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Mittwoch, 27. September 2017

Turons Senf zum Discovery-Piloten [Spoilers!]


Spoilerwarnung
.
Dieser Eintrag enthält detaillierte Informationen zu den ersten beiden Folgen von Star Trek: Discovery. Man sollte nur weiterlesen, wenn man die ersten beiden Episoden bereits gesehen hat.


Einleitung.
Bei aller Ironie steckt ein Körnchen Wahrheit im obigen Meme:
Es ist tatsächlich eine großartige Zeit für Star-Trek-Fans diese Tage miterleben zu können.
Nachdem das Science-Fiction-Urgestein in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen war - der nur sporadisch durch die drei unter Fans höchst umstrittenen Kinofilme unterbrochen wurde - kehrt es nun fulminant auf die Mattscheibe zurück. Wobei 'Mattscheibe' natürlich viel gesagt ist, denn tatsächlich muss man hierzulande den Streaming-Bezahldienst Netflix bemühen, um in den Genuss neuen Star-Trek-Materials zu kommen.
Doch plötzlich wallen wieder längst verloren geglaubte Gefühle hoch, die sich einstellten, wenn man wie zu guten alten TNG-, DS9- oder Voyager-Zeiten nach Hause kam und wusste, dass einen dort im Fernsehsessel eine neue Folge erwartete.
Den Anfang machen dabei die beiden Episoden "Das vulkanische Hallo" und "Kampf beim Doppelstern", die in dieser Rezension nicht zuletzt deshalb als einheitlicher Pilotfilm behandelt werden, weil sie trotz unterschiedlicher Regisseure eine gemeinsame abgeschlossene Handlung beinhalten.
Nun erwarte ich persönlich als alter Star-Trek-Hase, der mittlerweile sechs Star-Trek-Pilotfilme gesehen hat, von einem solchen Einstiegsmoment vor allem drei zentrale Dinge:
Dass die neuen Charaktere angemessen eingeführt werden, eine stimmige Handlung den Startpunkt für weitere Abenteuer setzt und dass es in bester Tradition eine Moral und einen Ansatzpunkt zum Philosophieren – oder gar Streiten – gibt.


Story.
Michael Burnham ist ein Kind zweier Welten. Als Weise wächst das Menschenkind auf Vulkan unter dem erfolgreichen Diplomaten Sarek auf, der ihre Karriere fördert, bis sie zum ersten Offizier der USS Shenzhou aufsteigt. Burnham findet einen Weg zwischen Logik und Emotionen, bis ihr Schiff eines Tages zu einem scheinbaren Routineeinsatz am Rand des Föderationsgebietes gerufen wird.
Es gelingt Burnham herauszufinden, dass ausgerechnet die Klingonen, die dereinst ihre leibliche Familie töteten, hier im Hinterhalt lauern um die Anwesenheit der Shenzhou zu nutzen, um ihr zerstrittenes Reich wiederzuvereinen. Verzweifelt stemmt sich Burnham gegen den drohenden Ausbruch eines Krieges zwischen der Föderation und dem Kriegerimperium, bis sie eine so tragische wie folgenreichen Entscheidung fällt…


Lobenswerte Aspekte.

Charakterzeichnung.
Man kommt kaum umhin, sich gleich von Anfang an in den (weiblichen) Hauptcharakter Michael Burnham hineinzufühlen, was bei Lichte besehen gar keine Selbstverständlichkeit ist.
Burnham ist nämlich von den kühlen Vulkaniern großgezogen worden und trägt die Widersprüche zwischen ihren menschlichen und vulkanischen Hälften wie einen Schild vor sich her.
Vielleicht liegt die spontane Sympathieübertragung  ja in der spannenden Anlage dieses Charakters, seiner mitreißenden Biografie oder ihrem beinahe revolutionäre Ansatz (jedenfalls für Vulkanier), die eigenen Gefühle als Inspiration für die eigene Logik heranzuziehen, begründet.
Wahrscheinlicher ist es aber wohl, dass Sonequa Martin-Green einfach schauspielerisch brilliert und den Spagat zwischen kühler, abweisender Vulkanierhaltung und aufgewühlter, impulsiver Menschlichkeit beispiellos zu meistern versteht.
Das bemerkt man vor allem dann, wenn sie in Interaktion zu Michelle Yeoh als Philippa Georgiou (dem Captain der Shenzou) und Sarek (dem leiblichen Vater Spocks) tritt. Die Dynamik zwischen ihr und ihrer Ersatzmutter sowie ihr und ihrem Ersatzvater ist nicht nur glaubhaft dargestellt, sondern hilft dem Zuschauer ungemein, in die derlei sozialen Interaktionen einzutauchen und mitzufiebern.
Zwar sind auch die anderen Schauspieler gut und passend gecastet, aber eine Person, die in spezieller Beziehung zu Burnham steht, verdient eine gesonderte Erwähnung:
Der Kelpianer Saru (Doug Jones).
Neben Burnham gebiert ihm am Ende die Ehre, dem Zuschauer am ehesten in Erinnerung zu bleiben, denn im Zusammenspiel mit Burnham, seiner Herkunft und seinem Habitus verfügt er über das Potential, als wirklich Alien-Konzept in die Fußstapfen von Data, Odo oder Phlox zu treten.
Besonders hilfreich erweist sich ferner ein Aspekt, der in den Trailern nicht zur Geltung kam:
Humor.
Tatsächlich liegt dem Piloten trotz aller Ernsthaftigkeit eine gewisse unaufdringliche Komik zugrunde, die in besonderer Weise hilft, den Figuren zusätzlichen Anstrich zu verleihen.


Handlungsstart.
Zunächst einmal kann man festhalten, dass es Discovery gelingt aufzuzeigen, woran etwa die letzte Star-Trek-Serie scheiterte:
Es handelt sich erstmals um einen wirklich klaren Bruch mit Sehgewohnheiten, die seit TNG in der Franchise ohne Rücksicht auf Verschleiß tradiert wurden. Man kann problemlos erkennen, dass man sich nunmehr an den Standards zeitgenössischer Serien orientiert, anstatt wiederzukäuen, was bis dato stabil funktioniert hat. Und man ist sich vor allem nicht zu schade, zentrale Figuren sterben zu lassen.
Den oft beschworenen Vergleich mit 'Game of Thrones' hält Discovery deswegen aber noch lange nicht stand, schon allein weil die Handlung zwar stabil, aber keinesfalls von ähnlich epischem Ausmaß ist.
Dennoch markiert es den vielversprechenden Beginn einer umfassenderen Story, den man trotz einiger Längen getrost als 'großes Puzzle für den Zuschauer' bezeichnen kann. In drei Erzählsträngen, unter Zuhilfenahme mitreißender Action und in einem vergleichsweise zügigen Tempo ergibt sie nach und nach ein Gesamtbild, das sich teilweise jedoch erst nach dem zweiten oder gar dritten Ansehen völlig erschließt.
Das funktioniert aber leider nicht ohne übertriebene Effekthascherei, die sich in gängigen Star-Trek-Sujets wie etwa einem bösen Riesenraumschiff (wie z.B. in Star Trek I, X, XI oder XII), einem rasanten Weltraumspaziergang (wie z.B. in Star Trek X, XI oder XII) oder dem effektvollen Rammen eines anderen Schiffes (wie z.B. in Star Trek X oder XI) äußert.
Am Ende wird schließlich klar, dass in der neuen Serie ein blutiger Krieg das zentrale Thema sein wird, weswegen sich Discovery für Alt-Fans vor allem an Deep Space Nine wird messen lassen müssen. Da jedoch – ähnlich wie in der dritten Star-Trek-Serie – insbesondere politische Aspekte eine große Rolle zu spielen scheinen und die ersten beiden Folgen am Ende dialoglastiger daherkamen, als es die Trailer zuvor vermuten ließen, besteht Grund zur Hoffnung, dass dieses Thema weniger als bei J.J. Abrams' Interpretation von Star Trek der bloßen Action untergeordnet sein wird. Zudem wird mittels eines klassischen Cliffhangers ein deutliches Ausrufe-Zeichen für die garantierte Wiederaufnahme der vorgestellten Erzählstränge gesetzt.
Statt also 'Game of Thrones' zu kopieren, kann man die Bemühungen aller Beteiligten erkennen, ein eigenes Äquivalent zu schaffen, das sich einerseits nicht den Neuerungen moderner TV-Serien versperrt, aber andererseits auch seine Wurzeln nicht vergisst. Das erkennt man nicht zuletzt daran, dass ein fester Bestandteil Star Treks auch hier zu finden ist:
Die Moralität.



Die Moral von der Geschicht'.
Zugegebenerweise hat es mich zweimaliges Sehen und einen sehr langen Nachhauseweg gekostet, die tiefere Moral dieser ersten beiden Episoden zu erkennen.
Ein zentrales Zitat Sarek half mir schließlich:

"Große Einiger sind rar gesät und doch treten sie manchmal auf den Plan. Oft benötigen solche Anführer einen profunden Grund, um Unterstützer um sich zu scharren."

T’Kuvma ist kein geborener Einiger. Er ist jemand, der Freund (seine Untergebenen) und Feind (die etablierten klingonischen Häuser und die Sternenflotte) für seine Ziele manipuliert und instrumentalisiert, in dem er (anhand historischer Muster) genau abschätzt, in welchen Parametern sie handeln.
Nur einmal sind seine Pläne – ohne sein Wissen – in Gefahr, als nämlich Michael Burnham unter Berücksichtigung der blutigen Geschichte vulkanisch-klingonischer Erstkontakte – eine vom üblichen Sternenflotten-Schema abweichende Strategie entwirft. Doch ihr plötzlicher Ausbruch von Individualismus wird von den starren Hierarchien und Wertevorstellungen der Sternenflotte – so gut gemeint oder angemessen sie auch sind – verhindert, obwohl durch Burnhams Lösung weitaus mehr Leben geschont worden wären.
Gleich in seiner ersten Folge stellt Discovery damit zwei zentrale Star-Trek-Elemente in Frage:
Die hierarchische Organisation der Sternenflotte mit ihren starren Regeln, Moralvorstellungen und Verhaltenscodices und das utalitaristische Prinzip, das Spock einmal so schön mit den Worten "Das Wohl von vielen wiegt schwerer als das Wohl von wenigen oder eines Einzelnen." umschrieben hatte. Das ist sicherlich ganz schön harter Tobak für eine Serie im Geburtsstadium, aber definitiv ein schönes Comeback eines der spannendsten Merkmale der Franchise.


Der Konflikt mit dem Konflikt.
Der andere Zugang zu Star Trek bringt in Discovery auch den Bruch mit vormals ehernen Regeln mit sich. So ist zum Beispiel die große Roddenberry'sche Anweisung, Konflikte unter der Crew aus der Story herauszuhalten stets ein Dorn im Auge der Schreiberriege gewesen.
Immerhin leben die meisten Geschichten vorrangig von den Konflikten ihrer Figuren.
Dieser Bruch in Discovery ist schonungslos und brutal. Spätestens, wenn Georgiou einen Phaser auf Burnham richtet, ist auch der letzte Zweifel beseitigt, dass diese neue Serie Neuland betreten wird. Nun gab es sicherlich schon zuvor Konflikte innerhalb einer Star-Trek-Crew (und wieder erinnere ich an Deep Space Nine), aber in einer solchen Radikalität war dies noch nicht einmal bei Abrams zu sehen.
Das bringt durchaus eine gewisse Würze in die ersten beiden Folgen, aber es bleibt abzuwarten, ob man am Ende nicht den Wiedererkennungswert aushebelt, zumal dieses Verhalten eine Ausnahmesituation in der siebenjährigen gemeinsamen Dienstzeit von Georgiou und Burnham darstellte. Per se bot es aber eine erfrischende Neuerung, die Neugier erweckt, wie man solcherlei Konflikte künftig vermehrt schüren will.


Der Name der Rose.
Als ich den Titel "Das vulkanische Hallo" erstmals las, empfand ich ihn als dämlich und eines Star-Trek-Piloten unwürdig.
Doch nach Ansehen der ersten beiden Folgen entwickelte er sich – im Gegensatz zum etwas uninspirierten "Kampf beim Doppelstern" – zu einem meiner persönlichen Highlights, denn tatsächlich ist er mehr als nur ein Verweis auf die Geschichte der klingonisch-vulkanischen Diplomatie. Zusammen mit "Lebe lang und in Frieden." ist "Wir kommen in Frieden." nichts weiter als der Ausdruck einer vulkanisch-pazifistischen Grundidee, auf der die ganze Föderation basiert.
Und doch haben ausgerechnet die logischen Vulkanier einen praktischen Nutzen in der Anwendung von Gewalt gefunden! Michael Burnham als Brücke zwischen Vulkaniern und Menschen obliegt es scheinbar, diesen Widerspruch und die damit einhergehenden Probleme von Anfang an auf ihre Schultern zu laden.
Kein sehr schönes Begrüßungswort für Burnham, aber fraglos ein programmatisches Versprechen zu Beginn einer neuen Serie.
Bemerkenswert ist an dieser Stelle übrigens, dass der Erstkontakt zwischen Vulkaniern und Klingonen im Erdenjahr 2016 stattfand, also just zu jenem Zeitpunkt, als Star Trek fünfzig Jahre alt wurde.


Frische Infusion für den blassen Kanon.
Nach mehreren Jahren, in denen der Input für die Star-Trek-Wikipedia 'Memory Alpha' vor allem in Informationen aus den Abrams-Filmen bestand, die größtenteils in einem Paralleluniversum angesiedelt waren, erhält der offizielle Kanon endlich wieder neuen Input.
Dabei vollzieht Discovery eine Gratwanderung zwischen klassischem Star-Trek, Abrams-Trek, Enterprise und etwas völlig Neuem. Es versucht redlich, eine Brücke zwischen all diesen Elementen zu schlagen.
So erfahren wie viel Neues (z.B. über den  vulkanisch-klingonischen Erstkontakt, die Spezies der Kelpianer oder die vierundzwanzig großen Häuser der Klingonen), aber auch den ein oder anderen netten Anklang an frühere Serien und Filme (z.B. dass es auf Gamma Hydra eine Andorianerkolonie gibt, dass Vulkanier und Klingonen im H'atoria-System aufeinandertrafen oder dass auch in diesem Universum Vulkaniern in Schulungszentren Prüfungen ablegen).
Dazu gibt es eine Menge neuer Schiffe zu sehen (den Modellschiffversand Eaglemoss wird es freuen), unter denen Namen wie USS Shran, USS T‘Plana Hath oder USS Earhart ebenfalls Querbezüge zum Kanon bilden.
Ja selbst die klingonische Sprache wurde mit Discovery sicherlich in ihrem Wortschatz bereichert.
Daneben gibt es aber auch subtilere Anleihen. So überlistet Burnham in bester Kirk-Manier einen Computer und steht in schlechtester Kirk-Manier am Ende vor einem Kriegsgericht. Derlei Verweise kommen allerdings nicht – wie z.B. bei Seth MacFarlanes Orville – mit der Brechstange, sondern wirken weit weniger plump und augenfällig.
Darüber hinaus verleiht zumindest der TOS-Brücken-Sound dem Geschehen ebenso das richtige Star-Trek-Feeling wie die Verwendung der guten, alten Nummer siebenundvierzig
Und doch gibt es einige neue Zugänge, die in einem gewissen Kontrast zu Star Treks sauberem, anmutigen und professionellem Habitus stehen.
Manchmal klappt etwas bei den hochspezialisierten Sternenflottenoffizieren einfach nicht (z.B. dass das Bild eines versteckten Schiffes sofort angezeigt wird), weiß ein Crewmitglied eben keine Antwort auf die Frage seines Captains (z.B. Saru zum versteckten Schiff) und tatsächlich konnte man zwei Schiffe sehen, die mal nicht auf einer imaginären gemeinsamen Ebene des Raumes lagen, sondern schief im All zu hängen schienen.
Und obwohl es auch beim Kanon sicherlich den ein oder anderen Punkt zu bemängeln gibt, gibt es gleichermaßen auch einen Grund zur Hoffnung:
Nachdem im Internet bereits Bilder des Transporter-Raums den Unmut so mancher Fans auf sich zogen erfahren wir nun, dass es sich bei der 'lateralen Transporter-Technologie' um eine Art Brückenfossil zwischen Enterprise- und TOS-Beamen handelt, die geschickt das Dilemma des abweichenden Aussehens zum Original umgeht. Wenn Gleiches wenigstens ansatzweise mit den anderen Kanon-Ungereimtheiten passiert, könnte es gelingen, mit der Zeit auch konservativere Fans beschwichtigen zu können.


Kritikwürdige Aspekte.

Nosferatus Klingonen.
Vieles ist im Vorfeld ja bereits zum Aussehen der Klingonen gesagt worden. Nachdem im Vorgänger Enterprise so viel Energie darauf verwendet wurde mühselig zu erklären, wie das abweichende Aussehen der Kriegerspezies in der Originalserie zustande kam, findet man hier plötzlich allenthalben stirnwülstige Klingonen wieder, die es eigentlich nicht geben dürfte. Sie tragen Uniformen, die mit ihren Vorläufern und Nachfolgern nichts gemein haben, lassen Worfs so wild wallendes Haupthaar schmerzlich vermissen und brechen selbst mit ihren Schiffen aus dem traditionellen Designschema heraus. Von der Unsinnigkeit, die schützenden klingonischen Schlachtschiffe vor dem endgültigen Sieg fortzuschicken, fange ich besser nicht an zu reden, aber taktisch fragwürdig agierende Gegenspieler sind wohl ein ebenso ein geläufiges Bild bei Star Trek wie explodierende Konsolen (vergleiche dazu auch 'Kanon und Logiklöcher').
Im Laufe der ersten beiden Episoden gewöhnt man sich fraglos irgendwie daran, aber es fühlt sich spätestens zu Beginn des Abspanns wieder falsch an.
Zum anderen finde ich es prinzipiell ja wirklich toll, dass der klingonischen Sprache so viel Raum eingeräumt wurde wie noch nie zuvor. Das führt aber auch zu unangenehmen Längen, nervigen Untertitelfluten und reißt die Geschichte viel zu oft aus ihrem Fluss.
Noch mehr stört aber, dass den unendlich langen Ausführungen T‘Kuvmas jegliche Betonung, Intonation und vor allem Pathos fehlt, den z.B. General Chang der Sprache dereinst in "Das unentdeckte Land" verlieh. Chris Obis Klingonisch wirkt seelenlos auswendig gelernt, lustlos runtergerasselt und so einschläfernd wie das Rattern der Gleise auf einer Bahnfahrt durchs ländliche Brandenburg bei Nacht.
Am Ende bleiben ausgerechnet die Klingonen, die die Hauptlast der Kriegs-Handlung tragen, ein hausgemachter Schwachpunkt der Serie.


Design und Optik.
Es ist nicht alles doof. Ich möchte an dieser Stelle einmal explizit die schöne Kameraführung loben (z.B. aus All in Burnhams Zelle), die viel zur Ästhetik der einzelnen Szenen beiträgt.
Aber ansonsten setzt sich leider das schlechte Urteilsvermögen, das sich bereits in der Konzeption der Klingonen andeute, die auch in den Bereich Design und Optik fort.
 Zum einen liegt das daran, dass die Serie, die zehn Jahre vor der Originalserie (aber dreiundzwanzig Jahre nach Abspaltung der Kelvin-Zeitlinie) spielen soll, sehr stark an den Designvorstellungen J.J. Abrams orientiert ist. Nun ist natürlich jedem klar, dass man niemanden mehr mit Designs wie den bunten Knöpfen, grellen Pyjamas oder klingonischen Low-Budget-Make-Ups hinter dem Ofen hervorlocken kann.
Andererseits hat aber erst vor kurzem ein Fanprojekt namens Axanar gezeigt, dass man im gleichen Zeitraum angesiedelt sehr wohl ein ansprechendes, glaubwürdiges aber doch spürbar anderes Design anbringen kann.
Doch statt daraus zu lernen, klagte CBS den unliebsamen Konkurrenten lieber in Grund und Boden, bis es kaum mehr wiederzuerkennen war. Das hinterlässt natürlich ein 'Geschmäckle',  zumal sich Discovery insbesondere in puncto Schiffskonstruktion eine dicke Scheibe vom vermeintlichen Widersacher hätte abschneiden können.
So bleiben die Fans, für die das Design von Schiffen oftmals von zentraler Bedeutung ist, mit kantigen, klobigen und vor allem glanzlosen Schiffen zurück, die in ihrer Eleganz ein wenig an rostige Ostblock-Automobile der Marken Fiat Polski, Dacia oder Lada erinnern.
Diese absichtlich primitiver gestalteten Schiffe stehen wiederum in einem krassen Widerspruch zu den überaus modernen Displays, die auf ihnen benutzt werden. Überall lassen sich Touch-Funktionen finden, die eigentlich eher in die TNG-Ära und danach gehören. Am Ende wirkt dieser Gegensatz so aufgesetzt, als würde man z.B. ein gutes altes Nokia 3310 benutzen, um darauf 'Angry Birds' zu spielen.
Zum anderen setzt man noch immer auf unzählige Lens Flares, die nichts von ihrer Nervigkeit eingebüßt haben. Obgleich J.J. Abrams sich für ihre Verwendung längst entschuldigt hat, der dreizehnte Kinofilm auf ihren Einsatz größtenteils verzichtete und der Großteil von ihnen völlig unnötig ist, begleiten sie den Zuschauer durch die ersten beiden Folgen wie der Durchfall einen Ruhr-Patienten.
Das bedeutet im Gegenzug aber auch, dass der Rest der Serie erschreckend dunkel gehalten ist. Was normalerweise ein Anzeichen dafür ist, dass ein Fanfilm seine mangelnde Ausstattung kaschieren möchte wird hier zu einem fragwürdigen Stilmittel erhoben, das zu Folge hat, dass man mehr als einmal ungläubig seinen Monitorwinkel im festen Glauben daran verändert, ihn falsch eingestellt zu haben.
Außerdem verfügt Discovery über ein erschreckend konservatives Intro; zumindest aus musikalischer Warte. Immerhin ist der Vorspann, dessen Laufzeit in erster Linie von Einblendungen der erschreckend vielen beteiligten Produzenten (insgesamt stolze zwanzig Nennungen) geprägt ist, mit seinen Set-Skizzen, Blumenmotiven und der einzigen Sichtung der Discovery bis hierhin nett anzusehen.


Kanon und Logiklöcher.
In bester Star-Trek-Tradition scheut auch Discovery nicht davor zurück, gleich im Pilotfilm mit Kanon-Verletzungen und Logik-Löchern aufzuwarten.
Das beginnt schon mit der Eingangsszene, die trotz aller gegenteiligen Beteuerungen Burnhams und Georgious eine eindeutige Verletzung der obersten Direktive – dem zentralen Leitgedanken der Sternenflotte - darstellt. Ich hoffe inständig, dass dies kein Sinnbild für den weiteren Umgang mit dem Kanon war.
Aber bei Lichte besehen gab es eigentlich nur einen wirklichen Kanon-Bruch (neben dem bereits angesprochenen Klingonen-Aussehen):
So sind die verschiedenen Schiffe dieser Ära alle in der Lage, Holo-Kommunikation zu betreiben und direkt mit ihrem Gegenüber in Kontakt zu treten. Das erscheint insofern verwirrend, dass diese Technologie eigentlich erst viel später in der DS9-Episode "Für die Uniform" eingeführt wurde.
Alle anderen vermeintlichen Widersprüche können mit Gegenbeispielen locker widerlegt werden.
Klingonen können sich nicht tarnen?
Ihre Schiffe taten dies zwar in der Originalserie nicht, aber es wurde auch niemals behauptet, dass sie nicht dazu in der Lage wären. Immerhin wundert sich im dritten Kinofilm niemand, dass die Kriegerrasse dazu 'plötzlich' in der Lage ist.
Michael Burnham beherrscht den vulkanischen Nervengriff?
Entgegen weitläufiger Ansichten unter Fans ist dieses Verfahren keine explizit vulkanische Spezialität. So sehen wir sowohl Data in "Wiedervereinigung?", als auch Odo in "Das verlorene Paradies", Picard in "In der Hand von Terroristen", Archer in "Kir‘Shara", Seven of Nine in "Der schwarze Vogel" und Gary Seven in "Ein Planet genannt Erde" bei der Durchführung dieses Manövers. Immerhin würde Burnhams fehlende vulkanische Stärke erklären, warum Georgiou nur vergleichsweise kurzzeitig außer Gefecht gesetzt blieb.
Sarek kann über Lichtjahre hinaus mit Burnham kommunizieren?
Die Möglichkeit für solche Katra-Ferngespräche besteht tatsächlich. Schließlich konnte Spock den Tod seiner spitzohrigen Landsleute auf der USS Intrepid in "Die Weltraum-Amöbe" sogar ohne vorherige Gedankenverschmelzung über Lichtjahre hinweg spüren.
Sind Meutereien in der Sternenflotte vor der Originalserie nicht ausgeschlossen?
Zwar fällt eine solche Behauptung tatsächlich in einem Gespräch zwischen Spock und Chekov in "Das Spinnennetz", aber bereits Kirks Vorbild Garth von Izar wurde von einer meuternden Crew seines Kommandos enthoben.
Warum gibt es vor Data schon einen Roboter?
Anhand des schmerzerfüllten Schreis des Brückenmitgliedes der Shenzou und der Tatsache, dass die Hände eindeutig menschlich sind, gehe ich eher davon aus, dass es sich um einen Cyborg oder einen Mensch mit Maske handelte.
Ist der Körper eines verstorbenen klingonischen Kriegers nicht nur eine wertlose Hülle?
Rein prinzipiell schon, aber bereits die Erwähnung von klingonischen Mummifizierungsglyphen im vierten Star-Trek-Kinofilm weist darauf hin, dass es auch anderen Praktiken im Umgang mit den Toten auf Qo'noS gab.
Während vieler dieser vermeintlichen Widersprüche also leicht aufzulösen sind, bzw. anderweitig erklärt werden können, gibt es noch einige Logiklöcher wie diese:
So zum Beispiel spottet Sareks Behauptung, man könne nach wenigen Minuten im halben Quadranten den Schein des Klingonenschiffes sehen, völlig dem Konzept der Lichtgeschwindigkeit. Und auch der Albino Voq hat ein merkwürdiges Schmerzempfinden, wenn er problemlos seine Hand ins Feuer hält, aber nicht minder problemlos überwunden werden kann, als Burnham ihn mit dem Fingernagel unter's Auge piekt…


Übersetzung.
Die Übersetzung ist größtenteils gut gelungen, auch wenn es insbesondere zu Beginn schwierig war, die Stimmen von Georgiou und Burnham auseinanderzuhalten. Man wird sich wohl endgültig damit abfinden müssen, dass der Begriff 'Ensign' (seit Enterprise) den Begriff 'Fähnrich' (seit TNG) abgelöst hat. Hoffen wir, dass "mein Katra" dahingehend nur ein einmaliger Ausrutscher war und dieses Wort seinen ursprünglich weiblichen Artikel (seit Star Trek III) beim nächsten Mal wieder zurückerhält.
Besonders angenehm fiel übrigens der Versuch aus, so ziemlich zum ersten Mal in der Geschichte Star Treks vorsichtig mit Duzen und Siezen zu experimentieren. Tatsächlich war es so gut eingesetzt, dass es mir beim ersten Sehen gar nicht aufgefallen war.
Die an sich schlüssige Idee, zum besseren Verständnis die deutsche Untertitelspur zu verwenden, fiel hingegen desaströs aus. Selten stimmten sie  mit dem Gesagten überein, ließen gern Eigennamen unter den Tisch fallen und wirkten streckenweise so fürchterlich übertragen, dass man das Gefühl bekommen konnte, dass hier ein unmotivierter Praktikant dazu vordonnert wurde, die deutschen Dialoge durch Google Translate zu jagen. Hinzu kommt, dass sich haarsträubende Fehler wie z.B. "Befehl 1" statt "oberste Direktive", "Taktik Team" statt "taktische Konsole" und "zum Qo’noS" statt "nach Qo'noS" eingeschlichen haben.
Da lohnt es sich wahrscheinlich eher, die ebenfalls bei Netflix verfügbaren klingonischen Untertitel zu verwenden, denn die wurden wenigsten von Star-Trek-Fans verfasst (tatsächlich sogar von einem uns bestens bekannten Experten; sie stammen nämlich aus der Feder von Lieven Litaer).



Fazit.
Es ist nicht alles Gold was glänzt.
Die Klingonen in Discovery sind ein offener Affront gegen die Alt-Fans und nehmen in ihrer Umsetzung viel zu viel vom Tempo aus der neuen Star-Trek-Serie. Optisch bricht Discovery mit der Chronologie Star-Treks und beruft sich ausgerechnet auf Stilelemente, die selbst J.J. Abrams einmal als Fehler bezeichnete. Hinzu kommen Kanon-Fehler, Logik-Löcher und zumindest einige Entscheidungen, die man als fragwürdig bezeichnen kann.
Doch auch Silber versteht durchaus zu glänzen.
Sicher, Discovery ist keinesfalls 'das Game of Thrones der Star Trek-Franchise', aber der Pilot vereint alle Elemente in sich, die man für eine traditionelle Star-Trek-Einführungsfolge braucht:
Angefangen von einer Schar vielversprechender Charaktere über eine stabile Handlung bis hin zur unverzichtbaren Moralität.
Daneben greift es gleichsam eine Vielzahl erzählerischer Neuerungen wie offen ausgetragene Figurenkonflikte, den Tod von Hauptcharakteren oder ein erst am Ende erkennbares Gesamtbild auf, die diese Serie in die Zukunft katapultieren.
Discovery gelingt am Ende trotz des ein oder anderen Haltungsfehlers der schwierige Drahtseilakt zwischen menschlicher Impulsivität und vulkanischer Logik, Kanon und Neuland sowie Tradition und Moderne zu meistern.
Man darf zu Recht gespannt sein, was in den kommenden Wochen nachgeliefert werden wird, aber eines ist sicher:
Wir leben in einer großartigen und vor allem spannenden Zeit für Star-Trek-Fans…

Bewertung.





Ein stabiles Fundament für zukünftige Aufbauten.

Schluss.
Ich hatte das große Vergnügen, den Serienstart zusammen mit Freunden, Tafelrundenmitgliedern und anderen Gleichgesinnten erleben zukönnen, was mir die Gelegenheit gab, ein größeres Stimmungsbild (anhand der von mir verwendeten Skala) einzufangen. Von den vierundsechzig Abstimmenden vergab niemand null oder nur einen Punkt. Im Gegenzug war aber auch nur eine Person bereit, die volle Punktzahl zu geben. Drei Stimmberechtigte vergaben lediglich zwei und sieben von ihnen drei Sternenflottendeltas. Die überwiegende Mehrheit hingegen vereinte sich auf vier (dreißig Personen) bzw. fünf Punkte (dreiundzwanzig Personen). Die überwiegende Mehrheit stimmte also meinem eigenen Urteil bereits an diesem tollen und denkwürdigen Abend zu.




Denkwürdige Zitate.


"Wir kommen in Frieden."
T’Kuvma, Michael Burnham und Philippa Georgiou

"Sie fällen ein Urteil weil sie etwas sehen das sie nicht verstehen."
Burnham zu Saru

"Das einzige Wort, das es angemessen beschreibt, ist 'wow'."
Michael Burnham

"Es wäre unklug, Rasse und Kultur zu verwechseln."
Micheal Burnham

"Die Sternenflotte schießt nicht zuerst."
Philippa Georgiou

"Benimm Dich."
Sarek

"Warum kämpfen wir? Wir sind die Sternenflotte! Wir sind Forscher, keine Soldaten!"
Danby Connor


Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Sonntag, 7. Mai 2017

Rückblick: Comicmesse April 2017 in Berlin

Es ist zwar nun schon knapp einen Monat her, aber natürlich wollen wir Euch noch unsere Eindrücke von der letzten Comicmesse im ehrwürdigen Berliner Hotel "Ellington" schildern. Und ja, dass Hotel heißt "Eddington", benannt nach einen gewissen Michael Eddington aus der Star-Trek-Serie DSN, und nicht etwa wie immer wieder behauptet wird, Hotel Ellington, so, da habt Ihr es, pasta! bb
Wir haben nicht mitgezählt, aber es dürfte wohl neben der FedCon die regelmäßig stattfindende Veranstaltung sein, die wir am häufigsten besucht haben. Und da ein in diesem Jahr die Schreiber dieses Blogs der fedCon fern bleiben werden, ist es uns ein dringendes Bedürfnis, zumindest über die Veranstaltungen in unserer region zu berichten. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja trotzdem auch 2017 einen kleinen Erlebnisbericht zur FedCon, schließlich werden unsere Freunde von der USS K'Ehleyr und den Fangruppen Euderion und Euderion-Invinity nach unserem Wissen der Veranstaltung ihre Aufwartung machen.
Der RBB-Abendschau war die Messe ein bericht wert!
Aber zurück zur Comicmesse, welche am 2.April 2017 wieder zahlreiche Comicfans von nah und fern anzog. Augenscheinlich war der Besucheransturm allerdings nicht so heftig wie bei der letzten Veranstaltung (wir berichteten). Beim Blick in den Händlersaal fielen uns nicht nur weniger Händlertische auf, nein, es war auch weniger Gedränge in den Reihen. Schöner Nebeneffekt war dann, dass man sich mehr Zeit nehemen konnte die angebotenen Waren zu durchstöbern. Und so konnten wir dann doch tatsächlich wieder einige Kostbarkeiten entdecken!


Bewährt hat sich scheinbar das Begleitprogramm zum Händlerangebot. Aus unserer Sicht zwar immer noch etwas zu stiefmütterlich behandelt, aber es ist der richtige Weg! Sieht man doch auf anderen ähnlichen veranstaltungen wie der GermanComicCon und der gerade an diesem Wochenende stattgefunden ComicInvasion Berlin, dass die Konkurenz groß ist und genau mit solchen "Begleitprogrammen" zu punkten wissen. Nun gut, die ComicCon hat eherr die Comics als Begleitprogramm und die Stars, Sternchen und (Selbst-) Darsteller rücken dort in den Vordergrund.
Ein Zeichner aus dem starwars-univerum gab sich die Ehre, Davidé Fabbri
Star Trek war wieder mal in Form von Merchandise vertreten
Das wahre Gesicht der Tribbels!
Im Mittelpunkt standen natürlich wieder die Zeichner:
  • Davidé Fabbri (Star Wars u. a.)
  • Jasmin Puschacher (alias "Nightmaker")
  • Michael Vogt (neue Alben Mark Brandis und El Jugador)
  • Marc Robert (Texorcist)
  • Rainer Engel (Captain Berlin)
  • Tomppa (Engel) 
  • Otomo-San (Projekt Hentai Compilation)
  • Susanne Dorn (Min-rotic Art, Patreon, Lego-Magazin)
  • Anne Pogoda (Darktownart)
  • Danton (Coffee in Berlin)
  • Alex Durent (Hentai Compilation)
Einen sehr guten Eindruck hat auf uns die Berliner Künstlerin Sophia mit ihren Label Pauw-Pauw-Products hinterlassen. Diese verwendet alte original Comics um daraus dann verschiedene coole Produkte zu machen, schaut einfach mal auf ihrer Homepage nach!

Samstag, 16. Mai 2015

Zum Todestag Jim Hensons - Wie viel Star Trek steckt eigentlich in den Muppets?

Für den Mann, dessen Wirken mich so sehr beeindruckt hat wie Gene Roddenberry 
und für Hans Ötzthaler, den größten Henson-Fan, den ich persönlich kenne


 

Vor fünfundzwanzig Jahren verstarb einer der großartigsten Künstler der amerikanischen Film- und Fernsehgeschichte: James Maury „Jim“ Henson – der Erfinder der Muppets. Er hinterließ ein Puppenfigurenimperium, das über Serien von „Sesamstraße“ über „Die Fraggles“ bis hin zu „Die Muppet Show“ und Filme wie „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“, „Muppets aus dem All“ oder „Die Muppets Schatzinsel“ reichten. Daneben war er in Projekte wie „Der dunkle Kristall“, „Labyrinth“, „Farscape“, „Die Dinos“ oder „Der Bär im großen blauen Haus“ involviert und selbst Figuren wie „Yoda“ oder „Die Turtles“ gehen im Endeffekt auf seine Arbeiten zurück.

Bildquelle: muppets.wikia.com
Knapp anderthalb Jahre nach Hensons Tod verstarb mit Gene Roddenberry der Erfinder Star Treks und es bietet sich an dieser Stelle an, das Werk beider miteinander zu vergleichen, denn auch Roddenberry schuf ein abgeschlossenes Universum aus verschiedenen Serien und Filmen.
Doch während an dieser Stelle gern einmal die Frage steht, was jemand wie Jim Henson überhaupt jemals für Star Trek getan hat, muss die Frage dieses mal tatsächlich anders herum gestellt werden, wie ein Blick in den Artikel „Star Trek“ beim Muppets-Wikia-Projekt beweist.

Bildquelle: muppet.wikia.com
Beginnen muss eine solche Auflistung auf jeden Fall mit der Beverly-Crusher-Darstellerin Gates McFadden, denn bevor sie als Ärztin und Mutter des meistgehassten Fähnrichs ehrenhalber zu sehen war, arbeitete McFadden als Tänzerin (wie man etwa in „Datas Tag" erahnen kann), Choreographin und Puppenspielerin. Sie war unter anderem in „Labyrinth“, „Dreamchild“ und „Der dunkle Kristall“ für die Bewegungsabläufe der verschiedenen Puppen zuständig und im Kinostreifen „Die Muppets erobern Manhattan“ kann man sie sogar in einem ihrer seltenen Prä-Star-Trek-Auftritte sehen, auch wenn ihre Rolle als Sekretärin nur einige wenige Einstellungen währte.


Aber McFadden war beileibe nicht der einzige Star-Trek-Darsteller, der mit Jim Hensons Schöpfungen zusammen vor der Kamera stand. So waren William Shatner, George Takei oder Leonard Nimoy in „Muppets Tonight“ zu sehen, während sich Schauspielkollegen wie Patrick Stewart, LeVar Burton oder Zoe Saldana zum Flanieren auf die „Sesamstraße“ begaben. Daneben fanden auch Gaststars wie Whoopi Goldberg, F. Murray Abraham oder Kirk Thatcher in beiden Universen Aufnahme.

Bildquelle: muppet.wikia.com

Abgesehen von diesen tatsächlich sichtbaren Akteuren gab es darüber hinaus noch eine ganze Reihe an Schauspielern, deren Gastspiel im Henson-Imperium allein auf die Ohren beschränkt war. So liehen etwa Robert Picardo, Michael Dorn oder Suzie Plackson in „Die Dinos“ mehreren Charakteren ihre markanten Stimmen. Unter den vielen deutschen Synchronsprechern, die sowohl in Muppets- als auch im Star-Trek-Gefilden unterwegs waren, ist hingegen Rainer Schöne sicherlich der bekannteste. Der deutsche Schauspieler, dereinst als Esoqq in „Versuchskaninchen“ zu und auf der NCC-1701-C sehen, verlieh bereits in den Siebzigern John Cleese seine Stimme für dessen Auftritt in der „Muppet Show“.


Die wahren Prunkstücke der vielfältigen Beziehungen der Muppets zu Star Trek bilden allerdings nicht die Auftritte verschiedener Schauspieler, sondern die zahllreichen Anspielungen auf Star Trek, die sich im Laufe der vielen Jahre in der „Muppet Show“, der „Sesamstraße“ oder den „Muppet Babies“ ansammelten.


So gibt es einen „CapTen Kirk“ in der Sesamstraße, der Kindern hilft, bis zur „zehn“ zu zählen. Der beliebte Charakter Beaker gab in „Die Muppets Tonight“ zu Protokoll, ein Trekkie zu sein. Und mindestens ein Tafelrundenmitglied ist im Besitz eines T-Shirts, auf dem Ernie in Star-Trek-Uniform eine einigermaßen eindeutige Handgeste vollführt.

Bildquelle: muppet.wikia.com
Aber vor allem Showeinlagen wie „Spaceship Surprise“, „Schweine im Weltall“ und „Deep Space Schwein: Schweine im Weltraum“ erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit unter den Fans, die gern von einer Franchise zu anderen lunschen, den viele der Anspielungen lassen sich nur als liebevolle Hommage an das Lebenswerk Gene Roddenberrys verstehen.



Doch wie wurde im Gegenzug bei Star Trek der Muppets gedacht? Hat man den quirligen Puppen Jum Hensons auf ähnliche Weise seinen Respekt erwiesen? Was hat Star Trek je für die Muppets getan?

Die traurige Antwort ist: Viel zu wenig.

Zum einen hält sich zwar hartnäckig das Gerücht, man könne in einer Einstellung aus dem ersten Star-Trek-Kinofilm Gonzo als Darth Vader und Miss Piggy sehen, doch spätestens seit der digitalen Aufbereitung des Materials hat sich diese Vermutung als Legende entpuppt.


Zudem sind einige Muppets Charaktere in den Stammbaum Clare Raymonds aufgeführt, die Deanna Troi der Frau aus dem 20. Jahrhundert in „Die Neutrale Zone“ zeigt. Allerdings wurden diese Nennungen nur in Schriftform aufgenommen und sind selbst in der Remastered-Version TNGs beim besten Willen kaum zu erkennen.


Ja selbst mit dem großen Vermächtnis Jim Hensons, der Arbeit mit Puppen, tut sich Star Trek bis heute schwer. Eine der wenigen Ausnahmen bildet bis heute der scherzhaft als „Fifi Rebozo“ bezeichnete klingonische Eidechsenhund aus „Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock“, dem man zumindest eine seelische Verwandtschaft zu den Figuren Hensons attestieren kann.


Die Qualität und Quantität von spannenden Puppen als unterstützendes Element innerhalb einer Serie (wie etwa bei der ebenfalls von der Henson Company betreuten Serie „Farscape“ zu sehen) sucht man bei Star Trek allerdings vergebens.
Wie man also unschwer erkennen kann, gibt es ein großes Ungleichgewicht zwischen den Star-Trek-Bezügen auf der Muppets-Seite einerseits und den Muppet-Bezügen andererseits. Hier gibt es noch deutlich Luft nach oben und es bleibt zu hoffen, dass eine potentielle Star-Trek-Serie in den nächsten Jahren dieses Ungleichgewicht auflösen kann. Und wer weiß, vielleicht gelingt es ja sogar, die Fantasie der Fernsehzuschauer mit der ein oder anderen Puppe zu beflügeln – denn Hand auf's Herz: Besser als eine lieblose CGI oder ein frisierter Hund mit Antennen und Hörnern wäre solch ein Einsatz eines Muppet-Cousins auf jeden Fall.

Sonntag, 3. Mai 2015

How Old Do I Look? Die Star Trek Edition

Zu den weniger guten Ideen, auf die ein Mann im Leben kommen kann, zählt der von vornherein zum Scheitern verurteilte Versuch, das Alter einer Frau zu schätzen. Weil wir aber in einer Zeit leben, in der die wirklich unangenehmen Dinge im Leben (das umständliche Recherchieren in staubigen Nachschlagewerken, Erotikfilme in einer Videothek ausleihen oder der die Pflege sozialer Beziehungen mit anderen Menschen) mehr und mehr vom Internet übernommen werden, obliegt es in dieser Stunde der Tafelrunde, die frohe Kunde zu verbreiten, dass es endlich auch für das Problem der Alterseinschätzung eine Online-Lösung gibt.


Doch dieses Outsourcing hat auch seine Schattenseiten, wie ein Praxistest mit dem Microsoft-Gadget „how-old.net“ zeigt: Nachdem bereits das Internetportal cheezburger.com die grundlegenden Fähigkeiten des Dienstes kritisch auf die Probe stellte, ging die Seite nun sogar noch einen Schritt weiter und unternahm den Versuch, anhand der Erkennungssoftware das Alter von Game-of-Thrones-Charakteren zu ermitteln. 


Nun ist George R. R. MartinsGame of Thrones“ zweifelsohne im Moment unumstrittener Gegenstand des breiten öffentlichen Interesses, doch mit knapp fünfzig bislang abgedrehten Episoden kommt das Fantasy-Spektakel bei weitem nicht an die illustre Vielzahl von Star-Trek-Folgen und -Filmen heran. Aus diesem Grund liegt es nun nahe, die gleiche Prozedur auch mit dem reichhaltigen Material durchzuführen, dass die verschiedenen Rollen der Originalserie, der Kinofilme, der Next Generation, Deep Space Nine, Voyager oder Enterprise bieten.


Diesem Artikel liegt eine lange Nacht des Autoren zugrunde, in der er sich der überaus unterhaltsamen Aufgabe widmete, etwa hundert Screenshots in die Indentifizierungsmaske von „how-old.net“ einzupflegen, um schließlich Screenshots der fehlerhaftesten Antworten zu fabrizieren. Auf diese Weise lassen sich Fragen beantworten, die den Fans schon seit Jahren unter den Fingernägeln brennen:

Lässt etwa Frakes' Bart seinen Charakter Wil Riker älter und gereifter wirken?

Der bartlose Frakes (35) im TNG-Pilotfilm
'Growing a Beard': Frakes (36) in der zweiten Staffel TNG
Der wiederum bartlose Frakes (46) im neunten Kinofilm

Was macht eigentlich älter, gut oder böse zu sein?

Der 'böse' Kirk aus "Kirk:2=?"

Der 'gute' Kirk aus "Kirk:2=?"
Hatte Avery Brooks' Frisurenevolution auch einen Einfluss auf das Alter seiner Rolle?

Avery Brooks (45) zu Beginn der zweiten Staffel DS9
Brooks fünf Jahre später
Weil das Material am Ende jedoch so zahlreich war, dass es sich nicht mehr in einen einzigen Artikel pressen lassen würde und auch nicht so ergiebig scheint, dass man daraus mehr als einen Beitrag zaubern müsste, präsentiert die Star-Trek-Tafelrunde „Hermann Darnell“ Potsdam-Babelsberg an dieser Stelle die Top Twenty der fragwürdigsten Schätzungen:

#20 Garak


So wirklich jung war Andrew Robinson eigentlich nicht mehr, als er mit Garak einen der beliebtesten DS9-Charaktere verkörperte. Dennoch war er mit damals 52 Jahren immer noch jünger, als "How-old.net" es im zutraut.

#19 B'Elanna Torres


Natürlich hängt der "47" innerhalb des Star-Trek-Universums ein gewisser Glanz an, aber dennoch dürfte sich Roxann Biggs-Dawson nicht unbedingt allzu glücklich mit dieser Einschätzung fühlen. Damals zählte sie nämlich mit lediglich 37 Lenzen zehn Jahre weniger, als der Algorithmus es ihr zugesteht.

#18 Der Große Nagus Zek

Eigentlich ist diese Überschrift fehlerhaft, denn wie alt das finanzielle Oberhaupt der Ferengi-Gesellschaft ist, vermag die Software trotz mehrerer Anläufe nicht zu ergründen. Dafür lüftet sie ein anderes Geheimnis: Sein zepterartiger Wanderstab ist scheinbar 37 Jahre alt.


#17 Uhura


Auch die damals 34jährige Nichelle Nichols kommt bei der Alterserkennung nicht unbedingt besser weg als ihre Schauspielkollegin Roxann Biggs-Dawson. Dumm nur, dass Nichols zum Zeitpunkt dieses Screenshots ganze dreizehn Jahre Rückstand auf die magische '47' hatte.

#16 Naomi Wildman


Während man bei Erwachsenen vielleicht noch entfernt Verständnis aufbringen kann, dass sich so eine seelenlose Maschine bei der Altersberechnung schonmal irren kann, gilt eine entsprechende Entschuldigung bei Kindern nicht im gleichen Maß. Schließlich sind die kleinen Racker bereits an ihrer geringen Körpergröße einfacher einzuordnen. Wie bei der neunjährigen Scarlett Pomers jedenfalls eine Abweichung von knapp 22 Jahren entstehen kann, dürfte wohl noch nicht einmal mit diesem ratlosen Gesichtsausdruck erklärt werden.

#15 Shinzon


Der von Tom Hardy (damals 25 Jahre alt) im zehnten Kinofilm "Nemesis" porträtierte Shinzon dürfte in etwa so alt gewesen sein, wie sein Darsteller. Und selbst wenn man den Angaben Michael Jan Friedman aus "Tod im Winter" Glauben schenkt, die die DNA-Entnahme auf 2348 festlegt, kommt man noch immer auf ein niedrigeres Alter als "How-old.net". 

#14 Gul Dukat


Auch Marc Alaimo war zu Zeiten dieses Screenshots bereits 54 Jahre alt, doch noch immer weit davon entfernt, die beschriebenen 71 Lenzen zu erreichen, die ihm hier zugebilligt werden. Vielleicht liegt das fortgeschrittene Alter ja auch an der schweren cardassianischen Maske, unter der Alaimo als auch Andrew Robinson ihre Auftritte absolvierten. 

#13 Nog


Aron Eisenberg war kein Kinderdarsteller, auch wenn er den sehr jungen Nog spielte. Nog, zum Zeitpunkt dieses Fotos etwa 22 Jahre alt, wurde von einem 29jährigen Schauspieler verkörpert...

#12 Pavel Chekov aus der alternativen Zeitlinie 


Vor einem ähnlichen Problem steht auch die Neuauflage Chekovs: Laut Eigenangabe des blutjungen Fähnrichs soll er im ersten Abrams-Kinofilm siebzehn Jahre alt sein, während Darsteller Anton Yelchin ähnlich überschaubare zwanzig Jahre auf dem noch jugendlichen Buckel hatte. Das Schicksal der Altersunsicherheit teilt er übrigens mit seinem Vorbild, denn auch der damals 23jährige Charakter wurde zwar von einem 31jährigen Schauspieler gespielt, aber dennoch von "How-old.net" für deutlich älter befunden.


#11 Quark


Es scheint das traurige Schicksal von Ferengidarstellern zu sein, mit ihrer Maske entweder gar nicht oder als deutlich zu alt erkannt zu werden. Armin Shimerman jedenfalls war gerade einmal 45, als dieses Bild entstand. 
#10 Odo


Als einziger Darsteller, der sich geschmeichelt fühlen dürfte, kann René Auberjonois ins Feld geführt werden, denn den damals 56 Jahre alten Nachfahren Napoleons sieht das Programm als nur halb so alt an.

#09 Jake Sisko


Cirroc Lofton war trotz seiner damals 18 Jahre einer der  jüngsten Star-Trek-Hauptdarsteller überhaupt. Davon weiß natürlich das Programm nichts und verdoppelt das Alter des Sohnes von Bejamin Sisko.

#08 O'Brien


Zarte 34 Jahre alt war Colm Meaney bei seinem ersten Star-Trek-Auftritt im TNG-Pilotfilm - diese gehässige Fehleinschätzung hat der heute 62jährige sicherlich nicht verdient.

#07 Icheb

 
Mit 22 Jahren war auch Manu Intiraymi alias Icheb noch lange kein Senior unter den Stammkräften der fünften Star-Trek-Serie "Voyager" - auch wenn uns "how-old.net" etwas anderes glauben lassen will.

#06 Worf

Im TNG-Pilotfilm war Worf-Darsteller Michael Dorn gerade einmal 36, wurde aber mit der Klingonen-Maske für deutlich älter gehalten:


Doch wer dachte, dass es danach nicht viel schlimmer kommen könnte, sieht sich noch in der selben Staffel getäuscht:


#05 Spock

Bereits im allerersten Star-Trek-Pilotfilm "Der Käfig" war der damals 33Jährige Leonard Nimoy als Vulkanier Spock zu sehen, auch wenn "how-old.net" sein Alter etwas höher ansetzt:


In der zwei Jahre später laufenden Serie hingegen verjüngt die Software Nimoy hingegen deutlich:


Außer natürlich seine Parallel-Universumsversion, die wahrscheinlich ob seines Bartwuchses so ungleich älter wirkte:


Aber nicht nur im Spiegeluniversum, sondern auch in J.J. Abrams' alternativer Zeitlinie lässt sich ein deutlicher Altersunterschied zwischen Zachary Quinto (36) und seinem Charakter feststellen:


#04 Scotty aus der alternativen Zeitlinie


Und wo wir gerade thematisch bei Abrams sind: Auch Simon Pegg, der Darsteller dieser Variante Montgomery Scotts zählte während des elften Kinofilms nicht mehr als 39 Jahre. Doch auch hier ist das Programm anderer Ansicht und vergibt noch einen großzügigen Zuschlag.

 #03 Deanna Troi


Ganz besonders ungerecht erwischte es ausgerechnet Marina Sirtis, der es in den Augen des Verfassers im TNG-Pilotfilm gelang, noch jünger als ihre damaligen 32 Jahre auszusehen. Aber die Website kennt kein Erbarmen und dichtet der Schauspielerin noch ein paar Lenzen dazu...

#02 Martok


 Den ungebrochenen Rekord für den am ältesten geschätzten Darsteller darf wohl J.G. Hertzler für sich beanspruchen. Damals gerade einmal 48 Jahre alt, schätzte ihn das Programm für älter ein, als die kürzlich verstorbene älteste Frau der Welt.

#01 Wesley Crusher


Vielleicht mutet es nach all diesen Nominierungen etwas merkwürdig an, ausgerechnet Wil Wheaton an oberster Stelle zu finden, obgleich sich das "how-old.net" 'nur' um zwölf Jahre geirrt hat. Nein, das Interessante am Wesley-Crusher-Foto ist, dass hier der einzige Fall vorliegt, in dem nicht nur das Alter, sondern auch das Geschlecht falsch bestimmt wurde. Kein Wunder also, dass sich Wheaton später einen Bart wachsen ließ...


Soweit zu unserer Bestenliste. Wir können Euch nur empfehlen, "how-old.net" selbst einmal mit eigenen Bildern oder Screenshots aus Star Trek oder anderen Serien und Filmen auszuprobieren. Wenn Euch noch ein Screenshot gelingt, der gut in diese Auflistung passen würde, scheut Euch nicht, uns den zu schicken!