Freitag, 8. Februar 2019

Eaglemoss Nr.103: Vidiianisches Kriegsschiff

Einleitung

Das vidiianische Volk, heimisch im Delta-Quadranten, ist zu seiner Blütezeit eine fortschrittliche Kultur, die sich wissentschaftlich und technologisch auf einem sehr hohen Stand befindet. Das alles ändert sich, als sich eine schreckliche Seuche, die als Fresszelle bezeichnet wird, unter den Vidiianern ausbreitet. Diese Krankheit zerstört langsam den Körper des Infizierten, indem der Erreger die Organe zersetzt. Trotz ihrer hochentwickelten Medizin gelingt es den Vidiianern nicht ein Gegenmittel zu finden und so greifen sie zu verzweifelten Maßnahmen. Um ihr Leben zu verlängern, entwickeln die Vidiianer eine Technik um anderen Spezies die Organe zu entnehmen und in sich selbst zu transplantieren. Mit der Zeit wird aus dem zuvor so friedlichen Volk eine aggressive, gewissenlose Gefahr, die nicht davor zurückschreckt auch Massenmorde zu begehen um an Organe zu kommen. Zu diesem Zweck benutzen die Vidiianer starke Kriegsschiffe, mit denen sie Jagd auf andere Raumschiffe machen. Bewaffnet sind die Schiffe mit starken Partikelwaffen sowie Torpedowerfern und obwohl die vidiianische Technologie so fortschrittlich ist, verwenden die Schiffe keinen Traktorstrahl oder einen Transporter zum Entern.
Sobald ein anderes Raumschiff kampfunfähig gemacht wurde, wird es mit Greifarmen, die sich in die Hülle bohren, fixiert und ein weiterer Greifarm, der mit einem Bohrer versehen ist, ausgefahren, der sich in das Schiff bohrt, über den die Vidiianer dann das Schiff entern. Die Crew des unglückseligen Schiffes wird entweder sofort getötet und ihre Körper ausgeschlachtet, oder gefangengenommen um als Sklaven für schwere Arbeiten zu dienen. Diese Lebensweise ändert sich erst, als im Jahr 2375 die Mitglieder einer Organisation, die sich die Denkfabrik nennt, ein Heilmittel gegen die Fresszelle entwickelt und das vidiianische Volk so endlich von seinem Leiden erlöst.

Die vidiianischen Kriegschiffe greifen die U.S.S. Voyager an.

Die Greifarme im Einsatz. (Bilder: Memory Alpha)

Das Modell

Hierbei handelt es sich um eine typische Eaglemoss-Produktion, mit so einigen Schönheitsfehlern. Im Original ist die Grundfarbgebung des Schiffes rost-rötlich und beim Modell wurde ein unpassendes Orange verwendet. Die Antriebe wurden wieder mal nur aufgemalt und auf Klarteile völlig verzichtet. Am unschönsten ist die eine Fensterreihe auf der Oberseite, die durch Vertiefungen und versetzten Aufdrucken dargestellt werden. Warum das sein musste ist wieder einmal unverständlich, da alle anderen Fenster nur aufgedruckt wurden, was auch sehr gut gelungen ist. Soweit gibt das Modell die vielen Oberflächendetails und die Rumpfform der Vorlage ganz gut wieder. Man erkennt schließlich auch einige Details auf dem Rumpf.
Der Bug mit der Brücke.

Die Antriebe wurden wieder mal nur aufgemalt.

Auf der Unterseite verläuft zwischen den Materialien eine Trennlinie.


Die besagte Fensterreihe. Bestehend aus Mulden und versetzten Aufdrucken.

Die Halterung

Oje...die ist aber dieses mal wirklich schlecht. Das Heck des Modells wird in die Haltebacken geschoben und sitzt so dermaßen locker, dass das Modell jederzeit herausrutschen kann. Die ganze Last des Modells liegt auch auf den Auslegern des Hecks und von daher ist es sehr gut, dass diese aus Metall bestehen.

Begleitheft

Im Heft erfahren wir, das für das vidiianische Kriegsschiff noch ein physisches Studiomodell gebaut wurde, um die Weltraumzenen zu drehen. Bedauerlicherweise tauchten die Vidiianer in den späteren Staffeln nicht mehr auf, so dass das Raumschiff nie als Computermodell erstellt wurde.
Zum Schluß gibt es einen Artikel, der die Arbeit von Michael Westmore zeigt. Dieser Name sollte jedem Star Trek-Fan ein Begriff sein, denn dieser kreative Kopf entwickelte die Maske für fast alle Außerirdischen und entwarf auch zahlreiche Kostüme.


Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

L x B: ca. 109 mm x 117 mm
Höhe mit Stand: ca 65 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2018


Bewertung und Fazit

Falsche Farbgebung, eine kuriose Fensterreihe und schon wieder keine Klarteile. Leider wieder ein nicht gelungenes Modell von Eaglemoss.


Mittwoch, 6. Februar 2019

Eaglemoss Nr.102: Klingonische D5-Klasse

Einleitung

Schon im 22. Jahrhundert benutzten das klingonische Imperium eine Klasse von schweren Schlachtkreuzern, die beinahe allen anderen Schiffen anderer Völker dieser Epoche überlegen waren. Die als D5-Klasse bezeichneten Kreuzer sind in der Lage, bis zu Warp sechs zu erreichen und besitzen am Bug ein Photonentorpedokatapult, das auf ein Magazin von 150 Projektilen zugreifen kann. Am Hals und auch an den Flügeln befinden sich Disruptorkanonen vom Typ IV und als wenn das noch nicht reichen würde, hat der Kreuzer auf der Unterseite noch einen doppelläufigen Geschützturm, der sich um 360° drehen lässt und sehr starke Disruptorimpulse abfeuert. Mit dieser Waffe lassen sich auch planetare Bombardements durchführen. Dieses Kriegsschiff kann nicht nur austeilen, sondern auch einstecken. Wie bei klingonischen Schiffen üblich, ist auch die D5-Klasse schwer gepanzert und besitzt zusätzlich noch einen starken Schutzschild. Wie überlegen die klingonische Waffentechnik zu dieser Zeit schon ist, ist eine Erfahrung, die die irdische Sternenflotte macht, als die zwei NX-Klasse Schiffe Enterprise und Columbia von nur einem D5 innerhalb kurzer Zeit kampfunfähig gemacht werden. Die Waffen der beiden Schiffe sind nicht in der Lage, die Schilde des Kreuzers zu knacken und nur durch einen Waffenstillstand überstehen die beiden irdischen Schiffe das Gefecht.
Allerdings unterschätzen die Klingonen in einigen Fällen den Einfallsreichtum ihrer unterlegenen Gegner. So gelingt es der Enterprise zweimal einen D5-Kreuzer zu überrumpeln und kampfunfähig zu machen. So wird die I.K.S. Bortas von der Enterprise in die Ringe eines Gasriesen gelockt und dort durch natürlich vorkommendes, zur Explosion gebrachtes Plasma außer Gefecht gesetzt. Bei einem weiteren Aufeinandertreffen überlistet die Enterprise einen Kreuzer damit, dass sie die Klingonen nahe herankommen lässt, ihre Greifer auf eine Warpgondel abfeuert und dann sofort auf maximale Impulsgeschwindigkeit geht. Durch die dabei entstehenden Kräfte wird die Gondel des Kreuzers fast abgerissen und das Schiff bleibt antriebslos zurück, während die Enterprise entkommt.
Es ist nicht genau bekannt, wie lange die Klingonen die D5-Klasse nutzen, aber spätestens in der zweiten Hälfte des 23. Jahrhunderts wurde sie von der D7-Klasse ersetzt.

Ein klingonischer Kampfverband.
Das Hauptgeschütz im Einsatz.

Die Brücke eines D5.

Die Enterprise überlistet Captain Maghs Schiff. ( Alle Bilder: Memory Alpha)

Das Modell

Was schon als erstes auffällt sind die filigranen Details und die schöne grün-metalische Farbe, in der das Modell lackiert wurde. Die klingonischen Schiffe dieser Epoche sind mit röhrenartigen Strukturen versehen, die sich über den Schiffsrumpf verteilen und die auch am Modell dargestellt werden. An der Unterseite findet man das Geschütz und auch die Warpgondeln sind detailliert wiedergeben. Beim Vorbild leuchten die Gondeln an ihren Enden leicht gelblich, wobei beim Modell dieses Effekt leider nur duch Farbe dargestellt wird und auch der Impulsantrieb ist nur aufgemalt. Waren die federartigen Strukturen bei vorangegangenen Modellen durch erhabene Teile dargestellt, so sind diese beim D5-Modell nur aufgedruckt.

Klarteile sucht man bei diesem Modell vergebens. Es wird alles nur mit Farbe dargestellt.

Die röhrenförmigen Teile werden allesamt dargestellt und sind recht empfindlich.

Das Federmuster wurde leider nur aufgedruckt, aber immerhn wurde es nicht vergessen.

Die Warpgondeln sind sehr detailliert, aber ein Klarteil wäre nicht verkehrt gewesen.

An der Unterseite findet man das gut dargestellte Hauptgeschütz.

Leider ist auch der Impulsantrieb nur aufgemalt.

Die Halterung

Beim Einsetzen des Modells sollte man darauf achten, die röhrenförmige Struktur am Heck nicht versehentlich einzuquetschen.



Begleitheft

Interessantester Artikel ist natürlich jener, der die Entstehung des D5-Kreuzers beschreibt. Angefangen hat natürlich alles mit dem Frachter, der auch aus der Feder des Designers John Eaves stammt. Als die Produzenten einen Schlachtkreuzer forderten, entfernte Eaves einfach die Frachtmodule und entwickelte seinen Frachter zu einem furchteinflößenden Kriegsschiff weiter. Die restlichen sechs Seiten geben einen detaillierten Grundkurs in klingonischer Geschichte.


Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

L x B: ca. 120 mm x 90 mm
Höhe mit Stand: ca 68 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2018

Bewertung und Fazit

Neben Sternenflottenschiffen ist die klingonische Flotte mit am meisten in der Raumschiffsammlung vertreten und der D5 ist eine weitere schöne Ergänzung - leider mit den üblichen Mängeln.




Montag, 4. Februar 2019

Turons Senf zum dritten Short Trek "The Brightest Star"


Spoilerwarnung.

Diese Rezension beschäftigt sich mit dem dritten Short Trek "The Brightest Star" und sollte dementsprechend erst gelesen werden, wenn man die Mini-Episode und die erste Staffel Discovery bereits gesehen hat.





I. Einleitung.
Da wurde ich doch tatsächlich nach der letzten Rezension zu "Calypso" gefragt, was meiner Meinung nach einen guten Short Trek ausmachen würde. Ich musste schlucken und tatsächlich ein wenig nachdenken, bevor ich eine Antwort geben konnte.
Ein guter Short Trek lotet in meinen Augen den Hintergrund eines Charakters aus und ermöglicht ihm sich in einem Raum zu bewegen, für den es im Rahmen einer Fernsehepisode keinen Platz gibt. Er beleuchtet seine Motivation, seine Biografie und seine Werte näher, so dass man seine Handlungen innerhalb der Serie besser versteht. Dabei sollte sich ein solcher Kurzfilm an die Regeln der internen Chronologie der Serie sowie Star Treks halten, eine abgeschlossene Geschichte erzählen und den Zuschauer nach dem Ansehen mit dem wohligen Gefühl zurücklassen, einen besseren Eindruck vom größeren Ganzen erhalten zu haben.
Das ist natürlich eine Menge Holz und nicht unbedingt etwas, was man nach den ersten beiden Short Treks als Zuschauer erleben durfte. Ob der dritte Short Trek im Bunde diesem Anforderungskatalog auch nur im Ansatz gerecht werden konnte?




II. Story.
Friedvoll scheint das Leben auf Kaminar, der Heimatwelt einer primitiven Spezies namens Kelpianer, vor sich herzuplätschern. Das einfache Leben wird von einer Philosophie getragen, die den Daseinsschmerz durch eine Erlösung durch den Übergang in eine andere Welt beendet und somit das natürliche Gleichgewicht bewahrt. Um die friedvollen Gesellschaft und das sorgenfreie Leben ihrer Nächsten zu erhalten, opfern sich früher oder später die Einwohner einer fremden Spezies namens Ba'ul.
Als Mitglied einer privilegierten Familie wächst Saru mit seiner Schwester Siranna bei seinem Vater auf, der als Priester den Übergang der Einheimischen in die Hände der Fremden überwacht. Doch der junge Saru ist ein Querdenker: Immer wieder fällt er dadurch auf, die bestehende Ordnung zu hinterfragen, revolutionäre Ideen zu entwickeln und nach den Sternen zu greifen. Als sein Vater ihn beauftragt, ein Stück Ba'ul-Technologie zu entsorgen, das die Fremden bei einer ihrer Abholaktionen verloren haben, fasst sich der junge Mann ein Herz und handelt entgegen den Wünschen seines Familienoberhauptes. Statt der Aufforderung zu folgen setzt er sich intensiv mit dem fremden Stück Technik auseinander und kann schon bald ergründen, wie es funktioniert...




III. Lobenswerte Aspekte.

Backstory.
Discovery hat keineswegs alles schlecht gemacht. So sehen etwa die Uniformen der Serie wirklich stilvoll aus. Die Serie hat einige großartige Schauspieler in ihren Reihen. Und: Die Idee zur kelpianischen Spezies Sarus ist in der Tat eine der kreativsten, die Star Trek jemals hervorgebracht hat.
Dabei sollte zunächst einmal festgehalten werden, dass sie keineswegs neu ist, sondern Wurzeln in Ideen hat, die als Folgenidee "A Question of Cannibalism" bereits bei der Konzeption der Originalserie zur Diskussion standen. Aber erst mit Doug Jones' Engagement entstand ein leibhaftiger Vertreter dieser Spezies, der die Sternenflotte mit einem Dilemma konfrontiert:
Wie reagiert eine fortgeschrittene Zivilisation darauf, wenn eine andere Macht vernunftbegabte Wesen als Nahrungsquelle nutzt?
Denn immerhin sind die Kelpianer keineswegs mit einer Herde Kühe, Schafe oder Schweine vergleichbar. Es ist eine Zivilisation, die nicht nur eine Sprache, Sesshaftigkeit und ein Religionswesen entwickelt hat. Sie haben darüber hinaus auch Zugang zu Feuer, entwickelten eine Schrift, leben in komplizierten Sozialstrukturen, spielen Glücksspiele und betreiben Agrarwirtschaft genauso wie eine Textilfabrikation. Es ist die clever verpackte Frage, wo man als Fleischfresser die Grenze zieht, ohne dass man gleich von einer veganen Moralkeule über den Kopf geprügelt wird.
"The Brightest Star" versteht es trotz der Kürze der Zeit (und nicht zuletzt, weil das Thema in diversen Discovery-Episoden bereits als Vorlage genutzt wurde) genial, diese Stimmung einfühlsam einzufangen und den Zuschauer damit zu fesseln.
Mehr noch, man erfährt von den Opfern, die Saru gebracht hat, als er seine Heimatwelt verließ. Von der Ausweglosigkeit, die Mitglieder seiner Spezies, wohlwissend dass sie den Ba'ul ausgeliefert werden, täglich erfahren müssen. Und man ahnt, warum Saru so sehr an seinem Captain Philippa Georgiou hing, bevor sie durch Burnhams Machenschaften den Tod fand.




Die Darsteller.
Mein ungebrochener Respekt gilt einem jeden Schauspieler, der mitten in der Nacht aufsteht, mehrere Stunden beim Maskenbildner sitzt und dann seine Performance abliefert, als wäre es das normalste auf der Welt. Wenn seine Kollegen nach Hause gehen, kehrt er zum Maskenbildner zurück, um sich die teuren Prothesen in eienr nicht minder zeitaufwändigen Prozedur wieder entfernen zu lassen. Wenn es ihm dann auch noch gelingt, durch all das Make-Up hindurch Emotionen, Ausdruck und Leben zu transportieren, dass man als Zuschauer davon angesprochen wird, komme ich nicht umhin, diesen Darstellern meine absoluten Wertschätzung und meine tiefe Verehrung zuteil werden zu lassen. Sie sind es vor allem, die Star Trek zu der großartigen Science-Fiction-Show machen, die sie für Fans wie mich ist.
So kann man einen Veteranen wie Doug Jones - der auf Conventions einer der freundlichsten Menschen ist, den ich je auf einer solchen Veranstaltung getroffen habe - ruhigen Gewissens in einem Atemzug mit anderen großen Schauspielern wie Michael Dorn, Armin Shimerman oder John Billingsley nennen, die ihre Rollen einer schweren Maske zum Trotz stets mit einer eigenen Note ausfüllten.
Das Gleiche lässt sich auch für Sarus Familie sagen. Seiner Schwester Siranna (Hannah Spear) nahm ich die ehrfürchtige Kelpianerin ab, als hätte sie ihr Lebtag nichts anderes gespielt. Einen besonderen Narren allerdings habe ich an Sarus Vater Aradar (Robert Verlaque) gefressen, denn der Darsteller spielt das zweifelnde Familienoberhaupt, das einerseits die rebellischen Gedanken seines Sohnes unterdrücken muss, während er sie andererseits verstehen kann. All die Trauer in seinem Blick, als er in seiner Rolle als Priester junge Kelpianer an die Ba'ul opfert, trug entscheidend zur Verdeutlichung der verzweifelten Lage auf Kaminar bei. Denn obwohl Aradar zumindest im Ansatz zu wissen scheint, wass seinen Landsmännern außerhalb ihres Planeten blüht, hält er zum Wohl der Gesellschaft und seines Seelenheils an einer Religion fest, die offensichtlich als Alibi dient, um unschuldigen Seelen das unausweichliche erträglicher zu machen...




Zukunftsausblick.
Star Trek wäre nicht Star Trek, wenn die bestehenden Verhältnisse auf Kaminar für immer so bleiben würden wie sie sind. Natürlich weist Georgiou Saru darauf hin, dass er zu Lebzeiten nicht mehr auf seine Heimatwelt zurückkehren können wird, doch ich wage an dieser Stelle einmal die Prognose, dass die Serie früher oder später daraufhin arbeiten wird, die bestehenden Verhältnisse auf Kaminar radikal auf den Kopf zu stellen. Die Ba'ul sind – besser noch als die Klingonen – durch das moralische Dilemma ihrer streitbaren Ernährungsweise ein idealer Antagonist und es wäre ein völlig unverständliches Versäumnis, wenn man diese Vorlage nicht erzählerisch in einer der nächsten Staffeln ausschlachten würde. Hier nämlich hat sich Discovery einen originellen Inhalt erschaffen, den sie einmal ausgiebig behandeln könnte, ohne extensiv in der Trickschublade anderer Star-Trek-Serien wildern zu müssen.




Kritikwürdige Aspekte.

Logiklöcher.
Discovery kann scheinbar nicht ohne Logiklöcher existieren. Wie der Mond die Erde auf ihrer Umlaufbahn begleitet, so wirkt auch die Summe an Unstimmigkeiten wie ein Trabant, der sich der Gravitation der Serie nicht entziehen kann.
So ist es unglaublich schwer zu glauben, dass ein Mitglied einer Spezies, die scheinbar noch nicht einmal Metalle verarbeitet, eine so fortschrittliche Technologie wie ein Kommunikationsgerät bedienen kann. Man stelle sich einmal vor, ein oller Germane würde im Teuteburger Wald einen Laptop finden. Wie zum Teufel soll er damit irgendetwas anfangen, geschweige denn über Skype telefonieren können?
Hier findet abermals der Discovery-Trend Ausdruck, stets ein paar Schippen mehr aufzutragen, als die Glaubwürdigkeit noch gerade so zulassen würde. Natürlich ist Saru intelligent, aber mit einem Sprach-Interface zurechtkommen zu müssen wäre doch in seinem Fall viel nachvollziehbarer erschienen, als das Gerät durch Auseinander- und Zusammenbauen zu erschließen, obwohl es kein Äquivalent dazu in der kelpianischen Gesellschaft gibt.
Fragwürdig ist ferner, dass die Ba'ul das Signal von einer ihrer Nahrungsproduktionsstätten unter ihrer Kontrolle nicht auffangen, bevor die Föderation dies tun kann. Oder warum niemand von Sarus Familienmitgliedern das fröhlich blinkende und piepsende Gerät unter seinem Bett entdeckt.
Vor allem aber ist die Entführung Sarus als Mitglied einer Prä-Warp-Zivilisation aus dem Hoheitsgebiet einer konkurrierenden interstellaren Macht nicht nur ein eklatanter Bruch der Obersten Direktive, sondern auch noch höchst unglaubwürdigerweise mit Philippa Georgiou verbunden. Ich bin ja spätestens seit "New Eden" durchaus bereit zu akzeptieren, dass die Auslegung dieser Föderationsmaxime in den Pioniertagen der Organisation noch in den Händen der auf sich allein gestellten Captains liegen könnte, aber dass Georgiou als junger Lieutenant für die Befreiung Sarus in einem wie ein Weihnachtsbaum beleuchtetem Sternenflotten-Shuttle sorgt, wirkt dann doch arg an den Haaren herbeigezogen.




Fazit.
Für den dritten Short Trek hat sich Discovery eine ihrer besten Figuren aufgespart, deren Vergangenheit man genauer unter die Lupe nimmt. Das lohnt sich schon deshalb, weil man an ihm exemplarisch wirklich drängende Fragen unserer Zeit stellt – selbst wenn es sich dabei vor allem um Gewissensfragen bei der Ernährung handelt.
In nur dreizehn Minuten gelingt es der Folge ein passgenaues Bild der Heimat, Lebenssituation und Ausweglosigkeit eines jugendlichen Sarus zu zeichnen, deren Glaubwürdigkeit allein durch einige unnötige Logiklöcher geschmälert wird. Der Zuschauer aber wird am Ende einen besseren Eindruck einer der populärsten Charaktere innerhalb der Discovery-Crew belohnt, was diesen Short Trek zum sehenswertesten bis hier her werden lässt.

Bewertung.
Der eine Short Trek an dem sich alle anderen messen lassen müssen.







Schluss
.
Statt nun beschreiben zu müssen, was einen guten Short Trek ausmacht, kann ich nun einfach mit dem Finger auf diese kleine Mini-Episode zeigen, denn sie macht fast alles richtig. Saru, ohnehin das Kronjuwel der gesamten Discovery-Serie, trägt die Story mit der Bürde seiner Spezies von ganz allein. Auch wenn derlei Voraussetzungen schon den Eindruck eines Selbstläufers vermitteln bleibt festzuhalten, dass den Produzenten eine wirklich runde Kleinstfolge gelungen ist, die ihresgleichen sucht und die Messlatte für kommende Beiträge hoch gesetzt hat.




Denkwürdige Zitate.

"Seit ich ein kleiner Junge war, sah ich, wann immer ich aufblickte, Hoffnung. Doch so wurde ich nicht erzogen. Wenn mein Volk zu den Sternen aufblickt, sieht es nur den Tod. Und alle begrüßen ihn; sie stellen ihn nicht in Frage."
Saru

"Wir danken dem großen Gleichgewicht dafür, dass es uns stetig Licht spendet und Wärme und für diese Mahlzeit."
Aradar

"Hätte das große Gleichgewicht gewollt, dass wir fliegen können, hätten wir Flügel."
Aradar

"Sieh ab und an auch mal nach unten. Es gibt auch dort Schönes zu sehen."
Siranna

"Sie haben uns mit einer Technologie kontaktiert, die nicht ihrer Spezies gehört. Sie wurde von den Ba'ul gestohlen, nicht wahr? Und Sie haben einen Signalgeber daraus gebaut! Der erste und einzige Kelpianer, der dazu fähig war eine solch' hoch entwickelte Technologie zu bedienen. Sie sind außergewöhnlich."
Philippa Georgiou

"Ist es mir gestattet, eines Tages zurückzukehren und meinem Volk zu helfen?"
"Es war schwierig genug die Sternenflotte davon zu überzeugen, für Sie eine Ausnahme zu machen. Sie haben ganz schön für Wirbel gesorgt. Wir erhalten nicht jeden Tag ein 'Hallo' von einem Mitglied einer Prä-Warp-Zivilisation. Es gibt viele komplizierte Regeln die mich davon abhalten noch mehr zu tun und ich fürchte das bedeutet, dass sie nie wieder nach Hause zurückkehren können. Sind sie bereit dafür, Mr. Saru?"
"Mein Platz ist nicht länger hier."
Georgiou und Saru

"Ich sah Hoffnung in den Sternen. Sie war stärker als die Angst. Und ich strebte ihr entgegen."
Saru

Weiterführende Leseliste.

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Staffel 2.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"