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Montag, 3. März 2014

"Der Film als Element vergangener Zeiten ist eine extrem ergiebige historische Fundgrube"

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.


Professor Dr. Pröve unterrichtet an der Universität Potsdam das Fach Geschichte im Bereich Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt. Dabei handelt es sich um den Zeitraum des 15. Jahrhunderts, also der beginnenden Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Untersucht werden hierbei 
Wechselwirkungen zu Staat, Gesellschaft, Kultur und Ökonomie. Herr Pröve ist ein Star Trek-Fan der ersten Stunde. Das war für uns Grund genug ein Interview mit ihm im April 2013, vor Veröffentlichung von Star Trek: Into Darkness, zu führen. Die Themen waren dabei breit gefächert. Lwaxana, Baldavez und Strifes redeten mit ihm über seine ersten visuellen Begegnungen mit dem Phänomen Star Trek, über den Regisseur J.J. Abrams und über Star Trek als Quelle für zukünftige Historiker.





Wo wohnen Sie?
Ich wohne in Berlin.

Welchen Beruf üben sie aus?
Ich bin Historiker und Hochschullehrer an der Universität Potsdam.

Welchen Hobbies gehen Sie neben Star Trek nach?
Kann man da überhaupt noch andere Hobbies haben? Aber im Ernst: Kulturelle Ausdrucksformen wie Filme, Musik, Literatur und Theater interessieren mich sehr, da diese jeweils aufschlussreiche Spiegelbilder der Zeit darstellen und es somit erlauben, die Wandlungen von Erzählmustern präziser zu verfolgen. Zudem schätze ich Sport im allgemeinen, Fußball im besonderen, als Spieler wie als Zuschauer.

War Star Trek Ihre erste Berührung mit Science-Fiction? 
Ich war ein großer Fan von Isaac Asimov und Stanislaw Lem. Ich mochte diese seichten amerikanischen Geschichten, die zum Teil stark von der PopArt geprägt waren und sich herrlich kreativ-abstrus und spielerisch gestalteten. Bei Lem hingegen überwogen, weitaus ernster, die philosophischen und technischen Fragen seiner Zeit. Beide Perspektiven haben sich wunderbar ergänzt. Science-Fiction war damals, in den neunzehnsiebziger Jahren nicht so beliebt. Dies hat sehr viel mit dem damaligen Zeitgeist zu tun; die politischen Bewegungen der späten Sechziger und der frühen Siebziger Jahren waren wenig spaßorientiert und auf die politischen Veränderungen der gesellschaftlichen und politischen Strukturen fokussiert. Erzeugnisse, die phantasievoll andere Welten kreierten, galten als nicht zielführend. Das Genre galt somit als „uncool“. Entsprechend gab es im Vergleich zu heute viel weniger Kinofilme. SciFi war in der Öffentlichkeit kein anerkanntes Gebiet. Wahrscheinlich bestand die Schwierigkeit in der Massenkompatibilität dieser Art von Film auch darin, dass diese letztlich auf Computer-Spezialeffekte angewiesen waren. Mit dem ersten „Star Wars“-Film im Jahr 1978 begann sich dann vieles zu ändern.
Auf Star Trek (TOS) bin ich in den frühen Siebziger Jahren im deutschen Fernsehen gestoßen. Das kam auf dem Zweiten samstags im Vorabendprogramm. Es wurden nicht alle Folgen ausgestrahlt und die Serie teilweise auch sehr abenteuerlich synchronisiert. Insofern hielt sich mein Interesse in Grenzen. Nach nur wenigen Monaten, es gab ja lediglich 50-60 Folgen, endete vorläufig meine Begegnung mit der Saga.
Deutlich mehr Aufmerksamkeit widmete ich dann der neuen Serie „The Next Generation“ (TNG). Die Erstausstrahlung begann 1987 ebenfalls im ZDF, bevor dann einige Jahre später die privaten Sender die Serie in ihr Programm aufnahmen. Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem ich feststellte, dass es Kinofilme zur Serie gab. Die waren an mir zuvor komplett vorbei gegangen. Ich mochte die Ernsthaftigkeit bei TNG, während ich hingegen bei TOS manche Sachen als zu salopp, zu oberflächlich empfand. Bei TNG hatte ich eher den Eindruck, dass man versucht, sich um Wissenschaftlichkeit und eine gewisse Stringenz in der Handlung zu bemühen. Auch Lebensphilosophie und Vorstellungen gesellschaftlicher Ordnung traten hier stärker in den Vordergrund, wohl am deutlichsten ausgedrückt durch die Oberste Direktive. Die Schauspieler waren deutlich engagierter; zum Teil hatte man Charakterdarsteller wie Patrick Stewart und Brent Spiner verpflichten können.



Warum sind sie dann trotzdem in den 70ern bei TOS geblieben? Was hat sie bei der Serie gehalten?
Wie gesagt, zunächst war ich von TOS nur mäßig begeistert; überzeugt hat mich aber die Grundidee, die Gesamtsaga. Letztere konnte ich natürlich erst Jahre später, ab TNG erfassen. Zudem hatte sich ein grundsätzlicher Umschwung abgezeichnet. Anfang der Achtzier wurde eine Reihe sehr guter Science-Fiction-Filme (u.a. Blade Runner) in die Kinos gebracht und das Genre wurde populär. Als dann TNG kam, und bald darauf die beiden weiteren Ableger Deep Space Nine und Voyager hinzustießen, erhielten diese zu Recht breite Aufmerksamkeit.

Welche Reihe ist Ihre Lieblings-Star Trek-Serie? Welche ihre Lieblingsfigur innerhalb des Franchises? Welche Figuren fanden Sie unangenehm?
Ich fand Star Trek: Enterprise recht überzeugend. Auch Voyager hatte seine Spitzenmomente als die Figur Seven of Nine in die Crew integriert wurde. Bei Deep Space Nine fand ich besonders die letzten zwei bis drei Staffeln interessant, als versucht wurde, den Bogen zu Benjamin Sisko als Abgesandten der Propheten zu spannen und damit eine Metaerzählung zu konstruieren. Ich bin mir unsicher, welche ich davon jetzt genau favorisiere, aber ich tendiere zu ENT.
Ich finde jene Figuren interessant, die ihre Identitäts-Konflikte austragen müssen, weil sie sich verschiedenen Kulturen zugehörig fühlen. T'Pol halte ich für eine faszinierende Idee, an der man die Reflexion menschlicher Handlungsweisen sehr gut festmachen kann. Auch die Gespräche mit Dr. Phlox entstammen einem weitsichtigen Konzept. In jeder Serie ist mindestens eine derartige Figur angelegt: In Voyager ist es Seven of Nine, die mit ihrer Vergangenheit als Drohne im Borgkollektiv hadert und sich gleichzeitig versucht, an Bord des Schiffes zu integrieren. Bei DS9 wird ebenfalls immer wieder mit der Idee von Identität und Selbstreflexion gespielt.
Die Figuren, die ich unangenehm fand, waren zu eindimensional gezeichnete Charaktere wie etwa William Riker, der allerdings gegen Ende der Serie einige tiefere Facetten erhielt. Zudem fand ich einige Nebenfiguren wie Wesley Crusher nervig; offenbar hatten die Drehbuchautoren hier den Versuch unternommen, gezielt jüngeres Publikum zu gewinnen.

Wer war der beste Star Trek-Bösewicht? 
Mich hat immer wieder die Einfallslosigkeit gestört, dass nämlich viele negative Gegenspieler fast durchgängig Männer waren. In den ersten Star Trek-Episoden waren es Figuren wie Khan, die das Bild entscheidend prägten und die eben nur auf martialische Art und Weise ihre Rache verübten und das nervt irgendwann. Zu viel Klischee. Die Geschlechterpolarität wurde hier zunächst gar nicht aufgebrochen; erst später sollte sich daran etwas ändern.
Deswegen sage ich jetzt einfach mal Lursa und B'Etor aus Star Trek VII: Treffen der Generationen. Die Borg-Königin, gespielt von Alice Krige, fand ich ebenfalls faszinierend; „First Contact“ zähle ich zu den gelungensten Kinofilmen. Stark war auch die Figur der Seska, die ziemlich viele Facetten allein durch ihren kulturellen Hintergrund im Kontext der Cardassianer, dem Maquis und den Kazon aufweist.



Haben Sie einen Lieblingsaußerirdischen im Franchise?
Die vielschichtig gezeichneten Ethnien, wie Klingonen, Vulkanier und Ferengi rangieren bei mir ganz oben, zumal deutlich wird, dass die Autoren mehr Zeit in deren Entwicklung gesteckt haben. Es gibt eine TNG-Folge, die ich von der Sprachphilosophie her sehr interessant finde, und dass ist "Die Kinder von Tama". Das ist eine dieser Folgen, die vom Zuschauer eine Menge abverlangen und die bei Star Trek den Unterschied zu Star Wars ausmachen, dem man anmerkt, dass es sehr auf den Mainstream ausgerichtet ist. Die Kinder von Tama sprechen in historischen und mythischen Bezügen und das Gesagte ist meist eine Referenz auf zurückliegende Ereignisse, weswegen der Schiffscomputer das nicht adäquat übersetzen kann. Den Drehbuchautor würde ich gern fragen, wie er auf die Idee für diese Folge kam.

Gibt es Ihrerseits eine Lieblingsepisode?
Ich mochte die TNG-Episode "Ich bin Hugh". Das war einer der Episoden wo meiner Meinung nach alles gestimmt hat, vom Drehbuch bis zu den Darstellern.

Wie haben Sie den Wandel der Klassik-Serie hin zur The Next Generation erlebt und wie sehr den Bruch zwischen den eher utopischen Settings hin zur ENT-Serie? Wie bewerten sie den Austausch einiger Darsteller (Bsp. Kes und Seven of Nine)
Ich kann am wenigsten mit der Originalserie anfangen. Es gibt da sicher auch Glanzlichter, aber die begrenzte Logik der Sechziger Jahre lässt sich doch deutlich in dieser Serie erkennen. Die simplen Muster, wie das Sterben eines Redshirts bei einer Außenmission haben dazu geführt, dass ich mit der Serie nicht richtig warm wurde. Von daher gab es da für mich wohl keinen Bruch.

Was halten sie von der Darstellung des Themas „Tod“ in Star Trek?
Wenn wir vom Thema 'Tod in Star Trek' sprechen, muss ich auf eine Voyager-Folge verweisen, die ich für das Thema sehr treffend fand. Sie heißt „Asche zu Asche“ und es geht um ein Volk (die Kobali), das sich durch Wiederbelebung anderer Spezies reproduziert. In anderen Folgen wird die Frage nach den jeweils kulturell codierten Vorstellungen vom Jenseits aufgearbeitet - und damit viele gängige religiöse Muster relativiert. Erstaunlich, dass die strengen puritanischen Religionswächter in den USA derartigen Perspektiven keinen Riegel vorgeschoben hatten. Solche Drehbuchideen sind vielversprechend. Der Tod gehört bei Star Trek dazu, um die Gefahr zu vergegenwärtigen, in der man sich auf einer solchen Reise im Weltall, in einer extrem lebensfeindlichen Umgebung, befindet. Vielleicht hätte man sogar noch offensiver vorgehen und häufiger eine wichtige Figur sterben lassen sollen.

Was denken Sie über das Reboot von J.J. Abrams?
Er hat ja mehrfach betont, dass er die Serie gar nicht gesehen hat und eher eine Mischung aus Star Trek und Star Wars favorisiert. Wenigstens ist er ehrlich; aber das hätte ich ihm auch vorher im Hinblick auf den elften Film attestieren können. Jüngere Leute zu verpflichten und einen Schnitt mit dem alten Franchise zu machen, ist grundsätzlich nicht das Problem. Aber mit allem dagewesenen zu brechen und dann wirklich auch schwache Stories zu liefern, die letztlich nur auf Action beruhen, ist eine Konterkarierung des Fundaments von Star Trek. Natürlich sind die Effekte toll, aber damit spricht man nur den Sehnerv an, das Großhirn bleibt außen vor. Er wildert ja regelrecht mit ein paar Charakteren und zerstört damit den Mythos.

Finden Sie, dass die Charaktere der alten Serie im Film von 2009 getroffen wurden?
Ich verstehe die Wandlung der Figur Kirk nicht. Er ist ein 17-jähriger Spätpubertist aus Idaho [sic!], der sich grad noch in der Kneipe geprügelt hat und dann nach drei Jahren Kapitän eines Mega-Raumschiffs mit einer Besatzung von mehreren hundert Menschen wird. Das wirkt auf mich sehr gestellt und es stößt mir auch sauer auf, dass bis auf die Vulkanier keine anderen bekannteren Ethnien im elften Film auftauchen. Die kärglichen Romulaner im Film kann man getrost außer Acht lassen. Die Verständigung innerhalb der Föderation, das Philosophische und Moralische ist in diesem Film schlichtweg nicht vorhanden.

Nicht mal Pille und Spock haben sie überzeugt?
Pille hat ja zu diesem Zeitpunkt schon eine Geschichte (Scheidung) hinter sich und dem Schauspieler nimmt man seine Rolle auch ab. Erzähltechnisch kommt Spock leider ebenso wie Kirk sehr verknappt weg. Die Story finde ich hanebüchen.

Werden sie sich „Into Darkness“ trotzdem ansehen?
Muss ich ja, sonst gibt es ja nichts mehr über das man schimpfen könnte. Nein, im Ernst, ich werde „Into Darkness“ allein aufgrund des grandiosen Schauspielers Benedict Cumberbatch angucken. Den kennt man als Sherlock Holmes in der neuen BBC-Reihe „Sherlock“.

Was halten sie generell von der Tendenz zu Reboots?
Darin drückt sich die große Unsicherheit unserer Zeit aus. Man wagt nichts mehr, wählt den scheinbar sicheren Weg alter Erfolgstitel und verlässt sich eher auf Vergangenes anstatt das Wagnis des Neuen einzugehen. Das fängt beim Drehbuchautor an und geht bis über den Produzenten hin zum Direktor des Senders. Denen fehlt die Risikobereitschaft. Es ist derzeit ein grundsätzliches Problem unserer Gesellschaft, das sich hier konkret am Star Trek-Reboot zeigt.




Wird sich daran in naher Zukunft irgendetwas ändern?
Dazu müsste ich einen Zeitreisenden befragen. Ich kann es nicht sagen. In der Regel verändert sich das sicher noch mal, aber die Frage ist eben: Wann?

Was macht für Sie die Faszination an Star Trek aus?
Die Grundidee der Völkerverständigung und allgemein die positive Zukunftserwartung, die in der Serie gezeichnet wurde. Es gibt immer wieder Bezüge zu Star Trek auch in anderen Serien oder im Kino oder auch der Literatur. Ich habe erst neulich „Die Nacht der lebenden Trekkies“ gelesen und musste herzhaft lachen. Ebenso ist die Persiflage in „Galaxy Quest“ wunderbar gelungen. Die Übertragung in Buchform und die Beschäftigung mit dem Thema "Star Trek" zeigt seine besondere Wirksamkeit. Ich finde es bemerkenswert, dass Physiker versuchen, etliche Ideen aus der Serie umzusetzen. Der Einfluss, den die Star Trek Saga auf unsere Lebenswirklichkeit, auf unsere Alltagskultur hat, ist erstaunlich ausgeprägt. „Beamen“ etwa gehört zum sprachlichen Standardrepertoire.
Manches haben wir auch schon ‚überholt‘: mittlerweile gibt es ja nicht wenige Gegenstände oder Errungenschaften aus der alten Serie, die bereits umgesetzt worden sind (Kommunikator vs. Handy).
Und zum Schluss: Es ist natürlich grundsätzlich und letztendlich sehr gut gemachte Unterhaltung.

Lesen Sie die Star Trek Romane? Oder vielleicht sogar Fan-fiction?
Gelesen habe ich vor vielen Jahren mal zwei Star Trek-Romane aus der DS9-Reihe. Welche das jetzt genau waren, weiß ich nicht mehr. Sie haben mir aber nicht gefallen. Ich sehe Star Trek lieber im bewegten Bild. Interessant wäre es vermutlich, wenn die Drehbuchautoren ihre nicht umsetzbaren Ideen in Buchform herausbringen würden. Meistens sind es ja ganze Teams von Drehbuchautoren, die für eine Serie arbeiten. Die Bücher konzentrieren sich auf einen Spannungsbogen, weswegen gewisse Sachen einfach raus fallen. Fan-Fiction habe ich noch nicht gelesen.

Betrachten Sie sich als Fan des Technogebabbels?
Ich finde, die Technik-Mensch-Interaktion gehört dazu. Natürlich kann man kritisieren, dass dieses stilistische Mittel ein recht simples Tool ist, um über Schwächen in der Handlung hinwegzuhelfen, um Alternativen für die Figuren aufzuzeigen, bzw. diese zu begrenzen. Wenn der Konflikt technischer Natur ist und nicht auf zwischenmenschlichen Handlungen basiert, kann das die Zuschauer vor Verständnisprobleme stellen. Ich finde dennoch, dass es den Drehbuchautoren durchaus gelingt, einzelnen zentralen Schlüsseltechnologien den Charakter eines Akteurs zuzubilligen und somit ihren ganzen Erzählschemata eine zwischenmenschliche Note zu verpassen, die aktuelle Bezüge aufweist.

Wie bewerten Sie den Umgang der Serie/ der Filme mit dem Thema Geschichte?
Ich antworte mal auf zwei Ebenen; einmal die Ebene des Betrachtenden und dann die des Betrachteten. Geschichte wird, wenig verwunderlich, nicht als akademische Disziplin, sondern als Geschichtskunde aufgefasst. Immerhin wird in einer TNG-Episode dezidiert ein Historiker eingesetzt („Der große Abschied“), der zu einem Ausflug in das Holodeckprogramm einer Story aus dem frühen 20. Jahrhundert mit genommen wird.
Interessant ist der Umgang mit der Erzählung „Zeit“, die in Star Trek nicht als kontinuierliche Fortführung gesehen wird, sondern eher als Kreis. Zeitreisen sind in Star Trek sehr populär, wenn man sich Episoden wie "Carbon Creek" (ENT), "Zeitschiff Relativity" (VOY) oder in "Gestern, Heute, Morgen" (TNG) ansieht.
Es werden immer wieder parallele Zeitlinien eingefügt und anschaulich mögliche Handlungs-Alternativen aufgezeigt. Damit wird ein Thema angeschnitten, dass uns alle bewegt. Hätte man anders entscheiden können? Gibt es einen freien Willen oder sind wir von unsichtbaren Gesetzmäßigkeiten umgeben? Damit werden letztlich auch Argumente geliefert, wie wir heute vergangene Zeiten beschreiben, erzählen, ob wir beispielsweise uns für einen Strukturzugriff oder ein kulturelles Konzept entschieden haben.

Mir persönlich fällt es schwer Zeitreise-Episoden nachzuvollziehen. Geht es Ihnen da ähnlich?
Das Thema der Zeitparadoxien ist recht verbreitet und schon vielfältig künstlerisch umgesetzt worden. Vor kurzem wurde die Idee in dem Film „Looper“ mit Bruce Willis in der Hauptrolle umgesetzt. Wenn also jemand in der Vergangenheit stirbt, erlischt natürlich auch das Licht des zukünftigen Ichs. Das ist nachvollziehbar umgesetzt. In "Zersplittert" (VOY) muss die Figur Chakotay durch die verschiedenen Zeitzonen innerhalb der USS Voyager eilen, um die Crew zu retten. Eine andere Voyager-Folge, "Endstation – Vergessenheit", beschäftigt sich wiederum mit einer Art alternativen Zeitlinie. Die Frage nach dem subjektiven und dem objektiven Realitätsbegriff steht bei diesen Episoden ganz weit vorn.

Ist Star Trek als Kulturgut eine lohnende Quelle für Historiker späterer Zeiten?
Der Film als Element vergangener Zeiten ist eine extrem ergiebige historische Fundgrube. Dabei ist es allerdings herausfordernd, die inhaltliche von der sachlichen Ebene zu trennen. Filmquellen sind für Historiker in erster Linie ein Spiegel, weil wir als Menschen zunächst einmal nur uns sehen können. Wir setzen Vergangenheit immer in Bezug zur Gegenwart, vergangene Handlungen immer in Bezug auf eigene Verhaltensweisen usw. Wir konstruieren also eine Form von Wirklichkeit für die damalige Zeit, die dieser vermutlich gar nicht gerecht wird.
Ich kann die Quelle Star Trek wie bei einer Zwiebel in mehreren Schichten untersuchen. Zunächst könnte man die Politik und Perspektive von Paramount und den Drehbuchautoren ausleuchten; ebenso die Eigengesetzlichkeiten des Genres SciFi, die Gattungsspezifika einer Fernsehserie und die Marktbedingungen von Film und Fernsehen. Dann gibt es die ganze Bandbreite der bewussten und unbewussten künstlerischen Umsetzung, also die Beleuchtung im Film, die Sicht des Kameramannes, Einstellungen, Schnitte, Einsatz der Darsteller, Kostüme, Requisiten usw.; um diese Kontexte sichtbar zu machen, müsste man eigene Sequenzprotokolle erstellen. Daher ist jeder Film eine einzigartige und vor allem sehr komplexe Quelle.
Hinzu kommt, dass wir aufgrund der über vierzigjährigen Geschichte der Saga immanent vorgehen und die einzelnen Episoden und Großerzählungen miteinander in Bezug setzen können. Nicht umsonst werden ja immer wieder von den Verantwortlichen mit viel Lust und Freude diverse Selbstverweise vorgenommen und auch einzelne Handlungsstränge miteinander verknüpft.

Haben sie die storytechnische Wandlung des Franchises in DS9 verfolgt? Von „ Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit“ hin zu „Paranoia“?
Es war kein plötzlicher Umbruch innerhalb der Serie, sondern die Veränderung erfolgte wesentlich feingliedriger und schleichender. Und dieser Prozess der Umwandlung ist wesentlich spannender zu beobachten, als ein plötzlicher Wechsel.

Gleiche Frage auch für ENT und den Nine-Eleven-Vergleich (Angriff auf Florida; Krieg gegen den Terror weit weg vom eigenen Land) ?
Es fällt schon auf, dass in „First Contact“ die Geschichte wesentlich düsterer gezeichnet wurde und in ENT scheint sich das auch zu bestätigen. Es ist mir schon fast zu offensichtlich zu sagen, es hat mit der Tagespolitik zu tun. Allerdings habe ich meinen Fokus bei Star Trek eher auf Themen wie kulturelle Alterität, Identität und Toleranz gelegt.



Halten sie Roddenberrys Vision für eine sozialistische Sichtweise?
Nicht unbedingt. Zu Beginn, in der Perspektive von Roddenberry, geht es eher um die Anbetung der Technik. Die Technik wird alles richten. Sobald die Technik zur richtigen Zeit vorhanden ist, können wir Umweltverschmutzung, Hungersnöte und Ressourcenarmut bekämpfen. Des Öfteren werden aber auch Kulturen in Star Trek entworfen, die genau das konterkarieren, und der Fortschritt eben nicht das entscheidende Kriterium für den Fortbestand darstellt.
Diese Sichtweisen hatten sich in den letzten Jahren der Saga verstärkt und es finden sich immer wieder Bemerkungen über eine Gesellschaft, die deutlich weniger kapitalistisch angehaucht ist.
In „First Contact“ fallen meiner Meinung nach die entscheidenden Sätze, in denen Picard über die Wirtschaft des 24. Jahrhunderts spricht. Geld spielt als treibende Kraft hinter allem keine Rolle mehr. Man strebt danach sich selbst und den Rest der Menschheit zu verbessern.
Abrams Filme legen auf diesen eminent wichtigen und zentralen Hintergrund keinen Wert. Es gibt einen festgelegten Bösewicht und die Handlung dreht sich darum, dass dieser zur Strecke gebracht wird. Das hat mit Roddenberrys Vision nichts mehr zu tun. Aber warten wir den nächsten Film ab, denn bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

Glauben Sie, dass man von der Utopie einen moralischen Transfer auf gegenwärtige Positionen/Situationen machen kann? Als Beispiel hierfür dient die TNG-Folge "Wem gehört Data"?
Das ist eine ganz starke Folge, in der es um eine Gerichtsverhandlung geht und diese Folge kommt komplett ohne Action aus und dabei ist sie äußerst sehenswert. Riker hat hier einen sehr starken Moment, als er Data für einen kurzen Augenblick abschaltet, um zu verdeutlichen, dass der Android eben doch nur eine Maschine ist. Ich halte das für eine überaus intelligente Reflexion unserer aktuellen Moralvorstellung, die stets auf das Moment der Selbstbestimmung und Individualität hinausläuft.
Wie gesagt, die Serie wird als Spiegel genutzt, um heutige Probleme in andere Kontexte zu stellen, wie hier, in der Zukunft. Mit dieser Verfremdungstechnik gelingt es beim Publikum, viel gezielter und nachhaltiger Kritik an unseren aktuellen Verhältnissen zu üben.

Halten Sie Star Trek eher für eine Dystopie oder eine Utopie? Blade Runner wäre z.B. eine klassische Dystopie.
Blade Runner habe ich seinerzeit im Kino gesehen und halte es für fraglich, ob es sich dabei wirklich um eine Dystopie handelt. Das Setting des Films wirkt natürlich auf den ersten Blick dystopisch. Es bleibt aber offen, wie der Gesellschaftzustand im Film beschaffen ist. Die Replikanten ermöglichen den Menschen die Eroberung des Weltraums, man ist technisch schon bis zum Jupitermond Titan vorgedrungen. Ich bin skeptisch, ob das Setting und der Film wirklich so düster sind, wie es immer dargestellt wird, zumal der Ausgang der Handlung ja als positiv gewertet werden kann: Der Blade Runner fliegt mit dem geretteten Replikanten ins Grüne. Vielleicht ist ein Film wie "World War Z" als apokalyptisches Szenario eher eine Dystopie. Die Frage steht jetzt im Raum: Was ist demnach eine Dystopie?
Baldavez: Die klassische Dystopie wäre die „The Walking Dead“-Reihe, in der die Zombies die Hintergrundbedrohung darstellen und das eigentliche Augenmerk auf dem Zusammenspiel der noch verbleibenden Menschen liegt. Die Entwicklung der Handlung vor dem Spiegel der eigenen Angst und der allgegenwärtigen Bedrohung wird ja durchaus negativ postuliert.
Eine Dystopie wäre für mich z.B. „Waterworld“ oder „Postman“, gern auch „Mad Max“. Das sind Filme, die ganz bewusst mit Dystopien spielen.
Strifes: Da könnte man aber einwenden, dass auch diese Filme mit einem positiven Ende versehen sind.
Das sind aber fast alle Hollywood-Streifen.
Strifes: Also gibt es keine klassische Dystopie.
Das wäre dann wohl eine würdige Diskussion für ihre Internetseite.



Wie bewerten sie die Abhandlung des militärischen Komplexes in Star Trek? Wie wird ihrer Meinung nach das Thema Militär in Star Trek verhandelt? 
Gene Roddenberry war Pilot beim amerikanischen Militär. Das Militär in Star Trek spielt angesichts dieser Ausgangslage eine erstaunlich geringe Rolle. Selbst als in ENT Militär an Bord stationiert wird, um einer massiven Bedrohung der Erde zu begegnen, bleibt es beim Spannungsverhältnis zwischen der zivilen, forschenden Besatzung auf der einen und dem Militär auf der anderen Seite. Aber am Ende einigt man sich in Gegenwart der Bedrohung auf ein gemeinsames Ziel. Wieder ist also Kommunikation der Schlüssel. Selbst im Hinblick auf den Hintergrund vom Nine-Eleven-Anschlag ist die Lösung, die man letztendlich findet, ein diplomatischer Weg.

Baldavez: Dann nehmen wir einfach mal die Folge in der Deanna Troi ihre (militärische) Qualifikation zum Brückenoffizier machen möchte ("Radioaktiv"). Wo sehen sie da die Grenzen zwischen Militär und Zivilisten?
Es handelt sich um ein friedliches Forschungsschiff mit entsprechendem Auftrag, auch wenn ein gewisser unterschwelliger militärischer Ton durch die „Sternenflotte“ (Uniform, Dienstränge) stets gegeben ist. Allerdings trifft dieser Umstand beispielweise auch auf die heutige zivile Handelsmarine zu.
Es geht lange Zeit nicht um Krieg. Erst gegen Ende der Serie und kurz zwischendurch spielt das Thema eine Rolle. Die militärische Struktur bei Star Trek im Allgemeinen finde ich erstaunlich und erfreulich unterrepräsentiert. Es gibt wenig gewalttätige Auseinandersetzungen und die Waffen, die verwendet werden, sind oft bewusst nicht tödlich, nur betäubend. Das war bei TOS leider viel häufiger der Fall; den klassischen Anfangstoten, den namenlosen Crewman im roten Gewand, hatten wir ja schon angesprochen. Als Kontrast werden in einzelnen Episoden immer wieder Falken-Figuren kreiert, die nichts von Frieden und Verständigung halten und lieber kämpfen wollen. Und mit ihrem aggressiven Konzept stets scheitern.

Wie sehen sie die Rolle von Zivilisten im Star Trek-Universum? Beispiele wären hier Siskos Vater Joseph, Quark auf DS9 oder eben Guinan auf der Enterprise-D.
An diesen Personen merkt man z.B. bei TNG den Forschungsaspekt deutlich. O'Briens Frau ist Lehrerin auf DS9, vorher Botanikerin auf der Enterprise-D. Der Forschungsauftrag wird in der Serie sehr deutlich betont.

Lwaxana: Bevor ich die Frage jetzt gänzlich aufschiebe, stelle ich sie jetzt einfach mal. Was halten sie von Star Wars? Sie hatten ja mehrfach betont, dass die Reihe für sie nur ein riesiges Märchen sei.
Ich habe die Reihe natürlich gesehen. Ich fand das damals 1978 (Krieg der Sterne, heute offiziell als Vierter Teil bekannt) durchaus faszinierend, gerade aufgrund der Tricktechnik. Der Film war optisches Popcorn, die Reihe von vornherein als Unterhaltung ohne tieferes metaphysisches Gedankengut gekennzeichnet. Es ist auch weniger Science-Fiction, sondern eher Fantasy. Die Technik spielt letztendlich kaum eine Rolle. Es gibt geheime Kräfte und telepathische Überredungskünste. Es wirkt zum Teil sehr klamottig. Ich habe zuweilen im Kino herzlich gelacht, wenn es allzu holzschnittartig wurde. Die Geschichte von Gut und Böse und wie beides miteinander zusammenhängt, will ich gar nicht schlecht reden, aber es ist eben ein Märchen.
Lwaxana: Das würde bedeuten, sie mögen auch „Herr der Ringe“ nicht, weil es eben ein Märchen ist? 
Ich war immer ein Fan von Tolkien, noch mehr vom Buch als vom Film. Aber auch bei Tolkien geht es um die Verständigung zwischen den Völkern, um andere Kulturen. In einem Star Wars-Roman würde man sicher keine 100-seitige vergleichbare Beschreibung der Hobbits finden können.
Lwaxana: Glauben sie, dass Abrams Star Wars völlig verhunzen wird?
Ja.
Strifes: Aber das ist doch genau sein Metier. Da kann er dann abliefern, was er auch schon bei Star Trek gemacht hat. Action am Fließband. 
Baldavez: Oder zumindest ein durchstrukturiertes Gut gegen Böse.
Gut, da haben sie wohl recht. Er muss sich da kaum verstellen, sondern kann seine Linie durchziehen.
Lwaxana: Was halten sie davon, dass er dann beides machen wird, also Star Trek und Star Wars?
Ich halte es für ein Armutszeugnis. Man müsste mal jemanden wie die Coen-Brüder („True Grit“, „No Country for Old Men", „Fargo“) dazu bringen, einen Star Trek-Kinofilm zu drehen. Wenn man sich Abrams Star Trek ansieht, dann, so finde ich, hätte das selbst Peter Jackson („Herr der Ringe“-Trilogie) besser hinbekommen.
Baldavez: Das stelle ich mir auch interessant vor.
Der hätte die Ferengi geliebt. (schmunzelt)
Baldavez: Er hätte es vielleicht auch geschafft, Star Trek die würdige Langsamkeit zurückzugeben. Nicht unbedingt jene aus "Star Trek: Der Film", aber zumindest wäre es nicht die Hektik aus Star Trek XI geworden. 

Wenn Sie bei einer Zeitreise die zeitliche und örtliche Wahl hätten, wo bzw. wann würde es hingehen?
Wenn man konsequent genug ist, müsste man sich eigentlich selbst in der Zeit besuchen. Von der Geburt bis ins hohe Alter würde ich mein Leben mit genügend Abstand zu meinem früheren Ich begleiten. Es wäre für mich das größte Abenteuer überhaupt, das Ganze nochmal erleben zu dürfen.

Gibt es Momente in ihrem Leben, in denen Star Trek einen Einfluss auf ihr Handeln hat?
Ich setze in der Lehre gerne Zitate und Analogien aus alltagstauglichen kulturellen Genres ein. Manchmal aus der Literatur, häufig aus Filmen. Und eben auch aus Star Trek. Mit diesem Kunstgriff sorge ich nicht nur für eine gewisse Auflockerung, gute Stimmung, sondern auch dafür, keine künstliche Trennung von Elfenbeinturm und dem Leben ‚da draußen‘ entstehen zu lassen. Eine solche isolierte Betrachtung könnte nämlich dazu führen, dass wir nur in ritualisierten Bahnen denken. Es hängt aber alles zusammen, unsere Alltagskultur, unser Freizeitverhalten, die Untersuchung historischer Epochen und die Beschreibung fremdartig anmutender Kulturen in Vergangenheit und Gegenwart. Erst wenn wir lernen, weiter zu denken, offen zu sein, erschließen sich Kontexte und Wirkmechanismen nachhaltig.

Strifes: Wie reagieren die Studenten im Regelfall?
Ich habe gewisse Rezitationen derartiger Passagen schon in den Protokollen der Studierenden wiedergefunden. Die Reaktionen reichen von verhaltenem Lachen bis zum Outing der Seminarteilnehmer als Trekkies. Mit Filmen verbinden wir Emotionen, die einen Teil unserer Gedankenwelt ausmachen. Und in der Lehre kann das immer wieder abgerufen, thematisiert werden, sozusagen als verfremdeter „Verstehensschlüssel“. Etwa in dem Film „Hänsel und Gretel – Hexenjäger“: Hänsel ist zuckerkrank, weil er bei der Hexe so viel Süßes essen musste; er bricht das Ganze dann im Laufe des Films auf einen einfachen Satz herunter: "Dont eat the fucking candy". Der Film ist unfreiwillig komisch. Da wird ein Nürnberg im Mittelalter präsentiert, dass aus nicht viel mehr als ein paar zusammengenagelten Brettern besteht. Und als dann die Kinder entführt werden, zeigen sie deren Fahndungsfotos auf einer Milchflasche aus reinstem Industrieglas. Das war einfach nur großartig. Erzählung bricht sich mit Erzählung. Und wie viel sagt uns das über das bewusste und unbewusste Mittelalterbild aus?

Strifes: Da fällt mir spontan Starship Troopers ein. Ich weiß auch nicht, ob der Film ernst genommen werden möchte oder nur lustiger Trash ist. 
Diesen Film finde ich schon hart an der Kante.

Was würden Sie machen, wenn Sie einen Tag lang Zeit hätten, um das Holodeck auszuprobieren?
Wir würden das Holodeck nur mit Informationen beliefern, die wir bereits haben. Es wäre nur wieder ein Spiegel unseres eigenen Ichs. Ich würde mir diverse berühmte Fußballspiele gern nochmal ansehen. Vielleicht sogar das große Turnier, das Deutschland nach einem Nicht-Tor im Finale verloren hat (gemeint ist das berühmt-berüchtigte WM-Finale zwischen Deutschland und England von 1966 im Wembley-Stadion in London).



Wenn es eine neue Serie geben sollte, wann, wie, wo sollte diese spielen? Was erhoffen Sie sich von der Zukunft in Star Trek?
Ich hätte gern eine Serie, die 2063 direkt nach dem Start der Phoenix angesiedelt ist. Ich fände es spannend zu sehen, wie sich ausgehend vom Start der Phoenix und der entsprechenden Folgen die Menschheit bis zum Start der Archer-Enterprise entwickelt. Ich hoffe natürlich, das Star Trek weitergeführt wird, aber es kann natürlich auch sein, dass die Verantwortlichen jetzt einen Schlussstrich ziehen. Lassen wir uns überraschen.

Werden Sie sich den neuen Star Trek-Film Star Trek: Into Darkness ansehen?
Ja.

Ein Schlußwort, dass sie den Trekkies gern mit auf den Weg geben wollen?
Bleibt euch treu!

Samstag, 4. Januar 2014

Reboot-Uniformen und ihr großer Nachteil.

Wie einige sicher vielleicht in den beiden neuesten Filmen bemerkten, haben die neuen Uniformen der weiblichen Offiziere ein sehr großes Defizit: Die Rangabzeichen fehlen!


Was ist daran nun so schlimm?
Die Sternenflotte ist eine militärische Organisation mit einer Befehlskette. Die verschiedenen Ränge drücken sowohl Autorität, als auch Verantwortung aus.

Nehmen wir ein Beispiel:
Falls Doctor McCoy in einer Gefahrensituation nicht fähig sein sollte seine Pflichten als Offizier zu erfüllen (bspw. durch eine schwere Verletzung), würde automatisch der Offizier mit dem nächst niederen Rang Autorität und Verantwortung übernehmen.
Wenn nun die Leute in der Krankenstation eintreffen, die nicht unbedingt wissen, welcher der leitende Offizier ist, können diese durch Uniform und Rangabzeichen erkennen, an wen sie sich wenden müssen: Sie kommen herein, suchen eine blaue Uniform, danach das Abzeichen der Krankenstation und schauen dann auf die Ärmel um so den ranghöchsten Offizier zu indentifizieren.
Wenn nun aber der ranghöchste Offizier in diesem Falle eine Frau ist, gestaltet sich das ganze Szenario etwas anders. Bis zum Abzeichen läuft alles wie oben beschrieben ab, doch nun können die Leute nicht erkennen welchen Rang das weibliche Crew-Mitglied hat und wenden sich somit bspw. an einen (männlichen) Fähnrich. Dieser muss die Personen erst an den medizinischen Offizier verweisen. Dies mögen vielleicht nur Minuten sein, aber im Durcheinander einer Gefahrensituation können diese über Leben und Tod entscheiden.

Ein weiteres Beispiel:
Lt. Uhura möchte einem Fähnrich einen Befehl erteilen. Auf einem so großen Schiff kann man sich allerding nicht alle Gesichter merken und somit würde der Fähnrich erst nachfragen, wer denn diesen Befehl.

Wir sehen also: Die Uniformen der Frauen enthalten keine Hinweise auf den Rang der jeweiligen Person.

Nun könnte man sagen, dass Frauen auch die Wahl haben eine langärmelige Uniform zu tragen. Dies mag stimmen, dennoch sehen wir nur unbedeutende Hintergrundcharaktere diese tatsächlich tragen und selbst wenn Uhura sagen würde, dass sie die kurzärmelige Version bevorzugt, wäre das doch genau so eine Aussage wie "R2D2 ist ein Star Trek Charakter, weil er im Film von 2009 aufgetaucht ist", denn Filme haben den Fokus auf das visuelle und wir sehen Lt. Uhura immer in der einteiligen Uniform.

Dass dies anders geht, wissen wir. Hier ein paar Beispiele:

Fangen wie einfach mit der "klassischen" Uniform von Lt. Uhura an.



Selbst das korrupte Terranische Imperium schafft dies durch einen einfachen goldenen Streifen am Kragen.



Aber wieso sollten nur Frauen die Wahl zwischen einer einteiligen und mehrteiligen Uniform haben?
In TNG war dies auch Männern möglich (und meiner Meinung nach hat dieser Herr wunderschöne Beine, die es lohnt sich zu zeigen)



Ich glaube die fehlenden Rangabzeichen zeigen nur, dass die weiblichen Charaktere in den neuen Filmen mehr als nur schlecht wegkommen.
Dabei wäre es doch sehr leicht gewesen auch an die kurzen Ärmel der Uniformen Rangabzeichen anzubringen.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Aus der Sammlerecke: U.S.S. Enterprise XCV-330

Ungewöhnliche Registrierungsnummer für ein Schiff dieses Namens? Stimmt, ist ja auch ein ungewöhnliches Raumschiffkonzept. Vielleicht eine der interessantesten Entwürfe für ein Förderationsschiff nach der natürlich absolut genialen Idee mit den zwei außenliegenden Warpgondeln und der Untertassensektion, eben jenem Entwurf, wofür Star Trek und seine Raumschiffe so bekannt und legendär sind! Es gab, gibt und wird in Zukunft noch viele Schiffe mit dem Namen Enterprise geben, mit und "ohne verdammten Buchstaben" (Scotty). Die Firma QMx bringt nun dieses selten gesehene und wirklich schöne Schiff mit eben jener seltenen Registrierungsnummer auf den Sammlermarkt. Es wird allerdings sicher schwer werden, eins der Exemplare zu bekommen, die Stückzahl ist auf nur 25 begrenzt sein! Die enterprise XCV-330 konnte man übrigens zuletzt in Abramstrek II sehen, sie stand auf dem Bord in Admiral Marcus Büro. Erdacht und entwickelt hat das Modell aber schon Matt Jefferies
für eine evtl. Folgeserie von TOS.Wenn man bei ENTERPRISE in Cpt. Archers Quartier genau auf das Artwork an der wand schaut, kann man dieses schöne Schiff dort ebenfalls entdecken. Der Preis für das Modell: $1,499.95! Hier geht es zur Besttellung. Und  wie gesagt, 25 Exemplare, da heißt es schnell sein! Ab dem 29.11.2013 kann man da zuschlagen.




Quelle der Bilder: qmxonline.com
Wer einmal alle Schiffe mit dem Namen Enterprise in einem Filmchen sehen möchte, bitte schön:


Sonntag, 11. August 2013

Odessa, Schiffswerft am Schwarzen Meer

Bedingungen
Odessa. Fünf Wochen Urlaub. Fünf Wochen am Strand des Schwarzen Meeres mit kaum einer Beschäftigung außer vielleicht mal Einkaufen zu fahren und gelegentlichem Kochen. In drei dieser Wochen herrscht bei einer Außentemperatur von ca. 35°C eine Wassertemperatur von super erfrischenden 12°C. So entstehen ideale Bedingungen, um einmal der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen.

Werft
Eine große Werft gibt es in Odessa tatsächlich. Leider, wie so vieles im postsowjetischen Raum, liegt diese längst brach und wird nicht betrieben. In meinen Gedanken funktionierte ich sie zur einer Werft der Sternenflotte um: Ich beschloss, endlich mal die klassische Enterprise fertig zu stellen. Einige Entwürfe dazu habe ich bereits vor meinem Urlaub gemacht und wusste nun genau. wie ich vorgehen würde. Jetzt brauchte meine Werft nur noch Rohstoffe.

Rohstoffe
Es stellte sich ebenfalls als schwierig heraus, in Odessa an geeignetes Rohmaterial (Papier) zu kommen. Was da so meistens als Origami Papier verkauft wird, hat bestenfalls die Qualität eines normalen Druckerpapiers mit der Dichte - verzeiht mir diese Einzelheiten - von 80g/m². Mit anderen Worten: Viel zu dick für mein Vorhaben. Ich brauchte also ein dünneres, aber nicht weniger stabiles Papier. Letzten Endes fand ich am Rande der Stadt schließlich doch noch das, was ich so lange gesucht habe. Das Papier hatte nicht nur die gewünschte Qualität, sondern war auch aus der Sicht eines Falters zweifarbig.

Enterprise: Probe
Vor Beginn der Arbeit befürchtete ich, dass mir das Model nicht gelingen könnte, und so beschloss ich zunächst, eine kleine Probeversion zu basteln. Das Problem bei vielen meiner Modelle, wie Kalami sicherlich weiß, sind die fehlenden Referenzpunkte und Linien. Das bedeutet, dass ich des Öfteren in meinen Modellen von den Winkelhalbierenden (90°, 45°, 22.5° usw.) abweiche und mehr nach Gefühl arbeite. Diese Abweichungen sind besonders häufig, wenn das Modell noch in der Entwurfsphase ist. Andererseits erschweren es mir diese Abweichungen gleichermaßen, die eigenen Schritte merken zu können. Mit dem kleineren Modell wollte ich nur noch einige Schritte austesten, um weitere Referenzpunkte zu bekommen, und das eigentliche Model hinterher möglichst sauber zu falten.
Das kleine Modell war in der Tat nicht sonderlich gelungen,
Die Deflektorschüssel hinkt noch,
die Warpgondeln sind viel zu tief, bzw der Untertassensteg ist zu lang
Auch die Rückansicht macht das Modell nicht besser
aber es lieferte mir Wertvolle Erfahrung, was ich besser machen könnte und überzeugte mich vor Allem, von der klassischen NCC-1701 auf die Version aus dem Abrams-Reboot zu wechseln, die mir persönlich vom Design her auch weit aus besser gefällt.

Herstellung
Unter all den verschiedenen Farben, die mir zu Verfügung standen, befand sich leider weder Silber noch Grau. Dafür waren sie, wie bereits erwähnt, immerhin zweifarbig. Genau genommen war eine Seite farbig und die andere weiß. So entschied ich mich für ein Stück Blau-Weißes Papier. Ich beschloss, weiß zur Hauptfarbe zu machen und lediglich an der Stelle, an der ich die Deflektorschüssel setzten werde, die Farben umzukehren, so dass sie blau leuchtet. Das Modell war noch nicht trocken, als ich es bereits deutlich erkennen konnte: Diese Enterprise würde perfekt werden.


Ein Paar Bilder

 und weiter


 

Crew

Nun brauchte das Schiff nur noch eine Crew. Vor einiger Zeit waren Kalami, Turon47 und ich auf der Origami-Convention. Wir sahen da einige Modelle kleiner Männchen mit Drachenköpfen, Teufelsköpfen usw.


Ich erzählte, dass ich ebenfalls bereits Menschenfiguren gefaltet habe. Diese waren zwar nicht so ausgefeilt, doch durchaus ausbaufähig und wenn man sie sogar noch passend farblich zusammensetzt, dann könnte man die Mannschaft der Enterprise nachbauen.
Nun hatte ich alles, was ich brauchte. Zunächst faltete ich den Oberkörper eines Wissenschaftsoffiziers


und dann aus dem schwarzen Papier auch noch die Beine


Nennen wir ihn an dieser Stelle einfach einmal "McCoy". Schnell waren auch "Kirk", ein namenloses Redshirt, "Sulu" und "Scotty" fertig.


von links nach rechts: McCoy, Kirk, das namenlose Redshirt und Sulu. Vor der Guppe steht Scotty.

Mit dieser Besatzung war die Enterprise startbereit.

Von der Werft in den Himmel
Und höher

und noch höher

und die five-years mission kann beginnen

 Nachtrag

Momentan arbeite ich noch immer weiter an der Uniform der Mannschaft und an ihren Gesichtern. Die Armen sind ja schließlich ohne ihre Stiefel losgezogen. Deswegen ...

Spok mit etwas länglichem Gesicht und McCoy mit runderem
Falls also jemand eine Idee für eine Fan-Episode hat, die Akteure und grüne Wand sind bereit!


Mittwoch, 8. Mai 2013

Turons Senf zu 'Into Darkness' [SPOILERS!]




Im Zuge einer Vorpremiere sah sich der größte Teil der Tafelrunde heute den zwölften Star-Trek-Kinofilm 'Into Darkness' an. Da einige Personen aus unserer Runde bereits bei der deutschen Filmpremiere die Gelegenheit hatten, ihn miterleben zu dürfen, folgt nun eine kleine Rezension des Films. Da dies nicht ohne Spoiler geht, warne ich noch einmal ausdrücklich davor, diesen Artikel vor dem Kinobesuch zu lesen. Mit Absicht habe ich eine Zusammenfassung ausgelassen, so dass möglichst nur Eingeweihte mit den Informationen etwas anfangen können, aber er verrät so ziemlich alle wichtigen Einzelheiten. Also seht Euch unbedingt VORHER den Film an und lasst uns dann wissen, in welchem Punkt ihr mit uns übereinstimmt, wo ihr abweicht oder was ihr ergänzen würdet. 

Positive Aspekte 


Die Besetzung. Größter Pluspunkt von 'Into Darkness' ist definitiv die Besetzung. Man kann ja alles Mögliche an Kritik gegen Abrams ins Feld führen, doch mit den Schauspielern, die er für seine Filmreihe rekrutiert hat, bewies er bislang ein goldenes Händchen. Nachdem man sich im Anschluss an den letzten Kinofilm bereits an die veränderten Gesichter der Charaktere gewöhnt hat, bleibt nun Platz für die neue Riege, ihr schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen. Allerdings wird dieser Freiraum nur von den Hauptcharakteren ausgefüllt, während der größte Teil der Mannschaft deutliche Abstriche machen muss.

Chris Pine. Der junge Kirk-Darsteller ist definitiv der Hauptnutznießer der Charaktermomente, die der Film bietet. Nicht nur, dass er gekonnt die flapsigen Charakterzüge aus dem Vorgänger wieder aufgreift; ihm gelingt es, über die Laufzeit des Films eine wirkliche Entwicklung darzustellen. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, sind die emotionalen Momente mit ihm in meinen Augen sehr gelungen und stellen aktiv unter Beweis, dass er unbestreitbar über ein gewisses schauspielerisches Talent verfügt.
Zachary Quinto. Irgendwie erübrigt es sich, Quinto noch lobend zu erwähnen, denn an seiner Kompetenz bestehen wohl kaum noch Zweifel. Seine Spock-Interpretation ist wie gewohnt glaubhaft und beeindruckend, auch wenn der Vulkanier nie zuvor derart von Gefühlen getrieben zu sein schien. Dennoch bleibt er ein Fels in der Brandung.
Karl Urban. Der Schiffsarzt wirkt stabil, authentisch und kommt menschlich der 'Grumpy Cat' am nächsten. Schade, dass für ihn so wenig Raum blieb, denn tatsächlich rückt der Schiffsdoktor immer mehr ins zweite Glied der Darstellerriege. Seinen Platz im Triumvirat scheint er jedenfalls an Uhura abgetreten zu haben.
Zoe Saldana. Die Kommunikationsoffizierin kann in diesem Film endlich einmal unter Beweis stellen, wozu sie überhaupt an Bord ist. Getreu dem Motto „Behind every great man is a woman nagging“ macht sie eigentlich das, wofür Pille jahrelang bekannt war: Sie macht Spock das Leben zur Hölle. Trotzdem bleibt ihre deutlich selbstbewusstere Uhura-Darstellung zu Recht Maß aller Dinge.
Simon Pegg. An Scottys Charakter scheiden sich wohl die Geister. Vielerorts ist zu hören oder zu lesen, dass er völlig anders reagiert, als man das gewohnt ist. Ja, er trifft eine moralische Entscheidung, die der Chefingenieur der Originalserie vielleicht in der Form nie getroffen hätte. Doch diese Hinwendung zur Moral ist eigentlich ein Moment, in dem jeder alte Star-Trek-Fan den ollen Schotten besser verstehen kann, als die restliche Mannschaft. Scotty bleibt den ganzen Film über ein moralischer Anker, dem man sogar abnimmt, dass ihm selbst der Mord an einem namenlosen Sicherheitsoffizier wirklich leidtut. Immerhin hat er es geschafft, seiner Rolle damit etwas mehr als den Pausenclown-Charakter zu verleihen.
John Cho. Spielte auch mit und hat ein oder zwei heroische Momente. Allerdings sollte er aufpassen, dass er sich nicht wie George Takei irgendwann als Statist empfindet. In der Form kann ich die Versetzung auf die USS Excelsior aus der alternativen Zeitlinie jedenfalls schon erahnen.
Anton Yelchin. Im Prinzip ebenso ein Nebencharakter wie Sulu. Gut, er darf/ muss ein Redshirt tragen und für Chaos im Maschinenraum sorgen, aber er hat keineswegs den Raum, den Walter Koenig in "Der Zorn des Khan" ausfüllen durfte.

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 Ähnlich verhält es sich mit den Gaststars. Allerdings gibt es nur einen, dem es wirklich gelingt, herauszustechen, während die anderen schlichtweg die Zeit fehlt, oder hinter den Erwartungen zurückblieben.

Benedict Cumberbatch
. Noch vor Chris Pine, Zachary Quinto oder Zoe Saldana der Höhepunkt des Films. Die großartige schauspielerische Leistung schlägt den Zuschauer in ihren Bann und lässt Gerüchte, dass seine Rolle ursprünglich von Benicio del Toro gespielt werden sollte, vergessen machen. Seine Stimme, seine Mimik und seine Tränen machen ihn zu einem der bislang großartigsten Bösewichte, die jemals in Star Trek zu sehen waren. Um es vorwegzunehmen: Ja, er spielt Khan. Aber er spielt ihn auf eine ganz andere Art und Weise. Doch der grandiose Schurke verliert dadurch nicht an Charakter, sonder gewinnt unheimlich viel dazu. Dafür muss man Cumberbatch einfach Tribut zollen.
Bruce Greenwood. Wie bereits zuvor bildet der Pike-Darsteller einen heimlichen Höhepunkt. Direkt schade, dass er so früh das Zeitliche segnet (auch wenn das für den Handlungsbogen viel zu wichtig war, um darauf verzichten zu können), denn dadurch wird seine Leistung von der danach Purzelbäume schlagenden Handlung verwischt.
Peter Weller. Der als RoboCop bekannt gewordene Darsteller liefert eine Leistung ab, die man mit ihm bereits auf erschreckend ähnliche Weise im Enterprise-Zweiteiler "Dämonen" bzw. "Terra Prime" erlebt hat. Im Großen und Ganzen erschreckend schwach und blass, so dass es nicht weiter wundert, dass man ihm einen weiteren Antagonisten zur Seite stellen musste, um die Sache bedrohlich wirken zu lassen. Als Sternenflottenoffizier, Vater und Vorgesetzter jedenfalls unglaubwürdig.
Alice Eve. Über zu weite Strecken ein wenig farblos, aber eine nette Idee. Die Fans wird es freuen, auch wenn ich partout nicht verstehe, warum sie sich in der bekannten Szene nun unbedingt entkleiden musste. Wahrscheinlich eine Art Initiationsritus, dem sich jede wichtigere weibliche Hauptfigur (Gaila, Uhura) unterwerfen muss, um bei J.J. Abrams eine Rolle zu erhalten.
Noel Clarke. Der Doctor-Who-Veteran hat nur einen kurzen, dafür sehr einprägsamen Auftritt. Seine zwei Sätze sind vernachlässigungswürdig; sein Abgang hingegen ganz großes Kino. Clarke kann in den wenigen Leinwandminuten mühelos unter Beweis stellen, dass in ihm mehr steckt.

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Das ist allerdings längst noch nicht alles. Immer wieder begleiten den Zuschauer altbekannte Gesichter aus dem vorherigen Film. Keenser (wie bereits zuvor völlig überflüssig), Schnubbelchen ('Cupcake' bekommt sogar einen Namen) oder der Transportertechniker (James Doohans Sohn Christopher), aber auch viele andere Erscheinungen sorgen für eine gewisse Kontinuität im Abramsverse. Mit einigen Abstrichen ist der Cast also gleich der erste Höhepunkt und vor allem den Hauptcharakteren wird genügend Platz geboten, sich einmal richtig auszutoben. Da diese sich das nicht zweimal sagen ließen, funktioniert der Film dahingehend recht gut.

Charaktermomente
. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich einen Film gesehen hätte, in dem mehr Männer geweint haben. Kirk, Spock und selbst Khan heulen wie die Schlosshunde! Vielleicht hat sich das Männerbild in den letzten hundert Jahren so stark verändert, dass so etwas kaum mehr ins Gewicht fällt. In jedem Fall hielt ich jede einzelne Träne für gerechtfertigt.
Ebenfalls herauszuheben ist Kirks Gnadentat für Khan, obwohl dieser für den Tod seines Förderers und Mentors verantwortlich war. Im Gegensatz zu jener Abschlussszene im elften Teil, in der Kirk und Spock Nero eiskalt verrecken ließen, wirkt der juvenile Captain plötzlich gereift und erinnert tatsächlich für einen Moment an das Original, auf dem seine Rolle fußt.
Natürlich sollten wir in diesem Moment auf DIE Schlüsselszene zu sprechen kommen: Die Sterbeszene Jim Kirks, die in einer unverhohlenen Kopie der Sterbeszene Spocks mündet. Schon jetzt kann man sich ausmalen, dass einige Fans Sturm dagegen laufen werden. Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich sie gelungen fand. Natürlich kann ich Personen verstehen, denen es albern vorkam, aber durch die vertauschten Opferrollen hatte der Moment wiederum etwas sehr Originelles. Als Höhepunkt seiner Charakterentwicklung während des Films lernt Kirk nämlich doch noch seine Lektion aus dem Kobayashi-Maru-Szenario, während der Initiator des selben all ihre Erkenntnisse in den Wind schreibt. Natürlich ist es irgendwo ideenlos geklaut, doch in diesem Fall erinnerte es eher an einen Coversong, der nicht bloß etwas kantenloser und vermeintlich gefälliger gesungen wurde, sondern sich auch mal traut, Text und musikalische Begleitung abzuwandeln um etwas zu erschaffen, was einerseits dem Original Tribut zollt, aber andererseits auch auf eigenen Füßen stehen kann. Gelungener als der große Aufreger des elften Filmes, die Zerstörung Vulkans, ist diese Szene allemal.

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Setting und Anleihen. Wer nach dem aufreibenden Trailerbombardement der letzten Monate für sich erkannt hat, dass auch dieser Film ob seiner düsteren Stimmung, Fokussierung auf Rache und tumben Action nichts mehr mit Star Trek zu tun haben würde, wird im Kino eines besseren belehrt.
Tatsächlich kann man, sofern man seinen Blick nicht aus Prinzipienreiterei verstellt, durchaus Werte erkennen, die Star Trek einmal ausgemacht haben. Kirk kümmert sich aufopferungsvoll um seine Besatzung, die Oberste Direktive bedeutet wieder etwas und am Ende verspricht der Film sogar, dass es in Zukunft wieder in Richtung Forschung gehen wird. Tatsächlich ist die Grundstimmung viel positiver als in Abrams' Vorläufer, so dass an dieser Stelle mal einfach gesagt werden muss, dass Trailer und auch der Titel 'Into Darkness' nicht irreführender sein könnten.
Wenn man den Film gesehen hat, erkennt man schnell, dass sich dahinter eine Marketingstrategie verbirgt, die ein breiteres, ursprünglich nicht an Star Trek interessiertes Publikum anlocken soll. Tatsächlich ist der Film aber für Fans gedacht, denn schon mit der Sterbeszene werden Außenstehende nichts anfangen können.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Referenzen auf die klingonische Sprache, die Verwendung von bat'leths und der Einbezug von Sektion 31 sind bittere Pillen, die dem unwissenden Neueinsteiger schwer aufstoßen müssen. Addiert man die vielen weiteren Anspielungen hinzu wird schnell klar, dass Abrams und sein Team mit dem Film einen Ölzweig an all jene reichen will, die verstanden haben, dass Star Trek eine Rundumerneuerung bitter nötig hatte und sich damit abfinden können, dass es auf diese Art und Weise geschah.

Negative Aspekte


Transwarp-Beamen. Was soll man mit einem Ölzweig anfangen, wenn all das, was nach TOS noch folgen müsste, zum wiederholten Male mit Füßen getreten wird?
 Symbol für diesen Tritt in die Weichteile logikversessener Alt-Fans ist das Beharren auf Transwarp-Beamen, das es weder bei TNG, DS9 noch Voyager gab.
Warum kann sich Khan von der Erde nach Qo'noS beamen, während Picard mühselig mit der Enterprise dorthin fliegen musste?
Warum hat die Sternenflotte nicht einfach ein Sonderkommando nach dem anderen auf die Station geschickt, um Deep Space 9 von der Herrschaft des Dominions zu befreien?
Warum zum Teufel hat sich die doofe Janeway nicht einfach zurück in den Alpha-Quadranten gebeamt, wenn angeblich schon Scotty auf diese Gleichung gekommen ist?
Doch damit nicht genug!
Während der Pille der Original-Zeitlinie zu dumm war, aus dem genetischen Fundbüro Khan Noonian Soong einen Jungbrunnen zu erschaffen, katapultiert man hier die Medizingeschichte auf einen Stand, den noch nicht einmal Captain Braxton, Kal Dano oder Crewman Daniels erahnen konnten. Mit einem einzigen Storyloch zieht man so das Ableben Tasha Yars, Jadzia Dax' oder selbst James Tiberius Kirks schwungvoll durch den lauwarmen Kakao.
Der Android, der auf der Brücke der Enterprise seinen Dienst versieht, wirkt ebenfalls völlig fehl am Platz, denn die erste künstliche Lebensform in der Sternenflotte sollte eigentlich 'Data' heißen und nicht 'GATT 2000'. Hatte da vielleicht LeVar Burton doch mit seinem Alleinvertretungsvorwurf gegen Abrams Recht?
Natürlich ist das alles eine völlig andere Zeitlinie! Es wird aber mit jedem neuen Film eine immer unglaubwürdigere Zeitlinie, die trotz der einhundert Jahre Differenz zu den Nachfolgeserien der Neunziger die eigene Zukunft bereits eingeholt hat.


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Fehlende Szenen.

"You think your world is safe. It is an illusion. A comforting lie, told to protect you. Enjoy these final moments of peace. For I have returned to have my vengeance."

Wer erinnert sich nicht an diese markigen Worte, die mittlerweile den Großteil der Trailer dominieren?
Davon sollte man sich auch gleich wieder verabschieden, denn davon ist im Film nichts zu hören. Auch die harschen Worte, mit denen Kirk Marcus beschwört, Rache zu einem Gegenstand von Sternenflottenpolitik zu machen, fehlen dem Film völlig. Selbst einige der Bilder, die ob ihrer Spannung in die Trailer eingebaut wurden, gibt es in der Kinofassung plötzlich gar nicht mehr. Das ist bedauerlich, denn schon der letzte Film wäre um Längen besser gewesen, wenn die herausgeschnittenen Szenen an Ort und Stelle belassen worden wären.

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Szenen mit Fragezeichen. Dafür bleibt sich der Film in puncto Storylöchern treu. So ist mir immer noch nicht klar, warum Admiral Marcus sein einziges Druckmittel gegenüber Khan überhaupt in die Hände Kirks weiterreicht.
Ebenso leidenschaftslos scheinen auch die Klingonen ihre Heimat zu verteidigen: Als die Enterprise in deren Territorium (Torpedoreichweite) herumtreibt, scheint sich trotz angespannter militärischer Lage niemand sonderlich dafür zu interessieren.
Ab dem Moment, in dem Pille jedoch Spock zwingt, Khan am Leben zu lassen, um den Fortbestand Kirks zu sichern, ist das Fass endgültig übergelaufen. Warum  nimmt der Landarzt nicht einfach das Blut genau jenes Augments, den er kurz zuvor aus der Tiefkühltruhe zerrte, um seinem Busenkumpel Hirnschäden zu ersparen?
Während sich in solchen Momenten Fragezeichen in den Augen der Kinogänger bilden, fehlen sie an anderen Orten. Die wahre Identität Harrisons, die Wiederauferstehung Kirks oder der 'Khan-Urschrei' sind viel zu vorhersehbar, um noch irgendwen ernsthaft vom Hocker zu reißen. Viel zu oft erkennt man die simplen Strickmuster, die im Vergleich dazu selbst jedes beliebige Grimmsche Märchen plötzlich wie ein geschickt inszeniertes erzählerisches Feuerwerk erscheinen lassen.
Stichwort Märchen: Zu häufig schleicht sich ferner ein Star-Wars-Feeling ein, das sich auch nicht recht abschütteln lässt. Mitunter hat man das Gefühl, als würde man einen tiefen Blick in die Bewerbungsunterlagen Abrams' für den siebenten Star-Wars-Teil werfen. Hoffentlich bleibt uns ein im All schwebender Star-Wars-Charakter wenigstens in diesem Film erspart.
Die viele Action wirkt bombastisch, aber man hat nie den Eindruck, dass man das nicht bereits irgendwo anders vorgesetzt bekommen hätte. Das Geld hätte man besser in eine vernünftige Story investieren sollen. Auch die 3-D-Effekte waren nichts, was das Tragen einer 3-D-Brille unbedingt rechtfertigte.
Ansonsten gibt es vieles, was man ebenfalls schon gesehen hat. Wieder einmal gibt es einen Weltraumsprung á la Felix Baumgartner, wieder einmal rettet der alte Spock aus der anderen Zeitlinie den Tag und wieder einmal kommt es zu einem Showdown mit einem überdimensionierten Schiff. Gut geklaut ist halb gewonnen, werden sich die faulen Autoren da gedacht haben.
So ein riesiges Schiff hat ja schließlich schon in Star Trek eins, acht, neun, zehn und elf so unglaublich gut funktioniert!
Warum man in Zeiten frei zugänglicher Kanon-Nachschlagewerke wie Memory Alpha immer noch so hanebüchene Fehler in das Script bauen kann, wirkt eigentlich unerklärlich. So gibt man sich zwar offensichtliche Mühe, die klingonische Sprache adäquat einzubinden, schreibt den Hauptplaneten des Imperiums aber 'Kronos'. Auch den Gorn, die einer reptiloiden Spezies angehören, werden plötzlich eine Lebendgeburt unterstellt (ob das nur eingestreut wurde, um das Computerspiel zum Film zu promoten?). Warum der klingonische Mond Praxis in dieser Zeitlinie bereits vor den Ereignissen in Star Trek VI zerstört scheint, bleibt wohl genauso das Geheimnis der Autoren wie die Tatsache, dass das Kriegervolk stolz seine Stirnwülste in die Kamera halten kann, obwohl es laut Enterprise (und die alternative Zeitlinie fußt eigentlich auf dieser Serie, die noch vor der Abspaltung dieser Realität spielt) gar nicht geben dürfte. Dass die Sternenflottenoffiziere mit ihren Militärmützen wie Wehrmachtsoffiziere aussehen, mag zwar kein Anachronismus sein, jagte mir aber immer wieder einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Höhepunkt ist in meinen Augen allerdings die Sterbeszene Kirks. Nicht, weil die aus "Der Zorn des Khan" geklaut ist, sondern weil sich dort etwas entwickelt, was ich bei Doctor Who immer gern als 'Zauberende' bezeichne. Dank einer fadenscheinigen und nur am Rande erwähnten Lösung verpuffen allen Sorgen plötzlich und lösen sich in eitel Sonnenschein auf. Kirk bleibt dank des Blutes seines Feindes am Leben (der Vampirkult lässt grüßen) und alles ist wieder in Butter.
Das ist einfach aus dem Grund schade, weil Abrams dieses neue Universum laut eigener Aussage ja begründete, um die Möglichkeit zu erschaffen, selbst Hauptcharaktere sterben lassen zu können und somit die Spannung am Leben zu erhalten. Nun, wo sich eine großartige erste Gelegenheit bot, Filmgeschichte zu schreiben und die Fans dem nächsten Film verzweifelt entgegenfiebern zu lassen, kneift Abrams den Schwanz ein und lässt Kirk mit einer fadenscheinigen Begründung wiederauferstehen. Diese fehlende Konsequenz führt somit das Besondere an diesem Universum ad absurdum, da spätestens jetzt jedem Zuschauer (auch den neuen) bewusst sein wird, dass die Haupthelden genauso wenig abgemurkst werden können, wie die der älteren Filme.

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Optik und Sound. Schläuche, die zum Löschen dienen; Schiffe, die den Ozean befahren; Autos, die auf Straßen fahren: Zusammen mit kernigen Sprüchen, die immer wieder auf den Technikstand unseres Jahrhunderts zurückfallen, hat man kaum mehr ein Science-Fiction-Gefühl, wenn man sich J.J. Abrams Interpretation der Erde ansieht. Die Budweiser-Brauerei, die man trotz der massiven Fan-Proteste als Drehort beibehielt, tut ihr übriges und führt man sich vor Augen, dass es im Film sogar Schleichwerbung für dieses bierähnliche Gesöff gibt, so drängt sich förmlich die Vermutung auf, als hätte hier jemand eine unheilige Allianz geschmiedet.
Selbst die zuweilen bereits gelobten klingonischen Schiffe der D4-Klasse sehen in meinen Augen einfach nur aus wie schlecht montierte Transformer auf Koks. Zusammen mit der an Hässlichkeit kaum mehr zu überbietenden USS Vengeance verliert Star Trek damit ein Motiv, dass die Serie bislang ausgemacht hat:
Ihre klaren, optisch ansprechenden Schiffsdesigns. Die Zeiten eines D'deridex-Warbirds, einer Nebula-Klasse oder einer Negh'Var scheinen ein ungeliebtes Relikt einer unpopulären Ära gewesen zu sein.
Die bei den Fans so verhassten Lens Flares gibt es hingegen noch immer. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz so häufig sind wie früher, doch das kann an dem subjektiven Eindruck eines Menschen liegen, den sie ohnehin nie sonderlich gestört haben. Allerdings verzichtete Abrams auf die Lautlosigkeit, die sonst in seinen Weltraumszenen vorherrschte. Dafür gibt es jedoch wieder eine pompöse Giacchino-Untermalung, die der aus dem ersten Film in nichts nachsteht. Da liegt wiederum auch der Haken, denn was damals neu und aufregend wirkte, ist nunmehr altgewohnte Kost ohne irgendwelche Würze. Es fehlt die Originalität, zumal der nochmalige Rückgriff auf die Beastie-Boys bei aller Liebe einfach nur platt wirkte.




Fazit


Insgesamt betrachtet hat J.J. Abrams einen Film produziert, der besser ist, als sein Vorgänger. 'Kunststück', werden die einen sagen, 'Logisch', die anderen. Kaum jemand polarisiert die Fans so sehr wie der Regisseur, der sich bei aller Kritik den Fans z.B. bei der Premiere geduldig stellte. Immer noch schleicht sich das Gefühl ein, als wäre die Handlung ein Stiefkind der Produktion gewesen, das zugunsten von Action, Sex-Appeal und zweifelhafter Dramatik in die zweite Reihe rücken musste. Gerade beim Transpwarp-Beamen wird das jedem Fan schnell wieder bewusst. Und trotzdem ist es unter den Umständen ein guter, gerader Film. Die Nummer zwölf lehnt sich zwar stark an der Nummer zwei an, doch vielleicht ist es aus genau diesem Grund in Wirklichkeit ein Film für die Fans. Großartige Schauspieler, bedeutungsschwangere Reinszenierungen und vor allem ein wahrer Bösewicht, der die Bezeichnung verdient. Dabei bleibt 'Into Darkness' Popcorn-Kino, aber es versucht immerhin, den 'alten Hasen' die Hand zu reichen.

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Nachschlag: Passend zum Abschluss noch der 'Honest-Trailer' zum elften Film. Vielen Dank an NCC-1701 für diesen Tipp!




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