Samstag, 15. Februar 2020

Turons Senf zu PIC S1Nr04 "Unbedingte Offenheit"



Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Unbedingte Offenheit", die vierte Folge der ersten Staffel von "Star Trek: Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und vorherige Episoden bereits gesehen hat.



Einleitung.
Die Goldenen Zeiten von Star Trek sind vorbei.
Damals, in den Neunzigern, als vom Erfolg einer Sendung namens "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert" beflügelt, Nachfolgeserien wie "Deep Space Nine" und "Voyager" ausgestrahlt wurden, erreichte die Franchise völlig neue Zuschauerschichten, unter denen es schon damals unterschiedliche Ansichten gab, welche Serie die beste sei.
Nach einigen traurigen Jahren des Stillstand ist nun wieder Bewegung in die verstaubte Kiste geraten. Sowohl "Discovery" als auch "Picard" sind auf Streaming-Diensten für die Fans hierzulande verfügbar und mit anderen Projekten wie "Lower Decks", einer weiteren Trickfilmserie oder einer Serie über die Sektion 31 sind weitere Angebote in Produktion.
Im Moment können sich Star-Trek-Anhänger ihren Favoriten aus acht (!) verschiedenen Serien aussuchen und dennoch schlägt den jüngeren Star-Trek-Ablegern streckenweise ungeahnter Hass entgegen.
Doch was hat es damit auf sich?
Bleibt "Picard" so sehr hinter den Erwartungen zurück?
Ist es andererseits gerechtfertigt, Picard zu einer Lichtgestalt zu erheben, die über Kritik erhaben ist?



Story.
Der junge Romulanerknabe Elnor ist der Freund eines älteren Menschen, der den Waisenjungen des Öfteren in seiner neuen Heimat Vashti besuchen kommt und ihm gar Geschenke mitbringt. Von ihm lernt er Fechten, erhält eine männliche Bezugsperson und sogar so etwas wie eine Vaterfigur in einem primär weiblich geprägten Umfeld. Doch eines Tages verlässt ihn der hochangesehene Sternenflottenadmiral aufgrund einer tragischen Nachricht den Planeten, auf dem sich die Verhältnisse schon bald nach seinem Abschied rasant ändern: Verbrechen, Armut und Fremdenfeindlichkeit greifen um sich, so dass selbst der Qowat-Milat-Orden nur oberflächlich für die Sicherheit sorgen kann.
Elnor absolviert eine Ausbildung und reift zu einem formidablen Kämpfer heran, auch wenn ihm eine Karriere im Nonnenorden letztendlich verwehrt bleibt.
Doch gerade, als sein Schicksal in einer Sackgasse zu enden scheint, trifft er jenen Menschen aus seinen Kindertagen wieder: Jean-Luc Picard, der dieses Mal ein verlockendes Angebot im Gepäck hat…



Lobenswerte Aspekte.

Feinschliff.
Jonathan Frakes ist wieder da! Der TNG-Darsteller auf dem Regiestuhl wirkt wie die perfekte Wahl für diesen Job in dieser Serie, zumal er mit seiner Aufsicht über Folgen und Filme wie "Datas Nachkomme", "Datas Hypothese" oder "Star Trek: Der erste Kontakt" über eine unabstreitbare Einsicht in die Materie der aktuellen Star-Trek-Serie verfügt, die wohl kaum ein anderer Kollege vorweisen können dürfte.
Umso erstaunlicher, dass die Folge stilistisch nicht schlechter oder bedeutend besser ausfällt als die seiner Vorgängerin Hanelle M. Culpepper. Zwar liefert auch Frakes eine handwerklich gut in Szene gesetzte Episode ab, die mit großartigen Aufnahmen, einem tollen Soundtrack und einer stringent erzählten Handlung glänzt, aber auch er setzt munter auf den großzügigen Einsatz unbeliebten Lens Flares, die Star Trek seit dem Abrams-Reboot nicht mehr abzuschütteln weiß.
Da die Regiearbeit also eher von Kontinuität geprägt ist, gilt es an dieser Stelle der Handlung einmal größere Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Story aus der Feder des Pulitzer-Preisträgers Michael Chabon ist der eigentliche Star dieser außergewöhnlichen Folge und immer dann besonders stark, wenn das in Scherben darniederliegende romulanische Reich zentriert wird. Dabei ist die Idee mitnichten neu oder dem genialen Geist Chabons entsprungen, sondern eine Wiederbelebung eines für Star-Trek-Verhältnisse vergleichsweise historischen Konzeptes: Bereits im Zusammenhang mit dem ersten Auftauchen der Romulaner in der TNG-Episode "Die Neutrale Zone" entwickelte man die Vision, das romulanische Reich unter den Angriffen durch das Borg-Kollektiv zusammenbrechen zu lassen, um den Bedrohungsgrad durch den neuen Feind mehr Gewicht zu verleihen. Doch Personalwechsel und vor allem der Autorenstreik in der zweiten Staffel TNG setzten diesen Planspielen ein jähes Ende, so dass nach nunmehr dreißig Jahren dieser verlorenen geglaubte rote Faden wieder aufgegriffen werden kann.
Das revolutionär Neue an Chabons Skript bleibt also eher, dass es sich detailreich mit den multiplen Auswirkungen der Evakuierung einer ganzen Zivilisation auseinandersetzt, ohne den Zeigefinger zu erheben. Dabei gibt es - im Gegensatz zu ähnlichen Ansätzen bei "Enterprise" - kein schwarz oder weiß; das Vorgehen, die Motivation und die Vorbehalte jeder Seite sind in diesem Zusammenhang verständlich und nachvollziehbar, so dass es schwerfällt, einer bestimmten Seite die moralische Oberhand zuzubilligen. Deutlich zeigt Chabon an dieser Stelle, dass 'gut gemeint' nur allzu oft das Gegenteil von 'gut gemacht' bedeutet und darin liegt der große Wert dieser Folge, die damit auch einen überdeutlichen tagesaktuellen Bezug zu unserer eigenen Lebenswelt aufweist. Die Flüchtlingskrisen Europas und Amerikas und ihre unterschiedliche Wahrnehmung fallen perfekt in dieses Erzählmuster und dass die romulanische Wiedergeburtsbewegung auf menschliche Standards umgemünzt auch mit "Make America Great Again" oder dem generellen Erstarken des rechten Randes auf der Welt gleichgesetzt werden kann, ist keineswegs ein Zufall, sondern dem löbliche Ziel geschuldet, Star Trek endlich wieder zu einer Science-Fiction-Franchise mit Anspruch und Moral zu machen.

Make Romulus Great Again!


Der Nebeneffekt dieser Prämisse ist auch eine Neuausrichtung der Romulaner, die über die Folgen der Evakuierung hinausreicht und weit in die Vergangenheit greift. Die Qowat Milat als Haufen schwertschwingender Ninja-Nonnen wirkt im ersten Moment ein wenig überambitioniert und wirft eine Menge Fragen auf.
Warum hat man zuvor nie von ihnen gehört?
Ist das nicht ein Widerspruch zu allem, was man bislang über die Romulaner weiß?
Und wo etwa waren die Kampf-Klosterfrauen, als Spock auf Romulus seine vulkanisch-romulanische Widervereinigungsbewegung betrieb?
Diesen Fragen muss ich an dieser Stelle entgegenhalten, dass in einem totalitären Staat wie dem romulanischen Sternenimperium nach außen hin nur selten oppositionelle Strömungen bekannt werden, dass wir bislang fast ausschließlich Einblicke in militärische Gesellschaftsaspekte erhalten haben und dass die Wiedervereinigungsbewegung nicht unbedingt eine große Deckungsgleichheit mit der explizit romulanisch-geprägten Glaubensgemeinschaft aufweist, in der Gefühle eine zentrale Rolle spielen.
Zudem ist die Qowat Milat eine geniale Erfindung, die viele Aspekte der bislang bekannten romulanischen Kultur ins Gegenteil verkehrt. Statt Geheimniskrämerei gilt hier unbedingte Offenheit und statt einer Welt, in der männliche Prätoren das Sagen haben, entwirft Chabon hier einen elitären Frauenclub, der Männer diskriminiert, um das Thema Feminismus aus einem ähnlich gespiegelten Blickwinkel zu betrachten.
Der große Gewinner des Ganzen ist die bislang doch eher einseitig proträtierte romulanische Gesellschaft, die plötzlich an Tiefe gewinnt. Und auch hier gilt, dass dieser plötzliche Richtungswechsel keineswegs ohne Präzedenzfall ist: Wie etwa die Entwicklung der Ferengi (von einem der imperialistischen Hauptwidersacher in TNG zu einer harmlosen Händlerspezies bei DS9), der Cardassianer (von einer plumpen militaristischen Mittelmacht in TNG zu einer vielschichtigen Supermacht bei DS9) und vor allem der Klingonen (von einer intriganten Militärmacht in TOS zu einer Kriegerrasse ab den frühen Kinofilmen) zeigt, ist das Vertiefen kultureller Aspekte und der Wahrnehmung von Gesellschaften ein beständiges Thema bei Star Trek.
Diese zentralen Merkmale Star Treks hat Chabon bislang besser verstanden als alle anderen Schreiber bei "Discovery" und auch "Picard" und nicht zuletzt deswegen fühlt sich diese Folge inhaltlich mehr in einer Traditionslinie mit TNG als jeder andere Star-Trek-Erzählansatz der letzten elf Jahre.



Besetzung.
Konflikte, Konflikte, Konflikte!
Das neue Credo der Figurenzeichnung erhält in dieser Folge mehr denn je Gewicht: Elnor kann nicht mit Picard, Rios nicht mit Jurati, Raffi nicht mit Picard, Narek nicht mit Rizzo und so ziemlich alle Romulaner nicht mit Picard.
Alles zentriert sich abermals auf den namens- und tonangebenden Sternenflottenadmiral im Ruhestand Jean-Luc Picard. Der kämpft aber nicht nur mit dem massiven Gegenwind, der ihm auf persönlicher Seite entgegenschlägt, sondern darüber hinaus auch mit dem Instinkt ein Schiff zu führen und natürlich dem Alter. Abermals bietet Patrick Stewart eine mehr als stabile Performance, deren starker Kontrast bei seinen Auftritten im Rückblick und dem aktuellen Zeitrahmen seine Fähigkeiten selbst im fortgeschrittenen Alter nochmals unterstreicht.
Seine frühere Nummer Eins Raffi Musiker bleibt zwar betont streitlustig, aber Michelle Hurd verfügt nicht mehr über den Freiraum der letzten Episode und muss sich verstärkt in einem personell anschwellenden Team unterordnen, in dem ihr nur vereinzelte Ausrufezeichen gelingen.
Dr Agnes Jurati hat hingegen einige tolle Szenen mit Cristobal Rios und entpuppt sich mehr und mehr als eine zweite (bessere) Sylvia Tilly, deren Einwürfe vor allem wichtig für die Verständnisfragen des Zuschauers bleiben. Allison Pills Rolle auf dem Schiff bleibt ihm aber bislang ähnlich unklar wie ihr selbst.
Drei weitere Ausrufezeichen setzt Santiago Cabreras als Cristobal Rios. Einmal als Gastfreundschafts-Hologramm, ein zweites als taktisches Notfall-Hologramm Emmet und schließlich als Pilot, der seine Eignung in einer kleineren Raumschlacht unter Beweis stellen kann.
Der Star neben Picard bleibt in dieser Episode allerdings Elnor. Sowohl Ian Nunney als auch Evan Evagora wirken arg elfengleich, sodass der Vorab-Vergleich zum "Space-Legolas" nur umso zutreffender wirkt, wenn man die Folge erst einmal gesehen hat. Er beschert der Franchise die grausamste Todesszene seit dem Ableben Dexter Remmicks und ob ein Schwert in einer Welt, in der Disruptoren über keine Betäubungseinstellung verfügen eine gute Waffenwahl darstellen, bleibt in kommenden Folgen zu beweisen. Das Gleiche gilt für die erwachsene Version des Kampfknaben, der bislang eher an einen wankelmütigen Teenager erinnert, als an einen Bodyguard. Darin liegt das Potenzial des Charakters, der in dieser Folge in erster Linie durch seinem Kinderdarsteller zu überzeugen wusste (auch wenn mich die Situation, in der er mit den Worten "Er kommt! Er kommt!" zu seinen Nonnen rannte, ein wenig an die Rügenwalder-Mühlenwurst-Werbung erinnerte).
Rechtzeitig zum Valentinstag erhält auch Soji Asha einige private Momente, zu denen an dieser Stelle einmal eine Lanze gebrochen werden muss:



Die Szene, in denen sie und Narek barfuß über das Deck schlittern, scheinen bei vielen Fans unpopulär zu sein, aber sie bieten der Wissenschaftlerin einen willkommenen Ausbruch aus einer Arbeitswelt, die vom Schrecken der Borg geprägt ist. Isa Briones setzt in diesem Zusammenhang mehrere Ausrufezeichen, unter denen die dezente Kopfbewegung (die arg an Lal und Data erinnert) eines der stilvollsten bleibt.
Nareks Professionalität als Spion ist in dieser Folge deutlich zu erkennen, auch wenn seine offene Abneigung gegen Rizzo mehr und mehr offensichtlich wird und mehr und mehr einen Seitenwechsel des Agenten heraufbeschwört. Dieser Schwebezustand wird von Harry Treadaway recht gut vermittelt, auch wenn die ersten Einblicke in seine Motivation nur weiter zur Ambivalenz seiner Rolle beitragen.
An Rizzo werden sich auch weiterhin die Geister scheiden.
Als Romulanerin wirkt Peyton List fraglos angemessen fanatisch, aber ihre sexuellen Avancen ihrem vermeintlichen 'Bruder' gegenüber genauso dick aufgetragen, wie die eher symbolisch gemeinte Würgeszene, die dem ganzen Motiv zusätzliches Unbehagen verlieh.
Der Rest der Besetzung glänzt abermals durch gutes Casting. Während Rebecca Wisockys Rhamda immerhin ein paar wichtige Andeutungen auf kommende Ereignisse gibt, können die Neulinge Amirah Vann (als Äbtissin Zani) und Evan Parke (als ehemaliger romulanischer Senator Tenqem Adrev) kurze, aber eindrucksvolle Gastauftritte hinlegen.
Allein Seven of Nines so grandioser wie überschaubarer Auftritt hätte mehr Sprengkraft gehabt, wenn Jeri Ryan nicht im Vorspann so prominent erwähnt worden wäre…



Neue Serienstil.
Mit dem Fan-Feuerwerk am Ende der Episode offenbart "Star Trek: Picard" in seiner vierten Folge schließlich ein Muster, der an diesem besonderen Gastauftritt festgemacht werden kann.
Die Serie verknüpft das reichhaltige Star-Trek-Universum nahtlos mit der eigenen Handlung und baut beständig serienübergreifende Informationen, Inhalte und Charaktere ein, um aus etablierten Erzählgegenständen eine völlig neue, eigenständige Handlung im größeren Rahmen zuvor etablierter Ereignisse zusammenzuzimmern.
Da kann es schonmal passieren, dass neben scheinbar beiläufig eingestreuten Kanon-Bezügen (wie etwa Picards Abneigung Kindern gegenüber, einer dezent auf dem Tisch platzierten Flasche romulanischem Ales aus dem zweiten Kinofilm oder der Erwähnung klingonischer Opern) ein romulanischer Bird of Prey aus der Originalserie auftaucht und Gastauftritte von Data, Hugh oder Seven of Nine Brücken zu anderen Star-Trek-Serien schlagen.
Natürlich kamen solcherlei Momente vereinzelt auch in diversen Einzelepisoden anderer Serien zum Tragen ("Besuch von der alten Enterprise", "Tuvoks Flashback" oder "Die dunkle Seite des Spiegels"), aber sie zum Gerüst einer ganzen Serie zu machen, war bislang allein dem Star-Trek-Bücheruniversum vorbehalten und in den Serien und Filmen eher die Ausnahme als die Regel.
Nun aber schickt sich erstmals eine Serie an, den reichhaltigen Kanon als einmalige Chance zu verstehen, viel tiefere Geschichten erzählen zu können, statt ihn als Stolperfalle oder Fortschritt-verhindernde Altlast zu behandeln.
Dieser völlig neue Ansatz ist natürlich nur in einer geschichtsträchtigen Franchise wie Star Trek möglich, in der acht Serien und dreizehn Kinofilme für genug Material sorgen, um derartige Geschichten zu erzählen. Und vor allem ist sie nur mit Personen möglich, die die grandiosen Ideen eines Michael Chabons mit dem reichhaltigen Fundus vergangener Serien und Filme zu verbinden.
Hier zeigt sich in erster Linie der Einfluss Kirsten Beyers, die hier die Fäden zieht. Als Buchautorin ist sie selbst bestens mit den herausfordernden Parametern einer solchen Erzählweise vertraut und bislang kommt man nicht umhin, ihr eine gute Arbeit zu bescheinigen.

Beyer (links im Bild) bei einem Gastauftritt?


Kritikwürdige Aspekte.

Tempo, Tempo.
Auch wenn "Unbedingte Offenheit" durchaus spannend ist, hat sich am vergleichsweise gemächlichen Erzählempo nicht viel geändert. Eine weitere Actionszene erhält Gesellschaft von einer kleineren Raumschlacht und es wird abermals deutlich, dass der Fokus eher inhaltlicher Natur ist, statt auf Action als lenkendes Element zu setzen. Es wird sogar mit jeder weiteren Folge deutlich, dass "Picard" tempotechnisch eher in der Erzähltradition TNGs steht, was im Hinblick auf den namengebenden Hauptcharakter (und dessen fortgeschrittenem Alter) durchaus Sinn ergibt.
Und dennoch gibt die mäßige Geschwindigkeit auch Anlass zur Sorge. Bei gerade einmal zehn Folgen innerhalb der ersten Staffel bedeutet das auch, dass bereits nächste Woche Halbzeit ist und die Anzahl der verbleibenden Episoden äußerst überschaubar erscheint.
Stellt man dem aber gegenüber, dass Jean-Luc Picard nun gerade einmal die Crew zusammengestellt hat, mit der er seine ungewisse Suche nach Datas Tochter bewerkstelligen will, wird das Damokles-Schwert sichtbar, das drohend über der Handlung schwebt: Denn entweder überschlagen sich die Ereignisse in den nächsten Episoden, um in einem weiteren überhasteten Ende zu kulminieren oder die Serie plätschert vor sich her um in einem gigantischen Cliffhanger zu enden.
Da "Star Trek: Picard" unmittelbar vor dem Ausstrahlungsbeginn um eine weitere Staffelbestellung erweitert wurde und diverse Stimmen von einer drei Seasons umfassenden Handlung sprechen, scheint alles auf letztere Möglichkeit hinzudeuten.
Doch dabei bleibt einiges Potential auf der Strecke.
So leiden etwa die Szenen auf dem Artefakt massiv unter den Abwesenheit Stewarts und bilden auch inhaltlich momentan eher Lückenbüßer für eine größere Entwicklung, auf die der Zuschauer noch immer wartet. Die Crew ist zwar zusammengestellt, weiß aber noch nicht allzu viel mit sich anzufangen. Und entscheidende Elemente wie die Ankunft auf Freecloud, der verhinderte Abschied Raffis oder der Besuch bei den Rikers stehen noch immer aus.
Es bleibt daher abzuwarten, ob das Tempo der Serie wirklich angemessen ist oder ob die Zeit, die man sich bislang herausgenommen hat, um die Geschichte zu erzählen, den Verantwortlichen am Ende des Tages auf die Füße fallen wird.




Kanonbrüche und Logiklöcher.
Dass Kirsten Beyer gute Arbeit leistet, zeigt sich auch mit den vergleichsweise überschaubaren Konflikten mit dem Kanon. Im Gegenteil; wenn man Picard munter fechten sieht, von Datas Katze Spot hört oder die stark an die Raumstation Deep Space 9 erinnernden Windturbinen auf Vashti entdeckt, freut man sich eher über die Sorgfalt, mit der hier gearbeitet wurde.
Zudem lassen sich viele offene Fragen auch leicht selbst beantworten.
Warum wird abermals Geld erwähnt?
Weil es sich bei Vashti um einen romulanischen Planeten handelt, der kaum mit der Föderation zu tun hat.
Warum gibt es trotz der positiven Star-Trek-Zukunftsvision derartige Armut auf Vashti?
Weil es sich bei Vashti um einen romulanischen Planeten handelt, der kaum mit der Föderation zu tun hat.
Warum hat man dieses praktische planetare Verteidigungssystem niemals zuvor in Star Trek gesehen?
Weil es sich bei Vashti um einen romulanischen Planeten handelt, der kaum mit der Föderation zu tun hat.
Das könnte man ewig so weiter spinnen.
So sind die Remaner nirgends zu sehen, weil sie sicherlich besseres zu tun haben, als mit ihren ehemaligen Unterdrückern auf einem Planeten zu siedeln (wenn sie überhaupt evakuiert wurden). Das Schild mit der Aufschrift "Romulans Only" ist auf einer romulanischen Welt vor allem deshalb auf Englisch gehalten, dass es Nicht-Romulaner auch verstehen können (es soll den Äußerungen von Zani zufolge auch noch Menschen auf dem Planeten geben und die anderen menschlichen Beschriftungen am Restaurant sind aus ähnlichen Motiven gar absichtlich beschädigt worden). Und Picard wirkt zu Beginn der Folge vor allem deshalb dem jungen Elnor so offen gegenüber, weil seiner Kinderphobie in Folgen wie "Das zweite Leben", "Katastrophe auf der Enterprise" oder "Erwachsene Kinder" genug Zeit zum Abkühlen gegeben wurde.
Dennoch wirkt Picard ein wenig von der Rolle.
Sein weißer Dress mag seine Unschuld repräsentieren, aber er lässt ihn auch wie einen Kolonialherren wirken, der den primitiven Eingeborenen kulturelle Errungenschaften wie Bücher bringt (auch der spannende Vergleich mit Klaus Kinskis Auftritt in Werner Herzogs "Fitzcarraldo" von dem ich irgendwo gelesen habe, gereicht Picard nicht unbedingt zum Besten).
Vor allem aber verstehe ich immer weniger die vierzehnjährige Selbstisolation Picards auf seinem Weingut. Wie kann er noch immer Data hinterhertrauern, aber dem Schicksal Elnors oder Raffi Musikers mit derartiger Gleichgültigkeit begegnen?
Da sehe ich noch klärenden Handlungsbedarf, denn es passt nicht zum Charakter der Sternenflottenlegende, derartig das Handtuch zu werfen und seinen Kopf im Sand zu vergraben.
Vier weitere Szenen lassen den Zuschauer aber verwundert zurück:
In jenem Moment, in dem Picard sein Holo-Programm pausiert, bleiben zwar die Vögel in der Luft stehen, aber das Feuer in seinem Haus brennt munter weiter.
Auf Vashti wirft Picard das "Romulans Only" Schild mit der Schriftseite zu Boden, aber als er darauf herumtritt, ist das Schild wie von Zauberhand gedreht.
Als wenige Szenen später Raffi Picard hochbeamt, scheint sie instinktiv zu wissen, dass sie auch Elnor mithochbeamen muss, obwohl bei der Kommunikation mit Rios' Schiff weder dessen Name fällt, noch ein Kommunikator seine Position verrät.
Und auch Seven of Nines fulminanten Auftritt plagt ein entsprechendes Manko.
Die La Sirena befindet sich nämlich zu diesem Zeitpunkt noch immer in Kampfhandlungen mit einem romulanischen Bird of Prey und sollte eigentlich ihre Schilde aktiviert haben…



Verschwörungstheorien.
Im Folgenden sollte nur weitergelesen werden, wenn man bereit ist, sich die Überraschung verderben zu lassen, denn an dieser Stelle folgen einige Überlegungen zu möglichen Richtungen, in die sich die Serie bewegen wird.
Also: Absolute Spoilerwarnung!

Auch in dieser Episode gibt es eine weitere Todesandeutung Picards und auch Juratis Rolle bleibt weiter unklar, zumal nichts darauf hindeutet, dass Commodore Oh irgendwelche Anstalten machen würde, die Umtriebe Picards im Auge zu behalten oder zu unterbinden.
Doch die Verschwörungstheorie dieser Woche dreht sich um den Last-Minute-Gast an Bord der La Sirena:
Seven of Nine.
Zwar versucht die Folge den Anschein zu erwecken, als hätte Picard den Umweg eingelegt, um Elnor für seine Sache zu rekrutieren, doch es ist erstaunlich, wie gut er über die Fenris-Ranger unterrichtet ist, die in der Gegend unterwegs sind.
Bei der Berliner Premiere der Serie (ich bitte um Verzeihung, dass ich sie an dieser Stelle abermals erwähne) erzählte mir Jeri Ryan nämlich bereits, dass ihr Charakter zu dieser Gruppe gehören würde.
Mit dieser Information in Kombination mit dem Umstand, dass Picard sofort erkannte, wer der Pilot des fremden Schiffs war, lässt dies den Schluss zu, dass er nicht nur Elnor in seiner Mannschaft haben wollte. Ihm war bewusst, dass er für eine Operation in romulanischem Territorium auf die Hilfe von Experten angewiesen sein würde - eine Rolle, die Seven of Nine nun innerhalb der Serie problemlos bekleiden kann.



Synchronisation.
Sieht man vom obligatorischen Siezen ab, das sich auch in dieser Episode hartnäckig hält, bleibt die deutsche Synchronisation auf einem stabilen Level. Nachdem Ernst Meincke bereits als Synchronstimme Picards verpflichtet wurde, gelang es auch Anke Reitzenstein für die Rolle Seven of Nines zu gewinnen.
Desweiteren fällt das unnötige "fucking" aus dem englischen Original weg (auch wenn es durch ein unwesentlich abgeschwächtes "Scheiß" ersetzt wurde, vgl. Denkwürdige Zitate) und auch der sanfte Hinweis Picards, der Datas Tochter nach dem englischen Titel der entsprechenden Folge als "Offspring" bezeichnet, wird mit einem passenden "Nachkomme" geglückt ins Deutsche übertragen.



Fazit.
In einer Folge, die sich größtenteils um Jean-Luc Picard und den jungen Romulaner Elnor dreht, gelingt es "Star Trek: Picard" vor allem, durch ein Drehbuch zu glänzen, das sich mit den Folgen des Zusammenbruchs des romulanischen Imperiums auf eine nie zuvor gezeigte Weise nähert. Auch wenn andere Handlungsaspekte sehr kurz kommen, gelingt damit eine eindrucksvolle Episode, die darüber hinaus zeigt, dass "Picard" ein völlig neues Serienkonzept zugrunde liegt, das nicht nur bloßen Fanservice betreibt, sondern die Möglichkeiten, die sich bei Star Trek bieten, erstmals ausschöpft, um eine Geschichte zu erzählen, die seinesgleichen sucht.


Bewertung.
Gut gemacht.







Schluss.
Die Goldenen Zeiten Star Trek kehren trotz des momentanen Booms an verschiedenen Serien nicht wieder. Vor allem, weil sich eine Zivilisationserrungenschaft in den Weg geschlichen hat, die es zum Start von TNG noch nicht gegeben hat: Das Internet.
Zwar hat diese Erfindung viel Gutes geleistet, doch längst hat sich das Gewicht von Wissensvermittlung hin zu Statusmeldungen verschoben. Es ist einfacher geworden, etwas im Internet mit hundertachtzig Zeichen herunterzuputzen (und noch Platz zu lassen), als sich wirklich mit einem Thema auseinanderzusetzen und fundierte Kritik zu üben.
Und wer weiß heute schon noch, dass TNG beim Fernsehstart im Jahre 1987 von vielen Originalserien-Fans vehement abgelehnt wurde?
Dass die Filme J.J. Abrams' bei den älteren Fans hingegen abgelehnt werden, gehört hingegen längst zum Grundwissenstand eines jeden Star-Trek-Anhängers.
Seitdem hat es jede neue Serie schwer.
Und obwohl Star-Trek-Anhänger dieser Tage die einzigartige Gelegenheit haben, aus acht (!) verschiedenen Serien ihren Favoriten zu wählen, verbringen viel zu viele Internetkommentoren ihre Zeit noch immer damit, mit flüchtigen Unmutsbekundungen eine moralische Oberhoheit ihrer Lieblingsserie und vor allem ihrer Sichtweise zu beanspruchen.
Dabei könnten die Meinungen nicht noch weiter auseinandergehen: Während die einen sich noch mehr Treffen mit altbekannten Charakteren herbeisehnen, beschwören die anderen ein Übermaß an Fanservice.
So wird bestenfalls deutlich, welch immensen Spagat die Produzenten leisten müssen und wie schwierig es heutzutage ist eine Serie zu schaffen, die ein möglichst breites Publikum anspricht. Kritik, die früher nur selten an das Ohr von Produzenten gelangte, schlägt heute hohe Wellen in einer Welt, die eng miteinander vernetzt ist und in der ein kurzer, hasserfüllter Tweet mehr Personen erreicht als seitenlange Analysen.
Meinungen werden in der Hektik unserer Zeit vor allem schnell gefasst, obwohl gerade der Umstand, dass es Star Trek seit mehr als fünfzig Jahren gibt, davon zeugt, dass etwas an Star Trek diesem Trend seit Jahrzehnten entgegenwirkt.
Wer will, findet das auch in "Picard".
Aber man muss es eben wollen wollen.



Denkwürdige Zitate.

"Versprechen sind ein Gefängnis, Elnor. Leg Dich niemals selbst in Ketten."
Zani

"Tja, der Weltraum ist echt superlangweilig. Wer hätte das gedacht?"
"Was haben Sie denn erwartet?"
"Keine Ahnung. Es ist so… so leer. Ich meine, ist ja auch klar, das steckt ja schon im Namen 'Weltraum'; es heißt ja schließlich nicht 'gewaltige Mengen an etwas'. Obwohl, wenn man darüber nachdenkt, es gibt mehr als drei Milliarden Sterne nur in unserer Galaxis und davon gibt's zwei Billionen und eine Septillion bekannter Planeten. Das sollte doch 'gewaltige Mengen an etwas' heißen. Immer dieser Fokus auf's Negative…"
Dr. Agnes Jurati und Cristobal Rios

"Ich hasse dieses Scheiß Gastfreundschaftshologramm!"
Rios

"Hören Sie, ich will ganz offen zu Ihnen sein…"
"Oh, das wäre eine erfrischende Abwechslung!"
Raffi Musiker und Jean-Luc Picard

"Außerdem ist Vashti eine Brutstätte für die romulanische Wiedergeburtsbewegung. Aber Sie wollen mal kurz 'Hallo' sagen und sich fix 'ne Nonne aussuchen!"
"Oh, okay, also jetzt muss mir irgendwer erklären worüber wir hier sprechen…"
"JL will einen Attentäter anheuern…"
"Sie sind keine Attentäter! Und anheuern kann man sie auch nicht! Die Qowat Milat wählen selbst aus, wem sie folgen."
"Romulanische Krieger-Nonnen."
"Gibt's so was wirklich? Ist ja abgefahren…"
Raffi, Jurati, Picard und Rios

"Wissen Sie noch, wie damals unser Leitspruch war?"
"Immer ein Ding der Unmöglichkeit nach dem anderen."
Raffi und Picard

"Findet noch irgendwer, dass der 'Weg der unbedingten Offenheit' potentiell nervig klingt?"
Jurati

"Mit 'nem Geldgeschenk macht man nie was verkehrt…"
Rios

"Keine Uniform, kein Abzeichen, kein Rang. Du kannst Dich überall auf dem Artefakt frei bewegen und Du weißt gewisse Dinge. Gehörst Du zum Tal Shiar?"
"Nein!"
"Und wenn doch, wäre die Antwort dann trotzdem 'nein'?"
"Ja."
Soji Asha und Narek

"Terranische Paasagierlisten sind öffentlich zugänglich, was geradezu schockierend für romulanische Verhältnisse ist."
Narek

"Was machst Du hier, Narek?"
"Das Gleiche wie Du. Ich folge einer unstillbaren Neugier."
Soji und Narek

"Weil Sie nicht in der Lage waren alle zu retten, haben Sie keinen gerettet."
"Richtig, ich habe zugelassen, dass Perfektion der richtigen Sache im Weg stand."
Zani und Picard

"Sie haben mir von Data erzählt. Er hatte eine Katze namens Spot."
"Ja, ganz genau."
"Ich habe noch nie eine gesehen…"
"Also wenn Du uns begleitest, läufst Du vielleicht einer über den Weg."
Elnor und Picard

"Bitte, mein Freund, wähle das Leben."
Elnor

"Ich bedauere Deine Wahl."
Elnor

"Ich gebe Dir und Deinem Samen noch eine Woche. Wenn Wir dann den Aufenthaltsort nicht kennen, gibt es wieder wie früher Schmerz und Gewalt."
Narissa Rizzo

"Sie schulden mir ein Schiff, Picard…"
Seven of Nine

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
10. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"


Sonntag, 9. Februar 2020

Turons Senf zu PIC S1Nr03 "Das Ende ist der Anfang"




Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Das Ende ist der Anfang", die dritte Folge der ersten Staffel von "Star Trek Picard" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und die beiden vorangegangen Folgen bereits gesehen hat.



Einleitung.
Kurz vor dem Start dieser Folge sickerten verstärkt Nachrichten durch, dass auch andere neue Star-Trek-Serien grünes Licht erhalten haben. Während eine Sektion-31-Serie mit Michelle Yeoh bereits soweit gediegen ist, dass die Dreharbeiten unmittelbar bevorstehen, haben die Produzenten darüber hinaus auch der Beliebtheit Pikes, Spocks und Nummer Eins' Rechnung getragen und überlegen nun, eine Serie um die Abenteuer der USS Enterprise vor der Übernahme des Kommandos durch James T. Kirk in Auftrag zu geben (was nach der Menge an Short Treks, in denen die drei prominent vertreten waren, nicht sonderlich überraschend wirkt). 
Ob diese wirklich umgesetzt wird hängt auch maßgeblich vom Erfolg von "Star Trek Picard" ab.
Doch die Frage bleibt:
Kann auch die dritte Folge der immensen Erwartungshaltung gerecht werden?



Story.
Nachdem der frühere Admiral Jean-Luc Picard bei der Sternenflotte abgeblitzt ist, versucht er nun auf eigene Faust, eine Crew zusammenzustellen und ein Schiff anzuheuern, um die verbleibende Tochter Datas oder zumindest Bruce Maddox zu finden.
Doch das scheint leichter gesagt als getan: Seine ehemalige rechte Hand Raffi Musiker hegt noch immer einen schweren Groll gegen ihn, der vorgeschlagene Pilot ist mit "gescheiterter Ex-Sternenflotten-Offizier" noch sehr wohlwollend umschrieben und eigentlich weiß Picard noch nicht einmal wohin er überhaupt fliegen will.
Doch allmählich fügen sich die Puzzleteile zusammen: Raffi findet den Aufenthaltsort des verschwundenen Kybernetikers Maddox, Cristóbal Rios nimmt seinen prominenten Fahrgast mit auf eine ungewisse Reise und selbst auf dem weit entfernten Artefakt feiert Datas 'Tochter' Soji Asha einen ersten - wenn auch sehr aufwühlenden - Therapierfolg mit einer ehemaligen Borgdrohne.
Doch Picards Aufbruch zieht die Aufmerksamkeit anderer Parteien auf sich und plötzlich wird die Sternenflottenlegende in seinem eigenen Weingut von einem Sonderkommando des Tal Shiars heimgesucht…



Lobenswerte Aspekte.

Feinschliff.
Das also war Hanelle M. Culpeppers dritter Streich in Folge! Kein Wunder, dass man den Eindruck erhält, als hätte hier die Gier nach Geld drei Folgen aus einem eigentlich zusammenhängenden Pilotfilm gestückelt, denn wie beide Episoden zuvor glänzt auch diese mit einem tollen Soundtrack, eindringlichen Szenenbildern und einem stringenten Erzählstil. An dieser Stelle sei auch der Schnitt zwischen Picards Weingut und dem Artefakt am Höhepunkt der Folge ausdrücklich gelobt, denn er vereinte die beiden Handlungsstränge auf geschickte Weise zu einem einheitlichen Ganzen.
Das Erzähltempo blieb im Vergleich zu den beiden Vorgängern auf einem konstant gemächlichen Niveau (was ich nicht als Kritikpunkt verstanden wissen will). Die einzig nennenswerte Action-Szene mit dem Sonderkommando des Tal Shiars auf Stippvisite im Chateau Picard wirkte da schon beinahe ungewohnt und konnte bestenfalls aufzeigen, dass sowohl Patrick Stewart als auch Jean-Luc Picard aus dem Alter heraus sind, in  dem sie sich noch gepflegt auf der Mattscheibe prügeln können.
So lag der Fokus auf einem ganz anderen Schwerpunkt: In "Das Ende ist der Anfang" sammelt sich Picard eine völlig neue Crew aus verschrobenen Individuen zusammen, weswegen die Folge auch entsprechend viel Zeit auf eine ausführliche Charakterzeichnung setzt. Erst im zweiten Anlauf werden Hinweise darauf verdichtet, was den Zuschauer in den verbleibenden sieben Episoden erwarten wird. Es ist eher ein Setup, das noch lange nicht abgeschlossen ist.
Treu werden uns in diesem Prozess wohl die Lens Flares bleiben, die zwar weniger markant, aber noch immer präsent sind. Genauso wie der obligatorische Fanservice, der nach einer verhältnismäßig zurückhaltenden Folge eine fulminante Renaissance erfährt. Er kulminiert schließlich im finalem "Energie!" aus dem Munde Picards, das wohl so oder so als Versprechen an die Zukunft gewertet werden kann - zumal er dem Zuschauer dabei in die Augen zu sehen scheint.



Baustellen mit Potential.
Nachdem der aufmerksame Zuschauer bislang größtenteils im Dunkeln tappen musste, wurde mittlerweile mehr oder weniger deutlich umrissen, welche großen Mysterien in "Star Trek: Picard" thematisiert werden.
Zuerst geht es um die persönliche Entwicklung der verschiedenen Charaktere.
Zum Beispiel Jean-Luc Picard, der in einer sich verändernden Welt an seinen Werten festhält, während das Damokles-Schwert seines fortgeschrittenen Alters und des irumodischen Syndroms über ihm schwebt. Oder Dr. Agnes Jurati, die Morgenluft wittert, weil ihre rein theoretische Forschungsarbeit erstmals wieder eine praktische Anwendung findet, wofür sie aber ihrer Natur zuwiderhandelt, indem sie die Sicherheit ihres Labors verlässt, um das Abenteuer im Weltraum zu suchen. Oder Raffi Musiker und Cristóbal Rios, die beide mit dem Stigma des gescheiterten Sternenflottenoffiziers hadern und ihren Platz im Universum finden möchten.
Daneben stellt sich natürlich auch die Frage nach der 'Mutter' Sojis (Mom?), die hier nicht nur ihre vermeintliche Tochter anlügt, sondern darüber hinaus Informationen weitergegeben hat, die ziemlichen Zündstoff bergen. Soji wird extern gelenkt und es bleibt die Frage, welche Pläne Bruce Maddox verfolgt und was sie mit den Borg zu tun haben.
Dem gegenüber stehen die Romulaner, denen das Artefakt gehört und die nur von außen betrachtet an Macht eingebüßt haben. Der Tal Shiar und mit ihm der Zhat Vash haben längst wieder in die Erfolgsspur gefunden und geschafft, die Föderation auf höchster Ebene zu unterwandern, sodass diese trotz des Wegfalls eines zentralen Kontrahenten völlig von der Rolle gefallen scheint.
Und schließlich bleibt der Zusammenhang zwischen den Borg und der romulanischen Mythologie, der scheinbar auch Zeitmanipulation umfasst. Allerdings bleibt dies einer der schwammigsten Erzählgegenstände, weil zum Einen bislang kaum genug Informationen gegeben wurden und zum Anderen, weil der romulanische 'narrative Rahmen' mit Tarotkarten, mehrdeutigen Zukunftsvisionen und eigenen Sprachschnipseln die spitzohrigen Cousins der Vulkanier nur noch näher in die Gesellschaft von Tolkiens Herr-der-Ringe-Elfen rückt.



Besetzung.
Der eigentliche Star der Serie ist und bleibt die Besetzung, auch wenn man allen voran abermals Patrick Stewart stellen muss. Der versucht redlich, Picard aus seinem langen TNG-Schatten zu befreien, indem er etwa nicht den Stuhl des Captains besetzen will, doch - nicht zuletzt vom Soundtrack und den Dialogen getragen - weiß der Zuschauer aus dem Stand heraus, dass  Picards Platz im Universum auf einem Raumschiff zu finden ist.
Stewart, dessen Charakter ja nicht von ungefähr der Namensgeber der Serie ist, trägt nicht zuletzt aus diesem Grund einen Großteil der Szenen und lässt dabei leider auch zuweilen die anderen Darsteller an seiner etwas verblassen.
Davon explizit ausgenommen bleibt Michelle Hurds Raffi Musiker. Ich mag befangen sein, seitdem ich die Schauspielerin bei der Berlin-Premiere von "Picard" kennenlernen durfte, aber sie versprüht auch auf der Mattscheibe eine ungeahnte Energie - auf eher unkonventionelle Weise.
Denn wenn einer der Charaktere das Sinnbild der Abkehr vom sauberen Image des Sternenflottenoffiziers repräsentiert, dann allen voran Raffi Musiker. Das fängt schon in ihrer Sprache an: Ihr Vokabular ist voll von 'farbigen Metaphern', die von "Bullshit" über "Ass" bis "Zur Hölle mit denen" reichen. Vor allem im US-amerikanischen Original gilt das gemeinhin als äußerst salopper Umgangston, der eine erhöhte Altersfreigabe rechtfertigen würde. Als wäre das nicht genug, raucht (Blütenblätter) und trinkt (aus der Flasche) die frühere rechte Hand Picards, den sie in Ablehnung sämtlicher von ihm ausgehender Autorität nach den Initialen seines Vornamens "JL" nennt (und das bereits während ihrer aktiven Dienstzeit!).
Trotzdem ist das bei Lichte besehen keineswegs ein Bruch. Raffi bedient nämlich Picards Vorliebe für unkonventionelle Charaktere, die sich auch trauen ihm unverblümt die Meinung zu sagen (man bedenke zum Beispiel die Beweggründe Picards, Riker zu seiner 'Nummer Eins' zu machen). So gesehen kommt die tolle Beziehung zwischen beiden, die sich umgehend auch auf den Zuschauer überträgt, nicht von ungefähr.
Für meinen persönlichen Geschmack wirkt Cristóbal Rios ein klein wenig zu sehr aus dem gleichen Holz geschnitzt.
Auch er raucht (Zigarre), trinkt (wenn er nicht gerade in einem Anfall spontaner Maskulinität Wunden mit seinem Weinbrand desinfiziert) und ist tätowiert (ein Präzedenzfall für den normalen Sternenflottenoffizier, für den das kein Teil seiner kulturellen Identität darstellt).
Aber es gibt ein cleveres Alleinstellungsmerkmal, für das die Autoren an dieser Stelle einmal für ihren Einfall gepriesen werden sollen:
Verschiedene Hologramme zu nutzen, die unterschiedliche Aspekte seiner Persönlichkeit und Vergangenheit darstellen, ist  geniales erzählerisches Mittel und ein cleverer Schachzug, um eine Figur wie die von Santiago Cabrera zu etablieren.



An Alison Pills Dr. Agnes P. Jurati können sich hingegen die Geister scheiden. Ihr omnipräsentes Schulmädchengrinsen mag dem ein oder anderen Zuschauer fraglos auf den Keks gehen, aber in den Parametern ihrer Rolle muss man ihr zubilligen, dass ihr eine schlüssige Darstellung der unsicheren Wissenschaftlerin gelingt.
Laris und Zhaban gelang es abermals, die vielen romulanischen Charaktere des Star-Trek-Universums um eine weitere Facette zu bereichern. Daher werden Orla Brady und Jamie McShane kommenden Folgen fehlen, denn gerade die Unterstützung, die ihre Charaktere Picard boten, verdeutlichte abermals, wie wichtig sie als Romulaner für die Handlung und als verlängerter Arm für einen gealterten Sternenflottenoffizier waren. Es bleibt zu hoffen, dass es in künftigen Folgen Evan Evagora gelingt, diese Lücke angemessen auszufüllen.
Isa Briones schafft es für Soji an Bord des Artefakts endlich, einen eigenen Handlungsstrang aufzubauen, der ihr eine ähnliche Bedeutung wie zuvor Dahj zukommen lässt. Sie hinterlässt einen guten ersten Eindruck, aber es bleibt abzuwarten, wie tragfähig dieser Erzählstrang am Ende ausfallen wird.
Der Rest des Cast kann in ein paar Sätzen abgehakt werden.
Jonathan del Arco als Hugh bleibt ein wenig blass, aber immerhin darf er ein paar sehr bedeutungsschwangere Sätze in die Kamera sagen. Narek kommt in Betriebsmodus und Harry Treadaway gelingt es so langsam, den Vergleich zu Ethan Pecks Spock unsinnig erscheinen zu lassen. Rebecca Wysocki als Ramdha bietet gar eine der besten Leistungen der Folge ohne Beteiligung Stewarts ab.
Allein Narissa Rizzo gibt Anlass zur Sorge. Zwar stehen Peyton List durchaus die spitzen Ohren, doch der eher bemühte Lack- und Leder-Dress erinnert ein wenig zu deutlich an die Gründe, aus den Jeri Ryan und Jolene Blalock in Star-Trek-Rollen gecastet und in viel zu enge Kostüme gesteckt wurden. Vor allem die deutliche sexuelle Chemie gegenüber ihrem 'Bruder' Narek wirkt etwas irritierend und von fragwürdigen Motiven gleitet.
Das Denkwürdigste am Auftritt ihrer Vorgesetzten Oh war hingegen die Sonnenbrille, die Tamlyn Tomita aus irgendeinem Grund trug.



Kritikwürdige Aspekte.

Kanonbrüche und Logiklöcher.

"Star Trek: Picard" gibt sich sichtlich Mühe, den Fans ein wenig Kanonfutter zu verabreichen und dabei auch ein paar zärtliche Neuerungen zwischen die vielen Fanservice-Momente einzustreuen.
Eines der besten Beispiele bieten die neuen, alte Uniformen, die im Rückblick an Raffi Musiker und Picard zu bewundern sind.
Ansonsten kann man wieder bestens in TNG-Nostalgie schwelgen.
Picards Unterhaltung mit Laris kurz vor dem Abschied (vgl. Denkwürdige Zitate) ist deutlich an die Folge "Familienbegegnung" angelehnt. Darüber hinaus wird Q erstmals erwähnt (!), die Klingonen zum zweiten Mal und Spocks Name schafft es genauso in die Folge wie zwei Schiffswerften, die bislang nur auf irgendwelchen unleserlichen Plaketten im Hintergrund vermerkt wurden. Schließlich schlägt Dr. Jurati noch eine Brücke zu "Discovery", indem sie eine der kasseelianische Opern hört, bevor sie so abrupt von Oh in ihrer wohlverdienten Mittagspause gestört wird.
Am schönsten fand ich allerdings, dass offen versucht wurde, die unterschiedlichen Darstellungen von Romulanern bei TOS, TNG und den Abrams-Filmen unter einen gemeinsamen Hut zu bringen. Durch Laris' Verweis auf "Nordländer" differenziert sie quasi im Vorbeigehen zwischen verschiedenen Ausprägungen der Spezies. Das ist umso bemerkenswerter, da man eine entsprechende Sorgfalt noch bei "Discovery" vermissen ließ, als man zum Ärger vieler Fans beschloss, das Aussehen der Klingonen völlig neu zu erfinden.
In anderen Punkten hinterlässt die Folge allerdings einige Fragezeichen, die sich abermals auch mit viel Wohlwollen erklären lassen (wobei ich Rauchen, Trinken und Tattoos an dieser Stelle ausklammern möchte, weil ich darin weniger einen Bruch mit dem Star-Trek-Kanon, als bestenfalls einen Bruch mit dem Sternenflottengeist sehe, den ich erzählerisch nachvollziehen kann).
Warum etwa wird Raffi Musiker von der Sternenflotte gefeuert und nicht ehrenhaft oder unehrenhaft entlassen?
Vielleicht ist diese Nuance eher auf ihre direkte Sprache zurückzuführen.
Warum trägt eine Vulkanierin eine Sonnenbrille, obwohl sie von einem Planeten mit extremer Sonneneinstrahlung stammt und über ein zweites Augenlid verfügt?
Vielleicht möchte man damit suggerieren, dass die Sternenflottensicherheitschefin gar keine Vulkanierin ist.
Warum trauert Picard Data jahrelang nach, aber schafft es in vierzehn Jahren nicht, sich bei der Frau zu melden, für deren Karriereende er eine Mitverantwortung trägt?
Vielleicht weil Picard doch kein Mensch ohne Fehler ist.
Und was macht eine Mythologie-Expertin und Buchautorin eigentlich auf einem romulanischen Aufklärungsschiff?
Vielleicht war sie Teil einer anthropologischen Expedition oder war schlichtweg ein Passagier.
Am drängendsten bleibt aber ein Widerspruch, der so alt ist wie Star Trek selbst: Die Verwendung von Geld.
Während es nämlich reihenweise Belege dafür gibt, dass Geld keine Rolle mehr spielt, lassen sich mindestens ebenso viele Bemerkungen dafür finden, dass doch noch immer Zahlungsmittel verwendet werden. Es ist eine der zentralen Gretchenfragen des Star-Trek-Universums und des Fandoms, weswegen es auch nicht weiter verwundert, dass auch "Star Trek: Picard" keine endgültige Antwort, sondern nur noch mehr Fragezeichen bietet.
Schade eigentlich!




Verschwörungstheorien.
Vor allem Raffi Musikers Worte nach der Ankunft Dr. Agnes Juratis an Bord von Rios' Schiff gaben mir zu denken:

"Nicht Ihr Ernst. Sie nehmen die kleine Agnes einfach mit auf Ihre streng geheime Mission? […] Sie haben mich noch nicht mal einen Sicherheitscheck machen lassen; noch nicht mal den elementarsten!"

Zu sehr erinnerten mich ihre Ausführungen an ähnliche Bemerkungen in "Discovery", wo schon Ash Tyler auf erschreckend gleichartige Weise als Wolf im Schafspelz eingeführt wurde.
Auch dieses Mal deuten viele Indizien auf einen ähnlichen Fall:
Die vermeintliche Offenheit Juratis gegenüber Picard,  ihr Beharren mit auf die Reise gehen zu wollen und vor allem ihre zeitlich wahnsinnig gut abgepasste Ankunft auf dem Weingut Picards wecken berechtigte Zweifel an ihren Motiven.
Zumal man die ungewohnte Inkompetenz eines der besten Geheimdienste des Universums auch als Absicht auslegen kann. Denn wie groß ist die Chance, dass es einem trainierten Sondereinsatzkommando nicht gelingt, Gegner mit Disruptoren zu treffen?
Wie wahrscheinlich ist es, dass sie sich von zwei Agenten im Ruhestand, einer Zivilistin und einem Rentner mit Gehstock derart auseinandernehmen lassen?
Und wozu tragen sie überhaupt Helme?
Derartige Unfähigkeit ließe sich allerdings problemlos damit erklären, dass es sich um eine durchgeplante Operation handelte, deren Ziel es war, einen Undercover-Agenten im Team einer potentiellen Bedrohung zu platzieren. Es wäre ein schlüssiges romulanisches Komplott; ein Vorwand einen Krieg zu verhindern.
Am Ende des Tages würde ich es allerdings als extrem unoriginelle Entwicklung empfinden. Vor allem, weil es ein nur müder Abklatsch einer mäßig ausgeführten Handlungsebene aus "Discovery" wäre. Ein solch mieses Story-Recycling wäre einer Serie unwürdig, die mit einem derart hohen Anspruch wie "Picard" gestartet ist.



Synchronisation.
Auch hier erklingt abermals die alte Leier:
Das ewige Siezen setzt sich seit den Siebzigern und allen gesellschaftlichen Entwicklungen zum Trotz weiter fort - selbst bei einer Ex-Borg, die eigentlich nicht mehr bei Sinnen ist und deren Prioritäten woanders liegen dürften, als eine deutlich jüngere Frau mit der Verwendung der Höflichkeitsform zu bedenken.
Desweiteren wird im Deutschen ein derbes "Bullshit" zum beinahe freundlichen "Schwachsinn" und das ungleich weiterreichende "News" zu "Nachrichten", was insbesondere als Alternative zu "Mythologie" im Kontext unpassend erscheint.
Dennoch ist die deutsche Tonspur bislang von nur wenigen Schnitzern geprägt und vergleichsweise (man denke nur an die Umsetzung von TOS) gut gelungen.



Fazit.
Im dritten Teil und letzten Teil des Pilotfilmes entsteht endlich Aufbruchstimmung!
Die Charaktere sind größtenteils etabliert, die Entwicklungsrichtung vorgegeben und den Fans werden abermals nostalgische Momente beschert. In einer gut umgesetzten, ohne falsche Hektik erzählten Folge steht das Ensemble im Mittelpunkt und er größte Vorwurf lautet daher noch immer, dass hier eine umfassender Pilot zugunsten von drei zusammengehörende Folgen unnötig zerteilt wurde.

Bewertung.
Jetzt geht's los!






Schluss.
Auch wenn Picard mit vielen vertrauten Aspekten bricht, gelingt es den Verantwortlichen doch, in drei Folgen "Picard" eine ansteckende Star-Trek-Stimmung aufzubauen und wahre Wiederauferstehung der Franchise zu bewirken.
Das steht und fällt jedoch mit der Beteiligung Patrick Stewarts, denn bei allen Vorschusslorbeeren bleibt festzuhalten, dass ein Großteil des Zuspruchs, den die Serie momentan erhält, mit dem Kultstatus zusammenhängt, den Patrick Stewart einnimmt. Es ist nicht zuletzt dadurch eine ganz besondere Serie, die es zu einem Privileg macht, diesen Moment Woche um Woche miterleben zu können.
Ob es anderen Serien mit Michelle Yeoh oder einem weiteren Prequel mit Anson Mount, Ethan Peck oder Rebecca Romjin in den kommenden Jahren wirklich gelingen mag, ähnlichen Beachtung zu finden, sei an dieser Stelle zumindest bezweifelt, auch wenn es den Beteiligten zu wünschen wäre…



Denkwürdige Zitate.

"Niemand denkt nach, niemand hört zu; nur blinder Aktionismus."
Jean-Luc Picard

"Ein Tipp vom Profi? So für die Zukunft? Bei ihrer nächsten streng geheimen, unautorisierten Androiden-Mädchen-Rettungsmission binden Sie dem Sternenflottenkommando vielleicht nicht gleich Ihren Plan auf die Nase. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Sie frühe so eine Quasselstrippe waren…"
Raffi Musiker

"Ja, niemand wird in der Galaxis mehr verachtet als die XBs. Entweder sieht man in uns Objekte die man ausschlachten kann, oder ein Risiko, das man einlagert. Unsere Hausherren, die Romulaner, haben eine umfassendere Vision: Sie sehen beides in uns."
Hugh

"Ich habe oft festgestellt, dass ich, wenn ich freundlich um etwas bitte, es auch bekomme."
"Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Insbesondere bei Romulanern.
"
Soji Asha und Hugh

"Ich habe nie zu denjenigen gezählt, die Anwälte befragen bevor sie tun, was getan werden muss."
Picard

"Und? Sind wir aufgeregt? Eingeschüchtert? Oder genießen wir vielleicht den Star an Bord? Jean-Luc Picard! Ansprechpartner für das Q-Kontinuum, Überwacher der Nachfolge im Klingonischen Reich, Retter der Erde vor der Borg-Invasion, Captain der Enterprise 'D' und 'E'. Der Mann hat sogar mit dem großen Spock gedient!"
NHN

"Ich habe mein Bestes getan, damit dies der Ort wird, an den ich gehöre, aber ich habe mich trotz allem doch nie richtig zuhause gefühlt."
"Sie haben immer mit einem Auge zu den Sternen geschielt."
Picard und Laris

"V-Vielleicht war's auf Betäubung…"
"Bei romulanischen Disruptoren gibt es diesen Modus nicht."
Dr. Agnes Jurati und Laris

"Ich weiß wer Sie sind! Sie sind 'Seb-Cheneb', die Zerstörerin!"
Rhomda

"Sie ist unser aller Ende! Sie ist die Zerstörerin!!"
gefangener Tal-Shiar-Agent

"Energie!"
Picard

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Gedenken"
02. Rezension zu "Karten und Legenden"
03. Rezension zu "Das Ende ist der Anfang"
04. Rezension zu "Unbedingte Offenheit"
05. Rezension zu "Keine Gnade"
06. Rezension zu "Die geheimnisvolle Box"
07. Rezension zu "Nepenthe"
08. Rezension zu "Bruchstücke"
09. Rezension zu "Et in Arcadia Ego, Teil Eins"
10. Rezension zu "Et In Arcadia Ego, Teil Zwei"


Eaglemoss Bonus-Edition Nr.15: Matt Jefferies erstes Shuttle Concept

Einleitung

Als 1964 die erste Star Trek-Serie sich in der Produktion befand, stammten viele Requisiten und Raumschiffe aus der Feder des Designers Walter Matthew "Matt" Jefferies, der die erste U.S.S. Enterprise NCC-1701 erfand und für sie entwickelte er auch ein Landungsschiff, das er als "Shuttle" bezeichnete. Das ist von daher erwähnenswert, da diese Bezeichnung erst in den 1980er Jahren populär wurde, als die NASA das Space Shuttle in Dienst stellte.
Da Jefferies eigentlich Flugzeugdesigner war, orientierte er sich für sein Shuttle an der Rumpfform damalig moderner Passagierjets, woraus ein tropfenförmiger Rumpf entstand, an den er flugzeugähnliche Flügel fügte, die in einem eleganten Schwung schließlich nach oben abzweigen und verkleinerte Versionen der Triebwerke der Enterprise tragen. Jefferies, ein Luftfahrt-Enthusiast, hat sein rundes, glattes Shuttle nicht aus einer Laune heraus entworfen, sondern an solide Prinzipien der Luftfahrt gedacht. Er vermutete, dass Shuttles ein aerodynamisches Design für atmosphärische Zugänge benötigten, um Reibung und Luftwiderstand zu reduzieren. Denn ursprünglich sollte die Crew der Enterprise ihr Schiff mit einem solchen Shuttle verlassen, um fremde Welten zu erkunden. Doch dieser Shuttle-Entwurf wurde schnell von der Produktionsfirma als ein "nicht zu realisierendes Monster" abgelehnt. Ein Bau einer entsprechenden Studiokulisse wurde als zu teuer bewertet und auch entsprechende Szenen, in denen das Shuttle die Enterprise verlässt oder wieder auf ihr landet, wurden als zu kostenintensiv eingestuft. Von daher ist dieses Shuttle quasi der Gründungsvater der Transportertechnologie, die eine Notlösung für das abgelehnte Shuttle-Konzept war und bis heute ein Teil von Star Trek ist, ohne die kein Ableger der Orininalserie auskommt.

Jefferies Ideen für das erste Shuttle-Konzept, das aber aus Kostengründen abgelehnt wurde. (Bild: aus dem Heft)
 
Walter M. Jefferies 1921-2003 (Bild: Memory Alpha).

Das Modell

Und wieder muss man Eaglemoss für die Idee loben, Konzepte von Raumschiffen, die eigentlich in den Archiven vergraben und vergessen sind, hervorzuholen und ins Modell umzusetzen. Aber dass das erste, jemals gezeichnete Shuttle-Konzept darunter sein wird, das ist wirklich eine Überraschung. Erfreulicherweise ist das Modell nicht so winzig, wie die aus der Shuttle-Kollektion und wurde haargenau nach den Zeichnungen von Jefferies erstellt. Alle Oberflächendetails wurden bedacht, wozu auch die Austiegsluken an den Seiten und das große Frontfenster gehören. Das Modell wurde sauber bedruckt, wozu das klassische Sternenflottenlogo gehört und auch die Registrierung und Name der Mutterschiffes. Das Modell trägt auch einen Namen, der leider nicht so richtig zu entziffern ist. Aber da hilft das Begleitheft weiter, wonach das Shuttle nach Al-Biruni, einem Gelehrten und Astronom des 10. Jahrhunderst benannt wurde. Die Bussardkollektoren der Warpgondeln haben sogar Klarteile bekommen, wobei diese vorbildgerecht weiß bemalt wurden, wodurch man aber auf den ersten Blick nicht mehr erkennen kann, das es sich um transparente Teile handelt.

Das Modell zeigt alle Details der originalen Vorlage.
Selbst auf der Unterseite wurden die Klappen für das Landegestell nicht vergessen.
Die Bussardkollektoren sind bemalte Klarteile.
Auch die Landekufen an den Flügeln wurden bedacht.

Die Halterung


 

Begleitheft

Na endlich gibt es mal ein Heft, das sich detailliert mit der Entstehung eines Shuttles beschäftigt! Es wird über Jefferies Entwicklungsprozedur berichtet, wozu natürlich auch sein erstes Shuttle-Konzept gehört und wie er basierend auf diesen Entwurf das Klasse-F Shuttle entwarf, das endlich in der zweiten Staffel von TOS auftretten durfte. Im Heft sind auch zahlreiche Zeichnungen und Entwürfe von Matt Jefferies abgebildet, die Konzepte für den Shuttlehangar zeigen und zum Schluß gibt es Zeichnungen von kuriosen Ideen, die aber niemals umgesetzt wurden. Schließlich findet auch der Computergrafiker Daren Dochterman Erwähnung, denn dieser hat die Zeichnungen Jefferies benutzt, um ein CGI-Modell anzufertigen, nach dem Eaglemoss sein Modell produzierte und sein Computermodell wird auch detailliert im Heft abgebildet. Dochterman war es schließlich auch, der dem Shuttle seinen Namen gab.



Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 106 mm x 96 mm
Höhe mit Stand: ca. 73 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Wer mit der Originalserie aufgewachsen und bis heute ein Fan von ihr ist, der darf sich dieses Modell, das ein Stück Star Trek-Geschichte lebendig macht, auf keinen Fall entgehen lassen!





Der letzte Nachtrag

Im Januar 2016 habe ich zum ersten mal für die Tafelrunde geschrieben und mich in denn letzten Jahren intensiv mit der Eaglemoss-Raumschiffsammlung beschäftigt. Doch nun werde ich das Schreiben von Rezensionen endgültig einstellen, da ich es leider aus gesundheitlichen und damit einhergehenden auch aus zeitlichen Gründen nicht mehr schaffe. Ich bedauere diese Entscheidung sehr, aber es geht nicht anders. Ich wünsche allen, die auch weiterhin sammeln, noch viel Spaß.