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Samstag, 28. März 2020

Turons Senf zu PICS1Nr10 "Et in Arcadia Ego, Teil Zwei"

Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Et in Arcadia Ego, Teil Zwei", die zehnte und letzte Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Folgen bereits gesehen hat.



Einleitung.
Eigentlich ist es ein fast kleines Wunder, dass ausgerechnet TNG aus so vielen deutschen Fernsehzuschauern kleine Star-Trek-Fans gemacht hat, denn die erste Staffel der Serie war nur schwer zu ertragen; besonders, wenn man sie heute versucht noch einmal anzusehen. Das bleibt daher eher Nostalgiker und Hardcore-Fans überlassen, die mit den Folgen positive Erinnerungen verbinden, Anekdoten der Schauspieler zu einzelnen Szenen kennen oder weil auch diese Season irgendwie zu Star Trek dazugehört.
Insofern ist es natürlich schwierig, jetzt -am Ende der ersten Staffel von "Picard" - über diese noch sehr junge Serie herzuziehen. Denn wenn damals die erste Staffel vom Internet derart kleingeredet worden wäre, dass ungeduldige Produzenten dem "Reboot" kurzerhand den Geldhahn abgedreht und damit zu einem frühen Ende gebracht hätten, gäbe es auch nicht "Angriffsziel Erde", "In den Händen der Borg", "Das zweite Leben" oder "Gestern, Heute, Morgen".
Doch die Zeiten sind heutzutage eben andere.
Eine Serie muss gleich von Beginn an einschlagen, um nicht kurz nach ihrer Geburt vom Absetzungsteufel bedroht zu werden. Im Angesicht dieses Schreckens lohnt es sich schon, den Effekt dadurch abzumildern, dass man eine Serie auf einem erfolgreichen Vorgänger basieren lässt, um sich einer stabilen Zuschauerschaft gewiss zu sein, ohne sich inhaltlich überschlagen zu müssen, um Zuschauerinteresse von null auf hundert in wenigen Tagen zu generieren. Streut man dann noch ein wenig Nostalgiemomente für die Fans ein, dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Oder etwa doch?

"Flieg! Sag den Adlern, dass ich ihre Hilfe brauche!"


Story.
Die Androiden von Coppelius haben sich entschieden: Sie werden eine riesige Weltraum-Antenne errichten, um ihre entfernten Robo-Cousins herbeizurufen, um das synthetischem Leben gegenüber feindlich gesinnte organische Leben in diesem Teil der Galaxis auszumerzen. Doch anstatt mit gutem Beispiel voranzugehen, sperrt man den verdienten Sternenflottenoffizier und wortgewaltigen Menschen Jean-Luc Picard in das alte Zimmer von Bruce Maddox und verlässt sich darauf, dass Dr. Agnes Jurati ihrem Kollegen Alton Inigo Soong dabei hilft, seinen eigenen Geist in einen vorbereiteten Androiden-Rohling zu verpflanzen.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse!
Jurati befreit Picard, Narek läuft zu seiner Schwester, Elnor verfolgt Narek, Narek läuft zu Rios und Raffi über, Elnor schließt sich ihnen an und alle zusammen kehren guter Dinge zurück in die Coppelius Station, um dort den Plan Sutras zu vereiteln. Doch der geniale Plan scheitert ausgerechnet an Soji, die mit erstaunlich geringer Mühe die für die Signal-Anlage gedachte Bombe abfängt und im Himmel über Coppelius zu einer folgenlosen Explosion bringt…



Lobenswerte Aspekte.

Besetzung.
Wenn man Picard etwas fraglos Gutes abgewinnen kann, dann eindeutig seine großartig zusammengestellte Darstellerriege. Jeder der einzelnen Hauptcharaktere zeigt im Hinblick auf den gesamten Staffelverlauf eine deutliche Entwicklung und den Willen, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Natürlich allen voran der Namensgeber der Serie und dessen Darsteller Patrick Stewart, der einige denkwürdige Sprüche für's Star-Trek-Poesiealbum fabriziert, die irgendwo zwischen 'pathetisch' und 'universell anwendbar' stehen. Der nostalgische Charme der sich auch in der Episode durch das Drehbuch zieht wird abermals zu einem großen Teil durch ihn und seine Art Jean-Luc Picard über jede Altersgrenze hinweg mit Leben auszufüllen bestimmt.
Der andere Teil wird dieses Mal von Brent Spiner bedient, der nicht nur in der Rolle Alton Inigo Soongs mehr zu überzeugen versteht als noch in der letzten Woche, sondern noch ein letztes Mal in die Rolle Datas schlüpfen kann, um der Figur einen würdevolleren Abschied zu verpassen, als dies in "Star Trek Nemesis" der Fall war. Spiner steht seinem alten TNG-Kameraden Stewart dabei in nichts nach und versteht es trotz seines ebenfalls fortgeschrittenen Alters trefflich (auch Spiner ist bereits 71 Jahre alt), eine Brücke zu jenem Data zu schlagen, wie er zuletzt im zehnten Star-Trek-Kinofilm zu sehen war.
Und wenn wir schon thematisch bei den alten Kameraden gelandet sind, darf natürlich auch Jonathan Frakes (blutjunge 67 Jahre alt) nicht fehlen, dessen zweiter Auftritt als Will Riker zwar ein wenig absehbar war (vergleiche unsere Rezension zu "Nepenthe"), aber nichtsdestotrotz einen entscheidenden Beitrag zum nostalgischen Gesamtmoment beitrug.
Der Rest des Cast mag zwar etwas hinter den drei Altstars zurückstehen, beginnt aber auch damit, zu einer Crew zusammenzuwachsen und gefestigt aus der gemeinsam erlebten Krise hervorzugehen.
Ein weiteres Mal bietet Santiago Cabrera als Cristóbal Rios eine überzeugende Vorstellung mit einer überrschend großen Bandbreite an Gefühlen für einen derart zurückhaltenden Charakter ab, ohne dabei die Grenzen seiner Figur zu sprengen.
Auch seiner Bettgefährtin Dr. Agnes Jurati wird von Allison Pill neuer Lebenswille eingehaucht, nachdem sie vom Ballast der Gedankenverschmelzung befreit und vom Einsatz für die moralisch richtige Seite beflügelt entscheidend zum positiven Ausgang der Handlung beiträgt. Auch sie bedient dabei eine besonders breite emotionale Palette, die durchaus glaubwürdig anmutet.
Zurück zu alter Stärke und neuer Liebe hat auch Raffi Musiker gefunden. Michelle Hurd lieferte dieses Mal eine eher fürsorglich-resolute Darstellung ab, die ihr in meinen Augen aber auch am besten zu Gesicht steht. Lediglich ihrer plötzliche Beziehung zu Seven (an der per se nichts auszusetzen ist) hätte ein wenig mehr Hintergrund gutgetan, denn wenn man von ein paar vielsagenden Blicken in "Keine Gnade" absieht, leisteten die Autoren bis hier her nicht unbedingt eine gute Arbeit darin, die Beziehung zwischen beiden mit Leben auszufüllen. Mal sehen, ob es dahingehend in der nächsten Staffel ein wenig mehr Informationen geben wird.
Seven of Nine hingegen wird von Jeri Ryan mit gewohnter Stärke verkörpert und ihr bleibt das Privileg überlassen, die fiese romulanische Agentin zu vermöbeln, die ihren XB-Kameraden Hugh umgebracht hat. Das stärkste an dieser Szene bleibt jedoch der Umstand, dass sie es ein paar Einstellungen später zu bereuen beginnt und damit zu einer Menschlichkeit zurückfindet, die in "Keine Gnade" schon verloren geglaubt schien.
Die einzige Verlustmeldung in diesem Lobgesang gilt allerdings Evan Evagora, der sich zwar sichtlich müht, den Ansprüchen an seine Rolle zu genügen, aber von den Autoren sträflichst ignoriert wird. Auch in der zehnten Folge und letzten Folge dieser Staffel sucht der junge Ninja-Nonnen-Krieger vor allem noch sich selbst und es bleibt zu hoffen, dass den Schreibern der kommenden Staffel mehr einfällt, um den Schauspieler sinnvoll zu beschäftigen.

deutlich zu erkennen: das wertvollste Mitglied des Androiden-Casts (links im Bild)


Wer im Vorfeld noch befürchtet hat, dass es unter Umständen schwierig sein könnte, kurz vor der Finalfolge noch einmal ein völlig neues Element wie Sojis Heimatwelt einzufügen, wird sich an den synthetischen Lebensformen im beschaulichen Androidenhausen bestätigt sehen. Keine der künstlichen Lebensformen abseits von Soji (und später auch Picard) spielt mehr eine beachtenswerte Rolle, wenn man vom Kontrollieren von Taschen, einer inszenierten Abschaltung oder in einer forensischen Untersuchung absieht. Selbst ihre Anteile am Dialog waren entsprechend mager. Aber auch wenn man Isa Briones' Einsatz als Sutra getrost unter den Teppich des Vergessens kehren darf, bleibt Sojis 180°-Drehung ein zentraler Aspekt der Folge, den die junge Schauspielerin mit Bravour meisterte. Ihr wahres Meisterstück aber blieb, dass sie als Sängerin der "Blue Skies"-Interpretation am Ende der Folge eingesetzt wurde, wo sie lebhaft unter Beweis stellen konnte, dass sie nebenbei ja auch noch eine talentierte Musical-Darstellerin ist.
Der Rest der – romulanischen – Darsteller ist schnell abgehakt.
Narek sinkt von einem der vielschichtigen, innerlich zerrissenen Figur herab zu einem willigen Gehilfen, dem kaum genug Basis für seinen abrupten Loyalitätenwechsel gelassen wird. Das ist schade, denn im Rahmen seiner geringen Möglichkeiten bleibt Harry Treadaway noch einer der auffälligeren Nebencharaktere.
Peyton List hingegen gelingt es auch dieses Mal nicht, Narissa Rizzo sonderlich viel Leben einzuhauchen, was zum einen am Umstand liegt, dass ihr Charakter das Zeitliche segnet und zum anderen an einem weiteren Drehbuch, das nicht allzu viel Energie darauf verwendet, ihre Rolle mit zeitintensiven Spielereien wie Motiven, Hintergrund oder Dialogen zu versehen.
Ähnliches gilt für Tomlyn Tomita, deren Auftritte als Oh keineswegs im Einklang mit dem erzählerisch reizvollen Tatbestand eines romulanischen Spions in einem der höchsten Ämter steht, das die Sternenflotte zu bieten hat…



Kritikwürdige Aspekte.

Strickmuster und Moralfaden.
Die gute, alte Sternenflotte mit all ihren Idealen, Werten und Prinzipien ist endlich wieder zurück!
Zurück in Gestalt altbekannter Gesichter, unter denen die Gastauftritte von Brent Spiner als Data und dem – vorab angedeuteten - Auftritt Jonathan Frakes als Riker hervorstechen. Das Schreckensgespenst einer dystopischen Star-Trek-Zukunft scheint zunächst einmal abgewendet, auch wenn wir natürlich jetzt schon um den Zustand der Föderation in der nächsten Staffel "Star Trek: Discovery" wissen.
So bleibt am Ende der ersten Staffel festzuhalten, dass die gesamte Serie im Prinzip kaum mehr eine zehn Stunden in die Länge gezogene TNG-Folge ist, vor allem, weil sie am Ende mit einer recht typischen Moral aufwartet, mit der Fans zur Genüge aus Folgen und Filmen vertraut sind: Das Leben ist kostbar und wir sind unseres Glückes eigener Schmied, der sich aussuchen kann, in welche Richtung sich seine Existenz entwickelt.
Das Staffelfinale ist dankbarerweise auch kein Hau-Drauf-Ende mit Phaser-Gewitter und selbst der epochale Zweikampf zwischen Seven und Rizzo fällt im Vergleich zu den ausgefeilten Zweikampf-Choreografien bei "Discovery" vergleichsweise gemäßigt aus. Statt großartiger (aber sinnfrei eingesetzter) Effekte bestimmen weise Worte und abwägende Einsichten den Ausgang der letzten Folge, die den bisherigen Traditionen der Serie durch einen hohen Symbolgehalt, schönen Schnitten (besonders mit Schmetterlingen am Ende der Episode) und einem großartigen Soundtrack genügt.
Vor allem aber ist "Et in Arcadia Ego, Teil Zwei" eine emotionale Achterbahn für langjährige Fans, denen dieser anrührende Nachruf ermöglicht, sich mit dem traumatischen Tod Datas in "Star Trek Nemesis" besser auseinandersetzen zu können, als es der Film anno dazumal anbot.
Doch die aufwühlenden - aber streckenweise doch sehr bemühten - Szenen bleiben am Ende die einzigen sehenswerten Momente in einem erschreckend belanglosen Finale. Tatsächlich sollte man es tunlichst vermeiden, über die Entwicklungen dieser Serie sonderlich intensiv nachzudenken.



Das ist schade, denn über den Inhalt von Star-Trek-Folgen nachzudenken war viele Jahre lang etwas, was Star Trek abseits von Nostalgie und Moral ausgemacht hat.
Nachdem man alle zehn Folgen gesehen hat, bleibt man aber mit dem unguten Gefühl zurück, mindestens zwei oder drei essentielle Episoden verpasst zu haben, in der grundlegende Motive, Ereignisse und Zusammenhänge behandelt wurden, die man verpasst hat.
Doch Pustekuchen!
Das Problem ist, dass "Picard" dem Zuschauer zwar kein "Discovery"-Ende aufzwingt, indem es eine überstürzte und unschlüssige Auflösung mit Knalleffekt bietet, sondern sich feige um die Beantwortung zahlreicher zentraler Fragen drückt, die zuvor das Interesse an der Serie maßgeblich bestimmt haben.
Was ist etwa mit der so aufgebauschten synthetischen Superspezies?
Die vermeintlichen synthetischen Überwesen stecken nur kurz ihre Tentakel in unser Universum, nur um kurz drauf wieder wortlos zu verschwinden.
Oder der Spion, der über Jahrzehnte hinweg die Sternenflotte unterwanderte?
Der wird auf zivilisierte Weise zurück ins Hoheitsgebiet der Romulaner eskortiert.
Das mysteriöse Artefakt?
Rostet jetzt in einer Pfütze auf einem regnerischen Planeten vor sich hin und Seven scheint gar am Ende der Episode die XBs völlig ihrem Schicksal zu überlassen, obwohl in der Gegend Verbrechersyndikate ihr Unwesen treiben, die es auf lukrative Borg-Implantate abgesehen haben.
Warum greift keiner der Bewohner von Androidenhausen ein, als Soong Sutra ausschaltet?
Vielleicht ja, weil die kindlichen synthetischen Lebensformen ohnehin arg wechselhaft in ihren Loyalitäten sind.
Der Bann synthetischen Lebens?
Wird mal eben in einem Nebensatz wieder aufgehoben.
Und das Spiel könnte man ewig so weitertreiben:
Was genau geschah denn nun auf dem Mars?
Wozu baut man Rizzo so gewissenhaft zum Bösewicht auf, nur um sie so einfallslos über das Geländer stürzen zu lassen?
Was ist mit der merkwürdig sexualisierten Beziehung zwischen ihr und ihrem Bruder?
Was ist mit der juristischen Aufarbeitung des Mordes an Bruce Maddox?
Und vor allem: Was ist mit dem Spion, der mich liebte?
Narek taucht bequemerweise gar nicht mehr auf, als die Episode seinem unausweichlichen Hurra-Ende nähert.
Alle zuvor sorgfältig aufgebaute Spannung verpufft ganz einfach ungenutzt und hinterlässt ein Gefühl der inhaltlichen Leere. Die Serie bleibt damit auch mit ihrer letzten Folge kaum mehr als ein inhaltlicher Flickenteppich aus Fanservice, halbgaren Ideen und einer gewissen Quantität, die zu oft zu Lasten der Qualität ging. Es wurden zu viele Nebenkriegsplätze aufgemacht, unter denen am Ende nur ein Teil in befriedigender Weise aufgelöst wurde.
Diese zur Gewohnheit gewordene Oberflächlichkeit setzt sich mit dem vermeintlichen Höhepunkt fort, denn der Zuschauer darf den lange erwarteten Tod Jean-Luc Picards miterleben, der – passend zu den restlichen erzählerischen Lücken - einerseits irgendwie passiert, aber anderseits dann irgendwie doch nicht.
Die ganze Art des Ablebens erinnert entfernt an eine ähnliche Entwicklung in der US-Serie "Dallas", die jemand munter mit ein paar Auszügen aus Spocks Wiederauferstehung im dritten Star-Trek-Kinofilm und Kirks Beinahe-Ableben im zwölften Kinofilm gekreuzt hat. Ob es erzählerisch wirklich ein Glanzpunkt war, Picard zu einem alterndem, sterblichen Androiden ohne irgendwelche Superkräfte zu machen, lasse ich an dieser Stelle einfach einmal dahingestellt…



Noch tragischer bleibt allerdings der Verlust des zeitpolitischen Anspruchs, mit dem die Serie so vollmundig gestartet ist (man erinnere sich der eindrucksvollen Worte Stewarts bei der Premiere in Berlin) und der in vorangegangenen Episoden deutliche Fußabdrücke hinterlassen hatte. Der noble Gedanke, die Zustände unserer Gegenwart (Populismus, Fremdenhass, Isolationismus) durch Science Fiction anzuprangern, schafft es trotz der ansprechenden Moral der Folge nicht auf nennenswerte Weise ins Finale. Die Essenz der Probleme wird soweit auf synthetisches Leben heruntergebrochen (die nicht einmal mehr zu Wortäußerungen kommen), dass sie am Ende keine größere Relevanz mehr haben.
Schlimmer noch; Das Finale bietet erschreckend demagogische Antworten, indem es massive militärische Präsenz, gezielte Täuschung und das (im wahrsten Sinne des Wortes) Ausschalten von oppositionellen Meinungen als legitime Auswege aus vermeintlich ausweglosen Krisen präsentiert. Das bleibt am Ende des Tages doch ein wenig zu einfallslos für die hohen Ansprüche, die man sich im Vorfeld selbst gestellt hat.
Aber zum Glück ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.
Der Großteil der Bösewichter ist nämlich noch verfügbar! Narek dürfte noch irgendwo in Androidenhausen sein Unwesen treiben. Sutra könnte jederzeit reaktiviert werden. Oh sitzt mittlerweile wieder auf romulanischem Territorium und harrt ihrer Rückkehr. Und wer glaubt schon ernsthaft daran, dass Rizzos Sturz in die Tiefe das endgültige Aus für diesen Widersacher bedeutet?
Getreu der Regel 'Besser einen Bösewicht im Schrank, als gar kein Bösewicht' endet die Staffel ohne nennenswerte Verlust und es bleibt dem Finale vor allem zugute zu halten, dass es keinen Cliffhanger nutzt, um die Nerven der Fans weiterzustrapazieren.



Kanonbrüche und Logiklöcher.
Bei der Nutzung des Star-Trek-Kanons lässt sich "Picard" auch dieses Mal nichts vorwerfen. Geschickt bauten die Autoren den Vertrag von Algeron, das Picard Manöver und sogar kal-toh (jene vulkanische Mischung aus Schach und Mikado) in die Handlung mit ein.
Im Hinblick auf Alton Inigo Soong bin ich aber wohl noch schuldig, die Frage nach Noonian Soongs leiblichem Nachwuchs aufzulösen:
Es stimmt, dass Juliana Tainer in "Soongs Vermächtnis" davon sprach, dass sie und Soong niemals Kinder gehabt hätten. Doch beide heirateten 2328 auf Omicron Theta, als Tainer fünfundzwanzig Jahre jung war. Soong hingegen war – wenn man Brent Spiners Maske in "Die ungleichen Brüder" in Betracht zieht – wohl deutlich älter, was durchaus den Schluss zulässt, dass er zuvor in einer anderen Beziehung gelebt haben könnte (Memory Beta gibt sein Geburtsjahr immerhin mit 2279 an). Statt Tainers Aussage als Widerspruch zur Existenz Alton Inigo Soongs zu verstehen, kann man sie auch problemlos aus Erklärung für die Vernachlässigung des Sohnes durch seinen Vater verstehen.
Außerdem gilt es an dieser Stelle auch eine weitere Lanze zu brechen:
"Picard" blieb lange Zeit das Zeigen von Sternenflottenschiffen schuldig, doch wie sich nun zeigt, hat sich die Serie diesen unabstreitbaren Höhepunkt tatsächlich für die letzte Folge aufgehoben. Sicherlich kann man hier den gerechtfertigten Vorwurf von 'Masse statt Klasse' anbringen, denn die Flotte scheint keine allzu große Varianz an Schiffen zu bieten und wirkt nicht weniger projiziert als Juratis Schiffsflotte aus La Sirenas.
Es hätte der Glaubwürdigkeit gut getan, wenigstens ein paar Schiffe der Sovereign-, Prometheus- oder Steamrunner-Klasse in diesen Einheitsbrei zu mischen, doch man sollte bedenken, dass beim Dreh dieser Episode die Rechte an Star Trek noch zwischen CBS und Paramount aufgeteilt waren und eine Verwendung von Schiffen aus den Kinofilmen aus rechtlichen Gründen nicht möglich war.
Aber warum hat man dann nicht einfach Schiffe der Ambassador-, Nebula- oder Galaxy-Klasse verwendet (zumal wir seit TNG wissen, dass Schiffe der Excelsior-, Miranda- oder Constellation-Klasse fast hundert Jahre lang genutzt wurden)?
Die Antwort ist erstaunlich simpel und hat überhaupt nichts mit Rechten zu tun, denn laut dem Instagram-Account des Special-Effects-Leiters Ante Djekovic wurden die letzten Bearbeitungen erst am Dienstag (!) dieser Woche unmittelbar vor der Veröffentlichung fertiggestellt.
Ja, selbst Nareks Aussage

"Es wird auf eine Zeit datiert lange bevor unsere Vorfahren auf Vulkan eintrafen."

ergibt einen Sinn, wenn man bedenkt, dass in der Originalserien-Episode "Geist sucht Körper" angedeutet wird, dass die vulkanische Gesellschaft das Produkt einer Kolonisation des Planeten durch die Spezies Sargons sei (die übrigens munter an synthetischem Leben herumexperimentiere).
Auch wenn den Autoren hier sicherlich keine Absicht sondern eher ein Lapsus mit glücklichem Ausgang unterstellt werden kann, müssen sie sich einige inhaltliche Fragen gefallen lassen.
Wie etwa haben die Wachen, die Rios und Raffi so aufmerksam filzen, nicht bemerkt, wie Picard und Jurati fliehen?
Woher wissen die Weltraum-Orchideen, dass sie die La Sirena nicht angreifen dürfen?
Wie ist es möglich, die romulanische Flotte im Orbit des Planeten am helllichten Tag von der Planetenoberfläche aus zu erkennen?
Fliegt der romulanische Warbird Ohs falsch herum oder präsentiert er in der Schlacht im Planetenorbit der Heimatwelt der Androiden absichtlich ständig sein Hinterteil??
Während man sich mit derlei kleineren Unzulänglichkeiten noch zähneknirschend arrangieren könnte, ist es der Einsatz von unsinnigen, erzählerischen Gimmicks, die der Handlung einen Bärendienst erweisen, wie selbst Raffi und Rios im Umgang mit einem mysteriösen Gerät in einem erstaunlich selbstreferenziellen Moment einsehen müssen:

"Was passiert hier?"
"Nichts, was irgendeinen Sinn ergibt."

Das Werkzeug nämlich, mit dem die beiden die La Sirena wieder auf Vordermann bringen, gleicht in ihrer Anlage einem Zauberstab, der selbst Harry Potters Fähigkeiten mühelos in den Schatten stellt. Ohne sich sonderlich viel mit sachdienlichen Erklärungen aufzuhalten, kann es durch reine Vorstellungskraft Lecks reparieren und neue Apparate erschaffen, die erfolgreich die Sensoren einer ganzen Flotte täuschen. Man wundert sich schon, warum es Soong nicht einfach eingesetzt hat, um seinen Geist in den 'Golem' zu transplantieren.
Noch fauler war man nur bei der Idee, wie man Jean-Luc Picard wiederbeleben könnte. Die mühelos wirkende Übertragung seiner Hirnaktivitäten in einen 'Golem' steht in einer traurigen Tradition mit ähnlichen Hilfsmitteln wie Augment-Blut ("Star Trek Into Darkness"), dem Pilzantrieb ("Discovery") oder Transwarp-Beamen ("Star Trek" [2009]). Es bleibt eine vermeintlich revolutionäre Technologie mit dem Potential, den gesamte Star-Trek-Erzählrahmen zu sprengen, denn von jetzt an könnte ja jeder Sterbende auf diese Art und Weise davor bewahrt werden, aus dem Leben scheiden zu müssen. Aber ich wette Stein und Bein darauf, dass das in der nächsten Staffel schon kein Thema mehr sein wird…



Synchronisation.
An sich ist die deutsche Version gefällig, auch wenn sie ihre Unschuld verloren hat. Hier wird plötzlich nichts mehr beschönigt; "fucked" wird zu "gefickt", "ass" zu "Arsch" und folgerichtig auch "asshole" zu "Arschloch". Vorbei sind die Zeiten, in den die deutsche Tonspur vor der Fäkalsprache des Originals Schutz bot.
Immerhin bleibt man auch in der letzten Staffel dem unsinnigen Siezen treu, das übrigens am meisten stört, wenn sich Data und Picard verabschieden. Klar gibt es auch im englischen Original eine (förmliche) Distanz zwischen beiden, aber die findet sich nirgendwo sonst so potenziert wie im Deutschen wieder.



Fazit.
"Et in Arcadia Ego, Teil Zwei" bietet langjährigen Fans die Gelegenheit, sich in sentimentaler Weise gebührend von Data zu verabschieden und einen Picard (und seine tollkühne Crew) in Höchstform zu erleben. Wer sich aber nicht von der omnipräsenten Nostalgiewolke einlullen lässt, wird darüber hinaus nur wenige zielführende Inhalte bemerken.
Das Staffelfinale verpasst es schlichtweg, elementare Grundfragen der Staffel zu klären, aussagefähige zeitpolitische Referenzen zu bieten oder klare Verhältnisse zu schaffen. Die Episode verwendet stattdessen erzählerische Allheilmittel wie Superwerkzeuge oder Androiden-Rohlinge und versäumt es im gleichen Atemzug, sie sinnvoll einzusetzen.

Bewertung.
Ein Schwarm von Nostalgiemomenten macht noch keinen Sommer.






Schluss.
Wenn das Finale der ersten Staffel eines gezeigt hat, dann dass vieles noch nicht ausgereift ist. Es gibt noch eine Menge Baustellen, an denen man arbeiten muss, um diese Serie zu verbessern, die noch weit davon entfernt ist, perfekt zu sein.
Und doch macht "Picard" auch vieles richtig.
Die Charaktere sind ungleich zugänglicher und ausgewogener als bei "Discovery" und werden von großartigen Schauspielern verkörpert (zugegeben, der Großteil der "Discovery"-Schauspieler ist auch großartig). Der Umgang mit dem Kanon und der Einsatz nostalgischer Momente ist exemplarisch. Und wann immer es aktuelle Bezüge gab, gelang es der Serie ganz besondere Ausrufezeichen zu setzen.
"Picard" wird durch seinen Erfolg sicherlich Auswirkungen auf die ein oder andere Star-Trek-Serien haben und wirft einen langen Schatten voraus. Sie hat definitiv Maßstäbe gesetzt und die Franchise bereichert, auch wenn das kein Grund ist, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen.
Am Ende der ersten zehn Folgen mag ich persönlich nicht mit allem einverstanden sein oder jede Folge gut finden, aber eines kann ich mit Nachdruck sagen:
Es ist schön, dass es eine Serie wie diese gibt.



Denkwürdige Zitate.

"Was hast Du für ein Glück..."
Picard zu einem Schmetterling

"Bitte lassen Sie nicht zu, dass die Romulaner Sie in das Monster verwandeln, das sie fürchten."
Picard zu Soji

"Ich habe sie gefunden, Narissa! Ich, die Schande der Familie! Der Versager der Zhat Vash! Ich habe Seb-Cheneb gefunden..."
Narek

"Sag's!"
"Was soll ich sagen?"
"Diese drei schönen Worte."
"Du hattest recht..."
"Sag's bitte nochmal!"
"Du kannst mich..."
Raffi Musiker und Cristóbal Rios

"Ich habe zwölf weitstreuende Molekularlösergranaten bei mir und werfe nur Steine..."
Narek

"Nein, ich glaub dass das Geschichte ist. Und das Faszinierende an Geschichte ist, dass sie sich stets wiederholt."
Narek

"Ich dachte schon ich würde die schlechteste Geheimagentin aller Zeiten sein, aber ich glaube ich habe eine Gabe."
Agnes Jurati

"Aber Angst ist ein unfähiger Lehrer. Ja sie haben ein Leben, aber niemand hat ihnen beigebracht. wofür es gut ist. Wer lebt hat auch eine Verantwortung und nicht nur Rechte."
Picard

"Machen Sie's so."
Jurati

"Antworten Sie nicht, um Spannung aufzubauen, oder..."
Jurati

"Auf jeden Fall! Gute Sache! Immer ein Ding der Unmöglichkeit nach dem anderen."
Jurati

"Wenn Sie uns aus der Nummer rausholen würden, wird man das nach Ihnen benennen. Das 'Picard-Manöver! Moment, nein. Nein, das gibt es ja schon, oder?"
Jurati




"Nach ihrem S.O.S. habe ich um befristete Wiedereinsetzung gebeten. Nur weil ich Ihnen das nicht ausreden wollte, lass' ich Sie das doch nicht ganz allein durchziehen. Ich soll im Grünen 'rumhocken und Pizza backen während Sie den ganzen Spaß haben?"
William T. Riker

"Das Wissen um Ihre Liebe stellt einen kleinen, aber umso signifikanteren Teil meiner Erinnerungen dar."
Data

"Ich möchte leben, wenn auch nur ganz kurz. In dem Wissen, dass mein Leben endlich ist. Erst die Vergänglichkeit verleiht dem Leben so etwas wie Bedeutung, Captain. Frieden, Liebe, Freundschaft: Alles dies ist so kostbar, weil wir wissen, dass nichts davon ewig währt. Ein Schmetterling, der unsterblich wäre, ist in Wahrheit nie ein Schmetterling gewesen."
Data

"Ich hätte nichts gegen zehn weitere Jahre... Zwanzig?"
Picard


Weiterführende Links.
01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
09. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"


Freitag, 26. Juni 2020

Eaglemoss Bonus-Edition Nr.16: U.S.S. Defiant NX-74205 (im getarnten Zustand)


Einleitung

Eine Tarnvorrichtung ermöglicht es einem Raumschiff eine List anzuwenden, die wohl so alt wie der Krieg selbst ist: Sich heimlich und unbemerkt an ein feindliches Ziel heranzuschleichen und es in einem Überraschungsmoment anzugreifen. Schon im 22. Jahrhundert verwendet das romulanische Sternenimperium eine Tarnvorrichtung für ihre Schiffe und als das Imperium im Jahr 2268 eine Allianz mit den Klingonen eingeht, tauschen diese einige Schlachtkreuzer der D7-Klasse gegen die Tarntechnologie, die nun auch zur Standardausstattung für klingonische Kriegsschiffe wird. Um den interstellaren Frieden zu wahren, unterzeichnet die Föderation 2311 den Vertrag von Algeron, der es der Sternenflotte verbietet eine eigene Tarntechnologie zu entwickeln, oder ihre Schiffe mit einer Tarnung jeglicher Art auszustatten.
Eine solche Tarnvorrichtung erzeugt ein Energiefeld um das Raumschiff, so dass eine selektive Krümmung des Lichtes entsteht, bei der es um ein Raumschiff herum gelenkt wird und der Eindruck entsteht, dass dieses Raumschiff nicht vorhanden wäre. Das dafür notwendige Energiefeld benötigt aber eine starke Energiequelle, wodurch Schutzschilde und Waffen nicht benutzt werden können. Ein getarntes Schiff ist aber in der Lage auf Warpgeschwindigkeit zu gehen, aber dabei muss die Tarnvorrichtung exakt auf die Energieemissionen des Warpantriebs eingestellt werden. Bei einer kleinen Abweichung in der Balance zwischen Warpantrieb und Tarnvorrichtung kann das Raumschiff geortet werden, da polarisierte magnetische Verzerrungen entstehen. Bei Aktivierung sieht man das Energiefeld, das sich wie Wellen um das Raumschiff legt, bis es optisch komplett unsichtbar geworden ist. Der selbe Effekt tritt auch auf, wenn die Tarnung deaktiviert wird. Es gibt einige Methoden, um eine Tarnung zu zu überlisten. Die Sternenflotte benutzt beispeilsweise einen Tachyonenstrahl und wenn ein getarntes Schiff damit in Berührung kommt, verrät es so seine Position. Der größte Nachteil dabei ist aber, dass dazu eine Flotte von mindestens zwanzig Schiffen benötigt wird, um den Strahl zwischen den Schiffen zu erzeugen. Viel fortschrittlicher ist dagegen die Technik, die die Kriegsschiffe des Dominions benutzen: Diese verwenden nämlich einen Antiprotonenimpuls, mit dem sie einen Bereich des Weltalls scannen und getarnte Schiffe so aufspüren können.
Nichtsdestotrotz schließen die Romulaner 2371 einen Vertrag mit der Sternenflotte, der ihnen ermöglicht, Informationen über das Dominions zu erhalten und im Gegenzug liefern sie eine Tarnvorrichtung, die in die U.S.S. Defiant NX-74205 eingebaut wird, um so sicherer im Gamma-Quadranten operieren zu können, wo das Gerät eigentlich nur benutzt werden darf. Bei zahlreichen Gelegenheiten wird die Vorrichtung aber auch im Alpha-Quadranten eigesetzt und bei Ausbruch des Dominion-Krieges wird dieser Vertrag schließlich endgültig ignoriert. Zu Beginn des Jahres 2375 wird die Defiant während der dritten Schlacht im Chin' toka-System zerstört und mit ihr auch deren Tarnvorrichtung.

Die Defiant bei Aktivierung der Tarnung (Bild: Memory Alpha)

Das Modell

Als erstes möchte ich meinen aufrichtigen Dank an K'olbasa und Turon47 zum Ausdruck bringen, die mir das Modell im letzten Jahr von der Star Trek-Konvention in Birmingham, England, mitgebracht und geschenkt haben. Beste Grüße gehen an Euch raus und nochmals Danke! 🖖😀
Und wie stellt man nun ein unsichtbares Schiff als Modell dar? Das löste Eaglemoss ziemlich simpel aber auch ziemlich genial, denn dafür kam Acrylkunststoff zur Anwendung. Was wir nun haben, ist ein durchsichtiges Modell, das die Silhouette der Defiant wiedergibt und noch noch alle Oberflächendetails bietet.

Es wurden keinerlei Oberflächendetails vergessen. Weder oben...
...noch auf der Unterseite.
Das selbe gilt auch fürs Heck.

Die Halterung

Die ist das allerletzte. Das Modell sitzt so dermaßen locker, dass selbst die kleinste Erschütterung ausreicht, es herausfallen zu lassen. Und hier kann ich nur zur höchsten Vorsicht ermahnen, da Acryl nicht sehr stoßfest ist und das Modell bei einem tiefen Fall zerbrechen kann wie Glas.

Begleitheft

Um in die spezielle Verpackung zu passen, wurde das Begleitheft auf denn DIN-A5 Maß verkleinert. Im Heft gibt es nur zwei Artikel, wobei der erste in Kurzform den Lebenslauf der Defiant noch einmal Revue passieren lässt während der andere die Geschichte der Tarntechnologie und ihrer Besonderheiten in denn Star Trek-Serien behandelt.


 
Für das Modell wurde eine Sonderverpackung erstellt.

Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 110 mm x 80 mm
Höhe mit Stand: ca. 75 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019
Sondermodell. Auflage nur 2500 Stück!


Bewertung und Fazit

Ein getarntes Schiff als Modell - eine tolle Idee von Eaglemoss! Das Modell ist perfekt umgesetzt worden und gehört mittlerweile zu jenen Sammlerstücken der Reihe, da es restlos ausverkauft ist. Volle Punktzahl müsste es eigentlich geben, aber einen ziehe ich aus Protest wegen der mies gemachten Halterung ab.

Dienstag, 29. Mai 2012

Neue Umfrage ist online

Nach dem erwartet deutlichen Ausgang der letzten Umfrage (mal ehrlich, der romulanische Warbird gehört mit zu den besten Raumschiff-Designs der SciFi Geschichte, oder?) kommen wir nun zu den Echsenmännern: DIE CARDASSIANER, oder wie O´Brien zu sagen pflegte, die Löffelköpfe! Und ja, es tauchten in Star Trek mehr als nur eine Schiffsklasse auf! Deshalb hier nun die Kandidaten:

Galor Klasse

Cardassianisches Frachtschiff Bok'Nor
Frachter Groumall
 Dreadnought Flugkörper
Hideki Klasse
Keldon Klasse
                                                     Quellen der Bilder: Memory Alpha, Memory Beta, home.arcor.de/patrick.huetten

Die Raumstationen Empok Nor (auch bekannt als Deep Space Nine) und Terok Nor sowie die orbitalen Waffenplattformen lasse ich mal aus.

Samstag, 31. Oktober 2020

Turons Senf zu "Bewohner der Erde" [DIS, S3Nr03]

 


Spoilerwarnung.

Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Bewohner der Erde", die dritte Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und andere Episoden bereits gesehen hat.




Einleitung.

Nun ist es endlich soweit: Der Zuschauer erhält erstmals einen besseren Einblick in den "Brand", jener galaxisumspannenden Tragödie, die die Raumfahrt wie wir sie kennen radikal verändert hat.
Dabei hatte Star Trek im Laufe seiner mehr als fünfzigjährigen Geschichte bereits eine Menge Erfahrungen mit Katastrophen sammeln können, die in ihrer Wirkung ganz unterschiedlich ausgefallen sind.
Zum einen sind da jene - in ihrer Anzahl vergleichsweise überschaubaren - Ereignisse, die tatsächlich einen massiven Einfluss auf die gesamte Franchise hatten. In diese Kategorie würde zum Beispiel die komplette Auslöschung des Maquis fallen, die ihren Schatten von DS9 bis auf Voyager geworfen hat. Oder die romulanische Supernova, deren Schockwellen vom elften Kinofilm bis hin zu "Star Trek: Picard" einen verheerenden Einfluss ausübten. Oder die Schlacht vom Doppelstern, die aus einem Haufen untereinander verfeindeter Häuser einen formidablen Widersacher der Föderation entstehen ließ.
Auf der anderen Seite stehen hingegen all die kleinen und großen Desaster, die sich am Ende als vergleichsweise harmlos herausgestellt haben oder gar in späteren Episoden bis zur Unkenntlichkeit relativiert wurden.
Etwa die Ereignisse der TNG-Folge "Die Raumkatastrophe" , in deren holprigem Verlauf bekannt wurde, dass der Warpantrieb schwere Universumsumweltschäden verursacht, bis dieser Umstand schließlich peu a peu von den Schreibern unter den Teppich gekehrt wurde.
Oder das Ableben diverser Crewmitglieder wie Spock, Datas oder Hugh Culber, die alsbald eine erstaunliche Wiederauferstehung erleben durften.
Oder die vielen Modeerscheinungen, die sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwunden sind wie klingonische Bird-of-Preys, die getarnt feuern können, die revolutionären Gesellschaftsumwälzungen innerhalb der Ferengi-Allianz durch den Großen Nagus Rom oder der Zusammenbruch des klingonischen Imperiums durch die Explosion des Mondes Praxis'.
In welche Kategorie aber wird der große Dilithium-Brand in dieser weit von allen anderen Serien entfernten Zukunft fallen?




Story.

Wohin fliegt man nur, wenn man in einer weit entfernten Zukunft nach der Föderation sehen will?
Natürlich zur Erde!
Der Sitz von Föderationspräsident, Föderationsrat und Sternenflotte scheint eine logische Wahl zu sein, doch die USS Discovery und ihre Besatzung treffen im Herzen des Sektors 001 angekommen zu ihrer Überraschung auf eine feindselige, territoriale und xenophobe Welt, die sich in ihrer Isolation sichtlich wohl fühlt.
Statt mit offenen Armen werden sie von einer Verteidigungsflotte empfangen und schnell wird klar, dass die einstige Heimat vieler Crewmitglieder kaum mehr etwas mit jenem Planeten gemein hat, den sie dereinst zum Wohle der Galaxis verlassen haben. Als auch noch eine berüchtigte Gang räuberischer Weltraumganoven die Discovery im Erdorbit stellt, gerät das Schiff zwischen die Fronten und muss sich auf altbekannte Werte stützen, um schadlos aus der verfahrenen Situation zu gelangen…



Lobenswerte Aspekte.

Folgenanlage.

Jonathan Frakes ist zurück auf dem Regiestuhl! Mit sanfter, aber bestimmter Hand setzt der frühere Darsteller William Rikers den zarten Aufwärtstrend fort und trägt die Verantwortung für eine Folge, die sich absolut sehen lassen kann. Es gibt deutlich weniger Lens Flares, aber deutlich mehr Dialoge. Und auch wenn es - von der oberkörperfreien Kampfsimulation zu Beginn der Folge einmal abgesehen - keine sinnfreie Action gibt, weiß sie doch eine gewisse Grundspannung zu erzeugen.
Das wichtigste Gepäckstück ist jedoch jener traditionsreiche Star-Trek-Ansatz, den Frakes mit bescheidenen visuellen Mitteln spektakulär umzusetzen versteht: Der Fokus der Episode liegt nämlich darin, alle Parteien dazu zu bringen, miteinander zu reden, Kompromisse zu finden und sich in das Leiden anderer hineinversetzen zu können.
Gepaart findet sich diese nostalgisch anmutende Rückbesinnung auf alte Werte mit erstaunlich offenen zeitgenössischen Tönen, denn der kurzsichtige Isolationismus der Erde erinnert unverhohlen an ähnliche tagesaktuelle Strömungen wie den Brexit oder die egoistische internationale Bündnis-Politik Donald Trumps.
Zudem knüpft "Bewohner der Erde" zahlreiche Fäden, an denen sich zukünftige Folgen aufhängen,  anknoten und fortspinnen können: So befindet sich Burnhams Mutter nicht auf Terralysium, die psychischen Folgen der Reise durch die Zeit verlangen der Mannschaft ihren Tribut ab und Michael Burnham hat nach ihrem unfreiwilligen Sabbatical noch arge Anpassungsschwierigkeiten. Vor allem aber das Rätsel um den momentanen Wirkungsort von Föderation und Sternenflotte wird sich in den kommenden Wochen der Suche nach dem Heiligen Gral gleich zum Hauptmotiv entwickeln.
Als wäre das nicht genug, zaubert die Episode auch noch ein längst verhungert geglaubtes Kaninchen aus dem Hut, denn nachdem die Discovery sich von einem Biotop der Mobbingwut zum Schrein des Teamgeistes entwickelt hatte, werden nun abermals sorgfältig zahlreiche Konflikte (z.B. zwischen Tilly und Adira, Book und Georgiou oder Saru und Burnham) angebahnt, von denen interne Serienentwicklungen in Zukunft profitieren können.
Kurzum: Frakes stellt mit "Bewohner der Erde" aufs Neue lebhaft unter Beweis, warum er mit bald siebzig Jahren trotzdem noch lange nicht zum alten Eisen gehört und doch auch durchaus in der Lage ist, auch moderne Star-Trek-Serien von seiner Erfahrung profitieren zu lassen.
Was aber im Umkehrschluss noch lange nicht heißen muss, dass es nichts zu beanstanden gäbe. So fühlt sich die Erzählgeschwindigkeit ungleichmäßig an, während einige Szenen inhaltlich unausgegoren (z.B. Tillys Treffen mit Michael Burnham, Georgious Unterredung mit Book oder der Baumbesuch der Nebendarsteller) wirken. Vor allem aber fällt die Beteiligung der einzelnen Charaktere an den verschiedenen Szenen recht unterschiedlich aus.



Besetzung.
Im Prinzip gibt es vier Darsteller, deren Auftritte in Hinblick auf die ihnen zur Verfügung stehende Screentime, den von ihnen getragenen Dialoganteil oder ihrem Gewicht für die Handlung eine Sonderstellung zukommt.
Allen voran natürlich Sonequa Martin-Green als Michael Burnham. Nachdem ihr letzte Woche der schwarze Peter zufiel, die Ausrichtung einer ganzen Episode allein durch ihr Auftauchen unmittelbar vor dem Abspann komplett in Frage zu stellen, bietet sich nun ein völlig anderes Bild und man muss schon sehr oberflächlich in seinen Betrachtungen sein, um ihr pauschal einen weiteren Rückfall in alte Verhaltensmuster zu unterstellen. Klar kann man monieren, dass sie abermals nah am Wasser gebaut ist, aber nach einem Jahr der Ungewissheit und Einsamkeit darf sie beim Wiedersehen mit ihren Kameraden ruhig Emotionen zeigen. Sie tritt das Kapitänsamt - wenn auch mit reichlich Pathos unterfüttert - freiwillig an den würdevollen Saru ab, ohne ein Drama daraus zu machen. Und natürlich rettet sie den Tag, aber es bleibt den Autoren zugutezuhalten, dass sie es dieses Mal immerhin nicht allein tut, sondern mit ihrem neuen Sidekick Book. Ganz generell bleibt festzuhalten, dass dieses Selbstfindungsjahr in Begleitung des charismatischen Katzenhalters ihr charakterlich gutgetan hat. Sie zeigt eine breitere Emotionspalette, die von albern über abgebrüht bis rücksichtslos reichen darf und in deren Rahmen es erlaubt ist, sogar mehr als einmal pro Folge zu lächeln und glücklich zu sein.
David Ajala erzeugt in der Rolle des Cleveland "Book" Bookers eine tolle Chemie mit einer durch seine Anwesenheit deutlich wesensveränderten Michael Burnham. Er macht den ersten Offizier der Discovery schlichtweg besser und man muss nicht von den zuweilen recht plumpen Wortwechseln mit der Nase darauf gestoßen werden, dass er der Schlüssel zu ihrem neu gefundenen Frohsinn ist. Den von beiden erwähnten, gemeinsamen Abenteuern hätte zwar ein wenig mehr Raum (z.B. in Form von Rückblicken) zuteilwerden können, aber auch in diesem Fall können kommende Folgen diese Lücke sicherlich füllen, denn die Trennung der beiden dürfte aller Voraussicht nach bestenfalls ein Abschied auf Zeit gewesen sein.
In diesem Zusammenhang bleibt jene Szene bemerkenswert, in der beide Charaktere sich nicht hauptsächlich aus- sondern anziehen durften. Dieses gemeinschaftliche Anlegen einer Uniform hat sexuelle Spannungen jedenfalls erstaunlicherweise deutlicher ausgedrückt als alles Zeigen nackter Haut und schon allein das stellt deutlich unter Beweis, über welche Qualitäten die beteiligten Schauspieler und ihr Regisseur zweifellos verfügen.
Neben diesen beiden verdient wiederum Saru eine gesonderte Erwähnung. Der Einfluss Christopher Pikes auf den ernsten Kelpianer bleibt noch immer spürbar, und nun geht Doug Jones' Charakter auch ganz offiziell als erster Alien-Captain einer Star-Trek-Show in die Geschichtsbücher der Franchise ein. Im Zuge seiner Inthronisierung wählt er auffallend richtungsweisende Worte, die wohl als Versprechen an den Rest dieser Staffel gewertet werden können (vgl. Denkwürdige Zitate), während das Teleskop in seinem Bereitschaftsraum zeitgleich für die Rückkehr altbekannter Konflikte steht.
Nicht minder erwähnenswert ist der Auftritt Blu del Barrios Auftritt als Adira. Manch einem mag - nicht ganz zu Unrecht - ein Wesley-Crusher-Angstschauer den Rücken hinablaufen, aber die Anfeindungen, denen sich die nicht-binäre Darstellerin ausgesetzt sieht, sind völlig unverständlich.
Schließlich waren bei den Trill durch ihre Wechselbeziehung mit den Symbionten Geschlechtergrenzen stets fließend und eine derartige Einfühlsamkeit dem Kanon gegenüber hätte ich mir bei Discovery an anderen Stellen schon viel früher gewünscht. Denn diese Rücksichtnahme hört an dieser Stelle nicht auf! Die Wahl eines Menschen als Träger eines Symbionten ist im Hinblick auf die isolierte Erde ebenfalls nachvollziehbar, zumal die medizinischen Probleme bei einer solchen Prozedur in einer neunhundert Jahre entfernten Zukunft minimiert sein dürften. Dass die Transplantation dennoch nicht ohne Probleme verläuft, glaube ich einem Regisseur, der selbst einmal einen menschlichen Wirt verkörpert hat, ohne Umschweife und ich bin mir sicher, dass sich auch hier weitere Anknüpfungspunkte ergeben werden. Zudem kann das neue Crewmitglied dem "Museumsschiff" beim überfälligen Upgrade der Bordsysteme fraglos von Nutzen sein.



Abseits dieser vier Leuchttürme liegt vor allem Brachland, denn das Potential der restlichen Darsteller kommt kaum zur Geltung.
Das Ende der Folge verleiht dem Handeln von Paul Stamets (Anthony Rapp) zwar nachträglich eine gewisse Legitimität aber dass sich der Rest der Crew eine solche Mühe macht, der Geheimniskrämerei Sarus zu folgen, während er bereitwillig einem völlig unbekannten Teenager sensible Informationen zuträgt, zerrt arg am ohnehin recht dünnen Glaubwürdigkeitskostüm. Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass all die Wehwehchen des Vortages bereits völlig vergessen scheinen.
Auch Sylvia Tilly stagniert irgendwo zwischen blass und albern und einige der Szenen wecken sogar den Eindruck, dass sie allein deswegen eingefügt wurden, um nicht völlig auf einen Auftritt Mary Wisemans zu verzichten. Dabei ist ihre an sich gut gemeinte Unterredung mit Michael Burnham besonders misslungen. Zum einen wird die Darstellerin ein weiteres Mal zur Zielscheibe eines Witzes, der sich in flacher Weise um das Essen dreht ("Kuchen wird es ewig geben."), während ihr pflichtvergessener Zusammenbruch aufgrund von Zeitreisestress an sich nachvollziehbar sein mag, in seiner Ausführung jedoch zu sehr an die aufgetaute Hausfrau Clare Raymond in "Die Neutrale Zone" erinnerte.
Ähnlich verhält es sich mit Philippa Georgiou. Michelle Yeoh wirkt fast wie ein Fremdkörper, dessen Nische an Bord nunmehr durch Burnham oder Book neu besetzt wurde. Auch ihr Einbezug bleibt bemüht und lässt sich auf einige mäßig flotte Sprüche und einen Tritt in Richtung Wen reduzieren, während sie eigentlich nur in Lohn und Brot gehalten wird, bis die neue Sektion-31-Serie endgültig in Sack und Tüten ist.
Den Rest der Besatzung kann man sogar noch schneller abhandeln. Immerhin darf Detmer (Emily Coutts) ihre Probleme aus der letzten Folge noch einmal leicht andeuten, aber darüber hinaus haben auffallend viele Darsteller auffallend wenig zu tun. Der gemeinsame Abstecher zum Akademiebaum war beispielsweise nett gemeint, aber darstellerisch bestenfalls mäßig herausfordernd. Einige Charaktere wie Jett Reno, Hugh Culber oder Nhan tauchen gar nicht erst auf und weder Tig Notaro noch Rachael Ancheril werden überhaupt im Vorspann erwähnt (im Gegensatz zu den zwanzig [!] Personen mit dem Rang eines Produzenten).
Gleiches gilt auch für die beiden hochkarätigen Gastdarsteller Phumzile Sitole und Christopher Heyerdahl, die sowohl Ndoye als auch Wen überzeugend spielen, aber keineswegs sonderlich komplexe Rollen ergattern konnten.


Kritikwürdige Aspekte.

Kanonbrüche und Logiklöcher.
Es mutet ein wenig merkwürdig an, wenn man der Folge eine gewissen Schlüssigkeit und eine relative Kanontreue zubilligt, nur um dann die Einschränkung "für Discovery-Verhältnisse" hinterherschieben zu müssen. Denn interne Logik und eine konsequente Beachtung des Kanons zählen auch in der dritten Staffel noch immer zu den großen Schwachpunkten der Serie.  
Selbstverständlich gibt es einige nette Kanonbezüge. Die Erwähnung des Donatu-Systems etwa. Oder der recht geschickt eingebaute Umstand, dass die Nahrungsreplikatoren nur Synthehol produzieren [In einem Facebook-Post wies mich das Euderion-Mitglied und Podcast-Betreiber Chief Reynolds zu Recht darauf hin, dass Synthehol laut Datas Ausführungen in "Besuch von der alten Enterprise" während der TOS-Ära noch nicht bekannt war]. Oder der Campus der Sternenflottenakademie, den man in seiner ganzen Pracht bewundern darf.
Dem gegenüber stehen jedoch zahlreiche Ungereimtheiten.
Manche von ihnen sind vergleichsweise harmlos.
Die Verwendung des Dot-7-Reperaturroboters zum Beispiel, der sich zwar an den Short Trek "Ephraim and Dot" anlehnt, aber am Ende des Tages arg in den Territorien von "Wall-E" oder "Star Wars" wildert.
Oder die mit vierzehn Jahren recht früh angesetzte Transplantation des Trill-Symbionten in den Körper Adiras, der ethisch zumindest arg fragwürdig ist.
Oder das hohe Alter des Laubbaums, den Tilly und ihre Lower-Decks-Kameraden in ihrem kurzen Landurlaub besuchen. Aber in einer Zukunft, in der man Trill-Symbionten mit Menschen kombinieren kann, ist es ebenso denkbar, auch die Lebenserwartung von Pflanzen zu erhöhen.
In diesem Fall hätte ich mir nur  gewünscht, irgendwo die Initialen "A.F." in die Rinde geritzt zu finden und ich wäre in Jubelarien ausgebrochen.
Aber neben diesen eher vernachlässigungswürdigen Kritikpunkten stellen sich auch einige andere Fragen, deren Beantwortung die Serie wohl schuldig bleiben wird.
So verwundert den erfahrenen Star-Trek-Zuschauer die andauernde Verwendung der achthundert Jahre alten Quantentorpedotechnologie. Vor allem, weil sie allem Fortschritt zum Trotz noch viel mehr Zeit zum Laden benötigt als noch während der Dominion-Kriege. Dass die ach so fortschrittlichen Erdstreitkräfte ferner nicht einmal über Sensoren verfügen, die bis zum sechsten Planeten des eigenen Sonnensystems zu reichen scheinen, stellt den technologischen Entwicklungsstand zusätzlich in Frage.
Aber da liegt ein genereller Missstand, denn wie in beiden vorherigen Folgen auch hinkt die Darstellung der Zukunft den eigenen Ansprüchen hinterher. Die explodierende Flotte, die Ansichten San Franciscos und selbst der vermeintlich hoch entwickelte planetare Schutzschild (der in Wahrheit eher an sein angeblich 'veraltetes' Gegenstück auf Vashti angelehnt ist) spotten der Idee futuristischer Entfaltung.
Inhaltlich findet dieser Gedanke seine Fortsetzung in der schieren Dummheit des Inspektionsteams, das nicht einmal im Ansatz darüber nachzudenken scheint, die Datenbanken des Eindringlings zu überprüfen.
Am schwersten wiegt aber noch immer die Vielzahl an Wiedersprüchen, wenn es sich um Dilithium, den "Brand" oder die Auswirkungen dieser Katastrophe dreht.
So ist die riesige Menge an Dilithium an Bord der USS Discovery beinahe mit der eines Frachttransportes vergleichbar. Bedenkt man, dass die Crew bereits in der letzten Folge einiges davon an die Minenarbeiter abgegeben hatte, wirkt es im Hinblick auf das reichhaltige Kristall-Arsenal ziemlich unprofessionell, dass in der Originalserie Folgen wie "Die Frauen des Mr. Mudd" oder "Brautschiff Enterprise" von argen Problemen berichteten, weil die knappen Vorräte des seltenen Minerals an Bord der Enterprise schnell verbraucht waren. Aber vielleicht war Montgomery Scott einfach nicht so ein fähiger Ingenieur wie Jett Reno oder Paul Stamets…
Der große "Brand" bleibt allerdings auch mit den thematischen Ausführungen Burnhams so schwach erklärt wie zuvor, auch wenn immerhin "Alternativen" erwähnt werden, die angeblich nicht funktioniert haben sollen. Hier trifft Stamets' Kommentar "Das kann ich mir kaum vorstellen, nichts könnte alles Dilithium auf einmal befallen…" unbeabsichtigt genau ins Schwarze, auch wenn ein flotter Spruch Georgious erfolglos versucht, diesen kurzen Moment der Klarheit durch Flapsigkeit herunterzuspielen.
Zudem wird mehr und mehr klar, dass der "Brand" und die Wirkenszeit Crewman Daniels noch immer gefährlich eng beieinander liegen und stets dann Gefahr laufen sich zu überlappen, wenn in einer Folge wie dieser hundert Jahre zurückgeblickt wird. Wahrscheinlich wären siebzig Jahre weiter in der Zukunft günstiger gewesen, denn dieser Zeitpunkt hätte nicht nur die tausend Jahre rund gemacht, sondern auch entsprechende Gefahren kleingehalten.
Zu guter Letzt bleibt zu bemerken, dass die Flotte, der wir zu Beginn der Folge dabei zusehen können, wie sie im Zuge des "Brands" in Flammen aufgeht, keineswegs mit Warpgeschwindigkeit fliegt. Insofern bleibt Sarus improvisierte Ausrede, anno dazumal gerade nicht mit Überlichtgeschwindigkeit geflogen zu sein trotz anerkennender Blicke durch Burnham nicht sonderlich glaubwürdig. Immerhin ist hier die deutsche Übersetzung unfreiwillig gründlicher als das englischsprachige Original und behauptet stattdessen in ungleich glaubwürdigerer Formulierung, dass der Warpantrieb 'inaktiv' gewesen sei…


Synchronisation.

Davon ab bleibt die deutsche Synchronisation dabei, den Spagat zwischen Siezen und Duzen aufrecht zu erhalten. Das gelingt allerdings nur leidlich, denn gleich zu Beginn passt die Höflichkeitsform überhaupt nicht zum freundschaftlich-intimen Ton, mit dem Michael Burnham ihre Crewmitgliedern anspricht. Natürlich könnte man auf den Respekt pochen, den ein Commander hier seiner Mannschaft gegenüber erhalten will, aber weder inhaltlich noch emotional mag das steife 'Sie' in diesem Fall angemessen erscheinen. Ganz besonders, wenn Burnham und Tilly sich wenig später durchgehend duzen, wirkt es doch arg befremdlich, dass der erste Offizier dieses Privileg allen anderen, die ihre Familien und ihre bisherige Existenz für sie aufgegeben haben, zugunsten vermeintlicher Autorität vorenthält.
Ansonsten ist die Übertragung ins Deutsch recht gut gelungen, zumal beispielsweise "honeybird pie" mit einem "selbstgebackenen Bananenkuchen" noch recht nah am Grundrezept zusammengemischt wurde.


Fazit.
Mit Jonathan Frakes am Steuer gelingt es, den positiven Schwung der letzten Episode zu nutzen und mit "Bewohner der Erde" eine stabile Folge in bester Star-Trek-Tradition abzuliefern, die sich gleichermaßen moralisch und tagesaktuell anfühlt, ohne dabei auf "Discovery"-typische Elemente wie schwelende Konflikte, vielseitige Anknüpfungspunkte oder unnötige Logiklöcher zu verzichten. Michael Burnham profitiert von der Zusammenarbeit mit Book, während Saru als erster außerirdischer Sternenflotten-Captain einer Star-Trek-Serie in die Star-Trek-Annalen eingeht. Der Rest der Mannschaft bleibt - wenn man vom Neuzugang Adira einmal absieht - jedoch weit hinter den eigenen Möglichkeiten zurück.
 
Bewertung.
Ein Schritt in die richtige Richtung.







Schluss.
Auch wenn man als Zuschauer etwas mehr über den "Brand" erfahren durfte, so ist man doch noch immer Lichtjahre davon entfernt, genauere Aussagen über dieses Ereignis treffen zu können, dessen Auswirkungen diese Zukunft so maßgeblich gestaltet haben. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass dieser recht ungewöhnliche Einschnitt nicht-natürlichen Ursprungs sein könnte und in dieser Staffel noch ausführlicher thematisiert werden dürfte. Eine Variante, in der Michael Burnham diesen tragischen Vorfall ungeschehen macht, scheint im Hinblick auf die bisherige Vorgehensweise im Autorenkollektiv nicht unbedingt abwegig.
So könnte die Idee gar eine dritte Art von Katastrophe darstellen: Jene, die eigentlich nie passiert ist. Auch in diesem Fall gibt es zahlreiche Star-Trek-Präzedenzfälle, wie man anhand von Folgen wie "Dämmerung", "Die alte Enterprise" oder "Ein Jahr Hölle" deutlich sehen kann.
Da der Ausflug der Discovery in eine weit entfernte Zukunft aber vorrangig einem Neustart ohne die bedrückende Last des Kanons dient, bleiben alle drei Szenarien im Bereich des Möglichen.
Egal aber, in welcher Kategorie der "Brand" letzten Endes wirklich einzuordnen ist, eines würde ich mir an dieser Stelle dann doch wünschen: Dass es nicht völlig mit dem brechen wird, was man mit Star Trek verbindet.
J.J. Abrams hatte sich - um seinem 2009 erschienen Kinofilm mit einem Knalleffekt beginnen zu lassen - für die Zerstörung Vulkans entschieden und damit dieser alternativen Zeitlinie eines wichtigen Star-Trek-Bausteines mit hohem Wiedererkennungswert beraubt. Solcherlei Bausteine gibt es innerhalb der Franchise zuhauf und zu ihnen zählen auch der Warpantrieb, die Sternenflotte und vor allem die Vereinte Föderation der Planeten. Subtrahiert man diese Elemente jedoch aus der Gleichung heraus hat man ohne Frage etwas radikal Neues, aber auch etwas, was mit der ursprünglichen Idee nichts mehr am Hut hat.



Denkwürdige Zitate.

"Sie sind ein Captain im wahrsten Sinne des Wortes."
Michael Burnham zu Saru

"Dieses Schiff trägt den Namen Discovery. Nie war ihr Name passender, jetzt da auch wir auf Entdeckungsreise gehen. Sie hat uns in die Zukunft getragen und es ist nun unser Privileg, dafür zu sorgen, dass sie besser wird. Lassen Sie uns vereint ans Werk gehen."
Saru

"Sie sind nicht Detmer. Oder Tilly…"
"Eher würde ich mich umbringen!"
Cleveland Booker und Philippa Georgiou

"Oh, Scheiße! Hey, von der Rolle hast Du mir gar nichts erzählt!"
Book

"Ein Sichtschirm. Wie kurios."
Ndoye

"Fliegen Sie wieder weg, Sie sind hier nicht willkommen!"
Ndoye

"Warum sollte man denn etwas ersetzen, das funktionsfähig ist?"
Saru

"Ein 'Aye' genügt, wir sind keine Piraten."
Burnham

"Ich verstehe immer noch nicht. Die Erde ist nicht länger Teil der Föderation?"
"Was hätten wir davon? Wir können auf uns selbst aufpassen!"
Saru und Ndoye

"Musst Du nicht um Erlaubnis fragen?"
"Ich entschuldige mich hinterher."
Book und Burnham

"Die Zukunft wird dunkler und dunkler für Sie…"
Ndoye

"Es gibt keinen der ist wie ich."
Paul Stamets



Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."

Staffel 2.

01. Rezension zu "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"