In
Deutschland werden 2019 dreißig Jahre Mauerfall gefeiert und auch die
Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam Babelsberg möchte
diesem Ereignis mit einer ganz besonderen Reihe Tribut zollen, in der -
inspieriert vom Leben des kürzlich verstorbenenDavid Hurst - Deutsche bei Star Trek näher beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um Personen wie Levar Burton oder Jeri Ryan,
die im Zuge von Militärstationierungen im amerikanischen Sektor
Deutschlands das Licht der Welt erblickten. Oder Schauspieler wie Mark Allen Shephard oder Nancy Kovack, die mittlerweile in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Selbst deutsche Charaktere wie Keyla Detmer oder Carl Jaeger finden hier keine Erwähnung. Stattdessen
erzählen wir zwischen dem 3. Oktober und dem 9. November 2019 zwölf
Geschichten über zu Unrecht hierzulande weniger bekannte Darsteller,
Regisseure und anderweitig mit Film und Fernsehen verbundene Personen
und deren Beziehung zu Deutschland und Star Trek. Dabei wollen wir
zeigen, dass Deutsche stets entscheidend dabei halfen, Star Trek zu dem
Kultobjekt zu formen, das es heute ist.
Winrich Kolbe.
Wenn man nach den beliebtesten Vornamen dieses Landes für Jungen sucht, so findet man reihenweise Maximilians, Bens oder Alexander. Einen Winrich kann man hingegen in entsprechenden Listen nicht finden.
Warum auch? Zu den berühmtesten Namensträgern zählen entweder mittelalterliche Hochmeister des Deutschen Ordens oder Guido-Knopp-TV-Experten mit schillernder Wehrmachts-Vergangenheit. Und natürlich der deutsche Regisseur Winrich Kolbe, dessen Namen wohl kaum jemand in seiner amerikanischen Wahlheimat korrekt aussprechen konnte, weswegen er häufig als 'Rick' angesprochen wurde. Doch selbst in seiner deutschen Heimat blieb sein Vorname ein Mysterium. In einer Sat-Eins-Sondersendung zum dreißigjährigen Jubiläum Star Treks wurde er den Fans in der Heimat gar als "Herbert" vorgestellt. Doch wer war der Mann mit dem problematischen Vornamen überhaupt?
Winrich Ernst Rudolf Kolbe wurde am 9. August 1940 geboren, aber nicht irgendwo in einer größeren oder kleineren deutschen Stadt, sondern in der damals von der Wehrmacht besetzten niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Die Familie kehrte nach Westdeutschland zurück, wo Kolbe im Wirtschaftswunderland aufwuchs (einem Interview mit Kate Mulgrew zufolge lebte seine Mutter Ende der Neunziger in Bonn). Schließlich aber führte ihn – wie seinen Landsmann Franz Bachelin einige Jahrzehnte zuvor – ein Architekturstudium in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Nach seiner Ankunft in Los Angeles erkannte er jedoch schnell, dass das Studium der Architektur keineswegs die Erfüllung mit sich brachte, die er erhofft hatte. So wechselte er ins Filmstudium über und erlangte in diesem Metier 1971 einen Abschluss der University of California (UCLA). Da er seit 1968 ebenfalls die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben hatte, wurde er in die amerikanischen Streitkräfte einberufen. Wie so viele seiner neuen Kameraden wurde Kolbe nach Vietnam verbracht, wo sich die USA in einen aussichtslosen Stellvertreterkrieg verrannt hatten. Er diente an vorderster Front als Aufklärer einer Artillerieeinheit, bevor er schließlich nach Ablauf seiner Wehrdienstzeit nach Los Angeles zurückkehrte.
Bei Universal begann er zunächst als Produktionsassistent und Produzent zu arbeiten, bevor er seinen Regieeinstand 1977 im amerikanischen Fernsehgeschäft gab. Nach einer Reihe überschaubarer Episoden für unterschiedliche Serien gelang ihm ein Jahr später schließlich der Durchbruch mit seiner Regiearbeit an einer Folge der Science-Fiction-Serie namens "Kampfstern Galaktika". Im Anschluss beschloss Kolbe, Universal zu verlassen und hauptberuflich als Regisseur zu arbeiten. Als er 1988 zur zweiten StaffelTNG zum Mitarbeiterstab von Star Trek stieß, verfügte er bereits über ein beeindruckendes Portfolio mit Regie-Tätigkeiten in Serien wie "Detektiv Rockford", "Magnum", "Ein Colt für alle Fälle", "CHiPs" , "T.J. Hooker" (mit William Shatner), "Agentin mit Herz", "Knight Rider", "Spenser" oder Hawk" (mit Avery Brooks).
Doch was machte Winrich Kolbe zu einem so begehrten Regisseur?
Vor allem seine deutsche Gründlichkeit.
Kolbe war bei Produzenten bekannt dafür, sich akribisch auf seine Drehs vorzubereiten und ein immenses technisches Fachwissen mitzubringen. Er war ein ein Organisationstalent und Perfektionist, der sich selbst mit dem besten Farbton für die Kulissen auseinandersetzte und ein trainiertes Auge für außergewöhnliche Einstellungen hatte.
Vor allem aber schätzten sie an ihm seine Fähigkeit, den mitunter sehr starren Vorgaben der Produzenten Folge zu leisten selbst mit widrigsten Umständen professionell umzugehen. So meisterte er den Umstand, dass bei Star-Trek-Episoden zu Drehbeginn kaum ein fertiges Skript zur Verfügung stand stets mit Bravour. Mehr noch; er hatte die seltene Gabe, Drehzeiten einzuhalten und dem Studio sogar noch Geld zu sparen. So hinkte etwa aus diversen externen Umständen der Drehplan zur TNG-Episode "Versuchskaninchen" bereits zu Beginn des Drehs um zwei Tage zurück, doch Kolbe gelang es zur allgemeinen Überraschung nicht nur, die veranschlagte Zeit einzuhalten, sondern auch noch unterhalb des ursprünglich veranschlagten Budgets zu bleiben.
Dafür waren aber auch Arbeitstage mit einer Dauer von siebzehn Stunden keine Seltenheit unter seiner Ägide und er schaffte es häufig, die beachtliche Menge von sieben bis acht Seiten Drehbuch pro Tag umzusetzen.
Dennoch erfreute sich der wegen seines Akzents von vielen Darstellern auch als der "Baron" bezeichnete Regisseur auch bei den Schauspielern großer Beliebtheit. Zum einen ging er trotz der hohen Arbeitsbelastung stets mit bestem Beispiel voran und zum anderen war er bekannt dafür, seine Arbeit permanent durch seinen Humor aufzulockern (was eigentlich international nicht unbedingt zu den großen deutschen Stärken gezählt wird). Schauspieler wie Marina Sirtis oder Michael Dorn schätzten sein Bemühen, stets das Beste aus ihren Darstellungen herauskitzeln zu wollen, sich auf Diskussionen einzulassen und seine Darsteller motivieren zu können. Vor allem zu Rick Berman und Brannon Braga konnte der Mann, der vor allem Geschichten erzählen wollte, für die ihm die Geduld zum Schreiben fehlte, eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen, die in erster Linie in der Verlässlichkeit aller Parteien aufeinander gründete.
"Können Sie sich vorstellen, Sie müssen einen Artikel in Russisch schreiben und Sie können kein Wort russisch? So ähnlich ging es mir. Ich hatte zwar eine Übersetzung des Dialogs, aber trotzdem kam ich mir vor, als ob ich bei einem russischen Film Regie führen würde, ohne auch nur ein Wort von dem, was geredet wird zu verstehen. Aber ich habe mich da durchgeboxt. Daher war es eine doppelte Herausforderung für mich."
Seinen endgültigen Ritterschlag erwarb Kolbe schließlich mit dem Angebot, das Serienfinale "Gestern, Heute, Morgen" zu leiten, auch wenn die Folge aus seiner späteren Sicht einige handwerkliche Makel aufwies und sich der Drehprozess aufgrund massiver interner Schwierigkeiten problematisch gestaltete.
Anderseits könnte man auch argumentieren, dass der 'Ritterschlag' Kolbes bereits mit Deep Space Nine begann, denn in der ersten Staffel wurden ausschließlich erfahrene und bewährte Regisseure aus der Vorgängerserie berücksichtigt. Auch hier brachte sich Kolbe auf unterschiedliche Weise ein. Während er mit der Besetzung Garaks durch Andrew Robinson zunächst wenig zufrieden war, änderte er jedoch seine Meinung, als er für seine erste DS9-Episode "Die Khon-Ma" mit ihm zusammenarbeitete. Für die Episode "Der Blutschwur" spielte er Richard Wagners "Götterdämmerung" ein, um die Beteiligten in die richtige Stimmung für eine epochale Schlacht zu versetzen. Debra Wilson durfte in "Der Klang ihrer Stimme" die anderen Darsteller aufgrund seiner Intervention erst kennenlernen, nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen worden waren. Und in "Die Schlacht von AR-558" konnte er seine eigenen Erfahrungen als Soldat im Vietnamkrieg in seine Arbeit miteinfließen lassen. Darüber hinaus war er ebenfalls für "Der Steinwandler", "Die Heimkehr", "Die Belagerung", "Das Melora-Problem", "Durch den Spiegel", "Unser Mann Bashir", "Ein kühner Plan" und "Bis daß der Tod uns scheide" verantwortlich.
Schließlich könnte man seinen 'Ritterschlag' auch erst bei Voyager ansetzen, wo Kolbe die erste Wahl für die Umsetzung des Pilotfilmes "Der Fürsorger" war – nicht zuletzt, weil seine Fähigkeiten hier einen wahnsinnig großen Beitrag zum gelungen Start der fünften Star-Trek-Serie bildeten. Obwohl der Regisseur zunächst sehr angetan vom Gedanken war, mit der renommierten Schauspielerin Geneviève Bujold als Captain Nicole Janeway zu arbeiten, setzte rasch Ernüchterung ein, als Kolbe als einer der ersten erkennen musste, dass die Schauspielerin nicht in der Lage war, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Ihm gegenüber offenbarte die Kanadierin schließlich nach nur wenigen Drehtagen, das Handtuch schmeißen zu wollen.
Vor allem aber blieb die Zeit bei Voyager für ihn von besonderer Bedeutung, weil er eine Beziehung mit niemand geringerem als der Hauptdarstellerin Kate Mulgrew einging. Doch auch, wenn sie einige Brocken Deutsch für ihn lernte und sich sogar die Mütter der beiden in Deutschland trafen, fiel Mulgrews Erinnerung an Kolbe eher verhalten aus. Denn auch wenn sie sich auch nach der 1998 beendeten Beziehung stets respektvoll über ihn äußerte, erwähnte sie Winrich Kolbe in ihrer Autobiografie "Born with Teeth" höchstens als Regisseur, nicht aber als Liebhaber (was insofern verwunderlich scheint, als dass das gesamte Buch voll von Ausführungen über ihre diversen Beziehungen ist).
Bereits während seiner Zeit am Set von Voyager versuchte er sich wieder mehr zu differenzieren. Er nahm Regiearbeiten bei anderen Serien wie "Hunter", "Superman - Die Abenteuer von Lois und Clark", "JAG – Im Auftrag der Ehre", "Millennium", "Angel", "24" oder "Twilight Zone" an, um auch bei anderen Studios im Gedächtnis zu bleiben, nicht zuletzt weil er frühzeitig erkannte, dass Star Trek in eine kreative Einbahnstraße geraten war.
"Manchmal sage ich in einem Moment der Wut oder der Enttäuschung, dass Star Trek wie versteinert ist – insbesondere, wenn mich ein schlechtes Drehbuch erreicht. Aber es ist eben fast schon eine Instititution, der Stil hat sich kaum verändert. Ich habe es bei Voyager versucht, aber ich war nur teilweise erfolgreich was die Bildsprache angeht. […] Ich denke, dass ein Teil des Problems auch die ausgebrannten Drehbuchautoren sind. […] Wie oft kann man ein und die selbe Geschichte wieder und wieder erzählen?"
Mit seiner Regiearbeit an der Enterprise-Episode "Lautloser Feind" verabschiedete er sich im Jahr 2001 schließlich endgültig von Star Trek. Der beliebte Deutsche war mit fünfzig Episoden hinter David Livingston (62 Episoden) der Regisseur mit den zweitmeisten Regiearbeiten bei Star Trek, dessen Arbeit sich über alle vier Star-Trek-Serien der zweiten Generation erstreckte.
Er zog sich 2003 in den wohlverdienten Ruhestand zurück, bevor er 2005 eine Lehrstelle am Savannah College of Art and Design in Georgia antrat. Allerdings musste er sich bereits 2007 aus gesundheitlichen Gründen von diesem zurückziehen. Winrich Kolbe verstarb schließlich 2012 in Kalifornien im Alter von zweiundsiebzig Jahren.
Sein Leben lang blieb er recht bescheiden und konnte weder mit seiner Arbeit, noch mit deren Folgen viel anfangen. Seine eigenen Episoden sah er sich vor allem deshalb ungern an, weil ihm als Perfektionisten immer wieder Kleinigkeiten auffielen, die man hätte besser machen können. Vor allem aber Conventions und dem Star-Trek-Fanrummel konnte Kolbe kaum etwas abgewinnen und sagte entsprechenden Anfragen stets ab.
Ähnlich entschieden äußerte sich Winrich Kolbe auch über seine deutsche Heimat, als er in einem Interview zu seiner Arbeit an der Voyager-Episode "Die Resistance" Auskunft gab und dabei klare Worte über den Schrecken fand, der von deutschen Boden ausgegangen ist. Seine Ausführungen haben dabei auch noch seinem Tod nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
"Ich denke als Deutsche haben wir eine einzigartige historische Verantwortung sicherzustellen, dass etwas derartiges niemals wieder geschieht. Wenn wir es richtig angehen, kann das ein Wegweiser für uns sein."
Vorschau.
Im nächsten Teil unserer Reihe geht es um einen Schauspieler, der aus der DDR in den Westen floh und sich schließlich auch jenseits des Großen Teiches als deutscher Schauspieler einen Namen gemacht hat. Dabei sächselte er in MacGyver, wurde in Babylon 5 von den Menschen getötet und warf mit Stühlen um sich, um endlich eine Star-Trek-Rolle zu ergattern… Quellen.
Altman, Mark A.; Gross, Edward: Captain's Logbuch. London, 1993.
Altman, Mark A.; Gross, Edward: Captain's Logbuch II. London, 1993.
Altman, Mark A.; Gross, Edward: Deep Space Logbuch. London, 1994.
Poe, Steven Edward: A Vision of the Future. Star Trek Voyager. New York, 1998, S. 299ff.
Mulgrew, Kate: Born with Teeth. New York, 2015.
Schuman, Beth: Winrich Kolbe. In: Voyager Now Newsletter vol. III, Nr. 01, Website hier.
Weiterführende Leseliste.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 00: David Hurst. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 01: Franz Bachelin. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 02: Walter Gotell. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 03: Jesco von Putkamer. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 04: Barbara Bouchet. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 05: Winrich Kolbe. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 06: Reiner Schöne. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 07: Gerd Oswald. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 08: Harry Groener. Star Trek, Deine Deutschen, Teil 09: Shimon Wincelberg.
Spoilerwarnung.
Diese Rezension beschäftigt sich mit dem dritten Short Trek "The Brightest Star" und sollte dementsprechend erst gelesen werden, wenn man die Mini-Episode und die erste Staffel Discovery bereits gesehen hat.
I. Einleitung.
Da wurde ich doch tatsächlich nach der letzten Rezension zu "Calypso" gefragt, was meiner Meinung nach einen guten Short Trek ausmachen würde. Ich musste schlucken und tatsächlich ein wenig nachdenken, bevor ich eine Antwort geben konnte.
Ein guter Short Trek lotet in meinen Augen den Hintergrund eines Charakters aus und ermöglicht ihm sich in einem Raum zu bewegen, für den es im Rahmen einer Fernsehepisode keinen Platz gibt. Er beleuchtet seine Motivation, seine Biografie und seine Werte näher, so dass man seine Handlungen innerhalb der Serie besser versteht. Dabei sollte sich ein solcher Kurzfilm an die Regeln der internen Chronologie der Serie sowie Star Treks halten, eine abgeschlossene Geschichte erzählen und den Zuschauer nach dem Ansehen mit dem wohligen Gefühl zurücklassen, einen besseren Eindruck vom größeren Ganzen erhalten zu haben.
Das ist natürlich eine Menge Holz und nicht unbedingt etwas, was man nach den ersten beiden Short Treks als Zuschauer erleben durfte. Ob der dritte Short Trek im Bunde diesem Anforderungskatalog auch nur im Ansatz gerecht werden konnte?
II. Story.
Friedvoll scheint das Leben auf Kaminar, der Heimatwelt einer primitiven Spezies namens Kelpianer, vor sich herzuplätschern. Das einfache Leben wird von einer Philosophie getragen, die den Daseinsschmerz durch eine Erlösung durch den Übergang in eine andere Welt beendet und somit das natürliche Gleichgewicht bewahrt. Um die friedvollen Gesellschaft und das sorgenfreie Leben ihrer Nächsten zu erhalten, opfern sich früher oder später die Einwohner einer fremden Spezies namens Ba'ul.
Als Mitglied einer privilegierten Familie wächst Saru mit seiner Schwester Siranna bei seinem Vater auf, der als Priester den Übergang der Einheimischen in die Hände der Fremden überwacht. Doch der junge Saru ist ein Querdenker: Immer wieder fällt er dadurch auf, die bestehende Ordnung zu hinterfragen, revolutionäre Ideen zu entwickeln und nach den Sternen zu greifen. Als sein Vater ihn beauftragt, ein Stück Ba'ul-Technologie zu entsorgen, das die Fremden bei einer ihrer Abholaktionen verloren haben, fasst sich der junge Mann ein Herz und handelt entgegen den Wünschen seines Familienoberhauptes. Statt der Aufforderung zu folgen setzt er sich intensiv mit dem fremden Stück Technik auseinander und kann schon bald ergründen, wie es funktioniert...
III. Lobenswerte Aspekte.
Backstory.
Discovery hat keineswegs alles schlecht gemacht. So sehen etwa die Uniformen der Serie wirklich stilvoll aus. Die Serie hat einige großartige Schauspieler in ihren Reihen. Und: Die Idee zur kelpianischen Spezies Sarus ist in der Tat eine der kreativsten, die Star Trek jemals hervorgebracht hat.
Dabei sollte zunächst einmal festgehalten werden, dass sie keineswegs neu ist, sondern Wurzeln in Ideen hat, die als Folgenidee "A Question of Cannibalism" bereits bei der Konzeption der Originalserie zur Diskussion standen. Aber erst mit Doug Jones' Engagement entstand ein leibhaftiger Vertreter dieser Spezies, der die Sternenflotte mit einem Dilemma konfrontiert:
Wie reagiert eine fortgeschrittene Zivilisation darauf, wenn eine andere Macht vernunftbegabte Wesen als Nahrungsquelle nutzt?
Denn immerhin sind die Kelpianer keineswegs mit einer Herde Kühe, Schafe oder Schweine vergleichbar. Es ist eine Zivilisation, die nicht nur eine Sprache, Sesshaftigkeit und ein Religionswesen entwickelt hat. Sie haben darüber hinaus auch Zugang zu Feuer, entwickelten eine Schrift, leben in komplizierten Sozialstrukturen, spielen Glücksspiele und betreiben Agrarwirtschaft genauso wie eine Textilfabrikation. Es ist die clever verpackte Frage, wo man als Fleischfresser die Grenze zieht, ohne dass man gleich von einer veganen Moralkeule über den Kopf geprügelt wird.
"The Brightest Star" versteht es trotz der Kürze der Zeit (und nicht zuletzt, weil das Thema in diversen Discovery-Episoden bereits als Vorlage genutzt wurde) genial, diese Stimmung einfühlsam einzufangen und den Zuschauer damit zu fesseln.
Mehr noch, man erfährt von den Opfern, die Saru gebracht hat, als er seine Heimatwelt verließ. Von der Ausweglosigkeit, die Mitglieder seiner Spezies, wohlwissend dass sie den Ba'ul ausgeliefert werden, täglich erfahren müssen. Und man ahnt, warum Saru so sehr an seinem Captain Philippa Georgiou hing, bevor sie durch Burnhams Machenschaften den Tod fand.
Die Darsteller.
Mein ungebrochener Respekt gilt einem jeden Schauspieler, der mitten in der Nacht aufsteht, mehrere Stunden beim Maskenbildner sitzt und dann seine Performance abliefert, als wäre es das normalste auf der Welt. Wenn seine Kollegen nach Hause gehen, kehrt er zum Maskenbildner zurück, um sich die teuren Prothesen in eienr nicht minder zeitaufwändigen Prozedur wieder entfernen zu lassen. Wenn es ihm dann auch noch gelingt, durch all das Make-Up hindurch Emotionen, Ausdruck und Leben zu transportieren, dass man als Zuschauer davon angesprochen wird, komme ich nicht umhin, diesen Darstellern meine absoluten Wertschätzung und meine tiefe Verehrung zuteil werden zu lassen. Sie sind es vor allem, die Star Trek zu der großartigen Science-Fiction-Show machen, die sie für Fans wie mich ist.
So kann man einen Veteranen wie Doug Jones - der auf Conventions einer der freundlichsten Menschen ist, den ich je auf einer solchen Veranstaltung getroffen habe - ruhigen Gewissens in einem Atemzug mit anderen großen Schauspielern wie Michael Dorn, Armin Shimerman oder John Billingsley nennen, die ihre Rollen einer schweren Maske zum Trotz stets mit einer eigenen Note ausfüllten.
Das Gleiche lässt sich auch für Sarus Familie sagen. Seiner Schwester Siranna (Hannah Spear) nahm ich die ehrfürchtige Kelpianerin ab, als hätte sie ihr Lebtag nichts anderes gespielt. Einen besonderen Narren allerdings habe ich an Sarus Vater Aradar (Robert Verlaque) gefressen, denn der Darsteller spielt das zweifelnde Familienoberhaupt, das einerseits die rebellischen Gedanken seines Sohnes unterdrücken muss, während er sie andererseits verstehen kann. All die Trauer in seinem Blick, als er in seiner Rolle als Priester junge Kelpianer an die Ba'ul opfert, trug entscheidend zur Verdeutlichung der verzweifelten Lage auf Kaminar bei. Denn obwohl Aradar zumindest im Ansatz zu wissen scheint, wass seinen Landsmännern außerhalb ihres Planeten blüht, hält er zum Wohl der Gesellschaft und seines Seelenheils an einer Religion fest, die offensichtlich als Alibi dient, um unschuldigen Seelen das unausweichliche erträglicher zu machen...
Zukunftsausblick.
Star Trek wäre nicht Star Trek, wenn die bestehenden Verhältnisse auf Kaminar für immer so bleiben würden wie sie sind. Natürlich weist Georgiou Saru darauf hin, dass er zu Lebzeiten nicht mehr auf seine Heimatwelt zurückkehren können wird, doch ich wage an dieser Stelle einmal die Prognose, dass die Serie früher oder später daraufhin arbeiten wird, die bestehenden Verhältnisse auf Kaminar radikal auf den Kopf zu stellen. Die Ba'ul sind – besser noch als die Klingonen – durch das moralische Dilemma ihrer streitbaren Ernährungsweise ein idealer Antagonist und es wäre ein völlig unverständliches Versäumnis, wenn man diese Vorlage nicht erzählerisch in einer der nächsten Staffeln ausschlachten würde. Hier nämlich hat sich Discovery einen originellen Inhalt erschaffen, den sie einmal ausgiebig behandeln könnte, ohne extensiv in der Trickschublade anderer Star-Trek-Serien wildern zu müssen.
Kritikwürdige Aspekte.
Logiklöcher.
Discovery kann scheinbar nicht ohne Logiklöcher existieren. Wie der Mond die Erde auf ihrer Umlaufbahn begleitet, so wirkt auch die Summe an Unstimmigkeiten wie ein Trabant, der sich der Gravitation der Serie nicht entziehen kann.
So ist es unglaublich schwer zu glauben, dass ein Mitglied einer Spezies, die scheinbar noch nicht einmal Metalle verarbeitet, eine so fortschrittliche Technologie wie ein Kommunikationsgerät bedienen kann. Man stelle sich einmal vor, ein oller Germane würde im Teuteburger Wald einen Laptop finden. Wie zum Teufel soll er damit irgendetwas anfangen, geschweige denn über Skype telefonieren können?
Hier findet abermals der Discovery-Trend Ausdruck, stets ein paar Schippen mehr aufzutragen, als die Glaubwürdigkeit noch gerade so zulassen würde. Natürlich ist Saru intelligent, aber mit einem Sprach-Interface zurechtkommen zu müssen wäre doch in seinem Fall viel nachvollziehbarer erschienen, als das Gerät durch Auseinander- und Zusammenbauen zu erschließen, obwohl es kein Äquivalent dazu in der kelpianischen Gesellschaft gibt.
Fragwürdig ist ferner, dass die Ba'ul das Signal von einer ihrer Nahrungsproduktionsstätten unter ihrer Kontrolle nicht auffangen, bevor die Föderation dies tun kann. Oder warum niemand von Sarus Familienmitgliedern das fröhlich blinkende und piepsende Gerät unter seinem Bett entdeckt.
Vor allem aber ist die Entführung Sarus als Mitglied einer Prä-Warp-Zivilisation aus dem Hoheitsgebiet einer konkurrierenden interstellaren Macht nicht nur ein eklatanter Bruch der Obersten Direktive, sondern auch noch höchst unglaubwürdigerweise mit Philippa Georgiou verbunden. Ich bin ja spätestens seit "New Eden" durchaus bereit zu akzeptieren, dass die Auslegung dieser Föderationsmaxime in den Pioniertagen der Organisation noch in den Händen der auf sich allein gestellten Captains liegen könnte, aber dass Georgiou als junger Lieutenant für die Befreiung Sarus in einem wie ein Weihnachtsbaum beleuchtetem Sternenflotten-Shuttle sorgt, wirkt dann doch arg an den Haaren herbeigezogen.
Fazit.
Für den dritten Short Trek hat sich Discovery eine ihrer besten Figuren aufgespart, deren Vergangenheit man genauer unter die Lupe nimmt. Das lohnt sich schon deshalb, weil man an ihm exemplarisch wirklich drängende Fragen unserer Zeit stellt – selbst wenn es sich dabei vor allem um Gewissensfragen bei der Ernährung handelt.
In nur dreizehn Minuten gelingt es der Folge ein passgenaues Bild der Heimat, Lebenssituation und Ausweglosigkeit eines jugendlichen Sarus zu zeichnen, deren Glaubwürdigkeit allein durch einige unnötige Logiklöcher geschmälert wird. Der Zuschauer aber wird am Ende einen besseren Eindruck einer der populärsten Charaktere innerhalb der Discovery-Crew belohnt, was diesen Short Trek zum sehenswertesten bis hier her werden lässt.
Bewertung.
Der eine Short Trek an dem sich alle anderen messen lassen müssen.
Schluss.
Statt nun beschreiben zu müssen, was einen guten Short Trek ausmacht, kann ich nun einfach mit dem Finger auf diese kleine Mini-Episode zeigen, denn sie macht fast alles richtig. Saru, ohnehin das Kronjuwel der gesamten Discovery-Serie, trägt die Story mit der Bürde seiner Spezies von ganz allein. Auch wenn derlei Voraussetzungen schon den Eindruck eines Selbstläufers vermitteln bleibt festzuhalten, dass den Produzenten eine wirklich runde Kleinstfolge gelungen ist, die ihresgleichen sucht und die Messlatte für kommende Beiträge hoch gesetzt hat.
Denkwürdige Zitate.
"Seit ich ein kleiner Junge war, sah ich, wann immer ich aufblickte, Hoffnung. Doch so wurde ich nicht erzogen. Wenn mein Volk zu den Sternen aufblickt, sieht es nur den Tod. Und alle begrüßen ihn; sie stellen ihn nicht in Frage."
Saru
"Wir danken dem großen Gleichgewicht dafür, dass es uns stetig Licht spendet und Wärme und für diese Mahlzeit."
Aradar
"Hätte das große Gleichgewicht gewollt, dass wir fliegen können, hätten wir Flügel."
Aradar
"Sieh ab und an auch mal nach unten. Es gibt auch dort Schönes zu sehen."
Siranna
"Sie haben uns mit einer Technologie kontaktiert, die nicht ihrer Spezies gehört. Sie wurde von den Ba'ul gestohlen, nicht wahr? Und Sie haben einen Signalgeber daraus gebaut! Der erste und einzige Kelpianer, der dazu fähig war eine solch' hoch entwickelte Technologie zu bedienen. Sie sind außergewöhnlich."
Philippa Georgiou
"Ist es mir gestattet, eines Tages zurückzukehren und meinem Volk zu helfen?"
"Es war schwierig genug die Sternenflotte davon zu überzeugen, für Sie eine Ausnahme zu machen. Sie haben ganz schön für Wirbel gesorgt. Wir erhalten nicht jeden Tag ein 'Hallo' von einem Mitglied einer Prä-Warp-Zivilisation. Es gibt viele komplizierte Regeln die mich davon abhalten noch mehr zu tun und ich fürchte das bedeutet, dass sie nie wieder nach Hause zurückkehren können. Sind sie bereit dafür, Mr. Saru?"
"Mein Platz ist nicht länger hier."
Georgiou und Saru
"Ich sah Hoffnung in den Sternen. Sie war stärker als die Angst. Und ich strebte ihr entgegen."
Saru
Weiterführende Leseliste.
Short Treks.
01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"
Einleitung.
Das Jahr ist noch jung, aber wie stets um diese Zeit glänzt die Star Trek
Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam-Babelsberg mit einem Blick auf eines der größten
Sportereignisse unseres Planeten. Der Super Bowl, das Finalspiel der beiden
Profiligen des American Footballs geht in seine dreiundfünfzigste Runde. In
Atlanta kämpfen die Los Angeles Rams und die New England Patriots um die
Prestige-reiche Krone des us-amerikanischen Nationalsports.
Doch warum schreibt ein kleiner Star-Trek-Blog ausgerechnet von einem hierzulande
bestenfalls im Nischenfernsehen beachteten Sport, dessen Endspiel zu allem Überfluss
an einem Sonntag mitten in der Nacht ausgestrahlt wird?
[P.S.: In der Folge wird immer dann, wenn von den Patriots die Rede
sein wird, auf die Stadt Boston verwiesen. Zwar ist den Autoren bewusst, dass die
Heimstätte der Mannschaft im Vorort Foxborough liegt, doch da auch das Stadion
des FC Bayern München in Fröttmaning steht, ohne dass jemand die Herkunft des
Vereins aus der bayrischen Landeshauptstadt anzweifelt, belassen es die Verfasser
bei dieser Simplifizierung]
A. Die konkurrierenden Städte
Die größere Stadt. Boston ist eine große Stadt. Allein im eigentlichen Stadtgebiet tummeln sich
etwas über 600.000 Menschen, doch in der Metropolregion sind es gar etwas mehr
als viereinhalb Millionen. Rechnet man nun den gesamten Wirtschaftsraum ein,
den Boston umfasst, kommt man sogar auf eine potentielle Anhängerschaft von
etwa acht Millionen Bürgern.
Doch Los Angeles ist bedeutend größer. Schon allein das Stadtgebiet fasst
beinahe vier Millionen; die Metropolregion ganze dreizehn Millionen und den
gesamten Wirtschaftsraum bevölkern gar ganze achtzehn Millionen Menschen. Im
Endeffekt leben in und um L.A. rund zweieinhalbmal so viele Personen wie in
Boston. Vorteil: Rams.
Die ältere Stadt.
Wer in Amerika von Boston spricht, der spricht von Tradition: Der Name zeugt
von den puritanischen Siedlungspionieren, von der legendären Tea-Party oder der Schlacht von Bunker Hill. Selbst wenn wir als Europäer dabei eher mitleidig schmunzeln –
für Amerikaner ist Bostons Gründungsjahr 1630 gemessen an der eigenen (recht
kurzen) Geschichte so etwas wie ein Urgestein ihrer Historie.
Doch während die Ostküste als erstes besiedelt wurde, benötigte der
Siedlerstrom etwas länger, um schließlich auch die Westküste der späteren USA
zu erreichen. Doch da die erste (europäische) Besiedelungswelle Kaliforniens von Spaniern aus Mexico (!) ausging, liegt auch das Gründungsdatum der 'Stadt der Engel' in vergleichsweise ferner Vergangenheit (für
US-Verhältnisse). Aber mit einem Gründungsjahr von 1781 liegt es noch immer 151
Jahre hinter dem der Ostküstenmetropole. Vorteil: Boston.
Die wichtigere Stadt.
Worin drückt sich die Wichtigkeit einer Stadt aus? In der politischen
Bedeutung?
Da hat nämlich Boston die Nase vorn, denn im Gegensatz zu Los Angeles, die in
Regierungsangelegenheiten nach Sacramento schauen müssen, liegen auch die
Regierungsgebäude des genzen Bundesstaates innerhalb der Stadt.
Oder sollte man eher den Global City Index zu Rate ziehen, der Städte nach
wirtschaftlichen, medialen und kulturellen Gesichtspunkten auflistet?
Dort kommt Boston auf einen stolzen vierundzwanzigsten Platz, hat aber
gegenüber Los Angeles auf Rang sechs eindeutig das Nachsehen (Berlin landet in
diesem Ranking übrigens auf der sechszehn).
Als Zünglein an der Waage soll daher die eher auf ökonomische Belange
ausgerichtete Einteilung des GaWC (Globalization and World Cities Research Network) dienen, das Städten für ihre weltweite Bedeutung Noten verleiht, die
von Alpha bis Gamma reichen. Während es aber Los Angeles immerhin in die
Alpha-Wertung schaffte, liegt Boston lediglich auf einem Beta-Plus-Rang (Berlin
liegt mit einem Beta-Platz ohne Plus deutlich abgeschlagen dahinter). Vorteil: Rams.
Entfernung zum Austragungsort.
Noch vor zwei Jahren hatte das Team aus Atlanta noch selbst größte Hoffnungen,
den Super Bowl zu gewinnen, doch man musste sich den New England Patriots aus
dem 1.500km entfernten Boston geschlagen geben, die ihr Reiseziel nunmehr in etwa zwei
Flugstunden erreichen.
Noch länger unterwegs sind die Spieler aus dem warmen Kalifornien,
die stolze 3.100km zu überwinden haben und mindestens vier Stunden in den Endspielort fliegen müssen. Vorteil: Patriots.
Die größere Nummer im Sport.
In der Regel wird die Sportlichkeit einer Stadt anhand der Vertreter in den
vier großen nationalen Sportligen von Basketball, Baseball, Eishockey bis American Football gemessen. Doch selbst wenn man Fußball noch miteinbezieht,
kommen beide Städte auf die selbe Zahl von fünf Ligen, in denen sie präsent sind.
Wo in Boston allerdings je ein Team diese Ligen bereichert, hat Los Angeles
jeweils zwei Teams in jeder Liga zu bieten, auch wenn diese oft aus dem nahen
Anaheim stammen (was allerdings kein Problem ist, wenn man bedenkt, dass die
Patriots-Heimstätte Foxborough ähnlich außerhalb des Stadtgebietes von Boston
liegt). Man könnte allerdings darauf verweisen, dass Profi-Football in Los
Angeles zwischen 1995 bis 2015 gar nicht stattfand, da die heute noch von den
Fans misstrauischbeäugten Rams in dieser Zeit nach St. Louis zogen und damit der
einheimischen Anhängerschaft ziemlich vor den Kopf stießen.
Eines aber hat Los Angeles Boston als Sportstandort unwiderruflich voraus:
Während die Olympischen Spiele noch nie in der Ostküsten-Metropole gastierten
(ein Gebot für die Spiele 2024 zog die Stadt wieder zurück), war Los Angeles
bereits zweimal (1932 und 1984) Gastgeber dieses wichtigsten Sportevents der
Welt (und wird es auch 2028 ausrichten). Vorteil: Rams.
Berühmte Musiker.
Nachdem sich die Patriots in den letzten Jahren schon so oft für den Super Bowl
qualifiziert haben, habe ich an dieser Stelle schon ähnlich oft die großartige Musik
lokaler Bands (Hörbeispiele in den Links) wie Boston, Aerosmith oder Dick Dale gepostet. Natürlich gibt es
noch einige weitere Hausnummern wie etwa Godsmack, Pixies, Staind, Donna Summer, Rob Zombie, Aimee Mann oder die Dropkick Murphys, aber heute soll an dieser
Stelle einmal eine Band stehen über die man so oft stolpert, wenn man Bostons
Musikszene recherchiert, dass man über kurz oder lang nicht umhinkommt, auch dieses
Beispiel der Popmusik einmal zu spielen (zumal viele Mitglieder bekennende
Patriots-Fans sind): Die New Kids on the Block!
Vielleicht nichts auf quantitativer, aber immerhin auf qualitativer Ebene. Etliche der in dieser Stadt angesiedelten Serien boten für viele bekannte Darsteller
eine Heimstätte. In "Spenser" setzte Avery Brooks erstmals Ausrufezeichen, in "Cheers"
fand Kirstie Alley Unterschlupf.Und
während "Leverage" einerseits den Short-Trek-Darsteller Aldis Hodge präsentierte,
führte Jonathan Frakes bei dreizehn seiner Episoden Regie. In "Fringe" war der in
Boston geborene Leonard Nimoy das letzte Mal in einer Fernsehserie zu sehen.
Vor allem aber wird Boston für Star-Trek-Fans immer jene Stadt bleiben, in der "Boston Legal" spielt und William Shatner alias Denny Crane umgeben von anderen
Star-Trek-Schauspielern wie René Auberjonois, John Laroquette, Scott Bacula,
Jeri Ryan, Armin Shimerman, Ethan Philipps oder Michelle Forbes ein unterhaltsames Stück Star Trek an der Ostküste angesiedelt hat. Vorteil: Patriots.
Denny... Crane!
Fiktive Fans.
Nachdem es die Patriots schon so oft in den Super Bowl verschlagen hat, wird
man irgendwann müde, abermals von Peter Griffin aus "Family Guy" als Vorzeige-Fans
des Teams zu berichten, auch wenn der Verein Gegenstand gleich mehrererFolgenwar.
Stattdessen möchte ich eher die Gelegenheit nutzen, einen lediglich in Fan-Utensilien
bekleideten Dauerbargast aus "Cheers" ins Rampenlicht zu zerren, der als Vorlage
für eine besonders beliebte Figur im Star-Trek-Universum diente: Morn, äh, Norm!
Ein wenig trauriger sieht die Sache allerdings bei den Rams aus. Als so
ziemlich einzige in Los Angeles angesiedelte Serie bezog sich "Beverly Hills 90210"
einmal auf Football in der Stadt – jedoch auf die inzwischen nach Oakland
ausgewanderten Raiders.
Das Team wird woanders kaum erwähnt und wäre da nicht
eine Sesamstraßen-Folge, in der zwei Schafe mit Rams-Helmen durch das Bild laufen,
würde der Sieg in dieser Kategorie nur noch klarer an die Patriots gehen. Vorteil: Pats.
Berühmte Fans.
Als erfolgreiches und traditionsreiches NFL-Team ziehen die Patriots viele
beliebte Fans wie Mark Wahlberg (Bruder des NKotB-Mitgliedes Donnie), Chris Evans (Captain America),
Matt Damon (der Marsianer), Ben Affleck (Batman), Steven Tyler (Aerosmith),
Gisele Bündchen (Supermodell und zufälligerweise auch Ehefrau des Patriots-Quarterbacks
Tom Brady), Jon Bon Jovi (Schnulzensänger), oder John Cena (Wrestler) an.
Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Klubeigner Robert Kraft ist
nämlich nicht nur mit Elton John befreundet, sondern auch mit dem aktuellen
US-Präsidenten Donald Trump, der seinen Lieblingsverein in erwartbar
unstaatsmännischer Manier sogar mit einer Grußbotschaft bedachte. Der bereits
erwähnte Quarterback Tom Brady (den die Welt gar als 'Trumps verlorenen Schwiegersohn' bezeichnet) soll sogar einen "Make Amerika Great Again"-Hut in seinem Spind hängen haben.
Das inhaltliche Gegenteil dazu ist das eher liberale Hollywood und schnelllebige Los Angeles, wo viele
der Stars und Sternchen nicht nur froh darüber sind, wieder Profi-Football in
ihrer Umgebung sehen zu können, sondern sich in der Vergangenheit auch offen
gegen Trump und dessen Politik stellten.
So wundert es wohl kaum, dass Tom Morello, der Sänger von Rage Against the Machine (der
übrigens sogar in einer Voyager-Episode und "Der Aufstand" mitspielte) zu einem der innigsten Anhänger
des Vereins zählt. Desweiteren könnte man den Basketball-Star Magic Johnson, den
Terminator-Bösewicht Robert Patrick, den Brooklyn-Nine-Nine-Muskelprotz Terry Crews (der selbst einst für die Rams und bei Düsseldorf Rhein Fire auflief),
den "Machete"-Darsteller Danny Trejo oder den Peppers-Gitarristen Flea ins Feld schicken. Vorteil: Rams.
schon seit Jugendtagen Rams-Fan: Tom Morello
Maskottchen.
Das Maskottchen aus Los Angeles stammt eigentlich noch aus St. Louis und der
Schafsbock hört auf den sinnigen Namen "Rampage". Er verfügt über einen
sehenswerten Twitteraccount und ist ein knuffiger Zeitgenosse.
Dafür hat sein Gegenüber "Pat Patriot" sein Team bereits bei neun von zehn Super-Bowl-Auftritten
begleitet und seine Mannschaft stolze fünf Mal zum Sieg gejubelt. Auch er verfügt über
einen Twitteraccount, aber da er ein wenig aussieht wie Gaston mit Verstopfungen,
ist dieser etwas weniger sehenswert. Erschwerend kommt hinzu, dass seine diesjährige
Teilnahme am Super Bowl in den Sternen steht, da er von einem gegnerischen
Spieler in einem All-Star-Spiel so schwer getacklet wurde, dass er noch immer
an den Verletzungen leidet. Vorteil: Rams.
C. Der sportliche Rahmen.
Statistik.
Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Die Patriots sind die statistisch
bessere Wahl. Sie sind mit insgesamt zehn Super-Bowl-Teilnahmen (dieser nicht
eingerechnet) einsamer Rekordhalter. Schaut man einmal genauer hin, so muss man feststellen, dass die Bilanz erschreckend ausgeglichen ist: Fünf
Mal ging das Team aus Massachusetts als Sieger vom Platz; fünf Mal hingegen nicht.
Damit sind sie – von der schieren Menge der Teilnahmen einmal abgesehen – ebenso erfolgreich
wie die Indianapolis Colts, die Chicago Bears oder die Kansas City Chiefs.
Die Patriots haben aber den Großteil dieser Super-Bowl-Teilnahmen innerhalb der
letzten zwanzig Jahre errungen, was in einem so vom stetigen Wechsel bestimmten
Geschäft durchaus bemerkenswert ist, zumal dies bereits die dritte
Endspielteilnahme in Folge ist (während sie 2018 das Nachsehen hatten, konnten
sie die Vince-Lombardi-Trophy 2017 für sich beanspruchen).
Doch wirft man einen Blick auf's Papier steht für den Verein unglaublich viel auf dem Spiel:
Gewinnen sie dieses Spiel haben sie ebenso viele Super-Bowl-Siege wie der
bisherige Rekordhalter Pittsburgh Steelers auf dem Konto, doch wenn sie verlieren,
gehen sie als die Mannschaft mit den meisten Super-Bowl-Niederlagen in die
Geschichtsbücher ein. Bislang teilen sie sich diese rote Laterne noch mit den
Denver Broncos, deren Fans sicherlich auf ein Scheitern der Patriots hoffen.
Zudem hat es der einundvierzigjährige (!) Quarterback Tom Brady in der Hand, zum erfolgreichsten Spieler
aller Zeiten zu werden und als einziger Spieler der bisherigen Geschichte die
Trophäe sechs Mal zu gewinnen. Dabei kann es als gutes Omen gewertet werden,
dass er sein erstes Finale im Jahre 2002 gewann - gegen die Rams.
Die waren damals zwar noch in St. Louis beheimatet, gingen aber immerhin im Jahr
2000 als Super-Bowl-Sieger in die Annalen ein. Ein weiteres Endspiel verloren
die Rams 1980, als sie letztmalig die Anreise aus Los Angeles antraten. Damit
schaffen es die Rams auf insgesamt drei Teilnahmen, die allerdings allesamt ziemlich
lang zurückliegen. Im Jahre 2004 standen sie überhaupt das letzte Mal in den
Playoffs.
Beide Teams trafen seit 1974 insgesamt dreizehn Mal aufeinander. Von diesen
Begegnungen konnten die Patriots acht für sich entscheiden; darunter auch das
letzte Spiel im Dezember 2016 sowie den Super Bowl 2002. Von diesen acht Siegen
der Pats gelangen vier gegen Rams aus Los Angeles. Ein wenig Grund zur Hoffnung
mag da allein der Umstand geben, dass von den fünf Siegen der Rams drei auf das
Konto einer Mannschaft aus L.A. gingen. Vorteil: Pats.
Saisoneindruck.
Um es klipp und klar zu sagen: Die Statistik spricht für die L.A. Rams. Sie
konnten dreizehn der
regulären sechszehn
Spiele für sich entscheiden während den Patriots das nur elf Mal in dieser
Saison gelang.
Schaut man sich die Spielstatistiken beider Mannschaften an (Yards pro Spiel,
Rushing
Yards, Passing Yards
und Touchdowns) so haben auch hier die Rams die Nase vorn. Allerdings
sehen konnte. Und
gerade bei den Patriots als Gegner können die Zahlenspiele äußerst trügerisch
sein.
Die Stärke der Pats
liegt in der Offensive. Hier trumpfen sie mit dem Passempfänger Julian
Edelman auf. Auf ihn
sollte man während des Super Bowls achten. Zusammen mit Rob Gronkowski
und Tom Brady kann er
die Schlüsselfigur zum Sieg der Patriots sein. Die Defensive der Patriots ist
während der Regulären
Saison über sich hinausgewachsen und hat sich positiv entwickelt.
Sie steht einer punktestarken Rams-Offensive gegenüber, die vor allem durch das
Dreier-Gespann Jared Goff (dem Quarterback) Todd Gurley (Runningback) und
Brandin Cooks (Wide Receiver) glänzen kann.
Und hier kommen
wir schon zum ersten Problem der Rams. Todd Gurley sah im letzten Spiel
gegen die Saints
überhaupt nicht gut aus. Er könnte seine Position an C.J. Anderson verlieren.
Aktuell wird spekuliert, ob sich Gurley verletzt hat. Dies wurde aber von
offiziellen Stellen nicht
bestätigt, sodass er
wohl im Super Bowl spielen wird. Des Weiteren hat der Quarterback der Rams
eine Wachmannschaft vor
sich, die Offense-Line, die in der Liga ihresgleichen sucht. Brady hätte
die wahrscheinlich auch
gern, denn er mag es überhaupt nicht in der Pocket, dem Raum hinter
seinen Verteidigern,
gestört zu werden. Hier haben die Rams die Nase vorn.
Das letzte Duo, auf dass man achten sollte, wäre das gefürchtete
Defensivgespann Ndamukong Suh und Aaron Donald. Das sind zwei wandelnde
IKEA-Wandschränke auf Adrenalin. Sie werden es Bradys Verteidigung schwer
machen ihren Quarterback zu schützen.
Vorteil: Rams.
Die Trainerfrage.
Erfahrung vs. Innovation: Sean McVay ist der
jüngste Headcoach mit seinen dreiunddreißig Jahren. Als er noch die Schulbank
drückte, feierte Brady 2001 seinen ersten Superbowl-Triumph. McVay ist letztes
Jahr mit den Rams aus der ersten Runde der Playoffs geflogen (Wildcard gegen
die Falcons). Er hat seine Mannschaft in dieser Saison weiter ausgebaut und mit
guten Spielern aufgefüllt. Zudem ist er für einen dünnen Grundspielplan mit äußerst
vielen variablen Spielzügen bekannt. Das macht seine Taktik unberechenbar.
Auf der anderen Seite steht die Legende Bill Belichik, der gleichermaßen
geschätzt wie gehasst wird. Viele Skandale wie das Deflate- oder Spygate
belasten seine Karriere. Er neigt dazu, die Schwächen des Gegners radikal offen
zu legen und sie eiskalt auszunutzen. Er ist zudem bekannt für seine eiserne
Disziplin, er lacht selten und er hat einen Sinn für Talent. Die Playoffs und
der Super Bowl sind für ihn ein alter Hut. Er besitzt die Erfahrung, die McVay
noch fehlt.
Vorteil: Patriots.
Die Quarterbacks.
Jared Goff kam aus dem
Kindergarten als Brady 2001 seinen ersten Triumph feierte. Beide ähneln
sich in ihrer
Spielweise und bevorzugen die Würfe aus der Pocket. Sie laufen ungern selbst.
Brady
hat seinem Kollegen
allerdings etwas voraus, das in den USA als Comeback-Mentalität bezeichnet
wird. Neben Aaron Rodgers von den Green Bay Packers kann vor allem Brady einen Punkterückstand
wieder aufholen und lässt sich auch in einem Superbowl nicht von einer
drohenden Niederlage verunsichern. So
gesehen im Superbowl 51 gegen die Atlanta Falcons, als er in den letzten beiden Vierteln 25 Punkte
aufholte.
Goff musste diese Mentalität noch nicht allzu oft unter Beweis stellen.
Der Rams-Quarterback
spielt in seinem zweiten Jahr und ist ein Punkte-Garant, der es liebt die Mitte
anzuspielen und kurze
Pässe anzubringen. Die Patriots müssen seine Wurfrouten dicht machen um
selbst zum Zug zu
kommen. Das wird allerdings bei derart vielen talentierten Passempfängern
schwer, denn anders als
Bradys vorheriger Gegner, die Kansas City Chiefs, hat Los Angeles äußerst
schnelle Läufer, die
die gegnerische Verteidigung aussehen lassen können wie ein Schweizer Käse.
Brady wird
wahrscheinlich anders als Goff um sein Leben rennen müssen, denn die Rams
werden
sehr wahrscheinlich New
Englands Offensivlinie zerpflücken. Der alte Mann wird es also schwerer
haben als sein
Rams-Pendant.
Leichter Vorteil: Rams.
Image.
Es ist einerseits der Fluch der Dominanz und des Erfolges, der die Patriots belastet,
aber andererseits auch der Habitus des Vereins, die Grenzen des Erlaubten permanent
auszuloten. Die Vergangenheit des Teams ist entsprechend skandalumwittert:
Sie entschieden unter dem Trainer Bill Belichick einige Spiele mit zum Teil wirren
Regel-Auslegungen (die mitunter in der Abschaffung entsprechender Regularien
gipfelten), wurden dabei ertappt, wie sie die Zeichen eines gegnerischen
Defensiv-Coaches mit der Kamera ausspionierten und lösten einen wahren Aufschrei
aus, als Unregelmäßigkeiten beim Luftstand gegnerischer Bälle ans Tageslicht
kamen. So regnete es in beiden letztgenannten Fällen nicht nur Geldstrafen und
Sperren u.a. gegen Quarterback Tom Brady, sondern auch eine ziemlich schlechte
PR.
Immerhin verbinden einige NFL-Beobachter mit einem möglichen Patriots-Sieg auch
die Hoffnung, dass Brady und Belichick zurücktreten würden und endlich wieder
ausgeglichene Verhältnisse in der NFL einziehen.
Den Rams hingegen gelangt zum Nachteil, dass Tradition im US-Sport eigentlich ein
Fremdwort ist. Während man hierzulande stolz auf sein Land, sein Bundesland und
selbst auf seine, von Feinstaub zerfressene, Industrielandschaft auf seinen Verein
überträgt, sieht das in den USA ganz anders aus. Hier, wo es keine Abstiege,
sondern feste Mitglieder gibt, kann ein Clubchef seinen Verein wenn er will andernorts völlig neu
ansiedeln. So spielen oft Fernsehrechte, Absatzmärkte oder Einkommensverteilung
eine wichtigere Rolle als die Geschichte eines Vereins, die Gefühle der Fans oder die Verbindung der Klubleistungen mit der Heimat.
Unter derartigen Gesichtspunkten gesehen ist Los Angeles keine schlechte Wahl. Die Region ist der
zweitgrößte Binnenmarkt für Fernsehübertragungen, die spendierfreudige Filmindustrie
dominiert den Markt und nach etwa zwanzig Jahren Abstinenz sehnte sich die
Region nach einem Verein.
Den bekam sie 2016 in Gestalt der Rams, wobei man ergänzen sollte, dass der
Verein schon einmal in L.A. beheimatet war. Ursprünglich aus Cleveland 1946 an
die Westküste delegiert, verschwand das Team wegen
mangelndem Zuschauerinteresse, der überdimensionierten Heimspielstätte und der großen innerstädtischen Sport-Konkurrenz gen
St. Louis. Nachdem der einträgliche Markt nun lange genug brach lag, kehrten die Rams
nach einem Eigentümerwechsel 2016 wieder zurück.
Eigentlich ist LA heute also recht ausgehungert, aber die Rams haben bei ihrem letztem Abschied nach St.
Louis ziemlich viel verbrannte Erde hinterlassen.
Und die alten Probleme sind geblieben. Viele andere Sportarten – in doppelter
Vertretung – zehren an den Besucherzahlen. Hinzu kamen ein schwacher
sportlicher Start, ein sinkender Saisonticketabsatz sowie geringe Merchandise-Verkäufe,
so dass das Projekt schon bald weit hinter Erwartungen zurückblieb. Die Stadt,
in der ohnehin die nach Oakland abgewanderten Raiders größere Beliebtheit genossen,
landeten in einem Fan-Ranking aus dem Jahr 2018 auf dem vorletzten
Platz aller NFL-Teams. Seit dieser Saison müssen sich die Rams, die trotz
ihres Erfolges nur selten ein gefülltes Stadion aufweisen konnten, auch noch der
Konkurrenz durch die aus San Diego hierherversetzten Chargers stellten. Das Team
steht also mit dem Rücken zur Wand und benötigt einen Super-Bowl-Sieg dringend,
um seinen riskanten Umzug zu rechtfertigen, die Kritiker verstummen zu lassen und
vor allem um das skeptische einheimische Publikum langfristig an sich zu binden. Vorteil: Patriots.
Expertentipp.
Die Wettbüros und Buchmacher sehen im Regelfall die New England Patriots leicht
im Vorteil. Doch nicht nur die – bekannte Fürsprecher finden die Schützlinge Belichicks
auch in Christoph 'Icke' Domisch, Björn Werner, Tonight-Show-Host Jimmy Fallon,
dem früherer Redskins-Quarterback Joe Theisman, dem Packers-Linebacker Clay
Matthews, (der englischsprachigen) Alexa und der Mehrzahl der amerikanischen Sportjournalisten.
Einziger größerer Fürsprecher der Rams ist im Moment (neben dem wirklich großen Shaq O’Neal) vor allem die EA-Madden-Simulation, die von einem knappen Sieg der
Rams ausgeht. Vorteil: Patriots.
Unsere Analyse.
Beide Mannschaften sind
in der Saison 2018 nicht aufeinandergetroffen. Das letzte
Aufeinandertreffen fand
2016 unter anderem Trainer, aber schon mit dem damaligen Rookie Jared
Goff statt. Brady
konnte dieses Spiel vor zwei Jahren für sich entscheiden, allerdings traf er
auf einen
jungen unerfahrenen
Quarterback. Goff hat unter McVay viel dazu gelernt und kann Brady die Stirn
bieten. Er wirft präzise
schnelle Pässe zu jedweder Position im Feld und kann sich recht gut an
widrige Umstände anpassen
(so gesehen im vorigen Spiel gegen die Saints). Die Wettbüros in den
USA sind sich in diesem
Matchup einig, dass sie sich nicht einig sind. Es gibt hier keinen klaren
Favoriten und auch ich
tue mich schwer damit hier Position zu beziehen. Das liegt vor allem an
Tom Brady.
Es ist egal, ob man ihn
mag oder nicht, man muss einfach zugeben, dass er selbst mit 41 noch Siege
einfahren kann. Das
liegt nicht nur an Belichik, seinem Trainer. Brady musste stets über sich
hinauswachsen um etwas
zu erreichen. Beim Draft, dem NFL-Auswahlverfahren für neue Spieler,
im Jahr 2000 hätte
keiner einen Cent auf Brady gegeben. Das ging ihm zwar sehr an die Substanz,
wie er in Interviews
immer wieder betont, aber er hat sich hoch gekämpft und ein Jahr später den
ersten Super-Bowl-Ring
am Finger gehabt. Und genau diese Art zu spielen und zu kämpfen müssen
die Rams fürchten. Ja,
er ist langsamer als früher und läuft gar nicht gern selbst, aber seine Pässe
und sein
Spielverständnis überscheinen alles, was Goff bisher zu bieten hatte.
Brady startete seine
Superbowl-Karriere übrigens gegen die Rams und besiegelte damit deren lange
Durststrecke
bis heute. Nun können die Rams es ihm heimzahlen und vielleicht seiner
Karriere den nötigen
Todesstoß versetzen. Aber wenn es nach Brady geht, wird er uns wohl noch
ein wenig erhalten
bleiben, da kann auch Gisele nicht viel machen.
Rein emotional würde
ich lieber die Rams als Superbowl-Sieger sehen und sie haben definitiv die
Mittel dazu, ebenso wie
die Eagles letztes Jahr. Objektiv betrachtet wiegen Bradys und Belichiks
Erfahrung viel zu
schwer um sie außer Acht zu lassen und deswegen wird New England wohl als
Sieger vom Feld gehen.
Vorteil: Patriots.
Tierorakel.
Unsere Super-Bowl-Vorschau wäre aber nicht vollständig, wenn wir nicht auch
noch Vorhersagen miteinberechnen würden, die von Tieren abgegeben werden, denn
manchmal erweisen sie sich als treffender als so manche ellenlange Analyse.
Die Tierwelt ist sich überhaupt nicht einig:
Die eine Hälfte, wie Pandas, Schildkröten, Seelöwen,
Hasen, Bären, Tiger sieht die Patriots vorn, während die andere Hälfte wie Rochen,
Schweine, Meeresschildkröten,
haarlose Meerschweinchen, Elefanten,
Schimpansen von einem Sieg der Rams ausgehen.
Lösen kann diesen Konflikt aber wohl nur die Mutter der Super-Bowl-Vorhersagen: Das Welpen-Orakel von Jimmy Fallon!
Vorteil: Patriots.
Tipp Royal.
Als besonderes Schmankerl können wir Euch auch dieses Mal die Einschätzung vom Potsdam-Royals-Spieler Denis Rösner präsentieren. In diesem Jahr möchte ich meine Einschätzung etwas kürzer präsentieren, da abermals die New England Patriots das Endspiel der NFL erreicht haben. Die Mannschaft um Star-Quarterback Tom Brady, der mittlerweile mit einundvierzig Jahren einer der ältesten Spieler der NFL ist, schaffte es auch dieses Jahr mit einer konstanten Leistung die Spiele für sich zu entscheiden. Die solide und zuverlässig aufspielende Defense der Patriot sorgte während der Saison und in den Playoffs schließlich für die Teilnahme am Super Bowl. Der findet dieses Jahr in Atlanta statt und wird von der ganzen Welt mit Sehnsucht erwartet. Auf der anderen Seite werden die Los Angeles Rams das Feld betreten. Die noch recht junge und - was Superbowl-Teilnahmen angeht - unerfahrene Truppe muss sich aber definitiv nicht verstecken. Hier wird die Defense eine enorm große Rolle spielen, wenn die Rams Tom Brady stoppen wollen. Gelingt Ihnen dies nicht, wird es ein langer Tag für das Team von der Westküste. Um die Trophäe gen Himmel recken zu können muss ein fehlerfreies Spiel her. Ein bis zwei Griffe in die bekannte Trickkiste helfen hier sicher auch weiter. Mein Fazit ist, dass die Rams durchauch Chancen auf den Titel haben. Jedoch ist ein großer Faktor in nahezu allen Endspielen im Sport die Erfahrung. Nicht jeder vermag es auf den Punkt abzuliefern. Schon gar nicht wenn die Ränge mit Tausenden Fans gefüllt sind. Die Atmosphäre ist den Patriots gut bekannt, weshalb sie vermutlich schneller ins Spiel finden werden. Da man Erfahrung nicht trainieren kann, könnte es hier Nachteile für die Los Angeles Rams geben. Letztendlich glaube ich aber, dass der Altmeister es den Jungen Wilden noch einmal beweisen will und das auch tun wird. Mein Tipp: 21:17 für New England. Vorteil: Patriots.
Dennis Rösner (links) von den Potadam Royals, GFL1
Endergebnis.
Am Ende fällt unser Ergebnis ähnlich aus wie die allgemeine Tendenz, die zumeist für einen Sieg der Patriots spricht, auch wenn es - nicht nur in unserem Fall - eine äußerst knappe Angelegenheit ist. Wer dennoch Schwierigkeiten hat, seine Sympathien zu verteilen, dem sei zum Abschluß noch diese finale Entscheidungshilfe gegeben:
Im Großen und Ganzen dreht es sich beim Super Bowl LII im Kern um das Duell von jung gegen alt, um ein neues aufstrebendes Team gegen die bisherigen Platzhirsche oder um Zukunft gegen Vergangenheit.
Ein wenig ist das Duell zwischen den Rams aus Los Angeles und den Patriots aus Boston damit auch stellvertretend für den Konflikt des neuen Star Treks gegen das alte, dem aktuellen Spock gegen den Originalen oder auch um die Umsetzung moderne Serienideen gegen traditionelle Sehgewohnheiten. Glücklich sind da vor allem die, die mit beidem kein Problem haben, denn ihnen steht zumindest ein unterhaltsamer Sportabend bevor.
D. Das Nachspiel.
Der Super Bowl ist natürlich mehr als nur ein Sportereignis. Es ist ein Tag, an
dem amerikanische Kultur gefeiert wird, mit all dem, was uns als Europäer im Allgemeinen
oder Deutsche im Speziellen manchmal befremdet. Andererseits hat es häufig
einen großen Unterhaltungswert, wenn man bereit ist, den ganzen Rummel mit
etwas Humor zu beobachten.
Werbung.
Eines der Highlights ist auch immer die Werbung, die während des Spiels in
Amerika geschaltet wird. Als europäischer Zuschauer bleiben einem die vielen
Unterbrechungen zwar erspart, doch tatsächlich sind diese kleinen Spots nicht
nur sehr teuer, sondern oft sogar kreativer als der Einheitsbrei, dem man sonst
ausgesetzt wird. Allerdings sind die Zeiten, in denen wir sehnsüchtig auf einen Star-Trek-Trailer gewartet haben lange vorbei, und es ist ziemlich viel
Mittelmaß eingezogen. Es gibt ganz nette Spots von Michelob oder Stella Artois,
aber wir sind in Zeiten angelangt, in denen man sich freut, wenn Coca Cola gesellschaftliche
Vielfalt in einem seiner preisintensiven Spots propagiert.
Austragungsort.
Der Ort des Geschehens ist dieses Mal Atlanta, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia. Ins örtliche Mercedes-Benz-Stadion passen 71.000 Zuschauer, was schon allein deshalb eine Menge ist, weil das Ticket zwischen 2.500$ bis 3.000$ kostet.
Die Bundeshauptstadt ist übrigens der Geburtsort DeForest Kelleys und gilt nicht zuletzt deswegen unter der Hand auch als Heimat Leonard 'Pille' McCoys.
Nationalhymne.
Für uns ein wenig befremdlich (wir erinnern uns mit Grausen an Sarah Connors 'Brüh' im Lichte') wird vor dem Spiel die US-Nationalhymne von einer
einheimischen Künstlerin namens Gladys Knight vorgetragen. Dass die stimmgewaltige
Soul-Sängerin das verdammt gut hinbekommt, weiß man spätestens, seit sie
zusammen mit Stevie Wonder, Elton John und Dionne Warwick "That’s What Friends Are For" einsang. Sie war es übrigens auch jene Interpretin, die den Bond-Song zu "Licence to Kill"
beisteuerte.
Halbzeitshow.
Welch große Namen haben schon bei der Halbzeit-Show geglänzt! Die Rolling Stones, Bruce Springsteen, Michael Jackson, Aerosmith, U2 oder Prince. Es gab
Skandale wie die entblößten Nippel Janet Jacksons bei ihrem Tanz mit Justin Timberlake
oder die asynchron tanzenden Haie von Kate Perry, die sich tief ins kollektive
Gedächtnis aller damaligen Zuschauer eingebrannt haben.
Um so erstaunlicher, dass dieses Jahr kaum ein Künstler auftreten wollte. Das
hing allerdings mit dem Streit zwischen Spielern, die bei der Nationalhymne niederknieten
und dem Verband zusammen. Spätestens ab dem Punkt, als US-Präsident Trump sich
einmischte und den farbigen 49ers-Spieler Colin Kaepernick als 'Son of a Bitch' bezeichnete,
schlossen mehrere Musiker wie Cardi B, Beyoncé oder Jay Z einen Auftritt in der
Halbzeitshow kategorisch aus. Und so kam es, dass ausgerechnet die aus Los Angeles
stammenden Maroon 5 zusammen mit Big Boi (von Outcast) und Travis Scott die etwas
undankbare Aufgabe zukam, diese Lücke auszufüllen. Da mag man nur hoffen, dass wenigstens
Ton, Licht und Bühnenshow einigermaßen glatt über die Bühne gehen.
Schluss.
Das war es dann auch von unserer Seite! Strifes und Turon47 bedanken sich bei
allen, die so lange durchgehalten haben bis hier hin zu lesen. Und wer weiß; vielleicht
wollt ihr uns in den Kommentaren ja auch noch mit Euren Tipps zum Ausgang des diesjährigen
Super Bowls versorgen – wir freuen uns jedenfalls auf jeden, der mit uns mitfiebert…