Samstag, 21. März 2015

Sternenbeobachtung auf dem Babelsberg

Vom regulären Dienst freigestellt, machte ich mich gestern Morgen im pedalbetriebenen Shuttle auf zu einer Ein-Mann-Mission. Das Ziel war der Forschungscampus Potsdam Babelsberg, denn das Leibniz Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) hatte zur Sonnenbeobachtung geladen.

Andrang vor dem Schwarzschildhaus des AIP
Vor fast genau einem Monat war die Tafelrunde schon einmal zu Gast bei den Potsdamer Astrophysikern und im Zuge des Vortrags zur Sonne, gehalten von H.Khan, erfuhr ich, dass es am 20. März eine partielle Sonnenfinsternis in Deutschland zu beobachten sein wird. Sofort wurden Erinnerungen an 1999 wach, als wir schon einmal in den Genuss eines solchen Naturereignisses gekommen waren. Damals war ich begeistert und so stand schnell fest, dass ich dieses Mal auch in den Himmel schauen werde.

Lochkamera Marke Eigenbau, man nehme einen Schuhkarton
 und macht mit einem Nagel ein kleines Loch in die Seite...
Zu 9:30 Uhr fand ich mich daher bewaffnet mit einer Lochkamera am AIP ein. Schnell wurde klar, dass das Interesse sehr hoch ist. Ca. 200 Menschen standen oder saßen vor dem Schwarzschildhaus und blickten gen Sonne. Die Forscher hatten sich dabei nicht lumpen lassen. Ein eiserner Vorrat von ca. 150 Schutzbrillen war ausgegeben worden, mit der Bitte versehen, zu teilen, so dass jeder das Spektakel auch einmal „direkt“ beobachten konnte. Daneben gab es zwei portable Teleskope, durch die man einen deutlich näheren Blick auf Sonne und Mond werfen konnte. Außerdem gab es noch zwei Solarscope, die ich allerdings erst gegen Ende der Sonnenfinsternis ansehen konnte, da sie vorher zu sehr unter Beschlag genommen waren.
... die Sonne wird dann verkleinert auf der gegenüberliegenden
Seite projeziert. Das is zwar klein, aber absolut ungefährlich,
weil man von der Sonne wegschaut.
Schließlich erhielt ich von H.Khan noch den Hinweis, dass auch eben jenes Teleskop, durch das wir bei unserem Besuch am 21. Februar blicken durften, zur Beobachtung der Sonne bereitstand. Beim Eintreffen in der östlichen Kuppel des Humboldt Hauses fiel mir als Erstes aber vor allem auf, dass es dort auch bei Tage recht kühl ist. Da es dort aber nicht annähernd so voll war, wie draußen, wurde ich schnell durch eine sehr sehr nahen Blick auf den mittlerweile schon wieder abrückenden Mond und die Sonne dahinter werfen können.










Bis zum Höhepunkt der Sonnenfinsternis um 11:47(!) Uhr hatten sich etwa 250 bis 300 Menschen auf dem Gelände des AIP eingefunden. Darunter waren auch mehrere Schulklassen und ein Kamerateam von n-tv, das während der gesamten Zeit die Sonne filmte und dies live im Fernsehen übertrug.
Hakan musste immer wieder das Teleskop nachstellen, da sich die Erde doch relativ schnell dreht. 
Als sich schließlich der Mond und auch die meisten Gäste wieder verzogen hatten, kehrte entspannte Ruhe auf dem Campus ein. Nun hatte man die Möglichkeit, sich den wieder sichtbaren Sonnenfleck anzusehen, bevor auch ich erneut begeistert von diesem Phänomen die Heimreise antrat.
Sehr beliebt war auch das Fotografieren der Sonnenfinsternis durch das Okular des Teleskops.
Viele Menschen haben gestern beobachtet, wie sich der Mond vor die Sonne schob, doch ich denke nur an wenigen Orten hatte man die Möglichkeit, sich dieses seltene Naturschauspiel auf so vielfältige und interessante Weise anzusehen. Mein Dank gilt daher nicht unserem Trabanten und auch nicht der Sonne, sondern den Mitarbeitern des AIP, die unheimlich freundlich allen Anwesenden die Beobachtung der Sonnenfinsternis ermöglicht haben.
Die Kuppel über dem Teleskop im Humboldthaus
So sieht ein Solarscope von vorn aus...
... und so von hinten. Es ist im Grunde eine viel bessere Lochkamera, als meine.
 Darauf konnte man später sogar den momentanen Sonnenfleck erkennen

7 Kommentare:

  1. War dann wohl eher eine Sonnenfinsternisbeobachtung...aber gut, das ist ja auch ein Stern ;) Schön dass Du da sein konntest und somit hier ganz exklusiv berichten konntest!

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  2. Mein "Erweckungsmoment" war jener, als die von der Sonne übrig gebliebenen Sonnenstrahlen die Erde erreichten. Plötzlich war es weniger hell und ganz plötzlich hatte ich überaus anschaulich vor Augen, dass auf anderen Planeten (z.B. dem Mars) ganz andere Lichtverhältnisse herrschen müssen. Schade, dass diesem Umstand bei den meisten Star-Trek-Folgen und -Filmen (aber auch bei so ziemlich jeder anderen Science-Fiction-Produktion) keine Beachtung geschenkt wird...

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  3. Vielen Dank für den sehr schönen Bericht. Tolle Impressionen! :)

    @Turon
    Ich fand die Lichtverhältnisse auch sehr interessant. Die Umgebung hatte einen etwas anderen Farbton. Habe ein Foto vom Garten gemacht und der Rasen und die Blumen wirkten etwas blasser, als wäre ein Filter rüber gelegt worden... Fällt mir gerade kein anderer Weg ein, das zu beschreiben. Auf jeden Fall interessante Erfahrung.

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  4. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  5. Hier ist was Besseres :)

    https://www.youtube.com/watch?v=PQ1TsjXIYLU

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  6. noch kann man es abrufen... ist wirklich nett gemacht ;) obwohl es nur ne Werbung ist

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    1. Ich muss dem Texaner zustimmen, ein wirklich sehenswertes Filmchen und eine schöne Idee! Erinnert mich ein wenig an die FedCon in Düsseldorf, wenn Horden von Kostümierten in den nahegelegenen Flughafen zum Essen bzw. Einkauf einfielen!

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