Dienstag, 21. Oktober 2014

Familienbegegnung, Teil I

Am Anfang des Monats postete Star-Trek-Veteran und Internet-Ikone George Takei auf Facebook, Google + und Twitter seiner Vielzahl an Followern den Link zu einer Bilderreihe auf der Kuriositäten-Sammel-Seite guff.com.


Sie führte zu einer Bildershow unter dem Titel "Celebrities You Might Not Know Are Related" (meine zugegeben sehr freie Übersetzung "Promis, von denen Du eventuell nicht wusstest, dass sie miteinander verwandt sind") in der aufgedeckt wurde, welches Hollywoodsternchen mit welchem anderen Hollywoodsternchen in irgendeiner Weise genetische Übereinstimmungen aufweist. Der interessierte Leser beziehungsweise Bildbetrachter konnte dort so unglaublich neue Dinge in Erfahrung bringen wie die mehr oder weniger offensichtlichen Schwippschwägerschaft Emma und Julia Roberts, John und Joan Cusacks sowie Stellan und Alexander Skarsgårds
Na vielen Dank auch! 
That's indeed  'just terribly surprising'!


Der eigentliche Wert an dieser Bildzusammenstellung liegt im Zusammenhang mit seinem Verbreiter darin, dass man dieses Prinzip einer Verwandtschaftsbildershow auch problemlos auf Star Trek übertragen kann. Auch hier gibt es eine Reihe an Schaupielern mit hinlänglich bekanntem Anhang und einige Darsteller, die nicht davor zurückschreckten, ihre eigene Sippschaft durch den Wohlklang des Familiennamens aussichtsreich im einträglichen Fernsehgeschäft zu positionieren.

Aus diesem Grund ist die Reihe "Familienbegegnung" in zwei verschiedene Artikel geteilt. Im heutigen ersten Teil geht es um Schauspieler aus dem Star-Trek-Universum, in deren unmittelbarem Stammbaum mehr oder weniger bekannte Namen zu finden sind. Im zweiten Teil der Serie geht es dann um jene Darsteller innerhalb Star Treks, die mit anderen Star-Trek-Schauspielern auf die ein oder andere Art und Weise verwandtschaftlich verbunden sind. 
Sollten wir in diesen Aufzählungen irgendwen vergessen haben, ist die Tafelrunde für sachdienliche Hinweise in den Kommentaren jederzeit dankbar.

Denise Crosby und Bing Crosby


Den Anfang macht an dieser Stelle eine hinlänglich bekannte verwandtschaftliche Beziehung von Denise Crosby, die vorrangig in der ersten Staffel TNGs als Sicherheitschefin Tasha Yar zu sehen war. Ihr Großvater war niemand Geringeres als der Entertainer, Sänger, Schauspieler und Oscar-Preisträger Bing Crosby, der darüber hinaus viele Jahre mit einem Irving-Berlin-Cover den Rekord für die bestverkaufte Single-Auskopplung weltweit hielt. Die Verwandschaft mit diesem bakannten Ahnherr ebnete der damals 22-jährigen 1979 den Weg in den Playboy, wo sie unter der Überschrift "Enkeltochter des berühmten Bing Crosbys" die Hüllen fallen ließ.

René Auberjonois und Napoleon


Für den aufmerksamen Leser unseres Blogs ist es auch kaum ein Geheimnis, dass die Wurzel des Odo-Darstellers René Auberjonois bis zum berühmten französischen Feldherrn Napoléon Bonaparte reichen. Seine Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter mütterlicherseits war die Schwester des weltbekannten Landsmann Jean-Luc Picards, während sein (nicht abgebildeter) Großvater väterlicherseits ein bekannter schweizer Künstler war.

Sachi Parker, Shirley MacLaine und Warren Beatty


In der Bildershow auf guff.com lassen sich zwar die Geschwister Shirley MacLaine und Warren Beatty finden, aber es fällt kein Wort über MacLaines Tochter Sachi, die in der TNG-Episode "Erster Kontakt" die malcorianische Ärztin Tava verkörperte.  

Kelly Curtis


Relativ unspektakulär lief der Auftritt von Kelly Curtis in der Deep-Space-Nine-Episode "Tosk, der Gejagte" ab. In der Anfangssequenz beschwerte sie sich als Dabo-Mädchen Sarda über das Gebaren Quarks und als wenige Sekunden später der Vorspann einsetzt, läutet er auch schon das Ende dieses Kurzauftritts ein. Dabei entstammt Kelly Curtis einer bekannten Schauspielerfamilie. Ihre Schwester Jamie Lee bedarf ebensowenig einer Vorstellung wie ihr Vater Tony. Und auch ihre Mutter ist eine Ikone der Filmgeschichte, denn Janet Leigh war der Mittelpunkt der Duschszene in Alfred Hitchcocks "Psycho".

Laurence Luckinbill und Lucy Ball



Im schwachen fünften Kinofilm "Am Rande des Universums" gelang es Laurence Luckinbill als Sybok leider nur mäßig, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Anders sieht es bei seiner Schwiegermutter Lucille 'Lucy' Ball aus: Der mit "I Love Lucy" berühmt gewordenen Schauspielerin gehörte "Desilu", also jene legendäre Produktionsfirma, die Star Trek überhaupt erst zum Leben erweckte. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ohne Lucy Ball Star Trek niemals über das Planungsstadium hinaus gekommen wäre...

Anthony und Wes Montgomery


Der Enterprise-Darsteller Anthony Montgomery ist einer jener Darsteller in dieser Aufzählung, die keinen berühmten Schauspieler in seiner Ahnenreihe vorzeigen können. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass er keinen berühmten Vorfahren in petto hat: Die Jazz-Musiker-Legende Wes Montgomery war sein Großvater.

Katja und Ralph Rieckermann


Apropos Musik: Eine allzu große Rolle war der Deutschen Katja Rieckermann in Star Trek zwar nicht beschieden, aber dafür kommt die Saxophonistin scheinbar aus einer recht musikalischen Familie. Das Bandmitglied auf der Hochzeit Deanna Trois mit Wil Riker in "Nemesis" ist nämlich die Schwester von Ralph Rieckermann, dem ehemaligen Bassist der Hannoverschen Rockband Scorpions.

Christopher Plummer und John Abbott


Dass es nicht immer nur Schauspieler, Musiker oder Feldherren bedarf, um den eigenen Stammbaum aufzupeppen, beweist Christopher Plummer mit seinem aktiven Beispiel. Der Urgroßvater mütterlicherseits des General-Chang-Mimen ist immerhin der ehemalige kanadische Premierminister John Abbott (1821-1893).

Joel und Jennifer Grey


Auf den ersten Blick erkennt man sicherlich nicht, dass Joel Grey alias Calem aus der Voyager-Folge "Die Resistance" mit der Chick-Flick-Darstellerin schlechthin verwandt ist. Der als Joel Katz geborene Schauspieler ist nämlich der Vater der "Dirty Dancing"-Legende Jennifer Grey.

Leonard Nimoy und Michael Bay


Man mag es kaum glauben, aber spätestens seit seiner zweiten Ehe ist Leonard Nimoy, der nicht nur den legendären Vulkanier Spock verkörperte, sondern auch Star Trek III und IV als Regisseur betreute, mit Michael Bay verwandt. Dieser ist nämlich der Cousin seiner Frau und es verwundert daher wohl wenig, dass Nimoy in dessen dritter Transformers-Verfilmung eine Sprechrolle übernahm. 

Keith und David Carradine


Obgleich Keith Carradine auf beachtliche Erfolge wie feste Rollen in Serien wie "Dexter", "Dollhouse" oder "Deadwood" zurücksehen kann, steht der Schauspieler hinter dem Enterprise-Charakter A.G. Robinson noch immer im Schatten seines älteren Halbbruders David, der seinerseits mit Rollen in "Kung Fu", "Fackeln im Sturm" oder "Kill Bill" Weltruhm erlangte.

Alfred Ryder, Leo Penn, Sean Penn und Madonna


Etwas ausufernder ist die verwandtschaftliche Beziehung, auf die wir nun gemeinsam einen Blick werfen wollen. Alfred Ryder war der Gaststar in einer der ersten Star-Trek-Episoden. Als Dr. Robert Crater trat er in der TOS-Folge "Das Letzte seiner Art" auf. Was viele nicht wissen: Ryder ist der Schwager Leo Penns, der als Regisseur für die Umsetzung der wenig später ausgestrahlten TOS-Folge "Kirk:2=?" verantwortlich war. Leo Penn seinerseits ist der Vater des berühmten Schauspielers Sean Penn, der in den Achtzigern für seine turbulente Ehe mit Maria Louise Ciccone - besser unter ihrem Künstlernamen Madonna bekannt - berüchtigt war. 

Gary Lockwood und Stefanie Powers



Als Madonnas Karriere noch in den Kinderschuhen steckte, war Stefania Federkiewicz bereits auf dem Höhepunkt ihrer Schauspiellaufbahn angelangt. In Deutschland ist der attraktive Rotschopf eventuell am besten durch ihre Rolle als Jennifer Hart in "Hart aber herzlich" und unter ihrem Pseudonym Stefanie Powers bekannt. Weniger bekannt ist allerdings, dass sie ebenfalls die Ex-Frau von Gary Lockwood ist, der im zweiten Star-Trek-Pilotfilm "Die Spitze des Eisbergs" den gottgleichen Gary Mitchell spielte.

Michael Ansara und Barbara Eden


Als Stefanie Powers Karriere noch in den Kinderschuhen steckte, war Barbara Jean Moorhead bereits auf dem Höhepunkt ihrer Schauspielerlaufbahn angelangt. In Deutschland ist die attraktive Blondine eventuell am besten durch ihre Rolle als Jeannie in "Bezaubernde Jeannie" und unter ihrem Pseudonym Barbara Eden bekannt. Während sie also in der Gesellschaft Larry Hagmans in den Sechzigern ihre bekannteste Rolle ausfüllte, ergatterte ihr damaliger Ehemann Michael Ansara als Kang eine seiner bekanntesten Rollen bei Star Trek.

Jon Rashad Kamal und Mehmet V. 


Eine Heirat zur Steigerung seines Prominenz hat Jon Rashad Kamal nun wirklich nicht nötig. Zwar blieb seine Schauspielerkarriere auf Rollen beschränkt, die etwa den Umfang seines Auftritts als Sonak in "Star Trek - Der Film" aufwiesen, doch Kamals Vorfahren gehörten zu den einflussreichsten Regenten des Mittelmeerraumes. Sein Großvater war der osmanische Großsultan Mehmet V. (1844-1918), zu dessen Regierungszeiten seinem Enkel sicherlich eine bedeutendere Rolle zugekommen wäre...

Eric und Chuck Norris


Wenn einer aber den ultimativen Verwandten sein eigen nennen kann, dann sicherlich der Stuntman und Rennwagenfahrer Eric Norris. Sein Bruder ist natürlich der berühmte Action-Heldendarsteller und Kampfsportler Chuck Norris, dessen Reputation auch dank des Internets die osmanischer Herrscher bei weitem zu übersteigen scheint.

Marianna Hill und Norman Schwarzkopf


Als Helen Noel trat Marianna Hill in der TOS-Episode "Der Zentralnervensystemmanipulator" in die Fußstapfen Grace Lee Whitneys, deren Rolle als Yeoman Janice Rand (die mit der Bienenkorbfrisur) eigentlich für den Part angedacht war. 
Der attraktive Ersatz entpuppte sich später als Cousine Norman Schwarzkopfs, der trotz der Haarpracht in TOS nichts mit dem 'professionellen' Pflegeprodukt zu tun hat. 'Stormin' Norman' war statt dessen der äußerst medienpräsente General der US-Streitkräfte, die im zweiten Golfkrieg die irakischen Truppen aus Kuweit vertrieben.

Miguel Ferrer und George Clooney


Eine der ersten größeren Rollen, in denen Miguel Ferrer zu sehen war, bildete sein Auftritt als XO der USS Excelsior im dritten Star-Trek-Kinofilm "Auf der Suche nach Mr. Spock". Für Ferrer, der später mit Rollen in "Twin Peaks", "The Stand" oder "Crossing Jordan" Berühmtheit erlangte, war sein Aufenthalt auf dem legendären Sternenflottenschiff nur ein Zwischenstopp, so dass sogar noch Zeit blieb, seinen Cousin zum Eintritt ins 'Showbiz' zu überreden. Bei allem Erfolg Ferrers hat sein Vetter George Clooney ihn mittlerweile längst überflügelt - nur ein Auftritt im Star-Trek-Universum fehlt dem Frauenschwarm noch in seiner ansonsten makellosen Vita.

Iman und David Bowie


Das somalische Model Iman war in "Das unentdeckte Land" eine willkommene optische Abwechslung zur inzwischen in die Jahre gekommenen Hauptdarstellerriege. Das glückliche Los, die attraktive Martia-Darstellerin etwa vier Monate nach dem Kinostart des sechsten Star Trek-Films zu heiraten, ging an den legendären Sänger und Schauspielerkollegen David Bowie.

Ann Cusack


Ebenfalls in der angesprochenen Bildershow vertreten sind die Geschwister Joan und John Cusack, doch auch hier haben die Autoren von guff.com die Schwester der beiden geflissentlich ignoriert. Zu Unrecht, denn auch Ann Cusack ist eine profilierte Schauspielerin, die allerdings vor allem in Serien wie "Boston Legal", "Ally McBeal" oder "Frasier" zu sehen ist. In der bislang letzten Star-Trek-Serie "Enterprise" blieb sie vor allem als fürsorgliche Mutter Maggie in "Carbon Creek" in Erinnerung.

Jill Ireland und Charles Bronson


Jill Irelands Star-Trek-Auftritt als Leila Kalomi in "Falsche Paradiese" wurde unter anderem an einem Drehort aufgenommen, der als "Bronson Canyon" bekannt ist und eine große Tradition innerhalb des Star-Trek-Universums aufweist, der jener der Vasquez Rocks in nichts nachsteht.
Nur ein Jahr nach dem Dreh dieser Episode heiratete Ireland - einen bekannten Schauspieler namens Charles Bronson, der vor allem durch Western und Action-Filme berühmt wurde.
Zufall?

Michael Zaslow und Christian Slater


Den Abschluss dieses ersten Teils dieser Serie macht ein Verwandtschaftsverhältnis, das bei näherer Betrachtung eigentlich keines ist. Michael Zaslow, Darsteller jener Rolle, nach der sich dieser Blog benannt hat, war nämlich der Patenonkel eines berühmten Schauspielers, der als großer Star-Trek-Anhänger gilt und daher sogar einen Mini-Gastauftritt im sechsten Kinofilm absolvierte: Christian Slater. Auch wenn 'Paten' eher 'symbolische' Verwandte sind, darf die Erwähnung dieser beiden 'Symbolverwandten' an dieser Stelle natürlich nicht fehlen.



Übermorgen gibt es im zweiten und letzten Teil der Reihe dann den Einblick darin, welcher Star-Trek-Darsteller mit welchem anderen Star-Trek-Darsteller durch verwandtschaftliche Beziehungen verbandelt war. Sollte ich aber in dieser (heutigen) Aufzählung jemanden vergessen haben, bin ich für jede Wortmeldung dankbar.

Freitag, 17. Oktober 2014

Turons Senf zur Perspektive der nächsten Star-Trek-Serie

Einleitung

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, einen Senf zum ursprünglich von K'olbasa verfassten Abstimmungsartikel "Braucht Star Trek den Reboot?" zu schreiben, aber zum einen erregt der Artikel mehr Diskussionen als ich im Vorfeld geglaubt hätte und zum anderen war das, was ich als Kommentar darunter setzen wollte, viel (viel viel) zu lang für Blogspot, weswegen ich mir gedacht habe, dass ich das, was ich sagen will, auch genauso gut in einen eigenen Artikel packen kann.
Zur Erinnerung: K'olbasa befasste sich mit der Frage, wohin die Perspektive Star Treks nach der Reboot-Trilogie gehen wird (siehe dazu auch die Abstimmung auf unseren Block). Soll Star Trek sich allen Ernstes weiter mit der alternativen Zeitlinie aufhalten, die J.J. Abrams und seine Helfer kreiert haben oder lieber zu dem Universum zurückkehren, dass Star Trek über sechs Serien und zehn Kinofilme ausgemacht hat?

Bei meinen folgenden Betrachtungen beziehe ich mich lediglich auf eine potentielle neue Fernsehserie, denn Star Treks Heimat liegt keineswegs auf der Action-überfluteten Kinoleinwand, sondern auf der ungleich tiefsinnigeren Fernsehmattscheibe. Über kurz oder lang wird eine neue Fernsehserie produziert werden müssen, um das Franchise am Leben zu erhalten und neue Zuschauerschichten zu erschließen. 
Wie aber soll eine solche Serie unter den Vorzeichen der Absetzung des Vier-Staffel-Flops "Enterprise", nach drei Kinofilmen in einer alternativen Zeitlinie und einer generellen Durststrecke von Science Fiction im Fernsehen aussehen?

Sackgassen und Fan-Fantasien: Drei unausgereifte Ideen für neue Star-Trek-Serien

Durchforstet man das Internet nach Schlagworten wie "neue Star Trek Serie" oder "nächste Star Trek Serie", so findet man verschiedene Ansätze. Da kann man von potentiellen Netflix-Serien lesen, von einer Captain-Worf-Idee Michael Dorns oder von Schabernackeinträgen wie einem Star-Trek-CSI. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich die Ideen trotz eines gewissen Charmes als kaum realisierbar, was Fans jedoch nicht abhält, ständig weitere Vorschläge zu machen, in welche Richtung sich die nächste potentielle Star-Trek-Serie bewegen müsste. Das Material würde wohl für eine ganze Artikelreihe reichen, weswegen ich mich an dieser Stelle einmal auf drei Ideen beschränken möchte, die in Gesprächen, Foren oder Kommentaren immer wieder hervorgekramt werden. Allerdings sind auch diese gutgemeinten Eingebungen keineswegs Allheilmittel, wie ich an dieser Stelle einmal exemplarisch aufzeigen möchte.


Irrweg #1: Die Star-Trek-Online-Zeitlinie

Star Trek Online hat es vorgemacht: Stabile Nutzerzahlen und eigene Story-Bögen führen den Fans immer wieder vor Augen, wie viel Potential in jenem unentdeckten Land steckt, das sich unmittelbar hinter den Ereignissen im Zuge der Zerstörung Romulus' im Jahr 2387 erstreckt.
Doch nehmen wir für einen Moment einmal an, dass die Produzenten tatsächlich diesen Zeitraum als Handlungsort einer neuen Serie ins Auge fassen: Es wäre das Aus für Star Trek Online und einer ganzen Bücherwelt, die sich seither einen eigenen Kosmos geschaffen hat.
Dafür gibt es sogar ein historisches Beispiel. Als 1987 mit TNG endlich eine neue Star-Trek-Serie nach fast zwanzig Jahren Durststrecke vom Stapel lief, bedeutete dies das Aus für viele Rollenspielideen, Buchinhalte und sogar Sprachen, die sich in der langen Zeit dazwischen ihre eigenen Erklärungen für die Lücken innerhalb des Kanons erschaffen hatten. So gerieten viele spannende Ideen wie etwa die Klingonenmundart Klingonaase, ganze Buchtrilogien wie z.B. "Star Trek: Die Anfänge" oder etwa die Raumschiffmodelle im "Starfleet Museum" Masao Okazakis zum Irdisch-Romulanischen Krieg unverdienterweise auf ein Abstellgleis.
Zu Beginn dieses "Reboots" gab es noch kein Internet und wie man sich sicherlich vorstellen kann, wären Schreiber, die sich über die bisherigen Errungenschaften aus Gründen der Dramatik hinwegsetzen, einem wahren Sperrfeuer jener konservativer Fankreise ausgesetzt, denen der Status Quo unbewusst lieb geworden ist. Ein Setting in einer solchen Zeit wäre als ein ziemlich heißes Eisen für jeden Produzenten und es würde mich arg wundern, wenn sich heutzutage jemand bei einem so sensiblen Medium wie dem Fernsehen trauen würde, das Risiko vorprogrammierter Kritik einzugehen.



Irrweg #2: Ein weiteres Prequel

Aus irgendeinem Grund ist auch ständig davon zu lesen, dass es ein weiteres Prequel geben könnte. Die Abenteuer Kirks, Picards oder Janeways an der Akademie, die von Enterprise ausgelassenen Ereignisse um den Irdisch-Romulanischen Krieg oder gar einer Zeitepoche in noch näherer Zukunft werden immer wieder aufs Neue serviert.
Dabei ist, seitdem "Star Trek: Enterprise" so fulminant gegen die Wand gefahren wurde, längst klar, dass eine solche Entstehungsgeschichte bei Star Trek keine Option für eine neue Serie sein kann. Die Anforderungen an eine entsprechende Idee wären trotz des aktuellen Booms von Prequel-Erzählungen schon allein deshalb viel zu hoch, weil ein riesiger aufgeblähter Kanon die Bewegungsfähigkeit einer solchen Serie innerhalb dieses Universums viel zu sehr einschränken würde. Nicht zuletzt um entsprechenden Widersprüchen aus dem Weg zu gehen, wählten Abrams und seine willigen Helfer das Schlupfloch eines Paralleluniversums, in dem ihnen weitaus mehr erzählerische Möglichkeiten zur Verfügung stehen. 



Irrweg #3: Die Umsetzung einer Buchvorlage

Wie bereits angesprochen, gibt es eine ganze Reihe von lesenswerten Star-Trek-Büchern, die man mit vergleichsweise geringem Aufwand zügig in ein Drehbuch transformieren könnte. "Destiny", "Titan" und auch "Vanguard" werden immer wieder als heiße Kandidaten gehandelt, wenn es um entsprechende Serienansätze geht.
Doch Destiny fällt nicht zuletzt deshalb aus, weil viel zu viele Schauspieler reaktiviert und überredet werden müssten, wieder vor die Kamera zu treten, die darüber hinaus auch nicht mehr so jung und frisch sind, wie noch vor zwanzig Jahren. Wer sich einmal nacheinander die Folgen "Das Pegasus-Projekt" [TNG] und "Dies sind die Abenteuer..." [ENT] ansieht, wird rasch verstehen, dass der größte Gegner solcher Projekte vor allem die unbarmherzige Zeit ist, die nicht allzu gnädig mit Schauspielern und ihrem Wiedererkennungswert umgeht. Zudem wäre "Destiny" eher der Stoff für einen oder mehrere Filme und nur schwer als Serie realisierbar.
Etwas anders sieht es hingegen mit einem Projekt über die Titan-Buchreihe aus. Nicht nur, dass die Darstellerriege um Jonathan Frakes, Marina Sirtis oder Tim Russ bereits mehrfach ihre Bereitschaft signalisierte, an einem entsprechenden Projekt mitzuwirken; der Forschungscharakter der Titan-Mission wäre auch definitiv wieder ein willkommener Rückbezug auf die guten alten Star-Trek-Werte. 
Aber "Titan" ist keineswegs leicht bekömmliche Kost. Die höchst heterogene Crew trifft mitnichten den Geschmack der Majorität der Star-Trek-Fans und rutscht viel zu schnell in einen Bereich ab, den man nicht ganz zu Unrecht als 'Freakshow' bezeichnen kann. Sie erfordert darüber hinaus mehr als bei anderen Science-Fiction-Serien den massiven Einsatz teurer CGIs, um die Vielzahl an merkwürdigen Alien-Besatzungsmitgliedern zum Leben zu erwecken.
Bleibt noch "Vanguard". Obwohl die Buchserie in meinen Augen die beste bis dato ist, wird sie aufgrund ihrer vielen wiederkehrenden Charaktere, ihrer vielen notwendigen Sets sowie der benötigten Effekte ebenfalls kein günstiges Unterfangen. Zudem ist das Konzept der Raumstation mit DS9 zur Genüge repräsentiert und es besteht bei einer 45-minütigen Episodenumsetzung stets die Gefahr für den Zuschauer, rasch die Übersicht zu verlieren. 



Aus der Schublade ins Fernsehen: Final Frontier und Federation

Aber anstatt sich nun über die Projekte auszulassen, die den Gedankengängen verträumter Fans entspringen, sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass es durchaus zwei Projekte gibt, die über ein schlüssiges Konzept verfügen und für willige Produzenten viel von dem bieten, was eine neue Serie unterstützenswert machen könnte.

Alles Trick? Final Frontier

Besonders gute Karten hat wohl das Animationsprojekt der Star-Trek-Veteranen David Rossis und Doug Mirabellos in Zusammenarbeit mit José Muñoz. Die drei versetzen die Handlung ihres Serienkonzeptes ins Jahr 2525 2528 und zeichnen ein vergleichsweise düsteres Szenario: Die Föderation hat gerade einen langwierigen Krieg mit den Romulanern hinter sich, in dessen Folge ihr Territorium durch Verwüstungen zweigeteilt ist. Im Zuge des Krieges wurde Andoria zerstört, Qo'noS von den Romulanern besetzt und die Vulkanier sind kurzerhand aus der Föderation ausgetreten um Wiedervereinigungsgespräche mit ihren entfernten Cousins durchzuführen.
Die Idee ist verhältnismäßig ausgereift. Es gibt eine eigene (sehr empfehlenswerte) Website, auf der man sich die Crew, Designs und sogar die Storyboards für den Pilotfilm und die erste Folge ansehen kann.

Bildquelle: Startrekff.com

Zwar hängt dieses Vorhaben seit seiner Entstehung im Jahr 2005 so ziemlich im luftleeren Raum, doch die Vorteile liegen auf der Hand: Als Zeichtrickserie halten sich die Kosten in einem überschaubaren Rahmen, die Erzählmöglichkeiten sind vielfältiger als beim Live-Action-TV und der Star-Wars-Ableger "The Clone Wars" hat zuletzt lebhaft unter Beweis stellen können, wie wichtig die Erschließung jüngerer Zuschauerschichten für den Fortbestand einer Franchise sein kann.
Doch darin liegt wohl auch das Problem der Idee, denn Final Frontier ist weder Fisch noch Fleisch. Wie dereinst TAS wandelt das Konzept auf dem schmalen Grat zwischen Kinderunterhaltung und Erwachsenenanspruch und das Damoklesschwert, diesen Spagat nicht durchhalten zu können, schwebt bereits vor der tatsächlichen Realisierung beständig über dem Projekt. Zudem ist dieser Entwurf ein ziemlich radikaler Umbruch, der Abrams' mutwilliger Zerstörung Vulkans in nichts nachsteht.


Weiterer Minuspunkt: Das Design der 'Enterprise'
Bildquelle: Startrekff.com

Star Trek: Federation – Für alle, denen Final Frontier noch nicht weit genug geht

In eine recht ähnliche Kerbe schlägt der Vorschlag, den Regisseur Bryan Singer, Star-Trek-Veteran Robert Meyer Burnett, Christopher McQuarrie und Titan-Mitautor Geoffrey Thorne ebenfalls im Jahr 2005 nach dem Ableben von "Enterprise" auf einem fünfundzwanzigseitigen Entwurf formulierten.
Auch ihr Entwurf spielt in einer weiter entfernten Zukunft, namentlich in dem bereits von Futurama besetzten Millennium des Jahres 3000.
Bildquelle: Trekmovie.com
Und auch ihr Entwurf berichtet von einer Föderation in Trümmern. Die Menschheit ergibt sich einer römischen Dekadenz, die Vulkanier haben die Union mit den Romulanern verwirklicht und die Klingonen sind wieder auf Expansionskurs. Die Hauptfigur Alexander Kirk (!) bekämpft einen neuen unbekannten Feind namens "Die Geißel" ("The Scourge") und versucht nebenbei, den Glanz alter Föderationstage neu zu beleben, indem er den Gemeinschaftsgedanken neu entfacht.
Darüber hinaus gibt es einige interessante neue Ideen, um dem fortgeschrittenen Technologiestand Rechnung zu tragen, die Grundzüge für die ersten fünf Episoden sind bereits zusammengetragen und auch die Crew trägt einen internationalen und intergalaxialen Charakter, wie man ihn zuletzt bei TNG ausmachen konnte.
Doch beide Ideen sind nun wirklich nichts Neues mehr, sondern bei genauerer Betrachtung eher ein alter Hut. Irgendwo zwischen der Neuauflage von "Battlestar Galactica" und der Grundhandlung von "Andromeda" (es soll sogar einen personifizierten Computeravatar namens M.A.J.E.L. geben) folgt es Konzepten, die in ähnlicher Form bereits des Öfteren im Fernsehen zu sehen waren. Den Neuanfang der Franchise an diesem uninspirierten Topos-Recycling aufzuziehen, scheint weder sonderlich innovativ, noch in irgendeiner Form geeignet, um der gesamten Franchise die benötigte Frischzellenkur zu verpassen.












Warum nicht? Ein Neuanfang für Star Trek in der Alternativen Realität

Alles in allem bleibt also festzuhalten, dass die originale Zeitlinie nur wenig Möglichkeiten zur freien Entfaltung bietet. Schuld daran sind viele Faktoren. 
Kosten, Realisierbarkeit und fehlende Innovation sind entscheidende Hemmnisse für die kommende Star-Trek-Serie. Erschwerend wirkt darüber hinaus ein Umstand, der Star Trek eigentlich zu etwas so Außergewöhnlichem macht: Sein alles beherrschender Kanon. 
Er grenzt den Erzählrahmen ein, beschränkt die Figuren auf ein abgestecktes Aktionsfeld und bestimmt die Handlungsorte. 
Insofern kann man Abrams also nicht vorwerfen, sich dessen vernichtendem Einfluss dadurch entzogen zu haben, dass er sich und seine Filme in eine alternative Zeitlinie flüchtete. Bei Lichte besehen ist auch nicht diese alternative Zeitlinie das große Übel, denn auch hier kann man die großen philosophischen Themen beim Schopfe packen, die Star Trek schon immer ausgemacht haben.
Man muss es eben nur wollen.
Und genau in diesem Punkt liegt das Problem, das K'olbasa in seinem Artikel zu Recht monierte, denn tiefschürfende Auseinandersetzungen mit den Problemen unserer Zeit unter dem Deckmantel der Science Fiction liegen Abrams und seinen Helfern überhaupt nicht. Da auch Nachwuchsregisseur Robert Orci voraussichtlich kaum mit den Vorgehen seines Protegés brechen wird, wage ich zu behaupten, dass sich wohl auch der dritten Kinofilm in puncto Inhalt und Anspruch nicht allzu weit von seinen beiden Vorgängern wegbewegen wird.
Hier kommt die neue Serie ins Spiel, denn in den letzten zwanzig Jahren hat dieses Sendeformat einen qualitativen Quantensprung hingelegt und überflügelt längst in puncto Inhalt das kommerzielle Leinwandgeschäft. Denn während die Handlung in Kinofilmen Jahr für Jahr an Bedeutung verliert, haben Serien eine gegenteilige Evolution hinter sich. Staffelüberspannende Handlungen sind inzwischen zu einem Standard geworden und wenn es gelingt, hier eine Prise philosophischer Themen anzubringen, kann auch Star Trek den erfolgreichen Sprung ins 21. Jahrhundert schaffen. 
An diesem Anspruch wird sich also die nächste Star-Trek-Serie messen lassen müssen und es ist mir persönlich egal, ob das in einer alternativen Zeitlinie passiert oder nicht. 
Ein Ausblick in die unmittelbare Zeit nach den Ereignissen der Abramstrek-Kinofilme?
Kein Problem!
Sulus Abenteuer auf einer alternativen USS Excelsior?
Kann man machen!
Ein TNG-Prequel, der Picards Abenteuer auf der USS Stargazer erzählt?
Warum nicht?



Fazit

Es kommt im Endeffekt gar nicht darauf an, in welcher Zeitlinie die nächste Serie spielt, sondern ob es gelingen wird, sowohl den altehrwürdigen Star-Trek-Standards als auch den aktuellen Serienentwicklungen zu genügen. Eine Symbiose aus Alten und Neuen ist rein prinzipiell möglich, doch es bedarf engagierter und fähiger Produzenten, diese Grundanforderungen zu erfüllen. Die grundlegende Frage der kommenden Jahre wird daher nicht "Wo?" sein, sondern viel eher "Wer?".

Mittwoch, 15. Oktober 2014

[Umfrage] Braucht Star Trek den Reboot?

Seit Tagen pfeifen die Spatzen es von den Dächern: Nimoy und Shatner werden für den nächsten Star-Trek-Film gehandelt. Geht man mal davon aus, dass dies nur eine Strategie ist, das Interesse der Fans und des "normalen" Kinopublikums für Star Trek XIII bzw. "Abrams Trek III" anzuheizen, gelingt das im Moment ganz gut.
Aber was steckt wirklich dahinter? Da gelingt einem großen deutschen Automobilkonzern etwas, was seit 1991, also seit 23 Jahren, keinem mehr gelungen ist. Leonard Nimoy und William Shatner sind gemeinsam vor einer Kamera zu sehen. Gut, es ist nur ein Werbespot, aber immerhin. Shatner selbst twitterte dazu, es ist egal ob es ein richtiger Film oder nur ein Werbeclip ist, es ist immer eine schauspielerische Leistung! Das lassen wir jetzt mal so stehen.


Beide Schauspieler äußerten sich nach den Dreharbeiten öffentlich zu den Spekulationen um ihre Rückkehr auf die Brücke der Enterprise. Sowohl  Nimoy als auch Shatner gaben diesen Gerüchten jedenfalls mächtig Futter.
Nachdem im ersten Abrams-Star-Trek-Film schon Mr.Spock, später überall als "Spock Prime" bezeichnet, herhalten musste, um die Verbindung zum neuen, alternativen Universum herzustellen, kommen nun vielleicht beide Ikonen des klassischen Star Trek zurück auf die Leinwand?


Für uns stellt sich nun die Frage: 'Wozu das Ganze'?
Braucht der Reboot das, um die "alten" Fans bei der Stange zu halten?
Oder deutet sich hier vielleicht sogar ein Umdenken an?

Wir wissen es nicht, auf jeden Fall ist es eine gute Strategie.
Unsere neue Umfrage ist dieses Mal ein wenig kontrovers.
Wir würden uns also auch sehr über Eure Meinung in den Kommentaren freuen.
Dafür müßt ihr dieses Mal nur ein Häkchen bei JA oder NEIN machen!
Soll also Eurer Meinung nach das Experiment "Alternatives Universum" mit dem nächsten Film enden und damit wieder den Weg frei geben, "[...] dahin zu gehen, wo noch nie ein Mensch gewesen ist" - in die Zukunft?
Soll also das Star Trek Universum auch in den Kinofilmen wieder an die TNG/ DS9/ VOY Ära anknüpfen?
Wir freuen uns über Eure Meinung!

An dieser Stelle möchten wir an einen Beitrag von Strifes erinnern, bei dem es um das Thema Reboot in der Science Fiction ging:  Guggst Du hier!