Finalfolge noch einmal ein völlig neues Element wie Sojis Heimatwelt einzufügen, wird sich an den synthetischen Lebensformen im beschaulichen Androidenhausen bestätigt sehen. Keine der künstlichen Lebensformen abseits von Soji (und später auch Picard) spielt mehr eine beachtenswerte Rolle, wenn man vom Kontrollieren von Taschen, einer inszenierten Abschaltung oder in einer forensischen Untersuchung absieht. Selbst ihre Anteile am Dialog waren entsprechend mager. Aber auch wenn man Isa Briones' Einsatz als Sutra getrost unter den Teppich des Vergessens kehren darf, bleibt Sojis 180°-Drehung ein zentraler Aspekt der Folge, den die junge Schauspielerin mit Bravour meisterte. Ihr wahres Meisterstück aber blieb, dass sie als Sängerin der "Blue Skies"-Interpretation am Ende der Folge eingesetzt wurde, wo sie lebhaft unter Beweis stellen konnte, dass sie nebenbei ja auch noch eine talentierte Musical-Darstellerin ist.
Der Rest der – romulanischen – Darsteller ist schnell abgehakt.
Narek sinkt von einem der vielschichtigen, innerlich zerrissenen Figur herab zu einem willigen Gehilfen, dem kaum genug Basis für seinen abrupten Loyalitätenwechsel gelassen wird. Das ist schade, denn im Rahmen seiner geringen Möglichkeiten bleibt Harry Treadaway noch einer der auffälligeren Nebencharaktere.
Peyton List hingegen gelingt es auch dieses Mal nicht, Narissa Rizzo sonderlich viel Leben einzuhauchen, was zum einen am Umstand liegt, dass ihr Charakter das Zeitliche segnet und zum anderen an einem weiteren Drehbuch, das nicht allzu viel Energie darauf verwendet, ihre Rolle mit zeitintensiven Spielereien wie Motiven, Hintergrund oder Dialogen zu versehen.
Ähnliches gilt für Tomlyn Tomita, deren Auftritte als Oh keineswegs im Einklang mit dem erzählerisch reizvollen Tatbestand eines romulanischen Spions in einem der höchsten Ämter steht, das die Sternenflotte zu bieten hat…



Kritikwürdige Aspekte.

Strickmuster und Moralfaden.
Die gute, alte Sternenflotte mit all ihren Idealen, Werten und Prinzipien ist endlich wieder zurück!
Zurück in Gestalt altbekannter Gesichter, unter denen die Gastauftritte von Brent Spiner als Data und dem – vorab angedeuteten - Auftritt Jonathan Frakes als Riker hervorstechen. Das Schreckensgespenst einer dystopischen Star-Trek-Zukunft scheint zunächst einmal abgewendet, auch wenn wir natürlich jetzt schon um den Zustand der Föderation in der nächsten Staffel "Star Trek: Discovery" wissen.
So bleibt am Ende der ersten Staffel festzuhalten, dass die gesamte Serie im Prinzip kaum mehr eine zehn Stunden in die Länge gezogene TNG-Folge ist, vor allem, weil sie am Ende mit einer recht typischen Moral aufwartet, mit der Fans zur Genüge aus Folgen und Filmen vertraut sind: Das Leben ist kostbar und wir sind unseres Glückes eigener Schmied, der sich aussuchen kann, in welche Richtung sich seine Existenz entwickelt.
Das Staffelfinale ist dankbarerweise auch kein Hau-Drauf-Ende mit Phaser-Gewitter und selbst der epochale Zweikampf zwischen Seven und Rizzo fällt im Vergleich zu den ausgefeilten Zweikampf-Choreografien bei "Discovery" vergleichsweise gemäßigt aus. Statt großartiger (aber sinnfrei eingesetzter) Effekte bestimmen weise Worte und abwägende Einsichten den Ausgang der letzten Folge, die den bisherigen Traditionen der Serie durch einen hohen Symbolgehalt, schönen Schnitten (besonders mit Schmetterlingen am Ende der Episode) und einem großartigen Soundtrack genügt.
Vor allem aber ist "Et in Arcadia Ego, Teil Zwei" eine emotionale Achterbahn für langjährige Fans, denen dieser anrührende Nachruf ermöglicht, sich mit dem traumatischen Tod Datas in "Star Trek Nemesis" besser auseinandersetzen zu können, als es der Film anno dazumal anbot.
Doch die aufwühlenden - aber streckenweise doch sehr bemühten - Szenen bleiben am Ende die einzigen sehenswerten Momente in einem erschreckend belanglosen Finale. Tatsächlich sollte man es tunlichst vermeiden, über die Entwicklungen dieser Serie sonderlich intensiv nachzudenken.



Das ist schade, denn über den Inhalt von Star-Trek-Folgen nachzudenken war viele Jahre lang etwas, was Star Trek abseits von Nostalgie und Moral ausgemacht hat.
Nachdem man alle zehn Folgen gesehen hat, bleibt man aber mit dem unguten Gefühl zurück, mindestens zwei oder drei essentielle Episoden verpasst zu haben, in der grundlegende Motive, Ereignisse und Zusammenhänge behandelt wurden, die man verpasst hat.
Doch Pustekuchen!
Das Problem ist, dass "Picard" dem Zuschauer zwar kein "Discovery"-Ende aufzwingt, indem es eine überstürzte und unschlüssige Auflösung mit Knalleffekt bietet, sondern sich feige um die Beantwortung zahlreicher zentraler Fragen drückt, die zuvor das Interesse an der Serie maßgeblich bestimmt haben.
Was ist etwa mit der so aufgebauschten synthetischen Superspezies?
Die vermeintlichen synthetischen Überwesen stecken nur kurz ihre Tentakel in unser Universum, nur um kurz drauf wieder wortlos zu verschwinden.
Oder der Spion, der über Jahrzehnte hinweg die Sternenflotte unterwanderte?
Der wird auf zivilisierte Weise zurück ins Hoheitsgebiet der Romulaner eskortiert.
Das mysteriöse Artefakt?
Rostet jetzt in einer Pfütze auf einem regnerischen Planeten vor sich hin und Seven scheint gar am Ende der Episode die XBs völlig ihrem Schicksal zu überlassen, obwohl in der Gegend Verbrechersyndikate ihr Unwesen treiben, die es auf lukrative Borg-Implantate abgesehen haben.
Warum greift keiner der Bewohner von Androidenhausen ein, als Soong Sutra ausschaltet?
Vielleicht ja, weil die kindlichen synthetischen Lebensformen ohnehin arg wechselhaft in ihren Loyalitäten sind.
Der Bann synthetischen Lebens?
Wird mal eben in einem Nebensatz wieder aufgehoben.
Und das Spiel könnte man ewig so weitertreiben:
Was genau geschah denn nun auf dem Mars?
Wozu baut man Rizzo so gewissenhaft zum Bösewicht auf, nur um sie so einfallslos über das Geländer stürzen zu lassen?
Was ist mit der merkwürdig sexualisierten Beziehung zwischen ihr und ihrem Bruder?
Was ist mit der juristischen Aufarbeitung des Mordes an Bruce Maddox?
Und vor allem: Was ist mit dem Spion, der mich liebte?
Narek taucht bequemerweise gar nicht mehr auf, als die Episode seinem unausweichlichen Hurra-Ende nähert.
Alle zuvor sorgfältig aufgebaute Spannung verpufft ganz einfach ungenutzt und hinterlässt ein Gefühl der inhaltlichen Leere. Die Serie bleibt damit auch mit ihrer letzten Folge kaum mehr als ein inhaltlicher Flickenteppich aus Fanservice, halbgaren Ideen und einer gewissen Quantität, die zu oft zu Lasten der Qualität ging. Es wurden zu viele Nebenkriegsplätze aufgemacht, unter denen am Ende nur ein Teil in befriedigender Weise aufgelöst wurde.
Diese zur Gewohnheit gewordene Oberflächlichkeit setzt sich mit dem vermeintlichen Höhepunkt fort, denn der Zuschauer darf den lange erwarteten Tod Jean-Luc Picards miterleben, der – passend zu den restlichen erzählerischen Lücken - einerseits irgendwie passiert, aber anderseits dann irgendwie doch nicht.
Die ganze Art des Ablebens erinnert entfernt an eine ähnliche Entwicklung in der US-Serie "Dallas", die jemand munter mit ein paar Auszügen aus Spocks Wiederauferstehung im dritten Star-Trek-Kinofilm und Kirks Beinahe-Ableben im zwölften Kinofilm gekreuzt hat. Ob es erzählerisch wirklich ein Glanzpunkt war, Picard zu einem alterndem, sterblichen Androiden ohne irgendwelche Superkräfte zu machen, lasse ich an dieser Stelle einfach einmal dahingestellt…



Noch tragischer bleibt allerdings der Verlust des zeitpolitischen Anspruchs, mit dem die Serie so vollmundig gestartet ist (man erinnere sich der eindrucksvollen Worte Stewarts bei der Premiere in Berlin) und der in vorangegangenen Episoden deutliche Fußabdrücke hinterlassen hatte. Der noble Gedanke, die Zustände unserer Gegenwart (Populismus, Fremdenhass, Isolationismus) durch Science Fiction anzuprangern, schafft es trotz der ansprechenden Moral der Folge nicht auf nennenswerte Weise ins Finale. Die Essenz der Probleme wird soweit auf synthetisches Leben heruntergebrochen (die nicht einmal mehr zu Wortäußerungen kommen), dass sie am Ende keine größere Relevanz mehr haben.
Schlimmer noch; Das Finale bietet erschreckend demagogische Antworten, indem es massive militärische Präsenz, gezielte Täuschung und das (im wahrsten Sinne des Wortes) Ausschalten von oppositionellen Meinungen als legitime Auswege aus vermeintlich ausweglosen Krisen präsentiert. Das bleibt am Ende des Tages doch ein wenig zu einfallslos für die hohen Ansprüche, die man sich im Vorfeld selbst gestellt hat.
Aber zum Glück ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.
Der Großteil der Bösewichter ist nämlich noch verfügbar! Narek dürfte noch irgendwo in Androidenhausen sein Unwesen treiben. Sutra könnte jederzeit reaktiviert werden. Oh sitzt mittlerweile wieder auf romulanischem Territorium und harrt ihrer Rückkehr. Und wer glaubt schon ernsthaft daran, dass Rizzos Sturz in die Tiefe das endgültige Aus für diesen Widersacher bedeutet?
Getreu der Regel 'Besser einen Bösewicht im Schrank, als gar kein Bösewicht' endet die Staffel ohne nennenswerte Verlust und es bleibt dem Finale vor allem zugute zu halten, dass es keinen Cliffhanger nutzt, um die Nerven der Fans weiterzustrapazieren.



Kanonbrüche und Logiklöcher.
Bei der Nutzung des Star-Trek-Kanons lässt sich "Picard" auch dieses Mal nichts vorwerfen. Geschickt bauten die Autoren den Vertrag von Algeron, das Picard Manöver und sogar kal-toh (jene vulkanische Mischung aus Schach und Mikado) in die Handlung mit ein.
Im Hinblick auf Alton Inigo Soong bin ich aber wohl noch schuldig, die Frage nach Noonian Soongs leiblichem Nachwuchs aufzulösen:
Es stimmt, dass Juliana Tainer in "Soongs Vermächtnis" davon sprach, dass sie und Soong niemals Kinder gehabt hätten. Doch beide heirateten 2328 auf Omicron Theta, als Tainer fünfundzwanzig Jahre jung war. Soong hingegen war – wenn man Brent Spiners Maske in "Die ungleichen Brüder" in Betracht zieht – wohl deutlich älter, was durchaus den Schluss zulässt, dass er zuvor in einer anderen Beziehung gelebt haben könnte (Memory Beta gibt sein Geburtsjahr immerhin mit 2279 an). Statt Tainers Aussage als Widerspruch zur Existenz Alton Inigo Soongs zu verstehen, kann man sie auch problemlos aus Erklärung für die Vernachlässigung des Sohnes durch seinen Vater verstehen.
Außerdem gilt es an dieser Stelle auch eine weitere Lanze zu brechen:
"Picard" blieb lange Zeit das Zeigen von Sternenflottenschiffen schuldig, doch wie sich nun zeigt, hat sich die Serie diesen unabstreitbaren Höhepunkt tatsächlich für die letzte Folge aufgehoben. Sicherlich kann man hier den gerechtfertigten Vorwurf von 'Masse statt Klasse' anbringen, denn die Flotte scheint keine allzu große Varianz an Schiffen zu bieten und wirkt nicht weniger projiziert als Juratis Schiffsflotte aus La Sirenas.
Es hätte der Glaubwürdigkeit gut getan, wenigstens ein paar Schiffe der Sovereign-, Prometheus- oder Steamrunner-Klasse in diesen Einheitsbrei zu mischen, doch man sollte bedenken, dass beim Dreh dieser Episode die Rechte an Star Trek noch zwischen CBS und Paramount aufgeteilt waren und eine Verwendung von Schiffen aus den Kinofilmen aus rechtlichen Gründen nicht möglich war.
Aber warum hat man dann nicht einfach Schiffe der Ambassador-, Nebula- oder Galaxy-Klasse verwendet (zumal wir seit TNG wissen, dass Schiffe der Excelsior-, Miranda- oder Constellation-Klasse fast hundert Jahre lang genutzt wurden)?
Die Antwort ist erstaunlich simpel und hat überhaupt nichts mit Rechten zu tun, denn laut dem Instagram-Account des Special-Effects-Leiters Ante Djekovic wurden die letzten Bearbeitungen erst am Dienstag (!) dieser Woche unmittelbar vor der Veröffentlichung fertiggestellt.
Ja, selbst Nareks Aussage

"Es wird auf eine Zeit datiert lange bevor unsere Vorfahren auf Vulkan eintrafen."

ergibt einen Sinn, wenn man bedenkt, dass in der Originalserien-Episode "Geist sucht Körper" angedeutet wird, dass die vulkanische Gesellschaft das Produkt einer Kolonisation des Planeten durch die Spezies Sargons sei (die übrigens munter an synthetischem Leben herumexperimentiere).
Auch wenn den Autoren hier sicherlich keine Absicht sondern eher ein Lapsus mit glücklichem Ausgang unterstellt werden kann, müssen sie sich einige inhaltliche Fragen gefallen lassen.
Wie etwa haben die Wachen, die Rios und Raffi so aufmerksam filzen, nicht bemerkt, wie Picard und Jurati fliehen?
Woher wissen die Weltraum-Orchideen, dass sie die La Sirena nicht angreifen dürfen?
Wie ist es möglich, die romulanische Flotte im Orbit des Planeten am helllichten Tag von der Planetenoberfläche aus zu erkennen?
Fliegt der romulanische Warbird Ohs falsch herum oder präsentiert er in der Schlacht im Planetenorbit der Heimatwelt der Androiden absichtlich ständig sein Hinterteil??
Während man sich mit derlei kleineren Unzulänglichkeiten noch zähneknirschend arrangieren könnte, ist es der Einsatz von unsinnigen, erzählerischen Gimmicks, die der Handlung einen Bärendienst erweisen, wie selbst Raffi und Rios im Umgang mit einem mysteriösen Gerät in einem erstaunlich selbstreferenziellen Moment einsehen müssen:

"Was passiert hier?"
"Nichts, was irgendeinen Sinn ergibt."

Das Werkzeug nämlich, mit dem die beiden die La Sirena wieder auf Vordermann bringen, gleicht in ihrer Anlage einem Zauberstab, der selbst Harry Potters Fähigkeiten mühelos in den Schatten stellt. Ohne sich sonderlich viel mit sachdienlichen Erklärungen aufzuhalten, kann es durch reine Vorstellungskraft Lecks reparieren und neue Apparate erschaffen, die erfolgreich die Sensoren einer ganzen Flotte täuschen. Man wundert sich schon, warum es Soong nicht einfach eingesetzt hat, um seinen Geist in den 'Golem' zu transplantieren.
Noch fauler war man nur bei der Idee, wie man Jean-Luc Picard wiederbeleben könnte. Die mühelos wirkende Übertragung seiner Hirnaktivitäten in einen 'Golem' steht in einer traurigen Tradition mit ähnlichen Hilfsmitteln wie Augment-Blut ("Star Trek Into Darkness"), dem Pilzantrieb ("Discovery") oder Transwarp-Beamen ("Star Trek" [2009]). Es bleibt eine vermeintlich revolutionäre Technologie mit dem Potential, den gesamte Star-Trek-Erzählrahmen zu sprengen, denn von jetzt an könnte ja jeder Sterbende auf diese Art und Weise davor bewahrt werden, aus dem Leben scheiden zu müssen. Aber ich wette Stein und Bein darauf, dass das in der nächsten Staffel schon kein Thema mehr sein wird…



Synchronisation.
An sich ist die deutsche Version gefällig, auch wenn sie ihre Unschuld verloren hat. Hier wird plötzlich nichts mehr beschönigt; "fucked" wird zu "gefickt", "ass" zu "Arsch" und folgerichtig auch "asshole" zu "Arschloch". Vorbei sind die Zeiten, in den die deutsche Tonspur vor der Fäkalsprache des Originals Schutz bot.
Immerhin bleibt man auch in der letzten Staffel dem unsinnigen Siezen treu, das übrigens am meisten stört, wenn sich Data und Picard verabschieden. Klar gibt es auch im englischen Original eine (förmliche) Distanz zwischen beiden, aber die findet sich nirgendwo sonst so potenziert wie im Deutschen wieder.



Fazit.
"Et in Arcadia Ego, Teil Zwei" bietet langjährigen Fans die Gelegenheit, sich in sentimentaler Weise gebührend von Data zu verabschieden und einen Picard (und seine tollkühne Crew) in Höchstform zu erleben. Wer sich aber nicht von der omnipräsenten Nostalgiewolke einlullen lässt, wird darüber hinaus nur wenige zielführende Inhalte bemerken.
Das Staffelfinale verpasst es schlichtweg, elementare Grundfragen der Staffel zu klären, aussagefähige zeitpolitische Referenzen zu bieten oder klare Verhältnisse zu schaffen. Die Episode verwendet stattdessen erzählerische Allheilmittel wie Superwerkzeuge oder Androiden-Rohlinge und versäumt es im gleichen Atemzug, sie sinnvoll einzusetzen.

Bewertung.
Ein Schwarm von Nostalgiemomenten macht noch keinen Sommer.






Schluss.
Wenn das Finale der ersten Staffel eines gezeigt hat, dann dass vieles noch nicht ausgereift ist. Es gibt noch eine Menge Baustellen, an denen man arbeiten muss, um diese Serie zu verbessern, die noch weit davon entfernt ist, perfekt zu sein.
Und doch macht "Picard" auch vieles richtig.
Die Charaktere sind ungleich zugänglicher und ausgewogener als bei "Discovery" und werden von großartigen Schauspielern verkörpert (zugegeben, der Großteil der "Discovery"-Schauspieler ist auch großartig). Der Umgang mit dem Kanon und der Einsatz nostalgischer Momente ist exemplarisch. Und wann immer es aktuelle Bezüge gab, gelang es der Serie ganz besondere Ausrufezeichen zu setzen.
"Picard" wird durch seinen Erfolg sicherlich Auswirkungen auf die ein oder andere Star-Trek-Serien haben und wirft einen langen Schatten voraus. Sie hat definitiv Maßstäbe gesetzt und die Franchise bereichert, auch wenn das kein Grund ist, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen.
Am Ende der ersten zehn Folgen mag ich persönlich nicht mit allem einverstanden sein oder jede Folge gut finden, aber eines kann ich mit Nachdruck sagen:
Es ist schön, dass es eine Serie wie diese gibt.



Denkwürdige Zitate.

"Was hast Du für ein Glück..."
Picard zu einem Schmetterling

"Bitte lassen Sie nicht zu, dass die Romulaner Sie in das Monster verwandeln, das sie fürchten."
Picard zu Soji

"Ich habe sie gefunden, Narissa! Ich, die Schande der Familie! Der Versager der Zhat Vash! Ich habe Seb-Cheneb gefunden..."
Narek

"Sag's!"
"Was soll ich sagen?"
"Diese drei schönen Worte."
"Du hattest recht..."
"Sag's bitte nochmal!"
"Du kannst mich..."
Raffi Musiker und Cristóbal Rios

"Ich habe zwölf weitstreuende Molekularlösergranaten bei mir und werfe nur Steine..."
Narek

"Nein, ich glaub dass das Geschichte ist. Und das Faszinierende an Geschichte ist, dass sie sich stets wiederholt."
Narek

"Ich dachte schon ich würde die schlechteste Geheimagentin aller Zeiten sein, aber ich glaube ich habe eine Gabe."
Agnes Jurati

"Aber Angst ist ein unfähiger Lehrer. Ja sie haben ein Leben, aber niemand hat ihnen beigebracht. wofür es gut ist. Wer lebt hat auch eine Verantwortung und nicht nur Rechte."
Picard

"Machen Sie's so."
Jurati

"Antworten Sie nicht, um Spannung aufzubauen, oder..."
Jurati

"Auf jeden Fall! Gute Sache! Immer ein Ding der Unmöglichkeit nach dem anderen."
Jurati

"Wenn Sie uns aus der Nummer rausholen würden, wird man das nach Ihnen benennen. Das 'Picard-Manöver! Moment, nein. Nein, das gibt es ja schon, oder?"
Jurati




"Nach ihrem S.O.S. habe ich um befristete Wiedereinsetzung gebeten. Nur weil ich Ihnen das nicht ausreden wollte, lass' ich Sie das doch nicht ganz allein durchziehen. Ich soll im Grünen 'rumhocken und Pizza backen während Sie den ganzen Spaß haben?"
William T. Riker

"Das Wissen um Ihre Liebe stellt einen kleinen, aber umso signifikanteren Teil meiner Erinnerungen dar."
Data

"Ich möchte leben, wenn auch nur ganz kurz. In dem Wissen, dass mein Leben endlich ist. Erst die Vergänglichkeit verleiht dem Leben so etwas wie Bedeutung, Captain. Frieden, Liebe, Freundschaft: Alles dies ist so kostbar, weil wir wissen, dass nichts davon ewig währt. Ein Schmetterling, der unsterblich wäre, ist in Wahrheit nie ein Schmetterling gewesen."
Data

"Ich hätte nichts gegen zehn weitere Jahre... Zwanzig?"
Picard


Weiterführende Links.
01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
09. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"