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Donnerstag, 10. März 2016

Horizon - Ein passender Name!? Eine Rezension zum Fanfilm



Spoilerwarnung. In dieser Besprechung werden mehrere handlungsrelevante Details aus dem Fanfilm "Star Trek - Horizon" angesprochen. Wenn Du Dich vor Vorab-Informationen schützen möchtest, sollltest Du an dieser Stelle innehalten und nicht weiterlesen...

Einleitung. Wir schreiben das Jahr 2016. Ein spannendes Jahr, denn nicht nur, dass sich im fünfzigsten Jubiläumsjahr Star Treks der dreizehnte Kinofilm anschickt die Lichtspielhäuser des Planeten zu erobern (die Tafelrunde berichtete); es flimmert darüber hinaus auch endlich wieder eine TV-Serie wenn schon nicht dieses, dann doch spätestens nächstes Jahr über den Internet-Äther (die Tafelrunde berichtete ebenfalls). Drumherum gibt es den üblichen Bohei mit Sekundärliteraturveröffentlichungen, Merchandise-Sondereditionen und Spezial-Conventions.
Und doch gibt es eine Dimension, die immer wieder zeigt, dass Star-Trek-Fans wirklich etwas Besonderes sind und ihre eigenen Formen finden, um ihrer individuellen Leidenschaft Ausdruck zu verleihen.
Und im gleichen Maße, wie es verschiedene Star-Trek-Serien, Fan-Vorlieben und Anspruchshaltungen innerhalb der breitgefächerten Fanbasis gibt, so sehr blüht dieser Tage die Star-Trek-Internet-Fan-Film-Landschaft auf. Sie bietet jeder einzelnen Anhänger-Strömung eine Heimat und es verwundert kaum, dass das Internet-Nerd-Portal io9 diese Dekade zum "Goldenen Zeitalter der Star-Trek-Fanfilme" krönte.
Den Anfang machte in diesem für die gesamte Franchise so bedeutsamen Jubeljahr ein Vetreter des Genres, der sich thematisch an die letzte Star-Trek-TV-Serie anschließt. In "Star Trek - Horizon" (übrigens in keiner Beziehung mit dem ebenfalls bereits besprochenen Fanfilm "Dark Horizon") wird der Zuschauer in die Enterprise-Ära versetzt, ohne dass es sich zwangsläufig um die hinlänglich bekannten Personalien Archer, T'Pol oder Tucker drehen würde. Als Sympathisanten der bislang letzten Fernsehabenteuer hat es sich die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" nicht nehmen lassen, dieses spezielle Liaison einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und seinen Lesern zu berichten, ob sich die Investition von immerhin zwei Stunden Lebenszeit wirklich lohnt.


Story. Die romulanische Doppelagentin T'Mar wird von der USS Discovery NX-04 zurück zur Erde gebracht, doch eine Flotte romulanischer Schiffe versucht umgehend, diesen Überläufer mit allen Mitteln vom Seitenwechsel abzuhalten. Nur unter hohen Opfern gelingt es Captain Harrison Hawke der feindlichen Armada zu entkommen und seine kostbare Fracht abzuliefern: Beim Gefecht gegen die gegnerischen Bird-of-Preys findet seine Bettgefährtin und Untergebene Amelia Yaris den Tod.
Doch die romulanische Bedrohung gewinnt mit diesen Ereignissen erst an Gestalt, denn nur zwei Lichtjahre von der Erde entfernt bereiten die romulanischen Erzfeinde nach Informationen T'Mars eine Superwaffe vor, die der Existenz des Heimatplanetens der Menschen ein plötzliches Ende setzen könnte.
Und so kratzt das Erdoberkommando in Kooperation mit den Vulkaniern alle verfügbaren Streitkräfte zusammen, um der Bedrohung unmittelbar vor der eigenen Haustür ein Ende zu bereiten. Doch obwohl der Streitmacht das Schlachtenglück hold ist, muss die Discovery am eigenen Leib erfahren, dass die Romulaner Hilfe aus einer Richtung erhielten, die einige Nummern zu groß für die Besatzung eines Schiffes der NX-Klasse ist...

Echt jetzt? Schon wieder den ollen Mark Twain paraphrasieren??

Lobenswerte Aspekte
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Referenzfeuerwerk und Konsistenz. "Reports of my death are over-exaggerated." Spätestens ab diesem bereits bei Star Trek bis zur Unkenntlichkeit missbrauchten Satz im letzten Drittel dieses Machwerks fällt dem gemeinen Star-Trek-Anhänger wohl wie Schuppen von den Augen, dass sich die Horizon-Verantwortlichen gleichermaßen großzügig am Offenen-Star-Trek-Buffet bedient haben. Frei nach dem "All-You-Can-Take"-Prinzip haben sie sich all dessen bemächtigt, was nicht niet-und-nagelfest genug erschien, um sich damit nicht für die eigene Produktion die Hosentaschen vollzustopfen. Egal ob der mysteriöse 'Future-Guy' aus Enterprise, die zukunftsweisenden Retro-Monitore aus der TOS-Ära, die Iconianer-Story aus TNG und DS9, die Trikobalt-Torpedos aus Voyager oder die Zerstörung Romulus' in den Abrams-Kinofilmen – aus jedem Dorf ist auch ein Köter zu finden.
Und das ist auch gut so!
Denn eine der größten Herausforderungen des Star-Trek-Universum ist es nicht allein, eine vollkommen neue und dennoch glaubwürdige Star-Trek-Story zu erfinden, sondern die bislang etablierten Ereignisse in angemessener Weise zu berücksichtigen. Insbesondere für einen Fanfilm ist es im Anbetracht seines Zielpublikums Pflicht und Kür zugleich, der umfangreichen und vielfältigen Geschichte Star Treks Tribut zu zollen.
Daher gibt es auch beim Ansehen dieses Fanfilmes mehrfach jene glückseligen Fan-Momente, in denen man die individuellen Patches der NX-04 bewundern kann, Parallelen zur Identität Crewman Daniels' erkennt oder die Geburtsstunde der Föderation an eben jenem Horizont leuchten sehen kann.

Musik und Sound. Dieser Eindruck setzt sich beim unaufdringlichen, aber angenehmen Soundtrack weiter fort.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben:
Man wird die nächsten Wochen definitiv nicht damit verbringen, das eingängliche Thema dieses Films vor sich her zu summen. Zum einen vielleicht, weil die Komposition aus der Feder des Horizon-Masterminds Tommy Kraft nicht unbedingt über irgendeinen Ohrwurmcharakter verfügt und zum anderen, weil der Musik dennoch das Kunststück gelingt, diesen Fan-Film im rechten Moment gefühlvoll zu unterstreichen, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Vielmehr trägt sie – nicht zuletzt aufgrund genau dieser Zurückhaltung – zu einem positiven Gesamteindruck bei, indem sie die einzelnen Einstellungen gekonnt in Szene setzt, Stimmungen vermittelt und nicht klingt, als hätte irgendein verkappter Hobby-Diskjockey in rücksichtsloser Jäger-und-Sammler-Manier die lizenzfreien Musiksparten bei Youtube geplündert. 
Eine weitere Brücke zum größeren Star-Trek-Rahmen schlagen aber vor allem aber die Sounds. Häufig sind sie, etwa bei Beschleunigung auf Warp, den visionsartigen Träumen oder Kampfszenen, ganz offensichtlich aus den Werken J.J. Abrams entlehnt. Sie schlagen so auf ihre Weise eine dezente Brücke zwischen den traditonellen Star-Trek-Themen zum Reboot-Ansatz und passen tatsächlich in eine Erzählzeit, die (auch laut offiziellem Kanon) beiden Universen gerecht wird.

Bilderrätsel: Enterprise-Fan-Film-Darsteller oder US-amerikanischer Astronaut?
Darsteller. Als Laie wird man wohl kaum einen der Schauspieler aus "Horizon" zuvor gesehen haben, auch wenn man nicht zu Unrecht darauf hinweisen kann, dass der Hauptdarsteller Paul Lang (vor allem im Enterprise-Blaumann) eine oberflächliche Ähnlichkeit mit dem NASA-Astronauten Scott Kelly aufweist.
Nichtsdestotrotz merkt man den mitwirkenden Akteuren durch die Bank weg an, dass es sich keineswegs um Freizeit-und-Feierabend-Enthusiasten handelt, sondern um professionelle Darsteller mit eigenem imdb-Portfolio. Besonders Paul Lang, Marc Bowers und Jeannine Thompson gelingt es, eigene Akzente zu setzen und unter Beweis zu stellen, was für eine Wertanlage hauptberufliche Schauspieler sein können.




Zurückhaltung und Moralität. In "Horizon" gibt es keinen neuen Krieg, der eigentlich nur dazu dient dem Geschehen Auftrieb zu verleihen. Es gibt keine großen (und teuren) Gast-Stars, die das Ansehen mit dem Klang ihres Namens rechtfertigen würden. Und nirgendwo räkeln sich leicht bekleidete Frauen, um vor allem männliche Zuschauer auf einer der untersten Ebenen der Zuschauerbindung anzusprechen wollen.
Man kommt nicht umhin, der Produktion eine gewisse Ehrlichkeit zuzugestehen, die sich darin äußert, einfach nur eine Geschichte von Fans und für Fans zu erzählen.
Dabei bedient sie sich eines ganz zentralen Aspekts Star Treks, der in letzter Zeit viel zu sehr ins Hintertreffen geraten ist: moralischen Anspruchs und philosophischer Inhalte.
So wird noch aktiv in Frage gestellt, ob es in Ordnung ist, jemanden in eine Luftschleuse zu werfen (ein angebrachter Seitenhieb auf Archers Verhalten in "Anomalie"). Krieg und die damit verbundenen Opfer werden in Frage gestellt und Vorurteile gegenüber anderen überwunden. Nicht nur, dass diese Themen brandaktuell erscheinen; sie gehören eigentlich zum Grundtenor Star Treks und waren in den letzten Jahren dennoch selten so präsent wie in diesem Fan-Film.

Deutsche Untertitel. Natürlich ist dieser amerikanische Fan-Film in englischer Sprache gehalten und ebenso natürlich ist es, dass nicht jeder unserer Leser dieser Sprache mächtig ist. Daher sollte an dieser Stelle noch einmal explizit darauf hingewiesen werden, dass es immerhin deutsche Untertitel gibt, denen man trotz kleinerer Fehler wie "gravimetriche", "Antimatterie" oder "Chereon-System" im Speziellen und einer Schwäche bei der Groß- und Kleinschreibung im Allgemeinen gut folgen kann.



Kritikwürdige Aspekte.

Lichtfilter. Wer schon die berühmt-berüchtigten Lens-Flares in den Abrams-Film nicht mochte, wird nicht lange brauchen, um das große Manko an "Horizon" auszumachen: Der übermäßige Einsatz von Lichtfiltern, die jeder einzelnen Figur im wortwörtlichen Sinne eine eigene Aura verpassen, mag ein stilistisches Mittel sein, dass diesem Werk einen hohen Wiedererkennungswert verleiht, doch nach zwei Stunden Spielfilmlänge hat man ungefähr einen Eindruck, wie Geordi La Forge in den frühen Staffeln TNG seine Umgebung mit seinem Visor wahrgenommen haben dürfte.
Natürlich kann man sich an einem Finger abzählen, dass die Weichzeichner wohl vor allem dazu dienen dürften, die Unzulänglichkeiten in der Ausstattung durch einen vermeintlichen Kunstgriff zu kaschieren, doch im Endeffekt lösen sich entsprechende Sympathieboni in der schieren Masse überleuchteter Einstellungen im Farbspektrum auf.

Lichtgestalt? Lensflares auf der erweiterten Denkerstirn? Versehentliche Überbeleuchtung? Oder gar stilistisches Mittel?



Unzulänglichkeiten. Selbst für wohlwollende Star-Trek-Anhänger macht so einiges in diesem Film schlichtweg keinen Sinn. Etwa, dass die Iconianer so stark von den Beschreibungen aus TNG und DS9 abweichen. Zudem müssen sich die letzten Iconianer schon wahnsinnig dämlich angestellt haben um Opfer von Drohnen zu werden, die es in puncto Treffsicherheit locker mit Stormtroopers aufnehmen können. Ja selbst der Sieg der Menschen über die Romulaner wirkt am Ende wie ein Produkt reinen Zufalls, wenn es den Emo-Cousins der Vulkanier nicht nur gelang, ihre Widersacher unbehelligt bis in ihr irdisches Heimatsystem verfolgen zu können, sondern auch gleich zwei Basen in nur zwei Lichtjahren Entfernung zum blauen Planeten zu errichten, ohne dass irgend jemand davon etwas mitbekommen hätte.
Solche Logiklöcher werden durch unnötige Ausstattungspannen ergänzt:
Warum die Blaumänner plötzlich einen so hohen Kragen haben, dass man sich die Hälfte des Films über fragt, ob Fähnrich Sutherland überhaupt einen Hals hat (oder nur versuchte Knutschflecke zu kaschieren), wird wohl für immer das Geheimnis der Produzenten bleiben.

Nach mehreren Kontakten mit vampir-artigen Spezies setzten sich gegen 2160 hohe Kragen an den Uniformen der Sterneflotte durch



Unoriginelle Story. Nicht ganz zu Unrecht kann man dem Film entgegenhalten, dass es sich größtenteils um bloßes Stückwerk aus verschiedenen Star-Trek-Vorlagen handelt (vgl. Referenzfeuerwerk und Konsistenz). Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn der Reiz dieses Filmes liegt nicht unbedingt in seiner Eigenständigkeit, sondern darin, dass er die verschiedenen Versatzstücke aus den verschiedenen Serien zu einer neuen Einheit kombiniert. Dazu kommt, dass einige Ideen (wie etwa die, dass der 'Future Guy' ein Romulaner wäre) aufgrund der frühen Absetzung Enterprises nie verwirklicht werden konnten und erst hier im Rahmen eines Fanfilms etabliert werden konnten.
Trotzdem gibt es am Ende deutlich zu wenig wirklich Originelles. Angefangen beim gemeinsamen Abschieds-Umtrunk der Crew (Star Trek III lässt grüßen), über die Anwesenheit eines als Crewmitglied getarnten Agenten (ENT "Kalter Krieg") bis hin zur Integration eines vormals unbeliebten Spitzohrs in die Brückencrew (ENT "Broken Bow") ist wirklich jedes Detail bei genauerem Hinsehen eine Kopie einer besser inszenierten Vorlage.
So gesehen dient der Film einer neuen Star-Trek-Serie als Warnung. Denn einerseits werden Fuller, Kurtzman,Meyer und Roddenberry nicht umhinkommen, für die kommende Star-Trek-Serie den mittlerweile aufgeblähten Kanon angemessen zu berücksichtigen; andererseits werden die einzelnen Folgen deutlich mehr Inhalt benötigen, um eine wirklich sehenswerte Serie auf die Beine zu stellen.




Schwacher Bösewicht. Optisch gesehen erinnert der romulanische Zukunftsbösewicht Daekon stark an "Flash Gordons" Ming. Und auch wenn der Film aus den frühen Achtzigern seinen unfreiwilligen Charme vor allem durch seinen Trash-Charakter und der Musik der Gruppe Queen bezog, bleibt festzuhalten, dass deren Hauptbösewicht glaubwürdiger daherkam als dieser Daekon. Ja selbst Mings Persiflage Doctor Chaotica aus Voyager wirkte in schwarz-weiß wirklichkeitsnäher und bedrohlicher als diese Karrikatur eines Gegenspielers, der die Gefährlichkeit des als 'Future Guy' bezeichneten Enterprise-Charakters völlig in Abrede stellt. Für eine Franchise, die markante Gegenspieler wie Khan, Gul Dukat oder Lore zu bieten hat, blieb dieser blasse Antagonist Parsecs hinter den Erwartungen zurück.




Fazit. Fanfilme sind ein eigenes Genre, dass sich noch immer nicht mit den Bedingungen professionell abgefilmter Folgen und Filme messen kann. Es gelingt "Horizon" im Wesentlichen nicht, die Grenze zwischen professioneller Produktion und Fanfilm zu durchbrechen. In der Wahl der stilistischen Mittel (z.B. Lichtfilter) und in den erzählerischen Mängeln bleibt erkennbar, dass es sich um ein Werk von Fans für Fans handelt.
Na und?!
Darin liegt gerade der Reiz des Ganzen!
"Horizon" bietet zwei Stunden Fanservice und glänzt währenddessen vor allem personell und akustisch. Hinzu kommt, dass es trotz aller Unzulänglichkeiten ein würdigerer Abschluss der Serie Enterprise gewesen wäre, als "Dies sind die Abenteuer..." es je gewesen ist. Seinen Reiz macht vor allem die Kombination hinlänglich bekannter Themen aus Star Trek aus, auch wenn der Film es verpasst, diese mit einer wirklich originellen Handlung zu verknüpfen. Dafür erhält der Zuschauer etwas, was nach zwei Abrams-Filmen und mehr als zehn Jahren ohne Serie für viele Fans schon beinahe in Vergessenheit geraten ist:
Eine glaubwürdige und Star-Trek-typische philosophische Grundhaltung.


Wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte, hätte ich meine Brille schon immer bei Fielmann gekauft.

Lieblingsszene. An dieser Stelle sollte zum Abschluss eine ganz besondere Szene angesprochen werden, die pauschal auch als schlechtes Drehbuch interpretiert werden könnte.
In einer frühen Einstellung beschreibt Captain Harrison Hawke seinem ersten Offzier Jackson Gates nämlich seine persönlichen Beweggründe für den Eintritt in die Sternenflotte: Die Beziehung zu einem Frachterbesatzungsmitglied, das bei einem Piratenangriff getötet wurde, ließ den späteren Raumschiffkommandanten seinen späteren Posten antreten. Zudem fügte er hinzu, dass es ihm nie gelang, die Urheber dieses Überfalls zur Verantwortung zu ziehen. Soweit, so gut, würde der Captain seinem Chefingineur Brookes gegen Ende des Films nicht eine völlig andere Version dieser Geschichte verkaufen, in der ihm die Rache an den Drahtziehern als 'bedeutungslos' und 'unerfüllend' beschreibt.
Der scheinbare Widerspruch bildet in meinen Augen den eigentlichen Höhepunkt, denn in diesem situativ angemessenen Moment brilliert die Figur des Captains, die sich damit trotz abweichender Methoden in eine Traditionslinie mit Kommandanten wie Archer, Kirk, Picard, Sisko oder Janeway stellt. 




Bewertung. Ein Muss für Enterprise-Fans auf der Suche nach einem würdigen Schlussstrich.


Denkwürdige Zitate
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"We lost a lot of good people. I'm trying - and honestly I'm having a very hard time – but I'm trying to remember what it is that we stand for. And why those good people had to give their lives. And I have to hope, that something good will come of it."
Captain Hawke

"This Monument is built not to our greatness, nor our memory, but to our failure."
Commansour Hasaht

"Horizon. So aptly named. Both for its majesty and its great power."
Daekon

"I get it. The ship, that is just a footnote in history, is expandable."
Captain Hawke

"To be honest, I don't know how this is going to work out. But we have a job to do. And no matter what, people are counting on us."
Captain Hawke

Der Film in voller Länge.


Mittwoch, 30. Dezember 2015

Turons Senf zum juristischen Vorgehen gegen Axanar

Eigentlich hat ja niemand mehr damit gerechnet, dass das nicht mehr all zu ferne Star-Trek-Jubiläumsjahr 2016 für den gemeinen Fan allzu viel zu bieten haben würde. Gut, Paramount wirft natürlich den dritten Reboot-Kinofilm "Star Trek Beyond" (ohne J.J. Abrams, aber von Simon Pegg geschrieben) ins Rennen, der die Scharen von Trekkies in die Kinos locken soll (die Tafelrunde berichtete). Erst im November erhielt die Anhängerschaft aber zusätzlich die längst überfällige Nachricht, dass auch der andere Rechteinhaber CBS die Franchise wieder in Serienform (unter der Oberaufsicht Alex Kurtzmans) auf die Mattscheibe zurückbringen würde (die Tafelrunde berichtete ebenfalls).

Und doch gab es nicht wenige Fans, die sich auf keines der beiden angekündigten Ereignisse sonderlich freuten. Zu tief saß die Enttäuschung, die der philosophisch und intellektuell auf Sparflamme gehaltene Reboot in der Seele vieler eingefleischter Anhänger hinterlassen hatte. Nicht wenige von ihnen suchten Trost in 'inoffiziellen' Produktionen wie "Renegades", "New Voyages" oder heimischen Produktionen wie die der USS K'Ehleyr, um ihre Vision Star Treks zu sehen. Nicht ganz von ungefähr schrieb das Internetportal io9 unlängst vom "Goldenen Zeitalter der Star-Trek-Fanfilmproduktionen", da sich – im Gegensatz etwa zu Star Wars – in den letzten zehn Jahren eine breite, vielfältige und spannende Landschaft entwickelt hat, in der jeder Fananspruch problemlos 'seine' Nische finden konnte.

Doch nun, kurz nach Weihnachten, holen die eigentlich heillos verstrittenen Copyright-Eigentümer Paramount (für Filme) und CBS (für Serien) zu einem erschreckend einträchtigen, gemeinsamen Schlag aus, um dem vielversprechendsten Projekt juristisch den Garaus zu machen:
Wie konnte das geschehen?



Das Problem an Axanar ist wohl vor allem seine Professionalität: Angefangen über die Darstellerriege aus verdienten Franchise-Veteranen wie Tony Todd, J.G. Hertzler oder Gary Graham bis hin zu einer Optik, die diesen Fan-Film kaum noch von einem High-Budget-Film unterscheiden lässt, verdiente sich 'Axanar' das Interesse redlich, das ihm über Star-Trek-Fankreise hinaus zugute kam. Wie man bereits in seinem Opener "Prelude to Axanar" erahnen konnte, bot er gepaart mit dem Versprechen einer anspruchsvollen Prequel-Erzählung vielen Fans mehr als die 'offiziellen' Produktionen einen Grund, sich auf das Jubiläumsjahr zu freuen.


Genau dort liegt aber der Haken, denn mit diesem Qualitätsanspruch gefährden die Fanfilmer die Star-Trek-Jubiläums-Projekte von Paramount und CBS, die in der massiv von Fans unterstützten und sogar finanzierten Produktion einen gemeinsamen Feind ausmachen. Wahrscheinlich wähnten sich die Verantwortlichen in der Pflicht, einen lästigen Konkurrenten auszuschalten, der durch die eigenen Pläne zu einem kostenlos abrufbaren Youtube-Video in einem Gegensatz zu den Plänen steht, Kinogänger zu Erwerb einer Eintrittskarte zu bewegen oder Serienjunkies zur Anmeldung in einem neu begründeten Online-Bezahl-Fernsehdienst zu drängen.

Bildquelle: Euderion.Deviantart.com
Auf solche Weise mögen sich die Beweggründe der Verantwortlichen zwar interpretieren lassen, doch letztendlich liest es sich völlig anders. Den beiden rechtsstreitsüchtigen Unternehmen droht ein unnötiger Streit mit den eigenen Fans, der sich auch nachteilig auf die eigenen Einspielergebnisse auswirken dürfte. Um der einseitigen Sichtweise von CBS und Paramount einmal etwas entgegenzusetzen, hat die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg fünf gute Gründe zusammengetragen, warum es ein Fehler ist, "Axanar" den Boden unter den Füßen fortzureißen.

#1. Paramount und CBS stoßen einer Menge Fans vor den Kopf. Die große Aufmerksamkeit, die "Axanar" zuteil wurde und schließlich auch zum Gerichtsstreit führte, zeigt vor allem, dass seitens der Fangemeinschaft ein großes Interesse an das Projekt gekoppelt ist. Schon allein all jenen Spendern in die Suppe zu spucken, die so sehr vom Konzept überzeugt waren, dass sie gemeinsam über eine Million Dollar zusammentrugen, dürfte sich nicht unbedingt positiv auf die Verkaufzahlen für Online-TV-Abos oder Kinokarten auswirken. Doch nicht nur die werden sich verraten fühlen: Auch viele Sympathisanten, Fanfilmanhänger und alteingesessenen Fans wird dieser Schritt nicht gefallen, der darüber hinaus auch unangenehme Erinnerungen ans George Lucas' Umgang mit Star-Wars-Fan-Publikationen wachruft.

#2. Absage an die eigene Qualität. Wenn man einen qualitativ vergleichsweise hochwertigen Konkurrenten ausradiert, um die eigenen Produktionen zu schützen, so erscheint dies immer auch wie eine Absage an jene Qualitätsvorstellungen, die mit dieser Konkurrenz verbunden sind. Wollen uns CBS und Paramount mit ihrem juristischen Winkelzug etwa zu verstehen geben, dass es um ihre eigenen Unternehmungen in puncto Niveau so schlecht bestellt ist, dass sie den direkten Vergleich scheuen und den einzigen Ausweg in der Eliminierung eines Fanfilms suchen müssen?

#3. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Nachdem die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" so gnadenlos nach vier Staffeln floppte und weder Paramount noch CBS den Mut aufbrachten, die am Boden liegende Franchise mit neuem Leben zu erfüllen, waren es Fanfilme, die die Anhängerschaft über die Durststrecke verhalfen und damit das Interesse am Leben hielten. Dem früheren Zugpferd nach jahrelangem Dienst nun so unbarmherzig den Kopf abzuschlagen, wirkt nicht von ungefähr recht undankbar.

#4. Wo hört das auf? Vor allem senden CBS und Paramount ein ungünstiges Signal an andere Fanfilm-Produktionen die nach diesem Schritt nicht ganz zu Unrecht um ihre eigene Existenz fürchten müssen. Es mutet nicht nur wie die Absage an eine vielfältige Fanfilm-Landschaft an, sondern auch wie eine Negation des Engagements der Fans, des toleranten Grundgedankens einer ganzen Franchise und die Eingenverantwortlichkeit der Zuschauer, die mit ihrer sechsstelligen Spende deutlich zum Ausdruck gebracht haben, was ihnen an Star Trek so unterstützenswert erscheint.

#5. Fanproteste sind eine Star-Trek-Tradition! Durch Fan-Proteste gelang es bereits der Originalserie, eine zweite und schließlich sogar dritte Staffel zu erhalten. Durch Fan-Aktionen erhielt das Space-Shuttle Enterprise seinen schillernden Namen. Und es waren die über das Internet getragenen Missmutsäußerungen der Fans, die das Ende für die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" miteinläuteten.
Trekkies gehören zu den am besten organisierten Fans des Planeten und haben es wie keine andere Gemeinschaft verstanden, eine unbarmherzige Beschwerde-Kultur zu entwickeln. Wenn es gelingt, diesen Fokus auf die juristischen Bemühungen Paramounts und CBS' zu richten, kann auch deren unsinnigen Feldzug gegen "Axanar" ein Ende gesetzt werden; von Fans, für Fans.


Es ist daher an der Zeit, CBS und Paramount wissen zu lassen, was die Fans von ihren Markenschutzbemühungen halten. Doch es geht um noch viel mehr als das.
Es geht auch darum, ihnen zu zeigen, was Star Trek wirklich ausmacht:
Der Einbezug von Philosophie, Science und Anspruch in Film und Serie, den Erhalt der Vielfalt und das Engagement seiner Fans und die Macht jener, die das 'Produkt' dieser Firmen letztendlich erwerben. Im Endeffekt sind schließlich wir es, die ebenso kostenlose Youtube-Videos schauen wie teuer Kinokarten und Online-Abonnement kaufen und vielleicht sollte man die beiden Unternehmen dieser Tage einmal deutlich an diese Tatsache deutlich erinnern.


Freitag, 18. Dezember 2015

Turons Senf zu den positiven Aspekten des aktuellen Star-Trek-Trailers

Es ist schon ein wenig verwunderlich, wie viel Negatives die anspruchsvolle Gemeinschaft der Star-Trek-Fans nach 'nur' zwei J.J.-Abrams-Filmen in einem nur neunzig Sekunden zählenden Trailer zum dritten Reboot-Film "Star Trek: Beyond" hat entdecken können. Die Kommentare sind mitunter durchaus kreativ, malen aber in weiten Teilen ein so düsteres Bild vom kommenden Kinofilm, dass man meinen könnte, dass die gesamte Franchise am Tag der Premiere für immer zu Grabe getragen würde.

Einer der besseren Kommentare bei Trekmovie

Dabei bildet die sehr eingeschränkte Vorschau es noch nicht einmal ein wirklich aussagekräftigen Einblick in das, was die bekennenden Star-Trek-Anhänger Simon Pegg und Justin Lin gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Um nun - im Geiste unseres früheren Blogposts "Wenn das Internet schon existiert hätte als ‘Der Zorn des Khan‘ in die Kinos kam" - der allgemeinen Schwarzmalerei etwas entgegenzusetzen, wollen wir an dieser Stelle zur Hebung der allgemeinen Moral einmal die Top Six jener Anzeichen herauspicken, die Fans durchaus positiv auf jenen Film einstimmen könnten, denn schließlich macht ein Trailer noch keinen Kinofilm…


# 6. Ein Motorad macht nicht gleich "Fast and Furious". Viele Kommentatoren hängen sich bereits an dem Motorrad auf, mit dem man Kirk durch die Kulisse brettern sehen kann. Doch abgesehen davon, dass es sich dabei nicht um das gleiche Fahrzeug wie aus dem elften Film handelt, muten Konstruktionen einer Querverbindung zu Justin Lins bislang größtem kommerziellen Erfolg, nämlich Teilen der "Fast-and-the-Furious"-Reihe, etwas übertrieben an. Auch der Trailer folgt - trotz anderslautender Bekundungen - eher einem momentan in der Marketingwelt gängigen Aufbau als einer spezifischen Traditionslinie.
Um an dieser Stelle aber mal ganz ehrlich zu sein: Ein Motorrad ist noch nicht einmal die dümmste Idee innerhalb der Star-Trek-Kinofilm-Geschichte, denn diesen Titel verdiente sich ein ganz anderes Gefährt, wie wir bereits in unserem Artikel "Car Trek - Die Top Ten der automobilen Momente"  feststellen durften: Vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere noch den Argo-Buggy aus “Star Trek Nemesis”, dem die eigentliche 'Ehre' gebührt, die erste "Fast-and-the-Furious"-Duftnote hinterlassen zu haben.


# 5. Spock vs. McCoy. Einer der Höhepunkte des Star-Trek-Reboots ist in meinen Augen noch immer die Besetzung. Besonders Karl Urban glänzt mit seiner McCoy-Darstellung und es mutet gerade im Hinblick auf diesen Umstand besonders unsinnig an, dass das Dreiergestirn um Kirk, Spock und McCoy innerhalb des Reboots zugunsten Uhuras durchbrochen wurde. Nach den unwürdigen Kurzauftritten Urbans in "Into Darkness" tat es vergleichweise gut zu sehen, dass nicht nur McCoy etwas mehr Raum vergönnt sein dürfte, sondern darüber hinaus auch wieder einer jener legendären Dispute angedeutet wurde, die seine Beziehung zu Spock ausmachten. Wer nach Anknüpfungspunkten zu TOS und den sechs ersten Kinofilmen suchte, konnte sie in diesem Schlagabtausch bereits erahnen.


# 4. In der Chronologie schlüssig. Natürlich kann man sich darüber ärgern, dass der Hauptleidtragende aller bisherigen Reboot-Filme vor allem die USS Enterprise war. Nur all zu deutlich konnte man im Trailer sehen, dass dies nicht nur erneut der Fall sein würde, sondern darüber hinaus wohl das gesamte Schiff zerstört wird. Besonders dieser Umstand hat viele Fans aufgebracht.
Auf eine verquere Art passt dies aber tatsächlich gut ins Konzept. Zum einen ist es keineswegs das erste Mal innerhalb der inzwischen oft beschworenen Star-Trek-Kinofilmgeschichte, dass dieses geschichtsträchtige Raumschiff das Zeitliche segnet. Zum anderen passt es vor Allem deshalb so gut in die Reihenfolge, denn während sich die Handlung des zweiten Reboot-Filmes ebenso wie die des zweiten Originalfilms um Khan drehte, erscheint es nur folgerichtig, dass nun im dritten Reboot-Film genau so wie im dritten Originalfilm die Enterprise aufgegeben wird. Im Rahmen einer Neuauflage ist so etwas durchaus legitim.


# 3. Neuer Besen. Nachdem selbst Abrams mittlerweile Einsicht zeigte, dass seine Ideen zu "Into Darkness" nicht ganz zu Unrecht auf wenig Gegenliebe bei den Fans stießen, scheint es beinahe logisch, nun einen anderen Regisseur das Ruder zu überlassen, der ein wenig frischen Wind in die verfahrene Angelegenheit bringen könnte. Und tatsächlich kann man am Trailer sehen, dass sich einige bereits verfestigte schlechte Angewohnheiten scheinbar nicht noch einmal einschleichen würden: So waren weder die verhassten Lense Flares zu sehen, noch musste sich Sofia Boutella als neue weibliche Hauptdarstellerin bis auf die Unterwäsche entblößen, um sich dem wohl größtenteils als 'männlich' antizipierten Publikum zu präsentieren.


# 2. Neuland. Augenscheinlich wird, dass sich der Film eines mutigen Settings bedient. Er spielt nicht mehr auf der Erde (vgl. '#3 Neue Besen') sondern wagt sich hinaus in die Weiten des Alls auf einem fremden Planeten, wie vor ihm nur Star Trek V und Star Trek IX um seine Story zu erzählen. Es gibt wirklich neue Aliens, fremde Technologie und damit auch jene 'neuen Welten, Lebensformen und Zivilisationen,' die so programmatisch für die gesamte Franchise sind. Es ist deutlich zu sehen dass sich hier zumindest jemand bemüht hat, erstmals seit dem Reboot-Start jenes heiße Eisen anzufassen, das 'Star Trek' wirklich ausmacht.


# 1. Kein Reboot des Reboots. Vielleicht gibt es einfach zu viele Anzeichen, die an die vorangegangenen Filme zurückdenken lassen: Das fängt schon mit der musikalischen Rückbesinnung auf "Sabotage" von den Beastie Boys und damit den elften Kinofilm an. Sieht man dann auch noch Sprünge, die den Gesetzen der Gravitation spotten, die ramponierte Enterprise und unrealistischen Mission-Impossible-Beam-Szenen, fühlt man sich vollends an die unbeliebtesten Fehler der Reboot-Reihe erinnert.
Doch nachdem das Internet bereits sein Vorurteil gefällt hat, haben sich sowohl Simon Pegg als auch Justin Lin zu Wort gemeldet und um etwas mehr Geduld gebeten. Sie gaben zu Protokoll, sich bewusst gegen Langestrecken-Transporter, Augment-Superblut oder Superraumschiffe entschieden zu haben. Und als ob dies nicht genug sei, versicherten sie, auch einen philosophischen Aspekt konträr zu 'Into Darkness' miteingebracht zu haben. Dazu Lin (in meiner sehr freien Übersetzung dieses Textes):

"Was passiert wenn Du auf eine Fünfjahresmission gehst und nicht nur forschst, sondern auch versuchst, anderen Deine Denkweise näherzubringen? Was bedeutet das? Was folgt daraus? Du verbreitest eine Philosophie von deren Großartigkeit Du überzeugt bist - gibt es da vielleicht Ansätze, die Deiner Denkweise entgegenstehen? Das ist etwas, worüber ich seit Kindestagen grüble und genau das werden wir untersuchen."

Pegg führt dazu (in meiner sehr freien Übersetzung dieses Textes) weiter aus:

"Er [der Trailer] war sehr actiongeladen. Das hat mich überrascht. Ich glaube, dass die Marketing-Abteilung damit sagen wollte ‘Kommt alle und seht Euch den Film an! Er ist sehr actionreich und lustig!’, aber es gibt viel mehr im Film als nur das. Ich mochte ihn [den Trailer] deswegen nicht, weil ich eben weiß, dass der Film mehr bietet. Es gibt viel mehr Handlung, viel mehr Charaktermomente und mehr von dem, was ich als “Star-Trek-Stoff” bezeichnen würde. Aber sie mussten wohl die Werbetrommel rühren, um möglichst viel Publikum ins Kino zu locken. Darum sage ich den Star-Trek-Fans: Wartet ab! Habt Geduld."

Auch wenn das ganze Ausmaß dieser philosophischen Grundfrage wohl erst im Kinosaal zu Tage treten wird, bleibt festzuhalten, dass es bereits jetzt viele positive Indizien gibt, die dafür sprechen, dass mit "Star Trek: Beyond" zwar nicht dem Reboot abgeschworen wird, aber immerhin ein annehmbarer (wenn nicht eventuell sogar der annehmbarste) Teil der Star-Trek-Neuauflage in die Kinos kommt. Den guten Bemühungen der Verantwortungsträger nach nur einem Trailer mit nur wenig Einblick in Handlung, Charaktere und Dialoge gleich mit solch massiver Ablehnung zu begegnen, halte ich jedenfalls für unangebracht.

Doch auch für jene, die sich längst von den Reboot-Filmen abgewendet haben, heißt das noch lange nicht, dass das Star-Trek-Jubiläumsjahr 2016 zu einem Fiasko werden wird. Zum einen gibt es eine Reihe an vielversprechenden Fanfilmproduktionen, die in diesem Jahr ihre Premiere feiern werden und zum anderen ruhen die Hoffnungen dort, wo Star Trek seit jeher seine Bestleistungen ablieferte: Als TV-Serie, wie sie bereits für das Jahr 2017 angekündigt ist.

Bissig: Die Reaktion der Axanar-Facebook-Vertretung auf den ersten Trailer

Samstag, 14. November 2015

Für Paris, für Beirut, für das Leben


Die Star Trek Tafelrunde trauert um die vielen Opfer des Terrors in Paris und überall in der Welt!

Quelle: Charlie-Hebdo-Karikaturist

Stimmen aus der Welt von Star Trek in den sozialen Netzwerken:
Quelle: Twitter

"Au fond c'est vrai, nous sommes tous Parisiens." Deep down, it is true: we are all Parisians - Minuet to Captain Picard


Montag, 2. November 2015

Turons Senf zur neuen Star Trek Serie

Bildquelle: Pinterest
Nun ist es offizell! Star Trek kehrt dahin zurück, wo es hingehört: Ins Fernsehen.

Wie heute verlautbart wurde, wird es frühestens ab Herbst 2016 oder zu Beginn des Jahres 2017 eine neue Star-Trek-Serie geben. Federführend ist mit Alex Kurtzman ("Alias", "Fringe" oder "Hawaii Five-0") als ausführender Produzent ein alter Bekannter, der bereits als Co-Autor an den Drehbüchern für "Star Trek XI" und "Star Trek: Into Darkness" mitarbeitete. Ihm zur Seite steht mit Heather Kadin eine Produzentin, in deren Portfolio die ebenfalls unter Kurtzman produzierte Serie "Sleepy Hollow" der bislang namhafteste Eintrag ist.

Kurtzman (li.), mit Abrams & Orci, nicht im Bild: Hedin
Bildquelle: Pinterest
Ansehen kann man die neue Serie aber wohl zuerst über die Online-Bezahlsparte des amerikanischen TV-Senders und Serien-Rechte-Inhabers CBS - also verhältnismäßig unzugänglich für deutsche Zuschauer ohne Verbindungen in die USA.

An sich sind das nach mehr als zehn Star-Trek-freien Jahren gute Nachrichten, aber dennoch ist in den meisten Kommentaren sozialer Netzwerke eher eine vorsichtige Zurückhaltung bis ablehnende Haltung zu bemerken.


Das liegt allerdings nicht allein am Umstand, dass sich in den letzten Jahren viel zu viele entsprechende Ankündigungen als Enten erwiesen haben (die Tafelrunde berichtete). Nachdem selbst J.J. Abrams ("Alias", "Lost", "Fringe") mit seinen Plänen das von ihm erschaffene Universum in Serienform zu festigen an Streitigkeiten zwischen den Film-Rechtsinhabern Paramount und den Serien-Rechtsinhabern CBS scheiterte, war für viele Fans jegliche Hoffnung auf eine neue Serie bereits zerstört, zumal das Zeitfenster für den günstigsten Termin zum fünfzigjährigen Jubiläum im September 2016 mit jedem Tag mehr und mehr verschlossen wirkte.

Zum anderen haben die beiden letzten Kinofilme unter der Regie Abrams' durch ihre Abkehr von traditionellen Star-Trek-Werten wie der Behandlung von philosophischen Themen hin zu einem reinen Action- und Popcorn-Spektakel viele Fans verprellt, die nun natürlich eher mit einer hochgezogenen Augenbraue auf diese Neuentwicklung und all ihre Beteiligten blicken.
Aber schließen wir an dieser Stelle doch einmal gemeinsam aus den spärlichen Fakten, die bislang durch die Öffentlichkeit geraten sind, was das für eine neue Serie bedeuten könnte:



Zuerst einmal ist die frühere Absage des Fernsehsenders CBS an Abrams in Verbindung mit ihren ständigen Auseinandersetzungen mit Paramount tatsächlich ein positives Zeichen. Man kann daraus nämlich ableiten, dass sich der Serienrechteinhaber auf einem so klagefreudigen Markt wie der USA kaum dem Risiko aussetzen wird, allzu viele Brücken in die Urheberdomäne der argwöhnischen Konkurrenz zu schlagen. Stattdessen ist selbst auf "startrek.com" davon die Rede, dass "[...] neue Charaktere neue fantastische Welten und neue Zivilisationen suchen [...]" würden.

Wer aus den Worten allerdings die originale Zeitlinie herausliest, in der sich schon Picard, Janeway oder Sisko tummelten, sollte sich dessen nicht unbedingt sicher sein, denn die Verpflichtung des engen Abrams-Vertrauten Kurtzman ist auch eine Absage an Projekte wie Michael Dorns Pläne zu "Captain Worf" und ein offener Bruch mit Traditionslinien die mit Brannon Braga, Rick Berman oder Steven Ira-Behr manifestiert und personifiziert wurden. Die kommende Serie hat mit Absicht keinerlei personellen Anknüpfungspunkte an die Vorgängerserien.
Und was soll ich sagen?
Das ist auch gut so.

Auf dem heutigen Fernsehmarkt, der vor kreativen, außergewöhnlichen und herausfordernden Serien nur so überquillt, würde - bei aller Liebe - eine Serie wie "TNG" nicht mehr funktionieren, wäre "Voyager" viel zu unspektakulär und wäre "Enterprise" spätestens nach der zweiten Staffel abgesetzt worden. Längst  gelten andere Regeln die nach anderen Leuten verlangen, die den veränderten Zuschauerbedürfnissen, gewandelten  Ansprüchen und weiterentwickelten Sehgewohnheiten genügen müssen.


Kurtzmans größte Aufgabe ist daher ein Spagat, wie es ihn in der Seriengeschichten in dieser Form kein zweites Mal gibt. Er muss einen aufgeblähten Kanon aus sechs Serien und dreizehn Filmen berücksichtigen, den Erwartungen von verschiedenen Fangruppen aus fünfzig Jahren Serienlaufzeit genügen, dem klassischen Konzept eines Science-Fiction-Klassikers treu bleiben, dabei gleichzeitig innovative neue Ideen einzubringen und nebenher eine ganze Franchise in das Fernsehen des 21. Jahrhunderts herüberretten.

Es wird also eine schwere, undankbare und schon jetzt scheinbar unlösbare Aufgabe, der sich Alex Kurtzman da mutig gestellt hat. Aber man sollte diese Herausforderung nicht zwangsweise als Nachteil verstehen, denn Kanon, Fanszene, Tradition und die einzigartige Herausforderung sind auch gleichzeitig das, was "Star Trek" so einzigartig macht. Die Franchise hat Millionen Anhänger, Merchandisekäufer und Blogger auf ihrer Seite, die sich eine neue Serie nicht entgehen lassen werden. Dieses Potenzial (und die damit verbundenen Gewinne) haben die Verantwortlichen bei CBS längst erkannt und auch wenn es sich bei der neuen Serie um eine begrenzte Veröffentlichung unter den vermeintlich kontrollierten Bedingungen einer eigenen Online-Sparte handelt, sagt dies viel aus, denn "Star Trek" wird immerhin das CBS-Zugpferd gegen Internet-Konkurrenten wie den Branchenriesen Netflix, der lange Zeit ebenfalls mit einer eigenen Star-Trek-Serie kokettierte. Wenn selbst die Entscheidungsträger auf so deutliche Weise ihr Vertrauen zu Star Trek Ausdruck verleihen, sollten auch wir Fans unsere Skepsis nicht länger vor uns her tragen, sondern uns an der Aussicht erfreuen, die nächste Star-Trek-Serie noch miterleben zu dürfen. Das Schimpfen werde ich mir jedenfalls für den Tag aufheben, an dem ich den Pilotfilm sehen werde...

Bilquelle: Pinterest

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Mittwoch, 2. September 2015

Always trouble with the gender, Teil I

Im Zuge des Interviews mit Herrn Professor Pröve vor zwei Jahren wurde mir von ihm ein Text über die Codifizierung des Geschlechts in der Science-fiction überreicht. Die Autorin Uta Scheer nimmt hier Bezug auf das Star Trek-Spin-Off "Voyager", genauer gesagt auf die Borgdrohne Seven of Nine und ihre Menschwerdung an Bord des gestrandeten Raumschiffes. Scheer möchte in dieser Verweiblichung Sevens ein Experiment des Captains beobachten und geht von den Thesen Judith Butlers aus, die in "Bodies that Matter" den Menschen vom Geschlecht trennt und im Geschlecht selbst eine eher soziale Kategorie entdecken möchte. Die biologische Zuschreibung fällt bei Butler übrigens genauso über Bord und sie kategorisert diese als soziale Konstruktion einer männlich dominanten Zuschreibungswelt. Sie negiert das biologisch-soziale Konstrukt jedoch in späteren Werken.

Dieser Artikel wird mehrere Teile haben, da ich offensichtlich verlernt habe, mich kurz zu fassen. Wir starten mit der Grundthese und arbeiten uns dann durch die von Scheer angesprochenen Episoden.

Hallo? Seid ihr schon eingeschlafen? Ich weiß, dass dieses Thema hochtrabend wissenschaftlich klingt, aber ich werde versuchen Scheers Thesen aufzuzeigen und meine eigene Meinung herauszuarbeiten. Beim ersten Durchlesen fielen mir gravierende Fehler in Scheers Text auf, aber ich interpretierte ebenso viele Aussagen falsch. Der Text ist für einen Star Trek-Fan äußerst kontrovers zu lesen und viele Dinge stossen einem sofort sauer auf, da sie sehr pauschalisierend sind, aber ich hatte mindestens ebenso viele Aha-Erlebnisse.



Scheer schreibt Janeway die Rolle des Transformators zu. Der Captain sei hauptverantwortlich dafür aus der starken Drohne ein schwächlichen, weiblich konnotierten Menschen zu formen. Dazu sei gesagt, dass dies auf den Anfang zutrifft, aber einen starken Knachs schon in der fünften Staffel durch die Doppelfolge VOY: Das ungewisse Dunkel erhält. Hier erfahren wir, dass die Königin als erste das Experiment Janeways gestartet hatte, indem sie über Seven mehr über die Menschen herausfinden wollte. Seven wurde demnach absichtlich der Voyager-Crew überlassen, um die Menschen zu beobachten. Da sie nichts von ihrer Aufgabe wusste und die Königin allein auf die menschliche Neugier Sevens setzte, war dies ein nahezu perfekter Plan. Tatsächlich erwartete Seven eine Reassimilation, bzw. sie baute darauf, dass mit ihrer Rückkehr ins Kollektiv die Voyager unbehelligt weiterfliegen könne. Die Königin plant nun Seven in eine ähnliche Position zu rücken, wie zuvor Locutus. Die Assimilation der Föderation solle so leichter vonstatten gehen. Die Frage ist, ob diese Doppel-Folge Scheers These zunichte macht. Können sich diese beiden Experimente gegenseitig ausschliessen? Seven hat sich bereits entschieden. Wie einige andere Drohnen hat sie den Weg aus dem Kollektiv gefunden und verzichtet auf das "höhere Dasein" von dem die Königin spricht. Hier endet das Experiment bereits. Seven hat sich entschieden, als sie sagt, dass die Voyager nun ihr Kollektiv sei. Janeway muss sie nun nicht mehr überzeugen. Genauso wenig muss Seven in eine Frau transformiert werden, denn diesen Weg nimmt sie im Laufe der weiteren Staffel mit Hilfe der Crew auf sich. Scheer hingegen sieht das Experiment erst beendet, als, wie sie sagt, sich Seven in eine sich fürchtende und schreiende Frau in der letzten Folge der 7. Staffel verwandelt. Das allein diesem letzten Absatz in Scheers Text keine Erklärung folgt, wie dieses Statement zustande kommt, spricht gegen den gesamten bis dato verfassten Text. Wer sich Endgame ansieht, wird übrigens eine sehr gefasste Seven erleben.

Scheer bedient sich in ihrem letzten Absatz kategorisierender Abwertungen gegenüber der Serienfigur, indem sie Seven als 'weiblich' degradiert. Zu weinen ist demnach hochgradig weiblich und kein männliches Verhalten. Sich zu fürchten gehört für Scheer ebenfalls dazu. Ein wissenschaftliches Trauerspiel. Aber werfen wir den Blick auf den restlichen Text.

"Die Erzählung über diesen Charakter [Seven] beinhaltet die Darstellung eines Langzeit-Experiments, in dem die technologisch avancierte Cyborg Seven of Nine in eine biologisch definierte Frau transformiert wird." 

Und weiter:

"Die geschlechtliche Codierung von Seven of Nine geschieht nämlich um einige Abstufungen subtiler und perfider als die optische Zurschaustellung weiblicher Körper allein es je könnte."

Biologisch geschlechtliche Codierung ist total böse und gehört abgeschafft. Fortan werden alle Babys nur noch als Ding bezeichnet. Zu polemisch? Ja, ist es. Das soziale Geschlecht ist allerdings ein durchaus zu hinterfragendes Subjekt, denn indem wir dem weiblichen Geschlecht bestimmte Merkmale zuschreiben, deformieren wir es gleichzeitig. Das biologische Konstrukt als reine gesellschaftliche Idee ist aber heftig zu kritisieren, denn es gibt sie nunmal, die kleinen, aber feinen biologischen Unterschiede zwischen Frau und Mann. Ich wurde beim Lesen trotzdem das Gefühl nicht los, dass die Ausrichtung des Scheertextes mit Butlers Thesen nicht korrespondiert. Die nüchterne Betrachtung scheint Scheer zu fehlen und ihre Argumentation blendet den logischen Fortgang der Serie hin und wieder einfach aus. Des Weiteren wird auf Produktionsverhältnisse und deren Folgen für die Serie nicht eingegangen. Scheers Mittel sind das Aufdecken geschlechtlicher Klischees ohne Rücksicht auf die Serienlogik. Darin liegt meines Erachtens eine gewisse Absicht, die ich nicht weiter bewerten möchte.   
Tatsächlich hatte ich beim Lesen des Textes manchmal das Gefühl, dass für Scheer der Hive-Mind der Borg das geschlechtslose Paradies auf Erden(hier: im All) zu sein scheint, indem sie die Bedeutung der Borg einfach in ihr Gegenteil verkehrt. Es ist wie gesagt nur ein Gefühl, ich mag mich darin durchaus täuschen.



Kommen wir auf diese Experiment-These nochmal zu sprechen und werfen dabei einen Blick auf die besagten Folgen "Scorpion" und "The Gift". Janeway geht persönlich nicht von einer experimentellen Anordnung aus. Sie fühlt sich eher verantwortlich für die menschliche Drohne.

"Wir haben das Kabel durchschnitten und sind jetzt verantwortlich." Janeway, Scorpion Part II

Janeway geht es auch nicht um männliche Vorstellungen einer Menschwerdung als sie konstatiert, dass Seven 'Freundschaft' benötigt. Sie spricht dabei aber nicht von einer Intregation in die Crew der Voyager, denn das würde bedeuten, dass Seven einer Arbeit auf dem Schiff nachgeht. Zunächst soll sie sich laut Janeway nur zurecht finden. In "The Gift" bekundet Seven noch immer ihre Zugehörigkeit zum Kollektiv, erwägt sogar, dass man sie doch auf einem verlassenen Planeten mit einer Kommunikationsbarke aussetzen könne. Janeway verweigert dies, indem sie die Drohne auf den Kampf ihrer biologischen Struktur mit ihrer kybernetischen Matrix aufmerksam macht und betont, dass sie nicht für Sevens Sicherheit garantieren kann.
Scheer wiederum beschreibt diese Szenerie wie folgt:

Die im Alkoven stehende Seven, in erhöhender Untersicht gefilmt, erhält Besuch von Janeway, Tuvok und dem Arzt der Voyager. [...] Da sie einige zentrale Borg-Implantate durch ihre Verletzungen verloren habe, beginne ihr ursprünglicher Körper, sich sein altes 'Terrain' wieder zu erobern. Die Ursache sei demnach wie der Arzt trocken feststellt, ein Kampf zwischen "Biologie" und "Technologie", der in ihrem Körper stattfinde. 

Hinweis: Hier muss eingeräumt werden, dass der Arzt mit keiner Silbe von Verletzungen spricht. Der Rest entspricht jedoch dem Gespräch zwischen Janeway, Tuvok und dem MHN.

Hier startet nun eine Entwicklung, die durch die weibliche Markierung Sevens bedingt ist und in der entsprechend der geschlechterdichotomen Zuordnung zur Natur und Biologie ihre körperlichen Aspekte in den Vordergrund gerückt werden.



Wie hätte Janeways Experiment geschlechtsneutral ausfallen sollen? Der Drohne sind im Kollektiv geschlechterspezifische Missstände einfach fremd. Die Zuschreibung so beobachtet Scheer richtig kommt von außen, durch Angehörige von Starfleet und durch ihre Eltern. Janeway zeigt ihr die Möglichkeiten auf und sie zwingt auch, sich am Leben der Crew zu beteiligen. Ihr Zwang soll anfangs aber nur in der Beobachtung bestehen. Sie soll sich das Leben an Bord ansehen, vielleicht ein Teil der Crew werden und ihre menschliche Vergangenheit entdecken. Da es für die Crew zu gefährlich ist, Seven einfach gehen zu lassen, zumal sie Zugriff auf die Systeme der Voyager hatte, bleibt sie an Bord. Dieser storytechnische Fakt und Teil der internen Serienlogik wird von Scheer nicht beachtet und als Teil des Experiments gewertet. 

Janeways Vision ist, Seven wieder in das Individuum, das sie ihrer Ansicht nach einst war, zurückzuverwandeln.

Ihrer Ansicht nach? Es ist ja nicht gerade so, als hätte sich der Captain mal eben eine Biographie für die Drohne ausgedacht, um sie zu überzeugen wieder menschlich zu werden. Wie man in späteren Folgen lernt gehört diese Vergangenheit tatsächlich zur besagten Drohne (VOY: The Raven). Scheer scheint hier entweder eine unglückliche Wahl beim Satzaufbau gehabt zu haben oder sie glaubt dies tatsächlich. Letzteres wäre ziemlich traurig. Was Scheer richtig sagt, ist, dass Seven tatsächlich gezwungen wird an Bord zu bleiben, aber sie wird damit nicht automatisch Teil eines erzwungen sozialen Experiments. Wir werden in den nachfolgenden Beiträgen noch sehen, dass Scheers Wortwahl in Bezug auf ihre Hauptthese sehr unglücklich war.

Doch dazu mehr in Teil II. 


Samstag, 29. August 2015

Blunt Talk mit Patrick Stewart - lohnt sich das?


Einleitung. Es wird wohl noch eine gute Weile dauern, bis eine neue Star-Trek-Serie auf der Mattscheibe zu sehen sein wird und um diesen leidlich undefinierten Zeit zu überbrücken, bleibt dem gemeinen Star-Trek-Fans in Ermangelung an verfügbaren Science-Fiction-Serien kaum mehr etwas anderes, als den Hauptdarstellern früherer Tage auf ihren verwundenen Karrierewegen zu folgen und sich daran zu erfreuen, dass man  die Gesichter seiner Helden immerhin in anderen Rollen bewundern kann. So bieten sich Serien wie „Orange Is the New Black“ mit Kate Mulgrew, der mäßig erfolgreich in New Orleans ansässige Ableger von Navy CIS mit Scott Bakula oder „Game of Thrones“ mit Alexander Siddig immerhin noch als Reminiszenz an bessere Tage an.
Doch anstatt sich an dieser Stelle zum Start der neuen Patrick-Stewart-Serie „Blunt Talk“ mit einem Rundumblick auf den aktuellen Stand der Schauspiellaufbahn der bekanntesten Star-Trek-Veteranen  wie etwa bei Movie Pilot zu beginnen, wollen wir uns hier lieber der eigentlichen Materie widmen und einen Blick auf die Pilotfolge „Seem to Be Running Out of Dreams for Myself“ werfen.
Dass Stewart überhaupt auf dem Fernsehbildschirm zu sehen ist, hängt wohl in erster Linie mit dem Mit-Produzenten Seth MacFarlane zusammen, der nicht nur verwandt mit Denise Crosby und ein glühender Trekkie ist, sondern auch einen kurzen Gastauftritt in der bislang letzten TV-Serie „Enterprise“ absolvierte. 
Aber lohnt sich diese Kooperation auch wirklich? Wir haben mal einen Blick in den Pilotfilm geworfen, um diese Frage beantworten zu können...

MacFarlane (r.)
Seine eigene Serie „Family Guyglänzt immer wieder durch multiple Star-Trek-Bezüge und in deren Spin-Off „American Dad“ spricht Stewart sogar Avery Bullock, den Vorgesetzten des Hauptcharakters Stan Smith ein. Beide kennen sich ausgesprochen gut und es ist nicht abwegig davon auszugehen, dass das beiderseitige gut Einvernehmen maßgeblich zur Verwirklichung dieser Serie beitrug.


Story. Walter Blunt ist ein Veteran des Falkland-Krieges, der sich in seiner Zeit als aktiver Soldat der Wahrheit verpflichtete und sich aus diesem Grund dem Journalismus zuwendete. Mehr als dreißig Jahre später ist nur noch wenig vom damaligen Major übrig. Der in die Jahre gekommene Talk-Show-Master Walter Blunt kämpft stattdessen mit Alkoholproblemen, diversen Scheidungen, Drogenmissbrauch und mannigfaltigen psychischen Problemen. Nur in seiner Sendung „Blunt Talk“ mimt er den integren Saubermann, der seinen amerikanischen Gastgebern stets aufs Neue vor Augen hält, was an ihren Waffengesetzen, ihrer Todesstrafe oder ihrer Regierungspolitik falsch ist.
Nun aber steht seine eigene Sendung vor dem Aus, denn durch sein eigenes Verhalten hat sich Blunt ins gesellschaftliche Abseits manövriert. Während einer Autofahrt unter Drogeneinfluss gabelt er nämlich nicht nur die transsexuelle Prostituierte Gisele auf, sondern wird auch noch – unter den Augen einiger Paparazzi – von der Polizei erwischt. Nun muss er sein gesamtes Geschick darauf verwenden, seinen guten Ruf und seine Sendung zu retten...


Lobenswerte Aspekte. Die erste Episode von „Blunt Talk“ beginnt mit einer Ansicht, die viele Fernseh-Nostalgiker sicherlich schon lange vermisst haben:
Mit einem ungetrübten Blick auf Patrick Stewarts haupthaarfreien Hinterkopf. Und auch wenn der englische Ausnahmeschauspieler zweifelsohne älter geworden ist (ein Thema, dass die Pilotepisode als roter Faden begleitet), so stellt er unter Beweis, dass er nicht von seinen Fähigkeiten eingebüßt hat und wirft er sein gesamtes Talent in die Waagschale. Das passt nicht zuletzt deshalb so gut ins Konzept, weil sein schrulliger Charakter eine so große Bandbreite einfordert, dass man als Zuschauer am Gestik- und Mimikspiel Stewarts seine helle Freude hat.
Und Stichwort Gestik und Memes:
Es hat beinahe den Anschein, als wollten die Schreiber das berühmte Picard-Facepalm-Meme durch eine aktuellere Version ersetzen, denn so oft, wie man den Darsteller in dieser einen Folge seine Hand vor den Kopf schlagen sieht, konnte man es in 179 Episoden TNG nicht sehen. 


Was allerdings nicht bedeuten soll, dass es keine Querbezüge zu Stewarts bekanntester Serienrolle gibt: Bereits nach noch nicht einmal drei Minuten taucht Brent Spiner in einer Mini-Rolle auf und einige der Einstellungen wie die Eröffnungsszene in einer Bar mit Dixon-Hill-Holodeck-Flair und einem Alptraummoment, der stark an den Borg-Eingangsszene erinnerte, schlugen immer wieder Brücken für den übergangswilligen Trekkie.


Zudem bleibt es nicht aus, ständig an den berühmtesten englisch-stämmigen Late-Night-Host John Oliver zu denken, der seinen amerikanischen 'Vettern' – allerdings ohne die Skandale und Ausschweifungen Walter Blunts - mit seiner erfrischend anderen Perspektive immer wieder gleichermaßen schmerzhaft wie unterhaltsam vor Augen führt, was im 'Land der unbegrenzten Möglichkeiten' die Möglichkeiten seiner Bewohner begrenzt.
Wem solcherlei Sentimentalitäten nicht Grund genug bieten, die dreißig Minuten durchzuhalten, die eine solche Folge „Blunt Talk“ dauert, dem sei gesagt, dass schon allein der atemberaubende Cliffhanger am Ende der Premierenfolge einem vorzeitigen Ausstieg gekonnt den Riegel vorschiebt.


Kritikwürdige Aspekte. Das Projekt „Blunt Talk“ ist ambitioniert, denn die Produzenten der Serie versuchen nichts Geringeres als die Symbiose zwischen britischem Humor irgendwo zwischen Monty Python und Little Britain mit amerikanischem Humor irgendwo zwischen Family Guy und Late Night with Conan O'Brien.
Wer sich beim Lesen dieser Wort nun bereits besorgt die Stirn runzelt, tut dies nicht ganz zu Unrecht, denn der Funke dieses eigentümlichen Mixes will nicht so recht überspringen. Statt nämlich etwas völlig Eigenes und Neues zu erschaffen pendelt die Serie in einem andauernden Balance-Akt zwischen beiden Polen und verliert sich in einem Plot, der schon beim Skandal um Stewarts Landsmann Hugh Grant und Devine Brown bestenfalls mäßiges Erzählpotential bot.
Es bleibt vor allem das ständige Gefühl eines beständigen Déjà Vues, einer unablässigen Wiederholung und des Aufwärmens der Reste des Vortages (z.B. bei den eigentlich gut gemeinten Star-Trek Anleihen), die den Zuschauer trotz des Cliffhangers mit gemischten Gefühlen zurücklassen. 


Fazit. Patrick Stewart ist zurück auf dem Fernsehbildschirm und schon das allein macht die Serie sehenswert. Ob sich die Serie allerdings mehr Gründe als den Hauptdarsteller bietet, ihr dauerhaft zu folgen bleibt abzuwarten. Zweifelsohne ist ein gewisses Potential zu erkennen, doch es bleibt abzuwarten, ob der Serie im Verlauf weiterer Folgen sein ambitionierten Spagat zwischen zwei Humorwelten gelingen wird (vergleiche Zitat #3).



Denkwürdige Zitate.

Are you a lady of the night? A courtisan?
Walter Blunt

Let's just Say I got an nine inch clit. Does that bother you?
No! I'm english!
Gisele & Blunt

Please don't quit on me. Not yet.
Blunt

I feel my life slipping away from me like a cat that doesn't want to be held.
Blunt

"I am no lion in his winter! I am an eagle in the spring! Yes, a bald eagle, if you like!
Blunt


Bewertung. Erste Schritte in eine neue Zeit.