Freitag, 15. März 2013

"Ich war mit dem Ende der vierten Enterprise-Staffel sehr unzufrieden"

Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit dem Initiator von Star Trek: Origins, Teil I.

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.
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Die Tafelrundenmitglieder Strifes und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interviewreihe ‘Star Trek in Berlin und Brandenburg’ mit Werner, dem Initiatoren von Star Trek: Origins. Der 33-jährige Designer und Projektmanager aus Berlin-Steglitz stand in einer Zehlendorfer Bäckerstube Rede und Antwort zu seinem seit 2007 laufendem Projekt. Mit dabei war neben schreienden Kleinkindern, freundlichen Kellnern und leger gekleideten Eingeborenen auch seine geduldige Frau und ‘größte Kritikerin’ Tatjana:



Strifes: Was machst Du in deiner Freizeit neben Star Trek?
Werner: Ich wandere sehr gern. Wenn ich also nicht gerade arbeite oder den Urlaub nutze, gehe ich vorwiegend wandern. Aber auch für (Fantasy-) Bücher, Schwimmen, Radfahren und Fotografie bin ich neben dem Design und 3D zu begeistern. Filme und Filmmusik vor allem nicht zu vergessen und wenn es die Zeit erlaubt auch das eine oder andere Spiel.

Strifes: Wie bist Du zu Star Trek gekommen?
Werner: Meine Eltern haben mit mir damals Gene Roddenberrys neue Serie The Next Generation gesehen. Im Prinzip war das Ganze wie ein nachmittägliches Ritual. Ich fand die Serie wirklich toll und habe mich dann irgendwann dafür mehr begeistert als meine Eltern. Die alte Serie und die bis dato veröffentlichten Filme habe ich dann natürlich auch verschlungen.

Strifes: Du kennst also das Franchise ziemlich lang. Was hältst Du von J.J. AbramsStar Trek-Neuauflage?
Werner: Wo fange ich da an? Ich finde es grundsätzlich gut, dass Star Trek nicht untergegangen ist. Verständlich ist auch, dass Abrams versucht eine breite Masse mit seinem Film anzusprechen. Es ist eben nicht nur etwas für Trekkies dabei, sondern auch für Neuankömmlinge. Für mich blieben aber leider die Kernpunkte, die Star Trek ausmachen auf der Strecke. Mir fehlte der philosophische Ansatz, der bei Abrams in den Effekten unterging. Die Story hatte Logikfehler, war mit Effekten überladen und es fehlte das Star Trek-typische Motiv.

Strifes: Wie lebst Du Dein Fan-Dasein aus? Gehst Du z. B. auf Conventions oder zu einem Trekdinner?
Werner: Conventions haben mich immer schon gereizt. Leider hat mir bisher die Zeit gefehlt, solche Veranstaltungen zu besuchen, aber die findet sich sicher mal. Ich habe früher sehr gern Modellbau betrieben. Meine Zimmerdecke war voll von Schiffen. Aufgrund diverser Umzüge sind einige Sachen verschwunden, von denen ich nicht mehr weiß, wo sie geblieben sind. Ich wollte jetzt so langsam wieder damit beginnen, aber davon weiß meine Frau noch nichts (lacht).
Turon47: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder aufgehängt werden?
Tatjana: Sehr groß (lacht).
Werner: Die Voyager kommt auf jeden Fall wieder ins Zimmer. Eine NX-01 (mit Beleuchtung) gibt es auch noch.
Turon47: Bist Du Besitzer einer Star Trek-Uniform?
Werner: Nein, ich habe lediglich ein T-Shirt mit dem Motiv der TOS-Crew zuhause. Ich bin nicht der Typ, der sich auf Conventions mit einer Uniform zeigt. Ich finde es allerdings klasse, dass es Menschen gibt, die das machen, weil sie damit ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich mir darüber im Klaren war, ein Fan zu sein und dies nach außen hin zu vertreten. Ich habe meist verlegen reagiert, wenn man mich darauf ansprach. Das Selbstverständnis ein Star Trek-Fan zu sein, kam erst in den letzten Jahren dazu.
Turon47: Das klingt ja fast wie ein Outing.
Werner: Ja, ein bisschen schon (lacht).

Origins: Mit der NX-01 auf Abenteuerkurs
Werner: Ja, wir fanden es zwar interessant, aber auch nicht überragend. Die Brücke war zwar nett gemacht, aber für den restlichen Inhalt hätte man wohl nicht so lange angestanden. Es wurde viel größer angepriesen, als es letztendlich gewesen war.

Strifes: Interessierst Du Dich für andere Science-fiction-Franchises wie z. B. Star Wars, Battlestar Galactica, Firefly, Stargate, Farscape, etc.?
Werner: Ich verfolge das eine oder andere Franchise. Zurzeit hänge ich an Firefly fest, einer tollen Serie. Doctor Who steht mir auch noch bevor. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, einen Blick hinein zu werfen. Eine Freundin erzählt mir immer wieder, wie toll die Serie ist. Ich war aber nie ein Fan von Stargate. Star Wars kann man sich mit Abstrichen ansehen. Die Effekte sind super, da kann die Story auch ruhig dünn ausfallen. "Der Angriff der Klonkrieger" waren mir allerdings viel zu schnulzig. Und Battlestar Galactica ist klasse.

Strifes: Seitdem das Franchise in TNG eine neue Heimat gefunden hatte, wurden auch Star Trek-Spiele für den Computer und Videospiele-Markt produziert. Welche Star Trek-Spiele haben dich besonders inspiriert?
Werner: Ich spielte die Adventures sehr gern, darunter Titel wie "Judgement Rites" und "25th Anniversary" sowie "A Final Unity". Die Shooter-Varianten Star Trek Voyager Elite Force I und II mochte ich ebenfalls, wobei ich sagen muss, dass mir der erste Teil besser gefallen hat.

Strifes: Wie ich erfahren habe, hast Du auch Star Trek Online gespielt. Was hältst Du von Cryptics MMO-Variante im Star Trek-Universum?
Werner: Ich habe es gespielt, aber nicht sehr lang. Ob es daran lag, dass mich das Spiel nicht fesseln konnte oder an mangelnder Zeit, kann ich heute nicht mehr sagen. MMORPGs nehmen sehr viel Zeit in Anspruch und die ist mir momentan einfach nicht gegeben – leider. Ich fand die Ansätze ganz gut und das Spiel scheint nach wie vor Zulauf zu haben, trotz der Umstellung auf Free-to-play vor drei Jahren. Es gab ein paar Sachen, die mich gestört haben, auch wenn ich mir einbilde, nicht tief genug drin gewesen zu sein. Die Quests endeten stets in Ballerorgien, was mir als Fan eher missfiel und als Spieler hangelte man sich dann von einer Quest zur nächsten. Ich mochte die Möglichkeit, mit einem eigenen Raumschiff unterwegs zu sein, allerdings gab es mir auch hier zu viel Kampf. Allein für den Anblick des Schiffes gehe ich nicht online.

Strifes: Cryptic deutete vor kurzem den "Grünen Mai" an, der wohl auf eine zukünftige Kampagne mit den Romulanern hindeutet. Hast Du davon etwas mitbekommen und wenn ja, was verbirgt sich Deiner Meinung nach dahinter?
Werner: Ich habe es erst bewusst wahrgenommen, als ich es auf eurer Website gelesen habe. Die Story kenne ich nicht, deswegen ist es schwierig für mich zu erahnen in welche Richtung sie wollen. Im Hinblick auf Star Trek: Origins finde ich es allerdings schon interessant, da die Romulaner auch hier eine Rolle haben werden. Generell sehe ich mich nach sämtlichem Material um, dass die Romulaner behandelt, da sich Origins am Kanon orientieren soll.

Strifes: Gerade Star Trek-Lizenz-Spiele haben ja in der Computerspiel-Community einen sehr schlechten Ruf. Woran liegt das Deiner Meinung nach? Am Publisher, Entwickler oder an den Fans selbst?
Werner: Es ist eine Mischung aus allem. Der Entwickler versucht sich eine bekannte Lizenz zu sichern und wenn er sie hat, veröffentlicht er eine große Bandbreite an Spielen. Allerdings ist das leider meist Massenware, da sowohl Entwickler als auch Publisher an der Lizenz verdienen möchten. Der Inhalt bleibt in den meisten Lizenzspielen auf der Strecke, da an diesen Projekten vermutlich auch oft Entwickler arbeiteten, die keine passionierte Trekkies sind. Star Trek Armada war z. B. vom Ansatz her ganz nett, ist jedoch meiner Meinung nach die plumpe Umsetzung eines Star Trek-Aufbauspiels mit strategischen Elementen. Die Synchronisation war auch unter dem Niveau, das man damals hätte erreichen können. Ich denke Activison (heute Activision Blizzard) bastelte damals an vergleichbaren Strategiespielen und sie meinten eben, sie stülpen da einfach ‘Star Trek’ drüber und dann wird es sich schon verkaufen.
Vielleicht war aber auch die Fanbasis bei Star Trek-Spielen nicht so groß, als dass sie sich in den Verkaufszahlen niedergeschlagen hätte. Star Wars ist sicherlich in der Öffentlichkeit ein wenig präsenter, gerade im Gaming-Sektor.

Strifes: Hast Du Dir Paramounts neusten Streich "Star Trek – The Video Game", der von Namco Bandai entwickelt wird, schon angesehen?
Werner: Bis jetzt habe ich nicht viel davon gesehen. Grafisch sieht es gut aus und ich befürworte es durchaus, dass wieder Star-Trek-Spiele produziert werden, gerade zum neuen Film. Paramount ist zwar höchstpersönlich für das Spiel verantwortlich, aber sie haben auch den letzten Film zugelassen, von daher sollte man mit den Erwartungen schon vorsichtig sein. Wir müssen einfach abwarten, was dabei heraus kommt. Die bisherigen Videos vermitteln den Eindruck eines gewöhnlichen Third-Person-Shooters mit Koop-Modus und das hinterlässt bei mir eher einen faden Beigeschmack, weil es bei Star Trek um eben mehr als nur Schießen gehen sollte.

Strifes: Was ist innerhalb des Projektes einfacher und was schwieriger zu realisieren?
Werner: Die Story war der Part des Spiels, der bisher am schwierigsten zu erstellen war und viel Zeit in Anspruch genommen hat. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich anfangs allein an der Handlung geschrieben habe und als dann das Team wuchs, immer neue interessante Aspekte und Ideen hinzukamen. Das Manuskript ist am Ende sehr umfangreich geworden und der Aufwand hat sich in jedem Fall gelohnt. Die Rätsel, die sich aus der Handlung ergaben, waren vergleichsweise schnell zu Papier zu bringen, wenngleich auch hier wieder sehr viel Feedback und viele Ideen aus dem Team kamen, die es dann einzuarbeiten galt. Ich hatte während der Niederschrift der Story immer schon Bilder im Kopf, wie zu jeder Passage die Rätsel aussehen würden, deshalb fällt mir die grafische Umsetzung eigentlich nicht schwer, zumal jetzt auch Hilfe in Person von Jörg da ist, einem weiteren Grafiker, der an den Charakteren zum Spiel arbeitet. Unser Problem ist nur: Die Zeit. Die Grundlagen zur Entwicklung des Spiels sind weitestgehend gelegt. Jetzt müssen wir die nächsten Schritte gehen.

Ein exklusiver Blick in die Spieleplanung


Strifes: Du arbeitest also nicht allein an dem Projekt. Welche Aufgaben übernehmen Deine Teammitglieder?
Werner: Da wäre zum einen Jörg, den ich bereits nannte. Er ist Grafiker und kümmert sich wie gesagt um die Charaktere und vielleicht auch um die Animationen. Uwe stieß relativ früh zum Projekt dazu und wird das Spiel auf Basis der Wintermute Engine entwickeln. Er hat bereits ein bekanntes und erfolgreiches Spiel namens "Dirty Split" realisiert. Sein Feedback und das von Benjamin und Michael J. (er unterstützt uns auch mit der Webseite und dem Server) waren zudem maßgeblich am Grob- sowie Feinschliff der Story und der Rätsel beteiligt - und einfach Gold wert. Michael R. übernimmt das Komponieren der Musik des Spiels und hat auch die Musik für den bisher einzigen Trailer erschaffen. Er hat bereits an dem Fanprojekt Baphomets Fluch 2.5 mitgearbeitet. David hat sich angeboten, das Voice-Recording zu übernehmen und sich um Sprecher zu kümmern, was er auch schon für "Dirty Split" getan hat. Theunis ist unser unglaublich talentierter Concept-Artist und Simone wird sich vielleicht noch mit um die Dialoge und das nötige Star-Trek-Tiefenwissen kümmern. Wir sind insgesamt acht Personen, die derzeit an Star Trek: Origins arbeiten, inklusive meiner Frau, die hierbei oft meine größte Kritikerin ist.

Strifes: Hat dich die "Baphomets Fluch"-Reihe inspiriert?
Werner: Ja, auf jeden Fall. Damals war mir jedoch noch nicht die Idee zu einem Star Trek-Point-and-Click-Adventure gekommen. Vor kurzem hab ich ein Indiegame-Adventure namens "Resonance" gespielt und auch “The Book of Unwritten Tales" gespielt. Die Spielmechaniken habe ich mir sehr bewusst angesehen, gerade vor dem Hintergrund des eigenen Projektes.

Strifes: Wird Origins ein klassisches Point-and-Click-Adventure oder ein Genremix?
Werner: Eher ein klassisches Point-and-Click-Adventure. Mein Hauptaugenmerk lag auf der Erzählung einer Geschichte. Ich war mit dem Ende der vierten Enterprise-Staffel sehr unzufrieden, weil ich fand, dass viel Potential verschenkt und die ganze Serie lieblos abgewürgt wurde. Es gab genug Raum, um mindestens eine weitere Episode zu erzählen. Das Medium des Adventures schien mir die richtige Variante zu sein, genau das zu tun.

Strifes: Wie viel Zeit investierst Du in die Fertigstellung von Star Trek: Origins?
Werner: Zur Zeit mindestens eine Stunde pro Tag. Es gab jedoch Wochen und Monate, wo die Entwicklung nicht voran kam, weil mir einfach die Arbeit dazwischen kam oder diverse andere Sachen das Projekt blockiert haben. Ich versuche es momentan aber wieder stärker voran zu treiben. Wir arbeiten an den Zwischensequenzen und der Backgrounderstellung. Ein paar Sachen sind schon fertig, die ich aber vor der Veröffentlichung auf unserer Seite zurück halte, um Spoiler zu vermeiden. Es kommt jetzt alles darauf an, wie schnell wir das Projekt voran bringen können.

Strifes: Ist es abzuschätzen, wann ihr mit dem Projekt fertig werdet?
Werner: Das ist schwierig zu sagen. Drei Jahre werkeln wir bestimmt noch daran, das kann sich aber noch weiter in die Länge ziehen - wir können ja leider nicht fulltime daran arbeiten.

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Morgen könnt ihr im zweiten Teil erfahren, wie das Spiel inhaltlich aussehen wird, welche Mechaniken ihm zugrunde liegen und wie Ihr dabei helfen könnt, das Spiel fertig zu stellen.

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3 Kommentare:

  1. Wow, vielen Dank für das Interview! Ich bin sehr gespannt auf das Spiel, auch, wenn bis zur Fertigstellung des Spiel noch eine gute Zeit verstreichen wird. Ich bleibe dran.

    LG

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  2. Einfach GROßARTIG! Schön zu wissen, daß es so etwas in hier Berlin gibt! Daß das auch noch von Fans gemacht wurde, finde ich bemerkenswert. Allerdings würde mich freuen, wenn es Ihnen gelingen würde, die Interviews auf ihrer Seite in die richtige Reihenfolge zu bringen, denn es ist etwas merkwürdig, den 2. Teil vor dem 1. zu lesen.

    Mit freundlichen Grüßen

    G.Thorandt, Berlin

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    1. Hallo G.Thorandt, auch wir sind sehr überrascht über die Vielfalt und Kreativität in Bezug auf Star Trek in unserer Region. Daraus ist die Idee unseerer Recherche Star Trek in Berlin und Brandenburg entstanden. Das der 2.Teil vor dem ersten zu finden ist liegt einfach daran, dass das hier ein Blog ist und keine Webside im herkömmlichen Sinn. Wir werden aber die Beiträge demnächst in einer Liste zusammenfassen, welche dann am rechten Rand zu finden ist. Dort wird dann alles der Reihe nach gelistet sein, versprochen! Schau einfach mal wieder rein, die nächsten Interviews mit ähnlichen Projekten sind schon gelaufen bzw. in Vorbereitung!

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