Samstag, 12. Dezember 2020

Turons Senf zu "Terra Firma, Teil I" [DIS, S3Nr09]


Spoilerwarnung.
Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Terra Firma, Teil I", der neunten Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Episode bereits gesehen hat.


Einleitung.
Der Weltraum. Unendliche Weiten.
Weil die scheinbar noch nicht genügend Erzählstoff bieten, sind findige Star-Trek-Drehbuchautoren schon früh darauf gekommen, die Existenz paralleler Dimensionen zu thematisieren, in denen sie die gleichen Requisiten benutzen und trotzdem neue Geschichten erzählen konnten.
Die ersten Episode "Ein Paralleluniversum" war zu ihrem Erscheinungsdatum 1967 jedenfalls ebenso visionär wie revolutionär, auch wenn das "Spiegeluniversum" am Ende nur eine Ansammlung von ziemlich flachen Bösewicht-Versionen der bekannten Seriendarsteller blieb – mit der einzigen Ausnahme Spocks.
Zusammen mit der Absetzung der Originalserie verschwand auch dieses Spiegeluniversum daher (nicht ganz zu Unrecht) aus dem Fokus und spielte weder in TAS, noch der Kinofilmreihe eine Rolle; ja selbst bei TNG vermied man die Wiederaufnahme dieses eng mit der Originalserie verbundene Topos (eventuell, weil man sich vom Erzählrahmen der Originalserie emanzipieren wollte?).
So war es ausgerechnet "Deep Space Nine" beschieden, dem Stief-Universum der Franchise wieder einen Platz an der Ausstrahlungssonne zu verschaffen. Doch Peter Allan Fields, der Autor der ersten DS9-Paralleluniversums-Episode "Die andere Seite", war damals bereits ein erfahrener Star-Trek-Drehbuchschreiber und sich des Umstandes bewusst, wie sehr das Grundgerüst des Spiegeluniversums die erzählerischen Möglichkeiten limitieren würde. So führte er den Sturz des terranischen Imperiums in die Geschichte dieser alternativen Realität ein und wurde mit Möglichkeiten für seine Figuren belohnt, die einen Ausbruch aus dem starren Rahmen der reinen Bosheit seiner Einwohner bot. Das Konzept ging auf und resultierte in vier weiteren Ausflügen in dieses Universum, das durch die dramatischen Entwicklungen allerdings auch seine Spiegel-Funktion teilweise eingebüßt hatte. So gesehen war es nicht verwunderlich, dass die Nachfolgeserie "Voyager" das alternative Gegenstück zu ihrer eigenen Dimension links liegen ließ. Allerdings stellte die Folge "Der Zeitzeuge" lebhaft unter Beweis, wie reizvoll das Spiel mit bis zur Unkenntlichkeit antagonisierten Charakteren sein kann.
Dieser Tatsache erinnerten sich die Schreiber für die finale Staffel von "Star Trek: Enterprise". Als alle Messen bereits gelesen waren und eine Absetzung zur traurigen Gewissheit wurde, begann die Serie plötzlich ihr Potential herauszukehren und sich der Möglichkeiten zu bedienen, die der größere Kanon einer Prequel-Serie bot. Zu diesen Momenten gehörte sicherlich auch die von der Haupthandlung der Serie völlig abgenabelte Spiegeluniversumsdoppelfolge "Die dunkle Seite des Spiegels", in der nicht nur die Hauptcharaktere in die Schuhe (und Uniformen) ihrer düsteren Pendants schlüpfen konnten, sondern quasi im Vorbeigang ein weiteres Mysterium der Originalserie lösten. Dieser unter Fans recht beliebten Folge folgten jedoch einige Jahre völlig ohne Star-Trek-Präsenz, die auch das Spiegeluniversum in Vergessenheit geraten ließen.
Bis zum Start der ersten Staffel von "Star Trek: Discovery". Hier lieferte man dem Publikum einen Charakter, der bereits vor den Ereignissen der ersten Spiegeluniversumsfolge die Seiten wechselte und damit die altbekannten Probleme wiederaufleben ließ: Aus einem intriganten, cleveren und vorausplanenden Bösewicht wurde nämlich ein Abziehbild dieser Figur, als Gabriel Lorca zurück in seine düstere Heimat gelangte. Die erzählerische Unzulänglichkeit zählte im Zusammenspiel mit den zahlreichen kanonischen Widersprüchen, die diese Entwicklung generierte, zu den Grundproblemen und Kinderkrankheiten der ersten Staffel. Die Flucht nach vorn in eine Zukunft neunhundertdreißig Jahre nach diesen Ereignissen war (unter anderem) auch eine Flucht vor dieser erzählerischen Sackgasse.
Doch nun ist das Spiegeluniversum in die Haupthandlung von "Discovery" zurückgekehrt…


Story.
Auf einem einsamen Planeten kurz vor dem Deltaquadranten schreitet die frühere Imperatorin Philippa Georgiou auf der Suche nach Heilung durch eine herrenlose Tür, um am Ende (hoffentlich) sich selbst zu finden.


Lobenswerter Aspekt.

Besetzung.
Eines kann man dieser Episode deutlich ansehen: Alle Beteiligten hatten ihren Spaß daran, aus ihren gewohnten Rollen ausbrechen zu können und den totalen 'Badass' heraushängen lassen zu dürfen.
Die unbestrittene Zentralfigur der Woche trägt dieses Mal zur Überraschung des Zuschauers den Namen Philippa Georgiou.
Michelle Yeoh wirft munter mit metaphorischen und echten Äxten um sich, pöbelt sich durch die Szenen und darf auch noch einmal ihre Zweikampfkünste zur Schau stellen. Vor allem aber nimmt sie den Fokus der üblicherweise für Michael Burnham reservierten Monoperspektive ein und nutzt den Raum geschickt, um ihrem Charakter zusätzliche Tiefe zu verleihen. Dabei ist auffällig, dass sich Burnham nicht etwa verdrängt, sondern deren Raum einnimmt und in sorgsam kopierten Szenen, die in vorangegangenen Episoden zur Ausleuchtung des Hauptstars der Serie dienten, an ihre Stelle tritt. Es ist ein Tausch der Perspektive, der den Reiz dieser Episode ausmacht.
Der Rest des Casts bleibt weit hinter der neuen Führungsfigur zurück.
Sonequa Martin-Green zum Beispiel pflegt die neue Bescheidenheit, die Michael Burnham nach den Ereignissen in "Das Schutzgebiet" zum zweiten Mal hintereinander an den Tag legt. Sie steht nicht im Mittelpunkt und selbst die Tränen, die sonst in trauter Stetigkeit ihre Wangen hinabkullern, sucht man dieses Mal vergeblich. Dafür darf sie endlich ihr Spiegeluniversumsgegenstück verkörpern und auch wenn sie dabei in Mimik und Gestik streckenweise an einen jungen William Shatner erinnert, schafft sie es, der dunklen Seite Michael Burnhams eine eigene Prägung zu geben.
Der von Douglas Jones gespielte Captain Saru lernt zwar noch immer, mit seiner neugewonnen Kommandoposition zurechtzukommen, hat aber längst die diplomatische Würde und Erhabenheit des Ranges erfasst. Dieses neue Selbstbewusstsein rettet er auch in die Mirror-Version seiner Rolle hinüber, was trotz der Tatsache, dass er damit ein wenig in Widerspruch zu seinem ungleich devoteren Auftritt in "Der Wolf im Inneren" steht, nicht deplatziert wirkt (zumal es augenscheinlich Philippa Georgiou bei ihrer meta-esoterischen Sinnsuche hilft).
An Mary Wisemans Sylvia Tilly scheiden sich jedoch noch immer die Geister. Während ihr die Darstellung 'Killys' zu Recht sichtlich Freude bereitete, bleibt der neue erste Offizier der USS Discovery die Zielscheibe recht gegensätzlicher Entwicklungen. Der öffentliche Angriff auf ihre noch fragile Autorität steht jedenfalls in einem massiven Gegensatz zur plötzlichen Umarmung, die Tilly für die Spiegeluniversumstyrannin übrighat, nachdem diese ihr die Uniform mit Kartoffelsuppe besudelt hat.
Auch Anthony Rapp hat als Paul Stamets hinter dem Spiegel mehr zu sagen als im primären Universum. Aber auch er bleibt einem sehr gemischten Auftritt bis zum bitteren Ende ausgesetzt: Sein ebenso absurder wie absehbarer Tod steht in einem spannenden Gegensatz zu seiner Wärme Adira Tal gegenüber, während er als Bestandteil der Clique, die sich dem Party-Kick zuliebe der 'berauschenden' Wirkung des Agonie-Simulators aussetzen, ebenso sehr deplatziert wird wie sein Partner und Mediziner Hugh Culber.
Auch Wilson Cruz kommt in den Genuss, endlich den Spiegeluniversums-Counterpart Culbers umsetzen zu dürfen, aber sein Dialogbeitrag bleibt ähnlich überschaubar wie jener Blu des Barrios als Adira Tal oder David Ajalas als Cleveland Booker. Jedem dieser Auftritte haftete ein wenig der Makel an, wie zur Anwesenheitskontrolle mal kurz die Hand gehoben zu haben, ohne eine wirkliche Auswirkung auf die Handlung gehabt zu haben. Am Ende des Tages rangiert ihre Screentime jedenfalls nur unwesentlich über der anderer Nebendarsteller wie Emily Coutts, Oyin Oladejo, Sara Mitich (mit attraktivem rotem Haar!), Patrick Kwok-Choon oder Ronnie Rowe jr., wobei man dieses Aufschließen auch als Indiz für eine mehr und mehr emanzipierte Discovery-Besatzung werten kann. In diesem Zusammenhang bleibt zudem positiv zu bewerten, dass sogar daran gedacht wurde, Darsteller ehemaliger Crewmitglieder wie Rekha Sharma oder Hannah Cheesman miteinzubinden – auch wenn ihr Auftritt nicht über den Umfang der zuvor genannten Schauspieler hinausreicht. Und allen, denen in dieser Episode der Saurianer Linus fehlte, denen sei nicht verschwiegen, dass David Benjamin Tomlinson dennoch als tolpatschiger Kelpianer zu sehen war.
Die Gaststars der Serie bleiben ebenfalls weit hinter Philippa Georgiou, manche sogar hinter den Crewmitgliedern der Discovery zurück.
Allein der mysteriöse Türsteher Carl vermag es, deutliche Akzente zu setzen. Paul Guilfoyle, den man eventuell als Polizisten Jim Brass aus CSI kennen könnte, schafft es, der geheimnisvollen Tür im Schneegestöber der kanadischen Wildnis etwas mehr Flair zu verleihen und die recht dadaistisch anmutende Situation in bester Q-Manier etwas aufzuhellen.
Oded Fehr als Admiral Charles Vance hingegen stellt zwar die richtigen Fragen, bleibt aber eher ein Werkzeug der Autoren zur Untermalung ihrer Handlungsideen als ein Oberbefehlshaber einer Raumflotte. Immerhin zeigt er eine recht väterliche Seite, die allein es vermochte, ihn ein wenig lebendiger wirken zu lassen als in den letzten paar Folgen.
Der zweite Auftritt David Cronenbergs in der Serie fiel allerdings sehr übersichtlich aus und hätte problemlos auch von Fehr übernommen werden können, ohne dass die Szene daran sonderlich gelitten hätte.
Zu guter Letzt sei noch der nicht minder umfangarme Auftritt Hannah Spears erwähnt, die – nachdem sie in der letzten Staffel und einem Short Trek bereits Sarus Schwester Siranna porträtierte – ein weiteres Mal als Kelpianerin Doktor Issa in Erscheinung tritt. Das kann man sicherlich kritisch sehen, aber andererseits verstärkt es Sarus Faszination für das nebulöse Schiff (ist es am Ende gar eine seiner Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelinnen?) und erinnert an die vielen Rollen, die zuvor Kenneth Mitchell innerhalb der Serie einnahm.


Kritikwürdige Aspekte.

Folgenaufbau.
Auch wenn dieser Punkt hier unter den Kritikwürdigen Aspekten zu finden ist, bedeutet das mitnichten, dass alles an dieser Episode schlecht wäre. Im Gegenteil; einige Umstände beweisen eher, dass "Discovery" längst nicht mehr der Serienfrischling ist, der vor drei Jahren bereits mit einem Ausflug ins Spiegeluniversum für Furore sorgte.
Omar Madha beweist in seinem Star-Trek-Regie-Debüt ein goldenes Händchen für gelungene Kameraperspektiven und stellt seine akribische Arbeit bei der bewussten Kopie ganzer Szenen aus "Leuchtfeuer" oder "Der Wolf im Inneren" unter Beweis. In bester Discovery-Tradition treibt er das altbekannte Motiv der 'Spiegelungen' auf die Spitze (durch die Verkehrung der Position Burnhams mit Georgiou, Kontrastmomente zu den Szenen des Primär-Universums und durch den Einsatz von realen Spiegeln) und zaubert eine Folge, die sich nahtlos an die Spiegeluniversumsdarstellungen der ersten Staffel anschließt.
Seine Arbeit ist handwerklich solide und zusammen mit Ideen wie dem gewöhnungsbedürftigen Propaganda-Theaterstück bereichert er das Paralleluniversum doch auch um eine Facette irgendwo zwischen griechischer Tragödie und Cirque du Soleil. Mahda bietet einen detailreichen Einblick in die Lebensrealität der Imperatorin vor ihrer Entführung durch Michael Burnham und seine minimalistische Umsetzung des Mysteriums von Dannus V erinnert in seinem Charme an die Originalserie und in seiner Ausführung an die "gruselige Tür" aus Futurama.
Es ist aber beileibe nicht alles Gold was glänzt – vor allem in diesem Spiegeluniversum, das jede katholische Kirche zu einem Hort der zur Schau getragenen Bescheidenheit degradiert.
So ist "Terra Firma, Teil I" in selbst zweigeteilt.
Der erste Teil, in dem die USS Discovery und ihre Crew beleuchtet werden, leidet an der Menge an Charakteren, die in ca. zwanzig Minuten behandelt werden müssen und in ihrer Vielzahl verhindern, dass ein sonderlich gut zusammenhängender Bogen gespannt werden kann. Streckenweise vermittelt dieser Teil der Folge eher den Eindruck, als würden er allein dem minimal notwendigen Aufrechterhalten des seriellen Erzählens (z.B. durch die Entschlüsselung des Signals, den Annäherungsbemühungen Books, dem Verweis auf die Aktivitäten der Smaragdkette oder dem verlorenen Kontakt Adira Tals zu Gray) dienen.
Im Gegensatz dazu krankt der zweite Teil an einer absoluten Zentrierung auf Philippa Georgiou, der die eindimensionalen Figuren im Spiegeluniversum nicht das Wasser reichen können. Es markiert die Rückkehr zu einem Spiegeluniversum, das nicht unbedingt zu den Höhepunkten der ersten Staffel gezählt werden kann.
Natürlich ist es bis zu einem bestimmten Punkt verständlich, wofür dieser erste Teil einer Doppelfolge dienen soll: Michelle Yeoh wird zum Star einer eigenen Star-Trek-Serie um die berüchtigte Sektion 31 aufsteigen und für ihre Arbeit ist es notwendig, eine schlüssige Erklärung für ihre Abkehr vom Spiegeluniversum zu liefern. Dass dieser Abschied in einer persönlichen Entwicklung und gar so etwas wie der Einsicht begründet liegt, dass Gewalt keine pauschale Lösung bietet, ist an sich eine absolut löbliche Idee.
Doch im Hinblick auf die Tatsache, dass vor der Ausstrahlung dieser Folge nur noch fünf Episoden bis zum Staffelende fehlten, wirkt es im Hinblick auf die Vielzahl loser Handlungsfäden etwas deplatziert, so viel Energie in einer Selbstfindungs-Episode im Spiegeluniversumsmantel zu stecken. Es birgt nämlich die Gefahr, dass dem Zuschauer im Staffelfinale Antworten auf zentrale Fragen verwehrt bleiben oder ein überhasteter Schlussakkord abermals die sorgfältige Aufbauarbeit ruiniert, die man bislang geleistet hat.
"Terra Firma, Teil I" wirkt wie der Versuch, einen Piloten für einen Spinoff in die Handlung einzuschmuggeln, der allerdings ähnlich holzig wie sein Originalserien-Spiegelbild "Ein Planet genannt Erde" wirkt. Zwar ist es durchaus legitim, eine solche Entwicklung zu befeuern, doch es drängt sich schon die Frage auf, ob "Discovery" den richtigen Rahmen für diese Ebenezer-Scrooge-Läuterung und spontane Wunderheilung bietet oder ob man dafür nicht den Pilotfilm der kommenden Serie hätte nutzen können.
Zumal das Spiegeluniversum wie gesagt nicht gerade die besten Umweltbedingungen für einen solchen Neustart bildet. Georgiou erhebt sich nämlich durch ihre Komplexität aus der Eindimensionalität der Personen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Sie nutzt eine Kulisse, die durch die Flucht der Discovery in eine weit entfernte Zukunft zu den Altlasten der vorherigen Staffeln gezählt werden kann. Und sie wirkt auch wie der Versuch, nachträglich Handlungselemente einzubauen, die man beim ersten Ausflug ins Spiegeluniversum unter den Tisch fallen ließ.
Das größte Problem jedoch, um diese Folge angemessen bewerten zu können, liegt darin begründet, dass sie der erste Teil einer Doppelfolge ist. Insbesondere in der zweiten Hälfte passiert erstaunlich wenig, verliert sich die Handlung in langatmigen Einstellungen und mangelt es der Episode grundlegend an Spannung. Der einzig nennenswerte Höhepunkt bleibt gar, dass eine Figur den Tod findet, die bereits beim vorherigen Ausflug in Spiegeluniversum das Zeitliche gesegnet hat.
Kurzum: Für den ersten Part eines Zweiteilers verfügt "Terra Firma, Teil I" über zu wenig Substanz oder bewertbare Entwicklungen. Klar, gab es auch schon vorher schwache erste Teile von Doppelfolgen bei Star Trek, aber in diesem Fall vermag es die Handlung noch nicht einmal, wenigstens im Ansatz eine tragfähige Erzähltiefe zu entwickeln, die mehr als einen Satz zur Beschreibung erfordert (vgl. Story), einen Erzählgegenstand zu etablieren, der den Zeitaufwand rechtfertigen würde oder schlussendlich einen nennenswerten Cliffhanger zu produzieren, der diese Bezeichnung auch verdient hätte. Das Auftauchen eines Jason Isaacs in den letzten paar Sekunden vor dem Abspann hätte es jedenfalls durchaus vermocht, diese Episode entscheidend aufzuwerten.
So aber bleibt sie eine Folge, die ihre Daseinsberechtigung vor allem dann unter Beweis stellt, wenn man die Serie ohne Pause hintereinander weg sehen kann. Dadurch aber, dass dem Zuschauer wochenweise nur Einzelepisodenbrocken zugeworfen werden, die entgegen ihrer Anlage als Standalone feilgeboten werden, muss die Bewertung dahingehend auch dementsprechend schlecht ausfallen.


Kanonbrüche und Logiklöcher.
Die Verschlusssache Beta-vier-acht-neun-fünf-Omega hat es in sich: Der betelgeusianische Lt. Cmdr. Yor stammt nämlich aus der Kelvin-Zeitlinie und mit der Erwähnung des unter Fans auch als "Abramsverse" bekannten alternativen Zeitrahmens schlagen die Autoren (und Angestellten Alex Kurtzmans) nicht nur eine Brücke zu diesem Ableger Star Treks, sondern verorten die Ereignisse der eigenen Serie entgegen allen Zweifeln noch einmal im gleichen Universum wie die Originalserie, dem nächsten Jahrhundert oder Voyager.
Mit Verweisen auf die Temporalen Abkommen und der Verwendung von Präfix-Codes wird außerdem auf "Star Trek: Enterprise" und "Star Trek II: Der Zorn des Khan" verwiesen. Mit Kepler 174d findet zusätzlich der erste real existierende Exoplanet bei Star Trek Erwähnung. Doch das alles kann kaum mit dieser tiefsinnigen Bemerkung des Torwächters Carl konkurrieren:

"Lesen Sie am besten einfach die Zeitung! Alles was Sie wissen müssen steht hier schwarz auf weiß…"

Das an sein Äquivalent in "Todessehnsucht" erinnernde Klatschblatt birgt nämlich – wie einige einige eifrige Internetportale herausgefunden haben – eine Vielzahl von Anspielungen z.B. auf Worfs Eintritt in verschiedene Paralleluniversen, den Absturz Scottys auf eine Dyson-Sphäre oder den Untergang des Tkon-Imperiums. Vor allem aber die dort gestreuten Bezüge zu "Griff in die Geschichte" legen die Möglichkeit nahe, dass es sich bei Carl nicht um einen Q, sondern um einen Hüter der Ewigkeit handeln könnte. Die Messlatte für den zweiten Teil der Folge hat dieses Stück Kanon-Journalismus zusammen mit der betont häufigen Erwähnung Gabriel Lorcas jedenfalls schon jetzt höher gelegt.
Wobei das Spiegeluniversum keineswegs den Eindruck vermittelt, als wäre Georgiou tatsächlich durch den Gang durch die Holztür in ihre eigene Vergangenheit zurückgeworfen worden. Stattdessen wirkt es wie einen Paralleluniversum dieses Paralleluniversums, zumal die Spiegelversion von Paul Stamets bereits in "Auftakt zur Vergangenheit" von Lorcas williger Henkerin Ellen Landry pulverisiert wurde. Am Ende dürfte es sich eher um eine Simulation handeln, wie Q sie bereits häufiger für seinen Lieblingsmenschen Jean-Luc Picard inszenierte (was wiederum der Theorie um den Hüter der Ewigkeit entkräften würde).
Doch gerade, wenn das Spiegeluniversum ins Spiel kommt, gibt es neben viel Licht auch eine Menge Schatten.
Hat zum Beispiel irgendjemand die Reifenspuren im Schnee der unbewohnten Welt Dannus V bemerkt?
Oder sich gefragt, warum es in der Discovery-Turnhalle neben Schwertern auch Äxte gibt?
Und ist nicht das Weitermelden von Informationen – egal wie substantiell sie sind – ein Grundprinzip des Sternenflottendienstes, wie bereits der Benzite Mendon in "Der Austauschoffizier" auf die harte Tour lernen musste?
Zudem scheinen Selbstversuche mit Agonie-Simulatoren so etwas wie die Tide-Pod-Challenge des Spiegeluniversums zu sein, dessen Verrohung soweit gediegen zu sein scheint, dass selbst Mediziner sich diesem Trend nicht einmal entziehen können, wenn der Imperator ihren Besuch ankündigt.
Besonders aber verwundert mich, wie wenig Argwohn die Besatzung der Discovery der neuen künstlichen Intelligenz entgegenbringt, die mit ihrem Bordcomputer eine ebenso unheilige wie untrennbare Allianz eingegangen ist. Nur zu bereitwillig folgt sie deren inhaltsarmen Instruktionen, für eine nicht näher beschriebene Heilung zu einem weit entfernten Planeten zu fliegen. An dieser Stelle hätte ich mir tatsächlich im Vorfeld eine Folge gewünscht, in der die vor einigen Folgen entstandene 'Zora' der Besatzung das ihr entgegengebrachte Vertrauen erst einmal verdient hätte.


Synchronisation.
Es gibt einige schöne Momente, in denen sich die Charaktere duzen, wir hören abermals wie Benjamin Stöwe seine Stimme an Hugh Culber verleiht und auch wenn Stamets' Ode an die Imperatorin zuweilen etwas holprig klang, fiel die deutsche Synchronisation am Ende tatsächlich sehr angenehm aus.


Fazit.
Handwerklich solide aber inhaltlich arm an Handlung, Spannung oder Höhepunkten führt die neunte Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" den Zuschauer wieder zurück in den Schoß jenes Spiegeluniversums, das bereits im Zuge des ersten Besuchs nicht gerade Fernweh erzeugte.
Immerhin drängelt sich Philippa Georgiou mit ausgefahrenen Ellenbogen an Michael Burnham vorbei ins Schlaglicht er Aufmerksamkeit, doch es bleibt die berechtigte Frage offen, ob dieser Spinoff-Versuch so kurz vor dem Staffelende nicht anderen, in Anbetracht der Zeit viel drängenderen Entwicklungen das Wasser abgräbt. Vor allem aber schafft es "Terra Firma, Teil I" nicht, als Episode auf eigenen Beinen zu stehen, sondern bleibt eher eine Folge, die erst beim Binge-Watching ihre Wirkung entfalten kann.

Bewertung.
Der schwache Start eines Zweiteilers.






Schluss.
Bei ihrer Rückkehr zum Spiegeluniversum kann man dieser Folge keinesfalls fehlende Sorgfalt vorwerfen, denn die Set-Designer, Kostümdesigner und Innenausstatter gaben sich augenscheinlich größte Mühe, die untergegangen geglaubte Pracht des terranischen Imperiums mit großem Pomp wiederauferstehen zu lassen. In den Grenzen dessen, was Discovery für seine eigene Stilgeschichte etabliert hat, muss man der Folge einfach zugutehalten, hervorragende Arbeit geleistet zu haben.
Nun aber liegt es an der kommenden Episode, auch endlich Profit aus dieser Detailverliebtheit zu schlagen, denn bislang bediente die Folge auch alle Probleme, die das Spiegeluniversum mit sich bringt: Flache Charaktere, schwache Figurenmotivationen und altbekannte/ wenig innovative Erzählmuster rechtfertigen die Reisezielauswahl im Moment jedenfalls noch nicht.
So wird "Terra Firma, Teil II" die Kohlen aus dem Ofen holen müssen, um neben der absehbaren Selbsterkenntnis und Wunderheilung Georgious irgendetwas von nachhaltigem Wert zu produzieren.
Gibt es etwa ein Wiedersehen mit Jason Isaacs und dessen Original-Lorca?
Feiert Paul Stamets' Spiegeluniversumsversion durch seine Beziehungen zum Pilznetzwerk eine unerwartete Auferstehung?
Und halten die Q oder die Hüter der Ewigkeit die Schlüssel zum Spiegeluniversum in ihren omnipotenten Händen?
Mit Antworten auf diese Fragen kann es in der nächsten Woche doch noch gelingen, dem vermeintlich totgetrampelten Topos des blutberauschten Paralleluniversums eine Krone aufzusetzen und sie wenigstens teilweise vom Malus der Testosteron-Vergiftung zu befreien.
Man darf also gespannt sein, ob es den Autoren gelingt, diesen erzählerischen Umweg kurz vor dem Zieleinlauf mit Lorbeeren zu dekorieren…


Denkwürdige Zitate.

"Sieh an, wenn das nicht Sarus Fehler auf zwei Beinen ist…"
Philippa Georgiou zu Sylvia Tilly

"Wenn ein Crewmitglied ertrinkt und wir lassen es geschehen wird ihre Crew weder Sie noch die Föderation je wieder so sehen wie früher. Und Sie selbst werden sich auch nie wieder so sehen."
Admiral Charles Vance

"In meinem Universum waren wir 'primär' und Sie gespiegelt…"
Georgiou

"Gott, jetzt merk' doch endlich mal wann es Zeit ist die Klappe zu halten!"
Georgiou zu Michael Burnham


Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."
13. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil II"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Freitag, 11. Dezember 2020

Turons Senf zu "Crisis Point" [LD, S1Nr09]


Spoilerwarnung.
Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Crisis Point", die neunte Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Lower Decks" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und andere Episoden bereits gesehen hat.


Einleitung.
Gibt es bei Star Trek wirklich denkwürdige Bösewichte?
Khan Noonien Singh würde mir einfallen, auch wenn er bei Lichte besehen so eindimensional war wie seine Fähigkeiten im Bereich der Weltraumtaktik.
Oder die Borgkönigin, deren Spezies allerdings beängstigender wirkte, als sie noch einzig und allein damit drohte, trotz Führungslosigkeit jegliche Individualität aus ihren Opfern zu assimilieren.
Positiver sieht es mit verschlagenen Cardassianern wie Elim Garak, Gul Dukat oder Seska aus, denen es im Verlauf mehrerer Episoden gelang, sich zu ernstzunehmenden Widersachern emporzuschwingen und dennoch nie wirklich schwarz-weiß erschienen, sondern stets Zwischentöne erkennen zu lassen.
Dieser Umstand zeigt vor allem einen Widerspruch zwischen Serien und Filmen auf, denn andere Fieslinge wie Kruge, Shinzon oder Krall hatten in neunzig bis hundertzwanzig Minuten Laufzeit schlichtweg nie den minimal nötigen Raum erhalten, um sich mit sonderlich viel erzählerischer Tiefe zu profilieren.
Im Großen und Ganzen hat es aber den Eindruck, als würden der Franchise glaubwürdige Gegner noch immer fehlen (zumal "Star Trek: Discovery" diesem Missstand mit dem Spiegeluniversums-Lorca, dem von Control assimilierten Leland oder der blassen Smaragdketten-Trägerin Osyraa bislang noch nichts Fruchtbringendes entgegensetzen konnte) und es drängt sich schon die Frage auf:
Kann Star Trek keine Bösewichte?


Story.
Es ist zum Mäusemelken! So sehr Beckett Mariner es auch versucht – sie schafft es einfach nicht, den Anforderungen und Erwartungen ihrer Mutter und Vorgesetzten Captain Carol Freeman gerecht zu werden. Ständig findet diese das Haar in der Suppe, zählt ihrer Tochter Erbsen vor und sieht den Wald von lauter Bäumen nicht. Als sie Mariner nach einer gescheiterten Mission gar mit einer Therapie beim Counselor straft, bringt sie das randvoll gefüllte Fass endgültig zum Überlaufen.
Nachdem aber ihr Freund und Kollege Bradward Boimler ein Holoprogramm startet, um sich durch die Simulation der gesamten Besatzung der USS Cerritos einen Vorteil beim anstehenden Personalgespräch zu verschaffen, übernimmt sie kurzerhand die Geschicke des Programms, um ihre Wut gegenüber ihrem Captain Luft zu verschaffen. Doch das vermeintlich unterhaltsame Holodeckabenteuer läuft gleich in mehrfacher Hinsicht völlig aus dem Ruder…


Lobenswerter Aspekt.

Kanonfutter.
Wenn es eines letzten Beweises bedurft hätte, dass dieser Serie nichts heilig ist, dann würde man in der neunten Folge "Lower Decks" den ultimativen Beweis finden, denn Mike Mahans Mannen wagt es, einen ganz besonders großen Brocken auf die Schippe zu nehmen: "Crisis Point" parodiert die Star-Trek-Kinofilme!
Damit das auch vernünftig über die Bühne gehen kann, hat man sich sogar extra ein wenig mehr Zeit als üblich genommen, nämlich fünfundzwanzigeinhalb Minuten - statt der üblicherweise zweiundzwanzig! Und doch hat man am Ende keineswegs das Gefühl, dass ein zentrales Thema ausgelassen wurde, denn sie nimmt sich ausgiebig Zeit für einen stilvollen Vor- sowie Abspann, bietet Lens Flares satt und hat sogar an Formatwechsel gedacht, die pompöse Kinofilme lumpigen Einzelfolgen voraushaben. Ein Sonderlob hat sich an dieser Stelle allerdings die zielsicherere musikalische Untermalung verdient, die die außerordentlichen Fähigkeiten der Serien-Komponisten Chris Westlakes unterstreicht und rechtfertigen würde, dass mehr als nur ein Krankenpfleger seinen Namen trägt.
Daneben nimmt die Folge gekonnt den Schreibprozess, die innere Logik, den typischen Aufbau, Leute die sich den Vorspann aufmerksam ansehen, die touristische Schuttleanflüge auf perfekt ausgeleuchtete Sternenflottenschiffe, brandneue Warpeffekte, das sinnfreie Opfern eines Statisten, eine Crashlandung auf der Planetenoberfläche oder die logikfremden Pauschallösungen in Filmen ins Visier und schafft es auf recht pointierte Weise, gleichzeitig Persiflage und Hommage in einem zu sein.
Natürlich bleibt bei einem solchen Leckerbissen auch der offizielle Kanon nicht auf der Strecke. Im Gegenteil; habe ich in der letzten Woche noch "Veritas" zur Folge mit den meisten Referenzen gekrönt, muss diese Auszeichnung für die Folgen von "Lower Decks" mittlerweile als Wanderpokal geführt werden, denn die Autoren schaffen es – nicht zuletzt weil das Thema der Kinofilme so viele Möglichkeiten bietet – die Vorlage der Vorwochen noch zu überbieten.
So sehen wir (zusätzlich zu den bereits genannten spezifischen Film-Anspielungen) einen Argo-Jeep, Leonardo da Vinci, nostalgische Star-Trek-Fonts, Rutherford und Billups beim Teilen eines Janeway/ Torres-Moments, den Kopf eines Borgs, einen bajoranischen Ohrring in Großaufnahme oder Holodecksicherheitsprotokolle in Action.
Zu hören gibt es hingegen von der obersten Direktive, der Stimme des Schiffscomputers, Shakespeare-zitierenden Bösewichtern, den Pah-Geistern, von Bajor, den Orion-Piraten, den Befehl "Alterieren" oder von Toby dem Targ.
Dass außerdem mit Doktor Migleemo die erste Vogelspezies seit TAS zu sehen ist, dürfte wohl ebenfalls kein Zufall sein, sondern zu den bewusst gestreuten Referenzen auf den Trickfilmvorgänger gezählt werden. Sogar auf die nie verwirklichte Star-Trek-Serie "Phase II" (aus deren Entwürfen der erste Star-Trek-Kinofilm zusammengeschustert wurde) wird mit der Beschreibung Xons angespielt.
Dreh- und Angelpunkt der Episode ist jedoch der gewiefte Umgang mit dem erklärten "Bösewicht der Woche", denn auch wenn Beckett Mariner für das farbenfrohe Holodeckabenteuer in die Haut eines klischeebehafteten Widersachers in der Tradition von Khan Noonien Singh, Ru'afo oder Nero schlüpft, ist der große Feind, dem sie sich letzten Endes stellen muss, sie selbst. Das ist nicht nur eine Idee in bester Tradition Star Treks, sondern spielt auch mit einem Thema, das im Zusammenhang mit Doppelgängern bereits in Folgen und Filmen wie "Kirk:2=?", "Die Zukunft schweigt" oder "Star Trek Nemesis" angeklungen ist.
Schließlich wird auch Mariners dunkles Geheimnis die Tochter Carol Freemans zu sein, endlich gelüftet und man kann zu Recht gespannt darauf sein, wie diese Enthüllung im Staffelfinale wieder aufgegriffen wird…


Kritikwürdiger Aspekt.

Kanonbrüche und Logiklöcher.
Natürlich könnte man sich fragen, wie Beckett Mariner als popeliger Fähnrich die Selbstzerstörungssequenz der USS Cerritos auslösen konnte, aber genauso gut könnte man die Frage Andy Billups an Samanthan Rutherford aufgreifen, wie es ihm gelingen konnte, alle Besatzungsmitglieder des Schiffes aus der Gefahrenzone zu beamen – "Crisis Point" spielt explizit mit den Logiklöchern in Filmen und ist daher auch über sämtliche Kanon-Kritik erhaben - zumal im Notfall die Verantwortung auf den Rahmen eines holografischen (und deshalb wenig wirklichkeitsnahen) Fantasieprodukts geschoben werden kann.
Andererseits kann die Folge aber auch den Malus abschütteln, allein auf das Holodeckabenteuer reduziert zu werden, denn die Enthüllung über das verwandtschaftliche Verhältnis Beckett Mariners zum Captain der Cerritos hält die Folge auch auf Kurs mit dem Rest der Staffel.
Der Rest ist Meckern auf hohem Niveau. Tatsächlich empfinde ich persönlich es ähnlich wie D'Vana Tendi, der die gewalttätigen Eskapaden Beckett Mariners auf dem Holodeck zu sehr ausarten. Am Ende geht diese Zuspitzung zulasten der Möglichkeit, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren, denn wenn es schon Fantasien gibt, die man auf dem Holodeck ausleben sollte, so halte ich es nach den Ereignissen dieser Episode sogar noch mehr wie Reginald Endicott Barclay und seinem vergleichsweise harmlos ausgelebten therapeutischen Ansatz.
Alles in allem wirkt die Folge aber trotz der Brücke, die durch die Enthüllung der familiären Bande zwischen Mariner und Freeman geschlagen wird, nicht wie ein organischer Bestandteil der Staffel, sondern eher wie eine knallbunte Sonderepisode im Stile von "Immer die Last mit den Tribbles", "Tuvoks Flashback" oder "Dies sind die Abenteuer", in deren Rahmen sich die Autoren einmal so richtig austoben durften. Das hat sicher seinen ganz eigenen Reiz, wirkt aber bei einem Staffelumfang von nur zehn Episoden (mit jeweils knapp zwanzig Minuten Laufzeit) etwas verfrüht.


Fazit.
Die vorletzte Folge von "Lower Decks" überrascht mit einem erstaunlich offenen Bezug auf die Star-Trek-Kinofilme, die in ihrer Gesamtheit auf liebenswerte, aber keineswegs zurückhaltende Weise durch den Kakao gezogen werden. Zudem begeht die Episode nicht den Fehler, sich in einem Klischeebild eines Bösewichts zu verlieren und spitzt die Handlung kurz vor dem Staffelfinale noch einmal merklich zu.
Dabei gibt es nicht viel zu meckern. Zwar sind die Holodecktherapiestunden Mariners in ihrer Gewaltdarstellung recht drastisch und der Charakter der Folge etwas losgelöst vom Rest der Staffel, aber das vermag der Magie dieses ganz besonderen Abenteuers kaum zu schmälern.

Bewertung.
Ein Muss für jeden Kinofilm-Fan!





Schluss.
In meinen Augen liegt der Clou vieler Star-Trek-Folgen darin, es gar nicht nötig zu haben, einen Bösewicht als Kontrapunkt derHandlung etablieren zu müssen. Preisgekrönte und allseits beliebte Folgen wie "Griff in die Geschichte", "Das zweite Leben" und "Im fahlen Mondlicht" kommen völlig ohne einen zentralen Widersacher aus, ohne gleich an Qualität einzubüßen. Es ist schlichtweg ein Qualitätsmerkmal der Franchise, über das simplifizierende Bild von Gut und Böse hinauszudenken und Spannung durch andere erzählerische Mittel zu erzeugen.
Was aber nicht bedeutet, dass gut geschriebene Antagonisten keinen Platz in Star-Trek-Folgen und -Filmen hätten! Immerhin existierten beide Varianten spätestens seit TNG, DS9 oder Voyager zeitgleich einträchtig nebeneinander. Mittlerweile gibt es gar neun Star-Trek-Serien (Tendenz steigend) und dreizehn Kinofilme (Tendenz unsicher) und somit sogar noch mehr Platz für beide Ansätze.
Dennoch fällt auf, dass der Trend eher zum "Schurken im Schrank" geht: Die letzten sechs Kinofilme haben diese Erzählform bedient und auch die Star-Trek-Serien der dritten Welle beweisen mit Figuren wie Gabriel Lorca, Narissa Rizzo oder Osyraa, wie sehr dieses Prinzip noch immer eine stoische Anwendung findet – wenn auch oft mit schwachen Ergebnissen.
In Zeiten wie diesen sollte man au0ergewöhnliche Episoden wie diese daher umso mehr genießen, denn sie beschreiten einen Weg, der abseits des Story-Mainstreams liegt, denn sie sind eher selten geworden.
So gesehen ist es sicherlich positiv zu hören, dass der "Lower Decks"-Erfinder Mike McMahan in die Riege der Hoffnungsträger innerhalb der Franchise aufgerückt ist, denn das gibt auch berechtigten Anlass zu Hoffnung, dass wir in Zukunft auch wieder mehr erzählerische Vielfalt genießen können. Ob aber sich ein einziger Mann gegen einen so mächtigen Trend stemmen kann, bleibt jedoch abzuwarten…   


Denkwürdige Zitate.

"The lizard men will no longer be subject to rat opression!"
"Nah, they're not opressed! We raise them as food, they – they like it!"
"Well, we are delicious…"
Beckett Mariner, der Rattenkönig und ein Echsenmann

"No! It's the eighties, dude, we don't have psychiatric problems!"
Mariner

"If this was actually happening, they'd sent the Enterprise, but – you know – artistic licence…"
Bradward Boimler

"Time to take this puppy off its leash! Warp me!"
Captain Carol Freeman

"Andy Billups! You think you're the best engineer in the fleet… Well, I've wanted to say something to you for a long time. You are the best engineer in the fleet!"
Samanthan Rutherford

"Stop referencing foods!"
Freeman

"Not-a today! Not on daVincis watch!"
Leonardo daVinci


Weiterführende Leseliste.

Staffel 1.

01. Rezension zu "Second Contact"
02. Rezension zu  "Envoy"
03. Rezension zu "Temporal Edict"
04. Rezension zu "Moist Vessel"
05. Rezension zu "Cupid's Errant Arrow"
06. Rezension zu "Terminal Provocations"
07. Rezension zu "Much Ado About Boimler"
08. Rezension zu "Veritas"
09. Rezension zu "Crisis Point"
10. Rezension zu "No Small Parts"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Seltsame Energien"

Samstag, 5. Dezember 2020

Turons Senf zu "Das Schutzgebiet" [DIS, S3Nr08]


Spoilerwarnung.
Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Das Schutzgebiet", die achte Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Episoden bereits gesehen hat.


Einleitung.
Nach der letzten Folge "Wiedervereinigung, Teil III" stolperte ich bei Trekmovie über einen Kommentar zur Episode, bei dem ich nicht so recht einordnen konnte, ob der Urheber nur provozieren wollte, oder es tatsächlich mit seiner Äußerung ernst meinte. Dort schrieb nämlich ein Nutzer:

"I actually like her arc and her place in the universe A LOT because I believe a character like her is exactly what’s been missing from traditional Trek. It is the one issue Star Wars had been immensely superior over Trek for decades… and that is being a family saga."

Meine (sehr freie) Übersetzung dazu:

"Tatsächlich mag ich ihren Handlungsbogen und ihren Platz im Universum GANZ BESONDERS, denn ich glaube ein Charakter wie der ihrige ist genau das, was dem traditionellen Star Trek fehlt. Es handelt sich um einen Umstand, in dem Star Wars Star Trek gegenüber seit Jahrzehnten voraus ist… und das ist, eine Familien-Saga zu sein."

Im weiteren Verlauf weist der Autor darauf hin, dass die bekannten Captains der verschiedenen Serien ja nie miteinander verwandt gewesen sein und man sich ständig an neue Charaktere gewöhnen musste. Außerdem, so schreibt er, hätte Jean-Luc Picard ruhig der leibliche Enkel James T. Kirks sein können, so wie dieser seinerseits der Enkel Jonathan Archers.
Natürlich ist es in Zeiten, in denen "The Mandalorian" nach einer langen Durststrecke wieder eine gewisse Qualität in die 'Familien-Saga' bringt, durchaus gerechtfertigt, manchmal neidisch auf die andere große Science-Fiction-Franchise zu blicken, aber ich für meinen Teil halte es wie der Großteil der Nachredner dieses Kommentators und freue mich stattdessen, dass das Gegenteil bei Star Trek der Fall ist.
Nicht, dass ich "Star Wars" komplett ablehnen würde (tatsächlich habe ich noch immer jede Inkarnation dieser Serie mindestens einmal gesehen), aber ich glaube, dass das Science-Fiction-Genre als solches eher davon profitiert, wenn deren Ableger sich optisch, inhaltlich und stilistisch voneinander unterscheiden. Immerhin sind es die große Vielfalt und die verschiedenen Blickwinkel, die diese Erzählform seit ihrer Entstehung maßgeblich definieren.
Doch sind die Unterschiede wirklich noch so groß?
Spätestens seitdem wir wissen, dass J.J. Abrams Star-Trek-Reboot ihm wie erhofft für ein Engagement bei Star Wars Türen und Tore geöffnet hat, verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Franchises immer weiter. Spätestens, seit starre Handlungselemente wie die militärische Hierarchie, die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit oder die Bindung an einen größeren Kanon mehr und mehr in den Hintergrund rücken, lösen sich auch die Widersprüche zu Star Wars auf und machen den Weg frei für eine beiderseitige Annäherung.
Aber ist diese Entwicklung wirklich eine gute Sache?


Story.
Cleveland Booker ist auf der Suche nach Hilfe. Sein Bruder hat sich bei ihm gemeldet um ihm zu bedeuten, dass es ein Problem auf seiner Heimatwelt Kwejian gibt, das seiner unabdingbaren Anwesenheit bedarf. Da die Geschicke der kargen Welt von den Machenschaften der Smaragdkette beeinflusst werden, sorgt Captain Saru für Rückendeckung vom Hauptquartier der Sternenflotte, bevor er sich mit der USS Discovery aufmacht, um den Verwandten des hauptberuflichen Scouts einen Besuch abstatten zu können. Doch in seiner alten Heimat angekommen muss Book spätestens mit der Ankunft von Osyraas Schiff "Veridian" feststellen, dass es sich um eine Falle handelt, die dazu dient seiner habhaft zu werden. Doch das alles ist nur die Spitze des Eisberges, denn auf der Discovery überschlagen sich die Ereignisse:
Keyla Detmer überwindetet ihr posttraumatisches Stresssyndrom!
Saru sucht nach einem griffigen Kommando-Slogan!
Philippa Georgiou wird auf Herz und Nieren untersucht!
Adira Tal hat ihr Coming Out!
Paul Stamets entwickelt Vatergefühle!
Sylvia Tilly unternimmt erste Gehversuche in der Rolle des Ersten Offiziers!
Der antennenlose Andorianer Ryn hat ein dunkles Geheimnis!
Und Linus häutet sich!


Lobenswerte Aspekte.

Besetzung.
Den Anfang dieser Rezension muss jener Charakter bilden, der diese Show wie kein zweiter dominiert und maßgeblich dessen Richtung bestimmt: Michael Burnham [Sonequa Martin-Green].
Das wirklich Bemerkenswerte an dieser Folge bleibt nämlich, dass sie in den knapp fünfundvierzig Minuten Laufzeit keine einzige Träne vergießt. Als wäre das manchem Fan nicht schon Grund genug sich diese Episode einmal anzusehen, bleibt der wahre Wert von "Das Schutzgebiet" jedoch der Umstand, dass es nicht Burnham ist, der allein es vergönnt ist den Tag zu retten. Sie tritt zugunsten anderer Charaktere zurück und legt eine neue Bescheidenheit an den Tag, die ihr wirklich gut zu Gesicht steht. Plötzlich wirkt sie viel nahbarer, menschlicher und glaubwürdiger als in den vielen Momenten zuvor, in denen das Wohl des gesamten Universums allein auf ihren Schultern lastete.
Dieses unerwartete Vakuum bleibt jedoch nicht unausgefüllt. Gleich mehrere andere Charaktere können die günstige Gelegenheit nutzen, eigene Duftspuren zu setzen und auf sich aufmerksam machen.
Allen voran ein Neuzugang dieser Staffel: Cleveland Booker [David Ajala]. Dass er eine großartige Bereicherung für die Serie sein würde, hatte Ajala ja bereits in vorangegangenen Folgen angedeutet, aber abgesehen vom Staffelstart war ihm kam so viel Raum auf einmal vergönnt. Sein Charakter erhält eine Heimatwelt, einen familiären Hintergrund und eine Erklärung für das orangene Leuchten, das den Fans seit seinem ersten Auftritt Rätsel aufgab. Den Höhepunkt markiert allerdings Books Lippenbekenntnis, ebenfalls ein Teil jener Föderation sein zu wollen, die seine Gefährtin Michael Burnham mit so viel Enthusiasmus zu alter Größe zu restaurieren versucht.
An dritter Stelle steht in dieser Auflistung ein Name, den im Vorfeld wohl kaum jemand auf dem Zettel gehabt haben dürfte: Keyla Detmer [Emily Coutts]. Nachdem ihr zuletzt vermehrt erhöhte Aufmerksamkeit zuteilwurde, obliegt es nun ihr, beinahe im Alleingang, das waffenstarrende Flaggschiff Osyraas in die Flucht zu treiben. Dabei stellt sie sich den Folgen ihres posttraumatischen Stresssyndroms und kann quasi im Vorbeiflug einem Nebencharakter genügend Inspiration geben, um auch diesen zum Überdenken seiner Position zu bewegen.
Den denkwürdigsten Moment der Folge aber hat Adira Tal [Blu del Barrio] mit einem für Star Trek revolutionärem Coming Out für sich gepachtet. Nachdem der Zuschauer genügend Zeit hatte, sich an den Charakter zu gewöhnen, mutet diese Entwicklung vielleicht nicht mehr sonderlich überraschend an, bleibt allerdings ein Novum in der Star-Trek-Geschichte, das sich nicht vor anderen großen Momenten der Franchise (z.B. dem ersten Kuss zwischen einer farbigen Darstellerin und einem Kanadier) zu verstecken braucht. Abermals bleibt an dieser Stelle festzuhalten, dass diese Entwicklung im Hinblick auf die ohnehin fließenden Geschlechtergrenzen im Zusammenhang mit einem Trill-Symbionten ein cleverer Schachzug war. Adiras Probleme hingegen, den gewohnten Kontakt mit Gray aufzubauen, wirkt zwar im ersten Moment wie eine der üblichen Startschwierigkeiten bei frischgebackenen Wirten, hat jedoch das Potential in kommenden Folgen von größerer Bedeutung zu sein – zumindest für diese Rolle.
Philippa Georgiou [Michelle Yeoh] hingegen kämpft mit sich selbst. Einerseits, weil sich die in der vorletzten Folge etablierten Probleme soweit verschlimmerten, dass sie den beiden Bordärzte der USS Discovery widerwillig eine ausgiebige medizinische Untersuchung gestattet und andererseits, weil ihre bewusst betonte Spiegeluniversumspersönlichkeit verhindert, dass man als Zuschauer durch das Fehlen einer sorgsam aufgebauten emotionalen Bindung sonderlich betrübt wäre, wenn sie tatsächlich aus dem Leben und der Serie scheiden würde. An dieser recht künstlichen Distanz leiden auch ihre Dialoge stark, die nicht gerade zu den Höhepunkten dieser Episode gerechnet werden können.


Daneben geht mit einer Folge, in der derart viele Handlungen aufeinanderprallen, auch das Problem einher, dass anderen Charaktere weniger Raum bleibt, als den vormals genannten Figuren.
Paul Stamets [Anthony Rapp] zählt noch zu jenen, die etwas mehr Aufmerksamkeit erhalten. Er entwickelt eine neue Rolle die irgendwo zwischen 'Ersatzpapa' oder mindestens 'coolem Onkel' liegt und darf seine Klavierspielkünste unter Beweis stellen. Ihm bleiben einige denkwürdige Dialoge überlassen, auch wenn sein Wirken zum größten Teil dazu dient, dem Frischling Adira handlungsgerecht unter die Arme zu greifen.
Ähnlich verhält es sich mit Hugh Culber [Wilson Cruz], dessen Hauptaufgabe jene bleibt, Georgiou zu einer Auseinandersetzung mit ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung zu verhelfen. Dabei bleibt er gewohnt einfühlsam und energisch; zeigt aber auch, dass er in der Lage ist, im Ernstfall deutliche Worte zu finden.
Sylvia Tilly [Mary Wiseman] hingegen wagt ihre ersten Schritte als neue rechte Hand Captain Sarus und hinterlässt dabei kaum einen Zweifel, dass es sich bei ihrem etwas plötzlichen Karrieresprung wohl kaum um eine temporäre Maßnahme handeln dürfte. Immerhin stimmt ihre Chemie mit ihrem kelpianischen Vorgesetzen.  
Saru [Douglas Jones] hingegen bleibt erstaunlich blass in dieser Episode. Das auffälligste Merkmal seines Auftritts ist seine recht verzweifelte Suche nach einer Catchphrase, die "Make it so!" das Wasser reichen könnte. Das sorgt zwar mindestens an einer Stelle für ein wenig Schmunzeln, blieb aber in "Lower Decks" thematisch schlüssiger gestaltet, zumal Saru bislang dadurch geglänzt hatte, solch ein repetitives Erkennungsmerkmal nicht benötigt zu haben.
Der Rest der Crew hat ebenfalls mehr zu melden, auch wenn es Oyin Oladejo, Sara Mitich, Patrick Kwok-Choon oder Ronnie Rowe jr. nicht gelingt, ähnliche Ausrufezeichen wie ihre Kollegin Emily Coutts zu setzen.Eine bemerkenswerte, aber im Umfang ebenfalls mangelhafte Rückkehr feiert übrigens Raven Dauda als Doktor Tracy Pollard, während Tig Notaro als Jett Reno wiederum mit Abwesenheit glänzt (ihre Interaktion mit Adira Tal hätte mich nämlich sehr interessiert).
David Benjamin Tomlinson kehrt in seine Rolle als Saurianer Linus zurück und unterstreicht mehr und mehr, dass er wie Morn für "Deep Space Nine" zum Vorzeigestatisten erhoben wurde, auch wenn damit im gleichen Atemzug auch die Rolle des Schiffsclowns einhergeht.
Neben der Schiffsbesatzung gibt es noch eine Reihe von Nebendarstellern, die an dieser Stelle ebenfalls Erwähnung finden sollten.
Allen voran natürlich der lange erwartete Auftritt des Staffelbösewichts Osyraa. Die wird nämlich von niemand geringerem als Janet Kidder verkörpert, die man beispielsweise als Ruvé Adams aus "Arrow" oder Lila Jacobs aus "The Man in the High Castle" kennen könnte. Zudem ist sie die Nichte Margot Kidders, die in den Siebzigern und Achtzigern als Lois Lane an der Seite Christopher Reeves in diversen Superman-Verfilmungen zu sehen war.
Doch während das alles auf schauspielerisches Potential hindeutet, bleibt davon in der Folge nur wenig übrig. Osyraa schafft es mit wenigen Plattitüden die geringen Erwartungen an ihre Figur noch zu unterbieten und fällt so flach aus, als hätten die Autoren versucht, im Rekordtempo eine Checkliste für Null-Acht-Fünfzehn-Fieslinge abzuhaken. Dass ihr Gesicht zusätzlich dazu unter unnötigen Prothesen verborgen und ihr Haar durch eine Perücke ersetzt wird, schmälert zusätzlich den Auftritt des Gaststars.
Auch wenn Ache Hernandez als Books verloren geglaubter Bruder Kyheem thematisch einen Gegenpol zu Osyraa bietet, bleibt er ähnlich plakativ hinter den Möglichkeiten zurück. Nur allzu schnell wird er vom Saulus zum Paulus, obwohl die komplexe Situation auf seiner Welt eine ambivalentere Handlungsweise gerechtfertigt hätte. Am Ende aber kommt es in einem wenig originellen Halb-Showdown zu einer absehbaren Versöhnung, wie man sie in anderen Serien und Filmen schon tausende Male gesehen hat.
Auch Admiral Charles Vance [Oded Fehr] kann scheinbar keine eigenen Entscheidungen mehr treffen, sondern dient abermals nur als Staffage und Rechtfertigung für ein Abenteuer, das seinen berechtigten Enwänden zum Trotz am Ende doch stattfindet.
Am ehesten lässt sich vielleicht noch der Andorianer Ryn [Noah Averbach-Katz] zu den Gewinnern zählen. Zwar sind ihm die Antennen noch immer nicht nachgewachsen, aber er erhält die Chance auf eine Entwicklung, die weit weniger überhastet wirkt, als die purzelbaumartige Wandlung Kyheems. Besondere Erwähnung verdient seine Interaktion mit der Katze Groll (vgl. Denkwürdige Zitate), die im Hinblick auf das scheinbare Fehlen solcher Haustiere auf Andoria lebhaft unter Beweis stellt, dass die Autoren eben doch in der Lage sein können, sich in die Haut ihrer Figuren zu versetzen.


Folgenaufbau.
"Das Schutzgebiet" ist eigentlich viel mehr eine Folge namens Nebenhandlung.
Das ist – vor allem im Hinblick auf die Ereignisse der letzten Wochen - eine eher positive Entwicklung, denn das breite Handlungsspektrum lässt den einzelnen Charakteren mehr Raum als jemals zuvor. Allerdings wäre es wohl zu einfach, die Verantwortung dafür allein dem Star-Trek-Veteranen und Schauspieler-Verstehbären Jonathan Frakes als Regisseur in die Schuhe zu schieben, denn die Drehbuchautoren dürften dabei ebenfalls ein gewichtiges Wörtchen mitgeredet haben.
So oder so jongliert diese Episode mit mehreren Handlungsbögen gleichzeitig und auch, wenn sie des Öfteren kurz davor ist, die Balance zu verlieren, schafft sie am Ende den gewagten Drahtseilakt zwischen einem dominanten Einzelepisodenthema, multiplen B-Plots und den Anforderungen des seriellen Erzählens.
Denn in der Mitte der Staffel ist es auch die Aufgabe der Folge, neue Anknüpfungspunkte zu setzen, vorhandene rote Fäden auszubauen und die Spannung noch einmal anzuheizen. Das gelingt tatsächlich vergleichsweise gut und die Episode wirkt im Vergleich zu ähnlichen Folgen in ähnlicher Position bei vorherigen Staffeln deutlich ausgereifter und eigenständiger. Die Vielzahl an Nebenhandlungen übertüncht jedenfalls fehlende Erzähltiefe (dass z.B. Book in eine Falle laufen würde, dürfte jedem Zuschauer wohl bereits ab Folgenbeginn bewusst gewesen sein), während die Ereignisse auf der Planetenoberfläche verhindern, dass die Episode wie ein Lückenbüßer wirken würde. Zugegeben; sie mag jetzt vielleicht keineswegs eine Folge sein, die einem lange im Gedächtnis bleiben wird, aber sie ist definitiv auch keine, an die man sich mit Schrecken zurückerinnert.
Zudem bewirkt sie, dass die Liste der potentiellen Sternenflottenoffiziere immer länger wird: nachdem Philippa Georgiou der Organisation trotz ihrer dramatischen Erkrankung als Geheimdienstoffizier (in einer eigenständigen Sektion-31-Serie) treu bleiben wird und Adira Tal im Maschinenraum längst unverzichtbar geworden ist, schließt jetzt auch Book in diesen erlesenen Kreis auf und wird die Renaissance der Föderation zukünftig wohl auch auf personeller Ebene unterstützen. Seine Heimatwelt zählt als Ergebnis dieser Folge mittlerweile jedenfalls nach den Ausflügen gen Trill, zur Erde und nach Vulkan zum vierten potentiellen Neumitglied einer neu erstarkten Föderation.
Die ganze Episode glänzt zudem mit offen zur Schau gestellten Föderationswerten, auch wenn die omnipräsente Moralkeule nicht so fulminant geschwungen wird wie in den vorangegangenen Wochen. Insbesondere das Technobabble, das im Zuge der Entschlüsselung des fremden Signals aus dem Verubin-Nebel zelebriert wird, stand in bester Tradition mit ähnlichen Ausführungen in so ziemlich jeder anderen Star-Trek-Serie und half maßgeblich dabei, das Rätsel um den Burn nicht in einer Fantasy-Schublade verschwinden zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen nicht wieder durch kommende Entwicklungen konterkariert werden.
Denn bei allen Lobliedern gibt es auch ein oder zwei Kritikpunkte im Aufbau der Folge.
So hätte ich in der letzten Episode die Dialoge mehr loben sollen, denn in "Das Schutzgebiet" wirken sie mitunter arg holprig - insbesondere, wenn Georgiou in Gespräche involviert ist, Kommando-Phrasenschweine gedroschen werden oder Familienstreitigkeiten wie unvollständige Mitschriften des letzten Thanksgiving-Dinners wirken.
Vor allem aber krankt die Handlung an einem erschreckend zahnlosen Gegner. Eigentlich ist nämlich der Gedanke, einen gesetzlosen Feind zu konstruieren, der seine Stärke unter anderem daraus zieht, die Oberste Direktive der Sternenflotte als deren Schwäche auszunutzen, eine gute Idee und zeugt davon, dass die Smaragdkette eben mehr als eine Verbrecherorganisation sein sollte, die auf Brutalität und Einschüchterung als Machtmittel setzt.
Doch das, was der Zuschauer am Ende zu sehen bekommt ist bestenfalls ein Abziehbild eines zurechnungsfähigen Bösewichts, der diesem Potential nicht gerecht werden mag. Statt einer Alternative zur Föderationsdominanz erleben wir einen tumben Gangsterclan, der in seiner Gewieftheit in etwa auf einer geistigen Wellenlänge mit den Kazon (ohne Seska) spielt. Dass sich dieses Bild in kommenden Episoden wandelt, ist zwar ohne Frage möglich, dürfte allerdings in Anbetracht bisheriger Einblicke eher unwahrscheinlich sein.


Kritikwürdige Aspekte.

Kanonbrüche und Logiklöcher.
Tatsächlich gibt es einige gelungene Kanonreferenzen innerhalb der Folge wie die Erwähnung des bajoranischen Flächenmaßes Hecapate, das Spiel mit einem Kommunikator der "Picard"-Ära und einer Lösung, die bewusst an die Ereignisse aus "Donnergrollen" anknüpft.
Das Flaggschiff Osyraas namens "Viridian" spielt allerdings nicht auf den Absturzort der Enterprise-D an, sondern auf ein Farbpigment, das gleichzeitig blau und grün beinhaltet, was allerdings auch zu den Anzeichen gezählt werden kann, dass sich die Autoren hier wahrlich Gedanken um den größeren Rahmen ihrer staffelbestimmenden Geschichte gemacht haben.
Dennoch gibt es aber auch wie gewohnt eine Menge zu kritisieren.
Viele der Mängel wurden dabei bereits in vorherigen Rezensionen besprochen (z.B. abgehackte Antennen, freischwebende Warpgondeln oder die Beförderung eines Fähnrichs auf den Posten des ersten Offiziers), während andere Punkte neu auf die Liste gelangen.
Lassen wir an dieser Stelle Book die Story seines Heimatplaneten zusammenfassen:

"Der Brand hat Schäden im Subraum verursacht und den Orbit unseres Mondes und die Gezeiten verändert. Durch eine Seeschreckenplage wurde unsere gesamte Ernte vernichtet. Millionen sind damals verhungert. Dann kam die Smaragdkette. […] Sie haben uns, na ja, so eine Art Schutzmittel angeboten um sie tierschutzgerecht wieder ins Meer zurückzudrängen. Das hat uns die Ernte gerettet aber im Gegenzug mussten wir ihnen unsere Trance-Würmer geben."

Das allein wäre sicherlich schon bemüht genug, aber bei aller nötigen Ehrlichkeit noch in bester erzählerischer Gesellschaft von vielen anderen Handlungsentwicklungen in sämtlichen anderen Star-Trek-Serien.
Verwunderlicher wirkt eher, dass das Problem gelöst wird, indem Book zusammen mit seinem Bruder den Seeschrecken mittels Gedankenkraft befiehlt, ins Meer zurückzukehren, aber erst nachdem die Discovery ihre mentale Reichweite durch einen sichtbaren (!) elektromagnetische Verstärkungsstrahl vergrößert.
Aber für wie lange wird diese Maßnahme reichen?
Muss die Discovery in ein paar Jahren, Monaten oder Wochen wiederkommen um dieses Ritual zu wiederholen merken sich diese flugfähigen Insektenquallen und all ihre Nachkommen von jetzt an selber, dass sie auf dem festen Land nichts zu suchen haben?
Und wird Osyraa ihre Hauptbezugsquelle von Trance-Würmern einfach so in Ruhe lassen?
Diese halbgare Idee bleibt letztendlich aber nur ein Beispiel für die üblichen Schlaglöcher auf dem kurvenreichen Pfad einer Discovery-Episode.
So ist Tillys ambitionierte Idee, einen 'durchgedrehten' Offiziers als Sündenbock zu brandmarken und die Drecksarbeit übernehmen zu lassen an sich gar nicht so schlecht, aber der Glaubwürdigkeit halber wären wenigstens eine Warnung an Osyraa oder der gespielte Versuch, den vermeintlichen Delinquenten aufzuhalten hilfreich gewesen.
Auch Georgious plötzliche Erkrankung mag mir nicht so recht einleuchten: Warum haben die Super-MHNs der Föderation problemlos Burnhams emotionale Sensibilität, aber nicht Georgious labilen Gesundheitszustand bemerkt?
Oder hat der Verhörspezialist Kovich doch etwas mit Georgiou angestellt, von dem wir noch keine Ahnung haben?
Und ist eigentlich schon einmal jemanden aufgefallen, dass Georgiou für jemandem aus dem Spiegeluniversum mittlerweile erstaunlich wenig lichtempfindlich ist?
Woher weiß Tilly eigentlich von der barzanischen Musik auf der USS Tikhov, obwohl sie überhaupt nicht Teil dieser Außenmission war?
Warum bekommt Books Heimatwelt so viel Raum, während der Planet Vulkan in der letzten Woche links liegen gelassen wurde?
Neben all diesen berechtigten Fragen bleibt jedoch wiederum der Antagonist der Folge Hauptgegenstand der Unstimmigkeiten – und damit sind noch nicht einmal die offensichtlichen Star-Wars-Anleihen gemeint, die Books Schiff bei Detmers im Heldenflug gegen die Viridian wie einen X-Wing um den Todesstern kreisen ließen.
Denn für ein bis an die Zähne bewaffneten, schweren Kreuzer kann das Schiff nicht nur erstaunlich wenig einstecken, sondern benötigt auch recht lange, um im Zuge eines Bombardements der Planetenoberfläche mit warpfähigen Materie-Antimaterie-Waffen (!) irgendeine Wirkung zu erzielen.
Dass das Schiff vom Planeten aus sichtbar ist, obwohl der explosionsreiche Kampf eindeutig im Weltraum und nicht in der Atmosphäre des Planeten ausgetragen wurde, zeugt ebenfalls davon, dass hier Effekte eher die Realität beugen als umgekehrt. Der Ehrlichkeit halber muss man an dieser Stelle eingestehen, dass dies keineswegs etwas ist, was es nicht auch in ähnlicher Form in vorherigen Star-Trek-Serien gegeben hätte. Doch der rasante Abfall der Schildstärke von achtzig auf nur zehn Prozent, bevor sie die Joysticks (!) herausholt um das Schiff per Hand (Jonathan Frakes lässt Riker grüßen) zu fliegen, wirkt selbst für Star-Trek-Verhältnisse ein wenig zu dick aufgetragen.
Am unglaubwürdigsten aber bleibt der Umstand, dass Osyraa unbedingt Ryns habhaft werden will, weil dieser ein schreckliches Geheimnis kennt: Die Smaragdkette leidet an Dilithiummangel!
Wer jetzt wie Luis de Funès ein erstauntes "Nein! Doch! Oh!" zum Besten gibt, weil das in einer Zukunft, in der Dilithium ganz allgemein Mangelware ist und ja auch andere Mächte wie die Föderation betrifft, wird sicherlich bestätigen, dass das noch nicht einmal ein nachvollziehbarer Grund wäre, von selbst nachwachsende Antennen abzuhacken.
Aber nehmen wir zum Wohle des Argument doch einmal an, dass dieser Allgemeinplatz tatsächlich ein schützenswertes Geheimnis darstellen würde. Warum hat Osyraa den entmannten Andorianer dann mit vielen anderen Gefangenen zusammengepfercht und damit ihren unzufriedenen Sklaven die Möglichkeit gegeben zu erkennen, dass ihre grausamen Unterdrücker verwundbar sind?
Warum hat sie den potentiellen Verräter nicht einfach aus besseren Gründen den Trance-Würmern zum Fraß vorgeworfen als ihren eigenen Neffen?
Diese Widersprüche tragen weiter dazu bei, dem hochgepäppelten Bösewicht den Boden unter den Füßen wegzureißen. Statt der Föderation einen ernstzunehmenden Konkurrenten entgegenzustellen, der die Qualität der Handlung gehoben hätte, bedient man sich althergebrachter Klischees und flacher, nicht zu Ende gedachter Figuren, die es nicht vermögen, einen veritablen Gegner zu erzeugen.


Synchronisation.
Die gute Nachricht ist, dass Benjamin Stöwe endlich wieder die Gelegenheit erhalten hat, Hugh Culber die Stimme zu leihen.
Doch damit nicht genug, es gibt noch mehr gute Gründe, die deutsche Tonspur einzuschalten, denn nicht nur, dass sich wiederum Siezen und Duzen in angemessener Weise abwechseln; Books Bruder Kyheem ist im Deutschen auch definitiv besser zu verstehen.
Was allerdings in der englischen Sprache weitaus besser etabliert ist, bleibt die Verwendung von non-binären Personalpronomen, die im Original als "they" und "them" durchaus einer gewissen Nachvollziehbarkeit folgen. Das Fehlen einer solch einheitlichen Sprachkonvention im Deutschen aber fällt der Synchronisation undankbarerweise auf die Füße. Hier finden nämlich merkwürdige Konstruktionen wie die ans englische Vorbild angelehnten "dey" und "dem" (oder ist das Original einfach nur sehr deutsch ausgesprochen worden?). Im Hinblick auf die ohnehin recht uneinheitliche Regelung im Deutschen birgt dieser vorbildlose Sonderweg jedoch zusätzliche Verwirrung, auch wenn ich natürlich zugeben muss, dass die Eins-zu-Eins-Übersetzung die Situation nicht unbedingt verbessert hätte, weil die weibliche dritte Person Singular und die dritte Person Plural identisch sind. Mögliche Alternativen sind in der deutschen Sprache zwar vorhanden, haben sich allerdings noch nicht flächendeckend durchsetzen können und hören sich oft sehr künstlich an. So scheitert die Übersetzung einer der wichtigsten Szenen dieser Folge ausgerechnet am Umstand, dass das amerikanische Fernsehen moderner ist als deutsche Sprachkonventionen.
Schade eigentlich!


Fazit.
"Das Schutzgebiet" überrascht mit einer bunten Mischung aus episodenhaften Planetenabenteuer, zahlreichen Nebenhandlungen und einer nahtlosen Fortführung serieller Erzählelemente. Dabei profitiert die Folge in besonderem Maße davon, dass sich der Hauptcharakter Michael Burnham extrem zurücknimmt, um auch den anderen Darstellern die Möglichkeit zu geben, eigene Akzente zu setzen – zum Wohle einer sehr ausgeglichenen Verteilung der Aufmerksamkeit auf gleich mehrere Schultern.
Geschmälert wird die Folge allerdings davon, dass die Vielzahl der Handlungen zulasten der Erzähltiefe geht und weder die Smaragdkette als Organisation noch Osyraa als Person in der Lage sind, einen ernstzunehmenden Gegenspieler von nennenswertem Format zu erzeugen. Zusammen mit den üblichen Widersprüchen führt dies am Ende zu einer Folge, die vielleicht nicht bei jedem einen bleibenden Eindruck hinterlassen mag, aber innerhalb ihrer Parameter recht gelungen ausfällt.

Bewertung.
Eine neue Hoffnung.







Schluss.
Auf die Frage hin, warum Star Wars und Star Trek unterschiedlich sein sollen, obwohl beide zur Science Fiction zählen, erwidere ich immer gerne, dass Schalke und Dortmund ja auch beide nur Fußball spielen würden. Warum aber mögen sich deren Fans nicht sonderlich?
Ich finde es tatsächlich gut, wenn sich Schauspieler, Fans und Designer beider Franchises in einer gesunden Rivalität befinden, weil auch das die Science Fiction als Genre mehr bereichert, als würden alle Beteiligten immer einer gleichen Meinung sein.
Dennoch muss man auch stets bedenken, dass auch die Science Fiction im Allgemeinen und Star Trek im Speziellen davon leben, dass man in den Gefilden seiner Nachbarn räubert. Denn sowohl Gene Roddenberrys Vision als auch George Lucas' Saga wären ohne Vorbilder wie "Forbidden Planet" nicht denkbar. Ganze Folgen wie "Geheime Mission auf Celtris III", "Chaoticas Braut" oder "Morgengrauen" sind von Werken wie "1984", "Flash Gordon" oder "Enemy Mine – Geliebter Feind" abgekupfert. Das ist – bis zu einem bestimmten Punkt – nicht nur nachvollziehbar, sondern auch gerechtfertigt, denn es kann durchaus einen ganz eigenen Reiz haben, ein typisches Science-Fiction-Thema im Star-Trek-Gewand zu sehen. So gesehen darf sich auch eine Star-Trek-Serie mal bei seiner Konkurrenz bedienen, wenn es darum geht, einer Raumschlacht ein wenig Millennium-Falken-Optik oder Todesstern-Feeling zu verpassen.
Dumm wird es nur, wenn es zur Gewohnheit wird, denn es gibt eine dünne Linie zwischen Hommage und Plagiat. Wenn sich nämlich erst Woche um Woche die Ähnlichkeiten so sehr mehren würden, dass es praktisch kaum noch Unterscheidungsmöglichkeiten gäbe, wäre auch der Reiz einer solchen Serie verloren.
Daher bleibt zu hoffen, dass sich "Star Trek: Discovery" in zukünftigen Episoden auch wieder der eigenen Traditionen besinnt, denn die Raumschlachten in vielen Star-Trek-Kinofilmen, bei "Deep Space Nine" oder selbst in "Spock unter Verdacht" haben der Franchise einen ganz eigenen Ruf eingebracht, der sich nicht vor Star Wars und seinen Schlachten zu verstecken braucht.
Es ist kein Problem, gelegentlich bei "Star Wars", "Andromeda" und neuerdings auch "Avatar" zu wildern, solange man das zentrale Anliegen der Serie nicht aus den Augen verliert:
Eine Star-Trek-Geschichte zu erzählen.


Denkwürdige Zitate.

"Für so einen warmen und flauschigen Menschen haben Sie wirklich kalte Hände."
Philippa Georgiou zu Hugh Culber

"Das ist abgefahren – wissenschaftlich gesprochen."
Sylvia Tilly

"Schwarzer Alarm… uuund… ausführen!"
Saru

"Was ist das für ein Viech? Was macht das für Geräusche?"
"Das is' 'ne Katze!"
"Was soll das sein? Sowas wie ein Haustier?"
Ryn und Keyla Detmer

"Wenn Du Dich einer Sache stellst, kannst Du sie besiegen."
Detmer

"Ich muss nur das Signal verstärken, dann können die Brüder sie zurück ins Meer führen. Soll ich es 'ausführen'?"
"Legen sie… los!"
R.A. Bryce und Saru

"Ich werde Dir was zeigen was Dich umhaut!"
"Den Echsenmann?"
"Sein Name ist Linus und Du kannst ihm ein Stück Gesicht abpulen wenn Du willst!"
"Igitt! Au ja!"
Michael Burnham und Kyheems Sohn

"Die Discovery hat meinen Planeten von einer hundertjährigen Plage befreit. Was ihr getan habt, was die Föderation getan hat, für uns, für andere Welten wie andere, das will ich auch tun. Ich will etwas Bedeutendes machen."
Cleveland Booker



Weiterführende Leseliste.


01. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."
13. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil II"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"