Vom regulären Dienst freigestellt, machte ich mich gestern
Morgen im pedalbetriebenen Shuttle auf zu einer Ein-Mann-Mission. Das Ziel war
der Forschungscampus Potsdam Babelsberg, denn das Leibniz Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) hatte zur Sonnenbeobachtung geladen.
Andrang vor dem Schwarzschildhaus des AIP |
Vor fast genau einem Monat war die Tafelrunde schon einmal
zu Gast bei den Potsdamer Astrophysikern und im Zuge des Vortrags zur Sonne,
gehalten von H.Khan, erfuhr ich, dass es am 20. März eine partielle
Sonnenfinsternis in Deutschland zu beobachten sein wird. Sofort wurden
Erinnerungen an 1999 wach, als wir schon einmal in den Genuss eines solchen
Naturereignisses gekommen waren. Damals war ich begeistert und so stand schnell
fest, dass ich dieses Mal auch in den Himmel schauen werde.
Lochkamera Marke Eigenbau, man nehme einen Schuhkarton und macht mit einem Nagel ein kleines Loch in die Seite... |
Zu 9:30 Uhr fand ich mich daher bewaffnet mit einer
Lochkamera am AIP ein. Schnell wurde klar, dass das Interesse sehr hoch ist.
Ca. 200 Menschen standen oder saßen vor dem Schwarzschildhaus und blickten gen
Sonne. Die Forscher hatten sich dabei nicht lumpen lassen. Ein eiserner Vorrat
von ca. 150 Schutzbrillen war ausgegeben worden, mit der Bitte versehen, zu
teilen, so dass jeder das Spektakel auch einmal „direkt“ beobachten konnte.
Daneben gab es zwei portable Teleskope, durch die man einen deutlich näheren Blick
auf Sonne und Mond werfen konnte. Außerdem gab es noch zwei Solarscope, die ich
allerdings erst gegen Ende der Sonnenfinsternis ansehen konnte, da sie vorher
zu sehr unter Beschlag genommen waren.
... die Sonne wird dann verkleinert auf der gegenüberliegenden Seite projeziert. Das is zwar klein, aber absolut ungefährlich, weil man von der Sonne wegschaut. |
Schließlich erhielt ich von H.Khan noch den Hinweis, dass
auch eben jenes Teleskop, durch das wir bei unserem Besuch am 21. Februar
blicken durften, zur Beobachtung der Sonne bereitstand. Beim Eintreffen in der
östlichen Kuppel des Humboldt Hauses fiel mir als Erstes aber vor allem auf,
dass es dort auch bei Tage recht kühl ist. Da es dort aber nicht annähernd so
voll war, wie draußen, wurde ich schnell durch eine sehr sehr nahen Blick auf
den mittlerweile schon wieder abrückenden Mond und die Sonne dahinter werfen
können.
Bis zum Höhepunkt der Sonnenfinsternis um 11:47(!) Uhr
hatten sich etwa 250 bis 300 Menschen auf dem Gelände des AIP eingefunden.
Darunter waren auch mehrere Schulklassen und ein Kamerateam von n-tv, das während der gesamten Zeit die Sonne filmte und dies live im Fernsehen
übertrug.
Hakan musste immer wieder das Teleskop nachstellen, da sich die Erde doch relativ schnell dreht. |
Als sich schließlich der Mond und auch die meisten Gäste
wieder verzogen hatten, kehrte entspannte Ruhe auf dem Campus ein. Nun hatte man
die Möglichkeit, sich den wieder sichtbaren Sonnenfleck anzusehen, bevor
auch ich erneut begeistert von diesem Phänomen die Heimreise antrat.
Sehr beliebt war auch das Fotografieren der Sonnenfinsternis durch das Okular des Teleskops. |
Viele
Menschen haben gestern beobachtet, wie sich der Mond vor die Sonne schob, doch
ich denke nur an wenigen Orten hatte man die Möglichkeit, sich dieses seltene
Naturschauspiel auf so vielfältige und interessante Weise anzusehen. Mein Dank
gilt daher nicht unserem Trabanten und auch nicht der Sonne, sondern den
Mitarbeitern des AIP, die unheimlich freundlich allen Anwesenden die
Beobachtung der Sonnenfinsternis ermöglicht haben.
Die Kuppel über dem Teleskop im Humboldthaus |
So sieht ein Solarscope von vorn aus... |
... und so von hinten. Es ist im Grunde eine viel bessere Lochkamera, als meine. Darauf konnte man später sogar den momentanen Sonnenfleck erkennen |
Update
Das AIP im heute Journal:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2366742/Partielle-Sonnenfinsternis-in-Europa
Das AIP im heute Journal:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2366742/Partielle-Sonnenfinsternis-in-Europa