Donnerstag, 24. Oktober 2019

Eaglemoss Nr.120: U.S.S. Bozeman NCC-1941

 
 

Einleitung

Es ist das Jahr 2278 und der Sternenflottenoffizier Captain Morgan Bateson übernimmt das Kommando über die frisch in Dienst gestellte U.S.S. Bozeman NCC-1941. Das Raumschiff gehört zur Soyuz-Klasse, die eine Variante der erfolgreichen Miranda-Klasse darstellt und sich darin unterscheidet, das die Soyuz-Klasse ein verlängertes Heck hat, das einen dritten Shuttlehangar und zusätzliche Frachträume beherbergt. Der offensichtlichste Unterschied sind die vier großen Sensormodule, die sich an den Seiten und am Heck befinden. Was an den Modulen aussieht wie Waffensysteme sind in Wirklichkeit hochempfindliche Sensorantennen. Und da liegt die Hauptaufgabe dieser Klasse, nähmlich in der Erforschung und Kartographierung von Sternensystemen. Allerdings scheint die Soyuz-Klasse sich nicht zu etablieren, da sie bereits in den 2280ern wieder aus dem aktiven Dienst genommen wird.
Ihre erste Mission führt die Bozeman in die Typhon-Ausdehnung, die Captain Bateson erkunden will. Dort verliert die Sternenflotte den Kontakt zu dem Raumschiff, das schließlich als vermisst erklärt wird. Erst 2368 besucht ein weiteres Raumschiff, die U.S.S. Enterprise NCC-1701-D diese Raumregion, wo sie auf eine temporale Anomalie stößt, aus der ohne Vorwarnung ein Raumschiff auftaucht und sich auf Kollisionskurs mit der Enterprise befindet, die mit Hilfe ihres Traktorstrahls versucht, das andere Schiff aus dem Weg zu schieben, aber es ist zu spät. Die beiden Schiffe stoßen zusammen und explodieren. Dadurch wird die Enterprise in eine Kausalitätsschleife befördert, wo die Besatzung die letzten Stunden vor der Kollision immer und immer wieder durchlebt und auch am Ende immer den selben Fehler begeht, da auch die Erinnerungen wieder zurückgesetzt werden. Nur langsam bemerkt die Crew, das etwas nicht stimmt, da sie immer mehr das Gefühl bekommt, das Erlebte schon bereits erlebt zu haben. Erst nach unzähligen Wiederholungen gelingt es den Kreislauf zu durchbrechen und zwar indem man diesmal die Kollision nicht mit dem Traktorstrahl abwendet, sondern indem man den Druck explosionsartig im Hauptshuttlehangar entweichen lässt, wodurch die Enterprise sich aus der Flugbahn des anderen Raumschiffes bewegt. Da die Schiffe diesmal nicht zusammenstoßen, wird die Kausaliätsschleife durchbrochen und die beiden befinden sich wieder im normalen Zeitablauf. Die Enterprise befand sich genau 17,4 Tage in der Anomalie, was aber nichts ist im Vergleich mit dem anderen Schiff, das sich tatsächlich als die U.S.S. Bozeman entpuppt. Captain Bateson ruft und bietet der Enterprise seine Hilfe an, wundert sich aber über den unbekannten Schiffstyp. Picard informiert Bateson, dass die Enterprise in einer temporalen Kausalitätsschleife gefangen war – und dass er vermutet, dass es der Bozeman genauso ergangen sei. Bateson hält das für unmöglich, weil er immer noch denkt, das er erst vor drei Wochen die Sternenbasis verlassen hat. Picard bittet Bateson, an Bord zu kommen, wo er ihm erklären muss, das er und seine Crew fast neunzig Jahre in der Anomalie verschollen wahren und dies tatsächlich nicht bemerkten. Zum Schluss fliegen die Enterprise und die Bozeman in Formation weiter zur nächsten Sternenbasis.
Das Schiff wird von der Sternenflotte, da es absolut neu ist, im aktiven Dienst belassen, wenngleich es fast 100 Jahre her ist, seit das Schiff vom Stapel lief. Im Jahr 2373 gehört die Bozeman zu der Flotte, die erfolgreich die Erde vor dem zweiten Angriff der Borg verteidigt.

Die Bozeman taucht plötzlich auf...

...und kracht in die Enterprise, wodurch beide Schiffe zerstört werden.

Nach dem Beenden der Anomalie stehen die beiden Schiffe in Kontakt...

...und verlassen gemeinsam die Typhon-Ausdehnung (Bilder: Memory Alpha).

Das Modell

Ach ja, viele Jahre ist es her als die Raumschiffsammlung startete und damals war auch mal die Bozeman ein kurzes Thema mit dem Ergebnis, das keiner sich vorstellen konnte, dass Eaglemoss dieses Schiff in die Sammlung aufnehmen würde. Umso erfreulicher, dass nun Eaglemoss den Sammler mit einem hübschen Modell dieses einzigartigen Schiffes versorgt, das aber schon wieder die üblichen Kritikpunkte mit sich bringt. Das fängt mal wieder mit den Warpgondeln an, denn diese Bauart erhält einfach keine Klarteile mehr. Stattdessen sind die Warpfeldgitter nur mit blauer Farbe angedeutet, was ganz einfach nur schlecht aussieht. Der Heckanbau, am Ende sollte sich normalerweise der Impulsantrieb befinden, aber dieser hat nicht mal Farbe bekommen und auch die Fenster wurden nicht bedacht. Ein übertriebenes Detail sind die Schriftzüge am Rand der Untertasse, die da eigentlich zwar hingehören, denn an diesen Seiten befinden sich eigentlich Luftschleusen, zu denen die Beschriftung gehört, aber diese ist viel zu überdimensioniert und dadurch aufdringlich und einfach unpassend. Schließlich wurde darauf ja auch bei ähnlichen Modellen verzichtet. Zudem wurde hier dafür auf eine Fensterreihe verzichtet.
Natürlich hat das Modell aber auch positive Aspekte, denn so verfügt es über ein kräftiges Aztec-Muster und auch der Schiffsname nebst Registrierungen sind sauber aufgedruckt. Die Sensormodule sind detailliert nachgebildet, was auch in einigen Punkten für den Heckanbau gilt.

Schon wieder keine Klarteile für diese Art von Gondeln. Wieso?👎

Der Schriftzug ist übertrieben und nicht maßstabsgetreu. Hätte man weglassen können.

Aber ansonsten ist das Modell gut bedruckt worden.

Die Sensorantennen auf der Unterseite wurden nicht vergessen.

Das verlängerte Heck ist ebenfalls gut umgesetzt, aber es fehlt der Impulsantrieb.

Die vier Sensormodule wurden wurden vorbildgerecht nachgebildet.

Die Halterung



Begleitheft

Nach dem Schiffsprofil folgt ein zweiseitiger Bericht, wo beschrieben wird, wie das Studiomodell der Miranda-Klasse zur U.S.S. Bozeman umgebaut wurde und das man auch ja darauf achtete, das man die Anbauten auch wieder entfernen konnte. Die letzten Seiten lassen die fünfte Staffel von TNG revue passieren und geben Einblicke in einige beachtenswerte Episoden, zu der auch "Déjà-vu" zählt.




Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 117 mm x 70 mm
Höhe mit Stand: ca. 79 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Schön das Eaglemoss dieses Raumschiff in die Sammlung aufgenommen hat, aber einige Kritikpunkte, besonders die Warpgondeln, trüben etwas die Freude.



Dienstag, 22. Oktober 2019

Eaglemoss Nr.119: Hirogen-Holoschiff

 

Einleitung

Im Jahr 2374 wird die U.S.S. Voyager von einem Jagdgeschwader der Hirogen entdeckt, angegriffen und erfolgreich geentert. Die Hirogen finden schließlich Gefallen an der Holodecktechnologie des Sternenflottenschiffes und zwingen die Crew dazu in verschiedenen Simulationen ihr Leben als Beute zu riskieren. Natürlich schafft es die Voyager-Crew auch diese Krise zu meistern und am Ende ist Captain Janeway sogar dazu bereit, den Hirogen die Mittel zum Bau ihrer eigenen Holodecks zu überlassen, in der Hoffnung, dass die Hirogen in Zukunft nur noch holographische Beute jagen.
Eine folgenreiche Entscheidung, wie sich drei Jahre später zeigen soll. In dieser Zeit haben die Hirogen große Raumstationen gebaut, die im Grunde riesige Holodecks sind, wo sie die Jagd auf ihre Beute trainieren. Um die Jagd so realistisch wie nur möglich zu gestalten, gibt es keine Sicherheitsprotokolle, was aber nicht der einzige Fehler ist, den die Hirogen begehen, denn sie wollen unbedingt eine Herausforderung und statten die Hologramme mit einer hohen Intelligenz und Lernfähigkeit aus, was sich schnell als fatal herausstellt. Diese entwickeln nämlich ein eigenes Bewusstsein, drehen kurzerhand den Spieß um und töten ihre Jäger. Danach kapern die Hologramme ein Raumschiff, das mit Holoemittern ausgerüstet ist und fliehen, um eine eigene Heimat zu finden. Verfolgt werden sie von zwei Hirogen-Kriegsschiffen und der Voyager, die beide nicht ahnen das sie in eine Falle gelockt werden. Im Orbit eines Klasse-Y Planeten kommt es zum Kampf und die Hologramme beamen die Hirogen auf den Planeten, um einen Rachefeldzug zu starten. Schließlich gelangt ein Außenteam der Voyager auf das Holoschiff und deaktiviert die Hologramme. Am Ende wird mit den überlebenden Hirogen ein Kompromiss gefunden, der beinhaltet, dass die fanatischen Hologramme deaktiviert und später umprogrammiert werden. Den restlichen gestattet man mit ihrem Schiff die Abreise in der Hoffnung, das sie eine friedliche Zivilisation gründen.

Eine Trainingsanlage der Hirogen...

...in der die rebellierenden Hologramme ganze Arbeit geleistet haben.

Das mit Holoemittern ausgestattet Hirogen-Schiff (Bilder: Memory Alpha).

Das Modell

Mit ihrem Modell bedenkt Eaglemoss erneut ein Raumschiff, das durch seinen einmaligen Auftritt leicht in Vergessenheit gerät. Das Modell dieses Holoschiffes besteht nur aus Kunststoff und lediglich die Düsen der Antriebe sind aus Metall. Gleich hier findet sich auch der einzige Kritikpunkt, denn die Darstellung ist sehr einfach gehalten, was sich in in schwach aufgedruckten gelben Kreisen zeigt. Beim Originalmodell leuchten die Antriebe in einem kräftigen Gelb, was man zumindest bei der Nachbildung besser hätte gestalten können. Ansonsten ist das Modell gut gelungen, angefangen mit der Bronzefarbe, die noch schön metalisch schimmert. Die vielen Details der Schiffhülle wurde 
bedacht und auch die Antriebsgondeln sind sehr detailliert nachgebildet. Auch die Antennen wurden nicht vergessen, aber diese sind aus einem so dünnen Kunststoff gefertigt, dass man da aufpassen muss, diese nicht abzubrechen.
Im Gesamteindruck ist das Modell gut gelungen.

Nur die Antriebe hätte man besser gestalten können.

Die Halterung

Hier haben wir wieder eine gute Lösung, wie das Modell in die Halterung eingehängt wird. Die mittlere Antriebsdüse wird in eine passende Mulde eingesteckt, was aber trotzdem ein sehr wackeliges Ergebnis präsentiert.


Begleitheft

Lesenswert ist der Artikel, der sich mit der Erschaffung der Kostüme für die Hirogen beschäftigt und im Folgenden berichtet er Drehbuchautor Bryan Fuller über seine Arbeit bei "Star Trek - Voyager". Dieser kreative Kopf schrieb für insgesamt zwanzig Episoden die Drehbücher. Auch in diesem Heft sucht man aber einen Artikel, der sich mit der Entstehung des titelgebenden Raumschiffes beschäftigt, vergebens.


Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 140 mm x 43 mm
Höhe mit Stand: ca. 78 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Eine gute Umsetzung eines nur einmal gesehenen Raumschiffes.

Samstag, 19. Oktober 2019

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 06: Reiner Schöne

Einleitung.
In Deutschland werden 2019 dreißig Jahre Mauerfall gefeiert und auch die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam Babelsberg möchte diesem Ereignis mit einer ganz besonderen Reihe Tribut zollen, in der - inspieriert vom Leben des kürzlich verstorbenen David Hurst - Deutsche bei Star Trek näher beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um Personen wie Levar Burton oder Jeri Ryan, die im Zuge von Militärstationierungen im amerikanischen Sektor Deutschlands das Licht der Welt erblickten. Oder Schauspieler wie Mark Allen Shephard oder Nancy Kovack, die mittlerweile in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Selbst deutsche Charaktere wie Keyla Detmer oder Carl Jaeger finden hier keine Erwähnung.
Stattdessen erzählen wir zwischen dem 3. Oktober und dem 9. November 2019 zwölf Geschichten über zu Unrecht hierzulande weniger bekannte Darsteller, Regisseure und anderweitig mit Film und Fernsehen verbundene Personen und deren Beziehung zu Deutschland und Star Trek. Dabei wollen wir zeigen, dass Deutsche stets entscheidend dabei halfen, Star Trek zu dem Kultobjekt zu formen, das es heute ist.


Reiner Schöne.
Es gibt einen Schauspieler, der wie kein anderer längst das Bild eines Deutschen bei Star Trek geprägt hat und dem größten Teil der Fans hierzulande bestens bekannt ist. Zwar ist Reiner Schöne keineswegs - wie so oft (etwa hier, hier oder hier) behauptet - der einzige Deutsche, der in TNG oder gar Star Trek beteiligt war (das sollte unsere Reihe bereits bis hier hin bewiesen haben), doch das bunte Leben dieses Schauspielers und vor allem sein Unterhaltungstalent haben längst dafür gesorgt, dass Schönes Name unter denen dieser Reihe zweifellos der bekannteste ist. Ein bunter Hund, den man unbedingt einmal live erlebt haben sollte (zum Beispiel bei einer Mini-Convention in Benjamin Stöwes Eberswalder Star-Trek-Museum) und der durch seine vielfältige Arbeit längst ein unverzichtbarer Bestandteil für die deutsche Science-Fiction- und Comic-Landschaft geworden ist.



Reiner Schöne wurde am 19. Januar 1940 im hessischen Fritzlar geboren, aber seine Familie zog bereits kurz darauf in die deutsche Kulturmetropole Weimar um. Hier erlebte Schöne zuerst die Bombardierung der Stadt, den Einmarsch amerikanischer Truppen und schließlich die Übergabe des Ghoethe-Wirkensortes an die Sowjets mit. In der 1949 gegründeten DDR wuchs Schöne auf und entdeckte in seiner Jugend seine Liebe zu Musik und Schauspielerei. In seinem Geburtsort gelangte er schließlich am prestigeträchtigen Nationaltheater zu einem Schauspielstudium. Schnell wird der junge Mann zum aufgehenden Sternchen im Arbeiter-und-Bauern-Staat, das sich neben seiner Theaterkarriere auch in DEFA-Filmen und als Sänger einen Namen macht. Aber Schöne eckt auch immer wieder an; seit seiner Schulzeit gerät der Mann, der sein Leben lang sein Herz auf der Zunge trägt immer wieder mit dem System in Konflikt. So hegt er spätestens ab 1965 Ausreisegedanken, deren hauptsächliche Ursache im Fernweh und der Sehnsucht nach Ausbruch aus den starren Verhältnissen lag.
Am 26. Mai 1968 schließlich ist es soweit: Nach einem Auftritt im Reichsbahnausbesserungswerk Wannsee für eine FDJ-Wahlveranstaltung entflieht Schöne seiner ostdeutschen Heimat.
"Also als Kind in der DDR aufgewachsen zu sein – ganz toll. Ich hatte eine wunderbare Kindheit, eine tolle Schulbildung und eine wunderbare Schauspielschule, alles wunderbar. Aber als Erwachsener musste ich doch raus; es wurde mir ein bisschen eng."



Nach einem Kurzaufenthalt im Notaufnahmelager Marienfelde führt Schönes Weg zwei Wochen später ins bayrische München. Der Zeitpunkt war wie perfekt gewählt, denn mitten im Vietnam-Krieg, der Achtundsechsziger-Bewegung und dem Prager Frühling erhielt er das Angebot für die "Rolle seines Lebens": die des Berger im Hippie-Musical "Haare" ("Hair"). Es war nicht nur die Initialzündung für seine westdeutsche Karriere, die nun scheinbar nahtlos dort ansetzte, wo sie in der DDR so abrupt endete, sondern auch das Tor in eine Welt voller neuer Gedanken, Impulse und Möglichkeiten. Neben einer weiteren Rolle im Musical "Jesus Christ Superstar" setzte er weitere musikalische Ausrufezeichen, indem er ein ganzes Album mit Konstantin Wecker schrieb und 1970 mit seinem Grand-Prix-Vorentscheid-Song "Allein unter Millionen" einen undankbaren zweiten Platz hinter Katja Ebsteins "Wunder gibt es immer wieder" ergatterte.
Zudem bekam er immer mehr Rollen in TV-Produktionen und Filmen, die ihn zuerst nach Deutschland, schließlich aber auch nach Italien und sogar in die USA führen. Er arbeitet mit Größen wie Lee van Cleef oder Clint Eastwood zusammen. Als er 1985 schließlich für die Disney-Produktion "Die Rückkehr zur Schatzinsel" in Großbritannien und Jamaika vor der Kamera steht, nutzt er dieses Engagement um seine Karriere in den USA neuen Auftrieb geben zu lassen.


Auch in den USA klimatisiert sich Schöne überraschend schnell, legt seinen Akzent ab und mit ihm einige deutsche Untugenden wie das Siezen. Er spielt Gastrollen in bekannten Serien wie "Agentin mit Herz", "Jake und McCabe", "Matlock", "Mord ist ihr Hobby" "Sliders" und "MacGyver". In der letztgenannten Serie empfiehlt sich die englische Tonspur der Folge "Die Mauer", in der Schöne den ehemaligen ostdeutschen Agenten Helmut Weise spielt. Nicht nur, dass es einen der wenigen Momente bei MacGyver darstellt, in dem man ein vernünftiges Deutsch hört – Schöne gelang es, seinem Charakter einen sächsischen Akzent zu verleihen, was der Rolle eine für MacGyver-Verhältnisse ungewohnte Authentizität verleiht.
Nicht minder erwähnenswert ist auch sein Gastauftritt als Minbari-Führer Dukhat in der Babylon-5-Episode "Das Traumorakel". Dabei ist diese Rolle eine Ausnahme der Regel, denn abgesehen vom sympathischen Captain jenes Schiffes, dass den missglückten Erstkontakt mit den Menschen herstellt, wurde Schöne zumeist als Bösewicht gecastet. Das sollte sich auch nicht wesentlich ändern, als es ihm gelang, eine Star-Trek-Rolle zu ergattern.


Dabei war Schöne bereits zweimal beim Vorsprechen gescheitert - eines davon übrigens für die Rolle des Jean-Luc Picards höchstpersönlich. Beim dritten Anlauf empfahl ihm seine Agentin zur Abwechslung 'in character' vorzuspielen, was Schöne besonders wortwörtlich nahm. Bei seinem Vorstellungsgespräch knurrt er die Anwesenden an, zerrt seine Einsprechhilfe aus dessen Sitzgelegenheit und schleudert einen Stuhl gegen die empfindlichen Leichtbauwände. Damit schafft er tatsächlich im dritten Anlauf eine Rolle in TNG zu bekleiden: Die des Esoqq in "Versuchskaninchen".
"Ich bin der einzige Deutsche, der bei Star Trek mitgetobt hat."
Nun, das vielleicht nicht, aber die Figur des Esoqq blieb den Fans nicht zuletzt aufgrund der qualitativ hochwertigen Folge in Erinnerung. Dafür wurde ihm allerdings auch eine aufwändige Maske verpasst, die jeweils drei Stunden zu Auftragen und noch einmal drei Stunden zum Entfernen benötigte.
Schöne genoss dennoch die Arbeit an unmittelbarer Seite Patrick Stewarts unter der Leitung des "angenehmen" Landsmannes Winrich Kolbe und schaffte es sogar, dem jungen Wil Wheaton am Set mit seinen Kontaktlinsen einen Schrecken einzujagen.



Zwar gelang es Schöne, mit Rollen in "Mortal Combat 2" oder "Ice Planet" noch einige nennenswerte Engagements zu erlangen, doch seine Zeit in Amerika endete abrupt, als seine langjährige Beziehung mit Alexandra Bogejevic in die Brüche ging, sein geliebter Hund verschwand und einer der Wachmänner auf seiner Ranch bei Los Angeles in seinem Schlafzimmer Selbstmord beging. Er kehrte nach Deutschland zurück, wo er in Berlin nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine neue Liebe fand und schließlich sogar eine Familie gründete. Er wirkt in zahlreichen deutschen Produktionen, unter den sein Auftritt in "(T)Raumschiff Surprise" im Hinblick auf seinen Star-Trek-Auftritt besonders erwähnenswert ist.



Zusätzlich zu seinem fortgesetzten musikalischen Wirken genießt Schönes fesselnde, tiefe Stimme hierzulande einen gewissen Kultstatus, denn als Synchronschauspieler gelang es ihm, einige ganz besondere Rollen zu besetzen, die ihm viel mehr als nur Werbeeinnahmen für Baumarkt-Spots bescherten. Als deutsche Stimme von Optimus Prime, Darth Vader, dem Green Goblin in "Spiderman", General Ross in "Hulk" oder Ivan Vanko in "Iron Man 2" hat er sich in die Ohren unzähliger Zuschauer geschlichen, die leider oft viel zu wenig über den Mann wissen, dessen Leben eigentlich selbst genügend Stoff für eine ganze Filmreihe bieten würde. Sein Buch "Werd ich noch jung sein, wenn ich älter bin" sollte jedenfalls in keiner Sammlung eines deutschen Star-Trek-Fans fehlen, denn es ist nicht nur höchst unterhaltsam, sondern auch Zeugnis einer spannenden deutsch-deutschen Biografie.
"Man merkt immer die Moderatoren und Interviewpartner sind immer so gut vorbereitet und dann erzählen sie mir immer so Sachen, tja, das hab ich alles erlebt… Das ist irgendwie toll. Ich bin auch sehr dankbar in meinen Nachtgebeten bedanke ich mich auch immer beim Herrn für das Leben was ich habe und wünsche mir dass es noch lange weitergeht, dass ich solange arbeiten kann, bis meine Kinder auf eigenen Füßen stehen."



Vorschau.
Im nächsten Teil unserer Reihe geht es um einen Vorreiter Winrich Kolbes, der eine der besten, aber auch eine der schlechtesten Folgen der Originalserie umsetzte. Es ist die Geschichte eines Mannes, dessen Vater bereits ein berühmter Regisseur war und der im Anschluss kaum gute Worte über einen der größten Darsteller Star Treks fand.


Quellen.
Hausmann, René: Reiner Schöne zu Gast. In: Hallo Brandenburg vom 28. April 2019, Video hier.
Imhof, Peter: Talk mit Reiner Schöne. In: MDR um 4, vom 8. Januar 2019, Video hier.
Schöne, Reiner: Werd ich noch jung sein, wenn ich älter bin. 2012, Hamburg.
Turon47: Der kleene Reiner aus Weimar – Reiner Schöne auf der NCC-1701-C, vom 18. Januar 2019, Blogbeitrag hier.

Weiterführende Leseliste.


Star Trek, Deine Deutschen, Teil 00: David Hurst.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 01: Franz Bachelin.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 02: Walter Gotell.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 03: Jesco von Puttkamer.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 04: Barbara Bouchet.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 05: Winrich Kolbe.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 06: Reiner Schöne.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 07: Gerd Oswald.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 08: Harry Groener.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 09: Shimon Wincelberg.