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Montag, 22. August 2016

Rückblick: Der Sommergrill-Trek der Tafelrunde im Level 76

Wenn man sich dieser Tage noch aller Ernsten fragen sollte, ob es überhaupt noch notwendig sei den fünfzigsten Geburtstag einer Fernsehserie wie Star Trek zu feiern, so hatte man am letzten Wochenende in Potsdam Babelsberg die Möglichkeit, eine passende Antwort auf diese Frage zu erhalten: Noch immer halten Fans, Liebhaber, Jäger, Sammler, Nerds, Geeks, Männer, Frauen, Uniformierte und Zivilisierte dem vermeintlich in die Jahre gekommenen Urgestein der Science-Fiction nicht nur die Treue, sondern halten sie mit ihrer Leidenschaft am Leben.

Als die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" jedenfalls vor knapp anderthalb Monaten in Kooperation mit den engagierten Köpfen hinter dem Level 76 des Lindenparks zum Sommergrill-Trek einluden, folgten vergangenen Sonnabend immerhin knapp fünfzig Personen dem Ruf und halfen mit ihrer Anwesenheit und ihrem Engagement, diese kleine Feier trotz des Regens zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.


Die Höhepunkte in unseren Augen:

Der Gastgeber. Das Level 76 - schon seit längerer Zeit eine unserer Lieblings-Locations in Potsdam und ein offenes Ersatzwohnzimmer für alle Nerds der Stadt - hat sich mächtig ins Zeug gelegt. Das romulanische Ale, das ebenso in Strömen floss wie der saurianische Brandy wurde stilecht unter drei Bildschirmen mit LCARS ausgeschenkt. Dem Ambiente besonders zuträglich waren auch die Vitrinen, in denen (thematisch zum Essen und Trinken passende) Star-Trek-Ausstellungsstücke (aus dem Fundus K'olbasas) drapiert wurden, die mit Papp-Aufstellern und durch Banner aus dem aktuellen Kinofilm "Star Trek: Beyond" ergänzt wurden.



Die Essenslieferanten. Gleich drei wohgenährte 'Targs' hatte Emmet Brown vom Level 76 für die Tafelrunde und ihre Gäste zur Schlachtbank geführt. Doch damit nicht genug!
Viele Helfershelfer - denen an dieser Stelle noch einmal ein ganz besonderer Dank gilt - trugen dazu bei, dass wirklich jeder (vom Vegetarier bis hin zum Allergiker und vulkanische Low-Carb-Diät-Betreiber) seinen Bauch vollschlagen konnte.
Auch hier gab es neben dem Targ einige kulinarische Perlen zu bestaunen: Einen blauen Nudelsalat aus Star Trek VI, eine Schüssel voll gagh, Brote in Form von Sternenflotten-Deltas und natürlich die Krönung durch unsere Meisterbäckerin Miri - ihr zellularer Peptide-Kuchen.


Mein ganz persönlicher Favorit hingegen waren allerdings ihre Glückskekse, in denen sich so sinntragende Sprüche wie "Khaaaaaaaaaan!", "Ein Vertrag ist ein Vertrag - aber nur unter Ferengis." oder "I'm a doctor, not a fortune teller." befanden, die diesen Abend so grandios einleiteten.

Die Quiz-Teilnehmer.
Ein welchem Strandabschnitt verlor James Doohan am D-Day einen seiner Finger?
Welche amerikanische Rap-Gruppe kann man neben den Beastie Boys im aktuellen Star-Trek-Kinofilm "Beyond" hören?
Oder welcher Mel-Gibson-Film beruht auf einem Drehbuch von J.J. Abrams?
Es waren Fragen wie diese, die den sechs tapferen Gruppen und ihren Mitgliedern beim Pub- (oder besser Zehn-Vorne-) Quiz die Schweißperlen auf die Stirn trieben.
Dahinter steckte natürlich ein System, das auch weniger versierten Fans eine Möglichkeit bietet, den alten Star-Trek-Hasen etwas entgegensetzen zu können. Natürlich gilt der Glückwunsch insbesondere der Siegermannschaft "T.E.A.M.", aber auch allen anderen, die einen guten Teil der Veranstaltung damit verbracht haben, sich den fiesen Fragen, Screenshots und Schätzaufgaben zu stellen und vielleicht noch das ein oder andere Detail über ihre Lieblings-Franchise erfahren haben, das ihnen zuvor unbekannt war.


Der Film. Auch wenn es gefühlt eine Ewigkeit gedauert hat, die DVD zum Laufen zu bringen (nochmal vielen Dank an V'Ger, denn auf meinen Rechner läuft sie jetzt störungsfrei), war der Director's Cut vom "Zorn des Khan" mit seinen neuen Szenen ein gelungener Abschlusspunkt eines grandiosen Abends.


Die Gästeliste. Aber das alles wäre natürlich nur halb so schön gewesen, wenn man nicht auf einen Pool so großartiger Mitglieder, Freunde und Sympathisanten bauen könnten, die von Abgesandten des Berliner Trekdinners, der Enterprise-E-Bridge-Reconstruction, der USS K'Ehleyr, der Euderion bis hin zu Stammgästen aus dem Level 76 reichten. Im bunten Mix entstanden wunderbare Gesprächsthemen, eine ungezwungene Atmosphäre und ein wohliges Zusammengehörigkeitsgefühl, das wieder einmal bewies, dass Star Trek viel größere Brücken schlagen kann als vom Fernseher zum Zuschauer, nämlich von einem Menschen zum anderen und sogar zu vielen anderen.
Wir danken jedenfalls allen, die das an diesem denkwürdigen Samstag-Abend unter Beweis gestellt haben!

Das Video. Unserem Tafelrundenmitglied, K'Ehleyr-Abgesandten, E-Brückenbauer und Kamera-Experten Tom Jones ist es gelungen, auch denen, die leider nicht mit von der Partie sein konnten, etwas von der Atmosphäre des Abends zu konservieren und auf Leinwand zu bannen. Sein sehenswertes Video (mit musikalischer Unterstützung unseres Tafelrunden-Roks) möchten wir Euch abschließend natürlich nicht vorenthalten:


Freitag, 27. Mai 2016

Eaglemoss 35. Der Bird-of-Prey des 22. Jahrhunderts


Einleitung. Einer der besten Gründe überhaupt, sich das ein oder andere Eaglemoss-Modell anzuschaffen, sind jene Schiffe, die bislang nur sehr selten oder gar überhaupt nicht als Modell erhältlich waren. Neben den 'klassischen' Modellen hinlänglich bekannter Stücke wie der Galaxy-, Constitution- oder Intrepid-Klasse sind das vor allem vergleichsweise minder bekannte Vertreter aus Einzelfolgen, die den ganz besonderen Reiz der Reihe ausmachen. Nun hat Eaglemoss hierzulande mit dem klingonischen Bird of Prey aus der bislang letzten Star-Trek-Serie "Enterprise" genau solch ein Modell veröffentlicht, nach dem sich das Sammlerherz verzehrt.


Lobenswerte Aspekte. Wie heißt es im Begleitheft auf Seite fünf so schön?

"Das Design wurde im Lauf der Zeit ständig überarbeitet, verbessert und stärker bewaffnet, aber die Grundelemente blieben stets gleich – Ein Hauptrumpf mit zwei Flügeln und Triebwerken sowie eine an einem lang ausgestreckten Hals befindliche Kommandosektion."

Wer die klingonische Schiffsbautraditionslinien bei Star Trek einigermaßen verfolgt hat, hätte wohl bereits im Vorfeld erahnen können, dass dieses bewährte Konzept auch in diesem Fall seine Anwendung fand. So liegt der Reiz dieses Schiffes weniger in seiner Form, als viel mehr im Detail.
So wundert es nicht, dass die vielen filigranen Elemente der eigentliche Star des Modells sind:
Elemente wie freiliegenden Leitungen zum Bug des Schiffes, die Disruptorkanonen am Bauch dieses Birds-of-Prey, an seinen Flügeln und an dessen Kommandomodul.
Dezent aber keineswegs deplatziert wirken da im Vergleich die lichtdurchlässigen Partien am Ende der gondelartigen Aufbauten, dem eigentlichen Antrieb und am vergitterten Plasmatank. Auch die Musterung – vor allem auf den Flügeln des Rauschiffes – sind eine Erwähnung wert, da sie entfernt an die 'flügelartigen' Dekoration des klassischen Birds-of-Prey aus dem dritten Kinofilm erinnern.
Schließlich aber erreicht dieses Modell nicht zuletzt dadurch ein Alleinstellungsmerkmal, dass es zuvor von den verschiedenen Modellbaufirmen keine große Beachtung erfuhr. Als Kind der nur mäßig erfolgreichen, und nach nur vier Staffeln abgesetzten Serie "Enterprise" waren nur wenige Firmen darauf erpicht, ein Modell aus diesem vermeintlichen TV-Flop in einen Ladenhüter umzuwandeln. Schon allein dafür, dass Eaglemoss dieser Fehleinschätzung nicht unterlag, sollte man das Unternehmen mit dem Kauf des Schiffes belohnen.
Oder etwa doch nicht?


Kritikwürdige Aspekte. Endlich (nach Monaten der Untätigkeit) bleibt mal wieder ein Modell für mich zur Rezension übrig und ich erwische natürlich wieder einmal das Montagsmodell: Die Antriebsgondeln sind schief aufgeklebt, die Backbord-Disruptor-Kanone ist angebrochen (wie schon bei seinem großen Design-Vorbild, dem originalen Bird-of-Prey-Modell) und die Halterung so locker, dass abzusehen ist, dass in näherer Zukunft dass Modell vom Ständer gleiten wird um endgültig einen Teil seiner Bewaffnung zu verlieren.
Das Besondere an dem Modell, nämlich seine extravagante Detailliertheit, ist gleichermaßen seine Achillesverse. Die vielen Extremitäten (von den Waffen bis hin zu den am Schiffsrumpf verlaufenden Leitungen) sind in ihrer Beschaffenheit aus Plastik so zerbrechlich und fragil, dass man dieses Schiff tatsächlich am besten nur mit Samthandschuhen berührt und besser in seiner schützenden Verpackung lässt, anstatt es den ständig lauernden Gefahren des Alltags auszusetzen.
Denn derer gibt es viele. So reichte in meinem Fall bereits das Eigengewicht des Modells aus, um eine der Kanonen anzubrechen. Die Verteilung von Plastik- und Metallteilen (leichter Bug mit schwerem Heck, bei dem die Flügel und dessen Auswüchse wiederum aus Kunststoff bestehen) tut hierbei ihr übriges, um derlei vorprogrammierte Unfälle herbeizubeschwören.


Ärgerlich sind aber statt dieser eher am Design des Originals die offensichtlichen Fertigungsfehler, Nachdem ich schon einmal mit der Stargazer einige Probleme hatte, weil den dortigen Warpgondeln jegliches Konzept von Symmetrie ad absurdum führten, bilden die entsprechenden Aufsätze auch hier den Stein des Anstoßes. Gibt es bei Eaglemoss denn überhaupt so etwas wie Qualitätskontrollen (ein solch offensichtlicher Fehler würde sogar einen Nicht-Fan mit Sehbehinderung auffallen) oder wird die Ware herzlos an jene dummen Fans verscherbelt, die ohnehin jeden Müll kaufen, der das Label 'Star Trek' aufweist?
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich vom ein oder anderen Leser den ein oder anderen Tipp zur Korrektur dieses Makels erhalten könnte (vor allem zum Lösen der betreffenden Gondel), denn schon bei der Stargazer (mein Dank gilt an dieser Stelle nochmals Damon) habe ich die wertvolle Erfahrung gemacht, dass die Community sorgfältiger arbeitet als die Qualitätssicherung bei Eaglemoss.


Begleitheft. Das beiliegende Magazin geht – zumindest orthografisch – in Ordnung. Das bedeutet aber keineswegs, dass es gut sei, sondern lediglich, dass die Kritikpunkte liegen abseits von Grammatik und Rechtschreibung liegen.
Einen treuen Gegenstand der Kritik bildet immer wieder die Ansichten-Seite (S. 10f.). An sich ist dieser elementare Bestandteil eines jeden Heftes eine prima Idee und sollte auf keinen Fall fehlen. Doch es stört andererseits, dass er in keinerlei Zusammenhang zum Rest des Heftes steht.
Denn mal ehrlich: Ich kann mir selbst als Star-Trek-Laie vergleichsweise mühelos zusammenreimen, wo am Modell die Disruptor-Kanonen oder die Brücke liegt.
Wo aber liegen die legendären "Targgruben" (vgl. S. 8), die Hauptandockschleuse (vgl. S. 9) und warum gibt es keine Abbildung der Unterseite des Schiffes, obgleich so viel von den dortigen Gimmicks berichtet wird (vgl. S. 7)?
Ansonsten folgt das Heft den üblichen Parametern bei kleineren und vergleichsweise wenig bekannten Schiffen: Einer vergleichsweise extensiven Beschreibung (immerhin sechs Seiten) der etablierten Fähigkeiten und Auftritte (S. 4ff.) folgt die angesprochene Ansichtenseite (S. 10f.). Dem wiederum schließen sich zwei äußerst spärlich ausgefallene Seiten zur Design-Geschichte an (S. 12f.) Die danach vorgestellte "Kultur der Klingonen" (S. 14ff.) ist mit vier Seiten proportional etwas aufgebläht, doch da sie sich hauptsächlich an Konzeptionsfragen orientiert, entpuppt sich dieser Teil dann aber doch erstaunlich informativ und passend für den Kontext. Den Abschluss bildet schließlich eine Kurzübersicht zu den bemerkenswertesten Auftritten des Schiffes und vermeintlich 'Wissenswerter' Kurzinfos, die dieses Mal jedoch eindeutig unter die Kategorie 'Ferner liefen' fallen (S. 18).
Den wirklich interessanten Fragen zum Modell weiß aber auch der 'Beipackzettel' keine Antwort zu bieten.
Warum etwa der gondelartige (und schief aufgeklebte) Doppel-Aufsatz der Impulsantrieb, und nicht der Warpantrieb sein soll.
Oder, und die Frage ist noch viel dringlicher, warum das Schiff überhaupt zwei unterschiedlich große Disruptor-Kanonen an seinen Flügeln??


Fazit. „Die ganze Formsprache ist unverwechselbar.“ stellt der Designer John Eaves bereits auf Seite 13 über das Design klingonischer Birds-of-Prey klar und legt damit das Augenmerk auf das große Hauptverkaufsargument: Den hohen Detailgrad, der Sammlerherzen dahinschmelzen lässt.
Dumm nur, dass genau dieser Pluspunkt auch das große Manko darstellt, denn die filigranen Teilchen neigen zur spontanen Beschädigungen. Oder, um das ganze zugespitzt auszudrücken: Der Bird-of-Prey ist eine Ansammlung sehenswerter Sollbruchstellen, der genauso gut auch aus Porzellan hätte gefertigt werden können.
Das Begleitmagazin bleibt ebenfalls hinter den Erwartungen zurück und versäumt es, selbst ins Auge springende Fragen wie die nach den unterschiedlich großen Disruptor-Kanonen zu beantworten.


Bewertung. Höchst fragiler Augenschmaus.

Eure Bewertung:


Weiterführende Leseliste.


Eaglemoss 01. USS Enterprise NCC-1701-D
Eaglemoss 02.
USS Enterprise NCC-1701 [Refit]
Eaglemoss 03.
Klingonischer Bird-of-Prey
Eaglemoss 04.
Enterprise NX-01
Eaglemoss 05.
Romulanischer D'deridex-Warbird
Eaglemoss 06.
USS Excelsior
Eaglemoss 07.
USS Defiant 
Eaglemoss 08.
K't'inga Klasse
Eaglemoss 09.
USS Voyager
Eaglemoss 10.
Akira-Klasse
Eaglemoss 11.
Jem'Hadar Schlachtkreuzer
Eaglemoss 12.
USS Reliant NCC-1864 
Eaglemoss 13.
Borg Sphäre 
Eaglemoss 14.
Romulanischer BoP (2152) 
Eaglemoss 15.
Tholianisches Schiff (2152)
Eaglemoss 16.
USS Prometheus
Eaglemoss 17.
Xindi-Insektoiden-Schiff
Eaglemoss 18.
USS Enterprise NCC-1701-E
Eaglemoss 19.
Vor'Cha Klasse
Eaglemoss 20.
Die USS Dauntless
Eaglemoss 21.
Der Ferengi Marauder
Eaglemoss 22.
Die Nova-Klasse
Eaglemoss 23.
Die Galor-Klasse
Eaglemoss 24.
Die USS Stargazer
Eaglemoss 25.
Bajoranischer Sonnensegler
Eaglemoss 26.
Nebula-Klasse
Eaglemoss 27.
Krenim-Zeitwaffen-Schiff
Eaglemoss 28. Maquis-Raider
Eaglemoss 29. Jem'Hadar Jäger 
Eaglemoss 30. Nausicaanischer Raider 
Eaglemoss 31. Romulanischer Warbird Valdore
Eaglemoss 32.
Runabout Orinoco
Eaglemoss 33.
Cardassianische Hideki-Class
Eaglemoss 34.
Surak-Klasse
Eaglemoss 35.
Bird of Prey (22. Jahrhundert)

Premium 001.
Shuttle Typ 6

Sondermodell 01.
Deep Space 9
Sondermodell 02.
USS Enterprise 1701 (2009)
Sondermodell 03.
Die USS Vengeance
Sondermodell 04.
Klingon D4 Angriffsjäger

Abo Geschenk 01.
Borg-Kubus
Abo Geschenk 02.
Future Enterprise  

Montag, 23. Mai 2016

Turons Senf zur FedCon 2016

Einleitung.
Nach unserem dreiteiligen FedCon-Logbuch und dem Erlebnisbericht Roks folgt nun (nach fast einer Woche Auszeit, um die gesammelten Eindrücke objektiver bewerten zu können), die auf diesem Blog traditionsreiche Auseinandersetzung mit dem, was auf Europas größter Science-Fiction-Convention gut oder weniger gut gelaufen ist.


Lobenswerte Aspekte.
Um es vorwegzunehmen: Die positiven Seiten überwiegen eindeutig die negativen. Diese FedCon hat definitiv Standards gesetzt.


Die FedCon – eine Star Trek-Veranstaltung!
Endlich war es mal wieder soweit: Nach Jahren der Aufweichung stand die FedCon 2016 endlich wieder ganz im Zeichen Star Treks. Nachdem nämlich die ursprünglich sogar einmal nach Star Trek benannte 'Federation Convention' sich über die Zeit mit immer mehr Gast-Darstellern aus Stargate, Battlestar Galactica oder anderen Science-Fiction-Serien aus ihrer ursprünglichen Identität hinausdiversifizierte, war die Franchise immer mehr zu einer Randerscheinung verkommen.
Im fünfzigsten Jubiläumsjahr Star Treks war dies allerdings völlig anders. Mit Vic Mignogna, Hallie Todd, Tucker Smallwood, Chase Masterson, Manu Intiraymi, Robin Curtis, Connor Trinneer, Dominic Keating, Ethan Phillips, Robert Beltran, Terry Farrell, Marina Sirtis, Karl Urban, Walter Koenig, George Takei oder William Shatner entstammten immerhin sechzehn der zwanzig Stargäste dem ein oder anderen Auswuchs der Roddenberry-Vision.
Für Trekkies war diese Ausrichtung nicht nur eines der schönsten Geschenke zum fünfzigsten Jubiläum, sondern gleichzeitig auch so etwas wie eine Art Zeitreise in eine längst verloren geglaubte Ära, in der Star Trek – auf und neben der FedCon - noch eine weitestgehend ungeteilte Aufmerksamkeit zugute gekommen ist.
Auch wenn heute jedem Fan nur allzu schmerzlich bewusst (gemacht) wird, dass diese Goldenen Zeiten endgültig vorbei sind, war es doch ein angenehmes Gefühl, für die drei, vier Tage wieder in diese Illusion eintauchen zu können. 


Chase Masterson als MC.
Mann kann über die Leeta-Darstellerin ja denken, was man will, aber sie lieferte einen überzeugenden Einstand als Zeremonienmeisterin ab und führte auf äußerst angenehme Art und Weise durch das mehrtägige Programm.
Natürlich könnte man es ihr ankreiden, dass sie bei der Eröffnungszeremonie erfolglos versuchte, Takei und Shatner näher zu bringen und damit für den Eklat des Eröffnungsabends sorgte. Doch diese Eskalation lag wohl eher in der jahrelang vor sich hinköchelnden Intimfeindschaft der beiden TOS-Darsteller begründet, als in dem an sich recht plüschig-sympathischen Vermittlungsversuch.
Natürlich können böse Zungen auch an ihrer Figur herumkritteln, aber um ehrlich zu sein hatten ihre Auftritte in den verschiedenen Outfits (mindestens zweimal am Tag gab es einen Kleiderwechsel) einen gewissen schillernden Flair, zumal ihre Figur beleibe nicht so unansehnlich war wie die so manches männlichen Kritikers.
Und natürlich warf sich Masterson jedem Fan um den Hals und grüßte noch jeden Con-Besucher, den sie auf dem Gang traf, persönlich. Doch genau durch ihre (schon immer) sehr offene Art war sie der perfekte MC, denn sie schlug eine echte Brücke zwischen dem gemeinen Fan im Saal und den  unerreichbaren Stars auf der Bühne.


Organisation.
Es ist noch gar nicht so lange her, da bot die Star Trek Destination Germany den deutschen Fans die Möglichkeit, eine reine Star-Trek-Veranstaltung in Frankfurt am Main zu besuchen (wir berichteten). Sie nahm der FedCon 2016 nicht nur Stargäste wie Marina Sirtis, Karl Urban oder William Shatner vorweg, sondern setzte auch neue neue nationale Standards in puncto Professionalität, Organisation und Freundlichkeit.
Das war im Jahr 2014 und wie Mitglieder der Tafelrunde beobachten konnten, war auch der FedCon-Chef Dirk Bartholomä damals auf  jener Veranstaltung zugegen.
Anscheinend hat er sich damals doch die ein oder andere Anregung mitgenommen, denn lediglich zwei Jahre später war auf der FedCon deutlich der Wind der Veränderung zu spüren.
Egal, ob es darum ging, ein auf dem Smartphone angezeigtes Online-Ticket statt der ausgedruckten Variante zu verwenden, eine verlorene Eintrittskarte zu ersetzen, Fotos direkt im Anschluss an den Shoot zu erhalten, Fans aus der falschen Schlange umzuleiten oder das Geld für eine ersatzlos ausgefallene Fotosession erstattet zu bekommen – der Service in Bonn war effizient, unbürokratisch und vor allem freundlich. Diese erfrischende Freundlichkeit setzte sich bis in die Fotosessions fort, die sonst häufig als Hauptquelle für etwaige Beschwerden galten. Stattdessen herrschte aller Orten eine überaus umgängliche Atmosphäre, an der die vielen freiwilligen Helfer und ihr leises Werk einen maßgeblichen Anteil hatten.
Trotz dieses deutlichen Aufwärtstrends waren aber auch noch genügend Baustellen erkennbar, an denen in Zukunft noch gearbeitet werden sollte:
Wo war beispielsweise der Touch-Monitor geblieben, an dem Programmabweichungen zeitnah angekündigt wurden?
Der spontan überklebte Zettel am Merchandise-Eingang war jedenfalls ein unzureichender Ersatz und die Wirkung der FedConApp, die ohnehin ausschließlich iPhone-Besitzern zugänglich war, verpuffte zwischen den Stahlbetonwänden des Maritim-Hotels, in dem ausreichender Empfang kaum gegeben war.
Auch die Organisation von Autogramm-Sessions war bei der Destination ungleich besser organisiert als bei der FedCon, die mit ihren nach Nummern sortieren Schlangen, ungleich verteilten Star-Nachfragen und Blockierung des Hauptsaals durchaus Optimierungsbedarf offenbarte.
Das Essensmarken-System war unsinnig, rückständig und nur wenig attraktiv für die Besucher, die nicht nur eine Extra-Schlange für den Erwerb der sinnfreien Marken ertragen mussten, sondern auch noch die ein oder andere Marke mit nach Hause nahmen (was für eine Geschäftsidee!). Ich für meinen Teil hätte jedenfalls abends eher ein Bier erworben, wenn ich dafür nicht einen solchen Umtausch-Marathon hätte aufnehmen müssen.
Schließlich waren auch die Einlassmodalitäten in den Hauptsaal und die Diskriminierung von Tageskartenbesitzern ein großes Manko, das nicht umsonst von Stargast Marina Sirtis im Zuge ihres Panels angeprangert wurde.
Trotz der Kritik überwog am Ende jedoch der der positive Eindruck einer Veranstaltung, die wie selten zuvor von der Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Professionalität ihrer Organisatoren bestimmt wurde.



Die Fans.
Der Hauptteil des außergewöhnlichen Flairs der FedCon geht im Endeffekt jedoch weder von der Bühne aus, noch von den (recht einseitigen) Einkaufsmöglichkeiten oder gar dem gastgebenden Hotel.
Hauptträger der einzigartigen Atmosphäre waren - wie immer - die Fans.
Fans, die sich Tag für Tag in ein neues Kostüm warfen und sich geduldig den vielen Fotowünschen der restlichen Besucher stellten, ohne dafür gleich zwanzig Euro oder mehr zu verlangen, obgleich vielen Kostümen eindeutig anzusehen war, dass viel Zeit, Geld und Arbeit in das Outfit investiert wurde.
Fans, die ihre selbstgefertigten Modelle, Props oder Artworks in einem der Ausstellungsräume präsentierten und völlig zurecht selbst (oder gerade) dann begeisterten Zulauf erhielten, wenn das Licht für einige Minuten ausgeschaltet wurde.
Und natürlich Fans, mit denen man in der Schlange, am Sitz im Hauptsaal oder gar in der Straßenbahn problemlos ins Gespräch kam, weil alle Anwesenden die gleiche Leidenschaft einte und man ohne Weiteres sofort ein Gesprächsthema fand.
Diese Fans, die nicht nur Eintritt bezahlten, sondern mit ihrer Präsenz auch ihr Scherfchen zum Gesamtbild beitrugen, waren das Salz in der FedCon-Suppe, ohne die das Ganze recht fad schmecken würde. Selbst nach 24 Jahren zeigen sie noch immer, welch ungebrochene Energie in der Anhängerschaft steckt und dass insbesondere Star Trek als verbindendes Element allen Unkenrufen zum Trotz keinesfalls als Attraktivität eingebüßt hat.


Kritikwürdige Aspekte.
Eigentlich gibt es nur zwei Punkte, die wirklicher Kritik bedürfen.



Die FedCon – eine Star-Trek-Veranstaltung!
Nur einige Tage nach der FedCon konnte man auf der Facebook-Präsenz der FedCon ein ehrliches, aber am Ende dann doch recht erstaunliches Fazit der Veranstalter entdecken.
Mit einem bestimmten Teil wollen wir uns nun einmal näher befassen:

"Was ganz und gar nicht stimmte waren die verkauften Autogramme und Fotoshoots. Hier haben wir bei allen teuren Stars draufgezahlt, weswegen wir in Zukunft diese wohl nicht mehr holen können. Ich meine ein Karl Urban auf den wir Jahre gewartet haben, von dem wurden knapp 450 Autogramme und keine 400 Fotos gemacht ist jetzt zwar nicht der absolute Ruin, aber gelohnt hat es sich nicht. Da war früher bei Nimoy, Shatner, RDA, Stewart, Bakula schon anders, da haben wir bei einer ausverkauften Convention insgesamt über 1500 Teile verkauft. Also das hätte ich absolut nicht gedacht. Auch die extra gekaufte Lizenz zum Thema 50 Jahre Star Trek hat kaum etwas gebracht, es hat im Schnitt jeder 6 ein Teil gekauft, bei einer 'fast' reinen Star Trek Veranstaltung ging das gründlich nach hinten los. Das heißt wir werden in Zukunft noch stärker selektieren müssen und anstatt teurer Star Trek Stars lieber bekannte Stars aus anderen Filmen und Serien holen, das hat es in 25 Jahren noch nie gegeben."

Mal abgesehen vom katastrophalen Satzbau, der höchst eigenwilligen Interpretation von Interpunktion und der gewöhnungsbedürftigen Rechtschreibung kann man aus diesem öffentlichen Statement herauslesen, dass die FedCon ihre Abkehr von Star Trek ab der nächsten FedCon wiederaufnehmen wird und sich die Franchise "Star Trek" als zu unattraktiv für nennenswerten Profit erwiesen hat.
Aber kann man das wirklich so sagen?
Immerhin waren Hallie Todd, Chase Masterson, Manu Intiraymi, Robin Curtis, Connor Trinneer, Dominic Keating, Ethan Phillips, Robert Beltran, Terry Farrell, Marina Sirtis, Walter Koenig, George Takei oder William Shatner allesamt bereits schon mindestens einmal bei vorherigen FedCons aufgetreten und der angesprochene Karl Urban war erst vor zwei Jahren auf der bereits angesprochenen Destination zusammen mit Trinneer, Keating, Sirtis oder Shatner zugegen. Das dürfte auch Dirk Bartholomä wissen; schließlich war er (wie bereits erörtert) ebenfalls dort.
Ein großer Teil der üblichen Verdächtigen war einfach schon einmal da und auch wenn alle anwesenden Stars fraglos sympathisch und interessant waren, blieb der Rückgang bei Autogrammen und Fotoshoots schon allein durch ihren wiederholten Auftritt erklärbar. Oder sollen sich sein Stamm-Publikum bei diesen Preisen ernsthaft mit dem vierten Marina-Sirtis-Foto die Wohnzimmerwand tapezieren?
Das grundsätzliche Problem liegt eher darin, dass die FedCon-Macher es selbst zum 50. Jubiläum schlichtweg versäumt haben, wirklich noch nie dagewesene Stars zu verpflichten. Und derer gibt es eigentlich genug, denn weder Patrick Stewart, Dwight Schulz, Whoopi Goldberg, Barbara March, Gwynyth Walsh, James Darren, Penny Johnson, Casey Biggs, James Cromwell, Kirstie Alley, Brian Bonsall, Wallace Shawn, Scarlett Pomers, Brad Dourif, Matt Winston, Randy Oglesby, John Rhys-Davies, Malcolm McDowell, Stephen Collins, Catherine Hicks, Laurence Luckinbill, Alan Ruck, F. Murray Abraham, Tom Hardy, Ron Perlman, Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Bruce Greenwood, Alice Eve, Eric Bana, Peter Weller, Winona Ryder, Deep Roy, Faran Haroon Tahir, Rachel Nichols, Clifton Collins, Ben Cross, Jason Matthew Smith, Noel Clarke oder gar Benedict Cumberbatch  (um nur eine Auswahl zu nennen, die problemlos drei Conventions allein füllen könnten) waren je auf einer FedCon zugegen.
Sich im Angesicht dieser Menge an noch nie verpflichteten Star-Trek-Schauspielern hinzustellen und sich zu beschweren, dass die Stars, die mittlerweile mindestens bereits ein, zwei oder drei Mal auf einer Vorgängerveranstaltung zu sehen waren, nicht mehr genug Kundschaft ziehen, wirkt da schon fast dreist und erstaunlich blind den eigenen Versäumnissen gegenüber.
Um das an dieser Stelle einmal zu verdeutlichen: Mann stelle sich einen Mobilfunkanbieter vor, der über Jahre seine überteuerten Netzpakete zusammen mit dem iPhone und danach mit dem iPhone 3G verscherbelt hat. Nachdem das jahrelang gut ging, wurden ihm aber die kostenintensiven Apple-Verträge zu aufwändig und er beschloss, die selben Modelle zwar weiter anzubieten, aber auf neuere Geräte wie die iPhones vier, fünf oder sechs zu verzichten. Als nun die Käufe einbrechen, weil niemand ein so antiquiertes Modell haben will, sucht sich der Anbieter den nächstbesten Schuldigen:
Apple, denn seine Produkte verkaufen sich ja nicht. Dass der Mobilfunkanbieter aber versäumt hat, mit der Zeit zu gehen und auf Veränderungen flexibel zu reagieren, verheimlicht er bei der Benennung seines Sündenbocks geflissentlich.
Auch das Geld die Lizenz für die "50 Jahre Star Trek" wäre schon allein ob der Attraktivität des angebotenen Merchandise anderweitig besser angelegt gewesen. Besonders im Hinblick auf den schon bald im Kino startenden dreizehnten Kinofilm "Star Trek Beyond" (jetzt mit neuem Trailer!) scheint beispielsweise ein Stargast wie Sofia Boutella oder wenigstens ein Beyond-Marketing-Stand wie bei der Fantasy-Basel als eine lohnende Alternative.


So aber waren die altbekannten Stars zugegen, mit denen das Publikum bereits hinlänglich vertraut war. Dieser Umstand zeigte sich spätestens in den Panels, wo kaum mehr jemand frische, originelle Fragen stellen konnte, weil man bereits so ziemlich alles über die angereisten Stargäste von vorherigen Besuchen wusste (ein Umstand, den beispielsweise Marina Sirtis offen als Missstand benannte). So war das Feld offen für die dämlichsten Zuschauerfragen, diverse Grüße von der Mama oder den typischen Wunschkonzertbestellungen.
Besonders in einem bestimmten Aspekt war diese hinlängliche Vertrautheit besonders spürbar: An dem, was ich an dieser Stelle einmal zugespitzt als Bartholomäisierung der Umgangsformen bezeichnen möchte. FedCon-Macher Dirk Bartholomä wurden sogar vom Spiegel ein 'harscher Ton' zugeschrieben, den er ganz besonders im Umgang mit Fans immer wieder unter Beweis stellen würde. Nun plötzlich schien dieser Wesenszug auch auf die Stars übergegriffen zu haben. Gut, dass William Shatner, Robert Beltran oder Marina Sirtis die ein oder andere (zugegebenerweise recht unangebrachte) Bemerkung mit entsprechender Häme honorierten, ist man ja schon beinahe gewohnt. Aber wenn selbst ein so freundlicher Charakter wie Terry Farrell einen Fragesteller herunterputzt, dann kann man erahnen, dass es Zeit für frischen Wind sein könnte.


Standort Bonn.
Auch wenn sich der ein oder andere FedCon-Veteran riesig über eine Rückkehr ins gute, alte Bonn gefreut hat, bleibt festzustellen, dass diese "Back to the Roots" Idee nur mäßig funktionierte. Die engen (und dadurch ständig verstopften) Gänge, das Fehlen von alternativen Einkehrmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung und die weitere Anreise sprechen eben nicht unbedingt für diesen Standort.
In etlichen Momenten haben ich jedenfalls vermisst, wie in Düsseldorf in der Kneipe mit echtem Geld bezahlen zu können, die Rewe-Mitarbeiter mit ihren Star-Trek-Shirts zu besuchen oder die Schlangen für Fotosessions und Autogramme abseits des Fan-Rummels zu finden.


Fazit.
Natürlich sind diese FedCon-Eindrücke meinerseits sehr subjektiv und müssen nicht zwangsweise die Meinung aller Tafelrunden-Mitglieder, geschweige denn aller FedCon-Besucher widerspiegeln. Außerdem bleibt festzuhalten, dass der Gesamteindruck trotz der ein oder anderen Kritik überwiegend positiv ausgefallen ist. Es war eine großartige FedCon und gerade im Hinblick auf die angekündigten Pläne, die Star-Trek-Komponente in Zukunft wieder geringer ausfallen zu lassen, wird es wohl meine letzte FedCon gewesen sein. Traurig bin ich darüber nicht, denn ich konnte noch ein (wahrscheinlich) letztes Mal eine FedCon besuchen, die das Label 'Star-Trek-Convention' wahrhaftig verdient hat.


Samstag, 21. Mai 2016

Turons Senf zum neuesten Star Trek Trailer und den Aussichten für Axanar



Da hat sich Paramount ja ganz schön ins Zeug gelegt! Nachdem ihnen nicht ganz zu Unrecht der Vorwurf entgegengehalten wurde, die Marketingmaschinerie im Vergleich zum Vorgänger "Into Darkness" recht untertourig zu fahren, legten die Macher nun an einem symbolträchtigen Ort vor.
Am Stage 31, an der die kürzlich umbenannte Leonanrd-Nimoy-Straße liegt und in den Sechzigern die Originalserie abgedreht wurde, lud Paramount zu einem "Fan-Event" in dem sie nicht nur den zweiten Trailer vorstellten, sondern sich auch Darsteller und Macher den Fragen eines handverlesenen Publikums stellten.



Der brandneue Trailer versprach schon einmal Besserung im Vergleich zum ersten – ungleich Action-betonteren – Einspieler (die Tafelrunde berichtete), wobei am Ende jedoch festzuhalten bleibt, dass Justin Lin das Rad keineswegs neu erfindet und "Beyond" auch nach dem zweiten Einblick wohl ein Film bleiben wird, der dem Abrams-Weg in puncto Bildsprache, Radikalität und Tempo treu bleiben wird. Es bleibt wohl nur die wage Hoffnung, dass immerhin die Story anhand leichter Andeutungen etwas tiefsinniger sein könnte.
Auch wenn Popcorn-Kino immer noch Popcorn-Kino bleibt.

Die beste Nachricht des Abends stahl dem Trailer dann aber doch die Show. Ausgerechnet J.J. Abrams, der lediglich als Produzent an "Beyond" beteiligt war, kündigte an, dass auf Intervention Justin Lins die Klage gegen die Fanfilm-Produktion "Axanar" (die Tafelrunde berichtete) fallengelassen wird, was vom Publikum umgehend mit Szenenapplaus honoriert wurde.
Obwohl so eine Einzelperson natürlich viel behaupten kann, zogen CBS und Paramount kurz darauf nach und bestätigten, dass Axanar seine Produktion fortführen darf; kündigten aber an, dass in Zukunft eine Art Leitfaden erarbeitet werden wird, der Fan-Filmen einen engen Rahmen stecken wird, in dem sie ihre Visionen (wahrscheinlich sehr eingeschränkt) verwirklichen können.


Auch wenn ich persönlich Justin Lin durchaus dankbar für sein Engagement bin, hat der Zeitpunkt der Ankündigung ein gewisses 'Geschmäckle'. Es wirkt beinahe so, als würde das glückliche Brautpaar auf der Hochzeit vor versammelter Familie ankündigen, dass sie zusätzlich zu ihrem zukünftigen ehelichen Glück auch noch Zwillinge erwarten würden.
War die ganze Aufregung um den vermeintlichen "Axanar" am Ende vielleicht nur eine Marketing-Strategie, um Publicity für den eigenen Film zu erzeugen? Ein PR-Gag (sogar seriöse Medien wie der Spiegel berichteten von den Vorgängen) auf Kosten Millionen von Fans und etlicher Fan-Film-Produktionen?
Oder war es tatsächlich das Engagement der beiden, dessen Ergebnis bis zu diesem "Fan-Event" verheimlicht wurde, nur um den anwesenden Fans zum Spiel noch etwas Brot servieren zu können?


Im Endeffekt sind jedenfalls wieder Friede, Freude und vor allem Eierkuchen in die Star-Trek-Landschaft eingezogen. Der Verzicht auf juristische Schritte sichert den Frieden zwischen den Geschäftsmännern bei Paramount und ihren Geldgebern, den Fans. Ein neuer Trailer weckt Freude auf den neuen Film, auch wenn der dann doch abgesehen von Lens Flares einen ordentlichen Abrams-Einschlag haben wird. Der Zeitpunkt des Verzichts auf ein rechtliches Vorgehen gegen Axanar schmeckt hingegen wie Eierkuchen vom Vortag, denn die Nachricht wirkt zumindest etwas ausgeschlachtet, um ein positives Licht auf den kommenden, dreizehnten Kinofilm zu werfen.


Montag, 16. Mai 2016

Turons FedCon-Logbuch, Teil III: Sonntag, der 15. Mai 2016

 Dieses ist des Logbuchs dritter Teil. Der erste lässt sich hier finden, der zweite hingegen an dieser Stelle.
 



08.00Uhr.
Miri steht scheinbar leichtfüßig trotz der 'durchzechten' Nacht auf, während ich mich nach nur fünfeinhalb Stunden Schlaf einfach umdrehe und versuche, auf schonende Art langsam wachzudösen.

08.24Uhr. Soweit zu meinem genialen Plan. Natürlich bin ich noch einmal so richtig eingeschlafen und quäle mich mehr schlecht als recht hoch, als es an der Tür klopft. K'olbasa und Rok haben sich aus Versehen aus ihrem Hotelzimmer ausgesperrt. Doch statt den Vormittag in ein komplettes Chaos münden zu lassen (am Wochenende arbeitet in diesem einsamen Sparkassen-Trainingslager niemand), genügt scheinbar ein simpler Anruf, um die Situation zu klären und eine neue Karte aus dem Automaten im Erdgeschoss zu ziehen. So brechen die drei bereits wenige Minuten später gemeinsam mit dem Auto zum Maritim auf, während ich noch immer herumtrödele und gelobe zügig nachzukommen. Im Gegensatz zu Miri oder K'olbasa habe ich keinerlei Ambitionen, einem Fotoshoot oder einer Autogrammstunde beizuwohnen. Stattdessen freue ich mich auf Hubert Zitt, der zu meiner großen Freude gestern ankündigte, heute erst um 11Uhr mit seinem Vortrag zu beginnen.

09.15Uhr. Nach dem Duschen, dem Vernetzen des Artikels des Vorabends und dem Packen aller Sachen breche auch ich auf, um zum Con-Gelände zu gelangen. Bei strömendem Regen halte ich vergeblich die Augen nach einem geöffneten Bäcker offen. Mit knurrendem Magen gelange ich ins Maritim und wandere zunächst einsam in den Menschenmassen herum. Ein weiterer Plan scheitert, als ich erfahren muss, dass der Start der Prometheus-Romanreihe noch nicht eingeläutet ist und ich mir daher auch kein entsprechendes Buch für eine zeitnahe Rezension kaufen brauche. Auch der mir mittlerweile in- und auswendig vertraute Merchandise-Bereich bietet keinerlei zwingenden Grund zum Erwerb weiterer Fan-Utensilien und so zeichnet sich bereits jetzt ab, dass ich weniger Geld ausgeben werde, als ursprünglich eingeplant. Daher lade ich K'olbasa, der mir gerade über den Weg läuft (aufgrund seiner hohen Nummer war es ihm nahegelegt worden, später zur Autogrammstunde wiederzukommen) auf ein koffeinhaltigen Heißgetränk ein.


10.02Uhr. Wir heimsen noch einen Tele-5-Beutel ein, bevor wir aufgrund K'olbasas Wunsch nach einem laktosefreien Cappuccino (!) im Restaurant des Hotels landen. Dort sehen wir nicht nur ein Elton-John-Double, sondern unterhalten uns fernab vom Convention-Rummel über Gott, Katzen und die Welt.

10.42Uhr. Während wir draußen herumtrödeln, hält uns Miri tapfer Plätze im Beethoven-Saal frei, in dem die Zitt-Vorlesung zum fünfzigsten Jubiläum der "Raumpatrouille Orion" stattfinden wird. Ich quäle mich in den völlig überfüllten, viel zu kleinen Raum, in dem verdammt viele Leute auf Stühlen, dem Boden oder in der Eingangstür stehen.


11Uhr. Hubert Zitt beginnt mit seinem Referat, dass er in ähnlicher Form bereits vor einigen Jahren auf der FedCon hielt. Auch Miri und mir kommt der Inhalt vertraut vor und wir fragen uns, ob wir den Vortrag bereits im Rahmen der Star-Trek-Ausstellung in Potsdam-Babelsberg gehört haben.
Ausgerechnet Miri, die sich so heldenhaft für unsere Sitzplätze eingesetzt hat, muss zur Autogrammstunde aufbrechen, als ein Mann durch die erste reihe läuft, der ein Schild trägt, auf dem vermerkt ist, dass mittlerweile auch die höheren Nummern zum Einlass in den Signier-Bereich gestattet ist.
Spätestens nach diesem Vorfall scheint Zitt etwas aus dem Konzept zu geraten: Zuerst finden Fans Fehler in seinen Folien ("Ihr seid aber auch Klugscheißer...") und dann nennt er den Captain-Blaubär-Sprecher Wolfgang Völz mehrfach 'Robert' ("Tschuldigung; als ich heute Nacht das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe, war es halb fünf.").
Doch der erfahrene Lehrbeauftragte findet rasch wieder zu alter Stärke, überspielt geschickt die marginalen Fehler und unterhält sein Publikum auf gewohnt lockere Art und Weise. So etabliert er, dass die Startsequenz des Schiffes durchaus plausibel ist, dass die Orion nur siebzehn Monate gebraucht hätte, um vom Delta-Quadranten zurück zur Erde zu gelangen und gibt den Zuhörern anhand von Versionsunterschieden Französisch-Nachhilfeunterricht.
Unter großem Applaus beendet er seine wie gewohnt unterhaltsamen Ausführungen. Als sich dann Dirk Bartholomä anschickt, sein Panel zu halten, verlasse ich dann aber doch den Saal um wieder mit den anderen Außenteam-Mitgliedern in Kontakt zu kommen.


12.09Uhr. Nachdem ich eine Weile vom Strom der Menschenwogen durch die engen Gänge gespült werde, gelingt es mir wider erwarten just dort, wo die Wucht der Fanfluten nachlässt, K'olbasa und Andrea wiederzutreffen. Wir stürzen uns gemeinsam in den steten Fluss aus Con-Besuchern, fotografieren die vielen verkleideten Fans, die auf einen Sieg beim Costume Contest am Ende des heutigen Abends hoffen. Wir versuchen außerdem erfolglos,neue Uniforminsignien für seinen TOS-Movie-Uniform ausfindig zu machen. Immer wieder glauben wir, im Gewühl aus Menschen, Außerirdischen und Stargästen Rok mit seiner roten TNG-Uniform zu entdecken.


Als wir aber des Herumlaufens müde werden und auch das Knurren des Magens kaum mehr länger ignorieren können, suchen wir auf dem Freigelände nach Versorgungsmöglichkeiten und treffen erst dort überraschenderweise Miri und Rok wieder, zu denen zuvor jegliche Kommunikation abgebrochen war (in den Stahlbetonwänden des Hotelbaus ist der Handy-Empfang wie bei einem Subraum-Dämpfungsfeld äußerst eingeschränkt).
Während wir unsere Boulette (in diesem Teil der Republik gemeinhin als "Frikadelle" bezeichnet) verspeisen, erzählt Miri, dass ihr eine kleine Überraschung für die daheimgebliebene Lwaxana (vielen Dank für Deinen heimatlichen Gruß!) in die Hände gefallen ist. Wir einigen uns darauf, dass Marina Sirtis' Panel ein würdiger Abschluss für unser diesjähriges FedCon-Abenteuer wäre und vereinbaren, uns dazu um halb zwei vor den Toren des Hauptsaals wiederzutreffen.
Auf Anregung Roks versuche ich die 'Night Shift' in den Modell-Ausstellungsräumen abzupassen, bei denen das Licht ausgeschaltet wird, um die beleuchteten Modelle besser in Szene zu setzen. Leider ist weder meine Kamera ausreichend in der Lage, bei den herrschenden Lichtverhältnissen ansprechende Fotos zu machen, noch erlaubt der völlig überlaufene Raum es, an den einzelnen Modellen innezuhalten, um ungestört zu fotografieren. Nach einigen Ellbogenkontakten werfe ich jedenfalls die Flinte ins Korn und verlasse den Raum in Richtung Hauptsaaleingang.


13.08Uhr. So stehe ich schon bald zusammen mit den anderen in der Schlange vor dem Saal, wo wir bereits damit beginnen, etwas wehmütig unsere Erlebnisseberichte der letzten Tage auszutauschen. Unser gemeinsames Schwelgen wird plötzlich vom aggressiven Werben eines Klingonen für die Vorführung einer klingonischen Hochzeitsinszenierung unterbrochen.




13.35Uhr. Die Pforten öffnen sich und zusammen mit anderen erobern wir die oberen Ränge des Saales. So sitzen wir ein letztes Mal gemeinsam auf den harten Stühlen des Maritim-Hotels und beraten Veröffentlichungs-Pläne für ein "Such-den-Rok"-Buch, in dem der Leser/ Bildbetrachter auf einer überlaufenen Convention einen rot-uniformierten Taschenträger mit Smartphone in der Hand finden muss.


14Uhr. Chase Masterson kündigt ganz in weiß Marina Sirtis an. Der alte Con-Hase holt zu einem überaus unterhaltsamen Rundumschlag, der zwar den meisten Zuhörern hinlänglich bekannt war, aber durch aus: Sie erzählt vom Eurovision Song Contest, ihren Mann, ihr Tottenham-Hotspur-Tattoo, ihren Mann, englischen Fußball, Bayern Münchens Dominanz, ihren Mann, Tottenham, wie sie einmal einen Fan schlug, ihr Alter, Donald Trump, ihren Mann, Gargoyles, Schauspielerei, ihre Bosheit, Cockney, Maria Callas, Doctor Whos Hauptrollensexismus, David Tennants Angst vor ihr, 'Sir' Old Baldy, ihre Haare, ihre Kostüme, die Prominenz David Hasselhoffs in Deutschland, Star-Trek-Busenhalter, Technobabbel, den Wandel ihrer Rolle, Fluchen, Twittern, Foodpics, Alkohol, Crush, den Gegensatz zwischen ihrer Person und der Rolle der Deanna Troi, schlechte Erfahrungen mit Flughafen-Sicherheitspersonal und natürlich ihren Mann, als die Zeit verflogen und das Panel auch plötzlich schon zu Ende ist.
Doch dem Publikum ist sie eventuell weniger für markige Aussprüche wie "Oh, Shitfuckballs!", "When Troi got drunk she became Marina!" oder "I'm horrible." sympathisch, sondern viel eher für ihren Einsatz für die vor der Tür wartender Fans. Sie stiefelt spontan zum Eingang und veranlasst allen FedCon-Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz, dass jeder draußen Wartende umgehend eingelassen wird. Das Publikum, selbst oft genug Leidtragender der teilweise sehr rigiden Bestimmungen, spendet jedenfalls Szenenapplaus. Am Ende bestimmt sie selbst das Ende ihres Panels und kehrte während Chase Mastersons Paneleinstieg auch noch einmal zurück, um den uninteressierten herausströmenden Massen unrespektvolles Verhalten vorzuwerfen (ohne dabei anzuecken). "Die ist eine echte Rampensau!" bemerkt K'olbasa zungeschnalzend und vor allem nicht ganz zu Unrecht.



15.11Uhr. Der traurige Moment der Wahrheit ist gekommen: Wir müssen los. Ein letztes Mal quetschen wir uns den viel zu engen Hauptgaqng hinunter, ein letztes mal besuchen wir die stark frequentieren (aber dennoch sauberen) Toiletten und ein letztes Mal warten wir noch einmal auf K'olbasa, bevor wir den Haupteingang des Maritim-Hotels zum Ausgang aus dem Convention-Wochenende umfunktionieren.

15.26Uhr. Wir brechen wieder in die alte Heimat auf. Noch 568km bis ins eigene Bett! Ein wenig Wehmut mischt sich aber dann doch, als wir ein letztes Mal auf das Maritim-Hotel blicken, bevor wir auf die Autobahn auffahren.

16.12Uhr. Kleine Tankpause. Der Himmel weint, weil wir nicht länger bleiben konnten. Erschöpfung macht sich in der Gemeinschaft breit jund sowohl Miri als auch Rok schließen immer öfter und für immer längere Zeitabstände ihre Augen.

17.27Uhr. Da die anderen schlafen entdeckt ausgerechnet unser Fahrer K'olbasa einen Kunstflieger am regnerischen Pfingsthimmel, der einen Immelmann nach dem anderen fliegt und sich durch das Panoramadach gut beobachten lässt. Wir hoffen inständig, dass er uns die kommenden Kilometer Strecke nicht auf den Kopf fällt. 

17.50Uhr. Ich für meinen Teil habe die Zeit im Auto dazu genutzt, meinen Block-Eintrag vorzuschreiben und bin soweit fertig. Unserer Gemeinschaft fällt auf, dass es allmählich an der Zeit wäre, etwas zu essen und einen Kaffee zu trinken.


18.17Uhr. Wir nehmen unseren traditionellen After-Con-Burger bei einer dieser seelenlosen Fastfood-Ketten ein. Miri fällt dabei erst beim Bestellen auf, dass sie noch immer ihre vulkanischen Spitzohren trägt, doch zu unserer allgemeinen Enttäuschung verzieht der Verkäufer keinerlei Miene.

18.45Uhr. K'olbasa läutet die erste Bilanzrunde ein. Der Tenor ist dabei recht eindeutig: Der FedCon und ihrem Personal wird eine gesteigerte Professionalität, Freundlichkeit und Effizienz zugeschrieben.
Mit drei zu eins Stimmen war die Begegnung mit George Takei noch vor der mit Vic Mignogna (Miri) der Höhepunkt für die meisten von uns.
Allerdings haben wir auch vereinzelt Kritik zu vermelden. So wurde die Informationspolitik bemängelt, denn wenn Angaben über Verschiebungen, Absagen oder Planänderungen nur über eine ausschließlich für iPhone-Besitzer zugängliche FedCon-App ausgegeben werden, kann man sich an einer Hand ausrechnen, dass dies in einem Hotel mit so massiven Stahlbetonwänden die Fans kaum erreichen wird. Wo sind die guten alten Touch-Monitore geblieben (der beklebte Zettel am Merchandise-Bereich war nämlich definitv kein angemessener Ersatz)?
Auch der rauere Umgangston mit den - zugegebenerweise manchmal etwas schwierigen - Fans seitens der Stars (von Beltran, Sirtis, Shatner bis zu Farrell) wurde zum Thema, wobei dies auch dem Umstand zuzurechnen ist, dass sich beide Parteien nunmehr ausgiebig kennen und nunmehr die selben Fragen wieder und wieder gestellt hören müssen. Ein ungesunder Trott in Kombination mit den Hürden der deutschen Sprache scheint eingekehrt zu sein, der alle Seiten ein wenig frustriert. Vielleicht wird es jetzt doch Zeit für neue Stars (z.B. einer kommenden TV-Serie), neue Gesichter und neue Anekdoten, die nie ein Mensch zuvor gehört hat..


20.05Uhr. Wir passieren bereits wieder die frühere innerdeutsche Grenze und freuen uns, in einer Zeit zu leben, in der Deutschland nicht mehr vom Eisernen Vorhang dominiert wird, Berlin die gemeinsame Bundeshauptstadt ist und die A2 so mittlerweile verhältnismäßig problemfrei zu passieren ist.
Wir unterhalten uns auch schon über die nächsten Möglichkeiten, auf eine Convention zu gehen. Weil wir gerade Hannover passiert haben, fällt uns die dortige Comic Con ein. Oder die in Berlin. Oder die in Stuttgart, wo immerhin Nathan Fillion zugegen sein wird. K'olbasa, der auf der Rückfahrt von der FedCon das Steuer seines Wagens innehat, wirft allerdings ob unserer allgemeinen Begeisterung ein, dass er nicht wegen eines Schauspielers irgendwo hinfahren wollen würde.
Öhm, ja...

21.37Uhr. Potsdam Hauptbahnhof! Wir sind wieder in den heimatlichen Gefilden angelangt und auch wenn wir die FedCon irgendwie vermissen, ist es doch schön, noch einen freien Tag vor uns zu haben, bevor uns die harte Realität des Arbeitslebens einholt. Dennoch hatten wir alle drei eindrucksvolle und ereignisreiche Tage, die wir nicht mehr missen möchten.

Sonntag, 15. Mai 2016

Turons FedCon-Logbuch, Teil II: Samstag, der 14. Mai 2016

Dies ist der Geschichte zweiter Teil. Den ersten kann man hier finden.

08:03Uhr. Nach knapp fünfeinhalb Stunden unruhigen Schlafes wache ich auf, springe unter die Dusche und vernetze den Bericht des Vorabends in den unendlichen Weiten des Internets. Kaum halb fertig, klopft auch schon der Rok an der Tür und erinnert uns daran, dass wir uns bereits zehn vor neun vor dem Hotel treffen wollten - schließlich liegt ein ereignisreicher Tag vor uns.


09.17Uhr. Wir nehmen unser Frühstück in einer Bäckerei namens Zimmermann's (nur echt mit dem Deppenapostroph) ein und erfreuen uns an den Eingeborenen, die brav in der Schlange stehen, nur um Brötchen käuflich erwerben zu können. Die vor uns liegenden Ereignisse scheinen ihren Schatten vorauszuwerfen.

09.33Uhr. Wir fahren mit der Straßenbahn in Richtung Maritim-Hotel. Vor allem unsere im TOS-Gewand bekleidete Berlinerin Miri zieht die Blicke der eingeborenen Ex-Hauptstädter auf sich. Doch auch andere FedCon-Gänger in noch ungleich kürzeren Outfits kreuzen unseren Weg. Im Eingangsbereich stolpern wir auch schon über die Schlange für die Anmeldung der nächsten FedCon, unter denen einige sogar allein mit Bademantel bekleidet anstehen. K'olbasa zeigt sich mit ihnen besonders durch das Tragen von Flipflops solidarisch.


09.59Uhr. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Selbst der MC Chase Masterson (in einem Redshirt-Kleid) hat kaum geschlafen und räumt die Bühne für den Lokalmatadoren und Frühaufsteher Hubert Zitt, der fünfzig Jahre Star Trek Revue passieren lässt. Er klärt essentielle Fragen wie "Welchen Stiefel zieht sich Kirk nach dem Sechs zuerst an?" oder "Sind Klingonisch-Kenntnisse in Gewerkschaftskreisen ratsam?". Spätestens beim tosenden Applaus (der sich hinter dem für die Star-Gäste nicht zu verstecken braucht) bemerkt man, dass Zitt inzwischen zum unabdingbaren FedCon-Inventar gehört.
Gerüchte machen die Runde, dass der Bruce-Greenwood-Ersatz Alice Eve wegen eines Trauerfalls ihre Teilnahme abgesagt hat. Desweiteren sollen zum Auftritt George Takeis die Tore zum Hauptsaal verschlossen werden. Während sich letztere Behauptung als haltlos erweist, wird erstere nach einer Ansage Chase Mastersons zur traurigen Gewissheit.


11Uhr. Ein keineswegs schlanker Mann neben uns fragt lauter als geplant zu Chase Mastersons Outfit "Ist die schwanger oder ist das Kleid etwas ungünstig?", Äußerlichkeiten sind egal, meine ich, ihre Arbeit ist jedenfalls absolut solide.
Dann der Moment, auf den die meisten im Saal so sehnsüchtig gewartet haben: Die Internet-Ikone George Takei betritt die Bühne und beschreibt die Diversität bei TOS mit dem Slogan "The starship Enterprise is a starship Earth." Er erzählt von seinem Trinkkumpanen James Doohan, der allen irischen Wurzeln zum Trotz die Basis-Qualifikation für seine Rolle als Scotty nach eigener Aussage durch den extensiven Konsum von Scotch erworben haben soll. Nach einem ausgiebigen (aber durchaus unterhaltsamen) Monolog öffnet er sich den Fragestellern, wobei von Anfang an klar zu sein scheint, dass ein guter Teil von ihnen aufgrund der fortschreitenden Zeit heute keine Gelegenheit mehr haben wird, seinen Wissensdurst zu stillen. Und so plaudert Takei über "Heroes" (der einzigen Rolle in seiner Schauspielerkarriere, in der er extensiv japanisch reden durfte), sein Engagement in John Waynes "Green Barets" oder seinen Hang zu körperlicher Ertüchtigung. Es fallen einige wenige Spitzen gegen Shatner, die so ziemlich jeder Zuhörer im Raum mühelos als solche erkennen kann (etwa durch die Bemerkung, er habe alle Star Trek Schauspieler zu seiner Hochzeit eingeladen). Er bezeichnet Deutschland als "hotbed of [the] Star Trek fandom", spricht über sein Engagement für die LGBT-Gemeinde sieht sich und seine Arbeit durchaus in der Tradition Gene Roddenberrys, auch wenn ihm dessen Vorbild einige andere Lehren hat ziehen lassen. Durchaus respektvoll spricht er hingegen von der Person Donald Trump und distanziert sie beinahe von dessen schillernden Wahlkampf-Äußerungen. Zweifel an seiner politischen Ausrichtung lässt er dabei allerdings kaum aufkommen, wie man an seinem Abschlussstatement "I will be a proud American when she will be the president of the United States." deutlich ablesen kann.
Bei seinem Abschied kommt es erneut zu Standing Ovations für den Mann, der seinen Fans immerhin verspricht, den Altersrekord seiner Großmutter (stolze 104 Jahre) brechen zu wollen.


12.10Uhr. Das Alice-Eve-Panel entfällt ersatzlos und wir verlassen mit einer Menge neugewonnener Freizeit den Hauptsaal in Richtung Merchandise-Bereich, wo ich nur ein Shirt für mich, aber immerhin zwei für meine Frau käuflich erwerbe. Miri sucht vergeblich nach qualitativ hochwertigen bajoranischen Ohrringen oder einem Nexus-Shirt, das nicht wie ein Zirkuszelt ausfällt. Das Laufen durch die einzelnen Bereiche wird aber durch die wahren Menschenmassen erschwert, die sich durch die viel zu engen Gänge wälzen. Zum Glück hält sich die Sonne zurück, so dass wir nur vereinzelt den Körperausdünstungen anderer ausgesetzt werden.

12.36Uhr. Wir stehen für das Takei-Fotoshooting an, während K'olbasa immer wieder aus der Reihe ausbricht, um sich mit grünen Frauen oder anderen spannenden Kostümtragern fotografieren zu lassen. Wir kommen in unserer Schlange erstaunlich zügig voran, nur um an dessen Ende in eine weitere, ungleich größere Schlange geführt zu werden. Uns fällt - nachdem wir uns immer wieder nach unserem vierten Außenteammitglied umsehen - auf, dass viele Träger der roten TNG-Uniform Rok äußerlich ähneln: Oft sind sie männlich, schlank, kurzhaarig und tragen eine Brille.
Als wir dann viel später tatsächlich wieder auf Rok treffen, fällt uns auf, dass unser TNG-Uniformträger-Vergleich schon allein daran scheitert, dass unser Teammitglied heute seine Brille im Hotel gelassen hat.


13.32Uhr. Und plötzlich sind wir auch schon fertig, weil alles in den letzten fünf Minuten viel schneller ablief als wir uns hätten vorstellen können: Bezahlung (möglichst passend), Erhalt einer Karte, Abnahme von Rucksäcken oder Taschen und dann wird man auch schon vor den geduldigen George Takei geschoben, der jeden einzelnen Gast mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Doch ehe man angemessen zurücklächeln kann, wird man auch schon zur Fotoausgabestelle geschoben, erhält Gepäck und Foto und findet sich auf einem der vielen überfüllte Gänge wieder.


Wir fotografieren viele der toll verkleideten Fans und loben immer wieder, dass dies die erste FedCon seit langem ist, in der wieder Star Trek zum Mittelpunkt des allgemeinen Treibens geworden ist.


14.06Uhr. Nachdem Miri sich mit einer alten Freundin getroffen hat und Rok aus dem Robin-Curtis-Panel zurückgekehrt ist, bricht unsere Gemeinschaft zusammen ins benachbarte Friesdorf auf, um dort etwas abseits der Bon-Marken-verseuchten Hotel-Hallen zu essen. Doch der kleine griechische Steh-Imbiss (den wir aus Solidarität zu Marina Sirtis als Nahrungslieferanten ausgesucht haben) und die fortschreitende Zeit lässt Miri und Rok fluchtartig zum Maritim zurückkehren, während K'olbasa und ich weniger Berührungsängste mit der Kultur der Eingeborenen zeigen und in einem Anflug von spontaner Völkerverständigung danach sogar noch ein Eiscafé aufsuchen, um koffeinhaltige Getränke zu uns zu nehmen.


15.44Uhr. Wir kommen am Auto an, wo wir unsere gerade erworbenen Kölsch-Vorräte ("Wenn Du auf Fellabia bist, verhalte Dich wie ein Fellabianer", Phlox) verstauen und uns kurz darauf wieder ins Getümmel stürzen, um mit einer größtmöglichen Foto-Ausbeute nach Hause zurückkehren zu können. Wir treffen eine Menge alter Bekannter aus der echten Hauptstadt wie Marcus, Vivien, Jens, Julia, Logan, Andrea, Sirella und Q. Ich erwerbe William Shatners Buch "Leonard - My Fifty-Year Friendship with a Remarkable Man" und werde sogar auf meinen sträflich inaktiven Bücherblog angesprochen.


16.56Uhr. Zur Entspannung nach so viel Entspannung zündet sich K'olbasa seine traditionelle FedCon-Zigarre im Außenbereich an und wir stoßen gemeinsam mit Kölsch (warum gibt es eigentlich kein Bonnsch?) an. Doch dann wird der Gelegenheitsraucher plötzlich von vorbeiflanierenden Uniformträgern darauf aufmerksam gemacht, dass just in diesem Moment der Star-Trek-Kostüm-Weltrekordversuch beginnen würde.
Und so verschwindet er - die brennende Zigarre zurücklassend - hinter der großen Glasfassade, nur um um Punkt 17.01Uhr als zweiter Konstümträger aus der gleichen Tür wieder herauszukommen. Ich für meinen Teil bleibe sitzen und genieße das Spektakel, das sich vor meinen körperlichen Auge entspinnt.
Der Vorplatz füllt sich mehr und mehr und der grenzenlose Jubel suggeriert, dass der Rekordversuch geglückt sei. Anderen Informationen zufolge soll dies allerdings nicht gelungen sein und selbst der Hausrekord des Vorjahres um gut dreihundert Personen verpasst wurde.




17.45Uhr. Wir schlendern weiter auf dem Gelände herum und finden uns schließlich im Hauptsaal ein, wo die tapfere Miri Plätze für uns gesichert hat, von denen wir das Geschehen auf der Hauptbühne gut verfolgen können.
Schon bald taucht Chase Masterson wieder auf (dieses Mal in einer Art Star-Trek-Pyjama) und läutet den Panel-Abend mit dem ersten Stargast ein: Robert Beltran.


18.00Uhr. Im Vergleich zu seinem letzten FedCon-Auftritt fällt nicht nur auf, dass er sich sein Haupthaar wieder dunkel gefärbt hat, sondern auch, dass ihm ein Schalk im Nacken sitzt. Sein überaus unterhaltsames Panel schwankt zwischen bösartigem Humor, Anekdoten, Spitzen gegen unverständliche Publikumsfragen und Persiflagen auf seine Voyager-Kollegen. Zwischendurch ließ er dabei auch immer wieder konstruktive Kritik an der Serie und ihrer Produktionsbedingungen anklingen.
So antwortet schelmisch er auf die Frage einer der vielen vorrangig weiblichen Fragestellerinnen, wie er sich das Endstadium der Serie vorgestellt habe mit "I was hoping that at the beginning of the seventh season Janeway would die." um etwa auf die etwas überhasteten Entwicklungen innerhalb der letzten sieben Folgen und die mangelnden Möglichkeiten seines Charakters hinzuweisen. Ferner berichtet er darüber, wie man mit Pferden umgehen sollte, wie er von weiblichen Fans gestalkt wurde und dass es jeden Morgen etwa zwanzig Minuten dauerte, seine Maske anzulegen. Denkwürdigstes Bonmot dieses Panels war aber ohne Frage sein Satz "When it comes to Seven of Nine, you don't want a quickie."
Nun ja.
Da können wir uns wohl alle nur anschließen.
Oder?


18.53Uhr. Chase Masterson kündigt den nächsten großen Gast an: tänzelnd gelangt Walter Koenig unter tosendem Applaus und Musik aus Voyager (!) auf die Bühne. Doch dieser überraschende Akt der Agilität und Spontaneität war keinesfalls ein geeigneter Indikator für das nun folgende Panel. Etwas zäh berichtete der Altstar mit brüchiger Stimme von den Schwierigkeiten und Annehmlichkeiten seiner wohl prägendsten Rolle ("It was not very challenging to do Star Trek."), wobei er einige Male den roten Faden verlor, Tempo einbüßte oder schlichtweg vergaß, ins Mikrofon zu sprechen. Als ob es dadurch nicht schon schwierig genug gewesen wäre, dem Inhalt zu folgen, begannen auf den Rängen auch noch Ordner, die Eintrittskarten zu kontrollieren, um sich vor dem Panel William Shatners der Tageskarten-Besitzer zu entledigen. Dazu werden die Eingänge hermetisch abgeriegelt und sowohl Rok als auch Miri kommen nur ins Innere des Saals, weil K'olbasa sich live bei den Türstehern für die Rückkehr der beiden einsetzt. 
Inhaltlich kreist Koenig derweil um unterhaltsame Fanbegegnungen, seine Sympathie für Anton Yelchin und seinen russischen Akzent, dessen Klangmuster er von seinem bereits damals verstorbenen Vater übernommen hatte.
Als das Panel sich dem Ende entgegenneigt mischt sich die Erleichterung mit Wehmut, dass dies eventuell einer der letzten Auftritte des TOS-Darstellers gewesen sein könnte. Dem zum Trotz oder vielleicht auch gerade deswegen wird er mit Standing Ovations verabschiedet.


19.54Uhr. Chase Masterson kündigt (nun in blauem oder schwarzem Glitter-Kleid) den Höhepunkt des Abends an: William Shatner. Obgleich fünf Jahre älter, präsentiert sich Shatner ungleich agiler als Koenig und liefert eine Show ab, die in ihrer Anlage stark an eine Boston-Legal-Episode erinnert: Man weiß nie so recht, ob er seinem Publikum hier einen eigentlich witzig gemeinten Wortbeitrag vorspielt, oder ob man gerade einen echten Einblick in seine Persönlichkeit erhält.


Sein Panel läuft vor zitierwürdigen Bemerkungen nahezu über. So betont er den Weltstadtcharakter Berlins vor Bonn ("What is the capital? Berlin?! Finally! Something that makes sense!"), weiß was er mit Chris Pine machen würde ("I would shoot him."), stellt klar warum TOS in Frankreich weniger erfolgreich ist ("The french don't know what they're doing!") und bestimmt ohne nachdenken zu müssen zielsicher den Grund für den Erfolg des Franchises an allen anderen Orten ("I am the reason why!"). Er erzählt von seinem Motoradprojekt, rührt die Werbetrommel für "Chaos on the Bridge" und wünscht sich, dass "Rocket Man" niemals aufgezeichnet worden wäre.



21Uhr. Nachdem auch Shatner seine eigenen Standing Ovations abgeholt hat, Chase Masterson eine zehnminütige Pause angesagt und K'olbasa die Gunst der Stunde nutzt, um auf der unteren Ebene seine Fotos zu schießen tritt als krönender Abschluss die Jadzia-Dax-Darstellerin Terry Farrell auf und gibt bereitwillig Auskunft über ihren Familienstand (geschieden), ihre aktuellen Lieblingsserien ("Orange is the New Black" und "Sense8"), ihren Ex-Mann (ein Arsch), ihr Haustier (ein Hund) und wer in ihren Augen der Hauptverantwortliche für ihren Ausstieg aus DS9 war (Rick Berman).
Immer noch ist sich erstaunlich schüchtern, aber keineswegs verlegen um schlagfertige Antworten auf merkwürdige Publikumsfragen ("I'm not gonna give klingon sex to your husband!"). Als sie jedenfalls nach der Abmoderation durch Chase Masterson von der Bühne tänzelt, ist ein ganzer Saal verzückt von einer beeindruckenden Frau.


22.14Uhr. Nach einem letzten gemeinsamen Stopp am Auto bleiben K'olbasa, Miri und Rok bei der Party, während ich mich auf den Weg zurück ins Hotel mache, um meinen zweiten Logbucheintrag fertigschreiben zu können.


01.35Uhr. Ich bin fertig mit dem Schreiben. Meine Augen lassen sich kaum mehr offen halten und nachdem mir Miri heute bereits unter die Nase gerieben hat, dass sie in meinem gestrigen Bericht mindestens zwei Fehler gefunden hätte, bin ich mir sicher, dass ich diesen Schnitt noch höher setzen kann. Trotz des unabstreibbaren Spaßes den wir hier alle haben, freue ich mich doch insgeheim, dass morgen schon der letzte Teil dieses Logbuches folgt.