Eigentlich sind es noch knapp zwei Monate,
die ins Land gehen sollten, bis die symapthische kleine
Nischenconvention unter dem etwas sperrigen Titel "Trekgate to Your Star" ihre Düsseldorfer Tore öffnen sollte. Doch das
überschaubare Event geriet heute ins Schlaglicht der nationalen
Fanszene, weil die Veranstalter mit einem mutigen Geständnis den
Schritt an die Öffentlichkeit wagten:
30.-31. August 2014
Die "Trekgate" wird es dieses Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht geben.
Zu wenig Voranmeldungen und vor allem zu wenig Zusatzbuchungen für
Autogramme, Photoshoots oder Meet and Greets wurden bislang getätigt,
um die kostenintensive Veranstaltung tragen zu können. Nun, wenige
Tage vor der endgültigen Buchungsbestätigung bekommen die
Organisatoren Muffensausen und gehen in die Offensive.
We want You! to come to TrekGate
Zunächst bleibt einmal Bewunderung für
den Entschluss, die Situation so schonungslos offen darzulegen. Auch
die Kommunikationsbereitschaft des Teams ist etwa im Vergleich zur
FedCon überaus vorbildlich. Im Prinzip fahren die Veranstalter genau
den richtigen Kurs, um das leckgeschlagene Schiff wieder zum Laufen
zu bringen, denn diese Art Transparenzpolitik demonstriert eine gewisse Nähe zu den Fans und potentiellen Ticketkäufern.
ABSAGEN? Unerhört!
Aber es gibt auch Vorbehalte. Nachdem
bereits "Just another Day in Eureca" im bayrischen
Deggendorf unter ähnlichen Vorzeichen und mit einem ähnlichen
Hilferuf die Segel sang- und klanglos streichen musste, steht zu
befürchten, dass auch der "Trekgate" nun ein ähnliches
Schicksal droht.
viel los hier, aber kein Gedrängel
Doch wie konnte es soweit kommen?
Persönlich sehe ich die Ursachen in dem Elefantenrennen, dass sich in diesem Jahr die "Star Trek Destination Germany" und die "FedCon" auf dem nationalen Markt lieferten. Das Portmonee des hiesigen Fans ist durch diese Belastungsprobe ohnehin an den äußersten Rand des gerade noch Erträglichen gedrängt worden und mit der Ankündigung der "Destination #3", die noch diesen Oktober in London stattfinden soll, übersteigt die Konkurrenzsituation in diesem Jahr das Maß an Zumutbarkeit völlig. Hinzu kommt, dass die Zielgruppe der Trekkies durch die Destination ausgiebig bedient wurde und wird, während die FedCon in diesem Jahr zusätzlich auch noch die Stargate-Anhänger mit einem Staraufgebot der Extraklasse übersättigte. Leidtragend dabei sind allerdings weniger die beschriebenen Branchenriesen, sondern die kleinen Conventions, die mit der Verpflichtungs- und Preispolitik ihrer Rivalen nicht mithalten können. Während die Destination mit einem kaum zu unterbietenden Eintrittspreis von 45€ die Trekkies köderte, kostete das Ticket auf der mit einer riesigen Menge an Stargästen gestarteten FedCon 119€ für vier Tage. Im Vergleich dazu wirken die 99€ für das "Weekendticket" zur Trekgate, auf der neben den Star-Trek-Vetaranen Robert Picardo (MoC), John Billingsley, Scarlett Pomers und Bonita Friedericy auch die Stargate-Darsteller Christopher Judge, David Hewlett und Carmen Argenziano auftreten sollen, vergleichsweise hochpreisig.
Dass es sicherlich auch viele Star-Trek-Fans gibt, die Stargate nur wenig abgewinnen können (ebenso wie wohl anders herum auch), sei nur am Rande erwähnt.
Gesangsunterricht mit Bob Picardo *mi-mi-mi*
Während also durchaus einige Punkte
gegen den Besuch sprechen, findet man das wahre Problem auf einem
ganz anderen Blatt. Unterstützer der immer wieder als besonders
familiär und gemütlich beschriebenen Trekgate leisten nämlich
einen wichtigen Beitrag zur Diversität der Conventionszene in
Deutschland. Wer sich nämlich wehleidig jammernd darüber beklagt,
dass es hierzulande früher ja viel mehr Conventions und Star-Abende
gegeben hätte, übersieht dabei großzügig, dass andere Events wie
die GalaxyCon oder die NexusCon nicht zuletzt durch ähnliche
Situationen zum Erliegen kamen oder durch Großveranstaltungen wie
die FedCon ins finanzielle Abseits gedrängt wurden. Nun geht es der nächsten Zwerg-Convention an den Kragen, während das Publikum sich
in fataler Lethargie übt.
die Lethargie verfliegt dank Robin Dunne ganz schnell wieder
Denn nur, wer jetzt ein Ticket für die
Trekgate erwirbt (die nebenbei bemerkt für eine Veranstaltung dieser
Größenordnung durchaus angemessen kalkuliert ist), leistet damit
der deutschen Fanszene mehr als einen simplen Gefallen und man kann
den Eintritt tatsächlich als eine Art Solidarzuschlag für eine
lebendige Fankultur in Deutschland betrachten. Nächstes Jahr ist es
nämlich vielleicht schon zu spät, um sich über den immer gleichen
FedCon-Trott zu beschweren, während man zuvor einer echten
Alternative tatenlos beim Dahinsiechen zugesehen hat. Natürlich kann man sich über den ein oder anderen Schönheitsfehler an der Convention leidlich weiden, doch man sollte an dieser
Stelle vielleicht einmal innehalten, um sich selbst die Frage zu
stellen, wie viel der Erhalt der nationalen Conventionvielfalt jedem
persönlich wert ist.
Gibt es doch wieder Beiträge, die den
Besuch einzelner Mitglieder der Tafelrunde auf Deutschlands größter
Science-Fiction-Convention belegen und der ein oder andere Leser kann
sich schon zu Recht fragen, warum wir nach gegenteiligen Beteuerungen
im Zuge der Star-Trek-Destination Germany doch wieder der Zugkraft
dieser Großeventveranstaltung erlegen sind.
Aber die Frage ist gar nicht so leicht
zu beantworten, denn es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die uns
bewogen haben, wenigstens eine Tageskarte zu erwerben.
Neben der Tatsache, dass wir diese
Tickets vergleichsweise kostengünstig beschaffen konnten, war einer
der Hauptgründe, eine Vergleichbarkeit zwischen der von uns
hochgelobten Destination und dem Platzhalter FedCon zu ziehen. Zudem
muss man der FedCon zugestehen, dass sie noch immer den Anlaufpunkt
Nummer Eins für die Trekkies der Nation darstellt. Hier trifft sich,
was Rang und Namen hat und hier kann man noch immer einige der ganz
großen Stars aus nächster Nähe bewundern.
Zu guter Letzt war auch ein gewichtiges
Argument für den Kurztrip, dass wir uns nicht mehr den Stress
zumuten wollten, dem quirligen FedCon-Trubel ganze vier Tage
ausgesetzt zu sein. Für weit gereiste Anhänger wie uns bedeutet die
Reise nach Düsseldorf auch immer eine Menge Anstrengungen und auch
wenn es vor Ort ohne Frage eine Menge Spaß macht, kann man die
wuselige Veranstaltung dann doch nicht unbedingt als erholsamen 'Urlaub'
bezeichnen.
Mittlerweile ist seit unserer
Stippvisite eine ganze Woche vergangen und es ist vielleicht an der
Zeit, das versprochene Fazit zu ziehen, denn unsere kurze
Verweildauer genügte bereits für den ein oder anderen Einblick.
Lobenswerte Aspekte
Mittelpunkt der Fanszene. So schön die
Destination gewesen sein mag: Die FedCon ist und bleibt im
deutschsprachigen Raum das unbestreitbare Maß aller Dinge. Ein
obligatorischer Treffpunkt für alle Fans unter dem Motto "Sehen
und gesehen werden", der über das Verkleiden und
Autogramm-Jagen hinweg entwickelt hat. Wer nicht anwesend ist, bleibt
außen vor und diesen Status zelebrieren Fans und Verantwortliche
nicht ganz ohne Berechtigung. Das Spektakel geht weit über olympischen Gedanken hinaus und das gute Gefühl, ein Teil des Ganzen
zu sein und in die Atmosphäre eintauchen zu können, ist schon von
einer ganz anderen Qualität, als die lieblos dekorierten Messehallen
in Frankfurt entlangzuschreiten.
Bekannte und (noch) unbekannte
Gesichter. Gerade weil die FedCon so ein Fanszene-Magnet ist, trifft
man auch allerorten auf Gleichgesinnte und knüpft Kontakte zu
anderen Star-Trek-Anhängern. Begegnungen mit Christoph und Henning
vom Trekzone Network, Andrea von der Film Fan Force oder den
Abgesandten der Cottbus Crew waren unbestreitbare Höhepunkte. Direkt
schade, dass wir nicht mit den Delegierten des Berliner Trekdinners, der
Zeitzeugin oder unserer Lieblings-Kölnerin Kristina in Kontakt treten konnten.
Solche Begegnungen oder zumindest die theoretische Möglichkeit dazu
machen ebenfalls zu einem guten Teil den Reiz der Veranstaltung aus.
Die Stars. Unmittelbar nach den Fans
sollte man an dieser Stelle vor allem auch die anwesenden Stars
erwähnen. Als Samstags-Tageskarten-Inhaber hatten wir zwar leider
nicht die Gelegenheit, prominente Sternchen wie Nichelle Nichols oder
Diana Muldaur im Panel bewundern zu können, doch bereits die
Auftritte von verdienten Veteranen wie Nana Visitor, Bruce Jenner
oder Alexander Siddig boten erwähnenswerte Glanzpunkte, für die
sich die beschwerliche Reise an den Rhein bereits gelohnt hat.
Heimlicher Höhepunkt war es übrigens, den 72-jährigen David Warner
erleben zu dürfen. Den Auftritt des kauzigen, aber sympathischen
Darstellers erlebt man so sicher nicht alle Tage und der beinahe familiäre
Rahmen dieser spärlich besuchten Veranstaltung im Nebensaal bot mehr
Flair als die überlaufenen Massenpanels im Hauptsaal.
Kritikwürdige Aspekte
Déjà vu. Wer bereits einmal auf der
FedCon gewesen ist, kennt das Prozedere. Er ist mit den Selbstläufern
ebenso vertraut wie mit den kleinen Problemchen, an denen sich kaum
etwas ändert. Über die vielen Jahre, an denen verschiedene
Tafelrundenmitglieder an dieser Veranstaltung teilnahmen, hat sich am
allgemeinen Trott kaum etwas gewandelt (man denke nur an die
Inventargegenstände Richard Dean Anderson und Sea Shephard). Die
Situation erinnert ein wenig an die TOS-Episode "Die Stunde der Erkenntnis", in der die Bewohner von Gamma Trianguli IV ein
glückliches Leben ohne Zukunftsängste leben. Ein gottgleiches Wesen
schützt seine 'Kinder' vor sämtlichen schädlichen Einflüssen.
Doch der Preis für dieses Paradies ist hoch: Die Planetenbewohner
müssen auf Innovation, Fortschritt und Entwicklung verzichten. Ein
ähnliches Bild zeichnet sich auch allmählich auf der FedCon ab: Es
herrscht ein umfassender Stillstand, der ritualisierten Abläufen
folgt, was allerdings dem ja auch nicht jünger werdenden
FedCon-Publikum vielleicht ein Stück weit entgegenkommt.
Ausbleibender Destination-Effekt. Dabei
hat die im Februar in Frankfurt aufgezogene Destination in vielen
Belangen eindrucksvoll unter Beweis stellen können, dass auch auf
der FedCon in puncto Organisation noch deutlich Luft nach oben
besteht. Obgleich Bartholomä etwa verlauten ließ, Änderungen bei
den Photoshoots initiieren zu wollen, blieb es beim altbekannten
Bildersturm am Grabbeltisch. Auch die Autogrammstunde, die wieder
einmal schneeballartig die nachfolgenden Veranstaltungen sabotierte,
war bei der Destination ungleich cleverer strukturiert. Als
sinnbildlich für diesen Qualitätsunterschied kann man ferner die
Masken der beiden Ferengi-Darsteller heranziehen, die keinen
Vergleich mit der klingonischen Maske Suzie Plaksons zuließen (von
einer fehlenden Schmink-Show mal ganz zu schweigen).
So ganz ohne Einfluss blieb die
Destination dann aber doch nicht. Mindestens einer der Händler
schaffte auch den Sprung nach Düsseldorf und einen wichtigen Aspekt
übernahm man vom britischen Vorbild: Während der Veranstaltung
blieben die Helfer ungewohnt freundlich und bemühten sich sichtbar,
dem zuvor erworbenen schlechten Image entgegenzuwirken.
Vielleicht
besteht ja doch noch Hoffnung?!
Kostümshow. Ich habe wirklich großen
Respekt vor jedem kostümierten Fan, der sich der Öffentlichkeit
stellt, um begafft, fotografiert oder belächelt zu werden. In der
Tat machen sie einen Großteil des einzigartigen FedCon-Flairs aus
und sind längst zu einem Alleinstellungsmerkmal geworden, um sich
etwa von anderen Veranstaltungen wie der Destination abzuheben. So
sehr ich die Cosplayer also schätze, so wenig gefällt mir immer
wieder der Costume Contest, der unbedingt einmal überarbeitet werden
sollte, denn er ist zu einer Lachnummer geworden, die aktiv unter
Beweis stellt, dass es Deutschen im internationalen Vergleich an
Humor mangelt (sie dafür aber gemeinsam im Takt klatschen können).
Bin
ich denn wirklich der einzige, der großartige Darbietungen wie die
Opernsängerin aus dem Fünften Element sehnsüchtig vermisst?
Tageskarten. Die Empörung unter vielen
Tageskartenkäufern ist groß. Sie beklagen systematische
Diskriminierung, da wegen ihnen mehrfach der Saal geräumt wurde, um
den Wochenendticketinhabern Vorzug bei der Platzwahl zu ermöglichen.
Sie wurden bei einigen Panels in den Nebensaal verbannt und mussten
sich dort mit einer qualitativ schlechten Leinwand-Übertragung
zufrieden geben.
Davon haben wir allerdings nichts
mitbekommen. Zwar wurde auch uns der Zugang zum Auftritt Amanda Tappings verwehrt, doch tatsächlich mangelte es uns ohnehin am
Interesse für diesen Programmpunkt, weswegen wir dies nicht
unbedingt als sonderlich tragisch empfanden. Nichtsdestotrotz mutet
dieser Ausschluss schon wie ein Etikettenschwindel an und die
Verantwortlichen sollten sich überlegen, den Preis für Tagestickets
eventuell um zehn Euro zu reduzieren. An Hinweisen auf diese
Betreiberpolitik fehlte es aber (zumindest am Sonnabend) nicht; im
Ticketausgabebereich ließen sich immerhin gleich klare Ansagen finden.
Abkehr von Star Trek. Am bedenklichsten
war allerdings eine ganz andere Tendenz. Die Veranstaltung war gut
besucht, doch wie man hier und dort feststellen konnte, lag dies
weniger an Nichols, Siddig und Co., sondern eher an den Darstellern
aus Charmed, Stargate oder Star Wars. Dieser Trend wird den ausverkauften Veranstaltern sicherlich nicht entgangen sein und es steht zu
befürchten, dass der spürbare Rückgang von Star-Trek-Schauspielern
auch in Zukunft weiter voranschreiten wird. Zwar liegt es auf der
Hand, dass die Zahl noch nicht bei einer FedCon präsentierten
Star-Trek-Veteranen überaus überschaubar ausfällt, doch während
wir hierzulande den mittlerweile vierten Auftritt Nichelle Nichols
miterleben durften, kündigte die Destination #3 neben Karl Urban mit
Bruce Greenwood bereits den zweiten Abramsverse-Schauspieler an.
Während sich die FedCon also immer mehr von Star Trek abwendet und
sich an fragwürdige Heilsbringer wie Defiance richtet, entwickelt
sich die Destination trotz ihrer Rückkehr in den angelsächsischen
Raum immer mehr zu einer echten Alternative.
Fazit. Vor allem wegen des sinkenden
Star-Trek-Anteils wirkt der Titel 'FedCon' zunehmend deplatziert. Der
eine Tag im Maritim-Hotel (bei strahlendem Sonnenschein) genügte
alten Star-Trek-Hasen wie uns jedenfalls völlig, um den altbekannten
Einheitsbrei wiederzuerleben und daran erinnert zu werden, was der eigentliche Grund war, ursprünglich gar nicht kommen zu wollen.
Doch bei aller angebrachten Kritik hat
es dennoch trotz der vielen Mühen auch eine Menge Spaß bereitet,
den Ausflug ins weit entfernte Düsseldorf zu wagen. Die FedCon ist
und bleibt nämlich ein lohnendes Reiseziel für den heimischen Fan,
dem mittlerweile aber ein einziger Tag Convention-Action völlig
ausreichen dürfte, um seinen Jahresbedarf an Star-Rummel zu decken.
Würde mich heute jemand fragen, ob ich mir vorstellen könnte, den
Stress eines Ein-Tages-Tripps nochmals auf mich zu nehmen, um das
FedCon-Feeling zu erleben...
...würde ich das Feld sofort jüngeren
Tafelrunden-Mitgliedern kampflos überlassen. Ich bin wohl doch schon
etwas zu alt für solch ein kräftezehrendes Martyrium. Für dieses
Maß an Aufwand ist das Verhältnis von Entfernung des
Veranstaltungsortes zur Star-Trek-Stardichte einfach zu ungenügend.
Doch wer kann nach den Entwicklungen
der letzten turbulenten Monate schon heute beschwören, dass die
nächste FedCon ohne Tafelrundenbeteiligung ausfallen wird?
Schauen wir einfach mal, was das unentdeckte Land uns bringen wird...
Im Zuge einer Vorpremiere sah sich der größte Teil der Tafelrunde heute den zwölften Star-Trek-Kinofilm 'Into Darkness' an. Da einige Personen aus unserer Runde bereits bei der deutschen Filmpremiere die Gelegenheit hatten, ihn miterleben zu dürfen, folgt nun eine kleine Rezension des Films. Da dies nicht ohne Spoiler geht, warne ich noch einmal ausdrücklich davor, diesen Artikel vor dem Kinobesuch zu lesen. Mit Absicht habe ich eine Zusammenfassung ausgelassen, so dass möglichst nur Eingeweihte mit den Informationen etwas anfangen können, aber er verrät so ziemlich alle wichtigen Einzelheiten. Also seht Euch unbedingt VORHER den Film an und lasst uns dann wissen, in welchem Punkt ihr mit uns übereinstimmt, wo ihr abweicht oder was ihr ergänzen würdet.
Positive Aspekte
Die Besetzung. Größter Pluspunkt von 'Into Darkness' ist definitiv die Besetzung. Man kann ja alles Mögliche an Kritik gegen Abrams ins Feld führen, doch mit den Schauspielern, die er für seine Filmreihe rekrutiert hat, bewies er bislang ein goldenes Händchen. Nachdem man sich im Anschluss an den letzten Kinofilm bereits an die veränderten Gesichter der Charaktere gewöhnt hat, bleibt nun Platz für die neue Riege, ihr schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen. Allerdings wird dieser Freiraum nur von den Hauptcharakteren ausgefüllt, während der größte Teil der Mannschaft deutliche Abstriche machen muss.
Chris Pine. Der junge Kirk-Darsteller ist definitiv der Hauptnutznießer der Charaktermomente, die der Film bietet. Nicht nur, dass er gekonnt die flapsigen Charakterzüge aus dem Vorgänger wieder aufgreift; ihm gelingt es, über die Laufzeit des Films eine wirkliche Entwicklung darzustellen. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, sind die emotionalen Momente mit ihm in meinen Augen sehr gelungen und stellen aktiv unter Beweis, dass er unbestreitbar über ein gewisses schauspielerisches Talent verfügt.
Zachary Quinto. Irgendwie erübrigt es sich, Quinto noch lobend zu erwähnen, denn an seiner Kompetenz bestehen wohl kaum noch Zweifel. Seine Spock-Interpretation ist wie gewohnt glaubhaft und beeindruckend, auch wenn der Vulkanier nie zuvor derart von Gefühlen getrieben zu sein schien. Dennoch bleibt er ein Fels in der Brandung.
Karl Urban. Der Schiffsarzt wirkt stabil, authentisch und kommt menschlich der 'Grumpy Cat' am nächsten. Schade, dass für ihn so wenig Raum blieb, denn tatsächlich rückt der Schiffsdoktor immer mehr ins zweite Glied der Darstellerriege. Seinen Platz im Triumvirat scheint er jedenfalls an Uhura abgetreten zu haben.
Zoe Saldana. Die Kommunikationsoffizierin kann in diesem Film endlich einmal unter Beweis stellen, wozu sie überhaupt an Bord ist. Getreu dem Motto „Behind every great man is a woman nagging“ macht sie eigentlich das, wofür Pille jahrelang bekannt war: Sie macht Spock das Leben zur Hölle. Trotzdem bleibt ihre deutlich selbstbewusstere Uhura-Darstellung zu Recht Maß aller Dinge. Simon Pegg. An Scottys Charakter scheiden sich wohl die Geister. Vielerorts ist zu hören oder zu lesen, dass er völlig anders reagiert, als man das gewohnt ist. Ja, er trifft eine moralische Entscheidung, die der Chefingenieur der Originalserie vielleicht in der Form nie getroffen hätte. Doch diese Hinwendung zur Moral ist eigentlich ein Moment, in dem jeder alte Star-Trek-Fan den ollen Schotten besser verstehen kann, als die restliche Mannschaft. Scotty bleibt den ganzen Film über ein moralischer Anker, dem man sogar abnimmt, dass ihm selbst der Mord an einem namenlosen Sicherheitsoffizier wirklich leidtut. Immerhin hat er es geschafft, seiner Rolle damit etwas mehr als den Pausenclown-Charakter zu verleihen.
John Cho. Spielte auch mit und hat ein oder zwei heroische Momente. Allerdings sollte er aufpassen, dass er sich nicht wie George Takei irgendwann als Statist empfindet. In der Form kann ich die Versetzung auf die USS Excelsior aus der alternativen Zeitlinie jedenfalls schon erahnen.
Anton Yelchin. Im Prinzip ebenso ein Nebencharakter wie Sulu. Gut, er darf/ muss ein Redshirt tragen und für Chaos im Maschinenraum sorgen, aber er hat keineswegs den Raum, den Walter Koenig in "Der Zorn des Khan" ausfüllen durfte.
Ähnlich verhält es sich mit den Gaststars. Allerdings gibt es nur einen, dem es wirklich gelingt, herauszustechen, während die anderen schlichtweg die Zeit fehlt, oder hinter den Erwartungen zurückblieben.
Benedict Cumberbatch. Noch vor Chris Pine, Zachary Quinto oder Zoe Saldana der Höhepunkt des Films. Die großartige schauspielerische Leistung schlägt den Zuschauer in ihren Bann und lässt Gerüchte, dass seine Rolle ursprünglich von Benicio del Toro gespielt werden sollte, vergessen machen. Seine Stimme, seine Mimik und seine Tränen machen ihn zu einem der bislang großartigsten Bösewichte, die jemals in Star Trek zu sehen waren.
Um es vorwegzunehmen: Ja, er spielt Khan. Aber er spielt ihn auf eine ganz andere Art und Weise. Doch der grandiose Schurke verliert dadurch nicht an Charakter, sonder gewinnt unheimlich viel dazu. Dafür muss man Cumberbatch einfach Tribut zollen.
Bruce Greenwood. Wie bereits zuvor bildet der Pike-Darsteller einen heimlichen Höhepunkt. Direkt schade, dass er so früh das Zeitliche segnet (auch wenn das für den Handlungsbogen viel zu wichtig war, um darauf verzichten zu können), denn dadurch wird seine Leistung von der danach Purzelbäume schlagenden Handlung verwischt.
Peter Weller. Der als RoboCop bekannt gewordene Darsteller liefert eine Leistung ab, die man mit ihm bereits auf erschreckend ähnliche Weise im Enterprise-Zweiteiler "Dämonen" bzw. "Terra Prime" erlebt hat. Im Großen und Ganzen erschreckend schwach und blass, so dass es nicht weiter wundert, dass man ihm einen weiteren Antagonisten zur Seite stellen musste, um die Sache bedrohlich wirken zu lassen. Als Sternenflottenoffizier, Vater und Vorgesetzter jedenfalls unglaubwürdig.
Alice Eve. Über zu weite Strecken ein wenig farblos, aber eine nette Idee. Die Fans wird es freuen, auch wenn ich partout nicht verstehe, warum sie sich in der bekannten Szene nun unbedingt entkleiden musste. Wahrscheinlich eine Art Initiationsritus, dem sich jede wichtigere weibliche Hauptfigur (Gaila, Uhura) unterwerfen muss, um bei J.J. Abrams eine Rolle zu erhalten. Noel Clarke. Der Doctor-Who-Veteran hat nur einen kurzen, dafür sehr einprägsamen Auftritt. Seine zwei Sätze sind vernachlässigungswürdig; sein Abgang hingegen ganz großes Kino. Clarke kann in den wenigen Leinwandminuten mühelos unter Beweis stellen, dass in ihm mehr steckt.
Das ist allerdings längst noch nicht alles. Immer wieder begleiten den Zuschauer altbekannte Gesichter aus dem vorherigen Film. Keenser (wie bereits zuvor völlig überflüssig), Schnubbelchen ('Cupcake' bekommt sogar einen Namen) oder der Transportertechniker (James Doohans Sohn Christopher), aber auch viele andere Erscheinungen sorgen für eine gewisse Kontinuität im Abramsverse.
Mit einigen Abstrichen ist der Cast also gleich der erste Höhepunkt und vor allem den Hauptcharakteren wird genügend Platz geboten, sich einmal richtig auszutoben. Da diese sich das nicht zweimal sagen ließen, funktioniert der Film dahingehend recht gut.
Charaktermomente. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich einen Film gesehen hätte, in dem mehr Männer geweint haben. Kirk, Spock und selbst Khan heulen wie die Schlosshunde! Vielleicht hat sich das Männerbild in den letzten hundert Jahren so stark verändert, dass so etwas kaum mehr ins Gewicht fällt.
In jedem Fall hielt ich jede einzelne Träne für gerechtfertigt.
Ebenfalls herauszuheben ist Kirks Gnadentat für Khan, obwohl dieser für den Tod seines Förderers und Mentors verantwortlich war. Im Gegensatz zu jener Abschlussszene im elften Teil, in der Kirk und Spock Nero eiskalt verrecken ließen, wirkt der juvenile Captain plötzlich gereift und erinnert tatsächlich für einen Moment an das Original, auf dem seine Rolle fußt.
Natürlich sollten wir in diesem Moment auf DIE Schlüsselszene zu sprechen kommen: Die Sterbeszene Jim Kirks, die in einer unverhohlenen Kopie der Sterbeszene Spocks mündet. Schon jetzt kann man sich ausmalen, dass einige Fans Sturm dagegen laufen werden.
Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich sie gelungen fand. Natürlich kann ich Personen verstehen, denen es albern vorkam, aber durch die vertauschten Opferrollen hatte der Moment wiederum etwas sehr Originelles. Als Höhepunkt seiner Charakterentwicklung während des Films lernt Kirk nämlich doch noch seine Lektion aus dem Kobayashi-Maru-Szenario, während der Initiator des selben all ihre Erkenntnisse in den Wind schreibt. Natürlich ist es irgendwo ideenlos geklaut, doch in diesem Fall erinnerte es eher an einen Coversong, der nicht bloß etwas kantenloser und vermeintlich gefälliger gesungen wurde, sondern sich auch mal traut, Text und musikalische Begleitung abzuwandeln um etwas zu erschaffen, was einerseits dem Original Tribut zollt, aber andererseits auch auf eigenen Füßen stehen kann.
Gelungener als der große Aufreger des elften Filmes, die Zerstörung Vulkans, ist diese Szene allemal.
Setting und Anleihen. Wer nach dem aufreibenden Trailerbombardement der letzten Monate für sich erkannt hat, dass auch dieser Film ob seiner düsteren Stimmung, Fokussierung auf Rache und tumben Action nichts mehr mit Star Trek zu tun haben würde, wird im Kino eines besseren belehrt.
Tatsächlich kann man, sofern man seinen Blick nicht aus Prinzipienreiterei verstellt, durchaus Werte erkennen, die Star Trek einmal ausgemacht haben. Kirk kümmert sich aufopferungsvoll um seine Besatzung, die Oberste Direktive bedeutet wieder etwas und am Ende verspricht der Film sogar, dass es in Zukunft wieder in Richtung Forschung gehen wird.
Tatsächlich ist die Grundstimmung viel positiver als in Abrams' Vorläufer, so dass an dieser Stelle mal einfach gesagt werden muss, dass Trailer und auch der Titel 'Into Darkness' nicht irreführender sein könnten.
Wenn man den Film gesehen hat, erkennt man schnell, dass sich dahinter eine Marketingstrategie verbirgt, die ein breiteres, ursprünglich nicht an Star Trek interessiertes Publikum anlocken soll. Tatsächlich ist der Film aber für Fans gedacht, denn schon mit der Sterbeszene werden Außenstehende nichts anfangen können.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Referenzen auf die klingonische Sprache, die Verwendung von bat'leths und der Einbezug von Sektion 31 sind bittere Pillen, die dem unwissenden Neueinsteiger schwer aufstoßen müssen. Addiert man die vielen weiteren Anspielungen hinzu wird schnell klar, dass Abrams und sein Team mit dem Film einen Ölzweig an all jene reichen will, die verstanden haben, dass Star Trek eine Rundumerneuerung bitter nötig hatte und sich damit abfinden können, dass es auf diese Art und Weise geschah.
Negative Aspekte
Transwarp-Beamen. Was soll man mit einem Ölzweig anfangen, wenn all das, was nach TOS noch folgen müsste, zum wiederholten Male mit Füßen getreten wird?
Symbol für diesen Tritt in die Weichteile logikversessener Alt-Fans ist das Beharren auf Transwarp-Beamen, das es weder bei TNG, DS9 noch Voyager gab.
Warum kann sich Khan von der Erde nach Qo'noS beamen, während Picard mühselig mit der Enterprise dorthin fliegen musste?
Warum hat die Sternenflotte nicht einfach ein Sonderkommando nach dem anderen auf die Station geschickt, um Deep Space 9 von der Herrschaft des Dominions zu befreien?
Warum zum Teufel hat sich die doofe Janeway nicht einfach zurück in den Alpha-Quadranten gebeamt, wenn angeblich schon Scotty auf diese Gleichung gekommen ist?
Doch damit nicht genug!
Während der Pille der Original-Zeitlinie zu dumm war, aus dem genetischen Fundbüro Khan Noonian Soong einen Jungbrunnen zu erschaffen, katapultiert man hier die Medizingeschichte auf einen Stand, den noch nicht einmal Captain Braxton, Kal Dano oder Crewman Daniels erahnen konnten. Mit einem einzigen Storyloch zieht man so das Ableben Tasha Yars, Jadzia Dax' oder selbst James Tiberius Kirks schwungvoll durch den lauwarmen Kakao.
Der Android, der auf der Brücke der Enterprise seinen Dienst versieht,
wirkt ebenfalls völlig fehl am Platz, denn die erste künstliche Lebensform in der
Sternenflotte sollte eigentlich 'Data' heißen und nicht 'GATT 2000'.
Hatte da vielleicht LeVar Burton doch mit seinem Alleinvertretungsvorwurf gegen Abrams Recht?
Natürlich ist das alles eine völlig andere Zeitlinie! Es wird aber mit jedem neuen Film eine immer unglaubwürdigere Zeitlinie, die trotz der einhundert Jahre Differenz zu den Nachfolgeserien der Neunziger die eigene Zukunft bereits eingeholt hat.
Fehlende Szenen.
"You think your world is safe.
It is an illusion. A comforting lie, told to protect you.
Enjoy these final moments of peace.
For I have returned to have my vengeance."
Wer erinnert sich nicht an diese markigen Worte, die mittlerweile den Großteil der Trailer dominieren?
Davon sollte man sich auch gleich wieder verabschieden, denn davon ist im Film nichts zu hören. Auch die harschen Worte, mit denen Kirk Marcus beschwört, Rache zu einem Gegenstand von Sternenflottenpolitik zu machen, fehlen dem Film völlig. Selbst einige der Bilder, die ob ihrer Spannung in die Trailer eingebaut wurden, gibt es in der Kinofassung plötzlich gar nicht mehr. Das ist bedauerlich, denn schon der letzte Film wäre um Längen besser gewesen, wenn die herausgeschnittenen Szenen an Ort und Stelle belassen worden wären.
Szenen mit Fragezeichen. Dafür bleibt sich der Film in puncto Storylöchern treu. So ist mir immer noch nicht klar, warum Admiral Marcus sein einziges Druckmittel gegenüber Khan überhaupt in die Hände Kirks weiterreicht.
Ebenso leidenschaftslos scheinen auch die Klingonen ihre Heimat zu verteidigen: Als die Enterprise in deren Territorium (Torpedoreichweite) herumtreibt, scheint sich trotz angespannter militärischer Lage niemand sonderlich dafür zu interessieren.
Ab dem Moment, in dem Pille jedoch Spock zwingt, Khan am Leben zu lassen, um den Fortbestand Kirks zu sichern, ist das Fass endgültig übergelaufen. Warum nimmt der Landarzt nicht einfach das Blut genau jenes Augments, den er kurz zuvor aus der Tiefkühltruhe zerrte, um seinem Busenkumpel Hirnschäden zu ersparen?
Während sich in solchen Momenten Fragezeichen in den Augen der Kinogänger bilden, fehlen sie an anderen Orten. Die wahre Identität Harrisons, die Wiederauferstehung Kirks oder der 'Khan-Urschrei' sind viel zu vorhersehbar, um noch irgendwen ernsthaft vom Hocker zu reißen. Viel zu oft erkennt man die simplen Strickmuster, die im Vergleich dazu selbst jedes beliebige Grimmsche Märchen plötzlich wie ein geschickt inszeniertes erzählerisches Feuerwerk erscheinen lassen.
Stichwort Märchen: Zu häufig schleicht sich ferner ein Star-Wars-Feeling ein, das sich auch nicht recht abschütteln lässt. Mitunter hat man das Gefühl, als würde man einen tiefen Blick in die Bewerbungsunterlagen Abrams' für den siebenten Star-Wars-Teil werfen. Hoffentlich bleibt uns ein im All schwebender Star-Wars-Charakter wenigstens in diesem Film erspart.
Die viele Action wirkt bombastisch, aber man hat nie den Eindruck, dass man das nicht bereits irgendwo anders vorgesetzt bekommen hätte. Das Geld hätte man besser in eine vernünftige Story investieren sollen. Auch die 3-D-Effekte waren nichts, was das Tragen einer 3-D-Brille unbedingt rechtfertigte.
Ansonsten gibt es vieles, was man ebenfalls schon gesehen hat. Wieder einmal gibt es einen Weltraumsprung á la Felix Baumgartner, wieder einmal rettet der alte Spock aus der anderen Zeitlinie den Tag und wieder einmal kommt es zu einem Showdown mit einem überdimensionierten Schiff.
Gut geklaut ist halb gewonnen, werden sich die faulen Autoren da gedacht haben.
So ein riesiges Schiff hat ja schließlich schon in Star Trek eins, acht, neun, zehn und elf so unglaublich gut funktioniert!
Warum man in Zeiten frei zugänglicher Kanon-Nachschlagewerke wie Memory Alpha immer noch so hanebüchene Fehler in das Script bauen kann, wirkt eigentlich unerklärlich. So gibt man sich zwar offensichtliche Mühe, die klingonische Sprache adäquat einzubinden, schreibt den Hauptplaneten des Imperiums aber 'Kronos'. Auch den Gorn, die einer reptiloiden Spezies angehören, werden plötzlich eine Lebendgeburt unterstellt (ob das nur eingestreut wurde, um das Computerspiel zum Film zu promoten?). Warum der klingonische Mond Praxis in dieser Zeitlinie bereits vor den Ereignissen in Star Trek VI zerstört scheint, bleibt wohl genauso das Geheimnis der Autoren wie die Tatsache, dass das Kriegervolk stolz seine Stirnwülste in die Kamera halten kann, obwohl es laut Enterprise (und die alternative Zeitlinie fußt eigentlich auf dieser Serie, die noch vor der Abspaltung dieser Realität spielt) gar nicht geben dürfte. Dass die Sternenflottenoffiziere mit ihren Militärmützen wie Wehrmachtsoffiziere aussehen, mag zwar kein Anachronismus sein, jagte mir aber immer wieder einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Höhepunkt ist in meinen Augen allerdings die Sterbeszene Kirks. Nicht, weil die aus "Der Zorn des Khan" geklaut ist, sondern weil sich dort etwas entwickelt, was ich bei Doctor Who immer gern als 'Zauberende' bezeichne. Dank einer fadenscheinigen und nur am Rande erwähnten Lösung verpuffen allen Sorgen plötzlich und lösen sich in eitel Sonnenschein auf. Kirk bleibt dank des Blutes seines Feindes am Leben (der Vampirkult lässt grüßen) und alles ist wieder in Butter.
Das ist einfach aus dem Grund schade, weil Abrams dieses neue Universum laut eigener Aussage ja begründete, um die Möglichkeit zu erschaffen, selbst Hauptcharaktere sterben lassen zu können und somit die Spannung am Leben zu erhalten.
Nun, wo sich eine großartige erste Gelegenheit bot, Filmgeschichte zu schreiben und die Fans dem nächsten Film verzweifelt entgegenfiebern zu lassen, kneift Abrams den Schwanz ein und lässt Kirk mit einer fadenscheinigen Begründung wiederauferstehen. Diese fehlende Konsequenz führt somit das Besondere an diesem Universum ad absurdum, da spätestens jetzt jedem Zuschauer (auch den neuen) bewusst sein wird, dass die Haupthelden genauso wenig abgemurkst werden können, wie die der älteren Filme.
Optik und Sound. Schläuche, die zum Löschen dienen; Schiffe, die den Ozean befahren; Autos, die auf Straßen fahren: Zusammen mit kernigen Sprüchen, die immer wieder auf den Technikstand unseres Jahrhunderts zurückfallen, hat man kaum mehr ein Science-Fiction-Gefühl, wenn man sich J.J. Abrams Interpretation der Erde ansieht. Die Budweiser-Brauerei, die man trotz der massiven Fan-Proteste als Drehort beibehielt, tut ihr übriges und führt man sich vor Augen, dass es im Film sogar Schleichwerbung für dieses bierähnliche Gesöff gibt, so drängt sich förmlich die Vermutung auf, als hätte hier jemand eine unheilige Allianz geschmiedet.
Selbst die zuweilen bereits gelobten klingonischen Schiffe der D4-Klasse sehen in meinen Augen einfach nur aus wie schlecht montierte Transformer auf Koks. Zusammen mit der an Hässlichkeit kaum mehr zu überbietenden USS Vengeance verliert Star Trek damit ein Motiv, dass die Serie bislang ausgemacht hat:
Ihre klaren, optisch ansprechenden Schiffsdesigns. Die Zeiten eines D'deridex-Warbirds, einer Nebula-Klasse oder einer Negh'Var scheinen ein ungeliebtes Relikt einer unpopulären Ära gewesen zu sein.
Die bei den Fans so verhassten Lens Flares gibt es hingegen noch immer. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz so häufig sind wie früher, doch das kann an dem subjektiven Eindruck eines Menschen liegen, den sie ohnehin nie sonderlich gestört haben. Allerdings verzichtete Abrams auf die Lautlosigkeit, die sonst in seinen Weltraumszenen vorherrschte.
Dafür gibt es jedoch wieder eine pompöse Giacchino-Untermalung, die der aus dem ersten Film in nichts nachsteht. Da liegt wiederum auch der Haken, denn was damals neu und aufregend wirkte, ist nunmehr altgewohnte Kost ohne irgendwelche Würze. Es fehlt die Originalität, zumal der nochmalige Rückgriff auf die Beastie-Boys bei aller Liebe einfach nur platt wirkte.
Fazit
Insgesamt betrachtet hat J.J. Abrams einen Film produziert, der besser ist, als sein Vorgänger. 'Kunststück', werden die einen sagen, 'Logisch', die anderen. Kaum jemand polarisiert die Fans so sehr wie der Regisseur, der sich bei aller Kritik den Fans z.B. bei der Premiere geduldig stellte.
Immer noch schleicht sich das Gefühl ein, als wäre die Handlung ein Stiefkind der Produktion gewesen, das zugunsten von Action, Sex-Appeal und zweifelhafter Dramatik in die zweite Reihe rücken musste. Gerade beim Transpwarp-Beamen wird das jedem Fan schnell wieder bewusst.
Und trotzdem ist es unter den Umständen ein guter, gerader Film. Die Nummer zwölf lehnt sich zwar stark an der Nummer zwei an, doch vielleicht ist es aus genau diesem Grund in Wirklichkeit ein Film für die Fans. Großartige Schauspieler, bedeutungsschwangere Reinszenierungen und vor allem ein wahrer Bösewicht, der die Bezeichnung verdient. Dabei bleibt 'Into Darkness' Popcorn-Kino, aber es versucht immerhin, den 'alten Hasen' die Hand zu reichen.
Nachschlag: Passend zum Abschluss noch der 'Honest-Trailer' zum elften Film. Vielen Dank an NCC-1701 für diesen Tipp!
Das ist eine persönliche Einschätzung und muss nicht zwangsläufig die Meinung anderer repräsentieren.
Da ist es wieder. Das Weihnachtsfest. Mit all den stupiden Begleiterscheinungen, die es so schwierig machen, in die rechte Stimmung dafür zu kommen: Lebkuchenverkauf ab September, Weihnachtsmusik auf allen Radiosendern und Glühweinkater nach dem ersten Weihnachtsmarktbesuch. Man hat schon keine Lust mehr, bevor überhaupt irgendetwas wirklich Besinnliches begonnen hätte.
Doch ein Mann hat sich angeschickt, Weihnachten wieder zu dem zu machen, was es schon seit gefühlten tausend Jahren nicht mehr ist, nämlich ein Ereignis auf das man sich freut.
Bereiter dieser Vorfreude ist niemand geringeres als Hubert Zitt, der mit seinen gekonnten Star-Trek-Vorlesungen Fachhochschulen, Conventions oder sogar Trekdinner fesselt.
In seiner akademischen Heimat Zweibrücken hält Zitt jedes Jahr kurz vor dem Frohen Fest denn auch seine berühmt-berüchtigten Weihnachtsvorlesungen und schon im letzten Jahr versammelte sich ein stattlicher Haufen von Vorfreude gebeutelter Tafelrundenangehöriger in Berlin, um dem Ereignis via Livestream beiwohnen zu können. Doch die Götter des Internets waren uns wohl nicht gewogen, denn von der Veranstaltung war via Weltnetz nichts zu empfangen.
Dieses Jahr sollte alles anders sein. Aus dem fernen Ruhrpott machte ich mich auf, fuhr sieben Stunden Zug und schaffte es nur wenige Sekunden vor 19Uhr am vereinbarten Treffpunkt in Potsdam zu sein. Das Glück schien uns hold, denn man sah auf dem Fernseher einen Countdown und den Aufbau der Veranstaltung. Das Thema "Fehler in Star Trek" versprach exzellente Unterhaltung, zumal es bereits seit Jahren mitunter gut zusammengeschnittene Internetvideos gibt, die sich mit der gleichen Thematik befassen.
Star Trek Fehler
Doch unsere gemütliche Runde beging diesmal einen fatalen Fehler. Wir erwarteten, wie bei Zitt sonst üblich, einen maximal neunzigminütigen Vortrag mit etwas Vorgeplänkel. Umgekehrt hingegen wäre ein Schuh daraus geworden.
Star Trek Fehler
So begann alles mit dem so ziemlich überflüssigsten Anhängsel, dass die Star-Trek-Fanszene im deutschsprachigen Raum zu bieten hat: Dem Klingolaus.
In wirklich keiner Sekunde witzig, originell oder gar unterhaltsam quälte diese Figur uns mit ollen Kamellen, der fürchterlichen Denglisch-Phrase "Arsch full" und der wirklich beschissensten Version von 'Feliz Navidad', die mein Trommelfell jemals erlitten hat.
Also mal ehrlich: Wer hält sowas für Spaß? Sind wir Deutschen wirklich so humorlos, fade und charakterarm, wie es uns Briten so gern vorwerfen? Nimmt man jedenfalls diesen Auftritt als Maßstab, so kann ich nur allen gratulieren, die die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Belgien oder Österreich ihr Vaterland nennen können.
Denn so reizvoll die Idee ja sein mag, das friedlich-besinnliche Weihnachten mit der kriegerisch-aggressiven Weltraumspezies zu kreuzen, so wenig kann man hier von einem gelungenen Ergebnis sprechen. Das ist einfach nur ein Typ, der eine Klingonen-Maske mit Weihnachtsmannmantel trägt und völlig zu Unrecht glaubt, dass ein paar klingonische Vokabeln in einem schlecht umgedichteten Weihnachtssong ein Konzept sind, das irgend jemandem gefallen würde.
Nun ja vielleicht noch Leuten, die ausgelutschte Klosprüche wie "Wir trampeln durch's Getreide, wir trampeln durch die Saat; Hurra wir verblöden, für uns bezahlt der Staat!" für einen witzigen Einwurf halten, wenn sie nach einem Weihnachtsgedicht gefragt werden (in sofern hat das beides schon zusammengepasst). Der Fremdschämfaktor treibt dem eigentlich schon genug gebeutelten Star Trek-Fan bei so etwas aufs Neue die Röte ins Gesicht. Der eigene Auspruch des 'Klingolaus' (schon allein die Namenskombination aus "Kling", "o" und einer "Laus" ist ja keiner Persiflage mehr würdig) war dahingehend programmatisch:
"Fürchtet Euch nicht - auch wenn's schwerfällt."
Zum Fürchten - aber nur halb so schrecklich wie der Feliz Navidad
Dem folgte (nach einem äußerst ausführlichen Spendenaufruf) eine schwache Auswahl von im Internet zusammengeklauten Bildern, die größtenteils Star Wars thematisierten. Wer sich nun fragt, 'Warum eigentlich Star Wars? Das ist doch eine Star-Trek-Vorlesung!?' , der hatte in etwa den gleichen Gedanken, der auch mir einen verstörten Gesichtsausdruck verpasste.
Was zum Teufel suchen die vielen Star-Wars-Kostümierten, Star-Wars-Bilder und Star-Wars-Erwähnungen bei einer solchen Veranstaltung? Ja natürlich ist Star Wars auch Science Fiction (eher Fiction), aber man kommt doch auch nicht auf die Idee, zu einer BVB-Spendengala in einem Schalke-Trikot zu erscheinen, nur weil beides grob mit Fußball zu tun hat!
Um fünf vor acht, also knapp eine Stunde nach Beginn fing es dann endlich an.
Star Trek Fehler
Dachte ich zumindest.
Stattdessen berichtete Prof. Markus Groß von lauter Sachen, die Zitt bereits bei seiner Berliner Vorlesung am 8. November zum Besten gab. Doch ihm fehlten bei weitem die Spritzigkeit, der Enthusiasmus und das Organisationstalent seines Vorläufers. Völlig strukturfrei und ohne einen erkennbaren roten Faden hangelte er sich durch das Gestrüpp eines Referats, dem selbst beim besten Willen nur sehr schwer zu folgen war. Es ging wohl auf eine ziemlich zähe Art und Weise um das Thema Zeitreisen, mit mal deutschsprachigen und mal englischsprachigen Videoschnipseln ohne Herkunftsangabe (dafür aber mal mit spanischen Untertiteln) oder Zusammenhang, die er wohl irgendwo in den Weiten des Internets zusammengeklaubt hatte.
Universitäres Niveau konnte man dem Mann kaum bescheinigen und erst Hubert Zitts Bemerkung, Groß habe eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn überhaupt seinen Vortrag fertigstellen können, ließ erkennen, woran dies eventuell gelegen haben könnte. Seinen abschließenden Worten "I'll be back!" kann man jedenfalls nur beifügen, dass dieser Jim Belushi der Star-Trek-Vorlesungen bis dahin hoffentlich wenigstens ein bisschen geübt hat.
Star Trek Fehler
Der nächste Vortrag vom Klingonisch-Experten Lieven Litaer war ungleich flüssiger. Den ein oder anderen Teil seines Vortrags kannte man sicherlich bereits, wenn man zuvor einmal einer seiner Veranstaltungen während der Star-Trek-Ausstellung oder einer FedCon gelauscht hat, doch man merkte ihm deutlich seine Erfahrung mit der Materie an. Zugegeben: Mitunter war es zwar schwierig, dem Sprachnerd und seinen Ausführungen über das Klingonische als Nicht-Muttersprachler folgen zu können. Doch durch seine Kompetenz gelang dem Architekten scheinbar mühelos, den zuvor angerichteten Schaden zu übertünchen und Hoffnung auf qualitativ hochwertigere Inhalte zu schüren.
Doch wer nun dachte, dass endlich Hubert Zitt seinen Vortrag halten würde, wurde wiederum eines besseren belehrt. Eine halbe Stunde Pause, die man im Livestream auch als völlig tote Zeit miterleben musste, verlängerte die Veranstaltung weiter. Natürlich kann ich es verstehen, dass man den Zuschauern vor Ort ein wenig Erholung gönnen wollte, doch warum hat man die ohnehin deplatziert wirkende Star-Wars-Bilder-Show nicht einfach hier angesetzt??
Star Trek Fehler
Dann endlich, um fünf vor zehn war es soweit.
Licht aus und Spot an für den Hubert Zitt!
In gewohnt lockerer und angenehmer Weise präsentierte er das Thema 'Fehler in Star Trek', auch wenn für den Hardcore-Fan mit Internet vielleicht nicht so viel Neues zu erfahren war. Doch das rückte beim hohen Unterhaltungswert des Referats völlig in den Hintergrund denn hier stimmte fast alles: Präsentation, Organisation, Strukturierung und auch die Haltungsnoten für den Vortragenden konnten sich sehen lassen. Kein Wunder, dass selbst die Internetpräsenz der Tagesschau ihm einen Videobeitrag widmete. Nur der überforderte Power-Point-Novize Manfred Strauß, der als Gehilfe für die unheimlich anspruchsvolle Aufgabe des Umblätterns von virtuellen Folien verantwortlich war, sorgte mit steter Regelmäßigkeit für heftiges Augenrollen bei den Zuschauern.
Dass Zitt zu Beginn der Verantaltung mit einer Auszeichnung für seine außergewöhnlichen Vorträge prahlen konnte erschien dennoch völlig verdient, denn das lange Warten hatte sich gelohnt. Diesem 'Captain' das Wasser zu reichen ist schließich eine schwierige Aufgabe, an der man schnell scheitern kann und sein Präsentationstalent ist das Ergebnis langer Arbeit, die man seinen Vorträgen auch ansieht.
Als sich die Vorlesung gegen viertel zwölf dem Ende näherte, war ich dennoch froh. Viel zu lang hatte der Abend vor sich hingeplätschert; viel zu viel Leerlauf bestimmte den Kurs dieser Veranstaltung. An vielen Stellen war sie zu aufgebläht und beinahe mit Wehmut dachte ich an einen Anspruch eines Dozenten zurück, dessen Essenz diesem Abend gut getan hätte: