Donnerstag, 31. Januar 2019

Der große Tafelrunden-Check zum Super Bowl LIII (Update)



Einleitung.

Das Jahr ist noch jung, aber wie stets um diese Zeit glänzt die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam-Babelsberg mit einem Blick auf eines der größten Sportereignisse unseres Planeten. Der Super Bowl, das Finalspiel der beiden Profiligen des American Footballs geht in seine dreiundfünfzigste Runde. In Atlanta kämpfen die Los Angeles Rams und die New England Patriots um die Prestige-reiche Krone des us-amerikanischen Nationalsports.
Doch warum schreibt ein kleiner Star-Trek-Blog ausgerechnet von einem hierzulande bestenfalls im Nischenfernsehen beachteten Sport, dessen Endspiel zu allem Überfluss an einem Sonntag mitten in der Nacht ausgestrahlt wird?



Nun, zum Einen ist Star Trek wie Football auch ein elementarer Bestandteil amerikanischer Kultur. So ist es kein Wunder, dass eine ganze Reihe Star-Trek-Darsteller wie William Shatner (James T. Kirk), Connor Trinneer (Charles 'Trip' Tucker), Jeffrey Hunter (Christopher Pike), Bernie Casey (Calvin Hudson), Gary Lockwood (Gary Mitchell), Dwayne Johnson (Pendari Champion) oder J.G.Hertzler (Martok) in ihrer Jugend diesen Sport spielten. Der erfolgreichste unter ihnen war Fred Williamson (Anka), der beim allerersten Super Bowl für die Kansas City Chiefs auf dem Feld stand.
Andere, wie Scott Bacula (Jonathan Archer, "Armadillo Bears – ein  total chaotischer Haufen"), Anthony Rapp (Paul Stamets, "Der Außenseiter"), Alfre Woodard (Lily Sloane, "Sie nennen ihn Radio"), Gary Graham (Soval, "Der richtige Dreh"), James Cromwell (Zefram Cochrane, "Spiel ohne Regeln") oder Jason Matthew Smith ('Schnubbelchen' Hendorff, "Playmakers") spielten in bekannten Footballfilmen (oder Serien) mit, während wiederum andere verschiedene Teams unterstützen. Zudem konnte man bei Star Trek das scherzhaft stellvertretend für den Sport – und zur Unterscheidung vom europäischen 'Fußball' – auch als 'Eggball' bezeichnete Spielgerät durch die Schwerelosigkeit schweben sehen oder Vulkanier ein Spiel schockiert beschreiben hören.
Weil wir uns dem Rummel selbst mit dem Abstand eines großen Gewässers zwischen Europa und Amerika kaum entziehen können und vor allem, weil es so ziemlich seit Anbeginn unserer Runde auch zu unseren Traditionen gehört, den Super Bowl zu sehen, folgt auch dieses Jahr unsere ganz eigene, völlig von Logik geleitete Betrachtung aus der gemeinsamen Feder von Strifes und Turon47, die sich wie immer in die drei Unterpunkte "Die konkurrierenden Städte", "Personelle Unterstützung" und "Der sportliche Rahmen" teilt. Dem schließt sich ein kleiner Überblick zu Halbzeitshow, Werbung, Austragungsort und Nationalhymne unter dem Titel "Nachspiel" an. Anhand dieser – nicht immer ernstgemeinten – Prognose können dann selbst weniger versierte Zuschauer ihre Sympathien verteilen, wobei ihnen die Punktevergabe unter jedem Einzelaspekt helfen soll.




[P.S.: In der Folge wird immer dann, wenn von den Patriots die Rede sein wird, auf die Stadt Boston verwiesen. Zwar ist den Autoren bewusst, dass die Heimstätte der Mannschaft im Vorort Foxborough liegt, doch da auch das Stadion des FC Bayern München in Fröttmaning steht, ohne dass jemand die Herkunft des Vereins aus der bayrischen Landeshauptstadt anzweifelt, belassen es die Verfasser bei dieser Simplifizierung]

A. Die konkurrierenden Städte

Die größere Stadt.
Boston ist eine große Stadt. Allein im eigentlichen Stadtgebiet tummeln sich etwas über 600.000 Menschen, doch in der Metropolregion sind es gar etwas mehr als viereinhalb Millionen. Rechnet man nun den gesamten Wirtschaftsraum ein, den Boston umfasst, kommt man sogar auf eine potentielle Anhängerschaft von etwa acht Millionen Bürgern.
Doch Los Angeles ist bedeutend größer. Schon allein das Stadtgebiet fasst beinahe vier Millionen; die Metropolregion ganze dreizehn Millionen und den gesamten Wirtschaftsraum bevölkern gar ganze achtzehn Millionen Menschen. Im Endeffekt leben in und um L.A. rund zweieinhalbmal so viele Personen wie in Boston.
Vorteil: Rams.


Die ältere Stadt.
Wer in Amerika von Boston spricht, der spricht von Tradition: Der Name zeugt von den puritanischen Siedlungspionieren, von der legendären Tea-Party oder der Schlacht von Bunker Hill. Selbst wenn wir als Europäer dabei eher mitleidig schmunzeln – für Amerikaner ist Bostons Gründungsjahr 1630 gemessen an der eigenen (recht kurzen) Geschichte so etwas wie ein Urgestein ihrer Historie.
Doch während die Ostküste als erstes besiedelt wurde, benötigte der Siedlerstrom etwas länger, um schließlich auch die Westküste der späteren USA zu erreichen. Doch da die erste (europäische) Besiedelungswelle Kaliforniens von Spaniern aus Mexico (!) ausging, liegt auch das Gründungsdatum der 'Stadt der Engel' in vergleichsweise ferner Vergangenheit (für US-Verhältnisse). Aber mit einem Gründungsjahr von 1781 liegt es noch immer 151 Jahre hinter dem der Ostküstenmetropole.
Vorteil: Boston.



Die wichtigere Stadt.
Worin drückt sich die Wichtigkeit einer Stadt aus? In der politischen Bedeutung?
Da hat nämlich Boston die Nase vorn, denn im Gegensatz zu Los Angeles, die in Regierungsangelegenheiten nach Sacramento schauen müssen, liegen auch die Regierungsgebäude des genzen Bundesstaates innerhalb der Stadt.
Oder sollte man eher den Global City Index zu Rate ziehen, der Städte nach wirtschaftlichen, medialen und kulturellen Gesichtspunkten auflistet?
Dort kommt Boston auf einen stolzen vierundzwanzigsten Platz, hat aber gegenüber Los Angeles auf Rang sechs eindeutig das Nachsehen (Berlin landet in diesem Ranking übrigens auf der sechszehn).
Als Zünglein an der Waage soll daher die eher auf ökonomische Belange ausgerichtete Einteilung des GaWC (Globalization and World Cities Research Network) dienen, das Städten für ihre weltweite Bedeutung Noten verleiht, die von Alpha bis Gamma reichen. Während es aber Los Angeles immerhin in die Alpha-Wertung schaffte, liegt Boston lediglich auf einem Beta-Plus-Rang (Berlin liegt mit einem Beta-Platz ohne Plus deutlich abgeschlagen dahinter).
Vorteil: Rams.



Entfernung zum Austragungsort.
Noch vor zwei Jahren hatte das Team aus Atlanta noch selbst größte Hoffnungen, den Super Bowl zu gewinnen, doch man musste sich den New England Patriots aus dem 1.500km entfernten Boston geschlagen geben, die ihr Reiseziel nunmehr in etwa zwei Flugstunden erreichen.
Noch länger unterwegs sind die Spieler aus dem warmen Kalifornien, die stolze 3.100km zu überwinden haben und mindestens vier Stunden in den Endspielort fliegen müssen.
Vorteil: Patriots.


Die größere Nummer im Sport.
In der Regel wird die Sportlichkeit einer Stadt anhand der Vertreter in den vier großen nationalen Sportligen von Basketball, Baseball, Eishockey bis American Football gemessen. Doch selbst wenn man Fußball noch miteinbezieht, kommen beide Städte auf die selbe Zahl von fünf Ligen, in denen sie präsent sind.
Wo in Boston allerdings je ein Team diese Ligen bereichert, hat Los Angeles jeweils zwei Teams in jeder Liga zu bieten, auch wenn diese oft aus dem nahen Anaheim stammen (was allerdings kein Problem ist, wenn man bedenkt, dass die Patriots-Heimstätte Foxborough ähnlich außerhalb des Stadtgebietes von Boston liegt). Man könnte allerdings darauf verweisen, dass Profi-Football in Los Angeles zwischen 1995 bis 2015 gar nicht stattfand, da die heute noch von den Fans misstrauischbeäugten Rams in dieser Zeit nach St. Louis zogen und damit der einheimischen Anhängerschaft ziemlich vor den Kopf stießen.   
Eines aber hat Los Angeles Boston als Sportstandort unwiderruflich voraus: Während die Olympischen Spiele noch nie in der Ostküsten-Metropole gastierten (ein Gebot für die Spiele 2024 zog die Stadt wieder zurück), war Los Angeles bereits zweimal (1932 und 1984) Gastgeber dieses wichtigsten Sportevents der Welt (und wird es auch 2028 ausrichten).
Vorteil: Rams.



B. Personelle Unterstützung.

Berühmte Einwohner.
Die Liste berühmter Bürger Bostons ist lang. In ihr finden sich illustre Namen wie die der Schauspieler Uma Thurman, James Spader oder Edward Norton. Dazu Talk-Show-Größen wie Jay Leno oder Conan O'Brien. Oder der Dirigent Leonard Bernstein. Oder der Autor Edgar Allan Poe. Oder der Wrestler John Cena. Oder der Erfinder Samuel Morse.
Vor allem hat Boston aber mit seiner reichhaltigen Geschichte Gründerväter wie Samuel Adams oder Benjamin Franklin genauso das Licht der Welt erblicken sehen, wie die drei Präsidenten
Calvin Coolidge, George W. Bush senior und John F. Kennedy.
Doch seit vor den Toren Los Angeles in Hollywood die Filmindustrie zu Hause ist, haben auch viele Stars und Sternchen hier ihr Domizil gefunden und verleihen der größten Stadt Kaliforniens einen Glanz, mit dem kaum eine andere Stadt in den USA mithalten kann.
Ich wüsste schon allein bei einer Liste von Schauspielerinnen wie Candice Bergen, Jamie Lee Curtis, Zooey Deschanel, Carrie Fisher, Jodie Foster, Angelina Jolie oder Marilyn Monroe nicht, wen ich der Übersichtlichkeit halber auslassen könnte. Männliche Kollegen wie Jeff Bridges, Kevin Kostner, Leonardo diCaprio oder Dustin Hoffman dürfen genauso wenig fehlen wie namhafte Regisseure des Kalibers Michael Bay, Tim Burton oder Ron Howard.
Ich könnte aber problemlos noch mehr nennen. Etwa den Schriftsteller Charles Bukowski. Oder den Zeichner Walt Disney. Die Astronautin Sally Ride. Oder die Tennisspielerin Venus Williams.
Diese Aufzählung ließe sich problemlos erweitern und würde völlig ausufern, wenn man auch noch jene Personen aufzulisten beginnt, die hier ihren Wohnsitz haben.
Es besteht also keine Frage, welche Stadt mehr Anziehungskraft ausübt.
Vorteil: Rams.



Berühmte Musiker.
Nachdem sich die Patriots in den letzten Jahren schon so oft für den Super Bowl qualifiziert haben, habe ich an dieser Stelle schon ähnlich oft die großartige Musik lokaler Bands (Hörbeispiele in den Links) wie Boston, Aerosmith oder Dick Dale gepostet. Natürlich gibt es noch einige weitere Hausnummern wie etwa Godsmack, Pixies, Staind, Donna Summer, Rob Zombie, Aimee Mann oder die Dropkick Murphys, aber heute soll an dieser Stelle einmal eine Band stehen über die man so oft stolpert, wenn man Bostons Musikszene recherchiert, dass man über kurz oder lang nicht umhinkommt, auch dieses Beispiel der Popmusik einmal zu spielen (zumal viele Mitglieder bekennende Patriots-Fans sind): Die New Kids on the Block!



Und wer schon dachte, dass Bostons Musikszene kaum zu übertreffen wäre, der kennt den Umfang der Kreativität nicht, die an der Westküste herrscht, denn das Aufgebot Los Angeles' liest sich wie ein Who-Is-Who der moderneren Musikgeschichte: Bei Acts (Hörbeispiele in den Links) wie The Carpenters, Beck, The Offspring, The Beach Boys, NOFX, Maroon 5 (die für die Halbzeitshow verantwortlich sind), The Doors, Van Halen, Black Eyed Peas, The Bangles, Dr. Dre, Rage Against the Machine, Toto, System of a Down, Buffalo Springfield, Kyuss, Ice Cube, Eagles, Metallica, CypressHill, Mötley Crüe, The Monkees, Randy Newman, Slayer, No Doubt, Tool, Snoop Dog, Linkin Park, Bad Religion, The Byrds, Guns’n’Roses, Queens oft the StoneAge, Megadeth oder (meinem Favoriten) Weird 'Al' Yankovic fällt es unglaublich schwer, einen passenden Vertreter auszusuchen. Und doch gibt es einen Vorzeige-Kandidaten mit einem bestimmten Song, an dem man zum Thema Los Angeles unmöglich vorbeikommt (zumal auch hier die Bandmitglieder erklärte Fans sind): Die Red Hot Chili Peppers.
Vorteil: Rams.





Verbindungen zu Star Trek.
Spärlich sind die Informationen zu Boston in der Star-Trek-Zukunft. Die Stadt wird in "Pathfinder" kurz als Wohnort der Schwägerin Commander Harkins erwähnt, aber viel mehr mag man kaum zu erfahren.
In Los Angeles spielt immerhin mit "Vom Ende der Zukunft" ein zentraler Voyager-Zweiteiler, aber wir erfahren dort auch gleich, wie es um die Stadt in der Zukunft bestellt ist: Das Hermosa-Erdbeben des Jahres 2047 löscht die Metropole völlig aus und reißt was übrig bleibt tief unter die Meeresoberfläche.
Da dies wenig ertragreich ist, wenden wir unseren Blick also zu dem, was die Städte abseits des Kanons für die Franchise getan haben.
Aus Boston kam nicht nur der Romulan Ale Energy Drink, sondern auch eine Reihe verdienter Schauspieler wie Martha Hackett (Seska), Ward Costello (Adm. Gregory Quinn), Richard McGonagle (Ja'Dar und Commander Harkins), Paul Comi (Stiles), John Snyder (Bochra und Aaron Conor), Sean Kenney (Pike im Rollstuhl), Richard Herd (Admiral Owen Paris) und John Schuck (Botschafter Kamarag). Zudem erblickte Produzent Maurice Hurley in dieser Stadt das Licht der Welt.
Vor allem aber wird der Ort als Geburtsstätte des legendären Star-Trek-Schauspielers Leonard Nimoy in Erinnerung bleiben, der mit seiner Darstellung Spocks die Popularität Star Treks entscheidend mitbegründete.

Los Angeles hat aber auch ungleich mehr als die Budweiser-Brauerei zu bieten, in der zum Leidwesen vieler Fans einige Innenaufnahmen zu "Star Trek" (2009) gemacht wurden. Noch mehr Nebendarsteller unter denen Ed Begley Jr. (Henry Starling), Rosalind Chao (Keiko O‘Brien), Clint Howard (Balok), Matt Winston (Crewman Daniels), Hallie Todd (Lal), Ada Maris (Erika Hernandez), Paul Winfield (Captain Terrell und Dathon), Felicia Bell (Jennifer Sisko), James Cromwell (Zefram Cochrane) oder Brian Bonsall (Alexander Rozhenko) nur eine Auswahl sind, stammen aus der Stadt oder ihren Ausläufern. Zudem wurden in keiner anderen Metropole auf Erden derart viele Hauptdarsteller Star Treks geboren. So kamen hier Denise Crosby (Tasha Yar), Roxann Dawson (B'Elanna Torres), Chris Pine (Captain Kirk), George Takei (Hikaru Sulu), Wil Wheaton (Wesley Crusher), Cirroc Lofton (Jake Sisko) und Aron Eisenberg (Nog) zur Welt.
Doch die Liste ließe sich problemlos weiterfüllen. Aus Los Angeles stammen auch die Komponisten
Jerry Goldsmith, James Horner und Jeff Russo. Regisseuere wie Robert Butler ("Der Käfig"), Robert Wise ("Der Film"), Vince McEcveety oder Adam Nimoy. Autoren wie Tracy Tormé, Melinda Snodgrass oder Alex Kurtzman. Der Maskenbildner Michael Westmore, der TOS-Shuttle-Konstrukteur Gene Winfield oder der Designer Greg Jein.
Hinzu kommt, dass Gene Roddenberry, der zwar in Texas geboren wurde, hier aufgewachsen ist. Mehr noch, an diesem Ort hat er Star Trek erfunden. Hier wurde es ausgefeilt, umgesetzt und schließlich zum Leben erweckt. An dieser Stätte findet man die Studios von Desilu, CBS und Paramount. In Los Angeles kamen Drehorte, Menschen und Ideen zu dem zusammen, was Star Trek ausmacht und es ist wohl keineswegs übertrieben zu sagen, dass keine andere Stadt die Franchise so geformt hat.
Und darüber hinaus kann auch Los Angeles mit Spock aufwarten – und das sogar dreimal:
Carl Steven, der den junger Spock Spock im dritten Kinofilm spielte, Stephen Manley, der im gleichen Film seine Teenager-Variante verkörperte und schließlich Ethan Peck, der demnächst bei Discovery Leonard Nimoys legendäre Rolle aufnehmen wird, sind allesamt Söhne der Stadt.
Vorteil: Rams.



Berühmte fiktive Einwohner.
Als Filmstadt ist Los Angeles klar im Vorteil – denn keine andere amerikanische Stadt bildet die Bühne für so viele Serien wie "ALF", "Baywatch", "I Love Lucy", "Betterof Ted", "Verliebt in eine Hexe", "Chuck", "Columbo", "Diagnose Mord", "Ein Colt für alle Fälle", "Bezaubernde Jeannie", "Das Model und der Schnüffler", "Perry Mason", "Quincy", "Two and a Half Men", "The Fresh Price of Bel-Air", "Numbers", "Dollhouse", "Californication", "Blossom", "Alias" oder die "Animaniacs". Insbesondere die Charaktere der "Big Bang Theory" gelten als Idole der Nerdkultur und greifen Star Trek immer wieder als popkulturelles Phänomen auf. Doch auf wenige wirklich Star-Trek-lastigen Serien wie "T.J. Hooker" (mit William Shatner und James Darren), "CHiPs" (mit Michael Dorn) oder "Alien Nation" (mit Gary Graham) kommen mindenstens genauso viele eher fragwürdigere Produktionen wie "Beverly Hills 90210", "Hannah Montana" oder gar "Melrose Place".
Doch was hat Boston dem schon entgegenzusetzen?

Super Cop vom LAPD - T.J. Hooker

Vielleicht nichts auf quantitativer, aber immerhin auf qualitativer Ebene. Etliche der in dieser Stadt angesiedelten Serien boten für viele bekannte Darsteller eine Heimstätte. In "Spenser" setzte Avery Brooks erstmals Ausrufezeichen, in "Cheers" fand Kirstie Alley Unterschlupf. Und während "Leverage" einerseits den Short-Trek-Darsteller Aldis Hodge präsentierte, führte Jonathan Frakes bei dreizehn seiner Episoden Regie. In "Fringe" war der in Boston geborene Leonard Nimoy das letzte Mal in einer Fernsehserie zu sehen.  
Vor allem aber wird Boston für Star-Trek-Fans immer jene Stadt bleiben, in der "Boston Legal" spielt und William Shatner alias Denny Crane umgeben von anderen Star-Trek-Schauspielern wie René Auberjonois, John Laroquette, Scott Bacula, Jeri Ryan, Armin Shimerman, Ethan Philipps oder Michelle Forbes ein unterhaltsames Stück Star Trek an der Ostküste angesiedelt hat.
Vorteil: Patriots.
Denny... Crane!


Fiktive Fans.
Nachdem es die Patriots schon so oft in den Super Bowl verschlagen hat, wird man irgendwann müde, abermals von Peter Griffin aus "Family Guy" als Vorzeige-Fans des Teams zu berichten, auch wenn der Verein Gegenstand gleich mehrerer Folgen war.
Stattdessen möchte ich eher die Gelegenheit nutzen, einen lediglich in Fan-Utensilien bekleideten Dauerbargast aus "Cheers" ins Rampenlicht zu zerren, der als Vorlage für eine besonders beliebte Figur im Star-Trek-Universum diente:
Morn, äh, Norm!


Ein wenig trauriger sieht die Sache allerdings bei den Rams aus. Als so ziemlich einzige in Los Angeles angesiedelte Serie bezog sich "Beverly Hills 90210" einmal auf Football in der Stadt – jedoch auf die inzwischen nach Oakland ausgewanderten Raiders.


Das Team wird woanders kaum erwähnt und wäre da nicht eine Sesamstraßen-Folge, in der zwei Schafe mit Rams-Helmen durch das Bild laufen, würde der Sieg in dieser Kategorie nur noch klarer an die Patriots gehen.
Vorteil: Pats.




Berühmte Fans.
Als erfolgreiches und traditionsreiches NFL-Team ziehen die Patriots viele beliebte Fans wie Mark
Wahlberg (Bruder des NKotB-Mitgliedes Donnie), Chris Evans (Captain America), Matt Damon (der Marsianer), Ben Affleck (Batman), Steven Tyler (Aerosmith), Gisele Bündchen (Supermodell und zufälligerweise auch Ehefrau des Patriots-Quarterbacks Tom Brady), Jon Bon Jovi (Schnulzensänger), oder John Cena (Wrestler) an.
Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Klubeigner Robert Kraft ist nämlich nicht nur mit Elton John befreundet, sondern auch mit dem aktuellen US-Präsidenten Donald Trump, der seinen Lieblingsverein in erwartbar unstaatsmännischer Manier sogar mit einer Grußbotschaft bedachte. Der bereits erwähnte Quarterback Tom Brady (den die Welt gar als 'Trumps verlorenen Schwiegersohn' bezeichnet) soll sogar einen "Make Amerika Great Again"-Hut in seinem Spind hängen haben.



Das inhaltliche Gegenteil dazu ist das eher liberale Hollywood und schnelllebige Los Angeles, wo viele der Stars und Sternchen nicht nur froh darüber sind, wieder Profi-Football in ihrer Umgebung sehen zu können, sondern sich in der Vergangenheit auch offen gegen Trump und dessen Politik stellten.
So wundert es wohl kaum, dass Tom Morello, der Sänger von Rage Against the Machine (der übrigens sogar in einer Voyager-Episode und "Der Aufstand" mitspielte) zu einem der innigsten Anhänger des Vereins zählt. Desweiteren könnte man den Basketball-Star Magic Johnson, den Terminator-Bösewicht Robert Patrick, den Brooklyn-Nine-Nine-Muskelprotz Terry Crews (der selbst einst für die Rams und bei Düsseldorf Rhein Fire auflief), den "Machete"-Darsteller Danny Trejo oder den Peppers-Gitarristen Flea ins Feld schicken.
Vorteil: Rams.

schon seit Jugendtagen Rams-Fan: Tom Morello



Maskottchen.
Das Maskottchen aus Los Angeles stammt eigentlich noch aus St. Louis und der Schafsbock hört auf den sinnigen Namen "Rampage". Er verfügt über einen sehenswerten Twitteraccount und ist ein knuffiger Zeitgenosse.
Dafür hat sein Gegenüber "Pat Patriot" sein Team bereits bei neun von zehn Super-Bowl-Auftritten begleitet und seine Mannschaft stolze fünf Mal zum Sieg gejubelt. Auch er verfügt über einen Twitteraccount, aber da er ein wenig aussieht wie Gaston mit Verstopfungen, ist dieser etwas weniger sehenswert. Erschwerend kommt hinzu, dass seine diesjährige Teilnahme am Super Bowl in den Sternen steht, da er von einem gegnerischen Spieler in einem All-Star-Spiel so schwer getacklet wurde, dass er noch immer an den Verletzungen leidet.
Vorteil: Rams.




C. Der sportliche Rahmen.

Statistik.
Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Die Patriots sind die statistisch bessere Wahl. Sie sind mit insgesamt zehn Super-Bowl-Teilnahmen (dieser nicht eingerechnet) einsamer Rekordhalter. Schaut man einmal genauer hin, so muss man feststellen, dass die Bilanz erschreckend ausgeglichen ist: Fünf Mal ging das Team aus Massachusetts als Sieger vom Platz; fünf Mal hingegen nicht. Damit sind sie – von der schieren Menge der Teilnahmen einmal abgesehen – ebenso erfolgreich wie die Indianapolis Colts, die Chicago Bears oder die Kansas City Chiefs.
Die Patriots haben aber den Großteil dieser Super-Bowl-Teilnahmen innerhalb der letzten zwanzig Jahre errungen, was in einem so vom stetigen Wechsel bestimmten Geschäft durchaus bemerkenswert ist, zumal dies bereits die dritte Endspielteilnahme in Folge ist (während sie 2018 das Nachsehen hatten, konnten sie die Vince-Lombardi-Trophy 2017 für sich beanspruchen).
Doch wirft man einen Blick auf's Papier steht für den Verein unglaublich viel auf dem Spiel: Gewinnen sie dieses Spiel haben sie ebenso viele Super-Bowl-Siege wie der bisherige Rekordhalter Pittsburgh Steelers auf dem Konto, doch wenn sie verlieren, gehen sie als die Mannschaft mit den meisten Super-Bowl-Niederlagen in die Geschichtsbücher ein. Bislang teilen sie sich diese rote Laterne noch mit den Denver Broncos, deren Fans sicherlich auf ein Scheitern der Patriots hoffen.
Zudem hat es der einundvierzigjährige (!) Quarterback Tom Brady in der Hand, zum erfolgreichsten Spieler aller Zeiten zu werden und als einziger Spieler der bisherigen Geschichte die Trophäe sechs Mal zu gewinnen. Dabei kann es als gutes Omen gewertet werden, dass er sein erstes Finale im Jahre 2002 gewann - gegen die Rams.
Die waren damals zwar noch in St. Louis beheimatet, gingen aber immerhin im Jahr 2000 als Super-Bowl-Sieger in die Annalen ein. Ein weiteres Endspiel verloren die Rams 1980, als sie letztmalig die Anreise aus Los Angeles antraten. Damit schaffen es die Rams auf insgesamt drei Teilnahmen, die allerdings allesamt ziemlich lang zurückliegen. Im Jahre 2004 standen sie überhaupt das letzte Mal in den Playoffs.
Beide Teams trafen seit 1974 insgesamt dreizehn Mal aufeinander. Von diesen Begegnungen konnten die Patriots acht für sich entscheiden; darunter auch das letzte Spiel im Dezember 2016 sowie den Super Bowl 2002. Von diesen acht Siegen der Pats gelangen vier gegen Rams aus Los Angeles. Ein wenig Grund zur Hoffnung mag da allein der Umstand geben, dass von den fünf Siegen der Rams drei auf das Konto einer Mannschaft aus L.A. gingen.  
Vorteil: Pats.



Saisoneindruck.
Um es klipp und klar zu sagen: Die Statistik spricht für die L.A. Rams. Sie konnten dreizehn der
regulären sechszehn Spiele für sich entscheiden während den Patriots das nur elf Mal in dieser Saison gelang.
Schaut man sich die Spielstatistiken beider Mannschaften an (Yards pro Spiel, Rushing
Yards, Passing Yards und Touchdowns) so haben auch hier die Rams die Nase vorn. Allerdings
haben Statistiken im Superbowl kaum Wirkung wie man am Beispiel der Panthers im Jahr 2016
sehen konnte. Und gerade bei den Patriots als Gegner können die Zahlenspiele äußerst trügerisch sein.
Die Stärke der Pats liegt in der Offensive. Hier trumpfen sie mit dem Passempfänger Julian
Edelman auf. Auf ihn sollte man während des Super Bowls achten. Zusammen mit Rob Gronkowski
und Tom Brady kann er die Schlüsselfigur zum Sieg der Patriots sein. Die Defensive der Patriots ist
während der Regulären Saison über sich hinausgewachsen und hat sich positiv entwickelt.
Sie steht einer punktestarken Rams-Offensive gegenüber, die vor allem durch das Dreier-Gespann Jared Goff (dem Quarterback) Todd Gurley (Runningback) und Brandin Cooks (Wide Receiver) glänzen kann.
Und hier kommen wir schon zum ersten Problem der Rams. Todd Gurley sah im letzten Spiel
gegen die Saints überhaupt nicht gut aus. Er könnte seine Position an C.J. Anderson verlieren.
Aktuell wird spekuliert, ob sich Gurley verletzt hat. Dies wurde aber von offiziellen Stellen nicht
bestätigt, sodass er wohl im Super Bowl spielen wird. Des Weiteren hat der Quarterback der Rams
eine Wachmannschaft vor sich, die Offense-Line, die in der Liga ihresgleichen sucht. Brady hätte
die wahrscheinlich auch gern, denn er mag es überhaupt nicht in der Pocket, dem Raum hinter
seinen Verteidigern, gestört zu werden. Hier haben die Rams die Nase vorn.
Das letzte Duo, auf dass man achten sollte, wäre das gefürchtete Defensivgespann Ndamukong Suh und Aaron Donald. Das sind zwei wandelnde IKEA-Wandschränke auf Adrenalin. Sie werden es Bradys Verteidigung schwer machen ihren Quarterback zu schützen.
Vorteil: Rams.



Die Trainerfrage.
Erfahrung vs. Innovation: Sean McVay ist der jüngste Headcoach mit seinen dreiunddreißig Jahren. Als er noch die Schulbank drückte, feierte Brady 2001 seinen ersten Superbowl-Triumph. McVay ist letztes Jahr mit den Rams aus der ersten Runde der Playoffs geflogen (Wildcard gegen die Falcons). Er hat seine Mannschaft in dieser Saison weiter ausgebaut und mit guten Spielern aufgefüllt. Zudem ist er für einen dünnen Grundspielplan mit äußerst vielen variablen Spielzügen bekannt. Das macht seine Taktik unberechenbar.
Auf der anderen Seite steht die Legende Bill Belichik, der gleichermaßen geschätzt wie gehasst wird. Viele Skandale wie das Deflate- oder Spygate belasten seine Karriere. Er neigt dazu, die Schwächen des Gegners radikal offen zu legen und sie eiskalt auszunutzen. Er ist zudem bekannt für seine eiserne Disziplin, er lacht selten und er hat einen Sinn für Talent. Die Playoffs und der Super Bowl sind für ihn ein alter Hut. Er besitzt die Erfahrung, die McVay noch fehlt.
Vorteil: Patriots.





Die Quarterbacks.
Jared Goff kam aus dem Kindergarten als Brady 2001 seinen ersten Triumph feierte. Beide ähneln
sich in ihrer Spielweise und bevorzugen die Würfe aus der Pocket. Sie laufen ungern selbst. Brady
hat seinem Kollegen allerdings etwas voraus, das in den USA als Comeback-Mentalität bezeichnet
wird. Neben Aaron Rodgers von den Green Bay Packers kann vor allem Brady einen Punkterückstand wieder aufholen und lässt sich auch in einem Superbowl nicht von einer drohenden Niederlage verunsichern. So gesehen im Superbowl 51 gegen die Atlanta Falcons, als er in den letzten beiden Vierteln 25 Punkte aufholte.
Goff musste diese Mentalität noch nicht allzu oft unter Beweis stellen.
Der Rams-Quarterback spielt in seinem zweiten Jahr und ist ein Punkte-Garant, der es liebt die Mitte
anzuspielen und kurze Pässe anzubringen. Die Patriots müssen seine Wurfrouten dicht machen um
selbst zum Zug zu kommen. Das wird allerdings bei derart vielen talentierten Passempfängern
schwer, denn anders als Bradys vorheriger Gegner, die Kansas City Chiefs, hat Los Angeles äußerst
schnelle Läufer, die die gegnerische Verteidigung aussehen lassen können wie ein Schweizer Käse.
Brady wird wahrscheinlich anders als Goff um sein Leben rennen müssen, denn die Rams werden
sehr wahrscheinlich New Englands Offensivlinie zerpflücken. Der alte Mann wird es also schwerer
haben als sein Rams-Pendant.
Leichter Vorteil: Rams.


Image.
Es ist einerseits der Fluch der Dominanz und des Erfolges, der die Patriots belastet, aber andererseits auch der Habitus des Vereins, die Grenzen des Erlaubten permanent auszuloten. Die Vergangenheit des Teams ist entsprechend skandalumwittert:
Sie entschieden unter dem Trainer Bill Belichick einige Spiele mit zum Teil wirren Regel-Auslegungen (die mitunter in der Abschaffung entsprechender Regularien gipfelten), wurden dabei ertappt, wie sie die Zeichen eines gegnerischen Defensiv-Coaches mit der Kamera ausspionierten und lösten einen wahren Aufschrei aus, als Unregelmäßigkeiten beim Luftstand gegnerischer Bälle ans Tageslicht kamen. So regnete es in beiden letztgenannten Fällen nicht nur Geldstrafen und Sperren u.a. gegen Quarterback Tom Brady, sondern auch eine ziemlich schlechte PR.
Immerhin verbinden einige NFL-Beobachter mit einem möglichen Patriots-Sieg auch die Hoffnung, dass Brady und Belichick zurücktreten würden und endlich wieder ausgeglichene Verhältnisse in der NFL einziehen.
Den Rams hingegen gelangt zum Nachteil, dass Tradition im US-Sport eigentlich ein Fremdwort ist. Während man hierzulande stolz auf sein Land, sein Bundesland und selbst auf seine, von Feinstaub zerfressene, Industrielandschaft auf seinen Verein überträgt, sieht das in den USA ganz anders aus. Hier, wo es keine Abstiege, sondern feste Mitglieder gibt, kann ein Clubchef seinen Verein wenn er will andernorts völlig neu ansiedeln. So spielen oft Fernsehrechte, Absatzmärkte oder Einkommensverteilung eine wichtigere Rolle als die Geschichte eines Vereins, die Gefühle der Fans oder die Verbindung der Klubleistungen mit der Heimat.
Unter derartigen Gesichtspunkten gesehen ist Los Angeles keine schlechte Wahl. Die Region ist der zweitgrößte Binnenmarkt für Fernsehübertragungen, die spendierfreudige Filmindustrie dominiert den Markt und nach etwa zwanzig Jahren Abstinenz sehnte sich die Region nach einem Verein.
Den bekam sie 2016 in Gestalt der Rams, wobei man ergänzen sollte, dass der Verein schon einmal in L.A. beheimatet war. Ursprünglich aus Cleveland 1946 an die Westküste delegiert, verschwand das Team wegen mangelndem Zuschauerinteresse, der überdimensionierten Heimspielstätte und der großen innerstädtischen Sport-Konkurrenz gen St. Louis. Nachdem der einträgliche Markt nun lange genug brach lag, kehrten die Rams nach einem Eigentümerwechsel 2016 wieder zurück.
Eigentlich ist LA heute also recht ausgehungert, aber die Rams haben bei ihrem letztem Abschied nach St. Louis ziemlich viel verbrannte Erde hinterlassen.
Und die alten Probleme sind geblieben. Viele andere Sportarten – in doppelter Vertretung – zehren an den Besucherzahlen. Hinzu kamen ein schwacher sportlicher Start, ein sinkender Saisonticketabsatz sowie geringe Merchandise-Verkäufe, so dass das Projekt schon bald weit hinter Erwartungen zurückblieb. Die Stadt, in der ohnehin die nach Oakland abgewanderten Raiders größere Beliebtheit genossen, landeten in einem Fan-Ranking aus dem Jahr 2018 auf dem vorletzten Platz aller NFL-Teams. Seit dieser Saison müssen sich die Rams, die trotz ihres Erfolges nur selten ein gefülltes Stadion aufweisen konnten, auch noch der Konkurrenz durch die aus San Diego hierherversetzten Chargers stellten. Das Team steht also mit dem Rücken zur Wand und benötigt einen Super-Bowl-Sieg dringend, um seinen riskanten Umzug zu rechtfertigen, die Kritiker verstummen zu lassen und vor allem um das skeptische einheimische Publikum langfristig an sich zu binden.
Vorteil: Patriots.


Expertentipp.
Die Wettbüros und Buchmacher sehen im Regelfall die New England Patriots leicht im Vorteil. Doch nicht nur die – bekannte Fürsprecher finden die Schützlinge Belichicks auch in Christoph 'Icke' Domisch, Björn Werner, Tonight-Show-Host Jimmy Fallon, dem früherer Redskins-Quarterback Joe Theisman, dem Packers-Linebacker Clay Matthews, (der englischsprachigen) Alexa und der Mehrzahl der amerikanischen Sportjournalisten.
Einziger größerer Fürsprecher der Rams ist im Moment (neben dem wirklich großen Shaq O’Neal) vor allem die EA-Madden-Simulation, die von einem knappen Sieg der Rams ausgeht.
Vorteil: Patriots.


Unsere Analyse.
Beide Mannschaften sind in der Saison 2018 nicht aufeinandergetroffen. Das letzte
Aufeinandertreffen fand 2016 unter anderem Trainer, aber schon mit dem damaligen Rookie Jared
Goff statt. Brady konnte dieses Spiel vor zwei Jahren für sich entscheiden, allerdings traf er auf einen
jungen unerfahrenen Quarterback. Goff hat unter McVay viel dazu gelernt und kann Brady die Stirn
bieten. Er wirft präzise schnelle Pässe zu jedweder Position im Feld und kann sich recht gut an
widrige Umstände anpassen (so gesehen im vorigen Spiel gegen die Saints). Die Wettbüros in den
USA sind sich in diesem Matchup einig, dass sie sich nicht einig sind. Es gibt hier keinen klaren
Favoriten und auch ich tue mich schwer damit hier Position zu beziehen. Das liegt vor allem an
Tom Brady.
Es ist egal, ob man ihn mag oder nicht, man muss einfach zugeben, dass er selbst mit 41 noch Siege
einfahren kann. Das liegt nicht nur an Belichik, seinem Trainer. Brady musste stets über sich
hinauswachsen um etwas zu erreichen. Beim Draft, dem NFL-Auswahlverfahren für neue Spieler,
im Jahr 2000 hätte keiner einen Cent auf Brady gegeben. Das ging ihm zwar sehr an die Substanz,
wie er in Interviews immer wieder betont, aber er hat sich hoch gekämpft und ein Jahr später den
ersten Super-Bowl-Ring am Finger gehabt. Und genau diese Art zu spielen und zu kämpfen müssen
die Rams fürchten. Ja, er ist langsamer als früher und läuft gar nicht gern selbst, aber seine Pässe
und sein Spielverständnis überscheinen alles, was Goff bisher zu bieten hatte.
Brady startete seine Superbowl-Karriere übrigens gegen die Rams und besiegelte damit deren lange
Durststrecke bis heute. Nun können die Rams es ihm heimzahlen und vielleicht seiner
Karriere den nötigen Todesstoß versetzen. Aber wenn es nach Brady geht, wird er uns wohl noch
ein wenig erhalten bleiben, da kann auch Gisele nicht viel machen.
Rein emotional würde ich lieber die Rams als Superbowl-Sieger sehen und sie haben definitiv die
Mittel dazu, ebenso wie die Eagles letztes Jahr. Objektiv betrachtet wiegen Bradys und Belichiks
Erfahrung viel zu schwer um sie außer Acht zu lassen und deswegen wird New England wohl als
Sieger vom Feld gehen.
Vorteil: Patriots.



Tierorakel.
Unsere Super-Bowl-Vorschau wäre aber nicht vollständig, wenn wir nicht auch noch Vorhersagen miteinberechnen würden, die von Tieren abgegeben werden, denn manchmal erweisen sie sich als treffender als so manche ellenlange Analyse.
Die Tierwelt ist sich überhaupt nicht einig:
Die eine Hälfte, wie Pandas, Schildkröten, Seelöwen, Hasen, Bären, Tiger sieht die Patriots vorn, während die andere Hälfte wie Rochen, Schweine, Meeresschildkröten, haarlose Meerschweinchen, Elefanten, Schimpansen von einem Sieg der Rams ausgehen.
Lösen kann diesen Konflikt aber wohl nur die Mutter der Super-Bowl-Vorhersagen: Das Welpen-Orakel von Jimmy Fallon!



Vorteil: Patriots.




Tipp Royal.

Als besonderes Schmankerl können wir Euch auch dieses Mal die Einschätzung vom Potsdam-Royals-Spieler Denis Rösner präsentieren.

In diesem Jahr möchte ich meine Einschätzung etwas kürzer präsentieren, da abermals die New England Patriots das Endspiel der NFL erreicht haben. Die Mannschaft um Star-Quarterback Tom Brady, der mittlerweile mit einundvierzig Jahren einer der ältesten Spieler der NFL ist, schaffte es auch dieses Jahr mit einer konstanten Leistung die Spiele für sich zu entscheiden. Die solide und zuverlässig aufspielende Defense der Patriot sorgte während der Saison und in den Playoffs schließlich für die Teilnahme am Super Bowl. Der findet dieses Jahr in Atlanta statt und wird von der ganzen Welt mit Sehnsucht erwartet.
Auf der anderen Seite werden die Los Angeles Rams das Feld betreten. Die noch recht junge und - was Superbowl-Teilnahmen angeht - unerfahrene Truppe muss sich aber definitiv nicht verstecken. Hier wird die Defense eine enorm große Rolle spielen, wenn die Rams Tom Brady stoppen wollen. Gelingt Ihnen dies nicht, wird es ein langer Tag für das Team von der Westküste. Um die Trophäe gen Himmel recken zu können muss ein fehlerfreies Spiel her. Ein bis zwei Griffe in die bekannte Trickkiste helfen hier sicher auch weiter.
Mein Fazit ist, dass die Rams durchauch Chancen auf den Titel haben. Jedoch ist ein großer Faktor in nahezu allen Endspielen im Sport die Erfahrung. Nicht jeder vermag es auf den Punkt abzuliefern. Schon gar nicht wenn die Ränge mit Tausenden Fans gefüllt sind. Die Atmosphäre ist den Patriots gut bekannt, weshalb sie vermutlich schneller ins Spiel finden werden. Da man Erfahrung nicht trainieren kann, könnte es hier Nachteile für die Los Angeles Rams geben. Letztendlich glaube ich aber, dass der Altmeister es den Jungen Wilden noch einmal beweisen will und das auch tun wird.
Mein Tipp: 21:17 für New England.

Vorteil: Patriots.

Dennis Rösner (links) von den Potadam Royals, GFL1




Endergebnis
.
Am Ende fällt unser Ergebnis ähnlich aus wie die allgemeine Tendenz, die zumeist für einen Sieg der Patriots spricht, auch wenn es - nicht nur in unserem Fall - eine äußerst knappe Angelegenheit ist. Wer dennoch Schwierigkeiten hat, seine Sympathien zu verteilen, dem sei zum Abschluß noch diese finale Entscheidungshilfe gegeben:
Im Großen und Ganzen dreht es sich beim Super Bowl LII im Kern um das Duell von jung gegen alt, um ein neues aufstrebendes Team gegen die bisherigen Platzhirsche oder um Zukunft gegen Vergangenheit.
Ein wenig ist das Duell zwischen den Rams aus Los Angeles und den Patriots aus Boston damit auch stellvertretend für den Konflikt des neuen Star Treks gegen das alte, dem aktuellen Spock gegen den Originalen oder auch um die Umsetzung moderne Serienideen gegen traditionelle Sehgewohnheiten. Glücklich sind da vor allem die, die mit beidem kein Problem haben, denn ihnen steht zumindest ein unterhaltsamer Sportabend bevor.





D. Das Nachspiel.
Der Super Bowl ist natürlich mehr als nur ein Sportereignis. Es ist ein Tag, an dem amerikanische Kultur gefeiert wird, mit all dem, was uns als Europäer im Allgemeinen oder Deutsche im Speziellen manchmal befremdet. Andererseits hat es häufig einen großen Unterhaltungswert, wenn man bereit ist, den ganzen Rummel mit etwas Humor zu beobachten.

Werbung.
Eines der Highlights ist auch immer die Werbung, die während des Spiels in Amerika geschaltet wird. Als europäischer Zuschauer bleiben einem die vielen Unterbrechungen zwar erspart, doch tatsächlich sind diese kleinen Spots nicht nur sehr teuer, sondern oft sogar kreativer als der Einheitsbrei, dem man sonst ausgesetzt wird. Allerdings sind die Zeiten, in denen wir sehnsüchtig auf einen Star-Trek-Trailer gewartet haben lange vorbei, und es ist ziemlich viel Mittelmaß eingezogen. Es gibt ganz nette Spots von Michelob oder Stella Artois, aber wir sind in Zeiten angelangt, in denen man sich freut, wenn Coca Cola gesellschaftliche Vielfalt in einem seiner preisintensiven Spots propagiert.

Austragungsort.
Der Ort des Geschehens ist dieses Mal Atlanta, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia. Ins örtliche Mercedes-Benz-Stadion passen 71.000 Zuschauer, was schon allein deshalb eine Menge ist, weil das Ticket zwischen 2.500$ bis 3.000$ kostet.
Die Bundeshauptstadt ist übrigens der Geburtsort DeForest Kelleys und gilt nicht zuletzt deswegen unter der Hand auch als Heimat Leonard 'Pille' McCoys.

Nationalhymne.
Für uns ein wenig befremdlich (wir erinnern uns mit Grausen an Sarah Connors 'Brüh' im Lichte') wird vor dem Spiel die US-Nationalhymne von einer einheimischen Künstlerin namens Gladys Knight vorgetragen. Dass die stimmgewaltige Soul-Sängerin das verdammt gut hinbekommt, weiß man spätestens, seit sie zusammen mit Stevie Wonder, Elton John und Dionne Warwick "That’s What Friends Are For" einsang. Sie war es übrigens auch jene Interpretin, die den Bond-Song zu "Licence to Kill" beisteuerte.



Halbzeitshow.
Welch große Namen haben schon bei der Halbzeit-Show geglänzt! Die Rolling Stones, Bruce Springsteen, Michael Jackson, Aerosmith, U2 oder Prince. Es gab Skandale wie die entblößten Nippel Janet Jacksons bei ihrem Tanz mit Justin Timberlake oder die asynchron tanzenden Haie von Kate Perry, die sich tief ins kollektive Gedächtnis aller damaligen Zuschauer eingebrannt haben.
Um so erstaunlicher, dass dieses Jahr kaum ein Künstler auftreten wollte. Das hing allerdings mit dem Streit zwischen Spielern, die bei der Nationalhymne niederknieten und dem Verband zusammen. Spätestens ab dem Punkt, als US-Präsident Trump sich einmischte und den farbigen 49ers-Spieler Colin Kaepernick als 'Son of a Bitch' bezeichnete, schlossen mehrere Musiker wie Cardi B, Beyoncé oder Jay Z einen Auftritt in der Halbzeitshow kategorisch aus. Und so kam es, dass ausgerechnet die aus Los Angeles stammenden Maroon 5 zusammen mit Big Boi (von Outcast) und Travis Scott die etwas undankbare Aufgabe zukam, diese Lücke auszufüllen. Da mag man nur hoffen, dass wenigstens Ton, Licht und Bühnenshow einigermaßen glatt über die Bühne gehen.

Schluss.
Das war es dann auch von unserer Seite! Strifes und Turon47 bedanken sich bei allen, die so lange durchgehalten haben bis hier hin zu lesen. Und wer weiß; vielleicht wollt ihr uns in den Kommentaren ja auch noch mit Euren Tipps zum Ausgang des diesjährigen Super Bowls versorgen – wir freuen uns jedenfalls auf jeden, der mit uns mitfiebert…

Montag, 28. Januar 2019

Eaglemoss XL-Edition Nr.11: U.S.S. Enterprise NCC-1701 (Star Trek - Discovery)

 

Einleitung

Das gute alte Raumschiff Enterprise. Im Jahr 1964 erblickte sie als großes Modell, das aus Holz, Plastik und sogar Pappe gebaut wurde, das Licht der Welt. Schon der Originalentwurf wurde noch zweimal geändert, bevor er zu der U.S.S. Enterprise wurde, die unter ihren Fans bis heute Kultstatus genießt. Im Laufe der Zeit wurde von diesem Raumschiff noch einige Varianten entwickelt. Die erste, ist das nie fertiggestellte Modell für Star Trek: Phase II. Dann kam die so wundervolle Refit-Enterprise und 2009 gab es die bullige und extrem modernisierte Variante für die Abrams-Trilogie, wobei das neue Schiff bei vielen Fans auf Ablehnung stieß. Zu extrem wich diese Enterprise vom Grunddesign ab.
Diesen Fehler wollten die Produzenten der neuesten Star Trek-Serie "Discovery" wohl nicht machen und beauftragten den Designer John Eaves eine Enterprise zu entwerfen, die eine Brücke zwischen der modernen und der klassischen Serie bilden soll. Nicht nur, dass der Mann eine gute Wahl war - denn Mr. Eaves entwickelt schon seit jahrzehnten Raumschiffe und Requisiten für Star Trek - es gelang im auch eine Enterprise zu entwickeln, die einfach nur wunderschön ist. Doch werfen wir mal einen genauen Blick auf dieses Schiff.
Ein schönes Stück Design, das diese Version der U.S.S. Enterprise mit dem verbindet, was zuvor schon zu sehen war, sind die Gondeln. Diese scheinen stark vom Design der NX-Klasse beeinflusst zu sein. Das leuchtende Blau an der Innenseite der Gondel, die offensichtlichen "Klemmen" um die Gondelkappen und sogar die dickeren Masten, die die Gondeln halten, spiegeln die der NX-01 wider.
Was zuerst auffiel: Im Original sind die Bussardkollektoren der Warpgondeln orange und rotieren, wobei noch einige Lichter im Hintergrund leuchteten. Bei der neuen Version sind diese weniger farbenfroh und das orange ist viel kräftiger und geht mehr ins rötliche. Aber immerhin wurde der Rotationseffekt beibehalten. Die Gondeln verfügen auch über blaue Warpfeldgitter, die das Original noch nicht hatte.
Die Deflektorscheibe wurde zum Glück nur minimal verändert, ist aber viel detaillierter und kleiner als beim Original. Die Untertasse hat ihre Grundform behalten, ist allerdings auf den ersten Blick ebenfalls viel detaillierter und verfügt über einige zusätzliche Fenster. An der Rückseite befindet sich ein viel größerer und kräftiger wirkender Impulsantrieb, der strahlend rot leuchtet.
Der Rumpf und die Gondelpylone scheinen von der Refit-Version inspiriert worden zu sein, denn bei der Discovery-Enterprise verjüngt sich die Antriebssektion ebenso elegant nach achtern und die Pylone weisen fast im gleichen Winkel nach hinten wie die des Refits. Der Rumpf verfügt auch über mehr Fensterreihen als das Original. Die Pylone weisen auch ein Detail auf, dessen Zweck nicht ganz verständlich ist. Aus Gründen, die ich nicht verstehen kann, gibt es in den Gondelstützen einen Schlitz mit abgerundeten Ecken. Anscheinend sind diese Schlitze nur Teil des Designs und haben keine Funktion. 
Erfreulicherweise hat das Schiff kein Brückenfenster. Das weiße Licht an der Front des Brückenmoduls gehört nähmlich zur Schiffsbeleuchtung. Die Oberseite der Untertasse ähnelt der ursprünglichen Enterprise; das Brückenmodul ist jedoch noch flacher und breiter als die klassische Serienversion.
Ein lustiges Detail findet man direkt am Heck und zwar beim Shuttlehangar: Dieser hat eine
erweiterte Plattform und dass ein Shuttle tatsächlich eine zusätzliche Landebahn zum Landen benötigt, gab es noch nie zuvor zu sehen,  Und da ist der Witz, denn wenn man das Heck des Schiffes aus dem richtigen Winkel betrachtet, scheint es eine beleidigte Schnute zu ziehen😄😏.

Die Discovery trifft die Enterprise. (Bild. memory alpha)

Das Modell

Moment mal! Warum wird das Modell als XL-Edition verkauft, wenn es nicht größer ist als ein Modell der Discovery-Sammlung? In diesem Punkt bin ich ein bisschen sauer auf Eaglemoss, denn da bezahlt man fast das Doppelte für ein Modell, das diesen Preis eigentlich nicht rechtfertigt. Es kommt der Verdacht auf, dass Eaglemoss das Modell unbedingt noch vor Beginn der zweiten Staffel auf den Markt bringen wollte und passenderweise auch zum Weihnachtsgeschäft 2018.
Ich will da kein Blatt vor den Mund nehmen: Ich war nach dem Öffnen des Kartons nur so enttäuscht, dass das Modell so spärliche Masse erhalten hat.
Doch wenn man das Modell erst einmal aus allen Winkeln in Ruhe betrachtet, dann weicht die erste Enttäuschung doch der Faszination. Was die Farbgebung angeht spielt das Modell mit verschiedenen Grautönen in Form von Zierstreifen oder einem gescheckten Aztec-Muster. Auch der Schiffsname und die Registrierung wurden sauber aufgedruckt und natürlich wurden auch die roten Zierstreifen mit dem Sternenflottenlogo nicht vergessen.
Wie sieht es mit den Darstellungen der Antriebe aus? Da diese Enterprise über blau leuchtende Warpfeldgitter verfügt, wurden diese auch am Modell nicht vergessen und bestehen sogar aus blauen Klarteilen. Selbst die Bussardkollektoren wurden aus diesem Material gefertigt, wirken aber mit ihrem knalligen orangenen Farbton etwas zu deplaziert. Ein Klarteil, mit einen dunklen rot-orangen Farbton wäre passender gewesen. Im starken Kontrast dazu steht der nur aufgemalte Impulsantrieb. Mein Lieblingsthema sind natürlich auch hier die Fenster, denn diese sind zwar auf dem Rumpf aufgedruckt, aber viel zu kontrastarm. Am Rand der Untertasse werden sie als Vertiefungen und natürlich mit versetzten Aufdrucken dargestellt. Einen letzten Blick werfen wir noch auf die Deflektorscheibe, die etwas trist ausgefallen ist. Das Vorbild ist kupferfarben und mit einer Netzstruktur versehen worden und beim Modell hat diese einfach nur kreisförmige Rillen bekommen.

Die Bedruckung ist gelungen und geht in Ordnung.

Fenstermulden mit versetzten Drucken. Typisch.

Die Fensterdrucke auf der Antriebsektion hätten ruhig etwas mehr Kontrast bekommen können.

Klarteile an den Gondeln.

Der nur aufgemalte Impulsantrieb.

Ein paar Details mehr hätten dem Deflektor nicht geschadet.

Die Halterung



 

Begleitheft

Bei dem Heft ist es wieder schade, dass es nur in englischer Sprache erhältlich ist. Es beschäftigt sich komplett mit der Entstehungsgeschichte und unzählige Skizzen zeigen, wie sich John Eaves den Kopf zerbrach um eine neue, klassische U.S.S. Enterprise zu designen. Weitere Entwürfe demonstrieren auch, dass Mr. Eaves sich unzählige Gedanken über zahlreicheDetails machte, die es leider nicht in den finalen Entwurf schafften oder nicht zu sehen sind. Eaves Enterprise erfindet das sprichwörtliche Rad nicht neu, aber sie ist definitiv einer der schönsten Arbeiten dieses Star Trek-Veteranen.



Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

L x B: ca. 255 mm x 119 mm
Höhe mit Stand: ca 120 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2018


Bewertung und Fazit

Kein XL-Modell, sondern im Prinzip nur ein weiteres aus der Discovery-Reihe, das immerhin auch das erste mit Klarteilen ist.



Sonntag, 27. Januar 2019

Turons Senf zu "New Eden" (Star Trek Discovery, S2Nr02)


Spoilerwarnung.

Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "New Eden" der zweiten Folge der zweiten Staffel von Star Trek Discovery und sollte nur dann gelesen werden, wenn man diese und vorangegangene Episoden der Serie gesehen hat.



I. Einleitung.
Die zweite Folge hat es schwer. Sicherlich erinnert sich ein jeder Star-Trek-Fan noch an fesselnde Pilotfilme wie "Der Abgesandte", "Der Fürsorger" oder "Broken Bow", aber kaum mehr jemand hat in ähnlich hingabevoller Weise an die folgenden Episoden wie "Die Khon-Ma", "Parallaxe",  oder "Freund oder Feind?". So wie auch neue Staffeln oft mit einem wahren Feuerwerk starten, bleiben gerade bei Star Trek die darauf folgenden Episoden (ich führe an dieser Stelle mal exemplarisch "Gedankengift", "Das Schiff" und "Der Namenlose" an und verweise darauf dass Ausnahmen ansonsten die Regel bestätigen) oft jene Energie schuldig, die ihr Vorgänger noch aufzuweisen wusste.
Wie aber wird sich Discoverys zweite Episode anfühlen, nachdem sich der mit der zweiten Staffel eingeleitete Neustart doch recht positiv anzufühlen scheint?




II. Story.
Die USS Discovery wirft nach einer ganzen (!) Folge Abstinenz mal wieder ihren Sporenantrieb an, um einem fremden, weit entfernten Signal am anderen Ende des Beta-Quadranten zu folgen. Dort angekommen scheint die Überraschung groß, denn statt eines engelsgleichen Wesens finden sie zunächst einmal eine einsame menschliche Kolonie vor, die noch vor der Entdeckung des Warpfluges hier begründet wurde.
Um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen, beamen sie Pike, Burnham und Owosekun auf die Planetenoberfläche, wo sie einer Kultur begegnen, die mitsamt ihres Gotteshauses von einer fremden Macht vor dem atomaren Schrecken des Dritten Weltkrieges bewahrt wurden.
Doch während der Außentrupp die Erklärungswelt der Einheimischen auf den Kopf stellt, haben Saru und die Besatzung der Discovery ein ganz anderes, drängendes Problem:
Ein nukularer Winter droht just in diesem Moment durch mehrere Gesteinsbrocken ausgelöst zu werden, die sich vom Ring des Planeten lösen, um auf der Oberfläche der frisch entdeckten Welt einzuschlagen. Die Chancen stehen schlecht, bis ausgerechnet die bettlägerige Tilly mit einem riskanten Plan aufwartet, der den Tag retten könnte…




III. Lobenswerte Aspekte.

Die Rückkehr des Star-Trek-Feelings.
Wer noch Zweifel hatte, ob die ersten Folge "Bruder" mit ihrem sehr optimistischen und recht plötzlichen Star-Trek-Wohlgefühl ein einmaliger Ausrutscher war oder Discovery sich in seiner zweiten Staffel tatsächlich endlich auf etwas besonnen hat, was die Franchise in den Augen vieler Fans so groß gemacht hat, dürfte mittlerweile beruhigter schlafen können. Tatsächlich gleitet auch "New Eden" im Fahrwasser eines neuen alten Geistes, der nach einer Staffel in der trüben Suppe des Spiegeluniversums ungleich versöhnlicher anmutet.
Aber das allein ist nur die halbe Wahrheit, denn der Wiedererkennungswert beschränkt sich nicht allein auf bloße atmosphärische Änderungen, sondern auch auf drei traditionsreiche thematische Bereiche.
Zuerst einmal ist da dieses heiße Eisen namens 'Religion'. Es gehört zu den inneren Widersprüchen der Franchise, wie unterschiedlich die einzelnen Serien sich diesem – besonders in den USA – kontroversen Thema näherten. Während die Originalserie und auch das nächste Jahrhundert dem Glauben offen ablehnend gegenüberstanden, wurde er bei Deep Space Nine in recht wohlwollender Weise zum Gegenstand der gesamten Serie. Ab da an wurden versöhnlichere Töne angestimmt. So erkannte Janeway als Wissenschaftlerin (in einer der fürchterlich esoterischsten Folgen der Serie), dass sich mancherlei Dinge eben einer analytischen Erklärung entziehen. Archer hingegen verkörperte wie kein anderer die Uneinigkeit der Franchise, als er einerseits Pilger auf seinem Schiff versammelte und zum Retter einer der heiligsten Reliquien der Vulkanier aufstieg, während er andererseits für die Zerstörung eines Klosters sorgte und Konfessionsgegensätze in der delphischen Ausdehnung anprangerte.


Discovery hingegen geht einen völlig neuen Weg. Statt sich auf eine Seite zu schlagen, handelt die Serie mit einer typisch amerikanischen Herangehensweise so, dass man möglichst niemandem auf den Schlips tritt – weder den Gläubigen, noch den atheistischen Zuschauern. Aus Angst ein rohes Ei zu beschädigen entwirft man eine Art Glaubens-Föderation, die ähnlich wie ihr großer (unbekannter) Bruder die Unterschiede der einzelnen Glaubensrichtungen zu einer bündelt und innere Konflikte durch einen größeren gemeinsamen Nenner zu überdecken versucht. Am Ende entpuppt sich der Ansatz der Space-Amish nicht als großes inhaltliches Moment, aber immerhin als seichtes zeitgenössisches Statement, das in einer an Glaubenskriegen leidenden Realität nach Gemeinsamkeiten zum Wohle der gesamten Menschheit suchen lässt.
Dann drängt sich ein weiterer, wohlbekannter Topos auf: Der Mensch als Nabel des Universums. In fast jeder einzelnen Serie gab es mindestens eine Folge, in der wir in den Weiten des Alls einen Planeten finden, auf dem schon vor Zefram Cochranes Warpsprung Menschen von mächtigen Außerirdischen angesiedelt wurden. Nun kann auch Discovery in diesen Reigen einstimmen. Doch egal ob "Der Obelisk", "Die 37er" oder "North Star" – derlei Erzählmuster scheinen stets bemüht; nicht zuletzt, weil man stets nur Menschen, aber niemals Vulkanier, Andorianer oder gar Klingonen im weiten Raum findet. Es wirkt beinahe so, als wäre die Erde unter permanenter Überwachung und verschiedene Außerirdische versuchen diese Spezies, die nicht einmal ihren eigenen Heimatplaneten intakt lassen kann, wettstreitartig überall im ganzen Universum auszusetzen.
Doch während diese beiden Punkte zwar nostalgische Züge tragen, finden sie im Angesicht des dritten Aspektes eher eine Erwähnung der Vollständigkeit halber, denn wirklich interessant ist vor allem der Umgang mit der Obersten Direktive.


Während die Originalserie den Begriff etablierte, war es doch stets recht erstaunlich, mit welch erfrischender Unbefangenheit Captain Kirk diesen zentralen Ansatz der Sternenflottenphilosophie behandelte. Diese Diskrepanz kam vor allem dann zum Tragen, wenn man sich die extrem konservative Interpretation der Richtlinie unter Picard vor Augen führt.
Nun aber schickt sich Discovery an Brücken zu bauen.
In noch nie dagewesener Form findet sie erstaunlicherweise klare Worte zwischen einer kompromisslosen Auslegung und einer laxen Umgangsweise. Pike bemüht sich redlich, die Einheimischen nicht mit Wissen zu kontaminieren und bestätigt am Ende doch einem Koloniebewohner gegenüber dessen Vermutungen. Mehr noch, er spendiert die Energiezelle, die das Geschick der gesamten Kolonie beeinflussen dürfte. Die Discovery-Schreiber legen mit einem simplen Dialog die Verantwortlichkeit zur Interpretation der obersten Direktive vor allem in die Hände jener Leute, die sich wirklich da draußen an vorderster Front mit ihr auseinandersetzen müssen: Den Captains.
So ließe sich am Ende auch erklären, warum in der Frühzeit der Föderationsgeschichte so viele Kommandanten wie Kirk, Pike oder Georgiou die Direktive trotz ihrer Deutlichkeit immer wieder so verschieden auslegen. Sie haben schlichtweg mehr Befugnisse, als ihre Kollegen späterer Jahrhunderte, denen die Privilegien der Pionierzeit verwehrt bleiben.
Andererseits ist es ohnehin zu spät. Als die Discovery unter dem Kommando Sarus verhindert, dass die Gesteinsbrocken des planetaren Rings eine Verstrahlung von Terralysium hervorrufen, begeht er bereits eine Verletzung der Richtlinie. Ein Picard hätte dies in "Brieffreunde" oder "Die oberste Direktive" jedenfalls nicht zugelassen. Und ob die oberste Direktive bei einer Kolonie von Gründungsmitgliedern der Föderation überhaupt zwingend angewendet werden muss, will ich an dieser Stelle mal einfach im Raum stehen lassen.
Im Zusammenspiel ergeben all diese Komponenten das Bild einer guten, runden Star-Trek-Episode, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Es stärkt die Hoffnung, dass Discovery seinen Platz im größeren Ganzen finden könnte, selbst wenn kommende Folgen vielleicht nicht wie diese von einem verdienten Star-Trek-Veteranen wie Jonathan Frakes (der uns außerdem mit schönen Einstellungen, Schnitten und Außenaufnahmen beglückt) beaufsichtigt werden.
Hinzu kommen Referenzen auf den dritten Weltkrieg, Shakespeare oder Risa, die auf die Geschichte Star Treks anspielen und sich wunderbar in den größeren Kontext einfügen. 
Bei aller Lobhudelei ist das allerdings noch kein Grund für Luftsprünge. Noch steht Discovery weit im Schatten anderer Star-Trek-Serien, aber man kann nach dieser Folge immerhin festhalten, dass die Richtung stimmt.



Charaktermomente.
Ein wenig erschrocken war ich schon, wie sehr mir Burnham (Sonequa Martin-Green) in dieser Folge gefallen hat. Sie mimte endlich einen fähigen wie hilfreichen Wissenschaftsoffizier, der seinem Captain nicht nur die eigene Expertise zur Seite stellt, sondern darüber hinaus noch aufzeigt, dass sie in der Lage ist aus den Fehlern ihrer Vergangenheit zu lernen. Sie markiert – zu meiner großen Dankbarkeit - mehrfach die Stimme der Vernunft und langsam baut sie sogar ein Grundvertrauen zu Pike auf. Das lässt sie zwar nachvollziehbarer wirken, markiert aber auch in gewisser Weise eine Wachablösung.
Denn spätestens mit dieser Folge verdrängt Pike (Anson Mount) die mehr zu einem (guten) Sidekick degradierte Burnham als Fokuspunkt der Serie. Längst teilen sich beide die Hauptaufmerksamkeit zu gleichen Teilen, ohne dass man Burnham noch einen Vorsprung zuschreiben könnte. Sicherlich ist dieser neue Captain nicht frei von Fehlern (so wandelt er auf einem manchmal grenzwertig esoterischen Pfad), doch er bringt eine Epochen-gerechte Glaubwürdigkeit ins Spiel, die der Serie ansonsten bislang abging. In bester Kirk-Manier führt er selbst das Außenteam ins Abenteuer, zotet sich durch die Dialoge (vergleiche Denkwürdige Zitate), setzt sich über Bestimmungen hinweg, hat mittlerweile einen komplett eingerichteten Bereitschaftsraum, weiß aus eigener Erfahrung wie schwer Zweifel wiegen (sicherlich von Talos IV) und wirft sich gar heldenhaft auf den tödlichen Phaser. Das wirkt fraglos manchmal stark aufgesetzt, passt aber nahtloser in die Originalserien-Ära als jedes Stück Technik, das wir innerhalb der Serie bislang gesehen haben.
Besonders gefreut hat mich, dass Owosekun mit auf die Außenmission durfte, dass Detmer wiederum mehr Dialogzeilen aufsagen durfte und dass selbst Doktor Pollard mehr Screentime als jemals zuvor erhielt. Nicht zuletzt dadurch wird der Eindruck einer funktionierenden Crew erweckt, die die Herausforderungen des Weltraum-Alltages zu meistern versteht.
Der Kelpianer Saru (Doug Jones) und dieses Mal auch der Pilz-Experte Paul Stamets (Anthony Rapp) liefern gewohnt beeindruckende Leistungen ab, während ich mir bei Tilly nicht ganz so sicher bin.
Klar ist es schön, eine junge, nicht immer perfekte Frau (die von Mary Wiseman auch gut gespielt wird) auf ihrem Weg zu Captain begleiten zu können, doch mittlerweile drängt sich arg der Eindruck auf, als wäre sie zum Lieblingsspielzeug der größenwahnsinnigen Autorenriege herabgesunken, die sich gegenseitig mit immer neueren und immer abwegigeren Entwicklungen zu übertrumpfen sucht. Nach einer kreativen Superforscherin im Rang eines Kadetten, einer Spiegeluniversums-Nemesis und der jüngsten Teilnehmerin des Kommando-Trainings-Programmes kann sie jetzt auch noch tote Menschen sehen, was sich in meinen Augen wie das i-Tüpfelchen in einem ohnehin bereits sehr konstruiert wirkenden Lebenslauf liest.
Der erzählerische Raum für die Bewohner New Edens war schlichtweg zu klein, als dass sich irgendeiner von ihnen allzu sehr ins Rampenlicht hätte spielen können (bestenfalls Andrew Moodie als Jacob wäre überhaupt eine Erwähnung wert) und andere Figuren fehlen mir gar gänzlich. Wo etwa Nhan oder Jet Reno geblieben sind, wird sich – wenn überhaupt – wohl erst in kommenden Folgen klären.
So richtig spannend wird es aber wohl erst, wenn Spock die Discovery mit seiner Anwesenheit beehrt, zumal Burnham im Moment genau jene Nische besetzt hat, die traditionell seinem Charakter gebührt…




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Alte und neue Laster.
So recht mag ich aus Discovery nicht schlau werden.
Wohin will uns die Serie führen?
Freilich kann ich mir erklären, dass Tillys plötzliche Neigung verstorbene ehemalige Klassenkameradinnen sehen zu können in einem direkten Zusammenhang mit Stamets' Ausführungen darüber, dass die Sporen auch die Grenzen der Sterblichkeit aushebeln würden, stehen dürften (vergleiche Denkwürdige Zitate).
Im gleichen Moment aber denke ich auch 'Echt jetzt?'
Ist Euch nicht genug, dass dieses ohnehin wissenschaftlich zumindest fragwürdige Konstrukt als Antrieb, Realitätsübergang, Superwaffe, Energiequelle und vieles mehr missbraucht wurde, ohne dass sich dieses erzählerische Allheilmittel bislang wirklich in die Star-Trek-Chronologie einfügt?
Natürlich kann ich verstehen, dass es für über große Distanzen auftretende fremde Signale erzählerisch Sinn ergibt, einen Antrieb in der Hinterhand zu haben, der die Figuren ihr Ziel auch erreichen lässt. Aber statt Sorgfalt walten zu lassen, bläht man das Wundermittel immer weiter auf.
Aber damit nicht genug.
Ich wage mal abzuzeichnen, dass Stamets' Erklärungen und Tillys Geisterfreundin mit den Gerüchten zu tun haben, dass der letzte Woche im Vorspann genannte Wilson Cruz in den Schoß der Crew zurückkehren dürfte.
Doch warum?
Nicht dass ich mich nicht über den Schauspieler und dessen deutsche Synchronstimme freuen würde, aber für eine Serie, die sich einstmals anschickte, in bester Game-of-Thrones-Art Spannung durch das beständig über dem Haupt aller Figuren schwebende Damokles-Schwert zu erzeugen, mutet es wie drei Schritte rückwärts an, auf dieses erzählerische Element zu verzichten. Das mag aus dem Munde eines Rezensenten, der sich über eine Rückbesinnung auf Star-Trek-Traditionen freut (wie oft sind schon allein Scotty, Spock oder Kirk wieder von den Toten auferstanden??), zwar ein wenig widersprüchlich anhören, doch es drängt sich mir die Vermutung auf, dass man auf Autoren-Seite bei der Beratung, welche Aspekte man in die zweite Staffel hinüberretten sollte, auf das falsche Pferd gesetzt hat.
Zudem fallen mir mit jeder weiteren Minute Discovery mehr und mehr Ungereimtheiten auf. So scheint das Signal etwas für Menschen übrig zu haben, denn sowohl auf dem Asteroiden als auch auf diesem abgelegenen Planeten finden sich Mitglieder dieser Spezies. Als wäre das nicht genug, kompliziert auch stets just im unpassendsten Moment eine Komplikation die Informationssuche der Crew – vom Kollisionskurs mit einem Pulsar bis hin zum drohenden atomaren Winter auf dem Planeten des Außenteam-Einsatzes.
Doch wenn mich Discovery in seiner ersten Staffel eines gelehrt hat, dann ist es abzuwarten, ob diese eher plumpen 'Zufälle' auf schlechtes Storytelling zurückgehen oder tatsächlich Teil eines größeren Plans sind. Schließlich werden erst die nächsten Episoden mehr Klarheit in das mit Absicht vage gehaltene Motiv der Signal-Sender bringen.



Logiklöcher.
Immerhin gelingt Discovery in einem Bereich eine bewundernswerte Konsistenz: Es strotz nur so vor inhaltlichen Ungereimtheiten. Streckenweise gelingt es nicht einmal, einen roten Faden zur Vorgänger-Folge aufrecht zu erhalten.
In "Bruder" werden wir nämlich Zeuge, wie Burnham ein Stück der dunklen Supermaterie greift, festhält und doch verliert, weil es sich nicht beamen lässt. Nun aber sehen wir, was ein klitzekleines Stückchen mit einem Metalltisch machen kann und werden zudem Zeuge, wie es Tilly in einer bislang unerklärten Energieentladung bewusstlos auf dem Shuttlehangar hinterlässt.
Wie aber konnte Burnham das Stück überhaupt anheben?
Überhaupt wundert es mich, dass ein so schweres Objekt so problemlos im Hangar herumschweben kann (immerhin wiegt ein Kubikzentimeter der Substanz 1,1 metrische Tonnen), ohne dass es Auswirkungen auf das Schiff, die Energieversorgung oder die Manövrierfähigkeit der Discovery hat. Ich hätte geglaubt, dass wenn es einen ganzen Asteroidenschauer aus dem Gravitationsfeld eines Planeten entführen kann, hätte das auch mehr Auswirkungen auf die Bordabläufe.
Zusätzlich frage ich mich auch, was eigentlich mit dem Phaser los war (für eine Überladung zu klein, für einen Schuss zu langsam).
Vor allem ist mir rätselhaft, was fortan mit New Eden passiert. Jetzt, wo die Kirche wieder im alten Licht erstrahlt, wird das sicherlich die abgeebbten Pilgerströme wiederbeleben und die eigentlich auf einer Lüge basierenden Religion – die jegliche Opposition in ihren Schriften verteufelt - neuen Auftrieb verleihen. Eine etwas merkwürdige Aussicht nach all den Diskussionen, die Pike und Burnham miteinander über das Wohl der Kolonie führten.
Schließlich bröckelt auch die generelle Glaubwürdigkeit der Charaktere immer mehr. Das liegt vor allem daran, dass die Autoren die Figuren mit immer neuen Superfähigkeiten ausstatten, statt Bescheidenheit walten zu lassen.
Denn mal im Ernst, wozu lernte Saru in einer Zeit der Universaltranslatoren sage und schreibe neunzig verschiedene Föderationssprachen? Da hätte man die Kirche besser im Dorf gelassen: Sechs, sieben oder meinetwegen zehn verschiedene Sprachen hätten doch schon gereicht, um das Repertoire sämtlicher Otto-Normal-Zuschauer zu übertreffen, zumal in den USA für viele schon die Idee mehr als eine Sprache (Englisch) zu sprechen völlig utopisch erscheint.
Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass Detmer schon mit zwölf ihren Pilotenschein gemacht hat – eine Behauptung, die besonders dann recht unglaubwürdig wirkt, wenn man sich vor Augen hält, dass sie aus Deutschland stammen soll.




V. Synchronisation.
Die hat tatsächlich keine größeren Auffälligkeiten – was durchaus ein Qualitätsmerkmal ist. Selbst Tillys nicht minder nervige Schulfreundin hat im deutschen wie im englischen eine ähnlich anstrengende Stimme erhalten.

VI. Fazit.
Auch die zweite Folge der zweiten Staffel bestätigt einen massiven Kurswechsel an Bord der USS Discovery: Pike macht Burnham die Monoperspektive abspenstig, die optimistische Grundstimmung hält an und auch thematisch bedient sich die Episode an klassischen Motiven Star Treks.
Aber auch wenn Discovery den überfälligen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, bleibt es nicht frei Von Fehlern. Vor allem Tilly wirkt dermaßen überzeichnet, dass Wesley Crusher im Direktvergleich wie ein Sympathieträger wirkt. Logiklöcher durchsetzen auch weiterhin konsequent die Handlung. Und der Sporenantrieb macht ein vielleicht sinnvolles, aber auch vermutlich haarsträubendes Comeback.
Alles in allem bleibt die Folge jedoch sehenswert und weiß die Qualität ihres Vorgängers fortzuführen.




Bewertung.
Wenn unser Glaube nicht mehr siegen kann, dann sind wir jenseits von New Eden.





VII. Schluss.

Tatsächlich ist es der Folge gelungen, den Fluch der zweiten Folge abzustreifen. Sie steht wohl eher in der Tradition von anderen großartigen zweiten Episoden wie "Der Besuch", "Tuvoks Flashback" oder "Carbon Creek", als die eingangs genannten drei Vertreter.
Zumal jede dieser Serien Höhepunkte vorzuweisen hat, die kleinere Ausfälle übertünchen können. Hier liegt es an Discovery, entsprechende Highlights nachzuliefern und zu beweisen, dass das momentane Hoch mehr als nur eine Momentaufnahme war.
Hoffen wir, dass die Reise weiterhin so reibungsarm verläuft….



Denkwürdige Zitate.

"Bei Höchstgeschwindigkeit würden wir für diese Entfernung hundertfünfzig Jahre brauchen. Meine ungeborenen Enkel könnten es mit etwas Glück erreichen."
Christopher Pike

"Ein Tardigrade?"
"Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben…"
Pike und Saru

"Die Astromycologie hat mich gelehrt, dass nichts wirklich jemals fort ist. Pilze sind die Wiederaufbereiter des Universums! In jedem Ende liegt auch immer ein Anfang; deshalb ist das Leben immerwährend."
Paul Stamets

"Wenn Sie mir sagen, dass dieses Schiff auf einem Highway aus Pilzen quer durch das Universum springt, werde ich das mal so hinnehmen."
Pike

"Sein erstes Mal vergisst man nie, Sir."
Saru

"Als Wissenschaftsoffizierin möchte ich davor waren, einer unidentifizierbaren Energiequelle so etwas wie eine Absicht zu unterstellen."
"Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, Horatio."
"Ich bin mit Shakespeare vertraut. Wollen Sie andeuten, dass ein göttlicher Wille diese Leute hier hergebracht hat?"
"Sie kennen bestimmt auch Clarkes drittes Gesetz?"
"Ja. Im zwanzigsten Jahrhundert sagte Arthur C. Clarke dass jede hinreichend fortschrittliche Technologie von von Magie nicht zu unterscheiden sei."
"Das Gesetz wurde von Naturwissenschaftlern wie Theologen diskutiert und wie  folgt umformuliert: Jede hinreichend fortschrittliche außerirdische Intelligenz ist nicht zu unterscheiden von Gott. Ich weiß nicht wie oder warum sie hergekommen sind, aber ein Zufall wird es nicht gewesen sein."
Michael Burnham und Pike

"Bevor wir auf andere achtgeben, müssen wir auf uns selbst achtgeben."
Saru

"Wenn x nicht funktioniert, versuch's mit y! Wenn y nicht funktioniert, versuch's mit z! Wenn z nicht funktioniert, ertränk' Deine Unfähigkeit in einem risanischen Mai Tai!"
Sylvia Tilly

"Ich hab' eigentlich Bettruhe, aber die steht praktisch im Widerspruch zu meiner Existenz."
Tilly

"Zu ihrem Glück wurde ich auf Vulkan erzogen. Wir machen keine Witze."
Burnham





Weiterführende Leseliste.

Staffel 2.


01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"