Dienstag, 5. März 2013

LeVar Burton: Ein Kommentar zu seinen Kommentaren


Nun also auch LeVar Burton.

Nachdem bereits William Shatner seinen Glaubensgenossen J.J. Abrams unfeinerweise als 'Schwein' bezeichnete, warf auch der TNG-Star LeVar Burton laut Trekzone dem Regisseur des kommenden zwölften Kinofilms vor, "[...] egozentrisch und unreif" zu sein.

Wie konnte es soweit kommen?

Nun, in letzter Zeit ist es vergleichsweise still um den Schauspieler geworden, der mit "Roots/ Wurzeln", "Reading Rainbow" oder eben "Star Trek: The Next Generation" einen gewissen Berühmtheitsgrad erwerben konnte. Seit "Star Trek Nemesis" im Jahre 2003 sprang neben einigen Voiceovers allerdings gerade einmal eine Nebenrolle in der von Mike Sussman mitentwickelten Krimiserie "Perception" heraus. Daneben hielt er sein Andenken mit Auftritten in der 'Big Bang Theory' und 'Community' über Wasser.



Verständlich, wenn man sich daher an jenen Rollen festhält, die den Grundstock für die eigene Popularität legten. Seine Verbundenheit ist sogar auf seinem Körper eingebrannt: Ein Tattoo, dass jeweils als 'LeVar' und 'Kunta' gelesen werden kann, ziert seinen rechten Oberarm.
Entsprechend empfindlich reagiert er daher auch auf Kritik an den Produktionen, die ihn selbst zum Ruhm verholfen haben, von dem er heute noch zehrt.

Bildquelle: Trekmovie
So trafen die Äußerungen Quentin Tarantinos, die Charaktere seines aktuellen Films wären realistischer als die in 'Roots', beim tättowierten Hauptsdarsteller auf nur wenig Gegenliebe. Burton nannte Tarentinos Werke "wunderbare Fantasien von Halbwüchsigen auf Steroiden" und warf dem Regisseur Verneinung der Geschichte vor (das alles tat er allerdings bereits zuvor in einem Interview mit Ebony.com).
Und mal Hand auf's Herz: Wer denn "Django Unchained" bereits gesehen hat und das allen Ernstes für eine historisch glaubwürdige Darstellung hält, muss wohl in der Schule mit Abwesenheit geglänzt haben oder wohlmöglich ein Opfer des amerikanischen Bildungssystems sein.

Etwas besser erwischte es J.J. Abrams. Zwar lobte Burton dessen letzten Film und seinen Einfluss auf eine neue Generation von Star-Trek-Fans, doch er verwehrte sich gegen Äußerungen Abrams', dass dieser sich wünsche, 'sein Star Trek' möge das einzige sein, an das man sich erinnert.
So gab Burton zu Protokoll:

"Ich komme grade von einer Konferenz mit Advanced Micro Devices aus San Francisco und die arbeiten im Moment an einer Technologie, die in Richtung Holodeck führt. Das gab es bei Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Und das ist ein Beitrag Star Treks zur Kultur. Wenn jetzt J.J. Abrams sagt, dass es kein Star Trek außer jenem, das ich mache, geben soll, sage ich 'Schwachsinn', J.J."

Darf jemand, dessen Beiträge zur Film- und Fernsehwelt in der letzten Zeit so rückläufig sind, sich dementsprechend äußern?
Kann jemand, der nie mit Abrams oder Tarantino zusammengearbeitet hat, wirklich derlei Kritik üben?
Muss denn wirklich jeder, der eine Hauptrolle in einer Star-Trek-Serie gespielt hat, seinen Senf zum Abramstrek reichen?

Bildquelle: ebony.com
Ja natürlich!
LeVar Burton ist schließlich nicht irgendwer.
LeVar Burton hat Geordi LaForge verkörpert und Kunta Kinte.
Wer bitteschön, wenn nicht er sollte entsprechenden Behauptungen entgegentreten?
Nicht zu Unrecht verwies Burton in dem Interview, das ursprünglich von der Toronto Sun geführt wurde, darauf, dass er seit 36 Jahren im Schauspielgewerbe tätig ist. Diese Expertise gepaart mit der Tatsache, dass er tatsächlich mit beiden Vorläufern in direkt Verbindung steht, bringt ihn tatsächlich in die Position, auch einmal auf den Tisch zu hauen und Kritik zu üben.

Und er steht ja nicht allein da. Wir alle sind uns wohl nur allzu deutlich bewusst, dass es eine ganze Reihe von Fans gibt, die J.J. Abrams eher kritisch gegenüberstehen und für die Burtons Kritik durchaus angebracht scheint. Persönlich hatte selbst ich im Jahr 2009 das Gefühl, der neue Film sei eine Degradierung chronologisch nachfolgender Serien wie TNG, DS9 oder Voyager.
Auch wenn Burton via Twitter zu dem Interview reumütig wissen ließ, dass es ihm manchmal schwerfalle, seine Zunge zu zügeln, war seine Kritik doch vergleichsweise ausgewogen:
Zum einen lobte er Star Trek XI und dessen Einfluss und zum anderen bezog sich seine Kritik lediglich auf Äußerungen, die ihm zu Ohren gekommen waren.
Das Ganze sollte man also schlichtweg nicht unbedingt überbewerten, denn schon kurz vor dem Start von TNG im Jahr 1987 äußerte einer der TOS-Hauptdarsteller zu der aufkommenden neuen Serie:

"Ich verstehe nicht, warum die das machen. Ich nehme mal an, dass Paramount denkt, dass sie das Star-Trek-Phänomen am Laufen halten können. Es ist unwahrscheinlich, dass wir ewig so weitermachen können und daher probieren die es auf diesem Weg. Aber es gibt nur ein Star Trek: unseres. "

Doch das hielt eben jenen DeForest Kelley bekanntlich auch nicht davon ab, im Pilotfilm "Der Mächtige" seine Rolle als Leonard "Pille" McCoy aufzugreifen.

Einen Generationenkonflikt sucht man hier jedoch vergeblich. Burtons Kritik minimierte weder Abrams Leistungen oder beruflichen Fähigkeiten, sondern bezog sich auf dessen öffentliche Selbstdarstellung. Seine harschen Worte für Tarantino entbehren ebenfalls nicht eines wahren Kerns, denn der Vergleich von "Django Unchained" mit "Roots" ist in etwa so treffend wie der von "Nosferatu" und "Twilight".
LeVar Burton hat also keinen Grund, sich zu entschuldigen. Er hat seine Meinung gesagt, und wenn man bedenkt, wie viele seiner Kollegen lieber die Klappe halten, um sich zukünftige Engagements nicht zu verbauen, kann man über die zur Schau gestellte Ehrlichkeit nur dankbar sein.*



*Dafür kann man ihm hierzulande übrigens sogar persönlich "Danke" sagen, denn der gebürtige Landstuhler kommt im Rahmen der FedCon Anfang Mai zurück in sein Geburtsland Deutschland.

9 Kommentare:

  1. Hoffentlich muss er Star Trek bald abgeben. Solche Kommentare kann sich Abrams sparen. Holt endlich Joss Whedon auf den Regiestuhl!!!

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  2. Danke für die klaren Worte Turon! Auch wenn ich bekannterweise zu den jenigen gehöre, die ST 11 zumindest einen gewissen Unterhaltungswert abringen konnten, ist die Aussage von JJA natürlich ein Schlag mit dem Laserschwert in den Visor eines Trekkis. Hat JJA das wirklich so gesagt: "'sein Star Trek' möge das einzige sein, an das man sich erinnert."? Wow, damit würde er abeer die Arbeit und das einzigartige Schaffen aller abwerten, die je an Star Trek gearbeitet haben! Inklusive dem großen Vogel! Sollte er wirklich nur Star Trek angegangen sein, um an das für ihn "heilige" star wars ran zu kommen? Das würde ich traurig finden, mag man vom Abramstrek halten was man will. Ach eins noch mein lieber turon, ein fehler ist Dir aberr doch unterlaufen, Deine alte rechts/ links Schwäche ;)! Also falls das Bild keine Spiegelung ist, ist es doch der rechte Arm auf dem Levars Tattoo prangt!

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    1. Hm, nachdem Tine selbiges behauptete, hab ich es einfach mal geändert. Abba es bleibt uns zur endgültigen Klärung wohl nur, zur FedCon zu fahren und selber nachzuschauen...

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    2. Auch ich fand ST-XI unterhaltsam, auch wenn ich mich danach gefragt habe, ob man das jetzt noch wirklich Star Trek nennen kann. Abba als Kinofilm an sich fand ich ihn schon gut.
      Die hier kolportierte Äußerung Abrams' dagegen zeugt natürlich schon von einer ordentlichen Portion Hybris. Und ich wundere mich, dass er sowas wirklich gesagt haben soll.

      Reichlich absurd finde ich da auch Tarantinos O-Ton, die Figuren aus Django Unchained seien realistischer als die aus Roots. Damit setzt er nicht nur die schauspielerischen Leistungen von LeVar Burton, John Amos oder Louis Gossett Jr. herab, sondern spuckt gewissermaßen auch noch auf die wahre Familiengeschichte von Alex Haley!
      (Übrigens soll es ja von Roots ein Weihnachts-Sequel mit Avery Brooks geben, was ich leider noch nie gesehen habe. Kennt das jemand von Euch?)

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    3. Soweit ich weiß, ist diese Episode noch nicht in Deutschland erschienen, abba ich halt mal meine Augen offen...

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  3. "Ich komme grade von einer Konferenz mit Micro Advanced Devices aus San Francisco..."
    Hrhr. Hast Du das ausversehen umgekehrt abgetippt, oder aus purer Bosheit? Bei Trekzone steht's richtig rum drin.
    Jedenfalls mag ich den Gedanken, eine CPU von MAD zu haben... :)

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    1. Selbststverständlich! Um meiner Intellektualität Ausdruck zu verleihen, dachte ich mir, dass eine Verdrehung des Firmennamens zu einer anderen Kombination ein geistiges Schmankerl unser höher gebildeten Leser sein könnte...
      Ach Quark, woher denn?! Bis eben hatte ich nicht einmal eine Ahnung, dass AMD damit gemeint sein könnte und bis jetzt weiß ich noch nicht einmal genau, was die drei Buchstaben eigentlich auf meinem Rechner treiben. Der Fehler entstand, weil ich das alles nochmal selbst übersetzt hab und da ich mir immer ganze Sätze zu merken versuche, ist in jedem mindestens auch ein Fehler (du weißt ja: das grausige Schicksal der über 30jährigen, die langsam anfangen, sich nix mehr merken zu können). Normalerweise fallen die mir beim nochmaligen Drüberlesen nochmal auf, abba den Eigennamen hab ich geflissentlich übergangen.
      Danke abba, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast, liebes Stammhirn...

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  4. Versucht das Ganze von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Selbstverständlich können J.J. Abrams Star Trek nicht die Star Trek Message tragen. Star Trek XI im Unterschied zu seinen Vorgängern kann nicht auf eine TV Serie aufbauen, seine Charaktere sind zwar umrissen aber deren Persönlichkeiten sind uns weitgehend unbekannt. Zwar kennen wir Spok, Kirk, Chekov usw. aus TOS, aber wir kennen nur Personen, die sie sein werden, falls sie das werden, nicht diejenigen, die sie da sind. "Falls" weil das Ganze in einer alternativen Zeilinie sich abspielt. Eben darum ist es ein actionreicher also unterhaltsamer Streifen. Und mehr kann an dieser Stelle auch nicht erwartet werden. Aber es gibt auch einen anderen Grund, warum die Star Trek Message hier auch mal fehlen darf. Cpt. Kirk ist die Antwort. War dieser oft der Messageträger? Er war schon vor der alternativen Zeitlinie ein Draufgänger. Überhaupt scheint die Föderation bei TOS nicht sonderlich viele Gesetze Direktiven zu haben. Kontakt mit Prewarp Kulturen? Kein Problem. Sogar wenn sie noch mit Schwerten kämpfen. Solange deren Heimatwelt Dilitium hat, sind Kontakt und Handel erlaubt. Vor diesem Hintergrund ist das Fehlen der Message und die Reduktion ausschließlich auf die optisch ansprechende Action kein grosser Bruch zu dem, was folgen sollte (TOS).
    Was die Aussage von JJA betrifft, so kann man auch diese sicherlich anders interpretieren. Z.B. er ist ein Künstler und als solcher bestrebt das Einzigartige, das Besondere, an das man sich erinnern wird, zu erschaffen. Dies ist für ihn im Bezug auf Star Trek wahrscheinlich um so wichtiger, als dass diese Filme seine einzige Spur In der Star Trek Welt sein wird.
    In diesem Sinne. Seid bitte nicht so kritisch. Alles hat seine Berechtigung. Worte kleiden die Gedanken, verbergen und verfälschen sie damit aber auch. In Worte gefasste Gedanken müssen interpretiert werden und Interpretation ist ein zutiefst persönliche Angelegenheit. Viele Trekies bereits verletzt durch den "Verrat" von JJA sind eher geneigt in seinen Worten einen weiteren "Verrat" zu sehen, als andere Gedanken zuzulassen.
    Ich gehe nun schlafen, sonst findet das kein Ende und morgen werde ich zu kaputt sein um meine Kampfsequenz zu beenden.

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    1. mmmh, da steckt viel Wahrheit drin, Konstantin. Vielleicht sollte man manchmal die Emotionen erst ein wenig abkühlen lassen und die Perspektive ab und an mal wechseln, schließlich ist eine wichtige Botschaft von Star Trek die Tolleranz...

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