Widmung.
Diese Rezension ist allen Mitgliedern der Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" gewidmet. Danke, ohne Euch wäre diese Rezension vierundzwanzig Stunden früher erschienen.
Spoilerwarnung.
Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Es gibt Gezeiten…" die zwölfte Folge der dritten Staffel von "Star Trek: Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Episoden bereits gesehen hat.
Einleitung.
Für die paar wenigen Leser, die es noch nicht gehört haben: Das war (wenn man "Der Käfig" miteinrechnet) die achthundertste Folge Star Trek!
Zum Glück hatte Benjamin Stöwe als Synchronsprecher Hugh Culbers in dieser Folge nichts zu tun und dadurch Zeit, in seinem Social-Media-Feed eine Auflistung der bisherigen dreistelligen Meilensteine zu verbreiten (was mir an dieser Stelle erspart, selbst nachzuzählen).
Zu dieser Gelegenheit lässt sich feststellen, dass die fragwürdige Auszeichnung eine Jubiläumsfolge zu markieren, nicht zwangsläufig auch gleich ein Qualitätsmerkmal sein muss.
So begründet mit "Kulkulkan – der Mächtige" ausgerechnet eine TAS-Episode den ersten Hundert-Folgen-Schritt und auch wenn man an dieser Stelle sagen kann, dass diese Folge sicherlich nicht zu den schlechtesten der Serie gehört, kann man sie andererseits aber auch nicht ohne schlechtes Gewissen in den Reigen der besseren aufnehmen.
Die zweihundertste Folge, die TNG-Episode "Gefangen in der Vergangenheit", hat zwar mit Q einen prominenten Fürsprecher, aber sowohl der Vorgänger "Die Reise ins Ungewisse" als auch der Nachfolger "Das Standgericht" wären qualitativ eine deutlich bessere Wahl gewesen.
Die Ehre der dreihundertsten Folge oblag Deep Space Nine, wo sich übrigens die meisten Jubiläumsepisoden tummeln. "Rivalen" allerdings hatte sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert, blieb aber am Ende noch alberner als "Gefangen in der Vergangenheit".
Ungleich besser fiel der vierhundertste Vertreter "Zu neuer Würde" aus, der dem Serien-Bösewicht Gul Dukat zusätzliche Tiefe verlieh und Damars ersten Auftritt in der Serie ermöglichte. Ihn würde ich als ersten 'würdigen' Höhepunkt listen wollen.
Auch die fünfhundertste Folge zählt zu den denkwürdigeren Star-Trek-Vertretern. In "Flaschenpost" muss das MHN der Voyager den Prototyp eines Sternenflottenkampfschiffes vor den Romulanern retten.
Die sechshundertste Folge hingegen ist gemäß dem IMDB-Ranking die zweitschlechteste DS9-Episode überhaupt und selbst wenn man die Serie mag, muss man doch zugeben, dass "Die Muse" sicherlich nicht zu den erinnerungswürdigsten Momenten der sieben Staffeln zählte.
Den bisherigen Abschluss bot die Enterprise-Folge "Die Vergessenen", die – dramatisch im Xindi-Handlungsbogen eingebettet – ebenfalls nur wenig Anlass bot, sie als siebenhundertste Episode sonderlich groß zu feiern.
Nun schickt sich also "Es gibt Gezeiten..." an, nach einem längeren Dornröschen-Schlaf der Franchise und immerhin fünf Staffeln der neuen Star-Trek-Serien-Welle (die Staffellänge der alten Serien ist wirklich etwas, was ich sehr vermisse) das Achthundert-Folgen-Jubiläum zu zelebrieren wie wir früher Sylvester.
Doch wie gesehen ist es nicht unbedingt ein gutes Omen, diesem Ehrentitel zu tragen. Kann diese Folge dem langen Schatten seiner Vorgänger entfliehen?
Wird es am Ende eine Folge wie "Zu neuer Würde" oder "Flaschenpost", an die sich die Fans gern erinnern oder bleibt sie dem Trend treu, den "Die Muse" und "Die Vergessenen" im Vorfeld begründet haben?
Zum Glück hatte Benjamin Stöwe als Synchronsprecher Hugh Culbers in dieser Folge nichts zu tun und dadurch Zeit, in seinem Social-Media-Feed eine Auflistung der bisherigen dreistelligen Meilensteine zu verbreiten (was mir an dieser Stelle erspart, selbst nachzuzählen).
Zu dieser Gelegenheit lässt sich feststellen, dass die fragwürdige Auszeichnung eine Jubiläumsfolge zu markieren, nicht zwangsläufig auch gleich ein Qualitätsmerkmal sein muss.
So begründet mit "Kulkulkan – der Mächtige" ausgerechnet eine TAS-Episode den ersten Hundert-Folgen-Schritt und auch wenn man an dieser Stelle sagen kann, dass diese Folge sicherlich nicht zu den schlechtesten der Serie gehört, kann man sie andererseits aber auch nicht ohne schlechtes Gewissen in den Reigen der besseren aufnehmen.
Die zweihundertste Folge, die TNG-Episode "Gefangen in der Vergangenheit", hat zwar mit Q einen prominenten Fürsprecher, aber sowohl der Vorgänger "Die Reise ins Ungewisse" als auch der Nachfolger "Das Standgericht" wären qualitativ eine deutlich bessere Wahl gewesen.
Die Ehre der dreihundertsten Folge oblag Deep Space Nine, wo sich übrigens die meisten Jubiläumsepisoden tummeln. "Rivalen" allerdings hatte sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert, blieb aber am Ende noch alberner als "Gefangen in der Vergangenheit".
Ungleich besser fiel der vierhundertste Vertreter "Zu neuer Würde" aus, der dem Serien-Bösewicht Gul Dukat zusätzliche Tiefe verlieh und Damars ersten Auftritt in der Serie ermöglichte. Ihn würde ich als ersten 'würdigen' Höhepunkt listen wollen.
Auch die fünfhundertste Folge zählt zu den denkwürdigeren Star-Trek-Vertretern. In "Flaschenpost" muss das MHN der Voyager den Prototyp eines Sternenflottenkampfschiffes vor den Romulanern retten.
Die sechshundertste Folge hingegen ist gemäß dem IMDB-Ranking die zweitschlechteste DS9-Episode überhaupt und selbst wenn man die Serie mag, muss man doch zugeben, dass "Die Muse" sicherlich nicht zu den erinnerungswürdigsten Momenten der sieben Staffeln zählte.
Den bisherigen Abschluss bot die Enterprise-Folge "Die Vergessenen", die – dramatisch im Xindi-Handlungsbogen eingebettet – ebenfalls nur wenig Anlass bot, sie als siebenhundertste Episode sonderlich groß zu feiern.
Nun schickt sich also "Es gibt Gezeiten..." an, nach einem längeren Dornröschen-Schlaf der Franchise und immerhin fünf Staffeln der neuen Star-Trek-Serien-Welle (die Staffellänge der alten Serien ist wirklich etwas, was ich sehr vermisse) das Achthundert-Folgen-Jubiläum zu zelebrieren wie wir früher Sylvester.
Doch wie gesehen ist es nicht unbedingt ein gutes Omen, diesem Ehrentitel zu tragen. Kann diese Folge dem langen Schatten seiner Vorgänger entfliehen?
Wird es am Ende eine Folge wie "Zu neuer Würde" oder "Flaschenpost", an die sich die Fans gern erinnern oder bleibt sie dem Trend treu, den "Die Muse" und "Die Vergessenen" im Vorfeld begründet haben?
Die USS Discovery ist zurück im Schoß der Sternenflotte!
Allerdings nicht unbedingt so, wie sich das der amtierende CaptainSylvia Tilly vorgestellt hat, denn sie verbringt ihre Amtszeit unter der strengen Aufsicht von schwer bewaffneten Regulatoren der Smaragdkette. Während sie und die mit ihr in Geiselhaft gehaltenen Brückencrewmitglieder eifrig an einem Fluchtplan feilen, schafft ihre beste Freundin Michael Burnham derweil Tatsachen, indem sie zusammen mit Cleveland Booker im Shuttlehangar des Schiffes bruchlandet. Sie begibt sich auf eine Solo-Selbstmord-Tour durch die Eingeweide des Schiffes, um den fremden Besatzern das Leben so schwer wie möglich zu machen und ihre Schiffskameraden aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Und das ist auch bitter notwendig, denn der Pilzexperte Paul Stamets wird von einem Smaragdkettenwissenschaftler auf Herz und Nieren geprüft, um hinter das Geheimnis des revolutionären Sporenantriebes zu gelangen.
Währenddessen treibt sich Osyraa mit einer Bombe im Gepäck im Föderationshauptquartier herum. Doch das Explosivmittel ist eher diplomatischer Natur, denn die Ganoven-Führerin bietet dem sichtlich überraschten Sternenflotten-Oberbefehlshaber Charles Vance nichts Geringeres als die Vereinigung beider Machtblöcke an…
Allerdings nicht unbedingt so, wie sich das der amtierende CaptainSylvia Tilly vorgestellt hat, denn sie verbringt ihre Amtszeit unter der strengen Aufsicht von schwer bewaffneten Regulatoren der Smaragdkette. Während sie und die mit ihr in Geiselhaft gehaltenen Brückencrewmitglieder eifrig an einem Fluchtplan feilen, schafft ihre beste Freundin Michael Burnham derweil Tatsachen, indem sie zusammen mit Cleveland Booker im Shuttlehangar des Schiffes bruchlandet. Sie begibt sich auf eine Solo-Selbstmord-Tour durch die Eingeweide des Schiffes, um den fremden Besatzern das Leben so schwer wie möglich zu machen und ihre Schiffskameraden aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Und das ist auch bitter notwendig, denn der Pilzexperte Paul Stamets wird von einem Smaragdkettenwissenschaftler auf Herz und Nieren geprüft, um hinter das Geheimnis des revolutionären Sporenantriebes zu gelangen.
Währenddessen treibt sich Osyraa mit einer Bombe im Gepäck im Föderationshauptquartier herum. Doch das Explosivmittel ist eher diplomatischer Natur, denn die Ganoven-Führerin bietet dem sichtlich überraschten Sternenflotten-Oberbefehlshaber Charles Vance nichts Geringeres als die Vereinigung beider Machtblöcke an…
"Es gibt Gezeiten…" ist eine Folge, die sich kurz vor dem Finale den Luxus erlaubt, gänzlich auf einen Auftritt zentraler Crewmitglieder wie Saru, Hugh Culber und Adira Tal zu verzichten - nicht zuletzt, weil sie Lichtjahre entfernt dabei sind, einen grausamen Strahlentod zu sterben. Tatsächlich führt die Konzentration auf einen Handlungsstrang aber dazu, dass dieser inhaltlich geschlossener wirkt, ohne dabei die gestrandeten Kameraden aus den Augen zu verlieren (zum Glück erinnert Paul Stamets den Zuschauer wortgewaltig an das Schicksal der nicht mit Szenenwechseln bedachten Figuren). Warum jedoch auch Lt. Nilsson, Jett Reno oder Linus so kurz vor Staffelende mit Abwesenheit glänzen bleibt hingegen etwas, was die Folge ein wenig schmälert und ein düsteres Bild zeichnet. Waren ihre begrenzten Auftritte wirklich alles, was man in dieser Staffel von ihnen zu sehen bekam?
Der Serienheld Michael Burnham [Sonequa Martin-Green] hingegen wandelt munter auf den (nackten) Fußspuren John McClanes. In überdeutlichen Anleihen an den genre-prägenden Action-Streifen "Stirb Langsam" klaut sie dem Bösewicht das Walkie-Talkie, bekommt ein Messer ins Bein gerammt, lässt ihren Gegner wie Hans Gruber aus dem Nakatomi-Plaza-Building fallen und läuft barfuß über die Decks des Sternenflottenschiffes. Tatsächlich fehlt nur noch das dreckige Unterhemd und die Kopie wäre so perfekt, dass 20th Century Fox (inzwischen übrigens Bestandteil von Disney) anklopfen könnte, um die Autoren in Grund und Boden zu klagen.
Das hat durchaus einen gewissen Unterhaltungswert (man denke nur an ähnlich gestrickte Star-Trek-Folgen wie "In der Hand von Terroristen") und es bleibt der Serienheldin zugutezuhalten, dass sie im Gegensatz zum Film nicht die alleinige erzählerische Last mit sich herumschleppen muss. Auch ihr Liebesgeständnis Book gegenüber war in Ordnung, wenn auch erstaunlich überschaubar für eine Serie, in der Gefühle eine so große Rolle spielen. Aber natürlich bleibt sich die Serie dahingehend treu, dass sie in einige ihrer typischen Fettnäpfchen tritt. Während ich ihre Tränen Stamets gegenüber an dieser Stelle die Angemessenheit jedoch zubillige, bleibt ihre Nutzung des Telefonanrufes bei ihrer Mutter einer der Tiefpunkte dieser Folge, da dies so kurz vor dem Zieleinlauf schlimmste Befürchtungen für das Finale weckt (z.B. dass Schwertnonnen-Mutter mit einer romulo-vulkanischen Flotte herbeieilt, um die sorgsam aufgebauten Probleme des zweiunddreißigsten Jahrhunderts wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen zu lassen).
Ihr Zukunftsabschnittsgefährte Cleveland "Book" Booker [David Ajala] darf ihr von der Seite weichen und Zeuge von mehr Handlungshöhepunkten werden als jede andere Figur der Folge. Damit einher geht ein Bedeutungszuwachs und es bleibt zu hoffen, dass der charismatische Zivilist der Serie als mäßigendes Element für Burnham auch nach dem gegenseitigen Liebesbekenntnis in dieser Form erhalten bleibt.
Sylvia Tilly [Mary Wiseman] versucht verzweifelt, den Anflug von Inkompetenz abzuschütteln, der seit der letzten Episode an diesem Charakter haftet wie Ganovenblut auf dem Doppelrippunterhemd von Bruce Willis. Das ist nicht einfach, weil einerseits eine Vielzahl von Charakteren nicht müde wird, sie mit der Nase in ihre Fehler zu stupsen und weil sie andererseits noch immer etwas planlos von den Wogen des Drehbuchs durch die Sets getrieben wird (auch wenn sie vorgibt, einen ominösen Plan zu haben).
Den besten Auftritt bis hierher muss man an dieser Stelle aber Paul Stamets [Anthony Rapp] zubilligen, der bislang eher von der Ersatzbank aus auf seine Einwechslung zu warten schien. Hier aber ist er ein zentraler Bestandteil der Story, baut eine zukunftsweisende Beziehung zu einem zentralen Vertreter der Smaragdkette auf und liefert sich einen emotionalen Schlagabtausch mit Michael Burnham, der wirklich angemessen scheint. Seine Motive sind ebenso schlüssig wie die Michael Burnhams und in der kontroversen Entscheidung der Kollegin liegt eine Tragik, die in dieser Serie selten so nachvollziehbar inszeniert wurden. Dieser Konflikt zwischen persönlichen Gefühlen ist jedenfalls etwas, was sich seit jeher durch Stark Trek und nun auch durch die dritte Staffel von Discovery zieht.
Zum Rest der an Bord verbliebenen Besatzung lässt sich festhalten, dass alle von Keyla Detmer [Emily Coutts], über Joann Owosekun [Oyin Oladejo] nebst Lt. Ina [Avaah Blackwell] und Gen Rhys [Patrick Kwok-Choon] bis hin zu R.A. Bryce [Ronnie Rowe, jr.] Anteil an den Dialogen hatten, ihre eigenen Kampfkünste unter Beweis stellen konnten und dafür Sorge trugen, die Entwicklungen nicht nur ein paar ausgewählten Autorenfavoriten zu überlassen.
Der Serienheld Michael Burnham [Sonequa Martin-Green] hingegen wandelt munter auf den (nackten) Fußspuren John McClanes. In überdeutlichen Anleihen an den genre-prägenden Action-Streifen "Stirb Langsam" klaut sie dem Bösewicht das Walkie-Talkie, bekommt ein Messer ins Bein gerammt, lässt ihren Gegner wie Hans Gruber aus dem Nakatomi-Plaza-Building fallen und läuft barfuß über die Decks des Sternenflottenschiffes. Tatsächlich fehlt nur noch das dreckige Unterhemd und die Kopie wäre so perfekt, dass 20th Century Fox (inzwischen übrigens Bestandteil von Disney) anklopfen könnte, um die Autoren in Grund und Boden zu klagen.
Das hat durchaus einen gewissen Unterhaltungswert (man denke nur an ähnlich gestrickte Star-Trek-Folgen wie "In der Hand von Terroristen") und es bleibt der Serienheldin zugutezuhalten, dass sie im Gegensatz zum Film nicht die alleinige erzählerische Last mit sich herumschleppen muss. Auch ihr Liebesgeständnis Book gegenüber war in Ordnung, wenn auch erstaunlich überschaubar für eine Serie, in der Gefühle eine so große Rolle spielen. Aber natürlich bleibt sich die Serie dahingehend treu, dass sie in einige ihrer typischen Fettnäpfchen tritt. Während ich ihre Tränen Stamets gegenüber an dieser Stelle die Angemessenheit jedoch zubillige, bleibt ihre Nutzung des Telefonanrufes bei ihrer Mutter einer der Tiefpunkte dieser Folge, da dies so kurz vor dem Zieleinlauf schlimmste Befürchtungen für das Finale weckt (z.B. dass Schwertnonnen-Mutter mit einer romulo-vulkanischen Flotte herbeieilt, um die sorgsam aufgebauten Probleme des zweiunddreißigsten Jahrhunderts wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen zu lassen).
Ihr Zukunftsabschnittsgefährte Cleveland "Book" Booker [David Ajala] darf ihr von der Seite weichen und Zeuge von mehr Handlungshöhepunkten werden als jede andere Figur der Folge. Damit einher geht ein Bedeutungszuwachs und es bleibt zu hoffen, dass der charismatische Zivilist der Serie als mäßigendes Element für Burnham auch nach dem gegenseitigen Liebesbekenntnis in dieser Form erhalten bleibt.
Sylvia Tilly [Mary Wiseman] versucht verzweifelt, den Anflug von Inkompetenz abzuschütteln, der seit der letzten Episode an diesem Charakter haftet wie Ganovenblut auf dem Doppelrippunterhemd von Bruce Willis. Das ist nicht einfach, weil einerseits eine Vielzahl von Charakteren nicht müde wird, sie mit der Nase in ihre Fehler zu stupsen und weil sie andererseits noch immer etwas planlos von den Wogen des Drehbuchs durch die Sets getrieben wird (auch wenn sie vorgibt, einen ominösen Plan zu haben).
Den besten Auftritt bis hierher muss man an dieser Stelle aber Paul Stamets [Anthony Rapp] zubilligen, der bislang eher von der Ersatzbank aus auf seine Einwechslung zu warten schien. Hier aber ist er ein zentraler Bestandteil der Story, baut eine zukunftsweisende Beziehung zu einem zentralen Vertreter der Smaragdkette auf und liefert sich einen emotionalen Schlagabtausch mit Michael Burnham, der wirklich angemessen scheint. Seine Motive sind ebenso schlüssig wie die Michael Burnhams und in der kontroversen Entscheidung der Kollegin liegt eine Tragik, die in dieser Serie selten so nachvollziehbar inszeniert wurden. Dieser Konflikt zwischen persönlichen Gefühlen ist jedenfalls etwas, was sich seit jeher durch Stark Trek und nun auch durch die dritte Staffel von Discovery zieht.
Zum Rest der an Bord verbliebenen Besatzung lässt sich festhalten, dass alle von Keyla Detmer [Emily Coutts], über Joann Owosekun [Oyin Oladejo] nebst Lt. Ina [Avaah Blackwell] und Gen Rhys [Patrick Kwok-Choon] bis hin zu R.A. Bryce [Ronnie Rowe, jr.] Anteil an den Dialogen hatten, ihre eigenen Kampfkünste unter Beweis stellen konnten und dafür Sorge trugen, die Entwicklungen nicht nur ein paar ausgewählten Autorenfavoriten zu überlassen.
Bei den Gaststars dieser Woche zeichnet sich abermals ein recht unterschiedliches Bild.
Den einzigen Auftritt, den man sich genauso gut hätte sparen können, leistet Zareh [Jake Weber] ab, indem er beweist, dass er seinen flachen Charakter aus der zweiten Folge "Fern der Heimat" tatsächlich noch eindimensionaler hinbekommt. Insbesondere seine Wortmeldungen wirkten, als hätte ein Praktikant die Aufgabe gehabt, im Paramount-Archiv nach den abgedroschensten Bösewicht-Plattitüden zu forschen und diese dann wahllos im Drehbuch zu verteilen.
Nur unwesentlich besser erwischt hat es Ryn [Noah Averbach-Katz], dessen denkwürdigster Moment jener blieb, in der er und seine akanonischen Antennenstummel zum Wohle der Charakterzeichnung öffentlichkeitswirksam in ihre Atome aufgelöst wurden. Ansonsten blieb es auch ihm verwehrt, etwas mehr von sich zu geben als Allgemeinplätze aus dem Drama-Handbuch.
Da hat es mich schon etwas mehr gefreut, Kenneth Mitchell wiederzusehen. Nachdem er Anfang des letzten Jahres in die Star-Trek-Schlagzeilen geriet, weil seine ALS-Erkrankung publik wurde, legen die Autoren eine ungewohnte Flexibilität an den Tag, indem sie den mittlerweile notwendigen Rollstuhl in die Handlung mitaufnahmen. Doch bei aller Freude bleibt auch sein Charakter Aurellio für ein Mitglied der Smaragdkette (das auf einem der berüchtigten Handelsplätze aufgewachsen sein soll!) erstaunlich einseitig. Dass er als 'alter Freund' Osyraas noch nichts von ihrer despotischen Seite mitbekommen haben soll, scheint ein wenig dick aufgetragen und konstruiert. Immerhin bleibt er durch seine bereits angedeutete Erkenntnis ein idealer Kandidat um das Bündnisabkommen zu unterschreiben, für das Osyraa bereits eine Abfuhr erhalten hat.
Während ebenjene Osyraa [Janet Kidder] bislang die (nun von Zareh übernommene) Rolle zukam, einen Bösewicht zu mimen, der in etwa so platt wie ein unaufgepusteter Luftballon war, kann man in "Es gibt Gezeiten…" nun Zeuge des Versuches werden, diesen Ballon innerhalb weniger Einstellungen auf sein Maximalfassungsvermögen aufzublasen. Urplötzlich wird aus der eiskalten Tyrannin eine engagierte Reformerin, die im Alleingang die Allianz zwischen Smaragdkette und Föderation schmieden möchte. Der unerwartete Wandel bleibt mit "überfallartig" noch wohlwollend umschrieben, zumal die Figur gegen Ende der Folge ohnehin wieder in die alten Verhaltensmuster zurückfällt. Hier hätten eine sorgfältigere Einführung und ein wenig mehr Konstanz sicherlich dazu beitragen können, einen formidablen Bösewicht zu formen, doch in der Kürze der Zeit wirkt diese Entwicklung arg an den Haaren herbeigezogen. Der vermeintliche Substanzzuwachs entpuppt sich am Ende jedenfalls genauso schnell wieder als warme Luft.
Somit bleibt der erste Platz auf dem Siegertreppchen dieser Folge Admiral Charles Vance [Oded Fehr] beschieden, dem es nicht nur gelingt, eine Befehlsautorität zu demonstrieren, sondern diese auch mit Kommandoentscheidungen zu unterfüttern, die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen. Seine Verhandlungen mit Osyraa schwanken zwar zwischen Genie (sein Argwohn, der in einer Forderung nach juristischer Aufarbeitung gipfelt) und Wahnsinn (die Erklärung zur Funktionsweise von Replikatoren), aber es gelingt dem Darsteller eindeutig, im Alleingang ein Sternenflottenidealbild aufrecht zu erhalten, das lebhaft unter Beweis stellt, dass das Herz der Föderation auch in dieser düsteren Zukunft niemals aufgehört hat zu schlagen.
Den einzigen Auftritt, den man sich genauso gut hätte sparen können, leistet Zareh [Jake Weber] ab, indem er beweist, dass er seinen flachen Charakter aus der zweiten Folge "Fern der Heimat" tatsächlich noch eindimensionaler hinbekommt. Insbesondere seine Wortmeldungen wirkten, als hätte ein Praktikant die Aufgabe gehabt, im Paramount-Archiv nach den abgedroschensten Bösewicht-Plattitüden zu forschen und diese dann wahllos im Drehbuch zu verteilen.
Nur unwesentlich besser erwischt hat es Ryn [Noah Averbach-Katz], dessen denkwürdigster Moment jener blieb, in der er und seine akanonischen Antennenstummel zum Wohle der Charakterzeichnung öffentlichkeitswirksam in ihre Atome aufgelöst wurden. Ansonsten blieb es auch ihm verwehrt, etwas mehr von sich zu geben als Allgemeinplätze aus dem Drama-Handbuch.
Da hat es mich schon etwas mehr gefreut, Kenneth Mitchell wiederzusehen. Nachdem er Anfang des letzten Jahres in die Star-Trek-Schlagzeilen geriet, weil seine ALS-Erkrankung publik wurde, legen die Autoren eine ungewohnte Flexibilität an den Tag, indem sie den mittlerweile notwendigen Rollstuhl in die Handlung mitaufnahmen. Doch bei aller Freude bleibt auch sein Charakter Aurellio für ein Mitglied der Smaragdkette (das auf einem der berüchtigten Handelsplätze aufgewachsen sein soll!) erstaunlich einseitig. Dass er als 'alter Freund' Osyraas noch nichts von ihrer despotischen Seite mitbekommen haben soll, scheint ein wenig dick aufgetragen und konstruiert. Immerhin bleibt er durch seine bereits angedeutete Erkenntnis ein idealer Kandidat um das Bündnisabkommen zu unterschreiben, für das Osyraa bereits eine Abfuhr erhalten hat.
Während ebenjene Osyraa [Janet Kidder] bislang die (nun von Zareh übernommene) Rolle zukam, einen Bösewicht zu mimen, der in etwa so platt wie ein unaufgepusteter Luftballon war, kann man in "Es gibt Gezeiten…" nun Zeuge des Versuches werden, diesen Ballon innerhalb weniger Einstellungen auf sein Maximalfassungsvermögen aufzublasen. Urplötzlich wird aus der eiskalten Tyrannin eine engagierte Reformerin, die im Alleingang die Allianz zwischen Smaragdkette und Föderation schmieden möchte. Der unerwartete Wandel bleibt mit "überfallartig" noch wohlwollend umschrieben, zumal die Figur gegen Ende der Folge ohnehin wieder in die alten Verhaltensmuster zurückfällt. Hier hätten eine sorgfältigere Einführung und ein wenig mehr Konstanz sicherlich dazu beitragen können, einen formidablen Bösewicht zu formen, doch in der Kürze der Zeit wirkt diese Entwicklung arg an den Haaren herbeigezogen. Der vermeintliche Substanzzuwachs entpuppt sich am Ende jedenfalls genauso schnell wieder als warme Luft.
Somit bleibt der erste Platz auf dem Siegertreppchen dieser Folge Admiral Charles Vance [Oded Fehr] beschieden, dem es nicht nur gelingt, eine Befehlsautorität zu demonstrieren, sondern diese auch mit Kommandoentscheidungen zu unterfüttern, die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen. Seine Verhandlungen mit Osyraa schwanken zwar zwischen Genie (sein Argwohn, der in einer Forderung nach juristischer Aufarbeitung gipfelt) und Wahnsinn (die Erklärung zur Funktionsweise von Replikatoren), aber es gelingt dem Darsteller eindeutig, im Alleingang ein Sternenflottenidealbild aufrecht zu erhalten, das lebhaft unter Beweis stellt, dass das Herz der Föderation auch in dieser düsteren Zukunft niemals aufgehört hat zu schlagen.
Niemand geringeres als der Star-Trek-Veteran und Regie-Altmeister Jonathan Frakes durfte die künstlerische Leitung der achthundertsten Jubiläumsfolge übernehmen. Wer aber einen festlichen Star-Trek-Braten im Look des achten Kinofilms erwartet, wird (abermals) enttäuscht werden, denn Frakes folgt peinlich genau den Vorgaben der Serie. Die größtenteils als Bottle-Show angelegte Episode strotzt nur so vor Lens Flares und ist mehr Actionfilm als der erste Teil eines Staffelfinales.
Der Anteil von Dialog und Action ist ausgewogen und das flüssige Erzähltempo leistet seinen eigenen Beitrag zum positiven Gesamtbild.
Allerdings ist längst nicht alles Gold was glänzt!
Die Dialoge in "Es gibt Gezeiten" sind streckenweise schmerzhaft unterirdisch: Egal ob von "Scheiße", "mein Süßer" oder "Ich benutz Deinen Schädel als Eisbecher." die Rede ist; die Episode bildet ein Sammelbecken für miese Kalauer, unschlagfertige Erwiderungen und dämliche Schurkensprüche. Als wäre das allein noch nicht schwer genug zu ertragen, verbrauchen sinnlose Worthülsen wie "Ich glaube Ihnen wenn Sie sagen, dass sie mehr ist als das Monster das ich in ihr sehe. Aber zugleich ist sie dennoch haargenau das Monster, das ich in ihr sehe." den Platz, den man effektiver für eine sorgfältigere Figurenzeichnung nutzen könnte.
Und wo wir schon beim Thema Dialoge sind, möchte ich an dieser Stelle in ähnlicher Ausdrucksweise etwas loswerden, was mir schon seit einigen Episoden auf der Seele brennt: Schwache Handlungsentwicklungen durch zynische Kommentare zu bagatellisieren ist in der dritten Staffel zwar Alltag geworden, ändert allerdings nichts am Umstand einer schwachen Handlungsentwicklung (vgl. Denkwürdige Zitate).
Das größte Problem bleibt jedoch, dass die Episode auch inhaltlich äußerst fad wirkt, denn die Autoren der Serie bedienen sich munter am Nachtschrank der ausgedienten Erzähltopoi. So ist auch in dieser Folge alles aussichtslos, die Crew muss sich gegen einen gemeinsamen Feind zusammenraufen und das Schiff muss wieder zurückerobert werden. All das wirkt ein wenig wie Flickwerk aus älteren Serien und Filmen (u.a. übrigens auch Star Trek) und nur wenig innovativ. Mit modernen Sehgewohnheiten oder aktuellen Erzählmustern hat das nur wenig zu tun.
Wer sich an dieser Stelle (zu Recht) fragt, warum sich dieser Punkt ausgerechnet unter den Lobenswerten Aspekten finden lässt, dem sei gesagt, dass es "Es gibt Gezeiten..." tatsächlich gelingt, zwei bemerkenswerte Kaninchen aus dem Hut zu zaubern.
Das erste ist sicherlich das moralische Dilemma, das sich zwischen Michael Burnham und Paul Stamets entspinnt. Der Ansatz des Mykologen, den er selbst in "Mein ganzes Leben ist in diesem Nebel!" trefflichst zusammenfasst, steht in einem wunderbaren Gegensatz zum eher pflichtbetonten Ansatz Burnhams, der mit dem ur-vulkanischen Sinnspruch "Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl des einzelnen." sinnvoll ergänzt werden kann. Auch wenn ich persönlich die plötzlichen Vatergefühle Adira gegenüber ein wenig überzogen finde, bleibt der Umstand, dass er sich ein zweites Mal von seinem Partner Hugh verabschieden müsse, ein nachvollziehbarer Grund, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um das zu verhindern.
Auf der anderen Seite sieht man eine sichtlich gereifte Michael Burnham stehen, die den größeren galaktischen Zusammenhängen mehr Gewicht beimisst. Sie weiß, dass sie ihre Handlungen über die Leichen dreier Kameraden stellt und ist sich dieser Verantwortung wohl bewusst.
Da können schon einmal Tränen fließen und im Prinzip ist es eine erzählenswerte Verkehrung des gleichen Erzählstoffes, dem "Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock" zugrunde liegt. Die Erkenntnis, die Spock in diesem Film machen muss (dass das Wohl des Einzelnen manchmal sehr wohl über dem Wohl der vielen liegen kann), blüht im Finale nun wohl auch Burnham, denn ich wage es an dieser Stelle einmal zu bezweifeln, dass die Zugpferde Doug Jones, Wilson Cruz und Blue del Barrio ab der nächsten Woche todesbedingt aus der Besatzungsliste der USS Discovery gestrichen werden (tatsächlich erwarte ich umso mehr eine Lösung, wie ich sie in der Rezension zu "Bewährungsprobe" bereits angedeutet habe).
Das zweite große Kaninchen der Woche ist viel eher ein Riesenkarnickel, das Wallace und Gromit das Fürchten lehren würde. Denn der Friedenspakt, den hier Osyraa dem verduzten Sternenflottenvertreter unter die Nase hält, hat wohl kaum jemand auf der Uhr gehabt. Tatsächlich schafft es vor allem der Erzählstrang um die Verhandlung einer zusammengeschustert wirkenden Story etwas mehr Tiefgang zu verleihen.
Das große Dilemma, ein unmoralisches Angebot zu erhalten, das fraglos dem Wohle der gesamten bekannten Galaxis dienen würde, aber den eigenen Idealen widerstrebt, bietet eine der spannendsten Frage dieser Folge. Zudem hat sie einen reizvollen Zeitbezug: Wie lange streckt etwa die EU zunehmend autoritär agierenden Staaten wie Polen oder Ungarn die Hand aus, bevor sie ihre eigenen Werte über Bord wirft?
"Discovery" findet eine klare Antwort auf diese Frage, die allerdings offen lässt, wie anwendbar sie im wahren Leben sein würde.
Der Anteil von Dialog und Action ist ausgewogen und das flüssige Erzähltempo leistet seinen eigenen Beitrag zum positiven Gesamtbild.
Allerdings ist längst nicht alles Gold was glänzt!
Die Dialoge in "Es gibt Gezeiten" sind streckenweise schmerzhaft unterirdisch: Egal ob von "Scheiße", "mein Süßer" oder "Ich benutz Deinen Schädel als Eisbecher." die Rede ist; die Episode bildet ein Sammelbecken für miese Kalauer, unschlagfertige Erwiderungen und dämliche Schurkensprüche. Als wäre das allein noch nicht schwer genug zu ertragen, verbrauchen sinnlose Worthülsen wie "Ich glaube Ihnen wenn Sie sagen, dass sie mehr ist als das Monster das ich in ihr sehe. Aber zugleich ist sie dennoch haargenau das Monster, das ich in ihr sehe." den Platz, den man effektiver für eine sorgfältigere Figurenzeichnung nutzen könnte.
Und wo wir schon beim Thema Dialoge sind, möchte ich an dieser Stelle in ähnlicher Ausdrucksweise etwas loswerden, was mir schon seit einigen Episoden auf der Seele brennt: Schwache Handlungsentwicklungen durch zynische Kommentare zu bagatellisieren ist in der dritten Staffel zwar Alltag geworden, ändert allerdings nichts am Umstand einer schwachen Handlungsentwicklung (vgl. Denkwürdige Zitate).
Das größte Problem bleibt jedoch, dass die Episode auch inhaltlich äußerst fad wirkt, denn die Autoren der Serie bedienen sich munter am Nachtschrank der ausgedienten Erzähltopoi. So ist auch in dieser Folge alles aussichtslos, die Crew muss sich gegen einen gemeinsamen Feind zusammenraufen und das Schiff muss wieder zurückerobert werden. All das wirkt ein wenig wie Flickwerk aus älteren Serien und Filmen (u.a. übrigens auch Star Trek) und nur wenig innovativ. Mit modernen Sehgewohnheiten oder aktuellen Erzählmustern hat das nur wenig zu tun.
Wer sich an dieser Stelle (zu Recht) fragt, warum sich dieser Punkt ausgerechnet unter den Lobenswerten Aspekten finden lässt, dem sei gesagt, dass es "Es gibt Gezeiten..." tatsächlich gelingt, zwei bemerkenswerte Kaninchen aus dem Hut zu zaubern.
Das erste ist sicherlich das moralische Dilemma, das sich zwischen Michael Burnham und Paul Stamets entspinnt. Der Ansatz des Mykologen, den er selbst in "Mein ganzes Leben ist in diesem Nebel!" trefflichst zusammenfasst, steht in einem wunderbaren Gegensatz zum eher pflichtbetonten Ansatz Burnhams, der mit dem ur-vulkanischen Sinnspruch "Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl des einzelnen." sinnvoll ergänzt werden kann. Auch wenn ich persönlich die plötzlichen Vatergefühle Adira gegenüber ein wenig überzogen finde, bleibt der Umstand, dass er sich ein zweites Mal von seinem Partner Hugh verabschieden müsse, ein nachvollziehbarer Grund, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um das zu verhindern.
Auf der anderen Seite sieht man eine sichtlich gereifte Michael Burnham stehen, die den größeren galaktischen Zusammenhängen mehr Gewicht beimisst. Sie weiß, dass sie ihre Handlungen über die Leichen dreier Kameraden stellt und ist sich dieser Verantwortung wohl bewusst.
Da können schon einmal Tränen fließen und im Prinzip ist es eine erzählenswerte Verkehrung des gleichen Erzählstoffes, dem "Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock" zugrunde liegt. Die Erkenntnis, die Spock in diesem Film machen muss (dass das Wohl des Einzelnen manchmal sehr wohl über dem Wohl der vielen liegen kann), blüht im Finale nun wohl auch Burnham, denn ich wage es an dieser Stelle einmal zu bezweifeln, dass die Zugpferde Doug Jones, Wilson Cruz und Blue del Barrio ab der nächsten Woche todesbedingt aus der Besatzungsliste der USS Discovery gestrichen werden (tatsächlich erwarte ich umso mehr eine Lösung, wie ich sie in der Rezension zu "Bewährungsprobe" bereits angedeutet habe).
Das zweite große Kaninchen der Woche ist viel eher ein Riesenkarnickel, das Wallace und Gromit das Fürchten lehren würde. Denn der Friedenspakt, den hier Osyraa dem verduzten Sternenflottenvertreter unter die Nase hält, hat wohl kaum jemand auf der Uhr gehabt. Tatsächlich schafft es vor allem der Erzählstrang um die Verhandlung einer zusammengeschustert wirkenden Story etwas mehr Tiefgang zu verleihen.
Das große Dilemma, ein unmoralisches Angebot zu erhalten, das fraglos dem Wohle der gesamten bekannten Galaxis dienen würde, aber den eigenen Idealen widerstrebt, bietet eine der spannendsten Frage dieser Folge. Zudem hat sie einen reizvollen Zeitbezug: Wie lange streckt etwa die EU zunehmend autoritär agierenden Staaten wie Polen oder Ungarn die Hand aus, bevor sie ihre eigenen Werte über Bord wirft?
"Discovery" findet eine klare Antwort auf diese Frage, die allerdings offen lässt, wie anwendbar sie im wahren Leben sein würde.
Vor allem diese Friedensverhandlungen bleiben eine Entwicklung, die ebenso plötzlich wie spektakulär vom Himmel fällt. Sicherlich liegt in diesem unangekündigten Sturzflug auch ein gewisser Reiz, aber dieser Umstand stellt im gleichen Atemzug ein weiteres Mal unter Beweis, wie schwer sich Discovery noch immer mit dem seriellen Erzählen tut.
Der ganz besondere Reiz dieser Erzählform erschließt sich nämlich dadurch, dass im Verlauf mehrerer Folgen unterschiedliche Hinweise gestreut werden, die sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammenfügen lassen. Im Hinblick auf den fertig ausgearbeiteten Vertrag, den Osyraa da aus ihrer Lederhosentasche zaubert, lässt sich festhalten, dass die selbe Person, die nun den Ölzweig ausstreckt noch vor wenigen Folgen ganz andere Töne anklingen ließ. Dabei hätte es noch nicht einmal eines sonderlich großen Aufwandes bedurft, um diese Ereignisse stilvoll einzuleiten.
Ein saloppes Föderationslob hier, eine mehrdeutige Anspielung da und schon hätten sich Rezensionen wie diese hier in ihrem Lob darüber überschlagen, wie subtil und geschickt diese unerwartete Entwicklung von den Autoren angebahnt wurde. Das Fehlen solcher und anderer (z.B. Saru nutzt die Delle im Captainsstuhl, Zareh deutet seine Kontakte zu Osyraa an oder Lt. Ina wird als Besatzungsmitglied etabliert) Folgen-übergreifender Kontinuitätsbrücken lässt berechtigten Zweifel aufkeimen, inwiefern die Serien-Produzenten, Drehbuchschreiber und Regisseure das Prinzip des seriellen Erzählens wirklich verinnerlicht haben. Zudem verstärkt das Fehlen eines sorgfältig gesponnenen roten Fadens weiterhin den Eindruck, dass der zwei Folgen umfassende Spinoff für Michelle Yeohs eigene Star-Trek-Serie "Discovery" wertvolle Erzählzeit gekostet hat, die man anderweitig sinnvoller hätte nutzen können.
Der ganz besondere Reiz dieser Erzählform erschließt sich nämlich dadurch, dass im Verlauf mehrerer Folgen unterschiedliche Hinweise gestreut werden, die sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammenfügen lassen. Im Hinblick auf den fertig ausgearbeiteten Vertrag, den Osyraa da aus ihrer Lederhosentasche zaubert, lässt sich festhalten, dass die selbe Person, die nun den Ölzweig ausstreckt noch vor wenigen Folgen ganz andere Töne anklingen ließ. Dabei hätte es noch nicht einmal eines sonderlich großen Aufwandes bedurft, um diese Ereignisse stilvoll einzuleiten.
Ein saloppes Föderationslob hier, eine mehrdeutige Anspielung da und schon hätten sich Rezensionen wie diese hier in ihrem Lob darüber überschlagen, wie subtil und geschickt diese unerwartete Entwicklung von den Autoren angebahnt wurde. Das Fehlen solcher und anderer (z.B. Saru nutzt die Delle im Captainsstuhl, Zareh deutet seine Kontakte zu Osyraa an oder Lt. Ina wird als Besatzungsmitglied etabliert) Folgen-übergreifender Kontinuitätsbrücken lässt berechtigten Zweifel aufkeimen, inwiefern die Serien-Produzenten, Drehbuchschreiber und Regisseure das Prinzip des seriellen Erzählens wirklich verinnerlicht haben. Zudem verstärkt das Fehlen eines sorgfältig gesponnenen roten Fadens weiterhin den Eindruck, dass der zwei Folgen umfassende Spinoff für Michelle Yeohs eigene Star-Trek-Serie "Discovery" wertvolle Erzählzeit gekostet hat, die man anderweitig sinnvoller hätte nutzen können.
Mit einigen deutlichen Anlehnungen an die Star-Trek-Geschichte gelingen der achthundertsten Episode so manche Ausrufezeichen. Die Wiederverwendung des Morse-Codes, der vulkanische Nervengriff und die symbolträchtige Verwendung von Äpfeln zählen inzwischen zwar beinahe zum Star-Trek-Inventar, finden aber in der Folge einen angemessenen Einsatz. Allein bei den Dot-7-Robotern der Schlussszene war ich mir nicht so recht sicher, ob sie mit ihren vier Fingern nun den vulkanischen Gruß, die Metal-Hand oder den Schweigefuchs gemeint haben könnten.
Erwähnenswert ist ferner, dass mit Kanak ein Mitglied jener Spezies zu sehen ist, die im Short Trek "Children of Mars" zwar ausgiebig gezeigt, aber nicht benannt wird.
Ansonsten bleibt sich "Discovery" vor allem selbst treu. Während Referenzen auf die Geschehnisse vorangegangener Folgen (der Auftritt Zarehs, die Sondererwähnung Kwejians oder Stamets Vatergefühle für Adira) im Hinblick auf den staffelübergreifenden Handlungsbogen vielleicht noch als notwendige Erzählbausteine abgetan werden können, drehen sich vor allem die mit Paul Stamets verbundenen Handlungselemente eher um frühere Staffeln: Seine Vorliebe für Opernmusik, seine Beziehungsprobleme und vor allem der tragische – wenn auch temporäre - Tod seines Partners geben ein Abbild der gesamten Figurenzeichnung seit dem Beginn der Serie.
Zudem bleibt der Folge hoch anzurechnen, dass sie sich eben doch noch der Künstlichen Intelligenz an Bord erinnert und deren Selbsterhaltungstrieb für die Rückeroberung des Schiffes einspannt.
Doch wie gewohnt bleibt "Discovery" sich auch darin treu, massive Logiklöcher in die ohnehin dünne Handlung zu reißen.
Wozu etwa brauchen die verschiedenen Machtblöcke des zweiunddreißigsten Jahrhunderts denn überhaupt Dilithium oder Sporenantriebe, wenn sie stattdessen einfach ihre superschnellen Transwarpkanäle aufräumen könnten?
Die generelle Dilithiumknappheit und die damit verbundenen Einschränkungen bleiben nämlich auch weiterhin die Achillesverse der Rahmenhandlung, denn die Figuren der Serie scheinen durch den verheerenden Brand weniger beeinträchtigt, als es in den ersten Folgen noch den Anschein erweckte. Stattdessen bleibt die Galaxis ein Ort, an dem entweder alle Handlungsorte verdammt nah beieinander liegen oder große Distanzen noch immer mühelos überwunden werden können.
So bleibt es erstaunlich, dass Book nur wenig später als die Discovery vor der Föderationshaustür landen kann oder Zareh scheinbar von einer Ecke des Universums zur anderen reist, ohne von der latenten Dilithium-Not der Smaragdkette sonderlich behindert zu werden. Ein wenig erinnert die erzählerische Inkonsequenz an "Voyager", wo die begrenzten Ressourcen des namensgebenden Schiffes im fortschreitenden Handlungsverlauf ebenfalls immer weniger eine Rolle zu spielen begannen.
Erwähnenswert ist ferner, dass mit Kanak ein Mitglied jener Spezies zu sehen ist, die im Short Trek "Children of Mars" zwar ausgiebig gezeigt, aber nicht benannt wird.
Ansonsten bleibt sich "Discovery" vor allem selbst treu. Während Referenzen auf die Geschehnisse vorangegangener Folgen (der Auftritt Zarehs, die Sondererwähnung Kwejians oder Stamets Vatergefühle für Adira) im Hinblick auf den staffelübergreifenden Handlungsbogen vielleicht noch als notwendige Erzählbausteine abgetan werden können, drehen sich vor allem die mit Paul Stamets verbundenen Handlungselemente eher um frühere Staffeln: Seine Vorliebe für Opernmusik, seine Beziehungsprobleme und vor allem der tragische – wenn auch temporäre - Tod seines Partners geben ein Abbild der gesamten Figurenzeichnung seit dem Beginn der Serie.
Zudem bleibt der Folge hoch anzurechnen, dass sie sich eben doch noch der Künstlichen Intelligenz an Bord erinnert und deren Selbsterhaltungstrieb für die Rückeroberung des Schiffes einspannt.
Doch wie gewohnt bleibt "Discovery" sich auch darin treu, massive Logiklöcher in die ohnehin dünne Handlung zu reißen.
Wozu etwa brauchen die verschiedenen Machtblöcke des zweiunddreißigsten Jahrhunderts denn überhaupt Dilithium oder Sporenantriebe, wenn sie stattdessen einfach ihre superschnellen Transwarpkanäle aufräumen könnten?
Die generelle Dilithiumknappheit und die damit verbundenen Einschränkungen bleiben nämlich auch weiterhin die Achillesverse der Rahmenhandlung, denn die Figuren der Serie scheinen durch den verheerenden Brand weniger beeinträchtigt, als es in den ersten Folgen noch den Anschein erweckte. Stattdessen bleibt die Galaxis ein Ort, an dem entweder alle Handlungsorte verdammt nah beieinander liegen oder große Distanzen noch immer mühelos überwunden werden können.
So bleibt es erstaunlich, dass Book nur wenig später als die Discovery vor der Föderationshaustür landen kann oder Zareh scheinbar von einer Ecke des Universums zur anderen reist, ohne von der latenten Dilithium-Not der Smaragdkette sonderlich behindert zu werden. Ein wenig erinnert die erzählerische Inkonsequenz an "Voyager", wo die begrenzten Ressourcen des namensgebenden Schiffes im fortschreitenden Handlungsverlauf ebenfalls immer weniger eine Rolle zu spielen begannen.
Den nächsten großen Knackpunkt bieten die Friedensverhandlungen, denn auch wenn sie die Folge entscheidend aufwerten, wirken sie keineswegs sonderlich glaubhaft.
Als Ministerin einer Großmacht zeigt sich Osyraa gewillt eine Menge aufzugeben: Sie verzichtet auf Sklaverei, will ihren Staatsapparat völlig neu ausrichten, der obersten Direktive folgen und wichtige Welten opfern. Was aber kann im Gegenzug die Sternenflotte in die Waagschale werfen?
Ihren guten, aber im Verlauf von mehr als hundert Jahren sehr angestaubten Ruf?
Das scheint doch ein wenig weit hergeholt.
So gesehen ist das Vertragswerk eher ein massives Zugeständnis an die Föderation, die ihrerseits schon ziemlich weltfremd agieren müsste, um dieses einmalige Angebot auszuschlagen. Denn mal im Ernst: Was unterscheidet den angebotenen Vertrag von jenem Bündnis, das die Föderation zu TNG-Zeiten mit den Klingonen eingegangen ist? Wo ist der Unterschied zur Allianz mit den Romulanern während der Dominion-Kriege? Und ist nicht selbst Captain Janeway ein Bündnis mit den Borg eingegangen, als verzweifelte Zeiten verzweifelte Maßnahmen erforderten?
Der realpolitische Ansatz "Auf der Erde hat einmal das Erdöl aus miesen Gaunern Staatsmänner gemacht." lässt sich – wenn man das Erdöl auslässt und durch Dilithium oder den Sporenantrieb ersetzt – auch problemlos auf diese Situation anwenden. Denn die Idee, ausgerechnet von Osyraa eine juristische Aufarbeitung ihrer Verbrechen zu verlangen, scheint mit tagesaktuellem Blick auf das saudische Königshaus, die chinesische Staatsführung oder Wladimir Putin fern von jeder Glaubwürdigkeit zu sein. Zwar könnte man an dieser Stelle auch argumentieren, dass Star Trek in seiner Anlage zur utopischen Science Fiction gezählt wird und sogar dazu ausholen, dass man in einer achthundert Jahre entfernten Zukunft aus Fehlern wie dem Bündnis mit den Son'a, dem Friedensvertrag mit den Cardassianern oder falschen Friedensboten wie Shinzon gelernt hätte, aber allein auf der Basis der moralischen Oberhoheit ein Bündnis zu verwerfen, dass das Leben im Machtbereich beider Fraktionen schlagartig verbessern könnte, wirkt im Umkehrschluss auch nicht gerade utopisch oder gar von moralischer Integrität getrieben.
Übrigens wird im Zuge der Verhandlungen auch eine uralte Star-Trek-Debatte neu entfacht:
Gibt es in der Föderation noch Geld?
Nachdem es innerhalb der verschiedenen Serien und Filme immer wieder widersprüchliche Angaben dazu gab, scheint Osyraas Forderung, dass man den Kapitalismus anerkennen sollte, erstmals seit langer Zeit wieder ein Indiz dafür zu bieten, dass der Weltraum-Union selbst in der weiten Zukunft nichts an einer Geldwirtschaft liegt. Nun aber scheint darin gar ein ideologischer Gegensatz zwischen der (durch mehr Hintergrund aufgewerteten) Smaragdkette und ihren potentiellen Bündnispartnern begründet.
Außerdem erfahren wir, dass die Föderation tatsächlich einen Präsidenten hat (der aber zufällig gerade nicht anwesend ist) und erhalten damit auch die Bestätigung, dass die Autoren scheinbar doch zwischen Sternenflotte und ihrer Dachorganisation unterscheiden können.
An sich war es auch nett, dass sich Admiral Vance die Zeit genommen hat, seinem Gast die Funktionsweise eines Replikators zu erklären, wobei sich mir noch immer nicht erschlossen hat, warum er die Gelegenheit nutzt, um in einen Fäkalsprachgebrauch zu verfallen. Die gesamte Szene (vgl. Denkwürdige Zitate) passte weder in das Ambiente einer diplomatischen Verhandlung, noch hatte sie irgendeinen anderen Nährwert – abgesehen davon, dass man im amerikanischen Original gleich drei Mal hintereinander ein Schimpfwort fallen lassen konnte.
Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Ungereimtheiten, die ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen will.
Kann es sein, dass Michael Burnham keine Socken trägt?
Warum nutzt sie die holografische Matrix nur zur Materialisierung eines Phasers und nicht eines Hautregenerators?
Und warum hat Zareh dieses praktische Stück Technologie nach seinem unfreiwilligen Kontakt mit dem parasitären Eis nicht einmal über seine Hand gehalten?
Wozu hat der Shuttlehangar der Discovery eigentlich Schilde, wenn sie so leicht überwunden werden können?
Warum blockieren ausgerechnet Brandschutzsysteme die Sensoren? Wäre es bei der Anlage dieses Systems nicht sinnvoller, wenn das Gegenteil der Fall wäre, um Rettungskräften die Arbeit zu erleichtern? Schließlich hätte man den Ausfall der Sensoren auch bequem mit der Strahlung aus dem Verubin-Nebel erklären können!
Abschließend muss ich noch eines ergänzen. Die betonte Niedlichkeit der Dot-7-Roboter in der Schlussszene erinnern ein wenig an den Hype, den es zum Star-Wars-Reboot um BB-8 gab. Natürlich ist der Gedanke naheliegend, ähnliche Merchandise-Erfolge feiern zu wollen, aber irgendwie fühlt sich das ganze auch wie die Hausarbeit eines Schülers an, der ganz offensichtlich von seinem Sitznachbarn abgeschrieben hat.
Als Ministerin einer Großmacht zeigt sich Osyraa gewillt eine Menge aufzugeben: Sie verzichtet auf Sklaverei, will ihren Staatsapparat völlig neu ausrichten, der obersten Direktive folgen und wichtige Welten opfern. Was aber kann im Gegenzug die Sternenflotte in die Waagschale werfen?
Ihren guten, aber im Verlauf von mehr als hundert Jahren sehr angestaubten Ruf?
Das scheint doch ein wenig weit hergeholt.
So gesehen ist das Vertragswerk eher ein massives Zugeständnis an die Föderation, die ihrerseits schon ziemlich weltfremd agieren müsste, um dieses einmalige Angebot auszuschlagen. Denn mal im Ernst: Was unterscheidet den angebotenen Vertrag von jenem Bündnis, das die Föderation zu TNG-Zeiten mit den Klingonen eingegangen ist? Wo ist der Unterschied zur Allianz mit den Romulanern während der Dominion-Kriege? Und ist nicht selbst Captain Janeway ein Bündnis mit den Borg eingegangen, als verzweifelte Zeiten verzweifelte Maßnahmen erforderten?
Der realpolitische Ansatz "Auf der Erde hat einmal das Erdöl aus miesen Gaunern Staatsmänner gemacht." lässt sich – wenn man das Erdöl auslässt und durch Dilithium oder den Sporenantrieb ersetzt – auch problemlos auf diese Situation anwenden. Denn die Idee, ausgerechnet von Osyraa eine juristische Aufarbeitung ihrer Verbrechen zu verlangen, scheint mit tagesaktuellem Blick auf das saudische Königshaus, die chinesische Staatsführung oder Wladimir Putin fern von jeder Glaubwürdigkeit zu sein. Zwar könnte man an dieser Stelle auch argumentieren, dass Star Trek in seiner Anlage zur utopischen Science Fiction gezählt wird und sogar dazu ausholen, dass man in einer achthundert Jahre entfernten Zukunft aus Fehlern wie dem Bündnis mit den Son'a, dem Friedensvertrag mit den Cardassianern oder falschen Friedensboten wie Shinzon gelernt hätte, aber allein auf der Basis der moralischen Oberhoheit ein Bündnis zu verwerfen, dass das Leben im Machtbereich beider Fraktionen schlagartig verbessern könnte, wirkt im Umkehrschluss auch nicht gerade utopisch oder gar von moralischer Integrität getrieben.
Übrigens wird im Zuge der Verhandlungen auch eine uralte Star-Trek-Debatte neu entfacht:
Gibt es in der Föderation noch Geld?
Nachdem es innerhalb der verschiedenen Serien und Filme immer wieder widersprüchliche Angaben dazu gab, scheint Osyraas Forderung, dass man den Kapitalismus anerkennen sollte, erstmals seit langer Zeit wieder ein Indiz dafür zu bieten, dass der Weltraum-Union selbst in der weiten Zukunft nichts an einer Geldwirtschaft liegt. Nun aber scheint darin gar ein ideologischer Gegensatz zwischen der (durch mehr Hintergrund aufgewerteten) Smaragdkette und ihren potentiellen Bündnispartnern begründet.
Außerdem erfahren wir, dass die Föderation tatsächlich einen Präsidenten hat (der aber zufällig gerade nicht anwesend ist) und erhalten damit auch die Bestätigung, dass die Autoren scheinbar doch zwischen Sternenflotte und ihrer Dachorganisation unterscheiden können.
An sich war es auch nett, dass sich Admiral Vance die Zeit genommen hat, seinem Gast die Funktionsweise eines Replikators zu erklären, wobei sich mir noch immer nicht erschlossen hat, warum er die Gelegenheit nutzt, um in einen Fäkalsprachgebrauch zu verfallen. Die gesamte Szene (vgl. Denkwürdige Zitate) passte weder in das Ambiente einer diplomatischen Verhandlung, noch hatte sie irgendeinen anderen Nährwert – abgesehen davon, dass man im amerikanischen Original gleich drei Mal hintereinander ein Schimpfwort fallen lassen konnte.
Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Ungereimtheiten, die ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen will.
Kann es sein, dass Michael Burnham keine Socken trägt?
Warum nutzt sie die holografische Matrix nur zur Materialisierung eines Phasers und nicht eines Hautregenerators?
Und warum hat Zareh dieses praktische Stück Technologie nach seinem unfreiwilligen Kontakt mit dem parasitären Eis nicht einmal über seine Hand gehalten?
Wozu hat der Shuttlehangar der Discovery eigentlich Schilde, wenn sie so leicht überwunden werden können?
Warum blockieren ausgerechnet Brandschutzsysteme die Sensoren? Wäre es bei der Anlage dieses Systems nicht sinnvoller, wenn das Gegenteil der Fall wäre, um Rettungskräften die Arbeit zu erleichtern? Schließlich hätte man den Ausfall der Sensoren auch bequem mit der Strahlung aus dem Verubin-Nebel erklären können!
Abschließend muss ich noch eines ergänzen. Die betonte Niedlichkeit der Dot-7-Roboter in der Schlussszene erinnern ein wenig an den Hype, den es zum Star-Wars-Reboot um BB-8 gab. Natürlich ist der Gedanke naheliegend, ähnliche Merchandise-Erfolge feiern zu wollen, aber irgendwie fühlt sich das ganze auch wie die Hausarbeit eines Schülers an, der ganz offensichtlich von seinem Sitznachbarn abgeschrieben hat.
Unter den wachsamen Augen des Star-Trek-Veteranen und Hausregisseurs Jonathan Frakes legt Michael Burnham in einer offensichtlichen Anlehnung den Filmklassiker "Stirb langsam" noch einmal neu auf. Leider bleiben auch viele andere Aspekte der Folge an einen Actionstreifen angepasst; neben unterirdischen Dialogen und einem dünnen Inhalt klaffen allenthalben tiefe Logiklöcher.
Aber die Episode lässt auch effektvoll zwei Bomben platzen.
Zum einen gewinnt sie durch einen emotionalen Konflikt zwischen Stamets und Burnham, während sie zum anderen plötzlich Friedensverhandlungen mit der Smaragdkette in Aussicht stellt. In beiden Fällen werden moralische Fragen in Geiselhaft genommen, die in bester Star-Trek-Tradition stehen.
Schade nur, dass Teile der Entwicklung nicht in vorherigen Episoden angedeutet wurden, denn der seriellen Erzählform genügen diese plötzlichen Handlungsexplosionen leider nicht immer.
Aber die Episode lässt auch effektvoll zwei Bomben platzen.
Zum einen gewinnt sie durch einen emotionalen Konflikt zwischen Stamets und Burnham, während sie zum anderen plötzlich Friedensverhandlungen mit der Smaragdkette in Aussicht stellt. In beiden Fällen werden moralische Fragen in Geiselhaft genommen, die in bester Star-Trek-Tradition stehen.
Schade nur, dass Teile der Entwicklung nicht in vorherigen Episoden angedeutet wurden, denn der seriellen Erzählform genügen diese plötzlichen Handlungsexplosionen leider nicht immer.
Mit seinem Kommentar "Allein kann diese Episode nicht stehen." zur letzten Episode hat der treue Rezensionsleser und Kommentator Malte1701 den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist bei "Discovery" recht schwierig geworden, einzelne Folgen zu bewerten, denn die Serie ist ganz klar darauf ausgelegt, dass ihre Staffeln in einem Stück gesehen werden.
Natürlich kann man sich Einzelfolgen – die ja auch nur portionsweise veröffentlicht werden – herauspicken und besprechen, aber Maltes Worte sind nicht zuletzt deshalb so treffend, weil man ein finales Urteil (selbst zu den Einzelfolgen) wohl erst fällen kann, wenn man die finale Auflösung kennt.
So gesehen lässt sich auch kein abschließendes Urteil über die Qualität der achthundertsten Folge im Vergleich zu den anderen Jubiläumsepisoden ziehen.
Denn bereits in "Enterprise" zeigte sich deutlich, dass in der dritten Staffel Einzelepisoden nur schwer für sich allein stehen konnten und sich einem größeren Erzählstrang unterordnen mussten. So gesehen mag die siebenhundertste Folge "Die Vergessenen" als Einzelepisode keinen großen Eindruck hinterlassen, aber im Xindi-Handlungsbogen hat sie einen wichtigen Platz inne, der sich erst im Zusammenhang mit den anderen Folgen erschließt.
Gleiches wird wohl auch mit "Es gibt Gezeiten…" passieren. Es wird entweder die Folge aus der Staffel sein, in der Discovery die Kurve bekommen hat oder die Folge aus der Staffel, in der ein enttäuschendes Finale die gesamte Entwicklung gegen die Wand gefahren hat.
Die Antwort erhalten wir also erst im Staffelfinale…
Natürlich kann man sich Einzelfolgen – die ja auch nur portionsweise veröffentlicht werden – herauspicken und besprechen, aber Maltes Worte sind nicht zuletzt deshalb so treffend, weil man ein finales Urteil (selbst zu den Einzelfolgen) wohl erst fällen kann, wenn man die finale Auflösung kennt.
So gesehen lässt sich auch kein abschließendes Urteil über die Qualität der achthundertsten Folge im Vergleich zu den anderen Jubiläumsepisoden ziehen.
Denn bereits in "Enterprise" zeigte sich deutlich, dass in der dritten Staffel Einzelepisoden nur schwer für sich allein stehen konnten und sich einem größeren Erzählstrang unterordnen mussten. So gesehen mag die siebenhundertste Folge "Die Vergessenen" als Einzelepisode keinen großen Eindruck hinterlassen, aber im Xindi-Handlungsbogen hat sie einen wichtigen Platz inne, der sich erst im Zusammenhang mit den anderen Folgen erschließt.
Gleiches wird wohl auch mit "Es gibt Gezeiten…" passieren. Es wird entweder die Folge aus der Staffel sein, in der Discovery die Kurve bekommen hat oder die Folge aus der Staffel, in der ein enttäuschendes Finale die gesamte Entwicklung gegen die Wand gefahren hat.
Die Antwort erhalten wir also erst im Staffelfinale…
Weiterführende Leseliste.
"Du hast wirklich 'nen super Job gemacht. Es hat uns ganze zwölf Minuten gekostet Dein Schiff zu kapern. Mit einem weniger fähigen Captain wären es zehn gewesen."
Zareh zum amtierenden Captain Sylvia Tilly
"Ich kann kaum fassen, dass das eine neunhundert Jahre alte Technologie ist…"
"Neunhundertdreißig Jahre!"
"Das war wohl das Goldene Zeitalter der Wissenschaft… Es ist bemerkenswert."
Aurellio und Osyraa
"Wir sehen uns wieder…"
"Ich freu' mich schon drauf, mein Süßer…"
Zareh und Cleveland Booker
"Es war derart einfach das Schiff zu kapern, dass ich es zunächst für eine Falle gehalten hatte. Dann habe ich erfahren, dass Captain Saru nicht an Bord ist und nur ein Ensign die CONN hat…"
Osyraa
"Ich will Frieden."
Osyraa
"Schlagen Sie mir gerade eine neue Föderation vor?"
Admiral Charles Vance
"Die machen wir aus unserer Scheiße. Scheiße ist das Basismaterial für unsere Replikatoren. Wir zerlegen sie in ihre Atome und formen die Atome dann um. Ziemlich lecker für Scheiße."
Vance über Äpfel
"Nur im Licht der Vergangenheit sind wir in der Lage die Zukunft zu erkennen."
Vance
"Wir sind Ihretwegen in die Zukunft gereist! Wir sind Ihnen gefolgt! Hugh ist Ihnen gefolgt! Wir haben alles aufgegeben, damit Sie hier nicht ganz allein sind! Wie können sie so etwas machen?"
Paul Stamets zu Michael Burnham
Weiterführende Leseliste.
01. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil I"
02. Rezension zu "Fern der Heimat"
03. Rezension zu "Bewohner der Erde"
04. Rezension zu "Vergiss mich nicht"
05. Rezension zu "Bewährungsprobe"
06. Rezension zu "Aasgeier"
07. Rezension zu "Wiedervereinigung, Teil III"
08. Rezension zu "Das Schutzgebiet"
09. Rezension zu "Terra Firma, Teil I"
10. Rezension zu "Terra Firma, Teil II"
11. Rezension zu "Sukal"
12. Rezension zu "Es gibt Gezeiten..."
13. Rezension zu "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil II"
Staffel 2.
01. Rezension zu "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitstrom"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.
01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"