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Sonntag, 27. Januar 2019

Turons Senf zu "New Eden" (Star Trek Discovery, S2Nr02)


Spoilerwarnung.

Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "New Eden" der zweiten Folge der zweiten Staffel von Star Trek Discovery und sollte nur dann gelesen werden, wenn man diese und vorangegangene Episoden der Serie gesehen hat.



I. Einleitung.
Die zweite Folge hat es schwer. Sicherlich erinnert sich ein jeder Star-Trek-Fan noch an fesselnde Pilotfilme wie "Der Abgesandte", "Der Fürsorger" oder "Broken Bow", aber kaum mehr jemand hat in ähnlich hingabevoller Weise an die folgenden Episoden wie "Die Khon-Ma", "Parallaxe",  oder "Freund oder Feind?". So wie auch neue Staffeln oft mit einem wahren Feuerwerk starten, bleiben gerade bei Star Trek die darauf folgenden Episoden (ich führe an dieser Stelle mal exemplarisch "Gedankengift", "Das Schiff" und "Der Namenlose" an und verweise darauf dass Ausnahmen ansonsten die Regel bestätigen) oft jene Energie schuldig, die ihr Vorgänger noch aufzuweisen wusste.
Wie aber wird sich Discoverys zweite Episode anfühlen, nachdem sich der mit der zweiten Staffel eingeleitete Neustart doch recht positiv anzufühlen scheint?




II. Story.
Die USS Discovery wirft nach einer ganzen (!) Folge Abstinenz mal wieder ihren Sporenantrieb an, um einem fremden, weit entfernten Signal am anderen Ende des Beta-Quadranten zu folgen. Dort angekommen scheint die Überraschung groß, denn statt eines engelsgleichen Wesens finden sie zunächst einmal eine einsame menschliche Kolonie vor, die noch vor der Entdeckung des Warpfluges hier begründet wurde.
Um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen, beamen sie Pike, Burnham und Owosekun auf die Planetenoberfläche, wo sie einer Kultur begegnen, die mitsamt ihres Gotteshauses von einer fremden Macht vor dem atomaren Schrecken des Dritten Weltkrieges bewahrt wurden.
Doch während der Außentrupp die Erklärungswelt der Einheimischen auf den Kopf stellt, haben Saru und die Besatzung der Discovery ein ganz anderes, drängendes Problem:
Ein nukularer Winter droht just in diesem Moment durch mehrere Gesteinsbrocken ausgelöst zu werden, die sich vom Ring des Planeten lösen, um auf der Oberfläche der frisch entdeckten Welt einzuschlagen. Die Chancen stehen schlecht, bis ausgerechnet die bettlägerige Tilly mit einem riskanten Plan aufwartet, der den Tag retten könnte…




III. Lobenswerte Aspekte.

Die Rückkehr des Star-Trek-Feelings.
Wer noch Zweifel hatte, ob die ersten Folge "Bruder" mit ihrem sehr optimistischen und recht plötzlichen Star-Trek-Wohlgefühl ein einmaliger Ausrutscher war oder Discovery sich in seiner zweiten Staffel tatsächlich endlich auf etwas besonnen hat, was die Franchise in den Augen vieler Fans so groß gemacht hat, dürfte mittlerweile beruhigter schlafen können. Tatsächlich gleitet auch "New Eden" im Fahrwasser eines neuen alten Geistes, der nach einer Staffel in der trüben Suppe des Spiegeluniversums ungleich versöhnlicher anmutet.
Aber das allein ist nur die halbe Wahrheit, denn der Wiedererkennungswert beschränkt sich nicht allein auf bloße atmosphärische Änderungen, sondern auch auf drei traditionsreiche thematische Bereiche.
Zuerst einmal ist da dieses heiße Eisen namens 'Religion'. Es gehört zu den inneren Widersprüchen der Franchise, wie unterschiedlich die einzelnen Serien sich diesem – besonders in den USA – kontroversen Thema näherten. Während die Originalserie und auch das nächste Jahrhundert dem Glauben offen ablehnend gegenüberstanden, wurde er bei Deep Space Nine in recht wohlwollender Weise zum Gegenstand der gesamten Serie. Ab da an wurden versöhnlichere Töne angestimmt. So erkannte Janeway als Wissenschaftlerin (in einer der fürchterlich esoterischsten Folgen der Serie), dass sich mancherlei Dinge eben einer analytischen Erklärung entziehen. Archer hingegen verkörperte wie kein anderer die Uneinigkeit der Franchise, als er einerseits Pilger auf seinem Schiff versammelte und zum Retter einer der heiligsten Reliquien der Vulkanier aufstieg, während er andererseits für die Zerstörung eines Klosters sorgte und Konfessionsgegensätze in der delphischen Ausdehnung anprangerte.


Discovery hingegen geht einen völlig neuen Weg. Statt sich auf eine Seite zu schlagen, handelt die Serie mit einer typisch amerikanischen Herangehensweise so, dass man möglichst niemandem auf den Schlips tritt – weder den Gläubigen, noch den atheistischen Zuschauern. Aus Angst ein rohes Ei zu beschädigen entwirft man eine Art Glaubens-Föderation, die ähnlich wie ihr großer (unbekannter) Bruder die Unterschiede der einzelnen Glaubensrichtungen zu einer bündelt und innere Konflikte durch einen größeren gemeinsamen Nenner zu überdecken versucht. Am Ende entpuppt sich der Ansatz der Space-Amish nicht als großes inhaltliches Moment, aber immerhin als seichtes zeitgenössisches Statement, das in einer an Glaubenskriegen leidenden Realität nach Gemeinsamkeiten zum Wohle der gesamten Menschheit suchen lässt.
Dann drängt sich ein weiterer, wohlbekannter Topos auf: Der Mensch als Nabel des Universums. In fast jeder einzelnen Serie gab es mindestens eine Folge, in der wir in den Weiten des Alls einen Planeten finden, auf dem schon vor Zefram Cochranes Warpsprung Menschen von mächtigen Außerirdischen angesiedelt wurden. Nun kann auch Discovery in diesen Reigen einstimmen. Doch egal ob "Der Obelisk", "Die 37er" oder "North Star" – derlei Erzählmuster scheinen stets bemüht; nicht zuletzt, weil man stets nur Menschen, aber niemals Vulkanier, Andorianer oder gar Klingonen im weiten Raum findet. Es wirkt beinahe so, als wäre die Erde unter permanenter Überwachung und verschiedene Außerirdische versuchen diese Spezies, die nicht einmal ihren eigenen Heimatplaneten intakt lassen kann, wettstreitartig überall im ganzen Universum auszusetzen.
Doch während diese beiden Punkte zwar nostalgische Züge tragen, finden sie im Angesicht des dritten Aspektes eher eine Erwähnung der Vollständigkeit halber, denn wirklich interessant ist vor allem der Umgang mit der Obersten Direktive.


Während die Originalserie den Begriff etablierte, war es doch stets recht erstaunlich, mit welch erfrischender Unbefangenheit Captain Kirk diesen zentralen Ansatz der Sternenflottenphilosophie behandelte. Diese Diskrepanz kam vor allem dann zum Tragen, wenn man sich die extrem konservative Interpretation der Richtlinie unter Picard vor Augen führt.
Nun aber schickt sich Discovery an Brücken zu bauen.
In noch nie dagewesener Form findet sie erstaunlicherweise klare Worte zwischen einer kompromisslosen Auslegung und einer laxen Umgangsweise. Pike bemüht sich redlich, die Einheimischen nicht mit Wissen zu kontaminieren und bestätigt am Ende doch einem Koloniebewohner gegenüber dessen Vermutungen. Mehr noch, er spendiert die Energiezelle, die das Geschick der gesamten Kolonie beeinflussen dürfte. Die Discovery-Schreiber legen mit einem simplen Dialog die Verantwortlichkeit zur Interpretation der obersten Direktive vor allem in die Hände jener Leute, die sich wirklich da draußen an vorderster Front mit ihr auseinandersetzen müssen: Den Captains.
So ließe sich am Ende auch erklären, warum in der Frühzeit der Föderationsgeschichte so viele Kommandanten wie Kirk, Pike oder Georgiou die Direktive trotz ihrer Deutlichkeit immer wieder so verschieden auslegen. Sie haben schlichtweg mehr Befugnisse, als ihre Kollegen späterer Jahrhunderte, denen die Privilegien der Pionierzeit verwehrt bleiben.
Andererseits ist es ohnehin zu spät. Als die Discovery unter dem Kommando Sarus verhindert, dass die Gesteinsbrocken des planetaren Rings eine Verstrahlung von Terralysium hervorrufen, begeht er bereits eine Verletzung der Richtlinie. Ein Picard hätte dies in "Brieffreunde" oder "Die oberste Direktive" jedenfalls nicht zugelassen. Und ob die oberste Direktive bei einer Kolonie von Gründungsmitgliedern der Föderation überhaupt zwingend angewendet werden muss, will ich an dieser Stelle mal einfach im Raum stehen lassen.
Im Zusammenspiel ergeben all diese Komponenten das Bild einer guten, runden Star-Trek-Episode, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Es stärkt die Hoffnung, dass Discovery seinen Platz im größeren Ganzen finden könnte, selbst wenn kommende Folgen vielleicht nicht wie diese von einem verdienten Star-Trek-Veteranen wie Jonathan Frakes (der uns außerdem mit schönen Einstellungen, Schnitten und Außenaufnahmen beglückt) beaufsichtigt werden.
Hinzu kommen Referenzen auf den dritten Weltkrieg, Shakespeare oder Risa, die auf die Geschichte Star Treks anspielen und sich wunderbar in den größeren Kontext einfügen. 
Bei aller Lobhudelei ist das allerdings noch kein Grund für Luftsprünge. Noch steht Discovery weit im Schatten anderer Star-Trek-Serien, aber man kann nach dieser Folge immerhin festhalten, dass die Richtung stimmt.



Charaktermomente.
Ein wenig erschrocken war ich schon, wie sehr mir Burnham (Sonequa Martin-Green) in dieser Folge gefallen hat. Sie mimte endlich einen fähigen wie hilfreichen Wissenschaftsoffizier, der seinem Captain nicht nur die eigene Expertise zur Seite stellt, sondern darüber hinaus noch aufzeigt, dass sie in der Lage ist aus den Fehlern ihrer Vergangenheit zu lernen. Sie markiert – zu meiner großen Dankbarkeit - mehrfach die Stimme der Vernunft und langsam baut sie sogar ein Grundvertrauen zu Pike auf. Das lässt sie zwar nachvollziehbarer wirken, markiert aber auch in gewisser Weise eine Wachablösung.
Denn spätestens mit dieser Folge verdrängt Pike (Anson Mount) die mehr zu einem (guten) Sidekick degradierte Burnham als Fokuspunkt der Serie. Längst teilen sich beide die Hauptaufmerksamkeit zu gleichen Teilen, ohne dass man Burnham noch einen Vorsprung zuschreiben könnte. Sicherlich ist dieser neue Captain nicht frei von Fehlern (so wandelt er auf einem manchmal grenzwertig esoterischen Pfad), doch er bringt eine Epochen-gerechte Glaubwürdigkeit ins Spiel, die der Serie ansonsten bislang abging. In bester Kirk-Manier führt er selbst das Außenteam ins Abenteuer, zotet sich durch die Dialoge (vergleiche Denkwürdige Zitate), setzt sich über Bestimmungen hinweg, hat mittlerweile einen komplett eingerichteten Bereitschaftsraum, weiß aus eigener Erfahrung wie schwer Zweifel wiegen (sicherlich von Talos IV) und wirft sich gar heldenhaft auf den tödlichen Phaser. Das wirkt fraglos manchmal stark aufgesetzt, passt aber nahtloser in die Originalserien-Ära als jedes Stück Technik, das wir innerhalb der Serie bislang gesehen haben.
Besonders gefreut hat mich, dass Owosekun mit auf die Außenmission durfte, dass Detmer wiederum mehr Dialogzeilen aufsagen durfte und dass selbst Doktor Pollard mehr Screentime als jemals zuvor erhielt. Nicht zuletzt dadurch wird der Eindruck einer funktionierenden Crew erweckt, die die Herausforderungen des Weltraum-Alltages zu meistern versteht.
Der Kelpianer Saru (Doug Jones) und dieses Mal auch der Pilz-Experte Paul Stamets (Anthony Rapp) liefern gewohnt beeindruckende Leistungen ab, während ich mir bei Tilly nicht ganz so sicher bin.
Klar ist es schön, eine junge, nicht immer perfekte Frau (die von Mary Wiseman auch gut gespielt wird) auf ihrem Weg zu Captain begleiten zu können, doch mittlerweile drängt sich arg der Eindruck auf, als wäre sie zum Lieblingsspielzeug der größenwahnsinnigen Autorenriege herabgesunken, die sich gegenseitig mit immer neueren und immer abwegigeren Entwicklungen zu übertrumpfen sucht. Nach einer kreativen Superforscherin im Rang eines Kadetten, einer Spiegeluniversums-Nemesis und der jüngsten Teilnehmerin des Kommando-Trainings-Programmes kann sie jetzt auch noch tote Menschen sehen, was sich in meinen Augen wie das i-Tüpfelchen in einem ohnehin bereits sehr konstruiert wirkenden Lebenslauf liest.
Der erzählerische Raum für die Bewohner New Edens war schlichtweg zu klein, als dass sich irgendeiner von ihnen allzu sehr ins Rampenlicht hätte spielen können (bestenfalls Andrew Moodie als Jacob wäre überhaupt eine Erwähnung wert) und andere Figuren fehlen mir gar gänzlich. Wo etwa Nhan oder Jet Reno geblieben sind, wird sich – wenn überhaupt – wohl erst in kommenden Folgen klären.
So richtig spannend wird es aber wohl erst, wenn Spock die Discovery mit seiner Anwesenheit beehrt, zumal Burnham im Moment genau jene Nische besetzt hat, die traditionell seinem Charakter gebührt…




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Alte und neue Laster.
So recht mag ich aus Discovery nicht schlau werden.
Wohin will uns die Serie führen?
Freilich kann ich mir erklären, dass Tillys plötzliche Neigung verstorbene ehemalige Klassenkameradinnen sehen zu können in einem direkten Zusammenhang mit Stamets' Ausführungen darüber, dass die Sporen auch die Grenzen der Sterblichkeit aushebeln würden, stehen dürften (vergleiche Denkwürdige Zitate).
Im gleichen Moment aber denke ich auch 'Echt jetzt?'
Ist Euch nicht genug, dass dieses ohnehin wissenschaftlich zumindest fragwürdige Konstrukt als Antrieb, Realitätsübergang, Superwaffe, Energiequelle und vieles mehr missbraucht wurde, ohne dass sich dieses erzählerische Allheilmittel bislang wirklich in die Star-Trek-Chronologie einfügt?
Natürlich kann ich verstehen, dass es für über große Distanzen auftretende fremde Signale erzählerisch Sinn ergibt, einen Antrieb in der Hinterhand zu haben, der die Figuren ihr Ziel auch erreichen lässt. Aber statt Sorgfalt walten zu lassen, bläht man das Wundermittel immer weiter auf.
Aber damit nicht genug.
Ich wage mal abzuzeichnen, dass Stamets' Erklärungen und Tillys Geisterfreundin mit den Gerüchten zu tun haben, dass der letzte Woche im Vorspann genannte Wilson Cruz in den Schoß der Crew zurückkehren dürfte.
Doch warum?
Nicht dass ich mich nicht über den Schauspieler und dessen deutsche Synchronstimme freuen würde, aber für eine Serie, die sich einstmals anschickte, in bester Game-of-Thrones-Art Spannung durch das beständig über dem Haupt aller Figuren schwebende Damokles-Schwert zu erzeugen, mutet es wie drei Schritte rückwärts an, auf dieses erzählerische Element zu verzichten. Das mag aus dem Munde eines Rezensenten, der sich über eine Rückbesinnung auf Star-Trek-Traditionen freut (wie oft sind schon allein Scotty, Spock oder Kirk wieder von den Toten auferstanden??), zwar ein wenig widersprüchlich anhören, doch es drängt sich mir die Vermutung auf, dass man auf Autoren-Seite bei der Beratung, welche Aspekte man in die zweite Staffel hinüberretten sollte, auf das falsche Pferd gesetzt hat.
Zudem fallen mir mit jeder weiteren Minute Discovery mehr und mehr Ungereimtheiten auf. So scheint das Signal etwas für Menschen übrig zu haben, denn sowohl auf dem Asteroiden als auch auf diesem abgelegenen Planeten finden sich Mitglieder dieser Spezies. Als wäre das nicht genug, kompliziert auch stets just im unpassendsten Moment eine Komplikation die Informationssuche der Crew – vom Kollisionskurs mit einem Pulsar bis hin zum drohenden atomaren Winter auf dem Planeten des Außenteam-Einsatzes.
Doch wenn mich Discovery in seiner ersten Staffel eines gelehrt hat, dann ist es abzuwarten, ob diese eher plumpen 'Zufälle' auf schlechtes Storytelling zurückgehen oder tatsächlich Teil eines größeren Plans sind. Schließlich werden erst die nächsten Episoden mehr Klarheit in das mit Absicht vage gehaltene Motiv der Signal-Sender bringen.



Logiklöcher.
Immerhin gelingt Discovery in einem Bereich eine bewundernswerte Konsistenz: Es strotz nur so vor inhaltlichen Ungereimtheiten. Streckenweise gelingt es nicht einmal, einen roten Faden zur Vorgänger-Folge aufrecht zu erhalten.
In "Bruder" werden wir nämlich Zeuge, wie Burnham ein Stück der dunklen Supermaterie greift, festhält und doch verliert, weil es sich nicht beamen lässt. Nun aber sehen wir, was ein klitzekleines Stückchen mit einem Metalltisch machen kann und werden zudem Zeuge, wie es Tilly in einer bislang unerklärten Energieentladung bewusstlos auf dem Shuttlehangar hinterlässt.
Wie aber konnte Burnham das Stück überhaupt anheben?
Überhaupt wundert es mich, dass ein so schweres Objekt so problemlos im Hangar herumschweben kann (immerhin wiegt ein Kubikzentimeter der Substanz 1,1 metrische Tonnen), ohne dass es Auswirkungen auf das Schiff, die Energieversorgung oder die Manövrierfähigkeit der Discovery hat. Ich hätte geglaubt, dass wenn es einen ganzen Asteroidenschauer aus dem Gravitationsfeld eines Planeten entführen kann, hätte das auch mehr Auswirkungen auf die Bordabläufe.
Zusätzlich frage ich mich auch, was eigentlich mit dem Phaser los war (für eine Überladung zu klein, für einen Schuss zu langsam).
Vor allem ist mir rätselhaft, was fortan mit New Eden passiert. Jetzt, wo die Kirche wieder im alten Licht erstrahlt, wird das sicherlich die abgeebbten Pilgerströme wiederbeleben und die eigentlich auf einer Lüge basierenden Religion – die jegliche Opposition in ihren Schriften verteufelt - neuen Auftrieb verleihen. Eine etwas merkwürdige Aussicht nach all den Diskussionen, die Pike und Burnham miteinander über das Wohl der Kolonie führten.
Schließlich bröckelt auch die generelle Glaubwürdigkeit der Charaktere immer mehr. Das liegt vor allem daran, dass die Autoren die Figuren mit immer neuen Superfähigkeiten ausstatten, statt Bescheidenheit walten zu lassen.
Denn mal im Ernst, wozu lernte Saru in einer Zeit der Universaltranslatoren sage und schreibe neunzig verschiedene Föderationssprachen? Da hätte man die Kirche besser im Dorf gelassen: Sechs, sieben oder meinetwegen zehn verschiedene Sprachen hätten doch schon gereicht, um das Repertoire sämtlicher Otto-Normal-Zuschauer zu übertreffen, zumal in den USA für viele schon die Idee mehr als eine Sprache (Englisch) zu sprechen völlig utopisch erscheint.
Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass Detmer schon mit zwölf ihren Pilotenschein gemacht hat – eine Behauptung, die besonders dann recht unglaubwürdig wirkt, wenn man sich vor Augen hält, dass sie aus Deutschland stammen soll.




V. Synchronisation.
Die hat tatsächlich keine größeren Auffälligkeiten – was durchaus ein Qualitätsmerkmal ist. Selbst Tillys nicht minder nervige Schulfreundin hat im deutschen wie im englischen eine ähnlich anstrengende Stimme erhalten.

VI. Fazit.
Auch die zweite Folge der zweiten Staffel bestätigt einen massiven Kurswechsel an Bord der USS Discovery: Pike macht Burnham die Monoperspektive abspenstig, die optimistische Grundstimmung hält an und auch thematisch bedient sich die Episode an klassischen Motiven Star Treks.
Aber auch wenn Discovery den überfälligen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, bleibt es nicht frei Von Fehlern. Vor allem Tilly wirkt dermaßen überzeichnet, dass Wesley Crusher im Direktvergleich wie ein Sympathieträger wirkt. Logiklöcher durchsetzen auch weiterhin konsequent die Handlung. Und der Sporenantrieb macht ein vielleicht sinnvolles, aber auch vermutlich haarsträubendes Comeback.
Alles in allem bleibt die Folge jedoch sehenswert und weiß die Qualität ihres Vorgängers fortzuführen.




Bewertung.
Wenn unser Glaube nicht mehr siegen kann, dann sind wir jenseits von New Eden.





VII. Schluss.

Tatsächlich ist es der Folge gelungen, den Fluch der zweiten Folge abzustreifen. Sie steht wohl eher in der Tradition von anderen großartigen zweiten Episoden wie "Der Besuch", "Tuvoks Flashback" oder "Carbon Creek", als die eingangs genannten drei Vertreter.
Zumal jede dieser Serien Höhepunkte vorzuweisen hat, die kleinere Ausfälle übertünchen können. Hier liegt es an Discovery, entsprechende Highlights nachzuliefern und zu beweisen, dass das momentane Hoch mehr als nur eine Momentaufnahme war.
Hoffen wir, dass die Reise weiterhin so reibungsarm verläuft….



Denkwürdige Zitate.

"Bei Höchstgeschwindigkeit würden wir für diese Entfernung hundertfünfzig Jahre brauchen. Meine ungeborenen Enkel könnten es mit etwas Glück erreichen."
Christopher Pike

"Ein Tardigrade?"
"Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben…"
Pike und Saru

"Die Astromycologie hat mich gelehrt, dass nichts wirklich jemals fort ist. Pilze sind die Wiederaufbereiter des Universums! In jedem Ende liegt auch immer ein Anfang; deshalb ist das Leben immerwährend."
Paul Stamets

"Wenn Sie mir sagen, dass dieses Schiff auf einem Highway aus Pilzen quer durch das Universum springt, werde ich das mal so hinnehmen."
Pike

"Sein erstes Mal vergisst man nie, Sir."
Saru

"Als Wissenschaftsoffizierin möchte ich davor waren, einer unidentifizierbaren Energiequelle so etwas wie eine Absicht zu unterstellen."
"Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, Horatio."
"Ich bin mit Shakespeare vertraut. Wollen Sie andeuten, dass ein göttlicher Wille diese Leute hier hergebracht hat?"
"Sie kennen bestimmt auch Clarkes drittes Gesetz?"
"Ja. Im zwanzigsten Jahrhundert sagte Arthur C. Clarke dass jede hinreichend fortschrittliche Technologie von von Magie nicht zu unterscheiden sei."
"Das Gesetz wurde von Naturwissenschaftlern wie Theologen diskutiert und wie  folgt umformuliert: Jede hinreichend fortschrittliche außerirdische Intelligenz ist nicht zu unterscheiden von Gott. Ich weiß nicht wie oder warum sie hergekommen sind, aber ein Zufall wird es nicht gewesen sein."
Michael Burnham und Pike

"Bevor wir auf andere achtgeben, müssen wir auf uns selbst achtgeben."
Saru

"Wenn x nicht funktioniert, versuch's mit y! Wenn y nicht funktioniert, versuch's mit z! Wenn z nicht funktioniert, ertränk' Deine Unfähigkeit in einem risanischen Mai Tai!"
Sylvia Tilly

"Ich hab' eigentlich Bettruhe, aber die steht praktisch im Widerspruch zu meiner Existenz."
Tilly

"Zu ihrem Glück wurde ich auf Vulkan erzogen. Wir machen keine Witze."
Burnham





Weiterführende Leseliste.

Staffel 2.


01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"

Mittwoch, 8. Mai 2013

Turons Senf zu 'Into Darkness' [SPOILERS!]




Im Zuge einer Vorpremiere sah sich der größte Teil der Tafelrunde heute den zwölften Star-Trek-Kinofilm 'Into Darkness' an. Da einige Personen aus unserer Runde bereits bei der deutschen Filmpremiere die Gelegenheit hatten, ihn miterleben zu dürfen, folgt nun eine kleine Rezension des Films. Da dies nicht ohne Spoiler geht, warne ich noch einmal ausdrücklich davor, diesen Artikel vor dem Kinobesuch zu lesen. Mit Absicht habe ich eine Zusammenfassung ausgelassen, so dass möglichst nur Eingeweihte mit den Informationen etwas anfangen können, aber er verrät so ziemlich alle wichtigen Einzelheiten. Also seht Euch unbedingt VORHER den Film an und lasst uns dann wissen, in welchem Punkt ihr mit uns übereinstimmt, wo ihr abweicht oder was ihr ergänzen würdet. 

Positive Aspekte 


Die Besetzung. Größter Pluspunkt von 'Into Darkness' ist definitiv die Besetzung. Man kann ja alles Mögliche an Kritik gegen Abrams ins Feld führen, doch mit den Schauspielern, die er für seine Filmreihe rekrutiert hat, bewies er bislang ein goldenes Händchen. Nachdem man sich im Anschluss an den letzten Kinofilm bereits an die veränderten Gesichter der Charaktere gewöhnt hat, bleibt nun Platz für die neue Riege, ihr schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen. Allerdings wird dieser Freiraum nur von den Hauptcharakteren ausgefüllt, während der größte Teil der Mannschaft deutliche Abstriche machen muss.

Chris Pine. Der junge Kirk-Darsteller ist definitiv der Hauptnutznießer der Charaktermomente, die der Film bietet. Nicht nur, dass er gekonnt die flapsigen Charakterzüge aus dem Vorgänger wieder aufgreift; ihm gelingt es, über die Laufzeit des Films eine wirkliche Entwicklung darzustellen. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, sind die emotionalen Momente mit ihm in meinen Augen sehr gelungen und stellen aktiv unter Beweis, dass er unbestreitbar über ein gewisses schauspielerisches Talent verfügt.
Zachary Quinto. Irgendwie erübrigt es sich, Quinto noch lobend zu erwähnen, denn an seiner Kompetenz bestehen wohl kaum noch Zweifel. Seine Spock-Interpretation ist wie gewohnt glaubhaft und beeindruckend, auch wenn der Vulkanier nie zuvor derart von Gefühlen getrieben zu sein schien. Dennoch bleibt er ein Fels in der Brandung.
Karl Urban. Der Schiffsarzt wirkt stabil, authentisch und kommt menschlich der 'Grumpy Cat' am nächsten. Schade, dass für ihn so wenig Raum blieb, denn tatsächlich rückt der Schiffsdoktor immer mehr ins zweite Glied der Darstellerriege. Seinen Platz im Triumvirat scheint er jedenfalls an Uhura abgetreten zu haben.
Zoe Saldana. Die Kommunikationsoffizierin kann in diesem Film endlich einmal unter Beweis stellen, wozu sie überhaupt an Bord ist. Getreu dem Motto „Behind every great man is a woman nagging“ macht sie eigentlich das, wofür Pille jahrelang bekannt war: Sie macht Spock das Leben zur Hölle. Trotzdem bleibt ihre deutlich selbstbewusstere Uhura-Darstellung zu Recht Maß aller Dinge.
Simon Pegg. An Scottys Charakter scheiden sich wohl die Geister. Vielerorts ist zu hören oder zu lesen, dass er völlig anders reagiert, als man das gewohnt ist. Ja, er trifft eine moralische Entscheidung, die der Chefingenieur der Originalserie vielleicht in der Form nie getroffen hätte. Doch diese Hinwendung zur Moral ist eigentlich ein Moment, in dem jeder alte Star-Trek-Fan den ollen Schotten besser verstehen kann, als die restliche Mannschaft. Scotty bleibt den ganzen Film über ein moralischer Anker, dem man sogar abnimmt, dass ihm selbst der Mord an einem namenlosen Sicherheitsoffizier wirklich leidtut. Immerhin hat er es geschafft, seiner Rolle damit etwas mehr als den Pausenclown-Charakter zu verleihen.
John Cho. Spielte auch mit und hat ein oder zwei heroische Momente. Allerdings sollte er aufpassen, dass er sich nicht wie George Takei irgendwann als Statist empfindet. In der Form kann ich die Versetzung auf die USS Excelsior aus der alternativen Zeitlinie jedenfalls schon erahnen.
Anton Yelchin. Im Prinzip ebenso ein Nebencharakter wie Sulu. Gut, er darf/ muss ein Redshirt tragen und für Chaos im Maschinenraum sorgen, aber er hat keineswegs den Raum, den Walter Koenig in "Der Zorn des Khan" ausfüllen durfte.

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 Ähnlich verhält es sich mit den Gaststars. Allerdings gibt es nur einen, dem es wirklich gelingt, herauszustechen, während die anderen schlichtweg die Zeit fehlt, oder hinter den Erwartungen zurückblieben.

Benedict Cumberbatch
. Noch vor Chris Pine, Zachary Quinto oder Zoe Saldana der Höhepunkt des Films. Die großartige schauspielerische Leistung schlägt den Zuschauer in ihren Bann und lässt Gerüchte, dass seine Rolle ursprünglich von Benicio del Toro gespielt werden sollte, vergessen machen. Seine Stimme, seine Mimik und seine Tränen machen ihn zu einem der bislang großartigsten Bösewichte, die jemals in Star Trek zu sehen waren. Um es vorwegzunehmen: Ja, er spielt Khan. Aber er spielt ihn auf eine ganz andere Art und Weise. Doch der grandiose Schurke verliert dadurch nicht an Charakter, sonder gewinnt unheimlich viel dazu. Dafür muss man Cumberbatch einfach Tribut zollen.
Bruce Greenwood. Wie bereits zuvor bildet der Pike-Darsteller einen heimlichen Höhepunkt. Direkt schade, dass er so früh das Zeitliche segnet (auch wenn das für den Handlungsbogen viel zu wichtig war, um darauf verzichten zu können), denn dadurch wird seine Leistung von der danach Purzelbäume schlagenden Handlung verwischt.
Peter Weller. Der als RoboCop bekannt gewordene Darsteller liefert eine Leistung ab, die man mit ihm bereits auf erschreckend ähnliche Weise im Enterprise-Zweiteiler "Dämonen" bzw. "Terra Prime" erlebt hat. Im Großen und Ganzen erschreckend schwach und blass, so dass es nicht weiter wundert, dass man ihm einen weiteren Antagonisten zur Seite stellen musste, um die Sache bedrohlich wirken zu lassen. Als Sternenflottenoffizier, Vater und Vorgesetzter jedenfalls unglaubwürdig.
Alice Eve. Über zu weite Strecken ein wenig farblos, aber eine nette Idee. Die Fans wird es freuen, auch wenn ich partout nicht verstehe, warum sie sich in der bekannten Szene nun unbedingt entkleiden musste. Wahrscheinlich eine Art Initiationsritus, dem sich jede wichtigere weibliche Hauptfigur (Gaila, Uhura) unterwerfen muss, um bei J.J. Abrams eine Rolle zu erhalten.
Noel Clarke. Der Doctor-Who-Veteran hat nur einen kurzen, dafür sehr einprägsamen Auftritt. Seine zwei Sätze sind vernachlässigungswürdig; sein Abgang hingegen ganz großes Kino. Clarke kann in den wenigen Leinwandminuten mühelos unter Beweis stellen, dass in ihm mehr steckt.

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Das ist allerdings längst noch nicht alles. Immer wieder begleiten den Zuschauer altbekannte Gesichter aus dem vorherigen Film. Keenser (wie bereits zuvor völlig überflüssig), Schnubbelchen ('Cupcake' bekommt sogar einen Namen) oder der Transportertechniker (James Doohans Sohn Christopher), aber auch viele andere Erscheinungen sorgen für eine gewisse Kontinuität im Abramsverse. Mit einigen Abstrichen ist der Cast also gleich der erste Höhepunkt und vor allem den Hauptcharakteren wird genügend Platz geboten, sich einmal richtig auszutoben. Da diese sich das nicht zweimal sagen ließen, funktioniert der Film dahingehend recht gut.

Charaktermomente
. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich einen Film gesehen hätte, in dem mehr Männer geweint haben. Kirk, Spock und selbst Khan heulen wie die Schlosshunde! Vielleicht hat sich das Männerbild in den letzten hundert Jahren so stark verändert, dass so etwas kaum mehr ins Gewicht fällt. In jedem Fall hielt ich jede einzelne Träne für gerechtfertigt.
Ebenfalls herauszuheben ist Kirks Gnadentat für Khan, obwohl dieser für den Tod seines Förderers und Mentors verantwortlich war. Im Gegensatz zu jener Abschlussszene im elften Teil, in der Kirk und Spock Nero eiskalt verrecken ließen, wirkt der juvenile Captain plötzlich gereift und erinnert tatsächlich für einen Moment an das Original, auf dem seine Rolle fußt.
Natürlich sollten wir in diesem Moment auf DIE Schlüsselszene zu sprechen kommen: Die Sterbeszene Jim Kirks, die in einer unverhohlenen Kopie der Sterbeszene Spocks mündet. Schon jetzt kann man sich ausmalen, dass einige Fans Sturm dagegen laufen werden. Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich sie gelungen fand. Natürlich kann ich Personen verstehen, denen es albern vorkam, aber durch die vertauschten Opferrollen hatte der Moment wiederum etwas sehr Originelles. Als Höhepunkt seiner Charakterentwicklung während des Films lernt Kirk nämlich doch noch seine Lektion aus dem Kobayashi-Maru-Szenario, während der Initiator des selben all ihre Erkenntnisse in den Wind schreibt. Natürlich ist es irgendwo ideenlos geklaut, doch in diesem Fall erinnerte es eher an einen Coversong, der nicht bloß etwas kantenloser und vermeintlich gefälliger gesungen wurde, sondern sich auch mal traut, Text und musikalische Begleitung abzuwandeln um etwas zu erschaffen, was einerseits dem Original Tribut zollt, aber andererseits auch auf eigenen Füßen stehen kann. Gelungener als der große Aufreger des elften Filmes, die Zerstörung Vulkans, ist diese Szene allemal.

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Setting und Anleihen. Wer nach dem aufreibenden Trailerbombardement der letzten Monate für sich erkannt hat, dass auch dieser Film ob seiner düsteren Stimmung, Fokussierung auf Rache und tumben Action nichts mehr mit Star Trek zu tun haben würde, wird im Kino eines besseren belehrt.
Tatsächlich kann man, sofern man seinen Blick nicht aus Prinzipienreiterei verstellt, durchaus Werte erkennen, die Star Trek einmal ausgemacht haben. Kirk kümmert sich aufopferungsvoll um seine Besatzung, die Oberste Direktive bedeutet wieder etwas und am Ende verspricht der Film sogar, dass es in Zukunft wieder in Richtung Forschung gehen wird. Tatsächlich ist die Grundstimmung viel positiver als in Abrams' Vorläufer, so dass an dieser Stelle mal einfach gesagt werden muss, dass Trailer und auch der Titel 'Into Darkness' nicht irreführender sein könnten.
Wenn man den Film gesehen hat, erkennt man schnell, dass sich dahinter eine Marketingstrategie verbirgt, die ein breiteres, ursprünglich nicht an Star Trek interessiertes Publikum anlocken soll. Tatsächlich ist der Film aber für Fans gedacht, denn schon mit der Sterbeszene werden Außenstehende nichts anfangen können.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Referenzen auf die klingonische Sprache, die Verwendung von bat'leths und der Einbezug von Sektion 31 sind bittere Pillen, die dem unwissenden Neueinsteiger schwer aufstoßen müssen. Addiert man die vielen weiteren Anspielungen hinzu wird schnell klar, dass Abrams und sein Team mit dem Film einen Ölzweig an all jene reichen will, die verstanden haben, dass Star Trek eine Rundumerneuerung bitter nötig hatte und sich damit abfinden können, dass es auf diese Art und Weise geschah.

Negative Aspekte


Transwarp-Beamen. Was soll man mit einem Ölzweig anfangen, wenn all das, was nach TOS noch folgen müsste, zum wiederholten Male mit Füßen getreten wird?
 Symbol für diesen Tritt in die Weichteile logikversessener Alt-Fans ist das Beharren auf Transwarp-Beamen, das es weder bei TNG, DS9 noch Voyager gab.
Warum kann sich Khan von der Erde nach Qo'noS beamen, während Picard mühselig mit der Enterprise dorthin fliegen musste?
Warum hat die Sternenflotte nicht einfach ein Sonderkommando nach dem anderen auf die Station geschickt, um Deep Space 9 von der Herrschaft des Dominions zu befreien?
Warum zum Teufel hat sich die doofe Janeway nicht einfach zurück in den Alpha-Quadranten gebeamt, wenn angeblich schon Scotty auf diese Gleichung gekommen ist?
Doch damit nicht genug!
Während der Pille der Original-Zeitlinie zu dumm war, aus dem genetischen Fundbüro Khan Noonian Soong einen Jungbrunnen zu erschaffen, katapultiert man hier die Medizingeschichte auf einen Stand, den noch nicht einmal Captain Braxton, Kal Dano oder Crewman Daniels erahnen konnten. Mit einem einzigen Storyloch zieht man so das Ableben Tasha Yars, Jadzia Dax' oder selbst James Tiberius Kirks schwungvoll durch den lauwarmen Kakao.
Der Android, der auf der Brücke der Enterprise seinen Dienst versieht, wirkt ebenfalls völlig fehl am Platz, denn die erste künstliche Lebensform in der Sternenflotte sollte eigentlich 'Data' heißen und nicht 'GATT 2000'. Hatte da vielleicht LeVar Burton doch mit seinem Alleinvertretungsvorwurf gegen Abrams Recht?
Natürlich ist das alles eine völlig andere Zeitlinie! Es wird aber mit jedem neuen Film eine immer unglaubwürdigere Zeitlinie, die trotz der einhundert Jahre Differenz zu den Nachfolgeserien der Neunziger die eigene Zukunft bereits eingeholt hat.


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Fehlende Szenen.

"You think your world is safe. It is an illusion. A comforting lie, told to protect you. Enjoy these final moments of peace. For I have returned to have my vengeance."

Wer erinnert sich nicht an diese markigen Worte, die mittlerweile den Großteil der Trailer dominieren?
Davon sollte man sich auch gleich wieder verabschieden, denn davon ist im Film nichts zu hören. Auch die harschen Worte, mit denen Kirk Marcus beschwört, Rache zu einem Gegenstand von Sternenflottenpolitik zu machen, fehlen dem Film völlig. Selbst einige der Bilder, die ob ihrer Spannung in die Trailer eingebaut wurden, gibt es in der Kinofassung plötzlich gar nicht mehr. Das ist bedauerlich, denn schon der letzte Film wäre um Längen besser gewesen, wenn die herausgeschnittenen Szenen an Ort und Stelle belassen worden wären.

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Szenen mit Fragezeichen. Dafür bleibt sich der Film in puncto Storylöchern treu. So ist mir immer noch nicht klar, warum Admiral Marcus sein einziges Druckmittel gegenüber Khan überhaupt in die Hände Kirks weiterreicht.
Ebenso leidenschaftslos scheinen auch die Klingonen ihre Heimat zu verteidigen: Als die Enterprise in deren Territorium (Torpedoreichweite) herumtreibt, scheint sich trotz angespannter militärischer Lage niemand sonderlich dafür zu interessieren.
Ab dem Moment, in dem Pille jedoch Spock zwingt, Khan am Leben zu lassen, um den Fortbestand Kirks zu sichern, ist das Fass endgültig übergelaufen. Warum  nimmt der Landarzt nicht einfach das Blut genau jenes Augments, den er kurz zuvor aus der Tiefkühltruhe zerrte, um seinem Busenkumpel Hirnschäden zu ersparen?
Während sich in solchen Momenten Fragezeichen in den Augen der Kinogänger bilden, fehlen sie an anderen Orten. Die wahre Identität Harrisons, die Wiederauferstehung Kirks oder der 'Khan-Urschrei' sind viel zu vorhersehbar, um noch irgendwen ernsthaft vom Hocker zu reißen. Viel zu oft erkennt man die simplen Strickmuster, die im Vergleich dazu selbst jedes beliebige Grimmsche Märchen plötzlich wie ein geschickt inszeniertes erzählerisches Feuerwerk erscheinen lassen.
Stichwort Märchen: Zu häufig schleicht sich ferner ein Star-Wars-Feeling ein, das sich auch nicht recht abschütteln lässt. Mitunter hat man das Gefühl, als würde man einen tiefen Blick in die Bewerbungsunterlagen Abrams' für den siebenten Star-Wars-Teil werfen. Hoffentlich bleibt uns ein im All schwebender Star-Wars-Charakter wenigstens in diesem Film erspart.
Die viele Action wirkt bombastisch, aber man hat nie den Eindruck, dass man das nicht bereits irgendwo anders vorgesetzt bekommen hätte. Das Geld hätte man besser in eine vernünftige Story investieren sollen. Auch die 3-D-Effekte waren nichts, was das Tragen einer 3-D-Brille unbedingt rechtfertigte.
Ansonsten gibt es vieles, was man ebenfalls schon gesehen hat. Wieder einmal gibt es einen Weltraumsprung á la Felix Baumgartner, wieder einmal rettet der alte Spock aus der anderen Zeitlinie den Tag und wieder einmal kommt es zu einem Showdown mit einem überdimensionierten Schiff. Gut geklaut ist halb gewonnen, werden sich die faulen Autoren da gedacht haben.
So ein riesiges Schiff hat ja schließlich schon in Star Trek eins, acht, neun, zehn und elf so unglaublich gut funktioniert!
Warum man in Zeiten frei zugänglicher Kanon-Nachschlagewerke wie Memory Alpha immer noch so hanebüchene Fehler in das Script bauen kann, wirkt eigentlich unerklärlich. So gibt man sich zwar offensichtliche Mühe, die klingonische Sprache adäquat einzubinden, schreibt den Hauptplaneten des Imperiums aber 'Kronos'. Auch den Gorn, die einer reptiloiden Spezies angehören, werden plötzlich eine Lebendgeburt unterstellt (ob das nur eingestreut wurde, um das Computerspiel zum Film zu promoten?). Warum der klingonische Mond Praxis in dieser Zeitlinie bereits vor den Ereignissen in Star Trek VI zerstört scheint, bleibt wohl genauso das Geheimnis der Autoren wie die Tatsache, dass das Kriegervolk stolz seine Stirnwülste in die Kamera halten kann, obwohl es laut Enterprise (und die alternative Zeitlinie fußt eigentlich auf dieser Serie, die noch vor der Abspaltung dieser Realität spielt) gar nicht geben dürfte. Dass die Sternenflottenoffiziere mit ihren Militärmützen wie Wehrmachtsoffiziere aussehen, mag zwar kein Anachronismus sein, jagte mir aber immer wieder einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Höhepunkt ist in meinen Augen allerdings die Sterbeszene Kirks. Nicht, weil die aus "Der Zorn des Khan" geklaut ist, sondern weil sich dort etwas entwickelt, was ich bei Doctor Who immer gern als 'Zauberende' bezeichne. Dank einer fadenscheinigen und nur am Rande erwähnten Lösung verpuffen allen Sorgen plötzlich und lösen sich in eitel Sonnenschein auf. Kirk bleibt dank des Blutes seines Feindes am Leben (der Vampirkult lässt grüßen) und alles ist wieder in Butter.
Das ist einfach aus dem Grund schade, weil Abrams dieses neue Universum laut eigener Aussage ja begründete, um die Möglichkeit zu erschaffen, selbst Hauptcharaktere sterben lassen zu können und somit die Spannung am Leben zu erhalten. Nun, wo sich eine großartige erste Gelegenheit bot, Filmgeschichte zu schreiben und die Fans dem nächsten Film verzweifelt entgegenfiebern zu lassen, kneift Abrams den Schwanz ein und lässt Kirk mit einer fadenscheinigen Begründung wiederauferstehen. Diese fehlende Konsequenz führt somit das Besondere an diesem Universum ad absurdum, da spätestens jetzt jedem Zuschauer (auch den neuen) bewusst sein wird, dass die Haupthelden genauso wenig abgemurkst werden können, wie die der älteren Filme.

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Optik und Sound. Schläuche, die zum Löschen dienen; Schiffe, die den Ozean befahren; Autos, die auf Straßen fahren: Zusammen mit kernigen Sprüchen, die immer wieder auf den Technikstand unseres Jahrhunderts zurückfallen, hat man kaum mehr ein Science-Fiction-Gefühl, wenn man sich J.J. Abrams Interpretation der Erde ansieht. Die Budweiser-Brauerei, die man trotz der massiven Fan-Proteste als Drehort beibehielt, tut ihr übriges und führt man sich vor Augen, dass es im Film sogar Schleichwerbung für dieses bierähnliche Gesöff gibt, so drängt sich förmlich die Vermutung auf, als hätte hier jemand eine unheilige Allianz geschmiedet.
Selbst die zuweilen bereits gelobten klingonischen Schiffe der D4-Klasse sehen in meinen Augen einfach nur aus wie schlecht montierte Transformer auf Koks. Zusammen mit der an Hässlichkeit kaum mehr zu überbietenden USS Vengeance verliert Star Trek damit ein Motiv, dass die Serie bislang ausgemacht hat:
Ihre klaren, optisch ansprechenden Schiffsdesigns. Die Zeiten eines D'deridex-Warbirds, einer Nebula-Klasse oder einer Negh'Var scheinen ein ungeliebtes Relikt einer unpopulären Ära gewesen zu sein.
Die bei den Fans so verhassten Lens Flares gibt es hingegen noch immer. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz so häufig sind wie früher, doch das kann an dem subjektiven Eindruck eines Menschen liegen, den sie ohnehin nie sonderlich gestört haben. Allerdings verzichtete Abrams auf die Lautlosigkeit, die sonst in seinen Weltraumszenen vorherrschte. Dafür gibt es jedoch wieder eine pompöse Giacchino-Untermalung, die der aus dem ersten Film in nichts nachsteht. Da liegt wiederum auch der Haken, denn was damals neu und aufregend wirkte, ist nunmehr altgewohnte Kost ohne irgendwelche Würze. Es fehlt die Originalität, zumal der nochmalige Rückgriff auf die Beastie-Boys bei aller Liebe einfach nur platt wirkte.




Fazit


Insgesamt betrachtet hat J.J. Abrams einen Film produziert, der besser ist, als sein Vorgänger. 'Kunststück', werden die einen sagen, 'Logisch', die anderen. Kaum jemand polarisiert die Fans so sehr wie der Regisseur, der sich bei aller Kritik den Fans z.B. bei der Premiere geduldig stellte. Immer noch schleicht sich das Gefühl ein, als wäre die Handlung ein Stiefkind der Produktion gewesen, das zugunsten von Action, Sex-Appeal und zweifelhafter Dramatik in die zweite Reihe rücken musste. Gerade beim Transpwarp-Beamen wird das jedem Fan schnell wieder bewusst. Und trotzdem ist es unter den Umständen ein guter, gerader Film. Die Nummer zwölf lehnt sich zwar stark an der Nummer zwei an, doch vielleicht ist es aus genau diesem Grund in Wirklichkeit ein Film für die Fans. Großartige Schauspieler, bedeutungsschwangere Reinszenierungen und vor allem ein wahrer Bösewicht, der die Bezeichnung verdient. Dabei bleibt 'Into Darkness' Popcorn-Kino, aber es versucht immerhin, den 'alten Hasen' die Hand zu reichen.

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Nachschlag: Passend zum Abschluss noch der 'Honest-Trailer' zum elften Film. Vielen Dank an NCC-1701 für diesen Tipp!




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