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Samstag, 21. Mai 2016

Turons Senf zum neuesten Star Trek Trailer und den Aussichten für Axanar



Da hat sich Paramount ja ganz schön ins Zeug gelegt! Nachdem ihnen nicht ganz zu Unrecht der Vorwurf entgegengehalten wurde, die Marketingmaschinerie im Vergleich zum Vorgänger "Into Darkness" recht untertourig zu fahren, legten die Macher nun an einem symbolträchtigen Ort vor.
Am Stage 31, an der die kürzlich umbenannte Leonanrd-Nimoy-Straße liegt und in den Sechzigern die Originalserie abgedreht wurde, lud Paramount zu einem "Fan-Event" in dem sie nicht nur den zweiten Trailer vorstellten, sondern sich auch Darsteller und Macher den Fragen eines handverlesenen Publikums stellten.



Der brandneue Trailer versprach schon einmal Besserung im Vergleich zum ersten – ungleich Action-betonteren – Einspieler (die Tafelrunde berichtete), wobei am Ende jedoch festzuhalten bleibt, dass Justin Lin das Rad keineswegs neu erfindet und "Beyond" auch nach dem zweiten Einblick wohl ein Film bleiben wird, der dem Abrams-Weg in puncto Bildsprache, Radikalität und Tempo treu bleiben wird. Es bleibt wohl nur die wage Hoffnung, dass immerhin die Story anhand leichter Andeutungen etwas tiefsinniger sein könnte.
Auch wenn Popcorn-Kino immer noch Popcorn-Kino bleibt.

Die beste Nachricht des Abends stahl dem Trailer dann aber doch die Show. Ausgerechnet J.J. Abrams, der lediglich als Produzent an "Beyond" beteiligt war, kündigte an, dass auf Intervention Justin Lins die Klage gegen die Fanfilm-Produktion "Axanar" (die Tafelrunde berichtete) fallengelassen wird, was vom Publikum umgehend mit Szenenapplaus honoriert wurde.
Obwohl so eine Einzelperson natürlich viel behaupten kann, zogen CBS und Paramount kurz darauf nach und bestätigten, dass Axanar seine Produktion fortführen darf; kündigten aber an, dass in Zukunft eine Art Leitfaden erarbeitet werden wird, der Fan-Filmen einen engen Rahmen stecken wird, in dem sie ihre Visionen (wahrscheinlich sehr eingeschränkt) verwirklichen können.


Auch wenn ich persönlich Justin Lin durchaus dankbar für sein Engagement bin, hat der Zeitpunkt der Ankündigung ein gewisses 'Geschmäckle'. Es wirkt beinahe so, als würde das glückliche Brautpaar auf der Hochzeit vor versammelter Familie ankündigen, dass sie zusätzlich zu ihrem zukünftigen ehelichen Glück auch noch Zwillinge erwarten würden.
War die ganze Aufregung um den vermeintlichen "Axanar" am Ende vielleicht nur eine Marketing-Strategie, um Publicity für den eigenen Film zu erzeugen? Ein PR-Gag (sogar seriöse Medien wie der Spiegel berichteten von den Vorgängen) auf Kosten Millionen von Fans und etlicher Fan-Film-Produktionen?
Oder war es tatsächlich das Engagement der beiden, dessen Ergebnis bis zu diesem "Fan-Event" verheimlicht wurde, nur um den anwesenden Fans zum Spiel noch etwas Brot servieren zu können?


Im Endeffekt sind jedenfalls wieder Friede, Freude und vor allem Eierkuchen in die Star-Trek-Landschaft eingezogen. Der Verzicht auf juristische Schritte sichert den Frieden zwischen den Geschäftsmännern bei Paramount und ihren Geldgebern, den Fans. Ein neuer Trailer weckt Freude auf den neuen Film, auch wenn der dann doch abgesehen von Lens Flares einen ordentlichen Abrams-Einschlag haben wird. Der Zeitpunkt des Verzichts auf ein rechtliches Vorgehen gegen Axanar schmeckt hingegen wie Eierkuchen vom Vortag, denn die Nachricht wirkt zumindest etwas ausgeschlachtet, um ein positives Licht auf den kommenden, dreizehnten Kinofilm zu werfen.


Mittwoch, 30. Dezember 2015

Turons Senf zum juristischen Vorgehen gegen Axanar

Eigentlich hat ja niemand mehr damit gerechnet, dass das nicht mehr all zu ferne Star-Trek-Jubiläumsjahr 2016 für den gemeinen Fan allzu viel zu bieten haben würde. Gut, Paramount wirft natürlich den dritten Reboot-Kinofilm "Star Trek Beyond" (ohne J.J. Abrams, aber von Simon Pegg geschrieben) ins Rennen, der die Scharen von Trekkies in die Kinos locken soll (die Tafelrunde berichtete). Erst im November erhielt die Anhängerschaft aber zusätzlich die längst überfällige Nachricht, dass auch der andere Rechteinhaber CBS die Franchise wieder in Serienform (unter der Oberaufsicht Alex Kurtzmans) auf die Mattscheibe zurückbringen würde (die Tafelrunde berichtete ebenfalls).

Und doch gab es nicht wenige Fans, die sich auf keines der beiden angekündigten Ereignisse sonderlich freuten. Zu tief saß die Enttäuschung, die der philosophisch und intellektuell auf Sparflamme gehaltene Reboot in der Seele vieler eingefleischter Anhänger hinterlassen hatte. Nicht wenige von ihnen suchten Trost in 'inoffiziellen' Produktionen wie "Renegades", "New Voyages" oder heimischen Produktionen wie die der USS K'Ehleyr, um ihre Vision Star Treks zu sehen. Nicht ganz von ungefähr schrieb das Internetportal io9 unlängst vom "Goldenen Zeitalter der Star-Trek-Fanfilmproduktionen", da sich – im Gegensatz etwa zu Star Wars – in den letzten zehn Jahren eine breite, vielfältige und spannende Landschaft entwickelt hat, in der jeder Fananspruch problemlos 'seine' Nische finden konnte.

Doch nun, kurz nach Weihnachten, holen die eigentlich heillos verstrittenen Copyright-Eigentümer Paramount (für Filme) und CBS (für Serien) zu einem erschreckend einträchtigen, gemeinsamen Schlag aus, um dem vielversprechendsten Projekt juristisch den Garaus zu machen:
Wie konnte das geschehen?



Das Problem an Axanar ist wohl vor allem seine Professionalität: Angefangen über die Darstellerriege aus verdienten Franchise-Veteranen wie Tony Todd, J.G. Hertzler oder Gary Graham bis hin zu einer Optik, die diesen Fan-Film kaum noch von einem High-Budget-Film unterscheiden lässt, verdiente sich 'Axanar' das Interesse redlich, das ihm über Star-Trek-Fankreise hinaus zugute kam. Wie man bereits in seinem Opener "Prelude to Axanar" erahnen konnte, bot er gepaart mit dem Versprechen einer anspruchsvollen Prequel-Erzählung vielen Fans mehr als die 'offiziellen' Produktionen einen Grund, sich auf das Jubiläumsjahr zu freuen.


Genau dort liegt aber der Haken, denn mit diesem Qualitätsanspruch gefährden die Fanfilmer die Star-Trek-Jubiläums-Projekte von Paramount und CBS, die in der massiv von Fans unterstützten und sogar finanzierten Produktion einen gemeinsamen Feind ausmachen. Wahrscheinlich wähnten sich die Verantwortlichen in der Pflicht, einen lästigen Konkurrenten auszuschalten, der durch die eigenen Pläne zu einem kostenlos abrufbaren Youtube-Video in einem Gegensatz zu den Plänen steht, Kinogänger zu Erwerb einer Eintrittskarte zu bewegen oder Serienjunkies zur Anmeldung in einem neu begründeten Online-Bezahl-Fernsehdienst zu drängen.

Bildquelle: Euderion.Deviantart.com
Auf solche Weise mögen sich die Beweggründe der Verantwortlichen zwar interpretieren lassen, doch letztendlich liest es sich völlig anders. Den beiden rechtsstreitsüchtigen Unternehmen droht ein unnötiger Streit mit den eigenen Fans, der sich auch nachteilig auf die eigenen Einspielergebnisse auswirken dürfte. Um der einseitigen Sichtweise von CBS und Paramount einmal etwas entgegenzusetzen, hat die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg fünf gute Gründe zusammengetragen, warum es ein Fehler ist, "Axanar" den Boden unter den Füßen fortzureißen.

#1. Paramount und CBS stoßen einer Menge Fans vor den Kopf. Die große Aufmerksamkeit, die "Axanar" zuteil wurde und schließlich auch zum Gerichtsstreit führte, zeigt vor allem, dass seitens der Fangemeinschaft ein großes Interesse an das Projekt gekoppelt ist. Schon allein all jenen Spendern in die Suppe zu spucken, die so sehr vom Konzept überzeugt waren, dass sie gemeinsam über eine Million Dollar zusammentrugen, dürfte sich nicht unbedingt positiv auf die Verkaufzahlen für Online-TV-Abos oder Kinokarten auswirken. Doch nicht nur die werden sich verraten fühlen: Auch viele Sympathisanten, Fanfilmanhänger und alteingesessenen Fans wird dieser Schritt nicht gefallen, der darüber hinaus auch unangenehme Erinnerungen ans George Lucas' Umgang mit Star-Wars-Fan-Publikationen wachruft.

#2. Absage an die eigene Qualität. Wenn man einen qualitativ vergleichsweise hochwertigen Konkurrenten ausradiert, um die eigenen Produktionen zu schützen, so erscheint dies immer auch wie eine Absage an jene Qualitätsvorstellungen, die mit dieser Konkurrenz verbunden sind. Wollen uns CBS und Paramount mit ihrem juristischen Winkelzug etwa zu verstehen geben, dass es um ihre eigenen Unternehmungen in puncto Niveau so schlecht bestellt ist, dass sie den direkten Vergleich scheuen und den einzigen Ausweg in der Eliminierung eines Fanfilms suchen müssen?

#3. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Nachdem die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" so gnadenlos nach vier Staffeln floppte und weder Paramount noch CBS den Mut aufbrachten, die am Boden liegende Franchise mit neuem Leben zu erfüllen, waren es Fanfilme, die die Anhängerschaft über die Durststrecke verhalfen und damit das Interesse am Leben hielten. Dem früheren Zugpferd nach jahrelangem Dienst nun so unbarmherzig den Kopf abzuschlagen, wirkt nicht von ungefähr recht undankbar.

#4. Wo hört das auf? Vor allem senden CBS und Paramount ein ungünstiges Signal an andere Fanfilm-Produktionen die nach diesem Schritt nicht ganz zu Unrecht um ihre eigene Existenz fürchten müssen. Es mutet nicht nur wie die Absage an eine vielfältige Fanfilm-Landschaft an, sondern auch wie eine Negation des Engagements der Fans, des toleranten Grundgedankens einer ganzen Franchise und die Eingenverantwortlichkeit der Zuschauer, die mit ihrer sechsstelligen Spende deutlich zum Ausdruck gebracht haben, was ihnen an Star Trek so unterstützenswert erscheint.

#5. Fanproteste sind eine Star-Trek-Tradition! Durch Fan-Proteste gelang es bereits der Originalserie, eine zweite und schließlich sogar dritte Staffel zu erhalten. Durch Fan-Aktionen erhielt das Space-Shuttle Enterprise seinen schillernden Namen. Und es waren die über das Internet getragenen Missmutsäußerungen der Fans, die das Ende für die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" miteinläuteten.
Trekkies gehören zu den am besten organisierten Fans des Planeten und haben es wie keine andere Gemeinschaft verstanden, eine unbarmherzige Beschwerde-Kultur zu entwickeln. Wenn es gelingt, diesen Fokus auf die juristischen Bemühungen Paramounts und CBS' zu richten, kann auch deren unsinnigen Feldzug gegen "Axanar" ein Ende gesetzt werden; von Fans, für Fans.


Es ist daher an der Zeit, CBS und Paramount wissen zu lassen, was die Fans von ihren Markenschutzbemühungen halten. Doch es geht um noch viel mehr als das.
Es geht auch darum, ihnen zu zeigen, was Star Trek wirklich ausmacht:
Der Einbezug von Philosophie, Science und Anspruch in Film und Serie, den Erhalt der Vielfalt und das Engagement seiner Fans und die Macht jener, die das 'Produkt' dieser Firmen letztendlich erwerben. Im Endeffekt sind schließlich wir es, die ebenso kostenlose Youtube-Videos schauen wie teuer Kinokarten und Online-Abonnement kaufen und vielleicht sollte man die beiden Unternehmen dieser Tage einmal deutlich an diese Tatsache deutlich erinnern.


Montag, 18. Mai 2015

Netzfundstücke

Quelle: http://fiveyearmission.net/
Unter dieser Rubrik haben wir lange nichts mehr gepostet. In den letzten Tagen ist aber einiges passiert, über das es sich wahrlich lohnt zu schreiben!
Sollen wir beginnen?
1. Unsere liebste Star-Trek-Musik-Kapelle arbeitet fleißig an ihrem vierten Album, und damit es nun bald fertig wird, haben die Jungs nun noch ein Kickstarter-Projekt gestartet. Das Geld scheint schon im Kasten zu sein, aber bei diesen Prämien lohnt es sich vielleicht doch noch, Geld zu spenden.
Übrigens heißt das neue Album "Spock's Brain" - wir dürfen gespannt sein!


 Das erste Mal werden die Titel nicht den Namen von Episoden tragen. So kündigte es zumindest die Band auf der Kickstarter-Seite an. Hier sind nun die bisher geplanten Namen der Tracks:

Hey Kara
(For His Head is Hollow, and I Have Touched) Spock's Brain!
RC Spock
Awful Lot of Trouble
Within the Mainframe
Colder in Russia
(Gotta Save) Spock's Brain
Eymorg
The Givers of Pain and Delight
My Directive is Prime
Spock's Dog

Und einen kleinen Vorgucker gibt es auch schon:


Wolltet ihr immer schon mal Eigentümer einer eigenen Wohnung auf den britischen Inseln sein?
Jetzt habt Ihr die Gelegenheit! In Hinckley, im Herzen Englands, etwas südlich von Nottingham, steht nun ein Appartment im Star-Trek-Stil zum Verkauf.

Quelle der Bilder: rightmove.co.uk
Dabei hat sich der ursprüngliche Besitzer und Star-Trek-Fan Tony Alleyne von der USS Voyager inspirieren lassen.  Das 34 Quadratmeter große Studio stand am 12. Mai auf Rightmove zum Verkauf, einem Immobilien-Weblog. Der Preis lag bei charmant-kosmischen £ 70.000. Das Apartment verfügt über ein computergestütztes Flugdeck mit einer sprachgesteuerten Beleuchtungsanlage und einem (leider) nicht funktionierenden Transporterraum. Tony hat zehn Jahre und Tausende von Pfund in die Umwandlung seiner Wohnung gesteck. Schon 2012 stand das Apartement zum Verkauf und warum es nun wieder auf dem Markt erschienen ist, erschließt sich nicht so ganz. Schön aber, dass die Wohnung scheinbar noch komplett erhalten ist.

Star Trek Axanar und Star Trek Renegades sind im Moment in aller Munde. Und da taucht plötzlich ein weiteres ambitioniertes Fanprojekt auf - Star Trek: Captain Pike. dabei so elustre Namen wie Robert Picardo, Ray Wise, Linda Park, Bruce Davison, Dwight Schultz und Chase Masterson. Wir dürfen also gespannt sein.
Und unvermeidlich in heutigen Tagen, hier das zugehörige Kickstarter Projekt. Als Fan weiß man heute einfach gar nicht mehr, wo man zuerst sein vieles Geld anlegen soll! Verrückte Zeit, wo sind sie hin, die guten alten Zeiten, bei denen man sich darauf verlassen konnte, dass einfach so ein ansprechender und unterhaltsamer Star Trek Film ins Kino kam?

Dienstag, 3. Juni 2014

Turons FedCon-Logbuch 2014

Weil es eine so schöne Tradition ist, erscheint an dieser Stelle erst einmal die chronologische Aufarbeitung unserer Ein-Tages-Expedition zur FedCon. Dieses Jahr waren wir aufgrund der Star Trek Destination Germany sowie dem geringen Star-Trek-Star-Aufkommen während der FedCon eigentlich darüber einig, nicht nach Düsseldorf zu fahren. Doch als K'olbasa die Gelegenheit hatte, günstigere Tagestickets zu erstehen, sprangen wir schließlich doch über diesen Schatten und statteten dem größten nationalen Convention-Anbieter einen Kurzbesuch ab.
Sicherlich ist dieses Logbuch nicht so aktuell, wie unsere Leser es normalerweise gewohnt sind, doch aufgrund der Müdigkeit war ich Sonntags nicht mehr in der Lage, noch einen Text zu verfassen. Zudem hatte ich meine Notizen in Kolbasas Shuttle vergessen (zum Glück hat dieser schnell reagiert und an meiner Statt bereits erste Fotos eingestellt). Erst nachdem er mir diese einscannte, konnte ich nun dieses Protokoll verfassen, dass in erster Linie als Nacherzählung für all jene gedacht ist, die nicht mit uns auf dem Düsseldorfer Großereignis waren. Einen ausführlicheren Senf, in dem ich auch meine persönliche Meinung zu den geschilderten Eindrücken unter dem Titel "FedCon: Ein Abschied auf Raten" nachreiche, gibt es in den kommenden Tagen zu lesen.

03:28Uhr. Aufstehen in der Casa del K'olbasa. Aus Zeitmanagementgründen bin ich einfach vor Ort geblieben und habe die Nacht auf der ausgezogenen Wohnzimmercouch verbracht. Doch die nicht einmal drei Stunden Schlaf waren getrübt von längeren Wachphasen, panischen Blicken auf den Wecker und unruhigem Schlaf.
Obwohl selbst ich zwei Minuten vor der eigentlich geplanten Aufstehzeit fertig bin, begegnet mir auf dem Flur bereits K'olbasa, der in der Nacht überhaupt gar nicht schlafen konnte. Präzise und organisiert beginnen wir mit den unmittelbaren Reisevorbeitungen.

03:47Uhr. Nur neunzehn Minuten später verlassen wir auch schon das Haus. Das überschaubare Reisegepäck ist rasch verstaut und keine drei Minuten später rollen wir beide bereits in Richtung Düsseldorf. FedCon, wir kommen!

04:09Uhr. Es ist noch verdammt früh und keiner von uns beiden strotzt vor Vitalität und Ausgeruhtheit. Die musikalische Reiseuntermalung übernimmt gütigerweise die Five Year Mission. Während ihrer Interpretation von "Catspaw" drehen sich unsere geistreichen Konversationen beispielsweise darum, ob es moralisch verwerflicher ist eine Katze oder einen Hund zu überfahren.

04:40Uhr. Ankunft im "Land der selbstproklamierten Frühaufsteher". Die Autobahn ist erschreckend leer für derlei Behauptungen. Pah, denen haben wir es aber gezeigt!

05:28Uhr. Während wir die A2 hinuntertreiben, entwickelt das Navi ein Eigenleben wie Hal 9000 und will uns zu todbringenden Richtungswechseln treiben, denen K'olbasa aber im zweiten Anlauf ein Ende bereitet. Fortan funktioniert das Gerät so gut, dass der schlaflose Fahrer nicht einmal mehr Ausfahrten verpasst.

05:57Uhr. Ein genauerer Blick auf das Navigationsgerät verrät uns, dass es uns seit der Neujustierung eine Ankunftszeit von 08:14Uhr statt zuvor 10:23Uhr prognostiziert. Etwas entsetzt fragen wir uns innerlich beide, was zum Fek'Ihr uns geritten haben könnte, so früh aufzubrechen. Äußerlich versichern wir uns im Brustton der Überzeugung allerdings gegenseitig, dass unsere Zeitplanung dennoch völlig angemessen war. Jaja!!

06:16Uhr. Erste Pause unserer Tages-Mission. Bei den mit Liebe geschmierten Brötchen und des mit nicht weniger Liebe gekochten English-Breakfast-Tees (die während meiner kurzen Schlafphase von der okkulten Ehefrau K'olbasas bereitet wurden) lassen wir die müde Seele für einige Minuten vor sich hinbaumeln und erfreuen uns an der Tatsache, dass Polnisch die Verkehrssprache auf dem Bückethaler Knick zu sein scheint. Kurz nach Aufbruch winken wir im Geiste auch nach Lauenau, in dessen Umgebung der sagenumwobene Supersammler Martin Netter laut Eingeborenenfolklore sein Unwesen treiben soll.

06:58Uhr. Erstaunlich zeitig rollen wir in Nordrhein-Westfalen ein, dass für das am meisten verstädterte Bundesland unserer Heimat erstaunlich ländlich riecht.

07:51Uhr. Während wir uns als Bewohner eines nur mäßig industrialisierten Raumes mit viel zu viel Natur an der pittoresken Aussicht auf Kraftwerke, Fabrikschlote und noch mehr Kraftwerke herzlich erfreuen, spielt unserer Player "How Soon is Now?" von den Smiths. Wahrscheinlich weiß er, dass ein seelenloses Cover dieses grandiosen Stückes zum Intro für die TV-Serie "Charmed" zusammenverstümmelt wurde und dass genau zwei Hauptdarstellerinnen auf der FedCon zu sehen sein werden. Verständnisvoll schütteln wir ob dieser Entwicklung der ehemaligen Star-Trek-Convention hin zu einer Massengeschmacksveranstaltung einträchtig mit dem Kopf und beschließen feierlich, Holly Marie Combs und Shannen Doherty aus dem Weg gehen zu wollen.



08:20Uhr. Im Herzen des Potts angelangt fahren wir in Lü(t)gendortmund ab, um dem hungrigen Treibstoffmonster ein Opfer zu bringen. Von der anhaltenden Schönheit der Umgebung beeindruckt beschließen wir, so schnell wie möglich wieder aufzubrechen.

09:37Uhr. Endlich angekommen verlieren wir uns, durch wohlwollende Fehlinformation eines Tafelrundenmitgliedes geleitet auf einer Parkplatz-Odyssee. Da uns 24,50€ für zehn Stunden Parken zuviel erscheinen, drehen wir gleich mehrere Ehrenrunden auf der erfolgfreien Suche nach einem kostengünstigeren oder gar kostenfreien Parkplatz, bevor wir uns dem alternativlosen Angebot ergeben und missmutig eines der lokalen Parkhäuser in Anspruch nehmen.

09:45Uhr. Als wir endlich aus dem düsteren Parkhaus zum strahlend leuchtenden Maritim-Hotel herüberstapfen, wird unser Vormarsch durch den strahlenden Sonnenschein jäh durch die Tatsache getrübt, dass K'olbasa sein Portmonee auf dem Dach seines PKWs zurückgelassen hat. Als er endlich wiederkommt, fällt mir plötzlich ein, dass auch ich noch einmal zurückkehren sollte, um meinen Fotoapparat an mich zu nehmen. Von der anfänglich positiven Prognose, vor neun Uhr am Veranstaltungsort zu sein, ist jedenfalls nicht mehr viel übrig, als wir knapp fünf Minuten später endlich die Heiligen Hallen der FedCon betreten.

09:50Uhr. In urdeutscher Manier stellen wir uns in einer Schlange an, an deren Ende wir erfahren, in welche Schlange wir uns eigentlich einordnen sollen. Wir machen uns auf dem Weg dorthin und als wir auch dieses Untier bezwingen, werden wir zu einer weiteren Schlange beordert, um unsere umgeschriebenen Tickets umzuschreiben. Nach nur wenig mehr als zwanzig Minuten, die größtenteils aus Warten bestanden, erhalten wir endlich unsere rosa (!) Armbänder und unsere Eintrittskarten. Weil doppelt noch immer viel besser hält, zeigen wir beides gleich zum ersten, aber beileibe nicht letzten Mal den hartnäckigen Einlassern vor, um in den Hauptbereich einkehren zu dürfen.

10:21Uhr. Endlich im Epizentrum des Geschehens angekommen, widmen wir uns gleich zu Beginn kurz dem allgegenwärtigen Merchandise und drehen eine flotte Runde durch den Verkaufsbereich. Bereits von Weitem bewundern wir die Strahlkraft einer lebensgroßen Spock-Figur, die wir noch am Vorabend ehrfürchtig im Privatsammlerparadies unseres Tafelrundenmitgliedes TAK bestaunen durften. Aber auch andere Kuriositäten fallen deutlich ins Auge: An vielen Ständen werden zuhauf die hierzulande einigen Unmut erregenden Eaglemoss-Raumschiffmodelle angeboten. Während die ersten paar Ausgaben auch tatsächlich in deutsch erhältlich sind, gibt es auch viele, die aus dem britischen Raum stammen. Und weil die Konkurrenz die Preise drückt, gelingt es K'olbasa, einen bajoranischen Sonnensegler zum selben Preis zu erwerben, für den man die Zeitschrift im hiesigen Handel kaufen konnte.


10:32Uhr. Nach unserem kurzen Abstecher in die Konsumwelt widmen wir uns unmittelbar im Anschluss ungleich anspruchsvolleren Themen als dem schnöden Mammon: Hubert Zitt stellt sich im Hauptsaal geduldig den Fragen des Publikums. Zum Teil fallen einige Fragen, die durch seinen vielen thematischen Vorträge bereits abgedeckt wurden, doch auch die ein oder andere harte Nuss (zum Beispiel über Quantenphysikthemen) brachte den verdienten Star-Trek-Erklärer zum Schwitzen. Doch Zitt blieb die gesamte Dauer hinweg freundlich, respektvoll und sogar familiär. Nur eine grafische Untermalung fehlte ein wenig, auch wenn man bei aller Kritik dahingehend zugestehen muss, dass der spontane Charakter dieser denkwürdigen Veranstaltung damit auch wieder verloren gegangen wäre.


11:00Uhr. Nun hat man das erste Mal die Gelegenheit, den frisch gebackenen MoC Nessie in Aktion zu erleben. Mit einem unterirdischen Visitor-Wortspiel kündigt er das erste große Panel des Tages an: Den gemeinsamen Auftritt von Nana Visitor und Alexander Siddig.
Die ehemaligen Eheleute hatten vor allem ein immer wiederkehrendes Thema: Ihren gemeinsamen Sohn Django. Man lernt nur wenig Neues über die beiden Darsteller, außer vielleicht, dass Visitor eine begnadete Feder schwingt und Siddig über den grünen Daumen verfügt. Die Gesprächsanteile sind jedenfalls in etwa so schief wie die Verteilung von männlichen und weiblichen Fragestellern. Siddig kam ebenso mühelos auf achtzig Prozent wie die Damenwelt, deren Fragen auch größtenteils in Richtung des Bashir-Darstellers gingen.
Während die Show einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat, wird dies jedoch durch eine peinliche Bilderschau zunichte gemacht, die allenthalben für platte Lacher im Publikum sorgen. Und während sich K'olbasa nach einem kurzen Ausflug in den unteren Teil des Saal längst zum Photoshoot mit den beiden Ferengidarstellern Aron Eisenberg und Max Grodénchik aufgemacht hat, leide ich unter der zunehmend schlechten Luft im Saal und den unüberriechbaren Schweißausdünstungen meiner korpulenten Sitznachbarn.
Als der Saal im Anschluss für die Vorbereitungen zur Autogrammstunde geräumt werden muss, freue ich mich trotz des im Kern lohnenswerten Panels jedenfalls sehr, dieser olfaktorischen Vorhölle entronnen zu sein.


12:19Uhr. Captain K'olbasa ordnet Alarmstufe an! Erst im Eingangsbereich des Maritim-Hotels angekommen durchfuhr es ihn wie ein Blitz, dass er dieses Mal nicht bereit sei, 35€ für ein Autogramm zu bezahlen. Vielleicht hatte er deshalb seiner Plakatrolle, auf der kaum mehr als die Unterschrift Roxann Dawsons fehlte, nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt und sie irgendwo vergessen. Nach erfolgloser Rückkehr in den Saal finde ich mich am Informationsthresen ein, der laut Aussage der Einlasser auch als Fundbüro dient. Tatsächlich sehe ich schon von weitem die sperrige Papprolle blinken, doch es kostet mich etwas mehr als zehn Minuten, bis ich das verlorene Gut wieder an mich nehmen kann. Im Anschluss startet der dankbare Eigentümer K'olbasa mit mir eine Expedition in die Flughafenhalle, wo wir nicht nur Mittagessen zu uns nehmen, sondern auch leckeres polnisches Bier im abermals thematisch angepassten Rewe erwerben.



13:44Uhr. Im Zuge des gewohnten Leerlaufes, der während der Autogrammstunden in den Veranstaltungshallen herrscht, treffen wir auf alte Bekannte wie Henning vom Trekzone-Network oder Andrea von der Film-Fan-Force. Gemeinsam nehmen wir Kaffee zu uns und tauschen Erfahrungen aus. Anschließend nutzen wir die Gelegenheit, Fotos von angehenden Costume-Contest-Teilnehmern zu schießen, die die Gänge in Scharen bevölkern.


15:47Uhr. In den Verkaufshallen bietet sich ein absonderliches Bild: Während Turon47 mit seiner Gemahlin telefoniert, ist K'olbasa mit seiner abwesenden Angetrauten in ein Gespräch vertieft. Unabhängig voneinander versuchen wir, den geäußerten Bekleidungsmitbringselwünschen gerecht zu werden. Daher werden Handyfotos verschickt, Sonderangebote überprüft und zusammengelegt. Nach fast vierzig Minuten haben wir beide unsere Tributleistungen erworben und zufrieden widmen wir uns wieder dem Tagesgeschehen auf der FedCon, während uns der ein oder andere Händler stirnrunzelnd hinterherblickt.


16:31Uhr. Etwas verspätet gelange ich ins Panel zur hochkarätig besetzten Web-Serie "Axanar", was ich auch umgehend bereue, denn der Enthusiasmus der anwesenden Delegation ist ansteckend. Geduldig beantworten die drei Podiumsgäste die Publikumsfragen und beweisen einen ungeahnte Abstraktionsfähigkeit, indem sie tatsächlich ergründen können, was einige Fragensteller meinen könnten. Mein Segen hat das Projekt, in dem die Karriereumstände Garth von Izars näher beleuchtet werden sollen definitiv und sicherlich wird man dazu bei uns zukünftig auch noch den ein oder anderen Eintrag finden können.


17:05Uhr. Lee Stringer, der zu "Iron Sky" eine knapp angelegte Powerpoint-Präsentation mit Filmschnipseln zum Besten gibt, markiert einen netten Pausenfüller. Sein Panel ist unterhaltsam genug, um meine verstärkte Müdigkeit in Zaum zu halten und das kühle polnische Bier aus dem Rewe und die angenehme Raumdurchlüftung helfen mir aktiv dabei, weiterhin wach zu bleiben.

17:49Uhr. Der britische Schauspieler David Warner, der Star-Trek-Fans mindestens als Kanzler Gorkon ein Begriff sein dürfte, betritt die Bühne des Nebensaals, der leider nur mäßig gefüllt ist. Der kauzige Senior gibt ein Panel, wie man es nicht alle Tage sieht, denn immer wieder müssen die Fragenden ihre Anliegen erneut formulieren, da es um das Gehör des fast 73-jährigen Rentners nicht mehr allzu gut bestellt ist. Doch Warner, der sich selbst als Schauspielsöldner sieht, beweist immer wieder einen sympathisch-britischen Humor und eine rührselige Bescheidenheit, die einem so vielseitigen und verdienten Darsteller nur selten anhängt. Selbst ich raffe mich allen schlechten Erfahrungen zum Trotz zu einer Frage über seine Verbindung zu Shakespeare auf, die Warner ohne Wiederholungsaufforderung geistreich zu beantworten weiß. Für mich der Höhepunkt des Tages.



19:01Uhr. Es ist viel passiert: K'olbasa und ich sitzen im Flughafengebäude und nehmen einen weiteren, dringend benötigten Kaffee zu uns. Doch statt miteinander zu reden, ist K'olbasa wiederum mit seiner Gattin ins Gespräch vertieft. Grund dafür ist die Tatsache, dass einer der Händler bereit ist, für die lebensgroße Spock-Statue so deutlich im Preis herunterzugehen, dass unser Tafelrundencaptain ins Grübeln gerät. Der Abend nimmt jedoch erst eine wirklich dramatische Wendung, als K'olbasa tatsächlich grünes Licht zum Kauf seines eigenen Spocks erhält und das Unheil damit seinen Lauf nimmt.


19:51Uhr. Doch zuerst versuchen wir noch einmal, wenigstens dem Costume-Contest beizuwohnen, auch wenn ich in der Vergangenheit nicht unbedingt die besten Erfahrungen mit diesem Veranstaltungspunkt sammeln konnte. Immerhin haben wir keine Probleme damit, rechtzeitig wieder vor Ort zu sein, da wie gewohnt die Zeitplanung wieder einmal weit hinterherhinkt. Doch zwischen Klatschen im Takt, technischen Pannen und einem hohen Fremdschämfaktor verlassen wir nach nur kurzer Zeit dieses Kabinett der Peinlichkeiten. Immerhin gelang es uns im Vorfeld, einen Teil der sympathischen Cottbus Crew kennenzulernen, mit denen wir gern mehr Zeit verbracht hätten. Doch unsere verbliebene Aufmerksamkeit richtete sich ganz allein auf eine Person und dessen lebensgroße Nachbildung.

20:41Uhr. Zähneknirschend haben wir die Parkhausschutzgelder entlöhnt und irren auf der Suche nach Bankautomaten weiter in der unmittelbaren Gegend des Maritim-Hotels herum. Wieder beim Händler angekommen ahnen wir langsam, warum er bereit war, K'olbasa im Preis so weit entgegenzukommen: Die riesigen Kartons machen den Transport zu einer Herkules-Aufgabe und jede Figur, die man nicht mehr in den LKW zurückhieven muss, ist zumindest ein moralischer Sieg.
Dieser jedoch bleibt uns verwehrt, denn wir verbringen die nächste Stunde komplett damit, die Statue einzupacken, herunterzuschleppen und in Tetris-Manier in unserem Fahrzeug unterzubringen. Selbstverständlich gelingt dies nur unter großem Platzverlust für uns selbst und wir müssen einiges an Improvisationsvermögen unter Beweis stellen, um sämtliche Teile und deren Verpackung unterzubringen.
Natürlich könnte man an dieser Stelle nicht ganz zu Unrecht fragen, warum wir die Verpackung nicht einfach dort gelassen haben, zumal K'olbasa sie ohnehin in Potsdam auf den Müll warf. Aber aufgrund unseres Martyriums, unserer Übermüdung und aus reinem Selbstschutz stellt sich diese Frage selbstverständlich gar nicht erst.


22:01Uhr. Und Tschüss, FedCon! Wir haben den Kampf gegen das sperrige Verpackungsungetüm endlich für uns entscheiden können und treten sichtlich erschöpft die mehr als fünfhundert Kilometer lange Heimreise an. Nach dem aufreibenden Tag fällt es uns beiden schwer, die notwendige Konzentration aufzubringen, die endlos lange und belastend monotone Autofahrt durchzustehen. Aber der Mut der Verzweiflung, laute Musik und viel frische Luft lassen uns irgendwie durchhalten und Kilometer für Kilometer zurücklegen.

03:25Uhr. Als ich ohne mich noch einmal umzudrehen schließlich erschöpft ins heimische Bett falle, ist K'olbasa mit seinem in drei Kisten zerlegten Spock noch immer auf dem Weg nach Potsdam. Doch auch er bleibt von Sekundenschlaf, Warpkernbrüchen und Ferengi-Piraten auf der Suche nach vulkanischen Liebessklaven verschont und gelangte wohlbehalten in sein trautes Heim zurück.
Vielleicht wird er ja demnächst einmal exklusiv auf diesem Blog von seiner neuesten Errungenschaft berichten!?