Posts mit dem Label Convention werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Convention werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 13. Mai 2016

Turons FedCon-Logbuch, Teil I: Freitag, der 13. Mai 2016


03.55Uhr
. Pünktlich fünf Minuten vor dem Weckerklingeln werde ich wach und schleiche mich leise ins Bad. Unser Übernachtungsgast Miri schläft noch (wenn auch schlecht).

04.07Uhr. Ich liege in der Wanne. In der rechten Hand Duschbad, in der linken eine Tasse Kaffee. Der Tag kann kommen, ich bin gewappnet!

04.28Uhr. Fertig! Ich packe meine restlichen sieben Sachen zusammen und habe sogar noch etwas Platz in meinem Rucksack. Mittlerweile bin ich bei der zweiten Tasse Kaffee. Auch Miri steht auf und widerlegt als lebendes Beispiel, dass Frauen morgens mehr Zeit benötigen würden.

04.42Uhr. Beginn der offiziellen Aufzeichnungen, nachdem ich einige Minuten damit verbracht habe, mein Notizbuch vom Boden meines Rucksacks emporzukramen.

05.00Uhr. Wir gehen gemeinsam hinunter an die Straße um auf unserem Fahrer K'olbasa zu warten, der zuvor Rok abholt und schließlich unsere Gemeinschaft sicher nach Bonn führen will.
Es ist bereits hell und die frühen Vögel singen sich in den umliegenden Bäumen ihre Seele aus dem Leib.

05.18Uhr. Nur acht Minuten akademischer Micha!! Doch die Panne des Tages bleibt, dass ich in einem Anflug von Dummheit vergessen habe, mir meine Anmeldungsunterlagen auszudrucken. Doch statt diese Niederlage einzusehen, beschließen wir, diese Gelegenheit zu nutzen, um die FedCon auf die Probe zu stellen:
Wird das Helferheer mit dieser unvorhergesehenen Komplikation angemessen umgehen können?

05.22Uhr. K'olbasa macht sich darüber lustig, dass sich Miri bereits im Vorfeld Fotosession-Karten gekauft hat. Ob sich diese Haltung im Verlaufe des Tages rächen wird? Schließlich fahren wir so früh los, weil er ein Foto mit Robin Curtis möchte.
Ach nein, ein Foto mit ihr hat er ja am Vorabend in seiner umfangreichen Sammlung gefunden.
Dann eben Tucker Smallwood!
Wir fahren so früh los, weil K'olbasa ein Fotoshooting mit Tucker Smallwood haben möchte...






05.55Uhr. Laut Navi sollen wir um 09.58Uhr in Bonn ankommen. Niemand in diesem Auto glaubt wirklich an diese äußerst optimistische Prognose für die nächsten fünfhundert Kilometer. Wir unterhalten uns vor allem über wissenschaftliche Themen wie den Transit von Merkur und IS sowie die Wanderung des mangnetischen Nordpols.

06.08Uhr. Rok fällt auf, dass heute Freitag der dreizehnte ist. Während wir ins Land der Frühaufsteher und AfD-Wähler fahren. Die Sonne scheint, während K'olbasa Miri fragt, ob sie schwanger sei.

06.19Uhr. Während wir ausgiebig darüber diskutieren, wie wie eine potentielle neue Großfigur in das Auto passen würde ohne dass wir Bei- und Mitfahrer zu Fuß laufen müssten, entgleiten wir langsam der Zivilisation: Der Radio-Eins-Empfang schwindet.

06.27Uhr. Wir sind auf andere Medien ausgewichen und sind allesamt der Meinung, dass Five Year Mission nicht nur gute Autofahr-Musik ist, sondern auch ein lohnenswerter FedCon-Höhepunkt wäre.



06.40Uhr. Wir legen unsere erste Pause ein. Obwohl wir nur zwanzig Minuten rasten, werfen uns die Berechnungen des Navis um weitere vierzig Minuten in unserer Ankunftszeit zurück. Wir finden außerdem einen scheinbar herrenlosen Panzer auf dem Rasthof.


07.31Uhr. Wir fahren nicht nur in den Goldenen Westen ein, sondern erfinden nebenbei auch noch den Gagh-Gepäckträger. Bald darauf passieren einen LKW mit der Aufschrift "Bork", während Rok in mehreren Anläufen versucht, den Bird of Prey mit seinem Handy scharf zu kriegen.

 08.56Uhr. Wir lauschen Baz Luhrmanns "Sunscreen" während die Idee aufkommt, dass dieser Song ideal für ein Shatner-Cover wäre.




 09.02Uhr. Wir passieren die Porta Westfalica, doch mein Vorschlag, hier anzuhalten und auf sämtlichen Hinweisschildern das 'P' durch ein 'H' zu ersetzen, stößt auf nur wenig Gegenliebe.

09.20Uhr. Eine weitere Pause an der Raststätte Lipper(t)land wirft uns weiter in unserer Zeitplanung zurück, tut aber den meisten Mitreisenden gut. Bei der Weiterfahrt dikutieren wir die Wertigkeit verschiedener Star-Trek-Film-Soundtracks und uns fällt auf, dass es sich um die erste Stargate-freie FedCon seit langem handelt.



10.28Uhr. Die lange Suche nach einem neuen Hermsdorfer Kreuz hat ihr Ende gefunden. K'olbasa fährt am Kamener Kreuz nicht wie vom Navi gefordert ab und die Ankunftszeit verzögert sich um weitere vier Minuten auf mittlerweile 11:04Uhr.

11.04Uhr. Wir etablieren das Wort "Rokinger" als neuen Begriff für eine unausgesprochene Pointe, die durch das offensichtliche Aussprechen ihre Komik verliert. Mehr und mehr verfallen wir in wenig jugendfreie und daher auch kaum veröffentlichungsfähige Gespräche.
Die Stimmungskurve jedenfalls steigt genauso wie der Spaßfaktor.

11.09Uhr. Vor lauter Spaß ist Miri weggedöst, während sich K'olbasa am Klang des Synchronisationsverbrechens "Marschmelonen" erfreut.

11.23Uhr. Wie bei unserem letzten Bonnbesuch auch geraten wir in Augenhöhe der BayArena in einen Stau, doch im Gegensatz zum damaligen Tripp erreichen wir das Staueende verhältnismäßig schnell. Dennoch liegt die nunmehr berechenete Ankunftszeit deutlich hinter den unrsprünglichen Prognosen.

12.00Uhr. Fast da! Um eine pünktliche Ankunft zu verhindert biegt K'olbasa nicht nur falsch ab, sondern legt auch noch eine ebenso kurze wie verzweifelte Pause an einem innerstädtischen Gebüsch ein.

12.10Uhr. Endlich angekommen! Auf Anhieb finden wir den perfekten Parkplatz und wollen ihn auf keinen Fall wieder aufgeben. Die Nummernschilder in der unmittelbaren Umbegung enden auffällig oft auf 1701.


12.32Uhr. Es stellt sich heraus, dass die FedCon in digitalen Zeitalter angekommen ist. So gestehen sie uns umgehend die Präsentation eines Online-Dokuments via Smartphone zu, die zunächst jedoch eher an meiner eigenen Unfähigkeit scheitert, mit einem solchen Gerät umzugehen und die entsprechende Mail in meinem Postfach zu finden.
Dann aber läuft alles so zügig und unkompliziert von statten, dass man nicht umhinkommt, der Organisation ein Lob auszusprechen.

12.42Uhr. Während wir für wenige Minuten im Eingangsbereich umherirren, kommt uns auch schon bald die Idee, möglichst zügig im Hotel einzuchecken. Doch das 'schnell mal hinfahren' wird zu einem kleinen Fiasko: Eine Bahn fällt aus. Wir schaffen es nicht, ein Ticket zu erhalten. Und als wir endlich an der Haltestelle Museum Koenig (wahrscheinlich nach dem FedCon-Stargast Walter benannt) ankommen, irren wir etwas orientierungslos umher, bevor wir ein Hotel finden. Dieses entpuppt sich zwar prompt als jenes Objekt, in der wir bereits bei unserem ersten gemeinsamen Bonn-Aufenthalt nächtigten, doch leider ist es nicht unser gebuchtes Hotel. 

13.20Uhr. Mittlerweile haben wir unsere Unterkunft gefunden. Allerdings handelt es sich eher um eine Sparkassenfiliale (ohne Bankautomat oder Bar) mit einer extrem unübersichtlichen Zimmerstruktur. Wir laden unseren Balast ab und ziehen uns um, während Kolbasa seine frisch erworbene Eintrittskarte verliert.



14.05Uhr. Erstaunlicherweise kommen wir rechtzeitig zum Tucker-Smallwood-Fototermin zurück. Wir versuchen uns nach Jahren der Bonner Abstinenz wieder zurechtzufinden und irren so lange in den engen und überlaufenen Gängen umher, bis uns alles wieder vertraut ist. Dieses Gefühl der Vertrautheit reicht sogar bis zur Schweißdunstglocke, die den Besucher unter der Glaskuppel des Maritims erwartet.
Dennoch laufen wir prompt zum falschen Eingang des Hauptsaals und werden auf die Ränge verwiesen.

14.16Uhr. Oben angekommen erleben wir die finalen Momente des Dominic-Keating-Panels mit. Obwohl es recht voll ist, finden wir noch einige Plätze in der dritten Reihe.


14.26Uhr. "Chase Masterson ist aber in die Breite gegangen." höre ich eine Frau neben mir lästern, als der MC des Wochenendes die Bühne betritt. Sie sagt den Fanfilmer Vic Mignogna an, der kräftig die Werbetrommel für sein Leib- und Herzensprojekt Star Trek Continues rührt. Dabei zeigt er nicht nur Ausschnitte und stellt die Website vor, sondern lässt auch markige Sprüche fallen:

"Chris Pine is just a punk. No offense, but he's not Captain Kirk."

Er lässt durchblicken, dass er bei Axanar durchaus Profitwirtschaft als Ursache für deren Rechtsstreit mit CBS sieht. Oft gleitet er ins Pathetische ab, doch man merkt ihm deutlich das Herzblut an, mit dem er bei der Sache ist.
Das Tafelrundenmitglied V'Nai fragt nach dem Stand der Episode sieben und erfährt nicht nur, dass sich diese gerade in der Abschlussbearbeitung befindet, sondern auch, dass sich die entsprechende Datei auf dem Laptop im Hotelzimmer des FedCon-Gastes befindet. Zudem verrät er den gespannten Zuhörern Details über ein neues Set, das aus der TOS-Episode "Kirk unter Anklage" entlehnt wurde.
Kurz darauf fragt auch Miri, ob der Titel der vierten Episode in einem Zusammenhang mit dem kürzlich verstorbenen Leonard Nimoy steht, dem die Folge schließlich auch gewidmet ist.
Nach langem Ausholen verrät Mignogna allerdings, dass in dieser (seiner Lieblings-) Episode ein anderer Film Namenspate war und der Titel die Einsamkeit des Raumschiffkommandanten Kirk widerspiegeln soll.


16.00Uhr. Nach dem Panel und einem Gewaltmarsch durch den Merchandisebereich scheitert mein Versuch, ein Bier käuflich zu erwerben. Grund dafür ist das unsägliche Markensystem, bei dem nicht nur eine Unter-Währung erschaffen wird (die Dilithium in Star Trek Online alle Ehre machen würde), sondern auch ganz offensichtlich darauf sprekuliert wird, dass einige ihre überzähligen Papierfetzen verlieren oder es aufgeben, sie am Ende zurücktauschen zu wollen. Ich will mich dem System verweigern und verlasse gefrustet die Bar.
Ich setze mich auf eine Wiese und genieße die Abwesenheit des Menschengedränges und beginne plötzlich, einige Aspekte Düsseldorfs zu vermissen: Die Weitläufigkeit, die Nähe zum Flughafen und seinen Einkäufsmöglichkeiten und natürlich die Bar, in der man sein Alt auch gegen bare Münze erwerben konnte. Wehmut beschleicht mich...



16.27Uhr. Soviel zu meinen guten Vorsätzen! Ich stehe mit Miri vor einem Stand und erwerbe nach noch nicht einmal dreißig Minuten dann doch für zehn Euro Essens- und Getränke-Bons. Der folgende Con-Burger ist zwar keineswegs ein kulinarisches Glanzstück, aber er betäubt immerhin das langsam aufkeimende Hungergefühl.
Ich stoße auf mehr und mehr bekannte Gesichter von der USS K'Ehleyr, der Euderion oder der Cottbus Crew und genieße die Ruhe-Oase am Springbrunnen (auch wenn die ständig vorbeiratternde Straßenbahn nicht unbedingt idyllisch anmutet).


17.01Uhr. Zusammen mit K'olbasa brechen wir auf, um eine neue Karte zu erhalten. Auch das geht ebenso wie dier Umtausch von Miris Bruce-Greenwood-Fotosession-Karten verhältnismäßig schnell, freundlich und zügig über die Bühne (auch wenn für K'olbasa stolze 10€ Bearbeitungsgebühr anfallen).


17.30Uhr. Ich stelle mich für frühzeitig für die Fotosession mit Walter König an. Die Schlange schiebt sich zunächst sehr gemächlich um die Ecke, bis ich dann doch plötzlich vor der Kasse stehe und sofort mein Geld bezahlen kann. Sogar noch schöner: Statt der ausgeschriebenen 40€ muss ich nur dreißig bezahlen. Woran das liegt, wird mir erst klar, als ich schon fast im Foto-Salon ankomme:
Die Schlange war mitnichten für den TOS-Darsteller, sondern für Julie Benz!
Doch statt mich im Regen stehen zu lassen, helfen mir die Kassiererinnen völlig unbürokratisch und ich darf sogar vorn sitzenbleiben, bis Walter Koenigs Shoot an der Reihe ist. Dann geht alles ganz schnell.
Ich bezahle, mir wird der Rucksack abgenommen und ich werde vor den Chekov-Darsteller geschoben. Ich kann ihm gerade einmal "It's an honour!" entgegenraunen, als ich auch schon im Entwicklungsraum stehe und mein fertiges Bild in den Händen halte. Scheinbar haben die Organisatoren nicht nur in puncto Ablauf, sondern auch Freundlichkeit, Professionalität und Effizienz ihre eigenen Schlüsse aus der Destination gezogen.
Ich bin ehrlich beeindruckt.


18.12Uhr. Nach einigem Suchen finden ich Miri und Rok auf den Rängen des Hauptveranstaltungssaales wieder, wo das Panel Ethan Phillips in den letzten Zügen liegt und wirkt, als würde er unaufhörlich Kaugummis kauen. Zwar stört der Riesenlautsprecher bei der Sicht auf den Hauptbildschirm massiv, doch der vorgestellte Trailer zum Filmprojekt "The Circuit" hat einen gewissen Unterhaltungsfaktor und passte gut zur Gesamtveranstaltung.



Auch Phillips selbst verfehlt seine Wirkung nicht.Neben seiner unnachahmlichen Art und Weise zu unterhalten, meistert er selbst die schlimmsten Fragen mit Bravour. Egal, ob er zu Protokoll geben muss, dass er sich nie wirlich in den Delta-Quadranten versetzt gefühlt hat oder gar nicht der Schauspieler von Tuvix war: nie war er um eine Antwort verlegen und konnte sogar die Frage seinen Auftritt im achten Kinofilm pointiert zur allgemeinen Erheiterung verwenden:
"Next time you watch it, look for me - I'll wave!".


18.40Uhr. Ansonsten gibt es vielerorten ein altbekanntes Bild. In unmittelbarer Nähe schreit ein Baby und massive Trailer und Werbe-Einblendungen nagen nicht minder stark an den Nerven (auch wenn sie sich immerhin kaum wiederholten). Auch K'olbasa ist wieder zu uns gestoßen, nachdem er sich beinahe an einer Bratwurst erstickt hätte.
Gemeinsam erleben wir, wie Chase Masterson im silbernen Glitzerkleid ("laufende Diskokugel", Miri) damit beginnt die Opening Ceremomy einzuläuten. Sie versucht sich mit deutschen Floskeln in Google-Translate-Qualität ("Ich liebe Germany!"), wobei anzumerken bleibt, dass sie dabei durchaus unterhaltsam und sympathisch wirkt - selbst wenn sie die Regeln und Bestimmungen des Hausherren von der Leinwand abliest.
Großer Tiefpunkt ist allerdings die Showeinlage "Trekdinner for One", der zwar eine durchaus eine gute Idee zugrunde lag, aber so stümperhaft und humorfrei dargeboten wurde, dass selbst der anschließende Höflichkeitsapplaus so leise wie nie ausfiel und beim weiten Blick in die Runde viele verstörte Gesichter ob des drastischen Fremdschämfaktors auszumachen waren ("Tiefpunkt in der FedCon-Geschichte.", Rok). Nach dieser Einlage war man jedenfalls wieder froh über jeden Trailer, der einen das gerade erlebte Grauen vergessen oder zumindest verdrängen ließ.


19.03Uhr. Die eigentliche Eröffnungszeremonie beginnt mit verschiedenen kleineren Acts, unter denen die Cross-Cult-Schreiber Christian Humberg und Bernd Perplies, der Lokalmatador Hubert Zitt und der FedCon-Patriarch Dirk Bartholomä sicherlich zu den bekannteren Gesichtern gehörten. Vor allem Robert Vogels unvergesslicher Satz "Sci Fi Fans love Rosetta" klingelte den Zuhörern noch lange in den Ohren nach.
Danach folgte eine der emotionalsten, aber auch skandalösesten Openings der FedCon-Geschichte. Während zunächst kleinere Stars wie Manu Intiraymi ("Ich liebe Mezzo Mix!") den vergleichsweise züchtigen Anfang machten, begann mit Domenic Keating ("Ich bin ein Trecker!") der Siegeszug der Hauptdarstellerriege: Connor Trineer ließ vom Publikum sogar Grüße für seinen Sohn Jasper einsprechen, Robert "Erdogan" Beltran beschwor die Fans "No goat cheese hamburgers!" und Ethan Phillips ließ gar ein "This is my 23rd time here and I'm pretty sick of it!" verlauten. Marina Sirtis ("I'm pretty pissed off by you germans. Why? I'm greek!") schlug in eine vermeintlich äjnliche Kerbe und doch war die auf Gegenseitigkeit beruhende Herzlichkeit zwischen Stars und Fans spätestens dann greifbar, als Walter Koenig und George Takei (sprach von einem "Tsunami-Empfang" und verglich die zahlreichen Anhänger mit "Tribbles") mit Standing Ovations begrüßt wurden. Als dann auch noch Superstar William Shatner die Bühne betrat, kochte der Saal endgültig.
Doch irgendwas passte nicht ins Bild.
Zwar klatschte Takei anstandshalber beim Auftritt 'seines Captains', doch der Kanadier stellte sich nicht zu seinen beiden TOS-Kameraden, sondern verblieb in der Mitte. Bei Mastersons wahrscheinlich gut gemeinten Versuch, auch Takei ins Zentrum der in einer Reihe stehenden Stargäste zu schieben, kam es schließlich zum Eklat: The 'Shat' verließ wortlos die Bühne, während der Rest der Gäste die Eröffnung tanzend feierten.
"Für cirka drei Minuten dachte ich, Shatner wäre sympathisch. Jetzt ist es wieder vorbei." Diese Worte einer jungen Dame fassen die allgemeine Gemütslage wohl am besten zusammen. Allenthalben herrschte Unverständnis ob der Situation, die nur wenig professionell wirkte.
Über diesen wahrscheinlich größten Skandal den Bonn seit dem Verlust des Hauptstadtstatus' erlebt hatte, ging der am Ende der Eröffnungszeremonie auf der großen Leinwand eingespielte K'Ehleyr-Trailer mit der musikalischen Untermalung Roks beinahe unter.


20.26Uhr. Vor dem Saal feiert die K'Ehleyr-Crew ihren Trailer, während im Hauptsaal James Morrison statt des eigentlich angekündigten Karl Urbans auftritt. Im gut geführten Zwiegespräch mit Chase Masterson offenbarte er zwar Erinnerungslücken zu seinem Engagement bei der Twin-Peaks-Reunion, aber gab immerhin ab, dass er gemeinsam mit David Lynch vor der Kamera stand.


20:59Uhr. Zum Abschluss des Abends kündigt eine erschöpfte, aber tatsächlich absolut MC-taugliche Chase Masterson noch einmal Vic Mignogna an, bevor sie von der Bühne humpelt, denn als Ausklang des ersten Abends steht die Premiere der sechsten Continues-Episode an.
Ohne zuviel verraten zu wollen, erfreute sich die Folge mit Gigi Edgley in der Hauptrolle großer Beliebtheit unter dem größten Teil des Publikums. Die Leidenschaft, die dem Werk in jeder Einstellung anzusehen war, bezeichnete Mignogna nicht ganz zu Unrecht als "my love letter to Star Trek".
Doch diese Verbundenheit zu Star Trek war an diesem Abend nicht nur beim Fanfilmmacher zu sehen. Auf dem Weg zurück ins Hotel sah man viele Fans mit großer Leidenschaft das fünfzigste Jubiläumsjahr ihrer Franchise begehen und abgesehen von Shatners launischen Abgang hat die FedCon bislang einen großartigen Rahmen für diese Leidenschaft abgegeben.


01.30Uhr. Ich bin mit dem Schreiben es Artikels endlich fertig. Ich bezweifle, dass meine müden Augen alle Rechtschreibfehler gefunden haben, aber hoffe, dass der Leser es mir nachsieht. Morgen gibt es jedenfalls den zweiten Teil des FedCon Logbuches- falls ich nicht vor Schlafmangel abfaule...

Montag, 6. Juli 2015

Brettspiele, die die Welt bedeuten: Attack Wing auf der Berliner Brettspiel-Con


War das ein Wochenende!? Temperaturen um die vierzig Grad, sturmartige Gewitterfronten und eine sadistisch sengende Sonne hielten das gesamte Land in einer unbarmherzigen Geiselhaft.
Und dennoch, trotz dieser widrigen Umstände brachen einige Tafelrundenmitglieder gemeinsam auf, um ihren freien Sonntag statt am Badesee zusammen mit vielen fremden Menschen in einem aufgeheizten Backsteinbau zu verbringen.


Vielleicht verwundert dieser an Irrsinn erinnernde Umstand etwas weniger, wenn ich gleich zu Beginn dieses Artikels verrate, dass es sich beim Reiseziel um eine Convention handelte.
Doch keine FedCon, keine Science-Fiction-Tage einer grünen Stadt irgendwo in Rheinland-Pfalz und auch keine der Veranstaltungen, die im Moment um die Bezeichnung „ComicCon Germany“ balgen zog die überschaubare Delegation aus Babelsberg an, sondern die Aussicht, an der ersten Berliner Brettspiel-Convention teilnehmen zu können.


Nanu, Brettspiele?“, höre ich jetzt bereits den ein oder anderen Leser grübeln, „Was hat das denn mit Star Trek zu tun?
Nun, zum Beispiel gibt es eine ganze Reihe an spannenden Star-Trek-Gesellschaftsspielen wie etwa das klingonische Original-„Monopoly“, „Star Trek: Scene It?“ oder auch die bekannte Adaption der „Siedler von Catan“, die nicht nur Sammlerherzen höher schlagen lassen, sondern auch eine Menge Unterhaltung bieten und daher an dieser Stelle zumindest eine Nennung ehrenhalber verdienen.
Andererseits stehen selbstentworfene Star-Trek-Spiele in unserer Runde in einer gewissen Tradition, wie etwa denkwürdige Tafelrundenabende mit Adaptionen der Star Trek: Karriereleiter, Star Trek: Anno Domini oder Star Trek: Trivial Pursuit bereits lebendig unter Beweis gestellt haben.
Nicht zuletzt liefert schließlich niemand Geringeres als der Wesley-Crusher-Darsteller Wil Wheaton mit seiner Youtube-Reihe „TableTop“ den lebendigen Beweis dafür, dass beide Fan-Universen alles andere als unvereinbar sind.


Unter den deutschsprachigen Varianten der Table-Top-Video-Shows gehört das Duo Hunter und Cron sicherlich zu den bekanntesten Vertretern ihrer Art unter deren Ägide nun zum ersten Mal in der Bundeshauptstadt der Versuch unternommen wurde, eine Convention für die Spieler-Szene auf die Beine zu stellen.
Zwischen zehn und zwanzig Uhr waren daher am Sonnabend und Sonntag die Tore zur Aula der evangelischen Schule Friedrichshain geöffnet worden, wo nationale Szene-Stars wie Uwe Rosenberg, Klemens Franz oder Stefan Stadler den interessierten Besuchern geduldig ihre Spiele erklärten. Ein umfangreiches Arsenal an kostenfrei ausleihbaren Spielen und eine Empore mit einladenden Tischen bot allen Gästen die Möglichkeit, eine große Bandbreite unterschiedlicher Produkte vor Ort anzutesten. Und auf der Bühne spielten währenddessen Hunter und Cron vor laufender Internet-Kamera munter mit anderen Fans.


Ein perfektes Ziel für einen Familienausflug, möchte man meinen, doch tatsächlich blieb der große Besucheransturm nicht zuletzt aufgrund der vulkanischen Hitze aus. Dieser Umstand mag den Geldbeutel der engagierten Organisatoren über die Gebühr geschröpft haben, doch für die Atmosphäre der Veranstaltung erwies es sich vielleicht als Glücksfall. Eine familiäre Stimmung unter den kontaktfreudigen Gästen und den freundlichen Helfern trug zum besonderen Flair der Convention bei, wobei anzumerken bleibt, dass trotz der überschaubaren Personenanzahl eine erstaunliche Internationalität herrschte.
Gut und schön.“, höre ich an dieser Stelle wieder den ein oder anderen Leser denken, „Aber was hat das jetzt mit Star Trek zu tun?
Nun, am Sonntag bot sich den Besuchern der Brettspiel-Con die einmalige Gelegenheit, bereits vor dem offiziellen Deutschlandstart einen Einblick in das Weltraumschiffsschlachtspiel „Star Trek: Attack Wing“ zu erhalten.


Beschreibung. Vielleicht kommen dem ein oder anderen Leser Konzept, Aufmachung und Titel des Spieles irgendwoher bekannt vor. Das könnte daran liegen, dass es mit "Star Wars: X-Wing" bereits seit längerer Zeit eine Vorlage aus der großen Science-Fiction-Konkurrenz-Franchise gibt, deren Spielsystem in diesem Fall für Star Trek adaptiert wurde.
Zwei bis acht Spieler können sich mit grünen und roten Aktionswürfeln epische Raumschlachten liefern, deren Mechanismen im Prinzip denen aus Computer- und Rollenspielen gleichen, nur dass man in diesem Fall das unbezahlbare Vergnügen genießen kann, seinem Gegenüber in die Augen und auf das Schiff gleichzeitig sehen zu können. Man kann sein eigenes Schiff frei bewegen und muss vor allem Angriffs- und Verteidigungswerte, Entfernung zum Ziel oder Bewegungsmöglichkeiten im Hinterkopf behalten.
Darüber hinaus hat man die Gelegenheit, verschiedene Fraktionen wie Sternenflotte, Klingonisches Imperium, Romulanisches Sternenimperium, das Borg-Kollektiv u.v.m. zu spielen (worin im Vergleich zum Star-Wars-Ableger der große Vorteil liegt) unter deren Schiffen man sich eines oder mehrere erwählen kann. Beendet ist das Spiel, wenn man entweder eine Mission abschließen konnte oder seine Gegner vernichtet hat.


Lobenswerte Aspekte. "Star Trek: Attack Wing" ist das ideale Spiel für Sammler, denn in unzähligen Erweiterungen kann man eine große Bandbreite von Schiffen erwerben und anschließend befehligen. Die Mechanismen sind so einleuchtend wie eingänglich und besonders hervorzuheben ist, dass man – unter Berücksichtigung ausgeglichener Spielparameter – auch versucht hat, dem offiziellen Kanon Tribut zu zollen. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Spiel, in dem man sich schnell verlieren kann, eben weil es den Mitspielenden tatsächlich das Gefühl vermittelt, glaubwürdige Star-Trek-Schlachten zu schlagen.


Kritikwürdige Aspekte. Die Raumschiffmodelle sind nicht nur kleiner als ihre Cousins und Cousinen aus dem Hause Eaglemoss, sondern auch teurer (ca. 16 bis 17€) und detailärmer. Bei der Vielzahl von Erweiterungen (vgl. dazu die Memory-Alpha-Liste) und dem bereits vierzig Euro teuren Grundspiel kann man als ohnehin an teures Merchandise gewöhnter Fan schnell ausmalen, was das unentdeckte Land für immense Kosten mit sich bringen wird.
Bei dementsprechenden Preisen wirkt es darüber hinaus unverständlich, dass Abstandsmesser aus Pappe gefertigt sind, die Optik der Raumschiffe recht spartanisch ausgefallen ist und zur Aufbewahrung der Spieltoken adäquate Unterbringungsmöglichkeiten fehlen.

Mit viel fachmännischer Geduld aufgewertet: Die Vor'cha dieses Abends

Fazit. Und dennoch: 
Als ich mit meinem klingonischen Vor'cha-Kreuzer nicht nur meine als Borg-Königin getarnte Frau, sondern auch den Voyager-Kommandeur Atlas zu Staub im Weltall pulverisierte, war ich vollends begeistert von Spielprinzip, Spielgefühl und Spielpräsentation (durch einen Babelsberger Landsmann). Wer selbst einmal in diesen Genuss kommen möchte, kann sich gern der Star Trek Attack Wing Gruppe Berlin bei Facebook anschließen, die ihre (absolut berechtigte) Leidenschaft in monatlichen Treffen auslebt und sich bei einem ihrer Events ein eigenes Bild vom Suchtpotential dieses Spiels machen.


Als die erste Berliner Brettspiel-Convention am Sonntag Abend schließlich ihre Pforten schloss, schwang mit den schweren Holztüren auch ein Stück Wehmut mit. Es bleibt inständig zu hoffen, dass trotz der mäßigen Besucherzahlen und des drückenden Wetters im nächsten Jahr eine zweite Auflage dieser sympathischen Veranstaltung stattfindet und dass dann auch dort wieder ein Platz für ein spannendes Star-Trek-Spiel geschaffen wird. Die mutige Delegation aus Tafelrundenmitgliedern war jedenfalls durch die Bank weg froh darüber, dass sie statt eines dösigen Nachmittags am Badesee einen spannenden Spieletag im Herzen Berlins beiwohnen konnte.


Unser Dank gilt dem Tafelrundenmitglied (ehrenhalber) Atlas, der diesen Einblick in die unendlichen Weiten der Brettspielwelt überhaupt erst ermöglicht hat...

Sonntag, 24. Mai 2015

Bilder von der FedCon 2015 und der STTRHD 5.15

Das Motto der FedCon 2015?
Während sich wohl eine Vielzahl an Fans von SciFi im Allgemeinen, aber sicher auch Star Trek im Speziellen, sich am letzten Freitag in Düsseldorf aufhielten, traf sich eine im Vergleich dazu überschaubare Meute zu Ihrem offiziellen  5. Treff in diesem Jahr: es war Tafelrundenzeit im Albers! Und anders als in den letzten Jahren gab es zum ersten Mal kein Außenteam auf der FedCon. Somit waren dann auch wieder gefühlt mindestens 25 Menschen u.a. von Euderion, K’Ehleyr und anderen Gruppen zusammengekommen, um Wein, Bier, Spaghetti und guten Gesprächen zu frönen.
Es wurden wieder spannende Themen besprochen, denn große Ereignisse stehen ins Haus. Neben der Premiere der Fortsetzung der Abenteuer des K’Ehleyr Away Teams am 15.August 2015 (wir berichteten) waren natürlich noch Einzelheiten zur dazu gehörigen Premierenfeier zu verabreden. Falls irgendein Leser dieses Blogs am Pfingstwochenende zufällig ein paar in schwarze Uniformen gekleidete und mit Phasergewehren bewaffnete junge Menschen auf (fast) nackte andere junge Menschen zielende am Strand begegnet, dann keine Sorge! An diesem Wochenende finden die letzten Außenaufnahmen für den Fanfilm statt, und da geht es laut Marcus wohl dieses Mal auch um mehr nackte Haut …wir lassen uns überraschen!
Muskelspiele: Conan vs. Tom Jones
Irland hat abgestimmt: Gegen Homophobie! Wir gratulieren!
V'Nai: Earl Grey hot?
Außerdem wurden letzte Absprachen hinsichtlich des Beitrags der STTRHD zur Langen Nacht der Wissenschaften an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin besprochen. Bekanntlich werden dort Jean-Luc und Turon 47 mit Rok jeweils einen Vortrag zu Themen "Star Trek und die Wissenschaften" halten, aber darauf werden wir später noch genauer eingehen. Die Vorbereitungen sind jedenfalls im vollen Gange, die standesgemäßen Uniformen hängen bereit und Deko und Begleitprogramm  nehmen ebenfalls Gestalt an.
Alles in allem war es wieder ein schöner, wenn auch etwas lauter ;), Abend! Daran kann auch das etwas überraschende Ende nichts ändern, wir hoffen, dass das nicht zur Regel wird und das neue Personal im „Zehn vorn“ vom Hermanns bald ähnlich gut harmoniert wie die Vorgängerinnen, an dieser Stelle liebe Grüße an Sabine und Susi – Ihr fehlt uns!
Übrigens ist bisher scheinbar niemanden der kleine Fehler auf der Karte des ALBERS aufgefallen, oder?
Hier ein kleines Suchbild, finde den Fehler!
So, und da in der Überschrift ja auch von der FedCon die Rede war und wir noch auf ein paar persönliche Aufnahmen von diversen Leuten warten, hier schon mal ein kleiner bebilderter Überblick von diesem Ereignis. Alle Fotos stammen von Twitter und könnten urheberrechtlich geschützt sein.
Superhelden unter sich
Danke an Guardians of the Galaxy für grüne Frauen!

Hubert 'Einstein' Zitt in seinem Element
Manu Intiraymi etwas verkatert?
Tim Russ
Marvels Agent Carter, Quelle: SyfiDE
Borg unter sich: Manu Intiraymi, Jery Ryan, Jonathan Del Arco
Jeri und Jonathan treffen auf Locutus Quelle: twitter @JonathanDelArco
Robbie Williams auf der FedCon?
Ringelreihen nach dem Kostümcontest

Sonntag, 29. März 2015

Von der RetroSPOCKtive in Eberswalde: Erinnern an 'Leonard Spock'

Die vierte Auflage der Eberswalder Miniconvention hat es endgültig geschafft: Kurz vor ihrem Start berichtete Deutschlands umstrittenste, aber auch auflagenstärkste Zeitung von der Veranstaltung. Zumindest in der Online-Ausgabe der Bild.


Woran dies lag, kann man sich da natürlich zu recht fragen. Vielleicht daran, dass der Tod Leonard Nimoys selbst die kalten Herzen des ein oder anderen Bildzeitungsredakteurs gerührt hat? Oder ein eifriger Praktikant eine verdächtig ähnliche Meldung der Serienjunkies wiederverwertete? Oder war es gar der Medienpopularität des Eberswalde-Kapitäns Benjamin Stöwe geschuldet, der im ZDF-Morgenmagazin kürzlich sogar in TOS-Uniform gesichtet worden sein soll?


Die Frage werden wohl zukünftige Forschergenerationen klären müssen doch für die Tafelrunde, die im Fahrwasser dieser Meldung gleichermaßen Erwähnung fand, war es trotz anderslautender Behauptungen nicht die erste Erwähnung in „Springers heißem Blatt“, denn bereits im Zuge der #JeSuisNico-Affäre verwendete man dort kurz nach einem nicht minder verdächtig ähnlichen Artikel im Tagesspiegel eine exklusive Meldung aus unserem Twitteraccount.


Aber zurück zum Thema: Grund für die Nennung „Hermann Darnells“ in einem Atemzug nicht nur mit dem Veranstalter, Karlheinz Steinmüller und Daniel Broz war der Umstand, dass es der Tafelrunde vergönnt war, selbst aktiv ein Teil des Programms zu werden. So oblag es unserer Verantwortung, die geladenen Gäste bei dieser aufgrund der aktuellen Ereignisse kurzerhand zu einer als „RetroSPOCKtive“ umfunktionieren "NCC-1701" einen einleitenden Vortrag zum schillernden Leben Leonard Nimoys zu halten.


Unter dem Titel „Auf der Suche nach Mr. Spock – Leonard Nimoys Karriere in Video, Bild und Ton“ gab es neben vielen eher unbekannten Anekdoten und Geschichten zu Leonard Nimoy auch Informationen, die der ein oder andere treue Blogleser aus dem ein oder anderen unserer Beiträge gekannt haben könnte. Obgleich einige technische Pannen den Ablauf etwas trübten, folgte das überaus freundliche Publikum aufmerksam den Ausführungen des Referenten, dessen Abriss des Lebensweges Nimoys in der Erkenntnis gipfelten, dass der Schauspieler stets respektvoll mit seiner bekanntesten Rolle umging und dem Kultstatus seiner selbst genauso wie dem Spocks mit seinen originellen Auftritten weiteren Auftrieb verlieh.


Im Anschluss daran zog die Gästeschar vom Vorraum in den eigentlichen Wäschekeller um, wo Benjamin Stöwe am Rednerpult mit der Professionalität eines Synchronschauspielers ein Kapitel aus Nimoys Biografie „I Am Not Spock“ zum Besten gab. Es war für das gesamte Publikum ein sehr „emotioneller“ Moment, der einen nahtlosen Übergang vom Vortrag zum eigentlichen Gedenkteil bot. Denn tatsächlich war es stets ein wenig merkwürdig, dass man zwar bei vorherigen Veranstaltungen Lesungen von anderen berühmten Sprechern wie Ernst Meincke, Gertie Honeck oder Reiner Schöne hören durfte, aber bislang nicht in den Genuss kam, Benjamin selbst bei der Rezitation eines von ihm selbst ausgewählten Textes lauschen zu können. Gerade dieser sehr intime Augenblick machte nämlich deutlich, dass der Kopf hinter dem „Raumschiff Eberswalde“-Hörspiel, dem Kurator der kleinsten Star-Trek-Ausstellung des Universums und Initiator der Eberswalder Miniconventions und sein inspirierender Umgang mit Star Trek der beste Grund ist, jedes Mal die beschwerliche Reise in die entlegene Barnim-Kapitale auf sich zu nehmen.


Im direkten Anschluss ließ Benjamin Stöwe seine Zuhörer an einem besonderen Spock-Moment seiner eigenen Vita teilhaben. Im Zuge der Umsetzung seiner „Raumschiff Eberswalde“ Hörspiele traf er mit Norbert Gescher die deutsche Stimmen Leonard Nimoys und erzählte von den Begleitumständen dieser Zusammenkunft. Natürlich spielte er in diesem Zusammenhang auch die dazugehörige Folge ab, um auch alle Anwesenden ein Stück weit an diesem Erlebnis teilhaben zu lassen.



Und dann kam schließlich der Moment, auf den wohl alle Gäste gespannt gewartet hatten: Der Dudelsackspieler Daniel Broz trat in die Tür des Wäschekellers und spielte mit „Going Home“ eine Adaption aus DvořaksNeuen Welt“.


Wer wissen will, wie es sich anhörte:
In erster Linie laut!
So ein Wäschekeller lässt sich nämlich nicht mit der Scala in Mailand, der Carnegie Hall in New York oder dem Nikolaisaal in Potsdam vergleichen. Solcherlei Kellerräume sind schlichtweg nicht für Klangerlebnisse entworfen worden.

Wer aber wissen will, wie es sich anfühlte:
Absolut genial!
Der Dudelsack, im Gegensatz zur Triangel nicht unbedingt als sonderlich einfach zu spielendes Instrument bekannt, ist bereits ein optisches Erlebnis und elektrisiert besonders in diesem Rahmen seine Zuschauer/ Zuhörer. Es verwundert nach diesem Erlebnis jedenfalls nicht, dass dieses Musikinstrument häufig auf Beerdigungen eingesetzt wird, denn es versprüht im gleichen Moment Anmut und Trauer. Eine passendere Untermalung hätte man sich für diesen Anlass kaum vorstellen können.


Ein wenig undankbar war es in diesem Zusammenhang dann schon, dass ausgerechnet der Futurologe Karlheinz Steinmüller, der während des Einleitungsvortrages beständig nickend in der ersten Reihe saß, nunmehr an die Reihe kam, seine Gedanken zu Spock zu formulieren. Bereits im Anschluss an den Beitrag der Tafelrunde hatte er nämlich angemerkt, dass er darin vieles wiedergefunden hatte, was er selbst zuvor für seine eigenen Ausführungen recherchiert hatte.
Aber einen geübten Redner wie Steinmüller konnte das beileibe nicht aus dem Konzept bringen. Seine knackigen Ausführungen reichten so von seiner ersten Star-Trek-Folge „Computer M5“, über eine kurze Textanalyse des Nimoy-Songs „Highly Illogical“ bis hin zu Diderot und Bougainville.
Was der Schriftsteller und Kurd-Laßwitz-Preisträger im weiteren Verlauf zum Besten gab, war eine wahre Achterbahnfahrt durch die philosophischen und literarischen Aspekte der Kultfigur Spock.
So verglich Steinmüller den Halbvulkanier mit dem Motiv des Edlen Wilden, stellte die vulkanische Logik auf die Position einer atheistischen Religion und attestiert der Originalserie ein Menschenbild, dass sich mit dem vieler Science-Fiction-Romane der DDR deckt. Abschließend stellte er die interessante und trostbringende These auf, dass sich die Menschheit in genau jene Richtung entwickeln könnte, die die von Leonard Nimoy verkörperte Rolle durch ihr aktives Vorbild vorgegeben hat.


Im Anschluss erwartete die Besucher eine kleine Überraschung, denn Benjamin Stöwe spielte Tonbeispiele von Barack Obama, Wil Wheaton, Kate Mulgrew und Zachary Quinto ein, in denen sie sich an den verstorbenen Leonard Nimoy erinnerten. Das Besondere an den Mitschnitten war jedoch, dass es dem Gastgeber gelungen war, mit Sven Plate, Gertie Honeck und Timmo Niesner die Synchronsprecher der drei letztgenannten Schauspieler dafür gewinnen zu können, die prominenten Beileidsbekundungen einzusprechen.


Als Benjamin Stöwe nach einem weiteren beherzten Dudelsackstück unter der zielgenauen Ankündigung „zwei schnelle Tänze“ das Rednerpult erneut besetzte, ergänzte er seine erste Lesung um einen weiteren bewegenden Auszug aus Nimoys zweiter Biografie „I Am Spock“. Wiederum riss er sein Publikum über den von ihm ausgewählten Auzug um die Namensverbindung 'Leonard Spock' mit sich und wiederum leitete er gekonnt zu seinem Projekt „Raumschiff Eberswalde“ über, wo ein Nachruf auf Spock bereits in der 428. Episode des Hörspiels vorweggenommen wurde.



Von dort aus übernahm Daniel Broz mit seinem Dudelsack und spielte genau das Stück, auf das ein jeder in diesem Raum gewartet hatte: „Amazing Grace“. Und während die Töne des Rohrblattinstruments von den Wänden des Wäschekellers zurückgeworfen wurden und auf dem Monitor der letzte Tweet Nimoys zu sehen war, standen nicht nur dem Autoren die Tränen in den Augen, sondern auch vielen anderen Gästen.



Das mag vielleicht sich im ersten Moment vielleicht recht kitschig lesen, doch tatsächlich war diese Trauerveranstaltung so detailverliebt, liebenswert und stilvoll arrangiert, dass ein Aspekt wie ein Zahnrad in einem Uhrwerk in den nächsten griff. Ein Waschkeller voller Star-Trek-Fans nahm von einer der prägendsten Gestalten des gesamten Science-Fiction-Genres Abschied, eben ohne dass es sich künstlich oder aufgesetzt angefühlt hätte. Gerade im Hinblick auf die eigene Teilnahme lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass die "RetroSpocktive" eine (ge-)denkwürdige Veranstaltung von Fans, für Fans und vor allem mit Fans gewesen ist.


Denkwürdige Zitate:

Spock ist, wenn man so will, der amerikanische Winnetou.
Karlheinz Steinmüller

Wir haben jetzt den Data und der versucht die Menschen nachzumachen. Mein Gott, hat der denn nichts besseres zu tun?
Karlheinz Steinmüller



Ein Redefeuerwerk!
Kalami über Karlheinz Steinmüller

Heute hängt die Wäscheleine wieder – für alle die es noch nicht bemerkt haben.“
Benjamin Stöwe

Die bisher emotionalste Veranstaltung hier.
K'olbasa


Lasst uns anstoßen – auf das Leben.“
Benjamin Stöwe

Uff alle Fälle is es besser als in Sachsen - in Babelsberch 14482."
Turon zu Inka


Weiterführende Leseliste:

Die NCC-1701-A in Eberswalde am 6. September 2014
Die NCC-1701-B in Eberswalde am 22. November 2014
Die NCC-1701-C in Eberswalde am 17. Januar 2015
Die NCC 1701-D in Eberswalde (RetroSPOCKtive) am 28. März 2015