Montag, 27. April 2015

Eaglemoss Sondermodell 01: Deep Space 9 [Updated]

Einleitung. Es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern und 3-D-Drucker werden auch für den Otto-Normalverbraucher erschwinglich sein. Ein düsteres Schreckensszenario gerade für Verkäufer wie Eaglemoss, denn in einer nicht mehr weit entfernten Zukunft wird es wohl problemlos möglich sein, sich Vorlagen eifriger Fans aus dem Internet herunterzuladen und sämtliche Raumschiffmodelle aus Star Trek zuhause auszudrucken. Der vielgepriesene Replikator steht also vor der Tür – und wie reagiert eine Firma wie Eaglemoss darauf, die sich anschickt, eine erstaunlich komplette Sammlung von Raumschiffmodellen aus allen möglichen Star-Trek-Serien zu veröffentlichen?


Lobenswerte Aspekte. Mit Qualität natürlich! Das erste Eaglemoss-Sondermodell ist nicht nur das der legendären Raumstation Deep Space 9, sondern auch eine (temporäre) Abkehr von der bis hier her praktizierten Zwitterlösung aus Metall und Plastik. Im Gegensatz zu den vielleicht in Zukunft weit verbreiteten Plastik-Modellen präsentiert es sich nämlich gänzlich in Metall.
Darüber hinaus weicht es von den merkwürdigen Abmaßen seiner zuvor veröffentlichten Artgenossen auf angenehme Weise ab, wie man schon feststellen kann, wenn man die deutlich größere Packung versucht in seinem Rucksack unterzubringen. An dieser Stelle sollte ferner erwähnt werden, dass die gut konstruierte Styropor-Verpackung ebenfalls eine willkommene Abwechslung zu den Plastik-Hüllen der Serienmodelle darstellt.
Natürlich bedeutet das mitnichten, dass diese Variante Deep Space 9s mit irgend einem der bislang veröffentlichten Modelle (etwa der USS Defiant) maßstabstechnisch in Einklang zu bringen wäre. 'Zum Glück!' möchte man an dieser Stelle einfügen, denn dann würden die Ausmaße dieses Sammlerstücks die Regale der potentiellen Käufer auf abschreckende Weise sprengen. So bleibt dem ein oder anderen spielwütigen Fan aber immerhin der Trost, dass sich die Station mit dem ein oder anderen klassischen Micro-Machines-Mini-Modell kombinieren lässt.
Ansonsten weiß vor allem der Detailgrad zu gefallen. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass dieser wiederum den Maßstab angepasst ist, aber wenn man sich die herausgearbeitenen Plasmaleitungen am Fusionsreaktor, die Deflektorschildemitter mit ihren Stützarmen und schließlich die „Verteidigungssegel“ (nach einer Formulierung S. 7 des Beipackzettels) ansieht, muss man doch neidvoll zugeben, dass mit dieser Stationsminiatur ein wahres Kleinod für die Fans erschaffen wurde.


Kritikwürdige Aspekte. Dieses Modell wirft wie die Serie „Deep Space Nine“ in gleichem Maße Licht wie Schatten.
Als erstes Manko könnte man die Abwesenheit eines Ständers bezeichnen, auf den in diesem Fall erstmals mit Absicht verzichtet wird. Zugegeben, man könnte diesem Umstand zugute halten, dass ein solches Modell auf drei Standpunkten fraglos sicherer stehen würde als auf jeder einbeinigen Halterung dieser Welt, doch im gleichen Atemzug bedeutet das auch, dass eine ungestörte Sicht auf die unteren Pylonen nicht ohne Weiteres möglich ist. Wer weiß, vielleicht liegt diese Abstinenz ja an etwas völlig anderem, denn man kann es dank eines Satzes auf Seite 17 des Begleitheftes auch als Hommage an das Originalmodell verstehen, da man dort unter einem dementsprechenden Foto die Zeile „Die Station hat keinen Platz für eine angemessene Befestigung.“ finden kann. Die innovativen Aufhängungskonzepte bei den Modellen der Defiant, des romulanischen Warbirds oder der NX-01 lassen allerdings berechtigten Zweifel an diesem Erklärungsansatz aufkeimen.
Den zweiten Gruselmoment durchlebt der willige Käufer, wenn er sich mit dem stolzen Preis von immerhin dreißig Euro auseinandersetzt. Obgleich es – wie im vorherigen Abschnitt angemerkt – einige gute Argumente für eine solch stolze Summe gibt, bleibt festzuhalten, dass selbst dieses Metallmodell einige eklatante Qualitätsmängel offenbart.
So bilden die zuvor gelobten Plasmaleitungen zum Fusionsreaktor den größten Risikopunkt überhaupt. Leises Knirschen selbst bei vorsichtigem Betasten lässt erahnen, dass im Umfeld dieser fragilen Röhrchen nur mit äußerster Vorsicht agiert werden sollte. Dass der Fusionsreaktor – wie in meinem Fall – erschreckend schief ausgefallen ist, muss man daher wohl mit stoisch wohlwollender Ignoranz bedenken, denn mutige Korrekturversuche könnten im Abbruch der Energiequelle enden (vielleicht gibt es deshalb keinen Ständer – um die Verarbeitung dieses empfindlichen Parts zu vertuschen).
Nicht minder merkwürdig muten die Andockschleusen an. Stolze neun Stück davon kann man an diesem Modell bewundern – aber alle neun sehen auch grundverschieden aus. Das eine ist krumm, das andere unsauber gegossen und beim nächsten klafft eine kleine Lücke zum Andockring. Dass so ziemlich jedes Paar Andockklammern (das soll sich hinter den kleinen. herausragenden Pieksern nämlich tatsächlich verbergen) eine andere Länge hat, kommt erschwerend hinzu.
Aber zum Glück gibt es auch dafür eine Lösung.
Nein, nicht zurückschicken, sondern einfach zur Seite kippen: Schon sieht die bajoranische Station wie ihr rostiger Zwilling Empok Nor aus und die vielen kleinen Makel passen plötzlich wunderbar ins Gesamterscheinungsbild.


Das Begleitheft. Das Wechselspiel zwischen Licht und Schatten setzt sich schließlich beiliegenden Magazin fort. Tatsächlich bildet es einen der besten Gründe, dieses Modell zu erwerben, denn es glänzt mal wieder mit spannenden Hintergrundinformationen, die mir so noch nicht bekannt waren. Besonders die Informationen zur Designgeschichte und Modellhistorie sind wie in den vorherigen Ausgaben der heimliche Höhepunkt für informationshungrige Allesleser.
Als Kontrast dazu gibt es aber auch einen immer noch viel zu hohes Rechtschreibfehleraufkommen in dem lediglich achtzehn Seiten zählenden Heft (z.B. „Contable“ S. 7, „usprüngliche“ S. 8 oder „der Ro“ S. 18). Warum die Kommandozentrale zudem ein männlicher Artikel untergeschoben wurde, erschließt sich Lesern, die die Serie tatsächlich auch gesehen haben, nicht unbedingt (z.B. „dem Ops“ S. 6 oder „vom Ops“ S. 8).
Während man an entsprechende Eseleien jedoch längst gewohnt ist, sind es nun plötzlich inhaltliche Unstimmigkeiten, die das Gesamtbild weiter schmälern.
Sisko hat Deep Space 9 an den Rand des Wurmlochs verlegt (vgl. S. 6)?
Die Promenade hat nunmehr drei Etagen (vgl. S. 8)?
Und warum fehlen unter der Rubrik „Fernsehauftritte“ Verweise darauf, dass die Station sowohl bei TNG als auch Voyager zu sehen war (vgl. S. 18)?
Vielleicht liegt es daran, dass die letzte Seite bei Redaktionsschluss nur mit irgendwelchen Beiläufigkeiten gefüllt wurde (z.B. noch einer halbgaren Geschichten um die Haupthaarevolution von Avery Brooks innerhalb der Serie) statt - wie bislang gewohnt – mit interessanten Geschichten , wichtigen Auftritten oder erwähnenswerten Rekorden.


Fazit. Innerhalb der Fernsehserie „Deep Space Nine“ gab es keine simple Unterteilung in schwarz und weiß. Gul Dukat war nicht immer der Fiesling, Benjamin Sisko ganz sicherlich nicht immer der strahlende Held.
Mit seiner ersten Sonderausgabe ist es dem Modellvertrieb Eaglemoss gelungen, diese charakteristische Ambivalenz auch auf ihr Modell zu übertragen.
Es ist nicht nur schlecht. Die Raumstation glänzt in puncto Materialwahl, Größe und Detailgrad.
Es ist jedoch genauso wenig gut. Zu stark wiegen die Mängel in der Verarbeitung, die absehbaren Sollbruchstellen und der fehlende Ständer – vor allem bei diesem stolzen Preis.
Dieses Bild setzt sich im Begleitheft nahtlos fort, so dass sich am Ende Freude und Enttäuschung ebenso die Waagschale halten wie Pah-Geister und Propheten.

Unsere Bewertung:
Eure Bewertung:

Eaglemoss neben seinem detailärmeren Plaste-Artgenossen von Micromachines

Schlussbemerkungen. Lange habe ich mit mir gehadert, dieses Modell zu erwerben. Erst ein scheuer Blick bei der zurückliegenden Tafelrunde hat mich – trotz der Investionshöhe - zum Kauf animieren können.
Vielleicht hätte ich auf meine Frau hören sollen.
Vielleicht hätte ich an diesem Abend genauer hinsehen sollen.
Vielleicht bin ich aber auch einfach nur an eine schlechte Ausführung geraten.
Trotz aller Unkenrufe bleibt die Raumstation Deep Space 9 aber noch immer ein Objekt für Star-Trek-Fans, an dem man nicht ohne weiteres vorbeilaufen kann. Und ob die 3-D-Drucker kommender Tage auch aus Plastik ein vergleichbares Modell zaubern können, muss die die Zukunft – das unentdeckte Land – erst einmal unter Beweis stellen.


Nachtrag. Es irrt der Mensch, solange er lebt. So (oder zumindest so ähnlich) hat es bereits Johann Wolfgang von Goethe formuliert und was soll ich sagen? In diesen Beitrag hat sich ein fieser kleiner Fehler eingeschlichen. Nein, nicht die angedockte Galaxy-Klasse am Pylonen von Deep Space Nine (das ist einfach nur - wie kurz darauf angedeutet - ein Micro-Machines-Modell), sondern die Aussage, es würde sich beim Modell um eine vollständig aus Metall beschaffene Schöpfung handeln ist nicht nur mutig, sondern auch falsch. Nach einem Hinweis im Science-Fiction-Forum (vielen Dank noch einmal auf diesem Wege, BigVanVader!) muss ich nun zu Kreuze kriechen und darauf hinweisen, dass die Pylonen der Station tatsächlich aus Plastik sind. Ob es das Gewicht des Modells, der Enthusiasmus beim Kauf oder schlicht die Unaufmerksamkeit des Verfassers Schuld an dieser Fehlwahrnehmung ist, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Die Tafelrunde bittet diesen Faux-Pas zu entschuldigen: Es kann sein, das so etwas nicht mehr wieder vorkommt...

Weiterführende Leseliste.

Eaglemoss 01. USS Enterprise NCC-1701-D
Eaglemoss 02.
USS Enterprise NCC-1701 [Refit]
Eaglemoss 03.
Klingonischer Bird-of-Prey
Eaglemoss 04.
Enterprise NX-01
Eaglemoss 05.
Romulanischer D'deridex-Warbird
Eaglemoss 06.
USS Excelsior
Eaglemoss 07.
USS Defiant 
Eaglemoss 08.
K't'inga Klasse
Eaglemoss 09.
USS Voyager
Eaglemoss 10.
Akira-Klasse
Eaglemoss 11.
Jem'Hadar Schlachtkreuzer
Eaglemoss 12.
USS Reliant NCC-1864 
Eaglemoss 13.
Borg Sphäre 
Eaglemoss 14.
Romulanischer BoP (2152) 
Eaglemoss 15.
Tholianisches Schiff (2152)
Eaglemoss 16.
USS Prometheus
Eaglemoss 17.
Xindi-Insektoiden-Schiff
Eaglemoss 18.
USS Enterprise NCC-1701-E
Eaglemoss 19.
Vor'Cha Klasse
Eaglemoss 20.
Die USS Dauntless
Eaglemoss 21.
Der Ferengi Marauder
Eaglemoss 22.
Die Nova-Klasse
Eaglemoss 23.
Die Galor-Klasse
Eaglemoss 24.
Die USS Stargazer
Eaglemoss 25.
Bajoranischer Sonnensegler
Eaglemoss 26.
Nebula-Klasse
Eaglemoss 27.
Krenim-Zeitwaffen-Schiff
Eaglemoss 28. Maquis-Raider
Eaglemoss 29. Jem'Hadar Jäger 
Eaglemoss 30. Nausicaanischer Raider 
Eaglemoss 31. Romulanischer Warbird Valdore
Eaglemoss 32.
Runabout Orinoco
Eaglemoss 33.
Cardassianische Hideki-Class
Eaglemoss 34.
Surak-Klasse
Eaglemoss 35.
Bird of Prey (22. Jahrhundert)

Premium 001.
Shuttle Typ 6

Sondermodell 01.
Deep Space 9
Sondermodell 02.
USS Enterprise 1701 (2009)
Sondermodell 03.
Die USS Vengeance
Sondermodell 04.
Klingon D4 Angriffsjäger

Abo Geschenk 01.
Borg-Kubus
Abo Geschenk 02.
Future Enterprise

3 Kommentare:

  1. bei mir ist letzten auch einer der andockpfeiler abgegangen naja muß man halt mit kleber ran

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Da die Station im UK Shop zuletzt für 23,99 Euro verfügbar war, habe ich zugeschlagen und kann Deine Kritikpunkte bestätigen. Bei den Andockbuchten sind mindestens 2 schief montiert und der Fusionsreaktor unten ist schräg. Ich schätze da müsste man wie immer viel, viel Glück haben, damit an dieser Stelle alles passt. Dinge gerade und passend auszurichten war noch nie die Stärke in der Fertigung. Eaglemoss erhöht bei solchen Modellen gerne großzügig den Preis. Eine wirklich bessere Qualität (gerade in der Endkontrolle) kann man jedoch im Gegenzug nicht erwarten.

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