Donnerstag, 12. Oktober 2017

Missionen enden

Aaron Herberts - seines Zeichens ausführender Produzent von Star Trek Discovery - berichtete über Twitter, dass die Dreharbeiten zur ersten Staffel seit heute offiiziell beendet sind.
Ob es mit einer zweiten Staffel weitergeht klärt sich im ungünstigsten Fall erst im Jahr 2018.

Aber noch eine andere Mission ist vor kurzem zuende gegangen: Nach 13-jähriger Erkundungsreise stürzte die Raumsonde Cassini am 15.09.2017 kontrolliert in die Atmosphäre des Saturn.
Um den erfolgreichen Abschluss der Mission angemessen zu würdigen hat Robert Picardo seine Voyager-Interpretaion von Verdis "La donna è mobile"...nun ja, neu interpretiert.
Doch hört selbst:
Das Video entstand im Rahmen von Picardos Engagement für die Planetary Society, einer gemeinnützigen nichtstaatlichen Organisation, die seit 1980 die Erforschung unseres Sonnensystems vorantreiben möchte. Gegründet u.a. von Carl Sagan gehört auch Bill Nye zu den Unterstützern.
Noch ein Tipp für den nächsten Münchenbesuch: Die Mitgliedschaft in der Society erlaubt kostenlosen Eintritt in das Deutsche Museum in München.

Romulanischer D7-Kreuzer und Verbesserungen mit Decals

 
TOS: Die unsichtbare Falle. (Bild:memory-alpha)

Einleitung

Im Jahr 2268 befindet sich die U.S.S. Enterprise NCC-1701 wieder einmal auf Patrouille in der Nähe zur Grenze zwischen der Föderation und dem romulanischen Sternenimperium. Doch anscheinend gibt es an Bord ein Problem, denn Captain Kirk verhält sich in letzter Zeit ziemlich gereizt, wird bei einfachen Disskusionen und Gesprächen schnell agressiv und so langsam von seinen Kollegen an der Grenze der Unzurechnungsfähigkeit beschrieben. Unglaublicherweise gibt der Captain den Befehl, trotz Protest seiner Offiziere, die neutrale Zone zu durchqueren. Schließlich kommt es wie es kommen muss und die Enterprise wird schon nach kurzer Zeit von einem Schiff gestoppt. Die Überraschung ist nur, dass es sich bei dem Schiffstyp, der sich enttarnt, um einen klingonischen Kreuzer der D7-Klasse zu handeln scheint. Als sich das Schiff schließlich als romulanisches indentifiziert, wird schnell klar, dass das Gerücht, die klingonischen und romulanischen Imperien hätten sich verbündet, der Wahrheit entspricht. Im Rahmen dieses Bündnisses erhielten die Romulaner einige Schiffe der D7-Klasse und die Konstruktionspläne um die Kreuzer auf eigenen Werften zu bauen. Dafür bekamen die Klingonen die Tarntechnologie.
Mit den Kreuzern hatte die romulanische Flotte endlich ein Äquivalent zur Constitution-Klasse der Sternenflotte, denn ihre Bird-of-Preys stellten sich als unterlegen heraus. Das Bündnis der beiden Imperien schien nicht lange anzuhalten, denn die beiden Völker hassen sich ja wie die Pest. Ein Zustand der noch weit bis in 24. Jahrhundert bestehen bleibt.
Um wieder auf Captain Kirk zurückzukommen: Er ist nicht geisteskrank. Er erhielt von der Sternenflotte den geheimen Auftrag in die neutrale Zone einzudringen, erste visuelle Bestätigungen über die romulanische D7-Klasse zu sammeln und wenn möglich, eines dieser Schiffe zu infiltrieren um eine Tarnvorrichtung zu stehlen. Als Romulaner verkleidet gelingt es Kirk schließlich seine Mission zu erfüllen und mit der in die Enterprise integrierten Tarnvorrichtung zu entkommen. Was übrigens in der Episode "Die unsichtbare Falle" nie erwähnt wurde: Der D7 auf dem ein Teil der Handlung spielt, trug den Namen I.R.W. Algeron.

Kirk als Romulaner (Bild:memory-alpha)

Mein Modell

Für mein Modell benötigte ich zuerst eine weitere Ausgabe Nr.67. Auf Ebay gab es eine ziemlich günstige Version für nur 6,00 Euro und damit war ein Teil schonmal beschafft. Das Modell erhielt natürlich an einigen Stellen etwas Farbe, aber zuerst mussten die klingonischen Hoheitsabzeichen entfernt werden. Als bestes Lösungsmittel erwies sich Nagellackentferner. Mal so nebenbei: Die Verkäuferin in der Drogerie hatte schon einen verwunderten Gesichtsausdruck als sich ein Kerl eine Pulle von dem Zeug kaufte. Jaja wir Modellbauer verwenden schon so manches für unser Hobby😋. 
Aber immerhin, mit dem Entferner wichen die aufgedrucken Symbole wiederstandslos vom Modell.
Mit Nagellackentferner ließen sich die Symbole gut entfernen.
Der Brückenaufbau am Bug wurde mit "grau, matt" bemalt und die Positionslichter mit "feuerrot". Hinter dem Kobrakopf wurden die Aufbauten, sowie die Rippen an den Seiten mit "panzergrau" bemalt.

Mit der selben Farbe wurden noch einige weitere Oberflächendetails lackiert. An den Warpgondeln wurden die Warpfeldgitter mit einem Gemisch aus weißer und grüner Farbe koloriert. Die Fläche auf den Gondelpylonen erhielt "Eisenfarbe".

Der Aufbau auf dem Schiff erhielt einen Anstrich mit "Eisenfarbe" und "panzergrau".

Soweit so gut, aber das Ganze ergibt noch immer nicht einen romulanischen D7-Kreuzer. Die Markierungen, also das Adlermotiv, das bei den Schiffen dieser Epoche so typisch ist und auch die romulanischen Hoheitsabzeichen fehlen noch. Natürlich kann man die nicht einfach aufmalen, also muss da eine andere Lösung her. Und diese besteht aus Decals.
Woher die kommen?
Robert ist sein Name. Vom Beruf Grafikdesinger aus Großbritannien, selber leidenschaftlicher Star-Trek-Fan und Raumschiffsammler, ist auf die Idee gekommen Decals selber zu erstellen um seine Modelle mit fehlenden Details und Beschriftungen zu ergänzen. Seine Arbeit stellte er in einem englischen Fan-Forum vor und es dauerte nicht mehr lange bis Robert von Anfragen überhäuft wurde, ob er nicht auch für andere seine Decals machen könnte. Es endete schließlich damit, dass er mittlerweile seine Decals bei Ebay verkauft, wo sie sich jeder Fan besorgen kann.
Und so entstand auch ein Bogen mit Bildern, mit dem man einen klingonischen D7 in einen romulanischen umbauen kann.
Der Bogen mit den Decals.
Beim Verarbeiten der Decals muss man aber echt vorsichtig sein. Die Motive wurden auf einem Blatt Decalpapier gedruckt und müssen genau ausgeschnitten werden. Dabei sollte man eine Lasche überlassen, an der man das Bild dann mit einer Pinzette erfassen kann. Die Lasche wird dann mit einem Messer eingeritzt - macht man das nicht, löst sich auch das Decalpapier auf der Lasche mit und das Bild kann dann nicht sauber übertragen werden.



Das Decal wird anschließend, für 10-20 Sekunden, in lauwarmes Wasser getaucht und an die Stelle des Modells gebracht wo es schließlich hin soll. Das Wasser muss warm sein, denn mit kaltem aktiviert sich der Klebefilm des Decals nicht. Mit einem nassen Wattestäbchen wird das Decal dann vom Trägerpapier geschoben.
Auf gar keinen Fall mit den Fingern! Denn am Hautfett bleibt das Decal kleben und weil es sehr sehr dünn ist, kann es auch sehr sehr schnell reißen. Man verzeihe mir, dass ich für diese Arbeitsschritte keine Bilder machen konnte, denn das Verarbeiten des Decals muss ziemlich zügig erfolgen. Trocknet das Decal, klebt es nicht mehr auf der Oberfläche. Und gleichzeitig arbeiten und fotografieren klappt leider nicht, denn ich habe ja auch nur zwei Hände😁.


So sieht nun die Unterseite des Modells mit den Decals aus.
So ein Adlermotiv selber machen?
Keine Chance.


Abschließend müssen die Decals noch versiegelt werden. Dafür wird das Modell mit "farblos, matt" überzogen.
Mit Hilfe der Decals ist ein herrliches Modell entstanden, das meine Raumschiffsammlung perfekt ergänzen wird.
Das nun fertige Modell.

Das romulanische Hoheitsabzeichen und Fenster am Bug.

Natürlich auch die entsprechenden Verzierungen auf der Oberseite.

Der Impulsantrieb ist auch ein Decal.


Chic finde ich den Adlerkopf für den Bug.

Meine beiden klassischen romulanischen Schiffe.


 Roberts Decals

Zum Abschluß möchte ich auch die anderen Decals von Robert zeigen. Mit diesen lassen sich einige Schiffe hervorragend verbessern. Wie schon erwähnt, verkauft er seine Decals auf Ebay und hier werdet ihr fündig:
Aheebob, Ebay.
Beachtet aber das man zum Kaufen ein Paypal-Konto benötigt, weil natürlich von Euro in britische Pfund umgerechnet werden muss.


Nun noch eine Galerie mit den verbesserten Modellen.

Die Antares NCC-501 bekommt mit den Decals so etliche Details auf ihrer Oberseite. Markierungen und der Schiffsname können so hinzugefügt werden.

Die Gitter an den Enden der Gondeln sind auch Decals.

Die U.S.S. Thunderchild NCC-63549 aus Ausgabe 10 bekommt endlich ihren Namen auf den Rumpf.

Die Intrepid aus Ausgabe 44 bekommt so auch endlich ihren Namen und Registrierung.


Die wohl schönste Verbesserung, die so möglich ist, tut der U.S.S. Relativity NCV-474439-G einen riesen Gefallen. Das Sternenflottenlogo mit Name und Nummer können so endlich hinzugefügt werden.

Auch für den klingonischen D7 hat Robert passende Decals erstellt. Damit können die Fenster am Bug, am Hals und die Impulsantriebe am Heck des Kreuzers nachgebildet werden.



Dienstag, 10. Oktober 2017

Turons Senf zur vierten Folge Discovery


Spoilerwarnung.

Dieser Artikel enthält nicht nur heftige Spoiler zu der vierten Discovery-Folge "The Butcher's Knife Does not Care fort the Lamb's Cry" sndern auch zu allen vorangegangen Episoden. Das Weiterlesen empfiehlt sich daher nur, wenn man sämtliche vorherigen Episoden bereits gesehen hat.

Einleitung. Endlich wieder eine Woche rum!
Es ist ein wahres Martyrium, eine Woche warten zu müssen, um die neue Folge sehen zu können (ich will gar nicht daran denken, wie das ist, wenn man ab Anfang November zwei Monate warten muss!).
Tatsächlich macht es sicherlich viel vom Reiz aus, eine neue Serie so eng begleiten zu können, vor allem, wenn man in der Lage ist, diesen besonderen Moment mit anderen Star-Trek-Fans teilen zu können. Insofern bringt Discovery jetzt schon Fans zusammen, egal ob sie zusammen auf einer Couch fernsehen, Rezensionen im Internet lesen oder – wie ich es am meisten mag – sich in Kommentaren dazu austauschen…


Story.
Michael Burnham ist angekommen. Vielleicht nicht dort, wo sie sich selbst, andere wie Sarek oder Captain Georgiou oder ihr Potential sie unter normalen Umständen hingeführt hätten, aber immerhin trägt sie auf einem Sternenflottenschiff wieder eine Dienstuniform.
Doch ihre Arbeit auf der USS Discovery führt noch immer zu mehr Fragen als Antworten. Spätestens aber, als sie von Captain Lorca beauftragt wird, jenes Monster von der USS Glenn auf verwertbare Waffentechnologie zu untersuchen, findet sie einen Fluchtpunkt aus dem Krieg der sie umgibt und erstmals kann sie sich wieder auf das konzentrieren, was die Sternenflotte ausmacht:
Forschung und Entdeckung.
Doch die Realität des Kriegs-Alltags holt sie und ihre Schiffskameraden schon bald ein, als die Hauptdilithiumquelle der Föderation von Klingonen angegriffen wird und Lorca die Wissenschaftler des Schiffes drängt, einen Weg zu finden, die hilflosen, eingeschlossenen Minenarbeiter zu entsetzen. Burnham entdeckt dabei, dass es ausgerechnet 'ihr' Monster ist, dass den lang gesuchten Schlüssel zur Verwendung der neuen Antriebstechnologie bergen könnte…


Lobenswerte Aspekte.

Charakterliche Abgründe.
Man kann Discovery ja viel vorwerfen (einer Tätigkeit, der Star-Trek-Fans ohnehin nur allzu gern nachkommen), aber sicherlich kann zu den Vorwürfen nicht gezählt werden, dass es der Serie nicht gelingen würde, erstmals seit langem wieder eine eigene Serien-Prägung entwickelt zu haben.
Dieser Umstand liegt meiner Meinung nach vor allem darin begründet, dass die Perspektive aus der die Geschichte erzählt wird, klarer zu verorten ist als je zuvor:
Hatte Star Trek zuvor einen vergleichsweise multiperspektivischen Blickwinkel (aus dem es in den besten Folgen ausbrechen konnte), teilt der Zuschauer nunmehr eher den Informationsstand, über den auch Burnham verfügt. Wie sie muss er sich die Details mühsam zusammenpuzzeln, eigene Schlüsse ziehen und gegebenenfalls (wie ich nach dieser Episode) die eigenen Vermutungen zum weiteren Ablauf des Geschehens ad acta legen.
Beim Blick in Burnhams Abgründe, in die man sich problemlos hineinidentifiziert ohne es so recht zu merken, kann man feststellen, dass man nicht zuletzt deshalb eine so große Schnittmenge erreicht, weil man als Zuschauer wie sie zu sein scheint. Man wird gegen den eigenen Willen in einen Krieg geworfen, muss aus den spärlichen Informationen eine Interpretation schustern und will doch eigentlich nur forschen und entdecken.
Und auch wenn Burnham noch immer von der restlichen Crew begafft wird, weiß sie doch wie der Hase läuft, bewährt sich in bester Sternenflottenmanier und wird schließlich wieder Teil von etwas größerem – einer Crew, in der sie ihren Platz noch finden muss.
Mein persönliches Highlight bleibt hingegen Captain Gabriel Lorca, aus dem einfachen Grund weil er ein Arschloch ist.
Er applaudiert gehässig, als seine eigene Crew eine Kampfsimulation nicht schafft. Er folgt seinem verletzten Chefwissenschaftler auf die Krankenstation, wo er den absurden Arbeitsdruck auf ihn noch weiter erhöht. Und er scheut sich nicht, das Gewissen der gesamten Crew durch einen Übertragung der Transmission der eingeschlossenen Minenarbeiter von Corvan II in Geiselhaft zu nehmen, um seine Ziele zu erreichen.
Das alles sind Verhaltensweisen, die weder ein Picard, noch ein Sisko und erst recht keine Janeway an den Tag gelegt hätten. Auf den ersten Blick wirkt das wenig wie Star Trek und völlig deplatziert.
Aber so manipulativ, berechnend und kaltblütig Lorca auch daherkommt, ist er bei Lichte besehen ein vergleichsweise typischer Sternenflotten-Führungsoffizier, denn die Archers, Kirks oder Georgious, unter denen es der Crew ein Privileg ist zu dienen, sind keineswegs die Regel, sondern eher die Ausnahme in ihrer Organisation.
Der Standard sind andere Befehlshaber, wie Star Trek sie nie müde wurde zu zeigen:
Personen wie Tracey, Merik, Ransom, Maxwell, Jellico, Benteen, Leyton, Dougherty, Marcus, Jameson usw.
Allenthalben gibt es derlei opportunistische Kommandanten und sie sind der Grund, warum wir Star Trek als so leuchtend empfinden – schließlich waren die bisherigen Serien-Captains allesamt ohne Fehl und Tadel. Aber die Wahrheit ist der ganze dreckige Rest da draußen, der immer nur dann hervorgekramt wird, wenn es gilt, dem leuchtenden Vorbild ein schlechtes Bespiel entgegenzusetzen.
Und deswegen mag ich Lorca. Erstmals erhält man einen Eindruck davon, wie andere Schiffe unter ihren Kommandanten funktionieren, was die anderen hochrangigen Offiziere antreibt und wie andere reagieren, wenn sie vor der gleichen Frage stehen, die Sisko in "Im fahlen Mondlicht" beantworten musste.



Gab es sonst noch was?
Kaum.
Die meisten Charaktere blieben im Hintergrund. Das gilt für Stamets genauso wie für den erstmals aufgetauchten Bordarzt. Der instinktgesteuerte Saru bleibt sich noch immer treu, vor allem darin, zu wenig Screentime zu erhalten. Und der größte Verdienst der Sicherheitsschefin Landry bleibt es, das Zeitliche effektvoll gesegnet zu haben, um dem Zuschauer in bester "Game of Thrones"-Manier zu zeigen, dass man zu keinem Charakter an Bord des Schiffes eine emotionale Bindung aufbauen sollte.
Davon abgesehen gab es nur noch einen erfrischenden Auftritt, nämlich den der Klingonin L’Rell. Ihr Darstellung war die lebendigste, die man unter den scheußlich dargestellten Klingonen bislang gesehen hat – nicht zuletzt deshalb, weil sie nicht so hilflos durch die Geschichte stolpert, wie sämtliche männlichen Artgenossen es bislang tun.


Unberechenbarkeit.
Eine der besten Szenen der Folge spielt sich gleich in den ersten Sekunden ab. Erstmals wird man als Zuschauer Zeuge einer Replikation von innen, während man sich eigentlich fragt, was für eine scheußliche Weltraumanimation das jetzt wieder sein soll.
Doch weit gefehlt! Discovery spielt geschickt mit den Erwartungen des Publikums und ist sich nicht zu schade, ein mäßig dramatisches Setting durch den unerwarteten Tod eines Hauptcrewmitglieder drastischer zu gestalten. Mehr als bei Abramstrek, wo der Tod von Crewmitgliedern zwar von Anfang an als stilistisches Mittel billigend in Kauf genommen wurde, macht Discovery gleich von Anfang an Nägel mit Köpfen und ist sich nicht zu schade, Personen wie  Georgiou, T’Kuvma oder Landry kurzerhand abzusägen.
Am Beeindruckendsten war jedoch, dass man irgendwann inmitten der Folge den Eindruck erhielt, dass das abstoßende Äußere des Schiffes (ich bleibe bei dieser Kritik) bei aller Hässlichkeit einen praktischen Nutzen haben könnte, der mit dem neuartigen Weltraumsporenantrieb zusammenhängt. Es drängt sich nun die Frage auf, ob eine derartige spontane Sinnhaftigkeit mit allen vermeintlich anti-kanonischen Elementen wie der Holo-Kommunikation, dem unlogischen Aussehen der Klingonen oder der Gestaltung der Armaturen geschehen wird. Wenn Discovery dieses Kunststück am Ende der fünfzehn Episoden tatsächlich gelingen sollte, wäre dies ein weiterer Aspekt, der der generellen Qualität der gesamten Serie zugutekommen würde.


Kanon.
Hand auf's Herz – es gab recht wenig ergiebige Anlehnungen an den offiziellen Star-Trek-Kanon.
Dort eine kaum erkennbare Referenz an corvanische Gilvos, hier ein flüchtiger Untertitel zum Haus des Kor und irgendwann wird auch mal Zefram Cochranes Name beiläufig in den Raum geworfen.
Da hilft es auch nicht sonderlich, dass es einen Charakter namens Zaphod (Beeblebrox) gibt, Elon Musk als bahnbrechendem Erfinder Erwähnung findet oder die Spice-ähnliche Sporen ein Wesen derart beeinflussen, dass an die Navigatoren aus Dune erinnert.
Der Topos des unverstandenen Monster-Aliens ist hingegen so alt wie die Hortas selbst ("Horta rettet ihre Kinder"), der Topos der missbrauchten Wunderkreatur so alt wie die erste Mission der Enterprise-D ("Mission Farpoint") und der Topos mittels andersartiger Kreaturen die eigene Geschwindigkeit zu manipulieren so alt wie Voyager ("Equinox").
Immerhin sind die Anleihen aus anderen Star-Trek-Serien nicht so offensichtlich geklaut wie bei Seth MacFarlanes "Orville".
Daher ist, nachdem es der Folge erstmals nicht gelingt, einen großen Cliffhanger zu setzen ein anderer Punkt von immenser Bedeutung:
Spannung erstmals ein Privileg für Fans.
Der Antrieb der Discovery funktioniert endlich und man ist als Fan so ziemlich im Bilde, in welche RIchtung die Produzenten jene Kuh treiben werden. Als Trekkie ist man aber trotzdem gespannt, denn man weiß besser als jeder Gelegenheitszuschauer, dass das Ganze nicht funktionieren wird. Man ist sich schlichtweg im Klaren, dass dieses Unterfangen zu einem derartigen Fiasko mutieren wird, dass man noch Jahrhunderte später nicht darüber spricht, was mit der Discovery und ihrer revolutionären neuen Reise-Technologie passieren wird. Wir wissen, dass es eben keine Sternstunde der Sternenflotte werden wird und wir wollen erfahren warum.


Kritikwürdige Aspekte.

Moral mit der Brechkeule.
Zugegeben, "The Butcher's Knife Does not Care fort the Lamb‘s Cry" ist so ziemlich die erste Folge der Serie, in der jener puristische Forschungs- und Entdeckungscharakter das elende Kriegsthema übertrumpft. Ein Loblied auf besonnene Forschung ebenso, wie auf die Ideale, die Menschen zu Höchstleistungen anspornen.
Aber erstmals in der überschaubaren Geschichten der noch jungen Serie wird einem die Moral ins Gesicht geschleudert wie ein stinkender Fisch im Dorf der unbeugsamen Gallier.
Das wird besonders deutlich, wenn niedliche Kinder in die erste Reihe geschoben werden, um Emotionen zu schüren. Frei nach dem Motto "Kann denn mal einmal jemand an die Kinder denken?" fühlt man sich als Zuschauer nicht minder manipuliert wie die Crew der Discovery; spätestens wenn das kleine, ach so putzige Kiemen-Kind seinen kleinen Kopf in den Nachthimmel erhebt und seine ratlosen Eltern fragt, wem es die Wunderrettung gerade zu verdanken hat.
Das war echt unterste Schublade.
Aber es geht noch weiter!
Dazu kommt noch eine mäßig verschleierte Anklage an den Missbrauch von Tieren, die dem Rezipienten in einer so brachialen Offensichtlichkeit aufgetischt wird, dass man den Eindruck gewinnen kann, dass hier jemand versucht hat eine Peta-Broschüre im Science-Fiction-Gewand zu verfilmen.
Die stilvolle Subtilität, mit der die tiefere Moral in vorangegangenen Folgen behandelt wurde, ist in dieser - schon mit einem derart pathetischen Titel versehenen - Episode (meine recht eigenwillige Übersetzung: "Des Schlachters Messer kümmern die Schreie des Lammes nicht") völlig verlorengegangen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Drehbuchautoren sie in den kommenden Folgen wiederfinden…


Kanonlöcher und Logikfehler.
Die offensichtlichen Sachen, wie das Äußere der Klingonen, der Widerspruch zwischen dem klobigen Äußeren der Schiffe und der modernen Bedienfelder sowie die unsinnige Verwendung von Holo-Kommunikation habe ich in den vorangegangenen Rezensionen ja bereits ausführlich angesprochen. So wie es jetzt aber aussieht, wird die Liste nunmehr um einen noch weiteren Punkt ergänzt.
Kols Diebstahl der Tarntechnologie, die den Klingonen im Kampf gegen die Föderation helfen soll steht in einem völligen Widerspruch zur Tatsache, dass die Klingonen diese Technologie zehn Jahre später in der Originalserie nicht benutzen. Klar, es wird auch niemals behauptet, dass sie nicht über einen solchen Vorteil verfügen, den schon im dritten Kinofilm niemanden mehr vom Hocker reißt, aber auch hier ist eine Unstimmigkeit entstanden, die zumindest einer näheren Erklärung bedarf.
Ansonsten ärgern mich in erster Linie die Vielzahl an Logiklöchern.
Wenn die Klingonen schon aus Verzweiflung Georgiou gegessen haben, warum sammeln sie nicht die 8.186 Sternenflotten-Toten der Schlacht vom Doppelstern ein, um sich von ihnen zu ernähren?
Warum brauchte die Enterprise-D in "Verdächtigungen" ein spezielles Schutzschild vor Sonneneinwirkungen, wenn die USS Discovery in ähnlicher Situation so lässig rausspaziert?
Was für ein kranker Geist liefert Pakete aus, die ständig piepsen wenn man sie nicht öffnet?
Und macht Burnham am Anfang der Folge nicht genau das, was sie am Ende der letzten Episode genau nicht machen wollte?
Meine Hauptfrage an die Produzenten bleibt allerdings diese:
Wer hat sich eigentlich die Mühe gemacht, bei der Evakuierung der USS Shenzou das Teleskop Georgious mitzunehmen, damit Burnham es später einmal erben kann?


Tempo, Tempo.
Ich kann nicht genau sagen, woran es genau gelegen hat, aber der gesamten Episode gelang es bei mir nicht, ein schlüssiges Maß an Dialog und Action zu finden. Durch die wichtigen Ereignisse raste die Story durch, um sich an den scheinbar weniger relevanten Stellen aufzuhängen.
Die Themen Krieg und Forschung lieferten sich einen so heftigen Schlagabtausch, dass man beinahe zwangsläufig  den Überblick verlor, was die Folge eigentlich zu sagen versucht.
So scheint es unlogisch, dass die Handlung zwischen dem Tod der Sicherheitschefin, dem Kampf gegen die Klingonen und dem ersten erfolgreichen Einsatz des Warpsporen-Antriebs im Vergleich zu den Vorgängern irgendwie bedächtig wirkte.
Eine gewisse Statik lag aber nicht zuletzt deswegen über der Szenerie, weil die gnadenlos ablaufende Zeitspanne von knapp sechs Stunden bis zum Fall der Kolonie auf Corvan II mit so vielen Entwicklungen, Irrwegen, Dialogen, Charaktermomenten, zu Untertitel-lastigen Klingonisch-Dialogen, Sterbeszenen und Durchbrüchen überfrachtet war, dass es am Ende zu dick aufgetragen wirkte. Hier hätte man sich an den Vorteilen des Streaming-Mediums orientieren können, dass im Gegensatz zum klassischen Fernsehserienformat nicht auf eine bestimmte Folgenlänge reduziert ist, sondern auch mal die Dreiviertelstunde deutlich überziehen darf.
Vielleicht wäre es von Vorteil gewesen sich einzugestehen, dass mehr manchmal eben doch mehr ist.


Übersetzung.
Die Übertragung ins Deutsche ist so gut gelungen, dass ich mich tatsächlich langsam sogar der deutschen Tonspur ohne Widerwillen beuge. Nur eines muss ich an dieser Stelle mal bemängeln:
Es gibt ein allenthalben akzeptiertes Wort im Deutschen, dass den englischen Begriff "Tardigrade" umschreibt. Er lautet 'Bärtierchen' oder auch 'Wasserbär'. Das hätte auch noch absolut zu den Erläuterungen Burnhams gepasst, aber stattdessen wurde auf einen kaum gebräuchlichen lateinischen Terminus zurückgegriffen. Das ist doof, vor allem, weil ein selbst ein 'Bär' trotz aller Verniedlichung noch immer ein gefährliches Tier ist…

Fazit.
Die vierte Discovery-Episode "The Butcher's Knife Does Not Care fort he Lamb's Cry" ist kein Kracher. Es ist eine durchaus stabile Folge mit einigen gelungenen Elementen, die vor allem in der Unberechenbarkeit und dem immensen Spielraum bei den Charakteren deutlich wird. Am Ende war die Informationslast aber zu viel, um nur von fünfundvierzig Minuten getragen zu werden. So fehlt ihr, wenn der Abspann anläuft, nicht nur ein angemessenes Tempo oder schlüssige Szenen ohne klaffende Logiklöcher, sondern auch die Subtilität in der Moralfrage, die diese Folge zur bislang schwächsten  werden ließen.


Bewertung.

"Sehr freundlich! Sehr gesittet!"




Schluss.
Auch wenn die vierte Folge Discovery etwas vom Fahrtwind verloren hat, bleibt man als Zuschauer etwas ungläubig zurück.
Wie geht es weiter?
Was passiert als nächstes?
Wie scheitert man in den kommenden Folgen?
Auch wenn ich über den ein oder anderen Teil schimpfe, komme ich am Ende doch nicht davon ab, auch der nächsten Episode entgegenzufiebern.
Es freut mich, dass Star Trek wieder da ist.
Es freut mich, dass es neue Wege betritt.
Und es freut mich, dass ich diese Freude gestreckt und nicht in einem Abwasch erleben kann.

Denkwürdige Zitate.

"Burnham. Michael. Vorläufige Zuweisung: Wissenschaftsabteilung. USS Discovery. Rang: Keiner. Replikation der Uniform beendet."
Computer der Discovery

"Es hat eine natürliche Aversion gegen Licht - so wie ich."
Captain Gabriel Lorca

"Ich merke immer wieder, wie sehr ich vulkanische Weisheiten hasse. Sie sind neu hier, deshalb gebe ich Ihnen jetzt mal einen Rat: Lorca interessiert sich nicht dafür, wer Sie sind. Er interessiert sich dafür, was sie tun können - für ihn. Und wenn er von uns erwartet, dass wir dieses Ding für seinen Krieg nutzbar machen können, dann werden wir genau das tun."
Sicherheitschefin Landry

"Kollision ist keine Option!"
Captain Lorca

"Zu verstehen wie es sich fühlt, ist nicht unsere Mission. Der Captain will wissen wie es kämpft. Und tötet. Lorca meinte, ich soll Sie im Auge behalten. Dass Ihre Neugier Sie vom rechten Weg abbringen könnte. Wir werden ihn nicht enttäuschen..."
Landry

"Jedes Raumschiff in der Galaxis - ob von den Klingonen oder der Föderation - braucht Dilithium. Wenn wir Corvan nicht beschützen können, werden tausende sterben und der Krieg ist verloren. Können Sie auch seine Unfähigkeit heilen unser Schiff dorthin zu bringen, wo es hin muss?"
Lorca

"Sie haben sich wirklich keinen Deut verändert, Burnham. Ihre reuevollen Worte waren nur geheuchelt. [...] Ich habe mich geirrt, was ihre Eingnung für die Crew angeht: Sie werden sich perfekt mit Captain Lorca verstehen."
Saru

"Ohne den Sporenantrieb schaffen wir es nicht rechtzeitig nach Corvan II. Und dann sterben sort alle. Ich kann den Leuten nicht helfen. Aber Dir kann ich helfen."
Sylvia Tilly

"Hallo Michael! Ich hoffe es geht Dir gut, wo immer Du Dir das auch gerade ansiehst. Inzwischen hast Du bestimmt Dein eigenes Kommando und bist Captain Deines eigenen Schiffes. Ich habe immer versucht Dir beizubringen nach einer Maxime zu leben. Der beste Weg sich selbst kennenzulernen ist, andere kennenzulernen. Du bist neugierig. Eine Entdeckerin. Und aus diesem Grund vermache ich Dir meinen geliebtesten Gegenstand. Seit Jahrhunderten wird er in meiner Familie weitergereicht. Meine Hoffnung ist, dass Du ihn benutzt, wenn Du damit fortfährst die Mysterien des Universums zu erforschen. Sowohl im Inneren als auch im Äußeren. Und halte die Augen offen und Dein Herz. Immer. Leb wohl, Michael und viel Glück! Ich bin wirklich so stolz auf Dich als wärst Du meine eigene Tochter. Gib gut auf Dich acht. Aber noch viel wichtiger: Gib gut auf die acht, die unter Deiner Obhut stehen.
"
Captain Georgious Hologramm


01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"