Spoilerwarnung.
Diese Rezension enthält massive Spoiler auf die vierzehnte
Discovery-Folge "
Flucht nach vorn" und sollte nur dann gelesen werden, wenn man diese und die vorangegangen
Episoden bereits gesehen hat.
I. Einleitung.
Dieses Mal will ich es ganz bewusst aus der Rezension ausklammern:
Die Serie Discovery ist das Produkt einer sorgfältigen Arbeit.
Auch dieses Mal gibt es außergewöhnliche Ansichten, beeindruckende Szenenbilder
und einen fesselnden Soundtrack. Es ist eben State-of-the-Arts, was da
präsentiert wird, wobei nur selten traditionelle Stilmittel bemüht werden, die
vor
J.J. Abrams Star Trek ausgemacht haben.
Dahingehend betritt Discovery definitiv Neuland und hebt sich von seinen
Geschwistern deutlich ab. Sie markiert einen spürbaren Neuanfang, den sie
optisch, erzählerisch und auch inhaltlich vertritt.
II. Story.
Zurück im Heimatuniversum werden Captain
Saru und seine tollkühne Crew mit den
Auswirkungen des Krieges gegen die
Klingonen konfrontiert, als
Admiral Katrina Cornwell
die
Discovery übernimmt. Stück für Stück wird allen Beteiligten klar, dass ein
Sieg gegen die Klingonen nur dann möglich ist, wenn man das Kampfgeschehen von
der Erde zurück
zur Heimatwelt der Kriegerkultur bringt.
Schlüssel zum Erfolg ist ein Plan, den Michael Burnham nach einem Gespräch mit
der
Imperatorin des Spiegeluniversums ausheckt. Doch ihr Plan hat einige
Schwachstellen. Zum einen müssen die Admirale der Sternenflotte davon überzeugt
werden und zum anderen benötigt die Discovery zur Ausführungen dringend neue
Pilzsporen, um den Myzel-Antrieb nutzen zu können. Und als wäre das noch nicht
genug, verfolgt auch die Imperatorin mit diesem Plan ganz eigene Ambitionen…
III. Lobenswerte Aspekte.
Charaktermomente.
Auch wenn man vieles an Discovery bemängeln kann, kommt man nicht umhin seine
Darsteller zu loben.
In dieser Folge hat sich in meinen Augen insbesondere der Brite
James Frain als
Sarek hervorgetan – mal ganz abgesehen davon, ob sein Auftauchen ausgerechnet
als Handlanger der später so sehr von ihm verachteten
Sternenflotte jetzt
unbedingt notwendig war.
Aber Frains Darstellung ist über jeden Zweifel an ihrer Sinnhaftigkeit erhaben,
denn der Schauspieler kleidet seine mit einem dunklen und tiefsinnigen Humor
ausgestattete Figur gleichermaßen mit einem stoischen Ernst, als auch einem
unsichtbaren Lächeln im Gesicht. Hinzu kommt in dieser Episode ein wahrlich düsterer
Anstrich, als Sarek beginnt, Fragen mit Gegenfragen auszuweichen, seine Ziehtochter
in puncto Mittelwahl zu hintergehen und Opfer einer vermeintlichen Logik zu
werden, die zwar nicht unvulkanisch, aber dafür extrem unmoralisch ausfallen
dürfte. Es mutet beinahe ein wenig danach an, als würde er in die Fußstapfen
Lorcas treten oder sich zumindest von einer ähnlich drastisch argumentierenden
Person blenden lassen.
Das perfekte Gegenstück zu diesem Charakter bildet
Sylvia Tilly.
Mal ganz ehrlich: Tilly ist nicht perfekt. Weder ist sie so gertenschlank wie
Hollywood es vorgibt, noch ist ihr Charakter ein Muster menschlichen Edelmutes.
Stattdessen sabbert sie im Schlaf, redet eindeutig zu viel und bedient sich
einer wenig feinen Ausdrucksweise.
Und dennoch kommt immer wieder ihr die Aufgabe zu, den
Zuschauer an das Beste im Menschen zu
erinnern. Mit ihrem naiven Optimismus oder ihrer optimistischen Naivität bildet
sie einen Anker aus Anstand und Moral für Burnham, Stamets und eigentlich
jeden, der die Serie sieht.
Der große Verdienst
Paul Stamets' in dieser Folge war es hingegen, wieder so
etwas wie ein Stück Forschergeist in die Serie gebracht zu haben, nachdem der
allgemeine Fokus viel zu lange nur auf Krieg, Mord und Totschlag gelegen hat.
Seine Szenen zur
Genesis-artigen Pilzneuzüchtung fühlten sich wie eine Oase in einer
lebensfeindlichen Sandwüste an, die weit mehr Anklänge an den ursprünglichen
Star-Trek-Gedanken boten als der Großteil der restlichen Einstellungen.
Und auch wenn der
Kelpianer Saru sich kommandotechnisch wieder zurücknehmen musste, blieb
auch er jemand, der mittlerweile in das Amt eines Captains hineingewachsen ist
und sowohl die taktischen, moralischen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten zeigt,
die für den Platz auf der Mitte der Brücke notwendig sind. Wenn ich allerdings seine
Gefahrenganglien in Erscheinung treten sehe, frage ich mich von jetzt an stets,
wie sie wohl schmecken würden…
Ash Tylers Auftritte waren von Licht und Schatten begleitet. Strahlen konnte er vor
allem, wenn ihm eine der edelsten menschlichen Emotionen zuteilwurde: Vergebung.
Einige der großartigsten Szenen der gesamten Folgen, nämlich seine Begegnung
mit Stamets und jene mit seinen Crew-Kameraden in der Messe zeigten deutlich
die Nuancen, die dieser Begriff bietet.
Doch auch die mit Abstand fürchterlichste Szene der Folge geht auf sein Konto.
Seine Begegnung und Aussprache mit Burnham hatte so schmerzhaft fremdschämenswerte Seifenopernzüge,
dass man sich selbst als Zuschauer lieber ins luftleere Vakuum des Alls als in
diesen Raum gewünscht hatte. Manchmal kam außerdem der Gedanke auf, dass Shazad
Latif nur wegen seiner erstaunlichen Fähigkeiten zum Dackelblick mit dieser
Rolle betraut wurde. So blieb sein Auftritt zwischen Genie und Wahnsinn und
hinterließ trotz einiger Hochmomente am Ende einen sehr faden Beigeschmack.
Und damit will ich noch nicht einmal sagen, dass ich Burnhams Motivation, Tyler
aus dem Wege zu gehen, nicht nachvollziehen kann. Ihr vermeintlicher Abschied
von Tyler verwischt aber jegliche Spur verständlicher Motivation, um irgendwo
zwischen Rosamunde Pilcher und Roland Kaiser Schiffbruch zu erleiden.
Geärgert hat mich zudem, dass sie sich schon wieder als Spielball fremder
Interessen einspannen lässt, vor allem, weil sie schon wieder nicht in der Lage
ist, ihre persönlichen Gefühle unter Kontrolle zu halten. Es ist ein wenig so,
als wäre sie gerade mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen nur um aufzustehen und
das gleiche noch einmal zu tun.
Widersprechen muss ich bei aller Kritik an ihrer Figurenmotiviation allerdings,
wenn mal wieder Reue als vermeintliches Übel ins Feld geführt wird. So kurz vor
Ende wage ich an dieser Stelle einmal die Prognose, dass genau dieser Aspekt
ihrer Menschlichkeit nicht nur zu ihrer großen Stärke werden wird, sondern am
Ende (also in der nächsten Episode) wohl den Tag retten dürfte.
Ihr Spiegeluniversums-Entführungsopfer Philippa Georgiou hatte ungleich weniger
Raum und verwandelte sich von einem vergleichsweise vielschichtigen Charakter
in der letzten Folge zurück in den typischen Spiegeluniversumsbewohner, um –
kaum verschleiert – die Position Lorcas an Bord der Discovery neu zu besetzen.
Ein Totalausfall in meinen Augen bildete aber erst Admiral Katrina Cornwell. In
einem Anflug wirren Wahns schießt sie auf wehrlose Glückskekse, verliert mitten in
einer Gefahrensituation die Kontrolle über sich sowie das ihr anvertraute
Schiff und lässt immer wieder wehrkraftzersetzende Äußerungen fallen.
Am Ende fragt man sich, ob sie es in irgendeiner Form besser als jener Lorca
macht, dem sie ähnliche Verhaltensweisen vorgehalten hatte. Zudem ist nicht
unbedingt klar, warum ausgerechnet sie derlei Reaktionen zeigt, da sie vertrauter
mit dem aktuellen Krieg ist als jeder andere an Bord, dem man entsprechende
Reaktionen vielleicht noch nachgesehen hätte.
Für die übrigen Schauspieler wie
L'Rell oder
Doktor Pollard gab es nur
wenig Platz zu Entfaltung. Immerhin kann man die vermehrte Zeit, die die Kamera
Nebenrollen wie
Detmer,
Airiam oder
Bryce gönnte, als positives Zeichen für die
kommende zweite Staffel deuten.
Der Krieg als Metapher.
Noch in der letzten Woche habe ich an dieser Stelle kritisiert, dass es
Discovery nicht vermochte, tagesaktuelle Geschehnisse in adäquater Science-Fiction-Manier
auf den Bildschirm zu transportieren. Diesen Vorwurf muss ich nunmehr
zurücknehmen, denn den Drehbuchautoren ist eine glänzende Metapher auf
asymmetrische Kriegsführung gelungen, ohne mit der Moralkeule wild um sich zu schlagen.
Sarek formulierte es wiefolgt:
"
Durch die Abwesenheit eines Anführers haben die klingonischen Häuser sich
wieder entzweit. Zu Beginn des Krieges haben wir gegen einen Feind gekämpft;
jetzt bekämpfen wir vierundzwanzig. Sie liegen untereinander im Streit infolge
ihrer unbeherrschten und kampflustigen Natur, aber trotz allem verbindet sie ein
gemeinsames Ziel: Sie wetteifern um die Vorherrschaft indem jedes Haus
versucht, die meisten Föderationsziele zu zerstören. Wir sind Kanonenfutter in
ihrer feudalen Auseinandersetzung. Unsere Toten sind ihre Beute."
Dieses Dilemma zwingt uns eine spannende Frage auf:
Was macht eine Gesellschaft, die zwar bereit ist, im Angriffsfall militärisch
zu antworten, aber einer Kriegsform gegenübersteht, gegen die sie kaum etwas
auszurichten vermag?
Die gleiche Hilflosigkeit, mit der westliche Demokratien dem islamistischen
Terror begegnen, zeigt sich hier an der Föderation. Der Gegner verhält sich traditionellen
Vorstellungen der Taktik gegenüber unlogisch, stellt nicht einmal Forderungen
und am Ende droht er einer utopischen, toleranten und fortschrittlichen
Zivilisation den Garaus zu machen. Das ist deutlich subtiler als die
Xindi-Sonde,
die ausgerechnet die USA angreift, auch wenn man bei der Ansicht des
klingonischen Heimatplaneten deutliche Zentren des islamischen Terrors (vor allem aus amerikanischer Sicht) wie die
Küstenlinie von Marokko bis Ägypten und den Persischen Golf für meinen
Geschmack etwas zu deutlich ausmachen kann.
Der einzige Schatten an dieser tollen Metapher ist die plumpe – sehr amerikanische
– Lösung für das Problem (hier aus der Perspektive der Imperatorin):
"
In meiner Welt ist Qo'noS kaum mehr als ein verkohlter Haufen Asche im All."
Der Ansatz, mit genügend Bomben auf ein konkretes Ziel den Konflikt
auszulöschen, ist in der internationalen Politik mittlerweile als Irrweg
erkannt worden und es besteht die – wohl mehr als berechtigte Hoffnung, dass
Burnham und die Crew der Discovery einen anderen Weg finden wird, als dem
geheimnisvollen Plan der Imperatorin zu folgen. Denn bislang scheint die
Sternenflotte die Missetaten Burnhams noch einmal übertrumpfen zu wollen und
hat offensichtlich nichts aus ihrem blinden Glauben an Lorca gelernt – eine weitere
offensichtliche wie traurige Parallele an die Erfahrungen mit asymmetrischer
Kriegsführung in unserer Zeit.
IV. Kritikwürdige Aspekte.
Die totale Verunsicherung.
Diescovery ist Fake News.
Sie füttert uns gezielt mit Falschinformationen, tritt gezielt mit punktuellen
Bemerkungen in die Tränendrüse und hält somit das Gewissen eines jeden Zuschauers
in Geiselhalft.
Das zeigt sich ganz besonders in dieser Episode.
Nachdem die erschreckende Karte aus der letzten Folge uns ein Ende der
Föderation suggerierte, erfahren wir nun, dass nicht einmal zwanzig Prozent des
Föderationsgebietes tatsächlich unter klingonischer Kontrolle stehen.
Klar wäre es nicht schön, wenn Österreich urplötzlich ganz Bayern besetzen
würde (ca. 19,76% des Bundesgebietes), aber bedeutet das denn gleich
automatisch, dass damit die ganze Bundesrepublik dem Untergang geweiht ist?
Immer wieder werden wir Zeuge von solchen Cliffhangern, die sich als überdramatisiert
entpuppen (wie etwa Lorcas Aufenthalt in einer
Agoniezelle), irreführende Erwartungen schüren und absichtliche falsche Fährten legen.
Hinzu kommen Kommentare auf arme Weisenkinder ("
Kann denn nicht einmal jemandan die Kinder denken!?"), die wohl nicht nur auf Burnham, sondern auch den
Zuschauern seine Wirkung haben sollen.
Am Ende glaubt man jedenfalls gar nichts mehr und zweifelt an allem.
Ist etwa Tyler wirklich nicht mehr Voq oder ziehen die Schreiber nochmal die
Toten aus dem Grab?
Soll Lorcas Original wirklich im Spiegeluniversum ein Ende gefunden haben?
Bleibt Discovery wirklich ein Produkt der Original-Zeitlinie oder entpuppt es
sich am Ende doch als eigenständige Realität neben den bislang bekannten?
Gerade, wenn man sich die Folgen noch einmal ansieht, erfüllt es einen mit
Scham, dem ausgelegten Köder so bereitwillig geschluckt zu haben, voller
Begeisterung nach Luft geschnappt zu haben und vor allem alles für bare Münze
genommen zu haben.
Discovery bedient sich Propaganda-Mittel, die der Serie vor allem Glaubwürdigkeit
kosten. Zwar liegt auch ein guter Teil ihrer modernen Spannung darin begründet,
aber häufig geht dieser Trend zu Lasten der Figuren, deren Motivation darunter
leiden.
Vor allem, weil diese Folge es schwer hat, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie ist
die erste Hälfte – nicht einmal der erste Teil! – einer längeren Episode, die
die finale Lösung einläutet. Es wäre wünschenswert gewesen, dass man diese
beiden Folgen (wie die ersten beiden ja auch) gleich im Doppelpack ausgestrahlt
hätte.
Spiegelungen.
Manche Leute halten es ja für intelligentes Schreiben, wenn man die
Erzählmuster spiegelt, um bestimmte Aspekte überdeutlich herauszukehren. Bei
Discovery ist es aber längst krankhaft geworden, einzelne Aspekte ein ums
andere Mal aus dem Kleiderschrank zu kramen.
So werden wir in „Flucht nach vorn“ einmal mehr Zeuge, wie Burnham jemanden
fragt, wie man die Klingonen besiegt.
Wieder einmal muss ein Verräter sich an Bord der Discovery erst beweisen.
Und wieder einmal wird eine abgründige Figur mit Mut zu außergewöhnlichen
Maßnahmen auf den Captains-Stuhl der Discovery gesetzt, um die Menschlichkeit
aus Burnham und Co. herauszukitzeln.
Die Serie verliert sich mehr und mehr in lauter Motiven, die es in vorherigen
Folgen bereits gegeben hat und nun wiederum gespiegelt, neuinterpretiert oder
anderweitig ausgeschlachtet werden. Es ist wie in einem Sushi-Restaurant mit
Fließband, auf dem die gleichen Speisen immer wieder an einem vorbeikreisen,
ohne dass sich der Hauptgang blicken lässt. Auf der Leinwand manifestiert es
sich vor allem in gähnend langweiliger Wiederholung eines immer gleichen Themas,
dem man irgendwann nur noch achselzuckend Gleichmut entgegenbringen kann.
Logiklöcher und Kanonbrüche.
Ich kann mir nicht helfen, aber diese ganze Tyler-Voq-Verwandlungs-Prozedur
macht umso weniger Sinn, je öfter man davon hört. Aber sie ist nur einer von
vielen Aspekten, die an der Glaubwürdigkeit nagen.
Warum etwa sind im Enter-Trupp Cornwells so viele hochrangige Admirale
anwesend? Ist es in dieser Situation nicht viel zu gefährlich, die wenigen
verbliebenen Militärführer derart in Gefahr zu bringen?
Und was ist mit den anderen Kernwelten der Föderation? Warum versuchen die Klingonen
nicht,
Tellar,
Vulkan oder
Andoria anzugreifen, obwohl diese Planeten laut des
verwendeten Kartenmaterials auf direktem Weg zu Erde liegen müssten?
Und wo sind die Klingonen, die laut Sarek den ganzen Quadranten durchkämmen?
Sie schaffen es weder, die Admirale, Sarek oder die Discovery in irgendeiner
Form zu beeinträchtigen, noch eine frisch eroberte Sternenbasis zu sichern.
Vor allem aber die extensive Verwendung des omnipotenten Myzel-Netzwerks wird
nahtlos fortgeführt. Nun wissen wir auch noch, dass das Wunderzeug problemlos
auf jedem unbewohnten Mond neugezüchtet werden kann – dem erzählerischen
Allheilmittel werden auch noch die letzten Beschränkungen vom Leib geschrieben.
Schade eigentlich.
V. Synchronisation.
Wieviel in der Übersetzung einer Star-Trek-Folge verlorengeht, merkt man spätestens, wenn aus "
The War Whithout, The War Within" in der Sprache der Dichter, Denker und Diktatoren ein sprödes "
Flucht nach vorn" wird.
Es gibt darüber hinaus die ein oder andere Ungereimtheit wie der Burnhams Satz "
Das ist ein klingonisches
Wappen. Von Haus D'Ghor!", die mir Bauchschmerzen bereiten. Andererseits stören
mich die mitunter etwas flapsigen und saloppen Ausdrucksweisen ("
Das können Sie
Ihrer Großmutter erzählen.") weniger, denn die Charaktere wirken damit etwas
lebendiger. Selbst das Duzen und Siezen findet eine sinnigere Verwendung,
weswegen sich die deutsche Variante am Ende doch ruhigen Gewissens sehen lassen lann.
VI. Fazit.
"
Flucht nach vorn" ist vor allem unfertig. Sie markiert den halben Weg zur endgültigen
Lösung und sie als Einzelfolge betrachten zu müssen ist mehr Ärgernis als
Wohltat. Sie weist die üblichen Logiklöcher auf, verliert sich völlig darin,
vorherige Ereignisse in vermeintlich neuem Gewand erneut zu spiegeln und büßt
ziemlich an Glaubwürdigkeit ein. Vor allem Tylers Aussprache mit Burnham bleibt
ein Tiefpunkt der gesamten Serie.
Seine Rückkehr in den Schoß der Crew war aber auch einer der Höhepunkte.
Daneben bot sie für Sarek, Stamets, Saru oder Tilly viel Raum zum Glänzen und
verstand es erstmals, die Thematik einer asymmetrischen Kriegsführung stilvoll
in ein Science-Fiction-Gewand zu füllen.
Bewertung.
Unfertiger Appetitanreger.
VII. Schluss.
Bei allem Neuanfang fehlt mir eine gewisse Kompromissfähigkeit. Nur allzu
deutlich hat man sich stilistisch bei Abrams angelehnt (Lens Flares,
Wackelkamera, Design) und sich bestenfalls vereinzelte Rosinen aus dem Rest
herausgepickt.
Habe ich der Serie zu Anfang noch zugutegehalten, dass es dafür immerhin darauf
verzichtet, eine ähnliche Schneise der Verwüstung zu hinterlassen, muss ich
diesen Punkt nunmehr revidieren. Der Krieg gegen die Klingonen hat mehr als ein
Drittel der Flotte vernichtet, die
Sternenbasis Eins ist gekapert worden und
von der
Schlacht am Doppelstern will ich lieber erst gar nicht anfangen zu
erzählen.
Dadurch ist vor allem ein tiefer Graben zu ausgerechnet jener Epoche entstanden,
vor der man sich (unverständlicherweise) positioniert hat. Ein
Kirk und seine
Auseinandersetzungen mit den Klingonen wirken im Lichte der in "
Flucht nach
vorn" beschriebenen Ereignisse jedenfalls kaum mehr schlüssig.
Es wird sich im kommenden Staffelfinale zeigen, inwiefern die Autoren hier der
inneren Chronologie Star Treks entgegenkommen und wenigstens versuchen, die
bisherigen Widersprüche aufzulösen. Aber selbst wenn wir wissen, dass Qo’noS wohl
nicht in Schutt und Asche gelegt wird, beruht ein großer Teil der Spannung
darauf, wie man jetzt noch die erzählerische Kurve meistern wird.
Denkwürdige Zitate.
"
Ich könnte Entschuldigungen vorbringen. Dass ich versucht habe, das
terranische Imperium zu destabilisieren. Dass die Sternenflotte von ihrem
Wissen über ein anderes Universum profitiert. In Wahrheit konnte ich sie nicht
nochmal sterben sehen, Saru. Sie hatte mehr verdient. Ich entschuldige mich."
Michael Burnham über die Imperatorin
"
Dass Lorca ein Betrüger aus einem anderen Universum ist, war nun wahrlich
nicht der naheliegendste Schluss. Wir alle wurden getäuscht."
Sarek über Lorca oder die gesamte Serie
"Niemand hat die Absicht ihre Kultur zu zerstören."
Admiral Ulbricht oder so
"
T'Kuvma… war ein engstirniger Idiot!"
Cornwell zu L’Rell
"
Jeder Pfad der Logik führt zu dem selben Ergebnis: Die Taktik der
Sternenflotte ist gescheitert. Wenn wir sie nicht anpassen, verlieren wir jede Hoffnung
auf ein Überleben."
Sarek
"
Doch es liegt auch Anmut darin, denn kann man sich eine größere Quelle für den
Frieden vorstellen als seinen Feinden mit Liebe zu begegnen?"
Sarek zu Burnham
"
Bereue niemals, jemanden zu lieben, Michael."
Sarek
"
Als wir im Universum der Terraner waren, musste ich daran danken, wie sehr ein
Mensch von seiner Umgebung geprägt wird.
Und ich glaube der einzige Weg um zu verhindern, dass wir so werden wie
sie, ist zu verstehen, dass wir alle eine dunkle Seite in uns haben und sie zu
bekämpfen."
Sylvia Tilly
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