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Samstag, 28. November 2020

Turons Senf zu "Wiedervereinigung, Teil III" [DIS, S3Nr07]


Spoilerwarnung.
Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Wiedervereinigung, Teil III", die siebente Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Episoden bereits gesehen hat.


Einleitung.
Seit seiner Erstausstrahlung in Deutschland zählt der TNG-Zweiteiler "Wiedervereinigung" für mich persönlich zu den besten Folgen der Serie. Dabei bleibt bemerkenswert, wie sehr sich meine Rezeption dieser Folge über die Jahre verändert hat, ohne dass die Episode selbst an Qualität eingebüßt hätte.
In meinen Kindertagen ging der Hauptteil der Faszination für die Folge vor allem auf die Anwesenheit Leonard Nimoys zurück. Dass der zentrale Originalseriencharakter hier einen Auftritt in der 'nächsten Generation' absolvierte verband beide Universen zu einem stimmigen Ganzen und half dabei, meine Faszination für den verbindenden Kanon zu begründen, auf dem beide Serien gemeinsam fußten.
In späteren Wiederholungen war ich eher von der Kultur der Romulaner beeindruckt, denen niemals zuvor und nur bedingt danach so viel Aufmerksamkeit verliehen wurde. Vor allem deren innere Ambivalenz und reichhaltige Historie hat mich seitdem nicht wieder losgelassen und die Folge verlieh der gesamten Spezies eine nie gekannte Tiefe, von der spätere Inkarnationen noch bis heute zehren.  
Erst viele Jahre später war ich auch in der Lage, dem Begriff der "Wiedervereinigung" auch eine tagesaktuelle Bedeutung abzuringen. Die Geschichte eines Volkes, das sich aufgrund von ideologischen Differenzen in zwei unterschiedliche Welten auseinanderlebte, war als Metapher für die deutsch-deutsche Geschichte zwar nicht unbedingt gut verschleiert, aber als Wendekind mit ganz eigenen Erfahrungen zur Materie auch nicht auf Anhieb zu entschlüsseln. Zumal es in der Folge ja nicht um die Wiedervereinigung als solche ging, sondern um die Macht dieser Idee. Schon allein deshalb rechne ich der deutschen Synchronisation bis heute hoch an, dass im Gegensatz zum englischen Original ein Fragezeichen hinter dem Titel zu finden war, wodurch die Folge im Deutschen Spocks missionarischer Expedition ins Romulanerreich inhaltlich deutlich näher kam als dem englischsprachigen Vorbild.
Als sich nun "Star Trek: Discovery" anschickte, den Titel einer ihrer Episoden an diese legendäre Folge anzulehnen, schossen die Erwartungen schlagartig in die Höhe. Befeuert von Posts in sozialen Medien wie diesem stellt sich allerdings die Frage, ob "Wiedervereinigung, Teil III" diesen Erwartungen auch gerecht werden kann…


Story.
Michael Burnhams Suche nach dem Ursprung des großen Dilitihiumbrandes erhält zusätzlichen Auftrieb, als sie von einem weit verteilten Sensornetzwerk erfährt, dass zeitgleich zur Katastrophe von den Vulkaniern betrieben wurde. Natürlich brennt sie darauf, die Informationen von ihrer Adoptiv-Spezies zu erhalten und endlich das ultimative galaktische Rätsel zu lösen.
Doch Vulkan ist nicht mehr die Welt, die sie als junge Frau verlassen hat. Nachdem die Wiedervereinigung mit den Romulanern nach einer verheerenden Supernova Wirklichkeit wurde, bildeten sich unterschiedliche Fraktionen aus, die nach zunehmendem Misstrauen den Föderationsaustritt beschlossen und den Namen des Planeten gar in Ni'var änderten.
Um an die Daten zu gelangen, muss Burnham nun ein altes vulkanisches Ritual heraufbeschwören, um überhaupt eine Chance zu erhalten, doch die Angelegenheit wird weiter verkompliziert, als sie erfährt, wer die Position ihres Rechtsbeistands in dieser heiklen Situation einnimmt…


Lobenswerter Aspekt.

Besetzung.
Wieder einmal glänzt "Star Trek: Discovery" durch großartige schauspielerische Leistungen, auch wenn anzumerken bleibt, dass einige Darsteller wie Wilson Cruz, Michelle Yeoh, Tig Notaro, Blu del Barrio, Ian Alexander oder David Benjamin Tomlinson überhaupt nicht zu sehen sind. Positiv zu bewerten bleibt allerdings, dass die Schauspieler dadurch auch nicht zu gezwungenen Dialogen, aufgesetzten Slapstick-Auftritten oder unnötigen Showeinlagen herangezogen wurden und dieser Mut zur Lücke sich schon allein durch das Fehlen entsprechender Sequenzen bezahlt gemacht hat.
Die überschaubaren Szenen mit Nebendarstellern wie Emily Coutts, Oyin Oladejo, Sara Mitich, Patrick Kwok-Choon oder Ronnie Rowe junior ließen allerdings auch nicht sonderlich viel Platz zur Entfaltung und der Ehrlichkeit halber muss man gestehen, dass selbst Anthony Rapp als Paul Stamets trotz seiner Namensnennung im Vorspann dem Arbeitspensum dieser Kollegen nur wenig entgegenzusetzen hatte.
Immerhin war es Douglas Jones aufgrund des Kapitänsrangs seiner Rolle Saru vergönnt, etwas mehr Anteil am Geschehen zu haben. Doch abseits seiner zaghaften diplomatischen Ausführungen bleibt er in dieser Episode vorrangig aufgrund einer fragwürdigen Personalentscheidung in Erinnerung (vgl. Kanonbrüche und Logiklöcher).
Das wiederum ruft Sylvia Tilly auf dem Plan. Mary Wiseman wirkt ein wenig gesetzter als in vorangegangenen Folgen, als hätte der neue Posten bereits Auswirkungen auf ihre Darstellung, aber ein wenig mehr Screentime (z.B. durch ein Gespräch mit Hugh Culber) hätte der Figur in Anbetracht der Tragweite der Entscheidung sicherlich gut getan.
David Ajala bleibt als Cleveland Booker hinter seinen Möglichkeiten zurück und wirkt ein wenig so, als würde er vor allem in Lohn und Brot gehalten werden, bis in kommenden Folgen ein wenig mehr Action mehr Einsatz von ihm verlangen würde. Auch das mysteriöse orangene Glühen seines Kopfes, das man in dieser Episode abermals sehen kann, bedarf noch immer der Auflösung. Immerhin bietet er einen emotionalen Anker für Burnham und ermöglicht uns einen Blick auf seine Katze.


Eigentlich wollte ich ja kein Wort mehr zur Monoperspektive auf Michael Burnham [Sonequa Martin-Green] verlieren, weil es als Stilmittel der Serie kaum einer Änderung unterliegen dürfte. Die Schauspielerin kann zudem nichts dafür und in den letzten paar Folgen blieb es sogar anderen Figuren vergönnt, Burnham dabei helfen zu können, den Tag zu retten. Beinahe hätte man glauben können, dass dies eine positive Tendenz der neu ausgerichteten dritten Staffel sei, aber mit "Wiedervereinigung, Teil III" fällt Michael Burnham nicht nur in alte Verhaltensmuster zurück, sondern potenziert diesen unpopulären Charakterzug auch noch um mehr, als noch gerade so auf eine Kuhhaut ginge. Sie dominiert die Handlung (vgl. Der lange Schatten Vulkans), die Auftritte ihrer Kollegen (ein weiterer Burnham-Moment gipfelt selbst jene Szene, in der Tilly den Zuspruch ihrer Mannschaftskameraden erhält) und erhält auch noch personelle Unterstützung ausgerechnet in der Person ihrer Mutter.
Diesem Motiv entsprechend rangiert Sonja Sohns Auftritt nach dem ihrer Serientochter vom Dialogumfang her an zweiter Stelle. Dabei kann sie allerdings mehr als Mutter und weniger als Qowat-Milat-Schwester überzeugen – nicht zuletzt, weil diese Entwicklung arg bemüht wirkt. Denn auch wenn ihre Wiederkehr früher oder später abzusehen war, bleibt ihre Mitgliedschaft in einem romulanischen Samurai-Orden ein sinnfreier Winkelzug in der fragwürdigen Tradition der ersten und zweiten Staffel.
Die übrigen Darsteller haben zwar mehr Platz als so manches Crewmitglied, lassen sich aber dennoch schnell abhaken:
Die romulo-vulkanischen Gegenspieler Oliver Becker [N'Raj], Stephanie Belding [She-Ra], Emmanuel Kabongo [V'Kir] und Tara Rosling [T'Rina] bieten dem Setting einen würdevollen Rahmen ohne die ganz großen Ausrufezeichen zu setzen und allein dem Badmiral Charles Vance [Oded Fehr] war es abermals nicht vergönnt, über den Status einen Schlagwortgebers hinauszukommen.



Kritikwürdige Aspekte.

Folgenanlage.
Nach einer Laufzeit von fünfzig Minuten bleibt der Zuschauer am Ende von Erstaunen gezeichnet zurück.
Erstaunt zum Beispiel davon, wie wenig nennenswerten Inhalt diese Folge zu bieten hat, deren aufgeblähte Handlung man bequem in einem Halbsatz zusammenfassen könnte.
Oder erstaunt davon, wie wenig Tempo dieser Folge innewohnte. Nachdem in der letzten Woche die Balance zwischen den langsamen Szenen an Bord und den Action-geladenen Einstellungen auf Hunhau nicht gelingen mochte, wird man nun unfreiwillig Zeuge davon, wie eine ganze Episode völlig ohne nennenswerte Spannung auskommen kann. Die größte 'Actionszene' blieb gar jener Moment, in dem eine planetare Verteidigungsplattform sich für ein paar Millisekunden in Richtung Discovery drehte. Nicht dass ich falsch verstanden werde; ich mag bedeutungsschwangere Star-Trek-Dialoge wie die in "Wem gehört Data?", "Das Standgericht" oder "Todessehnsucht" sehr (und diese Folge spielt definitiv nicht in einer Liga mit diesen Beispielen)! Aber für eine Folge, in der ein schwertkämpfender Ninja-Nonnen-Orden auf das Schiff mit der karate-affinen Spiegeluniversumsimperatorin trifft, kann man dieses seichte Plätschern als sträfliche Vernachlässigung von Potential werten, zumal sich über die Qualität der Dialoge trefflichst streiten ließe.
Oder man zeigt sich über den wuchtvollen Tritt in die Tränendrüse erstaunt, denn die Folge gibt sich so viel verzweifelte Mühe, auf kitschüberfrachtete Weise Gefühle beim Publikum zu erzeugen, dass reine Fremdscham beim Ansehen der ganzen Gefühlsduselei überhandnimmt. Letzten Endes werden alle Register der Gefühlsklischees bedient, die sonst schon gereicht hätten um nur eine Folge allein zu ruinieren. Hier aber bombardiert man den Zuschauer gleichzeitig mit schmierigen Explosivsprengstoffen wie Beziehungsherzschmerz, Mutterliebe, Heimatverlust, Unterstützungsbeifall, Selbstfindungsschwierigkeiten, Lobhudeleien oder Familiendrama und es drängt sich der Eindruck auf, als würde man in Erwartung von gekünstelten Tränen aus dem Fernseher heraus beständig mit Papiertaschentuchpackungen beworfen werden.
Aber wahrscheinlich merkt man das ja auch gar nicht mehr, denn nachdem die Hälfte der dritten Staffel ausgestrahlt ist, hat man sich bereits an derlei Unstimmigkeiten und andere Begleiterscheinungen wie Wackelkamera, Lens Flares oder die obligatorischen Krokodilstränen (diesmal sogar im preiswerteren Familienpacken!) gewöhnt.
So bleibt der Reingewinn am Ende etwas, das die Vorgänger dieser Folge bereits eindrucksvoller etabliert haben: Es wurde ein weiterer Baustein zur unausweichlichen Renaissance der Föderation gesetzt und Burnham weiß mal wieder, wo sie hingehört - zumindest bis es sich die Autoren kommender Episoden anders überlegen.


Der lange Schatten Vulkans.
Die 'Kanonfee' Kirsten Beyer ist zurück bei "Discovery" um eine ganz besondere Folge zusammenzuköcheln. Dafür hat sie ganz viele Drehbuchhappen aus dem Resteeimer von "Picard" mitgebracht, die nun noch einmal zum Verzehr in einer achthundert Jahre späteren Zukunft aufgewärmt werden!
Bereits der Folgentitel leitet Fans in die Irre, denn mit dem gleichnamigen TNG-Vorbild "Wiedervereinigung" hat dieser als dritte Teil angepriesene Discovery-Ableger inhaltlich bestenfalls eine periphere Schnittmenge. Es ist vielmehr eine nahtlose Fortführung dessen, was in der vierten "Picard"-Episode "Unbedingte Offenheit" etabliert wurde: Die romulanische Diaspora, die Qowat Milat und das Misstrauen den Motiven der Föderation gegenüber.
Natürlich wird durch einen schönen Einstieg mittels eines Ausschnitts aus dem Original-TNG-Zweiteilers eine inhaltliche Nähe suggeriert, aber dass dieser Etikettenschwindel kaum mehr als Fanservice bleibt wird spätestens dann klar, wenn man sich vor Augen führt, dass die Kombination von Vulkaniern und Romulanern zu Ni'Var nicht etwa umgesetzt wurde, weil Spock dafür so geflissentlich wie erfolglos über Jahrzehnte hinweg Propagandaarbeit betrieben hat, sondern weil eine Supernova der Romulus-Sonne in "Picard" für vollendete Tatsachen gesorgt hat.
Dieses explosive Gemisch aus Halbwahrheiten, gefühlten Kanonzusammenhängen und kontextfreien Schlagworten zieht sich aber wie ein roter Faden weiter durch die Episode. So wird der sinnstiftende, utilitaristische Ansatz der Vulkanier ("Das Wohl der vielen ist wichtiger als das Wohl der vielen.") ins komplette Gegenteil verkehrt, ein Forum zum Austausch von Logik, Fakten und wissenschaftlichen Werten zur Bühne einer emotionalen Selbsterkenntnis uminterpretiert und am Ende bleibt das T'Kal-in-ket nicht zuletzt deshalb bedeutungslos, weil die Präsidentin T'Rina die SB-19-Daten unabhängig von der Entscheidung des Quorums sowieso an Michael Burnham übergibt. Dass die Ereignisse der Folge als Bottle Show allein auf der Discovery konzentriert bleiben, ohne auch nur einmal die Oberfläche des wichtigsten Planeten der Franchise zu zeigen, trägt zusätzlich dazu bei, an der fragilen Glaubwürdigkeit dieser Episode zu zerren.
Dabei ist es beileibe nicht so, dass alle Ideen Vulkan betreffend vergebener Liebesmühe gleichen würden.
Einige der zuvor genannten Punkte wären nämlich (mit viel Wohlwollen) auch als Ergebnis einer jahrhundertelangen Entwicklung der wiedervereinigten Gesellschaft interpretierbar.
Die Idee, die Expertise Burnhams den Planeten betreffend auszunutzen ist ebenso schlüssig, wie die verschiedenen Fraktionen, die nunmehr die Geschicke der Welt lenken. Ihr bewusster (aber folgenloser Verzicht) auf die Daten ist gleichzeitig logisch-vulkanisch, als auch von besten Sternenflottenidealen geprägt. Ebenso ist es nur folgerichtig, den Vulkaniern den schwarzen Peter einer Antriebsalternative jenseits von Dilithium zuzuschieben, zumal die moralischen Spätfolgen (die ja im Föderationsaustritt gipfelten) für die pazifistische Spezies nicht minder nachvollziehbar wirken. Und selbst das Konzept des T'Kal-in-ket ist ein pfiffiger Einfall, der gut in die vulkanische Gesellschaft passt, die sich wie in "Enterprise" abermals in der ungewohnten Position des Gegenspielers wiederfindet.
Ja sogar die Idee, ausgerechnet die Krieger-Nonnen des Qowat Milat aufgrund ihrer Wahrheitsliebe zu Rechtssprechern zu erklären, hat durchaus ihren Reiz, zumal der Brückenschlag zu "Picard" einen überfälligen Schulterschluss mit einer anderen Serie der dritten Star-Trek-Welle bedeutete.


Doch Kirsten Beyer bleibt ihrer Philosophie treu, den Kanon immer dann auszuklammern, wenn er droht, ihren Handlungsentwürfen ein Veto entgegenzusetzen, denn die Autorin hat mittlerweile mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie nur allzu schnell bereit ist, allen Widerständen zum Trotz ihre eigenen Dickkopf durchzusetzen (vgl. dazu unser Kurzinterview im Rahmen der Picard-Premiere).
Sie nimmt sich Freiheiten heraus, die zulasten des erzählerischen Rahmens gehen, von denen drei schwerwiegende Entwicklungen an dieser Stelle noch einmal ganz besondere Erwähnung finden müssen.
Als erstes muss die fragwürdige Entscheidung ins Feld geführt werden, ausgerechnet Michael Burnhams Mutter Gabrielle als Mitglied des Qowat-Milat-Ordens auftreten zu lassen und damit auch das T'Kal-in-ket zu einer öffentlichen Familientherapiesitzung des Burnham-Clans zu degradieren. Der mäßig konstruierte und emotionsgeladene Gastauftritt trug maßgeblich die Hauptschuld daran, dass der Rest der Folge den vorherigen Besuchen auf der Erde oder Trill qualitativ hinterherhinkte.
Im Zusammenhang damit steht auch der zweite Punkt: Sämtliche sorgsam inszenierten Kanonbezüge sind einzig und allein Staffage für die moralische Integrität Michael Burnhams. Die "Wiedervereinigung" dient nämlich nicht als eigenständige Handlung, bietet kein moralisches Dilemma und steht auch nicht im Vordergrund dieser Episode. Alles, was man über die aktuelle romulanisch-vulkanische Gesellschaft erfährt lässt sich auf bloßes Hintergrundtheater für den Selbstfindungsprozess der Hauptfigur reduzieren; auf schmückendes Beiwerk, dem jegliche Tragweite fehlt.
Der dritte Punkt jedoch wiegt am schwersten. In Burnhams schon beinahe manisch anmutenden Vergleichen mit ihrem (über die Grenzen Star Treks hinaus bekannten) Bruder lag schon vom Beginn der Serie an eine unnötige Rivalität, die mit dem Ende der zweiten Staffel eigentlich einen verhältnismäßig würdevollen Abschluss erhalten hatte. Doch nun schmückt sich Burnham nicht nur mit den fremden Federn ihres Bruders und beansprucht dessen Erfolge für sich, sondern versucht sich auch über seine Leistungen zu erheben. Der "kleine Bruder" wird als Person sogar auf die Beeinflussung seiner Adoptivschwester zurückgeführt (vgl. Denkwürdige Zitate), was inzwischen jegliche Relation zu den mehr als fünfzig Jahren Star-Trek-Geschichte vor "Discovery" vermissen lässt. Diese Megalomanie einer Serie, die sich auch in ihrer dritten Staffel erst beweisen muss, erscheint nicht nur arg deplatziert, sondern auch reichlich arrogant.


Kanonbrüche und Logiklöcher.
Bei so wenig Substanz ist es immerhin möglich, auch weniger Kanonbrüche und Logiklöcher zu fabrizieren. Frei nach dem Motto "Wo wenig Inhalt herrscht, kann man über weniger Fallstricke stolpern." lassen sich nur wenige Widersprüche ausmachen, während der Bezug auf Vulkan sogar einige besonders clevere Querbezüge ermöglicht.
Der schönste von ihnen ist sicherlich die neue Bezeichnung "Ni'Var" für Vulkan, die auf eine Star-Trek-Kurzgeschichtenreihe der siebziger Jahre zurückgeht und den vulkanischen Begriff für "Zwiegestalt" beschreibt. Zusammen mit dem chimären IDIC-Warbird-Logo und der Erwähnung der Wissenschaftsakademie von Ni'Var trugen sie mit dazu bei, dem Hintergrundflair der Folge den passenden Anstrich zu verleihen.
Auch die Erwähnung einer USS Yelchin war eine nette Hommage an den Schauspieler, selbst wenn der Umstand, dass es sich um ein zerstörtes Schiff handelte, einen etwas bitteren Nachgeschmack im Hinblick auf das tragische Ableben des Darstellers hinterlässt.
Ansonsten gibt es die für Discovery üblichen Unstimmigkeiten.  
Die Aufzeichnungen über die Discovery und ihre Crew sind seit mehr als neunhundert Jahren Verschlusssache, aber Michael Burnham ist auf Vulkan bekannt wie ein bunter Hund?
Blockiert Books Schiff nicht die Shuttlehangareinfahrt der Discovery?
Widerspricht die Union Ni'vars nicht den Umsiedlungsproblemen, denen sich Jean-Luc Picard vor seinem Rückzug aus der Sternenflotte stellen musste? Und wie hat er die Aufnahmen Spocks auf Romulus machen können?
Inwiefern sind andere Romulaner wie die auf Vashti von der Wiedervereinigung betroffen oder bleibt dieses Motiv auf die Bewohner Vulkans beschränkt? Gibt es den romulanischen Freistaat noch?
Warum besinnen sich die Romulo-Vulkanier nicht auf die Idee, statt eines so gefährlichen Projektes wie SB-19 einfach die künstliche Quantensingularität der Warbirds wiederaufleben zu lassen?


Der folgenreichste Kanonbruch dieser Folge bleibt allerdings die ausstehende Beförderung Sylvia Tillys auf den Posten des ersten Offiziers.
Dabei will ich die Gelegenheit nutzen darauf zu verweisen, dass ich nicht der Meinung bin, dass Tilly als Person eine schlechte Wahl wäre. Zum einen gehört sie zu den wenigen Charakteren der Serie, denen neben Michael Burnham genügend Aufmerksamkeit zuteilwurde, um überhaupt so etwas wie eine nennenswerte Persönlichkeit zu entwickeln. Zum anderen wurde diese Entwicklung in den zurückliegenden Folgen für Discovery-Verhältnisse behutsam vorbereitet und entbehrt auf einer rein persönlichen Ebene noch nicht einmal einer gewissen Nachvollziehbarkeit.
Das Problem liegt eher in den fehlenden Dienstjahren. Erst in der letzten Staffel stieg Tilly vom Kadett zum Fähnrich auf, womit sie noch immer zu den Junioroffizieren an Bord des Schiffes zählt, die durch ihre jahrelange Arbeit an Erfahrung gewinnen, die sie für höhere Kommandoposten qualifiziert, indem sie ihre Fähigkeiten im Vorfeld z.B. die Leitung einer Abteilung unter Beweis stellen. Dass Tilly jedoch noch nicht einmal das Kommandotrainingsprogramm abgeschlossen hat, beseitigt den Widerspruch zwischen den niederen und höheren Rängen der Sternenflottenhierarchie, dem mit "Lower Decks" ja thematisch immerhin eine ganze Serie gewidmet ist. Saru führt mit seiner Entscheidung - die nebenbei auch noch qualifizierteren Offizieren wie Paul Stamets, Hugh Culber oder Jett Reno vor den Kopf stößt - die gesamte Kommandostruktur der Sternenflotte ad absurdum (man stelle sich ferner vor, Captain Picard hätte Wesley Crusher, Janeway Harry Kim oder Archer Travis Mayweather zum ersten Offizier gemacht!). Selbst die Ernennung eines ersten Offiziers aus dieser Zukunft, der dieser Crew bei ihren Eingewöhnungsschwierigkeiten hilft und sicherstellt, dass dieser Trumpf im Ärmel Admiral Vances auf einer Linie mit den Entscheidungen des Oberkommandos bleibt, wäre eine sinnvollere Entscheidung gewesen. Vor allem aber wird eine Beförderungsmethode salonfähig gemacht, die zuvor allein auf das Abramsverse beschränkt geblieben war und nicht unbedingt zu den Sternstunden der Franchise zählte.
Natürlich ist der Versuch, in diesem Fall Rang und Position zu trennen an sich löblich und in der siebenten Folge von "Lower Decks" war Beckett Mariner ebenfalls als Fähnrich kurzzeitig in die Position eines ersten Offiziers aufgerückt. Allerdings war diese Entwicklung von Anfang an als temporäre Maßnahme gedacht und selbst wenn es ähnliche Beteuerungen auch auf Seiten Sarus gibt, darf im Hinblick auf die bisherige Geschichte von "Discovery" wohl eher bezweifelt werden, dass dies nur einen Übergangscharakter hat. Es unterstreicht nur ein weiteres Mal, wie wenig Verständnis die Autoren für eine Organisation wie die Sternenflotte aufbringen und wie egal ihnen die innere Glaubwürdigkeit im Hinblick auf ihre eigene, aber auch auf andere Serien ist.


Synchronisation.
Wie eingangs bereits erwähnt, war der deutsche Titel der Vorbild-gebenden TNG-Episode seinem englischsprachigen Pendant gegenüber ungleich besser gewählt, weswegen es schade ist, dass das auch in diesem Fall angebrachte Fragezeichen aus irgendeinem Grund (ich vermute an dieser Stelle frecherweise einmal Recherche-Faulheit) entfallen ist. Immerhin müssen die Verantwortlichen die Folge noch einmal in der Hand gehabt haben, denn auch die deutsche Tonspur des damaligen Leonard-Nimoy-Auftrittes wurde übernommen.
Ansonsten ist abermals anzumerken, dass das Duzen und Siezen gleichermaßen sinnvollen wie wechselnden Einsatz findet und die deutsche Übersetzung recht gelungen ausgefallen ist.


Fazit.
Michael Burnhams Rückkehr nach Vulkan ist nicht das Bravourstück, das der ebenso ambitionierte, wie unzutreffende Titel vermuten ließe. Die "Wiedervereinigung" , der "Vulxit" aus der Föderation oder die Probleme des Planeten sind zwar schlüssig erzählt, dienen aber eher als blasse Staffage für die persönlichen Probleme Burnhams, die in einem besonders schweren Rückfall in die Monoperspektive ohne Rücksicht auf Verluste, Freunde oder Adoptivgeschwister zu Tage treten. Zusammen mit einer fragwürdigen Personalentscheidung Sarus, eklatanten Spannungsdefiziten und einer gezwungen wirkenden Emotionalität beschließt es eine Folge, die letztendlich weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Bewertung.
Schwache Kür.







Schluss.
Am Ende des Tages ist die Bezeichnung der Folge als dritter Teil einer TNG-Episode nichts weiter als eine billige Werbemasche, die mit dem tatsächlichen Inhalt des Vorbilds nur wenig gemein hat.  
Doch bei Lichte besehen war der erste und zweite Teil von "Wiedervereinigung" thematisch auch nur eine Wiederaufnahme der in der TOS-Episode "Spock unter Verdacht" etablierten Geschichte der Romulaner, die seither mit Folgen und Filmen wie "Das Gesicht des Feindes", "Unter den Waffen schweigen die Gesetze", "Star Trek Nemesis" oder eben "Unbedingte Offenheit" beständigen Ausbau erfahren haben.
So mag "Wiedervereinigung, Teil III" vielleicht einen unpassenden Titel tragen, inhaltliche Mängel aufweisen oder sträflichst den Planeten Vulkan auslassen, aber der Episode gebührt der Verdienst, ebenfalls sein Scherflein zum Gesamtbild der romulanischen Spezies beizutragen.
Und das ist nicht das einzige, was es mit dem namensgebenden Vorbild gemein hat.
So überschaubar Spocks Video-Auftritt auch gewesen sein mag, schlägt er dennoch eine Brücke zu TOS und TNG und hilft dabei, "Discovery" mit dem größeren Kanon zu verbinden.
Und dem Thema der "Wiedervereinigung" bleibt es trotz aller tagesaktueller Brisanz (man denke nur an Nord- und Südkorea) ebenfalls nicht vergönnt, eine ähnliche Rolle zu spielen. Zwar gibt es de facto eine Reunion beider Völker, doch diese ist nicht das Ergebnis von mutigen Massenprotesten, diplomatischen Verhandlungen oder komplizierter Großmachtpolitik, sondern einem Naturereignis (?) geschuldet. Es ist fast ein wenig so, als wäre die deutsche Wiedervereinigung passiert, weil alle Atomkraftwerke der Sowjetunion explodiert sind und die Bewohner der DDR in den Nachwehen des atomaren Fallouts massenhaft in den Westen flohen, um dort überleben zu können.
Somit markiert die Folge eher eine Absage an die Idee, die deutsche Wende in eine geistige Nähe zur romulo-vulkanischen Wiedervereinigung stellen zu können, denn hinter den streitenden Fraktion auf dem Planeten steckt mittlerweile eher ein Sinnbild des ideologischen Risses, der sich quer durch die amerikanische Gesellschaft zieht. Aus deutscher Sicht ist das vielleicht ein wenig schade, aber einen vielversprechenden Erzählgegenstand mit einem deutlichen Bezug auf die Probleme unserer Zeit bietet es in bester Star-Trek-Manier auf jeden Fall.


Denkwürdige Zitate.

"Die denken sie hätten den Brand verursacht?"
"Nein, sie denken wir hätten sie dazu getrieben den Brand zu verursachen."
Michael Burnham und Charles Vance

"Ich möchte Sie bitten als mein erster Offizier einzuspringen bis ich einen permanenten Ersatz gefunden habe."
"Was? Sir, was? Äh, ich, ich habe das Kommandotrainingsprogramm nie abgeschlossen!"
Saru und Sylvia Tilly

"Sir, fragen Sie mich wegen meiner Folgsamkeit oder wegen meiner Qualifikation?"
Tilly

"Selbst die Wissenschaft lässt sich nicht von Kultur und Politik trennen. Es gibt immer Wechselwirkungen, auch Spock musste das lernen."
T'Rina

"Es ist das alte Lied, nicht wahr? Dass das Schicksal zweier Völker so eng verflochten ist, dass sie sich ähneln aber einander dennoch vertrauen."
T'Rina

"Man wird sich an Spocks Schwester immer als Heuchlerin erinnern, wenn Sie sich als unglaubwürdig erweisen und das hätte schwere Konsequenzen."
T'Rina

"Meiner Lebenserfahrung nach lernen wir die größten Lektionen dann, wenn wir einen hohen Preis dafür bezahlen."
Saru

"Sie führt ihren Bruder in den offensichtlichen Bemühen ins Feld, uns emotional zu bewegen. Doch dies ist ein Forum für Logik, Commander Burnham."
V'Kir

"Drei Quorumsmitglieder, drei Meinungen, kein Konsens."
Gabrielle Burnham

"Ganz ehrlich, die Vorstellung von Ihnen Befehle anzunehmen fühlt sich ziemlich, ziemlich schräg an. Man könnte sagen fast schon verstörend."
Paul Stamets

"Du bist eine Qowat Milat und Du bist meine Mutter."
Burnham

"Wir mögen unvollkommen und voller Fehler sein und stecken uns trotzdem hohe Ziele."
Burnham

"Sie hat außerdem gesagt sie frage sich wie viel von dem Mann zu dem Spock geworden ist eigentlich auf seine Schwester zurückgeht."
Gabrielle Burnham

"Meine Toilette müsste repariert werden. Da läuft das Wasser nach."
Keyla Detmer


Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."
13. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil II"

Staffel 2.

01. Rezension zu "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Samstag, 31. Oktober 2020

Turons Senf zu "Bewohner der Erde" [DIS, S3Nr03]

 


Spoilerwarnung.

Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Bewohner der Erde", die dritte Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und andere Episoden bereits gesehen hat.




Einleitung.

Nun ist es endlich soweit: Der Zuschauer erhält erstmals einen besseren Einblick in den "Brand", jener galaxisumspannenden Tragödie, die die Raumfahrt wie wir sie kennen radikal verändert hat.
Dabei hatte Star Trek im Laufe seiner mehr als fünfzigjährigen Geschichte bereits eine Menge Erfahrungen mit Katastrophen sammeln können, die in ihrer Wirkung ganz unterschiedlich ausgefallen sind.
Zum einen sind da jene - in ihrer Anzahl vergleichsweise überschaubaren - Ereignisse, die tatsächlich einen massiven Einfluss auf die gesamte Franchise hatten. In diese Kategorie würde zum Beispiel die komplette Auslöschung des Maquis fallen, die ihren Schatten von DS9 bis auf Voyager geworfen hat. Oder die romulanische Supernova, deren Schockwellen vom elften Kinofilm bis hin zu "Star Trek: Picard" einen verheerenden Einfluss ausübten. Oder die Schlacht vom Doppelstern, die aus einem Haufen untereinander verfeindeter Häuser einen formidablen Widersacher der Föderation entstehen ließ.
Auf der anderen Seite stehen hingegen all die kleinen und großen Desaster, die sich am Ende als vergleichsweise harmlos herausgestellt haben oder gar in späteren Episoden bis zur Unkenntlichkeit relativiert wurden.
Etwa die Ereignisse der TNG-Folge "Die Raumkatastrophe" , in deren holprigem Verlauf bekannt wurde, dass der Warpantrieb schwere Universumsumweltschäden verursacht, bis dieser Umstand schließlich peu a peu von den Schreibern unter den Teppich gekehrt wurde.
Oder das Ableben diverser Crewmitglieder wie Spock, Datas oder Hugh Culber, die alsbald eine erstaunliche Wiederauferstehung erleben durften.
Oder die vielen Modeerscheinungen, die sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwunden sind wie klingonische Bird-of-Preys, die getarnt feuern können, die revolutionären Gesellschaftsumwälzungen innerhalb der Ferengi-Allianz durch den Großen Nagus Rom oder der Zusammenbruch des klingonischen Imperiums durch die Explosion des Mondes Praxis'.
In welche Kategorie aber wird der große Dilithium-Brand in dieser weit von allen anderen Serien entfernten Zukunft fallen?




Story.

Wohin fliegt man nur, wenn man in einer weit entfernten Zukunft nach der Föderation sehen will?
Natürlich zur Erde!
Der Sitz von Föderationspräsident, Föderationsrat und Sternenflotte scheint eine logische Wahl zu sein, doch die USS Discovery und ihre Besatzung treffen im Herzen des Sektors 001 angekommen zu ihrer Überraschung auf eine feindselige, territoriale und xenophobe Welt, die sich in ihrer Isolation sichtlich wohl fühlt.
Statt mit offenen Armen werden sie von einer Verteidigungsflotte empfangen und schnell wird klar, dass die einstige Heimat vieler Crewmitglieder kaum mehr etwas mit jenem Planeten gemein hat, den sie dereinst zum Wohle der Galaxis verlassen haben. Als auch noch eine berüchtigte Gang räuberischer Weltraumganoven die Discovery im Erdorbit stellt, gerät das Schiff zwischen die Fronten und muss sich auf altbekannte Werte stützen, um schadlos aus der verfahrenen Situation zu gelangen…



Lobenswerte Aspekte.

Folgenanlage.

Jonathan Frakes ist zurück auf dem Regiestuhl! Mit sanfter, aber bestimmter Hand setzt der frühere Darsteller William Rikers den zarten Aufwärtstrend fort und trägt die Verantwortung für eine Folge, die sich absolut sehen lassen kann. Es gibt deutlich weniger Lens Flares, aber deutlich mehr Dialoge. Und auch wenn es - von der oberkörperfreien Kampfsimulation zu Beginn der Folge einmal abgesehen - keine sinnfreie Action gibt, weiß sie doch eine gewisse Grundspannung zu erzeugen.
Das wichtigste Gepäckstück ist jedoch jener traditionsreiche Star-Trek-Ansatz, den Frakes mit bescheidenen visuellen Mitteln spektakulär umzusetzen versteht: Der Fokus der Episode liegt nämlich darin, alle Parteien dazu zu bringen, miteinander zu reden, Kompromisse zu finden und sich in das Leiden anderer hineinversetzen zu können.
Gepaart findet sich diese nostalgisch anmutende Rückbesinnung auf alte Werte mit erstaunlich offenen zeitgenössischen Tönen, denn der kurzsichtige Isolationismus der Erde erinnert unverhohlen an ähnliche tagesaktuelle Strömungen wie den Brexit oder die egoistische internationale Bündnis-Politik Donald Trumps.
Zudem knüpft "Bewohner der Erde" zahlreiche Fäden, an denen sich zukünftige Folgen aufhängen,  anknoten und fortspinnen können: So befindet sich Burnhams Mutter nicht auf Terralysium, die psychischen Folgen der Reise durch die Zeit verlangen der Mannschaft ihren Tribut ab und Michael Burnham hat nach ihrem unfreiwilligen Sabbatical noch arge Anpassungsschwierigkeiten. Vor allem aber das Rätsel um den momentanen Wirkungsort von Föderation und Sternenflotte wird sich in den kommenden Wochen der Suche nach dem Heiligen Gral gleich zum Hauptmotiv entwickeln.
Als wäre das nicht genug, zaubert die Episode auch noch ein längst verhungert geglaubtes Kaninchen aus dem Hut, denn nachdem die Discovery sich von einem Biotop der Mobbingwut zum Schrein des Teamgeistes entwickelt hatte, werden nun abermals sorgfältig zahlreiche Konflikte (z.B. zwischen Tilly und Adira, Book und Georgiou oder Saru und Burnham) angebahnt, von denen interne Serienentwicklungen in Zukunft profitieren können.
Kurzum: Frakes stellt mit "Bewohner der Erde" aufs Neue lebhaft unter Beweis, warum er mit bald siebzig Jahren trotzdem noch lange nicht zum alten Eisen gehört und doch auch durchaus in der Lage ist, auch moderne Star-Trek-Serien von seiner Erfahrung profitieren zu lassen.
Was aber im Umkehrschluss noch lange nicht heißen muss, dass es nichts zu beanstanden gäbe. So fühlt sich die Erzählgeschwindigkeit ungleichmäßig an, während einige Szenen inhaltlich unausgegoren (z.B. Tillys Treffen mit Michael Burnham, Georgious Unterredung mit Book oder der Baumbesuch der Nebendarsteller) wirken. Vor allem aber fällt die Beteiligung der einzelnen Charaktere an den verschiedenen Szenen recht unterschiedlich aus.



Besetzung.
Im Prinzip gibt es vier Darsteller, deren Auftritte in Hinblick auf die ihnen zur Verfügung stehende Screentime, den von ihnen getragenen Dialoganteil oder ihrem Gewicht für die Handlung eine Sonderstellung zukommt.
Allen voran natürlich Sonequa Martin-Green als Michael Burnham. Nachdem ihr letzte Woche der schwarze Peter zufiel, die Ausrichtung einer ganzen Episode allein durch ihr Auftauchen unmittelbar vor dem Abspann komplett in Frage zu stellen, bietet sich nun ein völlig anderes Bild und man muss schon sehr oberflächlich in seinen Betrachtungen sein, um ihr pauschal einen weiteren Rückfall in alte Verhaltensmuster zu unterstellen. Klar kann man monieren, dass sie abermals nah am Wasser gebaut ist, aber nach einem Jahr der Ungewissheit und Einsamkeit darf sie beim Wiedersehen mit ihren Kameraden ruhig Emotionen zeigen. Sie tritt das Kapitänsamt - wenn auch mit reichlich Pathos unterfüttert - freiwillig an den würdevollen Saru ab, ohne ein Drama daraus zu machen. Und natürlich rettet sie den Tag, aber es bleibt den Autoren zugutezuhalten, dass sie es dieses Mal immerhin nicht allein tut, sondern mit ihrem neuen Sidekick Book. Ganz generell bleibt festzuhalten, dass dieses Selbstfindungsjahr in Begleitung des charismatischen Katzenhalters ihr charakterlich gutgetan hat. Sie zeigt eine breitere Emotionspalette, die von albern über abgebrüht bis rücksichtslos reichen darf und in deren Rahmen es erlaubt ist, sogar mehr als einmal pro Folge zu lächeln und glücklich zu sein.
David Ajala erzeugt in der Rolle des Cleveland "Book" Bookers eine tolle Chemie mit einer durch seine Anwesenheit deutlich wesensveränderten Michael Burnham. Er macht den ersten Offizier der Discovery schlichtweg besser und man muss nicht von den zuweilen recht plumpen Wortwechseln mit der Nase darauf gestoßen werden, dass er der Schlüssel zu ihrem neu gefundenen Frohsinn ist. Den von beiden erwähnten, gemeinsamen Abenteuern hätte zwar ein wenig mehr Raum (z.B. in Form von Rückblicken) zuteilwerden können, aber auch in diesem Fall können kommende Folgen diese Lücke sicherlich füllen, denn die Trennung der beiden dürfte aller Voraussicht nach bestenfalls ein Abschied auf Zeit gewesen sein.
In diesem Zusammenhang bleibt jene Szene bemerkenswert, in der beide Charaktere sich nicht hauptsächlich aus- sondern anziehen durften. Dieses gemeinschaftliche Anlegen einer Uniform hat sexuelle Spannungen jedenfalls erstaunlicherweise deutlicher ausgedrückt als alles Zeigen nackter Haut und schon allein das stellt deutlich unter Beweis, über welche Qualitäten die beteiligten Schauspieler und ihr Regisseur zweifellos verfügen.
Neben diesen beiden verdient wiederum Saru eine gesonderte Erwähnung. Der Einfluss Christopher Pikes auf den ernsten Kelpianer bleibt noch immer spürbar, und nun geht Doug Jones' Charakter auch ganz offiziell als erster Alien-Captain einer Star-Trek-Show in die Geschichtsbücher der Franchise ein. Im Zuge seiner Inthronisierung wählt er auffallend richtungsweisende Worte, die wohl als Versprechen an den Rest dieser Staffel gewertet werden können (vgl. Denkwürdige Zitate), während das Teleskop in seinem Bereitschaftsraum zeitgleich für die Rückkehr altbekannter Konflikte steht.
Nicht minder erwähnenswert ist der Auftritt Blu del Barrios Auftritt als Adira. Manch einem mag - nicht ganz zu Unrecht - ein Wesley-Crusher-Angstschauer den Rücken hinablaufen, aber die Anfeindungen, denen sich die nicht-binäre Darstellerin ausgesetzt sieht, sind völlig unverständlich.
Schließlich waren bei den Trill durch ihre Wechselbeziehung mit den Symbionten Geschlechtergrenzen stets fließend und eine derartige Einfühlsamkeit dem Kanon gegenüber hätte ich mir bei Discovery an anderen Stellen schon viel früher gewünscht. Denn diese Rücksichtnahme hört an dieser Stelle nicht auf! Die Wahl eines Menschen als Träger eines Symbionten ist im Hinblick auf die isolierte Erde ebenfalls nachvollziehbar, zumal die medizinischen Probleme bei einer solchen Prozedur in einer neunhundert Jahre entfernten Zukunft minimiert sein dürften. Dass die Transplantation dennoch nicht ohne Probleme verläuft, glaube ich einem Regisseur, der selbst einmal einen menschlichen Wirt verkörpert hat, ohne Umschweife und ich bin mir sicher, dass sich auch hier weitere Anknüpfungspunkte ergeben werden. Zudem kann das neue Crewmitglied dem "Museumsschiff" beim überfälligen Upgrade der Bordsysteme fraglos von Nutzen sein.



Abseits dieser vier Leuchttürme liegt vor allem Brachland, denn das Potential der restlichen Darsteller kommt kaum zur Geltung.
Das Ende der Folge verleiht dem Handeln von Paul Stamets (Anthony Rapp) zwar nachträglich eine gewisse Legitimität aber dass sich der Rest der Crew eine solche Mühe macht, der Geheimniskrämerei Sarus zu folgen, während er bereitwillig einem völlig unbekannten Teenager sensible Informationen zuträgt, zerrt arg am ohnehin recht dünnen Glaubwürdigkeitskostüm. Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass all die Wehwehchen des Vortages bereits völlig vergessen scheinen.
Auch Sylvia Tilly stagniert irgendwo zwischen blass und albern und einige der Szenen wecken sogar den Eindruck, dass sie allein deswegen eingefügt wurden, um nicht völlig auf einen Auftritt Mary Wisemans zu verzichten. Dabei ist ihre an sich gut gemeinte Unterredung mit Michael Burnham besonders misslungen. Zum einen wird die Darstellerin ein weiteres Mal zur Zielscheibe eines Witzes, der sich in flacher Weise um das Essen dreht ("Kuchen wird es ewig geben."), während ihr pflichtvergessener Zusammenbruch aufgrund von Zeitreisestress an sich nachvollziehbar sein mag, in seiner Ausführung jedoch zu sehr an die aufgetaute Hausfrau Clare Raymond in "Die Neutrale Zone" erinnerte.
Ähnlich verhält es sich mit Philippa Georgiou. Michelle Yeoh wirkt fast wie ein Fremdkörper, dessen Nische an Bord nunmehr durch Burnham oder Book neu besetzt wurde. Auch ihr Einbezug bleibt bemüht und lässt sich auf einige mäßig flotte Sprüche und einen Tritt in Richtung Wen reduzieren, während sie eigentlich nur in Lohn und Brot gehalten wird, bis die neue Sektion-31-Serie endgültig in Sack und Tüten ist.
Den Rest der Besatzung kann man sogar noch schneller abhandeln. Immerhin darf Detmer (Emily Coutts) ihre Probleme aus der letzten Folge noch einmal leicht andeuten, aber darüber hinaus haben auffallend viele Darsteller auffallend wenig zu tun. Der gemeinsame Abstecher zum Akademiebaum war beispielsweise nett gemeint, aber darstellerisch bestenfalls mäßig herausfordernd. Einige Charaktere wie Jett Reno, Hugh Culber oder Nhan tauchen gar nicht erst auf und weder Tig Notaro noch Rachael Ancheril werden überhaupt im Vorspann erwähnt (im Gegensatz zu den zwanzig [!] Personen mit dem Rang eines Produzenten).
Gleiches gilt auch für die beiden hochkarätigen Gastdarsteller Phumzile Sitole und Christopher Heyerdahl, die sowohl Ndoye als auch Wen überzeugend spielen, aber keineswegs sonderlich komplexe Rollen ergattern konnten.


Kritikwürdige Aspekte.

Kanonbrüche und Logiklöcher.
Es mutet ein wenig merkwürdig an, wenn man der Folge eine gewissen Schlüssigkeit und eine relative Kanontreue zubilligt, nur um dann die Einschränkung "für Discovery-Verhältnisse" hinterherschieben zu müssen. Denn interne Logik und eine konsequente Beachtung des Kanons zählen auch in der dritten Staffel noch immer zu den großen Schwachpunkten der Serie.  
Selbstverständlich gibt es einige nette Kanonbezüge. Die Erwähnung des Donatu-Systems etwa. Oder der recht geschickt eingebaute Umstand, dass die Nahrungsreplikatoren nur Synthehol produzieren [In einem Facebook-Post wies mich das Euderion-Mitglied und Podcast-Betreiber Chief Reynolds zu Recht darauf hin, dass Synthehol laut Datas Ausführungen in "Besuch von der alten Enterprise" während der TOS-Ära noch nicht bekannt war]. Oder der Campus der Sternenflottenakademie, den man in seiner ganzen Pracht bewundern darf.
Dem gegenüber stehen jedoch zahlreiche Ungereimtheiten.
Manche von ihnen sind vergleichsweise harmlos.
Die Verwendung des Dot-7-Reperaturroboters zum Beispiel, der sich zwar an den Short Trek "Ephraim and Dot" anlehnt, aber am Ende des Tages arg in den Territorien von "Wall-E" oder "Star Wars" wildert.
Oder die mit vierzehn Jahren recht früh angesetzte Transplantation des Trill-Symbionten in den Körper Adiras, der ethisch zumindest arg fragwürdig ist.
Oder das hohe Alter des Laubbaums, den Tilly und ihre Lower-Decks-Kameraden in ihrem kurzen Landurlaub besuchen. Aber in einer Zukunft, in der man Trill-Symbionten mit Menschen kombinieren kann, ist es ebenso denkbar, auch die Lebenserwartung von Pflanzen zu erhöhen.
In diesem Fall hätte ich mir nur  gewünscht, irgendwo die Initialen "A.F." in die Rinde geritzt zu finden und ich wäre in Jubelarien ausgebrochen.
Aber neben diesen eher vernachlässigungswürdigen Kritikpunkten stellen sich auch einige andere Fragen, deren Beantwortung die Serie wohl schuldig bleiben wird.
So verwundert den erfahrenen Star-Trek-Zuschauer die andauernde Verwendung der achthundert Jahre alten Quantentorpedotechnologie. Vor allem, weil sie allem Fortschritt zum Trotz noch viel mehr Zeit zum Laden benötigt als noch während der Dominion-Kriege. Dass die ach so fortschrittlichen Erdstreitkräfte ferner nicht einmal über Sensoren verfügen, die bis zum sechsten Planeten des eigenen Sonnensystems zu reichen scheinen, stellt den technologischen Entwicklungsstand zusätzlich in Frage.
Aber da liegt ein genereller Missstand, denn wie in beiden vorherigen Folgen auch hinkt die Darstellung der Zukunft den eigenen Ansprüchen hinterher. Die explodierende Flotte, die Ansichten San Franciscos und selbst der vermeintlich hoch entwickelte planetare Schutzschild (der in Wahrheit eher an sein angeblich 'veraltetes' Gegenstück auf Vashti angelehnt ist) spotten der Idee futuristischer Entfaltung.
Inhaltlich findet dieser Gedanke seine Fortsetzung in der schieren Dummheit des Inspektionsteams, das nicht einmal im Ansatz darüber nachzudenken scheint, die Datenbanken des Eindringlings zu überprüfen.
Am schwersten wiegt aber noch immer die Vielzahl an Wiedersprüchen, wenn es sich um Dilithium, den "Brand" oder die Auswirkungen dieser Katastrophe dreht.
So ist die riesige Menge an Dilithium an Bord der USS Discovery beinahe mit der eines Frachttransportes vergleichbar. Bedenkt man, dass die Crew bereits in der letzten Folge einiges davon an die Minenarbeiter abgegeben hatte, wirkt es im Hinblick auf das reichhaltige Kristall-Arsenal ziemlich unprofessionell, dass in der Originalserie Folgen wie "Die Frauen des Mr. Mudd" oder "Brautschiff Enterprise" von argen Problemen berichteten, weil die knappen Vorräte des seltenen Minerals an Bord der Enterprise schnell verbraucht waren. Aber vielleicht war Montgomery Scott einfach nicht so ein fähiger Ingenieur wie Jett Reno oder Paul Stamets…
Der große "Brand" bleibt allerdings auch mit den thematischen Ausführungen Burnhams so schwach erklärt wie zuvor, auch wenn immerhin "Alternativen" erwähnt werden, die angeblich nicht funktioniert haben sollen. Hier trifft Stamets' Kommentar "Das kann ich mir kaum vorstellen, nichts könnte alles Dilithium auf einmal befallen…" unbeabsichtigt genau ins Schwarze, auch wenn ein flotter Spruch Georgious erfolglos versucht, diesen kurzen Moment der Klarheit durch Flapsigkeit herunterzuspielen.
Zudem wird mehr und mehr klar, dass der "Brand" und die Wirkenszeit Crewman Daniels noch immer gefährlich eng beieinander liegen und stets dann Gefahr laufen sich zu überlappen, wenn in einer Folge wie dieser hundert Jahre zurückgeblickt wird. Wahrscheinlich wären siebzig Jahre weiter in der Zukunft günstiger gewesen, denn dieser Zeitpunkt hätte nicht nur die tausend Jahre rund gemacht, sondern auch entsprechende Gefahren kleingehalten.
Zu guter Letzt bleibt zu bemerken, dass die Flotte, der wir zu Beginn der Folge dabei zusehen können, wie sie im Zuge des "Brands" in Flammen aufgeht, keineswegs mit Warpgeschwindigkeit fliegt. Insofern bleibt Sarus improvisierte Ausrede, anno dazumal gerade nicht mit Überlichtgeschwindigkeit geflogen zu sein trotz anerkennender Blicke durch Burnham nicht sonderlich glaubwürdig. Immerhin ist hier die deutsche Übersetzung unfreiwillig gründlicher als das englischsprachige Original und behauptet stattdessen in ungleich glaubwürdigerer Formulierung, dass der Warpantrieb 'inaktiv' gewesen sei…


Synchronisation.

Davon ab bleibt die deutsche Synchronisation dabei, den Spagat zwischen Siezen und Duzen aufrecht zu erhalten. Das gelingt allerdings nur leidlich, denn gleich zu Beginn passt die Höflichkeitsform überhaupt nicht zum freundschaftlich-intimen Ton, mit dem Michael Burnham ihre Crewmitgliedern anspricht. Natürlich könnte man auf den Respekt pochen, den ein Commander hier seiner Mannschaft gegenüber erhalten will, aber weder inhaltlich noch emotional mag das steife 'Sie' in diesem Fall angemessen erscheinen. Ganz besonders, wenn Burnham und Tilly sich wenig später durchgehend duzen, wirkt es doch arg befremdlich, dass der erste Offizier dieses Privileg allen anderen, die ihre Familien und ihre bisherige Existenz für sie aufgegeben haben, zugunsten vermeintlicher Autorität vorenthält.
Ansonsten ist die Übertragung ins Deutsch recht gut gelungen, zumal beispielsweise "honeybird pie" mit einem "selbstgebackenen Bananenkuchen" noch recht nah am Grundrezept zusammengemischt wurde.


Fazit.
Mit Jonathan Frakes am Steuer gelingt es, den positiven Schwung der letzten Episode zu nutzen und mit "Bewohner der Erde" eine stabile Folge in bester Star-Trek-Tradition abzuliefern, die sich gleichermaßen moralisch und tagesaktuell anfühlt, ohne dabei auf "Discovery"-typische Elemente wie schwelende Konflikte, vielseitige Anknüpfungspunkte oder unnötige Logiklöcher zu verzichten. Michael Burnham profitiert von der Zusammenarbeit mit Book, während Saru als erster außerirdischer Sternenflotten-Captain einer Star-Trek-Serie in die Star-Trek-Annalen eingeht. Der Rest der Mannschaft bleibt - wenn man vom Neuzugang Adira einmal absieht - jedoch weit hinter den eigenen Möglichkeiten zurück.
 
Bewertung.
Ein Schritt in die richtige Richtung.







Schluss.
Auch wenn man als Zuschauer etwas mehr über den "Brand" erfahren durfte, so ist man doch noch immer Lichtjahre davon entfernt, genauere Aussagen über dieses Ereignis treffen zu können, dessen Auswirkungen diese Zukunft so maßgeblich gestaltet haben. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass dieser recht ungewöhnliche Einschnitt nicht-natürlichen Ursprungs sein könnte und in dieser Staffel noch ausführlicher thematisiert werden dürfte. Eine Variante, in der Michael Burnham diesen tragischen Vorfall ungeschehen macht, scheint im Hinblick auf die bisherige Vorgehensweise im Autorenkollektiv nicht unbedingt abwegig.
So könnte die Idee gar eine dritte Art von Katastrophe darstellen: Jene, die eigentlich nie passiert ist. Auch in diesem Fall gibt es zahlreiche Star-Trek-Präzedenzfälle, wie man anhand von Folgen wie "Dämmerung", "Die alte Enterprise" oder "Ein Jahr Hölle" deutlich sehen kann.
Da der Ausflug der Discovery in eine weit entfernte Zukunft aber vorrangig einem Neustart ohne die bedrückende Last des Kanons dient, bleiben alle drei Szenarien im Bereich des Möglichen.
Egal aber, in welcher Kategorie der "Brand" letzten Endes wirklich einzuordnen ist, eines würde ich mir an dieser Stelle dann doch wünschen: Dass es nicht völlig mit dem brechen wird, was man mit Star Trek verbindet.
J.J. Abrams hatte sich - um seinem 2009 erschienen Kinofilm mit einem Knalleffekt beginnen zu lassen - für die Zerstörung Vulkans entschieden und damit dieser alternativen Zeitlinie eines wichtigen Star-Trek-Bausteines mit hohem Wiedererkennungswert beraubt. Solcherlei Bausteine gibt es innerhalb der Franchise zuhauf und zu ihnen zählen auch der Warpantrieb, die Sternenflotte und vor allem die Vereinte Föderation der Planeten. Subtrahiert man diese Elemente jedoch aus der Gleichung heraus hat man ohne Frage etwas radikal Neues, aber auch etwas, was mit der ursprünglichen Idee nichts mehr am Hut hat.



Denkwürdige Zitate.

"Sie sind ein Captain im wahrsten Sinne des Wortes."
Michael Burnham zu Saru

"Dieses Schiff trägt den Namen Discovery. Nie war ihr Name passender, jetzt da auch wir auf Entdeckungsreise gehen. Sie hat uns in die Zukunft getragen und es ist nun unser Privileg, dafür zu sorgen, dass sie besser wird. Lassen Sie uns vereint ans Werk gehen."
Saru

"Sie sind nicht Detmer. Oder Tilly…"
"Eher würde ich mich umbringen!"
Cleveland Booker und Philippa Georgiou

"Oh, Scheiße! Hey, von der Rolle hast Du mir gar nichts erzählt!"
Book

"Ein Sichtschirm. Wie kurios."
Ndoye

"Fliegen Sie wieder weg, Sie sind hier nicht willkommen!"
Ndoye

"Warum sollte man denn etwas ersetzen, das funktionsfähig ist?"
Saru

"Ein 'Aye' genügt, wir sind keine Piraten."
Burnham

"Ich verstehe immer noch nicht. Die Erde ist nicht länger Teil der Föderation?"
"Was hätten wir davon? Wir können auf uns selbst aufpassen!"
Saru und Ndoye

"Musst Du nicht um Erlaubnis fragen?"
"Ich entschuldige mich hinterher."
Book und Burnham

"Die Zukunft wird dunkler und dunkler für Sie…"
Ndoye

"Es gibt keinen der ist wie ich."
Paul Stamets



Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."

Staffel 2.

01. Rezension zu "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"