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Freitag, 23. Januar 2015

Turons Senf zu Simon Peggs Verpflichtung als Drehbuchautor für Star Trek XIII



Die Star-Trek-Newsseiten pfeifen es längst wie ein Mantra von den Dächern: Nachdem Robert Orci unsanft ausgebootet wurde und durch den "Fast-and-the-Furious"-Regisseur Justin Lin (die Tafelrunde berichtete) ausgetauscht wurde, wird nun Simon Pegg, der Darsteller des Montgomery Scotts aus der alternativen Abrams-Zeitlinie, mitverantwortlich für das Script des nächsten Star-Trek-Kinofilms sein!
Für den Laien scheint dies sicherlich kaum mehr als eine Randnotiz, doch für Star-Trek-Anhänger sieht die Sache schon ganz anders aus. Zwar war 2008 nach dem Casting für den elften Kinofilm mit Pegg jemand für die Rolle Scottys gewählt worden, der von allen Darstellern die so ziemlich geringste Ähnlichkeit mit seinem Vorbild aufwies, aber unter Cineasten und Fans war seine Verpflichtung einer der Höhepunkte. Schließlich ist Pegg nicht nur selbst bekennender Trekkie, sondern nahm auch die Hauptrolle in der britischen Sitcom "Spaced" ein, die einige Star-Trek-Referenzen zu bieten hat.



Seine Finger hatte er nicht nur in den Drehbüchern dieser (vergleichsweise überschaubaren) Serie. "Spaced" legte ebenfalls den vielversprechenden Grundstein für die Zusammenarbeit mit Edgar Wright, mit dem er gemeinsam die Scripts für die sogenannte "Cornetto"-Trilogie verfasste. Heraus kamen die Filme "Shaun of the Dead", "Hot Fuzz" und "The World's End", die gleichermaßen unterhaltsam, witzig und nerdig daherkamen und Anlass zur Hoffnung geben, dass Pegg auch etwas von dieser Grundstimmung in den kommenden Star-Trek-Streifen transportieren wird.
Die Doppelbelastung als Schreiber und Darsteller ist Pegg also bereits gewohnt und es sei an dieser Stelle auch zumindest erwähnt, dass mit Doug Jung ein weiterer Mit-Autor verpflichtet wurde, der zuvor durch die Serie "Dark Blue" positiv in Erscheinung trat.
Mit diesem Duo und der Verpflichtung des Regisseurs Justin Lin ist der Neustart der längst als "Abramstrek" verschrieenen Neuauflage komplett, selbst wenn die Namen Orci und Abrams noch immer unter denen der Produzenten des Films zu finden sein werden. 
Ein Ölzweig für die verloren geglaubten Altfans und ein Hoffnungsschimmer für die gesamte Franchise?
So weit würde ich vielleicht nicht gehen. Oder wie Simon Peggs Charakter Tim Bisley es in "Spaced" selbst formulierte:

"It is a fact! As sure as day follows night, sure as eggs is eggs, sure as every odd numbered Star Trek movie is shit!"

Meine (ziemlich freie) Übersetzung dazu:

"Es ist eine Tatsache! So sehr wie der Tag auf die Nacht folgt, Eier Eier sind und so sehr wie jeder ungerade Star-Trek-Film scheiße ist."


Pegg tritt ein schweres Erbe an, denn der kommende Kinofilm wird nicht nur eine ungerade Nummer aufweisen, sondern darüber hinaus auch noch die unheilvolle Zahl 'dreizehn' tragen. Wenn Pegg nicht gerade den absoluten Geniestreich seines Lebens fabriziert, könnte seiner Karriere bei einem Fehlschlag auf ewig ein Makel anhaften.
Aber damit nicht genug. Die geglückte Koexistenz von Autor und Darsteller wäre ein Novum der Star-Trek-Filmgeschichte, denn sowohl "Am Rande des Universums" (mitverfasst von William Shatner) als auch "Nemesis" (mitverfasst von Brent Spiner) gelten im Allgemeinen als das genaue Gegenteil erfolgreicher und sehenswerter Star-Trek-Filme. Die Vorzeichen für ein Doppel-Engagement Peggs stehen also denkbar schlecht, denn noch nie stach ein Script, an dem Schauspieler beteiligt waren, sonderlich hervor.
Was also sollte Fans daher im Angesicht der eigenen Franchise-Historie noch Mut geben?


Da wäre die Tatsache zu nennen, dass der Starttermin für den noch immer namenlosen dreizehnten Star-Trek-Kinofilm trotz des ganzen Austauschroulettes unverändert auf dem 8. Juli 2016 festgesetzt bleibt. Da die Zeitpläne für den Dreh von Kinofilmen äußerst strikt sind (Drehbeginn soll ja bereits im April sein), scheint es für mich persönlich recht unwahrscheinlich, dass sich die Verantwortlichen bei Paramount angesichts des Zeitdrucks auf das unkalkulierbare Wagnis eingelassen haben, Pegg und Jung aus purem Gutmenschentum mit dieser Mammutaufgabe betraut haben.
Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Star-Trek-Fan Pegg bereits mit einer ausformulierten Storyidee den Kontakt zu den verzweifelten Führungskräften gesucht hat. Im Endeffekt spielte somit weniger das Renommee Peggs, als vielmehr die Verzweiflung Paramounts die entscheidende Rolle. 


Am Ende übernimmt jemand Verantwortung, der nicht nur ein glaubwürdiger Vertreter der "neuen Abramstrekzeitlinie" ist, sondern auch unter Fans einigen Kredit genießt (so war er bei der Premiere von "Into Darkness" einer der wenigen Darsteller, die im Interview mit der Tafelrunde unter Beweis stellen konnte, sich eingehend mit seiner ikonischen Rolle beschäftigt zu haben). Seine Verpflichtung mag ein Zufall sein, doch sie ist möglicherweise ein Glücksfall für "Star Trek", das sich im Angesicht seines fünfzigjährigen Jubiläums am Scheideweg wiedergefunden hat. Ob es Pegg gelingen wird, den Fluch ungerader Kinofilmnummern, der Unglückszahl dreizehn sowie dem schwerwiegenden Erbe schreibender Star-Trek-Schauspieler zu entgehen, wird wohl nur die Zukunft, jenes "unentdeckte Land", zeigen können.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Turons Senf zu Donald Faisons Vergleich zwischen "Star Trek" und "Star Wars"




Wer im Zuge der Bekanntgabe des nächsten Star-Trek-Regisseurs nach dem nächsten großen Skandalmoment unter Trekkies Ausschau hält, erhält dieser Tage Futter von ungewohnter Hand: Der ehemalige 'Scrubs'-Darsteller Donald Faison diffamierte laut Aussage einiger Internetmedien die gesamte Franchise während seines Besuchs am 5. Januar 2015 in der US-amerikanischen Late-Night-Show Conan O'Briens (der seines Zeichens in den Vorjahren selbst so illustre Gäste wie J.J. Abrams, Alice Eve, Zachary Quinto oder Patrick Stewart in seine Sendung geladen hatte) vor einem Millionenpublikum als "lahm" im Vergleich zu "Star Wars". Man kann sich sicher den Aufschrei vorstellen, der kurz darauf die sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Youtube erschütterte. Die Seite "cheezburger.com", so eine Art Alt-Meme-Sammelkiste des Internets, titelte gar "Donald Faison ist für jeden Trekkie dieses Planeten gestorben" ("Donald Faison Is Dead to Every Trekkie on This Planet").



Doch ist eine solche Reaktion überhaupt angemessen? Gibt der Kontext, in dem der kaum mehr in größeren Produktionen sichtbare Faison diese Äußerungen fallen ließ, wirklich her, diese Wortmeldung ernstzunehmen? Und ist ein Vergleich zwischen "Star Trek" und "Star Wars" nach der beidseitigen Abramsifizierung überhaupt noch zeitgemäß?


Wirft man das Einzige in die Waagschale, was Donald Faison bisher von Belang hinterlassen hat, so muss man an dieser Stelle einen genaueren Blick auf seine Hit-Serie "Scrubs" richten, mit der er in der Rolle des Turk seinen eigenen Bekanntheitsgrad in ungeahnte Höhen schrauben konnte.
In der Mischung aus Sitcom und Krankenhausserie spielte "Star Wars" jedenfalls schon frühzeitig eine gewichtige Rolle und bereits in der fünften Folge der ersten Staffel wurde dem chronologisch ersten Teil "Eine neue Hoffnung" gehuldigt:



Diesem Ausschnitt folgten eine ganze Reihe von Referenzen, Anspielungen und Querbezügen auf die verschiedenen Filme der Original-Trilogie, deren Anzahl "Star Wars" sogar einen gesonderten Eintrag in der Scrubs-Wiki verschaffte.


Einen solchen Artikel gibt es für "Star Trek" nicht, was aber keineswegs bedeutet, dass "Scrubs" frei von Anlehnungen an "Raumschiff Enterprise" wäre. Darsteller wie George Takei, John Billingsley oder Alan Ruck fanden genauso den Weg in diese Notaufnahme wie Verweise auf "Vulkanier", den Schiffsarzt "McCoy" oder das "Beamen".
Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass für die Produzenten der Serie scheinbar der gleiche Grundsatz galt, wie für Faison selbst, der bei Conan stilecht unter Verwendung der Negation der Negation zu Protokoll gab:

"Es ist ja nicht so, als würde mich Star Trek nicht interessieren."
("It's not that I don't care about Star Trek.")


Wie bei dieser Äußerung Faisons lässt sich anhand der Quantität und Qualität der "Scrubs"-Anleihen die Aussage treffen, dass George Lucas' Kinoepos einen weitaus höheren Stellenwert einnahm als Gene Roddenberrys Fernsehvisionen.


Insofern kann man dem fünffachen Vater Faison (ein sechstes Kind ist bereits auf dem Weg) ob seiner persönlichen Vorlieben keinen Vorwurf machen, denn ein jeder, der selbst auf regelmäßiger Basis mit eigenen oder fremden Nachkommen zu tun hat, weiß wohl aus eigener Erfahrung bestens, dass es als Elternteil heutzutage unumgänglich ist, sich mit Jedi-Rittern, Lichtschwertern oder Lego-Sets in Form eines Jabba-the-Hut-Palastes auseinanderzusetzen. Ob das allerdings ausreicht, um gleich "Star Trek" und "Star Wars" miteinander zu vergleichen, darf an dieser Stelle allerdings ernsthaft bezweifelt werden.


Schließlich kommt dem Vergleich zwischen beiden Sparten dem sprichwörtlichen Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen nahe und nur weil sich sowohl "Star Trek" als auch "Star Wars" grob in die Kategorie "Science Fiction" einordnen lassen bedeutet das noch lange nicht, dass es eine Konkurrenzsituation gibt, in der man beides miteinander vergleichen kann.
An dieser Stelle füge ich immer wieder gerne an, dass "Star Wars" und "Star Trek" gleichzeitig zu mögen, weil ja beides "Science Fiction" ist, in etwa so sinnvoll anmutet, als würde man in einem "Schalke"-Trikot zu einem "Borussia Dortmund"-Spiel gehen, nur weil ja beides irgendwie mit "Fußball" zu tun hat.
Tatsächlich aber ist dieses Bild noch immer nicht ganz zutreffend. Es ist – um bei diesem Beispiel zu bleiben – viel eher so, als käme man im "Schalke"-Trikot zu einem Spiel von "Alba Berlin". "Star Wars" und "Star Trek" spielen nicht in einer Liga – es ist noch nicht einmal der selbe Sport. Das weiß sogar Donald Faison, wie man seinen eigenen Aussagen entnehmen kann, wenn man denn gewillt ist, genau zuzuhören:

"In meinen Augen unterscheiden sich 'Star Wars' und 'Star Trek' völlig voneinander. In 'Star Wars' gab es die ganze 'Action' und es war 'Fantasy'. Bei 'Star Trek' hingegen ging es eher um 'Wissenschaft' und 'Wissenschaft' mit 'Action' ist irgendwie... ...'lahm'."

("'Star Wars' and 'Star Trek' were completely different for me. 'Star Wars' had all this 'action' and it was 'fantasy'. 'Star Trek' was like 'science' and you know and the 'action' and 'science' is like kind of... ...like... ...it's kind of 'lame'.")

Das bedeutet im Klartext: "Star Wars" ist ein Fantasy-Epos, der im Weltall spielt und dessen Inhalt sich größtenteils über 'Action' trägt. Die überschaubare Handlung weist laut Eigenaussage des Schöpfers starke Züge von Märchen auf (vgl. "Gut vs. Böse", "Jedi vs. Sith" oder "Macht vs. Dunkle Seite der Macht"), wodurch es leicht zugänglich und vor allem für Kinder gut verständlich ist (was auch die Popularität der Franchise in Kindergärten und Grundschulen erklärt).
"Star Trek" hingegen stellt die 'Wissenschaft' in den Vordergrund, was sich tatsächlich gelegentlich mit 'Action' beißen kann und darüber hinaus auch für Kinder – und danach wurde Faison ja ursprünglich befragt – schwieriger zu verstehen ist.
Diese Trennung, die der Schauspieler hier vorgenommen hat, bringt deutlich auf den Punkt, dass sich beide Franchises nicht in Konkurrenz zueinander befinden, sondern eher jeweils eine eigene Nische besetzen, in der jeder für sich genommen eine Daseinsberechtigung hat.

Faison bringt damit zum Ausdruck, dass 'Science Fiction' für ihn auch dann funktioniert, wenn er sich nicht damit auseinandersetzen muss, warum ein Millennium-Falke fliegt, C3PO Gefühle zu zeigen scheint oder eine mysteriöse 'Macht' in der Lage ist, namenlose Untergebene zu erwürgen.
Für die anderen, die dahingehend ein größeres Informationsbedürfnis haben, ist eher 'Star Trek' ein geeigneter Anlaufpunkt. Das hat auch nichts mit 'Dummheit' oder 'einem Arbeitsplatz bei McDonalds' zu tun, sondern eher, mit was für einer Erwartungshaltung man 'Science Fiction' konsumiert.


In diesem Zusammenhang halte ich es auch für unwahrscheinlich, dass J.J. Abrams' Debüt im nächsten "Star Wars"-Kinofilm "Das Erwachen der Macht" ähnlich große Proteste hervorrufen wird, wie es zuvor noch bei "Star Trek" der Fall war. Im Prinzip erfüllt Abrams nämlich das Anforderungsprofil des "Kriegs der Sterne" problemlos, wie er bereits im elften und zwölften Kinofilm ohne Mühe unter Beweis stellen konnte.
Wie sich aber zeigte, gefährdete er mit seiner Arbeit die Nische, die 'Star Trek' all die Jahre zuvor zu etwas Besonderem gemacht hat. Dass sich die Fans, die sich ja mit ihrer Hinwendung zu dieser Franchise bewusst für einen anderen Zugang zu 'Science Fiction' entschieden haben, über entsprechende Tendenzen beschweren, ist in diesem Zusammenhang nur legitim.
Denn löst man diese identitätsstiftende Grenze zwischen "Star Trek" und "Star Wars" auf oder lässt sie mehr und mehr verschwimmen, so wäre es denkbar, dass eine der beiden Franchises diesen Konkurrenzkampf um die gleiche Zuschauerschaft über Kurz oder Lang verliert und völlig in der Versenkung verschwindet. Eine andere, noch schlimmere Möglichkeit wäre es gar, dass die Unterschiede mit der Zeit so sehr aufweichen, dass "Star Wars" und "Star Trek" in ferner Zukunft zu einem gemeinsamen Cross-Over-Film verschmelzen.


Doch genug der Schreckgespenster und zurück zum eigentlichen Anliegen, denn bei genauerer Betrachtung verlieren viele der fraglos kalkulierten Äußerungen Faisons ihren provokanten Charakter. Wie man etwa anhand des 'spontan mitgebrachten' Videoschnipsels sehen kann, ging es dem Late-Night-Gast mitnichten darum, "Star Trek" in Gänze zu kritisieren. Seine offensichtlich zugespitzen Äußerungen zielten stattdessen allein auf die Originalserie ab, die im englischen Sprachraum als "Star Trek" bekannt ist (tatsächlich ist die Verwendung der Abkürzung 'TOS' eher Trekkies vorbehalten, zu denen ich Faison an dieser Stelle nicht unbedingt zählen möchte). Bei Lichte betrachtet gibt es auch eine ganze Menge von Star-Trek-Anhängern, denen die Serie aus den Sechzigern heute viel zu 'cheesy' erscheint.


Ferner muss ich dem 'Scrubs'-Darsteller in einem Punkt sogar Recht geben: Bedenkt man, dass noch im zweiten Kinofilm "Der Zorn des Khan" Spock seinem genetisch aufgewerteten Gegner vorwirft, die Dreidimensionalität des Weltraums zu missachten, mutet es doch reichlich peinlich an, dass sich bei "Star Trek" bis heute sämtliche Schiffe so unbeirrbar parallel im All begegnen, als schwömmen sie an einem windstillen Sonnentag durch die Karibik.
Als sich die aufgemotzte USS Enterprise NCC-1701-D im Serienfinale "Gestern, Heute, Morgen" plötzlich von unten an ein feindliches Klingonenschiff heranpirschte, empfand ich jedenfalls ein nie zuvor gekanntes Glücksgefühl, dass leider nie wieder zurückkehrte.


Hauptziel dieser Gegenüberstellung einer mit beschränkten finanziellen Mitteln in den Sechzigern produzierten Folgenszene mit einer ganzen Filmtrilogie unter einem zweistelligen Millionenbudget war fraglos weniger die Sinnhaftigkeit dieser Betrachtung, als viel mehr der Unterhaltungscharakter dieses Spiels mit Fan-Animositäten.
Das Überraschende ist viel eher, welche Aussage der kurze Late-Night-Ausschnitt am Ende doch transportiert und dass er – wenn man denn gewillt ist zuzuhören – sogar Denkanstöße geben kann.
Die Kluft zwischen "Star Trek" und "Star Wars" wollte Donald Faison mit diesem Beitrag sicherlich nicht verringern. Dafür brachte er mit lediglich drei Sätzen zielsicher auf den Punkt, warum es für alle Beteiligten gut ist, dass diese Kluft existiert.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Turons Senf zum neuen Star-Trek-Regisseur



Wer hätte gestern noch geglaubt, dass sich Star-Trek-Fans Roberto Orci zurückwünschen?
Sicherlich kaum jemand.
Dieser "Schwarze Mittwoch" (in der von abweichenden Zeitzonen verzerrten USA ist es wohl eher ein "Schwarzer Dienstag") wird jedenfalls vielen Fans im Gedächtnis bleiben, denn nach dem Hick-Hack um die Entlassung Orcis als Regisseur für den dreizehnten Star-Trek-Kinofilm, der zum fünfzigsten Jubiläum der Franchise in die Kinos kommen soll, haben sich die Paramount-Verantwortlichen nun endlich auf einen neuen Regisseur für diesen bereits im Frühjahr zum Dreh terminierten Film geeinigt und bekanntgegeben, dass es der einundvierzigjährige Justin Lin werden wird.


"Justin Wer?" wird wohl der ein oder andere Leser nicht ganz zu Unrecht fragen.
Nun Justin Lin hat sich bislang damit einen Namen gemacht, ganze vier Teile der unnötigsten Filmreihe zu leiten, die jemals auf die Menschheit losgelassen wurde: "The Fast and the Furious".
In dieser bislang sechsteiligen Reihe (ein siebenter ist bereits in Arbeit) geht es vor allem um prollige Autos und illegale Straßenrennen. Man könnte an dieser Stelle mehr dazu sagen, doch wirklich keiner der Filme bedarf einer weiteren Differenzierung. Es sind inhaltsfreie Actionfeuerwerke mit Chromglanz und Asphaltgeruch, zu deren Kinostarts wohl kaum ein Liebhaber anspruchsvoller Kinounterhaltung freudestrahlend in der ersten Reihe sitzt.

Bildquelle: jalopnik.com
Doch Paramounts Führungsetage hat damit ein klares Statement abgeliefert, wo genau sie " Star Trek" verortet. Es geht um puren Kapitalismus. Für sie ist die Franchise nämlich nicht mehr als ein profitables Produkt beziehungsweise eine altbewährte Hausmarke, die man so gewinnträchtig wie möglich an das Massenpublikum verkaufen will. Möglichst viele Zuschauer sollen den Film sehen, sich von Action, CGIs und Explosionen blenden lassen und sich nicht durch verkaufsmindernde Ablenkungen wie eine funktionierende Handlung, Anspruch oder gar einen philosophischen Rahmen ablenken lassen. "Star Trek" ist bei Paramount  mittlerweile halt das, was für andere Produktionsunternehmen die Marvel-Comic-Verfilmungen, Star Wars, die DC-Comic-Verfilmungen oder eben "The Fast and the Furious" ist, nämlich einträgliches Popcornkino ohne störende Substanz. Dass dabei der einzigartige Charakter einer ganzen Franchise ruiniert wird, für den der größte Teil der Fans eigentlich ins Kino strömt, passt schlichtweg nicht in die Denkenswelt der auf kurzfristigen Umsatz ausgerichteten Finanzjongleure.


Aber war so etwas nicht abzusehen?
An eine Verpflichtung von Jonathan Frakes hat wohl selbst unter den Hardcore-Anhängern niemand ernsthaft geglaubt und auch hoffnungsvolle Namen wie dem des Cornetto-Trilogie-Regisseurs Edgar Wright waren wohl von Anfang an ob ihrer Unberechenbarkeit keine allzu glaubwürdige Alternative.
Eigentlich hatte der Großteil der Experten Rupert Wyatt, der immerhin mit "Planet der Affen: Prevolution" so etwas wie einen Science-Fiction-Film in seiner Vita zu stehen hat, bessere Chancen auf diesen Posten bescheinigt. Auch andere Namen wie Morten Tyldum, Daniel Espinosa and Duncan Jones waren zuvor als potentielle Kandidaten durchgesickert und jeder einzelne von ihnen wirkte wie eine bessere Wahl als Lin.

Bildquelle: trekmovie.com
Doch ist der Mann des tatsächlich so eine schlechte Wahl? Vorverteilen ihn die Trekkies nicht vorschnell?
In bester Star-Trek-Tradition ist er der erste Nicht-Weiße, dem der Regisseurs-Posten zugestanden wurde und auch andere heute namhafte Regisseure kamen mit eher zweifelhaften Vorschusslorbeeren zu Star Trek. Erinnert sich noch jemand, dass zu Nicholas Meyers Referenzen für seinen Einstieg ins Star-Trek-Geschäft Filme wie "Invasion of the Bee Girls" zählten?
Heute werden seine beiden Filme "Der Zorn des Khan" und "Das unentdeckte Land" immer wieder dann hervorgekramt, wenn es darum geht, um wie vieles besser früher die Kinofilme gewesen waren.
Außerdem sollte an dieser Stelle auch Erwähnung finden, dass Lin immerhin für drei Episoden der Kult-Serie "Community" auf dem Chefsessel saß und gute Arbeit ablieferte.


Während man also dem Regisseur nicht unbedingt gleich mit loderndem Hass begegnen sollte, bleibt das flaue Gefühl in der Magengegend ob der Art und Weise bestehen, mit dem Paramount sein eigenes Zugpferd behandelt. Die Entscheidung für den Feinstaub-belasteten Lin beweist eine klare eine Ablehnung gegenüber den traditionellen Star-Trek-Kinofilm-Mechanismen und markiert eine deutliche Absage an die Fans, die kaum mehr sind, als eine ungewollte Altlast. 
Star Trek in Kinoform wird ein hirnloses Popcorn-Kino bleiben und der einzige Hoffnungsschimmer für die Fans bleibt das bange Warten darauf, dass Star Trek vielleicht doch noch einmal irgendwann dahin zurückkehrt, wo es hingehört: 
Ins Fernsehen.

Freitag, 17. Oktober 2014

Turons Senf zur Perspektive der nächsten Star-Trek-Serie

Einleitung

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, einen Senf zum ursprünglich von K'olbasa verfassten Abstimmungsartikel "Braucht Star Trek den Reboot?" zu schreiben, aber zum einen erregt der Artikel mehr Diskussionen als ich im Vorfeld geglaubt hätte und zum anderen war das, was ich als Kommentar darunter setzen wollte, viel (viel viel) zu lang für Blogspot, weswegen ich mir gedacht habe, dass ich das, was ich sagen will, auch genauso gut in einen eigenen Artikel packen kann.
Zur Erinnerung: K'olbasa befasste sich mit der Frage, wohin die Perspektive Star Treks nach der Reboot-Trilogie gehen wird (siehe dazu auch die Abstimmung auf unseren Block). Soll Star Trek sich allen Ernstes weiter mit der alternativen Zeitlinie aufhalten, die J.J. Abrams und seine Helfer kreiert haben oder lieber zu dem Universum zurückkehren, dass Star Trek über sechs Serien und zehn Kinofilme ausgemacht hat?

Bei meinen folgenden Betrachtungen beziehe ich mich lediglich auf eine potentielle neue Fernsehserie, denn Star Treks Heimat liegt keineswegs auf der Action-überfluteten Kinoleinwand, sondern auf der ungleich tiefsinnigeren Fernsehmattscheibe. Über kurz oder lang wird eine neue Fernsehserie produziert werden müssen, um das Franchise am Leben zu erhalten und neue Zuschauerschichten zu erschließen. 
Wie aber soll eine solche Serie unter den Vorzeichen der Absetzung des Vier-Staffel-Flops "Enterprise", nach drei Kinofilmen in einer alternativen Zeitlinie und einer generellen Durststrecke von Science Fiction im Fernsehen aussehen?

Sackgassen und Fan-Fantasien: Drei unausgereifte Ideen für neue Star-Trek-Serien

Durchforstet man das Internet nach Schlagworten wie "neue Star Trek Serie" oder "nächste Star Trek Serie", so findet man verschiedene Ansätze. Da kann man von potentiellen Netflix-Serien lesen, von einer Captain-Worf-Idee Michael Dorns oder von Schabernackeinträgen wie einem Star-Trek-CSI. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich die Ideen trotz eines gewissen Charmes als kaum realisierbar, was Fans jedoch nicht abhält, ständig weitere Vorschläge zu machen, in welche Richtung sich die nächste potentielle Star-Trek-Serie bewegen müsste. Das Material würde wohl für eine ganze Artikelreihe reichen, weswegen ich mich an dieser Stelle einmal auf drei Ideen beschränken möchte, die in Gesprächen, Foren oder Kommentaren immer wieder hervorgekramt werden. Allerdings sind auch diese gutgemeinten Eingebungen keineswegs Allheilmittel, wie ich an dieser Stelle einmal exemplarisch aufzeigen möchte.


Irrweg #1: Die Star-Trek-Online-Zeitlinie

Star Trek Online hat es vorgemacht: Stabile Nutzerzahlen und eigene Story-Bögen führen den Fans immer wieder vor Augen, wie viel Potential in jenem unentdeckten Land steckt, das sich unmittelbar hinter den Ereignissen im Zuge der Zerstörung Romulus' im Jahr 2387 erstreckt.
Doch nehmen wir für einen Moment einmal an, dass die Produzenten tatsächlich diesen Zeitraum als Handlungsort einer neuen Serie ins Auge fassen: Es wäre das Aus für Star Trek Online und einer ganzen Bücherwelt, die sich seither einen eigenen Kosmos geschaffen hat.
Dafür gibt es sogar ein historisches Beispiel. Als 1987 mit TNG endlich eine neue Star-Trek-Serie nach fast zwanzig Jahren Durststrecke vom Stapel lief, bedeutete dies das Aus für viele Rollenspielideen, Buchinhalte und sogar Sprachen, die sich in der langen Zeit dazwischen ihre eigenen Erklärungen für die Lücken innerhalb des Kanons erschaffen hatten. So gerieten viele spannende Ideen wie etwa die Klingonenmundart Klingonaase, ganze Buchtrilogien wie z.B. "Star Trek: Die Anfänge" oder etwa die Raumschiffmodelle im "Starfleet Museum" Masao Okazakis zum Irdisch-Romulanischen Krieg unverdienterweise auf ein Abstellgleis.
Zu Beginn dieses "Reboots" gab es noch kein Internet und wie man sich sicherlich vorstellen kann, wären Schreiber, die sich über die bisherigen Errungenschaften aus Gründen der Dramatik hinwegsetzen, einem wahren Sperrfeuer jener konservativer Fankreise ausgesetzt, denen der Status Quo unbewusst lieb geworden ist. Ein Setting in einer solchen Zeit wäre als ein ziemlich heißes Eisen für jeden Produzenten und es würde mich arg wundern, wenn sich heutzutage jemand bei einem so sensiblen Medium wie dem Fernsehen trauen würde, das Risiko vorprogrammierter Kritik einzugehen.



Irrweg #2: Ein weiteres Prequel

Aus irgendeinem Grund ist auch ständig davon zu lesen, dass es ein weiteres Prequel geben könnte. Die Abenteuer Kirks, Picards oder Janeways an der Akademie, die von Enterprise ausgelassenen Ereignisse um den Irdisch-Romulanischen Krieg oder gar einer Zeitepoche in noch näherer Zukunft werden immer wieder aufs Neue serviert.
Dabei ist, seitdem "Star Trek: Enterprise" so fulminant gegen die Wand gefahren wurde, längst klar, dass eine solche Entstehungsgeschichte bei Star Trek keine Option für eine neue Serie sein kann. Die Anforderungen an eine entsprechende Idee wären trotz des aktuellen Booms von Prequel-Erzählungen schon allein deshalb viel zu hoch, weil ein riesiger aufgeblähter Kanon die Bewegungsfähigkeit einer solchen Serie innerhalb dieses Universums viel zu sehr einschränken würde. Nicht zuletzt um entsprechenden Widersprüchen aus dem Weg zu gehen, wählten Abrams und seine willigen Helfer das Schlupfloch eines Paralleluniversums, in dem ihnen weitaus mehr erzählerische Möglichkeiten zur Verfügung stehen. 



Irrweg #3: Die Umsetzung einer Buchvorlage

Wie bereits angesprochen, gibt es eine ganze Reihe von lesenswerten Star-Trek-Büchern, die man mit vergleichsweise geringem Aufwand zügig in ein Drehbuch transformieren könnte. "Destiny", "Titan" und auch "Vanguard" werden immer wieder als heiße Kandidaten gehandelt, wenn es um entsprechende Serienansätze geht.
Doch Destiny fällt nicht zuletzt deshalb aus, weil viel zu viele Schauspieler reaktiviert und überredet werden müssten, wieder vor die Kamera zu treten, die darüber hinaus auch nicht mehr so jung und frisch sind, wie noch vor zwanzig Jahren. Wer sich einmal nacheinander die Folgen "Das Pegasus-Projekt" [TNG] und "Dies sind die Abenteuer..." [ENT] ansieht, wird rasch verstehen, dass der größte Gegner solcher Projekte vor allem die unbarmherzige Zeit ist, die nicht allzu gnädig mit Schauspielern und ihrem Wiedererkennungswert umgeht. Zudem wäre "Destiny" eher der Stoff für einen oder mehrere Filme und nur schwer als Serie realisierbar.
Etwas anders sieht es hingegen mit einem Projekt über die Titan-Buchreihe aus. Nicht nur, dass die Darstellerriege um Jonathan Frakes, Marina Sirtis oder Tim Russ bereits mehrfach ihre Bereitschaft signalisierte, an einem entsprechenden Projekt mitzuwirken; der Forschungscharakter der Titan-Mission wäre auch definitiv wieder ein willkommener Rückbezug auf die guten alten Star-Trek-Werte. 
Aber "Titan" ist keineswegs leicht bekömmliche Kost. Die höchst heterogene Crew trifft mitnichten den Geschmack der Majorität der Star-Trek-Fans und rutscht viel zu schnell in einen Bereich ab, den man nicht ganz zu Unrecht als 'Freakshow' bezeichnen kann. Sie erfordert darüber hinaus mehr als bei anderen Science-Fiction-Serien den massiven Einsatz teurer CGIs, um die Vielzahl an merkwürdigen Alien-Besatzungsmitgliedern zum Leben zu erwecken.
Bleibt noch "Vanguard". Obwohl die Buchserie in meinen Augen die beste bis dato ist, wird sie aufgrund ihrer vielen wiederkehrenden Charaktere, ihrer vielen notwendigen Sets sowie der benötigten Effekte ebenfalls kein günstiges Unterfangen. Zudem ist das Konzept der Raumstation mit DS9 zur Genüge repräsentiert und es besteht bei einer 45-minütigen Episodenumsetzung stets die Gefahr für den Zuschauer, rasch die Übersicht zu verlieren. 



Aus der Schublade ins Fernsehen: Final Frontier und Federation

Aber anstatt sich nun über die Projekte auszulassen, die den Gedankengängen verträumter Fans entspringen, sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass es durchaus zwei Projekte gibt, die über ein schlüssiges Konzept verfügen und für willige Produzenten viel von dem bieten, was eine neue Serie unterstützenswert machen könnte.

Alles Trick? Final Frontier

Besonders gute Karten hat wohl das Animationsprojekt der Star-Trek-Veteranen David Rossis und Doug Mirabellos in Zusammenarbeit mit José Muñoz. Die drei versetzen die Handlung ihres Serienkonzeptes ins Jahr 2525 2528 und zeichnen ein vergleichsweise düsteres Szenario: Die Föderation hat gerade einen langwierigen Krieg mit den Romulanern hinter sich, in dessen Folge ihr Territorium durch Verwüstungen zweigeteilt ist. Im Zuge des Krieges wurde Andoria zerstört, Qo'noS von den Romulanern besetzt und die Vulkanier sind kurzerhand aus der Föderation ausgetreten um Wiedervereinigungsgespräche mit ihren entfernten Cousins durchzuführen.
Die Idee ist verhältnismäßig ausgereift. Es gibt eine eigene (sehr empfehlenswerte) Website, auf der man sich die Crew, Designs und sogar die Storyboards für den Pilotfilm und die erste Folge ansehen kann.

Bildquelle: Startrekff.com

Zwar hängt dieses Vorhaben seit seiner Entstehung im Jahr 2005 so ziemlich im luftleeren Raum, doch die Vorteile liegen auf der Hand: Als Zeichtrickserie halten sich die Kosten in einem überschaubaren Rahmen, die Erzählmöglichkeiten sind vielfältiger als beim Live-Action-TV und der Star-Wars-Ableger "The Clone Wars" hat zuletzt lebhaft unter Beweis stellen können, wie wichtig die Erschließung jüngerer Zuschauerschichten für den Fortbestand einer Franchise sein kann.
Doch darin liegt wohl auch das Problem der Idee, denn Final Frontier ist weder Fisch noch Fleisch. Wie dereinst TAS wandelt das Konzept auf dem schmalen Grat zwischen Kinderunterhaltung und Erwachsenenanspruch und das Damoklesschwert, diesen Spagat nicht durchhalten zu können, schwebt bereits vor der tatsächlichen Realisierung beständig über dem Projekt. Zudem ist dieser Entwurf ein ziemlich radikaler Umbruch, der Abrams' mutwilliger Zerstörung Vulkans in nichts nachsteht.


Weiterer Minuspunkt: Das Design der 'Enterprise'
Bildquelle: Startrekff.com

Star Trek: Federation – Für alle, denen Final Frontier noch nicht weit genug geht

In eine recht ähnliche Kerbe schlägt der Vorschlag, den Regisseur Bryan Singer, Star-Trek-Veteran Robert Meyer Burnett, Christopher McQuarrie und Titan-Mitautor Geoffrey Thorne ebenfalls im Jahr 2005 nach dem Ableben von "Enterprise" auf einem fünfundzwanzigseitigen Entwurf formulierten.
Auch ihr Entwurf spielt in einer weiter entfernten Zukunft, namentlich in dem bereits von Futurama besetzten Millennium des Jahres 3000.
Bildquelle: Trekmovie.com
Und auch ihr Entwurf berichtet von einer Föderation in Trümmern. Die Menschheit ergibt sich einer römischen Dekadenz, die Vulkanier haben die Union mit den Romulanern verwirklicht und die Klingonen sind wieder auf Expansionskurs. Die Hauptfigur Alexander Kirk (!) bekämpft einen neuen unbekannten Feind namens "Die Geißel" ("The Scourge") und versucht nebenbei, den Glanz alter Föderationstage neu zu beleben, indem er den Gemeinschaftsgedanken neu entfacht.
Darüber hinaus gibt es einige interessante neue Ideen, um dem fortgeschrittenen Technologiestand Rechnung zu tragen, die Grundzüge für die ersten fünf Episoden sind bereits zusammengetragen und auch die Crew trägt einen internationalen und intergalaxialen Charakter, wie man ihn zuletzt bei TNG ausmachen konnte.
Doch beide Ideen sind nun wirklich nichts Neues mehr, sondern bei genauerer Betrachtung eher ein alter Hut. Irgendwo zwischen der Neuauflage von "Battlestar Galactica" und der Grundhandlung von "Andromeda" (es soll sogar einen personifizierten Computeravatar namens M.A.J.E.L. geben) folgt es Konzepten, die in ähnlicher Form bereits des Öfteren im Fernsehen zu sehen waren. Den Neuanfang der Franchise an diesem uninspirierten Topos-Recycling aufzuziehen, scheint weder sonderlich innovativ, noch in irgendeiner Form geeignet, um der gesamten Franchise die benötigte Frischzellenkur zu verpassen.












Warum nicht? Ein Neuanfang für Star Trek in der Alternativen Realität

Alles in allem bleibt also festzuhalten, dass die originale Zeitlinie nur wenig Möglichkeiten zur freien Entfaltung bietet. Schuld daran sind viele Faktoren. 
Kosten, Realisierbarkeit und fehlende Innovation sind entscheidende Hemmnisse für die kommende Star-Trek-Serie. Erschwerend wirkt darüber hinaus ein Umstand, der Star Trek eigentlich zu etwas so Außergewöhnlichem macht: Sein alles beherrschender Kanon. 
Er grenzt den Erzählrahmen ein, beschränkt die Figuren auf ein abgestecktes Aktionsfeld und bestimmt die Handlungsorte. 
Insofern kann man Abrams also nicht vorwerfen, sich dessen vernichtendem Einfluss dadurch entzogen zu haben, dass er sich und seine Filme in eine alternative Zeitlinie flüchtete. Bei Lichte besehen ist auch nicht diese alternative Zeitlinie das große Übel, denn auch hier kann man die großen philosophischen Themen beim Schopfe packen, die Star Trek schon immer ausgemacht haben.
Man muss es eben nur wollen.
Und genau in diesem Punkt liegt das Problem, das K'olbasa in seinem Artikel zu Recht monierte, denn tiefschürfende Auseinandersetzungen mit den Problemen unserer Zeit unter dem Deckmantel der Science Fiction liegen Abrams und seinen Helfern überhaupt nicht. Da auch Nachwuchsregisseur Robert Orci voraussichtlich kaum mit den Vorgehen seines Protegés brechen wird, wage ich zu behaupten, dass sich wohl auch der dritten Kinofilm in puncto Inhalt und Anspruch nicht allzu weit von seinen beiden Vorgängern wegbewegen wird.
Hier kommt die neue Serie ins Spiel, denn in den letzten zwanzig Jahren hat dieses Sendeformat einen qualitativen Quantensprung hingelegt und überflügelt längst in puncto Inhalt das kommerzielle Leinwandgeschäft. Denn während die Handlung in Kinofilmen Jahr für Jahr an Bedeutung verliert, haben Serien eine gegenteilige Evolution hinter sich. Staffelüberspannende Handlungen sind inzwischen zu einem Standard geworden und wenn es gelingt, hier eine Prise philosophischer Themen anzubringen, kann auch Star Trek den erfolgreichen Sprung ins 21. Jahrhundert schaffen. 
An diesem Anspruch wird sich also die nächste Star-Trek-Serie messen lassen müssen und es ist mir persönlich egal, ob das in einer alternativen Zeitlinie passiert oder nicht. 
Ein Ausblick in die unmittelbare Zeit nach den Ereignissen der Abramstrek-Kinofilme?
Kein Problem!
Sulus Abenteuer auf einer alternativen USS Excelsior?
Kann man machen!
Ein TNG-Prequel, der Picards Abenteuer auf der USS Stargazer erzählt?
Warum nicht?



Fazit

Es kommt im Endeffekt gar nicht darauf an, in welcher Zeitlinie die nächste Serie spielt, sondern ob es gelingen wird, sowohl den altehrwürdigen Star-Trek-Standards als auch den aktuellen Serienentwicklungen zu genügen. Eine Symbiose aus Alten und Neuen ist rein prinzipiell möglich, doch es bedarf engagierter und fähiger Produzenten, diese Grundanforderungen zu erfüllen. Die grundlegende Frage der kommenden Jahre wird daher nicht "Wo?" sein, sondern viel eher "Wer?".

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Turons Senf zu Mark Altmans Forderungen, Star Trek ins nächste Marvel-Universum zu verwandeln

Für alle, die gerade die sperrige Überschrift gelesen haben und sich nunmehr frei nach Michail Sostschenkos "Die Kuh im Propeller" denken "Sie, Genosse, müssen etwas volkstümlicher sprechen, dass Sie die Masse auch versteht!", sollte ich an dieser Stelle vielleicht einige Wort der Erklärung abliefern.

Am 7. Oktober 2014 veröffentlichte das Internetportal IO9 unter dem Titel "How To Turn Star Trek Into the Next Marvel Universe" (meine bescheidene Übersetzung "Wie man aus Star Trek das nächste Marvel-Universum macht") einen Essay aus der Feder Mark A. Altmans.

Nun ist Altman trotz der Fragezeichen auf der Stirn des ein oder anderen Lesers nicht irgendein Wirrkopf, der irgendwelche unwichtigen Sachen ins Internet stellt, sondern ein namhafter Star-Trek-Experte, der nicht nur einige Star-Trek-Comicbücher verfasst hat, sondern auch ein paar hinlänglich bekannte Werke der Sekundärliteratur dieser Franchise wie etwa das "Captain's [sic!] Logbuch", "The Next Generation: Der Blick hinter die Kulissen" oder das "Deep Space Logbuch" (mit-)veröffentlichte, die in kaum einem Sammlerzimmer der Neunziger oder einem Second-Hand-Buchladen unserer Tage fehlen dürfen. Darüber hinaus war er der (Mit-)Produzent und (Mit-)Drehbuchautor der Fandom-Komödie "Free Enterprise", für die der Kirk-Darsteller William Shatner höchstpersönlich gewonnen werden konnte. Und als ob das noch nicht genug wäre, war er 2000 im Zuge der Ankündigungen des Serienstarts von "Enterprise" bereits einer der wenigen, die vor einer allgemeinen Star-Trek-Übersättigung warnten und eine Ruheperiode einforderten, um das Faninteresse wieder neu zu entfachen. Die Kombination aus seiner Expertise und das Bewusstsein, dass seine Ansichten bereits zuvor als Kassandrarufe im Wind verhallten, lässt seinen Worten also ein gewisses Gewicht zukommen.


So verwundert es sicherlich kaum weiter, dass Altman sich in seinem Artikel als eine Art Heilsbringer für die in Stagnation begriffenen Franchise positioniert, in dem er einen Maßnahmenkatalog vorstellt, um die das längst vergangene Goldene Zeitalter Star Treks in den Neunzigern kurz vor dem fünfzigsten Jubiläum wenigstens partiell wieder auferstehen zu lassen. Seine Vorschläge sind dabei keineswegs neu, sondern eher das, was man vom Autor des "Captain's [sic!] Logbuch" erwarten kann: Eine gut recherchierte Zusammenstellungen von Wortmeldungen, die es zuhauf in Star-Trek- und Science-Fiction-Foren hierzulande und jenseits des großen Teiches gibt. 
So liegt es in der Natur der Sache, dass einige der geäußerten Hinweise tatsächlich nicht einer gewissen Grundlage entbehren.

Die beste Idee in Altmans zusammengestückelter To-Do-Liste ist vielleicht die Einführung eines engagierten Supervisors für sämtliche Star-Trek-Produktionen, der sich insbesondere darum kümmert, dass die immer weiter ausufernde Franchise ihrem längst zu einer unübersichtlichen Größe angewachsenen Kanon treu bleibt. Verglichen mit Marvel steht Star Trek dem Informationsgehalt der vielen Comics durch seine sechs Serien und bislang zwölf Kinofilme in nichts nach und auch wenn J.J. Abrams die neuen Abenteuer der Enterprise-Crew in eine alternative Realität verlegt hat, tapst er doch immer wieder in diverse Fettnäpfchen, die sich durch einen gut informierten Experten hätten verhindern lassen können.

Die zweite zentrale Forderung nach der längst überfälligen Rückkehr Star Treks auf die Fernsehleinwand ist ja bekanntlich so alt wie die Absetzung von "Enterprise" selbst und es bedarf wohl keiner weiteren Erläuterungen dieses Allgemeinplatzes. Anhand dieses Punktes wird spätestens deutlich, dass Altman inhaltlich kaum mehr als ausformulierten Fanservice bietet, in dem er olle Kamellen wie die Ausweitung der Blu-Ray-Digitalisierung auf "Deep Space Nine" oder die Verwirklichung einer Trickfilmserie bzw. verschiedener Tie-In-Filme (egal ob für Videos, DVDs oder Streamingmedien) aufwärmt.

Schließlich lässt er sich zu einer würdelosen Lobhudelei auf J.J. Abrams und seine Schreiberlinge herab und lobt die Arbeit der Reboot-Hauptverantwortlichen in den Klee, wobei er die Fraktion anders denkender Star-Trek-Fans als ewig gestrige Minderheit abstempelt. 

Das alles wäre aber nicht die Aufregung wert, wenn Altman das Ganze nicht unbedingt mit der Forderung überschrieben hätte, Star Trek in die Fußstapfen des Comicfilmgiganten Marvel folgen zu lassen.
Auch wenn ich den Superheldenverfilmungen noch nicht einmal ablehnend gegenüberstehe, muss ich an dieser Stelle doch mal das Wort ergreifen:



Natürlich ist es schön, die Auferstehung der Helden aus Kindertagen auf der Kinoleinwand miterleben zu können, doch der schier unaufhaltsame Boom von Comicverfilmungen in den letzten fünfzehn Jahren hat einige Begleiterscheinungen heraufbeschworen, von denen ich persönlich Star Trek lieber verschont wissen wollen würde.

Star Trek hat schon immer dann geglänzt, wenn es durch ansprechende Drehbücher mit deutlichem Science-Fiction-Bezug  getragen wurde. Zumeist war dies auf die einzelnen Serien beschränkt, aber einigen Filmen wie "Das unentdeckte Land", "Der Erste Kontakt" oder "Der Aufstand" gelang der schwierige Spagat zwischen Kunst und Kommerz. Der gewöhnliche Star-Trek-Fan, durch mehr als siebenhundert Folgen an Anspruch und Niveau gewöhnt, will eben kein Popcorn-Kino, dem ausgedehnte Explosionen wichtiger sind als die überschaubare Handlung.

Und wo wir gerade beim Thema sind: Wer sich heutzutage eine Marvel-Umsetzung auf der Kinoleinwand ansieht, wird schon nach kurzer Zeit von einer CGI-Überdosis – zumeist in 3D - übermannt. Dieser Goldene Schuss rührt daher, dass Kino immer mehr eine Erfahrung für das Auge und immer weniger für das Hirn geworden ist, wobei die einzelnen Effekte allesamt den gleichen Standards genügen und daher rasch austauschbar wirken. Die hohe optische Ähnlichkeiten unter den einzelnen Superheldenstreifen führt so hin und wieder zu Ermüdungserscheinungen.

Und wenn es mal zu einer Handlung kommt, so trifft man besonders häufig auf Prequels (vgl. z.B. "X-Men Origins: Wolverine", "X-Men: First Class", "Days of the Future Past" u.a.) und ausgedehnten Entstehungsgeschichten (vgl. z.B. "Hulk", "The Incredible Hulk", "Thor" u.a.). Die wahre Herausforderung, Geschichten im direkten Anschluss zu erzählen, funktioniert vergleichsweise mäßig (vgl. "Iron Man II", "X2", "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" u.a.) und zuweilen lässt man derartige Bemühungen schlichtweg aus, und beginnt eine gerade erst frisch inszenierte Superheldenreihe einfach nochmal von vorn (vgl. z.B. "Spider Man" und "The Amazing Spider Man").

Das alles hat dabei einen stolzen Preis, ohne dass die Verantwortlichen vorher abschätzen können, ob die bereitgestellten Budgets sich auf längere Zeit an der Kinokasse wieder einspielen. Bei einem Kassenflop hängt schnell die Existenz ganzer Produktionsfirmen am seidenen Faden, wie bereits 1966 Fox' "Cleopatra" unter Beweis stellen konnte. Die gesamte Realisierung derartiger Blockbuster ist bei objektiver Betrachtung ein finanzielles Vabanquespiele mit Geldmitteln, die dem Jahreshaushalt mancher Staaten entsprechen würde. So betrug der Finanzpool der drei Iron-Man-Verfilmungen  mehr als der Jahreshaushalt Sierre Leones (540 vs. 510 Mio. Dollar) mit dem Geld, dass in Avengers ausgegeben wurde könnte man fast den Etat des Karibikstaates Antigua und Barbuda decken (240 vs. 230Mio. Dollar  und mit einem durchschnittlichen Investitionsolumen von etwa 170 Millionen Dollar pro Comic-Verfilmung könnte man bereits für ein Jahr die Ausgaben der Komoren begleichen (166 Mio. Dollar).

Doch lohnt es sich ernsthaft, sich darüber aufzuregen?
All das hat Star Trek nämlich längst erreicht. Die Kinofilme mit den Nummern elf und zwölf waren ein inhaltsarmes Popcorn-Kino, in dem nicht nur die Vorgeschichte der altbekannten Enterprise-Crew inszeniert wird, sondern auch CGIs und Lensflares einander häufiger abwechseln als sinnige Dialoge. Gekostet hat dieser Spaß einmal 150 und ein anderes Mal 185 Millionen Dollar, was zusammen mehr ist, als etwa der Vatikan pro Jahr an Finanzmitteln zur Verfügung hat.
Es ist doch reichlich offensichtlich, dass die Realität des Marvel-Film-Universums Star Trek längst eingeholt hat und die Franchise für Paramount längst das geworden ist, was Marvel für andere Produktionsfirmen ist.
Nur Mark Altman hat davon noch nicht allzu viel mitbekommen. Sein Artikel kommt in diesem Sinne einem Marvel-Film auffallend nahe: Ohne allzu viel Inhalt verlegt er sich auf den Effekt, den seine längst nicht mehr allzu originellen Forderungen verursachen.

Doch warum hat Altman dann überhaupt diesen Essay verfasst?
Die Antwort liegt versteckt in der Vorstellung des Autoren, die sich dem Text auf unscheinbare Art und Weise anschließt. Altman wird nächstes Jahr pünktlich zum fünfzigsten Star-Trek-Jubiläum ein weiteres Buch herausbringen, das den Titel "Fifty Years of Star Trek: From 'The Cage' to Today" tragen wird. Da muss man natürlich im Vorfeld ordentlich die Werbetrommel rühren, Präsenz im Internet zeigen und jeden daran erinnern, dass man bereits anno dazumal den richtigen Riecher bewiesen hat.

Altman ist also keineswegs ein allwissender Heilsbringer, Marvel kein geeignetes Vorbild für Star Trek und die allgemeine Kino-Evolution hat Altmans Forderungen ohnehin längst überholt. Es ist ein mäßig geschickter PR-Stunt, den man nicht auch noch dadurch belohnen sollte, sein anstehendes Buch zu erwerben, das ohnehin voller Informationen sein wird, die das Internet bereits jetzt schon bietet (vgl. die aufgeführten Argumente des Essays). 
So oder so ist jeder Trailer für den nächsten Avengers-Teil eine bessere Nutzung von Zeit als die Lektüre von "How to Turn Star Trek into the Next Marvel Movie Universe"...

Hat wirklich überhaupt nichts mit Star Trek am Hut: Thor

Mittwoch, 24. September 2014

Turons Senf zum Mindestalter für Science Fiction

Die Online-Ausgabe der britischen Tageszeitung Daily Mirror ruft seine Leser seit vorgestern zu einer Umfrage der ganz besonderen Art auf:



Nach der vorletzten Doctor-Who-Episode "Listen", in der es um mysteriöse Wesen ging, die nachts unter den Betten unschuldiger Kinder ihr gruseliges Unwesen treiben und die kleinen Racker im Falle eines unvorsichtigen Aufstehens auch schon einmal beherzt an die Waden greifen, fragen sich die Untertanen der Queen, ob Doctor Who überhaupt für Zuschauer im Kindesalter geeignet sei.



Dazu sollte man an dieser Stelle vielleicht das ein oder andere Wort der Erklärung verlieren. Die britische Kultserie wurde erstmals 1963 ausgestrahlt und richtete sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche und die schwarzweiße Premierenfolge mit einer Dauer von fünfundzwanzig Minuten wurde daher um 17.15Uhr im Vorabendprogramm der BBC auf der Insel ausgestrahlt – zu einer Zeit also, in der uns hierzulande schonmal das Sandmännchen beim Herumzappen erscheinen kann.


Seitdem hat sich eine Menge verändert. Im Zuge sinkendem Zuschauerinteresse wurde die Serie nach 700 Folgen, sechsundzwanzig Staffeln und sieben Inkarnationen des Doktors im Jahre 1989 sang- und klanglos eingestellt. Abgesehen von einem wenig populären Filmversuch im Jahre 1996 blieb es lange Zeit viel zu still um die traditionsreiche Science-Fiction-Serie.


Weil so eine Zeit der Abstinenz die Nachfrage erhöht und die eigensinnigen Briten 'ihren Doktor' in der Zwischenzeit endgültig als festen Bestandteil ihres kulturellen Kanons verinnerlicht hatten, kam es im Jahre 2005 endlich zu einer längst überfälligen Neuauflage der Serie.
Aber längst war nichts mehr so wie es einmal war.
Eine neue Autorengeneration verlieh der Hauptfigur eine neue Tiefe, der Sendeplatz war mittlerweile auf 19Uhr emporevolutioniert und eine Folge dauerte mindestens fünfundvierzig Minuten.
Der Reboot war sofort ein durchschlagender Erfolg, der nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern auch in den USA (wie man etwa bei der Big Bang Theory zuweilen hören kann), und selbst hierzulande immer mehr Fans dazugewann (wie man etwa an den Kostümen diverser FedCons erkennen kann). Vor allem weibliche Fernsehzuschauer waren von attraktiven späteren Doktorengesichtern wie dem David Tennants oder Matt Smiths heillos in den Bann geschlagen.



Daran aber, dass sich die Serie mittlerweile zur führenden Science-Fiction-Serie weltweit heraufgeschwungen hat, trägt nicht allein der Umstand bei, dass es kaum mehr ernstzunehmende Konkurrenz gibt, sondern auch, dass den Produzenten die heikle Symbiose von Zeitreise-Geschichten und Horrorelementen geglückt ist.

Insofern wirkt die Aufregung, wie sie der "Daily Mirror" mit seinem Umfrageartikel zu erzeugen versucht, doch arg gekünstelt und in ihrer Form lächerlich deutlich an Helen Lovejoys Catchphrase aus den Simpsons angelehnt.



Denn bereits mit der neunten Reboot-Folge "The Empty Child" wurde die Tradition der Sci-Fi-Horror-Serie begründet, als eine untote Kinderleiche, deren Gesicht mit einer Gasmaske verschmolzen ist, über eine Doppelepisode hinweg seine eigene Teenie-Mama stalkte.



Einige Staffeln später zementierte man die unheilige Allianz aus Angst und Faszination mit einer denkwürdigen Folge namens "Blink" um menschenjagende Engelsstatuetten, die ahnungslosen Passanten nach dem Leben trachten, die nicht unablässig und ohne zu blinzeln in ihre Richtung starren.



Keinen Deut besser kam schließlich "Silence in the Library" daher, in der der Doktor und seine Redshirt-Gefährten nicht nur durch eine überdimensionierte Bibliothek bei Nacht schleichen müssen, sondern auch von mehr als nur hühnchenfleischfressenden Schatten verfolgt werden.



So gab es in jeder Staffel bislang die obligatorische Gänsehaut-Episode und bislang hat sich darüber auch noch niemand allzu ernsthaft beschwert. Daher zeugt auch der Artikel im "Daily Mirror" vor allem von drei Entwicklungen:

Nummer #1. Seit dem vergeigten Unabhängigkeitsreferendum um Schottland hat der "Daily Mirror" scheinbar nichts Weltbewegendes mehr zu berichten und sieht sich gezwungen, seine leeren Seiten mit an den Haaren herbeigezogenen Aufmachern zu füllen.

Nummer #2. Die Presselandschaft jenseits des Ärmelkanals ist nicht mit der ausgewogenen Berichterstattung unserer Breiten zu vergleichen und längst hat sich das, wofür die Bildzeitung hierzulande belächelt wird, auf den Britischen Inseln zum allgemeingültigen Standard entwickelt.

Nummer #3. Dem Kurznachrichtendienst Twitter wird von Journalisten viel zu viel Beachtung geschenkt, denn der Artikel fußte wohl vor allem auf Tweets wie diesem hier:



Um die eigentliche Frage zu beantworten, wie kindgerecht Doctor Who tatsächlich ist, nur soviel:
Längst ist die britische Kultserie ihren Kinderschuhen entwachsen und nachdem der Versuch, mit Torchwood eine erwachsene Serie mit einem Monopol auf ältere Zuschauer zu senden durch die Absetzung dieses Spinoffs nicht von Erfolg gekrönt worden war, muss die Serie eine große Bandbreite von Zuschauern befriedigen. Die Verschiebung der Sendezeit von anfangs 17.15Uhr auf später 19Uhr und mittlerweile sogar 20.15Uhr birgt bereits einen deutlichen Hinweis für besorgte Eltern, ab welchem Alter man eine entsprechende Serie sehen darf. 
Und dann gibt es noch immer Trailer mit Hinweisen zur Information für alle jene Erziehungsberechtigten, denen die Schlafzeiten ihrer Kinder nicht ganz so wichtig sind.



Spätestens an dieser Stelle kann man sich natürlich schon einmal zu Recht fragen, was der ganze Schmuh eigentlich mit "Star Trek" zu tun haben könnte, dem sich dieser Blog ja eigentlich verschrieben hat.
Tatsächlich geht es um eine größere Frage, die immer wieder an uns herangetragen wird. Ab welchem Alter darf man Kinder Science Fiction, beziehungsweise "Star Trek" ansehen lassen?

Dabei bleibt natürlich anzumerken, dass Science Fiction nicht gleich Science Fiction ist und Star Trek nicht gleich Star Trek.

So verwundert es mich beispielsweise kaum, dass sich Star Wars bereits unter Kindergartenkindern so großer Beliebtheit erfreut, denn in den Filmen und Animationsserien geht es so plump um den Kampf zwischen Gut und Böse, dass der Vergleich mit Märchen nicht allzu weit hergeholt ist. Für die Erlebens- und Verstehenswelt von Kindern ist der "Krieg der Sterne" daher tatsächlich geeignet um von Kindern in seiner Grundanlage verstanden zu werden.



Insofern steht das Franchise auch nicht in direkter Konkurrenz zu Star Trek, das seinerseits eine Nische in einem philosophischen und intellektuellen Zugang zu Science Fiction sucht. Da Kinder erst ab zehn Jahren überhaupt eine Zeitvorstellung entwickelt haben, die ihnen ermöglicht, das Konzept von Science Fiction, Zeitreisen und Zukunft zu verstehen, ist es so unangebracht wie sinnfrei, sie vorher damit in Berührung zu bringen.



Was aber auch nicht bedeuten soll, dass Kinder unter zehn noch kein Star Trek sehen dürfen. Tatsächlich tragen hier die Eltern die Verantwortung zu entscheiden, was sie für geeignet halten, um es gemeinsam mit ihren Kindern zu sehen. So kann etwa "Kennen Sie Tribbles?" durchaus auch vorher angesehen werden, während eine Folge wie "Die Verschwörung" nicht umsonst auf den Schnitttischen der amerikanischen Zensur gelandet ist (wie man in "Kraft der Träume" erkennen kann).



Es muss bei näherem Hinsehen wohl nicht weiter erklärt werden, dass der Xindi-Handlungsbogen bei "Enterprise", die Dominion-Kriege bei "Deep Space Nine" oder die Ermordung Admiral Marcus' in "Into Darkness" nicht unbedingt für Vorschulkinder oder Zweitklässler zu empfehlen sind. Ja selbst die Star-Trek-Trickfilm-Serie TAS sollte man nicht einfach gedankenlos seinen Sprösslingen vorsetzen, denn bereits die damaligen Produzenten waren sich nicht darüber einig, ob sie da Erwachsenenunterhaltung oder eine Kindersendung fabriziert hatten.


Das Zauberwort heißt im Endeffekt also Eigenverantwortlichkeit der Eltern, denn egal ob Doctor Who, Star Trek oder irgendeine andere Science-Fiction-Serie gilt:
Es kommt darauf an, dass sich Eltern vorher selbst einmal ganz genau ansehen, welche Folgen für ihr Kind geeignet sind und welche nicht. Altersfreigaben, Sendezeiten und Episodenlänge sind geeignete Indikatoren dafür, was man dem eigenen Zögling in welchem Alter zumuten kann.
Diese Verantwortung für die eigenen Nachkommen auf einen Fernsehsender wie BBCTele 5 oder ZDFneo zu schieben, ist mehr als scheinheilig, zumal Kinder um viertel Neun vor der Glotze nix mehr zu suchen haben.