Sonntag, 9. Februar 2020

Turons Senf zu PIC S1Nr03 "Das Ende ist der Anfang"




Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Das Ende ist der Anfang", die dritte Folge der ersten Staffel von "Star Trek Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und die beiden vorangegangen Folgen bereits gesehen hat.



Einleitung.
Kurz vor dem Start dieser Folge sickerten verstärkt Nachrichten durch, dass auch andere neue Star-Trek-Serien grünes Licht erhalten haben. Während eine Sektion-31-Serie mit Michelle Yeoh bereits soweit gediegen ist, dass die Dreharbeiten unmittelbar bevorstehen, haben die Produzenten darüber hinaus auch der Beliebtheit Pikes, Spocks und Nummer Eins' Rechnung getragen und überlegen nun, eine Serie um die Abenteuer der USS Enterprise vor der Übernahme des Kommandos durch James T. Kirk in Auftrag zu geben (was nach der Menge an Short Treks, in denen die drei prominent vertreten waren, nicht sonderlich überraschend wirkt). 
Ob diese wirklich umgesetzt wird hängt auch maßgeblich vom Erfolg von "Star Trek Picard" ab.
Doch die Frage bleibt:
Kann auch die dritte Folge der immensen Erwartungshaltung gerecht werden?



Story.
Nachdem der frühere Admiral Jean-Luc Picard bei der Sternenflotte abgeblitzt ist, versucht er nun auf eigene Faust, eine Crew zusammenzustellen und ein Schiff anzuheuern, um die verbleibende Tochter Datas oder zumindest Bruce Maddox zu finden.
Doch das scheint leichter gesagt als getan: Seine ehemalige rechte Hand Raffi Musiker hegt noch immer einen schweren Groll gegen ihn, der vorgeschlagene Pilot ist mit "gescheiterter Ex-Sternenflotten-Offizier" noch sehr wohlwollend umschrieben und eigentlich weiß Picard noch nicht einmal wohin er überhaupt fliegen will.
Doch allmählich fügen sich die Puzzleteile zusammen: Raffi findet den Aufenthaltsort des verschwundenen Kybernetikers Maddox, Cristóbal Rios nimmt seinen prominenten Fahrgast mit auf eine ungewisse Reise und selbst auf dem weit entfernten Artefakt feiert Datas 'Tochter' Soji Asha einen ersten - wenn auch sehr aufwühlenden - Therapierfolg mit einer ehemaligen Borgdrohne.
Doch Picards Aufbruch zieht die Aufmerksamkeit anderer Parteien auf sich und plötzlich wird die Sternenflottenlegende in seinem eigenen Weingut von einem Sonderkommando des Tal Shiars heimgesucht…



Lobenswerte Aspekte.

Feinschliff.
Das also war Hanelle M. Culpeppers dritter Streich in Folge! Kein Wunder, dass man den Eindruck erhält, als hätte hier die Gier nach Geld drei Folgen aus einem eigentlich zusammenhängenden Pilotfilm gestückelt, denn wie beide Episoden zuvor glänzt auch diese mit einem tollen Soundtrack, eindringlichen Szenenbildern und einem stringenten Erzählstil. An dieser Stelle sei auch der Schnitt zwischen Picards Weingut und dem Artefakt am Höhepunkt der Folge ausdrücklich gelobt, denn er vereinte die beiden Handlungsstränge auf geschickte Weise zu einem einheitlichen Ganzen.
Das Erzähltempo blieb im Vergleich zu den beiden Vorgängern auf einem konstant gemächlichen Niveau (was ich nicht als Kritikpunkt verstanden wissen will). Die einzig nennenswerte Action-Szene mit dem Sonderkommando des Tal Shiars auf Stippvisite im Chateau Picard wirkte da schon beinahe ungewohnt und konnte bestenfalls aufzeigen, dass sowohl Patrick Stewart als auch Jean-Luc Picard aus dem Alter heraus sind, in  dem sie sich noch gepflegt auf der Mattscheibe prügeln können.
So lag der Fokus auf einem ganz anderen Schwerpunkt: In "Das Ende ist der Anfang" sammelt sich Picard eine völlig neue Crew aus verschrobenen Individuen zusammen, weswegen die Folge auch entsprechend viel Zeit auf eine ausführliche Charakterzeichnung setzt. Erst im zweiten Anlauf werden Hinweise darauf verdichtet, was den Zuschauer in den verbleibenden sieben Episoden erwarten wird. Es ist eher ein Setup, das noch lange nicht abgeschlossen ist.
Treu werden uns in diesem Prozess wohl die Lens Flares bleiben, die zwar weniger markant, aber noch immer präsent sind. Genauso wie der obligatorische Fanservice, der nach einer verhältnismäßig zurückhaltenden Folge eine fulminante Renaissance erfährt. Er kulminiert schließlich im finalem "Energie!" aus dem Munde Picards, das wohl so oder so als Versprechen an die Zukunft gewertet werden kann - zumal er dem Zuschauer dabei in die Augen zu sehen scheint.



Baustellen mit Potential.
Nachdem der aufmerksame Zuschauer bislang größtenteils im Dunkeln tappen musste, wurde mittlerweile mehr oder weniger deutlich umrissen, welche großen Mysterien in "Star Trek: Picard" thematisiert werden.
Zuerst geht es um die persönliche Entwicklung der verschiedenen Charaktere.
Zum Beispiel Jean-Luc Picard, der in einer sich verändernden Welt an seinen Werten festhält, während das Damokles-Schwert seines fortgeschrittenen Alters und des irumodischen Syndroms über ihm schwebt. Oder Dr. Agnes Jurati, die Morgenluft wittert, weil ihre rein theoretische Forschungsarbeit erstmals wieder eine praktische Anwendung findet, wofür sie aber ihrer Natur zuwiderhandelt, indem sie die Sicherheit ihres Labors verlässt, um das Abenteuer im Weltraum zu suchen. Oder Raffi Musiker und Cristóbal Rios, die beide mit dem Stigma des gescheiterten Sternenflottenoffiziers hadern und ihren Platz im Universum finden möchten.
Daneben stellt sich natürlich auch die Frage nach der 'Mutter' Sojis (Mom?), die hier nicht nur ihre vermeintliche Tochter anlügt, sondern darüber hinaus Informationen weitergegeben hat, die ziemlichen Zündstoff bergen. Soji wird extern gelenkt und es bleibt die Frage, welche Pläne Bruce Maddox verfolgt und was sie mit den Borg zu tun haben.
Dem gegenüber stehen die Romulaner, denen das Artefakt gehört und die nur von außen betrachtet an Macht eingebüßt haben. Der Tal Shiar und mit ihm der Zhat Vash haben längst wieder in die Erfolgsspur gefunden und geschafft, die Föderation auf höchster Ebene zu unterwandern, sodass diese trotz des Wegfalls eines zentralen Kontrahenten völlig von der Rolle gefallen scheint.
Und schließlich bleibt der Zusammenhang zwischen den Borg und der romulanischen Mythologie, der scheinbar auch Zeitmanipulation umfasst. Allerdings bleibt dies einer der schwammigsten Erzählgegenstände, weil zum Einen bislang kaum genug Informationen gegeben wurden und zum Anderen, weil der romulanische 'narrative Rahmen' mit Tarotkarten, mehrdeutigen Zukunftsvisionen und eigenen Sprachschnipseln die spitzohrigen Cousins der Vulkanier nur noch näher in die Gesellschaft von Tolkiens Herr-der-Ringe-Elfen rückt.



Besetzung.
Der eigentliche Star der Serie ist und bleibt die Besetzung, auch wenn man allen voran abermals Patrick Stewart stellen muss. Der versucht redlich, Picard aus seinem langen TNG-Schatten zu befreien, indem er etwa nicht den Stuhl des Captains besetzen will, doch - nicht zuletzt vom Soundtrack und den Dialogen getragen - weiß der Zuschauer aus dem Stand heraus, dass  Picards Platz im Universum auf einem Raumschiff zu finden ist.
Stewart, dessen Charakter ja nicht von ungefähr der Namensgeber der Serie ist, trägt nicht zuletzt aus diesem Grund einen Großteil der Szenen und lässt dabei leider auch zuweilen die anderen Darsteller an seiner etwas verblassen.
Davon explizit ausgenommen bleibt Michelle Hurds Raffi Musiker. Ich mag befangen sein, seitdem ich die Schauspielerin bei der Berlin-Premiere von "Picard" kennenlernen durfte, aber sie versprüht auch auf der Mattscheibe eine ungeahnte Energie - auf eher unkonventionelle Weise.
Denn wenn einer der Charaktere das Sinnbild der Abkehr vom sauberen Image des Sternenflottenoffiziers repräsentiert, dann allen voran Raffi Musiker. Das fängt schon in ihrer Sprache an: Ihr Vokabular ist voll von 'farbigen Metaphern', die von "Bullshit" über "Ass" bis "Zur Hölle mit denen" reichen. Vor allem im US-amerikanischen Original gilt das gemeinhin als äußerst salopper Umgangston, der eine erhöhte Altersfreigabe rechtfertigen würde. Als wäre das nicht genug, raucht (Blütenblätter) und trinkt (aus der Flasche) die frühere rechte Hand Picards, den sie in Ablehnung sämtlicher von ihm ausgehender Autorität nach den Initialen seines Vornamens "JL" nennt (und das bereits während ihrer aktiven Dienstzeit!).
Trotzdem ist das bei Lichte besehen keineswegs ein Bruch. Raffi bedient nämlich Picards Vorliebe für unkonventionelle Charaktere, die sich auch trauen ihm unverblümt die Meinung zu sagen (man bedenke zum Beispiel die Beweggründe Picards, Riker zu seiner 'Nummer Eins' zu machen). So gesehen kommt die tolle Beziehung zwischen beiden, die sich umgehend auch auf den Zuschauer überträgt, nicht von ungefähr.
Für meinen persönlichen Geschmack wirkt Cristóbal Rios ein klein wenig zu sehr aus dem gleichen Holz geschnitzt.
Auch er raucht (Zigarre), trinkt (wenn er nicht gerade in einem Anfall spontaner Maskulinität Wunden mit seinem Weinbrand desinfiziert) und ist tätowiert (ein Präzedenzfall für den normalen Sternenflottenoffizier, für den das kein Teil seiner kulturellen Identität darstellt).
Aber es gibt ein cleveres Alleinstellungsmerkmal, für das die Autoren an dieser Stelle einmal für ihren Einfall gepriesen werden sollen:
Verschiedene Hologramme zu nutzen, die unterschiedliche Aspekte seiner Persönlichkeit und Vergangenheit darstellen, ist  geniales erzählerisches Mittel und ein cleverer Schachzug, um eine Figur wie die von Santiago Cabrera zu etablieren.



An Alison Pills Dr. Agnes P. Jurati können sich hingegen die Geister scheiden. Ihr omnipräsentes Schulmädchengrinsen mag dem ein oder anderen Zuschauer fraglos auf den Keks gehen, aber in den Parametern ihrer Rolle muss man ihr zubilligen, dass ihr eine schlüssige Darstellung der unsicheren Wissenschaftlerin gelingt.
Laris und Zhaban gelang es abermals, die vielen romulanischen Charaktere des Star-Trek-Universums um eine weitere Facette zu bereichern. Daher werden Orla Brady und Jamie McShane kommenden Folgen fehlen, denn gerade die Unterstützung, die ihre Charaktere Picard boten, verdeutlichte abermals, wie wichtig sie als Romulaner für die Handlung und als verlängerter Arm für einen gealterten Sternenflottenoffizier waren. Es bleibt zu hoffen, dass es in künftigen Folgen Evan Evagora gelingt, diese Lücke angemessen auszufüllen.
Isa Briones schafft es für Soji an Bord des Artefakts endlich, einen eigenen Handlungsstrang aufzubauen, der ihr eine ähnliche Bedeutung wie zuvor Dahj zukommen lässt. Sie hinterlässt einen guten ersten Eindruck, aber es bleibt abzuwarten, wie tragfähig dieser Erzählstrang am Ende ausfallen wird.
Der Rest des Cast kann in ein paar Sätzen abgehakt werden.
Jonathan del Arco als Hugh bleibt ein wenig blass, aber immerhin darf er ein paar sehr bedeutungsschwangere Sätze in die Kamera sagen. Narek kommt in Betriebsmodus und Harry Treadaway gelingt es so langsam, den Vergleich zu Ethan Pecks Spock unsinnig erscheinen zu lassen. Rebecca Wysocki als Ramdha bietet gar eine der besten Leistungen der Folge ohne Beteiligung Stewarts ab.
Allein Narissa Rizzo gibt Anlass zur Sorge. Zwar stehen Peyton List durchaus die spitzen Ohren, doch der eher bemühte Lack- und Leder-Dress erinnert ein wenig zu deutlich an die Gründe, aus den Jeri Ryan und Jolene Blalock in Star-Trek-Rollen gecastet und in viel zu enge Kostüme gesteckt wurden. Vor allem die deutliche sexuelle Chemie gegenüber ihrem 'Bruder' Narek wirkt etwas irritierend und von fragwürdigen Motiven gleitet.
Das Denkwürdigste am Auftritt ihrer Vorgesetzten Oh war hingegen die Sonnenbrille, die Tamlyn Tomita aus irgendeinem Grund trug.



Kritikwürdige Aspekte.

Kanonbrüche und Logiklöcher.

"Star Trek: Picard" gibt sich sichtlich Mühe, den Fans ein wenig Kanonfutter zu verabreichen und dabei auch ein paar zärtliche Neuerungen zwischen die vielen Fanservice-Momente einzustreuen.
Eines der besten Beispiele bieten die neuen, alte Uniformen, die im Rückblick an Raffi Musiker und Picard zu bewundern sind.
Ansonsten kann man wieder bestens in TNG-Nostalgie schwelgen.
Picards Unterhaltung mit Laris kurz vor dem Abschied (vgl. Denkwürdige Zitate) ist deutlich an die Folge "Familienbegegnung" angelehnt. Darüber hinaus wird Q erstmals erwähnt (!), die Klingonen zum zweiten Mal und Spocks Name schafft es genauso in die Folge wie zwei Schiffswerften, die bislang nur auf irgendwelchen unleserlichen Plaketten im Hintergrund vermerkt wurden. Schließlich schlägt Dr. Jurati noch eine Brücke zu "Discovery", indem sie eine der kasseelianische Opern hört, bevor sie so abrupt von Oh in ihrer wohlverdienten Mittagspause gestört wird.
Am schönsten fand ich allerdings, dass offen versucht wurde, die unterschiedlichen Darstellungen von Romulanern bei TOS, TNG und den Abrams-Filmen unter einen gemeinsamen Hut zu bringen. Durch Laris' Verweis auf "Nordländer" differenziert sie quasi im Vorbeigehen zwischen verschiedenen Ausprägungen der Spezies. Das ist umso bemerkenswerter, da man eine entsprechende Sorgfalt noch bei "Discovery" vermissen ließ, als man zum Ärger vieler Fans beschloss, das Aussehen der Klingonen völlig neu zu erfinden.
In anderen Punkten hinterlässt die Folge allerdings einige Fragezeichen, die sich abermals auch mit viel Wohlwollen erklären lassen (wobei ich Rauchen, Trinken und Tattoos an dieser Stelle ausklammern möchte, weil ich darin weniger einen Bruch mit dem Star-Trek-Kanon, als bestenfalls einen Bruch mit dem Sternenflottengeist sehe, den ich erzählerisch nachvollziehen kann).
Warum etwa wird Raffi Musiker von der Sternenflotte gefeuert und nicht ehrenhaft oder unehrenhaft entlassen?
Vielleicht ist diese Nuance eher auf ihre direkte Sprache zurückzuführen.
Warum trägt eine Vulkanierin eine Sonnenbrille, obwohl sie von einem Planeten mit extremer Sonneneinstrahlung stammt und über ein zweites Augenlid verfügt?
Vielleicht möchte man damit suggerieren, dass die Sternenflottensicherheitschefin gar keine Vulkanierin ist.
Warum trauert Picard Data jahrelang nach, aber schafft es in vierzehn Jahren nicht, sich bei der Frau zu melden, für deren Karriereende er eine Mitverantwortung trägt?
Vielleicht weil Picard doch kein Mensch ohne Fehler ist.
Und was macht eine Mythologie-Expertin und Buchautorin eigentlich auf einem romulanischen Aufklärungsschiff?
Vielleicht war sie Teil einer anthropologischen Expedition oder war schlichtweg ein Passagier.
Am drängendsten bleibt aber ein Widerspruch, der so alt ist wie Star Trek selbst: Die Verwendung von Geld.
Während es nämlich reihenweise Belege dafür gibt, dass Geld keine Rolle mehr spielt, lassen sich mindestens ebenso viele Bemerkungen dafür finden, dass doch noch immer Zahlungsmittel verwendet werden. Es ist eine der zentralen Gretchenfragen des Star-Trek-Universums und des Fandoms, weswegen es auch nicht weiter verwundert, dass auch "Star Trek: Picard" keine endgültige Antwort, sondern nur noch mehr Fragezeichen bietet.
Schade eigentlich!




Verschwörungstheorien.
Vor allem Raffi Musikers Worte nach der Ankunft Dr. Agnes Juratis an Bord von Rios' Schiff gaben mir zu denken:

"Nicht Ihr Ernst. Sie nehmen die kleine Agnes einfach mit auf Ihre streng geheime Mission? […] Sie haben mich noch nicht mal einen Sicherheitscheck machen lassen; noch nicht mal den elementarsten!"

Zu sehr erinnerten mich ihre Ausführungen an ähnliche Bemerkungen in "Discovery", wo schon Ash Tyler auf erschreckend gleichartige Weise als Wolf im Schafspelz eingeführt wurde.
Auch dieses Mal deuten viele Indizien auf einen ähnlichen Fall:
Die vermeintliche Offenheit Juratis gegenüber Picard,  ihr Beharren mit auf die Reise gehen zu wollen und vor allem ihre zeitlich wahnsinnig gut abgepasste Ankunft auf dem Weingut Picards wecken berechtigte Zweifel an ihren Motiven.
Zumal man die ungewohnte Inkompetenz eines der besten Geheimdienste des Universums auch als Absicht auslegen kann. Denn wie groß ist die Chance, dass es einem trainierten Sondereinsatzkommando nicht gelingt, Gegner mit Disruptoren zu treffen?
Wie wahrscheinlich ist es, dass sie sich von zwei Agenten im Ruhestand, einer Zivilistin und einem Rentner mit Gehstock derart auseinandernehmen lassen?
Und wozu tragen sie überhaupt Helme?
Derartige Unfähigkeit ließe sich allerdings problemlos damit erklären, dass es sich um eine durchgeplante Operation handelte, deren Ziel es war, einen Undercover-Agenten im Team einer potentiellen Bedrohung zu platzieren. Es wäre ein schlüssiges romulanisches Komplott; ein Vorwand einen Krieg zu verhindern.
Am Ende des Tages würde ich es allerdings als extrem unoriginelle Entwicklung empfinden. Vor allem, weil es ein nur müder Abklatsch einer mäßig ausgeführten Handlungsebene aus "Discovery" wäre. Ein solch mieses Story-Recycling wäre einer Serie unwürdig, die mit einem derart hohen Anspruch wie "Picard" gestartet ist.



Synchronisation.
Auch hier erklingt abermals die alte Leier:
Das ewige Siezen setzt sich seit den Siebzigern und allen gesellschaftlichen Entwicklungen zum Trotz weiter fort - selbst bei einer Ex-Borg, die eigentlich nicht mehr bei Sinnen ist und deren Prioritäten woanders liegen dürften, als eine deutlich jüngere Frau mit der Verwendung der Höflichkeitsform zu bedenken.
Desweiteren wird im Deutschen ein derbes "Bullshit" zum beinahe freundlichen "Schwachsinn" und das ungleich weiterreichende "News" zu "Nachrichten", was insbesondere als Alternative zu "Mythologie" im Kontext unpassend erscheint.
Dennoch ist die deutsche Tonspur bislang von nur wenigen Schnitzern geprägt und vergleichsweise (man denke nur an die Umsetzung von TOS) gut gelungen.



Fazit.
Im dritten Teil und letzten Teil des Pilotfilmes entsteht endlich Aufbruchstimmung!
Die Charaktere sind größtenteils etabliert, die Entwicklungsrichtung vorgegeben und den Fans werden abermals nostalgische Momente beschert. In einer gut umgesetzten, ohne falsche Hektik erzählten Folge steht das Ensemble im Mittelpunkt und er größte Vorwurf lautet daher noch immer, dass hier eine umfassender Pilot zugunsten von drei zusammengehörende Folgen unnötig zerteilt wurde.

Bewertung.
Jetzt geht's los!






Schluss.
Auch wenn Picard mit vielen vertrauten Aspekten bricht, gelingt es den Verantwortlichen doch, in drei Folgen "Picard" eine ansteckende Star-Trek-Stimmung aufzubauen und wahre Wiederauferstehung der Franchise zu bewirken.
Das steht und fällt jedoch mit der Beteiligung Patrick Stewarts, denn bei allen Vorschusslorbeeren bleibt festzuhalten, dass ein Großteil des Zuspruchs, den die Serie momentan erhält, mit dem Kultstatus zusammenhängt, den Patrick Stewart einnimmt. Es ist nicht zuletzt dadurch eine ganz besondere Serie, die es zu einem Privileg macht, diesen Moment Woche um Woche miterleben zu können.
Ob es anderen Serien mit Michelle Yeoh oder einem weiteren Prequel mit Anson Mount, Ethan Peck oder Rebecca Romjin in den kommenden Jahren wirklich gelingen mag, ähnlichen Beachtung zu finden, sei an dieser Stelle zumindest bezweifelt, auch wenn es den Beteiligten zu wünschen wäre…



Denkwürdige Zitate.

"Niemand denkt nach, niemand hört zu; nur blinder Aktionismus."
Jean-Luc Picard

"Ein Tipp vom Profi? So für die Zukunft? Bei ihrer nächsten streng geheimen, unautorisierten Androiden-Mädchen-Rettungsmission binden Sie dem Sternenflottenkommando vielleicht nicht gleich Ihren Plan auf die Nase. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Sie frühe so eine Quasselstrippe waren…"
Raffi Musiker

"Ja, niemand wird in der Galaxis mehr verachtet als die XBs. Entweder sieht man in uns Objekte die man ausschlachten kann, oder ein Risiko, das man einlagert. Unsere Hausherren, die Romulaner, haben eine umfassendere Vision: Sie sehen beides in uns."
Hugh

"Ich habe oft festgestellt, dass ich, wenn ich freundlich um etwas bitte, es auch bekomme."
"Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Insbesondere bei Romulanern.
"
Soji Asha und Hugh

"Ich habe nie zu denjenigen gezählt, die Anwälte befragen bevor sie tun, was getan werden muss."
Picard

"Und? Sind wir aufgeregt? Eingeschüchtert? Oder genießen wir vielleicht den Star an Bord? Jean-Luc Picard! Ansprechpartner für das Q-Kontinuum, Überwacher der Nachfolge im Klingonischen Reich, Retter der Erde vor der Borg-Invasion, Captain der Enterprise 'D' und 'E'. Der Mann hat sogar mit dem großen Spock gedient!"
NHN

"Ich habe mein Bestes getan, damit dies der Ort wird, an den ich gehöre, aber ich habe mich trotz allem doch nie richtig zuhause gefühlt."
"Sie haben immer mit einem Auge zu den Sternen geschielt."
Picard und Laris

"V-Vielleicht war's auf Betäubung…"
"Bei romulanischen Disruptoren gibt es diesen Modus nicht."
Dr. Agnes Jurati und Laris

"Ich weiß wer Sie sind! Sie sind 'Seb-Cheneb', die Zerstörerin!"
Rhomda

"Sie ist unser aller Ende! Sie ist die Zerstörerin!!"
gefangener Tal-Shiar-Agent

"Energie!"
Picard

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
10. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"


Eaglemoss Bonus-Edition Nr.15: Matt Jefferies erstes Shuttle Concept

Einleitung

Als 1964 die erste Star Trek-Serie sich in der Produktion befand, stammten viele Requisiten und Raumschiffe aus der Feder des Designers Walter Matthew "Matt" Jefferies, der die erste U.S.S. Enterprise NCC-1701 erfand und für sie entwickelte er auch ein Landungsschiff, das er als "Shuttle" bezeichnete. Das ist von daher erwähnenswert, da diese Bezeichnung erst in den 1980er Jahren populär wurde, als die NASA das Space Shuttle in Dienst stellte.
Da Jefferies eigentlich Flugzeugdesigner war, orientierte er sich für sein Shuttle an der Rumpfform damalig moderner Passagierjets, woraus ein tropfenförmiger Rumpf entstand, an den er flugzeugähnliche Flügel fügte, die in einem eleganten Schwung schließlich nach oben abzweigen und verkleinerte Versionen der Triebwerke der Enterprise tragen. Jefferies, ein Luftfahrt-Enthusiast, hat sein rundes, glattes Shuttle nicht aus einer Laune heraus entworfen, sondern an solide Prinzipien der Luftfahrt gedacht. Er vermutete, dass Shuttles ein aerodynamisches Design für atmosphärische Zugänge benötigten, um Reibung und Luftwiderstand zu reduzieren. Denn ursprünglich sollte die Crew der Enterprise ihr Schiff mit einem solchen Shuttle verlassen, um fremde Welten zu erkunden. Doch dieser Shuttle-Entwurf wurde schnell von der Produktionsfirma als ein "nicht zu realisierendes Monster" abgelehnt. Ein Bau einer entsprechenden Studiokulisse wurde als zu teuer bewertet und auch entsprechende Szenen, in denen das Shuttle die Enterprise verlässt oder wieder auf ihr landet, wurden als zu kostenintensiv eingestuft. Von daher ist dieses Shuttle quasi der Gründungsvater der Transportertechnologie, die eine Notlösung für das abgelehnte Shuttle-Konzept war und bis heute ein Teil von Star Trek ist, ohne die kein Ableger der Orininalserie auskommt.

Jefferies Ideen für das erste Shuttle-Konzept, das aber aus Kostengründen abgelehnt wurde. (Bild: aus dem Heft)
 
Walter M. Jefferies 1921-2003 (Bild: Memory Alpha).

Das Modell

Und wieder muss man Eaglemoss für die Idee loben, Konzepte von Raumschiffen, die eigentlich in den Archiven vergraben und vergessen sind, hervorzuholen und ins Modell umzusetzen. Aber dass das erste, jemals gezeichnete Shuttle-Konzept darunter sein wird, das ist wirklich eine Überraschung. Erfreulicherweise ist das Modell nicht so winzig, wie die aus der Shuttle-Kollektion und wurde haargenau nach den Zeichnungen von Jefferies erstellt. Alle Oberflächendetails wurden bedacht, wozu auch die Austiegsluken an den Seiten und das große Frontfenster gehören. Das Modell wurde sauber bedruckt, wozu das klassische Sternenflottenlogo gehört und auch die Registrierung und Name der Mutterschiffes. Das Modell trägt auch einen Namen, der leider nicht so richtig zu entziffern ist. Aber da hilft das Begleitheft weiter, wonach das Shuttle nach Al-Biruni, einem Gelehrten und Astronom des 10. Jahrhunderst benannt wurde. Die Bussardkollektoren der Warpgondeln haben sogar Klarteile bekommen, wobei diese vorbildgerecht weiß bemalt wurden, wodurch man aber auf den ersten Blick nicht mehr erkennen kann, das es sich um transparente Teile handelt.

Das Modell zeigt alle Details der originalen Vorlage.
Selbst auf der Unterseite wurden die Klappen für das Landegestell nicht vergessen.
Die Bussardkollektoren sind bemalte Klarteile.
Auch die Landekufen an den Flügeln wurden bedacht.

Die Halterung


 

Begleitheft

Na endlich gibt es mal ein Heft, das sich detailliert mit der Entstehung eines Shuttles beschäftigt! Es wird über Jefferies Entwicklungsprozedur berichtet, wozu natürlich auch sein erstes Shuttle-Konzept gehört und wie er basierend auf diesen Entwurf das Klasse-F Shuttle entwarf, das endlich in der zweiten Staffel von TOS auftretten durfte. Im Heft sind auch zahlreiche Zeichnungen und Entwürfe von Matt Jefferies abgebildet, die Konzepte für den Shuttlehangar zeigen und zum Schluß gibt es Zeichnungen von kuriosen Ideen, die aber niemals umgesetzt wurden. Schließlich findet auch der Computergrafiker Daren Dochterman Erwähnung, denn dieser hat die Zeichnungen Jefferies benutzt, um ein CGI-Modell anzufertigen, nach dem Eaglemoss sein Modell produzierte und sein Computermodell wird auch detailliert im Heft abgebildet. Dochterman war es schließlich auch, der dem Shuttle seinen Namen gab.



Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 106 mm x 96 mm
Höhe mit Stand: ca. 73 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Wer mit der Originalserie aufgewachsen und bis heute ein Fan von ihr ist, der darf sich dieses Modell, das ein Stück Star Trek-Geschichte lebendig macht, auf keinen Fall entgehen lassen!





Der letzte Nachtrag

Im Januar 2016 habe ich zum ersten mal für die Tafelrunde geschrieben und mich in denn letzten Jahren intensiv mit der Eaglemoss-Raumschiffsammlung beschäftigt. Doch nun werde ich das Schreiben von Rezensionen endgültig einstellen, da ich es leider aus gesundheitlichen und damit einhergehenden auch aus zeitlichen Gründen nicht mehr schaffe. Ich bedauere diese Entscheidung sehr, aber es geht nicht anders. Ich wünsche allen, die auch weiterhin sammeln, noch viel Spaß.

Dienstag, 4. Februar 2020

Eaglemoss XL-Edition Nr.16: Romulanischer Warbird

Einleitung

Im Jahr 2311 findet der vorerst letzte militärische Konflikt zwischen dem romulanischen Sternenimperium und der Föderation statt, der als der Tomed-Zwischenfall in die Geschichte eingeht. Danach brechen die Romulaner jeglichen Kontakt zur Föderation ab und isolieren sich vollständig hinter den Grenzen der neutralen Zone. Lediglich die Klingonen sind immer wieder in Konflikte mit den Romulanern verwickelt und der folgenreichste Angriff findet 2344 statt, als eine romulanische Flotte den Planeten Narendra III angreift und das Sternenflottenschiff U.S.S. Enterprise NCC-1701-C dem Notruf dieser klingonischen Kolonie folgt. Die Enterprise verteidigt den Planeten, wird aber schließlich durch die romulanische Übermacht zerstört. Was die Romulaner sicherlich nicht beabsichtigt hatten war, dass das Opfer eines Föderationsschiffes die Klingonen beindrucken und in den folgenden Jahrzehnten die Allianz zwischen den beiden Mächten zementieren würde.
Genau zwanzig Jahre später beenden die Romulaner ihre Isolation gegenüber der Föderation, da immer mehr Außenposten entlang der neutralen Zone zerstört werden. Auch auf Seiten der Föderation werden mehrere Außenposten vernichtet und beide Mächte beschuldigen sich gegenseitig, einen Krieg provozieren zu wollen. Bei ihrer Untersuchung hat die U.S.S. Enterprise NCC-1701-D zum ersten mal Kontakt zu einem romulanischen Schiff, das sich direkt vor der Enterprise enttarnt.
Dieses Kriegsschiff, das schon sehr bals als romulanischer Warbird bekannt werden soll, ist fast doppelt so groß wie ein Schiff der Galaxy-Klasse und besitzt auch mehr Feuerkraft, die aus mehreren Disruptorbänken und Plasmatorpedos besteht. Doch im Gegenzug ist der Warbird nicht so manövrierbar und sein Warptriebwerk ist auch dem der Sternenflotte unterlegen. In den nächsten Jahren wird diese noch mehrer Begegnungen mit diesen Schiffen haben und bei den Gelegenheiten auch mehr über diesen Schiffstyp erfahren.
Die offizielle Bezeichnung für diese lautet D'deridex-Klasse und bildet das Rückgrat des romulanischen Militärs. Besondere Erwähnung sollte noch finden, dass diese Schiffe eine besondere Art von Antriebssystem nutzt, das seine Energie aus einer künstlichen Quantensingularität bezieht, oder anders ausgedrückt: Der Warbird wird mit einem schwarzen Loch angetrieben. Doch diese Art der Energieerzeugung ist auch nicht ganz ungefährlich, denn einmal eingeschaltet, lässt sich der Energiekern nicht mehr abschalten. Als die Romulaner 2374 in den Dominion-Krieg, auf Seiten der Föderation, eintreten, zeigt sich das Potenzial dieser Kriegsschiffe und gemeinsam gelingt es schließlich das Dominion zu besiegen. Erst ab 2379 wird die D'deridex-Klasse durch eine neue Generation von Warbirds ersetzt, aber es ist unwahrscheinlich, dass der ältere so schnell von der Bildfläche verschwinden wird.

Die D'deridex-Klasse stellt sich 2364 offiziell der Föderation vor.

Ein Warbird ist in der Lage ein Schiff der Galaxy-Klasse zu kontern.

Die Feuerkraft sollte man nicht unterschätzen (Bilder: Memory Alpha).

Das Modell

Und wieder kann man dieses Modell nur als einfache Neuauflage des ursprünglichen aus Ausgabe 6 und bietet nichts Neues. Außer, dass es eben nur ein bisschen größer ist. Es sind genau die selben Details wie beim kleinen Modell vorhanden. Die Fenster sind Erhebungen, die auch nicht alle bedruckt wurden und die, die es sind, wurden lediglich mit einem schwachen gelb versehen. Es ist erfreulich, dass das Logo des romulanischen Imperiums am Bug nicht vergessen wurde, aber dies tröstet nicht über die erneute lieblose Darstellung der Warpgondeln hinweg. Auch hier verstehe ich nicht, wieso bei einem so großen Modell keine Klarteile verwendet werden. Auch das XL-Modell hat nur aufgemalte Gondeln, was schlicht einfach nur eine Enttäuschung ist und den Preis für dieses Modell in keinster Weise mehr rechtfertigt.


Das Modell wurde gut detailliert, aber das wurde das kleinere seinerzeit auch.

Die vielen Fenster sind Erhebungen, die mit gelber Farbe versehen wurden.
Das romulanische Logo wurde immerhin nicht vergessen.
Keine Klarteile für die Gondeln. Schlamperei👎.

Die Halterung

Diese funktioniert genauso, wie die für das kleinere Modell. Was ungefähr bedeutet, dass das XL-Modell genauso leicht aus seiner Halterung rutschen kann. Wenigstens hier hätte Eaglemoss das Konzept neu überarbeiten können.



Begleitheft

Na immerhin ist dieses Heft sehr interessant und ausführlich gefüllt worden, denn es berichtet ausführlich über die Arbeit von Andrew Probert, der quasi einen Großteil von TNG designt hat. Angefangen bei der Enterprise-D, einem Shuttle, den Ferengi nebst Schiff, und natürlich der romulanische Warbird stammen aus seinem kreativen Kopf.


Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 220 mm x 136 mm
Höhe mit Stand: ca. 109 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Als Hardcore-Sammler stellt man sich das Modell gerne in die Vitrine aber andere, die darauf keinen besonderen Wert legen, können sich die 70 Euro für die XL-Variante echt sparen.