Im Zuge der Vorpremiere am Mittwoch habe ich mit der Star Trek Tafelrunde aus Potsdam Babelsberg den neuen Kinofilm: Star Trek Into Darkness gesehen. Nach Turon47s Filmrezension folgt nun meine Meinung zu dem Film. Daher bitte ich alle, die den Film noch nicht gesehen haben nicht weiter zu lesen. Behaltet euch die Spannung.
Der Film ist vorbei. Taumelnd und leicht angeknockt versuche ich zu realisieren, was da gerade über mich hereingebrochen ist. Ein Sturm der Gewalt, Rache, List oder auch ein dreidimensionaler Partikelregen und das alles in exponentiell aufsteigender Kurve. Inszeniert vom Meister persönlich, J.J. Abrams. Die Handlung wirkte flüssig, wie das Bier am Herrentag und eine Schauspielleistung, die mir sehr imponierte, kam hinzu. Herausstechend: Chris Pine in seiner Rolle als James T. Kirk. Hatte er aus meiner Sicht im ersten (elften) Teil sein schauspielerisches Talent nur sporadisch aufblitzen lassen, gefiel er mir im neuen umso besser, gerade im Dialog mit Spock (Zachary Quinto), zweifelsohne eines der Highlights des Films.
War Pine im ersten Teil eher ein Baby-Kirk, frech, ungehobelt und arrogant, wirkte er auf mich in der Fortsetzung sehr viel gereifter und verantwortungsbewusster, auch, wenn er die erst genannten Eigenschaften im zweiten Teil der Abrahmsverse-Reihe weiterhin verkörperte. Der Cast des Films ist aus meiner Sicht die große Stärke, wie auch der Soundtrack, der passend und fesselnd das visuelle Feuerwerk untermalt.
Aber warum um den heißen Brei reden: Nachdem sich meine Benommenheit legt, muss ich sagen, dass 'Star Trek: Into Darkness' Spaß macht. Als Freund von Weltraumaction wurde ich sehr gut unterhalten und in den zwei Stunden verging die Zeit wie in Warpgeschwindigkeit. Man könnte sagen: Ich bin im Warpwasser des Films mitgerissen worden.
Quelle:
thetrekcollective.com
Doch ich wäre kein Star-Trek-Fan, würde ich mich nicht über elementare Dinge aufregen. Gerade das letzte Drittel des Films mit all seinen Anspielungen auf vorherige Teile wirkte auf mich eher wie eine Parodie denn eine Hommage. Es war ehrlich gesagt sehr innovationslos und übertrieben. Ich spreche hier von Kirks Sterbeszene und dem sehr erzwungenen "KHAAAAAN!" von Spock. Bis dahin fand ich den Film neben ein paar Logiklöchern (aber da regt man sich als Fan ja schon gar nicht mehr auf) sehr gut. Auch erschloss sich mir der Verlauf der Story bis dato als ausreichend "nachvollziehbar".
Aber lasst mich dann doch meckern: Warum muss man einen Teil der Handlung ausgerechnet nach 'Kronos' verlegen? Wieso dieser Umweg? Abgesehen davon dürften die Klingonen keine Kopfkämme tragen, da die Zeitline aus ENT beim Eintritt Neros nicht verändert wurde, also hätten sie nur braungebrannt sein und Bärtchen zwirbeln dürfen. Die alternative Zeitlinie ist ja nur ab dem Zeitpunkt von ST XI alternativ. Oder gibt es in Star Trek XIII wieder eine Zeitreise, die das und andere Dinge erklärt? Aber nicht so schlimm, man kann drüber wegsehen. Aber sagen kann man es.
Mein ganz großer Kritikpunkt ist, der "Tod" von Kirk. Mit dem Verlauf und der darauffolgenden Ereigniskette kann ich mich leider überhaupt nicht anfreunden. Dabei geht es mir nicht darum, dass Kirk stirbt, sondern das Wie. Für Nicht-Fans war diese Szene wohlmöglich passend, doch mit einem Wissen aus Star Trek II Zorn des Khan fand ich es sehr aufgesetzt, vorhersehbar, ja auch langweilig. Aber vielleicht wird man in zehn Jahren sagen: „Sehr genial die Idee in einem Alternativ-Universium diese ikonische Szene seitenverkehrt dazustellen.“.
Der Film macht aus meiner Sicht bis zum Finale sehr viel richtig. Ich hatte meinen Spaß. Doch wenn ich laute Materialschlachten sehen will, kann ich mir "Transformers" anschauen; da muss man nicht den Titel "Star Trek" drüber kleben. Dennoch, Ich finde, "Into Darkness" ist ein guter Science-Fiction-Film, betrachtet man es aus rein objektiver Sicht. Doch es gilt für mich: Alte Liebe rostet nicht. Die neuen Filme sind für mich nur eine Werbeplattform für die alten und hoffentlich vielleicht zukünftigen Serien. Spaß macht es aber trotzdem.
Im Zuge einer Vorpremiere sah sich der größte Teil der Tafelrunde heute den zwölften Star-Trek-Kinofilm 'Into Darkness' an. Da einige Personen aus unserer Runde bereits bei der deutschen Filmpremiere die Gelegenheit hatten, ihn miterleben zu dürfen, folgt nun eine kleine Rezension des Films. Da dies nicht ohne Spoiler geht, warne ich noch einmal ausdrücklich davor, diesen Artikel vor dem Kinobesuch zu lesen. Mit Absicht habe ich eine Zusammenfassung ausgelassen, so dass möglichst nur Eingeweihte mit den Informationen etwas anfangen können, aber er verrät so ziemlich alle wichtigen Einzelheiten. Also seht Euch unbedingt VORHER den Film an und lasst uns dann wissen, in welchem Punkt ihr mit uns übereinstimmt, wo ihr abweicht oder was ihr ergänzen würdet.
Positive Aspekte
Die Besetzung. Größter Pluspunkt von 'Into Darkness' ist definitiv die Besetzung. Man kann ja alles Mögliche an Kritik gegen Abrams ins Feld führen, doch mit den Schauspielern, die er für seine Filmreihe rekrutiert hat, bewies er bislang ein goldenes Händchen. Nachdem man sich im Anschluss an den letzten Kinofilm bereits an die veränderten Gesichter der Charaktere gewöhnt hat, bleibt nun Platz für die neue Riege, ihr schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen. Allerdings wird dieser Freiraum nur von den Hauptcharakteren ausgefüllt, während der größte Teil der Mannschaft deutliche Abstriche machen muss.
Chris Pine. Der junge Kirk-Darsteller ist definitiv der Hauptnutznießer der Charaktermomente, die der Film bietet. Nicht nur, dass er gekonnt die flapsigen Charakterzüge aus dem Vorgänger wieder aufgreift; ihm gelingt es, über die Laufzeit des Films eine wirkliche Entwicklung darzustellen. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, sind die emotionalen Momente mit ihm in meinen Augen sehr gelungen und stellen aktiv unter Beweis, dass er unbestreitbar über ein gewisses schauspielerisches Talent verfügt.
Zachary Quinto. Irgendwie erübrigt es sich, Quinto noch lobend zu erwähnen, denn an seiner Kompetenz bestehen wohl kaum noch Zweifel. Seine Spock-Interpretation ist wie gewohnt glaubhaft und beeindruckend, auch wenn der Vulkanier nie zuvor derart von Gefühlen getrieben zu sein schien. Dennoch bleibt er ein Fels in der Brandung.
Karl Urban. Der Schiffsarzt wirkt stabil, authentisch und kommt menschlich der 'Grumpy Cat' am nächsten. Schade, dass für ihn so wenig Raum blieb, denn tatsächlich rückt der Schiffsdoktor immer mehr ins zweite Glied der Darstellerriege. Seinen Platz im Triumvirat scheint er jedenfalls an Uhura abgetreten zu haben.
Zoe Saldana. Die Kommunikationsoffizierin kann in diesem Film endlich einmal unter Beweis stellen, wozu sie überhaupt an Bord ist. Getreu dem Motto „Behind every great man is a woman nagging“ macht sie eigentlich das, wofür Pille jahrelang bekannt war: Sie macht Spock das Leben zur Hölle. Trotzdem bleibt ihre deutlich selbstbewusstere Uhura-Darstellung zu Recht Maß aller Dinge. Simon Pegg. An Scottys Charakter scheiden sich wohl die Geister. Vielerorts ist zu hören oder zu lesen, dass er völlig anders reagiert, als man das gewohnt ist. Ja, er trifft eine moralische Entscheidung, die der Chefingenieur der Originalserie vielleicht in der Form nie getroffen hätte. Doch diese Hinwendung zur Moral ist eigentlich ein Moment, in dem jeder alte Star-Trek-Fan den ollen Schotten besser verstehen kann, als die restliche Mannschaft. Scotty bleibt den ganzen Film über ein moralischer Anker, dem man sogar abnimmt, dass ihm selbst der Mord an einem namenlosen Sicherheitsoffizier wirklich leidtut. Immerhin hat er es geschafft, seiner Rolle damit etwas mehr als den Pausenclown-Charakter zu verleihen.
John Cho. Spielte auch mit und hat ein oder zwei heroische Momente. Allerdings sollte er aufpassen, dass er sich nicht wie George Takei irgendwann als Statist empfindet. In der Form kann ich die Versetzung auf die USS Excelsior aus der alternativen Zeitlinie jedenfalls schon erahnen.
Anton Yelchin. Im Prinzip ebenso ein Nebencharakter wie Sulu. Gut, er darf/ muss ein Redshirt tragen und für Chaos im Maschinenraum sorgen, aber er hat keineswegs den Raum, den Walter Koenig in "Der Zorn des Khan" ausfüllen durfte.
Ähnlich verhält es sich mit den Gaststars. Allerdings gibt es nur einen, dem es wirklich gelingt, herauszustechen, während die anderen schlichtweg die Zeit fehlt, oder hinter den Erwartungen zurückblieben.
Benedict Cumberbatch. Noch vor Chris Pine, Zachary Quinto oder Zoe Saldana der Höhepunkt des Films. Die großartige schauspielerische Leistung schlägt den Zuschauer in ihren Bann und lässt Gerüchte, dass seine Rolle ursprünglich von Benicio del Toro gespielt werden sollte, vergessen machen. Seine Stimme, seine Mimik und seine Tränen machen ihn zu einem der bislang großartigsten Bösewichte, die jemals in Star Trek zu sehen waren.
Um es vorwegzunehmen: Ja, er spielt Khan. Aber er spielt ihn auf eine ganz andere Art und Weise. Doch der grandiose Schurke verliert dadurch nicht an Charakter, sonder gewinnt unheimlich viel dazu. Dafür muss man Cumberbatch einfach Tribut zollen.
Bruce Greenwood. Wie bereits zuvor bildet der Pike-Darsteller einen heimlichen Höhepunkt. Direkt schade, dass er so früh das Zeitliche segnet (auch wenn das für den Handlungsbogen viel zu wichtig war, um darauf verzichten zu können), denn dadurch wird seine Leistung von der danach Purzelbäume schlagenden Handlung verwischt.
Peter Weller. Der als RoboCop bekannt gewordene Darsteller liefert eine Leistung ab, die man mit ihm bereits auf erschreckend ähnliche Weise im Enterprise-Zweiteiler "Dämonen" bzw. "Terra Prime" erlebt hat. Im Großen und Ganzen erschreckend schwach und blass, so dass es nicht weiter wundert, dass man ihm einen weiteren Antagonisten zur Seite stellen musste, um die Sache bedrohlich wirken zu lassen. Als Sternenflottenoffizier, Vater und Vorgesetzter jedenfalls unglaubwürdig.
Alice Eve. Über zu weite Strecken ein wenig farblos, aber eine nette Idee. Die Fans wird es freuen, auch wenn ich partout nicht verstehe, warum sie sich in der bekannten Szene nun unbedingt entkleiden musste. Wahrscheinlich eine Art Initiationsritus, dem sich jede wichtigere weibliche Hauptfigur (Gaila, Uhura) unterwerfen muss, um bei J.J. Abrams eine Rolle zu erhalten. Noel Clarke. Der Doctor-Who-Veteran hat nur einen kurzen, dafür sehr einprägsamen Auftritt. Seine zwei Sätze sind vernachlässigungswürdig; sein Abgang hingegen ganz großes Kino. Clarke kann in den wenigen Leinwandminuten mühelos unter Beweis stellen, dass in ihm mehr steckt.
Das ist allerdings längst noch nicht alles. Immer wieder begleiten den Zuschauer altbekannte Gesichter aus dem vorherigen Film. Keenser (wie bereits zuvor völlig überflüssig), Schnubbelchen ('Cupcake' bekommt sogar einen Namen) oder der Transportertechniker (James Doohans Sohn Christopher), aber auch viele andere Erscheinungen sorgen für eine gewisse Kontinuität im Abramsverse.
Mit einigen Abstrichen ist der Cast also gleich der erste Höhepunkt und vor allem den Hauptcharakteren wird genügend Platz geboten, sich einmal richtig auszutoben. Da diese sich das nicht zweimal sagen ließen, funktioniert der Film dahingehend recht gut.
Charaktermomente. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich einen Film gesehen hätte, in dem mehr Männer geweint haben. Kirk, Spock und selbst Khan heulen wie die Schlosshunde! Vielleicht hat sich das Männerbild in den letzten hundert Jahren so stark verändert, dass so etwas kaum mehr ins Gewicht fällt.
In jedem Fall hielt ich jede einzelne Träne für gerechtfertigt.
Ebenfalls herauszuheben ist Kirks Gnadentat für Khan, obwohl dieser für den Tod seines Förderers und Mentors verantwortlich war. Im Gegensatz zu jener Abschlussszene im elften Teil, in der Kirk und Spock Nero eiskalt verrecken ließen, wirkt der juvenile Captain plötzlich gereift und erinnert tatsächlich für einen Moment an das Original, auf dem seine Rolle fußt.
Natürlich sollten wir in diesem Moment auf DIE Schlüsselszene zu sprechen kommen: Die Sterbeszene Jim Kirks, die in einer unverhohlenen Kopie der Sterbeszene Spocks mündet. Schon jetzt kann man sich ausmalen, dass einige Fans Sturm dagegen laufen werden.
Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich sie gelungen fand. Natürlich kann ich Personen verstehen, denen es albern vorkam, aber durch die vertauschten Opferrollen hatte der Moment wiederum etwas sehr Originelles. Als Höhepunkt seiner Charakterentwicklung während des Films lernt Kirk nämlich doch noch seine Lektion aus dem Kobayashi-Maru-Szenario, während der Initiator des selben all ihre Erkenntnisse in den Wind schreibt. Natürlich ist es irgendwo ideenlos geklaut, doch in diesem Fall erinnerte es eher an einen Coversong, der nicht bloß etwas kantenloser und vermeintlich gefälliger gesungen wurde, sondern sich auch mal traut, Text und musikalische Begleitung abzuwandeln um etwas zu erschaffen, was einerseits dem Original Tribut zollt, aber andererseits auch auf eigenen Füßen stehen kann.
Gelungener als der große Aufreger des elften Filmes, die Zerstörung Vulkans, ist diese Szene allemal.
Setting und Anleihen. Wer nach dem aufreibenden Trailerbombardement der letzten Monate für sich erkannt hat, dass auch dieser Film ob seiner düsteren Stimmung, Fokussierung auf Rache und tumben Action nichts mehr mit Star Trek zu tun haben würde, wird im Kino eines besseren belehrt.
Tatsächlich kann man, sofern man seinen Blick nicht aus Prinzipienreiterei verstellt, durchaus Werte erkennen, die Star Trek einmal ausgemacht haben. Kirk kümmert sich aufopferungsvoll um seine Besatzung, die Oberste Direktive bedeutet wieder etwas und am Ende verspricht der Film sogar, dass es in Zukunft wieder in Richtung Forschung gehen wird.
Tatsächlich ist die Grundstimmung viel positiver als in Abrams' Vorläufer, so dass an dieser Stelle mal einfach gesagt werden muss, dass Trailer und auch der Titel 'Into Darkness' nicht irreführender sein könnten.
Wenn man den Film gesehen hat, erkennt man schnell, dass sich dahinter eine Marketingstrategie verbirgt, die ein breiteres, ursprünglich nicht an Star Trek interessiertes Publikum anlocken soll. Tatsächlich ist der Film aber für Fans gedacht, denn schon mit der Sterbeszene werden Außenstehende nichts anfangen können.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Referenzen auf die klingonische Sprache, die Verwendung von bat'leths und der Einbezug von Sektion 31 sind bittere Pillen, die dem unwissenden Neueinsteiger schwer aufstoßen müssen. Addiert man die vielen weiteren Anspielungen hinzu wird schnell klar, dass Abrams und sein Team mit dem Film einen Ölzweig an all jene reichen will, die verstanden haben, dass Star Trek eine Rundumerneuerung bitter nötig hatte und sich damit abfinden können, dass es auf diese Art und Weise geschah.
Negative Aspekte
Transwarp-Beamen. Was soll man mit einem Ölzweig anfangen, wenn all das, was nach TOS noch folgen müsste, zum wiederholten Male mit Füßen getreten wird?
Symbol für diesen Tritt in die Weichteile logikversessener Alt-Fans ist das Beharren auf Transwarp-Beamen, das es weder bei TNG, DS9 noch Voyager gab.
Warum kann sich Khan von der Erde nach Qo'noS beamen, während Picard mühselig mit der Enterprise dorthin fliegen musste?
Warum hat die Sternenflotte nicht einfach ein Sonderkommando nach dem anderen auf die Station geschickt, um Deep Space 9 von der Herrschaft des Dominions zu befreien?
Warum zum Teufel hat sich die doofe Janeway nicht einfach zurück in den Alpha-Quadranten gebeamt, wenn angeblich schon Scotty auf diese Gleichung gekommen ist?
Doch damit nicht genug!
Während der Pille der Original-Zeitlinie zu dumm war, aus dem genetischen Fundbüro Khan Noonian Soong einen Jungbrunnen zu erschaffen, katapultiert man hier die Medizingeschichte auf einen Stand, den noch nicht einmal Captain Braxton, Kal Dano oder Crewman Daniels erahnen konnten. Mit einem einzigen Storyloch zieht man so das Ableben Tasha Yars, Jadzia Dax' oder selbst James Tiberius Kirks schwungvoll durch den lauwarmen Kakao.
Der Android, der auf der Brücke der Enterprise seinen Dienst versieht,
wirkt ebenfalls völlig fehl am Platz, denn die erste künstliche Lebensform in der
Sternenflotte sollte eigentlich 'Data' heißen und nicht 'GATT 2000'.
Hatte da vielleicht LeVar Burton doch mit seinem Alleinvertretungsvorwurf gegen Abrams Recht?
Natürlich ist das alles eine völlig andere Zeitlinie! Es wird aber mit jedem neuen Film eine immer unglaubwürdigere Zeitlinie, die trotz der einhundert Jahre Differenz zu den Nachfolgeserien der Neunziger die eigene Zukunft bereits eingeholt hat.
Fehlende Szenen.
"You think your world is safe.
It is an illusion. A comforting lie, told to protect you.
Enjoy these final moments of peace.
For I have returned to have my vengeance."
Wer erinnert sich nicht an diese markigen Worte, die mittlerweile den Großteil der Trailer dominieren?
Davon sollte man sich auch gleich wieder verabschieden, denn davon ist im Film nichts zu hören. Auch die harschen Worte, mit denen Kirk Marcus beschwört, Rache zu einem Gegenstand von Sternenflottenpolitik zu machen, fehlen dem Film völlig. Selbst einige der Bilder, die ob ihrer Spannung in die Trailer eingebaut wurden, gibt es in der Kinofassung plötzlich gar nicht mehr. Das ist bedauerlich, denn schon der letzte Film wäre um Längen besser gewesen, wenn die herausgeschnittenen Szenen an Ort und Stelle belassen worden wären.
Szenen mit Fragezeichen. Dafür bleibt sich der Film in puncto Storylöchern treu. So ist mir immer noch nicht klar, warum Admiral Marcus sein einziges Druckmittel gegenüber Khan überhaupt in die Hände Kirks weiterreicht.
Ebenso leidenschaftslos scheinen auch die Klingonen ihre Heimat zu verteidigen: Als die Enterprise in deren Territorium (Torpedoreichweite) herumtreibt, scheint sich trotz angespannter militärischer Lage niemand sonderlich dafür zu interessieren.
Ab dem Moment, in dem Pille jedoch Spock zwingt, Khan am Leben zu lassen, um den Fortbestand Kirks zu sichern, ist das Fass endgültig übergelaufen. Warum nimmt der Landarzt nicht einfach das Blut genau jenes Augments, den er kurz zuvor aus der Tiefkühltruhe zerrte, um seinem Busenkumpel Hirnschäden zu ersparen?
Während sich in solchen Momenten Fragezeichen in den Augen der Kinogänger bilden, fehlen sie an anderen Orten. Die wahre Identität Harrisons, die Wiederauferstehung Kirks oder der 'Khan-Urschrei' sind viel zu vorhersehbar, um noch irgendwen ernsthaft vom Hocker zu reißen. Viel zu oft erkennt man die simplen Strickmuster, die im Vergleich dazu selbst jedes beliebige Grimmsche Märchen plötzlich wie ein geschickt inszeniertes erzählerisches Feuerwerk erscheinen lassen.
Stichwort Märchen: Zu häufig schleicht sich ferner ein Star-Wars-Feeling ein, das sich auch nicht recht abschütteln lässt. Mitunter hat man das Gefühl, als würde man einen tiefen Blick in die Bewerbungsunterlagen Abrams' für den siebenten Star-Wars-Teil werfen. Hoffentlich bleibt uns ein im All schwebender Star-Wars-Charakter wenigstens in diesem Film erspart.
Die viele Action wirkt bombastisch, aber man hat nie den Eindruck, dass man das nicht bereits irgendwo anders vorgesetzt bekommen hätte. Das Geld hätte man besser in eine vernünftige Story investieren sollen. Auch die 3-D-Effekte waren nichts, was das Tragen einer 3-D-Brille unbedingt rechtfertigte.
Ansonsten gibt es vieles, was man ebenfalls schon gesehen hat. Wieder einmal gibt es einen Weltraumsprung á la Felix Baumgartner, wieder einmal rettet der alte Spock aus der anderen Zeitlinie den Tag und wieder einmal kommt es zu einem Showdown mit einem überdimensionierten Schiff.
Gut geklaut ist halb gewonnen, werden sich die faulen Autoren da gedacht haben.
So ein riesiges Schiff hat ja schließlich schon in Star Trek eins, acht, neun, zehn und elf so unglaublich gut funktioniert!
Warum man in Zeiten frei zugänglicher Kanon-Nachschlagewerke wie Memory Alpha immer noch so hanebüchene Fehler in das Script bauen kann, wirkt eigentlich unerklärlich. So gibt man sich zwar offensichtliche Mühe, die klingonische Sprache adäquat einzubinden, schreibt den Hauptplaneten des Imperiums aber 'Kronos'. Auch den Gorn, die einer reptiloiden Spezies angehören, werden plötzlich eine Lebendgeburt unterstellt (ob das nur eingestreut wurde, um das Computerspiel zum Film zu promoten?). Warum der klingonische Mond Praxis in dieser Zeitlinie bereits vor den Ereignissen in Star Trek VI zerstört scheint, bleibt wohl genauso das Geheimnis der Autoren wie die Tatsache, dass das Kriegervolk stolz seine Stirnwülste in die Kamera halten kann, obwohl es laut Enterprise (und die alternative Zeitlinie fußt eigentlich auf dieser Serie, die noch vor der Abspaltung dieser Realität spielt) gar nicht geben dürfte. Dass die Sternenflottenoffiziere mit ihren Militärmützen wie Wehrmachtsoffiziere aussehen, mag zwar kein Anachronismus sein, jagte mir aber immer wieder einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Höhepunkt ist in meinen Augen allerdings die Sterbeszene Kirks. Nicht, weil die aus "Der Zorn des Khan" geklaut ist, sondern weil sich dort etwas entwickelt, was ich bei Doctor Who immer gern als 'Zauberende' bezeichne. Dank einer fadenscheinigen und nur am Rande erwähnten Lösung verpuffen allen Sorgen plötzlich und lösen sich in eitel Sonnenschein auf. Kirk bleibt dank des Blutes seines Feindes am Leben (der Vampirkult lässt grüßen) und alles ist wieder in Butter.
Das ist einfach aus dem Grund schade, weil Abrams dieses neue Universum laut eigener Aussage ja begründete, um die Möglichkeit zu erschaffen, selbst Hauptcharaktere sterben lassen zu können und somit die Spannung am Leben zu erhalten.
Nun, wo sich eine großartige erste Gelegenheit bot, Filmgeschichte zu schreiben und die Fans dem nächsten Film verzweifelt entgegenfiebern zu lassen, kneift Abrams den Schwanz ein und lässt Kirk mit einer fadenscheinigen Begründung wiederauferstehen. Diese fehlende Konsequenz führt somit das Besondere an diesem Universum ad absurdum, da spätestens jetzt jedem Zuschauer (auch den neuen) bewusst sein wird, dass die Haupthelden genauso wenig abgemurkst werden können, wie die der älteren Filme.
Optik und Sound. Schläuche, die zum Löschen dienen; Schiffe, die den Ozean befahren; Autos, die auf Straßen fahren: Zusammen mit kernigen Sprüchen, die immer wieder auf den Technikstand unseres Jahrhunderts zurückfallen, hat man kaum mehr ein Science-Fiction-Gefühl, wenn man sich J.J. Abrams Interpretation der Erde ansieht. Die Budweiser-Brauerei, die man trotz der massiven Fan-Proteste als Drehort beibehielt, tut ihr übriges und führt man sich vor Augen, dass es im Film sogar Schleichwerbung für dieses bierähnliche Gesöff gibt, so drängt sich förmlich die Vermutung auf, als hätte hier jemand eine unheilige Allianz geschmiedet.
Selbst die zuweilen bereits gelobten klingonischen Schiffe der D4-Klasse sehen in meinen Augen einfach nur aus wie schlecht montierte Transformer auf Koks. Zusammen mit der an Hässlichkeit kaum mehr zu überbietenden USS Vengeance verliert Star Trek damit ein Motiv, dass die Serie bislang ausgemacht hat:
Ihre klaren, optisch ansprechenden Schiffsdesigns. Die Zeiten eines D'deridex-Warbirds, einer Nebula-Klasse oder einer Negh'Var scheinen ein ungeliebtes Relikt einer unpopulären Ära gewesen zu sein.
Die bei den Fans so verhassten Lens Flares gibt es hingegen noch immer. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz so häufig sind wie früher, doch das kann an dem subjektiven Eindruck eines Menschen liegen, den sie ohnehin nie sonderlich gestört haben. Allerdings verzichtete Abrams auf die Lautlosigkeit, die sonst in seinen Weltraumszenen vorherrschte.
Dafür gibt es jedoch wieder eine pompöse Giacchino-Untermalung, die der aus dem ersten Film in nichts nachsteht. Da liegt wiederum auch der Haken, denn was damals neu und aufregend wirkte, ist nunmehr altgewohnte Kost ohne irgendwelche Würze. Es fehlt die Originalität, zumal der nochmalige Rückgriff auf die Beastie-Boys bei aller Liebe einfach nur platt wirkte.
Fazit
Insgesamt betrachtet hat J.J. Abrams einen Film produziert, der besser ist, als sein Vorgänger. 'Kunststück', werden die einen sagen, 'Logisch', die anderen. Kaum jemand polarisiert die Fans so sehr wie der Regisseur, der sich bei aller Kritik den Fans z.B. bei der Premiere geduldig stellte.
Immer noch schleicht sich das Gefühl ein, als wäre die Handlung ein Stiefkind der Produktion gewesen, das zugunsten von Action, Sex-Appeal und zweifelhafter Dramatik in die zweite Reihe rücken musste. Gerade beim Transpwarp-Beamen wird das jedem Fan schnell wieder bewusst.
Und trotzdem ist es unter den Umständen ein guter, gerader Film. Die Nummer zwölf lehnt sich zwar stark an der Nummer zwei an, doch vielleicht ist es aus genau diesem Grund in Wirklichkeit ein Film für die Fans. Großartige Schauspieler, bedeutungsschwangere Reinszenierungen und vor allem ein wahrer Bösewicht, der die Bezeichnung verdient. Dabei bleibt 'Into Darkness' Popcorn-Kino, aber es versucht immerhin, den 'alten Hasen' die Hand zu reichen.
Nachschlag: Passend zum Abschluss noch der 'Honest-Trailer' zum elften Film. Vielen Dank an NCC-1701 für diesen Tipp!
Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.
Heute genau vor vier Jahren begann die Hörspielserie 'Raumschiff Eberswalde' mit ihrem Flug durch die Galaxie. Pünktlich zum neuen Kinofilm erschien nun auch die letzte Episode der mittlerweile sieben Staffeln umfassenden Produktion. Die Tafelrundenmitglieder K'olbasa und Turon47 trafen sich daher im Rahmen der Interviewreihe "Star Trek in Berlin und Brandenburg" mit Benjamin Stöwe. Der 29jährige Journalist aus Eberswalde, dessen Gesicht man aus der RBB-Sendung "Brandenburg aktuell" oder dem "ZDF Morgenmagazin" kennen könnte, traf sich mit uns bei bayrisch-gemütlicher Atmosphäre im "Augustiner am Gendarmenmarkt" und diskutierte mit uns über Hörspielkassetten von Karussell, seine Arbeit als Synchronsprecher und die Lage der zukünftigen vulkanischen Botschaft in Berlin.
Turon47: Seit wann bist Du Star-Trek-Fan?
Benjamin: Wahrscheinlich seit 1990. Ich erzähle immer gern die Geschichte, dass es natürlich mit dem Fernsehen angefangen hätte: Einer Next-Generation-Folge im ZDF. Danach folgten bei mir jene Hörspielkassetten, die es damals zu den ersten zehn Episoden gab. In meiner Kindheit hatte ich sie jedoch nie komplett...
Turon47: Du nimmst mir jetzt natürlich meinen großen Höhepunkt vorweg. Eigentlich wollte ich Dich nämlich fragen, wie viele Du davon [zeigt TNG-Hörspielkassette] als Kind besessen hast...
Benjamin: Alle neun! Die zehnte mit dem Titel "Die Schlacht von Maxia" habe ich erst vor vier oder fünf Jahren gekauft. Die habe ich einfach nie bekommen! Aber es gibt ganz viele nette Menschen, die das wussten, was zum Beispiel dazu führte, dass ich Folge vier und acht mittlerweile doppelt habe – noch originalverpackt. Aber nie gelang es mir, der Folge zehn habhaft zu werden - das war so ärgerlich! Aber irgendwann habe ich dann auch die zehnte Kassette erworben und war beruhigt, als ich entdeckte, dass man nur die ersten zehn Episoden überhaupt als Hörspiel umgesetzt hat und nicht gleich alle 178. In einem der alten Limit-Hefte war eine Anzeige von Karussell, auf der diese zehn Kassetten abgebildet waren, woraufhin ich über Jahre diesen Teil ausgeschnitten habe, jedoch nie die zehnte Folge erhielt. Furchtbar, ich habe so gelitten!
Turon47: Welche Star-Trek-Serie hast Du im Laufe der Zeit am meisten schätzen gelernt?
Benjamin: Ich trenne das gar nicht so, denn ich fasse das alles als eine große Geschichte auf. Natürlich bin ich hauptsächlich mit der Next Generation groß geworden. Aber auch die Classic-Folgen und -Filme fielen in diesen Zeitraum. Dennoch habe ich keine 'Lieblingsserie'.
Benjamin: Ich habe vor kurzem in einem anderen Zusammenhang zu jemandem etwas gesagt, was auch darauf zutrifft, was er da 2009 gemacht hat. Wenn man sich Star Trek wie eine Bäckerei oder vielmehr wie eine Konditorei vorstellt, hat er aus allem was es dort so an Sahnetorte und leckeren Zutaten gibt, die Kirschen und andere Highlights herausgepickt, sie in einen Mixer gepackt und einen Shake produziert. Der ist ganz süß. Der ist ganz fruchtig. Der ist nicht immer ganz logisch. Der macht Spaß und vielleicht auch dick. Aber unterm Strich ist das vielleicht kompatibler als würde man den Leuten fünfzig Torten hinstellen.
Turon47: Was schätzt Du an Star Trek am meisten?
Benjamin: Zu jeder Altersstufe, in der ich Star Trek miterlebt habe – und das sind ja jetzt schon einige – gab es andere Dinge. Ich habe ganz oft überlegt, was mich als Kind so fasziniert hat. Ich glaube heute, dass es das Große, dieses Epische und die Weite war. Ich liebte den Vorspann! Ich habe die Kassetten am Anfang unglaublich laut gedreht und war enttäuscht, dass es nicht der originale Sprecher war, sondern der Erzähler. Aber gut, da konnte man nichts machen. Danach habe ich auch den Fernseher zu Beginn einer jeden Folge ganz laut gedreht, weil mich eben diese unendliche Weite so faszinierte. Dann waren es die Geschichten und die Effekte. Heute sehe ich mir so mache Classic-Folge an und frage mich ernsthaft, wie ich da als Kind so mitfiebern konnte. Nicht, dass ich mich heute dabei langweile, doch manchmal denke ich schon 'Das kann man einem Kind heute gar nicht mehr zeigen'. Als Heranwachsender sieht so etwas wohl anders. Heute kenne ich viele, die es vielleicht noch kennen, aber sich nicht mehr bewusst ansehen.
Schließlich kam der Sprung dahinter. Vor Kurzem habe ich erst überlegt, wann mir das erste Mal klar wurde, dass das alles synchronisiert und nicht deutsch ist. Ich denke, dass sich diese Erkenntnis auch durch die Kassetten durchsetzte. Daraus ergab sich jene Phase, in der man durch Star Trek englisch lernte, denn irgendwann reichte das Taschengeld und die Neugier aus, um Videos aus Amerika zu bestellen. So konnte ich bereits viele Folgen vor ihrer deutschen Erstausstrahlung sehen. Natürlich wurden im Zuge der Argumentation, dass man dadurch so gut englisch lernen könnte, auch die Eltern entsprechend aufgeschlossen, denn es diente ja einem höheren Zweck.
Nach dieser Englisch-Phase schloss sich auch schon die Kiste an, dass ich ergründete, wie Fernsehen eigentlich funktioniert, was schließlich wiederum in dem mündete, was ich heute mache. Von daher mag ich all die Ideale, die Star Trek verkörpert, auch wenn ich es mitunter schade finde, dass sie nicht konsequent bis zum Ende verfolgt werden. Wenn Du mich aber fragst, was ich daran am meisten schätze, dann muss ich doch sagen, dass es mich in all den unterschiedlichen Lebensphasen unterhalten und gebildet hat.
Benjamin: Ich habe ganz vieles davon nie gesehen, weil ich keine Zeit habe. Heute merke ich erst, wie vorteilhaft es ist, jung zu sein und Zeit zu haben. Die Zeiten, in denen man aus der Schule kommt und so etwas sehen oder lesen kann, sind einfach vorbei. Allerdings gab es all diese Serien damals noch nicht. Ich habe gehört, dass essiebenhundert Stargate-Folgen gibt, die alle toll sein sollen, aber ich habe nicht eine davon gesehen.
Ich schaue mir das alles nicht mehr an. Vor ein paar Jahren habe ich 'Babylon 5' gesehen, weil es dazu eine Box gab und ich es einmal komplett von Anfang bis Ende durchgeguckt hab. Ich fand das okay. Aber dann muss ich auch schon überlegen, welche Science-Fiction-Serien ich noch gesehen habe.
Time Trax- das waren noch Zeiten! Ein Computer, genannt Selma – ich hab das geliebt! Aber wenn Du mich nach aktuellen Serien fragst, bekomme ich das meiste noch über meine Sprechertätigkeit mit, wenn wir so etwas gerade synchronisieren. Ich hab auch versucht, 'Fringe' zu sehen und dachte ab einem Punkt 'Das ist alles ganz nett, das ist alles ganz hübsch aber Akte X war besser und fünfzehn Jahre früher'. Ich hatte es vor allem wegen Leonard Nimoy versucht, der allerdings in nur einem kleinen Teil der Folgen überhaupt aufgetreten ist.
Turon47: Warst Du jemals bei einer Convention oder einem Trekdinner zugegen?
Benjamin: Nein, nie. Ich glaube, es hat mich auch nie gereizt. Die letzte Gelegenheit, zu einer Convention zu fahren, hatte ich 2009, als die Ausstellung lief. Damals gab es von Paramount Deutschland einen Wettbewerb, wer die beste Aktion rund um den Filmstart macht und das war im Zusammenspiel mit unserem Kino unser "Raumschiff Eberswalde". Da haben wir eine Reise zur FedCon nach Bonn gewonnen. Sie lag allerdings extrem ungünstig an dem Wochenende unmittelbar vor dem Filmstart. Für mich bedeutete das, dass ich nicht hinfahren konnte, weshalb meine Mutter und mein Bruder das übernommen haben. Schon nach zwei Tagen konnten sie einfach nicht mehr. Ich fand das ganz lustig.
Benjamin: Wir waren mit der ganzen Familie da, beziehungsweise meine Familie musste mitkommen. Es war auch so, wie wir es erwartet hatten und wir fanden es sehr interessant.
Turon47: Was habt Ihr erwartet?
Benjamin: Nun, wir kennen das Klingonische nun schon seit der Serie, die wir alle – vor allem wegen mir – schon immer gesehen haben. Meine Familie musste da mit durch. Sie fanden es ja auch nicht schlecht. Meine Mutter hat bereits Star Trek gesehen, als man das hier noch gar nicht offiziell sehen durfte. Daher passte es in das Bild, wie wir uns klingonische Opern vorgestellt haben. Es gibt ja so drei oder vier Momente, wo die auch in den Serien gesungen wird und in diesem Rahmen war das ganz toll. Schon erstaunlich, wie Menschen in dieser fiktiven, wenn auch sehr ausgeklügelten Sprache solcherlei gesangliche Leistungen vollbringen können. Zugegeben: Ich fand, es war mit einer Stunde gut bemessen. Ich hätte es wirklich nicht vier Stunden sehen wollen, aber in diesem Zeitrahmen hat es funktioniert. Ich dachte ja schon, dass es für mein Vater schwieriger werden könnte, aber wir sind sehr gut unterhalten wieder nach Hause gefahren.
Turon47: Man merkt Deinen Raumschiff-Eberswalde-Hörspielen an, dass Du sehr viele Star-Trek-Bücher gelesen haben musst. Würdest Du einige herausheben, die für Deine Arbeit an 'Raumschiff Eberswalde' besonders wichtig waren?
Benjamin: Nein, das kann ich gar nicht. Natürlich habe ich viele Bücher gelesen, aber die Entstehungsgeschichte von 'Raumschiff Eberswalde' war eine, die mit sehr wenig Vorbereitungszeit auskommen musste. Ich hätte ganz oft viele Sachen gern noch einmal nachgeschlagen, aber ich hatte nie die Zeit, so dass ich jetzt kein bestimmtes Buch benennen könnte. Zudem gibt es eine Reihe von Dingen, von denen ich einmal gehört habe, bei denen ich herauszufinden versuchte, ob ich sie mir eingebildet habe oder ob sie stimmen und die dann schnell in so einer Folge gelandet sind. Es gibt natürlich Bücher, die ich toll finde. So war ich richtig gerührt von "Die Föderation", in dem sogar erklärt wurde, wie sich das Sternenflottendelta entwickelt hat. Einfach toll! Manchmal gleiten Bücher ja rasch in kitschige Sphären ab, es gibt zu viele Außerirdische oder wird zu kleinteilig. Das finde ich stets ein wenig schade.
K'olbasa: Du sprichst jetzt aber eher von den Heyne-Büchern, oder?
Benjamin: Ich hab das alles auf englisch gelesen. Von den neueren Büchern habe ich einige Titan-Romane und etwas vom DS9- und Voyager-Relaunch gelesen, aber auch das ist schon ewig her.
Turon47: Und wie ich gemerkt habe, fanden die Titan-Inhalte bei 'Raumschiff Eberswalde' keine Berücksichtigung...
Benjamin: Um Gottes Willen, nein! K'olbasa: Hast Du auch Vanguard gelesen? Benjamin: Ich habe es versucht. Aber nein...
K'olbasa: Mir sind einige deutliche Parallelen zwischen Vanguard und Eberswalde aufgefallen. Wenn man beide vulkanischen Hauptcharaktere betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass Du Dich dadurch hast inspirieren lassen.
Benjamin: Da gibt es vielleicht einen anderen Ansatz. Als wir das alles begonnen haben, war noch jemand anderes mit dabei, der das eventuell gelesen haben könnte. Aber das kann ich nicht genau sagen. Auf seinen Ideen basiert aber die Figur der T'Val.
Turon47: Wer wäre bei der Entstehung der 'Eberswalde' noch zu nennen?
Benjamin: Ganz zu Anfang waren wir zu dritt. Neben mir war das eine Kollegin sowie jemand, den ich über das Internet gefunden habe. Die Idee zum Raumschiff-Eberswalde-Hörspiel entstand zwei Wochen vor Ausstellungsstart, weil wir uns sagten, dass es noch irgendein interaktives Element geben müsste, das dem Event etwas mehr Aufmerksamkeit verschafft als die kleine Schau im Eberswalder Stadtmuseum und größere Publikumskreise anspricht. Es gab also nicht viel Zeit. Eigentlich hatte ich genug mit der Ausstellung zu tun, eine Einladung zur FedCon und noch tausend weitere Sachen, um die ich mich hätte kümmern müssen. Also habe ich gegooglet, wer Fan Fiction und ähnliches schreibt und so um die zwölf Personen kontaktiert, die ich fragte, ob sie nicht Lust hätten, so etwas zu machen. In dem und dem Format; immer in der Länge; kurz: So wie es heute immer noch ist. Tatsächlich meldete sich eine Person zurück und wir trafen uns einmal. Er kam eigentlich gar nicht aus der Region, aber wir trafen uns und sprachen alles ab. Schließlich schrieb er etwa zwanzig Folgen, die wir anschließend am Stück aufnahmen und uns freuten, dass wir mit dem Material bis zum 27. Mai zurechtkommen würden. Doch die eigentliche Idee war, dass wir für jeden der Ausstellungstage eine Folge parat hätten, also insgesamt 144. Es fehlte als noch eine ganze Menge. Einen Tag vor Ultimo saßen wir also wieder zusammen und er schickte wieder etwas, das wir wieder aufnahmen. Durch diese Begleitumstände und vor allem die fehlende Zeit war es unheimlich schwierig, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wie es in so kreativen Prozessen manchmal üblich war, schickte er alles meist recht kurzfristig zu uns und weil wir schlichtweg nicht auf diese Weise arbeiten konnten, wie er es tat, hat es sich etwa ab Folge fünfzig ergeben, dass wir begannen, alles selbst zu verfassen. Erst ab diesem Punkt wurde es zum größten Teil das, was ich geschrieben habe.
Turon47: Fühlst Du Dich also nicht als Teil der deutschen Fanfiction-Szene?
Benjamin: Überhaupt nicht. Ich lese auch keine Fanfiction. Es gibt so wahnsinnig viel und ich habe schon oft gehört, dass vieles davon gut ist, aber es ist auch wahnsinnig lang. Auch wenn es heute vielleicht arrogant klingt: Ich finde, dass es sich total schwer konsumieren lässt. Zum einen ist dort die Menge an Texten. Zwar gibt es Seiten, die das recht gut sortieren, doch für mich war es einfach nie einfach zu verstehen, wo jetzt Star Trek: Antares beginnt und wo der Spinoff von irgendetwas anderem anfängt. Erst neulich habe ich auch etwas ähnliches über uns gelesen. In einem Forum schrieb jemand, es würde jetzt die siebente Staffel und 400 Folgen geben – das könne er gar nicht alles hören. Dabei ist es ja eigentlich gar nicht so viel. Wenn man sich das am Stück anhört, sind es vielleicht zwölf Stunden. Ich denke, dass das eher konsumiert wird, als achtundzwanzig zusammenhängende Star-Trek-Geschichten. Das war auch einer der Gründe für uns, akustisch an die Sache heranzugehen. Zudem lag es nahe, da ich aus diesem Bereich komme.
Turon47: Wie wichtig war Berlin als Standort für Euer Projekt?
Benjamin: Wir haben es in Eberswalde aufgenommen. Berlin war absolut unerheblich für dieses Projekt. Es war ein Nebeneffekt, der sich jetzt gegen Ende ergeben hat, aber am Anfang spielte die Hauptstadt keine Rolle. Der einzige Zusammenhang, der mir einfallen würde, waren die beteiligten Sprecherkollegen. Das war es aber auch schon.
Turon47: Wie seid Ihr denn mit den Originalsprechern in Kontakt gekommen?
Benjamin: Das war tatsächlich großes Berufsglück. Als ich nach dem Abitur vor der Wahl stand, was ich jetzt mit meinem Leben machen würde, gab es für mich unter anderem die Option, in die Richtung Film oder Schauspiel zu gehen. Aber mit dem Wissen, dass diese Richtung schwieriger sein könnte, als zum Beispiel journalistisch zu arbeiten, habe ich mich anders entschieden, auch wenn die Neigung dazu blieb. Bei erster Gelegenheit habe ich mich um die Synchronsprechergeschichte bemüht und betreibe das seit mittlerweile sechs, sieben Jahren. Schließlich gab es dort irgendwann den logischen Moment, dass man auf Personen traf, deren Stimmen man aus dem Fernsehen kennt. Viele von Ihnen kannte ich, seit sie in den Booklets der Hörspielkassetten aufgeführt wurden. Das war ein sehr toller Moment und für mich auch wertvoller, als auf irgend eine Convention zu gehen und zum fünfhunderttausendsten mal irgend jemanden irgend etwas zu fragen. Deshalb waren diese Veranstaltungen für mich auch nie wirklich reizvoll, weil ich abgesehen von der tollen Stimmung den Aufwand nicht betreiben will. Natürlich fand ich es auch schade, dass es so etwas auch hier in Berlin gab – allerdings nicht mehr zu dem Zeitpunkt, an dem ich bereit war, zu so etwas zu gehen.
Davon abgesehen kam es dazu, dass wir alle im Atelier standen und uns unterhielten. Besser gesagt: Ich habe mal den und mal den auch auf dem Flur oder in der Kantine getroffen. Wenn man sich dann mag und miteinander arbeitet, ist das dann wie bei allen anderen Verhältnissen auch: Man redet miteinander und fragt auch mal nach und irgendwann sagt auch mal tatsächlich jemand zu. Das war aber keine Sache, die wir kalkuliert oder erwartet hätten. Schließlich spielt das Raumschiff Eberswalde viel später als alles, was wir kennen und sollte absichtlich nie mit all diesen Leuten zu tun haben. Bestenfalls war das eine Idee, aber definitiv kein Muss. Dann tauchte in der einhundertsten Folge Michael Pan als Data auf und wir waren völlig aus dem Häuschen, dass er das gemacht hat. Und das auch noch in dieser schrecklichen Geschichte! Ich freu mich immer noch, wenn Leute sagen, sie würden in der ersten Staffel irgend einen Sinn erkennen.
Turon47: Wie kam Deine Zusammenarbeit mit Treknews zustande?
Benjamin: Vor vier Jahren, als Treknews wirklich noch Deutschlands größte Star-Trek-Seite war, habe ich Daniel Räbiger eine Email geschickt und einfach gefragt. Das kostete ja auch ziemlich viel Geld und Technik, mit der ich mich nicht unbedingt auskenne. Er hat gleich 'ja' gesagt. Damals gab es ja auch noch nicht die Vielfalt, die es heute gibt. Mittlerweile hat wohl 'Trekzone' 'Treknews' überholt. Der Verlust an Dynamik ist schon ein wenig traurig.
K'olbasa: Mir geht es immer so, dass ich Synchronsprecher oft nur in einer Rolle wiedererkenne und in anderen geflissentlich überhöre. Wie machst Du das? Gibt es da Tricks, dass man bestimmten Figuren eine bestimmte Stimme gibt?
Benjamin: Bei Michael Pan zum Beispiel liegen auch zwanzig Jahre zwischen seinen Auftritten als Data und seinem Engagement bei den Popsplits. Er klingt bei uns auch anders als in der Serie, weil er inzwischen damit ganz anders damit umgeht. Bei der Arbeit als Synchronsprecher ist man von Leuten umgeben, die den Input zu der Rolle geben. Es gibt zum Beispiel die Geschichte, die Dir verrät, was der Charakter durchgemacht hat und wie er dadurch klingen könnte. Dann ist da der Regisseur, der Dir Hinweise und Tipps dazu gibt, wie Du die Figur anlegen sollst und dann gibt es auch natürliche Beschränkungen, die man ebenfalls nicht unterschätzen darf: Wie viel Zeit bleibt, um das auf deutsch zu sagen, was der Charakter da auf englisch sagt. Auch das beeinflusst ja eine Stimme in der Geschwindigkeit, in der gesprochen wird und die ganz anders ist, als das, was wir uns im normalen Leben erzählen.
Natürlich verstellen wir auch mal unsere Stimmen. Ich habe im vergangenen Jahr eine TomTom-Kampagne gemacht, bei der wohl nie jemand darauf kommen wird, dass ich das bin, weil wir die Stimme 'chargieren', wie wir es nennen. Zuweilen recht es, höher oder tiefer zu sprechen, um eine Rolle anders klingen zu lassen.
Turon47: Wie genau sah denn die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Synchronsprechern aus?
Benjamin: Weil man sich untereinander kennt und unter Kollegen auch gern einmal hilft, hat keiner von Ihnen Geld dafür genommen. Anders, als das in so mancher geschriebenen Fan-Fiction-Serie vielleicht ist, spielen die bekannten Figuren, wie man vielleicht merken kann, keine große Rolle. Daher traten die verschiedenen Sprecher nur auf, wenn es irgendwie passte. Da ist also niemand, der dreißig Minuten über ein Thema monologisiert. Keiner meiner Kollegen hat eine Hauptrolle innerhalb des Hörspiels inne. Viel eher handelt es sich um nette Nebenfiguren, was den Aufwand überschaubar hält. Aufgrund dieser beiden Tatsachen machten viele dankenswerter Weise mit, weshalb meine Devise auch lautet, es ihnen so einfach wie möglich zu machen: Wir gehen dorthin, wo sie sind und nehmen es auch dort auf. Ich finde, dass das etwas Lustiges ist, denn es gibt bei 'Raumschiff Eberswalde' dadurch natürlich auch eine Menge Dialoge, von denen nicht einer mit den beteiligten Sprechern in einem Raum aufgenommen wurde. Neulich zum Beispiel sogar auf der Toilette vom Konzerthaus hier am Gendarmenmarkt. Grausig, denn dort hallt es sehr stark. Das alles zusammenzubringen, ist manchmal etwas abenteuerlich, doch meiner Meinung nach schließlich zumindest so gut gelungen, dass man es nicht bemerkt, wenn man es nicht weiß. Gut, wir als Produzenten wissen das natürlich, aber man kann es immerhin überhören.
Dadurch, dass Synchronsprecher häufiger miteinander arbeiten, ergeben sich einfach Schnittmengen, einfach weil man sich vor oder nach einem Termin ohnehin ständig wiedersieht. Für Leute, die das tagtäglich machen, ist es auch kein größerer Aufwand. Man benötigt zwei oder drei Minuten, die entsprechenden Passagen einzusprechen und dann ist es auch schon wieder vorbei. Zudem gibt es die Tradition, dass jeder anschließend eine Wurst aus Eberswalde bekommt. Da erschließt sich wunderbar, wer Vegetarier ist und wer nicht...
Turon47: Gibt es eigentlich jemanden, mit dem die Zusammenarbeit nicht funktioniert hat?
Benjamin: Deshalb ist jetzt ja auch Schluss: Es gibt keinen mehr, den wir noch fragen könnten [lacht].
K'olbasa: Und ich dachte schon, weil es die siebente Staffel ist und so... Benjamin: Ja auch deshalb... Turon47: Ich dachte, weil Du zu wenig Zeit hast...
Benjamin: Auch. Irgendwann ist so eine Geschichte auch zu Ende erzählt und ich denke, dass dieser Punkt jetzt erreicht ist. Ich habe jetzt in den fünfhundertundeins Folgen alles gemacht, was ich mir vorgestellt habe und verwirklichen wollte. Jetzt muss erst einmal Zeit ins Land ziehen, in der zum Beispiel alle, den der Titel zu obskur war, es hören können.
Turon47: Stichwort! 'Eberswalde' als Name für ein Schiff der Sovereign-Klasse... Benjamin: Toll, oder? [lacht] Turon47: Ganz große Klasse...
Benjamin: Das war doch logisch! Es gab die Ausstellung in Eberswalde – da war die Frage, wie das Schiff heißen soll, auch gleich mit beantwortet. Es hätte auch schlimmer kommen können, denn ursprünglich hieß der Held 'Rudolph Schmid'...
K'olbasa: Hätte ich persönlich besser gefunden...
Benjamin: Es gibt noch drei erste Folgen, die man irgendwo herunterladen kann, in denen er der Hauptcharakter ist. Sein Name geht auf einen bekannten Lokalhistoriker aus Eberswalde zurück. Wir haben uns damals im Trio allerdings nach zähem Ringen für 'Robert Thomas' entschieden. Das ist aber so ein 'Luschen'-Name. Gerade am Anfang ist er noch so ein Weichei und als dann in Folge 25 immer noch der Replikator kaputt war, dachte ich wirklich: 'Mensch Junge, bleib' im Bett!'.
K'olbasa: Heißt das, dass Du Dich nicht sehr mit der Rolle identifizierst?
Benjamin: Das ist natürlich alles nur ein Spaß und die Figur auch ein klein wenig Mittel zum Zweck. Alle Begegnungen und Abenteuer macht er nämlich nicht ganz freiwillig durch. Selbstverständlich ist in ihm auch ganz viel von mir drin, aber solche Szenen wie die mit Odo oder Spock sind aus dem Grund der schönste Moment, weil man diese Stimmen, die man seit Jahrzehnten in diesen bestimmten Rollen und Situationen kennt, dafür gewinnen konnte. Wenn man bei ihnen zu Hause sitzt, sie über die Textpassagen gehen und plötzlich jene Dialoge einsprechen, die man selbst verfasst hat, wird es plötzlich absurd – absurd schön.
Turon47: Du hast natürlich auch einige Exoten unter den Sprechern wie die Antenne-Brandenburg-Moderatorin Inka Gluschke, Dietmar Fürst, den pädagogischen Leiter der Archenhold-Sternwarte in Berlin oder den Morgenmagazin-Meteorologen Ben Wettervogel. Warum hast Du Dich ausgerechnet für diese Personen entschieden?
Benjamin: Es kann sich kaum jemand vorstellen, in welcher Not diese Folgen entstanden sind! Das alles sind sehr geschätzte Kollegen, die allesamt Star-Trek-Fans sind und deshalb daran mitarbeiteten. Es ist aber auch keine Übertreibung zu gestehen, dass viele Folgen am Vorabend der Veröffentlichung produziert wurden. Diese Momente gab es eher häufiger als selten. In der ersten Staffel haben wir uns des Öfteren gefragt, was wir morgen denn wohl mit wem machen werden. So wurde so ziemlich jeder verpflichtet, der fähig und in der Nähe war. Vielleicht nicht immer fähig... [lacht]
In der ersten Staffel gibt es eine Episode, in der ein Crewman namens Bartlett auftaucht. Das war ein unglaublich netter Mensch, der in einem Büro, in dem ich an diesem Abend war, geputzt hat. Also fragte ich ihn, ob er denn kurz Zeit hätte und so etwas machen würde und er hat sich überreden lassen...
Turon47: Vielleicht solltest Du einmal zum Verständnis beschreiben, wie eine typische Folge 'Raumschiff Eberswalde' entstanden ist!
Benjamin: Nun, in der ersten Staffel reichten die Planungen von Tag zu Tag. Damals waren wir schon froh, wenn wir fünf Folgen am Stück aufgenommen haben, denn die eigentliche Aufnahme dauerte nicht lange und ist auch nicht allzu schwer. Schwieriger war es da, sich alles auszudenken und die Story logisch voranzutreiben. Aus diesem Grund schlägt die Handlung gerade am Anfang noch so viele Haken.
K'olbasa: Bist Du dafür mit einem Aufnahmegerät herumgelaufen, hast es Leuten vor die Nase gehalten und sie ihren Satz sprechen lassen?
Benjamin: Ja. Genauere Anweisung konnte ich nicht geben, denn gerade bei Leuten, die keine professionellen Schauspieler sind, klingt es oft übertrieben, wenn man ihnen zuvor vorschlägt, es eine bestimmte Art und Weise einzusprechen. Da ist es oft besser, leichte Andeutungen zu machen und einfach die erste oder zweite Aufnahme zu verwenden, denn danach wissen sie oft auch nicht weiter und fabrizieren etwas, was eventuell zu extrem erscheint. In solchen Situationen denke ich mir aber auch immer, dass es authentisch ist, denn wenn es in einer bestimmten Situation wirkt, als ließe den Sprecher kalt, spricht eigentlich nichts dagegen, dass es vielleicht sogar so ist. Vielleicht stammt er sogar von einer außerirdischen Welt, in der man in derlei Fällen anders reagiert.
Die erste Staffel war also bereits in ihrer gesamten Zusammenstellung abenteuerlich, weshalb es mitunter lange Strecken, wie zum Beispiel mit der 'anderen' T'Val gab. Das war eine Freundin von mir, die Sprecherin ist und zufällig Zeit hatte. Also haben wir 25 Folgen am Stück geschrieben und damit sind wir fast einen Monat über die Runden gekommen.
Daran war die siebente Staffel dann angelehnt. Ich fand es zu Beginn lustig, Logbucheinträge zu verwenden. Doch irgendwann kommt man davon weg, weil sich alles zu sehr ähnelt und man nicht jeden Tag diesen Sternzeitmist ertragen kann. Obwohl es dahingehend wiederum lustig war, dass es Personen gab, die im Treknews-Forum die Sternzeiten miteinander verglichen haben und feststellten, dass die überhaupt nicht gestimmt haben. So haben wir vieles erlebt, was auch echte Produktionen an Zwängen, Fehlern und Einschränkungen ertragen müssen: Denen fehlte ebenso die Zeit! Man muss ja irgendetwas produzieren, während man die Schauspieler, die Sets und das Produktionsteam vor Ort hat. So ging es uns auch.
Die anderen Staffeln waren nach den Erfahrungen mit der ersten geplanter und weniger knapp, so dass wir rechtzeitig zum Adventskalenderstart am 30. November mit allen Folgen fertig waren. Es ist dann echt entspannend zu wissen, dass jeden Tag Folgen erscheinen, ohne dass man sich weiter darum kümmern muss. Bei der siebenten Staffel haben wir sogar vor einem Jahr die ersten hundert Folgen aufgenommen. Danach folgten Schritte in Zwanziger und Dreißiger-Abständen; je nachdem, wie viel Zeit die beteiligten Personen hatten. Jetzt, wo der Filmstart vorverlegt wurde, konnten viele Leute nicht, weswegen nur noch eine finale Episode produziert wurde.
Turon47: Wir gelang es Dir eigentlich, Siegmund Jähn für das Projekt zu gewinnen?
Benjamin: Das war eine schöne Überschneidung mit meiner journalistischen Tätigkeit. Ich wurde gefragt, ob ich einen Abend mit Siegmund Jähn moderieren möchte und habe 'ja' gesagt. Anschließend haben wir uns dort getroffen, uns einen Abend lang sehr nett unterhalten und nachdem ich ihn zuvor schon gefragt hatte, ob er daran mitarbeiten würde, hat er es gemacht.
Turon47: Mit der fünften Staffel bist Du aus dem üblichen Rahmen herausgebrochen und hast Dich auf das Holodeck begeben. War die Arbeit an dieser Staffel ebenso nervenaufreibend wie die anden übrigen Staffeln?
Benjamin: Das war zum 45. Jubiläum Star Treks angedacht. Diese Folgen spielen auch alle zwischen dem Geburtstag Gene Roddenberrys und dem Jahrestag der Star-Trek-TV-Premiere. Es gab nie einen Plan, das alles in eine passendere Handlung einzubetten: Nach dem Vorbild der Popsplits wollten wir die Geschichte des Franchise erzählen. Nun sind die Popsplits ja ziemlich kurz; unsere Folgen hingegen recht lang. Das war recht aufwändig und in diesen Folgen stecken auch die Inhalte vieler Bücher. Es gibt nämlich so verdammt viele Dinge, die wir alle wissen, aber kaum eine Ahnung haben, wo sie niedergeschrieben zu finden sind. Schaut man anschließend nach, findet man plötzlich drei oder vier verschiedene Dinge und auf einmal sucht man danach, wo es zuerst zu lesen war. Oder wer es gesagt hat. Oder wo etwas ganz anderes steht. Aus der Sicht war es fast schwieriger, als sich irgendetwas auszudenken, da ja alles stimmen sollte und musste.
Turon47: Woher stammen die vielen kleinen Hintergrundinformationen, wie etwa über den vulkanischen Monat 'Tasmeen', die man immer wieder in die Geschichten eingeflochten findet? Ist das Wissen darum ein Resultat Deines jahrelangen Star-Trek-Konsums?
Benjamin: Alles steht in den Büchern und wenn man weiß, dass es vulkanische Monatsbezeichnungen gibt, kann man danach suchen. Den 'Tasmeen' haben wir aufgenommen, weil ich diese Zeichentrickfolge 'Das Zeitportal' sehr schön finde. Natürlich prüfe ich jeden dieser Begriffe nach, bevor ich ihn verwende. Allerdings nicht auf Memory Alpha, denn das dauert in meinen Augen zu lange. Man muss schon vorher eine Idee haben, schauen ob sie passt und es danach verifizieren. Nichtsdestotrotz finde ich es großartig, dass es all diese Seiten gibt, die selbst den Inhalt von Büchern erfassen.
Turon47: Die Stadt Eberswalde hat Euch ja bereits bei der Bereitstellung von Ausstellungräumen tatkräftig unterstützt. Wie kam es dazu?
Benjamin: Es waren ja nicht nur Ausstellungsräume, sondern sogar das ältesten Gebäude der Stadt! Ich fand es toll, in dieser Apotheke meinen ganzen Exponate zeigen zu können. Am besten fand ich persönlich das begehbare Sonnensystem. Ich habe Wochen darüber nachgedacht, wie man so etwas realistisch darstellen könnte, ohne etwas zu schaffen, dass drei Kilometer groß sein würde. Als ich auf die Idee kam, das über die Abstände der Treppenstufen zu machen, war ich begeistert. Ich weiß gar nicht, ob es den Leuten aufgefallen ist, aber selbst die Sonne war im richtigen Verhältnis zu den Planeten.
Die Zusammenarbeit war so ähnlich, wie es später noch einmal mit dem Podcast zustande kam: Eine realtive freundliche, aber naive Email an das Heimatmuseum. Ich habe ihnen erklärt, welche Bedeutung das Jahr 2009 für Star-Trek-Fans hätte: Das 45-jährige Jubiläum, der neue Film, die Mondlandung und die pädagogisch wertvolle Idee, einen Blick auf das Eberswalde der Zukunft werfen zu können. Die fanden die Idee wider Erwarten gut und sagten 'Ja, machen wir!'. Es blieb allerdings nur noch der Beginn des Jahres 2009, um alles zu organisieren. Viele Sachen waren unglaublich knapp. So gab es zum Beispiel zur Ausstellungseröffnung noch gar keine Beschriftungstafeln an den Objekten, weil uns die Zeit dafür gefehlt hat. Man kann so eine Ausstellung nämlich gut und gern ein halbes Jahr vorbereiten, ohne dass man sich eine Sekunde langweilt.
Benjamin: Kurz bevor sie vorzeitig geschlossen wurde, war auch ich da. Ich finde es aber immer wieder schade, wenn man eine so große Marke hat, die den Fans so vieles bieten kann und diese Ausstellungen gefühlt gar nichts aus diesem Potential abschöpfen können. Man bekam den Eindruck, dass da nach dem Motto 'Friss oder stirb' Container mit Sachen aufgestellt wurden. Das ist schade, denn mir fehlte dabei die Magie des Ganzen. Da standen die Kostüme nebeneinander, dann kam ein Flur und dann die Brücke. Obwohl das alles für sich genommen tolle Sachen waren, hat sich in diesem Moment nichts von dem übertragen, was man erwartet hätte.
K'olbasa: Gab es in Deiner Ausstellung eigentlich auch Originalrequisiten zu sehen?
Benjamin: Ja, Die Masken. Ich habe sie bei Ebay erworben, allerdings weiß ich nicht mehr, wie viel ich dafür ausgegeben habe.
K'olbasa: Gibt es eine Möglichkeit, die Ausstellung noch einmal zu sehen?
Benjamin: Seit 2010 haben wir mehrfach versucht, unsere Ausstellung über Eberswalde und Morgenröthe-Rauthenkranz hinaus unterzubringen. Das hat leider nicht funktioniert, weil den Leuten das entweder zu profan war oder sie den Anlass nicht sahen. Manche fragten sogar, was man nach der größeren Ausstellung in Babelsberg mit meiner Ausstellung anfangen soll. Der einzige Ort, an dem das also ungezwungen stattfinden kann, ist daher mein Zuhause. Zum Glück ist meine Familie über Jahre hinweg mit diesem Thema sozialisiert worden, weshalb das alles für sie nicht ganz überraschend kommt.
Mir ging es tatsächlich so, dass die einzelnen Exponate seit zwei Jahren herumstanden und ich mich fragte, was das eigentlich soll. Ich konnte sie nicht gut sehen und niemand anderes hatte etwas davon. Stattdessen stapelte sich alles in irgendwelchen Kisten. Also habe ich beschlossen, eine kleine Abschlussausstellung auf die Beine zu stellen, die zwischen die Kinofilme und das Ende von 'Raumschiff Eberswalde' eingebettet liegt. Jeder, der sich vorher per Email anmeldet, kann sich diese mit 17,01m² kleinste Star-Trek-Schau Deutschlands ansehen.
Turon47: Warum hat das mit der Apotheke nicht noch einmal funktioniert?
Benjamin: Weil ich eine Lösung haben wollte, die auch von Dauer ist. Die Vorstellung, alles in drei oder sechs Monaten wieder auf und abzubauen, lag mir nicht sonderlich. Solange wir auf diese Mini-Ausstellung Lust haben, kann die auch an ihrem jetzigen Ort bleiben.
Allerdings habe ich auch versucht, mich auf das Zeigenswerte zu beschränken. Kein Mensch will tausende Actionfiguren sehen, denn das wird einfach zu viel. Wenn aber an einer Action-Figur exemplarisch festmachen kann, was es überhaupt alles gibt, dann ist das völlig ausreichend. Aus diesem Grund ist der Tenor dieser Ausstellung, dass ich dort alles präsentiere, was mir wichtig und was auch wirklich präsentierbar ist. Den Rest habe ich rigoros aussortiert.
Beispielsweise hatte ich ein großes und schönes Modell der NX-01, doch solch ein sperriges Teil ist auf der begrenzten Fläche auch einfach kontraproduktiv, denn es kann nur eine Enterprise in dieser Größe untergebracht werden: Die allererste. Wenn dann die andere daneben steht, passt das auch gar nicht mehr. Daneben war es auch irgendwie befreiend, plötzlich wieder die Wände zu sehen und die ganzen Kisten rauszuräumen. Für mein Empfinden ist das, was übrig blieb, eine tolle Auswahl, die auch gelungen präsentiert werden kann.
Das beste daran ist dann das Gefühl, jemanden damit zu erreichen. In der vorherigen Ausstellung war ein Generationen übergreifendes Publikum zu Besuch und wenn die dann vor dem Modell eines Phasers stehen und darüber erzählen, mag sich das vielleicht kitschig anhören, doch es ist einfach wunderschön. Definitiv schöner, als würden die Sachen nur in einer Kiste herumliegen.
Turon47: Hast Du eigentlich einen Überblick, wie viele Leute Deine letzte Star-Trek-Ausstellung in Eberswalde angesehen haben?
Benjamin: Für Eberswalde gibt es leider keine verlässlichen Zahlen, aber die damalige Ausstellung war ja anschließend noch in der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz und die haben mir eine Zahl schicken können: Rund fünfzigtausend. Ohnehin kann ich einen Besuch in dieser wirklich schönen Gegend nur empfehlen.
Turon47: Hast Du Dir für 'Raumschiff Eberswalde' das Konzept alternativer Zeitlinien eigentlich bei J.J. Abrams abgeguckt?
Benjamin: Es basiert eigentlich alles auf dem letzten Kinofilm. Der war unser Ausgangspunkt. Als der Film erschien und wir ihn alle zum ersten mal sahen, waren die ersten Folgen bereits aufgenommen. Da konnten wir also nicht mehr eingreifen, doch zum Glück waren sie ohnehin nicht sehr spezifisch. Die Idee, dass das Raumschiff Eberswalde in der Zukunft des Abramsverse unterwegs ist, kommt erst in der zweiten Staffel zum Tragen und wird von da an rückwirkend über alles andere gestülpt [lacht].
Von der Sache fand ich es sehr spannend, denn wir kennen ja die ganzen Romane, die Star Trek in der normalen Zeitlinie vorantreiben. Für die andere Zeitlinie gibt es hingegen noch keine Vision. Aus dieser Warte betrachtet ist das Spielfeld groß: Man kann die Titan-Romane ignorieren und Tasha Yar lebt noch.
Turon47: Warum genau gab es eigentlich diesen lange Pause vor der letzten Episode?
Benjamin: Die Folgen liefen bis zum siebenten Februar. Die Dramaturgie richtete sich in erster Linie daran aus, wann die Leute Zeit hatten, die ich gern dabei haben wollte. An einem bestimmten Punkt sollte eine spezielle Figur in einer speziellen Funktion auftauchen. Eine meiner Kolleginnen sicherte mir zu, dabei mitzumachen. Zwei Tage zuvor musste ich erfahren, dass sie nicht teilnehmen konnte. Ich wusste aber, dass ich spätestens am dritten Tag die Folge veröffentlichen musste. Also haben wir es irgendwie anders gemacht, so dass die Szene auch so funktioniert hat. Daher war die Figur plötzlich nicht mehr weiblich, sondern männlich; in einer alternativen Zeitlinie kann man so etwas ja machen. Am fünften Tag rief besagte Kollegin aber plötzlich an und hatte ab sofort Zeit, die Rolle einzusprechen. Zum Glück gibt es das Spiegeluniversum! Also ist sie im Abramsverse ein Mann, aber im Spiegeluniversum wieder eine Frau. Da überlegt man dann natürlich, was man jetzt sinnvolles schreiben könnte, das irgendwie mit dieser Entwicklung in Einklang zu bringen ist.
Turon47: Was erwartet den Hörer in der letzten Folge 'Raumschiff Eberswalde'?
Benjamin: Die ursprüngliche Idee der siebenten Staffel war eigentlich, ein Hörspielcountdown zum neuen Film zu schaffen. Das ist aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten, weswegen wir hundert Folgen vor dem Ziel, bei Nummer 265 stecken geblieben sind. Im Endeffekt glaube ich allerdings, dass das egal ist, denn der durchschnittliche 'Raumschiff Eberswalde'-Hörer ist jemand langfristiges oder eine Person, die das Ganze erst in Zukunft entdecken wird. Daher ist es ihm wurscht, ob wir jetzt noch hundert oder eine Episode produzieren.
Es gab natürlich eine Idee für die einhundert Folgen, die nun auf diese eine komprimiert wurde, deren Umfang in etwa zwanzig Minuten beträgt. Den Hörer erwartet dann natürlich der Abschluss von allem. Momentan sind wir ja gerade im Spiegeluniversum verhaftet...
Bei iTunes schrieb vor kurzem jemand, dass er die Geschichten sehr ansprechend und vor allem für Star-Trek-Verhältnisse glaubwürdig findet [lacht]. Diese Glaubwürdigkeit testen wir in der letzten Episode noch einmal, weil wir vom Zufall profitieren, dass wir durch die alternative Zeitlinie und das Spiegeluniversum Personen auftauchen lassen, die man aus anderen Konstellationen kennt. Es gibt sogar eine wichtige Figur, die bislang noch keine große Rolle spielte und in dieser letzten Folge auftauchen wird.
Turon47. Wo wir gerade am Gendarmenmarkt sitzen: Wo befindet sich Deiner Meinung nach in Zukunft die vulkanische Botschaft, die in dem Hörspiel zeitweise eine wichtige Rolle spielt? Benjamin: Das hat noch keiner gefragt [lacht]. Turon47: Deshalb sind wir hier...
Benjamin: Wo ist die vulkanische Botschaft... Wahrscheinlich irgendwo im Tiergarten. Ich glaube nicht, dass der das so unbebaut ins vierundzwanzigste Jahrhundert schafft. Die Frage ist natürlich, ob wir dann noch eine amerikanische Botschaft benötigen.
K'olbasa: Du hast jetzt die Möglichkeit, die vulkanische Botschaft genau zu verorten... Benjamin: Gut, dann das Gebäude, dass gegenüber vom Adlon liegt.
Turon47: Und was war neben Robert Thomas Deine bislang bekannteste Synchronrolle? Benjamin: Das war recht witzig. In einem Werbespot für adidas habe ich Lukas Podolski eingesprochen. K'olbasa: Du synchronisierst Lukas Podolski? Turon47: Also dass das nötig ist, habe ich schon gesehen. Er spricht wie er denkt...
Benjamin: Das hatte allerdings inhaltliche Gründe. Zur vorletzten EM hat adidas ein neues Trikot präsentiert und es gab eine Kampagne, bei der normale Leute in einem Park augenscheinlich gegen die Nationalmannschaft Fußball spielten. Irgendwann ist das Spiel zu Ende und es tritt eine Mutti mit Kind an den Spielfeldrand und sagt 'Florian! Florian!'. Lukas ist zu sehen, schaut nach irgendetwas, während sie ruft 'Wir müssen los!'. Als er sein T-Shirt auszieht, kommt Tim zum Vorschein. Deshalb ergab es auch inhaltlich Sinn, dass der Herr Podolski nicht wie Herr Podolski klingt. Ich hätte es nie gedacht, aber das haben tatsächlich Leute erkannt.
Turon47: Was ist schwieriger: Schauspielern oder Synchronsprechen?
Benjamin: Das kann man gar nicht so einfach sagen. Ich finde schon, dass Synchronsprechen schwierig ist. Es macht natürlich Spaß, aber wenn ich es für jemanden beschreiben müsste, der mit dem Gedanken spielt, so etwas ebenfalls zu machen, muss ich sagen, dass es eben schwierig ist. Schwierig, überhaupt dort hinein zu gelangen. Schwierig, weil der Zeitdruck so groß ist und man in sehr kurzer Zeit sehr viel leisten muss. Wenn man ins Kino geht, kann man sich das sicherlich kaum vorstellen. Schwierig ist auch die ganze Vorbereitung.
Normalerweise läuft es so ab, dass man für eine bestimmte Zeit gebucht wird und man weiß oft noch nicht einmal, was für eine Produktion dort überhaupt synchronisiert wird. Das erfährt man erst, wenn man zum Termin am vereinbarten Ort eintrifft. Dann kann es passieren, dass man vierzig, sechzig oder gar zweihundert Takes hat. Man geht ins Atelier und redet mit den Menschen, die für die Produktion zuständig sind, wie dem Tonmeister, dem Regisseur oder die Cutterin. Dann tritt man mit der Dispo und dem Buch ans Pult, schlägt die erste Seite auf und fliegt über den dazugehörigen Text. Man sieht sich kurz die eigentliche Szene an. Manchmal handelt es sich um eine kleinere Spracheinheit; manchmal ein Satz, manchmal ein Halbsatz oder manchmal auch drei Sätze, wenn sie im Off sind. Wenn man es einmal im Original gesehen hat, kann man es vielleicht noch einmal sehen, wenn man sich sehr unsicher ist, ansonsten bedeutet das nächste Mal ansehen auch gleich die Aufnahme der deutschen Sprachspur. Wenn es gut war, geht es dann auch gleich weiter. Das geht also alles sehr schnell und es muss in kürzester Zeit sehr viel passieren, denn in dem Buch stehen neben dem Text andere Anweisungen wie Konter, On, Off, Anatmer, Pause, Zögerer und am Ende vielleicht noch irgendein Schmatzlaut. Das alles muss man erst einmal verinnerlichen und nebenbei auch noch den Text merken, da man bei Sprechen nicht ständig ins Buch sehen kann, sondern nach vorn schauen sollte. Dann kommen auch noch Anweisungen vom Cutter, der Dich bittet hinten etwas kürzer oder vorn etwas breiter zu sprechen. Ab und zu merken sie auch an, dass zum Beispiel der Atmer zu früh oder zu spät war. Oder der Regisseur ist der Meinung, dass das Spiel am Anfang gut, gegen Ende jedoch schlechter war. Vielleicht möchte er auch, dass man mit der Stimme ein wenig hoch oder runter geht. Dann kann auch noch der Tonmeister einwerfen, dass man beim Laut am Ende nicht so stark ins Mikrofon pusten soll. Und schon kommt der Take nochmal!
Abgesehen davon benötigt man einen langen Atem, bis man davon tatsächlich leben kann.
K'olbasa und Turon47: Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! Benjamin: Ich danke ebenfalls.
Wer mehr über das 'Raumschiff Eberswalde' erfahren möchte, kann sich auf der offiziellen Seite die Hörspiele kostenlos herunterladen. Mehr zu Benjamin Stöwe findet man auf seiner persönlichen Website. Wer sich die kleinste Star-Trek-Ausstellung Deutschlands in Eberswalde ansehen möchte, muss sich unter captain[add]raumschiff-eberswalde.de vorher anmelden.