Zum eigentlichen Thema:
Am Anfang des Jahres berichteten wir über den zweiten Kirkstarter des Fanprojektes Star Trek Continues. Es kamen über 200.000$ zusammen, mehr als 2500 Leute machen dadurch den Dreh zweier weiterer Episoden, den Bau eines Maschinenraumes und die Errichtung von Planetenkulissen möglich. Scottys Rückzugsort ist bereits in der Konstruktion, dem Fortschritt kann man hier folgen: https://vimeo.com/127309997
Der (bald) neue Maschinenraum: Grundgerüst... | ... und erste Verkleidungen. Quelle: Star Trek Continues |
Der letzte Blogeintrag zum Thema Star Trek Continues sprach bereits die Planung weiterer Folgen an. Von diesen wurde nun "The White Iris" fertig gestellt und veröffentlicht.
Natürlich gibt es auch dieses Mal ein Poster. Die Farbgebung ist komplementär gestaltet, das Arrangement der Charaktere harmoniert gut damit. Silhouetten werfen ihren Schatten voraus und geben für Wissende eine Referenz zum Inhalt.
STC: The White Iris |
Die vierte Episode lässt sich ohne Spoiler wie folgt zusammenfassen: Captain Kirk wird von seiner Vergangenheit eingeholt, Schuld sucht ihn heim, während das Schicksal einer fremden Welt in der Schwebe hängt. Zweifellos eine dramatische Umschreibung für eine gut umgesetzte Geschichte, die mehr ins Innere führt, als dass sie nach außen hin aufträgt. Bekannte Gesichter wie Colin Baker (6. Doktor aus Doctor Who), Nakia Burrise (Gelber Ranger aus Power Rangers Zeo) oder Adrienne Wilkinson, demnächst zu sehen als Captain Lexxa Singh in Star Trek Renegades, reichen sich die Klinke in die Hand, auch Marina Sirtis ist als Computerstimme wieder mit dabei.
Trivia: Zwischenzeitlich gab es ein Missverständnis bei YouTube, welches aufgrund vermuteter Copyright-Verletzung das Video sperrte. Zwei Nachrichten von CBS an die Videoplattform später steht das Video jetzt glücklicherweise wieder online zur Verfügung. Außerdem ist es auch bei Vimeo verfügbar:
STC E04 "The White Iris" von Star Trek Continues |
Zu den obligatorischen Spoilern in einigen Momentaufnahmen:
Detailreichtum. Seien es gemusterte Kissen, Bilder im Quartier oder ein ungewöhnlicher Spiegel, viele kleine Dinge geben den einzelnen Personen mehr Tiefe, ihre Vorlieben und Wesensarten spiegeln sich in der Gestaltung der eigenen Wohnräume wieder. Sicher, diese Dinge gab es teils auch bei TOS, aber da kamen mir die Räume meist weit leerer vor. Vielleicht liegt es an der Kameraführung.
Filmtechnisches. Beim zweiten Schauen hat mich die Handlung weniger abgelenkt und so fiel mein Augenmerk auf die kleinen Tricks. Ich kann mich an keine einzige Melodie erinnern, weiß aber, dass die Musik mir passend erschien, die Stimmung unterstrich und sie nie fehl am Platze hervor stach oder unter ging. Den Schattenfall durch diverse Lampen fand ich sehr spannend, weil gleichzeitig alles zu sehen war und es doch nicht so überbelichtet wirkte, als stünde man vor einer Wand aus Neonröhren. Zuletzt die Wahl der Perspektiven und Schärfeeinstellungen. Besonders blieb mir da die Szene in Kirks Quartier in Erinnerung, wo er mit Pille im Spiegel ein Gespräch führt und so beide frontal zu sehen sind.
Lose Enden verknüpfen. Das Thema "Kirk und die Frauen" zieht sich als eines der Leitmotive durch viele TOS-Folgen und auch Filme. Jetzt werden mehrere dieser Fäden aufgegriffen, winden sich durch die Geschichte, verwirren sich und drohen zu einem Fallstrick für Kirk zu werden. Es gefällt mir, wie das, was meist als oberflächliche Zuneigung angedeutet wurde oder, seiner Zeit geschuldet, hübsches Beiwerk war, mehr Aufmerksamkeit bekommt und aus dem lapidaren Frauenheld einen Menschen mit echtem Interesse macht, der nicht einfach von einer Affaire in die nächste springt. Der Bezug zum einsamen Künstler am Ende ist mehr als treffend.
Aus Alt mach Neu: Miramanee, Rayna Kapec und Edith Keeler. Quellen: Memory Alpha und Star Trek Continues |
Charakterdarstellung. Zu spielen, wie man sich prügelt, ist relativ einfach. Vom Stuhl des Captains Befehle zu erteilen ebenso. Schwierig wird es dann, wenn es an innere Zerrissenheit geht, Zuneigung, Schuld, Vorwürfe und die mühsam aufrecht erhaltene Fassade, die unter Halluzinationen und Verwirrung bröckelt. Zwar ist diese Folge immer wieder mit Blenden zum bedrohten Planeten bestückt, ihre Stärke liegt meiner Meinung nach aber in den Zwischenszenen, die sich um Kirk drehen. Vic Mignogna gelingt es, glaubwürdig das Auf und Ab darzustellen, durch das ein Mensch geht, wenn verdrängte Erinnerungen an die Oberfläche brechen.
Ruhe, ohne langweilig zu werden. Ich bin positiv überrascht, wie man gleichzeitig eine gewisse Spannung halten kann, ohne dabei die ruhige Atmosphäre aufzugeben. Selbst als Kirk auf der Brücke nicht mehr weiß, wo er vor lauter Trugbildern hinblicken soll, den Feuerbefehl nicht gibt und der Planet eigentlich gerade vor der Vernichtung steht, überschlägt sich die Stimmung nicht komplett. Spock erteilt rechtzeitig die Order zur Abwehr. Dafür hat man einen ersten Offizier. Einen Vulkanier.
Meine Bilanz: Weniger gutes Poster, dafür eine gute Folge auf hohem Niveau. Und Dr. McKennah ist wieder da! :D