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Freitag, 7. Februar 2014

Malias Logbuch: Die Hunde des Krieges

Was bisher geschah:
Auf Madena III versucht Malia einen Undinen festzunehmen und trifft auf pilzähnliche Humanoide, die sich selbst die Idari nennen. Sie vereinbart eine gemeinsames Vorgehen. Sie muss die Sternenflotte vom Planeten vertreiben, damit die Idari ungestört weiter leben können. Im Gegenzug erhält sie die telepathische Unterstützung der Stammesführerin. Sie heißt Miru. Nun müssen sich Malia und ihr Team darauf vorbereiten den Undinen und seinen Kameraden festzunehmen und sie zu befragen.

Sternzeit: 861320,42
Captain Malia
Madena III

Malia betrachtete ihren Tricorder und starrte auf eine Bewegungsanzeige. Ihr Ziel näherte sich dem vereinbarten Treffpunkt. Sie hörte mittlerweile ihr Herz derart laut pumpen, dass sie das unweigerliche Gefühl hatte sämtliche Umgebungsgeräusche zu übertönen. Schweißperlen bildeten sich allmählich auf ihrer Stirn. Ihr Team lag auf Position und wartete nur auf ihr Signal zum Zugriff. Undinen konnten sehr tückische Gegner sein, also musste alles stimmen. Eine hochgewachsene Gestalt betrat die Lichtung und begab sich unversehens zum Wasserfall. Commander Bruce Miller trat an den Wasserfall heran. Sein stoischer Blick glitt über die Lichtung, so als suche er etwas. Als er sich unbeobachtet wähnte, streifte er seinen Anzug ab und glitt in das strömende Wasser. Eine Zeitlang trieb er im Wasser und schwamm von einer Ecke zur anderen bis sich allmählich der Wandlungsprozess vollzog und die Kreatur, die gerade Miller gewesen war, nichts Menschliches mehr an sich hatte.


Malia musste warten. Millers Kollege war noch immer nicht da. Das Rascheln von Gebüschen durchbrach die Stille und ein kräftiger Klingone betrat die Lichtung. Malia erschrak. Sie kannte den Klingonen auf der Lichtung. Es war Captain Kwon, der zum Anfang ihrer Reise die vermeintliche Borg-Basis im Eridon-Nebel zerstört hatte. Sie würde beide befragen müssen, denn Kwon schien nur ein Befehlsempfänger zu sein und es musste einen Undinen geben, der über ihm stand. Sie konnte es hier nicht mit echten Kwon zu tun haben, so viel war sicher. Das änderte zwar einiges, aber der grundsätzliche Plan blieb bestehen und die Schuld, die sie gegenüber Miru hatte, würde wachsen, denn sie brauchte womöglich von beiden Undinen Informationen. Hatte sich Kwon in die Belange der Undinen eingemischt und war ersetzt worden? Hat er vielleicht die Sensortelemetrie überprüft, die er von der Borg-Basis erhalten hatte? Für derlei Überlegungen war keine Zeit. Malia gab dem Team das Signal. Kurz darauf war die Lichtung eingekreist ohne dass sich wirklich jemand auf der Lichtung gezeigt hatte. Malia wollte vermeiden, den Undinen einen Fluchtweg offen zu lassen. Ihr war zunächst wichtig, was die beiden zu besprechen hatten und so wartete sie noch mit dem Zugriff. Kwon wandelte sich nun zum Undinen und begab sich ebenfalls in das Wasser. Die Undinen begannen in der für sie üblichen Weise miteinander zu reden. Auf dem Tricorder konnte Malia das Gespräch übersetzt verfolgen.

„Wir stehen kurz davor, Botschafter Worf zu ersetzen, mein Freund. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kannst du von diesem Paradies in die alte Heimat zurückkehren.“
„Behalte deinen beißenden Spott für dich. Wie es scheint, gefällt dir das klingonische Gemüt zu sehr. Du fängst an ihre Lebensweise zu adaptieren und ihre Schlachtenlieder in ihrer Abwesenheit zu singen.“
„Eine infame Unterstellung, Bruder. Ich kann den beißenden Gestank ihrer Schiffe nicht länger ertragen und bin froh, wenn ich eines unserer Schiffe wieder von Innen sehen darf.“
„Wenn wir den Rat mit der Hilfe Botschafter Worfs infiltriert haben, dürfte es ein Leichtes sein, genug Unruhe zu stiften, damit dieses hinterwäldlerische Klingonische Reich ins Chaos gestürzt werden kann. Sobald der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, sorgen wir in der Föderation für die nötigen Stimmen, die uns den Krieg zwischen diesen beiden Mächten bringen werden. Der Rest wird, wie es bei den Menschen heißt, ein Kinderspiel.“
Malia hatte genug gehört und gab das Zugriffssignal. Sofort strömte ihre Mannschaft auf die Lichtung und richtete die Disruptoren auf die erstarrten Undinen.
„Meine Herren, ihr gemeinsames Bad ist beendet. Ich nehme sie im Namen des Klingonischen Reiches fest.“ Biremm holte die beiden Undinen mit vorgehaltener Waffe aus dem Wasser und legte ihnen Fusionshandschellen an.

Miru erschien wie angekündigt, als sich die beiden Undinen in ihre menschlichen Gestalten verwandelten und gab Malia ein Zeichen, dass sie nun mit der Befragung beginnen konnte. M'rel sah die Pilzfrau etwas irritiert an. Er nahm die Idari ebenso wie seine Schiffskameraden zum ersten Mal war. Miru konnte sich ein müdes Lächeln nicht verkneifen und konzentrierte sich auf die Undinen.
„Wir wissen eigentlich, was ihr vorhabt. Doch mich interessiert, vor allen anderen Dingen, warum ihr es tut.“
„Weil ihr Humanoiden unsere größte Bedrohung darstellt. Ihr habt den Borg geholfen unsere Schiffe zu zerstören. Wir fassen ein derartiges Verhalten als Kriegserklärung auf. Die Infiltration eurer Reiche ist ein wichtiger Schritt gegen die Borg.“
„Ihr wollt die Borg vernichten und dazu braucht ihr uns.“ Malia seufzte und drehte sich kurz ab um auf den hinter ihnen liegenden Wasserfall zu starren. Also waren diese ganzen Bemühungen nur aufgebracht worden, damit sich zwei Völker im Delta-Quadranten in den Krieg begeben konnten. Damit würden sie den gesamten Quadranten ins Unglück stürzen. Dies hätte zwar den Vorteil, das die Föderation ihre Stützpunkte im Delta-Quadranten verlieren würde, könnte aber das Gebiet dermaßen in Mitleidenschaft ziehen, dass es auch für das Klingonische Reich uninteressant werden würde.
„Wenn ihr mit den Borg fertig seid, was passiert dann? Ihr hätte noch immer die Kontrolle über die wichtigsten Posten im Alpha-Quadranten. Beide Großmächte in dieser Hälfte des Universums wären euch schutzlos ausgeliefert.“
Die beiden Undinen wirkten amüsiert.
„Das ist ein Risiko, dass ihr Humanoiden eingehen solltet. Wenn die Borg vernichtet sind, wird Frieden in der Galaxie herrschen und wir werden uns in den Delta-Quadranten zurück ziehen.“



Malia hörte Mirus Stimme.
„Du weißt, dass das nicht stimmt. Wenn sie diese Borg besiegt haben, wird das Ungleichgewicht in ihrer Heimat so groß werden, dass sie versuchen werden ihre Macht auf euer Gebiet auszudehnen.“
Das hatte Malia bereits vermutet. Warum sollte man nur einen Teil des Kuchens essen, wenn man ihn ganz verschlingen kann. Vielleicht könnte man das sogar gegen sie verwenden.
„Nehmen wir mal an, ich würde euch Glauben schenken und wir würden ein Bündnis eingehen. Wie wollt ihr unsere Regierungen und deren Völker 'überzeugen', dass ein Krieg im Delta-Quadranten gegen die Borg notwendig ist?“ Die beiden Undinen lachten.
„Wir haben an jeder nur denkbaren Schnittstelle eine Person, die unsere Ziele durchsetzen wird. In den Medien und Parlamenten der Sternenflotte, im militärischen Apparat des Klingonischen Reiches und in zivilen Organisationen beider Seiten. Es wird ein leichtes sein, diesen Krieg zu rechtfertigen, wenn die entsprechenden Stellen die 'Überzeugungsarbeit' für uns leisten. Soweit ich weiß ist das Massaker bei Wolf 359 unvergessen und die ständige Bedrohung durch die Präsenz der Borg im Alpha-Quadranten nehmen viele Menschen nicht länger hin. Die Klingonen müssen wir nicht vom Krieg überzeugen. Ihr versteht sicher, was ich meine.“
Malia wusste es nur zu gut. Gib einem Klingonen die Möglichkeit ehrenvoll zu kämpfen und er wird dir seine ganze Familie dafür schenken. So sprachen die Orioner gern über ihre Verbündeten, da sie deren Enthusiasmus für den Krieg nicht teilten.


„Es wird vielleicht nicht ganz so einfach, denn wie ein altes Sprichwort sagt: Der Klingone sucht sich sein Schlachtfeld selbst. Ihr werdet auf Widerstand stossen.“
Millers Undine, der sich bis dahin zurückgehalten hatte, machte jetzt eine abwehrende Geste, so als würde er Malias Worten keinen Glauben schenken, allerdings blickte er sehr ungläubig als er die folgenden Worte der Orionerin vernahm.
„Ich habe ein Angebot für euch. Der Klingonische Rat hat mir viel zu verdanken und ich könnte euch gewährleisten, dass zumindest die Klingonen in diesen Krieg ziehen werden.“
Blankes Entsetzen machte sich bei ihren Offizieren breit. Einzig Biremm schien völlig unberührt von den Worten seines Captains zu sein. Der Nausicaaner verfolgte das Geschehen emotionslos.
„Was wollt ihr dafür haben?“ fragte Miller. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Falten, die sich nun zusammenzogen.
„Nun, ich werde wohl einen Kontaktmann brauchen, mit dem ich im Hohen Rat sprechen kann. Wie soll ich mich sonst für euch einsetzen?“
Millers Stirnrunzeln hatte sich nicht gelöst. Schweissperlen bildeten sich jetzt auf seiner Stirn und man sah dem Undinen förmlich an, wie er angestrengt darüber nachdachte.
„Wer sagt mir, dass ich euch trauen kann?“ entgegnete Miller dem Captain. Miru trat vor und legte ihre Hand auf die Schulter von Malia.
„Ich hätte euch längst auffliegen lassen können, wenn ich es gewollt hätte. Was ich mir vom Krieg verspreche? Eine geschwächte Föderation. Sobald der Krieg vorbei ist, werden wir mit eurer Hilfe die Föderation überrennen und die bestimmende Macht im Alpha-Qudranten werden.“ Diese Worte drangen in das Hirn des Undinen von Miller ein und manifestierten sich in seinem Unterbewußtsein. Miller starrte Malia entsetzt an und wich zurück. Biremm hielt ihn fest.
„Captain?“ Laska hatte sich zu Wort gemeldet. „Ist das ihr Ernst? Wissen sie, was sie da tun?“ Malia lachte. Sie ging auf ihre Wissenschaftsoffizierin zu und blickte in ihre erzürnten Augen. Ein seliges Lächeln umspielte die Lippen des Captains als sie antwortete.
„Das ist es doch, was ihr Klingonen wollt. Die Alleinherrschaft über den gesamten Quadranten.“ Sie wandte sich Miller zu.



„Hier sitzt unsere Möglichkeit genau das zu tun, liebe Laska. Ich kann die Kriegsfanfaren schon hören. Sie künden von unserem Sieg über diesen menschlichen Abschaum.“ Miller wälzte sich und her, so als würde sein ganzer Körper kribbeln. Biremm hatte große Mühe ihn festzuhalten.
„Lasst uns Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln!“ Malias Augen starrten bei diesen Worten nun auf den sich immer mehr windenden Miller. Er schien zu zittern.
„A-Aufhören, ich glaube euch auch so.“ Miller atmete schwer. Malia seufzte und näherte sich Miller langsam.
„Wir treffen uns auf Q'onos, wo ihr mir Zugang zu eurem Informanten gebt. Ich muss wissen, wem ich im Klingonischen Hohen Rat vertrauen kann.“ Miller nickte jetzt schnell, als wolle er sich Malias Gegenwart so schnell wie möglich entziehen.
„Euer Mann heißt Koan und ist der Stellvertreter des Kanzlers. Er gehört dem Haus Jamtak an. Mit ihm solltet ihr sprechen. Er ist unsere bisher einzige Verbindung in den Hohen Rat.“ Malia wandte sich von ihm ab. „Biremm, lasst sie gehen. Es könnte auffallen, wenn unsere neuen Verbündeten zu lange abwesend sind.“ Biremm lies Miller los, nahm den beiden Undinen die Fesseln ab und gesellte sich zum Rest der Crew. Malia wandte sich den beiden verdutzten Menschen ein letztes Mal zu.
„Sie wissen, was sie zu tun haben. Wir sehen uns auf Q'onos. Und Captain?“
Miller und Kwon setzten zum Gehen an, blieben jedoch unvermittelt stehen.
„Sorgen sie dafür, dass die Föderation ihre Mission auf diesem Planeten abbricht und ihn so schnell wie möglich wieder verlässt.“
„Warum sollte ich das tun?“ fragte Miller.
„Betrachten sie es als einzige Bedingung unseres kleinen Abkommens. Andernfalls werde ich sie beim Hohen Rat auffliegen lassen - Sie und ihre Informanten. Haben sie das verstanden?“
Sind die Klingonen an diesem Planeten interessiert?“ wollte Miller wissen. „Rechnen sie mit dem Eintreffen unserer Flotte in wenigen Tagen, falls sie meiner Aufforderung nicht nachkommen. Das sollte ihre Frage hinreichend beantworten.“ sagte Malia. Ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und ein leichter Schatten legte sich auf ihre Gesichtszüge. Als die beiden Undinen die Lichtung verlassen hatten, drehte sich Malia leicht erschöpft zu ihren Offizieren um und gab mit einem Wink den Befehl zum Abmarsch. Miru nahm die Orionerin an die Hand und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Kurz darauf waren die beiden in ein telepathisches Gespräch vertieft.
„Ihr habt Wort gehalten, wenngleich eure Wortwahl etwas ungewöhnlich schien. Was plant ihr als nächstes?“
„Ich muss einen Krieg verhindern, Miru!“

Malias Logbuch

Malias Logbuch I: Steriler Start
Malias Logbuch II: Ein dicker Fisch
Malias Logbuch III: Ankunft im Eridon-Nebel
Malias Logbuch IV: Breen, Romulaner oder Klingonen?
Malias Logbuch V: Ein alter Freund
Malias Logbuch VI: Tanz mit dem Teufel
Malias Logbuch VII: Nebenwirkungen
Malias Logbuch VIII: Kein Ende in Sicht
Malias Logbuch IX: Klach D'Kel Brakt
Malias Logbuch X: Gewissheiten
Malias Logbuch XI: Routine
Malias Logbuch XII: Allein
Malias Logbuch XIII: Flucht
Malias Logbuch XIV: Bündnisse
Malias Logbuch XV: Gute und schlechte Nachrichten
Malias Logbuch XVI: Maulwürfe und Piraten
Malias Logbuch XVII: Die Hunde des Krieges
Malias Logbuch XVIII: Begegnungen
Malias Logbuch XIX: Die Blutfelder des Orion

Mittwoch, 29. Mai 2013

Malias Logbuch: Miru

Malia zückte ihren Tricorder und scannte die Umgebung. Es gab Anzeichen für Schwefel, cytoplasmatische Proteine und Kohlenhydrate. „Ich muss mich bewegen, wenn ich wieder nach oben will,“ dachte sie. Es war unmöglich die Höhle durch das obere Loch zu verlassen. Die Felswände waren zu steil und die einzelnen Vorsprünge wirkten nicht vertrauenerweckend.
Nach einer Weile stellte Malia fest, dass die Höhle nach einem vitalen System aufgebaut war und nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Plötzlich fing ihr Tricorder an zu blinken, aber Malia verstand die Anzeige zunächst nicht. Sie änderte die Einstellungen und ortete drei fungizide Humanoide in nächster Nähe. Sie blieb stehen und zog den Disruptor. Dann vernahm sie schlurfende Geräusche und sprang um die nächste Ecke.


Sie musterte drei mit Holzstäben bewaffnete aufrecht gehende Pilze deren Extremitäten unterschiedlich geartet waren. Zwei der Wesen schienen dünn, fast ausgemergelt zu sein, während das Dritte wie ein vollgefressener Fliegenpilz aussah. Ihr Hände hatten drei Finger von unterschiedlicher Größe. Primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale schienen sie nicht zu haben. Ihre Augen waren kleine Schlitze unter dem Schwamm und ihr Mund war kaum zu sehen, dennoch schien sich in diesem Bereich etwas zu bewegen, denn sie gaben klackende Geräusche von sich. Malia suchte in der Datenbank des Tricorders und wählte eine automatische Anpassung unter dem Charakteristikum von cytoplasmatischen Humanoiden.
„Krrngh, thelar arborm?“
Der Tricorder suchte weiter. Malia sah die Wesen an und schüttelte mit dem Kopf. Sie hoffte, dass man die Geste verstehen würde.
„Hanolla, irgid penal?“ Der Tricorder begann zu piepen. Er war fertig und Malia legte die Hand auf die Brust.
„Ich bin Malia und euch nicht feindlich gesonnen.“ Die Pilze schienen aufzuatmen.
„Warum hat es das nicht gleich gesagt?“ sagte der dicke Pilz. Malia hob entschuldigend die Arme.
„Ich bin Knod, das links neben mir ist Onar und rechts sein Bruder Lard. Wir dachten es wäre einer dieser komischen Wesen von den Sternen, die gerade unser Land besuchen. Es sieht nicht aus wie einer von ihnen.“ Malia musste schmunzeln.
„Nein, ich gehöre nicht zu ihnen. Ich habe mich verirrt. Meine Freundin sucht bestimmt schon nach mir. Könnt ihr mir zeigen, wie ich an die Oberfläche gelange?“, fragte Malia in höflichem Ton.
„Wir bieten ihm an uns Gesellschaft zu leisten und mit uns zu speisen. Wir haben gutes Binarm.“ Sie musterten die Orionerin neugierig von oben bis unten. Nach kurzer Überlegung kam Malia zu dem Schluss den Pilzköpfen das Angebot nicht auszuschlagen. Es wäre ja möglich gewesen, dass das Ablehnen von Gastfreundschaft als Kriegserklärung verstanden wurde und außerdem gefiel es ihr die Befehle der Sternenflotte zu missachten, zumal das Pilzvolk wusste, dass sie Besuch hatten.
„OK, ich komme mit euch, aber versprecht mir, dass ich kurz mit euch an die Oberfläche gehen kann um meinen Freunden eine Nachricht zukommen zulassen, damit sie sich nicht sorgen.“
„Das kann es machen. Wir begleiten es.“



Nachdem Malia die Nachricht abgesandt hatte, gingen sie tiefer als zuvor in das Höhlensystem. Mit zunehmender Tiefe wurde es heller. Überall versorgten kleine phosphoreszierende Pflanzen die Höhlen mit Licht. Ihr Tricorder sammelte Daten während des Spazierganges. Sie hatte Knod darauf hingewiesen und er hatte zugestimmt, dass das Gerät ihn scannen durfte, wenngleich er auch nicht wusste, was das bedeutete. Sie versicherte ihm, dass er nichts zu befürchten hatte. Sie nennen sich selbst die Idari und bilden einen einzigen Stamm auf ganz Madena 3. Das ihnen bekannte Gebiet haben sie Mykon getauft, aber sie kennen den Ursprung dieses Namens nicht mehr. Die Idari haben erst seit 300 Sonnenumläufen etwas Ähnliches wie eine Geschichtsschreibung entwickelt, die mündlich überliefert wird. Sie sind auffallend neugierig, ein wenig tolpatschig und besitzen einen robusten Körperbau. Unüblich für Pilze besitzen sie ein magnesithaltiges Skelett, dass empfindliche Organe schützte. Mehr vermochte Malia im Augenblick nicht herauszufinden, aber Knod redete offenbar sehr gern und sie fand so heraus, dass er wohl einer der obersten Beschützer des Stammesführers war. Onar und Lard sprachen nicht viel, nickten aber hin und wieder, wenn Knod etwas sagte. Malia hoffte, dass von ihnen keine Gefahr ausging. Sie hatte schon von carnivoren Pilzen gehört. Allerdings gingen diese nicht aufrecht und hielten Speere in der Hand.



Sie betraten eine große Höhle, in deren Mitte sich ein in Stein gehauenes Gebäude befand. Malia schätzte, dass es wohl 500 Pilzwesen in dieser riesigen Grotte gab, die wild durcheinander wuselten. Malia konnte dabei kaum erkennen, ob sie einer Beschäftigung nachgingen oder sich einfach nur die Zeit mit einem Spaziergang vertrieben. Einige der Idari blieben stehen und sahen den Neuankömmling neugierig an. Malia schossen viele Fragen durch den Kopf. Wie konnten sich diese Wesen innerhalb einer natürlichen Evolution durchsetzen? Wie haben sie sich entwickelt? Warum können sie sprechen? Die Natur geht manchmal seltsame Wege. Die Höhle besaß ein natürliches Licht, dass von einigen kleineren Pflanzen in der Höhle ausging und das ganze Ensemble deswegen in ein helles Grün tauchte. An den kleineren Hütten hingen girlandenähnliche Gebilde, die wohl als Verzierung dienten. Malia stellte fest, dass sie tatsächlich als Übertragung einer Art Energie dienten, die sich hier aus dem Boden in dieser Grotte zu speisen schien. Der nähere Ursprung war durch den Scanner jedoch nicht messbar und lag wahrscheinlich noch tiefer im Erdreich. Malia blieb kurz stehen.
„Knod, ich würde gern eine Probe von diesem Boden entnehmen. Habt ihr etwas dagegen?“ Knod schien zunächst nicht recht zu wissen, was er mit dieser Frage anfangen sollte. Er nickte schließlich. Eine Untersuchung des Bodens würde vielleicht Aufschluss darüber geben, was die Sternenflotte hier suchte. Es konnte nicht schaden, alle Aspekte zu kennen, dachte Malia.



Sie betraten das große Gebäude in der Mitte und erreichten in seinem Inneren eine Art Thronsaal. Malia stellte fest, dass sämtliche Möbel Pflanzen waren, die hier wie selbstverständlich und planvoll aus dem Boden wuchsen. Im Thronsaal war bereits eine kleine Gesellschaft der Pilzwesen in eine Beratung vertieft. Unvermittelt verstummten die Gespräche als die Pilzwesen Malia sahen. Auf dem Thron saß eine kleine Gestalt mit einem Stab in der Hand. Am Ende dieses Stabes war eine Halterung angebracht auf der eine Kerze thronte, die langsam hin und her wankte. „Kani Miru, wir haben uns erlaubt Besuch mitzubringen. Es wird sich euch nun vorstellen.“
„Es ist kein ES!“ sagte die Gestalt auf dem Thron. Die Stimme war weiblich und Malias Tricorder bestätigte das. Die Stammesälteste hieß Miru und laut den Daten des Tricorders war sie 158 Jahre alt. Das kann nicht stimmen, dachte Malia. Der Tricorder scheint nicht ausreichend Daten für eine solche Schätzung zu haben um das genau feststellen zu können, sagte sie sich. Die Königin machte eine kurze Geste. In Windeseile leerte sich der Saal. Nur Malia, Knod und seine zwei Kollegen blieben im Saal.
„Malia, komm näher, lass dich anschauen, Mädchen.“ Malia stutzte. Vielleicht Telepathie?
„Woher kennen sie meinen Namen, Kani?“
„Nenn mich Miru. Ich bin nicht deine Kani, auch wenn du dich auf unserem Grund befindest, bist du zunächst einmal mein Gast und nicht mein Untertan.“ Malia hatte das unwirkliche Gefühl vor ihrer Mutter zu stehen. Woher auch immer das Gefühl kam, es verstärkte sich.
„Nein Kind, ich bin nicht deine Mutter und habe sie auch nicht gekannt, aber möglicherweise bin ich ihr sehr ähnlich. Ich bin zwar alt aber noch immer neugierig. Was treibt dich hierher?“ Malia seufzte.
„Wir suchen jemanden, der meine Leute bedroht. Er ist hier auf eurer Welt gelandet und tarnt sich als Wissenschaftler.“
„Ist er einer von denen, die oben im Berg leben. Jene, die uns beobachten?“
„Ja, sie wissen nicht, dass er feindlich gesonnen ist. Er hat sich in einen von ihnen transformiert und lebt verdeckt unter ihnen. Wir wissen nichts über seine genaueren Absichten, aber wir müssen erfahren, was er vorhat.“
Miru trat von ihrem Thron herunter und ging auf Malia zu. Sie flüsterte nun fast, als sie mit Malia sprach.
„Redest du von dem Gejagten? Ich kenne seine Gedanken und Gefühle. Er ist tückisch und zugleich hat er große Angst. Er scheint manchmal sehr verwirrt zu sein und hat große Selbstzweifel.“
Malia wußte, worauf Miru hinaus wollte. Der Transformationsprozess von Spezies 8472 führte wohl zu einem chemischem Ungleichgewicht. Vielleicht hatte Bruce Millers Doppelgänger doch Gewissensbisse. Dafür gab es zu wenige Daten. Malia würde es herausfinden müssen.
„Malia, da ist etwas, was dich bedrückt. Vielleicht hat dich dein Weg deswegen her geführt.“
„Ich bin nicht absichtlich in das Loch gefallen, das ihr gebaut habt.“ Malia grinste, als sie das sagte.
„Nein, sicher nicht, dennoch bist du hier und das ist ein Zeichen.“ Die alte Miru gab Knod Anweisungen, die Malia nicht verstand und er bewegte sich mit seinen Leuten nach draußen. Miru zündete ein paar Kerzen an, die grün leuchteten.
„Setz dich, mein Kind.“
Beide nahmen auf dem Boden Platz. Malia erschrak, als sie plötzlich fühlte, wie sich die Ebene unter ihr nun mit Gras füllte. Als sie nach oben sah, war die Decke dem Licht gewichen und der ganze Raum hatte nun den Anschein, als befänden sie sich auf einer Lichtung. Kleine Lichter tanzten durch die Luft. 


„Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Wer bist Du?“ Malia dachte kurz nach und bis vor ein paar Wochen hätte sie wohl sofort geantwortet, aber jetzt schien es ihr schwer zu fallen.
„Ich bin eine neugierige Orionerin, die es ins All verschlagen hat. Ich war nie auf Krieg aus, aber er ist mehr denn je ein Teil von mir geworden. Er ist etwas, dass ich gern loswerden würde. Ich bin eine sehr stolze Frau, manchmal vielleicht ein wenig zu stolz. Aber ich glaube, dass man das bei den Klingonen braucht, um etwas zu bewirken. Momentan fühle ich mich manchmal hilflos und allein.“
„Dein wertvollster Besitz ist von dir gegangen, nicht wahr?“ Malia dachte sofort an ihre Mutter. Normalerweise hätte sie wohl etwas gesagt, wenn man ungefragt in ihrem Kopf herum kramen würde, aber Miru schien niemand zu sein, vor dem sich Malia fürchten musste.
„Ja, meine Mutter. Ich vermisse sie sehr. Sie hätte gewusst, wie ich mit all dem hier fertig werden soll. Sie wusste es immer.“
„Sie hat dich stark gemacht, aber was du nie vergessen solltest, ist, dass wir von unseren Vorfahren stets etwas bei uns tragen. Du hast etwas in dir was gerade dabei war zu wachsen und nun einen gewaltigen Knacks bekommen hat, als deine Mutter starb. Lass es nicht verblühen. Deine Mutter hätte niemals gewollt, dass du leidest, aber sie hat den Lauf der Dinge akzeptiert und sie würde dir vermutlich sagen, dass du das auch tun solltest.“ Malia verbarg ihr Gesicht.
„Nicht schlimm, Kindchen, es ist nicht schlimm.“ Miru senkte ihren Stab holte die Kerze aus der Halterung heraus und stellte sie in die Mitte. Die Kerze brannte nun heller und in ihrer Spitze schlugen kleine Funken und formten mit dem Rauch ein Bild. Malias Mutter war zu sehen.
„Sie ist wunderschön, Malia.“ Malia nickte. „Ich habe sie wie kaum einen anderen Menschen gekannt. Sie war mir stets am nächsten. Mutter sagte immer: 'Was der Geist ersinnen kann, das kann er auch erreichen, also vergiss einfach, was die Leute so sagen von den Dingen und dass sie nicht erreichbar wären. Die wahre Illusion sind nur jene Grenzen, die man sich selbst auferlegt'.“ Miru grinste und nickte zustimmend.
„Die Welt ist so wie wir sie uns machen. Als du in diese Höhle kamst, hast du auch nicht für möglich gehalten, was du hier vorfinden würdest. Aber es ist trotzdem wahr - es gibt uns Idari. Als junges Mädchen hast du immer von fremden Welten geträumt und davon, sie eines Tages zu erkunden. Wir sind nur ein Teil deines Traumes, aber du bist nun hier.“ Malia verstand, was Miru ihr sagen wollte. Das Bild wechselte nun und man sah zerstörte Planeten und Raumschiffe, die leblos im All trieben.
„Die Welt da draußen ist etwas Anderes. Ich kenne sie nur aus deinen Gedanken und sie gibt mir große Rätsel auf. Ihr entwickelt euch nie weiter. Die Kriege, die ihr führt, bringen euch regelmäßig an den Rand der Vernichtung und trotzdem führt ihr sie immer wieder. Um Besitz, um die Illusion von Macht und um andere Nebensächlichkeiten.“
„Aber, wir verteidigen das, was uns gehört. Die Undinen dringen in unsere Sektoren ein und wollen uns vernichten. Sie zwingen uns diesen Krieg auf. Zudem sind wir heute technologisch auf einem Stand wie wir ihn 300 Jahre zuvor nicht hatten.“
„Das meine ich nicht und eure Technologie mag sich vielleicht entwickelt haben, aber ihr steckt geistig in den Kinderschuhen, die euch eigentlich mittlerweile zu groß sein sollten. Ihr streitet immer noch um Spielzeug.“
„Der Krieg zwischen Föderation und Klingonen – das ist eine alte Geschichte.“ Miru seufzte. Sie nahm sich etwas Gras und kaute es.
„Der Krieg entstand aus seinem Missverständnis heraus. Anschließend habt ihr euch um Besitz gestritten. Das was bis hierher geschah war ein Selbstläufer und der Weg steht kurz vor dem Ende, denn die Undinen, wie ihr sie nennt, wissen, wie man euren Konflikt zum ihrem Vorteil ausnutzt. Du bist auf dem richtigen Weg, Malia. Ihr könnt das Komplott der Gejagten nur mit vereinten Kräften aufdecken. Gibt es jemanden in der Föderation, dem du vertraust?“
„Dieser Captain Jix scheint ein ganz vernünftiger Typ zu sein. Ich glaube, er wird mir helfen können.“ Jix' Gesicht trat nun in die Funken der Kerze.
„Er muss, sonst sind eure Welten verloren.“ Mirus Gesicht zeigte eine Ernsthaftigkeit, die Malia zuvor noch nicht gesehen hatte. Womöglich ging es ihr auch um ihre eigene Welt, jetzt da die Undinen hier waren.
„Die Föderation führt Experimente auf diesem Planeten durch, die seiner Kraft schaden. Das muss unterbunden werden. Sie verletzen ihre eigene Direktive und müssen vor sich selbst bewahrt werden. Sie wissen nicht, was sie tun. Du musst uns helfen.“ Das Bild in den Flammen zeigte nun Madena 3. Um den Planeten kreisten Energiestrahlen. „Das ist die Kraft des Planeten. Die Leidenschaft, die euch inne ist, allen Dingen einen Namen zu geben und sie zu benennen, gilt nicht für die Idari. Über die Benennung von Dingen habt ihr das Gefühl es kontrollieren zu können oder es zu verstehen.Wir brauchen keine Macht über die Energie des Planeten. Die Energie des Planeten soll ihm zu eigen bleiben. Aber die Föderation stört den Fluss dieser Energie durch ihre Technik.“ Malia hatte das befürchtet. Sie fragte sich, ob Jix überhaupt in der Position war die Wissenschaftler hier abzuziehen.
„Ich werde mich darum kümmern, aber ich brauche eure Hilfe. Wenn wir Bruce Miller gefangen haben, werde ich die Informationen brauchen, die er hat.“ Miru lächelte.
„Wenn du mir im Gegenzug dein Wort gibst, dass die Wissenschaftler verschwinden, werde ich dir sagen, was er weiß.“