Judgement Rites von 1993, ein schönes Beispiel für Story und Spannung. |
Die Historie der Star Trek Spiele ist leider nicht nur von einigen
Höhen sondern vor allem vielen Tiefen geprägt. Die ersten Versuche nahmen sich
dem Weltraumkampf an (1971 das heutzutage arg biedere Star Trek oder 1997 das
Wing Commander ähnliche Starfleet Academy), erzählten Abenteuer über
Texteingaben (The Kobayashi Alternative von 1985) oder versuchten sich in
Action-Spielen aus der Ego-Perspektive (1997 Generations und 2000 Voyager Elite Force). Als erstes schafften es einige Adventure-Spiele, die Atmosphäre einer
Charakter- und Story-getriebenen Serie einzufangen, mit mehreren abgeschlossenen
Handlungen, interessanten Dialogen und ansprechenden Grafiken: gerade noch The
Transinium Challenge von 1989, spätestens aber 25th Anniversary von 1992, Judgment
Rites von 1993 und A Final Unity von 1995. Ein herausforderndes Spiel mit
diesen Trek-typischen Elementen zu verbinden ist auch nicht so einfach. Sehr
storylastige (nicht-Trek-)Spiele, wie die von Quantic Dreams – Fahrenheit,
Heavy Rain und Beyond: Two Souls – bieten zwar glaubhafte Figuren, müssen sich
jedoch den Vorwurf gefallen lassen nicht genug Spiel zu sein, sondern mehr
Film. Nun ja, wie mans macht...
Im Star Trek Universum wird aktuell wohl Star Trek Online als das
bekannteste Spiel angepriesen, welches ebenfalls zahlreiche Geschichten erzählt,
mir persönlich jedoch zu verworren ist und durch die vielen herumhopsenden Spieler
irgendwie viel von seiner Atmosphäre einbüßen muss. Aber das sehen andere Leute
natürlich ganz anders, z.B. hier. Demnächst erscheint mit Star Trek Timelines
ein Spiel mit Schwerpunkt auf Missionen, gestaltet diese jedoch eher abstrakt,
wie bei einem Kartenspiel. Und dann ist da Trexels, welches Anfang 2014 von YesGnome
für iOS herausgebracht wurde und aktuell für Android erschienen ist.
Die USS Trexelprise - TRX-1701. |
Trexels stellt auf den ersten Blick eines dieser typischen
free-to-play-mobile-Aufbauspiele wie Sim City oder Simpsons dar, in
denen der Spieler eine Stadt oder ähnliches aufbauen muss, indem er Ressourcen
sammelt und diese in neue Gebäude etc steckt, die ihm das Vorankommen
erleichtern. Bei Trexels sammelt der Spieler mit seiner Crew „Command“-,
„Research“- und „Power“-Punkte und steckt diese in neue Laboratorien,
Crew-Quartiere, die Ausbildung der Mannschaft und Missionen.
Das Schiff füllt sich mit Hydroponics (links, in gelb), der Academy, Subspace Scanner (2x in blau), den Long Range Sensors sowie der Security Station (rechts, in gelb) |
Normalerweise bin
ich von diesen Konzepten sehr schnell gelangweilt. Alle paar Minuten oder
Stunden ist irgendwas fertig und ich muss wieder etwas anklicken, damit es
weiter geht. Oder ich zahle Geld und kaufe Dilithium, um die Prozesse zu
beschleunigen oder besondere Räume freizuschalten. Gähn... Mal abgesehen von
der äußerst charmanten Darstellung der Figuren und des Schiffes – alles ist
irgendwie auf witzig und knuffig getrimmt – bietet dieses Spiel noch ein
entscheidendes Element was es von der Masse der Klickspiele abhebt: eine Story!
Die Missionen - erster Sektor. |
Eingeleitet von der Stimme George Takeis erleben wir wie die USS
Valiant in der sogenannten Trexelian Ausdehnung zerstört wird und schauen uns
nun mit unserer bunten Crew selbst vor Ort um. In der Originalserie war die USS Valiant übrigens ein vermisstes Schiff, welches dann im "Krieg der Computer" wieder auftauchte (Staffel 1, Episode 23: A Taste of Armageddon).
Nun stoßen wir auf Missionen,
die die Haupthandlung weitererzählen und kleinere in sich geschlossene
Geschichten. Einige davon erledigen wir an Bord des Schiffes – hiermit bekommen
die verschiedenen Laboratorien, die wir im Wirtschaftsteil des Spieles bauen,
einen echten Sinn – und andere auf Planeten. Anders als bei den klassischen
Adventures aus den 90ern, sind die Stories jedoch schnell erledigt und es gibt
auch keine echten Kombinationsrätsel zu lösen. Wir bewegen uns von Bildschirm
zu Bildschirm, bekommen die Geschichte über Sprechblasen und kleine Animationen
erzählt und erledigen Herausforderungen in Minispielen. Z.B. erkennen wir im
Wissenschaftsteil (gut, wenn wir unser Außenteam nach ihrem Science-Wert
zusammengestellt haben), dass der gesamte Planet eine riesige Bibliothek
darstellt. Leider überflutet diese unser Schiff und sogar die Gehirne unserer
Crew mit ihrem Wissen, weswegen wir uns genötigt fühlen mit den Roboter-Wachen
einen Kampf zu beginnen. Wir sammeln noch fix etwas ein, was wir später im
Schiff untersuchen wollen und finden letztlich den Hauptraum in dem wir die
Intelligenz des Planeten mit einem Diplomatie-Spiel überzeugen müssen uns
nicht weiter mit ihren Daten zu bombardieren.
Meine Crew wurde zusammengestellt. |
Die Würfel stehen hier für Waffenenergie und Heilung. |
Die Spiele laufen dabei immer
gleich ab: kleine Würfel verteilen sich über dem Schirm, die ich fix antippen
muss, um dann Handlungen von Kampf, Schutz, Forschung oder Diplomatie ausführen
zu können. Je nach Ausbau meines Schiffes bekomme ich hier stärkere Werkzeuge
an die Hand, um Herausforderungen leichter oder überhaupt lösen zu können. In
manchen Missionen finde ich sogar neue Charaktere, die dann Teil der Crew
werden können, z.B. Hikaru Sulu oder VIPs wie eine Horta, Captain Pike oder
einen Talosianer. Natürlich kann ich mir gegen Geld auch weitere Leute
hinzukaufen und Crew wie Schiff auf TNG trimmen. Bisher ist es jedoch noch
möglich alles umsonst zu absolvieren. Evtl werde ich nicht sämmtliche Räume
freischalten können – zumindest nicht ohne richtig viel Ressourcen und
Erfahrungspunkte im Wirtschaftsteil zusammenklicken zu müssen.
Eine Wissenschaftsmission. |
Ich bin aktuell sehr angetan von Trexels. Die Atmosphäre stimmt,
es gibt viele kleine Details zu entdecken, die Musik aus der Originalserie
während der Missionen blendet wunderbar ein und ich komme gut voran ohne
Stunden dumpf auf dem Schirm rumzuklicken. Mir gefällt vor allem der sehr
sinnvolle Mix aus Aufbausimulation und storygetriebenen Missionen. Natürlich
lässt sich der Komplexitätsgrad nicht im Mindesten mit dem eines Star Trek
Online vergleichen. Insofern bin ich mir auch nicht sicher, ob Trexels in
Sachen Langzeitmotivation bestehen wird oder ich nur noch sehr mühsam
vorankommen werde ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Diese Art Spiel tendiert
ja leider dazu... Diesbezügliche Erfahrungen von unseren Trexels-erfahrenen
iOS-Besitzern gerne in die Kommentare.
Trexels im App Store und im Play Store