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Freitag, 1. November 2013

Star Trek Online: Episode "Einflusssphere" rollt an + Trailer

Die Sphäre rollt auf uns zu und in Star Trek Online läuft es rund. Bildquelle: www.tvtropes.org
Nun ist es soweit, Cryptic hat die neue Episode "Einflussspähre" zu STO veröffentlicht. Spieler können nun an der einzigartigen Mission teilhaben, als Belohnung winkt ein kostenloser Obeliskenträger

Zur Geschichte: Die Romulanische Republik aktiviert ein iconianisches Portal unterhalb von Neu Romulus. als Spieler werden wir auf eine diplomatische Mission geschickt, um diesem historischen Ereignis beizuwohnen, doch eine Fehlfunktion löst ein katastrophales Erdbeben aus und bringt dadurch den ganzen Planeten in Gefahr. Viele der Teilnehmer werden verschüttet. Um uns zu retten gelingt es uns als Spieler durch das Portal zu flüchten. Zusammen mit Botschafter Worf erkunden wir das geheime Portalnetzwerk der Iconianer...


Das neue Schiff, der Obeliskenträger:


Dieses Gefährt gehört wohl zu den größten Raumschiffen in Star Trek Online und stammt von einer uralten Spezies, die früher einmal den Alpha-Quadranten besucht hat. Um das Schiff zu kommandieren benötigt man den Rang: 40 Konteradmiral, Untere Hälfte (Föderation); bzw. Brigadegeneral (KVS); Subadmiral I (Romulaner)

Details zum Schiff:
Fraktion: Alle
    Verfügbarkeit: Belohnung für Besondere Episode (begrenzter Zeitraum); Stufe 1 Flotten-Außenposten
    Hüllenstärke: 43.500
    Schild-Modifikator: 1
    Mannschaft: 3.000
    Waffen: 3 Bug; 3 Heck
    Plätze für Geräte: 4
    Wendekreis: 5° pro Sekunde
    Impuls-Modifikator: 0,15
    Beschleunigung: 20
    Plätze für Brückenoffiziere: 1 Taktischer Lieutenant, 1 Technischer Lieutenant, 1 Technischer Commander, 1 Wissenschaftlicher Lieutenant Commander, 1 universeller Fähnrich
    Konsolen-Modifikationen: 2 Taktisch, 4 Technik, 3 Wissenschaft
    +10 Energie auf Schilde
    +10 Hilfsenergie
    Kann Dual-Kanonen ausrüsten
    Hangar-Plätze: 2 



Meinung: Es ist ein klassisches Schiff mit Kreuzereigenschaften, also eine "Festung" im Raum, die viel einsteckt. Perfekt, um Kameraden im Kampf mit Schildenergie und Heilung zur Seite zu stehen. Am ehesten geeignet also für Techniker.


Quelle: www.startrekonline.com

Bitte beachtet: Dies ist noch nicht die Veröffentlichung von Staffel 8. Diese erscheint erst am 12. November 2013.

Links:

Weitere Details zum Träger und seinen Schwesterschiffen findet Ihr auf:

http://sto.de.perfectworld.eu/news/?p=177582

und Informationen zur neuen Episode auf:

http://sto.de.perfectworld.eu/news/?p=177982

Releasedaten zu Staffel 8:

http://sto.perfectworld.com/news/?p=1021611


Samstag, 22. Februar 2020

Turons Senf zu PIC S1Nr05 "Keine Gnade"



Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Keine Gnade", die fünfte Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Folgen bereits gesehen hat.



Einleitung.
Ich habe mir den großen Zeh gebrochen.
Das ist eigentlich weder gut noch sonderlich angenehm, doch während meiner dreieinhalb Stunden Aufenthalt in der Notaufnahme verfügte ich ausnahmsweise einmal über genügend Zeit, mir den "Picard"-Roman zur aktuellen Serie zu Gemüte zu führen.
"Die letzte und einzige Hoffnung" aus der Feder von Una McCormack ist in der Tat ein Werk, dass maßgeblich zum Verständnis der Serie beiträgt, denn darin werden nicht nur Raffis familiäre Probleme näher geschildert, sondern auch Juratis Beziehung zu Bruce Maddox ausführlich beschrieben. Es ist in jeglicher Hinsicht eine ideale Lese-Ergänzung zum Fernseh-Erlebnis und ein cleveres Stück Marketing, dieses Buch zusammen mit den “Countdown”-Comics zu veröffentlichen.
Eine Frage aber bleibt bei aller Begeisterung im Raum stehen:
Sollte man das Buch vor der letzten Folge überhaupt lesen?



Story.
Jean-Luc Picard und seine inzwischen vollständig zusammengewürfelte Crew sind endlich auf dem Weg nach Freecloud, um dort Bruce Maddox ausfindig zu machen. Doch sie sind spät dran; der verzweifelte Kybernetiker befindet sind in den Fängen einer zwielichtigen, lokalen Unterweltbossin namens Bjayzl, die plant ihn an den romulanischen Geheimdienst Tal Shiar zu veräußern.
So hecken Picard und seine Mannen zusammen mit Seven of Nine einen gewieften Plan aus, um den Wissenschaftler zu befreien: Mit Seven of Nines lukrativen Borg-Implantaten als Lockmittel wollen sie Bjayzl zu einem riskanten Tauschgeschäft ermuntern. Doch zunächst muss die Mannschaft dafür eine Reihe von Hindernissen überwinden. Sie sind gezwungen in verschiedene Rollen zu schlüpfen, einen Lügendetektor auf zwei Beinen auszutricksen und ihren Betrug soweit voranzubringen, dass sie Maddox' habhaft werden können.
Doch aller Aufwand scheint umsonst, als sich herausstellt, dass ausgerechnet Seven of Nine Picard ausnutzt, um durch ihn Zugang zu der von ihr verhassten Kriminellen zu erlangen...

Lobenswerte Aspekte.

Moralität.
Düster wird es in dieser Episode, doch wo viel Schatten ist, fällt (neben vielen Lens Flares) auch immer viel Licht.
So nimmt sich "Keine Gnade" Problemen an, die zum Standard-Repertoire Star Treks gehören, um sie in einer völlig neuen Weise zu beleuchten.
Etwa die Frage, wie weit man bereit ist für den Fortschritt zu gehen.
Lässt man andere Lebewesen töten, um deren Einzelteile für einen nanotechnologischen Organhandel zu erlangen, die entweder für Forschung, Profit oder Sammelleidenschaften herhalten müssen?
Oder die Frage nach Schuldigkeiten.
Ist es angemessen, seiner eigenen Mutter trotz redlicher Besserungsbemühungen ihrerseits beständig die Fehler ihrer Vergangenheit vorzuhalten?
Legitimieren die fatalen Folgen der Forschung eines Wissenschaftlers dessen Tod?
Ist der Tod ganz generell eine legitime Antwort auf erlittenes Leid, egal von welcher Tragkraft?
Die ganz große Frage bleibt allerdings eine, die sich wie ein roter Faden durch die bisherige Franchise gezogen hat und auch vor "Picard" nicht haltmacht.
Was genau ist eigentlich überhaupt Menschlichkeit?
Was macht sie aus?
Was passiert, wenn wir unsere Menschlichkeit verlieren?
In diesem Zusammenhang bleibt Picards vorläufiger Abschied von Seven of Nine die stärkste Szene in der gesamten Folge, weil es das gleiche Dilemma in unterschiedlicher Ausprägung zeigt. Während Picard seiner Menschlichkeit nach seiner Assimilation nur noch mehr Gewicht verlieh, stellt Seven wenige Momente später unter Beweis, dass sie in den Jahren nach ihrer Ankunft auf dieser Seite der Galaxis den negativen Seiten dieses Begriffs erlegen ist.
Damit wird schließlich auch das Grundproblem deutlich, das mit diesem sehr schwammigen Ausdruck verbunden ist:
Menschlichkeit ist keineswegs etwas, das sich bequem in gut und böse, richtig und falsch oder gar schwarz und weiß unterteilen lässt.
Menschlichkeit ist individueller Auslegung unterlegen und kann von zwei verschiedenen Menschen völlig unterschiedlich ausgelebt werden.
Und Menschlichkeit umfasst ebenso den Begriff Gnade, wie den bewussten Verzicht darauf und in dieser Folge gelingt es trefflich, dieses Problem zu schildern.



Besetzung.
Die großartige Hauptbesetzung bleibt für Überraschungen jeglicher Art gut, auch wenn einschränkend zu bemerken bleibt, dass "Picard" dieses Mal bei der Auswahl der Nebendarsteller eher zu wünschen übrig ließ (und das im wahrsten Sinne des Wortes).
Patrick Stewart wird als Jean-Luc Picard fraglos seinen Spaß gehabt haben, als er seine Rolle erstmals mit schwerem französischen Akzent als eine Art gallischen General Chang darstellen durfte, aber diese Szenen kratzten mit zu großer Beständigkeit an der schmalen Grenze zu sinnfreier Albernheit. In all dem turbulenten Geschehen fiel dem sichtlich gealterten Mann beinahe eine Nebenrolle zu, wenn er nicht - wie eingangs bereits erwähnt - zusammen mit Jeri Ryan in der wohl denkwürdigsten Szene dieser Folge seine gewohnte Präsenz kurz vor Folgenende wiederentdeckt hätte.
Jene Seven of Nine an seiner Seite bildete viel mehr den Mittelpunkt dieser Episode als der eigentlich namensgebende Charakter dieser Serie. Dabei legte die Autorin Kirsten Beyer bereits frühzeitig Wert darauf, dass sich die äußerlich (vor allem im Vergleich mit Picard) erschreckend jung gebliebene Frau innerlich radikal gewandelt hat: So trinkt sie Bourbon, leistet Sterbehilfe für Icheb und hintergeht letztendlich doch den in ihrer Wahrnehmung wirklichkeitsfremd agierenden Picard (vgl. Denkwürdige Zitate). Sie tritt im Gegensatz zur vorherigen Darstellung Sevens in "Star Trek: Voyager" als höchst brutaler Rächer in bester Arrow-Manier auf und es ist bemerkenswert, wie man diesen in Fankreisen so beliebten Charakter so mir-nichts-dir-nichts zu einem Gegenpol zum idealistischen Ex-Admiral stilisierte.
Mehr noch; Seven versinnbildlicht die in ihren Werten gleichsam gefallene Föderation in einer Person.
Doch wie für die Föderation auch besteht noch immer Hoffnung für die ehemalige Borgdrohne.
Seven kämpft einen vermeintlichen Kampf gegen die Windmühlen, um Recht und Gesetz in einer instabilen Region aufrechtzuerhalten, versucht Picard und seine tollkühne Crew zu schützen und überreicht ihm am Ende sogar so etwas wie das Bat-Signal, mit dem er sie in Zeiten der Not anklingeln kann.
Nicht so ganz sicher bin ich mir allerdings in der Beziehung, die diese Folge zwischen ihr und Bjayzl suggeriert. Nicht, dass ich etwas gegen eine solche gleichgeschlechtliche Beziehung hätte; ich hätte mir einzig deutlichere Worte dafür oder dagegen gewünscht. Denn eine Beziehung zwischen den beiden hätte Sevens Rachegelüste und ihre Interpretation von Menschlichkeit nur noch weiter unterstrichen.
Der zweite große Star von "Keine Gnade" bleibt Raffaela 'Raffi' Musiker. In der starken Nebenhandlung der Folge sucht sie nach ihrem Sohn, nur um von diesem abgewiesen zu werden. Ihre Geschichte, nunmehr um eine persönliche Tragödie bereichert, zeigt umso mehr, wie ihre Sternenflottenkarriere, die Zusammenarbeit mit Picard, die gescheiterte Evakuierung des romulanischen Sternenimperiums und vor allem der Angriff auf den Mars ihr Leben in einen Scherbenhaufen verwandelt hat. Es zeigt, wie sie sich von ihrer eigenen Familie entfernt hat und in eine Drogenabhängigkeit verfiel, ohne ihren Prinzipien und Ansichten untreu zu werden.
Das alles spielt Michelle Hurd mit einer eindringlichen Überzeugungsgewalt, der man den kaltschnäuzigen früheren Geheimdienstoffizer ebenso abnimmt, wie die zurückgewiesene Großmutter, zumal Mason Gooding in der Rolle ihres Sohns Gabriel 'Gabe' Hwang im kongenialen Zusammenspiel mit ihr großartige Arbeit leistet, um den schwelenden Konflikten zwischen beiden Familienangehörigen Ausdruck zu verleihen.



Auch Allison Pill als Dr. Agnes Jurati gelang es eindrucksvolle Ausrufezeichen zu setzen. Nach anfänglicher Nervosität gelingt ihr recht eindringlich der Sprung vom Tilly-Klon zum Ash-Tyler-Nachfolger. Immerhin bleibt ihre Motivation (noch) ungewiss und scheint eher von idealistischen Motiven und Verzweiflung getrieben. Es bleibt - aufgrund der wenigen Zeit, die diese Episode der Aufdeckung dieses doppelten Spiels widmete - dem Informationsgehalt kommender Episoden überlassen, dieser Entwicklung einen passenden Rahmen zu verleihen. Bis hierher wirkt Juratis Dolchstoß jedoch im Hinblick auf parallele Erzähltraditionen bei "Star Trek: Discovery" in etwa so originell wie die Flagge Indonesiens im Vergleich mit der Monacos.
Santiago Cabrera bleibt als Cristobal Rios eine qualitative Konstante der Serie und darf abermals aus seiner Rolle ausbrechen - dieses Mal jedoch nicht primär als Hologramm, sondern als Rios in Verkleidung. Das funktioniert im Vergleich besser als bei Jean-Luc Picard, zumal Rios trotz seines schillernden Äußeren nicht zur überkandidelten Extravaganz neigt.
Vergleichsweise wenig zu tun bekommt Evan Evagora in "Keine Gnade", nachdem sich die letzte Folge beinahe allein um Elnor gedreht hat. In den wenigen Dialogen mit seiner Beteiligung erinnert er entfernt an Spock oder Data, weil ihm als Kind der Qowat Milat das Konzept von Lügen ebenso fremd ist, wie den beiden genannten Star-Trek-Legenden die Possen menschlicher Emotionen.
Verpasste Gelegenheiten offenbaren sich schließlich mit den Nebenrollen.
So bleibt beispielsweise Bjayzl vor allem deshalb in Erinnerung, weil Necar Zadegan aufgrund ihrer entfernten Ähnlichkeit zu Marina Sirtis auch genauso gut hätte gecastet werden können, um Deanna Troi spielen zu können. Das allein mag eine Randnotiz sein.
Das eigentliche Problem an ihr ist ihre vergleichsweise hohe Qualität als Darstellerin einerseits und das Potential ihrer Rolle andererseits.
Gerade im Zusammnehang zur recht flach gezeichneten Narissa Rizzo blieb Bjayzl die tiefere und spannendere Figur, zumal die Abgründe der kriminellen Unterwelt im Star-Trek-Universum weit weniger stark beleuchtet wurden, als die Ränkespiele der Romulaner. Ihr Tod ist nicht zuletzt deswegen ein herber Verlust für die Serie.
Gleiches gilt für den Beta Annari Mr. Vup, auch wenn Domenic Burgess in dieser Rolle eher an einen Sontaraner aus Doctor Who erinnerte. Aber seine olfaktorisch besonders begabte Spezies und deren Einsatz für eine verbrecherische Organisation bildeten eine der besseren Ideen dieser Folge.
Vor allem aber stößt auf, dass nach Gastauftritten von Brent Spiner, Jeri Ryan oder Jonathan Del Arco die Rollen von Icheb und Bruce Maddox neu besetzt wurden.
Natürlich kann man gut verstehen, dass sich ein Manu Intiraymi weigern könnte, einem derart kurzen Auftritt beizuwohnen, der mit dem überaus blutreichen Tod seiner erfolgreichsten Rolle enden würde. Auch Brian Brophy wird sicherlich in Anbetracht des Umfangs dieses Auftritts zu Recht abgesagt haben. Aber auch wenn weder Casey King noch John Ales einen schlechten Job verrichten, bleibt die Abwesenheit der originalen Darsteller auch ein kleiner Bruch mit der anfänglich beschworenen großen Nostalgie.
Oder steckt vielleicht mehr hinter dieser auf den ersten Blick etwas befremdlichen Casting-Entscheidung?



Kritikwürdige Aspekte.

Grundton.
Zum zweiten Mal führt Jonathan Frakes Regie und abermals weiß er mit schönen Schnitten, toller Musik (insbesondere der Voyager-Klänge im Zuge der denkwürdigen Unterredung Sevens mit Picard) und einem erhöhten Erzähltempo zu überzeugen. Dabei verzichtet die Folge zum Wohle des Spannungsaufbaus völlig auf die bislang ohnehin eher aussagearmen Einblicke auf das Geschehen an Bord des Artefakts.
Zu den Kehrseiten der Medaille zählt neben vielen Lens Flares aber auch der nicht immer gelungene Gratwanderung zwischen den beinahe schon übertrieben ernsthaft inszenierten Motiven und den karnevalsartig umgesetzten Undercover-Szenen. Vor allem aber wurden pünktlich zur Halbzeit der ersten Staffel mehr als genug Fässer für eine ganze Serie aufgemacht. Dabei wurde allerdings im gleichen Atemzug sträflichst verpasst, die bisherige Handlung entscheidend voranzutreiben: Die La Sirena ist noch immer weit von Sojis Aufenthaltsort entfernt, über die gemeinsame Verschwörung von Romulanern und Föderation weiß man noch immer keinen Deut mehr als zuvor und das Beste, was man Bruce Maddox' kurzem Gastspiel in diesem Moment noch abringen kann ist, dass er Picard mit Antworten auf drängende Fragen seinerseits versorgt hat, durch die er in etwa genauso gut informiert ist wie der Zuschauer selbst.
Statt also die Handlungsentwicklung entscheidend voranzutreiben, werden plötzlich neue Nebenkriegsschauplätze aufgemacht. Die Fenris-Ranger zum Beispiel, die das Machtvakuum in der rechtlosen Pufferzone zwischen Föderation und Romulanern ausfüllen und Picard bei seinem Unterfangen in zukünftigen Folgen sicherlich noch von Nutzen sein werden. Oder Juratis absehbarer Seitenwechsel, der nicht nur dem Konfliktknäuel der einzelnen Seriefäden zusätzliche Störknoten beschert, sondern eine lose Verbindung zur verloren geglaubten Commodore Oh knüpft.



Vor allem aber markiert "Keine Gnade" einen erschreckenden Richtungswechsel.
Das fängt schon mit dem überaus brutalen Einstieg an, der Amazon Prime Video zum Unbill vieler Zuschauer (nicht ganz zu Unrecht) zwang, seine Kunden nach Altersnachweisen zu fragen. Spätestens damit dürften aber auch dem letzten Star-Trek-Anhänger aufgefallen sein, dass jene Zeiten endgültig vorbei sind, in denen Star Trek eine Familienshow war. Das wirkt natürlich etwas widersprüchlich bei einer Serie, die einen guten Teil der Zuschauerschaft hierzulande rekrutieren konnte, weil dieser nach der Schule heimwärts eilte, um dort den Abenteuern Picards folgen zu können.
Überhaupt scheint sich die Episode über sorgsam in Szene gesetzte Schockmomente profilieren zu wollen. Neben dem visuell unnötig brutal gestalteten Beginn sehen wir Seven Bourbon trinken, Jurati Maddox küssen, die Voyager-Ikone Seven den TNG-Helden Picard hintergehen, Jurati Maddox ermorden und Seven Amok laufen.
In seiner Darstellungsweise geht "Picard" urplötzlich ungewohnt drastisch vor und wechselt in einen sehr düsteren Grundton, der nur schwer wieder abzuschütteln sein wird. Denn er umfasst nicht allein "Keine Gnade" im Speziellen, sondern längst "Star Trek: Picard" im Allgemeinen.
Der anfängliche Optimismus der ersten Folgen scheint durch die radikalen Taten von Seven und Jurati wie davongewischt und ich kann (nicht zuletzt im Hinblick auf ähnliche Entwicklungen bei Discovery) jeden verstehen, der den großen optimistischen Star-Trek-Gedanken bedroht sieht, der bislang jeder einzelnen Star-Trek-Serie zugrunde lag und der Franchise ein Alleinstellungsmerkmal verlieh.
Bereits der mehrfach erwähnte Dialog zwischen Picard und Seven, zeigt als Höhepunkt der Folge bei Lichte betrachtet eigentlich nur umso mehr wie einsam Picard mit seinen unverändert humanistischen Werten (ich weiß, das klingt rassistisch) dasteht und dass selbst vermeintliche Lichtgestalten wie Seven vom rechten Weg abgekommen sind.
Die Dystopie schickt sich spätestens mit dieser Folge an, den bislang optimistischen Charakter Star Treks vollends zu überschreiben (was im Hinblick auf das bislang angedeutete Geschehen in der dritten Staffel Discoverys jedoch sogar notwendig zu sein scheint).
So gesehen ist die fünfte Episode die wohl wichtigste bis dato. Sie gibt - nach einem irreführenden Einstieg mit vielen Nostalgie- und Rückbesinnungsmomenten - den ungleich ruppigeren Ton für den Rest der Serie an und hat dafür gesorgt, dass die gesamte Stimmung umschlägt.
Und doch besteht Hoffnung.
Die Hoffnung, die von ehemaligen Sternenflottenoffizieren wie Picard, Rios oder Musiker hochgehalten werden.
Die Hoffnung, dass ihre Ideale allen Widerständen zum Trotz letztlich obsiegen werden.
Und die Hoffnung, dass diese Folge verbrannte Erde hinterlassen hat, um auf ihr schlussendlich doch die gleich von Optimismus gedüngte Saat sprießen zu lassen, die Star Trek bereits zuvor zu etwas Außergewöhnlichem in der Science-Fiction-Landschaft erblühen ließ.



Kanonbrüche und Logiklöcher.
Die meisten Kanonhäppchen sind eher beiläufig erwähnte Gimmicks wie Tranya und Quark oder beschränken sich allein auf Leuchtreklamen für Mr. Mot und Quarks Bar in einem einzigen Szenenbild.
Aber es gibt auch noch ein, zwei andere stilvollere Kanonbezüge, die in dieser Episode untergebracht wurden.
Mein erklärter Liebling ist dabei die vergebliche Suche der 'Chirurgin' nach Ichebs Kortikalknoten, denn nur eingeweihte Zuschauern werden sich erinnern, dass der Ex-Borg diesen in “Unvollkommenheit” im Zuge einer ungleich humaneren Operation an Seven of Nine spendete, um ihr Leben zu retten.
Auch der skrupellose Handel mit wertvollen Borgimplantaten geht in ähnlicher Form auf Voyager zurück, wo schon in "Eingeschleust" mehrere Ferengi bereit waren, den Tod einer ganzen Raumschiffbesatzung im Austausch gegen Borg-Technologie billigend in Kauf zu nehmen.
Damit sind die Rückbezüge auf den Kanon aber auch schon weitestgehend abgehandelt und es zeigt sich ein harter Bruch sowohl in der Menge als auch in der Qualität dieser Referenzen gegenüber den bisherigen Episoden der Serien.
Und sie wirft mehrere berechtigte Fragen auf. Die wichtigste in meinen Augen:
Warum zum Teufel hat die La Sirena keinen Adblocker installiert?
Immerhin war der auf diese Weise gezeigte Umgang mit personalisierter Werbung in der Star-Trek-Zukunft ein so interessanter wie unterhaltsamer Einfall.
Aber auch ernsthaftere Ungereimtheiten säumen den Weg dieser Folge.
So scheint es doch vergleichsweise unwahrscheinlich, dass der Franzose Picard mit einem französischen Akzent nicht erkannt wird, obwohl Freecloud im Operationsbereich der Fenris-Ranger und damit auch dem Evakuierungsgebiet nach der romulanischen Supernova lag.
Zudem sollte auch der frühere Admiral für Bjayzl von größerem Interesse sein, denn wie Seven of Nine ist auch er ein ehemaliger Borg, der sicherlich noch das ein oder andere wertvolle Implantat für ihren florierenden Kybernetikorganhandel zu bieten hätte.
Picards Wahrnehmungsfähigkeiten müssen gleichermaßen angezweifelt werden. Schließlich verschenkt er nicht nur zwei Phasergewehre an Seven of Nine, sondern lässt auch zu, dass sie mit aktivierten Waffen auf die Planetenoberfläche zurückkehrt. Dass sich Picard hier nicht in der Lage zeigt, eins und eins zusammenzuzählen, entfernt ihn deutlich vom vergleichsweise vorausschauenden Captain in TNG, auch wenn sein Verhalten an dieser Stellen mit seinem fortschreitenden Alter und seiner Erkrankung erklärt werden kann.
Zudem bleibt unklar, warum Pel und Gabe ein Kinderwunschzentrum in solch zwielichtiger Umgebung wie Stardust City besuchen müssen, um ein romulanisch-menschliches Kind zu zeugen. Schließlich wissen wir, dass klingonisch-romulanische (Ba'el) oder menschlich-romulanische Kinder (Sela) keineswegs ohne Präzedenzfall im Star-Trek-Universum sind und dass deren Geburtsumstände entsprechende Einrichtungen eher unwahrscheinlich machen. Und das Föderations-Gesundheitssystem, das immerhin Spock als Kind vulkanischer und menschlicher Eltern ermöglichte, sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt...
Gespalten bin in allerdings bei der brutalen Einstiegsszene der Folge. Trotz oder gerade wegen ihrer exzessiven wie eindringlichen Darstellung von Gewalt empfinde ich sie als wichtig für das Verständnis für Seven of Nines späteres Handeln. Allerdings beschreibt die Fenris-Aktivistin Icheb als ehemaligen Wissenschaftsoffizier an Bord der USS Coleman, doch in dieser Szene trägt er eindeutig eine Kommando-Uniform. Man könnte darüber an dieser Stelle schimpfen wie ein Rohrspatz, aber am Ende des Tages finde ich es nicht unbedingt unpassend, dass er sich vor dieser schweren Stunde ausgerechnet ein 'Redshirt' angezogen hat...



Synchronisation.
Vorweg sei erst einmal bemerkt, dass der “Planet Vergessen” auch im Englischen Original den gleichen Namen trägt - einer der wenigen Momente, in denen die deutsche Sprache prominent im Star-Trek-Universum Einzug hält.
Ansonsten ist die deutsche Fassung natürlich nicht frei von Fehlern, aber sie hat auch ihren Reiz.
So ist Picards französischer Akzent im deutschen noch weniger gelungen als im englischen Original und auch das Siezen wirkt abermals merkwürdig platziert. Auch die Übersetzung des Folgentitels "Stardust City Rag" mit "Keine Gnade" halte ich für wenig gelungen.
Dafür wirken allerdings die vielen englischen Ausflüge in die Vulgärsprache im deutschen ungleich harmloser, auch wenn mir der Einsatz des Begriffs "Scheiße" noch immer eher bemüht vorkommt (vgl. Denkwürdige Zitate).
Besonders positiv anzumerken bleibt, dass man versuchte, den Faux-Pas der Casting-Abteilung dadurch zu kompensieren, dass man mit Sebastian Schulz die originale Stimme Ichebs verpflichtet wurde. Ich bin mir sogar sicher, dass Wilfried Herbst als Sprecher für Bruce Maddox herangezogen worden wäre, wenn dieser nicht kurz vor seinem 85. Geburtstag stehen würde (seine letzte Sprechrolle datiert aus dem Jahre 2009).



Verschwörungstheorien.
Im Folgenden sollte nur weitergelesen werden, wenn man bereit ist, sich die Überraschung verderben zu lassen, denn an dieser Stelle folgen einige Überlegungen zu möglichen Richtungen, in die sich die Serie bewegen wird.
Also: Absolute Spoilerwarnung!
Mit der scheinbar beiläufig in den Raum geworfenen Bemerkung Gabriel Hwangs über die "Konklave der Acht" hat die Folge immerhin einen weiteren Hinweis darauf gestreut, was die Kooperation von Föderation und Romulanern während der Evakuierung und des Angriffs auf den Mars angeht. Gerade Raffis stures Beharren auf eine Konspiration in den obersten Rängen wird sich am Ende als korrekt entpuppen.
Das gleiche gilt wohl auch für eine andere Fan-Theorie, die bedeutende Reichweite durch den Podcast von "Planet Trek" erhalten hat. In ihr wird die These aufgestellt, dass Soji für die romulanische Supernova verantwortlich sein wird und dass sie vor allem deshalb als 'Seb-Cheneb' bezeichnet im Fokus der Zhat Vash steht. Das deckt sich mit einigen Nebensätzen im Picard-Roman (vgl. z.B. S. 86), in denen eine nicht-natürliche Ursache für die Supernova angedeutet wird.
Seit dieser Folge erhält diese Vermutung zusätzliche Nahrung, denn was immer Dr. Jurati im Zusammenhang mit Maddox' Arbeit gezeigt wurde (vgl. Denkwürdige Zitate) hat das Potenzial, auch für eine unheilige Allianz zwischen Romulaner- und Föderationsspitze zu sorgen, die aller Katastrophenlage zum Trotz zu extremen Maßnahmen greift.
Trotz anfänglicher Skepsis kann ich mich vielen Aspekten dieser reizvollen Idee nicht länger entziehen und bin nach dieser Folge dazu geneigt, ihr Glauben zu schenken.



Fazit.
"Keine Gnade" erforscht eindringlich die dunkelsten Ecken der Menschlichkeit und rückt dafür die Schicksale Seven of Nines und Raffi Musikers in den Fokus einer Folge, die in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen fällt. Jonathan Frakes leistet eine an sich handwerklich stabile Arbeit, auch wenn der Episode der ambitionierte Balanceakt zwischen Anspruch und Albernheit nicht immer gelingt.
Stattdessen bietet "Keine Gnade" eine eher durchwachsene Halbzeitbilanz, vor allem, weil sie den Ton der bisherigen Folge zu abrupt verdunkelt und mit einer wenig originellen Parallelentwicklung zu Discovery nicht nur auf kreativer Ebene enttäuscht, sondern auch neue, äußerst dystopische Wege beschreitet, die die Serie beträchtlich von den Alleinstellungsmerkmalen Star Treks abweichen lassen.

Bewertung.
Zu durchwachsene Halbzeitbilanz.





Schluss.
Ich habe schon viele Vorabromane und Einleitungscomics gelesen und eines hatten sie alle gemein: Es hat nicht allzu lange gedauert, bis sie vom großen Kanon eingeholt wurden.
Das letzte Beispiel ist noch gar nicht so lange her und hat sogar mit den Ereignissen in Picard zu tun.
In der Countdown-Comic-Reihe zum ersten Star-Trek-Film von J.J.Abrams etwa wurde B-4 als Captain des Raumschiffes USS Enterprise-E eingeführt und die Supernova, die Romulus zerstörte, ging von einem völlig anderen System namens Hobus aus.
Das sieht nicht nur in der Picard-Serie, sondern auch im Begleitbuch nunmehr völlig anders aus.
Auch wenn "Die letzte und einzige Hoffnung" großartige Hintergrundinformation liefert, bleibt es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch diesen Informationen vom offiziellen Kanon widersprochen werden wird.
Es gibt aber auch noch ein weiteres Problem.
Ein Buch, dass dazu dient Lücken zu schließen, die in der Serie entstehen, werfen auch im Rückschluss ein schlechtes Bild auf die Serie. Denn allzu oft ist der Unterschied zwischen Zusatzinformation und zentralem Erzählinhalt schmal genug, um den Gesamteindruck zu schmälern.
Deshalb empfehle ich an dieser Stelle zwar durchaus das Buch zu lesen, aber vielleicht damit zu warten, bis die erste Staffel komplett ausgestrahlt wurde, denn dem aufmerksamen Leser werden viele atemberaubende Entwicklungen weniger neu vorkommen als dem Zuschauer, der sich völlig unvorbereitet auf das Abenteuer "Star Trek: Picard" einlässt.



Denkwürdige Zitate.

"Wo ist Dein Kortikalknoten, Freundchen? Irgendwo muss er ja sein..."
'Chirurgin'

"Geht es Ihnen gut?"
"Ich... funktioniere."
 "Darf ich Ihnen was anbieten? Tee? Wein?"
"Bourbon. Ohne Eis."
Jean-Luc Picard und Seven of Nine

"Ich bewundere die Ziele der Ranger; ihren Mut, ihre Hartnäckigkeit. Aber: Sie und die Ranger nehmen das Gesetz in die eigene Hand."
"Welches Gesetz?"
"Der Punkt geht an Sie."
"Nichtsdestrotz, sich selbst zum Henker und Richter zu ernennen ist..."
"Ich lass mir hier keinen Vortrag halten. Sie glauben, wir betreiben Selbstjustiz? Nach schön! Ranger zu sein ist mein Job. Ich rette damit nicht die Galaxis, aber ich helfe jenen, denen sonst niemand hilft. Es ist hoffnungslos, aussichtslos und ermüdend, aber noch schlimmer wäre es, wenn wir aufgeben würden."
Picard und Seven

"Oh, wow, dieser Ranger ist sie! Sie ist berüchtigt. Ninety-Nine oder Eleven oder..."
Cristobal Rios

"Rios, Du musst unbedingt versuchen Dich gut zu verkaufen. Gib ja nicht den existenzialistischen, düsteren Weltraumnomaden. Deine Persönlichkeit muss zu Deinem Äußeren passen. Sei ruhig ein bisschen exzentrisch."
"Am Hut fehlt noch 'ne Feder."
Raffi und Seven zu Rios

"Lassen Sie uns keine Zeit verschwenden, ihre Referenzen sind solide. Mr. Quark von Ferenginar war sehr zufrieden mit ihrer Hilfe bei seinen Problemen mit den Breen."
"Äh, ist nen ganz schönes Heckmeck gewesen..."
Mr. Vup und Rios

"Ich weiß nicht, wie ich nicht Elnor sein soll."
"Dann sei doch einfach Elnor."
"Ein Elnor der niemals redet."
Elnor, Picard und Seven

"Das war keine Schnapsidee! Hinter dem Angriff steckt mehr als Du denkst! Mein Schatz, es gibt eine Verschwörung und die ist größer als alle glauben! Es standen Leben auf dem Spiel!"
"Unsere Leben, Mom! Unsere Leben sind auch wichtig. Nur.. nicht für Dich. Ganz ehrlich, ich glaube Du kannst Dir gar nicht vorstellen wie Scheiße es war Dein Sohn zu sein."
Raffi Musiker und Gabe Hwang

"Nennen sie die Art des psychiatrischen Notfalls."
MHN der La Sirena

"Was in aller Welt geht hier vor?"
"Ich bin nicht ganz aufrichtig zu ihnen gewesen..."
"Was Sie nicht sagen..."
"Täuschen wir immer noch was vor?"
"Nein, Elnor, inzwischen haben endlich alle damit aufgehört".
Picard und Seven

"Aber Mord ist keine Gerechtigkeit. In der Rache fidnet man keinen Trost. Ihnen wurde Ihre Menschlichkeit zurückgegeben; werfen Sie sie nicht einfach weg."
Picard zu Seven

"Hatten Sie nachdem man Sie aus dem Kollektiv zurückgeholt hat, wiklich das Gefühl, dass Sie Ihre Menschlichkeit zurückgewonnen hätten?"
"Ja!"
"Voll und ganz?"
"Nein. Aber wir beide arbeiten daran, nicht wahr?"
"Jeden verdammt Tag."
Seven und Picard

"Picard denkt tatsächlich immer noch, es gibt Platz für Gnade in der Galaxis.Ich wollte ihm die Illusion nicht nehmen. Iregendwer muss ja noch etwas Hoffnung haben."
Seven

"Okay, Jefe!"
"Alter Mann wäre treffender."
Rios und Picard

"Es tut mir Leid! Würdest Du nur wissen, was ich schon weiß. Und würde ich es doch nicht wissen. Ich wünschte, sie hätten es mir nicht gezeigt. Es tut mir so Leid! Es tut mir Leid! "
Dr. Agnes Jurati

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
10. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"



Montag, 30. Januar 2012

Star Trek Online Free 2 Play – Krieg im 25. Jahrhundert

Ich möchte ich euch STO, oder auch Star Trek Online etwas näher vorstellen, das seit diesem Jahr Free 2 Play ist. Hier ein kleiner Test. Ich wünsche euch viel Spaß.


Star Trek Online
Innovatives Weltraum-MMO

Das Kithomer- Abkommen ist Geschichte, Picard im Ruhestand und ein neues Zeitalter im Star Trek Universum hat begonnen.  Die Föderation und das Klingonische Imperium stehen sich wieder als Feinde gegenüber und die Borg bedrohen ein weiteres Mal die Erde. Seit dem 16. Januar kann jeder als Kapitän seines eigenen Schiffes in die unendlichen Weiten des Alls vordringen und fremde Welten erforschen – Jetzt auch ohne Abogebühren.

Aller Anfang ist….

Frisch von der Akademie werden wir als junger Fähnrich sofort ins kalte Wasser oder auch All geschmissen. Es geht in den Kampf gegen die Borg. Eine der gefährlichsten Rassen im Star Trek Universum. Mit einem Handphaser bewaffnet und ordentlich grüner Farbe hinter den (Spitz)Ohren erwehren wir uns gegen den Ansturm der Drohnen. „Sie werden assimiliert“ oder „Widerstand ist zwecklos“ tönt es aus allen Ecken und die Gefahr scheint allgegenwärtig.
Als Fähnrich entpuppen wir uns als wahres Naturtalent und bekommen flugs ein eigens Kommando übertragen. So retten wir Flottenverbände in Not und können die entscheidende Schlacht gegen die Borgcuben gewinnen und bezwingen für das erste die schiere kybernetische Übermacht. 

Ich kann Käptain

Nach der ersten bestandenen Feuerprobe sitzen wir fest im Kommandosattel unseres eigenen Raumschiffes und können über eine eigene Brückecrew befehligen. Nach und nach trudeln Meldungen ein, die uns die nächsten Missionsziele erklären. Angefangen von Rettungsmissionen bis hin zu diplomatischen Aufträgen bietet Star Trek Online eine Vielzahl von Aufgaben. Erfüllte Aufträge bringen Erfahrungspunkte, so genannte Skillpunkte, mit denen wir unseren Charakter sowie  Brückencrew verbessern können. Diese Punkte können in Talentbäume investiert werden und Fähigkeiten wie Raumflug oder Bodenkampffähigkeiten erhöhen.

Ich bin Arzt, kein...

Zu Beginn des Spiels entscheiden wir uns für eine der drei „Klassen“ (Taktiker, Techniker und Wissenschaftler). Der Taktiker ist vergleichbar mit einem Krieger, wohingegen der Techniker als Unterstützer dient und der Wissenschaftler Verwundete heilt. Wahlweise, je nach Beförderung – das passiert alle 10 Stufen – können wir ein neues Schiff im Raumdock abholen. Hierbei liegt die Wahl zwischen einem Kreuzer, einer Eskorte oder einem Wissenschaftsschiff. Die robusten Kreuzer können viel an gegnerischer Feuerkraft einstecken und stellen die größte Schiffklasse im Spiel da. Dem gegenüber der feuerkräftige Eskortflitzer, der wendiger, schneller, aber auch anfälliger gegenüber Angriffen ist und im späteren Verlauf mit einer Tarnvorrichtung ausgestattet werden kann. Als letzteres das Wissenschaftsschiff, welches über Reparaturteams und starke Schilde verfügt, Subsysteme gegnerischer Schiffe lahmlegen und Schildenergie transferieren kann. Schiffstypen und Klassen lassen sich wahlweise kombinieren. So dass ein Taktiker auf einem Wissenschaftschiff operieren oder ein Techniker auf einer Eskorte kommandieren kann. Vieles ist möglich und motiviert am Ende dann doch ungemein.


Weltraum mit Grenzen

Star Trek Online spielt im weiten und doch begrenzten All. Warum? Wer sich ein zusammenhängendes Universum vorstellt, wird hier leider enttäuscht. Star Trek Online ist komplett instanziert. Zufällige Gruppenbildungen wie in World Of Warcraft werden erschwert und viele der Missionen können problemlos allein gelöst werden. Ein Gemeinschaftsgefühl kommt leider selten auf. Zudem negieren Ladebildschirme und Levelübergänge das Gefühl sich in einem freien Raum oder auf einem Sternentrek zu befinden. Eve Online macht vor, wie Entwickler ein interessantes Universum gestalten können.

Das Flottenkommando ruft

In Star Trek Online erledigen wir Aufträge abwechselnd im Weltraum und auf Planeten. Die Missionen bieten Star Trek-Kennern viele Anspielungen auf vergangene Serien und Filme des Franchises. Neulingen dagegen werden einige Storyelemente eher fremd und absurd vorkommen. Insgesamt bieten viele der Missionen schöne und interessante Geschichten und bilden unterhaltsame Aufgaben-Reihen.
Der Großteil unserer Kapitänskarriere besteht aber darin Feindpotte nacheinander abzuschießen, zwischendurch Alienpatrolien auf Planeten auszuschalten oder Anomalien zu sammeln, was auf Dauer etwas langweilt. Eine nette Abwechslung hingegen sind die neu hinzu gekommenen diplomatischen Missionen, die ganz ohne Gefechte auskommen und tiefer in die Star Trek Materie vordringen. Außerdem nachträglich ins Spiel eingefügt, wurde das Duty-Officer-System, vergleichbar mit einem Sammelkartenspiel, das Schiffs- und Bodenfähigkeiten aufwertet und ermöglicht Crewmitglieder auf Außenmissionen zu schicken.

Zwei in Eins

Star Trek Online besteht im Grunde aus zwei Spielen. Zum einen gibt es die Raumschlachten und zum zweiten die Bodenkampfmissionen. Letzteres wurde mit Staffel 4 runderneuert, welches den Spielspaß deutlich erhöht. Dazu mehr im folgenden Verlauf dieses Abschnitts.

Zurück zu den Weltraumschlachten. Eine große Herausforderung des Spiels (besonders im höheren Schwierigkeitsgrad) sind zweifelsohne die Gefechte gegen feindliche Pötte, die sehr fordernd und zudem schön anzusehen sind. Verschiedene Gegner benötigen unterschiedliche Taktiken. Als Beispiel ziehen uns Romulanische Warbirds mit einem Traktorstrahl an sich heran und bearbeiten uns mit Plasmatorpedos. Wohingegen klingonische Bird of Preys in Gruppen angreifen und ihre Tarntechnologie nutzen, um sich kurzzeitig zurückzuziehen oder überraschend anzugreifen.
Wichtig ist, egal welchem Gegner wir gegenüber stehen, möglichst schnell dessen Schilde mit Phaser- oder Disruptorfeuer zu schwächen, und mit Torpedos seine Hülle zu knacken. Durch die Verlagerung der Schildenergie in die vorderen oder hinteren Bereiche, ermöglichen sich vielerlei taktische Varianten, die auch gestandene Raumschiffkapitäne gerade im PvP fordern werden.

Demgegenüber wurden die Bodenmissionen im Vergleich zur Ursprungsversion stark verbessert und ermöglichen ein optionales Kampfsystem, dass einem Shooter schon sehr nahe kommt. Das macht deutlich mehr Spaß und schafft ein dynamischeres Spielgefühl am Boden.
Neben den eigenen Charakter kommandieren wir ein eigenes Außenteam, dass wir ausrüsten können. Das macht Spaß und die Entwicklung der Mitstreiter motiviert.


Fazit

Als bekennender Star Trek Fan muss ich sagen, dass ich seit den neusten Updates von Star Trek Online wieder aktiver spiele. Mittlerweile ist das Spiel durch die kostenlosen Erweiterungen ein sehr gutes Spiel geworden, aber was fehlt, sind ein ohne Barieren zusammenhängender Weltraum. Durch die Free 2 Play Umstellung erhoffe ich mir einen Aufschwung  von Star Trek Online mit vielen neuen Spielern, damit die Entwickler auch in Zukunft so engagiert an Erweiterungen arbeiten können.

Link zu Star Trek Online:
http://sto.perfectworld.com/

Freitag, 14. August 2020

Turons Senf zu Star Trek: Lower Decks "Second Contact" (S1Nr01)

Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Second Contact", die erste Folge der Star-Trek-Serie "Lower Decks" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese Folge bereits gesehen hat.



Einleitung.
Stell Dir vor es läuft Star Trek und keiner schaut hin…
So oder zumindest so ähnlich fühlt es sich zumindest hierzulande an, denn jenseits des großen Teiches kümmert es scheinbar nicht wirklich jemanden in der Abgeschiedenheit des Elfenbeinturms der CBS-Chefetage, dass Star-Trek-Fans außerhalb Nordamerikas keine Chance haben, die aktuelle Stark-Trek-Serie "Lower Decks" zeitnah verfolgen zu können. Denn während "Discovery" für europäische Kunden auf Netflix zugänglich ist, kann sich "Picard" auf Amazon Prime sehen lassen. Beides sind natürliche bezahlte Streamingdienste, aber im Gegensatz zur momentanen Situation hatte man als Fan immerhin stets einen zeitlich nur minimal versetzten Zugang erhalten. Nun aber zeigt sich das Desinteresse CBS' mehr als deutlich, den europäischen Markt mit einer kreativen Lösung zu bedenken und selbst wenn es vereinzelt halbherzige Ausreden gibt, kann man über kurz oder lang wohl eher darauf warten, dass der Streamingdienst des amerikanischen Fernsehsenders in den ohnehin schon intensiven Wettkampf auf dem europäischen Markt miteinsteigt, bevor sich CBS dazu herablässt, seine 'Kronjuwelen' vermeintlich unter Wert zu verkaufen, nur um den Fans außerhalb ihres amerikanischen Dunstkreises einen bloßen Gefallen zu tun.
Mit einer so kurzsichtigen Politik aber befeuern sie munter Raubkopien ihrer Sendungen, auch wenn es selbst hierzulande beschränkte Möglichkeiten gibt, für einen CBS All Access Account Geld zu löhnen (ich kann an dieser Stelle nur einen zuverlässigen Freund oder Verwandten in den USA und einen nicht minder zuverlässigen sowie günstigen VPN-Service empfehlen).
Aber lohnt sich der immense Aufwand auch für die neue Serie, die von vielen Fans schon vor Ausstrahlungsbeginn verrissen wurde?  



Story.
Während sich der Fokus der Sternenflotten-Geschichte zumeist auf jene tapferen Mannschaften konzentriert, die den ersten Kontakt zu neuen Spezies herstellen, bleiben die Abenteuer jener Besatzungen zumeist unbesungen, die anschließend den zweiten Kontakt sichern und dafür sorgen, dass "der Papierkram erledigt wird, der Name des Planeten richtig geschrieben wird und all die guten Restaurants und Kneipen bewertet werden".
Eines dieser Schiffe ist die USS Cerritos, die zwar schon von außen nicht mit Schwesterschiffen wie der USS Enterprise, der USS Defiant oder der USS Voyager mithalten kann, aber nichtsdestotrotz ihren ganz persönlichen Beitrag zu den unendlichen Abenteuern in den Weiten des Weltalls leistet. Denn bei ihrer Mission im Galar System fängt sich der erste Offizier des Schiffes einen verheerenden Virus ein, der auf heimtückische Weise die Crew befällt und sie zu seelenlosen Zombies werden lässt. Doch abseits der Führungsoffiziere wird der Tag von Mitgliedern der niederen Dienstgrade gerettet, die erheblich dazu beitragen, dass der ländlichen Planetenbevölkerungen unbürokratisch geholfen wird, Sicherheitslücken in den Wartungsschachtzugängen aufgedeckt werden oder eine unappetitliche Grundlage für ein Heilmittel an Bord gebracht werden kann…



Lobenswerte Aspekte.

Strickmuster. Mit der ersten Folge der neuesten Star-Trek-Serie geht "Lower Decks" auch gleich in die Vollen, denn die Episode gleicht einem Lehrbeispiel für Pilotepisoden. In einem stimmigen Tempo, bei dem sich Dialoge und Actionszenen sinnvoll ergänzen, wirkt die notwendige Figureneinführung in ihrer stilvollen Schlichtheit und Unaufdringlichkeit schon beinahe zu perfekt. Vor allem aber legt die Serie gleich in seinen ersten fünfundzwanzig Minuten thematisch alle Karten auf den Tisch und verrät offenherzig, wohin die Reise der nächsten paar Folgen hinführen wird.
Da ist zum einen die Idee, den Alltag der vielen Crewmitglieder abseits der Vorzeige-Offiziere des Führungsstabes näher zu beleuchten. Nachdem sich bereits "Discovery" angeschickt hatte, unter diesem Vorzeichen zu starten (nur um nur allzu schnell wieder in die gewohnten Brücken-Elite-Muster zurückzufallen), kommt nun erstmals wirklich eine Folge, die die überaus reizvolle Prämisse von grandiosen Episoden wie "Beförderungen" oder "Der gute Hirte" aufgreift, um – ganz im Geiste moderner Erzählmuster – Helden mit Ecken, Kanten und Fehlbarkeiten zu zeigen.
Nicht minder spannend ist die Idee des Zweitkontaktes, denn irgendetwas müssen die unzähligen Sternflottenoffiziere abseits der  lengendären Schiffe aus den Star-Trek-Serien ja auch machen, um den Laden am Laufen zu halten. Denn während Picard und Co. all die glamourösen Abenteuer erleben, muss es auch noch die langweiligen Jobs geben, die kaum oder gar nicht beleuchtet und stets als vorausgesetzt behandelt wurden, ohne bislang in einem würdigen Rahmen thematisiert zu werden.
Aber auch wenn diesen beiden Grundideen mit dem Namen der Serie und dem Namen der Folge Rechnung getragen wird, bleibt ein anderer, in meinen Augen viel wichtigerer Aspekt übrig, der die Serie ausmachen dürfte.
Tragend bleibt nämlich eine Idee, die durch Jean-Luc Picard und Q höchstselbst in der TNG-Episode "Willkommen im Leben nach dem Tode" in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt wurde und hier anhand der beiden Hauptprotagonisten noch einmal verdeutlicht wird: Der verschlungene Weg zum Kommandostuhl eines Sternenflottenschiffes kann weder erreicht werden, wenn man keine Wagnisse eingeht, noch wenn man sich unsinnigen Risiken auf Gedeih und Verderb aussetzt. Auf die Mischung kommt es an und das ist etwas, was sowohl Brad Boimler als auch Beckett Mariner als Haupthelden lernen müssen. Nur wenn sie zusammenarbeiten, können sich der Idealismus und die Dienstbeflissenheit Boimlers mit der Improvisationsfähigkeit und Originalität Mariners zu etwas kombinieren, dass nicht nur Potential für eine Sternenflottenkarriere, sondern auch für beste Serienunterhaltung bietet.



Humor und Star Trek? Schon wenn der Vorspann der neuen Serie beginnt, kann man all die kleinen 'Unfälle' bestaunen, die man sich in den 'klassischen' Einspielern stets nur vorgestellt hat. Was, wenn der herumstreunende Meteorit aus TNG oder DS9 das Schiff oder die Station trifft? Was, wenn die Voyager mit den Gesteinsbrocken der Planetenringe kollidiert? "Lower Decks" scheut sich jedenfalls nicht, mutige Antworten auf derlei Fantasiefragen zu geben. Und ganz nebenbei fühlt sich dieser Einstieg trotz der gehörigen Portion Klamauk originalgetreuer an als beispielsweise die Intros von "Discovery" oder "Picard".
Zugegeben; ich bin zwar beim Ansehen der ersten Folge nicht unbedingt vor Lachen vom Sofa gefallen, aber an einigen Stellen entfielen mir doch zahlreiche anerkennende Schmunzler und es bleibt festzuhalten, dass sich gerade im Vergleich zur Vorgängerserie der verantwortliche Schöpfer Mike McMahan sichtbar bemühte, dass der Humor deutlich weniger auf dem ungenierten Einsatz von Körperflüssigkeiten basiert und tatsächlich beweist, dass es in der Unendlichkeit des Star-Trek-Universums genug Platz für einen komödiantischen Ansatz gibt, dessen Weg in den mehr als fünfzig Jahren davor bereits durch Episoden wie "Kennen Sie Tribbles?", "Eine Handvoll Datas" oder "Dame, Doktor, Ass, Spion" geebnet wurde. Fraglos gibt es dabei noch viel Luft nach oben, aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. "Lower Decks" ist optisch und inhaltlich gelungener als die animierte Star-Trek-Serie der Siebziger und benimmt sich im größeren Star-Trek-Rahmen (bislang) keineswegs wie der Elefant im Porzellanladen. Wo J.J. Abrams (mit Transwarp-Beamen oder Augment-Wunder-Blut) oder "Discovery" (mit akanonischen Spiegeluniversums-Ausflügen und Pilzantrieb) zuvor teilweise einen Scherbenhaufen zurückließen, bietet "Lower Decks" durch seine Platzierung am äußersten Rande des großen Sternenflottengeschehen nur ein überschaubares Risiko, dass dem geneigten Zuschauer letzten Endes das Lachen im Halse steckenbleibt.



Kritikwürdige Aspekte.

Auf Schlingerkurs in Richtung Kanon. Auch wenn es keine eklatanten Kanonbrüche gibt, müssen an dieser Stelle vielleicht doch einmal einige Punkte angesprochen werden, die dem mit dem optischen Vorbild TNG vertrauten Fans ins Auge, beziehungsweise ins Ohr fallen könnten.  
Das umfasst merkwürdige Begriffsverwendungen wie "romulanischer Whiskey" oder "Squash", an Stellen, an denen "romulanisches Ale" oder "Parrises Squares" deutlich kanontreuer gewesen wären. Aber hey, in einem Universum so groß wie diesem gibt es auch Platz für mehr als eine romulanische Alkoholsorte oder mehr als ein menschliches Rückschlagspiel, oder?
Andere Momente fühlten sich deutlich deplatzierter an. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass niedere Dienstränge Gemeinschaftsquartiere teilen müssen, aber die Idee, dass sie alle auf Kojen im Flur schlafen, ist vielleicht ein wenig übertrieben.
Auch der Umstand, dass sich Beckett Mariner ausgerechnet als Tochter des Captains entpuppt, mag sich nicht so recht nach Sternenflottenprotokoll anfühlen, aber hier muss man zähneknirschend eingestehen, dass familiäre Verflechtungen auf anderen (bekannteren) Schiffen spätestens seit Wesley Crushers Ernennung zum Fähnrich ehrenhalber keineswegs bedauerliche Einzelfälle waren.
Am unbehaglichsten empfand ich ganz persönlich eher den Umstand, dass sich mit Sam Ruhterford eine der Hauptfiguren ganz bewusst für eine technologie-gestützte Aufwertung entschieden hat, obgleich dies in der bisherigen Erzähltradition eher mit Verletzungen in Verbindung gestanden hatte. Immerhin widerspricht dieser Ansatz einem der besseren Momente Gene Roddenberrys, der auf die Frage eines Reporters über Picards Besetzung mit Patrick Stewart, warum in der Zukunft niemand eine Behandlung für Glatzköpfigkeit gefunden hätte, dahingehend argumentierte, dass es im vierundzwanzigsten Jahrhundert schlichtweg niemanden interessieren würde. Nun aber sind die kleinen äußeren und inneren Fehler der Protagonisten plötzlich 'heilbar', was sich im Hinblick auf das Fehlen von kybernetisch verbesserten Personen bei TNG und seinen Nachfolgeserien ein wenig fragwürdig anfühlt. Immerhin versprach McMahan bereits in einem Interview, für diese Frage eine passende Antwort liefern zu wollen, aber dennoch hinterlässt der Umstand – insbesondere in Kombination mit einem vulkanischen Implantat (?) – zumindest ein wenig Bauchschmerz.
Aber vielleicht ist es letzten Endes damit wie mit der USS Cerritos, die auf den ersten Bildern zur Serie nicht so recht gefallen mochte. Sicherlich ist sie auch nach der ersten Folge noch kein wirklich hübsches Schiff, aber man gewöhnt sich doch erstaunlich zügig an das vermeintliche 'Frankenstein-Design' aus mehreren anderen Schiffen, nicht zuletzt, weil es ansehnlicher ausfällt als andere Kitbashes wie der Curry-Type, der Elkins-Type oder gar der Yeager-Type. Zudem trägt das Hintergrundschiff maßgeblich zum Flair einer Serie bei, in der es inhaltlich um die Zweite Garde und deren zweitrangige Aufgaben geht.
Daher muss man "Lower Decks" eher zugutehalten, dass es streckenweise mehr mit der Vorgeschichte der Franchise und dem damit verbundenen Kanon verbunden scheint als "Discovery" oder selbst "Picard" (zumindest in manchen Episoden), was sich nicht nur in den unzähligen Minianspielungen (zahlreiche Spezies wie Benziten, Andorianer oder Bajoraner im Hintergrund, detailverliebte Displays und Hintergrundobjekte, Gary Mitchell muss von Boimler nachgeschlagen werden) und Nostalgiemomente (Spritztour mit der Argo, Zehn-Vorne-Feeling in der Schiffsbar, Space-Walk auf der Außenhülle des Schiffes) widerspiegelt, sondern auch in den zahlreichen Easter Eggs, die es immer wieder zu finden gibt. Die Serie beweist jedenfalls gleich zu Beginn eine augenzwinkernde Einfühlsamkeit für ihren schwierigen Stand im Kanon, indem sie mit einer Caitianerin als Chefärztin eine augenzwinkernde Brücke zu seinem ungeliebten Zeichentrickvorgänger TAS schlägt (dort tauchte die Spezies erstmalig auf).



Streitbarkeit. Und da beginnt eigentlich auch schon das Problem der Serie: Als animierte Serie hat sie einen schweren Stand. Zwar ist sie unbestreitbar sowohl optisch als auch inhaltlich qualitativ hochwertiger als ihr vermeintlicher Vorgänger aus den Siebzigern, aber es bleibt eben ein Trickfilm, mit dem für viele Menschen eine unsichtbare Barriere verbunden ist, sie überhaupt ernstnehmen zu können.
Dabei repräsentiert sie das logische Ergebnis einer Entwicklung von den "Simpsons" über "Family Guy" bis hin zu McMahans "Rick and Morty" und genügt den Standards moderner Sehgewohnheiten. Natürlich muss das nicht jeder mögen und gerade älteren Zuschauern, die bereits mit den erwähnten Serien nichts anfangen können, dürften wohl auch kaum mit "Lower Decks" warm werden. Vor allem die Frage, ob das alles mit dem offiziellen Kanon vereinbar ist, schwebt zu Unrecht wie ein Damoklesschwert über der noch sehr jungen Serie.
Denn "Lower Decks" nutzt bei Lichte besehen geschickt all die vielen Freiheiten, die sich allein in diesem Medium bieten und damit den Kanon eher bereichern, als ihm zuwider zu handeln. Die Serie kann nämlich problemlos Inhalte verwirklichen, die das Potential hätten, das Budget einer handelsüblichen Star-Trek-Episode im Vorbeiflug zu sprengen: Die beiläufig eingestreute erstmalige Ansicht der orionischen Heimatwelt, Außerirdische die über den üblichen Westmore-Look hinausgehen und pflanzenfressende Weltraum-Wollmilchspinnen die auf Menschen herumkauen.
So gesehen mag es dem ein oder anderen zu quietschig, zu überdreht oder zu schnell vorkommen, doch man muss McMahan zugestehen können, dass er ein mutiges, bahnbrechendes und in dieser Form noch nie dagewesenes Star-Trek-Experiment verwirklicht hat – und das zum Wohle der gesamten Franchise.







Fazit.
"Second Contact" ist eine Pilotepisode wie aus dem Lehrbuch und schafft es rasch, neue Hoffnungen zu wecken – wenn man denn bereit ist, über den Tellerrand der Live-Action-Fernsehunterhaltung hinwegzusehen. Wer das schafft, wird einen vielversprechenden Start mit viel Potential, aber auch noch mit viel Luft nach oben erleben können, der sich traditioneller Star-Trek-Erzählmuster bedient, um einen in der Form noch nie möglichen Einblick in den Sternenflottenalltag abseits der Vorzeigeposten zu bieten. Noch sucht die Serie ihren eigenen Weg durch das Dickicht des Kanons, aber "Lower Decks" ist fraglos ein kreatives, flexibles und modernes Format, dass sich nicht vor den anderen Vertretern der jüngeren Star-Trek-Seriengeschichte zu verstecken braucht.

Bewertung.

Guter Start mit Luft nach oben.






Schluss.

Für ganz kurze Zeit hat CBS die erste Folge bei Youtube eingestellt, wie um meinen einleitenden Worten vehement widersprechen zu wollen. Doch es dauerte nicht lange, bis ein Geolock den Zugriff von Standorten außerhalb Nordamerikas einen Riegel vorschob und damit diesen Worten nur noch mehr Gewicht verlieh.
Die Strategie des Senders – sofern es denn wirklich eine gibt – ist so zweidimensional wie Khans Raumschlachtverständnis in einer Zeit, in denen der internationale Markt längst kein unentdecktes Land mehr sein sollte.
Es ist schlichtweg traurig, dass eine Serie mit diesem Potential nicht nur gegen zahlreiche Fans antreten muss, die sich ihre Meinung schon weit vor der ersten Folge gebildet haben, sondern auch an den fragwürdigen Entscheidungen einer Chefetage leidet, die mit ihrer isolationistischen Politik einen Irrweg beschreitet, der die ohnehin herausfordernden Rahmenbedingungen in Zeiten einer weltweiten Pandemie noch zusätzlich beschränkt.
Es scheint dieser Tage jedenfalls als würden jene Personen, die Star Trek und seine weltoffene Philosophie am wenigsten verstanden haben, ausgerechnet in den Führungspositionen von CBS sitzen.



Denkwürdige Zitate.

"Keep it moving, lower decks. Next!"
Operations-Offizier zu Tendi

"Yeah, no. We're not really 'elite'. We're more like the cool, scrappy underdogs of the ship. You know, we don't wash our hands, we're doing kick flips all the time…"
"But, with focus and dedication, you could be chief medical officer some day…"
"Oh, senior officers are overrated! They're always like stressed out and just yelling about directives. It is better down here, where the real action is."
Beckett Mariner und Brad Boimler

"Wow, this is a very detailed program…"
D'Vana Tendi

"What? Oh man, I would kill to work on the deflector dish! Most of my day is spent repairing food replicators!"
"They really break that often?"
"Only when you get food in them…"
Sam Rutherford und Barnes

"You've been on what, four planets?"
"Five – if you include Vulcan…"
"Of course I do not include stupid Vulcan!! You may as well count Earth!"
"I was counting Earth…"
Mariner und Boimler

"Hey Brad, good news, buddy: I've just – it's just suckling you, I've just learned! You're fine! Hang in there; you've got this! It is getting tired! So go to your happy place, like – oh – think about the Warp core!"
Mariner

Weiterführende Leseliste.


Staffel 1.

01. Rezension zu "Second Contact"
02. Rezension zu  "Envoy"
03. Rezension zu "Temporal Edict"
04. Rezension zu "Moist Vessel"
05. Rezension zu "Cupid's Errant Arrow"
06. Rezension zu "Terminal Provocations"
07. Rezension zu "Much Ado About Boimler"
08. Rezension zu "Veritas"
09. Rezension zu "Crisis Point"
10. Rezension zu "No Small Parts"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Seltsame Energien"