Nicht alle Tage hat man die Gelegenheit, im Radio über sein liebstes Hobby zu reden. Im Zuge der Reihe "Gemeinsam für Hier" sprach Moderator Paul Schröder auch mit Vertretern der Tafelrunde. Dabei ging es sowohl um unsere Gruppe, ihre Mitglieder und auch um das Fan-Dasein. Das Studio selbst steht in der Brandenburger Straße 48 und ist ein prächtiger Gründerzeitbau mit schmucker Innenstuckfassade. Die nervösen Tafelrundengänger wärmten sich mit Kaffee für das Gespräch vor oder kühlten sich mit Wasser aufgrund der bestehenden Hitzeverhältnisse ab. Nach ein paar einleitenden Worten ging es auch schon los.
Rot heißt: Ruhe!
Auffallend am Studio war das fehlende Mischpult. Dafür war es mit einer Vielzahl an Monitoren ausgestattet, auf denen Paul gelegentlich Programmpunkte hin und her schob. Zwischen den Musikblöcken konnten wir immer wieder die Aussicht genießen, die das Studio auf die Innenstadt Potsdams bot. Wann immer das Mikro rot leuchtete, durften wir weitermachen und Paul stellte die alles entscheidende Frage: Wie hat unsere Begeisterung für Star Trek eigentlich begonnen?
Die Frage klingt auf den ersten Blick so, als wäre sie leicht zu beantworten. Beinahe so, als würde jemand fragen, was 'Zeit' bedeutet. Im Nachhinein fallen einem immer intelligente Antworten ein. Aber ich tat mich da wohl ein wenig schwer, während Turon und K'olbasa vergleichsweise relativ souverän wirkten. Diese Nervosität sollte sich bei mir den ganzen Abend über nicht legen, aber das machte das Ganze wiederum zu etwas Besonderem. Wäre ich wie ein Profi in die Sendung gegangen, hätte ich wohl nur halb so viel Spaß gehabt.
K'olbasa (rechts) und unser Moderator Paul (links)
Pauls Schaltpulte: Man beachte die CD von Five Year Misson.
Paul streute hin und wieder Zwischenfragen ein um die Musikblöcke aufzupeppen und das nutzten K'olbasa und Turon um Five Year Mission in das Programm zu schmuggeln. Paul begeisterte die Idee, seine Sendung mit einer Deutschlandpremiere dieser amerikanischen Band zu krönen und K'olbasa flitzte zum Auto um die CD zu besorgen. Einige Zeit später kehrt er weder schwitzend noch schwer atmend zurück, was angesichts der Temperaturen und einer Vielzahl an Stufen des Treppenhauses seltsam anmutete. Die Band im Radio zu hören, ließ ihn aber so einiges vergessen. Die Begeisterung war auch Turon anzusehen, wie das folgende Video beweist.
Alles in allem war unser Moderator sehr entgegenkommend und nahm sich Zeit, unsere vielen Fragen zu beantworten. So erfuhren wir, dass er schon in jungen Jahren mit dem Moderieren anfing. Er zeigte uns mit welchem Programm er arbeitete und wie es um die Radiolandschaft so bestellt ist. Weiterhin schwatzten wir dann "On Air" über Star Trek in Berlin und Brandenburg, es gab einen (sehr) kurzen Schlagabtausch darüber, wer der beste Captain des Franchises ist und wie uns neue Mitglieder erreichen können. Alles Weitere erfahrt Ihr im Radiomitschnitt, da ich hier nicht allzu viel vorweg nehmen möchte. Aber die Bilder dürfen nicht fehlen. Hier ein paar kleine Eindrücke:
Das ist ein Mikrofon!
Weiß ich doch, Turon!
Nein, ich salutiere nicht, es sind diese verdammten Haare!
Spock: "Ein einfacher binärer Code. Ein wellenförmiges Medium überträgt ihn. Radio."
Kirk: "Radio?"
Im Wandel der Zeit mag es ein wenig
vergessen erscheinen, doch tatsächlich ist die Region
Berlin-Brandenburg der Geburtsort des deutschen Hörfunks: Im Jahr
1920 ging nämlich vom Sendemast im märkischen Königs Wusterhausen
die erste Radioübertragung der Nation aus. Nur drei Jahre später
wurde von Berlin aus die erste informelle Sendung der Weimarer
Republik ausgestrahlt, womit der Siegeszug des Radios als
Informations- und Unterhaltungsmedium endgültig eingeläutet wurde.
Und für all jene, die sich über die überzogenen Rundfunkbeiträgen
unserer Tage ärgern, kann an dieser Stelle ja einmal erwähnt
werden, dass die damalige Gebühr nicht nur kein Fernsehen und
Internet einschloss, sondern auch noch astronomische Höhen von 780
Millionen Reichsmark bzw. 60 Goldmark pro Gerät erreichte. Seit der
Inflation sorgte das Radio besonders in und um Berlin für eine Vielzahl an weiteren denkwürdigen Momenten: RIAS, der Sender Freies Berlin, DT64 oder der
Grimme-Preis für Radio Eins sind nur einige Beispiele für die
Traditionslinien, die wohl nirgendwo sonst so eng mit der Region
verwoben sind.
Im Star-Trek-Universum bietet die Rolle des Radios jedoch nur noch wenig von jenem Glanz, der ihm in seinen
Kindertagen noch ungeteilt zugestanden wurde. Abgesehen von einigen
wohlwollenden Erwähnungen innerhalb der Originalserie wurde Hörfunk
mehr und mehr eingesetzt, um Zivilisationsferne und Rückständigkeit
zu unterstreichen. Gelegentlich verfügen einige unterentwickelte
Spezies über das Medium, wobei anzumerken bleibt, dass sie dieses
Kommunikationsmittel vor allen nutzen, um unter Beweis zu stellen,
wie groß die Lücke zwischen ihnen und der technologisch viel weiter fortgeschrittenen Crew der Enterprise
tatsächlich ist. Ferner fanden Radios in Zeitreise- und Holodeck-Episoden einen
freudigen Einsatz, wo es allerdings in erster Linie genutzt wurde, um
einen "angestaubten" Flair vergangener Tage
heraufzubeschwören. Immerhin wird dem Medium nicht unterstellt, wie
das Fernsehen nur bis zum Jahr 2040 zu überdauern.
Im Spannungsfeld unserer Zeit, in der
das Radio zwar keine herausgehobene Stellung mehr einnimmt, aber
dennoch keine Existenzängste durchleben muss, hat sich die Situation
etwas verschoben. Natürlich hat Hörfunk keine Relevanz mehr
gegenüber moderneren Medien wie dem Fernsehen oder dem Internet
(dazu muss man sich nur einmal Songs wie "Video Killed the RadioStar" oder "Radio GaGa" anhören), doch auch das
Internet bedient sich des Prinzips: Internetradiostationen gibt es
mittlerweile in Hülle und Fülle und vielleicht war es nur eine
Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommen würde, die
Themenfelder "Star Trek" und "Internetradio"
unter einen Hut zu bringen.
Seit Dezember 2013 kann man auch in
Deutschland ein von engagierten Fans liebevoll in ihrer Freizeit
gepflegtes "Star Trek Radio" empfangen, das "[...] mutig dorthin
vorstoßen will, wo nie zuvor ein Radio gewesen ist". Im Zuge
dieses Anspruches gab es bereits Live-Übertragungen von der Star Trek Destination Germany oder der FedCon; Berichterstattungen von der
Trekgate oder der DaedalusCon sind ebenfalls in Planung. Schon nach
seiner recht kurzen Austrahlungszeit belegt das Star-Trek-Radio mit seiner Existenz die Vielfalt und Kreativität der deutschen
Fanszene und ist bereits festen Bestandteil unserer heimischen Fankultur
geworden.
Nun stammen die Urheber dieser längst
überfälligen Idee überall aus Deutschland und es scheint nur
folgerichtig, auch die Stimme der Hauptstadtregion in dieses Projekt
miteinzubringen. Nicht nur, dass Berlin und Brandenburg wie eingangs
ausgeführt die Traditionslandschaft des Radios schlechthin markiert; mit
unserer Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg"
konnten wir bereits mehr als einmal unter Beweis stellen, dass der
Nabel der deutschen Fanlandschaft untrennbar mit der Spreemetropole
und ihrem Umland verknüpft ist. Nirgendwo gibt es mehr
Fangruppierungen an einem Ort und nirgendwo ist das Potential für interessierte Hörer größer.
Morgen, am Mittwoch den 25. Juni 2014
wird Turon 47 in der Gesprächsrunde "Trek Talk" zu hören
sein, bei der es nicht nur um die Hauptstadtregion gehen wird,
sondern auch um die Zukunft der Trekgate, deren unsicheren
Fortbestand vor kurzem bei uns angesprochen wurde. Mit von der Partie
sind aller Voraussicht nach auch die Convention-Organisatoren Alex
und Roger, die sicherlich genauere Informationen zum aktuellen Stand
geben können. Außerdem wird neben Turon auch unser alter Bekannter
und Tafelrunden-Angehörige Tom (Marcus) Jones zu hören sein, da die Rollenspielgruppe der USS K'Ehleyr gerade Gegenstand einer Sondersendung war. Wer Interessen an diesem spannenden Projekt hat
und auch einmal zuhören will, was Moderator Jesse und seine
Gesprächspartner zu erzählen haben, sollte morgen abend ab 20Uhr
unbedingt unter diesem Link einschalten (eine Anmeldung ist nicht
notwendig, aber auf "Play" müsst ihr schon allein drücken)!