Jetzt ist es amtlich: Mit Tony Todd hat
die FedCon nach langem Anlauf endlich einen weiteren
Star-Trek-Schauspieler für ihre 24. Auflage anwerben können. Todd,
den man eventuell als Worfs jüngeren Bruder Kurn, Jake Siskos
älteres Alternativzeitlinien-Ich oder gar als Alpha Hirogen in der
Voyager-Episode „Die Beute“ kennen könnte, gilt über diese
Rollen hinaus als eines der Zugpferde für das furiose Fan-Projekt
„Axanar“, dass noch dieses Frühjahr erscheinen soll. Mit dieser
Verpflichtung schlägt das Pendel wieder leicht in Richtung Star Trek
aus, nachdem es in der Woche zuvor noch ganz anders aussah.
Da waren neben Seven-of-Nine-Darstellerin Jeri Ryan nur wenige andere Star-Trek-Veteranen wie
Jonathan Del Arco, Manu Intiraymi und Tim Russ ins Programm gerückt,
womit sich die Quote auf immerhin vier Darsteller erweitern konnte.
Das war immerhin der niedrigste Stand an Star-Trek-Gästen seit 1995,
als mit der dritten Ausgabe der FedCon überhaupt zwei
TNG-Schauspieler und zwei TNG-Produktionsstabsmitglieder in der
bayrischen Landeshauptstadt München auftraten. Tweets wie dieser
drückten den Unmut der Fans aus:
Kurzzeitig sah es sogar so aus, als
gelänge anderen Serien wie Battlestar Galactica (ebenfalls vier
Stargäste) und Stargate (ebenfalls vier Stargäste) ferner, Star
Trek den bislang stets behaupteten Führungsanspruch streitig zu
machen.
Hinzu kommt, dass sowohl Ryan (FedCon
VI), Intiraymi (FedCon XIX, X und IX) und auch Russ (Fedcon XI, VIII
und VI) bereits im Rahmen der Veranstaltung zu sehen waren und
Jonathan Del Arco trotz aller Sympathie nicht den Stellenwert anderer
Nebendarsteller wie Diana Muldaur, David Warner oder Alice Krige
aufweisen kann.
Und nicht nur dass; selbst mit Tony
Todd im Programm zählt die Veranstaltung lediglich zwei Haupt- und
drei Nebendarsteller mit einem starken Fokus auf „Voyager“ –
schlichtweg zu wenig um genügend Star-Trek-Fans anzusprechen.
Es bleibt also festzuhalten. dass der
Stellenwert Star Treks bei den Veranstaltern der FedCon soweit
gesunken zu sein scheint, dass die Franchise mittlerweile immer
weniger als Zugpferd, sondern viel mehr eine Serie neben vielen
anderen wahrgenommen wird. Damit wird die Veranstaltung jedoch für
Star-Trek-Fans zunehmend unattraktiv. Eine Abwärtsspirale wurde in
Gang gesetzt, die in absehbarer Zeit wohl damit enden wird, dass wir
die erste FedCon ohne Star-Trek-Star miterleben werden.
Doch worin liegt diese Entwicklung
begründet?
Wenn man sich dazu mit anderen
Star-Trek-Anhängern auf der FedCon, bei der Tafelrunde oder bei
anderen Treffen austauscht, fallen über kurz oder lang immer wieder
die gleichen drei Argumente, die wir an dieser Stelle einmal genauer
unter die Lupe nehmen wollen:
#1. Es gibt keine Star-Trek-Schauspieler mehr, die noch nie auf einer FedCon zu sehen waren.
#1. Es gibt keine Star-Trek-Schauspieler mehr, die noch nie auf einer FedCon zu sehen waren.
Mit solchen endgültigen Äußerungen
empfiehlt es sich immer, sehr vorsichtig umzugehen, denn auch wenn es
die FedCon mittlerweile seit knapp zwei Jahrzehnten gibt, hat es
einige berühmte Stars wie Patrick Stewart, Dwight Schulz, Whoopi Goldberg, Barbara March, Gwynyth Walsh, James Darren, Penny Johnson,
Casey Biggs, James Cromwell, Bruce Hyde, Kirstie Alley, Brian Bonsall, Wallace Shawn, Scarlett Pomers, Brad Dourif, Matt Winston,
Randy Oglesby, John Rhys-Davies, Malcolm McDowell, Stephen Collins,
Catherine Hicks, Laurence Luckinbill, Alan Ruck, F. Murray Abraham,
Tom Hardy oder Ron Perlman (um nur eine Auswahl zu nennen, die
problemlos zwei FedCons allein füllen könnten) noch nie auf
„Deutschlands größter Science-Fiction-Convention“ verschlagen.
Doch damit nicht genug, denn mit der Neuauflage Star Treks unter dem Regisseur J.J. Abrams steht eine
komplett neue Riege mit Schauspielern wie Chris Pine, Zachary Quinto,
Karl Urban, Zoe Saldana, Anton Yelchin, Simon Pegg, John Cho,
Benedict Cumberbatch, Peter Weller, Eric Bana, Bruce Greenwood, Winona Ryder, Deep Roy, Chris Hemsworth, Alice Eve, Faran Haroon Tahir,
Rachel Nichols, Clifton Collins, Ben Cross, Jason Matthew Smith oder
Noel Clarke zur Verfügung (womit man zwei weitere FedCons füllen
könnte). Und ein dreizehnter Film ist bereits in Arbeit, so dass
sich dieses Aufgebot definitiv noch weiter erhöhen wird.
Beachtet man also dieses Überangebot
von potentiellen Gästen steht nur umso mehr die Frage im Raum, warum
sie für die FedCon nicht in Betracht gezogen werden.
#2. Star Trek ist schon zu ausgelutscht
und gar nicht mehr interessant genug um die Massen anzuziehen.
Während Star Trek nämlich nächstes
Jahr sein fünzigjähriges Jubiläum feiert, erreicht das Interesse
am dritten Star-Trek-Kinofilm ungeahnte Höhen. Die Zuschauerzahlen
der letzten beiden Filme knackten zusammen mühelos die
Millionenmarke und zeugen deutlich davon, wie groß das Interesse
hierzulande noch immer bzw. schon wieder ist.
Darüber hinaus können auch die
aktuelle Eaglemoss-Modellschiffreihe und die anhaltende Begeisterung
für Star Trek Online als Indikatoren dafür herhalten, dass es ein
allgemeines Grundinteresse an Star Trek in deutschen Landen gibt,
dass nicht zuletzt diesen Blog dieses Jahr von einem Besucherrekord zum nächsten
trägt.
Schließlich aber gelang es vor Allem
der „Destination Star Trek Germany“ im vergangenen Jahr im
hessischen Frankfurt eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, wieviel
Potential in der vermeintlich angestaubten Reihe noch immer steckt.
Obwohl die Convention sicherlich kaum ausverkauft war, konnte sie
allein mit Star-Trek-Gaststars aus dem Stand mühelos ein
Zuschaueraufkommen generieren, dass quantitativ den Vergleich mit der
FedCon nicht zu scheuen brauchte (eher im Gegenteil).
#3. Die FedCon funktioniert auch ohne
Star Trek ganz gut.
Wenn man einem Argument Verständnis
entgegenbringen könnte, dann sicherlich diesem. Doch die Abkehr von
Star Trek ist auch eine Abkehr von den Traditionen einer Convention,
die ihre erste Star-Trek-Anleihe bereits im Namen trägt. Die FedCon
begann als Star-Trek-Convention, fußt auf dem (mittlerweile dem Erdboden gleichgemachten) Offiziellen Star-Trek-Fanclub und wenn man
sich das Forum ansieht, kommt man trotz der zuletzt durchgeführten
Überarbeitungen nicht umhin zu bemerken, wie stark es noch immer auf
die Franchise ausgerichtet ist.
Nein, ein Verzicht von Star Trek für
die FedCon wäre in etwa vergleichbar mit einer NDW-Party, bei der
man auf deutschsprachige Musik verzichtet. Oder mit Köln ohne Dom.
Oder gar mit vegetarischer Leberwurst.
Aber es geht eigentlich gar nicht
darum, die FedCon herunterzuputzen oder auf den Gefühlen derer
herumzureiten, die an der Veranstaltung Jahr für Jahr Freude haben
und für die Stargäste ohnehin nur schmückendes Beiwerk sind.
Vielleicht muss sich die FedCon einfach
weiterentwickeln und vielleicht ist es auch für die vielen
Star-Trek-Anhänger mittlerweile einfach an der Zeit, sich vom
ehemaligen Zugpferd der hiesigen Fantreffszene abzunabeln um sich
allmählich nach Alternativen zu „Deutschlands größter
Science-Fiction-Convention“ umzusehen.
Nun findet dieses Jahr zwar keine
Destination Germany statt, die der FedCon einen direkten Nebenbuhler
um die Gunst der 'freilaufenden Brieftaschen' (a.ka. „Star-Trek-Fans“)
unmittelbar vor die eigene Nase gesetzt hätte, doch immerhin hat die
Veranstaltung aufzeigen können, dass entsprechende
Konkurrenzveranstaltungen den Besuch absolut rechtfertigen können.
Daher rückt ein ganz anderes Event des selben Veranstalters –
ironischerweise auf der letzten FedCon von den Kollegen der Cottbus Crew wärmstens empfohlen – in den Fokus der Tafelrunde. Allerdings
fiele die Anreise in diesem Fall etwas weiter aus als Düsseldorf:
Gut, London verbindet man wohl eher als
Handlungsort mit der Cumberbatch-Serie „Sherlock“, mit den
Weihnachtsfolgen aus „Doctor Who“ oder den Anfangsszenen aus dem
zwölften Star-Trek-Kinofilm „Into Darkness“. Aber vom 17. bis
19. Juli 2015 kann man auf der "London Film and Comic Con" eine Reihe von Schauspielern treffen, die
den Standortvorteil der britischen Hauptstadt gegenüber der
nordrhein-westfälischen Kapitale nur noch mehr unterstreichen.
Wie bei der FedCon auch gibt es eine
Reihe an Stargästen, doch statt der zweiundzwanzig in Düsseldorf,
erwarten den Besucher in London immerhin vierundfünfzig Sternchen.
Hinzu kommt, dass die Organisatoren
sich geschickt den Umstand ausnutzen, dass das Jahr 2015 für
Cineasten nicht zuletzt deshalb so einen großen Glanz aufweist, weil
die Handlung von „Zurück in die Zukunft II“ zum Großteil in
dieser nicht mehr allzu weit entfernten Zukunft angesiedelt ist. Aus
diesem Grund lassen sich auf der ohnehin illustren Gästeliste
besonders viele Stars aus ebenjener Filmtrilogie finden.
So kommt es, dass auch der
interessanteste Star-Trek-Star einer ist, der aus den
Zeitreise-Komödien nicht wegzudenken ist. Christopher Lloyd, in
seiner Rolle als „Doc“ Emmet Brown unsterblich geworden, trat
auch im dritten Star-Trek-Kinofilm „Auf der Suche nach Mr. Spock“
als Klingone Kruge auf. Allerdings war er unter dem schweren Makeup
nur für Eingeweihte gut zu erkennen.
Aber Lloyd ist nur einer von insgesamt
neun Star-Trek-Schauspielern, die sich in London die Ehre geben. Des
Weiteren sind einerseits bekannte Gesichter wie die Jonathan Frakes',
Tim Russ' (déjà vu!), Ethan Philips', Nicole de Boer oder Garrett Wang (also fünf
Hauptdarsteller) in der Gästeliste zu finden und andererseits gibt
es auch Nebendarsteller wie Zach Galligan, Robert Rustler oder HarryWilliams Jr. (also ebenfalls drei Nebendarsteller) zu sehen. Und für
all jene, denen das noch nicht genug ist, sei am Rande erwähnt, dass
der ebenfalls geladene Freddie-Krueger-Darsteller Robert Englund imGespräch für die Rolle des Androiden Data gewesen ist.
Zudem können die gesittet-britischen
Ordnungskräfte mühelos den Vergleich mit jenen Umgangsformen, die
beim Sicherheitspersonal des deutschlandweiten
Convention-Monopolisten FedCon üblichen Ton für sich entscheiden.
Wem das Staraufgebot und die Aussicht
auf eine freundliche Behandlung allein noch nicht reicht, kann sich
vielleicht mit der Aussicht anfreunden, sich derweil eine der
spannendsten Metropolen Europas anzusehen. Denn abseits der
Convention kann man einiges erleben und sehen. So kann man das
Grabmal des gebürtigen Trierers Karl Marx aufsuchen, im British
Museum herumschlendern oder einen Abstecher zum Tower of London
unternehmen. Oder wie wäre es gar mit einem gemütlichen Pub-Besuch
am Abend?
Vielleicht sollte die Tafelrunde dem
Beispiel der Cottbus Crew folgen und beginnen, London als ernsthafte
Alternative zu diskutieren (zum Beispiel in den Kommentaren), denn in
Zeiten von Globalisierung und weltweiter Vernetzung ist die britische
Hauptstadt längst nicht mehr so fern wie noch vor zehn oder zwanzig
Jahren.
Dass die FedCon hingegen in diesem Jahr
noch kräftig nachrüstet, um dem gegenwärtigen
Star-Trek-Abwärtstrend entgegenzuwirken bleibt zumindest
anzuzweifeln, während man andererseits hoffen darf, dass sich Dirk Bartholomä und seine Angestellten spätestens zum fünfzigsten
Star-Trek-Jubiläum eines Besseren besinnen und zu ihren Wurzeln
zurückkehren.
Aber vielleicht lockt dann –
entsprechende positive Erfahrungen in London vorausgesetzt – schon
längst die Mutter aller Star-Trek-Conventions in Las Vegas das ein
oder andere Tafelrundenmitglied. Denn wer einmal Blut geleckt hat und
gesehen hat, dass Conventions auch woanders gut funktionieren, kann
in diesem denkwürdigen Jahr auch mutig dorthin gehen, wo Star Trek
das Licht der Welt erblickte.
Ich kann jedem nur empfehlen, nach Las Vegas zu gehen. Es ist ein Unbeschreibliches Erlebnis. Bin selbst alle 2 Jahre dort und natürlich zum 50. :-) Aber noch etwas zur Fed-Con. Ich bin auch der Meinung, das seit einiger Zeit Star Trek etwas Vernachlässigt wird. Desweiteren missfällt mir sehr, das Star Trek Stars angekündigt werden, aber dann sehr Plötzlich absagen. Klar, kann sowas mal vorkommen! Aber gerade bei der Fed-Con ist es, meiner Meinung nach, schon zu oft vorgekommen. Auch die Englischen Cons, sind sehr zu empfehlen! LFCC oder Collectormania Milton Keynes.
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