Freitag, 9. Mai 2014

Star Trek Jumps the Shark 02: TOS



Einleitung
. Wenn man versucht, die Star-Trek-Originalserie mit der im Vorgängertext beschriebenen "Jumping the Shark"-Theorie zu diskutieren, stößt man meist auf die zwei üblichen Extreme:
Auf der einen Seite finden sich die Personen, die standhaft behaupten werden, dass es bei dem Ursprung für die diversen Filme und Nachfolgeserien niemals einen Punkt gab, ab dem die Serie in puncto Qualität und Kreativität nachließ ("Früher wusste man halt noch, wie man Anspruch in eine Fernsehserie einbaut!").
Auf der anderen Seite gibt es jene Stimmen, die mit ähnlicher Eloquenz darauf bestehen, dass TOS bereits mit seiner ersten Folge mit Anlauf weit über den Knorpelfisch hinausgeschossen wäre. Erst mit den späteren Serien sei Star Trek zu dem geworden, was es schließlich zu einem Kulturphänomen machte ("Diesen altmodischen Schrott kann doch heutzutage niemand mehr ansehen!").

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass die Serie nach lediglich drei Staffeln abgesetzt wurde und das es dafür tatsächlich gute Gründe gab. Ebenso Fakt ist allerdings auch, dass Kirk, Spock und Co. immerhin 78 Folgen vergönnt waren, die nicht nur eine ganze Generation von Fernsehzuschauern prägte, sondern auch von anerkannten Science-Fiction-Autoren mit prämierten Drehbüchern ausgestattet wurde.
Schon allein zur Lösung dieser "Gretchenfrage unter den Star-Trek-Fans" wollen wir im Folgenden einmal näher betrachten, welche Anzeichen des Niedergangs bei TOS sichtbar waren und zu welchem Punkt der berühmt-berüchtigte Sprung über den Hai tatsächlich stattfand. Diese Anzeichen sind an die Auflistung angelehnt, die im ersten Teil dieser Serie präsentiert wurde. Sie folgt den vier Themenfeldern "Besetzungswechsel", "Charakterentwicklung", "Handlungsentwicklung" und "Kunstgriffe"; allerdings kann die Reihenfolge der einzelnen Symptome variieren. Zudem entspricht die Zählung der Anzahl der tatsächlich beobachtbaren Haisichtungen bei TOS (so kann z.B. ein Punkt wie "Das zweite Gesicht" mehrere Schauspieler betreffen und dementsprechend auch mehrere Finnen beisteuern).

1. Besetzungswechsel


Das zweite Gesicht. Die Originalserie weist eine Besonderheit auf, die sie gleich zu Beginn vom Einheitsbrei anderer Sendungen abhob: Es gab insgesamt zwei Pilotfilme. In "Der Käfig" spielte der bereits verstorbene Jeffrey Hunter die Rolle des Captain Pike und bis auf Spock wichen auch die anderen Hauptcharaktere stark von dem ab, was man in "Die Spitze des Eisbergs" zu sehen bekam. Dennoch wurde dem geneigten Fan spätestens ab dem Zweiteiler "Talos IV – Tabu", in dem der Pilotfilm als Lückenfüller verbraten wurde, klar, dass in der Anlage des legendären Captain Kirks eigentlich eine unverhohlene Kopie Christopher Pikes steckte und auch das unschuldige Yeo-Woman Colt in Janice Rand eine nahtlose Fortführung fand. Da die besonderen Situation, für den Start der Serie gleich zwei Pilotfilme drehen zu dürfen, unvorhersehbare Wendungen begünstigte (wie etwa den Unwillen Hunters, die Serie fortzuführen), sollte man in diesem Punkt allerdings Nachsicht walten lassen.



Rauswurf eines Hauptcharakters. Wer glaubt, dass es in der ersten Star-Trek-Serie kein tragender Charakter dauerhaft entfernt wurde, hat sicherlich die ersten Folgen der ersten Staffel in einer verstaubte Ecke seines Unterbewusstseins geparkt, denn tatsächlich gab es gleich zwei Schauspieler, deren Arbeitszeiten ein jähes Ende fanden. Beim ersteren, Paul Fix, wird sich wohl vor allem deshalb niemand sonderlich lebhaft erinnern, weil sein Nachfolger DeForest Kelley dem Part des Schiffsdoktors einen stilprängenden Anstrich verpasste. Der Tausch von Dr. Mark Piper (der seinerseits den von John Hoyt verkörperten Phillip Boyce aus "Der Käfig" ersetzte) zu Leonard "Pille" McCoy mag zwar als Anzeichen für einen Haisprung interpretiert werden, doch tatsächlich erwies sich dieser Besetzungsumschwung als Glücksgriff für Star Trek.
Ein gänzlich anderes Bild zeichnet sich hingegen bei Grace Lee Whitney, die den Fans als Yeoman Janice Rand bekannt sein dürfte. Die Bedeutung ihrer Rolle schwand immer mehr, bis sie schließlich ab "Notlandung auf Galileo 7" gar nicht mehr auf der Lohnliste der Serie zu finden war. Die offizielle Begründung lautete übrigens, dass Whitney mit Alkohol- und Medikamentenmissbrauch zu kämpfen hatte; andere Erklärungen reichen von Budgetkürzungen bis hin zu sexueller Belästigung.


New Kid. Ab der zweiten Staffel mussten sich die Fans an ein neues Gesicht inmitten der altbekannten Enterprise-Crew gewöhnen: Der von Walter Koenig verkörperte Pavel Chekov stieß zur Besetzung. Allerdings lagen die Ursachen für diesen plötzlichen Zuwachs weniger in der von Gene Roddenberry (fälschlich) propagierten Beschwerde der damals sozialistisch-sowjetischen Tageszeitung Prawda begründet, sondern vielmehr darin, ein attraktives, männliches Besatzungsmitglied für das Zielpublikum junger Teenager-Zuschauerinnen zu gewinnen. Nicht von ungefähr wurde seine Frisur an die Mitglieder der Musik-Gruppe "The Monkees" angelegt, deren TV-Show damals erfolgreich Quoten einfuhr (vgl. Justman, Robert H.; Solow, Herbert F.: Star Trek – Die wahre Geschichte. München, 1998, S: 365ff.)


3. Charakterentwicklung


Schema F. Machen wir uns nichts vor: Einen Teil des Kults um die Originalserie macht vor allem seine Vorhersehbarkeit aus, die längst zu einem Bestandteil der allgemeinen Popkultur geworden sind, Egal, ob der absehbare Tod von Redshirts auf Außenmissionen, Phrasen wie "Er ist tot, Jim." oder "Ich bin Arzt, kein [hier bitte beliebigen Berufsstand einfügen]." oder die Tatsache, dass beinahe alle Planeten erdgleiche Bedingungen und humanoides Leben beherbergten – die beruhigende Regelmäßigkeit birgt noch immer einen gewissen Charme.



Daneben bediente sich die Serie aber auch anderer konstanter Wiederholungen. So war ein Ende, an dem jeder auf der Brücke außer Spock in spontanes Lachen ausbricht ebenso wenig eine Seltenheit wie Kirks triumphale Logiksiege gegen überforderte Computer oder die ständigen Brüche der Obersten Direktive.



Messlattenhoch. Wann immer es Erhebungen gibt, welche Folgen Star Treks zum allgemeinen Kanon aller Zuschauer gehört, führt "Griff in die Geschichte" die Trek-Delegation zumeist mit Abstand an. Nicht von ungefähr, hat doch diese Folge dem ursprünglichen Autor Harlan Ellison eine Auszeichnung der "Writers Guild of America" eingebracht (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 310f.). Auch unter Fans gilt die Episode bis heute als eine der besten, und auch wenn es auch danach einige außergewöhnliche Folgen gab, mussten sie sich an diesem Höhepunkt messen lassen, ohne jemals deren Qualität zu erreichen.


Jumping the Shark. "Unglaubwürdigkeit" innerhalb einer Science-Fiction-Serie ist eigentlich per se eine gewagte Begrifflichkeit. Doch wenn man sich als Fan auf die Rahmenbedingungen einer Weltraumerzählung einlässt, stoßen Ungereimtheiten abseits von Transporter, Warpantrieb oder Diliziumkristallen oft auf den Ärger der Fans.
Besondere Anfälligkeit für immer neue, überraschende Wendungen bot der Charakter Spock. Immer wieder rettete er durch neue abstruse – zuvor nie erwähnte - Fähigkeiten den Tag. Zwar sind Eigenarten wie die Gedankenverschmelzung, Pon Farr oder telepathische Suggestion längst Science-Fiction-Klassiker, doch warum Vulkanier zusätzlich zu diesen Übervorteilungen auch noch ein zweites Augelid besitzen ("Spock außer Kontrolle"), Wunden durch eine Heiltrance überwinden ("Der erste Krieg") oder durch ihr kupferhaltiges Blut unverhältnismäßige Immunkräfte entwickelten ("Implosion der Spirale") entzog sich spätestens ab der dritten Staffel dem Verständnis vieler Zuschauer.


Erhobener Zeigefinger. Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry nutzte seine Kreation nicht nur, um damit Geld zu verdienen, sondern auch, um seinen Vorstellungen einer positiven Zukunft Ausdruck zu verleihen. Daneben sind auch die Multiethnizität an Bord des Schiffes, der latent durchklingende Atheismus einiger Folgen sowie die offensichtliche Opposition zum damaligen Vietnamkrieg in "Der erste Krieg" deutliche Anzeichen dafür, inwiefern Roddenberry 'seine' Serie nutze, um auch seine politischen Ansichten unter das vor der Mattscheibe gebannte Volk zu mischen.

4. Kunstgriffe


Faule Eier. Bis heute können sich Star-Trek-Fans noch immer damit brüsten, dass unter den 724 Folgen nur eine einzige Clip-Show lief. Obgleich dieser Moment der Schande nicht TOS betraf, muss man bei aller Ehrlichkeit der Doppelfolge "Talos IV – Tabu" vorwerfen können, dass auch sie im Prinzip nichts anderes als Resteverwertung vorangegangener Inhalte bot. Immerhin gaben sich die Autoren Mühe, eine Rahmenhandlung um diesen Einschub zu stricken und wenn man bedenkt, dass "Der Käfig" erst 1988 in den USA und erst 1993 in Deutschland ausgestrahlt wurde, sollte man diesen Umstand vielleicht aufführen, aber als "nicht allzu ernsthaft" auch schnell wieder abtun.



Überstürzter Abschied. Nachdem "Der Käfig" vom Sender abgelehnt worden war, glich es beinahe einem Wunder, dass Star Trek in Form des zweiten Pilotfilmes "Die Spitze des Eisbergs" (siehe "Das zweite Gesicht") eine zweite Chance erhielt. Dennoch hätte die Serie ganz anders aussehen können, als wir sie heutzutage in Erinnerung haben, denn die schriftlich festgehaltenen Rückbesinnungen der Produktionsverantwortlichen Robert Justman und Herb Solow legen nahe, dass Hunters Weigerung, für einen zweiten Pilotfilm zur Verfügung zu stehen, in erster Linie in seiner damaligen Ehefrau Joan 'Sandy' Bartlett begründet lag (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 85). Nicht auszudenken, wie die Serie verlaufen wäre, wenn Hunter Entscheidungen für sich selbst getroffen hätte!


Vitamin B. Während Hunter sich von Star Trek abkehrte, blieb eine Person der Franchise bis zu deren Tod erhalten: Majel Barrett, "Star Treks First Lady". Böse Zungen behaupten bis heute, dass ihr Engagement im ursprünglichen Pilotfilm als "Nummer Eins" und ihre Rückkehr als "Christine Chapel" allen Widerständen des Fernsehsenders zum Trotz vor allem deshalb stattfand, weil sie zum damaligen Zeitpunkt das Bettlager mit einem anderweitig verheirateten Produzenten namens Gene Roddenberry teilte (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 179). Allerdings sollte an dieser Stelle ebenso erwähnt werden, dass ohne diese Günstlingswirtschaft die Computerstimme aller Star-Trek-Serien und der Charakter Lwaxana Trois niemals entstanden wären und damit ein echtes Erkennungsmerkmal fehlen würde.


Urlaub. In einigen Serien (z.B. "Alle lieben Raymond") kann sich auch ein Urlaub negativ auf den Serienverlauf auswirken. Tatsächlich ist die Episode "Land(e)urlaub", die bereits in der ersten Staffel untergebracht wurde, bis heute ein zweifelhafter Höhepunkt Star Treks. Zum Glück gelang es anderen Folgen, noch zweifelhaftere Inhalte zu bieten, weswegen dieser Urlaub zwar entnervtes Augenrollen auslösen kann, aber noch lange nicht zu den absoluten Tiefpunkten der Serie gezählt werden sollte.



Musikalischer Neustart. Vielen Menschen fällt es wahrscheinlich gar nicht mehr auf, doch der Wechsel von der ersten zur zweiten Staffel TOS markierte auch den Wechsel des Intros von einem rein instrumentalen Titel zu einem gesanglich unterstützen Einstieg, dessen Auführung der Sopranistin Loulie Jean Norman überlassen blieb. Tatsächlich hatte Gene Roddenberry übrigens sogar eine Text-Version des Titelsongs in petto, die zum Glück allerdings in einer dunklen Schublade verstaubte.




Augenwischerei. Seit Anbeginn der Serie spielte Sexismus eine gewichtige Rolle am Set. Egal, ob durch die Ergänzung der Brückenbesatzung um attraktive Schauspieler wie Nichelle Nichols oder Grace Lee Whitney – die weiblichen Crewmitglieder, bzw. deren äußerst knappe Bekleidung wurde zu einem zweifelhaften Markenzeichen der Serie. Roddenberry selbst hoffte, durch diesen Schachzug zusätzliche Zuschauerschichten akquirieren zu können und ging alsbald dazu über, auch Gaststars und Nebencharaktere durch den Kostümdesigner William 'Bill' Ware Theiss in auffallend reizvolle Kostüme zu stecken, was sogar in eine gängige Bezeichnung "Theiss Tilliation Theory" mündete.



Haarteil. Aber auch mit weniger Aufwand kann man die niederen Instinkte von Fernsehzuschauern ansprechen. Wie bereits unter "New Kid" angesprochen, trug auch Walter Koenig ein Haarteil, da seine Rolle innerhalb der Serie weniger von seinem mäßig treffenden russischen Akzent, sondern viel mehr von seiner an die "Monkees" erinnernden Perücke getragen wurde, die Sympathien vor allem aus den Reihen junger weiblicher Zuschauer einfahren sollte (davon ab trugen aber auch Schauspieler wie Nichelle Nichols, Grace Lee Whitney und vor allem William Shatner attraktivitätsunterstreichende Haarteile).


Schoßtierchen. Und wo wie gerade bei Haaren sind: Auch die Tribbles und ihr bis heute anhaltender Niedlichkeitsfaktor waren reines Kalkül, um der Serie weiteren Auftrieb zu verleihen. Kein Wunder also, dass die kleinen Tierchen auch in der TAS-Episode "Mehr Trouble mit Tribbles" einen weiteren Auftritt fanden.



Kreativer Burnout. Wie Justman und Solow in ihrem bereits erwähnten Buch beschrieben, erlag Roddenberry mit dem Drehstart für die dritte Staffel einer gewissen Amtsmüdigkeit und zog sich immer mehr aus der Verantwortung. Die Quittung kam in Form einer sinkenden Folgenqualität, da das wachsame Auge Roddenberrys vielen Episoden plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand. Die Gründe für diesen Motivationsabfall waren vielfältig und reichten von einem absehbaren Ende der Serie bis hin zu einer allgemeinen Lustlosigkeit. (vgl. Justman, Solow: Ebd., S. 410ff.)


Abkehr von der Nischenunterhaltung. Mit dem Einstieg Fred Freibergers in den Produktionsstab verflog die anfängliche Euphorie weiter. Star Trek wandte sich von einem Programm ab, dass von namhaften Sci-Fi-Autoren begleitet wurde und beschränkte sich – auch aufgrund von massiven Budgetkürzungen – auf mittelmäßige Drehbücher, die einem vermeintlichen Massengeschmack genügen sollten.


Sendeunzeit. Von zentraler Bedeutung war allerdings auch, dass die Sendezeiten Star Treks von Staffel zu Staffel wechselten und die Serie zuletzt auf den undankbaren Sendeplatz im freitäglichen Spätabendprogramm endgelagert wurde. Diese undankbare Platzierung (u.a. geriet "V – Die außerirdischen Besucher kommen" beim gleichen Sender und auf dem gleichen Sendeplatz nach nur einer Staffel ebenfalls in den Strudel der vorzeitigen Absetzung). Allgemein wird dieser Verschiebung der Hauptgrund für die Absetzung Star Trek in die Schuhe geschoben.



Charlie-Sheen-Syndrom. Auch die kleinen Skandälchen taten zu diesem Zeitpunkt der Serie nicht unbedingt gut. Der legendäre erste Kuss zwischen schwarz und weiß innerhalb der US-amerikanischen Fernsehgeschichte, den es in der Star-Trek-Episode "Platons Stiefkinder" zu bewundern gibt, führte eher dazu, dass vor allem im konservativen Süden der USA die Fernsehstationen bis hin zu einem Boykott gingen, um die Ausstrahlung dieser vermeintlich anstößigen Szene zu verhindern. Dass der ohnehin kränkelnden Serie trotz des moralischen Sieges damit nicht unbedingt ein Gefallen getan wurde, zeigte die endgültige Absetzung der Serie nur zwölf Folgen später.




Endstand. Gesamtanzahl der Haisichtungen: 

Zusammenfassend bleibt anzumerken, dass innerhalb der Originalserie keinerlei Anzeichen für eine Haisichtung bei der Charakterentwicklung auszumachen waren. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Erklärungen und Abmilderungen bei verschiedenen Punkten, weswegen das endgültige Urteil in meinen Augen vergleichsweise eindeutig ausfällt.

Der Moment des Hai-Sprungs: Staffel 3, Episode 01 "Spocks Gehirn"





Nicht von ungefähr wird die erste Episode der dritten Staffel als die allgemein schlechteste Star-Trek-Folge überhaupt angesehen. Die hanebüchene Story bot einen denkbar unwürdigen Startpunkt für das letzte TOS-Ausstrahlungsjahr und nebenbei fielen auf die Folge gleich mehrere schlechte Vorzeichen. Mit Fred Freibergers Engagement ab dieser Episode verlor die Serie einiges an ihrer ursprünglichen Ausrichtung ("Abkehr von der Nischenunterhaltung"), Gene Roddenberry ließ mit Beginn dieser Season sein anfängliches Engagement spürbar vermissen ("Kreativer Burnout") und zu allem Überfluss war dies die erste Folge, die auf dem undankbaren Sendeplatz am Freitag um 22Uhr ausgestrahlt wurde ("Sendeunzeit"). Doch damit nicht genug: Dass der Vulkanier Spock die Entfernung seines Gehirns über einen so langen Zeitraum so schadlos überstand, strapazierte ebenfalls die Gutgläubigkeit der Fans ("Jumping the Shark"). Mit "Spocks Gehirn" war somit bereits zu erahnen, dass die Serie nicht mehr in die Verlängerung gehen würde.


Alternative Haisprünge. Natürlich sind auch andere Auslegungen denkbar. Allerdings lassen sich auch die Alternativen in unmittelbarer Umgebung von "Spocks Gehirn" verorten.


"Ein Planet genannt Erde". Die letzte Folge der zweiten Staffel kann ebenfalls als Anhaltspunkt für den beginnenden Abstieg Star Treks herhalten, denn es handelte sich dabei weniger um eine Star-Trek-Episode im klassischen Sinne, als viel eher um einen missglückten Spin-Off-Versuch für eine potentielle Ableger-Serie, in dem unter anderem auch Crew-Mitglieder der USS Enterprise anhielten, um dem aussichtsarmen Projekt Starthilfe zu geben. Die Episode wurde inhaltlich und qualitativ zu einem Fiasko und es verwundert nicht weiter, dass keine Fernsehstation bereit war, diesem absehbaren Flop Unterstützung in Form von Interesse zukommen zu lassen. Die Tatsache, dass "Ein Planet genannt Erde" unmittelbar vor "Spocks Gehirn" angesiedelt ist, bildet einen triftigen Grund, den Moment des Haisprungs direkt hier anzusetzen.


"Die Reise nach Eden". Die zwanzigste Episode scheint beinahe etwas spät, um noch als geeigneter Ansatzpunkt geltend gemacht zu werden. Tatsächlich waren die Messen zum Zeitpunkt der Ausstrahlung längst gelesen und die Absetzung der Serie bereits beschlossene Sache. Die Folge verdient dennoch Erwähnung, weil Jon Hein, der Miterfinder der "Jumping the Shark"-Theorie, seinerseits diese Folge für den Moment hält, an dem Star Trek seinen Zenit überschritt. Als Hauptgrund benannte Hein den Umstand, dass Spock zusammen mit den Weltraum-Hippies musiziert.
Wie man an der doch recht einseitigen Begründung sehen kann, war Heins Verortung vorrangig auf eingängige Bilder in "Die Reise nach Eden" ausgelegt und weniger auf die tatsächlichen Begleitumstände der Serie.

Soviel zu meinen Ansichten zum Thema, die ich nach bestem Wissen und Gewissen dargeboten habe. Doch bevor wir in der kommenden Woche die Frage erörtern werden, wann bzw. ob die Erfolgsserie TNG jemals den legendären Hai übersprang, will ich von Euch wissen, was Ihr für den Moment haltet, an dem TOS sich selbst überholte. Vielleicht fällt Euch ja auch noch etwas ein, was ich vergessen haben könnte oder ihr findet den ein oder anderen Punkt weniger treffend als ich. Lasst es mich wissen!

Weiterführende Leseliste:

Star Trek Jumps the Shark 01: Star Trek 
Star Trek Jumps the Shark 02: TOS 
Star Trek Jumps the Shark 03: TNG
Star Trek Jumps the Shark 04: DS9
Star Trek Jumps the Shark 05: Voyager
Star Trek Jumps the Shark 06: Enterprise

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen