Einleitung. Es wird wohl nicht mehr
allzu lange dauern und 3-D-Drucker werden auch für den
Otto-Normalverbraucher erschwinglich sein. Ein düsteres
Schreckensszenario gerade für Verkäufer wie Eaglemoss, denn in
einer nicht mehr weit entfernten Zukunft wird es wohl problemlos
möglich sein, sich Vorlagen eifriger Fans aus dem Internet
herunterzuladen und sämtliche Raumschiffmodelle aus Star Trek
zuhause auszudrucken. Der vielgepriesene Replikator steht also vor
der Tür – und wie reagiert eine Firma wie Eaglemoss darauf, die
sich anschickt, eine erstaunlich komplette Sammlung von
Raumschiffmodellen aus allen möglichen Star-Trek-Serien zu
veröffentlichen?
Lobenswerte Aspekte. Mit Qualität
natürlich! Das erste Eaglemoss-Sondermodell ist nicht nur das der
legendären Raumstation Deep Space 9, sondern auch eine (temporäre)
Abkehr von der bis hier her praktizierten Zwitterlösung aus Metall
und Plastik. Im Gegensatz zu den vielleicht in Zukunft weit
verbreiteten Plastik-Modellen präsentiert es sich nämlich gänzlich
in Metall.
Darüber hinaus weicht es von den
merkwürdigen Abmaßen seiner zuvor veröffentlichten Artgenossen auf
angenehme Weise ab, wie man schon feststellen kann, wenn man die
deutlich größere Packung versucht in seinem Rucksack
unterzubringen. An dieser Stelle sollte ferner erwähnt werden, dass
die gut konstruierte Styropor-Verpackung ebenfalls eine willkommene
Abwechslung zu den Plastik-Hüllen der Serienmodelle darstellt.
Natürlich bedeutet das mitnichten,
dass diese Variante Deep Space 9s mit irgend einem der bislang
veröffentlichten Modelle (etwa der USS Defiant) maßstabstechnisch
in Einklang zu bringen wäre. 'Zum Glück!' möchte man an dieser
Stelle einfügen, denn dann würden die Ausmaße dieses Sammlerstücks
die Regale der potentiellen Käufer auf abschreckende Weise sprengen.
So bleibt dem ein oder anderen spielwütigen Fan aber immerhin der
Trost, dass sich die Station mit dem ein oder anderen klassischen
Micro-Machines-Mini-Modell kombinieren lässt.
Ansonsten weiß vor allem der
Detailgrad zu gefallen. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass
dieser wiederum den Maßstab angepasst ist, aber wenn man sich die
herausgearbeitenen Plasmaleitungen am Fusionsreaktor, die
Deflektorschildemitter mit ihren Stützarmen und schließlich die
„Verteidigungssegel“ (nach einer Formulierung S. 7 des
Beipackzettels) ansieht, muss man doch neidvoll zugeben, dass mit
dieser Stationsminiatur ein wahres Kleinod für die Fans erschaffen
wurde.
Kritikwürdige Aspekte. Dieses Modell
wirft wie die Serie „Deep Space Nine“ in gleichem Maße Licht wie
Schatten.
Als erstes Manko könnte man die
Abwesenheit eines Ständers bezeichnen, auf den in diesem Fall
erstmals mit Absicht verzichtet wird. Zugegeben, man könnte diesem
Umstand zugute halten, dass ein solches Modell auf drei Standpunkten
fraglos sicherer stehen würde als auf jeder einbeinigen Halterung
dieser Welt, doch im gleichen Atemzug bedeutet das auch, dass eine
ungestörte Sicht auf die unteren Pylonen nicht ohne Weiteres möglich
ist. Wer weiß, vielleicht liegt diese Abstinenz ja an etwas völlig
anderem, denn man kann es dank eines Satzes auf Seite 17 des
Begleitheftes auch als Hommage an das Originalmodell verstehen, da
man dort unter einem dementsprechenden Foto die Zeile „Die Station
hat keinen Platz für eine angemessene Befestigung.“ finden kann.
Die innovativen Aufhängungskonzepte bei den Modellen der Defiant,
des romulanischen Warbirds oder der NX-01 lassen allerdings
berechtigten Zweifel an diesem Erklärungsansatz aufkeimen.
Den zweiten Gruselmoment durchlebt der
willige Käufer, wenn er sich mit dem stolzen Preis von immerhin
dreißig Euro auseinandersetzt. Obgleich es – wie im vorherigen
Abschnitt angemerkt – einige gute Argumente für eine solch stolze
Summe gibt, bleibt festzuhalten, dass selbst dieses Metallmodell
einige eklatante Qualitätsmängel offenbart.
So bilden die zuvor gelobten
Plasmaleitungen zum Fusionsreaktor den größten Risikopunkt
überhaupt. Leises Knirschen selbst bei vorsichtigem Betasten lässt
erahnen, dass im Umfeld dieser fragilen Röhrchen nur mit äußerster
Vorsicht agiert werden sollte. Dass der Fusionsreaktor – wie in
meinem Fall – erschreckend schief ausgefallen ist, muss man daher
wohl mit stoisch wohlwollender Ignoranz bedenken, denn mutige
Korrekturversuche könnten im Abbruch der Energiequelle enden
(vielleicht gibt es deshalb keinen Ständer – um die Verarbeitung
dieses empfindlichen Parts zu vertuschen).
Nicht minder merkwürdig muten die
Andockschleusen an. Stolze neun Stück davon kann man an diesem
Modell bewundern – aber alle neun sehen auch grundverschieden aus.
Das eine ist krumm, das andere unsauber gegossen und beim nächsten
klafft eine kleine Lücke zum Andockring. Dass so ziemlich jedes Paar
Andockklammern (das soll sich hinter den kleinen. herausragenden
Pieksern nämlich tatsächlich verbergen) eine andere Länge hat,
kommt erschwerend hinzu.
Aber zum Glück gibt es auch dafür
eine Lösung.
Nein, nicht zurückschicken, sondern
einfach zur Seite kippen: Schon sieht die bajoranische Station wie
ihr rostiger Zwilling Empok Nor aus und die vielen kleinen Makel
passen plötzlich wunderbar ins Gesamterscheinungsbild.
Das Begleitheft. Das Wechselspiel
zwischen Licht und Schatten setzt sich schließlich beiliegenden
Magazin fort. Tatsächlich bildet es einen der besten Gründe, dieses
Modell zu erwerben, denn es glänzt mal wieder mit spannenden
Hintergrundinformationen, die mir so noch nicht bekannt waren.
Besonders die Informationen zur Designgeschichte und Modellhistorie
sind wie in den vorherigen Ausgaben der heimliche Höhepunkt für
informationshungrige Allesleser.
Als Kontrast dazu gibt es aber auch
einen immer noch viel zu hohes Rechtschreibfehleraufkommen in dem
lediglich achtzehn Seiten zählenden Heft (z.B. „Contable“ S. 7,
„usprüngliche“ S. 8 oder „der Ro“ S. 18). Warum die Kommandozentrale zudem ein männlicher Artikel untergeschoben wurde,
erschließt sich Lesern, die die Serie tatsächlich auch gesehen
haben, nicht unbedingt (z.B. „dem Ops“ S. 6 oder „vom Ops“ S.
8).
Während man an entsprechende Eseleien
jedoch längst gewohnt ist, sind es nun plötzlich inhaltliche
Unstimmigkeiten, die das Gesamtbild weiter schmälern.
Die Promenade hat nunmehr drei Etagen
(vgl. S. 8)?
Und warum fehlen unter der Rubrik
„Fernsehauftritte“ Verweise darauf, dass die Station sowohl bei
TNG als auch Voyager zu sehen war (vgl. S. 18)?
Vielleicht liegt es daran, dass die
letzte Seite bei Redaktionsschluss nur mit irgendwelchen
Beiläufigkeiten gefüllt wurde (z.B. noch einer halbgaren
Geschichten um die Haupthaarevolution von Avery Brooks innerhalb der
Serie) statt - wie bislang gewohnt – mit interessanten Geschichten
, wichtigen Auftritten oder erwähnenswerten Rekorden.
Fazit. Innerhalb der Fernsehserie „Deep
Space Nine“ gab es keine simple Unterteilung in schwarz und weiß.
Gul Dukat war nicht immer der Fiesling, Benjamin Sisko ganz
sicherlich nicht immer der strahlende Held.
Mit seiner ersten Sonderausgabe ist es
dem Modellvertrieb Eaglemoss gelungen, diese charakteristische
Ambivalenz auch auf ihr Modell zu übertragen.
Es ist nicht nur schlecht. Die
Raumstation glänzt in puncto Materialwahl, Größe und Detailgrad.
Es ist jedoch genauso wenig gut. Zu
stark wiegen die Mängel in der Verarbeitung, die absehbaren
Sollbruchstellen und der fehlende Ständer – vor allem bei diesem
stolzen Preis.
Dieses Bild setzt sich im Begleitheft nahtlos fort, so dass sich am Ende Freude und Enttäuschung ebenso die Waagschale halten wie Pah-Geister und Propheten.
Unsere Bewertung:
Dieses Bild setzt sich im Begleitheft nahtlos fort, so dass sich am Ende Freude und Enttäuschung ebenso die Waagschale halten wie Pah-Geister und Propheten.
Unsere Bewertung:
Schlussbemerkungen. Lange habe ich mit
mir gehadert, dieses Modell zu erwerben. Erst ein scheuer Blick bei
der zurückliegenden Tafelrunde hat mich – trotz der Investionshöhe
- zum Kauf animieren können.
Vielleicht hätte ich auf meine Frau
hören sollen.
Vielleicht hätte ich an diesem Abend
genauer hinsehen sollen.
Vielleicht bin ich aber auch einfach
nur an eine schlechte Ausführung geraten.
Trotz aller Unkenrufe bleibt die
Raumstation Deep Space 9 aber noch immer ein Objekt für
Star-Trek-Fans, an dem man nicht ohne weiteres vorbeilaufen kann. Und
ob die 3-D-Drucker kommender Tage auch aus Plastik ein vergleichbares
Modell zaubern können, muss die die Zukunft – das unentdeckte Land
– erst einmal unter Beweis stellen.
Nachtrag. Es irrt der Mensch, solange er lebt. So (oder zumindest so ähnlich) hat es bereits Johann Wolfgang von Goethe formuliert und was soll ich sagen? In diesen Beitrag hat sich ein fieser kleiner Fehler eingeschlichen. Nein, nicht die angedockte Galaxy-Klasse am Pylonen von Deep Space Nine (das ist einfach nur - wie kurz darauf angedeutet - ein Micro-Machines-Modell), sondern die Aussage, es würde sich beim Modell um eine vollständig aus Metall beschaffene Schöpfung handeln ist nicht nur mutig, sondern auch falsch. Nach einem Hinweis im Science-Fiction-Forum (vielen Dank noch einmal auf diesem Wege, BigVanVader!) muss ich nun zu Kreuze kriechen und darauf hinweisen, dass die Pylonen der Station tatsächlich aus Plastik sind. Ob es das Gewicht des Modells, der Enthusiasmus beim Kauf oder schlicht die Unaufmerksamkeit des Verfassers Schuld an dieser Fehlwahrnehmung ist, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Die Tafelrunde bittet diesen Faux-Pas zu entschuldigen: Es kann sein, das so etwas nicht mehr wieder vorkommt...
Weiterführende Leseliste.
Eaglemoss 01. USS Enterprise NCC-1701-D
Eaglemoss 02. USS Enterprise NCC-1701 [Refit]
Eaglemoss 03. Klingonischer Bird-of-Prey
Eaglemoss 04. Enterprise NX-01
Eaglemoss 05. Romulanischer D'deridex-Warbird
Eaglemoss 06. USS Excelsior
Eaglemoss 07. USS Defiant
Eaglemoss 08. K't'inga Klasse
Eaglemoss 09. USS Voyager
Eaglemoss 10. Akira-Klasse
Eaglemoss 11. Jem'Hadar Schlachtkreuzer
Eaglemoss 12. USS Reliant NCC-1864
Eaglemoss 13. Borg Sphäre
Eaglemoss 14. Romulanischer BoP (2152)
Eaglemoss 15. Tholianisches Schiff (2152)
Eaglemoss 16. USS Prometheus
Eaglemoss 17. Xindi-Insektoiden-Schiff
Eaglemoss 18. USS Enterprise NCC-1701-E
Eaglemoss 19. Vor'Cha Klasse
Eaglemoss 20. Die USS Dauntless
Eaglemoss 21. Der Ferengi Marauder
Eaglemoss 22. Die Nova-Klasse
Eaglemoss 23. Die Galor-Klasse
Eaglemoss 24. Die USS Stargazer
Eaglemoss 25. Bajoranischer Sonnensegler
Eaglemoss 26. Nebula-Klasse
Eaglemoss 27. Krenim-Zeitwaffen-Schiff
Eaglemoss 28. Maquis-Raider
Eaglemoss 29. Jem'Hadar Jäger
Eaglemoss 30. Nausicaanischer Raider
Eaglemoss 31. Romulanischer Warbird Valdore
Eaglemoss 32. Runabout Orinoco
Eaglemoss 33. Cardassianische Hideki-Class
Eaglemoss 34. Surak-Klasse
Eaglemoss 35. Bird of Prey (22. Jahrhundert)
Premium 001. Shuttle Typ 6
Sondermodell 01. Deep Space 9
Sondermodell 02. USS Enterprise 1701 (2009)
Sondermodell 03. Die USS Vengeance
Sondermodell 04. Klingon D4 Angriffsjäger
Abo Geschenk 01. Borg-Kubus
Abo Geschenk 02. Future Enterprise
bei mir ist letzten auch einer der andockpfeiler abgegangen naja muß man halt mit kleber ran
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AntwortenLöschenDa die Station im UK Shop zuletzt für 23,99 Euro verfügbar war, habe ich zugeschlagen und kann Deine Kritikpunkte bestätigen. Bei den Andockbuchten sind mindestens 2 schief montiert und der Fusionsreaktor unten ist schräg. Ich schätze da müsste man wie immer viel, viel Glück haben, damit an dieser Stelle alles passt. Dinge gerade und passend auszurichten war noch nie die Stärke in der Fertigung. Eaglemoss erhöht bei solchen Modellen gerne großzügig den Preis. Eine wirklich bessere Qualität (gerade in der Endkontrolle) kann man jedoch im Gegenzug nicht erwarten.
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