Samstag, 17. Oktober 2020

Turons Senf zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I" [DIS, S3Nr01]




Spoilerwarnung.
Dieser Artikel enthält massive Spoiler auf "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I", die erste Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Folgen bereits gesehen hat.




Einleitung.
Im Moment sehe ich mir wieder einmal TNG bei Netflix an – von ganz vorn. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie sperrig und holzig insbesondere die erste Staffel daherkommt. Denn mal ganz ehrlich: "Raumschiff Enterprise - das nächste Jahrhundert" war nicht unbedingt wegen sondern eher trotz ihrer ersten sechsundzwanzig Folgen so erfolgreich.
Doch was hat das alles mit der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" zu tun?
Nun, es gilt das Prinzip Hoffnung.
Nach den ersten achtundzwanzig Folgen Discovery fällt das Fazit nämlich eher gemischt aus. Obwohl insbesondere die zweiten Staffel durchaus einige positive Ansätze aufwies, krankte die Serie bislang ganz generell im erzählerischen Feld, wo Logiklöcher so groß wie die Milchstraße selbst die Drehbücher ein ums andere Mal unheilvoll aus den Heftstreifen rissen. Die Flucht aus den Zwängen und Begrenzungen des 23. Jahrhunderts am Ende der zweiten Staffel war schließlich eine gute Wahl, nicht zuletzt weil in einer Zukunft, die selbst den Erzählrahmen von "Star Trek: Picard" um knapp 800 Jahre übertrumpft, genug Freiheiten für die Kreativabteilung geboten sein sollten, um endlich eine eigene Serien-Identität zu schaffen, die nicht von Pike, Kirk oder anderen Star-Trek-Serien in den Schatten gestellt wird.
Doch kann Discovery die Zeichen der Zeit nutzen, um wie TNG anno dazumal ordentlich durchzustarten oder wird es in alte Muster zurückfallen?



Story.
Michael Burnham hat es geschafft!
Nicht nur, dass sie in einer weit entfernten Zukunft gelandet ist; sie hat die mörderischen Pläne Controls durchkreuzt und die Existenz organischen Lebens im Universum erfolgreich sicherstellen können. Trotz dieser Erfolgsbilanz sieht sie sich mit zwei großen Problemen konfrontiert: Zum Einen ist sie nicht in der Lage Kontakt zu ihrem Schiff herzustellen und zum Anderen findet sie sich auf einer kargen Welt wieder, in der Recht und Ordnung nur noch ein Schatten ihrer selbst sind.
Selbst der erste Mensch, zu dem sie ein überstürztes Vertrauensverhältnis aufbaut, hintergeht sie bei der erstbesten Gelegenheit, um sie ihrer wenigen Habseligkeiten zu berauben. Aber Michael Burnham wäre nicht Michael Burnham, wenn sie sich nicht auch aus dieser schwierigen Situation herauskämpfen würde: Gemeinsam mit Cleveland "Book" Booker entkommt sie schießwütigen Unterweltkillern, der Wirkung bewusstseinserweiternder Verhördrogen und dem Magen einer aquatischen Weltraumschnecke. Aber das Universum, in das beide daraufhin entfliehen, ist nicht mehr das selbe, das Burnham dereinst gerettet hat…




Lobenswerter Aspekt.

Folgenflair.
Oh wie schön ist Island!
Wenn man eines an dieser Folge in besonderem Maße loben muss, so ist es die Auswahl des Drehortes (mal abgesehen vom Handelsposten, für den zum gefühlt neunundzwanzigsten Mal das Hearn Generation Plant in Toronto als Drehort herhalten durfte):
Die karge, aber nicht zuletzt deshalb so beeindruckende unberührte Landschaft der nordeuropäischen Vulkaninsel ist der eigentliche Star der Folge. Statt immer wieder den gleichen kanadischen Wald als spektakelfreie Kulisse zu missbrauchen (siehe z.B. Pahvo, Terralysium oder Kaminar) bewiesen die Produzenten der Serie erstmals außergewöhnlichen Mut, indem sie über den eigenen Tellerrand hinausblickten und in Island ein außergewöhnliches Setting für fremde Planeten (dessen Name 'Hima' stark an das Isländische 'heima' für "zuhause" erinnert) entdeckten.
Nur könnte man natürlich nicht ganz zu Unrecht anmerken, dass Teile der Folge so ziemlich genau an jenem Ort gefilmt wurden, an dem bereits Carol Marcus und Leonard McCoy in "Star Trek Into Darkness" einen Augment-Photonentorpedo zu entschärfen versuchten, aber dem bleibt entgegenzuhalten, dass die wirklich spektakulären Shoots dieser Folge Wasserfälle, Küstenstreifen oder Landschaften umfassten, die dieser Folge den Flair einer wahrhaft fremdartigen Welt verliehen, der von bisherigen Traditionen abwichen, in denen Vasquez-Rocks schon zu den 'exotischeren' Schauplätzen gezählt wurde. Ergänzt wurde die Wahl Islands ferner durch eine Vielzahl spektakulärer Kameraeinstellungen und Drohnenflüge, die maßgeblich dabei halfen, die Schönheit der Natur einzufangen. Die computergenerierten Insekten, Fische und Monde bildeten eine nette Zugabe.
Das Resultat trägt optisch maßgeblich dazu bei, diese Folge zu einem besonderen Genuss zu machen, auch wenn der Inhalt der Episode zuweilen in einem starken Kontrast zur Schönheit der Landschaft stand.



Kritikwürdige Aspekte.

Rückfall statt Neubeginn.
"Star Trek: Discovery" war stets dann am stärksten, wenn die schillernde Crew des Schiffes im Mittelpunkt stand und in bester Star-Trek-Manier gemeinsam den Tag rettete. Insbesondere in der zweiten Staffel war das Zusammenwachsen der leidgeprüften Besatzung unter der Führung des Leih-Kapitäns Christopher Pike einer der stärkeren Aspekte der Serie, vor allem, weil er mit der starken Zentrierung auf Burnham brach und die Vielzahl der spannenden Charaktere an Bord in den Fokus rückte.
So gesehen war die Entscheidung, Michael Burnham zum alleinigen Star dieser Folge zu erheben eine ebenso mutige wie unerwartete Wahl, die sich am Ende der Folge jedoch nicht auszahlte. Ich persönlich bin kein Freund des Burnham-Bashings, aber dem Charakter wurde weder damit, sie noch vor Einsetzen des Vorspanns wie einen Schlosshund heulen zu lassen, noch mit dem überdrehten Drogentrip (der hart an der Grenze zur Albernheit rangierte) ein sonderlich großer Gefallen getan. Viel eher fühlt man sich nach dieser One-(Wo-)Man-Show absichtlich an all das erinnert, was in den Folgen zuvor massive Kritik hervorgerufen hatte.
Das setzt sich in den Design-Entscheidungen fort. Abermals lässt sich der lange Schatten von J.J. Abrams und Star Wars nicht abschütteln, zumal die exzessive Verwendung von Lens-Flares ein gleichsam unnötiges Revival feierte.
Und wo wir schon bei der anderen großen Science-Fiction-Franchise angekommen sind: Burnhams neuer Sidekick Cleveland Booker (der an sich von David Ajala gut verkörpert wird) erinnert arg an Han Solo. Der im Grunde seines Herzens gute Bösewicht arbeitet als Schmuggler/ Kurier für schmierige Unterweltgestalten und begegnet anderen zuerst mit Misstrauen, bevor er sich ein Herz fasst und sich für die Schwachen und Benachteiligten einsetzt. Und natürlich lässt sich auf seinem Schiff auch ein fellbedeckter Compagnon finden (der an sich von Leeu und einer weiteren Katze gut verkörpert wurde).
Wer den Vergleich mit Han Solo unpassend findet, dem sei auf Craft in dem ebenfalls von Olatunde Osunsanmi verwirklichten Short Trek "Calypso" verwiesen, der in seiner Charakteranlage ebenfalls erstaunliche Parallelen bietet.
Und genau da liegt eines der Grundprobleme von "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil 1": Es ist bestenfalls eine mäßig originelle Zweitverwertung vieler anderer Ideen, die es bei Star Trek und anderen Science-Fiction-Serien bereits zuhauf gegeben hat.
Die verzögerte Ankunft der USS Discovery im Vergleich zu Burnham?
Das gleiche Problem hatten bereits Nero und Spock in "Star Trek [2009]".
Ein Sternenflottenoffizier wird von einer vermeintlich aggressiven Kreatur gefressen, die sich dann aber doch als harmlos erweist?
Das hat "Lower Decks" in seinem Pilotfilm deutlich besser inszeniert.
Die Rettung dieses armen, vom Aussterben bedrohten Tieres durch engagierte Menschen?
Das wirkte selbst in Star Trek IV weniger künstlich inszeniert.




Abseits dieses Ideenrecyclings ist die Gratwanderung zwischen Kitsch und Pathos ein weiteres Problem, das "Discovery" seit seiner Erstausstrahlung begleitet. An sich ist die Idee, die Werte und Ideale der Föderation auch in dystopischen Zeiten des Untergangs zu bewahren und wiederaufleben zu lassen wirklich gut (auch wenn sie arg an Gene Roddenberrys "Andromeda" erinnert), aber gerade gegen Ende der Folge verliert sich dieser Gedanke etwas zu sehr in übertriebener Theatralik – nicht zuletzt, weil die beinahe religiöse Flaggenverehrung für viele Mitteleuropäer nicht so einfach nachzuvollziehen ist wie für das amerikanische Publikum im Superwahljahr.
Aber auch das an sich gut gemeinte Tierschutzmotiv der Episode ist mitnichten clever oder subtil arrangiert, sondern erschlägt den Zuschauer derart mit der Brechstange, dass der bereits erwähnte Vergleich mit dem vierten Star-Trek-Kinofilm deutlich zugunsten des letztgenannten ausfällt.
Schließlich aber schafft es die Folge nur bedingt, ein wirklich schlüssiges Konzept in puncto Zukunftstechnologie zu entwerfen. Während bei Star Trek allein von TOS zu TNG ein wahrer technologischer Quantensprung stattfand, scheint in den neunhundert Jahren danach nur wenig Erfindungsgeist geherrscht zu haben (man vergleiche nur den heutigen Stand mit dem des Jahres 1120). Natürlich sind Transporter-, Replikator- oder Holografietechnologie ausgereifter und alltagstauglicher geworden, aber insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass ein Großteil dieser Entwicklungen bereits achthundert Jahre zuvor bei "Picard" eingeführt wurde, muss man den Autoren eine gewisse Ideen- oder Visionslosigkeit vorwerfen, was die konkrete Ausgestaltung dieser Zukunft betrifft. Andererseits bleibt man damit natürlich auch den wenigen Einblicken in die Sternenflottenzukunft treu, wie sie in "Star Trek: Voyager" ("Vom Ende der Zukunft" oder " Zeitschiff Relativity") und "Star Trek: Enterprise" ("Kalter Krieg", "Die Schockwelle" oder "Azati Prime") angedeutet wurden.
Am Ende bleibt die actiongeladene Folge inhaltlich eher ein ideenloses Potpourri aus altbekannten Grundmotiven, statt die sich bietende Gelegenheit beim Schopfe zu packen und eine wirklich neue Geschichte in einer Zeit zu erzählen, in der man eigentlich vom Ballast des Kanons befreit sein sollte. Man orientiert sich bei "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil 1" eher an althergebrachten optischen und inhaltlichen Sujets, die jeglichen Anflug einer eigenen Vision völlig vermissen lassen.




Logiklöcher und Kanonbrüche.
Natürlich könnte man an dieser Stelle die vielen typischen Unglaubwürdigkeiten anprangern, die diese Folge ab den ersten paar Minuten begleiten. Etwa, dass Burnham den Absturz auf den Planeten Hima übersteht, ohne auch nur einen Kratzer davonzutragen oder den Kajal verwischen zu lassen. Man könnte die Frage aufwerfen, was genau an der Absturzstelle eigentlich in Flammen aufgegangen ist und so munter vor sich und Burnham herloderte. Oder warum die Episode als "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I" deklariert wird, ohne dass ein Teil II dazu angekündigt wurde.
Aber das sei an dieser Stelle einmal zurückgestellt, denn ein ganz anderes Problem drängt sich viel mehr auf, weil es ebenfalls einen unnötigen Rückfall in alte Gewohnheiten aufzeigt: Die Rede ist natürlich vom verheerenden "Brand", der anno dazumal den größten Teil der Dilithium-Kristalle befiel und die bekannte Galaxis in Schutt und Trümmer legte.
Bis zu einem gewissen Grad kann ich die verantwortlichen Autoren tatsächlich verstehen. Schließlich will der Zusammenbruch einer Supermacht wie der Föderation gut erklärt sein und wenn eine Territorialmacht mit einem Staatsgebiet - das sich über tausende von Lichtjahren erstreckt - untergeht, scheint es plausibel, dies mit dem fast vollständigen Erliegen sämtlicher Kontakte zu begründen. Das Problem mit diesem Ansatz zeigt sich aber, wenn man diese Idee auf die heutige Zeit überträgt.
Nehmen wir einmal an, dass sämtliche fossilen Treibstoffe auf Erden in einer schicksalshaften Nacht (Vorsicht, 2020 ist noch nicht zu Ende!) spontan in Flammen aufgehen. Die Folgen wären fatal: Schiffsverkehr, Flugverbindungen und Landtransportwege wären innerhalb von Sekundenbruchteilen unter großen Opfern an Mensch und Material lahmgelegt.
Andererseits wäre es aber auch eine neue Chance! Die Menschheit wäre gezwungen andere (umweltfreundlichere) Kraftstoffe zu verwenden und hätte spätestens im Verlaufe einer Generation die Folgen dieser Katastrophe überwunden.
Das gleiche scheint weder mit der Föderation noch der Sternenflotte zu geschehen, obwohl es innerhalb des Star-Trek-Kanons zahlreiche Alternativen zu Materie-Antimaterie-Antrieben gibt (Dilithium-Kristalle werden benutzt, um Materie und Antimaterie miteinander reagieren zu lassen, sind aber nicht – wie Burnham behauptet – "[…] das Herz eines JEDEN warpfähigen Schiffes"). Der Slipstream-Antrieb wird in der Folge kurz angeschnitten, aber selbst die alten Bajoraner waren in der Lage, Warpgeschwindigkeit mit Sonnenseglern zu erreichen. Romulaner nutzten eine künstliche
Quantensingularität
, aber auch Soliton-Wellen oder Graviton-Katapulte haben sich als Antriebsalternativen erwiesen. Dass die restliche Föderation im Stillstand verharrt und keinerlei Initiative zeigt, eine andere Antriebsart zu entwickeln, wirkt jedenfalls nicht sonderlich glaubwürdig.
Natürlich liegt es noch im Bereich des Möglichen, dass die Autoren diesen vermeintlichen Widerspruch mit einer guten Erklärung auflösen, aber im Angesicht der vielen noch immer schuldig gebliebenen Erklärungen bei "Discovery" und den bisher eingesetzten erzählerischen Zaubermitteln wie dem Sporenantrieb oder dem roten Engels-Anzug wirkt es zumindest etwas unwahrscheinlich. Das ist natürlich schade, zumal die internen Verfallserscheinungen innerhalb der Föderation, die in "Picard" deutlich zutage treten, das Potential haben, diese Ungereimtheit (und andere, wie etwa Books esoterisch anmutende Fähigkeiten) mit multiplen Erklärungsansätzen zu unterfüttern.
Aber natürlich ist dies die erste Folge der dritten Staffel und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht überraschen uns die Autoren im Verlauf der kommenden Episoden ja auch noch mit einer vielschichtigen und guten Erklärung, die genügend Stoff für viele weitere Staffeln bietet. Denn auch wenn diese Folge in vielen Aspekten Flickwerk aus der Second-Hand-Grabbelkiste bleibt, ist das Potential einer Reise in eine dystopische Zukunft zur Erneuerung utopischer Ideale zweifellos vorhanden und auch das bewusste Auslassen eines zweiten Teils dieser Folge legt nahe, dass weitere Erläuterungen früher oder später folgen dürften.



Synchronisation.
Von minimalen (und daher vernachlässigungswürdigen) Übertragungsfragwürdigkeiten abgesehen gilt dieser Synchronisation mein Lob, weil es endlich einmal das leidige Thema des Duzens und Siezens angeht. Gleich von Beginn an kann man neben einigen denkwürdigen Zoten (vgl. Denkwürdige Zitate) und vergleichsweise unterhaltsamen Dialogen hören, wie Book ohne Umschweife seine unfreiwillige Bekanntschaft Michael Burnham duzt, während sie ihn weiterhin konsequent in der Höflichkeitsform (dritte Person Plural) adressiert. Als sie jedoch gemeinsam dem Tod ins Auge sehen, beginnt sich das Blatt zu wandeln und man kann tatsächlich hören, wie Burnham dazu übergeht, Book zurückzuduzen!
Dieser Prozess (den es im englischen nicht gibt) zeugt von einer kreativen und vor allem flexiblen Synchronisationsarbeit sowie aktivem Mitdenken auf Seiten der Verantwortlichen, sodass ich nicht umhinkomme, der Übertragung ins Deutsche dieses Mal die absolute Bestnote auszusprechen.




Fazit.
"Discovery" ist endgültig in einer dystopischen Zukunft angekommen, um die Werte und Ideale der Vergangenheit zurückzubringen. Leider vermag es die Pilotepisode der dritten Staffel nicht, den langen Schatten der Fehlleistungen der eigenen Vergangenheit abzuschütteln und verliert sich optisch und inhaltlich in althergebrachten Sujets. "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I" gelingt es darüber hinaus nicht maßgeblich, eine Zukunftsvision zu entwickeln oder einen stimmigen Erklärungsansatz zum Untergang der Föderation zu bieten.
Und doch kann die Folge einen leichten Hoffnungsfunken entzünden. Das Potential einer Serie in einer weit entfernten Zukunft fernab der Kanongrenzen zeigt weiterhin ungebrochen seine Vorteile, während die mutige wie gelungene deutsche Fassung und die Wahl Islands als Kulisse sich ebenso positiv auf das Bild dieser Folge auswirken.

Bewertung.
Trotz einiger Glanzpunkte der schwächste Staffelstart bei Discovery bis hier hin.






Schluss.
Nach sechsundzwanzig Folgen TNG überraschte Jonathan Frakes die Zuschauer mit fulminanter Gesichtsbehaarung. Fortan wurde "Rikers Bart" zum Inbegriff einer qualitativen Vorwärtsrolle, die 'die nächste Generation' fortan vollführte. Das heißt aber nicht, dass die erste Folge der zweiten Staffel gleich richtig gut war. "Das Kind" war ein aufpoliertes Drehbuch der Original-Serie (also sogar noch mehr Ideenrecycling) und auch danach begann die Serie erst allmählich Fahrt aufzunehmen.
In diesem Sinne bleibt es auch das Privileg "Discoverys", zuweilen Episoden abzuliefern, die den ohnehin wahrscheinlich überhöhten Ansprüchen der Fans nicht genügen. Star Trek ist nämlich keine Einzelfolge, sondern viel mehr eine Idee (vgl. Denkwürdige Zitate), die mit dem ersten Kuss zwischen schwarz und weiß (TOS), dem Widerstand gegen Hexenjagd-ähnliche Verfolgungen (TNG) oder Auflehnung gegen Rassentrennung (DS9) Fernsehgeschichte geschrieben hat.
Auch wenn diese Folge in der Bewertung nicht unbedingt gut abgeschnitten hat, so stellt sie doch einen weiteren großen Star-Trek-Moment dar: Es ist die erste Star-Trek-Folge überhaupt, in der alle Charaktere farbig oder Außerirdische sind (von einigen wenigen und kaum sichtbaren Statisten einmal abgesehen) In einem Universum, das so groß und reichhaltig wie das Star-Trek-Universum ist, wirkt das nicht nur glaubwürdig, sondern sendet auch ein wichtiges Signal aus, dass in Zeiten von wiederaufflammenden Rassenunruhen zeigt, dass Menschen ihrer Hautfarbe zum Trotz am Ende des Tages doch nur Menschen sind.




Denkwürdige Zitate.

"Mein Name ist…"
"Den will ich gar nicht wissen!"
Michael Burnham und Cleveland Booker

"Ich kann besser ohne diese Antiquität am Kopf zuhören… Würdest Du die wegstecken?"
Book

"Meine Name ist…"
"Ich habe kein Interesse an Deiner Bekanntschaft! Das nächste natürliche Wurmloch ist hunderte Lichtjahre entfernt; das heißt Du kommst aus einem Wurmloch, das Du mit fremder Technologie geöffnet hast. Hälst Du die Raumzeit zu durchlöchern für eine gute Idee? Hat's nicht schon gereicht, dass die Gorn zwei Lichtjahre Subraum zerstört haben?"
"Sekunde, die Gorn haben was!?"
Burnham und Book

"Nennen Sie mich nie wieder 'Raketengirl'!"
Burnham zu Book

"Sie haben aber 'ne große Katze."
Burnham

"Book. Mein Name ist Book."
Book

"Du glaubst an Geister. […] Das Abzeichen, das Du trägst; ab und an laufen noch Typen mit so einem Abzeichen rum und labern alle von der Föderation voll; den alten Zeiten. Die glauben einfach dran und kommen nicht drüber weg, dass sie Geschichte ist."
Book

"Der 'Brand' war der Tag, an dem die Galaxis falsch abgebogen ist."
Book

"Die Föderation ist mehr als Warpantriebe und Schiffe. Es geht um eine Vision und jene, die dieser Vision folgen."
Burnham

"Wenn ich das Sagen hätte, würdest Du nicht reinkommen."
"Wie schade."
andorianischer Türsteher und Burnham

"Ich hab' ne Freundin mit roten Haaren die darf das nicht kriegen."
Burnham

"Ich habe es satt supercool und hilfsbereit zu sein."
Burnham




Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu: "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."
13. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil II"

Staffel 2.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

8 Kommentare:

  1. Hach...wie hab ich Deine Rezensionen vermisst @Turon!!!! Endlich wieder was worauf man sich Woche für Woche freuen kann (zusammen mit dem monatlichen Podcast der Euderion!). Wenn man sich schon nicht wirklich auf Discovery freut, dann auf die Rezensionen! :-)

    Ich zitiere Dich mal kurz, denn dass fast im Endeffekt die Episode und Kritik in einem Satz zusammen:

    "... auch wenn der Inhalt der Episode zuweilen in einem starken Kontrast zur Schönheit der Landschaft stand." Und genau das ist es was die Episode Sehenswert macht. Die Landschaft…also Ton aus und Landschaft genießen. Der Rest ist ja eh wieder nur Geheule und Burnham-Theatralik was mir immer mehr auf den Senkel geht und die Lens Flares ablöst als Nervfaktor.

    Auch der Titel der Episode, vor allem der Englische „The Hope are you, Part 1“ rief mir schon Ekelpickel ins Gesicht und was muss ich sagen…..die Szenen auf der Raumstation haben diese Pickel wirklich entstehen lassen. Was sollte dieser Vorschlaghammererzählstil um den Zuschauer mitzuteilen was die Sternenflotte/Föderation ist und sein sollte und wer die Hoffnung ist….wieder diese Burnham ist der Retter des Universums und der Föderation…es nervt echt langsam. Ich hoffe, stirbt ja bekanntlich zuletzt, dass es in den nächsten Episoden besser wird.

    Ich kann es verstehen, dass sich die erste Folge nur um Burnham dreht wie sie ankommt, was sie vorfindet, etc., ist voll legitim, aber man kann es auch subtiler und besser machen.

    Was die Folge wirklich rettet sind die Landschaftsaufnahmen von Island, da bekommt man richtig Fernweh!

    Mein Schlussfazit, schlechter geht nicht mehr, kann nur noch besser werden!

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    1. Moin Kanar1701,

      Aus irgendeinem Grund habe ich mir fast gedacht, dass Dich karge nordeuropäische Landschaften derart ansprechen würden...
      Nach zwei Staffeln Discovery ist es natürlich schwierig, plötzlich und unvermittelt auf Subtilität zu setzten, aber ich bin mir relativ sicher, dass die Serie nun, wo sie nicht mehr gegen die Beschränkungen der TOS-Ära ankämpfen muss, noch einiges an Potential in einer Zukunft entfalten kann, in der sie in keine Fettnäpfen mehr treten kann. Die Hoffnung ist also berechtigt!

      Ich danke Dir außerdem für Deine Lese- und Kommentierfreudigkeit, denn was wäre die ausführlichste Rezension ohne Menschen, die sie auch lesen?

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  2. A New Hope? - Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt ... Teil II ...
    Oder: “Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis.“

    Leute, es geht zuende... Star Trek goes Star Wars, und zwar diesmal endgültig.

    Während ich Lower Decks als quasi “Next Generation Animated“ wirklich sehr verehre, empfinde ich Discovery nunmehr als vollständig im Genre Fantasy angekommen. Star Wars war niemals Science Fiction, sondern immer schon ein Weltraummärchen.
    Discoverys 3. Staffel beginnt exakt wie Star Wars VII.
    Finn ist Book. Rey ist Burnham. Sie treffen sich auf einem öden, vegetationslosen Planeten. Das erste, was sie tun, ist, sich gegenseitig zu verprügeln. Dann suchen sie Material (oder Dilithiumkristalle, whatever) auf einer Basis voll bunter Aliens, Schmuggler, Krimineller und Imperialen Garden. (Dort fehlt eigentlich nur die Cantina Band...!)
    Books bumerangartiges Schiff ist sowas wie der Millennium Falcon. Es fliegt auch haargenau gleich durch den Hyperraum.
    Er bewahrt darin so etwas wie eine Weltraumschnecke auf.
    Hat nicht auch Han Solo in einem der neuen Filme irgendwelche riesigen Krabbelkäfer transportiert oder geschmuggelt?? Ja genau, jetzt mutiert Book zu Han Solo und schießt definitiv zuerst ... (nur Greedo ist hier Orioner oder Andorianer)!
    Was noch? Die Föderation ist untergegangen wie die Galaktische Republik und das Imperium, die Galaxis ist nun quasi rechtsfreier Raum, und die letzten, die sich noch dran erinnern, und das Sternenflottendelta kennen, sind die par versprengten Jedi, die sich und ihre Handvoll Lichtschwerte verstecken vor dem Zugriff der Ersten Ordnung.
    So.
    Finn-Book Solo und Rey Burnham müssen sich nun aufmachen, um Saru Skywalker auf seiner Insel aufzuspüren, auf der auch die DISCOVERY abgestürzt ist.
    Oder? Wie sonst soll das weitergehen?
    Die Hoffnung schwindet.
    Für mich weiß ich, dass Lower Decks perfekt meinen Nerv getroffen hat. Weil es das echte Star Trek ist.
    Discovery ist leider Fantasy. Wie in Avatar leuchtet man jetzt blau, wenn man sich mit der Natur verbindet.
    Weniger Märchen, mehr Science hätte diesem Staffelstart meiner Meinung nach gut gestanden. So eine Zukunft eher wie in Firefly hätte ich mir gewünscht...

    Let us hope for the best, but expect the worst.
    C.

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    1. Moin Christian,

      Ich muss zugeben, dass mich Dein detaillierter Star-Wars-Vergleich nicht nur zum Schmunzeln, sondern auch zum Kopfnicken gebracht hat. Und ja, ich gebe Dir recht: Seit 2009 gibt es die Tendenz, den traditionellen Themen Star Treks den Rücken zu kehren und einen massentauglicheren (eventuell einträglicheren) Weg einzuschlagen, der dem von Star Wars nicht unähnlich ist. Die vormals eher wissenschaftlichen Ansätze werden mehr und mehr von esoterischen bis völlig hanebüchenen Erklärungsversuchen abgelöst.

      Dennoch will ich nicht das schlechteste erwarten, denn Discovery hat auch einige tolle Aspekte: Das Schiff hat einige spannende Crewmitglieder zu bieten, ich mag die Uniformen sehr und das serielle Erzählen hat - richtig zu Ende gedacht - durchaus seinen Reiz.

      Denn in Deiner Präferenz für "Lower Decks" (die ich nebenbei bemerkt absolut teile) liegt das Großartige an der zweiten goldenen Ära Star Treks: Wir können uns jeder für sich die Rosinen selbst herauspicken!
      Oder, um es zugespitzt zu sagen:
      Wir wollen gemächlich in Nostalgie schwelgen, aber nicht so tief in die niederen Sphären des Kanons eintauchen?
      Dann schauen wir Picard!
      Wir wollen actiongeladene serielle Erzählungen, für die der Kanon nur zum Tragen kommt, wenn er von Nutzen für die zweitrangige Story ist?
      Dann schauen wir Discovery!
      Wir wollen den einen augenzwinkernde Umgang mit dem Kanon mit ein wenig TNG-Flair?
      Dann schauen wir Lower Decks!
      So wird es wahrscheinlich weitergehen. "Prodigy" wird sich an Kinder mit ihren Star-Trek-affinen Eltern richten, "Strange New Worlds" wird die Sehnsucht nach seriellem Erzählen bedienen und was genau die Sektion-31-Serie abdecken wird, bleibt wohl abzuwarten.

      Ich jedenfalls gebe mich der Hoffnung hin, dass die Trendkurve bei Discovery nach oben zeigen wird. Und falls nicht, habe ich noch genug andere Star-Trek-Serien, mit denen ich mir die Zeit vertreiben kann.

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    2. Verdammt! Ich meinte natürlich "[...] 'Strange New Worlds' wird die Sehnsucht nach Einzelepisoden bedienen [...]". Sorry.

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  3. Hey,

    Kanar1701 hat es zusammenfassend gut dargestellt:
    "Endlich wieder was worauf man sich Woche für Woche freuen kann. [...] Wenn man sich schon nicht wirklich auf Discovery freut, dann auf die Rezensionen! :-)"

    Mein Fazit sieht folgendermaßen aus:
    Ich danke dem Abramsverse und auch Discovery dafür, dass Star Trek nicht in der Versenkung verschwunden ist. Allerdings ist dies nicht mehr "mein" Star Trek und wird es zumindest, was Discovery angeht, auch wohl leider nicht mehr werden.

    Die Gründe sind hier bereits ausführlich beschrieben.
    Ergänzen möchte ich noch, dass die grundlegenden Überlegungen von Discovery gar nicht schlecht sind. Die Entscheidung, eine schwarze Frau, die nicht der Raumschiff-Captain ist, in den Mittelpunkt der Serie zu stellen, finde ich sehr gut. Die Umsetzung in der Rolle der Michael Burnham mit Sonequa Martin-Green, die mit ihrer Darstellung eher an eine Theaterschauspielerin erinnert (auch in der letzten Reihe müssen die Zuschauer die Emotionen erkennen können), und den Superman-artigen Fähigkeiten dieser Person, ist denkbar schlecht.
    Den Ort der Handlung in eine dystopischen Zukunft zu verlagern, finde ich ebenfalls gut. Jedoch wäre mehr "Blade Runner" und weniger "James Bond / Jack Ryan" besser gewesen.

    Ich werde mir die Serie weiter anschauen, jedoch werde ich mich mehr auf die neuen Staffeln von "The Expanse" (als wirklich gute SCIENCE-Fiction), "The Orville (als das wirkliche Star Trek)" und "Corbra Kai (als eine wirklich gelungene Fortsetzung)" freuen.

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    1. Moin Malte,

      Es ist immer wieder schön zu sehen, dass Du noch immer Gefallen an meinen Rezensionen hast. Das Lob aus Deiner Feder schätze ich wirklich sehr!

      Auch ich denke, dass "Discovery" über eine Menge Potential verfügt, das aber nur mäßig Umsetzung findet. Ihc bin mir nicht so recht sicher, ob es um inhaltliche Qualität geht, oder eher um Verkaufszahlen in Form von Clicks und Abonnementen. Gerade im Hinblick auf andere Science-Fiction-Serien wie "The Expanse", "The Orville" oder "The Mandalorian" zeigt sich nämlich deutlich, wohin die Zeichen der Zeit für das gesamte Genre zeigen: Es muss günstig sein, den hohen Ansprüchen eines Streamingdienstes genügen und ist entweder ein verdammt beliebtes Nischenprodukt ("The Expanse"), eine Persiflage ("The Orville") oder Teil einer erfolgversprechenden Franchise ("The Mandalorian"). Das es daneben wenig Platz für Experimente gibt, hat kürzlich erst die Absetzung von "Away" bewiesen. Insofern kann man wohl froh sein, dass CBS in Star Trek sein Zugpferd für seinen eigenen Streamingdienst gefunden hat, denn sonst gäbe es wohl nicht diese immense Angebotsvielfalt, die uns momentan ermöglicht, aus verschiedenen Star-Trek-Serien auszuwählen. Aber im Hinblick auf Deine Vorliebe für "The Orville": Hast Du denn schon die Gelegenheit gehabt, einen Blick auf "Lower Decks" zu werfen?

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  4. tja, mir haben die ersten beidenstaffeln schon gut gefallen und die dritte fängt auch gut an. dieses wiederkäuen alter star trek rituale ist zum glück endgültig geschichte, wirklich erfolgreich war es ja schon lange nicht mehr. jetzt ist star trek endlich im heute der fernsehunterhaltung angekommen und der erfolg der serie, auch in erheblichem maße der abkehr von angestaubten konzepten zu verdanken, trotzt erfolgreich dem gejammer gestriger "fans". dafür wird man belohnt mit szenarien bei denen man eben nicht erwarten muß, daß um die nächste ecke jack o neill auftaucht. und auch eyecandy gibt es satt. abschließend kann ich noch sagen: selten vorher habe ich den begriff : die föderation ist nur noch ein schatten ihrer selbst so konsequent und nachvollziehbar dargestellt gesehen wie in der ersten (und jetzt zweiten) folge der dritten staffel. ob die discovery zum heilsbringer und initialzünder einer neu erstarkten föderation werden kann, liegt wohl auch an einer entsprechenden bedrohung, die erst noch gefunden werden muß.

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