Nun also auch
LeVar Burton.
Nachdem bereits
William Shatner seinen Glaubensgenossen
J.J. Abrams unfeinerweise
als 'Schwein' bezeichnete, warf auch der TNG-Star LeVar Burton
laut Trekzone dem Regisseur des kommenden zwölften Kinofilms vor, "[...]
egozentrisch und unreif" zu sein.
Wie konnte es soweit kommen?
Nun, in letzter Zeit ist es vergleichsweise still um den Schauspieler geworden, der mit "
Roots/ Wurzeln", "
Reading Rainbow" oder eben "
Star Trek: The Next Generation" einen gewissen Berühmtheitsgrad erwerben konnte. Seit "
Star Trek Nemesis" im Jahre 2003 sprang neben einigen Voiceovers allerdings gerade einmal eine Nebenrolle in der von
Mike Sussman mitentwickelten Krimiserie "
Perception" heraus. Daneben hielt er sein Andenken mit Auftritten in der '
Big Bang Theory' und '
Community' über Wasser.
Verständlich, wenn man sich daher an jenen Rollen festhält, die den Grundstock für die eigene Popularität legten. Seine Verbundenheit ist sogar auf seinem Körper eingebrannt:
Ein Tattoo, dass jeweils als 'LeVar' und 'Kunta' gelesen werden kann, ziert seinen rechten Oberarm.
Entsprechend empfindlich reagiert er daher auch auf Kritik an den Produktionen, die ihn selbst zum Ruhm verholfen haben, von dem er heute noch zehrt.
So trafen die Äußerungen
Quentin Tarantinos, die Charaktere seines aktuellen Films wären realistischer als die in 'Roots', beim tättowierten Hauptsdarsteller auf nur wenig Gegenliebe. Burton nannte Tarentinos Werke "
wunderbare Fantasien von Halbwüchsigen auf Steroiden" und warf dem Regisseur Verneinung der Geschichte vor (das alles tat er allerdings bereits zuvor in
einem Interview mit Ebony.com).
Und mal Hand auf's Herz: Wer denn "
Django Unchained" bereits gesehen hat und das allen Ernstes für eine historisch glaubwürdige Darstellung hält, muss wohl in der Schule mit Abwesenheit geglänzt haben oder wohlmöglich ein Opfer des amerikanischen Bildungssystems sein.
Etwas besser erwischte es J.J. Abrams. Zwar lobte Burton dessen letzten Film und seinen Einfluss auf eine neue Generation von Star-Trek-Fans, doch er verwehrte sich gegen Äußerungen Abrams', dass dieser sich wünsche, 'sein Star Trek' möge das einzige sein, an das man sich erinnert.
So gab Burton zu Protokoll:
"
Ich komme grade von einer Konferenz mit Advanced Micro Devices aus San Francisco und die arbeiten im Moment an einer Technologie, die in Richtung Holodeck führt. Das gab es bei Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Und das ist ein Beitrag Star Treks zur Kultur. Wenn jetzt J.J. Abrams sagt, dass es kein Star Trek außer jenem, das ich mache, geben soll, sage ich 'Schwachsinn', J.J."
Darf jemand, dessen Beiträge zur Film- und Fernsehwelt in der letzten Zeit so rückläufig sind, sich dementsprechend äußern?
Kann jemand, der nie mit Abrams oder Tarantino zusammengearbeitet hat, wirklich derlei Kritik üben?
Muss denn wirklich jeder, der eine Hauptrolle in einer Star-Trek-Serie gespielt hat, seinen Senf zum Abramstrek reichen?
Ja natürlich!
LeVar Burton ist schließlich nicht irgendwer.
LeVar Burton hat Geordi LaForge verkörpert und Kunta Kinte.
Wer bitteschön, wenn nicht er sollte entsprechenden Behauptungen entgegentreten?
Nicht zu Unrecht verwies Burton in dem Interview, das ursprünglich
von der Toronto Sun geführt wurde, darauf, dass er seit 36 Jahren im Schauspielgewerbe tätig ist. Diese Expertise gepaart mit der Tatsache, dass er tatsächlich mit beiden Vorläufern in direkt Verbindung steht, bringt ihn tatsächlich in die Position, auch einmal auf den Tisch zu hauen und Kritik zu üben.
Und er steht ja nicht allein da. Wir alle sind uns wohl nur allzu deutlich bewusst, dass es eine ganze Reihe von Fans gibt, die J.J. Abrams eher kritisch gegenüberstehen und für die Burtons Kritik durchaus angebracht scheint. Persönlich hatte selbst ich im Jahr 2009 das Gefühl, der neue Film sei eine Degradierung chronologisch nachfolgender Serien wie TNG,
DS9 oder
Voyager.
Auch wenn
Burton via Twitter zu dem Interview reumütig wissen ließ, dass es ihm manchmal schwerfalle, seine Zunge zu zügeln, war seine Kritik doch vergleichsweise ausgewogen:
Zum einen lobte er
Star Trek XI und dessen Einfluss und zum anderen bezog sich seine Kritik lediglich auf Äußerungen, die ihm zu Ohren gekommen waren.
Das Ganze sollte man also schlichtweg nicht unbedingt überbewerten, denn schon kurz vor dem Start von TNG im Jahr 1987 äußerte einer der
TOS-Hauptdarsteller zu der aufkommenden neuen Serie:
"
Ich verstehe nicht, warum die das machen. Ich nehme mal an, dass Paramount denkt, dass sie das Star-Trek-Phänomen am Laufen halten können. Es ist unwahrscheinlich, dass wir ewig so weitermachen können und daher probieren die es auf diesem Weg. Aber es gibt nur ein Star Trek
: unseres. "
Doch
das hielt eben jenen
DeForest Kelley bekanntlich auch nicht davon ab, im Pilotfilm "
Der Mächtige" seine Rolle als
Leonard "Pille" McCoy aufzugreifen.
Einen Generationenkonflikt sucht man hier jedoch vergeblich. Burtons Kritik minimierte weder Abrams Leistungen oder beruflichen Fähigkeiten, sondern bezog sich auf dessen öffentliche Selbstdarstellung. Seine harschen Worte für Tarantino entbehren ebenfalls nicht eines wahren Kerns, denn der Vergleich von "Django Unchained" mit "Roots" ist in etwa so treffend wie der von "
Nosferatu" und "
Twilight".
LeVar Burton hat also keinen Grund, sich zu entschuldigen. Er hat seine Meinung gesagt, und wenn man bedenkt, wie viele seiner Kollegen lieber die Klappe halten, um sich zukünftige Engagements nicht zu verbauen, kann man über die zur Schau gestellte Ehrlichkeit nur dankbar sein.*
*
Dafür kann man ihm hierzulande übrigens sogar persönlich "Danke" sagen, denn der gebürtige Landstuhler kommt im Rahmen der FedCon Anfang Mai zurück in sein Geburtsland Deutschland.