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Sonntag, 24. August 2014

Doctor Who im Kino und die Tafelrunde war dabei

The doctor goes "Into darkness".
Zumindest wird er das in der nächsten Woche tun (oder so ähnlich) in der zweiten Folge von Doctor Who.
Am gestrigen Samstag startete die mittlerweile 8. Staffel der Neuauflage bei der britischen BBC und auch wenn es überrascht, füllt dieses Ereignis in deutschen Großstädten ganze Kinosäle (insgesamt knapp 25)!

Augenbrauen sind dieses Jahr IN
Die Tafelrundenmitglieder Kalami, Turon, Robin, Lutz und Miri fanden sich im Cinestar Berlin am SonyCenter ein, um gemeinsam mit hunderten Fans die Hochzeit des britisches SF-Fernsehens zu zelebrieren. V`Nai saß zeitgleich ein paar Straßen weiter  im Cinemaxx - gut, dass wir so hervorragend planen können ;-)
Die Folge des gestrigen Abends "Deep breath" spielte im viktorianischen London und präsentiert (ohne zuviel verraten zu wollen) alte Bekannte, eine moralische Keule und einen T-Rex mit Atemproblemen.
Dies hier soll keine Inhaltsangabe werden, deshalb nur so viel: mir erschien die Folge etwas holprig. Dass der Doctor nach seiner Regeneration noch nicht auf der Höhe ist, haben wir bereits zuvor erlebt. Dieses Mal sind es eben nicht die neuen Zähne sondern ein schottischer Akzent und graue Haare *shocking* an die er sich gewöhnen muss...
Quelle: doctorwhotv, Jenna Coleman, Peter Capladi und Samuel Anderson
Gleichzeitig muss sich seine Companion Clara darüber einig werden, ob sie den Doctor auch nach seiner Umwandlung weiterhin begleiten möchte. Hier wurde es langsam frustrierend: Als geneigter Zuschauer mit Zugang zu den Nachrichten weiß ich, dass Clara für den Rest der Staffel dabei sein wird - also get on with it! Nachdem dann doch noch der Antagonist der Episode besiegt wurde gibt es noch den Versuch des Drehbuches, den Übergang von einem Doc zum nächsten versönlicher zu gestalten. In der Manöverkritik waren nicht alle mit diesem Kniff einverstanden. Für Turon etwa war das nochmalige Auftauchen des vorigen Doctors unötig, ich wiederum brauchte es, um zu wissen dass wir uns immernoch im selben Serienversum bewegen. Sei´s drum, Peter Capaldi wird einen famosen Doctor abgeben - er selbst sagte immer wieder in Interviews, dass er sich freut wie ein Schneekönig auf seine neue Aufgabe. Ich nehme ihm seine kindliche Begeisterung über die Castingentscheidung durchaus ab.
Jedoch frage ich mich, ob die Neuauflage von Doctor Who nicht mittlerweile ihren Zenit überschritten hat? Hatte der Doctor bereits seinen "Jump the shark"-Moment? Turon, Thema für Dich?
Gegen die Eleganz und Geradlinigkeit des vorletzen Doctors wirkt alles was danach kommt nur noch wie eine unnötige Überspitzung *mehr Dramatik please*. Damit meine ich nicht nur die Spielweise von David Tennant sondern auch der Handlungsbogen und die Inszenierung (maßgeblich gesteuert) durch den Ausführenden Produzenten Russel T Davies.
Quelle: whatculture.com, rechts: NICHT der T-Rex mit Atemproblemen
Mal sehen, ob der neue, ältere Doctor (er hat graue Haare) endlich wieder einen eigenen Stil entwickeln kann, der nicht nur wie der alte auf überhöhter Umdrehungszahl wirkt...
Ohne Zweifel wird die BBC den Gaul weitertreiben bis über die Schmerzgrenze hinaus. Aber da wir - um bei der Hai-Metapher zu bleiben - gerade einmal die Startrampe um wenige Millimeter verlassen haben, bleibt diesem Gaul noch reichlich Zeit.
Bleibt die Hoffnung für die deutschen Fans, irgendwann doch noch in den Genuss einer legalen Free-TV-Ausstrahlung zu kommen. Dies war bisher nur für eine handvoll Episoden der ersten Staffel im Jahr 2008 möglich. Allein die Tatsache, dass ein Staffelauftakt 20 Kinosääle in Deutschland füllt, sollte doch irgendeinen TV-Verantwortlichen auf Ideen bringen? Aber das ist ein anderes Thema...
Für alle, die auch andere Möglichkeiten gefunden haben Doctor Who zu verfolgen: Nächste Woche geht es am Sa, 31.08. um 19:30Uhr bei der BBC weiter mit "Into the Dalek".

Mittwoch, 30. Juli 2014

Star Trek Jumps the Shark 03: TNG



Einleitung. Niemand wird bestreiten können (oder wollen), dass ein Großteil jener Faszination, die Star Trek bis heute ausstrahlt, eng mit der Neuauflage der Franchise durch den Fernsehstart von "The Next Generation" zusammenhängt.
Ohne den Erfolg Picards und seiner Crew wären die nachfolgenden Ableger wie "Deep Space Nine", "Voyager" oder "Enterprise" überhaupt nicht denkbar gewesen und unbestreitbar überflügelte dieser Reboot seinen Vorgänger in puncto Zuschauerinteresse um Längen. "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert", wie die Serie in der sehr ungenauen deutschen Synchronisation fortan hieß, begründete das TV-Phänomen, dass vor allem viele neue Fans in seinen Bann schlug und ohne die hohen Qualitätsstandards, die durch die Serie gesetzt wurden, wäre auch die Aufregung um die Abrams-Kinofilme wohl nur halb so groß. In diesem Zusammenhang diese Kult-Serie dadurch in Frage zu stellen, dass man Theorien darüber aufstellt, wann die Serie über den berüchtigten Hai sprang, muss im ersten Moment einmal blasphemisch wirken. Hält man solchen Zweiflern jedoch die heute nur noch sehr schwer zugängliche erste Staffel entgegen oder bedenkt, welche Durststrecken die Erfolgsserie in ihrer siebenten (und finalen) Staffel mitunter offenbarte, kann man sicherlich kaum mehr von der Hand weisen, dass es irgendwo einen Knick gegeben haben muss, dem wir im Folgenden auf den Grund gehen sollten. Sämtliche aufgeführten Anzeichen für einen Sprung über die Haifinne sind der Auflistung im ersten Teil unserer Serie entnommen und wie bereits in der vorangegangenen Betrachtung zur Originalserie folgt sie den vier Themenfeldern "Besetzungswechsel", "Charakterentwicklung", "Handlungsentwicklung" und "Kunstgriffe". Dabei kann die Reihenfolge der einzelnen Punkte aus dramaturgischen Gründen variieren und wie gewohnt kann die Zählung der einzelnen Finnen davon abhängen, wie oft ein bestimmter Punkt eintrifft.



1. Besetzungswechsel



Rauswurf eines Hauptcharakters. Zum ersten aber nicht letzten Mal in der Geschichte Star Treks konnte man als Zuschauer Zeuge des (missglückten) Versuchs werden, einer der etablierten Hauptrollen durch eine Neubesetzung neuen Schwung zu verleihen. Der Wechsel von Beverly Crusher zur kantigeren Ärztin Katherine Pulaski und wieder zurück zu Beverly Crusher bleibt wohl bis heute einer der am wenigsten nachvollziehbaren Winkelzüge der verantwortlichen Produzenten. Ob der kurzzeitige Abschied an internen Querelen, anderweitigen Karriereplänen McFaddens oder sich an den vermeintlichen Wünschen der Fans orientierte, wird wohl das Geheimnis der damals Beteiligten bleiben. Dafür bleibt dieses abenteuerliche Bäumchen-wechsel-Dich-Spielchen bis heute ein großes Manko für all jene, die sich die Serie am Stück ansehen möchten.



Die Große Lücke. Bei diesem Punkt können wir thematisch auch gleich beim großen Frauentausch mit Gates McFadden und Diana Muldaur verweilen, denn Dr. Katherine Pulaski gelang es nicht, die großen Fußstapfen auszufüllen, die ihr hinterlassen wurden. Das lag allerdings weniger an ihrer Amtsvorgängerin Dr. Beverly Crusher (die in der ersten Staffel bestenfalls als farblos zu bezeichnen wäre), sondern am Umstand, dass die neue Chefärztin nur allzu deutlich an den markigen Schiffsarzt der Originalserie angelegt war. In ihren Duellen mit dem Ersatz-Spock Data, ihrem ruppigen Patienten-Umgang sowie ihrer Transporterphobie wirkte sie zu oft wie ein Abziehbild Leonard 'Pille' McCoys und ließ die Eigenständigkeit vermissen, die Crusher im Vorfeld schon allein durch ihre Mutterrolle wenigstens im Ansatz andeuten konnte. So war die Rückeinführung von Mama Beverly ein wahrer Glücksfall für die noch junge Serie.


New Kid. Und weil aller guten Dinge drei sind, kann Pulaski aufgrund der genannten Ausführungen ferner auch unter der Kategorie eines 'neuen Gesichtes' aufgeführt werden, dass frischen Wind in die Darstellerriege einbringen sollte. Und auch, wenn dies nur bescheidenen Erfolg einbrachte, blieben die Macher diesem in der Serienbranche weit verbreiteten Prinzip treu, als Wil Wheaton sich allmählich von der “Next Generation” verabschiedete und mit Ro Laren ein gänzlich neuer Charakter mit vielen Ecken und Kanten die vermeintlich verkrusteten Figurenbeziehungen aufbrechen sollte. Doch auch für Michelle Forbes blieb die Serie nur ein kurzes Intermezzo; sie verließ TNG ebenfalls nach kurzer Zeit und schlug sogar das Angebot aus, ihre Rolle bei "Deep Space Nine" als Teil der Hauptbesetzung fortzuführen.




Pubertät. Eine der tragischsten Erfahrungen eines Kindes auf dem Weg zu einem Erwachsenen ist fraglos die Pubertät. Und diese Metamorphose durften die Zuschauer am Beispiel des einst kleinen und vorlauten Wesley Crushers Woche für Woche miterleben. Der Fremdschämfaktor war bei dessen Schwärmereien, modischen Fehltritten und Egozentrierung erschreckend hoch. Dass sich der junge Wesley eben nicht in einen wunderschönen Schmetterling, anmutigen Schwan oder wenigstens der gewagten Prognose Qs in “Rikers Versuchung” verwandelte, ist sicherlich zu einem großen Teil an der Frustration Schuld, die Wil Wheaton bis heute ob seiner damaligen Darstellung in Fankreisen immer wieder entgegenschlägt.




2. Charakterentwicklung

Richtungswechsel. Und wo wir gerade bei Wesley sind: Eigentlich war die Karriere des Enterprise-Ziehkindes so wunderschön vorgezeichnet. Vorzeitiger Dienst auf der Enterprise, Blitz-Studium an der Sternenflottenakademie und Rückkehr als Offizier an Bord des Schiffes, auf dem Mutti die Wehwehchen seiner Idole kuriert.
Doch Pustekuchen!
Bei Wheatons finalem Auftritt in “Am Ende der Reise” entwickelte sich der Schiffszögling in eine so abstruse Richtung, dass selbst die letzten Crusher-Sympathisanten nur noch fassungslos mit dem Kopf schütteln konnten. Es verwundert jedenfalls kaum, dass dieser seichte Abschluss unter der Führung des Reisenden im letzten TNG-Kinofilm “Nemesis” wieder revidiert wurde. Dort saß der ehemalige Tourist nämlich wieder in Sternenflottenuniform unter den Hochzeitsgästen, auch wenn es für das ohnehin bereits zerrüttete Verhältnis zwischen Fans und Schauspieler bereits viel zu spät war.



Zuwachs. Nachdem Wesley schließlich dem Niedlichkeitsfaktor entwachsen und im Verlaufe der Serie immer seltener zu sehen war, begannen neue Kindergestalten die Flure der USS Enterprise unsicher zu machen. Doch während  Molly O'Briens Auftritte verhältnismäßig überschaubar ausfielen, begann Alexander Rozhenko als Sohn Worfs immer mehr den Platz einzunehmen, den zuvor Wesley Crusher innehatte und trieb dem Fernsehzuschauer ein ums andere Mal Sorgenfalten auf die Stirn. Schon allein das plötzliche Auftauchen des illegitimen Sohnes des Sicherheitschefs der Enterprise ist mit ‘hanebüchen’ noch sehr wohlwollend umschrieben und dass Alexander sang und klanglos verschwand, nur um in "Deep Space Nine" eine äußerst fragwürdige Wiederauferstehung als Schiffstolpatsch zu erfahren, trug auch nicht gerade dazu bei, der Popularität des Charakters neuen Auftrieb zu verleihen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass erst TNG die Tradition nerviger Kinderdarstellungen innerhalb Star Treks begründete.





Das zweite Gesicht. So wirklich neu war ein Großteil der Figurenkonstellation bei TNG nun wirklich nicht. Jeder, der einmal den Entwurf zur geplanten (aber nie ralisierten) TOS-Fortsetzung "Phase II" gelesen hat, wird deutliche Parallelen erkennen können. Aber auch, wer sich nicht die Mühe macht, kann bereits anhand des ersten Star-Trek-Kinofilms (der Leinwand-Realisierung der Serienidee) einige vertraut gewordene Ansätze erkennen:
Der junge erste Offizier, der den eigentlichen Captain bei dessen Arbeit selbstlos unterstützt und als großer Frauenschwarm gilt.
 Die sinnlich-erotische Außerirdische, die früher mal eine Beziehung mit dem mittlerweile zum ersten Offizier aufgestiegenen Mann führte und über außergewöhnliche Psycho-Fähigkeiten verfügt.
In der Serie war außerdem noch ein Vulkanier namens Xon eingeplant, der zwar nicht zu emotionalen Ausbrüchen fähig war, aber zur Belustigung der Crew immer wieder versuchen sollte, menschliche Verhaltensweisen zu ergründen. Im Film wurde die Figur durch den beim Transporterunfall verstorbenen Wissenschaftsoffizier Sonak angedeutet, während der ursprünglich für die Serien-Rolle gecastete David Gautreaux in einer Nebenrolle als Commander Branch zu sehen war.
Die Parallelen zwischen Will Decker und Wil Riker, Ilia und Deanna sowie Xon und Data sind jedenfalls ein deutlicher Beleg dafür, dass auch vieles in der hochgelobten Dynamik der "nächsten Generation" im Prinzip nichts weiter war als ein Aufguss einer alten Idee.





Autorenliebling. Wie eingangs eventuell deutlich wurde, zählen sowohl Wesley Crusher, als auch Katherine Pulaski nicht unbedingt zu den Fan-Favoriten, was die Serie jedoch nicht davon abhielt, eine ganze Reihe fragwürdiger Episoden auszuschütten, in denen es sich vorrangig um diese beiden Personen dreht. In "Die Gesetze der Edo", "Die Thronfolgerin", "Mutterliebe", "Die jungen Greise" oder "Planet der Klone" (um nur fünf Beispiele zu nennen) wird schnell deutlich, dass der Ansatz möglicherweise gut gemeint war: Die Autoren wollten mehr Tiefe, Substanz und Leben in diese Figuren bringen.
Doch im Endeffekt ging dieser Schuss völlig nach hinten los. Entsprechende Episoden vergrößerten den Abstand zwischen Fanbasis und Figuren noch weiter, gute Plots wurden zugunsten lahmer Charakterentwicklungshilfe zu Nebenhandlungen degradiert und häufig wirken die Bemühungen so gekünstelt, dass es schlichtweg keinen Spaß macht, solchen konstruierten Inhalten zu folgen.



Substanzverlust. Wie ein Versprechen muten Picards Worte im TNG-Pilotfilm an, mit denen er den zukünftigen Gegner der Föderation beschreibt:

"Sie wissen natürlich, dass die Ferengi ihre Verbündeten sehr oft verspeisen".

Entsprechend spannungsgeladen wie ernüchternd war dann auch das erste Aufeinandertreffen in "Der Wächter". Mit jeder weiteren Folge verkamen die ursprünglich als Hauptantagonisten angelegten Aliens mehr und mehr zur Lachnummer und mündeten schließlich in dem Zerrbild einer Supermacht, die im Dominionkrieg keine nennenswerte Rolle spielen sollte.



3. Handlungsentwicklung



Achterbahn. Heute mutet es beinahe wie ein Wunder an, dass TNG eine solche Erfolgsgeschichte schreiben konnte. Hätte die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" etwa eine qualitativ ähnlich fragwürdige erste Staffel abgeliefert, hätte sie das grüne Licht einer vierten Staffel sicherlich nicht mehr gesehen. Doch TNG gelang das Kunststück, die Qualität deutlich nach oben zu schrauben und konnte sogar einen Begriff prägen, der das exakte Gegenteil zu "Jumping the Shark" bildet. Die Redewendung "Growing a Beard" bezieht sich auf die Gesichtsbehaarung Rikers, die ab der zweiten Staffel auch von einem Aufwärtstrend zeugte. Nun kann man sicherlich darüber streiten, ob denn tatsächlich jene Staffel, in der Autorenstreik, Katherine Pulaski und "Kraft der Träume" das Geschehen dominierten, bereits als 180-Grad-Wende bezeichnet werden kann, doch unbezweifelbar lag die Qualitätsmesslatte der Staffel höher als die der ersten. Fortan mauserte sich die Serie zu dem, was die Fans bis heute lieben, auch wenn es spätestens ab Einschnitten wie der zeitgleichen Ausstrahlung von "Deep Space Nine", dem Tod Gene Roddenberrys oder dem Anbruch der definitiv letzten Staffel auch wieder zu Abflachungserscheinungen kam.



Wildwuchs. Eine der bis heute unverständlichsten Entwicklungen innerhalb TNGs wird wohl die in "Die Raumkatastrophe" beschriebene Weltraumverschmutzung durch Warpantriebe sein. Dabei geht es gar nicht einmal um die nur mäßige Interpretationsfähigkeiten fordernde Parabel auf die Umweltverschmutzung in unserer Gegenwart, sondern um ein einschneidendes Ereignis im gesamten Serien-Universum, das fortan die Handlung beschränkte. Ab diesem Zeitpunkt durfte die Enterprise nämlich nur noch mit angezogener Handbremse (also maximal Warp fünf) fliegen. Kein Wunder, dass diese Idee nach und nach aufgegeben wurde, Während man bei "Deep Space Nine" und im ersten TNG-Kinofilm "Treffen der Generationen" gar nicht erst darauf einging, verfügte die USS Voyager immerhin über einen verbesserten Warpantrieb und entzog sich damit dem Damoklesschwert, dass stetig über der restlichen siebenten Staffel TNGs schwebte.


Messlattenhoch. Fragt man in Fankreisen nach der besten TNG-Episode überhaupt, so wird immer wieder der Titel "Das zweite Leben" fallen. In vielen Fanumfragen, Erhebungen und Preisnominierungen führt diese tatsächlich großartige Folge das Feld an. In der Tat repräsentiert sie vieles, was die Serie ausmacht: einen philosophischen Zugang im Science-Fiction-Gewand, eine Zentrierung auf das schauspielerische Talent Patrick Stewarts und Spannung, ohne auf bildgewaltige Raumschlachten, Schießereien oder Explosionen zu setzen. Dennoch fällt sie erzähltechnisch aus dem Rahmen, bildet einen markanten Einschnitt in der Entwicklung Picards und beschränkte die Auftritte des restlichen Casts auf ein Minimum (Marina Sirtis ist in dieser Episode sogar gar nicht zu sehen).
Aber all diese Faktoren machten "Das zweite Leben" zu einem Fixpunkt der Star-Trek-Geschichte. Keine Folge im Vorfeld und keine die danach gesendet wurde konnte die hohen Qualitätsstandards, die diese einzelne Episode zu setzen wusste, je wieder erreichen. Was allerdings nicht heißen soll, dass es keine guten Folgen mehr gab, aber keiner Episode gelang es mehr, diesen Niveaugipfel zu erklimmen und fortan stand alles im Schatten dieses einen Meisterstückes aus der fünften Staffel.




Hochzeit. Abgesehen von einigen Versuchen gab es nur eine eizige Hochzeit im Serienverlauf, deren Zeuge der Fernsehzuschauer werden durfte. Bei der Ehelichung von Keiko Ishikawa und Miles Edward O'Brien zogen gleich zu Beginn der Episode Gewitterwolken auf, aber der geneigte Fan der Serie hatte Glück in Unglück: Da die beiden O'Briens nur kurze Zeit später auf der Raumstation Deep Space 9 ihr Glück suchten, blieb ihm der Anblick einer Menge Ehestreitigkeiten erspart. Erst im Laufe der Serie "Deep Space Nine" erwuchsen aus den unsympathischen Ansätzen, die Keiko bereits an Bord der Enterprise offenbarte, jene unangenehmen Charakterzüge, die O'Brien eher Mitleid zuteil werden ließen...




Gaststarinflation. Wer TNG einigermaßen aufmerksam gesehen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass sich Gaststars in dieser Serie wahrlich die Klinke in die Hand gaben. Das begann schon mit den Auftritten diverser TOS-Stars wie DeForest Kelley, Leonard Nimoy und James Doohan. Eine zweite Welle bildeten verdiente Schauspieler wie Whoopi Goldberg, Dwight Schultz oder Kelsey Grammar. Und weil Star Trek damals großes Medieninteresse genoss, ließen es sich auch weitere Sternchen wie der Komiker Joe Piscopo, der Basektballspieler James Worthy oder der Sänger Mick Fleetwood nicht entgehen, ihre Fußstapfen in der Serie zu hinterlassen. Wer aber dachte, dass dies lediglich eine exklusive Nische für die Prominenz des US-amerkianischen Showbiz' bleiben sollte, sah sich mit den Auftritten von wissenschaftlich bedeutenden Personen wie dem Physiker Stephen Hawking oder der Astronautin Mae Jemison getäuscht. Ergänzt wird diese Illustre Liste glanzvoller Namen zusätzlich durch eine Reihe von Schauspielern, die während ihres TNG-Auftrittes noch nicht den Bekanntheitsgrad innehatten, der ihnen heutzutage zuteil wird. So traten beispielsweise auch Kirsten Dunst, Teri Hatcher oder Famke Janssen in mehr oder weniger überschaubaren Cameos in Erscheinung. Auch wenn es außergewöhnliche Stargastauftritte auch in anderen Star-Trek-Serien gab, so drängelten sich die meisten Sternchen fraglos bei TNG zusammen.




Urlaub. Man könnte an dieser Stelle durchaus mit einiger Berechtigung anmerken, dass Picards Zwangsfreizeit in "Picard macht Urlaub" hier nicht unbedingt mitaufgeführt werden sollte, da seine Ferien keinen eklatanten Einfluss auf die Serie hatten und sie auch nicht beeinflussten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich war sein Ferienabenteuer mit Vash der Grundstein für "Gefangen in der Vergangenheit" und hatte damit sogar Auswirkungen auf Episoden wie "Eine hoffnungslose Romanze", "Der Feuersturm" oder "Kontakte". Damit war das Verhalten der Captains im Prinzip durch die Ereignisse eines einzigen Urlaubs bestimmt, weswegen man diesen durchaus ins Feld führen sollte.





Faule Eier. TNG haftet der Makel an, bis heute die einzige 'echte' Clip-Show der Star-Trek-Geschichte fabriziert zu haben. Zwar kam die Episode "Kraft der Träume" vorrangig deswegen zustande, weil aufgrund eines Autorenstreiks Drehbücher fehlten, doch bis heute hält sie auch aufgrund der fehlenden Qualität die Rote Laterne unter den beliebtesten Star-Trek-Folgen fest.



Haarteil. Eigentlich war die Frisurenpolitik bei Star Trek vergleichsweise entspannt, wofür nicht zuletzt Gene Roddenberry selbst sorgte, der auf die Frage eines Journalisten, ob Glatzköpfigkeit im 24. Jahrhundert nicht kuriert werden könnte, antwortete: "Im 24. Jahrhundert kümmert es niemanden mehr".
Dennoch blieb frisurentechnisch Rikers Bart (vgl. "Achterbahn") hängen, auch wenn eine andere Frisurenentwicklung viel aussagekräftiger war: Das Haarteil, dass Marina Sirtis im Verlaufe späterer Staffeln verordnet bekam, trug maßgeblich zu ihrer Wandlung zu einem Sex-Symbol bei.

Bildquelle: diply.com



Augenwischerei. Doch im Wandel Deanna Trois vom Schiffsberater zum Objekt der Begierde wandelte TNG auch stets auf dem schmalen Pfad unterschwellig Sex als Verkaufsmittel zu benutzen. Zwar waren die entsprechenden Momente noch überschaubar, doch die Produzenten formten damit den Ausgangspunkt für eine bedenkliche Entwicklung bei Star Trek, die in Seven of Nine und T'Pol seinen zweifelhaften Höhepunkt erfahren sollte.




Schoßtierchen. Als allmählich klar wurde, dass in puncto Niedlichkeit mit Wesley, Alexander oder Molly keine Pferde zu gewinnen waren, setzten die Drehbuchschreiber einen genialen Kniff ein, um die niederen Instinkte des Zuschauers anzusprechen. Obgleich Brent Spiner nicht unbedingt als Katzenfan gilt, erhielt sein Alter Ego Data einen felinen Mitbewohner und fortan entwickelte sich Spot zum Liebling der Drehbuchautoren und Fans. Ein genialer Schachzug, der dem Auftauchen von Katzenvideos im Internet um Jahre vorausging.



4. Produktionsentwicklungen




Absolutismus. Im Spiegelinterview gab Patrick Stewart 1999 über TNG zu Protokoll:

"Die große Schwäche der Serie war leider über Jahre der latente Sexismus Roddenberrys, gegen den wir uns anfangs nicht energisch genug gewehrt haben. Die Frauenrollen waren oft so angelegt, daß sie kaum ins 20. Jahrhundert paßten, geschweige denn ins 24.; ich habe viel Wert darauf gelegt, das zu ändern."

Der Satz verdeutlicht ein Dilemma der Serie. Zu Beginn wurde sie von den Visionen und Eingaben Gene Roddenberrys dominiert, dessen Eingriffe besonders in der ersten Staffel deutlich sichtbar blieben. Mit zunehmender Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Star-Trek-Erfinders wendete sich das Blatt. Die mittlerweile selbstbewusster auftretenden Schauspieler und einige Produzenten übernahmen Verantwortung. Dadurch kam es natürlich auch zu Konflikten, wie etwa die französische Herkunft Picards zeigt: War sie zu Beginn der Serie noch vergleichsweise stark ausgeprägt, gewannen britische Elemente durch den Einfluss Stewarts immer mehr an Bedeutung.



Überstürzter Abschied. Einen der denkwürdigsten Momente TNGs haben wir bislang geflissentlich ausgelassen (bzw. extra für den Schluss aufgehoben): Das Aussscheiden Denise Crosbys aus der Serie. Nachdem sie bereits am Ende der ersten Staffel keine Zukunft mehr in ihrer Rolle sah, stieg die Darstellerin Tasha Yars kurzerhand aus der Serie aus. Eine Entscheidung, die sie bereut haben dürfte. Während ihrer eigene Karriere keine nennenswerten Sprünge gelangen, wurde die Star-Trek-Serie zu einem kommerziellen Erfolg. Im Lichte dieser Entwicklung mutet es nur bedingt merkwürdig an, dass Crosby sämtliche Gelegenheiten nutzte, um wie in "Die alte Enterprise", "Wiedervereinigung?" oder "Gestern, Heute, Morgen" erneut aufzutreten. Während der Wiedereinstieg anderen Schauspielern wie Michelle Forbes oder Wil Wheaton leichter fiel, blieb Crosby nur der Erfindungsreichtum der Drehbuchautoren, um wieder an Bord anheuern zu können.



Endstand. Gesamtzahl der Haisichtungen:




Zusammenfassend bleibt zu bemerken, dass TNG Abstriche in allen Bereichen offenbarte, auch wenn sich vermeintlich negative Aspekte zuweilen ins Positive verkehrten. Zudem liegt die Serie mit 28 Finnen knapp unterhalb des Niveaus der Originalserie, obwohl TNG etwa einhundert Folgen mehr zu bieten hat.
Mit der Bezeichnung "Growing a Beard" gelang es ferner, den Gegenbegriff zu "Jumping the Shark" zu etablieren und es Bedarf schon einiger Anstrengungen, an dieser Serie wirklich einen Wendepunkt festmachen zu können.



Der Moment des Haisprungs: Staffel 5, Episode 25 "Das zweite Leben"



Wenn es eine Episode gibt, die aus den vielen guten TNG-Episoden heraussticht, dann ist dies fraglos "Das zweite Leben". Die Folge setzte die Standards, an denen sich die nachfolgenden Episoden messen lassen mussten. Auch wenn danach noch gute Folgen wie "Das Gesicht des Feindes" , "Beförderung" oder "Genesis" gesendet wurden, hatte die Serie heimlich, still und leise am Ende der fünften Staffel ihren Zenit erreicht. Als anschließend auch noch "Deep Space Nine" in direkter Konkurrenz lief und mit der siebenten Staffel das Ende des TV-Daseins abzusehen war blieb immer noch diese eine Folge als Leuchtturm einer erfolgreichen Serie bestehen.

Alternative Hai-Sprünge. Natürlich sind auch andere Auslegungen abseits von "Das zweite Leben" denkbar.

"Aquiel". Während diese Folge innerhalb der sechsten Staffel solide bis unauffällig gewertet werden kann, bildet sie einen markanten Einschnitt innerhalb Star Treks. Einen Tag, nachdem sie am 2. Januar 1993 ausgestrahlt wurde, wurde auch die der Pilotfilm der nächsten Star-Trek-Serie "Deep Space Nine" gesendet. Ab diesem Punkt gab es zwei Serien, die zwar nicht in puncto Sendezeit, aber doch zumindest in thematischer Konkurrenz miteinander standen. Auch mit der Beendigung TNGs hielten die verantwortlichen Fernsehproduzenten an dieser zweifelhaften Strategie fest und ließen auch "Star Trek: Voyager" parallel laufen. Dieses Überangebot führte einigen Fans zufolge zu Ermüdungserscheinungen und einem Informationsüberschuss beim Zuschauer, der mitverantwortlich für den Niedergang der Franchise gemacht wird. Zudem wanderten auch einige talentierte Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler ab, was auch Auswirkungen auf die Qualität TNGs hatte.



"Gefahr aus dem 19. Jahrhundert, Teil II". Mit dem zweiten Teil dieser Episode wurde die finale siebente Staffel eingeleitet. Den Schauspielern und Produzenten war spätestens ab diesem Zeitpunkt bewusst, dass dies der Schlusspunkt der Serie werden würde und vielleicht waren aus diesem Grund die Zügel vergleichsweise locker gespannt. Zudem war den meisten Schauspielern klar, dass ihre Karriere anschließend auf der großen Kinoleinwand eine Fortsetzung finden würde, während die meisten Produzenten bereits in die Planungen für die nächste Star-Trek-Serie "Voyager" involviert waren, deren Produktion sich direkt an die finale Episode "Gestern, Heute, Morgen" anschloss. Eine Mischung aus Trott und sinkendem Interesse an der auslaufenden Serie sorgte auch für einen leichten Abwärtstrend, dem erst durch das Serienfinale Einhalt geboten wurde.



Soweit also meine Gedanken dazu, wann TNG über den berühmten Hai sprang. Das Thema ist ohne Frage kontrovers und ich behaupte nicht, dass meine Erkenntnisse deckungsgleich mit den Empfindungen anderer Fans sein müssen. Wenn Du also selbst anderer Meinung bist und den Zeitpunkt des Qualitätsverlustes an völlig anderer Stelle ansetzen würdest oder Deiner Meinung nach ein gewichtiger Aspekt in meiner Auflistung fehlt, so lass es uns in den Kommentaren wissen!

Weiterführende Leseliste:

Star Trek Jumps the Shark 01: Star Trek 
Star Trek Jumps the Shark 02: TOS 
Star Trek Jumps the Shark 03: TNG
Star Trek Jumps the Shark 04: DS9
Star Trek Jumps the Shark 05: Voyager
Star Trek Jumps the Shark 06: Enterprise

Freitag, 9. Mai 2014

Star Trek Jumps the Shark 02: TOS



Einleitung
. Wenn man versucht, die Star-Trek-Originalserie mit der im Vorgängertext beschriebenen "Jumping the Shark"-Theorie zu diskutieren, stößt man meist auf die zwei üblichen Extreme:
Auf der einen Seite finden sich die Personen, die standhaft behaupten werden, dass es bei dem Ursprung für die diversen Filme und Nachfolgeserien niemals einen Punkt gab, ab dem die Serie in puncto Qualität und Kreativität nachließ ("Früher wusste man halt noch, wie man Anspruch in eine Fernsehserie einbaut!").
Auf der anderen Seite gibt es jene Stimmen, die mit ähnlicher Eloquenz darauf bestehen, dass TOS bereits mit seiner ersten Folge mit Anlauf weit über den Knorpelfisch hinausgeschossen wäre. Erst mit den späteren Serien sei Star Trek zu dem geworden, was es schließlich zu einem Kulturphänomen machte ("Diesen altmodischen Schrott kann doch heutzutage niemand mehr ansehen!").

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass die Serie nach lediglich drei Staffeln abgesetzt wurde und das es dafür tatsächlich gute Gründe gab. Ebenso Fakt ist allerdings auch, dass Kirk, Spock und Co. immerhin 78 Folgen vergönnt waren, die nicht nur eine ganze Generation von Fernsehzuschauern prägte, sondern auch von anerkannten Science-Fiction-Autoren mit prämierten Drehbüchern ausgestattet wurde.
Schon allein zur Lösung dieser "Gretchenfrage unter den Star-Trek-Fans" wollen wir im Folgenden einmal näher betrachten, welche Anzeichen des Niedergangs bei TOS sichtbar waren und zu welchem Punkt der berühmt-berüchtigte Sprung über den Hai tatsächlich stattfand. Diese Anzeichen sind an die Auflistung angelehnt, die im ersten Teil dieser Serie präsentiert wurde. Sie folgt den vier Themenfeldern "Besetzungswechsel", "Charakterentwicklung", "Handlungsentwicklung" und "Kunstgriffe"; allerdings kann die Reihenfolge der einzelnen Symptome variieren. Zudem entspricht die Zählung der Anzahl der tatsächlich beobachtbaren Haisichtungen bei TOS (so kann z.B. ein Punkt wie "Das zweite Gesicht" mehrere Schauspieler betreffen und dementsprechend auch mehrere Finnen beisteuern).

1. Besetzungswechsel


Das zweite Gesicht. Die Originalserie weist eine Besonderheit auf, die sie gleich zu Beginn vom Einheitsbrei anderer Sendungen abhob: Es gab insgesamt zwei Pilotfilme. In "Der Käfig" spielte der bereits verstorbene Jeffrey Hunter die Rolle des Captain Pike und bis auf Spock wichen auch die anderen Hauptcharaktere stark von dem ab, was man in "Die Spitze des Eisbergs" zu sehen bekam. Dennoch wurde dem geneigten Fan spätestens ab dem Zweiteiler "Talos IV – Tabu", in dem der Pilotfilm als Lückenfüller verbraten wurde, klar, dass in der Anlage des legendären Captain Kirks eigentlich eine unverhohlene Kopie Christopher Pikes steckte und auch das unschuldige Yeo-Woman Colt in Janice Rand eine nahtlose Fortführung fand. Da die besonderen Situation, für den Start der Serie gleich zwei Pilotfilme drehen zu dürfen, unvorhersehbare Wendungen begünstigte (wie etwa den Unwillen Hunters, die Serie fortzuführen), sollte man in diesem Punkt allerdings Nachsicht walten lassen.



Rauswurf eines Hauptcharakters. Wer glaubt, dass es in der ersten Star-Trek-Serie kein tragender Charakter dauerhaft entfernt wurde, hat sicherlich die ersten Folgen der ersten Staffel in einer verstaubte Ecke seines Unterbewusstseins geparkt, denn tatsächlich gab es gleich zwei Schauspieler, deren Arbeitszeiten ein jähes Ende fanden. Beim ersteren, Paul Fix, wird sich wohl vor allem deshalb niemand sonderlich lebhaft erinnern, weil sein Nachfolger DeForest Kelley dem Part des Schiffsdoktors einen stilprängenden Anstrich verpasste. Der Tausch von Dr. Mark Piper (der seinerseits den von John Hoyt verkörperten Phillip Boyce aus "Der Käfig" ersetzte) zu Leonard "Pille" McCoy mag zwar als Anzeichen für einen Haisprung interpretiert werden, doch tatsächlich erwies sich dieser Besetzungsumschwung als Glücksgriff für Star Trek.
Ein gänzlich anderes Bild zeichnet sich hingegen bei Grace Lee Whitney, die den Fans als Yeoman Janice Rand bekannt sein dürfte. Die Bedeutung ihrer Rolle schwand immer mehr, bis sie schließlich ab "Notlandung auf Galileo 7" gar nicht mehr auf der Lohnliste der Serie zu finden war. Die offizielle Begründung lautete übrigens, dass Whitney mit Alkohol- und Medikamentenmissbrauch zu kämpfen hatte; andere Erklärungen reichen von Budgetkürzungen bis hin zu sexueller Belästigung.


New Kid. Ab der zweiten Staffel mussten sich die Fans an ein neues Gesicht inmitten der altbekannten Enterprise-Crew gewöhnen: Der von Walter Koenig verkörperte Pavel Chekov stieß zur Besetzung. Allerdings lagen die Ursachen für diesen plötzlichen Zuwachs weniger in der von Gene Roddenberry (fälschlich) propagierten Beschwerde der damals sozialistisch-sowjetischen Tageszeitung Prawda begründet, sondern vielmehr darin, ein attraktives, männliches Besatzungsmitglied für das Zielpublikum junger Teenager-Zuschauerinnen zu gewinnen. Nicht von ungefähr wurde seine Frisur an die Mitglieder der Musik-Gruppe "The Monkees" angelegt, deren TV-Show damals erfolgreich Quoten einfuhr (vgl. Justman, Robert H.; Solow, Herbert F.: Star Trek – Die wahre Geschichte. München, 1998, S: 365ff.)


3. Charakterentwicklung


Schema F. Machen wir uns nichts vor: Einen Teil des Kults um die Originalserie macht vor allem seine Vorhersehbarkeit aus, die längst zu einem Bestandteil der allgemeinen Popkultur geworden sind, Egal, ob der absehbare Tod von Redshirts auf Außenmissionen, Phrasen wie "Er ist tot, Jim." oder "Ich bin Arzt, kein [hier bitte beliebigen Berufsstand einfügen]." oder die Tatsache, dass beinahe alle Planeten erdgleiche Bedingungen und humanoides Leben beherbergten – die beruhigende Regelmäßigkeit birgt noch immer einen gewissen Charme.



Daneben bediente sich die Serie aber auch anderer konstanter Wiederholungen. So war ein Ende, an dem jeder auf der Brücke außer Spock in spontanes Lachen ausbricht ebenso wenig eine Seltenheit wie Kirks triumphale Logiksiege gegen überforderte Computer oder die ständigen Brüche der Obersten Direktive.



Messlattenhoch. Wann immer es Erhebungen gibt, welche Folgen Star Treks zum allgemeinen Kanon aller Zuschauer gehört, führt "Griff in die Geschichte" die Trek-Delegation zumeist mit Abstand an. Nicht von ungefähr, hat doch diese Folge dem ursprünglichen Autor Harlan Ellison eine Auszeichnung der "Writers Guild of America" eingebracht (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 310f.). Auch unter Fans gilt die Episode bis heute als eine der besten, und auch wenn es auch danach einige außergewöhnliche Folgen gab, mussten sie sich an diesem Höhepunkt messen lassen, ohne jemals deren Qualität zu erreichen.


Jumping the Shark. "Unglaubwürdigkeit" innerhalb einer Science-Fiction-Serie ist eigentlich per se eine gewagte Begrifflichkeit. Doch wenn man sich als Fan auf die Rahmenbedingungen einer Weltraumerzählung einlässt, stoßen Ungereimtheiten abseits von Transporter, Warpantrieb oder Diliziumkristallen oft auf den Ärger der Fans.
Besondere Anfälligkeit für immer neue, überraschende Wendungen bot der Charakter Spock. Immer wieder rettete er durch neue abstruse – zuvor nie erwähnte - Fähigkeiten den Tag. Zwar sind Eigenarten wie die Gedankenverschmelzung, Pon Farr oder telepathische Suggestion längst Science-Fiction-Klassiker, doch warum Vulkanier zusätzlich zu diesen Übervorteilungen auch noch ein zweites Augelid besitzen ("Spock außer Kontrolle"), Wunden durch eine Heiltrance überwinden ("Der erste Krieg") oder durch ihr kupferhaltiges Blut unverhältnismäßige Immunkräfte entwickelten ("Implosion der Spirale") entzog sich spätestens ab der dritten Staffel dem Verständnis vieler Zuschauer.


Erhobener Zeigefinger. Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry nutzte seine Kreation nicht nur, um damit Geld zu verdienen, sondern auch, um seinen Vorstellungen einer positiven Zukunft Ausdruck zu verleihen. Daneben sind auch die Multiethnizität an Bord des Schiffes, der latent durchklingende Atheismus einiger Folgen sowie die offensichtliche Opposition zum damaligen Vietnamkrieg in "Der erste Krieg" deutliche Anzeichen dafür, inwiefern Roddenberry 'seine' Serie nutze, um auch seine politischen Ansichten unter das vor der Mattscheibe gebannte Volk zu mischen.

4. Kunstgriffe


Faule Eier. Bis heute können sich Star-Trek-Fans noch immer damit brüsten, dass unter den 724 Folgen nur eine einzige Clip-Show lief. Obgleich dieser Moment der Schande nicht TOS betraf, muss man bei aller Ehrlichkeit der Doppelfolge "Talos IV – Tabu" vorwerfen können, dass auch sie im Prinzip nichts anderes als Resteverwertung vorangegangener Inhalte bot. Immerhin gaben sich die Autoren Mühe, eine Rahmenhandlung um diesen Einschub zu stricken und wenn man bedenkt, dass "Der Käfig" erst 1988 in den USA und erst 1993 in Deutschland ausgestrahlt wurde, sollte man diesen Umstand vielleicht aufführen, aber als "nicht allzu ernsthaft" auch schnell wieder abtun.



Überstürzter Abschied. Nachdem "Der Käfig" vom Sender abgelehnt worden war, glich es beinahe einem Wunder, dass Star Trek in Form des zweiten Pilotfilmes "Die Spitze des Eisbergs" (siehe "Das zweite Gesicht") eine zweite Chance erhielt. Dennoch hätte die Serie ganz anders aussehen können, als wir sie heutzutage in Erinnerung haben, denn die schriftlich festgehaltenen Rückbesinnungen der Produktionsverantwortlichen Robert Justman und Herb Solow legen nahe, dass Hunters Weigerung, für einen zweiten Pilotfilm zur Verfügung zu stehen, in erster Linie in seiner damaligen Ehefrau Joan 'Sandy' Bartlett begründet lag (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 85). Nicht auszudenken, wie die Serie verlaufen wäre, wenn Hunter Entscheidungen für sich selbst getroffen hätte!


Vitamin B. Während Hunter sich von Star Trek abkehrte, blieb eine Person der Franchise bis zu deren Tod erhalten: Majel Barrett, "Star Treks First Lady". Böse Zungen behaupten bis heute, dass ihr Engagement im ursprünglichen Pilotfilm als "Nummer Eins" und ihre Rückkehr als "Christine Chapel" allen Widerständen des Fernsehsenders zum Trotz vor allem deshalb stattfand, weil sie zum damaligen Zeitpunkt das Bettlager mit einem anderweitig verheirateten Produzenten namens Gene Roddenberry teilte (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 179). Allerdings sollte an dieser Stelle ebenso erwähnt werden, dass ohne diese Günstlingswirtschaft die Computerstimme aller Star-Trek-Serien und der Charakter Lwaxana Trois niemals entstanden wären und damit ein echtes Erkennungsmerkmal fehlen würde.


Urlaub. In einigen Serien (z.B. "Alle lieben Raymond") kann sich auch ein Urlaub negativ auf den Serienverlauf auswirken. Tatsächlich ist die Episode "Land(e)urlaub", die bereits in der ersten Staffel untergebracht wurde, bis heute ein zweifelhafter Höhepunkt Star Treks. Zum Glück gelang es anderen Folgen, noch zweifelhaftere Inhalte zu bieten, weswegen dieser Urlaub zwar entnervtes Augenrollen auslösen kann, aber noch lange nicht zu den absoluten Tiefpunkten der Serie gezählt werden sollte.



Musikalischer Neustart. Vielen Menschen fällt es wahrscheinlich gar nicht mehr auf, doch der Wechsel von der ersten zur zweiten Staffel TOS markierte auch den Wechsel des Intros von einem rein instrumentalen Titel zu einem gesanglich unterstützen Einstieg, dessen Auführung der Sopranistin Loulie Jean Norman überlassen blieb. Tatsächlich hatte Gene Roddenberry übrigens sogar eine Text-Version des Titelsongs in petto, die zum Glück allerdings in einer dunklen Schublade verstaubte.




Augenwischerei. Seit Anbeginn der Serie spielte Sexismus eine gewichtige Rolle am Set. Egal, ob durch die Ergänzung der Brückenbesatzung um attraktive Schauspieler wie Nichelle Nichols oder Grace Lee Whitney – die weiblichen Crewmitglieder, bzw. deren äußerst knappe Bekleidung wurde zu einem zweifelhaften Markenzeichen der Serie. Roddenberry selbst hoffte, durch diesen Schachzug zusätzliche Zuschauerschichten akquirieren zu können und ging alsbald dazu über, auch Gaststars und Nebencharaktere durch den Kostümdesigner William 'Bill' Ware Theiss in auffallend reizvolle Kostüme zu stecken, was sogar in eine gängige Bezeichnung "Theiss Tilliation Theory" mündete.



Haarteil. Aber auch mit weniger Aufwand kann man die niederen Instinkte von Fernsehzuschauern ansprechen. Wie bereits unter "New Kid" angesprochen, trug auch Walter Koenig ein Haarteil, da seine Rolle innerhalb der Serie weniger von seinem mäßig treffenden russischen Akzent, sondern viel mehr von seiner an die "Monkees" erinnernden Perücke getragen wurde, die Sympathien vor allem aus den Reihen junger weiblicher Zuschauer einfahren sollte (davon ab trugen aber auch Schauspieler wie Nichelle Nichols, Grace Lee Whitney und vor allem William Shatner attraktivitätsunterstreichende Haarteile).


Schoßtierchen. Und wo wie gerade bei Haaren sind: Auch die Tribbles und ihr bis heute anhaltender Niedlichkeitsfaktor waren reines Kalkül, um der Serie weiteren Auftrieb zu verleihen. Kein Wunder also, dass die kleinen Tierchen auch in der TAS-Episode "Mehr Trouble mit Tribbles" einen weiteren Auftritt fanden.



Kreativer Burnout. Wie Justman und Solow in ihrem bereits erwähnten Buch beschrieben, erlag Roddenberry mit dem Drehstart für die dritte Staffel einer gewissen Amtsmüdigkeit und zog sich immer mehr aus der Verantwortung. Die Quittung kam in Form einer sinkenden Folgenqualität, da das wachsame Auge Roddenberrys vielen Episoden plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand. Die Gründe für diesen Motivationsabfall waren vielfältig und reichten von einem absehbaren Ende der Serie bis hin zu einer allgemeinen Lustlosigkeit. (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 410ff.)


Abkehr von der Nischenunterhaltung. Mit dem Einstieg Fred Freibergers in den Produktionsstab verflog die anfängliche Euphorie weiter. Star Trek wandte sich von einem Programm ab, dass von namhaften Sci-Fi-Autoren begleitet wurde und beschränkte sich – auch aufgrund von massiven Budgetkürzungen – auf mittelmäßige Drehbücher, die einem vermeintlichen Massengeschmack genügen sollten.


Sendeunzeit. Von zentraler Bedeutung war allerdings auch, dass die Sendezeiten Star Treks von Staffel zu Staffel wechselten und die Serie zuletzt auf den undankbaren Sendeplatz im freitäglichen Spätabendprogramm endgelagert wurde. Diese undankbare Platzierung (u.a. geriet "V – Die außerirdischen Besucher kommen" beim gleichen Sender und auf dem gleichen Sendeplatz nach nur einer Staffel ebenfalls in den Strudel der vorzeitigen Absetzung). Allgemein wird dieser Verschiebung der Hauptgrund für die Absetzung Star Trek in die Schuhe geschoben.



Charlie-Sheen-Syndrom. Auch die kleinen Skandälchen taten zu diesem Zeitpunkt der Serie nicht unbedingt gut. Der legendäre erste Kuss zwischen schwarz und weiß innerhalb der US-amerikanischen Fernsehgeschichte, den es in der Star-Trek-Episode "Platons Stiefkinder" zu bewundern gibt, führte eher dazu, dass vor allem im konservativen Süden der USA die Fernsehstationen bis hin zu einem Boykott gingen, um die Ausstrahlung dieser vermeintlich anstößigen Szene zu verhindern. Dass der ohnehin kränkelnden Serie trotz des moralischen Sieges damit nicht unbedingt ein Gefallen getan wurde, zeigte die endgültige Absetzung der Serie nur zwölf Folgen später.




Endstand. Gesamtanzahl der Haisichtungen: 

Zusammenfassend bleibt anzumerken, dass innerhalb der Originalserie keinerlei Anzeichen für eine Haisichtung bei der Charakterentwicklung auszumachen waren. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Erklärungen und Abmilderungen bei verschiedenen Punkten, weswegen das endgültige Urteil in meinen Augen vergleichsweise eindeutig ausfällt.

Der Moment des Hai-Sprungs: Staffel 3, Episode 01 "Spocks Gehirn"





Nicht von ungefähr wird die erste Episode der dritten Staffel als die allgemein schlechteste Star-Trek-Folge überhaupt angesehen. Die hanebüchene Story bot einen denkbar unwürdigen Startpunkt für das letzte TOS-Ausstrahlungsjahr und nebenbei fielen auf die Folge gleich mehrere schlechte Vorzeichen. Mit Fred Freibergers Engagement ab dieser Episode verlor die Serie einiges an ihrer ursprünglichen Ausrichtung ("Abkehr von der Nischenunterhaltung"), Gene Roddenberry ließ mit Beginn dieser Season sein anfängliches Engagement spürbar vermissen ("Kreativer Burnout") und zu allem Überfluss war dies die erste Folge, die auf dem undankbaren Sendeplatz am Freitag um 22Uhr ausgestrahlt wurde ("Sendeunzeit"). Doch damit nicht genug: Dass der Vulkanier Spock die Entfernung seines Gehirns über einen so langen Zeitraum so schadlos überstand, strapazierte ebenfalls die Gutgläubigkeit der Fans ("Jumping the Shark"). Mit "Spocks Gehirn" war somit bereits zu erahnen, dass die Serie nicht mehr in die Verlängerung gehen würde.


Alternative Haisprünge. Natürlich sind auch andere Auslegungen denkbar. Allerdings lassen sich auch die Alternativen in unmittelbarer Umgebung von "Spocks Gehirn" verorten.


"Ein Planet genannt Erde". Die letzte Folge der zweiten Staffel kann ebenfalls als Anhaltspunkt für den beginnenden Abstieg Star Treks herhalten, denn es handelte sich dabei weniger um eine Star-Trek-Episode im klassischen Sinne, als viel eher um einen missglückten Spin-Off-Versuch für eine potentielle Ableger-Serie, in dem unter anderem auch Crew-Mitglieder der USS Enterprise anhielten, um dem aussichtsarmen Projekt Starthilfe zu geben. Die Episode wurde inhaltlich und qualitativ zu einem Fiasko und es verwundert nicht weiter, dass keine Fernsehstation bereit war, diesem absehbaren Flop Unterstützung in Form von Interesse zukommen zu lassen. Die Tatsache, dass "Ein Planet genannt Erde" unmittelbar vor "Spocks Gehirn" angesiedelt ist, bildet einen triftigen Grund, den Moment des Haisprungs direkt hier anzusetzen.


"Die Reise nach Eden". Die zwanzigste Episode scheint beinahe etwas spät, um noch als geeigneter Ansatzpunkt geltend gemacht zu werden. Tatsächlich waren die Messen zum Zeitpunkt der Ausstrahlung längst gelesen und die Absetzung der Serie bereits beschlossene Sache. Die Folge verdient dennoch Erwähnung, weil Jon Hein, der Miterfinder der "Jumping the Shark"-Theorie, seinerseits diese Folge für den Moment hält, an dem Star Trek seinen Zenit überschritt. Als Hauptgrund benannte Hein den Umstand, dass Spock zusammen mit den Weltraum-Hippies musiziert.
Wie man an der doch recht einseitigen Begründung sehen kann, war Heins Verortung vorrangig auf eingängige Bilder in "Die Reise nach Eden" ausgelegt und weniger auf die tatsächlichen Begleitumstände der Serie.

Soviel zu meinen Ansichten zum Thema, die ich nach bestem Wissen und Gewissen dargeboten habe. Doch bevor wir in der kommenden Woche die Frage erörtern werden, wann bzw. ob die Erfolgsserie TNG jemals den legendären Hai übersprang, will ich von Euch wissen, was Ihr für den Moment haltet, an dem TOS sich selbst überholte. Vielleicht fällt Euch ja auch noch etwas ein, was ich vergessen haben könnte oder ihr findet den ein oder anderen Punkt weniger treffend als ich. Lasst es mich wissen!

Weiterführende Leseliste:

Star Trek Jumps the Shark 01: Star Trek 
Star Trek Jumps the Shark 02: TOS 
Star Trek Jumps the Shark 03: TNG
Star Trek Jumps the Shark 04: DS9
Star Trek Jumps the Shark 05: Voyager
Star Trek Jumps the Shark 06: Enterprise