Einleitung. '
Nanu', mag sich der ein
oder andere treue Leser dieses Blogs wundern, '
Hat denn mittlerweile
bei der Tafelrunde endgültig die Langeweile Einzug gehalten, dass es
nun neben den ohnehin zahlreichen Modell-Artikeln plötzlich sogar
Puzzle besprochen werden?'
Nanu, müssen wir an dieser Stelle
entgegenhalten,
solcherlei Ansichten sind aber reichlich antiquiert!
Zum Einen, weil Puzzles tatsächlich ein probates Mittel sind, um
im Alltagsstress Entspannung, Ausgleich und Abwechslung zu bieten.
Zum Anderen fordern sie das bisweilen vom Alltagstrott eingefahrene
Hirn auf eine Art und Weise, die den grauen Zellen erlaubt, sich
anderweitig zu betätigen um nicht vollends in den Strudel der
Monotonie hinabgerissen zu werden.
Und schließlich darf auch der
Hinweis nicht fehlen, dass Puzzles selbst in Star-Trek-Folgen wie
„
Die imaginäre Freundin“, „
Neue Intelligenz“ oder „
Zersplittert“
davon zeugten, dass diesem vermeintlich langweiligen Zeitvertreib
noch eine spannende Zukunft bevorsteht.
Natürlich besprechen
wir an dieser Stelle nicht irgendein x-beliebiges Star-Trek-Puzzle,
sondern ein
ganz besonderes. In einer nicht unbedingt alltäglichen
Kooperation zwischen Haynes, die bis dato vor allem durch geniale
Querschnittansichten in „
Die USS Enterprise. Technisches Handbuch“
aufgefallen waren, und einem britischen Produzenten erschienen sowohl
die
USS Enterprise NCC-1701 als auch der klingonischen Bird of Prey
als tausendteiliges Puzzle. Ob sich die optisch fraglos
vielversprechende Anschaffung wirklich lohnt, wollen wir im Folgenden
erörtern.
Lobenswerte Aspekte. Die tausend
detailreichen Teile bieten, sofern man wie ich als ausgesprochen
träger Gelegenheitspuzzler zwei bis drei Stunden täglich
investiert, etwa fünf Tage Kombinationsvergnügen (wer schneller ist
als ich darf mich natürlich gern in den Kommentaren mit Häme
überschütten).
Der beste Kaufgrund und große Hilfe
bei der Fertigstellung ist dabei der hohe Detailgrad des Motivs, der
einem Ausschnitt gleich tiefe Blicke in die Eingeweide der
klassischen TOS-Enterprise bietet. Vor allem die Größe des
Endprodukts von immerhin 68x48cm verspricht ungleich mehr
Möglichkeiten zur Identifikation einzelner Bildinhalte wie Brücke,
Warpgondeln oder Erholungsdeck, als dies dem als Vorlage gedachte "Handbuch" es aufgrund seiner Seitengröße und Bildteilung je
möglich gewesen wäre. Nach der Fertigstellung blickt man jedenfalls
mit stolzgeschwellter Brust auf eine echte Augenweide, mit dessen Motiv allein
man sich schon Stunden glückseliger Träumerei bescheren kann.
Natürlich hat man als Experte einen großen
Vorteil beim Zusammensetzen. Zumindest wenn man ungefähr weiß,
wohin die Bussard-Kollektoren, die Sensorphalanx oder der
Shuttle-Hangar gehören. Aber auch sonst hält sich der
Schwierigkeitsgrad trotz der tausend Teile nicht zuletzt deshalb in
Grenzen, weil auch eine differenzierte Farbgebung auf den Teilen mehr
oder weniger verrät, in welche Ecke des Puzzles es gehört. Für
Laien bietet es jedenfalls einen gelungenen Spagat zwischen Anspruch
und Machbarkeit.
Kritikwürdige Aspekte. Zuweilen stören
die vielen Details dann aber doch. Nicht etwa, dass das entblößte
Schiff zu viele davon hätte, aber dass in sechs munter verteilten
Blasen mehrere Details highlightartig vergrößerte wurden, mutet
nicht zuletzt aufgrund der Größe des Motivs deplatziert an. In der
Kombination mit zwei weiteren (inhaltlich unnötigen) Textblasen und
einer (im Vergleich zum Querschnitt) miesen Original-Ansicht der
Enterprise muss man sogar deutlich von einer Überfrachtung sprechen.
Des Weiteren fehlt der Packung eine geeignete Vorlage, an der man
sich orientieren könnte. Selbst als langjähriger Star-Trek-Experte
kann man einige Teile gelegentlich nicht zuordnen und wenn man nicht
gerade das ohnehin nur bedingt als Muster geeignete "Handbuch"
(das Motiv wird dort auf zwei Seiten aufgeteilt, deren Mitte kaum
mehr erkennbar im Einband verschwindet), kann es mitunter
frustrierend sein, das ein oder andere Teil zuzuordnen.
Dem eigentlichen Höhepunkt des
Produktes, den vielen Details des Querschnitts, fehlt übrigens das,
was die berühmten
Okudagramme des
damaligen TNG-Technikberaters so
unterhaltsam gemacht haben: Autos, Enten oder andere augenzwinkernde
Easter-Eggs sucht man leider vergebens.
Größtes Manko allerdings ist die
Verfügbarkeit, denn dieses an sich ansprechende Puzzle kann man noch
immer nur in Großbritannien erwerben. Zwar sind Dank des Internets
die Schranken zwischen den einzelnen Nationalstaaten durchlässiger
geworden, doch gerade im Hinblick auf Lieferzeiten, mögliche
Probleme mit dem Produkt und etwaigen Sprachbarrieren kann sich
dieser Umstand zu einem echten Nachteil entwickeln.
Kundenservice.
So jedenfalls mein Gedanke, als mir die Idee kam, den Worst Case für
diese Rezension einmal künstlich heraufzubeschwören. Ich gab vor,
dass mir ein bestimmtes Teil fehlen würde und wandte mich an die
Hersteller.
Was nicht so einfach war.
Auf der Verpackung waren nämlich keine
erkennbaren Kontaktinformationen zu finden. Nur das Logo und die
Website einer Firma mit dem wenig vertrauenserweckenden Namen
'demanddvd', die ich daraufhin ausfindig zu machen versuchte. Statt
einer Website fand ich einen Online-Katalog, auf dessen letzter Seite
eine Email-Adresse stand, die ich pauschal anschrieb. Bereits am
nächsten Tag (einem Samstag!) erhielt ich eine freundliche Antwort
mit der Versicherung, in der nächsten Woche einen Ersatz per Post
zugeschickt zu bekommen, Als ich nach einem halben Jahr ohne das
erwartete Teil eine weitere Email schrieb, erhielt ich wiederum eine
zügige Antwort mit der Versicherung, bereits in der nächsten Woche
einen Ersatz zu erhalten.
Das war vor knapp einem Jahr.
Post von
'demanddvd' habe ich bislang noch nicht erhalten.
Härtetest. Aber zum Glück hatte ich
alle Teile. Zwar hatte ein Kleinkind auf dem Höhepunkt seiner oralen
Phase sein noch in der Entwicklung befindliches Gebiss an einem
Eckstück ausgetestet, doch die Beschädigungen hielten sich in
Grenzen.
So kam mir die Idee, meinem Stolz auf
das erfolgreich zusammengestellte Werk dadurch Ausdruck zu verleihen,
dass ich es wie eine Jagdtrophäe für jederman gut sichtbar in
meiner Wohnung aufhängen würde. Dazu griff ich auf einen
Puzzle-Kleber zurück, der auf die Oberfläche eines Puzzles
aufgetragen wird, um die losen Teile miteinander zu verbinden.
Gerade für Puzzles niedriger Qualität
stellt sich spätestens ab diesem Augenblick der Moment der
Erkenntnis ein, denn bei einer schlechten Verarbeitung oder
minderwertigem Material neigen so manche Produkte hier zur
endgültigen Kapitulation.
Obwohl Briten ihren eigenen Produkten
zuweilen die Qualität abstreiten, bleibt festzuhalten, dass die
Anwendung des Klebers überraschend gut funktionierte. Lediglich eine
Puzzleteilecke (leider mitten im Bild) löste sich von der
Oberfläche, während der Rest problemlos und ohne Schaden zu nehmen
erhalten blieb.
Fazit. Hand aufs Herz: Das
Enterprise-Querschnittsmodell von Haynes ist ein Leckerbissen für
Star-Trek-Fans. Ein zeitloses Motiv, dass selbst dann noch ein
würdiges Puzzlemotiv abgibt, wenn es durch unnötige Zusätze
überfrachtet wird oder eine angemessene Vorlage fehlt.
So bleibt
der britische Anbieter die Achilles-Ferse seines eigenen Produktes
und es bleibt allen Käufern nur zu wünschen, dass es keine großen
Komplikationen gibt, denn 'demanddvd' ist schwerer zu stellen als ein
getarnter romulanischer Warbird.
Bewertung. Lohnenswerte
Anschaffung – solange kein Teil fehlt...