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Freitag, 13. Mai 2016

Turons FedCon-Logbuch, Teil I: Freitag, der 13. Mai 2016


03.55Uhr
. Pünktlich fünf Minuten vor dem Weckerklingeln werde ich wach und schleiche mich leise ins Bad. Unser Übernachtungsgast Miri schläft noch (wenn auch schlecht).

04.07Uhr. Ich liege in der Wanne. In der rechten Hand Duschbad, in der linken eine Tasse Kaffee. Der Tag kann kommen, ich bin gewappnet!

04.28Uhr. Fertig! Ich packe meine restlichen sieben Sachen zusammen und habe sogar noch etwas Platz in meinem Rucksack. Mittlerweile bin ich bei der zweiten Tasse Kaffee. Auch Miri steht auf und widerlegt als lebendes Beispiel, dass Frauen morgens mehr Zeit benötigen würden.

04.42Uhr. Beginn der offiziellen Aufzeichnungen, nachdem ich einige Minuten damit verbracht habe, mein Notizbuch vom Boden meines Rucksacks emporzukramen.

05.00Uhr. Wir gehen gemeinsam hinunter an die Straße um auf unserem Fahrer K'olbasa zu warten, der zuvor Rok abholt und schließlich unsere Gemeinschaft sicher nach Bonn führen will.
Es ist bereits hell und die frühen Vögel singen sich in den umliegenden Bäumen ihre Seele aus dem Leib.

05.18Uhr. Nur acht Minuten akademischer Micha!! Doch die Panne des Tages bleibt, dass ich in einem Anflug von Dummheit vergessen habe, mir meine Anmeldungsunterlagen auszudrucken. Doch statt diese Niederlage einzusehen, beschließen wir, diese Gelegenheit zu nutzen, um die FedCon auf die Probe zu stellen:
Wird das Helferheer mit dieser unvorhergesehenen Komplikation angemessen umgehen können?

05.22Uhr. K'olbasa macht sich darüber lustig, dass sich Miri bereits im Vorfeld Fotosession-Karten gekauft hat. Ob sich diese Haltung im Verlaufe des Tages rächen wird? Schließlich fahren wir so früh los, weil er ein Foto mit Robin Curtis möchte.
Ach nein, ein Foto mit ihr hat er ja am Vorabend in seiner umfangreichen Sammlung gefunden.
Dann eben Tucker Smallwood!
Wir fahren so früh los, weil K'olbasa ein Fotoshooting mit Tucker Smallwood haben möchte...






05.55Uhr. Laut Navi sollen wir um 09.58Uhr in Bonn ankommen. Niemand in diesem Auto glaubt wirklich an diese äußerst optimistische Prognose für die nächsten fünfhundert Kilometer. Wir unterhalten uns vor allem über wissenschaftliche Themen wie den Transit von Merkur und IS sowie die Wanderung des mangnetischen Nordpols.

06.08Uhr. Rok fällt auf, dass heute Freitag der dreizehnte ist. Während wir ins Land der Frühaufsteher und AfD-Wähler fahren. Die Sonne scheint, während K'olbasa Miri fragt, ob sie schwanger sei.

06.19Uhr. Während wir ausgiebig darüber diskutieren, wie wie eine potentielle neue Großfigur in das Auto passen würde ohne dass wir Bei- und Mitfahrer zu Fuß laufen müssten, entgleiten wir langsam der Zivilisation: Der Radio-Eins-Empfang schwindet.

06.27Uhr. Wir sind auf andere Medien ausgewichen und sind allesamt der Meinung, dass Five Year Mission nicht nur gute Autofahr-Musik ist, sondern auch ein lohnenswerter FedCon-Höhepunkt wäre.



06.40Uhr. Wir legen unsere erste Pause ein. Obwohl wir nur zwanzig Minuten rasten, werfen uns die Berechnungen des Navis um weitere vierzig Minuten in unserer Ankunftszeit zurück. Wir finden außerdem einen scheinbar herrenlosen Panzer auf dem Rasthof.


07.31Uhr. Wir fahren nicht nur in den Goldenen Westen ein, sondern erfinden nebenbei auch noch den Gagh-Gepäckträger. Bald darauf passieren einen LKW mit der Aufschrift "Bork", während Rok in mehreren Anläufen versucht, den Bird of Prey mit seinem Handy scharf zu kriegen.

 08.56Uhr. Wir lauschen Baz Luhrmanns "Sunscreen" während die Idee aufkommt, dass dieser Song ideal für ein Shatner-Cover wäre.




 09.02Uhr. Wir passieren die Porta Westfalica, doch mein Vorschlag, hier anzuhalten und auf sämtlichen Hinweisschildern das 'P' durch ein 'H' zu ersetzen, stößt auf nur wenig Gegenliebe.

09.20Uhr. Eine weitere Pause an der Raststätte Lipper(t)land wirft uns weiter in unserer Zeitplanung zurück, tut aber den meisten Mitreisenden gut. Bei der Weiterfahrt dikutieren wir die Wertigkeit verschiedener Star-Trek-Film-Soundtracks und uns fällt auf, dass es sich um die erste Stargate-freie FedCon seit langem handelt.



10.28Uhr. Die lange Suche nach einem neuen Hermsdorfer Kreuz hat ihr Ende gefunden. K'olbasa fährt am Kamener Kreuz nicht wie vom Navi gefordert ab und die Ankunftszeit verzögert sich um weitere vier Minuten auf mittlerweile 11:04Uhr.

11.04Uhr. Wir etablieren das Wort "Rokinger" als neuen Begriff für eine unausgesprochene Pointe, die durch das offensichtliche Aussprechen ihre Komik verliert. Mehr und mehr verfallen wir in wenig jugendfreie und daher auch kaum veröffentlichungsfähige Gespräche.
Die Stimmungskurve jedenfalls steigt genauso wie der Spaßfaktor.

11.09Uhr. Vor lauter Spaß ist Miri weggedöst, während sich K'olbasa am Klang des Synchronisationsverbrechens "Marschmelonen" erfreut.

11.23Uhr. Wie bei unserem letzten Bonnbesuch auch geraten wir in Augenhöhe der BayArena in einen Stau, doch im Gegensatz zum damaligen Tripp erreichen wir das Staueende verhältnismäßig schnell. Dennoch liegt die nunmehr berechenete Ankunftszeit deutlich hinter den unrsprünglichen Prognosen.

12.00Uhr. Fast da! Um eine pünktliche Ankunft zu verhindert biegt K'olbasa nicht nur falsch ab, sondern legt auch noch eine ebenso kurze wie verzweifelte Pause an einem innerstädtischen Gebüsch ein.

12.10Uhr. Endlich angekommen! Auf Anhieb finden wir den perfekten Parkplatz und wollen ihn auf keinen Fall wieder aufgeben. Die Nummernschilder in der unmittelbaren Umbegung enden auffällig oft auf 1701.


12.32Uhr. Es stellt sich heraus, dass die FedCon in digitalen Zeitalter angekommen ist. So gestehen sie uns umgehend die Präsentation eines Online-Dokuments via Smartphone zu, die zunächst jedoch eher an meiner eigenen Unfähigkeit scheitert, mit einem solchen Gerät umzugehen und die entsprechende Mail in meinem Postfach zu finden.
Dann aber läuft alles so zügig und unkompliziert von statten, dass man nicht umhinkommt, der Organisation ein Lob auszusprechen.

12.42Uhr. Während wir für wenige Minuten im Eingangsbereich umherirren, kommt uns auch schon bald die Idee, möglichst zügig im Hotel einzuchecken. Doch das 'schnell mal hinfahren' wird zu einem kleinen Fiasko: Eine Bahn fällt aus. Wir schaffen es nicht, ein Ticket zu erhalten. Und als wir endlich an der Haltestelle Museum Koenig (wahrscheinlich nach dem FedCon-Stargast Walter benannt) ankommen, irren wir etwas orientierungslos umher, bevor wir ein Hotel finden. Dieses entpuppt sich zwar prompt als jenes Objekt, in der wir bereits bei unserem ersten gemeinsamen Bonn-Aufenthalt nächtigten, doch leider ist es nicht unser gebuchtes Hotel. 

13.20Uhr. Mittlerweile haben wir unsere Unterkunft gefunden. Allerdings handelt es sich eher um eine Sparkassenfiliale (ohne Bankautomat oder Bar) mit einer extrem unübersichtlichen Zimmerstruktur. Wir laden unseren Balast ab und ziehen uns um, während Kolbasa seine frisch erworbene Eintrittskarte verliert.



14.05Uhr. Erstaunlicherweise kommen wir rechtzeitig zum Tucker-Smallwood-Fototermin zurück. Wir versuchen uns nach Jahren der Bonner Abstinenz wieder zurechtzufinden und irren so lange in den engen und überlaufenen Gängen umher, bis uns alles wieder vertraut ist. Dieses Gefühl der Vertrautheit reicht sogar bis zur Schweißdunstglocke, die den Besucher unter der Glaskuppel des Maritims erwartet.
Dennoch laufen wir prompt zum falschen Eingang des Hauptsaals und werden auf die Ränge verwiesen.

14.16Uhr. Oben angekommen erleben wir die finalen Momente des Dominic-Keating-Panels mit. Obwohl es recht voll ist, finden wir noch einige Plätze in der dritten Reihe.


14.26Uhr. "Chase Masterson ist aber in die Breite gegangen." höre ich eine Frau neben mir lästern, als der MC des Wochenendes die Bühne betritt. Sie sagt den Fanfilmer Vic Mignogna an, der kräftig die Werbetrommel für sein Leib- und Herzensprojekt Star Trek Continues rührt. Dabei zeigt er nicht nur Ausschnitte und stellt die Website vor, sondern lässt auch markige Sprüche fallen:

"Chris Pine is just a punk. No offense, but he's not Captain Kirk."

Er lässt durchblicken, dass er bei Axanar durchaus Profitwirtschaft als Ursache für deren Rechtsstreit mit CBS sieht. Oft gleitet er ins Pathetische ab, doch man merkt ihm deutlich das Herzblut an, mit dem er bei der Sache ist.
Das Tafelrundenmitglied V'Nai fragt nach dem Stand der Episode sieben und erfährt nicht nur, dass sich diese gerade in der Abschlussbearbeitung befindet, sondern auch, dass sich die entsprechende Datei auf dem Laptop im Hotelzimmer des FedCon-Gastes befindet. Zudem verrät er den gespannten Zuhörern Details über ein neues Set, das aus der TOS-Episode "Kirk unter Anklage" entlehnt wurde.
Kurz darauf fragt auch Miri, ob der Titel der vierten Episode in einem Zusammenhang mit dem kürzlich verstorbenen Leonard Nimoy steht, dem die Folge schließlich auch gewidmet ist.
Nach langem Ausholen verrät Mignogna allerdings, dass in dieser (seiner Lieblings-) Episode ein anderer Film Namenspate war und der Titel die Einsamkeit des Raumschiffkommandanten Kirk widerspiegeln soll.


16.00Uhr. Nach dem Panel und einem Gewaltmarsch durch den Merchandisebereich scheitert mein Versuch, ein Bier käuflich zu erwerben. Grund dafür ist das unsägliche Markensystem, bei dem nicht nur eine Unter-Währung erschaffen wird (die Dilithium in Star Trek Online alle Ehre machen würde), sondern auch ganz offensichtlich darauf sprekuliert wird, dass einige ihre überzähligen Papierfetzen verlieren oder es aufgeben, sie am Ende zurücktauschen zu wollen. Ich will mich dem System verweigern und verlasse gefrustet die Bar.
Ich setze mich auf eine Wiese und genieße die Abwesenheit des Menschengedränges und beginne plötzlich, einige Aspekte Düsseldorfs zu vermissen: Die Weitläufigkeit, die Nähe zum Flughafen und seinen Einkäufsmöglichkeiten und natürlich die Bar, in der man sein Alt auch gegen bare Münze erwerben konnte. Wehmut beschleicht mich...



16.27Uhr. Soviel zu meinen guten Vorsätzen! Ich stehe mit Miri vor einem Stand und erwerbe nach noch nicht einmal dreißig Minuten dann doch für zehn Euro Essens- und Getränke-Bons. Der folgende Con-Burger ist zwar keineswegs ein kulinarisches Glanzstück, aber er betäubt immerhin das langsam aufkeimende Hungergefühl.
Ich stoße auf mehr und mehr bekannte Gesichter von der USS K'Ehleyr, der Euderion oder der Cottbus Crew und genieße die Ruhe-Oase am Springbrunnen (auch wenn die ständig vorbeiratternde Straßenbahn nicht unbedingt idyllisch anmutet).


17.01Uhr. Zusammen mit K'olbasa brechen wir auf, um eine neue Karte zu erhalten. Auch das geht ebenso wie dier Umtausch von Miris Bruce-Greenwood-Fotosession-Karten verhältnismäßig schnell, freundlich und zügig über die Bühne (auch wenn für K'olbasa stolze 10€ Bearbeitungsgebühr anfallen).


17.30Uhr. Ich stelle mich für frühzeitig für die Fotosession mit Walter König an. Die Schlange schiebt sich zunächst sehr gemächlich um die Ecke, bis ich dann doch plötzlich vor der Kasse stehe und sofort mein Geld bezahlen kann. Sogar noch schöner: Statt der ausgeschriebenen 40€ muss ich nur dreißig bezahlen. Woran das liegt, wird mir erst klar, als ich schon fast im Foto-Salon ankomme:
Die Schlange war mitnichten für den TOS-Darsteller, sondern für Julie Benz!
Doch statt mich im Regen stehen zu lassen, helfen mir die Kassiererinnen völlig unbürokratisch und ich darf sogar vorn sitzenbleiben, bis Walter Koenigs Shoot an der Reihe ist. Dann geht alles ganz schnell.
Ich bezahle, mir wird der Rucksack abgenommen und ich werde vor den Chekov-Darsteller geschoben. Ich kann ihm gerade einmal "It's an honour!" entgegenraunen, als ich auch schon im Entwicklungsraum stehe und mein fertiges Bild in den Händen halte. Scheinbar haben die Organisatoren nicht nur in puncto Ablauf, sondern auch Freundlichkeit, Professionalität und Effizienz ihre eigenen Schlüsse aus der Destination gezogen.
Ich bin ehrlich beeindruckt.


18.12Uhr. Nach einigem Suchen finden ich Miri und Rok auf den Rängen des Hauptveranstaltungssaales wieder, wo das Panel Ethan Phillips in den letzten Zügen liegt und wirkt, als würde er unaufhörlich Kaugummis kauen. Zwar stört der Riesenlautsprecher bei der Sicht auf den Hauptbildschirm massiv, doch der vorgestellte Trailer zum Filmprojekt "The Circuit" hat einen gewissen Unterhaltungsfaktor und passte gut zur Gesamtveranstaltung.



Auch Phillips selbst verfehlt seine Wirkung nicht.Neben seiner unnachahmlichen Art und Weise zu unterhalten, meistert er selbst die schlimmsten Fragen mit Bravour. Egal, ob er zu Protokoll geben muss, dass er sich nie wirlich in den Delta-Quadranten versetzt gefühlt hat oder gar nicht der Schauspieler von Tuvix war: nie war er um eine Antwort verlegen und konnte sogar die Frage seinen Auftritt im achten Kinofilm pointiert zur allgemeinen Erheiterung verwenden:
"Next time you watch it, look for me - I'll wave!".


18.40Uhr. Ansonsten gibt es vielerorten ein altbekanntes Bild. In unmittelbarer Nähe schreit ein Baby und massive Trailer und Werbe-Einblendungen nagen nicht minder stark an den Nerven (auch wenn sie sich immerhin kaum wiederholten). Auch K'olbasa ist wieder zu uns gestoßen, nachdem er sich beinahe an einer Bratwurst erstickt hätte.
Gemeinsam erleben wir, wie Chase Masterson im silbernen Glitzerkleid ("laufende Diskokugel", Miri) damit beginnt die Opening Ceremomy einzuläuten. Sie versucht sich mit deutschen Floskeln in Google-Translate-Qualität ("Ich liebe Germany!"), wobei anzumerken bleibt, dass sie dabei durchaus unterhaltsam und sympathisch wirkt - selbst wenn sie die Regeln und Bestimmungen des Hausherren von der Leinwand abliest.
Großer Tiefpunkt ist allerdings die Showeinlage "Trekdinner for One", der zwar eine durchaus eine gute Idee zugrunde lag, aber so stümperhaft und humorfrei dargeboten wurde, dass selbst der anschließende Höflichkeitsapplaus so leise wie nie ausfiel und beim weiten Blick in die Runde viele verstörte Gesichter ob des drastischen Fremdschämfaktors auszumachen waren ("Tiefpunkt in der FedCon-Geschichte.", Rok). Nach dieser Einlage war man jedenfalls wieder froh über jeden Trailer, der einen das gerade erlebte Grauen vergessen oder zumindest verdrängen ließ.


19.03Uhr. Die eigentliche Eröffnungszeremonie beginnt mit verschiedenen kleineren Acts, unter denen die Cross-Cult-Schreiber Christian Humberg und Bernd Perplies, der Lokalmatador Hubert Zitt und der FedCon-Patriarch Dirk Bartholomä sicherlich zu den bekannteren Gesichtern gehörten. Vor allem Robert Vogels unvergesslicher Satz "Sci Fi Fans love Rosetta" klingelte den Zuhörern noch lange in den Ohren nach.
Danach folgte eine der emotionalsten, aber auch skandalösesten Openings der FedCon-Geschichte. Während zunächst kleinere Stars wie Manu Intiraymi ("Ich liebe Mezzo Mix!") den vergleichsweise züchtigen Anfang machten, begann mit Domenic Keating ("Ich bin ein Trecker!") der Siegeszug der Hauptdarstellerriege: Connor Trineer ließ vom Publikum sogar Grüße für seinen Sohn Jasper einsprechen, Robert "Erdogan" Beltran beschwor die Fans "No goat cheese hamburgers!" und Ethan Phillips ließ gar ein "This is my 23rd time here and I'm pretty sick of it!" verlauten. Marina Sirtis ("I'm pretty pissed off by you germans. Why? I'm greek!") schlug in eine vermeintlich äjnliche Kerbe und doch war die auf Gegenseitigkeit beruhende Herzlichkeit zwischen Stars und Fans spätestens dann greifbar, als Walter Koenig und George Takei (sprach von einem "Tsunami-Empfang" und verglich die zahlreichen Anhänger mit "Tribbles") mit Standing Ovations begrüßt wurden. Als dann auch noch Superstar William Shatner die Bühne betrat, kochte der Saal endgültig.
Doch irgendwas passte nicht ins Bild.
Zwar klatschte Takei anstandshalber beim Auftritt 'seines Captains', doch der Kanadier stellte sich nicht zu seinen beiden TOS-Kameraden, sondern verblieb in der Mitte. Bei Mastersons wahrscheinlich gut gemeinten Versuch, auch Takei ins Zentrum der in einer Reihe stehenden Stargäste zu schieben, kam es schließlich zum Eklat: The 'Shat' verließ wortlos die Bühne, während der Rest der Gäste die Eröffnung tanzend feierten.
"Für cirka drei Minuten dachte ich, Shatner wäre sympathisch. Jetzt ist es wieder vorbei." Diese Worte einer jungen Dame fassen die allgemeine Gemütslage wohl am besten zusammen. Allenthalben herrschte Unverständnis ob der Situation, die nur wenig professionell wirkte.
Über diesen wahrscheinlich größten Skandal den Bonn seit dem Verlust des Hauptstadtstatus' erlebt hatte, ging der am Ende der Eröffnungszeremonie auf der großen Leinwand eingespielte K'Ehleyr-Trailer mit der musikalischen Untermalung Roks beinahe unter.


20.26Uhr. Vor dem Saal feiert die K'Ehleyr-Crew ihren Trailer, während im Hauptsaal James Morrison statt des eigentlich angekündigten Karl Urbans auftritt. Im gut geführten Zwiegespräch mit Chase Masterson offenbarte er zwar Erinnerungslücken zu seinem Engagement bei der Twin-Peaks-Reunion, aber gab immerhin ab, dass er gemeinsam mit David Lynch vor der Kamera stand.


20:59Uhr. Zum Abschluss des Abends kündigt eine erschöpfte, aber tatsächlich absolut MC-taugliche Chase Masterson noch einmal Vic Mignogna an, bevor sie von der Bühne humpelt, denn als Ausklang des ersten Abends steht die Premiere der sechsten Continues-Episode an.
Ohne zuviel verraten zu wollen, erfreute sich die Folge mit Gigi Edgley in der Hauptrolle großer Beliebtheit unter dem größten Teil des Publikums. Die Leidenschaft, die dem Werk in jeder Einstellung anzusehen war, bezeichnete Mignogna nicht ganz zu Unrecht als "my love letter to Star Trek".
Doch diese Verbundenheit zu Star Trek war an diesem Abend nicht nur beim Fanfilmmacher zu sehen. Auf dem Weg zurück ins Hotel sah man viele Fans mit großer Leidenschaft das fünfzigste Jubiläumsjahr ihrer Franchise begehen und abgesehen von Shatners launischen Abgang hat die FedCon bislang einen großartigen Rahmen für diese Leidenschaft abgegeben.


01.30Uhr. Ich bin mit dem Schreiben es Artikels endlich fertig. Ich bezweifle, dass meine müden Augen alle Rechtschreibfehler gefunden haben, aber hoffe, dass der Leser es mir nachsieht. Morgen gibt es jedenfalls den zweiten Teil des FedCon Logbuches- falls ich nicht vor Schlafmangel abfaule...

Dienstag, 3. Juni 2014

Turons FedCon-Logbuch 2014

Weil es eine so schöne Tradition ist, erscheint an dieser Stelle erst einmal die chronologische Aufarbeitung unserer Ein-Tages-Expedition zur FedCon. Dieses Jahr waren wir aufgrund der Star Trek Destination Germany sowie dem geringen Star-Trek-Star-Aufkommen während der FedCon eigentlich darüber einig, nicht nach Düsseldorf zu fahren. Doch als K'olbasa die Gelegenheit hatte, günstigere Tagestickets zu erstehen, sprangen wir schließlich doch über diesen Schatten und statteten dem größten nationalen Convention-Anbieter einen Kurzbesuch ab.
Sicherlich ist dieses Logbuch nicht so aktuell, wie unsere Leser es normalerweise gewohnt sind, doch aufgrund der Müdigkeit war ich Sonntags nicht mehr in der Lage, noch einen Text zu verfassen. Zudem hatte ich meine Notizen in Kolbasas Shuttle vergessen (zum Glück hat dieser schnell reagiert und an meiner Statt bereits erste Fotos eingestellt). Erst nachdem er mir diese einscannte, konnte ich nun dieses Protokoll verfassen, dass in erster Linie als Nacherzählung für all jene gedacht ist, die nicht mit uns auf dem Düsseldorfer Großereignis waren. Einen ausführlicheren Senf, in dem ich auch meine persönliche Meinung zu den geschilderten Eindrücken unter dem Titel "FedCon: Ein Abschied auf Raten" nachreiche, gibt es in den kommenden Tagen zu lesen.

03:28Uhr. Aufstehen in der Casa del K'olbasa. Aus Zeitmanagementgründen bin ich einfach vor Ort geblieben und habe die Nacht auf der ausgezogenen Wohnzimmercouch verbracht. Doch die nicht einmal drei Stunden Schlaf waren getrübt von längeren Wachphasen, panischen Blicken auf den Wecker und unruhigem Schlaf.
Obwohl selbst ich zwei Minuten vor der eigentlich geplanten Aufstehzeit fertig bin, begegnet mir auf dem Flur bereits K'olbasa, der in der Nacht überhaupt gar nicht schlafen konnte. Präzise und organisiert beginnen wir mit den unmittelbaren Reisevorbeitungen.

03:47Uhr. Nur neunzehn Minuten später verlassen wir auch schon das Haus. Das überschaubare Reisegepäck ist rasch verstaut und keine drei Minuten später rollen wir beide bereits in Richtung Düsseldorf. FedCon, wir kommen!

04:09Uhr. Es ist noch verdammt früh und keiner von uns beiden strotzt vor Vitalität und Ausgeruhtheit. Die musikalische Reiseuntermalung übernimmt gütigerweise die Five Year Mission. Während ihrer Interpretation von "Catspaw" drehen sich unsere geistreichen Konversationen beispielsweise darum, ob es moralisch verwerflicher ist eine Katze oder einen Hund zu überfahren.

04:40Uhr. Ankunft im "Land der selbstproklamierten Frühaufsteher". Die Autobahn ist erschreckend leer für derlei Behauptungen. Pah, denen haben wir es aber gezeigt!

05:28Uhr. Während wir die A2 hinuntertreiben, entwickelt das Navi ein Eigenleben wie Hal 9000 und will uns zu todbringenden Richtungswechseln treiben, denen K'olbasa aber im zweiten Anlauf ein Ende bereitet. Fortan funktioniert das Gerät so gut, dass der schlaflose Fahrer nicht einmal mehr Ausfahrten verpasst.

05:57Uhr. Ein genauerer Blick auf das Navigationsgerät verrät uns, dass es uns seit der Neujustierung eine Ankunftszeit von 08:14Uhr statt zuvor 10:23Uhr prognostiziert. Etwas entsetzt fragen wir uns innerlich beide, was zum Fek'Ihr uns geritten haben könnte, so früh aufzubrechen. Äußerlich versichern wir uns im Brustton der Überzeugung allerdings gegenseitig, dass unsere Zeitplanung dennoch völlig angemessen war. Jaja!!

06:16Uhr. Erste Pause unserer Tages-Mission. Bei den mit Liebe geschmierten Brötchen und des mit nicht weniger Liebe gekochten English-Breakfast-Tees (die während meiner kurzen Schlafphase von der okkulten Ehefrau K'olbasas bereitet wurden) lassen wir die müde Seele für einige Minuten vor sich hinbaumeln und erfreuen uns an der Tatsache, dass Polnisch die Verkehrssprache auf dem Bückethaler Knick zu sein scheint. Kurz nach Aufbruch winken wir im Geiste auch nach Lauenau, in dessen Umgebung der sagenumwobene Supersammler Martin Netter laut Eingeborenenfolklore sein Unwesen treiben soll.

06:58Uhr. Erstaunlich zeitig rollen wir in Nordrhein-Westfalen ein, dass für das am meisten verstädterte Bundesland unserer Heimat erstaunlich ländlich riecht.

07:51Uhr. Während wir uns als Bewohner eines nur mäßig industrialisierten Raumes mit viel zu viel Natur an der pittoresken Aussicht auf Kraftwerke, Fabrikschlote und noch mehr Kraftwerke herzlich erfreuen, spielt unserer Player "How Soon is Now?" von den Smiths. Wahrscheinlich weiß er, dass ein seelenloses Cover dieses grandiosen Stückes zum Intro für die TV-Serie "Charmed" zusammenverstümmelt wurde und dass genau zwei Hauptdarstellerinnen auf der FedCon zu sehen sein werden. Verständnisvoll schütteln wir ob dieser Entwicklung der ehemaligen Star-Trek-Convention hin zu einer Massengeschmacksveranstaltung einträchtig mit dem Kopf und beschließen feierlich, Holly Marie Combs und Shannen Doherty aus dem Weg gehen zu wollen.



08:20Uhr. Im Herzen des Potts angelangt fahren wir in Lü(t)gendortmund ab, um dem hungrigen Treibstoffmonster ein Opfer zu bringen. Von der anhaltenden Schönheit der Umgebung beeindruckt beschließen wir, so schnell wie möglich wieder aufzubrechen.

09:37Uhr. Endlich angekommen verlieren wir uns, durch wohlwollende Fehlinformation eines Tafelrundenmitgliedes geleitet auf einer Parkplatz-Odyssee. Da uns 24,50€ für zehn Stunden Parken zuviel erscheinen, drehen wir gleich mehrere Ehrenrunden auf der erfolgfreien Suche nach einem kostengünstigeren oder gar kostenfreien Parkplatz, bevor wir uns dem alternativlosen Angebot ergeben und missmutig eines der lokalen Parkhäuser in Anspruch nehmen.

09:45Uhr. Als wir endlich aus dem düsteren Parkhaus zum strahlend leuchtenden Maritim-Hotel herüberstapfen, wird unser Vormarsch durch den strahlenden Sonnenschein jäh durch die Tatsache getrübt, dass K'olbasa sein Portmonee auf dem Dach seines PKWs zurückgelassen hat. Als er endlich wiederkommt, fällt mir plötzlich ein, dass auch ich noch einmal zurückkehren sollte, um meinen Fotoapparat an mich zu nehmen. Von der anfänglich positiven Prognose, vor neun Uhr am Veranstaltungsort zu sein, ist jedenfalls nicht mehr viel übrig, als wir knapp fünf Minuten später endlich die Heiligen Hallen der FedCon betreten.

09:50Uhr. In urdeutscher Manier stellen wir uns in einer Schlange an, an deren Ende wir erfahren, in welche Schlange wir uns eigentlich einordnen sollen. Wir machen uns auf dem Weg dorthin und als wir auch dieses Untier bezwingen, werden wir zu einer weiteren Schlange beordert, um unsere umgeschriebenen Tickets umzuschreiben. Nach nur wenig mehr als zwanzig Minuten, die größtenteils aus Warten bestanden, erhalten wir endlich unsere rosa (!) Armbänder und unsere Eintrittskarten. Weil doppelt noch immer viel besser hält, zeigen wir beides gleich zum ersten, aber beileibe nicht letzten Mal den hartnäckigen Einlassern vor, um in den Hauptbereich einkehren zu dürfen.

10:21Uhr. Endlich im Epizentrum des Geschehens angekommen, widmen wir uns gleich zu Beginn kurz dem allgegenwärtigen Merchandise und drehen eine flotte Runde durch den Verkaufsbereich. Bereits von Weitem bewundern wir die Strahlkraft einer lebensgroßen Spock-Figur, die wir noch am Vorabend ehrfürchtig im Privatsammlerparadies unseres Tafelrundenmitgliedes TAK bestaunen durften. Aber auch andere Kuriositäten fallen deutlich ins Auge: An vielen Ständen werden zuhauf die hierzulande einigen Unmut erregenden Eaglemoss-Raumschiffmodelle angeboten. Während die ersten paar Ausgaben auch tatsächlich in deutsch erhältlich sind, gibt es auch viele, die aus dem britischen Raum stammen. Und weil die Konkurrenz die Preise drückt, gelingt es K'olbasa, einen bajoranischen Sonnensegler zum selben Preis zu erwerben, für den man die Zeitschrift im hiesigen Handel kaufen konnte.


10:32Uhr. Nach unserem kurzen Abstecher in die Konsumwelt widmen wir uns unmittelbar im Anschluss ungleich anspruchsvolleren Themen als dem schnöden Mammon: Hubert Zitt stellt sich im Hauptsaal geduldig den Fragen des Publikums. Zum Teil fallen einige Fragen, die durch seinen vielen thematischen Vorträge bereits abgedeckt wurden, doch auch die ein oder andere harte Nuss (zum Beispiel über Quantenphysikthemen) brachte den verdienten Star-Trek-Erklärer zum Schwitzen. Doch Zitt blieb die gesamte Dauer hinweg freundlich, respektvoll und sogar familiär. Nur eine grafische Untermalung fehlte ein wenig, auch wenn man bei aller Kritik dahingehend zugestehen muss, dass der spontane Charakter dieser denkwürdigen Veranstaltung damit auch wieder verloren gegangen wäre.


11:00Uhr. Nun hat man das erste Mal die Gelegenheit, den frisch gebackenen MoC Nessie in Aktion zu erleben. Mit einem unterirdischen Visitor-Wortspiel kündigt er das erste große Panel des Tages an: Den gemeinsamen Auftritt von Nana Visitor und Alexander Siddig.
Die ehemaligen Eheleute hatten vor allem ein immer wiederkehrendes Thema: Ihren gemeinsamen Sohn Django. Man lernt nur wenig Neues über die beiden Darsteller, außer vielleicht, dass Visitor eine begnadete Feder schwingt und Siddig über den grünen Daumen verfügt. Die Gesprächsanteile sind jedenfalls in etwa so schief wie die Verteilung von männlichen und weiblichen Fragestellern. Siddig kam ebenso mühelos auf achtzig Prozent wie die Damenwelt, deren Fragen auch größtenteils in Richtung des Bashir-Darstellers gingen.
Während die Show einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat, wird dies jedoch durch eine peinliche Bilderschau zunichte gemacht, die allenthalben für platte Lacher im Publikum sorgen. Und während sich K'olbasa nach einem kurzen Ausflug in den unteren Teil des Saal längst zum Photoshoot mit den beiden Ferengidarstellern Aron Eisenberg und Max Grodénchik aufgemacht hat, leide ich unter der zunehmend schlechten Luft im Saal und den unüberriechbaren Schweißausdünstungen meiner korpulenten Sitznachbarn.
Als der Saal im Anschluss für die Vorbereitungen zur Autogrammstunde geräumt werden muss, freue ich mich trotz des im Kern lohnenswerten Panels jedenfalls sehr, dieser olfaktorischen Vorhölle entronnen zu sein.


12:19Uhr. Captain K'olbasa ordnet Alarmstufe an! Erst im Eingangsbereich des Maritim-Hotels angekommen durchfuhr es ihn wie ein Blitz, dass er dieses Mal nicht bereit sei, 35€ für ein Autogramm zu bezahlen. Vielleicht hatte er deshalb seiner Plakatrolle, auf der kaum mehr als die Unterschrift Roxann Dawsons fehlte, nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt und sie irgendwo vergessen. Nach erfolgloser Rückkehr in den Saal finde ich mich am Informationsthresen ein, der laut Aussage der Einlasser auch als Fundbüro dient. Tatsächlich sehe ich schon von weitem die sperrige Papprolle blinken, doch es kostet mich etwas mehr als zehn Minuten, bis ich das verlorene Gut wieder an mich nehmen kann. Im Anschluss startet der dankbare Eigentümer K'olbasa mit mir eine Expedition in die Flughafenhalle, wo wir nicht nur Mittagessen zu uns nehmen, sondern auch leckeres polnisches Bier im abermals thematisch angepassten Rewe erwerben.



13:44Uhr. Im Zuge des gewohnten Leerlaufes, der während der Autogrammstunden in den Veranstaltungshallen herrscht, treffen wir auf alte Bekannte wie Henning vom Trekzone-Network oder Andrea von der Film-Fan-Force. Gemeinsam nehmen wir Kaffee zu uns und tauschen Erfahrungen aus. Anschließend nutzen wir die Gelegenheit, Fotos von angehenden Costume-Contest-Teilnehmern zu schießen, die die Gänge in Scharen bevölkern.


15:47Uhr. In den Verkaufshallen bietet sich ein absonderliches Bild: Während Turon47 mit seiner Gemahlin telefoniert, ist K'olbasa mit seiner abwesenden Angetrauten in ein Gespräch vertieft. Unabhängig voneinander versuchen wir, den geäußerten Bekleidungsmitbringselwünschen gerecht zu werden. Daher werden Handyfotos verschickt, Sonderangebote überprüft und zusammengelegt. Nach fast vierzig Minuten haben wir beide unsere Tributleistungen erworben und zufrieden widmen wir uns wieder dem Tagesgeschehen auf der FedCon, während uns der ein oder andere Händler stirnrunzelnd hinterherblickt.


16:31Uhr. Etwas verspätet gelange ich ins Panel zur hochkarätig besetzten Web-Serie "Axanar", was ich auch umgehend bereue, denn der Enthusiasmus der anwesenden Delegation ist ansteckend. Geduldig beantworten die drei Podiumsgäste die Publikumsfragen und beweisen einen ungeahnte Abstraktionsfähigkeit, indem sie tatsächlich ergründen können, was einige Fragensteller meinen könnten. Mein Segen hat das Projekt, in dem die Karriereumstände Garth von Izars näher beleuchtet werden sollen definitiv und sicherlich wird man dazu bei uns zukünftig auch noch den ein oder anderen Eintrag finden können.


17:05Uhr. Lee Stringer, der zu "Iron Sky" eine knapp angelegte Powerpoint-Präsentation mit Filmschnipseln zum Besten gibt, markiert einen netten Pausenfüller. Sein Panel ist unterhaltsam genug, um meine verstärkte Müdigkeit in Zaum zu halten und das kühle polnische Bier aus dem Rewe und die angenehme Raumdurchlüftung helfen mir aktiv dabei, weiterhin wach zu bleiben.

17:49Uhr. Der britische Schauspieler David Warner, der Star-Trek-Fans mindestens als Kanzler Gorkon ein Begriff sein dürfte, betritt die Bühne des Nebensaals, der leider nur mäßig gefüllt ist. Der kauzige Senior gibt ein Panel, wie man es nicht alle Tage sieht, denn immer wieder müssen die Fragenden ihre Anliegen erneut formulieren, da es um das Gehör des fast 73-jährigen Rentners nicht mehr allzu gut bestellt ist. Doch Warner, der sich selbst als Schauspielsöldner sieht, beweist immer wieder einen sympathisch-britischen Humor und eine rührselige Bescheidenheit, die einem so vielseitigen und verdienten Darsteller nur selten anhängt. Selbst ich raffe mich allen schlechten Erfahrungen zum Trotz zu einer Frage über seine Verbindung zu Shakespeare auf, die Warner ohne Wiederholungsaufforderung geistreich zu beantworten weiß. Für mich der Höhepunkt des Tages.



19:01Uhr. Es ist viel passiert: K'olbasa und ich sitzen im Flughafengebäude und nehmen einen weiteren, dringend benötigten Kaffee zu uns. Doch statt miteinander zu reden, ist K'olbasa wiederum mit seiner Gattin ins Gespräch vertieft. Grund dafür ist die Tatsache, dass einer der Händler bereit ist, für die lebensgroße Spock-Statue so deutlich im Preis herunterzugehen, dass unser Tafelrundencaptain ins Grübeln gerät. Der Abend nimmt jedoch erst eine wirklich dramatische Wendung, als K'olbasa tatsächlich grünes Licht zum Kauf seines eigenen Spocks erhält und das Unheil damit seinen Lauf nimmt.


19:51Uhr. Doch zuerst versuchen wir noch einmal, wenigstens dem Costume-Contest beizuwohnen, auch wenn ich in der Vergangenheit nicht unbedingt die besten Erfahrungen mit diesem Veranstaltungspunkt sammeln konnte. Immerhin haben wir keine Probleme damit, rechtzeitig wieder vor Ort zu sein, da wie gewohnt die Zeitplanung wieder einmal weit hinterherhinkt. Doch zwischen Klatschen im Takt, technischen Pannen und einem hohen Fremdschämfaktor verlassen wir nach nur kurzer Zeit dieses Kabinett der Peinlichkeiten. Immerhin gelang es uns im Vorfeld, einen Teil der sympathischen Cottbus Crew kennenzulernen, mit denen wir gern mehr Zeit verbracht hätten. Doch unsere verbliebene Aufmerksamkeit richtete sich ganz allein auf eine Person und dessen lebensgroße Nachbildung.

20:41Uhr. Zähneknirschend haben wir die Parkhausschutzgelder entlöhnt und irren auf der Suche nach Bankautomaten weiter in der unmittelbaren Gegend des Maritim-Hotels herum. Wieder beim Händler angekommen ahnen wir langsam, warum er bereit war, K'olbasa im Preis so weit entgegenzukommen: Die riesigen Kartons machen den Transport zu einer Herkules-Aufgabe und jede Figur, die man nicht mehr in den LKW zurückhieven muss, ist zumindest ein moralischer Sieg.
Dieser jedoch bleibt uns verwehrt, denn wir verbringen die nächste Stunde komplett damit, die Statue einzupacken, herunterzuschleppen und in Tetris-Manier in unserem Fahrzeug unterzubringen. Selbstverständlich gelingt dies nur unter großem Platzverlust für uns selbst und wir müssen einiges an Improvisationsvermögen unter Beweis stellen, um sämtliche Teile und deren Verpackung unterzubringen.
Natürlich könnte man an dieser Stelle nicht ganz zu Unrecht fragen, warum wir die Verpackung nicht einfach dort gelassen haben, zumal K'olbasa sie ohnehin in Potsdam auf den Müll warf. Aber aufgrund unseres Martyriums, unserer Übermüdung und aus reinem Selbstschutz stellt sich diese Frage selbstverständlich gar nicht erst.


22:01Uhr. Und Tschüss, FedCon! Wir haben den Kampf gegen das sperrige Verpackungsungetüm endlich für uns entscheiden können und treten sichtlich erschöpft die mehr als fünfhundert Kilometer lange Heimreise an. Nach dem aufreibenden Tag fällt es uns beiden schwer, die notwendige Konzentration aufzubringen, die endlos lange und belastend monotone Autofahrt durchzustehen. Aber der Mut der Verzweiflung, laute Musik und viel frische Luft lassen uns irgendwie durchhalten und Kilometer für Kilometer zurücklegen.

03:25Uhr. Als ich ohne mich noch einmal umzudrehen schließlich erschöpft ins heimische Bett falle, ist K'olbasa mit seinem in drei Kisten zerlegten Spock noch immer auf dem Weg nach Potsdam. Doch auch er bleibt von Sekundenschlaf, Warpkernbrüchen und Ferengi-Piraten auf der Suche nach vulkanischen Liebessklaven verschont und gelangte wohlbehalten in sein trautes Heim zurück.
Vielleicht wird er ja demnächst einmal exklusiv auf diesem Blog von seiner neuesten Errungenschaft berichten!?

Mittwoch, 2. April 2014

Malias Logbuch: Begegnungen




Sternzeit: 86338,12
Donatru-Sektor

Biremm kalibrierte die Sensoren neu, als der Captain die Brücke betrat. Malia wirkte müde und stolperte mehr, als das sie ging. Nur mit Mühe nahm sie im Kommandosessel Platz. Eine Strähne ihres langen grünen Haares hing lose in ihrem Gesicht. Trotz der gestrigen Nacht saß ihre Uniform perfekt, wenn man das, was der Captain trug als Uniform bezeichnen konnte. Biremm hatte am Anfang Schwierigkeiten mit dem Captain auf normaler Ebene zu kommunizieren. Die Pheromone einer Orionerin sind sehr stark ausgeprägt. Jakaria, ebenfalls Orionerin und Schiffsärztin, verordnete deswegen Impfungen, damit ein normales Arbeiten auf der Brücke möglich war. Sie hätte es gern durch mehrere Hypnosestunden gelöst, aber der Captain bestand darauf sofort zu starten. Biremm betrachtete den Captain aufmerksam. Malia sah ihn an und lächelte. Biremm nickte nur knapp zurück und drehte sich zu seiner Konsole um. Er war noch nie ein Nausicaaner großer Worte gewesen.



Am gestrigen Abend hatte der Captain seinen Plan offenbart - Blutwein und Gagh waren mit von der Partie. Sie hatten alle geahnt, dass der Captain die Undinen an der Nase herumführen würde. Laskas Kommentar hatte Malia allerdings verunsichert. Der Captain fühlte sich genötigt die gemeinsame Vorgehensweise noch einmal zu erläutern. Laska hatte gelacht und dem Captain versichert, dass sie niemals vorgehabt hatte die Befehle des Captains in Frage zu stellen, sondern nur das Schauspiel entsprechend zu begleiten, wenngleich sich die Wisssenschaftsoffizierin wunderte, warum die beiden Undinen zugestimmt hatten. Miru war die Trumpfkarte in diesem Spiel. Ihre Kräfte verdeutlichten dem Undinen, der Millers Körper besaß, dass es besser wäre, den Worten des Captains zu glauben. M'rel konstatierte, dass dies auch das Zittern des Undinen erklärte. Millers seelischer Stress hatte sich körperlich bemerkbar gemacht. Hitassam fragte den Captain, wie sie nun vorgehen werden, nachdem er seine dritte Portion Gagh verschlang. Der Hunger des Gorn war in der Mannschaft berühmt. Hin und wieder fragte sich Malia, wen der OPS-Offizier wohl als ersten essen würde, wenn die Küche mal Notstand hätte oder die Energie für die Replikatoren ausfallen würde. Der Gedanke amüsierte sie seltsamerweise. Malia gab an, dass sie sich zunächst Koan, dem Verbindungsmann der Undinen im Hohen Rat zu erkennen geben würde um ihn schlussendlich doch bloß zustellen. Davor müssten sie Jix kontaktieren, der dies ebenfalls bei seinem Verbindungsmann lösen müsste. Es bedurfte einer Kriegslist um eine andere zu verhindern. Nur so ließen sich die Undinen von ihrem Weg abbringen. Malia wollte das Blutvergießen verhindern, also musste sie diplomatische Wege beschreiten, denn eine direkte Konfrontation mit den Undinen würde sie verlieren.




„Notiz an den Koch. Nie wieder Blutwein aus der Taragosa-Kolonie liefern lassen.“ Hitassam räusperte sich. „Ich werde es dem Replikator mitteilen, Captain.“ Lächelnd drehte sich der Gorn wieder zu seiner Konsole um und arbeitete weiter an der Umstellung der Schiffsysteme.
„Wie weit sind sie mit der Überarbeitung, Hitassam?“ Der Gorn sah von seiner Konsole auf und überprüfte einige Zahlen auf dem Hauptschirm, die dort projiziert wurden.
„In einer Stunde ist das neue Steuerungssystem einsatzbereit. Dann hat das Schiff seine volle Kapazität erreicht.“ Malia versuchte sich zu erinnern, ob Hitassam das Schiff jemals geflogen hatte und verfluchte sich, dass sie keinen Piloten mitgenommen hatten.  Es wäre ein Leichtes gewesen, das entsprechende Personal bei der KVS anzufordern oder auf Deep Space Nine einen Frachterpiloten anzuheuern. Der Gorn hatte die Energieverteilung und die Steuerung des Schiffes auf seiner Konsole zusammengelegt. Er hatte das Wartungssystem und die Schiffsprotokolle dafür komplett überarbeiten müssen. So etwas dauerte für gewöhnlich mehrere Wochen. Hitassam hatte nur eine gebraucht.
„Dieser Saurier ist sein Gewicht in Latinum wert!“ dachte Malia.

„Captain, ich habe hier etwas auf den Sensoren! Es ist ein Schiff. Ich dachte erst es sei ein Wrack, weil es sich stundenlang nicht bewegt hatte – bis jetzt. Die Energiesignatur war zu stark für Wrackzuckungen.“ sagte Biremm.
„Vielleicht sollten wir uns das mal ansehen. Hitassam, setzen sie einen Kurs auf diese Koordinaten!“ Malia spürte die Bodenplatten unter sich als das Schiff den Kurs wechselte. Ein leichtes Brummen durchfuhr ihren Körper. Sie setzte sich in den Kapitänssessel und stützte ihren Kopf mit der Hand. Wenige Zeit später setzte sie sich wieder auf und starrte mit großen Augen auf die Leinwandprojektion der Außenkamera.
„Hier stimmt doch was nicht. Laska, geben sie mir mal die Messwerte durch.“
„Die Gravitationswellen am Bug des Schiffes haben sich seit den letzten Kellicams extrem verstärkt. Unweit von uns befindet sich ein schwarzes Loch bei den Koordinaten 736 zu 382. Es ist riesig, Captain. Ich empfehle den Abstand zu wahren.“ Malia blickte irritiert auf das Schiff. „Kalibrieren sie die Sensoren auf die Energiequellen um das Schiff. Da muss doch irgendetwas sein. Ein Schiff von dieser Größe müsste doch von einem Schwarzen Loch angezogen werden.“
„Ja, Captain. Aber es gibt keine Anzeichen für eine externe oder sonstige Energiequelle.“ Malia ging zu ihrer Konsole und tippte wild auf den Anzeigen herum. Das fremde Schiff war die USS Cygnus, ein Schiff der Miranda-Klasse. Malia fragte sich, was es hier unentdeckt im Klingonischen Raum machte. Die Energieversorgung des Schiffes war aus ungeklärten Gründen abgeschaltet. Hin und wieder blinkten ein paar Restsignaturen auf. Irgendwas störte die Sensoren der Lebensanzeige. Sie konnte nicht herausfinden, wie viele Besatzungsmitglieder an Bord waren. Sie musste wohl oder übel hinübergehen, um es herauszufinden.
„Hitassam, wenn sie das Schiff mit dem Traktorstrahl erfassen, könnten wir einen Energietransfer auf die Umweltsysteme des Schiffes vornehmen, richtig?“
„Ja, Sir, die Miranda-Klasse ist in der Klingonischen Datenbank wohl bekannt. Das sollte machbar sein. Soll ich beginnen?“ Malia nickte und Hitassam drehte sich um. Nachdem er einige Sequenzen angepasst hatte, brachte er das Schiff in Richtung des Fangstrahls und begann mit der Erfassung. „Energie wird übertragen.“

„Sir, ich registriere die Aktivierung der Umweltsysteme. Ich versichere nichts dergleichen getan zu haben, was das auslösen könnte.“ Das wird immer besser, dachte Malia. Jemand oder etwas ist dort drüben und will oder kann sich nicht zu erkennen geben. „Bereiten sie den Transporter vor. Biremm, sie kommen mit mir!“ Der Waffenoffizier nickte kurz und folgte seiner Vorgesetzten. Wenig später materialisierten sie auf dem Schiff. Die Luft war atembar, aber stickig. Biremm und Malia hatten ihre Waffen bereits beim Beamen gezückt. Es schien sie jedoch niemand zu erwarten. Der Transporterraum des fremden Schiffes war leer. Sie betraten den Gang und folgten den Leitungen zur nächsten Kreuzung. Biremms Scanner piepte.
„Sir, ein schwaches Signal. Es kommt von der Brücke.“
„Hier muss es irgendwo einen Schacht in die oberen Decks geben, aber vielleicht sollten wir einfach die interne Energieversorgung wiederherstellen. Kommen sie mit!“ sagte Malia. Sie löste eine Ummantelung von der Wand und scannte die Systeme. Dann begann sie die Schnittstellen anzuzapfen und leitete die Energie um. Ein lautes Zischen war zu hören. Einer der Turbolifts war urplötzlich auf geglitten und offenbarte Schreckliches. Eine Gestalt lag reglos in der Kabine. Ihr Körper schien schon sehr lange im Aufzug festzustecken, denn das Gesicht war schwarz, fahl und wirkte eingefallen. Es schien sich regelrecht aufzulösen. Nach ihren Messwerten war dieser Mensch von irgendetwas innerlich aufgesogen worden, als hätte man seine Zellen zum Implodieren gebracht. So etwas hatte Malia noch nie gesehen. Sie kontaktierte Hitassam und erklärte die Situation. Jakaria solle die Krankenstation auf Verletzte vorbereiten und die Leiche untersuchen. Malia erhoffte sich Genaueres von der pathologischen Untersuchung.

Nachdem der Leichnam auf den Bird of Prey gebeamt wurde, setzten die beiden ihren Weg zur Brücke fort. Auf der Brücke angekommen, lugte Biremm vorsichtig aus der Kabine. Das Lebenszeichen schien stärker zu werden. Irgendetwas bewegte sich auf der Brücke ohne dass sie es wirklich identifizieren konnte. Biremm ging mit gestreckter Waffe auf die Brücke, Malia folgte ihm.  Die Brücke war ein einziges Schlachtfeld. Kabel hingen aus der Decke und Konsolen standen in Flammen. Dann bemerkten sie den Schatten an der Tür zum Aufsichtsraum des Captains. Der Schatten liess sich nicht definieren und formte sich je nach Lichtquelle anders. Ein brummendes Geräusch war von ihm zu vernehmen. Ein zähflüssiger Humanoid bearbeitete mit Schlägen seiner undefinierbaren Masse die Tür zum dahinterliegenden Raum. Sein Körper sah aus, als wäre er aus Sirup gemacht. Er oder es schien die Eindringlinge nicht zu bemerken. Malia hatte schon einmal etwas von diesem Wesen gehört. Sie sah Biremm an und legte ihren Finger auf die Lippen. Sie nahm ihren Bioemitter und warf ihn auf das Wesen. Das Wesen drehte sich um als es den Gegenstand bemerkte. Sein Blick viel auf Biremm und Malia. „Hitassam, beamen sie meine Biosignatur ins All, schnell!“
„Aber Sir, ich...“
„Machen sie schon, das ist ein Befehl!“ Hitassam murmelte etwas unverständliches, dann brach die Verbindung. In diesem Moment kam das Wesen langsam auf sie zu. Die schlurfenden Geräusche nahmen langsam an Intensität zu.
„Nicht feuern, Biremm. Sie könnten die Signatur treffen.“ Biremm sah sie verständnislos an, gehorchte aber.
Fast hatte es sie erreicht, da hörte Malia die vertrauten Beamgeräusche und das Wesen verschwand.
„Captain, was zum Teufel habe ich da erfasst?“
„Das wollen sie nicht wissen. Ich erkläre es ihnen später.“ Sie gab Biremm einen Fingerzeig zur Tür des Aufsichtsraumes. Dann folgte sie ihm und machte sich an der Türkonsole zu schaffen. Nachdem die Tür mit einem lauten Zischen aufglitt, streckte Malia sofort die Waffe in das Zimmer, nur um festzustellen, dass drinnen jemand auf die selbe Idee gekommen war. Zwei blaue Fühler bewegten sich unablässig auf einem Kopf mit kurzen weissen Haaren und mindestens ebenso blauer Haut. Die Andorianerin schien zwar erleichtert zu sein die beiden zu sehen, senkte aber keinesfalls ihre Waffe.
„Wer seid ihr? Wie kommt ihr hierher?“
„Ich bin Malia, Captain des …“ sie druckste herum. Ihr Schiff hatte noch immer keinen Namen.
„Ist nicht weiter wichtig. Was ist hier passiert?“ Die Andorianerin schien sichtlich verwirrt zu sein.
„Ich bin Shranze, erster Offizier der Cygnus. Wir sind angegriffen worden, als wir das Schwarze Loch untersuchten. Als wir es scannten, öffnete es sich plötzlich und unser Schiff wurde mit dieser schwarzen Substanz kontaminiert. Wir wurden hinein gezogen und sind hier gelandet, dann brachen die Systeme Stück für Stück zusammen. Dieses Ding hat alle unsere Versuche abgewehrt, die Transporter zu aktivieren. Wir konnten es nicht erfassen.“ Sie sah Biremm an. „Seid ihr so eine Art Piraten? Hier gibt es nichts zu holen. Die Cygnus ist total veraltet.“ Malia konnte sich die Situation der Andorianerin gut vorstellen. Sie war die einzige Überlebende in einem zu groß gewordenen Schiff voller Gefahren. Ein plötzliches Flüstern oder Rascheln und die mit jeder Sekunde schwindende Selbstkontrolle bis man das beklemmende Gefühl beobachtet zu werden nicht mehr los wird. Hinter jeder Biegung lauert der Tod und an Schlaf ist nicht zu denken, bis man den Verstand dem Wahnsinn anheim fallen lässt und die Kontrolle über den Körper verliert.
„Du hast nichts zu befürchten. Wir mögen die Föderation zwar nicht besonders, aber wir können dich hier unmöglich zurücklassen. Die KVS wird sich um die Cygnus kümmern und das Schiff übergeben, aber du musst zunächst mit uns kommen.“ Die Andorianerin stutzte.
„Als Gefangene?“fragte Shranze. Malia lächelte.
„Klingonen machen keine Gefangenen. Bist du schon mal einen Bird-of-Prey geflogen?“ Shranze schüttelte den Kopf. „Aber ich bin ein guter Pilot, falls sie das meinen, Captain?“
„Nenn mich Malia! Du bist nicht meine Untergebene, verstanden! Betrachte dich als Gast, denn ich glaube nicht, dass du hier bleiben möchtest.“
„In Anbetracht der Situation hätte ich sogar gegen einen Teller Gagh nichts einzuwenden.“


Malias Logbuch

Malias Logbuch I: Steriler Start
Malias Logbuch II: Ein dicker Fisch
Malias Logbuch III: Ankunft im Eridon-Nebel
Malias Logbuch IV: Breen, Romulaner oder Klingonen?
Malias Logbuch V: Ein alter Freund
Malias Logbuch VI: Tanz mit dem Teufel
Malias Logbuch VII: Nebenwirkungen
Malias Logbuch VIII: Kein Ende in Sicht
Malias Logbuch IX: Klach D'Kel Brakt
Malias Logbuch X: Gewissheiten
Malias Logbuch XI: Routine
Malias Logbuch XII: Allein
Malias Logbuch XIII: Flucht
Malias Logbuch XIV: Bündnisse
Malias Logbuch XV: Gute und schlechte Nachrichten
Malias Logbuch XVI: Maulwürfe und Piraten
Malias Logbuch XVII: Die Hunde des Krieges
Malias Logbuch XVIII: Begegnungen
Malias Logbuch XIX: Die Blutfelder des Orion

Freitag, 7. Februar 2014

Malias Logbuch: Die Hunde des Krieges

Was bisher geschah:
Auf Madena III versucht Malia einen Undinen festzunehmen und trifft auf pilzähnliche Humanoide, die sich selbst die Idari nennen. Sie vereinbart eine gemeinsames Vorgehen. Sie muss die Sternenflotte vom Planeten vertreiben, damit die Idari ungestört weiter leben können. Im Gegenzug erhält sie die telepathische Unterstützung der Stammesführerin. Sie heißt Miru. Nun müssen sich Malia und ihr Team darauf vorbereiten den Undinen und seinen Kameraden festzunehmen und sie zu befragen.

Sternzeit: 861320,42
Captain Malia
Madena III

Malia betrachtete ihren Tricorder und starrte auf eine Bewegungsanzeige. Ihr Ziel näherte sich dem vereinbarten Treffpunkt. Sie hörte mittlerweile ihr Herz derart laut pumpen, dass sie das unweigerliche Gefühl hatte sämtliche Umgebungsgeräusche zu übertönen. Schweißperlen bildeten sich allmählich auf ihrer Stirn. Ihr Team lag auf Position und wartete nur auf ihr Signal zum Zugriff. Undinen konnten sehr tückische Gegner sein, also musste alles stimmen. Eine hochgewachsene Gestalt betrat die Lichtung und begab sich unversehens zum Wasserfall. Commander Bruce Miller trat an den Wasserfall heran. Sein stoischer Blick glitt über die Lichtung, so als suche er etwas. Als er sich unbeobachtet wähnte, streifte er seinen Anzug ab und glitt in das strömende Wasser. Eine Zeitlang trieb er im Wasser und schwamm von einer Ecke zur anderen bis sich allmählich der Wandlungsprozess vollzog und die Kreatur, die gerade Miller gewesen war, nichts Menschliches mehr an sich hatte.


Malia musste warten. Millers Kollege war noch immer nicht da. Das Rascheln von Gebüschen durchbrach die Stille und ein kräftiger Klingone betrat die Lichtung. Malia erschrak. Sie kannte den Klingonen auf der Lichtung. Es war Captain Kwon, der zum Anfang ihrer Reise die vermeintliche Borg-Basis im Eridon-Nebel zerstört hatte. Sie würde beide befragen müssen, denn Kwon schien nur ein Befehlsempfänger zu sein und es musste einen Undinen geben, der über ihm stand. Sie konnte es hier nicht mit echten Kwon zu tun haben, so viel war sicher. Das änderte zwar einiges, aber der grundsätzliche Plan blieb bestehen und die Schuld, die sie gegenüber Miru hatte, würde wachsen, denn sie brauchte womöglich von beiden Undinen Informationen. Hatte sich Kwon in die Belange der Undinen eingemischt und war ersetzt worden? Hat er vielleicht die Sensortelemetrie überprüft, die er von der Borg-Basis erhalten hatte? Für derlei Überlegungen war keine Zeit. Malia gab dem Team das Signal. Kurz darauf war die Lichtung eingekreist ohne dass sich wirklich jemand auf der Lichtung gezeigt hatte. Malia wollte vermeiden, den Undinen einen Fluchtweg offen zu lassen. Ihr war zunächst wichtig, was die beiden zu besprechen hatten und so wartete sie noch mit dem Zugriff. Kwon wandelte sich nun zum Undinen und begab sich ebenfalls in das Wasser. Die Undinen begannen in der für sie üblichen Weise miteinander zu reden. Auf dem Tricorder konnte Malia das Gespräch übersetzt verfolgen.

„Wir stehen kurz davor, Botschafter Worf zu ersetzen, mein Freund. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kannst du von diesem Paradies in die alte Heimat zurückkehren.“
„Behalte deinen beißenden Spott für dich. Wie es scheint, gefällt dir das klingonische Gemüt zu sehr. Du fängst an ihre Lebensweise zu adaptieren und ihre Schlachtenlieder in ihrer Abwesenheit zu singen.“
„Eine infame Unterstellung, Bruder. Ich kann den beißenden Gestank ihrer Schiffe nicht länger ertragen und bin froh, wenn ich eines unserer Schiffe wieder von Innen sehen darf.“
„Wenn wir den Rat mit der Hilfe Botschafter Worfs infiltriert haben, dürfte es ein Leichtes sein, genug Unruhe zu stiften, damit dieses hinterwäldlerische Klingonische Reich ins Chaos gestürzt werden kann. Sobald der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, sorgen wir in der Föderation für die nötigen Stimmen, die uns den Krieg zwischen diesen beiden Mächten bringen werden. Der Rest wird, wie es bei den Menschen heißt, ein Kinderspiel.“
Malia hatte genug gehört und gab das Zugriffssignal. Sofort strömte ihre Mannschaft auf die Lichtung und richtete die Disruptoren auf die erstarrten Undinen.
„Meine Herren, ihr gemeinsames Bad ist beendet. Ich nehme sie im Namen des Klingonischen Reiches fest.“ Biremm holte die beiden Undinen mit vorgehaltener Waffe aus dem Wasser und legte ihnen Fusionshandschellen an.

Miru erschien wie angekündigt, als sich die beiden Undinen in ihre menschlichen Gestalten verwandelten und gab Malia ein Zeichen, dass sie nun mit der Befragung beginnen konnte. M'rel sah die Pilzfrau etwas irritiert an. Er nahm die Idari ebenso wie seine Schiffskameraden zum ersten Mal war. Miru konnte sich ein müdes Lächeln nicht verkneifen und konzentrierte sich auf die Undinen.
„Wir wissen eigentlich, was ihr vorhabt. Doch mich interessiert, vor allen anderen Dingen, warum ihr es tut.“
„Weil ihr Humanoiden unsere größte Bedrohung darstellt. Ihr habt den Borg geholfen unsere Schiffe zu zerstören. Wir fassen ein derartiges Verhalten als Kriegserklärung auf. Die Infiltration eurer Reiche ist ein wichtiger Schritt gegen die Borg.“
„Ihr wollt die Borg vernichten und dazu braucht ihr uns.“ Malia seufzte und drehte sich kurz ab um auf den hinter ihnen liegenden Wasserfall zu starren. Also waren diese ganzen Bemühungen nur aufgebracht worden, damit sich zwei Völker im Delta-Quadranten in den Krieg begeben konnten. Damit würden sie den gesamten Quadranten ins Unglück stürzen. Dies hätte zwar den Vorteil, das die Föderation ihre Stützpunkte im Delta-Quadranten verlieren würde, könnte aber das Gebiet dermaßen in Mitleidenschaft ziehen, dass es auch für das Klingonische Reich uninteressant werden würde.
„Wenn ihr mit den Borg fertig seid, was passiert dann? Ihr hätte noch immer die Kontrolle über die wichtigsten Posten im Alpha-Quadranten. Beide Großmächte in dieser Hälfte des Universums wären euch schutzlos ausgeliefert.“
Die beiden Undinen wirkten amüsiert.
„Das ist ein Risiko, dass ihr Humanoiden eingehen solltet. Wenn die Borg vernichtet sind, wird Frieden in der Galaxie herrschen und wir werden uns in den Delta-Quadranten zurück ziehen.“



Malia hörte Mirus Stimme.
„Du weißt, dass das nicht stimmt. Wenn sie diese Borg besiegt haben, wird das Ungleichgewicht in ihrer Heimat so groß werden, dass sie versuchen werden ihre Macht auf euer Gebiet auszudehnen.“
Das hatte Malia bereits vermutet. Warum sollte man nur einen Teil des Kuchens essen, wenn man ihn ganz verschlingen kann. Vielleicht könnte man das sogar gegen sie verwenden.
„Nehmen wir mal an, ich würde euch Glauben schenken und wir würden ein Bündnis eingehen. Wie wollt ihr unsere Regierungen und deren Völker 'überzeugen', dass ein Krieg im Delta-Quadranten gegen die Borg notwendig ist?“ Die beiden Undinen lachten.
„Wir haben an jeder nur denkbaren Schnittstelle eine Person, die unsere Ziele durchsetzen wird. In den Medien und Parlamenten der Sternenflotte, im militärischen Apparat des Klingonischen Reiches und in zivilen Organisationen beider Seiten. Es wird ein leichtes sein, diesen Krieg zu rechtfertigen, wenn die entsprechenden Stellen die 'Überzeugungsarbeit' für uns leisten. Soweit ich weiß ist das Massaker bei Wolf 359 unvergessen und die ständige Bedrohung durch die Präsenz der Borg im Alpha-Quadranten nehmen viele Menschen nicht länger hin. Die Klingonen müssen wir nicht vom Krieg überzeugen. Ihr versteht sicher, was ich meine.“
Malia wusste es nur zu gut. Gib einem Klingonen die Möglichkeit ehrenvoll zu kämpfen und er wird dir seine ganze Familie dafür schenken. So sprachen die Orioner gern über ihre Verbündeten, da sie deren Enthusiasmus für den Krieg nicht teilten.


„Es wird vielleicht nicht ganz so einfach, denn wie ein altes Sprichwort sagt: Der Klingone sucht sich sein Schlachtfeld selbst. Ihr werdet auf Widerstand stossen.“
Millers Undine, der sich bis dahin zurückgehalten hatte, machte jetzt eine abwehrende Geste, so als würde er Malias Worten keinen Glauben schenken, allerdings blickte er sehr ungläubig als er die folgenden Worte der Orionerin vernahm.
„Ich habe ein Angebot für euch. Der Klingonische Rat hat mir viel zu verdanken und ich könnte euch gewährleisten, dass zumindest die Klingonen in diesen Krieg ziehen werden.“
Blankes Entsetzen machte sich bei ihren Offizieren breit. Einzig Biremm schien völlig unberührt von den Worten seines Captains zu sein. Der Nausicaaner verfolgte das Geschehen emotionslos.
„Was wollt ihr dafür haben?“ fragte Miller. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Falten, die sich nun zusammenzogen.
„Nun, ich werde wohl einen Kontaktmann brauchen, mit dem ich im Hohen Rat sprechen kann. Wie soll ich mich sonst für euch einsetzen?“
Millers Stirnrunzeln hatte sich nicht gelöst. Schweissperlen bildeten sich jetzt auf seiner Stirn und man sah dem Undinen förmlich an, wie er angestrengt darüber nachdachte.
„Wer sagt mir, dass ich euch trauen kann?“ entgegnete Miller dem Captain. Miru trat vor und legte ihre Hand auf die Schulter von Malia.
„Ich hätte euch längst auffliegen lassen können, wenn ich es gewollt hätte. Was ich mir vom Krieg verspreche? Eine geschwächte Föderation. Sobald der Krieg vorbei ist, werden wir mit eurer Hilfe die Föderation überrennen und die bestimmende Macht im Alpha-Qudranten werden.“ Diese Worte drangen in das Hirn des Undinen von Miller ein und manifestierten sich in seinem Unterbewußtsein. Miller starrte Malia entsetzt an und wich zurück. Biremm hielt ihn fest.
„Captain?“ Laska hatte sich zu Wort gemeldet. „Ist das ihr Ernst? Wissen sie, was sie da tun?“ Malia lachte. Sie ging auf ihre Wissenschaftsoffizierin zu und blickte in ihre erzürnten Augen. Ein seliges Lächeln umspielte die Lippen des Captains als sie antwortete.
„Das ist es doch, was ihr Klingonen wollt. Die Alleinherrschaft über den gesamten Quadranten.“ Sie wandte sich Miller zu.



„Hier sitzt unsere Möglichkeit genau das zu tun, liebe Laska. Ich kann die Kriegsfanfaren schon hören. Sie künden von unserem Sieg über diesen menschlichen Abschaum.“ Miller wälzte sich und her, so als würde sein ganzer Körper kribbeln. Biremm hatte große Mühe ihn festzuhalten.
„Lasst uns Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln!“ Malias Augen starrten bei diesen Worten nun auf den sich immer mehr windenden Miller. Er schien zu zittern.
„A-Aufhören, ich glaube euch auch so.“ Miller atmete schwer. Malia seufzte und näherte sich Miller langsam.
„Wir treffen uns auf Q'onos, wo ihr mir Zugang zu eurem Informanten gebt. Ich muss wissen, wem ich im Klingonischen Hohen Rat vertrauen kann.“ Miller nickte jetzt schnell, als wolle er sich Malias Gegenwart so schnell wie möglich entziehen.
„Euer Mann heißt Koan und ist der Stellvertreter des Kanzlers. Er gehört dem Haus Jamtak an. Mit ihm solltet ihr sprechen. Er ist unsere bisher einzige Verbindung in den Hohen Rat.“ Malia wandte sich von ihm ab. „Biremm, lasst sie gehen. Es könnte auffallen, wenn unsere neuen Verbündeten zu lange abwesend sind.“ Biremm lies Miller los, nahm den beiden Undinen die Fesseln ab und gesellte sich zum Rest der Crew. Malia wandte sich den beiden verdutzten Menschen ein letztes Mal zu.
„Sie wissen, was sie zu tun haben. Wir sehen uns auf Q'onos. Und Captain?“
Miller und Kwon setzten zum Gehen an, blieben jedoch unvermittelt stehen.
„Sorgen sie dafür, dass die Föderation ihre Mission auf diesem Planeten abbricht und ihn so schnell wie möglich wieder verlässt.“
„Warum sollte ich das tun?“ fragte Miller.
„Betrachten sie es als einzige Bedingung unseres kleinen Abkommens. Andernfalls werde ich sie beim Hohen Rat auffliegen lassen - Sie und ihre Informanten. Haben sie das verstanden?“
Sind die Klingonen an diesem Planeten interessiert?“ wollte Miller wissen. „Rechnen sie mit dem Eintreffen unserer Flotte in wenigen Tagen, falls sie meiner Aufforderung nicht nachkommen. Das sollte ihre Frage hinreichend beantworten.“ sagte Malia. Ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und ein leichter Schatten legte sich auf ihre Gesichtszüge. Als die beiden Undinen die Lichtung verlassen hatten, drehte sich Malia leicht erschöpft zu ihren Offizieren um und gab mit einem Wink den Befehl zum Abmarsch. Miru nahm die Orionerin an die Hand und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Kurz darauf waren die beiden in ein telepathisches Gespräch vertieft.
„Ihr habt Wort gehalten, wenngleich eure Wortwahl etwas ungewöhnlich schien. Was plant ihr als nächstes?“
„Ich muss einen Krieg verhindern, Miru!“

Malias Logbuch

Malias Logbuch I: Steriler Start
Malias Logbuch II: Ein dicker Fisch
Malias Logbuch III: Ankunft im Eridon-Nebel
Malias Logbuch IV: Breen, Romulaner oder Klingonen?
Malias Logbuch V: Ein alter Freund
Malias Logbuch VI: Tanz mit dem Teufel
Malias Logbuch VII: Nebenwirkungen
Malias Logbuch VIII: Kein Ende in Sicht
Malias Logbuch IX: Klach D'Kel Brakt
Malias Logbuch X: Gewissheiten
Malias Logbuch XI: Routine
Malias Logbuch XII: Allein
Malias Logbuch XIII: Flucht
Malias Logbuch XIV: Bündnisse
Malias Logbuch XV: Gute und schlechte Nachrichten
Malias Logbuch XVI: Maulwürfe und Piraten
Malias Logbuch XVII: Die Hunde des Krieges
Malias Logbuch XVIII: Begegnungen
Malias Logbuch XIX: Die Blutfelder des Orion