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Mittwoch, 23. Juli 2014

Die Tafelrunde zu Gast bei Radio Potsdam 89.2



Nicht alle Tage hat man die Gelegenheit, im Radio über sein liebstes Hobby zu reden. Im Zuge der Reihe "Gemeinsam für Hier" sprach Moderator Paul Schröder auch mit Vertretern der Tafelrunde. Dabei ging es sowohl um unsere Gruppe, ihre Mitglieder und auch um das Fan-Dasein. Das Studio selbst steht in der Brandenburger Straße 48 und ist ein prächtiger Gründerzeitbau mit schmucker Innenstuckfassade. Die nervösen Tafelrundengänger wärmten sich mit Kaffee für das Gespräch vor oder kühlten sich mit Wasser aufgrund der bestehenden Hitzeverhältnisse ab. Nach ein paar einleitenden Worten ging es auch schon los.


Rot heißt: Ruhe!

Auffallend am Studio war das fehlende Mischpult. Dafür war es mit einer Vielzahl an Monitoren ausgestattet, auf denen Paul gelegentlich Programmpunkte hin und her schob. Zwischen den Musikblöcken konnten wir immer wieder die Aussicht genießen, die das Studio auf die Innenstadt Potsdams bot. Wann immer das Mikro rot leuchtete, durften wir weitermachen und Paul stellte die alles entscheidende Frage: Wie hat unsere Begeisterung für Star Trek eigentlich begonnen?
Die Frage klingt auf den ersten Blick so, als wäre sie leicht zu beantworten. Beinahe so, als würde jemand fragen, was 'Zeit' bedeutet. Im Nachhinein fallen einem immer intelligente Antworten ein. Aber ich tat mich da wohl ein wenig schwer, während Turon und K'olbasa vergleichsweise relativ souverän wirkten. Diese Nervosität sollte sich bei mir den ganzen Abend über nicht legen, aber das machte das Ganze wiederum zu etwas Besonderem. Wäre ich wie ein Profi in die Sendung gegangen, hätte ich wohl nur halb so viel Spaß gehabt.

K'olbasa (rechts) und unser Moderator Paul (links)
Pauls Schaltpulte: Man beachte die CD von Five Year Misson.


Paul streute hin und wieder Zwischenfragen ein um die Musikblöcke aufzupeppen und das nutzten K'olbasa und Turon um Five Year Mission in das Programm zu schmuggeln. Paul begeisterte die Idee, seine Sendung mit einer Deutschlandpremiere dieser amerikanischen Band zu krönen und K'olbasa flitzte zum Auto um die CD zu besorgen. Einige Zeit später kehrt er weder schwitzend noch schwer atmend zurück, was angesichts der Temperaturen und einer Vielzahl an Stufen des Treppenhauses seltsam anmutete. Die Band im Radio zu hören, ließ ihn aber so einiges vergessen. Die Begeisterung war auch Turon anzusehen, wie das folgende Video beweist.



Alles in allem war unser Moderator sehr entgegenkommend und nahm sich Zeit, unsere vielen Fragen zu beantworten. So erfuhren wir, dass er schon in jungen Jahren mit dem Moderieren anfing. Er zeigte uns mit welchem Programm er arbeitete und wie es um die Radiolandschaft so bestellt ist. Weiterhin schwatzten wir dann "On Air" über Star Trek in Berlin und Brandenburg, es gab einen (sehr) kurzen Schlagabtausch darüber, wer der beste Captain des Franchises ist und wie uns neue Mitglieder erreichen können. Alles Weitere erfahrt Ihr im Radiomitschnitt, da ich hier nicht allzu viel vorweg nehmen möchte. Aber die Bilder dürfen nicht fehlen. Hier ein paar kleine Eindrücke:


Das ist ein Mikrofon!

Weiß ich doch, Turon!

Nein, ich salutiere nicht, es sind diese verdammten Haare!

Blick auf den "Broadway"!
Hier nun der Mitschnitt der Radio-Sendung vom 21. Juli 2014

Montag, 14. Juli 2014

Der Kalte Krieg in Star Trek und Raumpatrouille Orion: Zum Vortrag von Rüdiger Zill


"Im Weltraum sind alle Krieger kalte Krieger." Chang zu Kirk in Star Trek VI - Das unentdeckte Land, Quelle: memory alpha
Der Vortrag hätte so schön werden können und begann so viel versprechend. Turon hat bereits seinen Senf zum Vortrag von Rüdiger Zill abgegeben und ich will dem in nichts nachstehen. Zill hatte sich vorgenommen interkulturelle Bezüge der Serien Star Trek-Raumschiff Enterprise und Raumpatrouille Orion herzustellen. Der Vortrag wurde dabei von einer Powerpoint-Präsentation und kleineren Filmschnipseln begleitet. Es folgte eine anschließende Diskussion mit dem Publikum. Wir fangen wie immer mit den positiven Aspekten an.

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Um den Hintergrund beider Serien zu beleuchten, ging Rüdiger Zill vor allem auf deren Produktionsgeschichten ein, was einen Großteil seines Vortrags ausmachte. Etliche dazugehörige Bilder ließen das Ganze etwas plastischer erscheinen. Kleine Einspieler bereiteten auf das Kommende vor. Der Vortrag wurde mit betonender Stimmlage gehalten, sodass man nicht sofort genötigt war auf Durchzug zu schalten. 
Inhaltlich hatte der Vortragende die nötigen Grundlagen aufgearbeitet und man merkte ihm durchaus an, dass er einiges an Recherchearbeit investiert haben musste. Vieles davon floss offenbar in die Raumpatrouille Orion. Hin und wieder flammte der Bezug zum Thema auf, wenngleich dieser verhältnismäßig kurz aber dafür prägnant ausfiel. 
Er sprach Themen wie die interkulturelle Vielfalt der Serien an und betonte, dass dies aus heutiger Sicht sicher mit der Normalität konform ginge, aber zu damaliger Zeit nicht der zeitlichen Prägung entsprach. Beide Serien profitierten, wie wir wissen von dieser Nonkonformität. Zill kam schließlich auf die Oberste Direktive zu sprechen, die wohl einer der wichtigsten Grundpfeiler der Föderation gilt. Als oberstes moralisches Prinzip bestimmt sie stets die Handlungsweisen der Crew, auch wenn diese sie gelegentlich nicht befolgt. Der Vortrag als solcher war durchaus unterhaltsam und versuchte seinen Ansprüchen gerecht zu werden.

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Er versuchte es, aber verfehlte sein eigentliches Thema. Es fehlten historische Bezüge, die sehr selten mal kurz angedeutet wurden. Der Vortrag, den Zill vorbereitet hatte, hatte jedoch mit der eigentlichen Thematik wenig zu tun. Es gab keine Hauptthese, die der Thematik voran gestellt wurde. Ich fühlte mich an diesem Abend an mein erstes Referat an der Universität Potsdam erinnert. Damals hatte ich das Thema komplett verfehlt, stammelte in meinem Vortrag und wirkte vor versammelter Mannschaft völlig unbeholfen, während ich ablas, was ich mir aufgeschrieben hatte. Es war einer dieser Urkatastrophen des Studiums, die sich gern ins Gedächtnis einbrennen und die mich in Albträumen noch heute heimsuchen. 
Wenn man mich fragt, was mir Geschichte gebracht hat, dann antworte ich meistens, dass ich lernte frei zu sprechen. Das scheint an Rüdiger Zill an diesem Abend spurlos vorbei gegangen zu sein. Der Vortrag war komplett abgelesen und seine Hände feierten stets eine Party in den Hosentaschen. Die Powerpoint-Präsentation war eine lose Ansammlung nichtssagender Bilder, die zwar mühelos den Vortrag im Allgemeinen unterstrichen, es aber nicht schafften die Worte des Vortragenden zu unterstützen. Eine absolute Beleidigung fürs Auge waren die grauen Test-Bilder und die schwarze Schrift auf dunklem Grund. 
Inhaltlich gesehen sträubten sich mir das eine oder andere Mal die Haare. Einige Aspekte, die Zill nannte, sind nämlich mehr als fragwürdig gewesen. Er sieht den Erfolg der Serien im Wettlauf der beiden Supermächte um den Weltraum von dem wir wissen, dass hier die Sowjetunion mit Projekten wie Laika, Sputnik und dem Herrn Gagarin einen großen Vorsprung hatte, bis die USA auf den Trichter kamen ein Filmstudio in den Mond zu verwandeln und eine Mondlandung zu inszenieren. Nein, im Ernst, ich glaube nicht an Verschwörungstheorien und die Mondlandung hat statt gefunden, aber Zill ging auf diesen Wettlauf nicht weiter ein, denn er fiel nur im Nebensatz. Dieses Weltraumrennen hat meines Erachtens, wenn überhaupt, einen eher kleineren Einfluss auf den kommerziellen Erfolg der Serien gehabt. Die Fans tragen bis heute einen großen Teil der Verantwortung für die Fortsetzung der Franchises.
Star Trek so Zill, sei innerhalb der TOS-Staffeln vom Wagentrek-Gedanken durchdrungen gewesen. Unglücklicherweise zeigte Zill dann auch den Ausschnitt, in dem Gene Roddenberry sagte, dass dies nur ein Vehikel gewesen sei um die Serie zu verkaufen. Tatsächlich ist Star Trek von einem explorativen Gedanken durchdrungen, aber Kirk & Co sind nicht gekommen um zu bleiben, sondern um freundschaftliche Bande mit anderen Spezies des Universums zu knüpfen. Mit dem Wagentrek der amerikanischen Kolonisation hat das recht wenig zu tun. 
Zill ging auf einige Andeutungen, die er machte nicht ein und liess sie komplett bedeutungsschwanger im Raum verklingen. Dazu gehörte die Anspielungen auf die Amazonenkönigin Penthesilea und des "Prinzen von Homburg". Erst in der Diskussion wurde zumindest der Genderaspekt beider Serien betont, wenngleich ich mich frage, was die Gender-Diskussion mit dem Kalten Krieg als Thema zu tun hat. Diese Bezüge aussen vor zu lassen und sie nur am Rande zu erwähnen machte es für den Laien etwas schwer zu folgen. Wenn der Vortrag schon für ein Publikum außerhalb der Geisteswissenschaften geschrieben worden ist, hätte ich mir gewünscht, dass auf diese Vergleiche genauer eingegangen wird. 


Genderdebatten in Star Trek wären schon eine eigene Lesung wert.

Die nachfolgende Diskussion glich einer Altherrenrunde, die alte Geschichten miteinander austauschte und so dem lauschenden Publikum das Gefühl zu vermitteln, nicht teilhaben zu können. Zudem wurde mir das Thema von der Moderatorin zu sehr in die Genderdebatte gelenkt. Wir sind uns sicher einig, dass das Frauenbild bei beiden Serien eher unterirdisch repräsentiert zu sein scheint und sie im Zweifelsfall eher Stichwortgeberinnen waren. Uhura jedoch als Telefonistin unter Kirk abstempeln zu wollen, wird ihrer Rolle nicht gerecht. Unter Star Trek-Fans ist der erste Fernseh-Kuss zwischen einer schwarzen Schauspielerin und einem weißen Darsteller mittlerweile berühmt. Die Frauen in RPO wirken wie die abgebrühten Versionen ihrer männlichen Pendants. Beiden Serien ist allerdings zu eigen, dass sie versuchen eigene Wege zu gehen, sich aber nicht wirklich in ihren Geschlechterbilden unterscheiden. Die Frau ist in beiden Serien immer noch Anschauungsobjekt und dient dem männlichen Begehren als "Love interest". Hier wirklich eine Serie mit ihren vorhandenen Rollenklischees als führend in der Geschlechterbildebatte hervorheben zu wollen, zeugt meiner Meinung nach von einer Fehlinterpretation. 

Meine Frage, ob sich das zukünftige Bild der Menschheit bei Star Trek eher aufhellt, wurde übrigens damit beantwortet das RPO nur 7 Folgen Zeit hatte, seine Geschichten zu erzählen. Das mag sicher sein, aber das ist keine Begründung für den anderen Weg der Verständigung, den die Crew der Enterprise im Laufe ihrer drei Staffeln ging. Ebenso hätte es auch hier Mord und Totschlag geben können sowie beständige Kriege mit einem ewigen Feind im Hintergrund. Ich verweise damit auf die Sichtweise unseres Interviewpartners Prof. Dr. Pröve, der in Star Trek immer die diplomatischen Wege der Serie hervorgehoben hat. So wirkte das Ganze leider wie ein Schlagabtausch und anstatt einer der beiden Serien zu unterminieren, denn gelegentlich neigte Zill dazu einer der beiden Serien abzuwerten, hätte er besser daran getan, sich die Bezüge zum Kalten Krieg genauer anzusehen. Diese waren ins einem Vortrag äußerst spärlich ausgefallen. 

Fazit
Ich hatte mehr erwartet und wurde leider maßlos enttäuscht, denn auch die anschließende Diskussion der Teilnehmer, die gewiss einen teil des Kalten Krieges miterlebt hatten, führte für mich leider in die falsche Richtung. In unserer Runde nach der Lesung kamen wir dann schließlich zum dem eindeutigen Ergebnis: Thema verfehlt. Ich hätte jetzt noch stärker auf die philosophischen Bezüge eingehen können, aber ich habe weder ethische noch metaphysische Ansätze im Vortrag finden können und wenn dann waren es sicher kurze Erwähnungen, die kein Gewicht im Vortrag fanden. Die literarischen Bezüge sind sicher interessant, jedoch fehlte mir hier die Einbettung in das Thema weswegen der Prinz von Homburg-Bezug spekulativ bleiben muss, auch wenn es für Zill hier sicher offensichtliche Deutungen gibt. Der sechste Teil der Filmreihe gibt sehr deutliche Bezüge auf den Kalten Krieg mit teilweise direkten Zitaten wieder, sodass ich mir gewünscht hätte, Zill wäre darauf zumindest kurz eingegangen, aber so blieb der Vortrag leider hinter den Erwartungen zurück. 

Samstag, 12. Juli 2014

Der Fußball der Zukunft

Während gerade in Brasilien die Fußballweltmeisterschaft lebendig unter Beweis stellt, von welch riesigem gesamtplanetarischen Interesse dieses sportliche Großereignis tatsächlich ist, bleibt es auf unserem Blog erstaunlich ruhig um dieses alles beherrschende Thema. Und das, obwohl erklärte Fußballfans die Reihen der Tafelrunde füllen, der Aufstieg eines britischen Drittligisten auf unserem Block frenetisch zelebriert wurde und bei einigen Fußballspielen eines lokalen Clubs sogar ein Banner mit der klingonischen Triskel zu sehen ist!
Während sich also heute Abend Brasilien und die Niederlande um die Bronzemedaille balgen und morgen Deutschland gegen Argentinien versuchen wird, den vierten WM-Titel seiner Verbandshistorie perfekt zu machen, ist es vielleicht an der Zeit, einmal einen genaueren Blick auf die überschaubare Menge an Fußballreferenzen im Star-Trek-Universum zu werfen. Tatsächlich kam selbst die amerikanische Franchise nämlich nicht umhin, die mit Abstand beliebteste Sportart der Erde hin und wieder mit einer Erwähnung zu segnen, auch wenn sie immer wieder auf die in unseren Breiten so unübliche wie unbeliebte Bezeichnung "Soccer" zurückgriffen. Die besten drei Aussagen zur Zukunft dieses Breitensports hat die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg an dieser Stelle einmal zusammengetragen, um auch einen Ausblick bieten zu können, inwiefern die Sportart in dem (fiktiven) Universum Gene Roddenberrys verwurzelt sein könnte.

#3. Golanga. Gleich die erste Frage, die Benjamin Sisko einer vermeintlich unfreiwillig abgestürzten und jahrelang isolierten Kolonistengruppe in "Das Paradiesexperiment" beantworten muss, gilt dem aktuellen Fußballweltmeister. Er wird außerdem nach einem der größten Spieler der damaligen Zeit gefragt, der auf den Namen "Golanga" hört. Wir erfahren im Zuge der Ausführungen Siskos, dass der Spieler nach einer Knieverletzung im Jahr 2366 ein Bio-Implantat eingesetzt bekam, jedoch nicht wieder an seine vorherigen Leistungen anknüpfen konnte.
Bereits dieser Umstand verrät uns, dass Fußball noch immer einen so hohen Stellenwert einnehmen muss, wenn selbst jemand wie der Baseball-Fan Benjamin Sisko dazu einige detaillierte Auskünfte geben kann (allerdings kann er zwar genau sagen, wann Golanga sein künstliches Knie erhielt, aber nicht, wer die Weltmeisterschaft im Vorjahr gewann).
Auch die Verwendung des Namens "Golanga" impliziert, dass es noch immer so etwas wie Fußball-Superstars gibt und diese noch immer für sich allein stehende Künstlernamen wie Pelé, Hulk oder Zico verwenden. Allerdings klingt das Wort recht afrikanisch, während die Tradition der Verwendung von Pseudonymen heutzutage vor allem eine brasilianische Eigenart darstellt. Doch auch darin kann man den pluralistischen und positiven Ansatz wiedererkennen, mit dem Star Trek die menschliche Zukunft zeichnet und in der die Bewohner aller Kontinente die gleichen Chancen haben. Bedenkt man nun, dass die letzten beiden afrikanischen Mannschaften bereits im Achtelfinale die Segel streichen mussten, merkt man, wie weit wir von einer solch utopischen Vorstellung noch immer entfernt sind.


#2. Jugendspieler Worf. In "Die Reise nach Risa" stimmt der klingonische Sternenflottenoffizier Worf vergleichsweise traurige Töne an, als er seiner späteren Ehefrau Jadzia Dax gesteht, wie seine verkorkste Spielerkarriere verlief.
Irgendwo in den Schulwettbewerben der Farmerwelt Gault war der Adoptivsohn der Rozhenkos Mitglied einer Schülermannschaft, die kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft stand. Als sich ein Unentschieden abzeichnete und gegen Ende der zweiten Halbzeit zur Ecke gepfiffen wurde, stieg der junge Worf so überzogen in das Kopfballduell mit einem Gegner namens Mikel ein, dass dieser auf dem Spielfeld liegen blieb, während dem Klingonen das entscheidende Tor gelang. Der gegnerische Spieler erlag einer Genickverletzungen, was den späteren Sicherheitsoffizier der Enterprise noch Jahre später belasten sollte.
Der Vorfall verrät uns vor allem zwei Dinge über die Bedeutung des Fußballs in der Zukunft.
Zum einen scheint Fußball selbst auf abgelegenen und vermeintlich rückständigen Föderationswelten wie Gault fest etabliert zu sein und von den Kolonisten gepflegt zu werden.
Zum anderen gibt es scheinbar keine Berührungsängste mit anderen Spezies, die am Freizeitsport der Menschen ohne Einschränkungen teilnehmen können. Bedenkt man nämlich, dass andere Völker wie Klingonen, Vulkanier oder gar Horta den Menschen körperlich deutlich überlegen sind, ist es nicht unbedingt selbstverständlich, dass sie an diesem doch sehr körperbetonten Spiel teilnehmen dürfen. Doch scheinbar hat die Menschheit in der Zukunft nur wenig Vorbehalte gegen die Veränderungen zu haben, die der Sport im Zuge dieser Öffnung sicherlich erleben würde. Bedenkt man, wie sehr sich der Weltverband FIFA lange Zeit gegen Frauenfußball, Torlinientechnik oder den Videobeweis sträubte, erscheint dies nicht minder utopisch als ein afrikanischer Fußballweltmeister.



#1. Football's coming Home. In der Enterprise-Episode "Minenfeld" gibt Captain Jonathan Archer einen Einblick in die Fußballwelt der Zukunft, als er sich nach Reeds Meinung erkundigt:

Archer: "Ich habe gehört, England ist im Finale der Weltmeisterschaft."
Reed: "Was meinen Sie bitte?"
Archer: "Die Weltmeisterschaft! Soccer!"
Reed: "Oh, ich bin nicht sehr an Fußball interessiert, Sir."

Dieser Dialogausschnitt bietet nicht nur den chronologisch frühesten Beleg einer noch immer ausgetragenen Weltmeisterschaft, sondern verrät uns auch, dass entgegen heutiger Gewohnheiten England für das globale Endspiel planen kann. Doch leider hat uns die deutsche Synchronisation hier ein Schnippchen geschlagen, denn im englischsprachigen Original heißt es lediglich:

"I heard that England made it to the Finals of World Cup!"

Das könnte genauso gut bedeuten, dass sich "Three Lions" für die Ausscheidungsspiele an sich qualifizieren konnte und nun z.B. an der Gruppenphase der WM teilnehmen könnte.
Allerdings wirkt der Rahmen befremdlich, denn die genannte Enterprise-Folge spielt im Jahr 2152. Geht man davon aus, dass Weltmeisterschaften wie heute auch alle vier Jahre ausgetragen werden, so ergibt dies vom aktuellen Turnier in Brasilien aus gerechnet jeweils eine Weltmeisterschaft im Jahr 2150 und eine im Jahr 2154, jedoch keines zu jenem Zeitraum, in dem die NX-01 zum ersten Mal auf die Romulaner trifft (an dieser Stelle sollte man vielleicht erwähnen, dass dies nicht der einzige Anachronismus innerhalb dieser in Fankreisen höchst umstrittenen Episode ist).
Doch findige Editoren des Online-Nachschlagewerkes Memory Alpha sind auch für diesen Fall nicht um eine Ausrede verlegen. So könnte es ja beispielsweise sein, dass die Kriege auf der Erde (Eugenische Kriege/ Dritter Weltkrieg) eine Aussetzung des Wettbewerbes erforderten.
Tatsächlich gibt es für eine solche Auszeit ein historisches Vorbild, denn die Turniere 1942 und 1946 waren im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges bereits an Deutschland und Brasilien vergeben worden. Doch der Kriegsausbruch am 1. September 1939 machte den Veranstaltern einen dicken Strich durch die Rechnung und an eine Austragung dachte damals niemand mehr.
Allerdings wirkte sich diese Pause nicht auf den Vierjahresintervall aus, da nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen unter Beibehaltung des bisherigen Rhythmus' 1950 in Brasilien der Ball wieder zum Laufen gebracht wurde (die Olympischen Spiele behielten gar über den Verlauf zweier Weltkriege den Vierjahresabstand unverändert bei).
Doch für die Erklärungsversuche der Beitragsfabrikanten bedeutet dieses Argument nur einen unbedeutenden Rückschlag, denn es könnte ja sein, dass sich die Mannschaft bereits vorzeitig qualifizieren konnte.
Doch auch dieser Umstand erscheint sehr unwahrscheinlich, da "Minenfeld" zu einer Zeit spielt (zwischen 12. April 2152 laut "Carbon Creek" und 14. August 2152 laut "Eigenarten"), die in etwa der Austragung der Fußballeuropameisterschaft entsprechen dürfte. Erst im Anschluss an diesen Wettbewerb wird eine Qualifikation für die anstehende WM überhaupt erst begonnen; dass sich eine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt bereits qualifiziert hat, erscheint höchst unglaubwürdig,
Aber gibt es gar keine Möglichkeit, Archers Aussage noch ins rechte Licht zu rücken?
Das wird schwierig, aber meiner Meinung nach wäre die wahrscheinlichste Variante, dass der amerikanische Wasserball-Anhänger Archer, der ohnehin nur Hörensagen als Quelle für seine Informationen geltend machen kann, schlichtweg die Fußballweltmeisterschaft mit der Fußballeuropameisterschaft verwechselt hat...


Die traurige Wahrheit ist aber wohl viel eher, dass die Verantwortlichen schlichtweg keine Ahnung vom in Amerika eher exotischen Nischensport Fußball hatten und die deutsche Übersetzung dem Chaos schließlich seine endgültige Gestalt verlieh. Schon in der angesprochenen DS9-Episode "Das Paradiesexperiment" lautete die Frage im Original lediglich (grob übersetzt), wer denn im Fußball gewonnen hätte. Erst die deutsche Synchronisation rückte dieses Interesse in die Nähe der Weltmeisterschaft, obgleich die ebenso mutige wie in dieser Form nie gestellte Frage Siskos an O'Brien, wer dieses Ereignis im letzten Jahr gewonnen hätte, genauso aus der Luft gegriffen wäre. Eine WM im Jahre 2369 wäre nämlich nicht nur nach aktuellem Intervall ausgeschlossen, sondern auch nach dem in Enterprise angeregten Abstand.

Bildquelle: Pinterest.com


Mit diesen drei Einblicken könnte dieser Beitrag auch schon beendet sein, wenn sich nicht der umstrittene FIFA-Präsident Joseph Blatter im Vorfeld der Weltmeisterschaft zu Gedankenspielen hätte hinreißen lassen, die die Beteiligung von Außerirdischen am Krönungswettkampf der Sportart beinhaltete. Anstatt sich zu den Korruptionsvorwürfen zur WM-Vergabe nach Katar zu stellen, beantwortete er lieber diese sinnvolle Reporterfrage:

"We shall wonder if one day our game is played on another planet? Why not? Then we will have not only a World Cup we will have inter-planetary competitions. Why not?

Meine (wie gewohnt) sehr freie Übersetzung dazu:

"Ob wir uns fragen, ob eines Tages unsere Sportart auch auf anderen Planeten gespielt wird? Warum nicht? Dann würden wir nicht nur eine Weltmeisterschaft haben, sondern auch interplanetare Wettkämpfe. Warum nicht?"

Diese Aussage lässt uns nun mit der recht interessanten Frage zurück, welche Entfaltungsmöglichkeiten Fußball in der Star-Trek-Zukunft noch offenstehen. Daher wollen wir anhand der gewonnenen Erkenntnisse den Stand der Dinge noch einmal zusammenfassen.


Wie wir anhand des Beispiels Gaults sehen können, ist Fußball noch immer ein weit verbreiteter und auch populärer Sport. Es gibt noch immer eine Weltmeisterschaft auf dem Planeten Erde.

Bildquelle: Cheezburger.com
Allerdings war noch nichts darüber zu hören, ob es ein Turnier der verschiedenen Erdkolonien gibt, obgleich die Verbreitung des Sports diesen Umstand immerhin nicht ausschließt.
Noch schwieriger ist es zu sagen, ob es sogar Turniere zwischen den verschiedenen Völkern der Föderation oder sogar darüber hinaus gibt. Zwar wurde der Klingone Worf auf einer Erdenkolonie Fußballspieler, aber ob auch auf anderen Welten der Siegeszug der Sportart wirklich so sehr um sich greift wie bei uns, darf zumindest bezweifelt werden. Da es bei den ohnehin wenigen Hinweisen zu keinerlei Referenzen zur Verbreitung von Erdsportarten auf anderen Planeten gibt, bleiben Spekulationen Tür und Tor geöffnet.

Da aber Science Fiction auch immer ein Spiegel der Gegenwart ist, kann man sich leicht ausmalen, wie ein großes Turnier aller Bewohner der Milchstraße aussehen könnte, wenn man einfach die aktuelle Weltmeisterschaft als Blaupause als Grundlage nimmt.
Der Führungsspieler einer Bolz- und Tretermannschaft beißt den gegnerischen Verteidiger?
Klingt nach Klingone.
Eine Mannschaft setzt den Führungsspieler durch ein grausames Taktikfoul außer Gefecht?
Ganz klar die Romulaner.
Die Gastgeber werden durch eine kühl-rationale und logische Spielweise sieben zu eins abgefertigt?
Eindeutig die Vulkanier.


Bildquelle: Pinterest.com
Und die Menschen?


Ihnen winkt wohl im sportlichen Vergleich mit körperlich weit überlegenen Spezies das gleiche Schicksal wie den Engländern: Obwohl sie das Spiel, wie wir es heute kennen erfunden und kultiviert haben, müssen sie bereits in der Vorrunde sang- und klanglos ausscheiden.

Bildquelle: Cheezburger.com
In diesem Sinne: Viel Vergnügen bei den letzten beiden Spielen der Weltmeisterschaft. Genießt das Kräftemessen zwischen halbwegs ebenbürtigen Menschen... 

...solange es in dieser Form noch möglich ist. 

Freitag, 30. Mai 2014

Star Trek und die Philosophie: Menschenrechte

"Menschenrechte, allein das Wort ist rassistisch. Die Föderation ist nichts weiter als ein Homo Sapiens-Club."

Ja, das könnte man den Föderatten wohl vorwerfen, denn ihre sogenannten Menschenrechte haben in ihrer derzeitigen Ausprägung nur Wirkung auf Menschen. Doch Star Trek geht hier einfach einen Schritt weiter und deswegen gibt es für mich als Philosoph im Nebenfach mehr als genug Folgen, die sich mit der Metaphysik auseinandersetzen. Und damit wir richtig loslegen können, verpasse ich der Leserschaft erstmal eine Gänsehaut:



Auf ins Holodeck!
Jetzt seid ihr in der richtigen Stimmung für Philosophie. Wir wollen uns heute mit dem Thema der Menschenrechte befassen. Und dazu müssen wir zurück in die Vergangenheit, genauer gesagt nach England. Es ist eine Zeit der politischen Verfolgung und der Earl of Shaftsbury und dessen Leibarzt sind auf dem Weg nach Holland um dort Schutz vor den Klauen der restaurativen Mächte unter Jakob II. zu finden. Dieser Leibarzt war John Locke, der zusammen mit Thomas Hobbes das Bild des Menschen im 17. Jahrhundert prägte. Beide sprachen von einem Souverän, welcher die Menschen aus ihrem Naturzustand erlösen sollte. Hobbes und Locke hatten jedoch unterschiedliche Vorstellungen, wie sich dies abspielen sollte. Während Hobbes das menschliche Dasein im Urzustand als Babywindel begreift ("Kurz und beschissen"), in dem sich der Mensch gegenüber anderen Menschen wie ein Wolf verhält, hellt sich dieser Zustand bei Locke gewaltig auf. Der Mensch ist von Natur aus frei und gleich und er besitzt unveräußerliche Menschenrechte. Seinen Boden und alles was ihm Gott gegeben hat, kann er kultivieren und es zum besseren Nutzen der Menschheit zur Verfügung zu stellen oder zu seinem Besitz machen. Er darf sich im Naturzustand nur so viel aneignen, wie er auch verbraucht. Lockes Personenbegriff ist also an Eigentum geknüpft. Sein Souverän, der Staat muss diese angeborenen Rechte (im folgenden als natürliches oder Naturrecht bezeichnet) und das erworbene Eigentum seiner Untertanen schützen. Tut er dies nicht oder entwendet dieses Eigentum sogar, hat das Volk ein Recht auf Revolution. 

Lockes Menschenbild und seine staatstheoretischen Entwürfe sind teilweise 1:1 in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und in der Erklärung der Menschenrechte im Zuge der Französischen Revolution vorzufinden. Die Menschenrechtscharta der Uno ist ebenso wenig frei von Lockes Gedanken:

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen 
Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, 
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, (...) verkündet die Generalversammlung (...)
diese Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als das von allen Völkern und 
Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal, damit jeder einzelne und alle Organe der 
Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch 
Unterricht und Erziehung die Achtung vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und 
durch fortschreitende nationale und internationale Maßnahmen ihre allgemeine und 
tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der Mitgliedstaaten selbst 
wie auch durch die Bevölkerung der ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Gebiete zu 
gewährleisten. 

Und nun lassen wir Chekov und Azetbur in Star Trek VI - Das unentdeckte Land zu Wort kommen:
Chekov: "Es ist unsere Überzeugung, dass alle Planeten uneingeschränkten Einspruch auf unveräußerliche Menschenrechte haben."
Azetbur: "Unveräußerliche...! Es ist jammerschade, dass sie sich nicht selbst hören können. Menschenrechte...! Schon allein das Wort ist rassistisch. Die Föderation ist nichts weiter als ein Homo sapiens-Club."

Azetbur  (Rechts),  Gorkon  (Mitte),  Spock  (Links)
Lockes Gedankenwelt hat Einfluss auf die Charta der Vereinten Föderation der Planeten, aber unzweifelhaft ist der Ausdruck 'Menschenrecht' ein wenig einseitig und daher ist die Kritik Azetburs durchaus berechtigt. Was sollen Klingonen mit Menschenrechten? Sprechen wir daher lieber von Personenrechten und lassen den Kalten Krieg hinter uns. 

Was ist Leben?
Diese Frage hat bisher wohl niemand so eindeutig klären können, denn das Leben tritt in den unterschiedlichsten Varianten auf. Sprechen wir vom menschlichen Leben auf der Erde ist der Fall sicher eindeutig, aber wie sieht es in der Pflanzen- und Tierwelt aus? Sind Pflanzen lebendig? Würde man darüber eine Umfrage erheben, kämen wohl die unterschiedlichsten Antworten heraus, also müssen wir fragen, ob sie empfindungsfähig sind. Diese Antwort ist nicht hinreichend mit Thesen aus der Biologie gesichert und heutige Philosophen hauen sich darüber die Köpfe ein. Was sagen ältere Generationen dazu? Hegel hält Pflanzen für bewusstlose Wesen. Er sagt, die Natur sei zwar von Gott geschaffen, jedoch fehle ihr der göttliche Funken oder genauer gesagt, das was man Geist nennt. Hegel meint das Bewusstsein. Der Mensch ist in der Lage sich selbst in der Welt zu empfinden, sich in ihr zu verorten. Schopenhauer widerspricht dem gern und sagt hingegen die Welt existiere nur in seiner Vorstellung. Ihr seht schon, es gibt die unterschiedlichsten Ansichten in Bezug auf Leben und Lebendigkeit. 
Auch wenn es um Tiere geht, erhitzen sich die Gemüter gern mal. Meine persönliche Meinung drücke ich gern mit dem Experiment der Bochumer Universität bezüglich des Raben aus. Die Wissenschaftler klebten einem Raben einen roten Punkt auf die Brust und setzten ihm dann einen Spiegel vor den Schnabel. Der Rabe betrachtete sich im Spiegel, blickte an sich herunter, sah wieder zum Spiegel und begann anschließend den roten Punkt von seiner Brust zu entfernen. Commander Bruce Maddox setzt in "Wem gehört Data?" drei Kriterien für das Leben fest: Intelligenz, Selbstbewusstsein und Bewusstsein. Der Rabe erfüllt alle drei. Hat er deswegen die selben Rechte wie ein Mensch oder eine Person? 



Nehmen wir uns einen zugegebenermaßen einfacheren Fall und sehen uns die TNG-Episode: Wem gehört Data? an. Ich will hier gar nicht groß auf den Inhalt eingehen. Es soll hier schlussendlich nur um die Ergebnisse gehen und welche Schlussfolgerungen wir aus dem Gerichtsurteil ziehen können. Data soll einem Wissenschaftler namens Bruce Maddox unterstellt werden, der ihn in seine Einzelteile zerlegen will um eine große Anzahl an Datas zu produzieren. Datas erste Antwort liess mich zwar schmunzeln, aber stimmte mich auch nachdenklich. Er sagt: "Das ist faszinierend." mit hörbar gesteigerter Euphorie in der Stimme.  Jeder Mensch hingegen wäre wenig begeistert, wenn sein Körper zu einem Experiment gemacht werden würde und man ihn zwecks Untersuchung auseinander nehmen würde. Wahrscheinlich dachte Data an Androiden, die ihm ähnlich wären und die seine Faszination für die Menschen teilen würden. Als er erfährt, dass Maddox mit seiner Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, ist er allerdings weniger davon begeistert auseinander genommen zu werden. Ich vergleiche das gern mit einem Zahnarzt, dessen Patient man ist und der an einem lernen soll, wie man den Bohrer richtig benutzt. Data weigert sich in aller Form an dem Experiment teilzunehmen und es kommt zur Gerichtsverhandlung.

Um Data das Recht auf Selbstbestimmung zukommen zu lassen, muss er als Person angesehen werden. Locke sagt, dass der Mensch ein Recht darauf hat, sich zu erhalten. Wäre die Verhandlung schlecht für Data ausgegangen, hätte er sich entweder fügen können oder er würde tatsächlich eigenmächtig agieren. Das schließt auch Gewalt mit ein und wir wissen wozu Data imstande sein kann. In der Verhandlung biegt er eine Stange Parstahl um seine Kräfte zu demonstrieren. 
Das Recht auf Selbsterhaltung ist von der Natur gegeben und Locke betont es durchgängig in der zweiten Abhandlung über die Regierung. Data nimmt dieses Recht, wenn auch eingeschränkt, wahr, denn er ist in der Episode kurz davor seinen Dienst bei der Sternenflotte zu quittieren um ihrer Gerichtsbarkeit zu entgehen. Streiken in den Wolfsburger VW-Werken statt der Mechaniker, die Maschinen, würde man wohl beschließen sie abzuschalten und neu zu programmieren. Warum macht man das nicht bei Data? 

Verfolgen wir die Gerichtsverhandlung ein Stück weiter. Riker muss die Anklage führen. Er nimmt Data den Arm ab um die Schaltkreise zu zeigen. Schließlich schaltet er den Androiden einfach ab. Hat Data in diesem Zustand noch Bewusstsein? Was erlebt ein Mensch unter Hypnose? Sind sich diese beiden Zustände so unähnlich? Ist Data mehr Maschine oder schon empfindendes Lebewesen? Er kann sich selbst verorten, er ist intelligent und er ist sich über die geführte Verhandlung im Klaren. Diese Punkte hätten schon ausgereicht, um deutlich zu machen, wie sehr Data eine Person ist. Ein weiterer Schritt in Richtung Anerkennung als Person ist die Tatsache, dass für seinen Abschied eine Party organisiert wird und die Besatzungsmitglieder ihn rührend verabschieden. In den VW-Werken werden die Maschinen einfach ausgetauscht, wenn sie nicht ordnungsgemäß funktionieren. Ich muss hier gar nicht so sehr auf die Gerichtsverhandlung eingehen um zeigen, wie sehr Data als Person gilt und wie sehr er in die sozialen Gefüge der Besatzung integriert ist. 



Der Kulminationspunkt der Folge ist der Schluss der Gerichtsverhandlung, denn gerade eben beim nochmaligen Ansehen ist mir eine wichtige Sache aufgefallen. Data besitzt Eigentum. Er hat nicht nur Eigentum an sich selbst, sondern er hat durch seiner Hände Arbeit Eigentum erworben. Picard schenkte ihm eine Ausgabe mit Sonetten des in Star Trek vielzitierten Shakespeare. Er besitzt zudem eine Holographie von Tasha Yar und er behielt die Auszeichnungen, die ihm von der Sternenflotte verliehen worden sind. Damit hätte er auch Lockes Kriterium als Person erfüllt. Picard schöpft aus der Definition von Maddox, wenn er versucht zu verdeutlichen wie schwammig unser Verständnis von Intelligenz, Selbstwahrnehmung und Bewusstsein ist. Es ist wie die Frage nach der Zeit, von der Augustinus so eindrucksvoll gesagt hat: 

"Was ist die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiss ich es. Soll ich es einem Fragenden erklären, weiss ich es nicht."

Es würde zuviel Platz verschlingen, die von Picard verwendeten Begriffe alle in sinnvolle Erklärungen zu pressen und das soll auch hier nicht das Thema sein. Deswegen kann ich ebenso wie die Richterin Louvouis feststellen, dass die Antwort auf die Definition des Wortes Seele eine Frage ist, mit der sich die Philosophen noch auseinandersetzen müssen. 

Fazit
Menschenrechte enden nicht einfach bei der Spezies Mensch. Sie sind allgemein gültig und das wichtigste Dokument der Selbstverortung des Menschen innerhalb seiner Welt. Diese Rechte zeigen, dass wir unsere innere Natur anerkannt haben und das wir uns Rechte auferlegen müssen um das zu schützen, was für uns am wichtigsten ist. Dabei muss der Mensch nach mehr als der Selbsterhaltung streben. Wenn mich jemand fragt, was der Sinn des Lebens ist, dann sage ich meistens, dass es keinen allgemeingültigen Sinn für jedermann gibt, sondern, dass wir geboren wurden, um genau diesen Sinn für uns selbst zu finden. Vielleicht ist es das was Thomas Jefferson mit dem 'Streben nach Glück' meinte, als er es 1776 in die Unabhängigkeitserklärung schrieb. 

Datas Streben ist es menschlicher zu werden oder zumindest menschliches Verhalten zu verstehen. Deswegen habe ich dieses Thema an den Anfang gestellt. Sein Verlangen nach diesen Erfahrungen führt uns wieder zurück zu John Locke, dessen These vom Menschen auf Data sicher am ehesten zutrifft, als er in seiner Abhandlung "Über den menschlichen Verstand" schrieb, dass der Mensch qua Geburt ein unbeschriebenes Blatt sei, gleichsam tabula rasa. Dieses Blatt wird erst durch die Erfahrungen zu einem vollständig ausgebildeten Individuum. Wir können diesen Prozess gerade bei Data mit jeder Episode weiter verfolgen und genau das macht auch den Reiz an seiner Figur aus. 


Bilder:

Quellen:

Donnerstag, 29. Mai 2014

Forscher wollen Materie aus Licht erzeugen...

Nach einem Artikel von GiantFreakingRobot wollen Forscher schon innerhalb eines Jahres Materie aus Licht erzeugen. Wer dabei an den Replikator und der verbundenen Transportertechnologie aus Star Trek denkt, liegt da gar nicht so falsch, auch, wenn es bis dorthin noch ein langer Weg sein wird.
Physiker des London Imperial College haben eine Studie veröffentlicht, in der sie herausgefunden haben wollen, dass man aus Licht feste Materie erzeugen kann. Das soll mit der Hilfe von Laserstrahlen möglich sein. Bisher haben wir mit Hilfe von 3D-Druckern kleine Dinge wie Werkzeuge nachbilden können, doch das Verfahren der Londoner orientiert sich nun nach dem beschriebenen Prozess aus Star Trek und macht dadurch einen großen Schritt in Richtung 24. Jahrhundert.
Steve Rose, Mitglied des Imperial College: "Wir haben in der Theorie bewiesen, dass man aus Licht Materie erzeugen kann...In diesem Experiemt nimmt man Licht und wandelt es in feste Materie um". Dabei sollen zwei Photonen (Lichtpartikel) verbunden werden, aus denen sich jeweils ein Positron und ein Elektron herausbildet. Diese sind bekanntlich Bestandteile von Atomkernen, sprich fester Materie, von Dingen, die uns im täglichen Leben begegnen. Das Verfahren wird auch das Breit-Wheeler Verfahren genannt, dass schon vor rund 80 Jahren erdacht wurde, aber jetzt mit Hilfe von neuen Technologien umgesetzt werden kann. Glaubt man dem Direktor des Imperial Colleges Oliver Pike (Vorfahre von Christopher Pike?), ist "Das Breit-Wheeler Verfahren der einfachste Weg Materie aus Licht zu erzeugen und somit eine pure Demonstration der E=mc2 Gleichung."
Replizieren wir bald unsere Nahrung und Kleidung aus Licht? Quelle: Star Trek: Enterprise (ENT) S2 Nr 04. „Todesstation“
Wer tiefer in die Materie des Themas vordringen möchte, sei folgendes Video ans Herz gelegt. Dazu gibt es den kompletten Artikel als Link unten. (Beides auf Englisch)


Links:

GiantFreakingRobot-Artikel

Breit-Wheeler Verfahren

Dienstag, 13. Mai 2014

Paramount sucht neuen Star Trek-Regisseur und findet ...Orci!?

Die Zahl 13 ist verwünscht und so scheint es auch mit dem neuesten Star Trek-Film zu werden. Er steht unter keinem guten Stern. Soeben kam die Hiobsbotschaft herein, dass der neue Regisseur Roberto Orci sein wird. Dieser Herr hat keinerlei Regie-Erfahrung vorzuweisen, arbeitete aber bereits an den beiden Abrams-Varianten der Star Trek-Reihe mit.
Noch sei zwar nichts in Sack und Tüten, aber laut einiger Newsseiten wäre er die erste Wahl. Was mich daran stört: Alles!
1. Die Zeit bis 2016 ist für den Entwurf eines Drehbuchs samt Dreh und Postproduktion sehr knapp bemessen.
2. Orci hat keinerlei Erfahrung auf dem Regiestuhl. Das ist für mich zwar kein K.O.-Kriterium, aber es steht zu vermuten, dass er die Filme im Sinne von Abrams' "Vision" weiterführen wird, zumal er mit am Drehbuch sitzt.
3. Kurtzman und Orci gehen seit kurzem getrennte Wege, sodass sich Orci mit neuen Autoren ein Skript erarbeiten muss.


Quelle: wikipedia.de


Ich könnte jetzt weiterhin alles schwarz malen, aber das ist eigentlich nicht meine Art. Warten wir ab, was der neue Film bringen wird und wie sich die Regie Orcis entwickelt.

Freitag, 9. Mai 2014

Star Trek Jumps the Shark 02: TOS



Einleitung
. Wenn man versucht, die Star-Trek-Originalserie mit der im Vorgängertext beschriebenen "Jumping the Shark"-Theorie zu diskutieren, stößt man meist auf die zwei üblichen Extreme:
Auf der einen Seite finden sich die Personen, die standhaft behaupten werden, dass es bei dem Ursprung für die diversen Filme und Nachfolgeserien niemals einen Punkt gab, ab dem die Serie in puncto Qualität und Kreativität nachließ ("Früher wusste man halt noch, wie man Anspruch in eine Fernsehserie einbaut!").
Auf der anderen Seite gibt es jene Stimmen, die mit ähnlicher Eloquenz darauf bestehen, dass TOS bereits mit seiner ersten Folge mit Anlauf weit über den Knorpelfisch hinausgeschossen wäre. Erst mit den späteren Serien sei Star Trek zu dem geworden, was es schließlich zu einem Kulturphänomen machte ("Diesen altmodischen Schrott kann doch heutzutage niemand mehr ansehen!").

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass die Serie nach lediglich drei Staffeln abgesetzt wurde und das es dafür tatsächlich gute Gründe gab. Ebenso Fakt ist allerdings auch, dass Kirk, Spock und Co. immerhin 78 Folgen vergönnt waren, die nicht nur eine ganze Generation von Fernsehzuschauern prägte, sondern auch von anerkannten Science-Fiction-Autoren mit prämierten Drehbüchern ausgestattet wurde.
Schon allein zur Lösung dieser "Gretchenfrage unter den Star-Trek-Fans" wollen wir im Folgenden einmal näher betrachten, welche Anzeichen des Niedergangs bei TOS sichtbar waren und zu welchem Punkt der berühmt-berüchtigte Sprung über den Hai tatsächlich stattfand. Diese Anzeichen sind an die Auflistung angelehnt, die im ersten Teil dieser Serie präsentiert wurde. Sie folgt den vier Themenfeldern "Besetzungswechsel", "Charakterentwicklung", "Handlungsentwicklung" und "Kunstgriffe"; allerdings kann die Reihenfolge der einzelnen Symptome variieren. Zudem entspricht die Zählung der Anzahl der tatsächlich beobachtbaren Haisichtungen bei TOS (so kann z.B. ein Punkt wie "Das zweite Gesicht" mehrere Schauspieler betreffen und dementsprechend auch mehrere Finnen beisteuern).

1. Besetzungswechsel


Das zweite Gesicht. Die Originalserie weist eine Besonderheit auf, die sie gleich zu Beginn vom Einheitsbrei anderer Sendungen abhob: Es gab insgesamt zwei Pilotfilme. In "Der Käfig" spielte der bereits verstorbene Jeffrey Hunter die Rolle des Captain Pike und bis auf Spock wichen auch die anderen Hauptcharaktere stark von dem ab, was man in "Die Spitze des Eisbergs" zu sehen bekam. Dennoch wurde dem geneigten Fan spätestens ab dem Zweiteiler "Talos IV – Tabu", in dem der Pilotfilm als Lückenfüller verbraten wurde, klar, dass in der Anlage des legendären Captain Kirks eigentlich eine unverhohlene Kopie Christopher Pikes steckte und auch das unschuldige Yeo-Woman Colt in Janice Rand eine nahtlose Fortführung fand. Da die besonderen Situation, für den Start der Serie gleich zwei Pilotfilme drehen zu dürfen, unvorhersehbare Wendungen begünstigte (wie etwa den Unwillen Hunters, die Serie fortzuführen), sollte man in diesem Punkt allerdings Nachsicht walten lassen.



Rauswurf eines Hauptcharakters. Wer glaubt, dass es in der ersten Star-Trek-Serie kein tragender Charakter dauerhaft entfernt wurde, hat sicherlich die ersten Folgen der ersten Staffel in einer verstaubte Ecke seines Unterbewusstseins geparkt, denn tatsächlich gab es gleich zwei Schauspieler, deren Arbeitszeiten ein jähes Ende fanden. Beim ersteren, Paul Fix, wird sich wohl vor allem deshalb niemand sonderlich lebhaft erinnern, weil sein Nachfolger DeForest Kelley dem Part des Schiffsdoktors einen stilprängenden Anstrich verpasste. Der Tausch von Dr. Mark Piper (der seinerseits den von John Hoyt verkörperten Phillip Boyce aus "Der Käfig" ersetzte) zu Leonard "Pille" McCoy mag zwar als Anzeichen für einen Haisprung interpretiert werden, doch tatsächlich erwies sich dieser Besetzungsumschwung als Glücksgriff für Star Trek.
Ein gänzlich anderes Bild zeichnet sich hingegen bei Grace Lee Whitney, die den Fans als Yeoman Janice Rand bekannt sein dürfte. Die Bedeutung ihrer Rolle schwand immer mehr, bis sie schließlich ab "Notlandung auf Galileo 7" gar nicht mehr auf der Lohnliste der Serie zu finden war. Die offizielle Begründung lautete übrigens, dass Whitney mit Alkohol- und Medikamentenmissbrauch zu kämpfen hatte; andere Erklärungen reichen von Budgetkürzungen bis hin zu sexueller Belästigung.


New Kid. Ab der zweiten Staffel mussten sich die Fans an ein neues Gesicht inmitten der altbekannten Enterprise-Crew gewöhnen: Der von Walter Koenig verkörperte Pavel Chekov stieß zur Besetzung. Allerdings lagen die Ursachen für diesen plötzlichen Zuwachs weniger in der von Gene Roddenberry (fälschlich) propagierten Beschwerde der damals sozialistisch-sowjetischen Tageszeitung Prawda begründet, sondern vielmehr darin, ein attraktives, männliches Besatzungsmitglied für das Zielpublikum junger Teenager-Zuschauerinnen zu gewinnen. Nicht von ungefähr wurde seine Frisur an die Mitglieder der Musik-Gruppe "The Monkees" angelegt, deren TV-Show damals erfolgreich Quoten einfuhr (vgl. Justman, Robert H.; Solow, Herbert F.: Star Trek – Die wahre Geschichte. München, 1998, S: 365ff.)


3. Charakterentwicklung


Schema F. Machen wir uns nichts vor: Einen Teil des Kults um die Originalserie macht vor allem seine Vorhersehbarkeit aus, die längst zu einem Bestandteil der allgemeinen Popkultur geworden sind, Egal, ob der absehbare Tod von Redshirts auf Außenmissionen, Phrasen wie "Er ist tot, Jim." oder "Ich bin Arzt, kein [hier bitte beliebigen Berufsstand einfügen]." oder die Tatsache, dass beinahe alle Planeten erdgleiche Bedingungen und humanoides Leben beherbergten – die beruhigende Regelmäßigkeit birgt noch immer einen gewissen Charme.



Daneben bediente sich die Serie aber auch anderer konstanter Wiederholungen. So war ein Ende, an dem jeder auf der Brücke außer Spock in spontanes Lachen ausbricht ebenso wenig eine Seltenheit wie Kirks triumphale Logiksiege gegen überforderte Computer oder die ständigen Brüche der Obersten Direktive.



Messlattenhoch. Wann immer es Erhebungen gibt, welche Folgen Star Treks zum allgemeinen Kanon aller Zuschauer gehört, führt "Griff in die Geschichte" die Trek-Delegation zumeist mit Abstand an. Nicht von ungefähr, hat doch diese Folge dem ursprünglichen Autor Harlan Ellison eine Auszeichnung der "Writers Guild of America" eingebracht (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 310f.). Auch unter Fans gilt die Episode bis heute als eine der besten, und auch wenn es auch danach einige außergewöhnliche Folgen gab, mussten sie sich an diesem Höhepunkt messen lassen, ohne jemals deren Qualität zu erreichen.


Jumping the Shark. "Unglaubwürdigkeit" innerhalb einer Science-Fiction-Serie ist eigentlich per se eine gewagte Begrifflichkeit. Doch wenn man sich als Fan auf die Rahmenbedingungen einer Weltraumerzählung einlässt, stoßen Ungereimtheiten abseits von Transporter, Warpantrieb oder Diliziumkristallen oft auf den Ärger der Fans.
Besondere Anfälligkeit für immer neue, überraschende Wendungen bot der Charakter Spock. Immer wieder rettete er durch neue abstruse – zuvor nie erwähnte - Fähigkeiten den Tag. Zwar sind Eigenarten wie die Gedankenverschmelzung, Pon Farr oder telepathische Suggestion längst Science-Fiction-Klassiker, doch warum Vulkanier zusätzlich zu diesen Übervorteilungen auch noch ein zweites Augelid besitzen ("Spock außer Kontrolle"), Wunden durch eine Heiltrance überwinden ("Der erste Krieg") oder durch ihr kupferhaltiges Blut unverhältnismäßige Immunkräfte entwickelten ("Implosion der Spirale") entzog sich spätestens ab der dritten Staffel dem Verständnis vieler Zuschauer.


Erhobener Zeigefinger. Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry nutzte seine Kreation nicht nur, um damit Geld zu verdienen, sondern auch, um seinen Vorstellungen einer positiven Zukunft Ausdruck zu verleihen. Daneben sind auch die Multiethnizität an Bord des Schiffes, der latent durchklingende Atheismus einiger Folgen sowie die offensichtliche Opposition zum damaligen Vietnamkrieg in "Der erste Krieg" deutliche Anzeichen dafür, inwiefern Roddenberry 'seine' Serie nutze, um auch seine politischen Ansichten unter das vor der Mattscheibe gebannte Volk zu mischen.

4. Kunstgriffe


Faule Eier. Bis heute können sich Star-Trek-Fans noch immer damit brüsten, dass unter den 724 Folgen nur eine einzige Clip-Show lief. Obgleich dieser Moment der Schande nicht TOS betraf, muss man bei aller Ehrlichkeit der Doppelfolge "Talos IV – Tabu" vorwerfen können, dass auch sie im Prinzip nichts anderes als Resteverwertung vorangegangener Inhalte bot. Immerhin gaben sich die Autoren Mühe, eine Rahmenhandlung um diesen Einschub zu stricken und wenn man bedenkt, dass "Der Käfig" erst 1988 in den USA und erst 1993 in Deutschland ausgestrahlt wurde, sollte man diesen Umstand vielleicht aufführen, aber als "nicht allzu ernsthaft" auch schnell wieder abtun.



Überstürzter Abschied. Nachdem "Der Käfig" vom Sender abgelehnt worden war, glich es beinahe einem Wunder, dass Star Trek in Form des zweiten Pilotfilmes "Die Spitze des Eisbergs" (siehe "Das zweite Gesicht") eine zweite Chance erhielt. Dennoch hätte die Serie ganz anders aussehen können, als wir sie heutzutage in Erinnerung haben, denn die schriftlich festgehaltenen Rückbesinnungen der Produktionsverantwortlichen Robert Justman und Herb Solow legen nahe, dass Hunters Weigerung, für einen zweiten Pilotfilm zur Verfügung zu stehen, in erster Linie in seiner damaligen Ehefrau Joan 'Sandy' Bartlett begründet lag (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 85). Nicht auszudenken, wie die Serie verlaufen wäre, wenn Hunter Entscheidungen für sich selbst getroffen hätte!


Vitamin B. Während Hunter sich von Star Trek abkehrte, blieb eine Person der Franchise bis zu deren Tod erhalten: Majel Barrett, "Star Treks First Lady". Böse Zungen behaupten bis heute, dass ihr Engagement im ursprünglichen Pilotfilm als "Nummer Eins" und ihre Rückkehr als "Christine Chapel" allen Widerständen des Fernsehsenders zum Trotz vor allem deshalb stattfand, weil sie zum damaligen Zeitpunkt das Bettlager mit einem anderweitig verheirateten Produzenten namens Gene Roddenberry teilte (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 179). Allerdings sollte an dieser Stelle ebenso erwähnt werden, dass ohne diese Günstlingswirtschaft die Computerstimme aller Star-Trek-Serien und der Charakter Lwaxana Trois niemals entstanden wären und damit ein echtes Erkennungsmerkmal fehlen würde.


Urlaub. In einigen Serien (z.B. "Alle lieben Raymond") kann sich auch ein Urlaub negativ auf den Serienverlauf auswirken. Tatsächlich ist die Episode "Land(e)urlaub", die bereits in der ersten Staffel untergebracht wurde, bis heute ein zweifelhafter Höhepunkt Star Treks. Zum Glück gelang es anderen Folgen, noch zweifelhaftere Inhalte zu bieten, weswegen dieser Urlaub zwar entnervtes Augenrollen auslösen kann, aber noch lange nicht zu den absoluten Tiefpunkten der Serie gezählt werden sollte.



Musikalischer Neustart. Vielen Menschen fällt es wahrscheinlich gar nicht mehr auf, doch der Wechsel von der ersten zur zweiten Staffel TOS markierte auch den Wechsel des Intros von einem rein instrumentalen Titel zu einem gesanglich unterstützen Einstieg, dessen Auführung der Sopranistin Loulie Jean Norman überlassen blieb. Tatsächlich hatte Gene Roddenberry übrigens sogar eine Text-Version des Titelsongs in petto, die zum Glück allerdings in einer dunklen Schublade verstaubte.




Augenwischerei. Seit Anbeginn der Serie spielte Sexismus eine gewichtige Rolle am Set. Egal, ob durch die Ergänzung der Brückenbesatzung um attraktive Schauspieler wie Nichelle Nichols oder Grace Lee Whitney – die weiblichen Crewmitglieder, bzw. deren äußerst knappe Bekleidung wurde zu einem zweifelhaften Markenzeichen der Serie. Roddenberry selbst hoffte, durch diesen Schachzug zusätzliche Zuschauerschichten akquirieren zu können und ging alsbald dazu über, auch Gaststars und Nebencharaktere durch den Kostümdesigner William 'Bill' Ware Theiss in auffallend reizvolle Kostüme zu stecken, was sogar in eine gängige Bezeichnung "Theiss Tilliation Theory" mündete.



Haarteil. Aber auch mit weniger Aufwand kann man die niederen Instinkte von Fernsehzuschauern ansprechen. Wie bereits unter "New Kid" angesprochen, trug auch Walter Koenig ein Haarteil, da seine Rolle innerhalb der Serie weniger von seinem mäßig treffenden russischen Akzent, sondern viel mehr von seiner an die "Monkees" erinnernden Perücke getragen wurde, die Sympathien vor allem aus den Reihen junger weiblicher Zuschauer einfahren sollte (davon ab trugen aber auch Schauspieler wie Nichelle Nichols, Grace Lee Whitney und vor allem William Shatner attraktivitätsunterstreichende Haarteile).


Schoßtierchen. Und wo wie gerade bei Haaren sind: Auch die Tribbles und ihr bis heute anhaltender Niedlichkeitsfaktor waren reines Kalkül, um der Serie weiteren Auftrieb zu verleihen. Kein Wunder also, dass die kleinen Tierchen auch in der TAS-Episode "Mehr Trouble mit Tribbles" einen weiteren Auftritt fanden.



Kreativer Burnout. Wie Justman und Solow in ihrem bereits erwähnten Buch beschrieben, erlag Roddenberry mit dem Drehstart für die dritte Staffel einer gewissen Amtsmüdigkeit und zog sich immer mehr aus der Verantwortung. Die Quittung kam in Form einer sinkenden Folgenqualität, da das wachsame Auge Roddenberrys vielen Episoden plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand. Die Gründe für diesen Motivationsabfall waren vielfältig und reichten von einem absehbaren Ende der Serie bis hin zu einer allgemeinen Lustlosigkeit. (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 410ff.)


Abkehr von der Nischenunterhaltung. Mit dem Einstieg Fred Freibergers in den Produktionsstab verflog die anfängliche Euphorie weiter. Star Trek wandte sich von einem Programm ab, dass von namhaften Sci-Fi-Autoren begleitet wurde und beschränkte sich – auch aufgrund von massiven Budgetkürzungen – auf mittelmäßige Drehbücher, die einem vermeintlichen Massengeschmack genügen sollten.


Sendeunzeit. Von zentraler Bedeutung war allerdings auch, dass die Sendezeiten Star Treks von Staffel zu Staffel wechselten und die Serie zuletzt auf den undankbaren Sendeplatz im freitäglichen Spätabendprogramm endgelagert wurde. Diese undankbare Platzierung (u.a. geriet "V – Die außerirdischen Besucher kommen" beim gleichen Sender und auf dem gleichen Sendeplatz nach nur einer Staffel ebenfalls in den Strudel der vorzeitigen Absetzung). Allgemein wird dieser Verschiebung der Hauptgrund für die Absetzung Star Trek in die Schuhe geschoben.



Charlie-Sheen-Syndrom. Auch die kleinen Skandälchen taten zu diesem Zeitpunkt der Serie nicht unbedingt gut. Der legendäre erste Kuss zwischen schwarz und weiß innerhalb der US-amerikanischen Fernsehgeschichte, den es in der Star-Trek-Episode "Platons Stiefkinder" zu bewundern gibt, führte eher dazu, dass vor allem im konservativen Süden der USA die Fernsehstationen bis hin zu einem Boykott gingen, um die Ausstrahlung dieser vermeintlich anstößigen Szene zu verhindern. Dass der ohnehin kränkelnden Serie trotz des moralischen Sieges damit nicht unbedingt ein Gefallen getan wurde, zeigte die endgültige Absetzung der Serie nur zwölf Folgen später.




Endstand. Gesamtanzahl der Haisichtungen: 

Zusammenfassend bleibt anzumerken, dass innerhalb der Originalserie keinerlei Anzeichen für eine Haisichtung bei der Charakterentwicklung auszumachen waren. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Erklärungen und Abmilderungen bei verschiedenen Punkten, weswegen das endgültige Urteil in meinen Augen vergleichsweise eindeutig ausfällt.

Der Moment des Hai-Sprungs: Staffel 3, Episode 01 "Spocks Gehirn"





Nicht von ungefähr wird die erste Episode der dritten Staffel als die allgemein schlechteste Star-Trek-Folge überhaupt angesehen. Die hanebüchene Story bot einen denkbar unwürdigen Startpunkt für das letzte TOS-Ausstrahlungsjahr und nebenbei fielen auf die Folge gleich mehrere schlechte Vorzeichen. Mit Fred Freibergers Engagement ab dieser Episode verlor die Serie einiges an ihrer ursprünglichen Ausrichtung ("Abkehr von der Nischenunterhaltung"), Gene Roddenberry ließ mit Beginn dieser Season sein anfängliches Engagement spürbar vermissen ("Kreativer Burnout") und zu allem Überfluss war dies die erste Folge, die auf dem undankbaren Sendeplatz am Freitag um 22Uhr ausgestrahlt wurde ("Sendeunzeit"). Doch damit nicht genug: Dass der Vulkanier Spock die Entfernung seines Gehirns über einen so langen Zeitraum so schadlos überstand, strapazierte ebenfalls die Gutgläubigkeit der Fans ("Jumping the Shark"). Mit "Spocks Gehirn" war somit bereits zu erahnen, dass die Serie nicht mehr in die Verlängerung gehen würde.


Alternative Haisprünge. Natürlich sind auch andere Auslegungen denkbar. Allerdings lassen sich auch die Alternativen in unmittelbarer Umgebung von "Spocks Gehirn" verorten.


"Ein Planet genannt Erde". Die letzte Folge der zweiten Staffel kann ebenfalls als Anhaltspunkt für den beginnenden Abstieg Star Treks herhalten, denn es handelte sich dabei weniger um eine Star-Trek-Episode im klassischen Sinne, als viel eher um einen missglückten Spin-Off-Versuch für eine potentielle Ableger-Serie, in dem unter anderem auch Crew-Mitglieder der USS Enterprise anhielten, um dem aussichtsarmen Projekt Starthilfe zu geben. Die Episode wurde inhaltlich und qualitativ zu einem Fiasko und es verwundert nicht weiter, dass keine Fernsehstation bereit war, diesem absehbaren Flop Unterstützung in Form von Interesse zukommen zu lassen. Die Tatsache, dass "Ein Planet genannt Erde" unmittelbar vor "Spocks Gehirn" angesiedelt ist, bildet einen triftigen Grund, den Moment des Haisprungs direkt hier anzusetzen.


"Die Reise nach Eden". Die zwanzigste Episode scheint beinahe etwas spät, um noch als geeigneter Ansatzpunkt geltend gemacht zu werden. Tatsächlich waren die Messen zum Zeitpunkt der Ausstrahlung längst gelesen und die Absetzung der Serie bereits beschlossene Sache. Die Folge verdient dennoch Erwähnung, weil Jon Hein, der Miterfinder der "Jumping the Shark"-Theorie, seinerseits diese Folge für den Moment hält, an dem Star Trek seinen Zenit überschritt. Als Hauptgrund benannte Hein den Umstand, dass Spock zusammen mit den Weltraum-Hippies musiziert.
Wie man an der doch recht einseitigen Begründung sehen kann, war Heins Verortung vorrangig auf eingängige Bilder in "Die Reise nach Eden" ausgelegt und weniger auf die tatsächlichen Begleitumstände der Serie.

Soviel zu meinen Ansichten zum Thema, die ich nach bestem Wissen und Gewissen dargeboten habe. Doch bevor wir in der kommenden Woche die Frage erörtern werden, wann bzw. ob die Erfolgsserie TNG jemals den legendären Hai übersprang, will ich von Euch wissen, was Ihr für den Moment haltet, an dem TOS sich selbst überholte. Vielleicht fällt Euch ja auch noch etwas ein, was ich vergessen haben könnte oder ihr findet den ein oder anderen Punkt weniger treffend als ich. Lasst es mich wissen!

Weiterführende Leseliste:

Star Trek Jumps the Shark 01: Star Trek 
Star Trek Jumps the Shark 02: TOS 
Star Trek Jumps the Shark 03: TNG
Star Trek Jumps the Shark 04: DS9
Star Trek Jumps the Shark 05: Voyager
Star Trek Jumps the Shark 06: Enterprise