Dienstag, 23. Dezember 2014

Turons Senf zum neuen Star-Trek-Regisseur



Wer hätte gestern noch geglaubt, dass sich Star-Trek-Fans Roberto Orci zurückwünschen?
Sicherlich kaum jemand.
Dieser "Schwarze Mittwoch" (in der von abweichenden Zeitzonen verzerrten USA ist es wohl eher ein "Schwarzer Dienstag") wird jedenfalls vielen Fans im Gedächtnis bleiben, denn nach dem Hick-Hack um die Entlassung Orcis als Regisseur für den dreizehnten Star-Trek-Kinofilm, der zum fünfzigsten Jubiläum der Franchise in die Kinos kommen soll, haben sich die Paramount-Verantwortlichen nun endlich auf einen neuen Regisseur für diesen bereits im Frühjahr zum Dreh terminierten Film geeinigt und bekanntgegeben, dass es der einundvierzigjährige Justin Lin werden wird.


"Justin Wer?" wird wohl der ein oder andere Leser nicht ganz zu Unrecht fragen.
Nun Justin Lin hat sich bislang damit einen Namen gemacht, ganze vier Teile der unnötigsten Filmreihe zu leiten, die jemals auf die Menschheit losgelassen wurde: "The Fast and the Furious".
In dieser bislang sechsteiligen Reihe (ein siebenter ist bereits in Arbeit) geht es vor allem um prollige Autos und illegale Straßenrennen. Man könnte an dieser Stelle mehr dazu sagen, doch wirklich keiner der Filme bedarf einer weiteren Differenzierung. Es sind inhaltsfreie Actionfeuerwerke mit Chromglanz und Asphaltgeruch, zu deren Kinostarts wohl kaum ein Liebhaber anspruchsvoller Kinounterhaltung freudestrahlend in der ersten Reihe sitzt.

Bildquelle: jalopnik.com
Doch Paramounts Führungsetage hat damit ein klares Statement abgeliefert, wo genau sie " Star Trek" verortet. Es geht um puren Kapitalismus. Für sie ist die Franchise nämlich nicht mehr als ein profitables Produkt beziehungsweise eine altbewährte Hausmarke, die man so gewinnträchtig wie möglich an das Massenpublikum verkaufen will. Möglichst viele Zuschauer sollen den Film sehen, sich von Action, CGIs und Explosionen blenden lassen und sich nicht durch verkaufsmindernde Ablenkungen wie eine funktionierende Handlung, Anspruch oder gar einen philosophischen Rahmen ablenken lassen. "Star Trek" ist bei Paramount  mittlerweile halt das, was für andere Produktionsunternehmen die Marvel-Comic-Verfilmungen, Star Wars, die DC-Comic-Verfilmungen oder eben "The Fast and the Furious" ist, nämlich einträgliches Popcornkino ohne störende Substanz. Dass dabei der einzigartige Charakter einer ganzen Franchise ruiniert wird, für den der größte Teil der Fans eigentlich ins Kino strömt, passt schlichtweg nicht in die Denkenswelt der auf kurzfristigen Umsatz ausgerichteten Finanzjongleure.


Aber war so etwas nicht abzusehen?
An eine Verpflichtung von Jonathan Frakes hat wohl selbst unter den Hardcore-Anhängern niemand ernsthaft geglaubt und auch hoffnungsvolle Namen wie dem des Cornetto-Trilogie-Regisseurs Edgar Wright waren wohl von Anfang an ob ihrer Unberechenbarkeit keine allzu glaubwürdige Alternative.
Eigentlich hatte der Großteil der Experten Rupert Wyatt, der immerhin mit "Planet der Affen: Prevolution" so etwas wie einen Science-Fiction-Film in seiner Vita zu stehen hat, bessere Chancen auf diesen Posten bescheinigt. Auch andere Namen wie Morten Tyldum, Daniel Espinosa and Duncan Jones waren zuvor als potentielle Kandidaten durchgesickert und jeder einzelne von ihnen wirkte wie eine bessere Wahl als Lin.

Bildquelle: trekmovie.com
Doch ist der Mann des tatsächlich so eine schlechte Wahl? Vorverteilen ihn die Trekkies nicht vorschnell?
In bester Star-Trek-Tradition ist er der erste Nicht-Weiße, dem der Regisseurs-Posten zugestanden wurde und auch andere heute namhafte Regisseure kamen mit eher zweifelhaften Vorschusslorbeeren zu Star Trek. Erinnert sich noch jemand, dass zu Nicholas Meyers Referenzen für seinen Einstieg ins Star-Trek-Geschäft Filme wie "Invasion of the Bee Girls" zählten?
Heute werden seine beiden Filme "Der Zorn des Khan" und "Das unentdeckte Land" immer wieder dann hervorgekramt, wenn es darum geht, um wie vieles besser früher die Kinofilme gewesen waren.
Außerdem sollte an dieser Stelle auch Erwähnung finden, dass Lin immerhin für drei Episoden der Kult-Serie "Community" auf dem Chefsessel saß und gute Arbeit ablieferte.


Während man also dem Regisseur nicht unbedingt gleich mit loderndem Hass begegnen sollte, bleibt das flaue Gefühl in der Magengegend ob der Art und Weise bestehen, mit dem Paramount sein eigenes Zugpferd behandelt. Die Entscheidung für den Feinstaub-belasteten Lin beweist eine klare eine Ablehnung gegenüber den traditionellen Star-Trek-Kinofilm-Mechanismen und markiert eine deutliche Absage an die Fans, die kaum mehr sind, als eine ungewollte Altlast. 
Star Trek in Kinoform wird ein hirnloses Popcorn-Kino bleiben und der einzige Hoffnungsschimmer für die Fans bleibt das bange Warten darauf, dass Star Trek vielleicht doch noch einmal irgendwann dahin zurückkehrt, wo es hingehört: 
Ins Fernsehen.

7 Kommentare:

  1. Ich bin nicht so negativ eingestellt, wie du - was soll nach 'Star Trek 12' noch schlimmer werden?

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    1. Was heißt negativ - für mich ich die Verpflichtung Justin Lins lediglich Ausdruck einer Einstellung auf Seiten Paramounts, deren Ursprung ich sogar noch viel früher verorten würde: Bei Star Trek XI.

      Lin ist auch nur Erfüllungsgehilfe der gleichbleibenden Schreiberbrigade und lediglich für die Umsetzung der Ideen zuständig, die diese sich zuvor haben einfallen lassen. Was für eine Nullnummer das war, hat man ebenfalls bereits 2009 sehen können.

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  2. Hallo Turon,

    klasse Beitrag. Sehe ich genauso.
    Seitdem ich gelesen habe, dass Paramount mehr ein "Star Trek" à la "Guardians of the Galaxy" möchte, da dieser Film international sehr erfolgreich lief, erwarte ich vom neuen Star Trek Film in Sachen Scifi und Anspruch nichts mehr. Guardians of the Galaxy war, wenn ich es mir in Erinnerung rufe, ein total schlechter Film, der nur von Trash und Action gelebt hat und nichts nachhaltiges (Außer Uhura in grün) geschaffen hat. Was ich dem neuen Film wünsche ist trotzallem ein wirtschaftlicher Erfolg, dass irgendwann doch mal genug Reserven (und Mut) vorhanden sind, um mit Star Trek einen neuen Weg zu gehen, sprich: eine neue Fernsehserie. Star Trek hat aus meiner Sicht im Kino noch nie so richtig funktioniert, außer es wurde mit den Filmen der Nerv der Zeit getroffen - wie zum Beispiel Star Trek 6.

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  3. Hi Turon,
    leider sehe ich das genauso! Ich habe langsam den eindruck, das bei Paramount, niemand mehr da ist, der Star Trek wirklich versteht, bzw. weis was man damit Anfangen soll. Bleibt nur zu hoffen, das CBS mit ihrer neuen Serie , der Vertrag mit Paramount (der es CBS untersagte, eine neue Serie, wegen des Reboots von Star Trek, zu Produzieren) läuft ja nun aus! Interessant ist auch die Aussage von CBS, dass sie die Ereignisse im J.J. Universum nicht Berücksichtigen werden, bzw. Ignorieren werden.

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  4. Glückwunsch, da hat jemand erkannt das diese ganze Filmreihe dazu gemacht wurde Geld zu verdienen und nicht irgendwelchen Leuten ihr Leben zu versüßen.
    Natürlich wird Star Trek an die Masse angepasst die das meiste Geld bringen wird, ansonsten würde kein Film mehr im Kino laufen.
    Wenn Action Star Trek mehr Geld bringt als alles andere gibts halt Action Star Trek oder überhaupt nichts.
    Lebt damit.

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    1. Glückwunsch, da hat jemand - der nicht einmal den Hintern in der Hose hat, seine eigenen Hirnausschüttungen mit einem Namen zu versehen - mit einem einzigen Kommentar die Fanlandschaft einer ganzen Franchise ins Abseits gestellt, die einmal für anspruchsvolle Science Fiction mit Köpfchen gestanden hat.
      Wenn Du den Fans dieser Ausrichtung aberkennst, sich über solche Tendenzen beschweren zu dürfen, um wenigstens einer potentiellen neuen Serie durch ihre Wortmeldungen alte Werte angedeihen zu lassen, brauchst Du Fanblogs auch gar nicht zu lesen.
      Leb' damit.

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  5. Nach so vielen "Glückwünschen" nun auch von mir noch ein paar Worte. Lieber Anonym, zuerst mal Herzlich Willkommen auf dem Blog einer Star Trek-Fangemeinde! Anscheinend magst Du ja Kirk, Picard und Co. ja auch, sonst hättest Du Dich nicht auf diesen Blog verlaufen. Allerdings klingt Deine Meinungsäußerung ein wenig verbittert. Wenn du dich damit abgefunden hast, das alles so wie es ist eh nicht zu ändern ist und das Leben ungerecht und schlecht ist, dann ist das sehr schade. Ich für meinen Teil habe in meinem Leben noch nie die Dinge so hingenommen sondern glaube an Veränderungen. Schließlich sagte schon der alte Marx, das die Triebkraft der Entwicklung der Widerspruch ist. Bisher war es hier auf dem Blog üblich, dass man andere Meinungen toleriert und Kritik oder eine andere Meinung zumindest respektiert. Auch brauch ich jedenfalls niemanden, der versucht, mir das Leben zu erklären...zumindest nicht, bevor wir gemeinsam mal einen Whisky getrunken haben ;)

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