Es ist schon ein wenig verwunderlich, wie viel Negatives die anspruchsvolle Gemeinschaft der Star-Trek-Fans nach 'nur' zwei
J.J.-Abrams-Filmen in
einem nur neunzig Sekunden zählenden Trailer zum dritten Reboot-Film "
Star Trek: Beyond" hat entdecken können. Die Kommentare sind mitunter durchaus kreativ, malen aber in weiten Teilen ein so düsteres Bild vom kommenden Kinofilm, dass man meinen könnte, dass die gesamte Franchise am Tag der Premiere für immer zu Grabe getragen würde.
Dabei bildet die sehr eingeschränkte Vorschau es noch nicht einmal ein wirklich aussagekräftigen Einblick in das, was die bekennenden Star-Trek-Anhänger
Simon Pegg und
Justin Lin gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Um nun - im Geiste unseres früheren Blogposts "
Wenn das Internet schon existiert hätte als ‘Der Zorn des Khan‘ in die Kinos kam" - der allgemeinen Schwarzmalerei etwas entgegenzusetzen, wollen wir an dieser Stelle zur Hebung der allgemeinen Moral einmal die Top Six jener Anzeichen herauspicken, die Fans durchaus positiv auf jenen Film einstimmen könnten, denn schließlich macht ein Trailer noch keinen Kinofilm…
# 6. Ein Motorad macht nicht gleich "Fast and Furious". Viele Kommentatoren hängen sich bereits an dem
Motorrad auf, mit dem man
Kirk durch die Kulisse brettern sehen kann. Doch abgesehen davon, dass es sich dabei nicht um das gleiche Fahrzeug wie aus dem
elften Film handelt, muten Konstruktionen einer Querverbindung zu Justin Lins bislang größtem kommerziellen Erfolg, nämlich Teilen der "
Fast-and-the-Furious"-Reihe, etwas übertrieben an. Auch der Trailer folgt -
trotz anderslautender Bekundungen - eher einem momentan in der Marketingwelt gängigen Aufbau als einer spezifischen Traditionslinie.
Um an dieser Stelle aber mal ganz ehrlich zu sein: Ein Motorrad ist noch nicht einmal die dümmste Idee innerhalb der Star-Trek-Kinofilm-Geschichte, denn diesen Titel verdiente sich ein ganz anderes Gefährt, wie wir bereits in unserem Artikel "
Car Trek - Die Top Ten der automobilen Momente" feststellen durften: Vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere noch den
Argo-Buggy aus “
Star Trek Nemesis”, dem die eigentliche 'Ehre' gebührt, die erste "
Fast-and-the-Furious"-Duftnote hinterlassen zu haben.
# 5. Spock vs. McCoy. Einer der Höhepunkte des Star-Trek-Reboots ist in meinen Augen noch immer die Besetzung. Besonders
Karl Urban glänzt mit seiner
McCoy-Darstellung und es mutet gerade im Hinblick auf diesen Umstand besonders unsinnig an, dass das Dreiergestirn um Kirk,
Spock und McCoy innerhalb des Reboots zugunsten
Uhuras durchbrochen wurde. Nach den unwürdigen Kurzauftritten Urbans in "
Into Darkness" tat es vergleichweise gut zu sehen, dass nicht nur McCoy etwas mehr Raum vergönnt sein dürfte, sondern darüber hinaus auch wieder einer jener legendären Dispute angedeutet wurde, die seine Beziehung zu Spock ausmachten. Wer nach Anknüpfungspunkten zu TOS und den sechs ersten Kinofilmen suchte, konnte sie in diesem Schlagabtausch bereits erahnen.
# 4. In der Chronologie schlüssig. Natürlich kann man sich darüber ärgern, dass der Hauptleidtragende aller bisherigen Reboot-Filme vor allem die
USS Enterprise war. Nur all zu deutlich konnte man im Trailer sehen, dass dies nicht nur erneut der Fall sein würde, sondern darüber hinaus wohl das gesamte Schiff zerstört wird. Besonders dieser Umstand hat viele Fans aufgebracht.
Auf eine verquere Art passt dies aber tatsächlich gut ins Konzept. Zum einen ist es keineswegs das erste Mal innerhalb der inzwischen oft beschworenen Star-Trek-Kinofilmgeschichte, dass dieses geschichtsträchtige Raumschiff das Zeitliche segnet. Zum anderen passt es vor Allem deshalb so gut in die Reihenfolge, denn während sich die Handlung des zweiten Reboot-Filmes ebenso wie die des
zweiten Originalfilms um
Khan drehte, erscheint es nur folgerichtig, dass nun im dritten Reboot-Film genau so wie im
dritten Originalfilm die Enterprise aufgegeben wird. Im Rahmen einer Neuauflage ist so etwas durchaus legitim.
# 3. Neuer Besen. Nachdem selbst Abrams mittlerweile Einsicht zeigte,
dass seine Ideen zu "Into Darkness" nicht ganz zu Unrecht auf wenig Gegenliebe bei den Fans stießen, scheint es beinahe logisch, nun einen anderen Regisseur das Ruder zu überlassen, der ein wenig frischen Wind in die verfahrene Angelegenheit bringen könnte. Und tatsächlich kann man am Trailer sehen, dass sich einige bereits verfestigte schlechte Angewohnheiten scheinbar nicht noch einmal einschleichen würden: So waren weder die verhassten Lense Flares zu sehen, noch musste sich
Sofia Boutella als neue weibliche Hauptdarstellerin bis auf die Unterwäsche entblößen, um sich dem wohl größtenteils als '
männlich' antizipierten Publikum zu präsentieren.
# 2. Neuland. Augenscheinlich wird, dass sich der Film eines mutigen Settings bedient. Er spielt nicht mehr auf der Erde (vgl. '#3 Neue Besen') sondern wagt sich hinaus in die Weiten des Alls auf einem fremden Planeten, wie vor ihm nur
Star Trek V und
Star Trek IX um seine Story zu erzählen. Es gibt wirklich neue Aliens, fremde Technologie und damit auch jene '
neuen Welten, Lebensformen und Zivilisationen,' die so programmatisch für die gesamte Franchise sind. Es ist deutlich zu sehen dass sich hier zumindest jemand bemüht hat, erstmals seit dem Reboot-Start jenes heiße Eisen anzufassen, das 'Star Trek' wirklich ausmacht.
# 1. Kein Reboot des Reboots. Vielleicht gibt es einfach zu viele Anzeichen, die an die vorangegangenen Filme zurückdenken lassen: Das fängt schon mit der musikalischen Rückbesinnung auf "
Sabotage" von den
Beastie Boys und damit den elften Kinofilm an. Sieht man dann auch noch Sprünge, die den Gesetzen der Gravitation spotten, die ramponierte Enterprise und unrealistischen Mission-Impossible-Beam-Szenen, fühlt man sich vollends an die unbeliebtesten Fehler der Reboot-Reihe erinnert.
"Was passiert wenn Du auf eine Fünfjahresmission gehst und nicht nur forschst, sondern auch versuchst, anderen Deine Denkweise näherzubringen? Was bedeutet das? Was folgt daraus? Du verbreitest eine Philosophie von deren Großartigkeit Du überzeugt bist - gibt es da vielleicht Ansätze, die Deiner Denkweise entgegenstehen? Das ist etwas, worüber ich seit Kindestagen grüble und genau das werden wir untersuchen."
Pegg führt dazu (in meiner sehr freien Übersetzung
dieses Textes) weiter aus:
"Er [der Trailer] war sehr actiongeladen. Das hat mich überrascht. Ich glaube, dass die Marketing-Abteilung damit sagen wollte ‘Kommt alle und seht Euch den Film an! Er ist sehr actionreich und lustig!’, aber es gibt viel mehr im Film als nur das. Ich mochte ihn [den Trailer] deswegen nicht, weil ich eben weiß, dass der Film mehr bietet. Es gibt viel mehr Handlung, viel mehr Charaktermomente und mehr von dem, was ich als “Star-Trek-Stoff” bezeichnen würde. Aber sie mussten wohl die Werbetrommel rühren, um möglichst viel Publikum ins Kino zu locken. Darum sage ich den Star-Trek-Fans: Wartet ab! Habt Geduld."
Auch wenn das ganze Ausmaß
dieser philosophischen Grundfrage wohl erst im Kinosaal zu Tage treten wird, bleibt festzuhalten, dass es bereits jetzt viele positive Indizien gibt, die dafür sprechen, dass mit "Star Trek: Beyond" zwar nicht dem Reboot abgeschworen wird, aber immerhin ein annehmbarer (wenn nicht eventuell sogar der annehmbarste) Teil der Star-Trek-Neuauflage in die Kinos kommt. Den guten Bemühungen der Verantwortungsträger nach nur einem Trailer mit nur wenig Einblick in Handlung, Charaktere und Dialoge gleich mit solch massiver Ablehnung zu begegnen, halte ich jedenfalls für unangebracht.
Doch auch für jene, die sich längst von den Reboot-Filmen abgewendet haben, heißt das noch lange nicht, dass das Star-Trek-Jubiläumsjahr 2016 zu einem Fiasko werden wird. Zum einen gibt es eine Reihe an vielversprechenden Fanfilmproduktionen, die in diesem Jahr ihre Premiere feiern werden und zum anderen ruhen die Hoffnungen dort, wo Star Trek seit jeher seine Bestleistungen ablieferte: Als TV-Serie,
wie sie bereits für das Jahr 2017 angekündigt ist.
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Bissig: Die Reaktion der Axanar-Facebook-Vertretung auf den ersten Trailer |